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Shadowy - Episode 0

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Vorbemerkung:

Da es heutzutage üblich ist, Käufer und Benutzer von Geräten jeglicher Art vor unsachgemäßer, ja teilweise geradezu törichter Anwendung zu warnen, möchte ich mich diesem Trend aus gegebenem Anlass natürlich nicht verschließen.

Vorwort

Hallo erstmal,

dies soll der erste Teil einer mehrteiligen Geschichte sein. Da ich Cliffhanger nicht leiden kann und auch nicht weiß, wie viele und ob überhaupt Fortsetzungen erscheinen werden, habe ich mich für diese Version von, in sich weitgehend abgeschlossenen, Episoden entschieden. Die einzelnen Episoden, so fern ich sie schreibe, bauen aufeinander auf. Geplant sind eigentlich noch mindestens drei Episoden. Jedoch hat jede Episode ein klares Ende, wobei natürlich immer Fragen offen bleiben werden. Schließlich sollen die einzelnen Episoden zu einem Gesamtkonzept gehören.

Die Episode 0 ist dabei auch als eine Art von Trailer anzusehen, der die Hauptfiguren vorstellt und in das Shadowy-Universum (sic!) einführt. Deshalb ist diese Episode auch wahrscheinlich länger als die Zukünftigen.

Das ganze ist eine Mischung aus SF, Krimi und Fantasy (PSI, Mutanten) wobei ich mich von diversen Filmen und Büchern 'inspirieren' ließ. Das heißt, dass ich fast überall etwas geklaut habe.

Zum einen von 'The Corps', wobei mir dort einige der Akteure einfach viel zu jung sind, und andere zu Bekannt. Dann natürlich noch bei 'Blaues Licht' von Nero, dessen Geschichte mich letztendlich wieder dazu angeregt hatte, meine Phantasie in die Tasten zu geben.

Dass ihr beim Lesen der Geschichte auch immer wieder über StarWars, Matrix, X-Men, Perry Rhodan, Mark Brandis, K.H. Scheer's ZBV-Serie, Frank Herberts 'Wüstenplanet' und ähnliches stolpert sollte euch nun also auch nicht mehr verwundern.

Obwohl die Story im Jahre 2035 beginnt sind den Akteure meiner Geschichte, diese Filme und Bücher präsent - das macht beim schreiben der Dialoge einfach mehr Spaß.

Zur Story nur so viel, sie spielt wie schon geschrieben ab dem Jahre 2035, also noch in naher Zukunft, wobei sich die Welt dann doch etwas verändert hat. Dass viele der Personen schwul sind, muss ich hier wohl nicht extra betonen, wobei es natürlich auch zu sexuellen Handlungen im zwischenmenschlichen Bereich kommt. Mir kommt es dabei aber mehr auf die positive Darstellung der Personen an und von Begriffen wie Vertrauen, Freundschaft und Toleranz.

Dabei möchte ich aber nicht unbedingt in die all zu gerne von anderen bemühten Klischees der ach so toleranten, verständnisvollen, gutherzigen Schwulen und ach so intoleranten, brutalen Heteros verfallen. (wirklich tolerante Schwule sind mir bis jetzt nur wenige begegnet, die meisten fordern Toleranz nur für sich ein.) Völlig vermeiden lassen sich diese Klischees aber natürlich nicht. Ich mache meine Helden doch nicht herunter! :-)

Noch ein Satz zu einem Problem, für das ich bis jetzt keine befriedigende Lösung gefunden habe. Es geht um das Problem der Erklärungen. Vieles, innerhalb der Geschichte, muss irgendwie erklärt werden. Entweder im laufenden Text, was aber oft die Handlung ins stocken kommen lässt, oder so wie im 'Wüstenplanet' als Erklärung am Ende des Buches. Was aber auch wieder stört, wenn man ständig nach hinten blättern muss.

Ich versuche es mit einer Mischung aus beidem, kurze Erklärung im Text, eine weitergehende falls erforderlich am Ende. Ein entsprechendes Feedback wäre da sicherlich hilfreich.

Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, existierenden und nicht mehr existierenden Organisationen, Glaubensgemeinschaften sowie Staaten und Behörden sind weder wirklich zufällig noch völlig unbeabsichtigt, sondern manchmal einfach unvermeidbar. Sie stellen aber immer die subjektive Meinung des Autors über diese Personen, Organisationen, Glaubensgemeinschaften, Staaten und Behörden dar.

Diese Geschichte habe ich für die beiden *n*stories-Internetseiten geschrieben. Sie darf nur mit meiner Zustimmung veröffentlicht werden.

OK - nach so viel Geschwafel jetzt zur Geschichte.

Stopp!

Leider hatte ich das Vorwort schon sehr früh geschrieben. :-) Doch die fertige Episode 0 hat jetzt, je nach Formatierung ca. 180 bis 190 Seiten. Nach einigen Mails mit Icho Tolot, der die undankbare Aufgabe übernommen hat, die Geschichte Korrektur zu lesen, habe ich mich entschlossen, sie nun doch in 6 Teilen zu Veröffentlichen.

Diese Teile werden so bald als möglich nacheinander erscheinen. Wie schon geschrieben, die Geschichte ist fertig, aber leider ist mir die Rechtschreibung, im Laufe der Story, etwas abhanden gekommen. Sobald die Teile fertig korrigiert und zusammengebaut sind werde ich sie auch entsprechend weiterleiten.

Leider lassen sich durch die Aufteilung Cliffhanger nicht mehr vermeiden.

An dieser Stelle noch ein herzlichen Dank an Icho Tolot, wegen der Arbeit die er beim Korrigieren hatte bzw. noch hat.

OK - jetzt geht's aber wirklich los mit 'Shadowy - Episode 0 Erster Teil'. ;-)

1. - Am Anfang war...

Manche haben diesen Satz anders in Erinnerung, aber das wäre ja dann ein ganz anderes Buch.

An einem unbekannten Ort, Freitag 20.07.2035

Schmerzen, unglaubliche Schmerzen durchströmten scheinbar jede meiner Körperzellen. Hatte ich denn einen Körper? Ich fühlte Schmerzen, konnte sie aber unmöglich einem Körperteil zuordnen. Dann waren noch diese grellen Blitze, begleitet von einem unglaublichen Dröhnen - Wo war ich? - Wer war ich? - Was geschah mit mir?

Scheinbar endlos lange Zeit fühlte ich mich fallen, mal durch Eiseskälte und dann wieder durch brodelnde Hitze, wobei ich um jede nur denkbare Körperachse wirbelte. Langsam wurde mein Sturz ruhiger, die Geräusche leiser und ich begann auch anderes, als nur zuckende Blitze, wahr zu nehmen. Dort hinten in scheinbar weiter Ferne war ein rotes Wabern. Seitlich konnte ich rotierende Spiralnebel, wie in einem Planetarium, erkennen. Doch die stechenden Schmerzen blieben, zumindest wohl im Kopf, denn meinen Körper konnte ich noch immer nicht fühlen. - Wo waren meine Arme und Beine, mein Rumpf und - andere Teile die, wenn auch klein, ich nicht missen wollte?

Rotierend stürzte ich auf eine dunkle Wolke zu, je näher ich kam, desto mehr zog sie mich an. - Nicht etwa, dass sie mich angezogen hätte, wie die Erde einen fallenden Kometen. - Nein ich selbst wollte zu dieser Wolke. Die, in dem ganzen Chaos um mich herum, Frieden und Ruhe - ja fast Geborgenheit ausstrahlte. Da wollte ich hin, um endlich Ruhe zu finden, zu schlafen, zu träumen und um meine Schmerzen zu vergessen.

»Kämpfe gegen die Dunkelheit - gib nicht auf! - Du darfst dich nicht fallen lassen - suche das Licht!«

Eine Stimme? Eine Stimme in meinem Kopf? - Also ich war es nicht, aber woher kam diese schöne Stimme? Die Stimme, die mich aus meinen Träumen reißen wollte?

»Wer ist Da? - Wo bin ich?«, rief ich. Hatte ich wirklich gerufen oder nur gedacht, gerufen zu haben?

»Suche das Licht - komm zu mir!«Hört sich ja gut an, aber wie soll das gehen?

Ich versuchte die Stimme zu lokalisieren - was ohne Körper und somit auch ohne Ohren nicht gerade leicht war. Auch jegliche Bewegung im Raum, oder was auch immer mich da umgab, schien so unmöglich. Aber ich bemerkte, dass mein inneres Zögern auch die Annäherung an diese dunkle Wolke gebremst hatte.

Spontan wollte ich jetzt sehen, was hinter mir war. Ich wollte es einfach - und da sah ich es. - Das Licht! Ein helles, warmes, weithin strahlendes Licht. Die Stimme hatte gesagt 'Such das Licht'.

Jetzt hatte ich es gefunden und wollte zum Licht, ich wollte unbedingt zu der Stimme. Und schon stürzte ich auf dieses Licht zu.

Schneller und immer schneller raste ich auf das Licht zu, die Sterne verschmierten und bald war nur noch 'das Licht' genau vor mir zu sehen. Mein Zielstern, da wollte ich hin.

Als ich plötzlich einen noch heftigeren Schmerz, intensiver als alles bis jetzt empfundene, verspürte - ahnte ich, betrogen worden zu sein. Es würde nur noch schlimmer kommen, viel, viel schlimmer. Dann wurde alles schwarz und ich verlor das Bewusstsein.


Stöhnen, lautes, heftiges Stöhnen erfüllte den Raum. Wer stöhnte denn so laut? Mir war schlecht und ich hatte rasende Kopfschmerzen, konnte denn der Kerl nicht leiser sein? He, ich hatte ja wieder einen Kopf! Ja, und schmerzhaft brachte sich auch der Rest meines offensichtlich wieder vorhandenen Körpers in Erinnerung. Nun fing der Kerl doch tatsächlich an, wie ein Irrer zu schreien. - Wo bin ich denn hier gelandet? In einem Tollhaus oder was?

»Bleib ruhig Mike! - Und halte die Augen geschlossen, sonst wird alles nur noch schlimmer.«Es war zu Spät. - Als ich die Stimme wieder erkannte, die Stimme aus dem Traum, öffnete ich meine Augen. Denn jetzt war die Stimme real und noch schöner, klangvoller.

Tja, und daraufhin schrie ich noch lauter - was mich auch darauf brachte, dass ich es schon die ganze Zeit gewesen war, der da geschrien hatte. Feuerräder tanzten vor meinen Augen und glühende Nadeln schienen sich langsam in mein Gehirn zu bohren. Woher wusste ich bloß, wie sich so etwas anfühlt? Egal, sicherlich fühlte es sich genau so an.

Jetzt legte sich eine Hand vor meine Augen - fast umgehend waren wenigstens die Nadeln verschwunden. »Entschuldige Mike, ich hätte damit rechnen müssen. Du bist krank und hast Fieber, die äh…, die Medikamente bringen dir ein paar Stunden Ruhe, aber dann werden die Schmerzen wieder kommen. Inzwischen werde ich dich waschen - ist das OK?«

Die Schmerzen? - Nein! Aber das Waschen - darüber ließe sich reden, wollte ich sagen. Denn ich spürte jetzt sogar, dass alles, was auch immer ich an hatte, an mir klebte. Jedoch mehr als ein Röcheln kam nicht aus meinem schmerzenden Rachen.

Kaum realisierte ich, dass ich angehoben wurde und schon drehte sich wieder alles um mich und ich hatte wohl wieder einen Blackout. Denn irgendwann später spürte ich, wie eine Hand sanft die Haare aus meinem Gesicht streifte und etwas kühles und feuchtes über meine Stirn wischte.

»Julian? - soll ich dir helfen?«, hörte ich eine leicht stockende, ja fast ängstliche, Stimme. Die Hand, die dabei war, mir das Gesicht zu waschen, hielt inne. - War das Julians Hand? Langes Schweigen, dann wieder die Stimme: »Bitte Julian - ich will wirklich helfen!«

»OK! - Das Bett ist total verschwitzt und feucht, zieh es bitte ab und stell die Automatik auf schnelles Trocknen. Hinterher könntest du mir hier helfen, ihn hat es schwer erwischt.«

Hallo, dachte ich - Ich bin auch noch da! Wie wäre es, wenn mir mal jemand sagen würde, was los ist? Doch deren Antworten waren genauso stumm, wie meine Fragen. Vorsichtig versuchte ich die Augen etwas zu öffnen - diesmal tauchten keine Feuerräder auf. Auch die Nadeln, die sich nun wieder in mein Gehirn zu bohren schienen, glühten scheinbar nicht mehr. Immerhin ein echter Fortschritt! - Oder?

Leicht verschwommen und mit Tunnel-Blick begann ich meine Umgebung in Falschfarbentechnik wahrzunehmen. Mit den Nadeln verschwanden auch langsam die falschen Farben und so konnte ich mit den Informationen, die mein Sehzentrum mir lieferte, langsam etwas anfangen.

Ich lag offensichtlich auf einem Tisch in einem größeren Raum. An den gegenüberliegenden Wänden standen jeweils ein Bett und dazwischen der Tisch, auf dem ich mich befand. An einem der Betten machte sich eine Gestalt - nein, ein wirklich gut aussehender Kerl zu schaffen. Er war ca. 1 Meter 80 groß, hatte schwarzes, langes, mit einem Band zusammengebundenes Haar und schien sehr sportlich zu sein.

Jetzt begann das Bett zu fauchen, oder wohl eher die Lüftung im Bett, und der Typ dreht sich zu mir um. Wow, nicht nur sein Körper sah gut aus. Er hatte auch ein wirklich schönes Gesicht mit leuchtend grünen Augen und ein süßes Lächeln. Ich schätzte, er war in meinem Alter, also 19 Jahre alt.

Die Hölle konnte das schon einmal nicht sein, dachte ich.

»Lukas? - kannst du ihn mal halten? Ich muss ihm auch noch die verschwitzten Shorts ausziehen und fertig waschen!«, hörte ich hinter mir die Stimme von Julian. Kurz danach begannen seine Worte und deren Bedeutung in mein Bewusstsein einzudringen und ich wollte nun doch ein wenig protestieren.

Doch Lukas war inzwischen hinter mich getreten und hatte den Platz von Julian eingenommen, während sich nun ein ca. 19 Jähriger, 1 Meter 80 großer, unglaublich gut aussehender Typ mit schwarzbraunen halblangen Haaren und den schönsten rehbraunen Augen, die ich je gesehen hatte, in mein Blickfeld schob. OK, stellte ich für mich fest. - Der durfte mir alles ausziehen was er wollte, und waschen durfte er mich auch überall. Dabei schien ich jetzt auch noch leicht debil zu grinsen, denn er tätschelte beruhigend meinen Oberschenkel und meinte nur: »Keine Angst - da ist nichts, was wir nicht kennen.«Na, - ob ich ihm das glauben sollte?

Als er mir die Shorts auszog, begann sich bei mir was zu regen. Etwas, was in dem Ausmaß zunahm, wie mir Julian zu gefallen begann. Und je länger ich ihn ansah, desto besser gefiel er mir. Mir wurde das immer peinlicher, doch es kam noch schlimmer.

»Oh - ihm scheint es aber doch entscheidend besser zu gehen.«, hörte ich die Stimme von Lukas aus meinem Rücken. Klar - dachte ich, einen heftigen Stich in meinem Ehrgefühl verspürend, einem wehrlosen immer in den Rücken fallen, wie schon Brutus.

Ein strafender Blick, der nicht mich, sondern offensichtlich Lukas treffen sollte, und Julians beruhigend gemeinte Worte: »He, ist doch völlig OK. - Du gefällst mir doch auch!«, ließen den von Lukas beobachteten Gesundheits-Indikator schnell wieder in sich zusammen sinken. Was von Julian, mit erkennbarem Bedauern, zur Kenntnis genommen wurde. Konnte es sein, dass er wirklich auch so fühlte wie ich?

Den Rest der Reinigungsprozedur nahm ich danach auch schon nicht mehr wahr. Im Halbschlaf hörte ich nur noch etwas von »die Matratze abschalten... 10 Minuten durchlüften... neuer Bezug... Ich geh noch Duschen...«

Später wurde ich wieder halbwegs wach, als mich jemand anhob und sanft in das frisch gemachte Bett legte. Wieder begann ich geistig abzudriften, doch etwas ließ mich aufhorchen. »OK, ich bin dann bei Tom. Wenn ihr mich braucht, ruft einfach. - OK?«, hörte ich Lukas sagen und ein leises »Ja!«als Antwort aus meinem Rücken. - ???

Julian hinter mir? In meinem Bett? Nicht das es mir wirklich unangenehm gewesen wäre, zumal genug Platz war, aber ging das nicht etwas schnell? Gleich darauf spürte ich tatsächlich wieder seine sanfte Hand auf meiner Schulter, die mich aus der stabilen Seitenlange zog und seine angenehme Stimme.

»Mike - entspann dich. Ich fürchte, bald werden die Schmerzen wieder kommen. Du musst dich jetzt ausruhen. Und he, - keine Angst, ich werde dich nicht begrapschen. Ich kann dir aber helfen, vertrau mir. - Oder versuch es zumindest. Und Mike? - Versprich mir, dass du weiter machst. Kämpfe gegen die Apathie! Hör bitte auf mich! Es ist wirklich wichtig!«

Wehren konnte ich mich in meiner momentanen Verfassung eh nicht, und ob ich mich gegen Annäherungsversuche von Julian wehren wollte - da war ich mir auch nicht sicher. Also gab ich ihm schweigend mein Wort, was auch immer er damit meinte, ließ mich auf den Rücken sinken und versuchte mich zu entspannen. Dabei realisierte ich dann das Julian meine Hand hielt und drückte. Eine völlig neue, aber sehr angenehme Erfahrung.

Jetzt spürte ich auch ein seltsames Kribbeln, das von meiner Hand ausging. Es fühlte sich an, als ob ganze Heerscharen von Ameisen durch meine Hand den Arm entlang krabbelten - nur, dass es höchst angenehm war. Trotz meiner ungewissen Situation schlief ich völlig entspannt und irgendwie beruhigt neben Julian ein.

2. - A Dream within a Dream?

All that we see or seem is but a dream within a dream. [E.A. Poe]

An einem unbekannten Ort, Dienstag 24.07.2035

Die inzwischen vertrauten Schmerzen waren wieder da, wie Julian es angekündigt hatte. Allerdings machte dies die Tatsache auch nicht besser. Doch diesmal stand ich auf einer Waldlichtung, über mir der klare Sternenhimmel mit passendem Vollmond, rechts von mir plätscherte ein Bach.

Folg mir nach, komm, fühl die Nacht!
Wirklich ist nur, woran wir glauben.
Flieh vor dem, was dich bewacht.
Lass dir nicht deine Träume rauben!

Immer wieder diese Verse im Gleichklang mit dem Plätschern des Baches, die mich langsam einlullten. Immer mehr war ich bestrebt ihnen nachzugeben, mich hinzulegen, einfach zu schlafen und zu träumen. Zumal der Weg, der da aus dem Wald herausführte, offensichtlich sehr steinig war und am Horizont auch noch steil anstieg.

Ich war gerade dabei mich am Bach hinzusetzen, um mich etwas auszuruhen, als sich die komplette Landschaft schlagartig veränderte. Ich stand am Waldrand, aber jetzt war es Winter. Die Bäume waren mit Schnee bedeckt, der Bach gefroren. Ich stand nun knöcheltief im Schnee. Aber der vor mir liegende Weg war nun längst nicht mehr so steil. Da hörte ich wieder Julians Stimme, die ich jetzt auch sofort wieder erkannte. Wie aus weiter Ferne und doch so klar.

Er zitierte einen Teil eines Gedichtes von Robert Frost - schon seltsam, dass er es auch kannte. Schon früher, als ich es zum ersten Mal gehört hatte, fühlte ich mich so seltsam berührt von diesem Text.

The woods are lovely, dark and deep.
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep,
And miles to go before I sleep.

Des Waldes Dunkel zieht mich an,
doch muss zu meinem Wort ich stehn
und Meilen gehn, bevor ich schlafen kann.
und Meilen gehn, bevor ich schlafen kann.

Auch er wiederholte jetzt sehr eindringlich die letzten Zeilen 'doch muss zu meinem WORT ich stehn, und Meilen gehn, bevor ich schlafen kann.' Ja ich hatte es ihm versprochen - und obwohl ich ihn doch praktisch nicht kannte, enttäuschen wollte ich ihn dennoch nicht. Und so machte ich mich auf den Weg durch die nächtliche Winterlandschaft.

Kaum hatte ich die ersten Schritte getan, da zerbröckelte alles um mich herum. Ich fühlte, wie ich von unbekannten, unfassbaren Kräften wild durch die Gegend gewirbelt wurde. Unter lautem Stöhnen wachte ich in Julians Armen völlig verschwitzt auf.

Man - soll das jetzt ewig so weiter gehen? Ich hatte so langsam wirklich Panik. Doch dann sah ich, ohne größere Schmerzen zu haben, in Julians Augen. Ich sah sein Lächeln, erhaschte einen Blick auf seinen nackten Oberkörper und fühlte mich gleich mal um etliche Stufen besser.

»Na? Auch mal wieder da? - Willkommen im realen Leben, auch wenn es im Moment nicht gerade toll läuft.«- Mann, ihm könnte ich ewig zuhören, egal was für einen unverständlichen Unsinn er auch sagte. Kaum hatte ich es gedacht, da huschte schon wieder so ein Lächeln über Julians Gesicht, ein Lächeln, für das ich sterben könnte, und seine Augen funkelten mich fast sehnsüchtig an.

Als hätte er mich verstanden, flüsterte er jetzt leise: »Du wirst es bald verstehen, aber ich kann dir jetzt noch nicht alles erklären - es wäre im Moment einfach zu viel für dich.«und dann wieder etwas lauter »Du bist einfach im Moment sehr krank und schwach, aber du bist bei Freunden, die dir helfen - OK?«Klar, ihm würde ich alles glauben.

Da er mein Gekrächze sicher nicht als 'Ja' verstand, nickte ich gleich mit dem Kopf. Was ein wirklich böser Fehler war, wie mir die stechenden Schmerzen, die durch meinen Nacken in mein Gehirn rasten, signalisierten.

Er schob sich halb über mich, um an die auf dem Boden stehende Trinkflasche heran zu kommen. Dabei spürte ich, dass er ganz offensichtlich nicht nur kein T-Shirt an hatte.

Wow! - Der Junge ging ja ran. Als er wieder neben mir lag, konnte ich einfach nicht widerstehen und hob die Decke an, die uns beide bedeckt hatte. Was ich sah, hätte mir die Sprache verschlagen, wenn ich sie schon wieder erlangt hätte. Das war kein Mensch, das war ein junger Gott! Nur, dass bei ihm ein kleines, aber entscheidendes Detail größer war, als bei den griechischen Statuen üblich.

Etwas rot geworden ließ ich die Decke los und sank wieder in die Kissen. Doch Julian lächelte mich nun leicht verlegen an und reichte mir die Wasserflasche. »He Mike - das ist jetzt wirklich keine Anmache. Aber wenn du alle paar Stunden alles voll schwitzt, dann gehen mir einfach die Klamotten aus.«

Gierig trank ich das Wasser und probierte dann, meine Stimme wieder einzusetzen. »Also mich stört es wirklich nicht, eigentlich gefällt es mir sogar außerordentlich, was ich da sehe.«, krächzte ich noch immer etwas heiser, wahrscheinlich von dem Schreien. - Oder habe ich das auch nur geträumt?

»Es stört dich wirklich nicht?«, hörte ich Julians erleichterte, etwas ironische, Stimme. »Ganz sicher?«

Nur zur Sicherheit hob ich die Decke noch einmal an, die wie ich zugeben musste, wirklich ziemlich feucht war, und riskierte einen längeren Blick. Man musste doch sicher gehen, wenn er es schon so genau wissen wollte.

»Ja wirklich - er - nein, du gefällst mir wirklich sehr!«, bekannte ich entgegen meiner Gewohnheit völlig offen.

»Du siehst einfach unglaublich gut aus, aber nicht nur deswegen würde ich dich gerne näher kennen lernen.«Insgeheim fragte ich mich jedoch schon, warum er überhaupt in meinem Bett war. Es gab doch noch ein zweites Bett, welches leer stand. Pflege hin oder her, er musste doch wohl nicht die ganze Zeit bei mir liegen?

Ich blickte vorsichtig in seine Augen, die kurz vor Freude aufblitzten, doch dann schien ein Schatten über sein Gesicht zu fallen. Vorsichtig ging er etwas auf Abstand und zog nun sogar seine Hand, mit der er meine gehalten hatte, zurück. Seltsamerweise waren fast augenblicklich die Kopfschmerzen wieder da.

»Es tut mir wirklich Leid, ich wollte dich nicht bedrängen, ich wollte dir wirklich nur helfen.«Mit diesen Worten schlug er die Decke zurück und versuchte, vorsichtig über mich hinweg zu steigen. Nach kurzem Zögern bekam ich ihn dann gerade noch an der Hüfte zu fassen und zog ihn an mich, so dass er jetzt voll auf mir lag.

Die Kopfschmerzen verflogen und machten dem unheimlich geilen Gefühl Platz, diesen herrlichen Körper auf mir zu spüren. Das erste Mal mit einem Jungen im Bett und das mit fast 19! Zu allem war ich auch noch so krank und fertig, dass ich nur die Hälfte mitbekam. Mann Mike du bist wirklich kein Held, begann ich mich mal wieder selbst zu bemitleiden.

Vorsichtig sah ich ihm in die Augen: »Bitte sag mir erst, was los ist. - Du scheinst unheimlich nett zu sein. Ich war noch nie mit einem Jungen so zusammen, und verstehe einfach nicht, was das alles hier soll. «

Ich streichelte jetzt nur noch vorsichtig über seinen Rücken. Wenn er wollte, würde er sich jederzeit von mir lösen können. Doch er hob nur seinen Oberkörper etwas an und stützte seine Arme rechts und links von mir ab. Unbeabsichtigt oder nicht drückte sein Unterleib nun verstärkt gegen meinen. Mein Blut machte sich sogleich auf Wanderschaft in die jetzt stärker belastete Region und auch bei ihm schien das Blut in dieselbe Richtung zu strömen. Ganz sicher, bei den griechischen Statuen war das Teil wesentlich kleiner.

Als ich dann wieder in sein Gesicht sah, konnte ich sogar ein paar Tränen ausmachen. Ich verstand einfach nicht, was los war, konnte ihn aber, ohne Widerstand, ganz zu mir herunter ziehen. Sein Kopf lag nun an meiner Schulter und ich streichelte ihn. »Bitte Julian was ist los, was habe ich falsch gemacht?«

»Du? - Du hast nichts falsch gemacht. Es ist meine Schuld. Kennst du den Spruch 'Die Wünsche galoppieren und der Verstand geht zu Fuß'?«, ich kannte ihn nicht, fand ihn aber auch für mich ziemlich oft zutreffend.

Er aber sprach stockend weiter: »Während du da stundenlang im Delirium gegen die Symptome angekämpft hast, da habe ich ein wenig geträumt«, dabei lächelte er etwas verlegen, »und mir ausgemalt, wie es sein könnte, mit dir zusammen zu sein. Ich hab mich in dich verliebt und du hattest nicht mal die Möglichkeit, es zu bemerken.«

Jetzt wurde mir einiges klarer, aber so richtig verstand ich immer noch nicht. - Stundenlang? - Das Wort ging mir einfach nicht aus dem Kopf. »Wie lange bin ich den schon hier?«

»Hier bei uns, bei mir, seit vier - fast fünf Tagen.«Peng! - Fünf Tage!?

»Und du warst die ganze Zeit bei mir? - Hast dich die ganze Zeit um mich gekümmert, gewaschen und so?

»Lukas und Tom haben mir noch geholfen. - Kannst du dich denn nicht mehr erinnern?«, lachend fügte er hinzu, »Du hast doch Tom noch die Suppe über den Bauch gekippt.«

»Was?«, ich wurde jetzt wahrscheinlich knallrot.

»Lief ihm alles über seinen, na du weißt schon... aber Lukas hat sich selbstaufopferungsvoll um ihn gekümmert. Seitdem durfte ich dich dann alleine füttern. Bei mir warst du aber auch immer ganz brav.«Er grinste jetzt wirklich von einem Ohr zum anderen.

Oh Mann, da hatte ich ja wohl wieder eine Glanzleistung vollbracht. Ich dachte daran, dass ich schon als Kind solche Dinge immer gut fertig gebracht hatte.

»Glaubst du, dass du aufstehen kannst? Ich denke etwas Körperhygiene wäre mal wieder angebracht.«

He, da liegt der süßeste Typ aller Zeiten auf mir und ich muffle?

»Wenn du mir hilfst, können wir es ja mal probieren.«Noch nie hatte ich mich einem anderen Menschen so schnell so nahe gefühlt. Ich kann es mir einfach nicht erklären, aber Julian vertraute ich vom ersten Moment an absolut. Als er sich von mir löste und aufstand, musste ich einfach grinsen, obwohl jetzt die Kopfschmerzen wieder kamen. Julian hatte eine wahre Prachtlatte und wurde dabei auch noch entzückend rot. Was ihn, für einen Moment, richtig niedlich erscheinen ließ. Rot wurde er natürlich nur im Gesicht!

Doch als er seinen Blick auf meine Körpermitte richtete, war es an der Zeit, dass ich etwas verlegen wurde. Meiner stand genauso, nur war er eben nicht so eindrucksvoll. Julian half mir dann beim Aufstehen und nur sehr wackelig konnte ich mich überhaupt auf den Beinen halten. »Mit Duschen wird da heute wohl noch nichts. Dazu bist du mir einfach zu unsicher auf den Beinen.«

»Du kannst mich ja halten!«, meinte ich darauf ziemlich keck und hoffte inständig, dass er darauf einging.

»Wenn du es willst - gerne! Ich wollte nur nicht, dass du denkst, dass ich dich bedrängen will.«Julian sah mich schon wieder so traurig an, es war jetzt das zweite Mal, dass er von 'bedrängen' sprach. So fasste ich den tollkühnen Entschluß auf ihn zu zugehen, um ihn tröstend in den Arm zu nehmen. Dabei stolperte ich und landete unsanft auf den Knien vor ihm auf dem Boden.

Als er mir die Hand reichte, um mir beim Aufstehen zu helfen, öffnete sich die schräg gegenüberliegende Tür, und Lukas kam in das Zimmer. Der interpretierte die Situation etwas anders. Er bekam einen roten Kopf, rief nur noch schnell: »Oh, ich wollte nicht stören!«, und drehte auf der Stelle, um den Raum schnellstmöglich zu verlassen.

Julians »Halt, warte!«, ließ ihn sofort unter der Tür erstarren, während er, mit einem fetten Grinsen im Gesicht, uns über die Schulter beobachtete, wie Julian mir beim Aufstehen half.

»Nun komm schon rein, oder glaubst du wirklich, dass es ihm jetzt danach ist, mir einen zu blasen? Mensch Lukas - er ist nur gestolpert.«

OK. - Blasen nicht, aber näher beugen vielleicht schon?

Lukas Blick blieb auf meinem immer noch waagerecht stehenden Schwanz hängen und meinte, mühsam ein Lachen unterdrückend: »Nein - es sieht wirklich nicht danach, aus als würde er an Sex denken.«Dann lachte er laut los, als er in Julians Gesicht sah, als der meine momentane Situation erfasste.

»OK zugegeben, es sieht vielleicht so aus als wollte er vielleicht, aber er hat nicht und ich denke er wollte nicht.«, dass denkst aber nur du, dachte ich im Stillen den für ein paar Sekunden... , doch er fuhr gleich fort, »Eigentlich wollten wir zusammen Duschen gehen, aber vielleicht willst du lieber mit ihm gehen, du bist ja in festen Händen.«Wobei er den letzten Teil des Satzes sehr betonte, da musste etwas zwischen ihm und Lukas vorgefallen sein, von dem ich natürlich nichts wusste. - Aber was wusste ich im Moment denn schon.

»Nein, nein - Mike ist dein Schnuckel! Und seinem Blick nach will er bestimmt nicht von mir gewaschen werden.«Lukas war doch ein kluges Kerlchen, dachte ich so für mich. Auch wenn ich mich nicht als Julians Schnuckel sah und Lukas auch nicht verachten würde. Aber der ist ja scheinbar in festen Händen und Julian eben nicht.

»Ich mach mal was zu Essen und euer Bett. Übrigens Mike - heute siehst du bedeutend besser aus.«Ich sah ihm ins Gesicht und hatte wirklich das Gefühl, er meinte es ehrlich.

»Danke Lukas, ich fühle mich auch besser. Auch wenn ich das, aufgrund fehlender Erinnerungen an die letzten Tage, wohl nicht wirklich beurteilen kann.«

»Sei froh, ich kann mich auch nicht daran erinnern, wie es mir nach der ersten 'Behandlung' ging. Erst jetzt, wo ich das von dir hier so miterlebt habe, weiß ich was Julian in der Zeit für uns, also Tom und mich, gemacht hat. Zumal er damals uns beide gleichzeitig pflegen musste.«

Er ging auf Julian zu und drückte ihn umarmend an sich und sagte »Danke für alles - und verzeih uns bitte, wir hatten wirklich keine Vorstellung davon.«

Mit diesen Worten ließ er den völlig verdutzten und wohl auch ein wenig gerührten Julian los und verschwand schnell aus dem Zimmer. Dabei murmelte er nur noch »Und geht endlich Duschen - ihr habt es nötig.«

Da ich schon wieder am Kippen war, schnappte mich Julian und sagte »OK - ab unter die Dusche mit dir - für dieses Mal dürfte das Schlimmste hinter dir liegen.«

Muss ich noch erwähnen, dass ich es wirklich nicht verstand? Konnten die denn nicht mal Klartext reden? Ein Orakel musste gegen die ja geradezu eine Quelle klarer und eindeutiger Informationen gewesen sein.

3. - I am going Slightly Mad

Julians und Mikes Zimmer, Dienstag 24.07.2035

Als ich jetzt zusammen mit Julian unter der Dusche stand, war jegliche erotische Stimmung von mir gewichen. Das lag aber bestimmt nicht an Julian, denn der sah schöner denn je aus. Ich kam nur einfach nicht aus dem Grübeln heraus, wollte jetzt einfach wissen, was für ein Spiel hier gespielt wurde. Die Andeutungen und Gesprächsfetzen, die ich immer mal wieder aufgeschnappt hatte, machten alle keinen rechten Sinn.

Julian blickte mir wieder tief in die Augen, als er mich geradezu zärtlich einseifte. »Ich weiß, du willst erfahren was hier los ist. Das kann ich verstehen, aber es wird besser sein, wenn Tom und Lukas auch dabei sind. Ich denke es wird nicht einfach für dich werden. Außerdem wird es einfach besser sein, da ich mit der Vergangenheit gewisse Probleme habe.«

Ich sah ihn fragend an und begann nun auch, ihn sanft einzuseifen, eigentlich streichelte ich ihn mehr, aber es war einfach so schön, mit ihm zusammen zu sein, seine Nähe zu spüren und in seinen braunen Augen zu versinken. »Was ist denn dein Problem, oder sollte ich fragen, was hast du den so schlimmes gemacht?«

Ich hatte Julian offensichtlich völlig falsch verstanden, denn es erklang nur ein leises bitteres Lachen. »Mein Problem ist, dass mein Leben, an welches ich mich erinnern kann, am 5.06.2035 beginnt. Abzüglich der Zeit, die ich in einem Fiebertraum ähnlich dem deinen verbracht habe. Das war der Tag, an dem ich in dieses verfluchte Labor kam.«

Ich hatte zwar so ziemlich jedes Zeitgefühl verloren, doch wenn ich mich nicht völlig irrte, hatten wir jetzt Juli! »Du hast nur Erinnerungen von einem Monat, oder was für ein Datum haben wir heute? Und von was für einem Labor sprichst du?«

»Das mit dem Labor erzähl ich dir, wenn alle zusammen sind - Bitte habe noch etwas Geduld und wir haben heute Dienstag, den 24. Juli 2035. Aber etwas anderes - was weißt du über Mutanten?«

Schon wieder auf später verschoben, langsam wurde das zur Gewohnheit! Und was sollte die Frage über Mutanten?

»Hmm - Mutanten? - Darüber habe ich mir noch nie groß Gedanken gemacht. Ich weiß bzw. habe gehört, dass es welche geben soll. Positive und negative, letztere meist in Gebieten mit sehr hoher Umweltverschmutzung. Mutation an sich ist eine notwendige Begleiterscheinung der Evolution. In dem heutigen Sprachgebrauch sind mit 'Mutanten' aber Menschen mit besonderen Fähigkeiten gemeint. Aber außer aus dem Kino und Büchern weiß ich nichts darüber.«, spulte ich mein weniges Wissen bzw. Halbwissen zu diesem Thema herunter.

Julian schien sich verschluckt zu haben, dann grinste er mich an »Oh, ich fürchte, du kennst mindestens drei!«

Mir wurden langsam die Knie weich - ich ahnte, nein ich wusste plötzlich, was Julian andeuten wollte. »Du, Lukas und dieser Tom? Ihr seit Mutanten?«Noch immer hielt ich mich an seiner rechten Schulter fest, was ihn scheinbar zu freuen schien, denn er legte seine linke Hand auf meine, nur ganz leicht wie zur Bestätigung, wobei er mir in die Augen sah.

»Ja wir sind so eine Art von Mutanten, Transmutanten nennen 'Sie' es. Was glaubst du, warum ich dir die ganze Zeit die Hand gehalten habe und Körperkontakt zu dir herstellte?«Grinsend, aber doch mit einem knurrenden, leicht drohenden Unterton, fügte er dann noch hinzu: »Sag' aber jetzt nichts Falsches!«

»Die Schmerzen! Immer wenn du mich berührt hattest... gingen sie weg... aber wie?«

»Ich habe diese Fähigkeit von einem Anderen bekommen, der nannte es Reiki, das kommt aus dem Japanischen. Es ist eine Art von Heilung durch Handauflegen. Eigentlich ist es eine bekannte Sache, nur dass es bei mir wirklich geht. Ich meine, solche Typen, die behaupteten, durch Handauflegen heilen zu können, wie die Fernsehprediger und Wunderheiler, gibt es viele.«

Ich sah ihm in die Augen und löste vorsichtig meine Hand von seiner Schulter. Auch er hatte seine inzwischen wieder herunter genommen. Praktisch umgehend waren die Schmerzen da. Natürlich längst nicht mehr so schlimm als am Anfang, aber immer noch sehr unangenehm. Sobald ich ihn berührte, ließen sie nach und waren dann wieder weg.

»Ich hab dich wirklich nicht begrapscht«, sagte Julian mit ernstem Gesicht. Es schien ihm wirklich wichtig zu sein. Er relativierte sich aber gleich darauf selbst ein wenig, als ich ihn ein wenig spöttisch musterte, »Na gut - vielleicht ein wenig, aber eigentlich nicht wirklich.«

Ihm in die Augen sehend, zog ich vorsichtig seinen Kopf zu mir und wir küssten uns zum ersten Mal. Als wir uns schließlich, nach zwei oder drei Ewigkeiten, voneinander lösten, ab und zu muss man ja auch noch Luft holen, umschlang ich ihn mit meinem Arm und streichelte seinen Rücken.

»Du darfst mich überall begrapschen Julian. Du kannst dir gar nicht vorstellen was ich, trotz der kurzen Zeit, die ich bewusst mit dir verbracht habe, inzwischen für dich empfinde.«

Verlegen sah er mich an und massierte leicht meinen Nacken. »Doch Mike - ich weiß es ziemlich genau. Ich soll eigentlich ein Telepath sein!«

Hätte er mich nicht festgehalten, ich wäre einfach zusammengebrochen. Scheiße - er wusste also die ganze Zeit was ich dachte? Was ich für ihn empfand? Julian schien meine Gedanken zu ahnen oder entgegen seiner Aussage doch zu lesen.

»Mike - ich schnüffle nicht in deinen Gedanken, ich habe die Telepathie eingesetzt, als du im Fiebertraum dabei warst, dich aufzugeben und danach, als du nicht richtig sprechen konntest. Aber die Gefühle, die du für mich empfindest - dazu muss ich nicht schnüffeln. Du strahlst wie ein 100 Megawatt Sender.«

Ich sah ihm wieder in die Augen 'Die Augen sind der Spiegel der Seele' habe ich mal gelesen, in seinen fand ich die Bestätigung dessen, was er sagte. Ich fühlte einfach, dass es stimmte. Und eigentlich war es doch egal, ich hatte mich in ihn verliebt und das durfte er, nein das sollte er wissen.

»Mach was immer du für richtig hältst, ich vertraue dir.«Zur Bestätigung küsste ich ihn noch einmal, so lange ich nur konnte. Wo auch immer wir hier waren, ich würde nur zusammen mit ihm hier weg gehen, dies schwor ich mir.


Julians und Mikes Zimmer, Dienstag 24.07.2035

Wir hatten uns in unserem Zimmer versammelt, und ich lernte nun auch Tom noch einmal kennen. Ich konnte mich wirklich nicht erinnern, ihn je zuvor gesehen zu haben. Tom war ebenfalls 19 Jahre alt, ca. 1 Meter 78 groß, hatte einen muskulösen kräftigen Körper, ein ziemlich breites Kreuz, wie ein Schwimmer, starke Arme und kräftige Beine. Trotzdem, wenn er sich bewegte, sah es unheimlich geschmeidig und elegant aus. Doch kein Vergleich zu Lukas, der wirklich richtig katzenhaft durch die Gegend schlich, was durch seine grünen Augen irgendwie noch verstärkt wurde. Lukas war übrigens erst im Januar 18 geworden.

Doch zurück zu Tom, der hatte hellbraunes Haar, ein irgendwie Härte ausstrahlendes männliches Gesicht, etwas dunklere Hautfarbe, freundliche bernsteinfarbene Augen, eine gerade kurze Nase, breite Lippen und mehrere kleine Narben im Gesicht. Und einige größere, wie ich später sah, auf dem Rücken.

Dass ich sein doch markantes Gesicht nicht wieder erkannte, nahm er mir aber keineswegs übel. Er sagte nur, dass jeder in den ersten Tagen Probleme hatte, Wirklichkeit und Traum auseinander zu halten. Er machte auf mich ein wenig den Eindruck eines Brummbären. Etwas brummig, aber doch ganz nett.

Ich lag inzwischen halb auf unserem Bett und lehnte mich an Julian, der mich fest an sich gezogen in den Armen hielt. Tom und Lukas saßen auf dem Bett uns gegenüber, und wieder spürte ich die Spannung zwischen ihnen und Julian.

»Lukas hat sich ja schon bei dir entschuldigt und ich möchte das jetzt auch noch tun. Jetzt wo wir bei Mike gesehen haben, was du für uns in den ersten Tagen getan hast, da kommt uns unser Verhalten dir gegenüber ziemlich mies vor.«

Tom stockte ein wenig, sein Gesicht zeigte jetzt überhaupt keine Härte mehr, und ich verstand natürlich nicht so recht, um was es da ging. Aber das war jetzt wirklich nichts Neues

Danach fuhr er, mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen fixierend, fort: »Wir, also Lukas und ich, lebten schon über zwei Jahre zusammen im 'Sektor 20', das ist eine Sektor-Stadt in der Nähe von Europolis. Sie ist eines der Gettos für 'einfache Bürger'. Eine Art 'Homeland' für die, die niemand braucht.«

Ich wusste, dass es noch solche Städte gab, die aus der Zeit der 'Großen Evakuierung' stammten, hatte aber nie so ein 'Homeland' gesehen. Meine Eltern waren wohlhabend gewesen und so bin ich als 'Bürger zweiter Ordnung' aufgewachsen. Darüber gab es nur noch die Superreichen, die 'Bürger erster Ordnung'.

Tom erzählte weiter: »In solchen Sektor-Städten leben auch relativ viele Mutanten, da sie sich dort besser der staatlicher Kontrolle entziehen können. 'Normale' Menschen oder 'Normalos', wie wir es waren, haben mit den Mutanten aber praktisch keinen Kontakt. - Sie bleiben immer unter sich und Hilfe solltest du von ihnen nie erwarten.

Wir waren es gewohnt, für uns selbst zu sorgen und hielten uns von allem, was Probleme machen könnte, fern. Aber egal, jedenfalls wurden wir eines Tages von einem Fängerkommando aufgespürt, gefangen genommen und offensichtlich hierher gebracht. Solche Fängerkommandos waren schon längere Zeit im 'Sektor' unterwegs, und keiner weiß, für wen sie arbeiten. Bisher hatten wir immer nur angenommen, dass sie Mutanten jagten, bis wir selbst 'Opfer' wurden.

Was die ersten Tage hier betrifft haben wir keinerlei Erinnerung. Da kann dir Julian sicher mehr erzählen. Lukas war einen Tag vor mir 'behandelt' worden, dementsprechend ging es ihm auch immer etwas besser als mir. Als es mit uns beiden etwas besser wurde, lernten wir Julian, Ralf und Mirco kennen.

Wobei, bei Mirco bekamen wir nur mit, dass er im Sterben lag. Julian und Ralf versuchten wohl Mirco zu helfen, und beide waren offensichtlich Mutanten. Ab und zu war einer von ihnen bei uns und kümmerte sich etwas um uns. Dass sie viel öfters bei uns gewesen sein müssen, haben wir erst durch dich realisiert.

Mit Mircos Tod brach Ralf total zusammen und wir haben ihn danach nur noch zwei- bis dreimal gesehen. Julian versuchte ihn zu trösten und tauchte nur noch sehr selten bei uns auf. Da waren wir aber schon dabei, uns gegenseitig zu helfen, oder genauer gesagt, Lukas half mir.

Wegen unserer 'Erfahrung' mit Mutanten versuchten wir, gleich nachdem wir wussten, dass sie welche waren, den Kontakt zu den beiden zu minimieren. Dies betraf aber hauptsächlich Julian, da wie gesagt Ralf sowieso fast nicht zu sehen war. Julian informierte uns kurz über das Labor und dass man uns zu 'Transmutanten' machen wollte. Wir haben ihm anfangs einfach nicht geglaubt.»Dabei schnaubte er verächtlich.

»Wenige Tage später beging Ralf Selbstmord. Von Julian erfuhren wir hinterher, dass Ralf und Mirco ein Paar gewesen waren, wie wir auch. Er hatte wohl unsere unterschwellige Ablehnung gegen ihn gespürt und tauchte eigentlich nie wieder auf unserer Seite auf, also in dem Zimmer das wir bewohnen. Seit Ralfs Tod am 9.Juli sind jetzt 14 Tage vergangen und du bist seit rund fünf Tagen hier. Wir sind seit dem 2. Juli hier, das sagt wenigstens Julian.«

Lukas hatte sich an Tom gekuschelt und wurde von ihm während des Erzählens sanft gestreichelt, was unheimlich harmonisch aussah. Toms Bericht hatte mich, verständlicherweise, ziemlich hart getroffen. Während Tom berichtete spürte ich ein paar Mal, dass Julian etwas sagen wollte, aber er hielt sich schließlich doch zurück. Nun aber begann er mit leicht stockender Stimme zu berichten.

»Ich bin seit dem 5. Juni hier, so hat es mir jedenfalls Ralf gesagt. Als ich hier aufgewacht bin, gab es noch zwei andere 'Gäste', Ingo und Kai. Sie waren wohl auch die Ersten, mit denen man hier Versuche angestellt hat.

Ingo und Kai waren auch schon ein Paar, noch bevor sie hier ins Labor verschleppt wurden, und sie sollen auch aus 'Sektor 20' gekommen sein. Ein paar Tage nach meiner Ankunft wurden sie beide zusammen abgeholt und tauchten nie wieder auf. Ralf war aber der festen Überzeugung, dass sie nicht umgekommen sind. Selbst nach dem Tod von Mirco glaubte er, dass Ingo und Kai noch leben würden.

Von Ralf weiß ich auch, dass ich nicht alleine kommen sollte, es wurde Bekleidung für zwei bereitgestellt, aber der Andere hat scheinbar schon den ersten Tag nicht überlebt. Wie ihr wisst, habe ich keinerlei Erinnerung an mein Leben vor dem Tag, als ich hier erwacht bin.

Mirco musste gleich nach mir in 'der Maschine' gewesen sein. Er kam, wie Ralf sagte, seltsam verändert wieder heraus. Seit diesem Tag ging es ihm, mit ein paar Unterbrechungen, immer schlechter. Es zog sich fast einen Monat hin, bis er starb.

Von Ralf hatte ich zwischendurch auch die Reiki-Fähigkeit, also die Fähigkeit zu heilen, während einer Art gemeinsamer Meditation erhalten. Er ist aber nicht mehr dazu gekommen mir zu erklären, wie er das gemacht hat. Er wollte, dass ich sie an die anderen weitergebe. Aber nach Mircos Tod war er einfach nicht mehr in der Lage, zu erklären wie das gehen soll.

Ihr, Lukas und Tom, seid gerade in der Zeit gebracht worden, als es mit Mirco zu Ende ging. Ralf und ich versuchten die ganze Zeit alles, um ihn zu retten, andererseits konnten wir euch ja nicht so hängen lassen. Die Gefahr, dass wir euch verlieren, also dass ihr in die Apathie verfallen würdet, ist in den ersten Tagen scheinbar sehr groß. Und wenn Tom sagt, dass er erst durch Mikes Auftauchen begriffen hat, wie sehr wir euch geholfen haben, so muss ich zugeben, dass ich Mike jetzt viel mehr helfen konnte, als euch.

Wir, also Ralf und ich, hatten einfach weder Zeit noch die Möglichkeit, euch so zu helfen, wie ich jetzt Mike geholfen habe. Ihr seid im Abstand von einem Tag hier eingetroffen und zudem der Zustand von Mirco... wir waren einfach überfordert und am Verzweifeln.»

Er stockte wieder etwas in der Erzählung, und ich legte meine Hand auf seinen Oberschenkel und streichelte ihn ein wenig, um ihn zu beruhigen.

»Das Ziel dieses Experiments ist es angeblich, Telepathen zu 'produzieren' und infolge dessen spürten Ralf und ich natürlich eure Ablehnung uns gegenüber. Jedoch hatten wir unter diesen Bedingungen einfach keine Kraft, uns auch noch darum zu kümmern. Oder sogar nach den Gründen zu forschen. Um ehrlich zu sein, mir war es zu diesem Zeitpunkt einfach egal, und ich wollte nicht auch noch darüber nachdenken.

Dass ihr mich dann auch nach Ralfs Tod ausgegrenzt habt, das tat wirklich verdammt weh. Zumal ich es einfach nicht verstehen konnte, was ihr gegen mich hattet. Ich war kein guter Telepath, ich bin es eigentlich auch jetzt noch nicht. Aber zu der Zeit konnte man bei mir eher von Empathie sprechen, also dem Aufnehmen von Gefühlen.

Als ihr euch dann entschlossen habt, mir bei Mike zu helfen, war ich wirklich erstaunt. Damit hätte ich echt nicht mehr gerechnet. Aber ich bin wirklich froh, dass ihr es getan habt. Denn bei Mike war es noch schlimmer, als bei euch.»

Mit der Zeit war Julians Stimme immer fester geworden und hatte zuletzt wieder ihren inzwischen vertrauten Klang. Auch Lukas und Tom, die etwas geknickt zugehört hatten, waren jetzt wieder etwas beruhigt. Ich wollte jedoch noch einige Fragen loswerden, doch bevor ich auch nur ansetzen konnte, begann Julian, weiter zu sprechen.

»Mike, ich weiß, und das nicht durch Telepathie, dass du noch viele Fragen hast, aber langsam wird es spät, und es könnte sein, dass 'Sie' Morgen wieder weitermachen. Deshalb nur so viel: Alle, die hier in diesem Labor für die Experimente missbraucht wurden, sind entführt und hierher gebracht worden. Ich kenne niemanden, der freiwillig hier war oder ist.«Ich bestimmt auch nicht, dachte ich bitter.

»So weit wir wissen, hat keiner der Entführten irgendwelche näheren Verwandte oder Bekannte, niemanden, der einen vermisst. Man wird entführt, untersucht und 'präpariert', um schließlich zur 'Erstbehandlung' in 'die Maschine' gesteckt zu werden.

'Die Maschine' ist eine hohle, kugelförmige, kupferfarbene, Anlage, in deren Inneren sich eine Liege befindet, auf der du während der 'Behandlung' festgehalten wirst. Erst nach dieser 'Erstbehandlung' bringen 'Sie' dich hier her, in den 'Wohnbereich'. In der Regel dauert es vier bis fünf Tage, bis du dich von dieser 'Erstbehandlung' erholt hast.

Nach ein paar Tagen beginnt die 'Regel-Behandlung', dies bedeutet, du wirst einmal die Woche in 'die Maschine' gebracht. Eigentlich hat nur die 'Erstbehandlung' solche Auswirkungen, wie du sie jetzt noch spürst. Wobei auch die zweite und dritte Sitzung ziemlich übel sein können. Wie man bei Mirco gesehen hat, kann aber auch noch nach Monaten etwas passieren.

Zudem gibt es auch noch meistens zwei Untersuchungen die Woche, bei denen alles Mögliche untersucht und gemessen wird. In der Zeit, in der 'Sie' dich nicht benötigen, kannst du im Prinzip tun, was du willst, nur all zu viel Auswahl lassen 'Sie' dir nicht.

Was immer 'Sie' von dir verlangen - mach es!

Ich habe es vorhin schon als das 'Präparieren' erwähnt, dir wurde ein so genannter 'Reizsender' in Höhe des vierten Halswirbels implantiert. Mit dem Ding können 'Sie' dir zu jeder Zeit höllische Schmerzen zufügen. Einige Türen sind mit einer 'Reizsperre' versehen. Du merkst es sofort, wenn du dich ihnen näherst. Erst ein Kribbeln, das, je näher du kommst, immer schlimmer wird. Durch eine solche Tür kannst du nicht gehen, vorher würdest du bewusstlos zusammenbrechen. Früher hatten 'Sie' solche Türen mit Hochenergiesperren versehen, aber nachdem Ralf dies für seinen Selbstmord genutzt hat, haben 'Sie' die 'Reizsperren' eingeführt.

Wer 'Sie' eigentlich sind, wissen wir nicht, auch nicht, warum sie Telepathen haben wollen. Dieser Wohnbereich wird, soweit wir wissen, nicht überwacht, so viel Privatsphäre billigen 'Sie' uns scheinbar zu. Es würde aber auch nicht viel Sinn machen, Telepathen mit Abhörwanzen überwachen zu wollen.

Warum alle ,die hier sind oder waren, schwul sind, wissen wir auch nicht. Ein Zufall ist es bestimmt nicht. Lukas hat die Theorie, dass es damit zusammenhängt, dass die Mutanten, von denen er gehört hat, auch alle schwul sein sollen.

So, jetzt hast du erst einmal einiges, über das du nachdenken kannst. Ich bin jetzt müde und würde gerne ein wenig schlafen. Die letzten Tage waren doch sehr kräftezehrend. - Aber dies gilt natürlich nicht nur für mich.», fügte er mit einem leichten Lächeln hinzu.

Lukas und Tom nickten zustimmend und auch ich war erstens müde und zweitens sehr nachdenklich geworden. Wie konnten wir hier herauskommen? Einfach wie ein Lamm auf die Schlachtung warten und nach deren Pfeife tanzen, wollte ich nicht. Ob Onkel Stefan schon etwas unternommen hatte? Das war doch wenigstens ein Ansatzpunkt - wenn Julian Recht hatte, dann konnten 'Sie' von Onkel Stefan nichts wissen, sonst wäre ich ja nicht da. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie das gewagt hätten.

Lukas und Tom waren inzwischen gegangen, während ich noch immer meinen Gedanken nachging. Unbewusst beobachtete ich die ganze Zeit, wie Julian sich auszog und bald nur noch mit einer Boxer bekleidet da stand. Er war gerade in 'sein' Bett gekrochen, als ich mich entschloss: »Du Julian?«, müde blickte er zu mir hoch, »Kann ich bei dir schlafen?«, dabei probierte ich meinen berüchtigten Dackelblick.

»Ich befürchtete schon, du würdest gar nicht mehr fragen.«, sprachs und schlug einladend die Decke zurück. Ich glaube, ich stellte einen neuen Rekord im Ausziehen auf, legte mich völlig nackt zu Julian, und kuschelte mich ganz eng an ihn. Kurz darauf schmiss er auch noch seine Boxer-Shorts auf den Haufen seiner Klamotten. Nicht, dass diese Nacht noch etwas passiert wäre, außer ein paar 'versehentlichen' Berührungen, aber es war einfach schön, ihn so nahe bei mir zu haben.

4. - Morning has broken

Julians und Mikes Zimmer, Mittwoch 25.07.2035

Ein Körper kuschelte sich von hinten ganz fest an mich und etwas drückte gegen meinen Hintern, während ein Arm mich umfasst hielt. Leichte Atemzüge an meinem Ohr. Träumte ich schon wieder? Keine Schmerzen, kein Stürzen, keine Feuerräder - nein diesmal träumte ich wohl nicht. Vorsichtig, den Arm leicht anhebend, drehte ich mich auf den Rücken und blickte tief in die schönsten rehbraunen Augen, die ich kannte - Julian!

Jetzt stellte ich auch, durch vorsichtiges Tasten, fest, was da so gedrückt hatte. Als ich noch mit der Untersuchung beschäftigt war, man will ja sicher gehen, stöhnte Julian leicht auf und grinste mich an. »Schade eigentlich, du hattest fast eine ideale Position, wenn ich die Theorie richtig verstanden habe.«

»Du warst Wach?«

»Schon seit einer halben Stunde, und die Versuchung war ziemlich groß.«

Weiter seine Erregung streichelnd, lachte ich »Was heißt die Versuchung 'war' ziemlich groß? Ich würde sagen, die Versuchung hier ist verdammt groß!«

Ich ließ dann doch von seinem Glied ab und zog stattdessen seinen Kopf nahe zu mir, und mit einem »Guten Morgen mein Schatz.«, küsste ich ihn auf den Mund.

Mit einer schnellen Bewegung wälzte er sich auf mich und schnappte sich meine Arme, um sie mir seitlich von meinem Kopf in das Kissen zu drücken. Seine Augen funkelten und seine mächtige Latte drückte gegen meine. Langsam beugte er sich zu mir herunter und wir küssten uns heftig. Endlich konnte ich meine Arme aus seinem Griff herauswinden, umfasste ihn und zog seinen Körper noch enger an mich heran. Nach einer halben Ewigkeit, oder waren es doch zwei, in denen unsere Zungen miteinander Tango tanzten, lösten sich unsere Lippen.

»Ich liebe Dich seit dem ersten Tag.«, flüsterte Julian leise.

»Ich liebe Dich auch, Julian.«Dabei streichelte ich seinen Rücken und zerwühlte seine Haare. Ich sah wieder fragend in seine Augen »Du hast noch nie?«

Er schüttelte, zögernd und mit traurigem Blick, den Kopf. »Gilt es auch wenn ich sage, dass ich mich nicht erinnern kann?«

Betroffen blickte ich ihn wieder an, wie konnte ich es nur vergessen! Wenn er vorher eine Beziehung gehabt hatte, so wusste er jetzt nichts mehr davon und die anderen hatten ja jeweils eine Beziehung. Klar, dass er sich dann um so stärker zu mir hingezogen fühlte. Obwohl ich mir absolut sicher war, dass er mich nicht als sexuelle Notlösung sah, er liebte mich wirklich, das spürte ich einfach.

Doch gleich darauf fiel mir wieder etwas ein und ich wurde wohl wieder knallrot im Gesicht »Ähm Julian?«, er sah mich mit funkelnden Augen an, »Du liest doch nicht etwa gerade meine Gedanken, Oder?«

»Wieso sollte ich nicht? - Du hast es mir doch erlaubt?«Wieder dieses hintergründige Grinsen.

»Ja schon - aber...«

»Nein Mike, ich habe nicht in deinen Gedanken geschnüffelt. Ich fände das im Moment ziemlich unpassend, oder?«

»Weißt du, manchmal denke ich halt ziemlich - nun wie soll ich sagen...«

»Nüchtern, kalt, logisch, berechnend?«, half er mir aus.

»Nüchtern - finde ich da noch am Passendsten.«

Er lächelte ein wenig traurig, »Du hast dir überlegt, dass meine Auswahl an möglichen Partnern hier sehr eingeschränkt war - oder?«

Ich nickte etwas verlegen. »He bitte sei nicht böse - lies meine Gedanken und du weißt, dass ich dich wirklich liebe und es dir glaube.«

Er schüttelte lächelnd den Kopf »Das brauche ich nicht, ich fühle es auch so, und mach dir keine Gedanken. Es ist kein Fehler, ab und zu auch mal mit dem Gehirn zu denken und nicht nur mit dem Schwanz.«

OK - Das war ein Argument - doch ehrlich - ich dachte zurzeit eher mit dem letztgenannten Körperteil. Und streichelte weiter seinen Rücken und ließ meine Hände langsam tiefer zu seinem herrlich geformten runden Apfelarsch gleiten.

»Das fällt mir unter diesen Umständen aber auch nicht mehr leicht.«Dabei knetete ich seine festen Backen und biss ihm leicht in die Schulter.

Wir wälzten uns herum und ich kam auf ihm zu liegen. Wieder ein tiefer Kuss, wieder versank ich in seinen Augen »Julian, ich hatte auf jeden Fall noch nie was mit einem Jungen, auch nicht mit einem Mädchen. Ich will Dich wirklich ,aber vielleicht nicht alles auf einmal?«

»Wie immer du willst, ich kann mir nicht vorstellen, dass es mir Spaß macht, wenn es dir keinen Spaß macht. Hast du schon eine Vorstellung? Was willst du? An was denkst du so?«

Jetzt sah ich ihm bestimmt ziemlich gierig in die Augen »Na zum Beispiel an so was!«Langsam glitt ich an ihm abwärts und bedeckte seine ganze Brust mit Küssen, ließ meine Zunge um seine Nippel rotieren und ging dabei immer tiefer. Es war doch erstaunlich, auf was für Ideen man kam, wenn man zuvor die richtigen Geschichten gelesen hatte.

Julian stöhnte erst leise und dann immer lauter, sein ganzer Körper fing an zu zittern. Doch ich ließ mich nicht beirren und erreichte endlich seinen aufrecht stehenden Schwanz.

»Mann Julian, der ist ja riesig.«Jetzt, aus unmittelbarer Nähe, wurde es mir erst so richtig bewusst, um wie viel größer Julians Teil im Vergleich zu meinem war. Ich bekam nun doch Bedenken, wie das in Zukunft werden würde, wenn wir mehr wollten.

Er hob, etwas verlegen lächelnd, seinen Kopf und sah mir in meine, ihn noch immer bewundernden, Augen. Ich konnte einfach nicht anders, wenn man so was nur von Bildern kennt, dann muss man diese absolut gerade und haarlose 'Realität' einfach bestaunen.

»Der war nicht immer so.«, war Julian leise zu hören, um dann auf meinen fragenden Blick zu sagen: »Erst als Ralf mir das Reiki, die Heilfähigkeit, übertrug, ist er größer geworden.«

Jetzt war ich wirklich baff. »Das meinst du aber jetzt nicht im Ernst? Du willst mir jetzt wirklich sagen, dass er vorher im 'ausgefahrenen Zustand' nicht so groß war?«

»Nein, wirklich früher, also in den drei Wochen zuvor, war er deutlich kleiner.«

Den letzten Teil des Satzes konnte ich fast nicht mehr verstehen. So leise war Julian geworden, weil es ihm offensichtlich peinlich war, darüber zu sprechen. Wahrscheinlich weil er daran denken musste, dass er damals sich selbst befriedigt hatte.

Doch schnell fasste er sich wieder etwas und erzählte grinsend »Und mein von dir so bewunderter und umsorgter Hintern war auch nicht so schön geformt. Ehrlich, ich habe nichts bewusst gemacht, aber ich habe jeden Tag danach leichte Veränderungen festgestellt. Die wenigen Brusthaare, die ich nie mochte, fielen aus und es wuchsen auch keine neuen mehr nach. Auch an den Armen, Beinen und am Hintern fielen die Haare aus.

Seit ich einmal Mirco bei der Intimrasur beobachtet und ihm sogar bei den Stellen, bei denen er nicht so gut heran kam, geholfen habe, fand ich das haarlos einfach schöner.

Keine Angst. Ralf ging es an dem Tag nicht so gut und er hat gefragt, ob ich Mirco helfen würde, damals ging es Mirco auch mal wieder etwas besser und er wollte sich für Ralf 'schön' machen. Er rasierte sich sogar fast den gesamten Schambereich.

Ich fand es unheimlich schön und bei Ralf habe ich auch später gesehen, dass er seine Haare ähnlich trug, ob er sich rasiert hat oder, so wie bei mir, einfach der Haarwuchs ausgefallen ist, das weiß ich nicht. Jedenfalls bei mir fielen nach dem Übertragen des Reiki die Haare von alleine da aus, wo ich es wollte.»

Sachte berührte ich ihn wieder in seinem unbehaarten Intimbereich. Es fühlte sich wirklich schön an und sah verdammt gut aus. Ich kannte so was bisher nur von Bildern, mich selbst da zu rasieren hatte ich mich nie getraut. Ich konnte einfach nicht widerstehen und begann das 'Unentdeckte Territorium' mit meiner Zunge zu erforschen. Zugegeben, das hatte ich mal in einem, nicht jugendfreien, Filmschnipsel aus dem Internet gesehen, aber es war einfach geil.

Julian zog seine Beine an seinen Oberkörper und ich hatte freien Blick auf alles, was ich bis jetzt nur aus dem Netz, meiner versauten Phantasie und aus meinen feuchten Träumen kannte.

»Das sieht wirklich unheimlich geil aus, Julian.«

Was in den nächsten zwei Stunden geschah, war das Schönste, was ich bis jetzt erlebt hatte. Julian und ich verwöhnten uns gegenseitig in immer neuen Variationen und Stellungen. Richtig miteinander geschlafen hatten wir zwar nicht, aber auch so hatten wir verdammt viel Spaß.

Irgendwann als ich gerade mal wieder meinen Kopf zwischen Julians Beinen hatte, platzten Lukas und Tom in unser Zimmer. Erstgenannter mit einem großen Tablett und Tom mit zwei Kaffeekannen. Als sie den mitten im Zimmer stehenden Tisch erreichten, realisierten sie, was da gerade geschah. Ich schreckte, wegen der plötzlichen Geräusche, hoch und Julian konnte sich nicht mehr beherrschen und entlud sich unter heftigem Stöhnen in einer gewaltigen Eruption. In der nachfolgenden Stille hörte man nur noch seinen heftigen Atem.

Brüllendes Schweigen - allesamt wurden wir knallrot im Gesicht, bis ich mich nicht mehr beherrschen konnte und einfach lachen musste. Das steckte nach und nach alle an. Es war ja auch zu komisch, die halb entsetzten, rot angelaufenen Gesichter von Lukas und Tom zu sehen und dann das unterdrückte Stöhnen von Julian. Es ging einfach nicht mehr, wir lachten. Wir lachten, bis die Tränen kamen.

Ich fiel zurück auf Julians Brust, mitten in seinen Saft. Nur unter Mühe gelang es Lukas, das Tablett auf dem Tisch in Sicherheit zu bringen. Tom stand noch einigermaßen sicher, mit hoch rotem Kopf, einem leicht ungläubigen Blick und einer deutlich sichtbaren Erektion, mitten im Raum. Er konnte den Blick einfach nicht von Julians und meinem nackten Körper lösen und kämpfte mit den Kaffeekannen.

Endlich nach einer halben Ewigkeit, Lukas lag inzwischen röchelnd auf dem Bett, in dem ich bisher geschlafen hatte, rief Julian »Vorsicht - der Kaffee ist wahrscheinlich heißer als Mikes Suppe!«, während ich völlig verschmiert aufsprang, ihm die Kannen aus der Hand nahm und auf dem Tisch in Sicherheit brachte.

»Ich denke, das sollte wohl eine Einladung zum Kaffee sein.«, sagte ich zu Julian und reichte ihm die Hand, um ihn aus unserem Lotterbett zu ziehen.

»Und ich denke, wir gehen erst mal Duschen, in der Zeit können die beiden sich auch wieder etwas beruhigen.«, antwortete Julian. Mit einem kräftigen Ruck zog ich ihn nun ganz an mich heran und wir spazierten, die anderen einfach ignorierend, zu unserer Dusche.

Als wir schließlich nach ca. 20 Minuten wieder in unser Zimmer kamen, ja wir sind sehr gründlich gewesen, war der Tisch gedeckt und Lukas unterhielt sich sehr fröhlich mit Tom. »He Mike, diesmal bist du aber nicht gestolpert - oder?«, feixte Lukas, als wir den Tisch erreichten.

Ganz liebevoll zog ich Julian an mich heran und gab ihm einen langen intensive Kuss, um nun an Lukas gewandt zu sagen »Nein - gestolpert nicht, aber etwas aus dem Takt gekommen. Ich denke, ich hatte gerade die schönsten Stunden meines Lebens.«Julian funkelte mich liebevoll an, während er eine frische Shorts suchte und sie mir zuwarf.

»Och, wegen uns müsst ihr euch nicht die Mühe machen«, flüsterte Lukas heiser, wobei sein wirklich lüsterner Blick über Julians Körper streifte. Was ihm aber nur einen heftigen Knuff von Tom einbrachte.

Demonstrativ drehte sich Julian einmal ganz langsam um seine Achse und zog sich danach seine Shorts an. Ich will ja wirklich nicht übertreiben, aber Lukas sabberte jetzt wirklich. Nun wieder frisch, sauber und notdürftig bekleidet, setzten wir uns zu den beiden.

»Ich fürchte, in Zukunft werden wir wohl anklopfen müssen. Es tut mir wirklich Leid, dass wir euch da so quasi mitten aus der Aktion gerissen haben.«, sagte Lukas, während er abwechselnd zu mir und Julian sah.

Nur, um ihn für seinen gierigen Blick auf Julian zu bestrafen, sagte ich ganz locker: »He, war vielleicht ganz gut so, sonst hätten wir noch weitere zwei Stunden so weiter gemacht.«Julian grinste breit, legte mir die Hand auf die Schulter und flüsterte »Du warst aber auch außergewöhnlich gut, mein Schnuckel.«

Tom und Lukas fiel die Kinnlade runter und wir hatten mal wieder was zu lachen. Richtig verlegen fragte Tom »Habt ihr schon... ich meine so richtig?«

Ich blickte zu Julian und als auch er ernst wurde, sagte ich zu ihnen: »Wir wollten uns damit noch etwas Zeit lassen, ich habe mit Sicherheit noch nie so was gemacht, und Julian kann sich, wie ihr wisst, an nichts erinnern. Hier jedenfalls ist bis jetzt auch bei ihm in dieser Richtung nichts gelaufen.«

Tom nickte ernst und musterte uns: »Die Hautcreme, die ihr bei den Hygieneartikeln findet, könnt ihr auch gut als Gleitcreme verwenden, sie zieht nicht so schnell ein und fettet auch noch etwas nach. Ohne würde ich es an eurer Stelle nicht probieren, besonders nicht bei dem, was Julian so zu bieten hat.«

Julian und ich sahen ihn an und ich verstand, es war kein Witz und schon gar nicht böse gemeint, sondern nur ein gut gemeinter Ratschlag. Ich nahm mir vor, ihn bei der entsprechenden Gelegenheit zu berücksichtigen. Danach begann Lukas ein lockeres Gespräch über ganz allgemeine Dinge und bald fingen wir alle an zu essen und dachten nicht mehr an das, was geschehen war.

5. - Hope has a Name

Julians und Mikes Zimmer, Mittwoch 25.07.2035

Nach dem Frühstück saßen wir wieder so wie gestern auf den Betten, nur dass diesmal Julian in meinen Armen lag und sich von mir streicheln ließ. Tom wollte nun von mir wissen, wie ich hierher gekommen war, oder an was ich mich erinnern konnte. Also begann ich zu erzählen, und es sollte eine ziemlich lange Geschichte werden.

»Ich denke, ich muss etwas weit ausholen, denn da gibt es eine Sache, die kurz vor meiner Entführung geschah, ihre Wurzeln aber in der Vergangenheit hat und für uns alle sehr wichtig sein könnte. Habt also etwas Geduld mit mir.«Nach dem zustimmenden Nicken aller begann ich aus meinem Leben und dem meiner Familie zu erzählen.

»Seit fünf Jahren lebte meine Familie in einer etwas abgelegenen Region von Südafrika, weil mein Vater dort den Posten des Technischen Direktors in einer Nectec Fabrik bekommen hatte. Die stellen dort Nectec-Speicherzellen für Sondermaschinen her, meistens für Tagebaugeräte. In der Region war wirklich nicht viel los und wir waren auch nur eine Handvoll Europäer.

Seitdem die Unionsbestrebungen in Afrika vor 15 Jahren eingesetzt hatten, wurde das Leben für Nicht-Afrikaner Jahr für Jahr schwerer. Wie bei fast allen derartigen Bestrebungen machte sich ein starker Nationalismus breit, und da Europa schon fast 'traditionell' dabei war, Afrika auszubeuten, wurde es für Europäer immer unangenehmer. Es war abzusehen, dass wir bald wieder nach Europa zurückgehen würden.

Leider war ich auch der einzige männliche Europäer in meiner Altersgruppe in dieser Gegend. Mit Südafrikanern, weiß oder schwarz, bekam ich einfach keinen Kontakt oder er wurde abgebrochen, sobald man erfuhr, dass ich Europäer war. Es kam immer irgendwann heraus, obwohl ich fehlerfrei Afrikaans sprach. Meist jedoch, weil ich mich einfach nicht selbst verleugnen wollte. Schule kannte ich nur als Fernunterricht mit Hololehrer, eine richtige Schule im europäischen Stil gab es dort für mich nicht. Natürlich war ich zuvor, in Europa, auch zur Schule gegangen, aber das spielt jetzt wirklich keine Rolle.

Mitte Mai diesen Jahres habe ich mich bei meinen Eltern geoutet, sie hatten zuvor immer wieder versucht, mich mit netten hübschen 'jungen Damen' zu verkuppeln. Meine Mutter nahm es eigentlich ganz gelassen auf, ich denke, sie hatte es vorher schon gespürt, mein Vater war allerdings nicht so gelassen. Er sagte mir klar, dass er damit Probleme hätte, aber wenn es das ist, was ich empfinde, so könne er daran ja wohl nichts ändern.

Von da an hatte ich wenigstens vor 'jungen Damen' meine Ruhe. Doch mein Vater wurde in dieser Zeit immer nachdenklicher und auch trauriger. Er durchstöberte alle mögliche privaten Video- und Photoarchive. Vor ein paar Wochen fand ich ihn dann Bilder durchstöbernd vor seinem Terminal sitzend. Ich wollte mich schon wieder in mein Zimmer verziehen, als er mich zu sich rief, und auf die Bilder zeigte. Auf einem erkannte ich ihn so um die 30 mit einem Typ, der ihm verdammt ähnlich sah, und so in meinem Alter war.

Ob ich wüsste, wer das sei, hat er mich gefragt, und als ich den Kopf schüttelte, sagte er mir, dies sei sein Bruder. Ich hatte keine Ahnung, dass er überhaupt einen Bruder hatte, was ich ihm auch sagte. Er aber schüttelte nur den Kopf und nun brach alles aus ihm heraus.

Er hatte seinen Bruder Stefan, als der gerade 17 geworden war, mit dessen Freund im Bett erwischt. Der war gerade dabei Stefan von hinten zu nehmen, als er in das Zimmer platzte, weil er seinem Bruder nachträglich gratulieren wollte.

Er war schockiert und angeekelt von dem was er sah, jagte den Freund seines Bruders davon, schlug seinen eigenen Bruder ins Gesicht und beschimpfte ihn übel. Noch am selben Abend erzählte er alles ihren Eltern, also meinen Großeltern. Die verboten daraufhin Stefan jeden Umgang mit anderen Jungs, er solle so lange im Zimmer bleiben, bis er wieder 'vernünftig' sei.

Am nächsten Morgen war Stefan mit den meisten seiner Klamotten verschwunden. Er hatte sich in die Kaserne abgesetzt, da er sich kurz zuvor freiwillig zur militärischen Abwehr gemeldet hatte. Jeder Versuch der Eltern, ihn von dort weg zu holen, um ihn wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, scheiterte. Stefans Vorgesetzte waren von ihm informiert worden und blockten alles ab.

Der Kontakt zu Stefan brach mit der Zeit völlig ab. Mein Vater hat es scheinbar noch einige Male probiert, und auch mit den Vorgesetzten gesprochen, die eine Aussprache befürworteten, aber Stefan verweigerte jedes Gespräch.

In dem Jahr als ich geboren wurde erhielt die Familie dann die Mitteilung, dass Stefan, bei einer Übung tödlich verunglückt sei. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch solle es keine Beerdigung geben, das bekamen sie auch als handschriftliches Testament. Seinen ganzen Besitz vermachte er einer Stiftung für Straßenkinder, keinerlei persönliche Gegenstände sollten der Familie übergeben werden.

Die Herausgabe der sterblichen Überreste wurde ebenfalls verweigert. Meine Großeltern, die sich nun erst bewusst wurden, was sie verloren hatten, sind später bei den Novemberunruhen 2022 ums Leben gekommen. Im Oktober bin ich gerade fünf geworden, ich kann mich an sie also so gut wie nicht erinnern.

Mein Vater fühlte sich irgendwie mitschuldig am Tod von Stefan, zumindest an dem zerbrochenen Verhältnis zu ihren Eltern. Mit dem Ex-Freund von Stefan, die Freundschaft ist wegen des Vorfalls zerbrochen, hatte er einige Gespräche und sich angeblich auch entschuldigt.

Wenige Wochen, nachdem er mir das erzählt und die Bilder gezeigt hatte, sind meine Eltern, am 8. Juli, bei einem Flugzeugabsturz gestorben.

Die Firma meines Vaters half mir bei der Erledigung aller notwendigen Papiere. Wir, also der Vertreter der Firma und ich, hatten beschlossen, sie zurück nach Deutschland zu überführen und in der süddeutschen Heimatstadt meines Vater beizusetzen. Passend, am Freitag den 13. Juli, war dann die Beerdigung.»

Ein paar Tränen liefen mir über das Gesicht und Julian wischte sie mir weg und versuchte, mich ein wenig zu trösten. Ich bemerkte, dass Tom und Lukas ein wenig über die Ausführlichkeit meiner Erzählung erstaunt waren, aber ich machte ihnen mit der Hand ein Zeichen, sich noch etwas zu gedulden.

»Ist es sicher, dass der Raum nicht abgehört wird?«, fragte ich in die Runde, was jetzt Tom und Lukas sehr zu überraschen schien. Aber beide nickten und sagten: »Es würde keinen Sinn machen, aber wenn du willst kannst, du uns ja auch alles telepathisch mitteilen. Du musst nur intensiv denken, was du sagen willst, dann geht das schon.«

Julian, der merkte, dass mir das jetzt sehr wichtig war, nahm meine Hand »Wenn du willst, kann ich auch als Sender für dich arbeiten, das ist für Tom und Lukas etwas einfacher.«

»OK, dann hört, oder lauscht, wie auch immer, wie es weiter geht!«Ich konzentrierte mich auf Julian und das, was ich sagen wollte, und mit der Hand gab er mir ein Zeichen, dass es so klappte. Auch Lukas und Tom gaben ihr OK.

»«Zunächst einmal, gestern hat Julian erzählt, dass keiner, der hier ist, noch lebende Verwandte hätte. Habe ich das richtig verstanden?»«, zustimmendes Nicken in der Runde, aber auch fragende Gesichter was das jetzt soll.

»«Also schon zwei Tag vor der Beerdigung tauchte ein Typ vom Wohlfahrtsbüro bei mir auf. Ich hatte mich in unserem alten Haus, das noch immer leer stand, einquartiert. Er zeigte mir einen Wisch der Firma meines Vaters, in der diese das Büro beauftragte, bis zu meinem 21. Geburtstag, wie von meinem Vater verfügt, für mich zu sorgen. Davon hatte ich keine Ahnung gehabt und eigentlich war ich mit 18 zwar kein Qualifizierter Bürger, aber doch Volljährig. Aber der Typ ließ nicht locker und für einen Anwalt hatte ich im Moment echt keinen Kopf.

Mehr oder weniger hörte ich auf die Vorschläge des Typs, denn zwingen konnte er mich ja nicht. Nebenbei kümmerte er sich noch um eine Menge von Kleinkram, aber an und für sich konnte ich diesen kleinen, fetten Typ mit seinen Schweinsäuglein einfach nicht ausstehen. Wenn ich zu etwas nein sagte, schien er das zu akzeptieren, nur um 10 Minuten später mit einem ähnlichen Vorschlag wieder zu kommen. Der Typ nervte einfach gewaltig.

Auch bei der Beerdigung, an der nur ein paar ehemalige Nachbarn, ein Abgesandter der Firma, ein paar ehemalige Arbeitskollegen usw. teilnahmen, schlich der Kerl ständig um mich herum. Kurz vor Ende der Zeremonie sah ich dann einen Typen, der da nicht hin zu passen schien.

Komplett schwarz, Boots, Leder-Schnürjeans, enges T-Shirt, knielanger Ledermantel, sogar die Haare und Sonnenbrille waren schwarz. Den Typ, ich schätzte ihn auf Ende 20 Anfang 30, machte einen durchtrainierten sehr sportlichen Eindruck und sah einfach verdammt gut aus.

Natürlich kein Vergleich mit Julian, aber wirklich gut. Das Seltsame war, es war Juli und wirklich sehr heiß. Alle schwitzten in ihren schwarzen Anzügen und der Typ steht voll im Leder und keine Schweißperle auf der Stirn.

Die Beerdigung war vorbei, alle waren gegangen, außer dem Schleicher vom Wohlfahrtsbüro und dem Unbekannten. Der kam jetzt langsam auf uns zu, Schleicher versuchte gleich, mich Richtung Ausgang zu drängen, er schien regelrecht Angst zu haben, aber ich wollte nicht. Ich wollte wissen, wer das war.

Endlich stand er vor mir, ca. 1 Meter 86 groß, offensichtlich muskulös, glatt rasiert, männlich hartes Gesicht. Er nahm seine Brille ab und ich sah die blauesten Augen, die ich je gesehen habe und ein kleines verlegenes Lächeln. Er reichte mir die Hand und sagte 'Herzliches Beileid, tut mir wirklich Leid, muss hart für sie sein.' Schleicher quetschte sich dazwischen und murmelte etwas von dringendem Termin und ich müsse mich ausruhen usw.

Der Typ sah auf Schleicher herunter, als würde er ein ekliges Insekt betrachten und gerade überlegen, ob er es zertreten solle. Unter dem Blick schien Schleicher geradezu zu erstarren, noch mehr Schweiß als sonst brach aus ihm heraus. Mit einer fließenden Bewegung, die ich gar nicht richtig wahrnehmen konnte, zog der Typ eine Erkennungsmarke aus der Manteltasche. Er hielt sie Schleicher vor die Nase und sagte: 'Sonderagent Schneider, Pascal Schneider - Militärische Abwehr der freien Republik Europa - ich habe ein paar Fragen an Herrn Torben - an Herrn Torben alleine!'

Die Stimme klang jetzt richtig eisig und Schleicher zuckte mit dem Oberkörper zurück, als wolle er einem Schlag ausweichen, seine Augen versuchten völlig unstet die Erkennungsmarke zu erfassen. Er fing an zu zittern und wich mit bleichem Gesicht zurück. Murmelte nur noch was von 'Ich gehe schon mal vor.', und war verschwunden.

Der Spezialagent lachte etwas böse, ließ die Marke verschwinden und streckte mir seine Hand noch einmal hin 'Hi! Ich heiße Pascal, darf ich Du sagen?' Ich nickte stumm und konnte mir einfach nicht vorstellen, was die Abwehr von mir wollte. Er legte vertrauensvoll seinen Arm um meine Schulter und sagte: 'Wie hältst du diesen Typ nur aus, der ist ja so was von widerwärtig.'

'Ich habe ihn mir nicht ausgesucht, könnte mir auch was Schöneres vorstellen.'

Pascal grinste, sah mich kurz von der Seite an und meinte: 'Ich gefalle dir da wohl wesentlich besser.' Treffer, versenkt - ein echter Tiefschlag.

Als ich zusammenzuckte, lachte er leise. 'He mein Kleiner, du bist so einsam aufgewachsen. Ein Wunder, dass du überhaupt kapiert hast, dass du Schwul bist.'

Ich denke ich wurde sehr, sehr blass und mir sackten die Knie weg, doch er blieb stehen und hielt mich fest.

'He, ist schon gut, OK es war etwas gemein, aber ich weiß Bescheid über dich und da ist überhaupt nichts Schlimmes bei - OK?'

Scheiße, was wusste die Abwehr über mich, warum interessierten die sich überhaupt für mich? Und warum grinst der Typ mich jetzt so dämlich an, dachte ich in diesem Moment.

'Komm wir gehen in das Bistro dort drüben, ich denke du kannst einen Kaffee vertragen.'

Ohne auf meine Antwort zu warten, zog er mich einfach mit, bis wir im Bistro waren. Er suchte einen Tisch ganz in der Ecke aus und schob mich dort auf einen Stuhl. Als dann unsere Getränke kamen und ich mich etwas beruhigt hatte, reichte er mir ein Fotoprint herüber. Es war das Bild von meinem Vater und seinem Bruder Stefan. Er zog erstaunt die Augenbrauen hoch. 'Du kennst das Bild?' Ich nickte.

'Du weißt, wer das neben deinem Vater ist?'

Wieder nickte ich. 'Es war - wäre mein Onkel gewesen, er starb vor meiner Geburt.'

Pascal schien wirklich überrascht zu sein. 'Kennst du die ganze Geschichte?'

Ich sah ihn misstrauisch an.

'Ich meine, weißt du was damals war?'

Ich weiß nicht warum, normalerweise hätte ich mit einem Fremden nie darüber gesprochen, aber bei ihm hatte ich das Gefühl, ihm vertrauen zu können. So erzählte ich ihm die Geschichte, wie sie mir mein Vater erzählt hatte. Pascal war wirklich erstaunt, das sah man seinem Gesicht an. Immer mal wieder legte er seine Hand auf meine, wenn ich stockte, oder mich die Erinnerungen an die letzten Tage unserer Familie einholten.

'Das hätte ich deinem Vater echt nicht zugetraut, dass er dir davon erzählt. Wusste er, dass du schwul bist?'

Ich nickte wieder: 'Das war auch schließlich der Grund, warum er es mir gesagt hat. Er fühlte sich schuldig und wollte nicht, dass so was noch einmal passiert, nur weil er damit Probleme hat.'

Pascal sah mich nachdenklich an und meinte: 'Deine Geschichte deckt sich weitgehend mit der, die ich gehört habe, kleine Abweichungen sind nach so langer Zeit und bei so vielen Emotionen normal.' Anschließend griff er meine Hand und zog ein weites Fotoprint hervor. Mit der Rückseite nach oben schob er es zu mir. 'Du musst jetzt stark sein, mein Kleiner - OK?»

Wieder nickte ich stumm. Während er meine Hand festhielt, drehte ich den Fotoprint um. Auf dem Bild sah ich einen Mann, der wie mein Vater vor 10 Jahren aussah. Er trug Uniform - die eines Obersten der Abwehr und neben ihm stand Pascal, ebenfalls in Uniform der Abwehr. Er hatte den Dienstgrad eines Hauptmanns. Ich sah in Pascals Gesicht, dann auf das Bild - es konnte höchstens 1 Jahr alt sein - schon als er mir das Bild rübergeschoben hatte, hatte ich es geahnt - Stefan, Onkel Stefan Lebt!?»«

Tom schnaufte überrascht und auch Lukas sah mich mit großen Augen an, Julians Hand hatte sich für einen Moment verkrampft, streichelte mich aber jetzt wieder weiter. Ich schluckte und konzentrierte mich dann wieder.

»Pascal drückte weiter meine Hand. 'Das darf niemand erfahren, offiziell ist Stefan Torben 2017 gestorben - der auf dem Bild heißt jetzt Stefan Schmidt.«

Ich sah mir das Bild noch genauer an, nun sah ich, dass Stefan etliche Narben im Gesicht hatte. 'Er hat den Unfall also überlebt? Warum sollten alle glauben, er sei tot?'

Pascal lachte leise. 'Den Unfall 2017 hat es nie gegeben. Die Narben stammen von einem vor 2 Jahren. Er sah damals einfach keinen Grund mehr, sich mit seiner Familie auseinander zu setzen. Hauptsächlich die Reaktion deines Vaters damals hatte ihn tief verletzt. Sein offizieller Tod war für ihn die Möglichkeit, in eine Spezialeinheit der Abwehr aufgenommen zu werden.'

Ich blickte Pascal wieder in die Augen, fast immer wenn ich nicht weiter weiß, oder bei einem Menschen unsicher bin, sehe ich in dessen Augen. Pascal sagte die Wahrheit, aber was soll's. Stefan lebt. OK, wäre ja nett, ihn mal zu sehen, aber das war bei dem Geheimkram sicher nur sehr schwer möglich. Sonst wäre er ja wohl zumindest zur Beerdigung gekommen. Ein Oberst - das ist schon ein ziemlich hohes Tier beim Militär und somit dann wohl auch bei der Abwehr.

'Er will dich zu sich holen, er will dich kennenlernen aber die Typen vom Wohlfahrtsbüro machen Probleme und offiziell seid ihr ja nicht verwandt.'

Dann erzählte er mir von der Möglichkeit, dass sie meine Unterlagen 'frisieren' würden, damit ich als sozial problematisch eingestuft würde. So könnte Stefan Schmidt, als angeblicher ehemaliger Vorgesetzter von Stefan Torben, dem Verstorbenen, die Pflegschaft für mich übernehmen, bis ich 21 wäre und die vollen Bürgerrechte erhielt. Meine Unterlagen würden später wieder in Ordnung gebracht und wir hätten Schleicher und Co. ausgetrickst.

Nach kurzem Überlegen war ich einverstanden, Hauptsache, ich war Schleicher los und Pascal konnte ich wirklich gut leiden. Falls ich mit Stefan nicht klar kommen würde, was er sich nicht vorstellen konnte, könnte ich auch bei ihm unterkommen.

Ich war mir sicher, dass er es ernst meinte und mochte ihn einfach. Das passiert mir immer wieder, dass ich jemanden sehe oder kennen lerne und sofort fühle, dass ich ihn mag und ihm vertrauen kann. Bis jetzt hatten mich meine Gefühle in dieser Hinsicht noch nie getrogen.»«

Ich machte eine Pause und lächelte Julian an, auch bei ihm hatte ich dieses Gefühl gehabt, und dieses Gefühl wurde mit jeder Minute stärker. Ich konzentrierte mich wieder.

»«Er zog sein ComPad aus der Tasche und setzte ein paar Messages ab. Danach fixierte er mich mit seinen Augen und sagte 'OK, die Sache läuft, ab jetzt bist du ein potenziell böser Junge und man muss auf dich aufpassen, dass du kein gemeinschaftsschädigendes Subjekt wirst.' Komm, gehen wir noch etwas trinken, morgen muss ich zurück und zuvor den Verwaltungskram mit den Wohlfahrtsfritzen erledigen.

Wir verbrachten noch den ganzen Abend damit, dass er mir ein wenig von Stefan erzählte, sie waren scheinbar sehr gut befreundet. Ich hatte sogar das Gefühl, dass da mehr als nur Freundschaft war, aber er blockte jeden Versuch, in diese Richtung mehr zu erfahren, ab.

Ich übernachtete auch bei ihm im Hotel, natürlich in einem eigenen Bett, und am nächsten Morgen erledigte er das mit der Verwaltung. Was auch scheinbar ohne Probleme ging. Wer legt sich schon mit der Abwehr an? Nachmittags waren wir noch zusammen unterwegs, doch am Abend musste er wieder los zum Flughafen.

Zum Abschied gab er mir noch seinen Glücksbringer, einen schwarzen, dreieckigen, flachen Stein mit einem seltsamen gerundeten Kreuz auf der einen und dem astronomischen Sternzeichen Skorpion auf der anderen Seite. 'Wenn alles klappt sehen wir uns am 18. im Bahnhof 'Europäische Republik' wieder, und dann will ich ihn wieder haben.', sagte er etwas nachdenklich, irgendetwas schien ihn doch zu belasten.

Den Stein habe ich noch immer hier um den Hals, den haben 'Sie' mir also nicht abgenommen. Und immer, wenn ich ihn anfasse, weiß ich, dass ich es nicht geträumt habe. Obwohl ich nicht weiß, warum er ihn mir eigentlich überhaupt gegeben hat. Vermutlich weil er spürte, dass ich traurig war. Denn ich wäre am Liebsten gleich mit ihm gegangen.

Am Sonntag hatte ich Ruhe vor Schleicher, der sich erst wieder am Montagnachmittag blicken ließ. Aber auch da war er sehr kurz angebunden, fragte nur wieso der Vorgesetzte meines toten Onkels so um mich besorgt sei. Da Pascal so was geahnt hatte, trug ich Schleicher die vorbereitete Geschichte vor. Nämlich, dass Stefan dem Vorgesetzten mal das Leben gerettet habe und der nun eben helfen wolle.

Dienstag war er auch nicht da, dafür kam einer von der Abwehr und half meine Sachen, so viel hatte ich ja nicht, zu packen und schon einmal voraus zu schicken. Am Mittwochmorgen holte der mich auch ab und brachte mich zum Bahnhof bis an den Zug, jeder sollte glauben, die Abwehr würde sich um mich kümmern.

Im Zug hatte ich ein Abteil alleine und es gab am Mittag noch etwas zu Essen, bald darauf wurde mir übel und ich bekam Magenschmerzen. Eine Station vor dem eigentlichen Ziel wurde ich von Sanitätern aus dem Zug gebracht, was danach geschah weiß ich nicht. Ich wachte irgendwann später hier auf.

Wenn ich mich nicht völlig in Pascal und meinem Onkel irre, den ich nicht persönlich kenne, dann suchen sie jetzt nach mir. Ich denke, dass dies eine Information ist, die euch auch interessieren könnte. Immerhin ist 'die Abwehr' der größte europäische Geheimdienst und 'Onkel Stefan' scheint doch einige Kontakte zu haben. Wie 'mächtig' er als Oberst wirklich ist kann, ich natürlich nicht sagen.»«

Etwas erschöpft lehnte ich mich zurück und sah in die Gesichter meiner Leidensgenossen. Tom war einfach nur nachdenklich, Lukas strahlte etwas Hoffnung, ja fast so etwas wie Triumph aus, und Julian, bei ihm schienen Hoffen und Bangen sich die Waage zu halten. Wir wussten nicht, wo wir waren, und auch nicht, wie intensiv die Abwehr nach mir suchen würde, falls überhaupt. Als ich so in Julians Gesicht blickte ,zog ich den Glücksbringer von Pascal über den Kopf und reichte ihn Julian.

Vorsichtig, fast andächtig nahm er ihn entgegen und sah ihn sich an »Sieht fast aus wie ein Tatzenkreuz meinte er und ertastete dabei die geschwungenen Konturen des eingelassenen Kreuzes.

Ich sah ihn fragend an: »Was ist ein Tatzenkreuz?«

»Das war früher mal ein Symbol der Templer, es gab im Laufe der Geschichte unterschiedliche Ausführungen davon.«Ich zuckte nur die Schultern, doch Tom und Lukas sprangen auf und stürzten sich fast auf Julian, um ihm den Anhänger aus den Händen zu reißen.

Völlig aufgelöst und leicht verstört fragte Tom: »Wie sah der 'du weisst schon wer' noch einmal aus?«

Ich war über ihre Reaktion völlig erstaunt, gerade Tom schien doch sehr nachdenklich gewesen zu sein. Da er nun Pascals Namen nicht nannte, traute er dem 'nicht abgehört werden' wohl doch nicht so recht. Aber was soll's, ich verstand sowieso nur die Hälfte von dem, was hier geschah. Also versuchte ich mich so genau wie möglich zu erinnern, um Pascal zu beschreiben. Doch dann kam mir eine andere Idee.

»Julian wenn ich mich auf das Bild von 'du weist schon wem' konzentriere...«Ich hatte noch nicht fertig gesprochen, als Julian seine Hände rechts und links an meinen Kopf anlegte und sich konzentrierte. Das tat ich nun auch und das Bild von Pascal tauchte wieder vor mir auf.

Tom und Lukas redeten plötzlich durcheinander und Julian sah mich mit einem breiten Grinsen an. Dann vernahm ich in meinem Inneren seine Stimme: »«Pascal ist ein Mutant, er ist ein echter Mutant. Mit Sicherheit ein Telepath. - Ich spüre ganz schwach seine Signatur. Er hat dich die ganze Zeit über abgetastet, wahrscheinlich weiß er mehr von dir, als du ahnst.»«

Es war unglaublich ihn so zu 'hören', bisher kannte ich das nur aus meinen Albträumen, doch nun war ich bei vollem Bewusstsein. Dann erklärte Julian weiter: »«Aber, und das ist für uns wichtig - er hat dich nicht beeinflusst! Wenigstens spüre ich nichts davon. Alles was du uns erzählt hast, sind echte Erinnerungen, da ist keine Manipulation. Das würde bedeuten, dass ein Mutant für die Abwehr, also für 'normale' Menschen arbeitet, darum sind die Jungs auch so Durcheinander.»«

Lukas hatte sich jetzt wieder hingesetzt und hielt den Glücksbringer fast andächtig in den Händen: »Tom hat doch erzählt, dass die Mutanten nur unter sich bleiben und niemandem helfen würden.«Julian und ich nickten.

»Das gilt aber nur für die 'neue Generation', wie sie sich selbst nennen, es gab auch angeblich Mutanten der 'ersten Generation'. Von denen wird gesagt, dass sie sich in den unkontrollierten Sektoren von 'Sektor 20' um die Schwachen gekümmert hätten und jedem halfen, der ihre Hilfe benötigte.

Wo Sie geblieben sind, oder ob es sie vielleicht sogar noch gibt, wissen wir nicht, uns ist jedenfalls noch nie einer bewusst begegnet. Das Ganze hat fast den Charakter einer Legende. Jeder hat schon mal von ihnen gehört, jeder weiß irgendwas, aber niemand kann einem wirklich etwas genaues dazu erzählen. Wobei wir uns auch nie sonderlich bemüht hatten.

Was wir aber gehört haben ist, dass sie 'das Kreuz der Templer' als eine Art Erkennungszeichen benutzten, also dieses geschwungene Kreuz mit den gleich langen Schenkeln. Warum es ausgerechnet 'das Kreuz der Templer' war, konnte auch keiner sagen, die wenigsten wissen überhaupt wer 'die Templer' waren. Auffällig ist jedoch, dass an Gebäuden, die von allen Gangs und Gruppen als neutrales Territorium akzeptiert werden, auch dieses Kreuz an den Wänden zu sehen ist.»

Julian war sehr nachdenklich geworden und informierte uns telepatisch: »«Die Templer waren die Mitglieder eines mittelalterlichen Religions- und Militärordens, der offiziell 'Orden der armen Ritter Christi' hieß. Gemeinhin bekannt waren sie als die 'Ritter des Tempels von Salomon' oder 'Tempelherren', da ihr erstes Ordenshaus nahe der Stelle gelegen war, an welcher der salomonische Tempel stand.

Der Orden entstand 1119 in Jerusalem. Sein Ziel war der Schutz von Pilgern, die Palästina besuchen wollten. Die militärische Ausrichtung, die den Orden von Beginn an bestimmte, unterschied ihn von den religiösen Rittergemeinschaften des 12. Jahrhunderts.

Das eindeutigste Symbol der Templer ist das Siegel des Ordens. Es zeigt zwei gepanzerte Reiter hintereinander auf einem Pferd. Das Motiv soll dem Grundgedanken des klösterlichen Zusammenlebens entsprechen und sollte nichts anderes, als die besonders ausgeprägte Brüderlichkeit sowie die Einigkeit und Hingabe versinnbildlichen.

Die Symbolik des Siegels wird insbesondere durch die Regeln, wonach die Ordensbrüder angehalten werden, nach Möglichkeit nur zu zweit aus einer Schüssel zu essen, sowie nur paarweise das Ordenshaus zu verlassen, unterstrichen. Später, bei ihrer Verfolgung durch die Inquisition, wurde es als Anzeichen der Homosexualität gedeutet. - Auch von den Mutanten wird ja gesagt, dass fast alle homosexuell seien.

Das Banner des Ordens war zweigeteilt - in weiß und schwarz, wie die Mäntel der Templer je nach Klasse der Brüder ganz schwarz oder ganz weiß waren. Weiß steht für Reinheit und Keuschheit, Schwarz für Kraft und Mut.

Es gab das Zitat von Jakob von Vitry: 'Sie sind offen und wachsam für ihre Freunde, dunkel und schrecklich für ihre Feinde.'

Auch hier wieder die Parallele zu den Mutanten, fast alle tragen mit Vorliebe schwarz.»«

Spöttisch fügte er hinzu: »«An Reinheit und besonders Keuschheit besteht wohl bei den wenigsten Mutanten Interesse.»«

Um sogleich ernst fortzufahren: »«Das Templerkreuz ist ein Tatzenkreuz, alle Balken sind gleich lang und verbreitern sich von innen nach außen, die Mitte ist relativ kompakt und die Außenseite eben oder leicht nach innen gekrümmt, wie bei dem Kreuz auf dem Anhänger. Scheinbar haben sich die Mutanten der 'ersten Generation' von den Templern inspirieren lassen.»«

Ich sah Julian völlig verblüfft an, während er mir mit einem traurigen Lächeln durch das Haar strich: »Meine eigene Vergangenheit kenne ich nicht, aber über ein breites Wissen verfüge ich dennoch. Frag nicht, woher ich das weiß, es ist einfach da.«

»Das Templerkreuz ist also ihr Symbol und das Zitat 'Sie sind offen und wachsam für ihre Freunde, dunkel und schrecklich für ihre Feinde.' würde ja auch zu dem passen, was wir über die 'erste Generation' gehört haben. Ich denke es ist nicht angenehm, einen Mutanten zum Feind zu haben.«, ergänzte nun Tom, der mir nun auch den Anhänger wieder zurückgab.

Jetzt spürten alle den kleinen Funken der Hoffnung, dass wir das Ganze doch noch überstehen könnten. Einem Telepathen, der mich schon kennt, dem müsste es gelingen, mich auch wieder zu finden, hatte Julian erklärt. Wir alle hofften es.

6. - Carpe Diem

Julians und Mikes Zimmer, Mittwoch 25.07.2035

Ich sah in die Runde, zog Julian wieder ganz fest an mich und fragte »Und was sollen wir jetzt machen, ich meine, einfach nur warten ist doch auch nicht so sinnvoll - oder?«

Tom und Lukas zuckten nur die Schulter »Es gibt hier nicht viel zu machen, wie Julian schon gestern erklärt hat, gibt es praktisch in jeder Woche, genauer jeden vierten Tag, eine 'Behandlung' in der 'Maschine' und dann noch zwei Untersuchungen, je eine davor und eine danach.

Nach der 'Behandlung' brauchst du mindestens den Rest des Tages, um dich zu erholen, die Untersuchungen sind eigentlich nicht schmerzhaft, aber ein wenig erniedrigend, du wirst behandelt wie ein Objekt. Zwischen der 'Behandlung' und der Untersuchung hast du einen freien Tag, genau wie vor jeder 'Behandlung'»

Lukas erläuterte weiter »Auf dieser Ebene gibt es insgesamt vier Wohneinheiten wie Eure hier mit den Sanitäreinrichtungen die du ja kennst. Alle vier sind um einen Zentralbereich angeordnet. Zu je zwei Wohneinheiten gehört ein großes Bad, unter anderem mit einer Infrarotsauna, die kann ich übrigens nur empfehlen nach einer 'Behandlung'.

Es gibt noch eine Automatenküche für alle vier Wohneinheiten, wo sinnigerweise auch die Wasch- und Trockenautomaten für unsere Wäsche untergebracht sind. Um die wir uns selbst zu kümmern haben. Weiterhin gibt es hier noch vier Leseräume mit Zugang zur E-Bibliothek, die nutzen wir in den letzten Tagen häufig. Dies alles ist dann der Wohnbereich, neben dem gibt es hier auf dieser Ebene auch noch den Trainingsbereich mit einem Sport und Fitnessraum.

Der dürfte dich interessieren, so wie du aussiehst. Denn da gibt es alle möglichen Ausdauer- und Kraftmaschinen und als besonderes Highlight einen 25 Meter langen und 2 Meter breiten Gegenstrom-Schwimm-Kanal. Und natürlich gehören zum Trainingsbereich auch die beiden PSI-Trainingsräume, zu deren Nutzung wir immer wieder ausdrücklich aufgefordert werden.», letzteres sagte er mit beißendem Spott.

»Die beiden Aufzüge, an denen du vorbeikommst, wenn du in den Trainingsbereich gehst, sind mit 'Reizsperren' gesichert. Ich denke Julian wird dir das alles noch zeigen.«

Julian ergänzte noch: »Wir haben die Räume bis jetzt kaum genutzt, aber wenn ich mir dich so ansehe, denke ich, dass du viel Sport gemacht hast - Oder?«

Ich nickte etwas hilflos mit dem Kopf, »Ich kann es ja verstehen, dass ihr denen nicht auch noch aktiv helfen wollt, bei ihrem Programm. Aber da ich ja größtenteils alleine war, habe ich mir angewöhnt, täglich mein Fitnessprogramm durchzuziehen, dazu auch noch ein wenig Kampfsport mit dem HoloTrainer.«

Ich sah lächelnd in die Runde: »Ich denke, es wäre auch nicht schlecht, wenn ihr es euch noch mal überlegen würdet, denn die Zeit vergeht viel schneller, wenn man etwas beschäftigt ist und wer weiß, was noch passiert...«Ich fasste mir an den Glücksbringer, den ich mir wieder um den Hals gehängt hatte, und sie verstanden, was ich meinte.

Falls Stefan uns finden würde, könnten wir sicherlich nicht einfach so hier heraus spazieren. Wer kann schon sagen ,was 'Sie' noch alles, außer den 'Reizsperren', aufbieten konnten, um uns am Gehen zu hindern. »Was das PSI-Training betrifft, vielleicht lassen 'Sie' uns früher gehen, wenn wir uns anstrengen.«

Ich sah noch einmal vorsichtig in die Runde, und so wie Julian, Tom und Lukas grinsten, hatten sie auch verstanden, was ich meinte. Falls sich auch bei mir PSI-Fähigkeiten herausbildeten, wovon ich, nach dem, was ich bis jetzt erfahren habe, ausgehen musste, dann würden die bei einer möglichen Flucht bzw. Kontaktaufnahme mit Pascal sicherlich sehr hilfreich sein. Dabei dachte ich wieder an den Spruch '... und schrecklich für ihre Feinde!' ja, hoffentlich bekamen wir unsere Chance.

Da wir aber nicht wussten, ob wir nicht vielleicht doch abgehört wurden, drückten wir uns, was diesen Bereich anging, sehr vorsichtig aus. Aber alleine, dass wir anfingen, uns in dieser Richtung Gedanken zu machen, gab uns Hoffnung, und die stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Inzwischen war es Mittag und wir beschlossen, gemeinsam essen zu gehen. Julian flüsterte mir zu, dies geschähe zum ersten Mal überhaupt, seit Tom und Lukas hier waren.

Für mich war es dann auch das erste Mal, dass ich unsere Wohneinheit verließ, und den Zentralbereich sah, der mit 8 mal 10 Metern wirklich groß war. Julian deutete auf die nächsten zwei Türen zu meiner Linken »Die Erste führt zum großen Bad und die Zweite ist die von Lukas und Toms Wohneinheit. Ja und hier gleich zu deiner Rechten ist die Küche, wo wir eigentlich hin wollen.«

Die restlichen Türen die hier noch abzweigten führten zu den Leseräumen, dem Trainingsbereich und zu den beiden leer stehenden anderen Wohneinheiten. Ich war schon beeindruckt, so groß hatte ich mir das nicht vorgestellt. Auch war bisher bei mir der Eindruck entstanden, es hier mehr mit einem Gefängnis zu tun zu haben, doch alles hier war recht komfortabel. Natürlich änderte das nichts an der Tatsache, dass wir gegen unseren Willen hier festgehalten wurden.

Die Küche, in der wir uns jetzt aufhielten, war ebenfalls sehr geräumig und mit allen möglichen Automaten für die Essenszubereitung ausgestattet. Die Auswahl erfolgte, wie in den meisten Automatenküchen, per Terminal. Schon nach wenigen Minuten konnten wir das bestellte Menü an der Ausgabeeinheit entgegennehmen.

Das Essen war guter Standard, also nichts Besonderes. Es schmeckte eben wie in jeder gut bestückten Automatenküche, aber es gab menschliche Köche, die Schlimmeres produzierten. Beim Essen hing jeder so seinen Gedanken nach und Julian erwischte mich einige Male, wie ich Pascals Anhänger in meinen Fingern hielt. Er lächelt jedes Mal und ich wurde mit der Zeit richtig verlegen.

Plötzlich erklang der bekannte Pfeifton eines Videofonanrufs und alle zuckten zusammen, ich weil ich nicht wusste, was das nun wieder zu bedeuten hatte, und die anderen, weil sie es wussten. »Lukas wird gebeten sich umgehend im Aufzug 1 einzufinden - Danke«, erklang eine emotionslose Stimme. Der Bildschirm war nicht einmal hell geworden, so schnell war die Verbindung wieder beendet.

Alle sahen Lukas an, und Tom nahm dessen Hand und drückte sie fest als er sagte »Ich bringe dich zum Aufzug.«

Ich sah zu Julian und seine Lippen formten lautlos das von mir befürchtete Wort 'Behandlung'. Mein Blick schweifte zuerst zu Tom, um nun Lukas Augen zu finden: »Ich komme auch mit.«Der sah mich halb ängstlich und halb hoffnungsvoll an und nickte stumm.

Natürlich kam auch Julian mit, und das nun erwachte Wir-Gefühl gab uns die nötige Kraft. Als wir den Wohnbereich verließen, standen wir genau vor den Aufzügen, links war eine Tür, die zu dem Fitnessraum führte und rechts eine, durch die man zu den PSI-Räumen gelangen konnte.

Eine der Aufzugstüren stand offen, aber es war niemand zu sehen. Tom umarmte Lukas noch einmal fest bevor der, uns noch einmal kurz zuwinkend, in den Aufzug ging. Unmittelbar danach schloss sich die Tür mit einem schmatzenden Geräusch, so als habe ein Ungeheuer Lukas verschlungen.

Spontan nahm ich Tom in den Arm und flankiert von Julian gingen wir in seine Wohneinheit, die ich somit zum ersten Mal betrat. Ihre Einheit wirkte sofort viel gemütlicher, sie hatten ihre 1 Meter 40 breiten Betten zusammen geschoben, so dass eine 2 Meter 80 mal 2 Meter große Spielwiese entstand, und auch sonst hatten sie ein wenig umgeräumt. Julian war nur in den ersten Tagen in ihrer Einheit gewesen, als es ihnen noch schlecht ging, deshalb war der Anblick auch für ihn neu.

Tom, der unsere bewundernden Blicke bemerkte, lachte freudlos und brummte: »He, wenn wir hier schon krepieren, dann wenigstens mit Stil.«Er setzte sich hin, um auch gleich wieder aufzustehen und rastlos durch das Zimmer zu tigern. Ja wie ein gefangener Tiger im Käfig, der Eindruck drängte sich mir auf.

Während ich mich umsah, hatte ich eine Idee, und sagte laut zu Julian »Du, was hältst du davon, wenn wir unser Zimmer bei Gelegenheit auch so ähnlich umbauen.«Dabei behielt ich unauffällig Tom im Blick.

Julian sah mich an und lächelte. »Ja, ich denke, wir sollten uns demnächst mal etwas Zeit nehmen und auch umräumen.«

Wie ich gehofft hatte, sprang Tom sofort darauf an: »He warum denn nicht gleich, wenn ihr wollt, helfe ich euch.«

»Ja klar, warum nicht.«, sagte Julian scheinbar etwas zögernd und nahm Tom schon mal bei der Hand, wobei er mir unauffällig zuzwinkerte. Arbeit ist manchmal doch die beste Ablenkung. Das merkte auch Tom, denn gerade als Julian und mir nichts mehr einfiel, mit dem wir Tom noch beschäftigen konnten, hörten wir ein Signal, das, wie ich dann erfuhr, bedeutete, dass Lukas gleich zurück kommen würde.

Völlig überrascht sah Tom auf seine Uhr und stürmte sogleich zum Aufzug, Julian und ich dicht hinterher. Als die Tür aufging stand Lukas halb zusammengesunken und sehr blass in der Ecke des Fahrstuhls.

Zusammen brachten wir ihn in sein Bett und Julian ließ seine Kräfte wirken, um dann gleich darauf Tom beruhigen zu können. »Alles wie immer, ich kann keine negativen Veränderungen spüren. Es wird ihm in ein paar Stunden wieder besser gehen.«

»Kannst du ihm nicht ein wenig mehr helfen?«, fragte ich, weil ich einfach spürte, dass sich Tom noch immer nicht so recht traute, Julian um so einen Gefallen zu bitten.

Julian sah zuerst mich und danach Tom an »OK - kommt helft mir mal ihn auszuziehen, ich muss vollen Körperkontakt haben.«Dabei grinste er mich wieder frech an »Sag aber jetzt nicht wieder, ich sei ein alter Grabscher.«

»Würde ich nie tun«, lachte ich und zog Lukas die Schuhe aus, »So alt bist du nämlich gar nicht.«Ich hatte ja keine Ahnung, wie Recht ich damit hatte.

Zusammen mit Tom schaffte ich es, Lukas die Jeans auszuziehen, wobei ich feststellte, dass Lukas es offensichtlich vorzog, keine Unterwäsche zu tragen. Tom war das ein wenig peinlich und murmelte etwas davon, dass sie es 'heute Morgen' eilig hatten, uns mit dem Frühstück zu überraschen und Lukas keine frischen Shorts gefunden hätte. Und überrascht hatten sie uns ja wirklich, dachte ich noch, als ich mich an 'den schönen Morgen' erinnerte.

»Och - ich finde Lukas braucht da wirklich nichts zu verstecken, außerdem habt ihr uns heute auch mal ohne alles bewundert.«Danach sahen wir interessiert zu, wie Julian, der inzwischen Lukas das T-Shirt ausgezogen hatte, langsam mit beiden Händen zuerst die Schläfen von Lukas massierte, um nun über den Hals zur dessen Brust zu wandern. Dort machte er kreisförmige Bewegungen und wanderte mit der Zeit immer tiefer.

An der entscheidenden Stelle trennten sich seine Hände und er fuhr rechts und links außen an den Oberschenkeln und dem ganzen Bein entlang bis zu den Füßen. Die massierte er dann wieder mit beiden Händen, erst den Rechten, dann den Linken.

Jetzt legte er seine Hände an den rechten Knöchel. Lukas Atem ging jetzt wieder völlig ruhig und gleichmäßig und auch sein Gesicht war völlig entspannt, im Gegensatz zu seiner Körpermitte. Als Julian wieder mit kreisförmigen Bewegungen das rechte Bein hochfuhr, reagierte Lukas sehr deutlich.

Als er schon nahe am Intimbereich von Lukas war, stoppte Julian die Vorwärtsbewegung. Er machte nur mit den Kreisbewegungen weiter, und sah den heftig atmenden Tom an. Tom war ganz offensichtlich erregt, als er Julians fragenden Blick bemerkte, nickte er nur: »Mach, was auch immer ihm hilft, ich vertraue dir, und Lukas tut es mit Sicherheit auch.«

Julian lächelte etwas unsicher, »Er wird dabei aber wahrscheinlich kommen. Ich meine, er wird einen Orgasmus haben.«Ich sah zu Julian und hatte da so eine Ahnung, warum alles immer so schnell gewaschen wurde.

Tom nickte wieder, »Ich weiß, Lukas hat es mir erzählt, du wolltest es nie bei Mike machen, wenn ihr alleine wart. Mach weiter, Mike hat es ja auch immer geholfen.«

Was man da so alles nebenbei erfährt, Julian traute sich schon gar nicht mehr, mich anzusehen. »He Julian, es ist schon OK, ich weiß ,du hast nichts getan, was nicht nötig gewesen wäre.«

Julian lächelte dankbar und begann nun auch wieder mit der Aufwärtsbewegung. Ich muss wirklich sagen, als Julian sachte den Penis von Lukas berührte und vorsichtig streichelte, da bekam auch ich einen gewaltigen Ständer, OK er war nicht wirklich gewaltig, aber trotzdem voll erigiert. Gleichzeitig tauchten Erinnerungsfetzen auf, dass Julian so etwas auch schon bei mir gemacht hatte, und wie gut, im Sinne von schmerzfrei, ich mich hinterher gefühlt hatte.

Genau an dieser Stelle war nach der Qi Gong Lehre das 'Hui Yin' das Basis-Zentrum, unter anderem auch zuständig für das Überleben. Dies schien aber auch ein wichtiger Punkt für den inneren PSI-Energiefluss zu sein. Jetzt erinnerte ich mich auch, dass Julian mir in einer Wachphase erklärt hatte, dass da einiges durcheinander geraten sei.

Nach einer Weile wanderten Julians Hände nun das linke Bein herunter und als er dann seine Hände wieder nach oben zu dem erigierten Glied von Lukas führte, kam der in einer gewaltigen Entladung, ohne dass Julian ihn da direkt berührt hatte.

Lukas öffnete seine Augen und sah uns mit völlig klarem Blick an. »Hallo im Reich der Lebenden!«, sagte ich mit etwas brüchiger Stimme und versuchte dabei, meinen Ständer möglichst geschickt zu tarnen. Doch wie soll man das machen, wenn man eine enge Jeans trägt? So ein Shit - und Julian, der geile 'Schnüffler', grinst nun auch schon wieder!

Lukas realisierte sehr schnell, was geschehen war, die Spuren waren ja nicht zu übersehen, und dass wir uns, mehr oder weniger offen, an ihm aufgeilten. Doch er nahm es völlig locker und sah zuerst Tom und dann Julian an.

»Julian hat nur sein Reiki bei dir durchgeführt und wir sind als Anstands-Wauwaus hier geblieben«, versuchte ich zu scherzen. Was mir aber einen strafenden Blick von Julian einbrachte, den ich aber großzügigerweise einfach ignorierte.

Lukas setzte sich auf und nahm Julians Hand in die seine: »Eigentlich haben ich es gar nicht verdient, dass du mir noch mal geholfen hast. Nach dem, wie wir uns dir gegenüber verhalten haben.«, Dabei schluckte er schwer und war wirklich beinahe am Heulen. Tom setzte sich dicht neben ihn und legte ihm seinen Arm um die Schulter.

Julian suchte kurz den Augenkontakt mit mir, um danach Lukas Hand fest zu drücken: »Quatsch - ich dachte, das hätten wir inzwischen hinter uns. Wir sind doch alle auf einander angewiesen. Jeder von uns braucht mal die Hilfe des anderen und was war, ist vorbei. Ich kann es zwar auch nicht einfach so vergessen«, jetzt wurde er wieder etwas bitter, »Auch wenn ich mein bisheriges Leben vergessen habe. - Aber einander vergeben sollte man immer können. Jeder von uns hat Fehler gemacht. Wir, also Ralf und ich, haben einfach zu wenig mit euch geredet.«

Mann, ich war einfach richtig stolz auf meinen Julian, ich spürte, wie weh ihm die 10 Tage, als er völlig allein mit dem Tod von Mirco und Ralf fertig werden musste, getan hatten. Aber jetzt war er bereit, einen neuen Anfang zu machen und so fragte ich: »He Lukas, hast du nicht was davon gesagt, wie gut eine Sauna nach einer 'Behandlung' ist? Was haltet ihr davon?«

Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen und so verbrachten wir die nächsten 3 Stunden mit schwitzen und ausruhen und reden. Auch das Problem mit meiner engen Hose hat sich so gelöst, und ich konnte feststellen, dass nicht nur ich dieses Problem gehabt hatte. Wobei ich neidvoll feststellen musste, dass bei den anderen das Problem doch merklich größer war.

Nach dem Abendessen, das wir wieder gemeinsam einnahmen, war ich doch recht müde und obwohl es noch so viel zu fragen und klären gab, entschieden wir uns, ins Bett zu gehen. Zumal auch Julian von der Anstrengung, Lukas mit seinen Reiki Kräften zu heilen, sehr müde war. Wir waren sogar so müde, dass wir uns nur eng aneinander kuschelten und gar nicht dazu kamen, unsere neu gestaltete Spielwiese gebührend einzuweihen.

7. - Mike und die Maschine (Part 1)

Julians und Mikes Zimmer, Donnerstag 26.07.2035

Auch am Donnerstagmorgen, ich war jetzt seit 7 Tagen hier, blieb es beim zärtlichen Kuscheln und Küssen. Es war einfach unglaublich schön für mich, Julian neben mir zu spüren. Seine Nähe gab mir die Kraft, die ich jetzt einfach brauchte, und wenn ich ihn in meinen Armen hielt, war ich mir einfach absolut sicher, dass wir zusammen gehörten und ganz bestimmt nicht hier sterben würden.

Als es leise an unserer Tür klopfte, mussten wir beide lachen. Da hatte jemand wirklich etwas gelernt. Lukas grinsendes Gesicht tauchte nun hinter der Wand auf, wir hatten, wie auch Tom und Lukas, unser 'Lotterbett' so gestellt, dass man nicht sofort von der Tür einen freien Blick auf uns haben konnte.

»Guten Morgen, ihr Turteltauben, wie wäre es mit Frühstück?«

Ich stupste Julian in die Seite. »Das nächste Mal strengst du dich beim Heilen nicht mehr so an, dem geht es einfach viel zu gut.«Lukas nahm es gelassen und setzte sich an die Kante unseres Bettes, und begann Julians Bein leicht zu streicheln.

»Sag doch so was nicht Mike, er hat mir wirklich sehr geholfen, und was auch immer ich für euch tun kann, ich will es tun.«

»He, das war mir doch klar, war doch nur ein Scherz, und natürlich kommen wir auch zum Frühstück. Wir haben doch noch einiges zu besprechen und den Fitnessraum will ich mir heute auch noch ansehen.«

»OK, wir warten auf euch.«Lukas stand auf, beugte sich noch mal vor zu Julian und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. »Danke, für alles.«Anschließend drehte er sich um und ging.

Julian war echt gerührt und freute sich, dass sich das Verhältnis zwischen ihm und den Beiden geklärt hatte. Wenig später saßen wir mit Tom und Lukas am Frühstückstisch und überlegten, was wir tun könnten.

Plötzlich erklang wieder dieser Pfeifton: »Mike wird gebeten sich um 10 Uhr im Aufzug 1 einzufinden - Danke.«.

Schweigen - alle sahen mich an, Julian begann sogar ganz leicht zu zittern, und ich bekam Angst, einfach nur Angst vor dem Unbekannten, vor dieser Maschine, von der ich wusste, dass sie mich töten konnte.

»Wieso ist Mike heute dran, das kann doch nicht sein, er hatte doch noch gar keine Untersuchung.«, stöhnte Lukas und alle sahen zu ihm.

»Wann war den deine letzte Untersuchung?«, fragte ihn Julian und plötzlich wurde ihnen klar, dass sie schon seit einigen Tagen keine mehr hatten. Lukas war trotzdem am Tag zuvor unter 'die Maschine' gekommen.

»Scheinbar haben 'Sie' ihr Programm geändert.«, stellte Tom nüchtern fest. Für uns bedeutete dies nur noch mehr Unsicherheit. Aber was soll's, wir hatten eh nichts zu sagen und ich nur noch eine halbe Stunde Zeit bis - ja bis was eigentlich? Was geschah in 'der Maschine' mit mir? Musste ich heute überhaupt in 'die Maschine'? Konnte dies nicht einfach eine Untersuchung sein?

Julian schien wieder einen Teil meiner Gedanken zu erraten, deshalb sagt er: »Immer, wenn du in den Aufzug 1 beordert wirst, geht es zu 'der Maschine'. Wenn du in den Aufzug 2 beordert wirst, kann es jedes beliebige Labor, oder sonst was sein.

Wenn du unten ankommst, wartet ein Roboter auf dich. Dem musst du hinterherlaufen. Er führt dich zum Labor und dort wird dir schließlich gesagt, in welche Maschine du musst. Es gibt insgesamt drei Maschinen, alle sehen gleich aus, jedoch scheinen unterschiedlich Verfahren angewendet zu werden. Jedenfalls ist nie klar in welche du musst.», seine Stimme zitterte leicht, als er dies sagte.

Nun wurde es auch Zeit, ich hätte eh keinen Bissen mehr herunter gebracht. Wie am Tag zuvor Lukas, so begleiteten mich alle bis zum Aufzug. Als ich mich von Julian verabschiedete, konnte ich Tränen in seinen Augen sehen. »He Kleiner, das wird schon werden, so leicht bringt mich nichts um.«, versuchte ich ihm und auch mir selbst Mut zu machen. Aber wir alle wussten, dass ich nicht das fühlte, was ich sagte.

Ich betrat den Aufzug, und mit dem bekannten schmatzenden Geräusch schloss sich die Tür und trennte mich von Julian - meinem Julian. Das flaue Gefühl in meinem Magen verstärkte sich noch, als der Aufzug mit hohem Tempo nach unten fuhr.

Völlig unpassend wurde mir in dem Moment klar, dass die gesamte verdammte Einrichtung unterirdisch angelegt sein musste. Denn Erstens raste ich sehr schnell tiefer, so hoch konnte kein Gebäude sein. Zweitens gab es schon auf unserer Ebene keine Fenster und eine technische Notwendigkeit, um Ausbrüche zu verhindern, war das sicher nicht. Wir waren also unter der Erde, und ich fragte mich, wie weit wohl Pascals Fähigkeiten reichten?

Noch bevor ich mir noch mehr Fragen stellen konnte, hielt der Aufzug mit einem relativ scharfen Ruck. Da schien die Feinabstimmung auch nicht zu stimmen, dachte ich noch, als sich die Türe öffnete und ich in das über die ganze Front reichende Facettenauge eines 'Mark 13' Wachroboters sah. Ich konnte diese Dinger nicht leiden, sie sahen aus wie Nachbauten aus einem alten SF-Film, dort hatte ein machtgieriger Vize Direktor diese Dinger gegen einen Cyborg-Polizisten eingesetzt. Welcher Narr war nur auf die Idee gekommen Roboter zu bauen, die Menschen töten durften.

Überhaupt 'Mark 13' - nur ein Zyniker konnte auf so eine Bezeichnung kommen, wer hatte nur so abstruse Ideen? Zufall konnte es doch keiner sein, dass 'Mark 13' auch für das Markus Evangelium Kapitel 13 stand, wo es doch hieß: »Nicht ein Stein wird auf dem Anderen bleiben, der nicht zerbrochen werde.«

Immer wenn ich die Dinger sah, musste ich daran denken. An den blutigen Sonntag am 13. November 2022. Als man diese Monster gegen Demonstranten einsetzte und die Hemmschaltung deaktivierte. Und tatsächlich, nicht ein Stein blieb auf dem Anderen. Wer war da eigentlich das Monster? Die Maschinen, oder der Mensch der sie losließ?

Dieser 'Mark 13' entschied sich offensichtlich, mich noch ein wenig am Leben zu lassen. Wenn nicht, wäre ich wahrscheinlich nicht einmal dazu gekommen, es zu realisieren. Als er sich umdrehte und mit seinem seltsamen watschelnden Gang davon stapfte, beeilte ich mich, ihm zu folgen.

Der Gang war lang und gerade, in regelmäßigen Abständen waren Leuchtfolien in die Decke eingelassen. Was für einen Sinn würden auch unregelmäßige Abstände machen? Der Gang hatte einen rechteckigen Querschnitt und erinnerte mich an den Labor-Trakt in Vaters früherer Firma.

Nach unendlich scheinenden 50 Metern, hatte ich schon erwähnt, ich kann diese 'Mark 13' Roboter nicht ausstehen, erreichten wir, der Robot und ich, ein leuchtend rotes Panzerschott. Dieses war an den Schließkanten mit gelb-schwarz gestreiften Balken versehen, fehlt nur noch die Aufschrift 'Max Headroom' dachte ich bitter.

Durch einen Impuls des Roboters glitten die drei dicht hintereinander liegenden Verschlussplatten, die zusammen dieses Schott bildeten, geräuschvoll auseinander. Vor mir lag eine Schleuse, in die ich dem Robot folgte. Das Tor hinter mir schloss sich genauso laut, wie es sich geöffnet hatte. Nach einigen Sekunden des Wartens öffnete sich das vierfache Schott zum Labor. Die Herren legten Wert auf ihre Sicherheit, dachte ich und versuchte mich an das helle Licht, in der nun einsehbaren Halle, zu gewöhnen.

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