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Shadowy - Episode 0

Teil 2

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Hallo, hier ist nun der Zweite von sechs Teilen von 'Shadowy Episode 0'. Wie immer gilt, über ein paar Kommentare würde ich mich freuen. Denn manchmal ist eine Reaktion, egal ob positiv oder negativ besser als überhaupt keine.

Mail an: mike@shadowy.de

7. - Mike und die Maschine (Part 2)

Zentrallabor, Donnerstag 26.07.2035

Die Halle war groß, sehr groß sogar, hoch und zylindrisch, soweit ich das sehen konnte. Ich schätzte den Basiskreis auf einen Durchmesser von annähernd 40 Metern und die lichte Höhe auf mindestens 20 Meter. In der Kernzone standen, zu einem Dreieck angeordnet, 'die Maschinen'. Kupferfarbene Kugeln mit 8 Metern Durchmesser, die an ihrem unteren Pol entweder abgeflacht, oder in den Boden eingelassen waren. Dazwischen ein Wirrwarr an Kabeln und drahtlosen Hochenergieübergängen. In ungefähr 10 Metern Höhe umlief eine Galerie die Zylinderwand. Soweit ich das von hier aus erkennen konnte, führten zwei Wendeltreppen zur Galerie, der sich auf der rechten Seite noch ein Raum jenseits der Zylinderwand anschloss.

Genau gegenüber von mir ragte die Rundung eines Fahrstuhlschachtes in die Halle. Sicher erkannte ich nur die beiden Flügel der riesigen Türen, jedoch war ich davon überzeugt, dass durch diesen Schacht die Kugeln hier in die Hallen gebracht worden waren. Sonst machten die über 8 Meter hohen und ebenso breiten Türen einfach keinen Sinn – Oder? Links und rechts der Türen standen je zwei 'Mark 13'. Hinter mir standen ebenfalls je zwei 'Mark 13' an jeder Seite des Schotts.

Drei oder vier Techniker in blauen Kombinationen arbeiteten an einer 'der Maschinen'. Ein Typ im weißen Kittel kam auf mich zu, während sich mein 'Mark 13' schräg hinter mir in Position brachte.

Der Weißkittel war ca. 1 Meter 80 groß, schlank, fast sportlich, hatte rotblonde kurze Haare, und ein ausdrucksloses aber nicht unfreundliches Gesicht. Keinen Meter vor mir blieb er stehen und betrachtete mich genauso abschätzend, wie ich ihn. Wobei ich mir sicher war, dass er mich schon früher gesehen hatte. Ich konnte mich an ihn aber nicht erinnern.

»Hallo, mein Name ist Dr. Mario Brunner. Ich denke du hast ungefähr eine Ahnung, was dich hier erwartet. Aber zunächst möchte ich dir gratulieren, du scheinst einen sehr guten Einfluss auf die Gruppe zu haben. Wir hatten schon befürchtet, dass wir die gesamte Gruppe ersetzen müssten, nach den letzten Störungen.«

War das Zynismus, oder meinte er das ernst? Seine Stimme war angenehm, doch das, was er da sagte, klang völlig kalt. Wie konnte ein Mensch nur so zynisch sein?

»Der Tod von drei zwangsweise verschleppten Menschen aufgrund ihrer 'Experimente' ist für sie also nur eine Betriebsstörung? Ob ihre Richter das auch so sehen werden?«

Innerlich war ich völlig aufgewühlt, ich verspürte wirklich unglaubliche Angst, und doch war da diese andere Seite von mir, die völlig kalt dieses 'wissenschaftliche Monster' fixierte.

Er ließ seine ausgestreckte Hand wieder sinken und betrachtete mich etwas überrascht, aber keineswegs verärgert oder wütend, sondern eher neugierig. »Es waren bedauerliche Unfälle, eine Störung im PSI-Feldgenerator, bedauerlich, aber eben nicht mehr zu ändern.«

»Bedauerlich? Aber für Sie doch wohl nur wegen der zeitlichen Störung – oder?«, fragte ich herausfordernd und kannte eigentlich die Antwort. Auch die Wissenschaftler in der Firma meines Vaters kannten nur ihre Arbeit und die Zeit.

»Nicht nur, der Verlust jedes Lebens ist bedauerlich, aber eben auch manchmal nicht zu ändern. Verständlich, dass ein Betroffener das etwas anders sieht.« Er blieb auch weiterhin ruhig und sachlich, aber seine Neugier auf meine Reaktion war unverkennbar.

»Betroffene sehen das immer anders, besonders, wenn sie nicht einmal wissen, für was sie geopfert werden sollen.«, schmiss ich ihm einen Brocken hin. Doch er war viel zu intelligent, um meine Absicht nicht sofort zu durchschauen.

»Das hier ist kein B-Movie, mein junger Freund, wo der ach so Böse dem Helden lang und breit erklärt, wie und warum er etwas macht. Ihr habt keine andere Wahl, als das zu tun, was wir von euch wollen, ob es euch gefällt oder nicht.«, sagte er nun doch etwas gereizt.

»Mit der Rollenverteilung wer die 'Guten' und wer die 'Bösen' sind, gehen wir ja wenigstens konform, aber auch wir haben eine Wahl! Wenn auch eine sehr eingeschränkte und endgültige. Es gibt viele Arten zu sterben und sicherlich auch noch einige, die besser sind, als über einen Monat lang langsam zu krepieren wie Mirco.«

Erstaunt zuckte seine rechte Augenbraue hoch, sein Gesicht veränderte sich mit einem Mal, ich konnte sogar so etwas wie Trauer in seinen Augen sehen, das nervöse Zucken seines Auges blieb. »Ja – diese Wahl können wir euch wahrscheinlich nie endgültig nehmen, aber wir haben praktisch unendlich viel Nachschub wenn es denn sein muss.«

»Auch unendlich viel Zeit?«

Wieder eine Veränderung, seine Stimme war nun wieder kalt, ganz der Wissenschaftler. Doch jetzt lächelte er sogar etwas anerkennend: »Nein, die haben wir in der Tat nicht. Aber müssen wir uns erst ein paar effektive Druckmittel einfallen lassen, oder können wir uns da vielleicht arrangieren?«

Doch noch bevor ich so recht erfahren konnte, was er damit genau meinte, kam ein anderer Weißkittel auf uns zu.

Dr. Brunners Gesicht wurde hart, wie versteinert, ich sah so etwas wie Verachtung in seinen Augen, die aber nicht mir zu gelten schien. Er sah mich jetzt zwingend an und ich verstand, dass jetzt jemand kam, bei dem man sehr vorsichtig sein musste. Wollte er mich vor seinem Kollegen warnen?

Der Weißkittel war jetzt bei uns angekommen, er war fast 2 Meter groß, extrem dürr, und strohblondes schütteres Haar bedeckte gerade noch so seinen großen Kopf. Ich schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Anstatt sich einer Augenkorrektur zu unterziehen, trug dieser Kerl noch eine Brille. An Geldmangel dürfte es bei ihm nicht gelegen haben, wenn der Brilliant, den er im linken Ohr trug, echt war.

»Darf ich vorstellen, das ist Professor Frank von Stein, der Leiter dieses Projektes.«, stellte Dr. Brunner mir den Weißkittel vor, und die Warnung in seinem Blick ließ mich die sofortige Assoziation zu Frankenstein vergessen. Wir waren ja auch keine Monster, zumindest keine aus Leichenteilen. Oder wenigstens noch nicht, dachte ich sarkastisch.

»Ja danke ähm – ja – Herr Kollege.«, war die Fistelstimme von Frankenstein zu hören, »Haben sie unseren Gast schon instruiert?« Oh – wir waren also Gäste, 'Sie' scheinen Gastfreundschaft auch völlig neu definiert zu haben. Aber ich beschloss ruhig zu bleiben und wartete lieber auf Dr. Brunners Antwort.

»Nein, wir hatten gerade eine kleine Diskussion, wie man unsere 'Gäste' noch besser in das Projekt einbinden könnte. Unser Neuzugang hat ja, wie ich ihnen bereits mitgeteilt habe, einen äußerst positiven Einfluss auf die Gruppe.«

Ach! – So konnte man also die Drohung mit kollektivem Suizid umschreiben? Muss man dafür eigentlich studiert haben?

»Oh, das wäre – ähm – sicherlich interessant – bei Gelegenheit – ähm sicherlich.« Dann fistelte Frankenstein wieder weiter: »Wir wollen uns aber jetzt doch bitte in den 'PSI-Synchroton-Modulator 2' begeben, damit wir anfangen können.«

Ob er mit 'wir' auch sich selbst mit einbezog? Würde er mir dabei das Händchen halten?

Dr. Brunner nickte stumm, legte mir die Hand auf die Schulter und schob mich auf 'die Maschine' zu, die rechts von mir stand. Mir entgingen das kalte Lächeln und der fast schon irre Blick von Frankenstein jedoch nicht. Wenn es stimmt, dass Genie und Wahnsinn oft eng aneinander grenzen, dann war Prof. von Stein ein echter Grenzgänger, da war ich mir jetzt schon sicher.

»Du musst sehr vorsichtig sein, was du bei ihm sagst, er ist manchmal etwas unberechenbar, wenn es um seine Arbeit geht. Kritik kann er nicht ertragen, schon gar nicht von jemandem, der nach seiner Auffassung intellektuell so weit unter ihm steht, wie ihr. Er ist das Genie, ihr seid nichts. – Das solltest du dir merken.« Dr. Brunner flüsterte es mir nur zu, und seine Stimme klang jetzt menschlich, fast warmherzig.

Arbeiteten denn hier nur Verrückte? Ein Versuchsleiter, dem man den Irrsinn schon nach wenigen Minuten ansah, und seine rechte Hand, der scheinbar mehr als nur eine einfach gespaltene Persönlichkeit war. »Muss man eigentlich Verrückt sein, um hier zu Arbeiten?«, versuchte ich ihn ein wenig zu provozieren.

»Nein, aber es hilft ungemein.«, war nur seine trockene Antwort. Sein rechtes Auge zuckte dabei ununterbrochen. Den Spruch kannte er also auch schon.

Inzwischen hatten wir 'die Maschine' oder den PSI-Synchroton-Modulator, was auch immer das zu bedeuten hatte, halb umrundet. Nun konnte ich erkennen, alle Maschinen waren so ausgerichtet, dass deren Eingang zur Hallenmitte zeigte.

Die Kugel selbst war scheinbar tatsächlich fast einen Meter in den Boden eingelassen. Jedenfalls konnte ich keine Veränderung der Oberfläche an der Stelle erkennen, an der die Kugel den Boden berührte. Zu dem runden, ungefähr zwei Meter durchmessenden, Schott, welches sich in Äquatorhöhe der Kugel befand, führte eine Treppe. Diese führte zu einer kleinen Plattform, die direkt vor dem Schott endete. Auf dem oberen Pol, dem Nordpol, waren 4 Antennenstummel kreisförmig angeordnet und ragten ca. 80 cm in die Höhe.

Dr. Brunner wollte mich, leicht ungeduldig werdend, weiter zu der Treppe schieben, aber instinktiv wich ich zurück. Etwas bedrohliches, fremdes ging von dieser Maschine aus. Selbst wenn ich es nicht schon vorher gewusst hätte, jetzt spürte ich es eindeutig.

»Geh schon hoch, sonst wird 'Junior' ungeduldig und spielt an den Werten herum.« Warum Junior, fragte ich mich? Doch mit leichtem Druck schob er mich zur Treppe, die ich dann auch bis zur Plattform hoch stieg. Im Eingang, der wie ein Tunnel wirkte, flutete mir dunkles, grünes Leuchten entgegen, das aus dem Inneren der Kugel kam.

Auch jetzt verspürte ich wieder den Druck von Dr. Brunners Hand. So betrat ich dann 'die Maschine' und ging den 2 Meter 75 langen Gang mit kreisförmigem Querschnitt entlang, um schließlich das Zentrum der Kugel zu erreichen.

Das Zentrum war ebenfalls kugelförmig mit einem Durchmesser von 3 Metern. Die mattschwarzen Wände hatten eine eingeprägte Sechseck-Wabenstruktur. Durch den Gitterrost, auf dem ich stand, konnte ich sehen, dass der Innenraum tatsächlich völlig kugelförmig war. Nur durch diesen Gitterrost entstand eine Ebene mit der Höhe des Gangbodens.

Genau im Zentrum der Kugel stand, auf einem fast einen Meter hohen Podest, eine schlicht aussehende Liege und eine kleine Konsole. Ansonsten war das Innere der Kugel völlig leer. Dr. Brunner drückte auf eine der Tasten an der Konsole, summend schwenkte die Liege um fast 90 Grad in die Vertikale.

»Stell dich mit dem Rücken an die Liege, die Füße auf die beiden Fußstützen, die Arme auf die Armlehnen.«, forderte mich Dr. Brunner mit ruhiger aber nicht kalter Stimme auf.

Als ich den mir zugewiesenen Platz eingenommen hatte, schwenkte die Liege wieder zurück in die horizontale Lage und ich spürte, dass sich scheinbar ein Luftpolster unter mir aufgeblasen hatte. Ich lag jetzt auf einer sehr bequemen Unterlage, die sich genau meiner Körperform anpasste.

»Achtung, ich aktiviere jetzt das 'Fesselfeld', du wirst dich dann nicht mehr bewegen können!« Er war sogar so freundlich zu warten, bis ich nickte, bevor er den Schalter auf der Konsole betätigte. Ein warmes Kribbeln legte sich über meinen Körper. Tatsächlich konnte ich weder Beine noch Arme bewegen, auch der Kopf war weitgehend fixiert.

Sprechen konnte ich noch, wie ich feststellte: »Wie lange wird es dauern?«

»Ich bin mir nicht sicher, welches Programm Junior für dich vorgesehen hat, aber maximal waren es bis jetzt dreieinhalb Stunden.« Auch jetzt noch klang seine Stimme freundlich, also fragte ich weiter.

»Wieso Junior?« Er lachte jetzt tatsächlich und beugte sich zu mir herunter, »'Frankenstein Junior', wenn er hört, dass ihn jemand Frankenstein nennt, dreht er völlig durch. Das meine ich genau so, wie ich es sage! Aber für Filme wie 'Frankenstein Junior' hat er viel zu wenig Humor, darum versteht er die Andeutung nicht. Außerdem heißt er tatsächlich 'Frank von Stein jr.'.« Oh Mann, Brunner hat nicht nur eine gespaltene Persönlichkeit, sondern auch noch einen wirklich skurrilen Humor.

»Noch einen Tipp und ein paar Informationen zum Abschluß.« Jetzt zuckte sein Auge wieder und er lächelt mich an. »Die Antennen oben auf dem Synchroton sammeln eine spezielle Form von Energie. Wir nennen sie 'PSI-Energie', dann wird diese Energie im Synchroton umgewandelt und moduliert und schließlich auf, in diesem Fall dich, übertragen. Dies soll einen bestimmten Sektor in deinem Gehirn anregen und dich letztlich zum Telepathen machen.

Das Problem ist die Modulation. Bis jetzt ist die Energie einfach zu breitbandig moduliert, was den Nebeneffekt haben könnte, dass auch andere Fähigkeiten zu Tage treten könnten. Bis jetzt habe ich aber keine Spuren solcher 'Seiteneffekte' festgestellt, und es wäre besser, wenn es dabei bleibt!» Jetzt sah er mich wieder warnend an. Wusste er von Julians Fähigkeiten und verheimlichte er sie 'Junior' gegenüber? So, wie er das jetzt gesagt hatte, deutete alles darauf hin, es wurde wirklich immer verwirrender. Also versuchte ich mit einer weiteren Frage weiter zu kommen: «Warum ist das Finden der richtigen 'Modulation' so schwer?», fragte ich mit völligem Unverständnis.

»Weil wir nicht wissen, wie das Ganze funktioniert.«

»Fragen Sie doch den Konstrukteur dieser Dinger.«

»Das ist leider nicht mehr möglich, aber jetzt weiter. Der PSM überträgt die modulierte Energie auf jeden Fall, es hat nicht nur keinen Sinn, sich dagegen zu wehren, es ist sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit schädlich.

Versuche dich zu entspannen! Ich weiß, dass dies nicht einfach ist in dieser Situation. Ich habe in deinen Unterlagen gelesen, dass du Fernkurse in Autogenem Training und Qi Gong gemacht hast.

Wenn du das noch beherrschst, dann beginne jetzt mit einer Entspannungsübung wie im AT oder noch besser beim Qi Gong. Versuche das Qi fließen zu lassen. Im Prinzip scheinen das Qi und die PSI-Energie sehr ähnlich zu sein.

Wenn ich hier herausgehe, wird sich die innere Kugel um 90 Grad nach rechts drehen, und der Tunnel ist dann nicht mehr zu sehen, also erschrecke nicht. Sobald das grüne Leuchten in ein warmes Weiß wechselt beginnt die Modulation. Schliess jetzt die Augen und entspanne dich. Bis bald – und – viel Glück.»

Schnell drehte er sich um und stand nun im Tunnel, wo er eine Taste drückte. Die Innenkugel begann sich zu drehen und der Durchgang schloss sich.

Seltsam war es schon, was 'Sie' alles über mich wussten. Vor vier Jahren hatte ich mit Autogenem Training begonnen, weil mich meine Einsamkeit in Afrika immer mehr bedrückte. Als ich mit dem Krafttraining und etwas Kung Fu angefangen hatte, wurde mir das Autogene Training zu statisch und ich bin mehr oder weniger über das Kung Fu auf Qi Gong gestoßen, was ich auch bis zuletzt regelmäßig gemacht hatte.

Das Qi ist, nach der alten Lehre, die Lebensenergie, die alles und jeden umgibt, seit dem Anbeginn des Universums. Ziel des Qi Gong ist es, den Vorrat an Qi im Körper zu vergrößern und dafür sorgen, dass das Qi überall im Körper fließen kann.

Was das aber mit der PSI-Energie zu tun haben sollte, verstand ich nicht, aber wenn diese Energie durch 'die Maschine' in meinen Körper gepresst werden sollte, so hätte das auf jeden Fall negativen Einfluss auf mein Qi, wenn ich das damals richtig verstanden hatte. Das würde aber bedeuten, dass es mir physisch wie psychisch schlecht gehen würde, und so was hatte ich ja die letzten Tage erlebt. Wenn es mir jedoch gelang, mein Qi mit dieser Energie zu verbinden und am Fließen zu halten, so müsste ich es auf jeden Fall besser vertragen. Davon war ich nun überzeugt.

Ich versuchte mich also zu entspannen und mich auf meinen Energiefluss zu konzentrieren. Das Licht veränderte sich jetzt, es wurde weißlich, für mich wurde es somit Ernst.


in 'der Maschine', Donnerstag 26.07.2035

Anfangs spürte ich nur ein Prickeln in meinem Gesicht und in meinen Fingerspitzen, danach wurde es warm, zuerst das Gesicht, später die Hände und Füße, die Arme und Beine, schließlich der ganze Körper. Nun stieg die Wärme an, es wurde wärmer und wärmer. Schweiß rann mir in die Augen, ich konnte die fremde Energie fühlen, die in meinen Körper strömte, aber etwas lief falsch, das spürte ich instinktiv. Die Energie strömte in mich, aber nicht durch mich!

Ich fühlte mich langsam wie ein Ballon, den man mit Wasser füllt, hatte das Gefühl, mein Körper dehne sich aus, ich wuchs über mich selbst hinaus. Das Gefühl zu platzen, zu zerreißen, wurde immer stärker. Was geschah mit mir?

Ich wusste, nach der chinesischen Lehre konnte ich auch Qi in mir sammeln. Das Ziel war es aber auch, die Energie am Fließen zu halten. Verbrauchtes Qi aus dem Körper strömen zu lassen, während man neues aufnimmt. Mit dem Qi funktioniert das auch! Sogar, zu meinem Erstaunen, besser als je zuvor. Die PSI-Energie, die 'die Maschine' in mich pumpte, staute sich jedoch in mir, wie Wasser in einem Damm. Wann brach der Damm, wann würde es mich zerreissen?

Der Druck nahm immer mehr zu. Hitzewellen jagten durch meinen Körper, jede Zelle schien zu schwingen, mir wurde schlecht. Plötzlich war da ein stechender Schmerz, der durch meinen Körper raste und mein Gehirn in einem Bruchteil einer Sekunde zu verdampfen schien. Ein Blitz blendend hell, heller als alles, was ich je gesehen hatte und danach Dunkelheit, fast Schwärze.

Als ich langsam wieder sehen konnte, war ich offensichtlich außerhalb 'der Maschine'. Niemand war hier unten zu sehen, ich hatte auch keine Schmerzen mehr. Puh – alles überstanden! Doch warum kümmerte sich niemand um mich? Ich sah mich weiter um, die 'Mark 13' standen noch immer an ihrem Platz.

Nun fiel mir auf, dass ein seltsames Leuchten 'die Maschine', in der ich zuvor gewesen war, umgab. Rote Blitze, die aus dem Nichts entstanden, zuckten in die Antennen am Nordpol. Blaues Leuchten umgab die Kugel, auch 'die Maschine' selbst schien aus dem Inneren zu leuchten.

Ich ging vorsichtig näher – die Treppe hinauf, das äußere Schott stand noch offen. Doch anstatt am Ende des Tunnels die Liege zu sehen, sah ich an dieser Stelle ein wirbelndes helles Leuchten. Der Kern der Kugel schien nicht mehr zu existieren!

Eine üble Vorahnung packte mich, ließ mich erzittern – mir wurde heiß und kalt. Ich blickte hoch zur Galerie, sah Junior und Dr. Brunner. Beide saßen vor ihrer Telemetrie und beobachten starr die Anzeigen. Keine Reaktion war in ihren Gesichtern zu sehen. Ein Assistent hielt Dr. Brunner ein Infopad hin, doch der sah nicht auf. Ich blickte mich noch mal in die Halle um, da rührte sich auch nichts. Ich überlegte gerade, ob ich zur Galerie hochgehen sollte, als mir auffiel, dass der Assistent das Infopad noch immer Dr. Brunner hinhielt.

Ich sah genauer hin, kein Zwinkern, kein Zucken, keinerlei Reaktion. Keiner dort oben bewegte sich. Sie sahen nicht starr auf ihre Anzeigen – sie waren wie erstarrt. An der Wand über Dr. Brunner war eine Uhr, die 11 Uhr 32 zeigte, genau wie schon vor ca. fünf Minuten. Ich konzentrierte mich auf die Anzeige, wollte genau sehen, wann die Minute umschlägt. Ein kurzer Ruck und ich stand vor der Uhr – nein, eigentlich schwebte ich frei vor der Uhr. Was war das jetzt für eine Aktion?

Ich konzentrierte mich auf das Schott, durch das ich das Labor betreten hatte – wieder der Ruck und ich schwebte vor dem Schott, in Augenhöhe mit den 'Mark 13', die jedoch völlig unbeteiligt geradeaus sahen.

Wieder zurück zur Galerie, 11:32, die Zeit stand! War ich jetzt schon tot, oder war das der kurze Moment, von dem man schon so oft gelesen hat, der Moment zwischen Leben und Tod? Bisher dachte ich immer, dass in diesem Moment das ganze Leben in Bruchteilen einer Sekunde an einem vorbeiziehen würde. Nun gut – das müsste bei meinem Leben ja schnell vorbei sein, aber da war nichts. Die sind erstarrt und ich reiste als Astralkörper durch die Gegend.

Ich wollte zu Julian, ich wollte hier raus. Wieder ein Ruck, und ich schwebte in unserer Wohneinheit. Julian saß mit Lukas auf dem Bett, der seinen Arm um ihn gelegt hatte. Unbewegt stand Tom im Raum, mit einem Tablett und drei Gläsern Tee. Keine Bewegung, keine Reaktion – ich war am Verzweifeln, schrie meine Angst hinaus – in der stillen Gewissheit, dass mich niemand jemals wieder hören konnte.

""Wer bist du?"" eine Stimme – eine Stimme aus dem Off.

""Hallo – du kannst mich hören?"", fragte ich völlig verunsichert.

""Würde ich sonst mit dir reden?"", kam die spöttische Antwort.

Ich wollte zu der Stimme, wollte wissen wer da mit mir redete, wer mich trotz dieser Situation hören konnte. Konzentration – und nichts. Ich war noch immer in unserem Zimmer, mit dem erstarrten Julian.

""Hallo – bist du noch da?"", wieder die Stimme aus dem Off.

""Ja – ich wollte zu dir, aber es geht nicht.""

Ein stilles Lachen ""Wie sollte es auch gehen, wenn du nicht weißt wohin? Aber noch einmal, wer bist du?"", die Stimme klang sympathisch.

""Mike – Mike Torben ist mein Name – und du?""

""Frank – jeder nennt mich einfach nur Frank. Wie kommst du auf meine Ebene?""

""Welche Ebene? Ich denke ich bin tot! Oder kurz davor, nennst du das 'deine Ebene'?""

Wieder Lachen diesmal lauter und amüsiert ""Tot, nein so würde ich das noch nicht nennen, temporale Verschiebung – Du hast deinen Geist auf eine andere temporale Ebene verschoben. Du kannst dich hier stundenlang aufhalten, während für deinen Körper nur Bruchteile von Sekunden vergehen.""

Das klang ja wenigstens besser als tot.

""Wozu soll das gut sein?""

""Ich nenne es 'Auszeit', die nehme ich mir, wenn ich nachdenken will."", kam die bereitwillige Antwort. Frank schien sich mit so etwas auszukennen, er musste wohl auch ein Mutant sein. Da er recht freundlich erschien, war er wahrscheinlich einer der ersten Generation.

""Bist du ein Mutant – einer der ersten Generation?""

Die Antwort ließ kurz auf sich warten ""Äh – natürlich bin ich ein Mutant, was dachtest denn du? Aber wieso soll ich einer der 'Alten' sein?""

""Entschuldige – ich wollte dir nicht zu Nahe treten – nur ..."", mir fiel einfach nicht ein, was ich sagen sollte, ohne ihn möglicherweise zu beleidigen. Dann fühlte ich plötzlich ein leichtes Ziehen, ein Tasten in meinem, momentan eigentlich nicht vorhandenen, Hinterkopf. Instinktiv wehrte ich mich gegen das Tasten.

""Ups – Was bist den du für einer? Wer hat dir denn gesagt, dass wir unfreundlich seien und nicht helfen würden?"" Auch jetzt war seine Stimme noch freundlich und auf jeden Fall neugierig.

""Also was ich bin, kann ich dir so genau nicht sagen, und bitte sei jetzt nicht sauer, das mit dem unfreundlich habe ich von einem Freund von mir, der ist – äh – war ein normaler Mensch.""

""Hm – scheint ja jetzt wirklich interessant zu werden, du hast also Freunde unter den Normalos, richtige Freunde? Du bist aber keiner der Alten – kennst du welche von der 'ersten Generation', wie du sie nennst?""

""Möglicherweise?"", ich war jetzt total verunsichert, und dieser Frank versuchte ständig, mich abzutasten, was ich aber jetzt seltsamerweise abwehren konnte.

""Wie jetzt möglicherweise? Du musst doch wissen, ob du jemanden kennst, oder nicht.""

""Ich war nur ein paar Stunden mit ihm zusammen, aber er hat mir nicht gesagt, ob er einer ist. Genau genommen nicht einmal, dass er ein Mutant ist.""

»Häh?? – Aber du musst doch merken, ob dein Gegenüber ein Mutant ist, du bist doch ein Telepath!"" Wenn ich wüsste, ob ich einer bin, dachte ich so für mich.

""Das ist alles etwas komplizierter – damals wusste ich nicht, dass ich ein Telepath bin.""

""Ah, ich glaube ich verstehe! – Deine Fähigkeiten haben sich erst vor kurzem manifestiert. – Hm, dafür bist du aber ganz schön stark. Wie heißt denn der Typ – oder hat er das auch nicht gesagt?""

""Doch – er sagte, er heißt Pascal.""

""PASCAL – der von der Abwehr?"" Jetzt klang die Stimme etwas ablehnend und vor Allem verächtlich. War wohl keiner aus Pascals Fanclub.

""Ja – genau der – und er wollte mir helfen. Und ich fand ihn sehr nett!"", letzteres sagte ich jetzt schon etwas trotzig, denn Pascal war wirklich der Erste nach dem Tod meiner Elternn der wirklich nett zu mir war.

""OK – ist ja gut, ich weiß, oder habe gehört, dass er eigentlich ein netter Kerl ist, und im Rahmen seiner Möglichkeiten anderen hilft."" Das klang aber jetzt schon wieder ziemlich spöttisch.

""Was meinst du mit 'im Rahmen seiner Möglichkeiten'?"" Das konnte für Julian und die Anderen sehr entscheidend sein, für mich hatte ich keine Hoffnung mehr, wenn das, was hier passierte, normal wäre, dann hätte Julian es mir gesagt.

""Nun ohne 'deinen Freund' Pascal jetzt herunter machen zu wollen, als Telepath ist er nicht so der Bringer, er gehört eher zum unteren Mittelfeld. Aber was ist denn eigentlich mit dir? Du scheinst doch nicht gerade schwach zu sein?""

""Das ist etwas problematisch, wie ich schon gesagt habe, ich weiß nicht wie du darauf reagierst.""

""Versuch es doch einfach, so schlimm kann es ja nicht sein.""

Ich war mir dessen nicht so sicher ""Eigentlich – nun – ich bin als 'Normalo', wie du es nennst, geboren.""

""He, was soll der Scheiß, wer sagt dir denn so was! – Wie, wie soll das gehen? – Ich spüre doch deine Energie, du hast Potential, gewaltiges Potential!"", scheinbar glaubte er, dass mich da jemand 'verarscht' hätte.

""Ja, aber genau seit heute oder ein paar Tagen, und ich werde, oder würde bald 19, bin also schon lange raus aus der Pubertät! – Da fängt es doch bei euch an?""

Schweigen – ich spürte ihn noch, doch er schwieg, schien nachzudenken ""Erzählst du mir, was los ist? Das bekomme ich jetzt wirklich nicht so ganz auf die Reihe. Mir persönlich ist es egal, ob du als Mutant geboren bist, oder nicht, aber du hast sicherlich Recht – es gibt Mutanten die würden das anders sehen.""

""Kannst du eigentlich feststellen, wo ich bin, es wäre wichtig für mich.""

""Nein – so lange du auf einer temporalen Ebene bist, kann ich dich körperlich nicht einpeilen. Warum ist das so wichtig?""

""Ich wurde entführt, man macht mit mir Experimente und ich weiß nicht, wo ich bin."" Ich versuchte, so nahe wie möglich an der Wahrheit zu bleiben, wollte aber über Julian und die Anderen noch nichts verraten, was wusste ich schon über diesen Frank. Langsam fühlte ich mich aber auch schwächer werden und vor allem sehr Müde.

""Ich fürchte, da kann ich dir so nicht helfen, aber ich habe mir deine Signatur gemerkt, ich werde versuchen dich zu lokalisieren, wenn du es willst. Hallo Mike was ist, du wirst so schwach.""

""Frank – ich fürchte es ist zu spät, ich glaube mit mir geht es zu Ende. 'Die Maschine', ich glaube sie zieht mich weg. Wenn du mir einen Gefallen tun willst, versuche Pascal zu erreichen, Freunde von mir brauchen seine Hilfe, nenne ihm meinen Namen. Ich schaffe es nicht..."" etwas riss mich mit ungeheurer Gewalt weg. Ich sah noch einmal das Zimmer mit meinem Julian, wahrscheinlich ein letztes Mal, dann wirbelte ich so schnell durch die Gegend, dass ich nichts mehr wahrnehmen konnte. Ein stechender Schmerz und danach nur noch Dunkelheit. Aus das war's – Game Over?

7. - Déjà-vu

Wohnbereich, Donnerstag 26.07.2035

Ich kannte das ja irgendwo her, ich hatte Kopfschmerzen und eine Hand streichelte mich, trotz der Schmerzen war es ein angenehmes Gefühl und bedeutete wohl, dass ich noch lebte. Als ich vorsichtig die Augen öffnete, sah ich die verquollenen Augen von Julian – er musste wohl heftig geweint haben, es sei denn, jemand hatte ihn mit Reizgas angegriffen, was ich mir aber nicht vorstellen konnte.

»He Julian, was ist denn los?«

»Ich dachte, du seiest in 'der Maschine' gestorben, du warst mehr als fünf Stunden weg.«

Langsam drehte ich meinen Kopf zur Multifunktionskonsole, die zeigte 16:55 Uhr am Donnerstag, den 26.07.2035, an.

»He, die Sache war aber auch ziemlich seltsam. Als 'die Maschine' mit der Arbeit begann, fühlte es sich für mich an, als ob es mir meinen Körper zerreißen würde. Danach hatte ich einen seltsamen Traum, in dem war ich sogar kurz hier oben, genau um 11:32. Du hast mit Lukas hier gesessen, und Tom stand im Zimmer mit einem Tablett. Aber keiner rührte sich, alle waren wie eingefroren und, ach was soll's, es war jedenfalls ein sehr merkwürdiger Traum.«

»Um die Zeit habe ich aber wirklich Tee gebracht!«, war Tom plötzlich zu hören. Ich hatte ihn bis jetzt nicht bemerkt.

»Äh? Wie jetzt? – Mach mal langsam, Tom!«, ich versuchte, mich an jedes Detail der Szene zu erinnern, was nicht so schwer war, da ich ja Zeit genug hatte, mir alles anzusehen. »Du hattest ein rundes schwarzes Tablett in der rechten Hand. Darauf standen drei Gläser mit Tee, zwei davon mit einer Scheibe Zitrone. Eine schwarze Schale mit Zucker war auch auf dem Tablett. Julian saß hier auf dem Bett an Lukas angelehnt, der mit dem Rücken zur Wand saß. Lukas hatte seinen rechten Arm auf Julians Schulter, mit der linken Hand hielt er den Silber-Anhänger, den er um den Hals trägt.«

Julian war jetzt ganz blass geworden und schrie fast schon hysterisch: »Ich hab euch doch gesagt, dass ich seine Anwesenheit gespürt habe.«, um dann wieder ruhig zu mir zu sprechen: »Ich hab dich gespürt, ganz kurz nur, und danach – danach warst du weg, ich spürte nichts mehr, es war so furchtbar, ich dachte du wärst gestorben.«

»Das dachte ich eigentlich auch zuerst, bevor ich Frank getroffen habe. Übrigens wo ist Lukas?«, murmelte ich ganz in Gedanken.

»Frank? Wer ist Frank, und wo hast du ihn getroffen?«, wollte Tom wissen. Ich schaute ihm fest in die Augen. Ich hatte zuerst gefragt! Nach ein paar Sekunden begriff Tom und erklärte schnell: »Lukas macht gerade etwas zu Essen, Julian hat gesagt, dir gehe es schon viel besser, erstaunlich schnell nach der zweiten 'Behandlung'! Aber wer zur Hölle ist Frank?«, drängte Tom schon wieder.

Jetzt sah ich Julian an, der auch ganz gespannt war, und grinste hinterhältig: »Das erzähl ich euch später, wenn alle zusammen sind.«

»Au!« – Wieso boxte mich Julian da in die Seite, durfte der so was? Schließlich war ich doch schwach und krank!

Lachend und den Kopf schüttelnd verließ Tom unser Zimmer und ich drehte mich wieder zu Julian, der sich ein Grinsen auch nicht verkneifen konnte. Da ich realisiert hatte, dass ich mal wieder völlig nackt quer vor Julian in unserem Bett lag, zog ich ihn langsam zu mir herunter und eine wilde Knutscherei begann.

Teil für Teil verlor auch Julian nun seine Bekleidung und es war einfach herrlich, seinen Traumkörper so vor mir zu haben. Es war für mich unglaublich schön, ihn einfach nur in meiner Nähe zu haben. Seine Wärme zu spüren, seinen Körper zu streicheln, sein Lächeln zu sehen, in seinen Augen zu versinken und seine Küsse zu erwidern, das reichte mir völlig. Mehr wollte ich nicht. – Wollte ich wirklich nicht mehr?

Wir streichelten und küssten uns ohne Ende und wieder bewunderte ich Julians Männlichkeit. Und da war dann wieder dieses Gefühl, würde ich ihm genügen?

Früher dachte ich, die Jungs, deren Bilder oder Videoclips ich gesehen hatte, wären eben besonders gut ausgestattet. Seit ich gestern Lukas und dann später auch noch Tom gesehen hatte, war mir klar geworden, dass ich da einfach nicht mithalten konnte. Julian übertraf meinen um mehrere Zentimeter, das war schon sehr heftig für mein Ego!

Ich muss wohl etwas abwesend gewesen sein, denn plötzlich fragte mich Julian, was los sein. Ich hatte, völlig in die Betrachtung seines Prachtexemplars vertieft, mit meinen aufkommenden Minderwertigkeitskomplexen kämpfend, nur noch leicht seinen Oberkörper gestreichelt. »Ach nichts, ich war nur ein wenig in Gedanken.«, versuchte ich ihn zu beruhigen. Ich bekam jetzt wirklich Angst, ich könnte ihn verlieren, ich steigerte mich da einfach immer mehr hinein.

Aber Julian wäre nicht Julian gewesen, wenn er sich mit so einer Antwort zufrieden gegeben hätte, zumal sich jetzt auch noch eine Träne in meine Augen verirrt hatte – scheiße was soll das?

Julian drehte langsam meinen Kopf zu sich, so dass ich in seine herrlichen rehbraunen Augen sehen musste. »Mike, was ist los? Was ist passiert?« Ich schüttelte nur den Kopf, was sollte ich sagen? Dass ich Angst hatte, mit ihm zu schlafen, weil ich befürchtete, ihm nicht zu genügen? Denn das war doch der wahre Grund, warum ich 'nur' kuscheln wollte – wenn ich ehrlich zu mir selbst war.

Als ich noch immer schwieg, fühlte ich plötzlich ein Ziehen im Hinterkopf, Julian versuchte mich telepathisch zu sondieren, doch wie schon während der 'Behandlung', als Frank versuchte, mich zu sondieren, konnte ich es jetzt auch wieder abblocken, das erkannte ich an Julians erstaunten Blick.

Für mich war es wie das Zukneifen der Augen, wenn man aus dem Dunkeln in das Licht tritt, es geschah automatisch, aber ich spürte, dass ich mich auch bewusst 'öffnen' konnte; genauso, wie man sich zwingen kann, die Augen zu öffnen, trotz eines blendenden Lichtes.

»Du bist stark geworden in der letzten 'Behandlung', viel stärker, als ich dachte. Aber warum verschließt du dich vor mir? Vertraust du mir denn nicht mehr?«, Julians Stimme klang einerseits überrascht, aber auch ein wenig besorgt.

Was sollte ich tun? Wie sollte ich ihm sagen, was ich fühlte? Wieder versank ich in seinen Augen und ich ließ dann meinen Kopf auf seine Schulter sinken. Zögernd zwang ich mich, die Blockade zu öffnen. Julian spürte es und nun fühlte ich auch wieder sein vorsichtiges Tasten in meinem Kopf.

Sanft streichelte er mir durch das Haar und grummelte: »Du kleiner Narr! – hältst du mich wirklich für so oberflächlich? Ich lieb dich doch und so klein wie du 'ihn' machst ist er nun wirklich nicht. Es ist doch totaler Blödsinn, sich so was einzureden.«, dann wälzte er uns beide herum und kam auf mir zu liegen.

Sanft streichelte seine Hand langsam meinen Bauch entlang, bis sie zwischen meinen Beinen zum Halten kam. Seine Augen fixierten mich: »Hatten wir nicht gestern auch Spaß, hattest du das Gefühl, ich wäre unzufrieden, oder würde dir etwas vormachen? Ich liebe dich, so wie du bist!«

Verdammt, jetzt fange ich auch noch an zu heulen, dachte ich, als die ersten Tränen sich aus meinen Augen stahlen, aber ich konnte nicht anders. Ich liebte ihn doch auch so sehr, aber ich hatte Angst und Selbstzweifel.

Julian setzte sich auf und rutschte langsam mit funkelnden Augen an mir herab, bis er dahin kam, wo vor wenigen Augenblicken noch meine Erektion war. Es ging nicht, ich konnte nichts dagegen machen, aber die Luft, oder eigentlich das Blut, war raus.

Julian sah mich traurig an, er war nicht enttäuscht wegen der nicht vorhandenen Größe, das wusste ich. Er war enttäuscht, dass ich ihm nicht genügend vertraute, dass ich mir selbst nicht vertraute. Langsam glitt er noch weiter herunter und kam dann auf meinen Oberschenkeln zu sitzen. Das machte es für mich auch nicht gerade leichter, denn jetzt konnte ich sein voll erigiertes Glied sehen.

Doch Julian dachte nicht an Sex, er sah mich seltsam nachdenklich an und legte dann beide Hände an meinen Kleinen. Ich dachte schon, er will mich jetzt mit der Hand verwöhnen, bis ich seine Konzentration bemerkte und ein wohliges warmes Kribbeln in meinem Glied spürte. Das Kribbeln wurde stärker und immer stärker. Es war so ein absolut seltsames Gefühl, nicht sehr unangenehm, aber auch nicht wirklich schön.

Plötzlich hörte das Kribbeln auf, und Julian nahm völlig erschöpft seine Hände weg. Mein Schwanz stand wieder, aber er war größer. Nicht viel, aber doch bemerkbar. Julian lächelte mich erschöpft an und ließ sich auf meine Brust sinken. »Wenn es nicht anders geht, dann machen wir das jetzt jeden Abend, bis du zufrieden bist!«, grinste er.

»Aber was – ich meine, was hast du gemacht?«, wollte ich wissen.

Julian lächelte noch immer: »Ich hab dir doch gesagt, dass meiner, seit ich die Heilkräfte bekommen habe, größer wurde. Jeden Tag! Um ehrlich zu sein, ich hatte Ralf um seinen beneidet.«, jetzt lächelte er mich wirklich richtig verlegen an. Also kannte er auch dieses Gefühl, nicht groß genug zu sein.

Julian erläuterte weiter: »Ja und da ich doch meine Kräfte auch auf euch anwenden kann, um die Schmerzen zu nehmen und so. Da dachte ich mir, es müsste doch auch bei anderen Dingen gehen.«

Er streichelt mir durchs Haar und küsste mich: »Wenn du doch darunter leidest, obwohl ich denke, dass es wirklich keinen Grund dazu gibt, dann ist das doch auch so eine Art von Heilen – oder?«

Ich zog ihn ganz dicht an mich und konnte es einfach nicht glauben. Julian, das spürte ich, fand es unnötig, aber um mir einen Gefallen zu tun, tat er es trotzdem. Ich streichelte ihm den Rücken und war einfach nur glücklich, einen solchen Freund zu haben.

»Wie hast du eigentlich so schnell gelernt, dich abzuschirmen?«, fragte er nun ein wenig neugierig. Ich signalisierte ihm, mich zu sondieren und so konnte ich ihm dann telepatisch berichten: ""Das hängt mit der heutigen 'Behandlung' zusammen, ich bin auf einen Telepathen getroffen, der mich sondieren wollte. Ich hatte es plötzlich gespürt, bisher wenn du mich sondiert hast, habe ich nichts gespürt. Doch heute spürte ich es und dann ging das mit dem Abblocken ganz von alleine.""

Schließlich erzählte ich ihm noch die Kurzfassung von dem, was ich während der 'Behandlung' erlebt hatte, und danach machten wir uns fertig, denn zum Essen waren wir längst überfällig.

8. - Can you feel the love Tonight

Wohnbereich, Donnerstag 26.07.2035

Es war inzwischen 19 Uhr durch, als Julian und ich in der Küche eintrafen, wo Lukas und Tom schon auf uns warteten. Beide sahen uns mit einem wissenden Lächeln an und konnten sich eine spöttische Bemerkung nicht verkneifen: »Du solltest nach einer 'Behandlung' aber jede Anstrengung vermeiden, das gilt auch für angenehme!«

»Ach hört doch auf, ihr seit doch nur neidisch auf meinen 'Schnuckel'«, gab Julian gleich die passende Antwort. Seit Lukas einmal gesagt hatte, dass ich Julians 'Schnuckel' sei, ritt Julian immer wieder darauf herum. Mich störte es nicht, ich war gern Julians 'Schnuckel', wenn ich nur in seiner Nähe sein konnte.

Wir aßen eine Kleinigkeit, großen Appetit hatte ich jetzt wirklich nicht und gingen dann gemeinsam in unser Zimmer, um, wie inzwischen üblich, über alles zu reden. Da wir ja das Zimmer nach Lukas und Toms Vorbild umgestaltet hatten, versammelten wir uns nun alle auf unserer großen Spielwiese.

Nun berichtete ich ihnen, was nach meinem Eintreffen im Labor geschehen war. Dabei spielte Julian auch wieder den telepatischen 'Sender', da wir noch immer nicht wussten, ob wir vielleicht doch abgehört wurden. Ich berichtete von dem anfänglichen Gespräch mit Dr. Brunner und von 'Juniors' Auftritt. Den Ratschlägen und Informationen von Dr. Brunner und was ich empfand, als die 'Behandlung' begann. Über das Nullzeit-Erlebnis und dem Zusammentreffen mit Frank, bis zum Aufwachen bei Julian. Die 'Sonderbehandlung' von Julian ließen wir aber weg, es wäre mir doch etwas zu peinlich gewesen.

Von Julian kam nun der Vorschlag, dass wir die Andeutungen von Dr. Brunner, aber auch seine Informationen kurz vor der 'Behandlung', heute noch durchsprechen sollten. Da es, falls Morgen der nächste zu einer 'Behandlung' müsse, vielleicht hilfreich sei.

»Dass Prof. Stein oder 'Junior' schon kurz vor dem offenen Wahnsinn steht, darüber brauchen wir uns nun wirklich nicht unterhalten!«, gab Tom Julian indirekt recht. »Aber dass Dr. Brunner eine so wechselhafte Persönlichkeit an den Tag legt, das habe ich bis jetzt nicht bemerkt. Er ist ziemlich launisch, impulsiv und manchmal extrem zynisch, aber ich habe ihn immer eher als kalten, rücksichtslosen Wissenschaftler gesehen. Freundlich war er zu mir eigentlich nie.«

Julian und Lukas nickten zustimmend. »Man sollte vielleicht extrem launisch sagen. Aber ich habe ihn auch in den letzten Wochen kaum noch gesehen und überhaupt nicht mehr gesprochen.«, ergänzte Julian.

""Was mir wichtig erscheint ist, dass er sehr deutlich davor gewarnt hat, dass wir andere Fähigkeiten als die erwünschte Telepathie zeigen sollten, wobei er von 'Seiteneffekten' der zu breitbandigen Modulation sprach. Ich denke, er hat etwas von Julians Fähigkeit bemerkt. Und dann noch die Bemerkung, dass man sich da vielleicht arrangieren könnte, im Bezug auf die Schulung."", ließ ich meine Überlegungen von Julian übertragen.

»Das betrifft aber nicht nur Julian.«, sagte Lukas mit ungewöhnlich ernstem Gesicht und sah dabei hauptsächlich Tom an.

»Warum, beherrscht einer von euch etwa auch noch Rei…?«, fragte ich neugierig.

»Das nicht aber...«, murmelte Tom und streckte die Hand in Richtung einer kleinen Box mit Hygienetüchern aus, die wir aus gegebenem Anlass auf der Ablage des Bettes deponiert hatten. Die Box rüttelte ein wenig und schwebte dann zittrig auf Toms ausgestreckte Hand zu. ""Ich denke, man nennt so was Telekinese."" vernahm ich Toms schwache TP-Stimme. Julian und ich sahen Tom entgeistert an, warum hatte er das bis jetzt nie gesagt?

Mit rotem Kopf beantwortete Lukas telepatisch die nicht gestellte Frage: ""Wir haben es erst vor drei Tagen bemerkt, als ich in – ich meine mit Tom, etwas sehr intim zusammen war. Und – nun jedenfalls, als er dann mental etwas überbeansprucht war, da fegte er den Tisch leer, wir aber lagen – waren im Bett.""

""Warum sagst du nicht einfach, dass du mich gevögelt hast, und als es mir kam, da flogen halt ein paar Dinge durch die Gegend."", erklärte Tom das Gestammel von Lukas, dessen Kopf jetzt schon eine besorgniserregende Rötung annahm.

Julian stupste mich an: »Hast du Lust nachher auch eine 'mentale Überbeanspruchung' zu erleben?«, feixte Julian und wir konnten uns das Lachen nicht verkneifen, zumal Lukas jetzt wirklich extrem rot wurde. – Ich hätte vorher nie gedacht, dass man so was überhaupt noch steigern könnte.

»Ja gut«, lenkte Lukas etwas geknickt ein, »Wenn ihr es halt so direkt wollt. Jedenfalls wollten wir sichergehen und haben die letzten Tage weiter experimentiert.«

»Sprich, du hast Tom, natürlich im Dienste der Wissenschaft, weiter gevögelt.«, versuchte ich noch eins drauf zusetzen.

»Natürlich! - Aber zur Sicherheit auch umgekehrt, wir wollten ja sichergehen.«, lachte jetzt auch Lukas, der sich schnell wieder gefangen hatte.

»Und ist dabei auch etwas herausgekommen?«, dann sah ich mich genötigt noch zu ergänzen, als ich das Zucken in Julians Gesicht sah: »Ich meine etwas, was für uns alle von Interesse sein könnte!«

»Nur, dass der Effekt proportional zur Stärke seines Orgasmus ist. Aber unter diesen Bedingungen hat er praktisch keine Kontrolle drüber. Seine kontrollierte Tele…, äh, Fähigkeit ist wesentlich schwächer.«

»Ah, jetzt ja! – Ja wirklich interessant.«, kommentierte ich, spöttisch. Tom lächelte die ganze Zeit über still vergnügt vor sich hin.

Doch Julian holte uns sogleich wieder zu dem eigentlichen Thema zurück: ""Also sollten wir aufpassen, dass es nicht all zu oft zu solchen unkontrollierten Ausbrüchen kommt. Denn das wäre ja genau das, wovor uns Dr. Brunner scheinbar gewarnt hat. Kannst du das inzwischen unterdrücken?""

Tom grinste noch immer: »Es geht schon ziemlich gut, aber wir arbeiten noch daran!«, was ihm einen Boxer von Lukas einbrachte, der dabei aber auch heftig grinste.

Dann sah mich Julian ernst an: »Was mich übrigens noch bei deiner Erzählung erstaunt hat, ist die Tatsache, dass Dr. Brunner plötzlich so auskunftsfreudig zu sein scheint. Ich wüsste nicht, dass er je zuvor jemandem 'die Maschine' erklärt hätte.«

Tom und Lukas wurden mit einem Schlag ernst und nickten zustimmend: »Uns jedenfalls nicht!«

»Vielleicht mag er es, wenn man ihm sagt, was man von ihm hält!«, stellte ich eine sehr gewagte Theorie auf, an der ich selbst zweifelte. Wobei ich eher glaubte, dass er mich, aus welchem Grund auch immer, einfach nur mochte.

»Was mich noch interessieren würde ist, was hat es mit diesem 'Qi Gong' auf sich, und warum funktioniert es nicht richtig? Oder was sollte da eigentlich wirklich passieren?«, fragte mich Tom, und diese Frage hatte ich befürchtet. Ich hatte mir inzwischen auch eine Theorie zusammengestrickt, aber wirklich sicher war ich nicht.

»Wie schon gesagt, das Qi Gong kommt aus China, wobei Qi das chinesische Wort für Energie ist. Was ja auch hier passend sein dürfte.

Das Qi ist nach der alten Lehre die Lebensenergie, die alles und jeden seit dem Anbeginn des Universums umgibt. Ziel des Qi Gong ist es, den Vorrat an Qi im Körper zu vergrößern, zu erhalten und den Energiefluß in Gang zu halten. Als Anfänger lernt man nur etwas über das äußere und das innere Qi.

Das äußere Qi ist das, welches in unserer Umwelt vorhanden ist und alles umgibt. Während das innere Qi durch den Körper strömt und immer ungehindert durch den Körper fließen muss. Es gibt aber auch noch zum Beispiel das heilende Qi, das nur ein Meister ausstrahlt.», dabei sah ich dann ganz betont zu Julian, denn diese Qi erinnerte mich natürlich an Julians Reiki.

»Nach der Lehre ist das Qi eine allumfassende Lebenskraft, die Wachstum, Veränderung, Bewegungen, Handlungen und Gedanken antreibt. Wobei 'Antreiben' im Sinne von 'in Bewegung hält' und keinesfalls steuern oder kontrollieren gemeint ist. Der Körper verbraucht ununterbrochen Qi und es muss daher ständig wieder aufgefüllt und ersetzt werden.

Beim Qi Gong gibt es statische und dynamische Übungen, aber alle Übungen haben eine mentale Komponente. Die dynamischen Übungen verbessern den Blutkreislauf sowie den Fluss des Qi. Sie befördern im Körper gefangenes Qi, stoßen verbrauchtes Qi aus und zapfen den Energiekreislauf der Umwelt an, um die körpereigenen Vorräte aufzufüllen.

Mein Problem in der Maschine war, dass ich zwar das Qi und die PSI-Energie mischen konnte, aber, so glaube ich wenigstens, die PSI-Energie nicht heraus strömen konnte. Kurz bevor ich dieses 'Nullzeit Erlebnis' hatte, spürte ich, wie sich die Energie immer mehr staute.

Anfangs dachte ich, es würde den ganzen Körper betreffen. Aber in dem Moment, als ich herausgeschleudert wurde, hatte ich das Gefühl ein Damm würde Brechen. Ich hatte den Eindruck, alle Energie würde in mein Gehirn strömen und alles verdampfen.

Ich denke, genau das ist der Knackpunkt, die PSI-Energie kann nur über den Kopf oder genauer das Gehirn abgestrahlt werden. Während das Qi durch verschiedene Punkte den Körper verlassen kann.

Dadurch, dass ich versucht hatte, eine Gleichverteilung herzustellen, indem ich das Qi und die PSI-Energie mischte, handelte ich unbewußt gegen die natürlich Verteilung. Ich verhinderte so unbewußt, dass die PSI-Energie abfloss. Weil sie den Körper nicht an den Punkten verlassen konnte, an denen das Qi abfließt. Es gab praktisch einen Rückstau. Der Ausbruch, der den Zeiteffekt hervorrief, war genau dieses Abfließen über das Gehirn.», bisher hatte ich laut gesprochen, denn sollten 'Sie' dies hören, war es nicht so schlimm.

Nun aber, bemühte ich wieder Julian als Vermittler. ""Von Frank habe ich erfahren, dass während ich auf dieser temporalen Ebene war, wie er es nannte, in der Wirklichkeit nur Bruchteile von Sekunden vergingen. Dies war die Zeit, in der der Ausgleich stattfand und der Übergang in die temporale Ebene war eine Art Überdruckventil. Es wurde dabei sehr viel PSI-Energie verbraucht, also abgeführt. Das wäre wenigstens meine Erklärung für den Vorgang."", schloss ich meine Vermutung.

Ich sah mich um, konnte jedoch nur erstaunte und betroffene, teilweise aber auch ungläubige Gesichter sehen. Was soll ich noch machen, ich verstand es ja auch nicht besser.

»He – Alles was ich damit sagen will, ist, dass wenn ich nicht gewaltsam versuchte hätte, eine Gleichverteilung zu schaffen, sondern gleich die Energien intuitiv richtig gelenkt hätte... Dann wäre das alles nicht passiert und ich hätte alles noch viel besser überstanden.«, versuchte ich es noch einmal zusammenzufassen.

Tom schaute mich ein wenig grübelnd an: »Wie kann uns das aber weiter helfen?«

Ich musste grinsen, denn das war ja der Zweck dieser Sitzung gewesen: »Ich denke, ihr müsst anfangen Qi Gong zu lernen, oder zumindest, wie man den Energiefluß steuert und in Gang hält. Am Besten, wir fangen morgen damit an«, ich musste jetzt lachen, als ich die erstaunten Gesichter sah.

»He, für euch ist das doch nicht so schlimm, alles was ich über Qi Gong weiß, könnt ihr direkt oder über Julian aus mir herauslesen. Und selbst wenn ich mich sehr irre, würde Qi Gong trotzdem hilfreich sein. Es fördert auch die Konzentration, die mentale Ausdauer usw. Alles etwas, was wir auch so brauchen können.«

»Zusätzlich können wir ja noch einen Holotrainer aus der E-Bibliothek benutzen.«, schlug Lukas dann auch noch vor. Wenigstens ihm schien der Gedanke zu gefallen.

Und die Idee mit dem Holotrainer fand ich auch gut. Denn dies wäre natürlich wesentlich besser, als wenn ich versuchen würde, mit meinem Halbwissen den anderen die Bewegungsabläufe und Formen näher zu bringen.

»Und ich schlage vor, dass wir jetzt erstmal schlafen gehen und uns Morgen um 7 beim Frühstück treffen, so kann jeder sich das mit dem Training noch einmal überlegen. Denn ich bin schon ziemlich müde und Mike braucht auch noch etwas, äh, Behandlung. Denn da ist etwas noch nicht ganz in Ordnung.«, sagte Julian und zwinkerte mir unauffällig zu. Habe ich schon mal erwähnt, wie sehr ich ihn liebe? Ja? - Aber sicher nicht oft genug!

Es war aber auch schon nach 23 Uhr und so wurde Julians Vorschlag einstimmig angenommen. Tom und Lukas brachen auf, und wenig später kümmerte sich Julian in einer weiteren Reiki-Sitzung um mein kleines Problem. Wir waren hinterher aber auch wirklich ziemlich müde und schliefen eng aneinandergekuschelt ein.

9. - Das erste Training

Wohnbereich, Freitag 27.07.2035

Es war 20 vor sechs, als ich aufwachte, Julian schlief noch neben mir ruhig und friedlich. Ich drehte mich zu ihm um und betrachtete seinen schönen Körper, denn über Nacht hatte er sich die leichte Zudecke weitgehend weg gestrampelt, und beim Rest half ich etwas nach.

Er sah wirklich unglaublich schön aus, die leicht bräunliche Haut, der schlanke muskulöse Körper, seine 'edlen' Gesichtszüge, die den Eindruck verstärkten, bei Julian handle es sich nicht um einen Menschen, sondern um einen unter Menschen wandelnden Gott oder einen der Elben. Er war einfach ein Traum, mein Traum, und ich könnte Stunden damit verbringen, ihn zu betrachten. Nur in seine Augen zu sehen, oder seiner Stimme zu lauschen.

Da Julian auf der Seite liegend, mir seine entzückende Kehrseite zuwendend, da lag, begann ich vorsichtig, ihm in den Rücken zu pusten. Schon nach wenigen Minuten hatte ich den gewünschten Erfolg und Julian drehte sich auf den Rücken. Jetzt hatte ich freien Blick auf das, was ich an ihm körperlich am meisten begehrte.

Selbst im Ruhezustand war seine Männlichkeit von beachtlicher Größe und auch der Rest musste sich wirklich nicht verstecken. Sanft begann ich seine Brust zu streicheln, und als ich merkte, dass er wach war und nur so tat als ob, begann ich ihn sanft zu küssen. Die Brust, seine schönen Brustwarzen, langsam züngelnd hinunter zu seinem Bauch, um dort seinen Bauchnabel zu verwöhnen.

Ein wohliges Stöhnen signalisierte mir, dass es ihm wirklich gefiel, aber auch ein Körperteil signalisierte eindeutig, dass ich auf dem richtigen Weg war. So züngelte ich weiter abwärts und bedankte mich bei Julian auch ein wenig für das, was er bis jetzt schon alles getan hatte. Als es ihm kam, flogen bei uns keine Gegenstände durch die Luft. Aber ich war fest entschlossen, natürlich nur im Dienste der Wissenschaft, dieses Experiment regelmäßig zu wiederholen, es konnte ja sein, dass sich seine Fähigkeiten erst entwickelten.

Julian lächelte mich an und wir verbrachten die Zeit bis kurz vor sieben mit kuscheln, knutschen und letztlich noch mit duschen. Er wollte sich die ganze Zeit noch revanchieren, aber heute war er an der Reihe, verwöhnt zu werden, und das ließ ich mir jetzt auch nicht ausreden.

Pünktlich um sieben standen wir in der Küche und stellten uns unser Frühstücksmenü zusammen. Ich hoffte nur, dass heute niemand zur 'Behandlung' musste. Denn falls das jetzt in Zukunft jeden Tag so sein sollte, mussten wir uns etwas überlegen. Wenn wir das mit dem Qi Gong Training durchziehen wollten, hatte es einfach keinen Sinn, immer vier Stunden tatenlos zu warten, bis der Betroffene von der 'Behandlung' zurück war. Julian benötigte für seine 'Nachbehandlung' dann auch noch mal zwei Stunden und selbst danach war man noch ziemlich fertig.

Ich war mir nicht sicher, wie Lukas und Tom auf so einen Vorschlag reagieren würden, ich denke manchmal schon etwas nüchtern. Weshalb ich mich zuerst mit Julian besprach.

»Ich bin mir auch nicht sicher, und habe etwas Angst, dass wieder alles auseinander driftet.«, gab Julian zu bedenken, was ich mir ja auch überlegt hatte.

»Aber als Lukas in 'Behandlung' musste, haben wir Tom mit dem Umräumen beschäftigt und abgelenkt, und wenn ich daran denke, wie fertig du gestern warst, als ihr nur gewartet habt... Ich denke, wenn wir einfach unser Training durchziehen und uns beschäftigen, ist es einfach besser, als das nervenaufreibende Warten.«

»Gestern war es aber auch so schlimm, weil du mehr als fünf Stunden unten warst. So lang war noch keiner im Labor!«

»Was soll ich sagen, ich weiß nicht, was da los war, aber wenn du einen Trainingsplan gehabt hättest, dann wärst du einfach abgelenkt gewesen. Ich denke, es wäre einfach besser, als nur zu warten. Aber ohne deine Zustimmung will ich so was nicht vorschlagen.«

»Und warum nicht?«, war plötzlich Toms Stimme zu hören, wir beide zuckten zusammen und sahen Tom und Lukas unter der Tür stehen.

»Ich denke, es wäre auf jeden Fall einen Versuch wert, es geht ja nicht darum, wenn ich dich richtig verstanden habe, dass jeder alleine trainieren soll. Wir alle sollten doch zusammen trainieren, auch wenn einer zur 'Behandlung' beordert wird. – Oder?«, fügte Lukas noch ergänzend hinzu.

Und Tom informierte uns dann noch: »Wir haben gestern darüber gesprochen, also über das Training und jetzt aktuell eben auch über dein Qi Gong. Lukas und ich sind der Meinung, dass wir es auf jeden Fall versuchen sollten. «

»Alleine schon, weil wir dann 'zusammen' etwas machen.«, lächelte Lukas.

»OK!«, sagte Julian, »An mir soll es bestimmt nicht scheitern, auch wenn es mir persönlich viel mehr um den Zusammenhalt geht.«

»Du glaubst nicht, dass Qi Gong helfen könnte?«, fragte Lukas. Der inzwischen auf Julians Meinung sehr viel Wert legte.

»Doch! – Schon...«, Julian zögerte.

»Was Julian? Komm sag schon, ich bin bestimmt nicht sauer.«, beruhigend legte ich meine Hand auf Julians Oberschenkel. Aber wen wollte ich beruhigen?

»Die Zeit! Ich glaube nicht, dass wir es in vernünftiger Zeit schaffen. Du machst Qi Gong schon lange.«

»Aber wir lernen doch seit der 'Behandlung' viel schneller!«, gab Lukas zu bedenken.

Was meinte er denn nun damit, dachte ich und fragte: »Wie jetzt? Was hat das Lernen denn mit der 'Behandlung' zu tun?«

»Wie ich schon sagte, Tom und ich lebten schon vor unserer Entführung zwei Jahre zusammen. Wir gingen auch auf keine Schule mehr, aber die hatte mir eigentlich immer Spaß gemacht. So habe ich hier wieder mit dem Lernen angefangen, und es fällt mir immer leichter! Ich vergesse kaum noch etwas, was ich mal gelesen habe. Auch Tom geht es so.« Dieser nickte bestätigend. Julian hatte nicht gewusst, dass die beiden seit zwei Wochen in ihrer 'Freizeit' lernten.

»Wenn das so ist, dann müsste es ja noch besser gehen, als ich gehofft hatte!«, rief ich und ergänzte noch: »Es geht ja nicht darum, das Qi Gong perfekt zu beherrschen, sondern erst einmal die Grundzüge zu verstehen; und dann den Energiefluß etwas zu lenken.«

»Ich sagte ja, an mir soll es nicht liegen.«, grinste Julian.

»Und ich habe jetzt Hunger.«, grummelte Tom. Das hatte sicherlich mit unserer Diskussion nichts zu tun, war aber dennoch ein wichtiger Beitrag.

Daraufhin setzten wir uns zusammen und frühstückten gemeinsam, um danach das 'Fitnesscenter' in Augenschein zu nehmen. Über den Zentralbereich gingen Tom, Julian und ich an den Lese-Räumen vorbei, um durch die inzwischen bekannte Tür den Wohnbereich zu verlassen. Während Lukas in einem der Lese-Räume verschwand, um noch schnell ein entsprechendes Holotrainer-Programm auf einen SpeicherQuad zu überspielen.

Kaum hatten wir die Tür durchschritten, standen wir nun vor den Aufzügen und ich überlegte, ob nicht vielleicht auch dies ein Grund war, warum keiner alleine in den Trainingsbereich wollte. Jedes Mal kam man an den Aufzügen vorbei und musste somit an das Labor denken. Wir wendeten uns aber jetzt nach links und betraten durch eine blaue Tür den Sport- und Fitness-Bereich, den wir einfach unser 'Fitnesscenter' nannten.

Der Hauptraum war groß, ungefähr 10 auf 12 Meter. An der hinteren Wand war der Schwimmkanal, der wie man leicht nachrechnen konnte, über den Hauptraum hinausging. Immerhin war der Kanal 2 Meter breit und 25 Meter lang. Für mich war die Versuchung groß, sofort mal ins Wasser zu springen, schließlich war ich schon immer eine Wasserratte gewesen. Aber zuerst wollte ich mir noch einen weiteren Überblick verschaffen. Im Hauptraum waren alle möglichen, sehr modernen, Trainingsgeräte zu lockeren Gruppen zusammengefasst.

Es gab sogar, in einem separaten Raum, ein Heliodrom mit Solarium, um sich ein wenig zu entspannen und etwas 'Sonnenlicht' zu tanken. Eine Dusche und ein Umkleideraum vervollständigten das 'Fitnesscenter'. Die Anlage war wirklich gut ausgestattet. Eigentlich war es wirklich schade, dass sie so selten genutzt wurde. Tom war noch einmal losgezogen, um zu sehen, wo Lukas blieb und ich konnte mich nicht mehr beherrschen, streifte T-Shirt, Schuhe und Shorts ab und sprang ins 30 Grad warme Wasser.

Sofort setzte der Gegenstrom ein und ich ließ mich von ihm ans Ende des Kanals treiben. Julian stand am Becken und sah mir zu, wie ich mit kräftigen Zügen gegen den nun stärker werdenden Strom ankämpfte. Erst jetzt realisierte ich, dass Julian, dieser 'Schuft', am Regler stand. Inzwischen hatte das Wasser die Strömungsgeschwindigkeit eines starken Flusses angenommen, ich kam nicht mehr dagegen an und ließ mich gegen die Seite treiben.

Julian grinste breit und rief: »Das ist jetzt Stufe 14 von 25 Stufen, und entspricht ungefähr 1,4 Meter pro Sekunde.« Sogleich drehte er wieder herunter auf vernünftige Werte, entledigte sich seiner Klamotten und sprang ins Wasser. Egal was der Kerl tat oder machte, es sah immer elegant und gewandt aus.

Wenn ich Julian sah, dann musste ich immer an das Volk der 'Elben' aus Tolkiens Mittelerde denken. – Ja, Julian hatte wirklich etwas 'elbenhaftes' an sich, er sah überirdisch schön aus, bewegte sich unheimlich elegant, und hatte einen wirklich edlen Charakter.

Zügig schwamm ich auf ihn zu und umarmte ihn von hinten, während er sich an der seitlich im Wasser verlaufenden Stange festhielt. »Wären nicht diese Umstände, es könnte hier wirklich schön sein.«

Er drehte sich um, hielt sich aber weiterhin an der Stange fest, während ich mich mit der Linken an seiner Schulter festhielt und mit der Rechten eine andere Stange zu fassen bekam.

»Dachte ich es mir doch!«, grinste ich ihn an, und rieb die Stange, auf das sie noch etwas größer und fester wurde. Julian stöhnte auf und das Funkeln, das ich so liebte, trat in seine Augen. Erlosch aber gleich wieder, als ich mich ganz von ihm löste und rief: »Fang mich doch!«

Gleichzeitig begann ich, mit kräftigen Stößen, mich von ihm zu entfernen. Nur noch ein halber Meter trennte mich vom anderen Ende des Kanals, als er mich am Knöchel zu fassen bekam. Ein verdammt guter Schwimmer war er also auch - was konnte er denn nicht?

Noch bevor ich richtig zu Ende gedacht hatte, packte er mich mit beiden Händen an der Schulter und schlang seine Beine um mich. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als mir schnellstens an der seitlichen Stange Halt zu verschaffen.

»Hab dich, was bekomme ich jetzt?« Ich fühlte deutlich seine Erregung, wie sie gegen meinen Rücken gepresst wurde und antwortete ihm: »Was immer du willst Julian – für dich würde ich alles machen.«

Vorsichtig lockerte er die Umklammerung und hielt sich nur noch mit einer Hand an meiner Schulter fest. Ein Blick von ihm genügte und ich wusste, was er wirklich wollte. Ich wollte es ja auch, hatte aber immer wegen meines kleinen Problems gezögert. Was aber war mit ihm? Ich wusste doch, dass er mich wollte, durfte ich ihn vertrösten, weil ich Probleme hatte?

»Julian – ich will es auch, ich will dich! So bald als möglich – OK?« Er sah mir in die Augen, so hatte er mich noch nie angesehen und rückte ganz dicht an mich.

»Willst du, weil du es willst, oder weil du weißt, dass ich es will?«

»Julian ich liebe dich – aber wenn ich es nicht auch wollte, was hätte es dann für einen Sinn? Du würdest es merken, und ich würde mich irgendwann benutzt fühlen, das wissen wir beide! Also wenn ich sage, dass ich es will, dann meine ich es auch so. Ich will dich in mir spüren!«, ich sah Julian ernst aber auch fragend an.

»Julian, du bist Telepath! Nutze deine Fähigkeit bei mir, ich habe es dir doch erlaubt.«, warum nur war immer alles so kompliziert.

Julian lächelte mich glücklich an, also hatte er es doch auch gewusst, er wollte es nur noch einmal bestätigt haben, und ich denke, das hatte ich jetzt in aller Deutlichkeit getan.

»Mike, ich weiß, dass du mich liebst, aber auch ich habe Angst, weil du dich da in etwas herein gesteigert hast, und ein Problem siehst, wo keines ist! Und ich habe genau davor Angst, dass du dich irgendwann benutzt fühlst.«

Ich zog Julian ganz an mich heran und küsste ihn: »Ich will dich, und das andere Problem, ob jetzt eingebildet oder nicht, das ist doch in Arbeit!«, dabei grinste ich ihn an und gab ihm gleich noch einen tiefen Kuss.

Inzwischen waren auch Lukas und Tom wieder zurück und hatten einen Holoprojektor mit dabei. »Den haben wir in einem der PSI-Räume gefunden. Aber wir dachten, wir machen es lieber hier?« Julian und ich nickten zustimmend und stiegen aus dem Wasser, um uns nach dem Abtrocknen an den Arbeiten zu beteiligen.

Aus dem Heliodrom hatten wir einige Matten besorgt, während Lukas und Tom den Holoprojektor aufbauten. Wir setzten uns zuerst zusammen und Julian begann nun, die Informationen aus meinem Gedächtnis an alle weiter zu geben. Da ich diesmal nicht bewusst dachte, was er senden sollte, sondern er sich die Informationen selbst besorgte, war ich sowohl Quelle als auch Empfänger der Informationen.

Es war einerseits witzig, andererseits wieder beängstigend, über Julian Informationen über Qi Gong zu bekommen, die er aus meinem Gehirn auslas. Da war Wissen vorhanden, auf das ich einfach keinen direkten Zugriff mehr gehabt, also schlicht vergessen hatte. Durch Julian erlebte ich faktisch eine Auffrischung meines eigenen Wissens. Und ich hatte offensichtlich mehr gespeichert, als ich bewusst gewusst hatte. Ich überlegte gerade, ob ich das jetzt selbst verstand.

Genau das war es, was mich im Moment, bei der Telepathie, am meisten faszinierte. Nicht nur, dass Julian, Tom, Lukas und vielleicht auch ich, die Gedanken lesen konnten, die eine Person gerade dachte. Was Julian passive Telepathie nannte, weil er nur das empfing, was der Andere gerade sendete. Ganz nach dem Motto 'deine Gedanken verraten dich'. Dabei spielte es keine Rolle, dass die betreffende Person überhaupt nicht wusste, dass sie sendete, weil jeder Mensch sendet.

Wer denkt, sendet auch – nur geschulte Personen konnten verhindern, dass ihre Gedanken nach 'draußen' gelangten. Sie schirmten ihre Gedanken ab, und verhinderten so das Senden. Und jeder Telepath schirmte sich aber auch automatisch gegen den allgemeinen Empfang ab, weil alle Gedanken der Menschen zu einem gigantischen Rauschen verschmolzen. Wenn ein Telepath einen Menschen passiv empfangen wollte, pegelte er sich auf dessen 'Frequenz» ein, wie bei der Feinabstimmung an einem Radioempfänger.

Doch ein Telepath konnte auch aktiv arbeiten, das war dann so, als würde ein Hacker in ein Computersystem eindringen. Der Telepath konnte so auf alle Informationen der Person zugreifen. Selbst auf solche, die die Person scheinbar vergessen hatte. Wobei das 'Vergessen' eher dem Verlegen eines Buches gleichkam, denn vieles fällt einem ja plötzlich wieder ein. Dieses Wissen war aber nie weg, es war nur gewissermaßen verlegt. Einen Telepathen störte so etwas nicht, weil er ganz anders auf das Wissen der Zielperson zugriff.

So war es jetzt auch bei mir, Julian förderte Dinge über Qi Gong zutage, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte, sogar Dinge, von denen ich sagen würde, dass ich sie nie gekannt hatte. Das war schon sehr verwirrend. Oder nicht?

Aber auch einen aktiven Zugriff konnte man, nicht nur als Telepath, abwehren. Das war mir ja bei Frank gelungen, der aktive Telepathie einsetzte, um an die Informationen heran zu kommen. Auch später bei Julian, als ich ihn kurz 'geblockt' hatte.

Außerdem war auch das aktive Senden möglich, so konnte Julian ja zum Beispiel meinen Bericht über Onkel Stefan an Tom und Lukas 'senden', also bewusst Gedanken zu ihnen übertragen. Auch das konnte von einer geübten Person 'geblockt' werden.

Und bei diesen Überlegungen kam mir dann die Idee, was es mit dem besseren Lernen von Lukas auf sich haben könnte, er las womöglich dabei seine eigenen Gedanken aktiv aus. Weshalb ihm Wissen zugänglich war, das er im Unterbewusstsein aufgenommen hatte.

Mit dieser möglichen Erkenntnis kehrten meine Gedanken zurück zum Geschehen. Julian hatte auch noch meine Eindrücke und Feststellungen während der 'Behandlung' vermittelt. So war allen etwas klarer, warum ich das Beherrschen von Qi Gong für so wichtig hielt.

Nicht zu vergessen, dass es ja auch Dr. Brunner war, der mich dazu aufgefordert hatte. Nicht, dass wir uns jetzt nach seinen Wünschen richten wollten, aber es wäre doch wirklich interessant gewesen, zu erfahren, was er über das alles wusste.

Nach der Theorie, die wir jetzt alle, dank Julian, soweit intus hatten, begannen wir mit dem praktischen Teil. Das Lernen mit einem Holotrainer war, gerade bei solchen Dingen, eine sehr bequeme Angelegenheit. Unermüdlich führte der Holotrainer, eine computergenerierte 3D Projektion, die Bewegungsabläufe vor. Über diverse optische, akustische, und andere Sensoren des Projektors, konnte das KI-System des Holoprojektors, weitgehend individuell, auf die Fehler der Teilnehmer eingehen und sie korrigieren.

Wir beschränkten uns zuerst auf ein paar Grundübungen, um ein Gefühl für das Ganze zu bekommen. Da wir während der 'Behandlung' fixiert waren, mussten wir uns danach auch verstärkt auf statische Übungen konzentrieren. Erstaunlich war, dass wir gerade da die schnellsten und besten Fortschritte machten.

Es musste wohl mit der 'Behandlung' und dem Ziel, Telepathen aus uns zu machen zusammenhängen, dass es Tom, Lukas und Julian innerhalb kürzester Zeit gelang, wenigstens ansatzweise ihren Energiefluß zu beherrschen.

10. - Unerwarteter Besuch

Sportbereich, Freitag 27.07.2035

Wir hatten noch bis 14 Uhr geübt, danach etwas gegessen, um uns dann im Heliodrom ein wenig zu entspannen. Die sanfte entspannende Musik, die sich langsam ändernden Lichteffekte, die angenehme Wärme und weiche Matten sorgten dafür, dass wir uns alle gut erholen konnten. Außerdem sorgten die zusätzlichen Bräunungsstrahler für eine sanfte Bräune. Ich hatte mich an Julian heran gekuschelt und wir streichelten uns zärtlich, während jeder ein wenig seinen Gedanken nachging.

»Hallo! Ist ja richtig schön, euch alle so einträchtig zusammen zu sehen.«, war plötzlich eine Stimme zu hören. Es war die Stimme von Dr. Brunner, er stand am Eingang des Heliodroms und sah auf uns herunter.

»Haben sie sich verlaufen, oder trauen sie sich wirklich, uns jetzt schon persönlich abzuholen?«, rief ihm Tom entgegen. Die gute Stimmung von eben war verflogen.

Dr. Brunner kam näher und setzte sich auf eine der freien Matten. Wie nicht anders zu erwarten, zeigte er weder Wut noch Ärger. Wer ärgert sich schon, wenn ihn ein Papagei beschimpft, für ihn waren wir wahrscheinlich nicht mehr, dachte ich.

Er sprach mich direkt an: »Ich denke mal, das war dein Einfluss!«, und machte eine umfassende Bewegung über uns und den ganzen Sportbereich.

»Es war ein Beschluss der 'Vollversammlung'!«, antwortete ich bissig, ohne ihn direkt anzusehen, sein verkniffenes Lächeln bemerkte ich dennoch.

»Ja, aber du warst wahrscheinlich der Initiator, aber egal, habt ihr mit Qi Gong begonnen?«

»Wenn sie es eh schon wissen, warum fragen sie dann?«, fauchte ihn Lukas von der Seite an. Was ja gut zu seinem Katzen-, äh Kater-Image passte.

»Ich – lege eben Wert auf ein Mindestmaß an Höflichkeit.«, antwortete er ironisch.

»Klar, ein höflicher Mörder ist ja gleich ein viel besserer Mensch!«, warf ihm nun Julian an den Kopf. Bei dem Wort 'Mörder' zuckte Dr. Brunner zusammen und zeigte erstmals eine wirkliche Reaktion.

»Ich habe niemanden ermordet und ich habe auch nicht die Absicht, einem von euch zu schaden oder ihn zu ermorden.« Interessante Formulierung, keinem von uns, aber jemand anderem?

»Ich war weder verantwortlich für den Tod von Nummer 6, noch für den von...«

»Nummer 6?«, fragte ich erbost. »Haben ihre Opfer jetzt noch nicht einmal mehr Namen?« Einen schnellen Blick von ihm zu Julian, dann sah er mir wieder so in die Augen, wie damals, als er mich vor 'Junior' warnte. Was sollte das bedeuten? Uns war klar, dass 'Nummer 6' der Junge war, der mit Julian kommen sollte, den ersten Tag aber nicht überlebt hatte. Warum sollte ich nicht nach dessen Namen fragen?

»Da euer Urteil über mich schon lange feststeht, was ich auch verstehen kann, spielt das doch nun auch keine Rolle mehr. Ich wollte euch nur mitteilen, dass Prof. Stein für eine Berichterstattung in die Zentrale abberufen wurde und anschließend seinen 'verdienten' Erholungsurlaub antritt. Er wird voraussichtlich erst Anfang September wieder hier sein. So lange werde ich die Leitung über das Projekt haben.«

Das war nun wirklich mal was Neues, wieso informierte er uns darüber? Und so, wie er von dem 'verdienten' Urlaub des Professors sprach, war der 'gute Prof.' nicht gerade freiwillig gegangen.

Dr. Brunner lächelte still vor sich hin und beobachtete mich dabei genau. Als er sicher war, dass ich verstand, was er da andeutete, fuhr er fort. »Wenn sie alle die nächsten zwei Wochen mit diesem Training fortfahren...«, dabei zeigte er auf den Holoprojektor »...und ich Fortschritte feststellen kann, dann werde ich für diese Zeit die 'Behandlung' aussetzen.«

Tom grummelte etwas, was ich nicht verstand, aber Lukas wollte es jetzt doch wissen: »Seit wann sind sie so mitteilsam und was erhoffen sie sich davon?«

Erstaunt zog Dr. Brunner die Augenbraue hoch und antwortete: »Ich wurde durch ein Gespräch mit Mike daran erinnert, dass Unsicherheit sich negativ auf das Projekt auswirken könnte. Ich bin nicht Prof. Stein, aber ihr solltet euch auch darüber im Klaren sein, dass ich das Projekt 'erfolgreich' weiterführen werde. Nur bin ich auch bereit, neue Wege zu beschreiten, Kooperation ist einer davon.«

Er sah jetzt wieder von einem zum anderen, sein Blick blieb schließlich auf mir hängen: »Macht euch in diesem Punkt keine Hoffnungen. Die 'Behandlungen' werden fortgesetzt. Ich halte es allerdings für sinnvoll, dass ihr zuerst das Qi Gong und dabei besonders die Steuerung des Energieflusses im Körper beherrschen lernt.«

Das war 'ein Teil seiner' Wahrheit, aber noch nicht alles, er bezweckte noch etwas anderes, etwas von dem nur er etwas wusste. Was hatte er vor?

»Falls ihr mit dem Qi Gong Training weiter macht, werde ich wie gesagt bis zum 13. die 'Behandlung' für alle aussetzen. Danach wird es für jeden eine 'Sitzung' pro Woche geben – und damit meine ich auch an einem bestimmten Tag der Woche, der immer gleich bleibt. So viel zum Thema Planungssicherheit, die Untersuchungen werden nur noch, bei Bedarf, mittags um 14 Uhr angesetzt.«

Damit stand er auf und ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und fixierte Tom und Lukas: »Es wäre sehr bedauerlich, wenn durch Trainingsmaßnamen, 'Seiteneffekte' messbar werden.« Danach sah er mir noch einmal warnend in die Augen und verschwand ohne ein weiteres Wort.

Lukas wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als ich ihn mit einer Geste zum Schweigen brachte. »Nun da haben wir ja etwas, worüber wir nachdenken sollten.«, sagte ich laut und nahm Julians Hand in die meine. Ich drückte sie fest, wobei ich ihm in die Augen sah.

Dr. Brunner hatte sich sehr vorsichtig ausgedrückt. Mehrmals war uns eindeutig klar, dass er mehr sagte als er wirklich aussprach. Also wurde dieser Raum abgehört und überwacht, davon war ich nun überzeugt.

""Oder 'Sie' überwachen deinen Freund Dr. Brunner, der so viel von dir hält."", vernahm ich Julians spöttische Stimme im Kopf, ja auch diese Möglichkeit bestand natürlich.

""Aber sie wussten von unserem Training und dass wir Qi Gong trainieren, also werden wir auch überwacht."" Das war jetzt Tom gewesen, verdammt wieso konnte ich das nicht?

""Weil du dich noch nicht damit beschäftigt hast! Julian meint übrigens, dass du locker mit uns mithalten könntest, was auch immer gestern da mit dir passiert ist, du bist stärker geworden, als wir nach mehreren Behandlungen."" Das war jetzt Lukas gewesen.

""Ich denke, wir zwei sollten das jetzt gleich ein wenig üben, während Lukas und Tom sich noch ein wenig um ihren Energiefluß kümmern."", vernahm ich nun wieder Julian, er hatte den Energiefluß schon wesentlich besser unter Kontrolle, aber was konnte Julian nicht besser, als wir anderen?

""Über die Vergangenheit nachdenken!"", antwortet Julian daraufhin zynisch.

""Tom und Lukas sollten dabei Seiteneffekte und deren Ursache vermeiden!"", versuchte ich noch einen Scherz, der die beiden aber nur durch Julians Vermittlung erreichte.

Wir ruhten uns trotzdem erst noch eine Weile aus und setzten anschließend unser Training fort. Zwar jetzt in zwei Gruppen, aber beides war notwendig. Obwohl es mir anfangs schwer fiel, gelang es mir, mich nicht von Julian ablenken zu lassen und mich auf das zu konzentrieren, was er mir näher bringen wollte.

»Du musst dich als Erstes völlig entspannen!«

OK, das war inzwischen wirklich eine meiner leichtesten Übungen.

»Jetzt konzentriere dich ganz auf mich. Nein nicht nur auf das Eine, ich bin mehr als nur mein Schwanz.«

»He, das habe ich auch nie gesagt, nicht einmal gedacht!«, protestierte ich gegen diese Unterstellung, doch Julian grinste nur.

»Ja, war ja nur ein Scherz, also jetzt Konzentration!«

Ich konzentrierte mich auf Julian, und sah sein Bild in meinem Kopf entstehen.

»Gut so! Stell dir vor, ich würde flüstern und du wolltest unbedingt verstehen was ich sage.«

Ich probierte es, ich konzentrierte mich noch mehr und stellte mir Julian vor, der sehr leise sprach und ich wollte wissen was.

»Sehr gut Mike, das war jetzt der erste und schwerste Schritt. Jetzt brauchst du aber eine Pause!«

»Wieso Pause?«, fragte ich und bemerkte, dass mein Hals völlig ausgetrocknet war.

»Weil du zweieinhalb Stunden am Stück konzentriert gearbeitet hast.«, lachte Julian, und jetzt begriff ich erst, wie stark ich mich konzentriert haben musste. Ich war völlig nass geschwitzt. Deshalb war ich also so durstig.

»So etwas kann schon einmal passieren, wenn man sich zu sehr konzentriert. Aber wenn der erste Schritt einmal geschafft ist, dann ist das andere nur noch eine Sache des Trainings.«

Also machten wir eine Pause und schwammen danach noch eine Runde, die eigentlich eine Bahn war. Anschließend trainierten wir noch eine Stunde, und ab da konnte ich mich wenigstens passiv auch bei Lukas und Tom 'einklinken'. Das heißt, wenn die beiden mich nicht aussperrten, was sie aber nicht taten.

Gegen 18 Uhr waren wir ziemlich müde, aber auch erfolgreich! Wir gingen dann noch gemeinsam essen, um uns anschließend auf unsere Zimmer zurückzuziehen. Ich hatte da noch etwas ganz spezielles mit Julian zu klären.

11. - Primae Noctis

Mikes und Julians Wohneinheit, Freitag 27.07.2035

Julian lag schon im Bett, als ich aus der Dusche kam. Ich spürte eine gewisse Spannung, die im Raum war und wusste ja auch warum. Langsam ging ich zum Bett und kuschelte mich, wie jeden Abend, ganz nahe an ihn. Dann begann ich ihm sanft über die Brust zu streicheln und vorsichtig an seinen Ohren zu knabbern. Irgendwann musste er ja eine Reaktion zeigen.

Leise stöhnte er jetzt auch auf und drehte sich auf die Seite zu mir, so dass wir uns in die Augen sehen konnten, was ich natürlich auch ausgiebig tat. Langsam tastete ich mich immer tiefer zu seinem Schwanz, der schon voll erigiert war.

»Willst du es wirklich?« Also langsam wurde mir diese Frage wirklich lästig. Ja, zum Teufel, ich will dich, nur dich, heute und jetzt. Aber das konnte ich ihm ja so nicht sagen – wobei, wenn ich sein spöttisches Lächeln sah, hatte es ja auch gereicht, es gedacht zu haben.

Trotzdem antwortete ich verbal: »Du kennst die Antwort, Julian – es ist dieselbe wie immer. – Ich - will - dich!«

Ohne weitere Worte schob ich mich einfach über ihn, bis er wieder in die Rückenlage kam, nur lag ich jetzt auf ihm und wir küssten uns ausdauernd. Während ich die Hautcreme, die Tom neulich empfohlen hatte, unter dem Kopfkissen hervorkramte sagte ich leise aber bestimmt. »Ich meine es verdammt ernst Julian.«

Er lachte jetzt wirklich und wir wälzten uns einige Zeit hin und her, bis er auf mir zu liegen kam. »Aber wir machen es so, wie ich will – ich will, dass es für dich mindestens genauso schön wird, wie für mich.«

Oh je, wenn Julian sich etwas in den Kopf gesetzt hat... »OK Julian, ich gehöre dir – heute Nacht mach ich alles, was du willst.«

»Alles? - Wirklich alles?« Ich sah ihm in die Augen und konnte das lustige Funkeln darin sehen. War ja klar, was er wieder dachte, aber noch fühlte ich mich dazu nicht in der Lage.

»Alles – was du willst, und was ich kann.« Ich sah in an und er hatte verstanden, was ich meinte. Doch jetzt fing er wieder mit der alten Leier an. »Mike, du musst nicht, es geht doch auch so!«

»Och Julian – verdammt was soll das jetzt! Ich will dich in mir spüren und ich weiß, dass du mich auch endlich haben willst. Nur, weil ich da so eine Blockade habe, müssen wir doch nicht darauf verzichten.«, ich war jetzt wirklich ein wenig sauer und ja – auch traurig.

Wieso fängt er immer wieder davon an, was kann denn ich dafür, dass ich da halt so meine Komplexe habe. Jedes Mal fängt er wieder von vorne an, und jedes Mal erinnert er mich indirekt daran, dass ich es bin, der nicht kann. Ich weiß, dass er es nicht macht, um mich zu verletzen, aber es tat trotzdem wirklich weh. Dabei wollte ich ihn doch so sehr.

Ich rollte mich von ihm weg und lag jetzt auf 'meiner' Seite des Bettes; und mir war jetzt langsam wirklich zum Heulen, obwohl ich das schon lange nicht mehr gemacht hatte. Nicht einmal, als ich erfuhr, dass meine Eltern gestorben waren.

Ich spürte das vertraute Kribbeln im Hinterkopf und wusste, dass es Julian war. Vielleicht war es besser so, besser als tausendmal etwas zu erklären und darüber zu reden. So wusste er wenigstens, wie ich mich fühlte. Dass er nur immer wieder damit anfing, weil er eigentlich auf mich Rücksicht nehmen und mir helfen wollte, wusste ich.

Plötzlich war seine Hand auf meiner Schulter und streichelte zärtlich über meinen Rücken »Es tut mir leid Mike – du weißt, dass ich das nicht wollte. Warum ist auch immer alles so kompliziert.«

»Das können wir gar nicht oft genug sagen!«

»Hmm?«, brummte er.

»Ich meine: 'Warum ist auch immer alles so kompliziert!'«, grummelte ich.

»Ach so.«

»Andererseits, wenn alles einfach wäre, wäre das Leben ja auch nicht mehr interessant. – Oder?« Ich hatte mich wieder etwas gefangen, böse konnte ich Julian sowieso nicht sein. Warum auch, etwa weil er Rücksicht auf mich nehmen wollte? Schon irgendwie verrückt, ein anderer hätte wahrscheinlich einfach 'losgelegt', mir tat es weh, weil er zögerte und Rücksicht nehmen wollte.

Plötzlich fühlte ich, wie er die Zudecke wegzog und sich, ich lag noch immer auf dem Bauch, auf meine Oberschenkel setzte. Völlig überrascht von seiner Aktivität sah ich auf und beobachtete, wie er eine Flasche Massage-Öl von der Ablage nahm. Beruhigt ließ ich mich wieder in die Kissen sinken und harrte den Dingen, die da kommen sollten.

Sanft verteilte Julian das angewärmte Öl auf meinem Rücken und massierte es mit ruhigen, festen Bewegungen ein, es war wirklich ein schönes Gefühl und ich begann, mich völlig zu entspannen. Er wanderte weiter und massierte mir den Po, wobei er aber auch sein Reiki einsetzte, was ich an dem warmen pulsierenden Kribbeln spürte. Mit meinem Hintern war ich zwar ganz zufrieden, aber wenn er es wollte, warum nicht.

Julian beugte sich zu mir nach vorne und flüsterte, »Das waren nur die Haare, dein Hintern gefällt mir auch.« OK, behaarte Hintern oder überhaupt starke Körperbehaarung mochte ich auch nicht, aber auf meinem Hintern war eigentlich nur ein leichter Flaum gewesen. Ja, der war jetzt wirklich nur noch gewesen.

»Dreh dich jetzt um.«, sagte Julian leise und hob seinen süßen Po von meinen Beinen, um sich dann gleich wieder auf mir niederzulassen. Wir sahen uns in die Augen und ich musste einfach lächeln, als ich ihn da so sah. Er hatte mal wieder die volle Prachtlatte stehen und versuchte dabei, völlig unschuldig zu mir herunter zu sehen.

Wenige Augenblicke später riss er sich von meinem Anblick los und begann nun mit der Massage auf der Vorderseite. Dabei musste dann auch meine, sowieso spärliche, Brustbehaarung dran glauben. Bei ihm gefiel es mir, also warum nicht auch bei mir? Nun waren seine Hände an meinem Schwanz angelangt, und er begann jetzt auch hier, das Öl zu verteilen und mich zu massieren.

»Wie weit darf ich gehen?«, fragte Julian, während er noch mit meinem Schwanz beschäftigt war.

»Soweit du willst, ich vertrau dir mehr als jedem anderen, und wenn du mich da unten auch ganz 'blank' haben willst habe ich auch nichts dagegen.« Zur Not konnte er es ja auch wieder rückgängig machen, aber wie schon gesagt, bei ihm gefiel es mir ja auch, mit diesen Gedanken schloss ich meine Augen und genoss seine Zuwendungen.

Seine sanften Hände begannen mich auch da überall zu verwöhnen, zu streicheln und zu massieren. Ich fühlte, wie er wieder sein Reiki einsetzte, diesmal war das Kribbeln aber wesentlich stärker und nur auf meinen Schwanz beschränkt. Überrascht, ich wusste ja was das zu bedeuten hatte, aber es sollte doch eigentlich sein Abend werden, riss ich meine Augen auf und suchte seinen Blick.

»Du hast gesagt dass, du heute Nacht mir gehörst, ich alles tun darf, was ich will.«, dabei lächelte er mich etwas verlegen an. »Ich will dich, aber ich will dich auch nicht leiden sehen. Wenn du eben denkst, dass dein wirklich schöner Schwanz zu klein ist, dann werde ich alles tun, damit sich das ändert. Gestern war ich noch von deiner Nachbehandlung etwas erschöpft, aber heute habe ich mehr Kraft.« Ich schüttelte in stummer Verzweiflung den Kopf, wie ich schon mal erwähnt habe, wenn Julian sich etwas in den Kopf gesetzt hat...

Mein Blick ging zu meinem Schwanz und war wirklich erstaunt. Julian, der das bemerkt hatte, grinste zufrieden. Ohne Gegenwehr zog ich ihn zu mir herunter, und küsste ihn. »Julian – heute abend bin ich dran mit 'entjungfert' werden, selbst wenn du ihn mir noch auf 28 cm 'aufpumpst', werde ich dich heute Nacht nicht 'besteigen'.

Wenn ich mit dir schlafe, dann ist es auch dein 'erstes Mal', und dafür möchte ich mir auch Zeit lassen, das willst du doch auch – oder?»

Er sah mir in die Augen und nickte dann. »Aber meinst du nicht, 28 cm – wären etwas heftig?« Leider übersah ich da gerade das spöttische Funkeln in seinen Augen.

Ich stöhnte laut auf »Julian! - das war doch nur...« Er konnte sich nicht mehr beherrschen und lachte laut los, da erst wusste ich, dass er sich wirklich nur einen Scherz erlaubt hatte.

»Ich dachte nur...«

»Ich habe es dir doch heute beim Schwimmen schon gesagt, ich weiß, dass du mir helfen wirst, damit fertig zu werden. Ich weiß auch, dass mein Problem weniger physischer als psychischer Natur ist, ich habe mich da in etwas hineingesteigert, das ist mir inzwischen auch klar. Und...«, weiter kam ich nicht mehr, denn Julian verschloss mir die Lippen mit einem zärtlichen Kuss.

Er rutschte an mir herunter und seine Lippen umschlossen meine Erektion. Verdammt, warum war ich nur so schwanzfixiert? Aber es war einfach unglaublich, was Julian da geleistet hatte und in dem Moment leistete. Ich signalisierte ihm, dass ich gleich kommen würde, doch das veranlasste ihn nur dazu, seine Bemühungen zu verstärken.

Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und kam in seinem Mund. Seinem erstaunten Blick zufolge musste es doch eine gehörige Ladung gewesen sein, die er da zu schlucken bekam. Doch als er mein inzwischen wieder etwas zusammengesunkenes Glied aus seinem Mund entließ, grinste er wieder ganz frech.

»Heute Nacht gehörst du mir, ich darf alles!«, erinnerte er mich an meine Worte, bevor ich noch etwas sagen konnte. In Zukunft würde ich Verträge mit ihm aushandeln, beschloss ich im Stillen.

Warum nur wollte er immer mehr geben, als er bekam, aber das war auch einer der Gründe, die ihn so liebenswert machten. Schließlich kam er wieder zu mir hoch und wir küssten und kuschelten wieder eine ganze Weile herum. Jedes Mal wenn ich aktiv werden wollte, um auch ihn ein wenig zu verwöhnen, blockte er ab und sagte nur noch: »Heute Nacht gehörst du mir...«. Ich sage, ja Verträge!

Nach einer halben Ewigkeit, wir lagen gerade auf der Seite und sahen uns an, da wurde er wieder ernst. »Ich will dich nicht nerven, aber willst du noch immer?«

Ich musste nur in seine Augen sehen, um zu wissen, wie er das meinte, sozusagen letzte Chance einen Rückzieher zu machen, wie ich aber Julian kannte, war das die zweit- oder drittletzte Chance, die er mir geben würde.

»Ja, ich will dich noch immer!«, was sollte ich noch mehr dazu sagen?

Ohne weitere Worte drehte ich mich einfach auf den Bauch und spreizte die Beine, ich wusste, ich konnte ihm voll vertrauen. Ich spürte, wie er sich zwischen meine Beine legte und meine Hinterbacken sanft streichelte und küsste. Ein wohliges Gefühl fuhr mir den Rücken hinauf und hinab.

Er nahm sich unendlich viel Zeit, mich auf seinen 'Großen' vorzubereiten. Mit küssen und züngeln fing er an. Bei alldem war er unheimlich zärtlich und gefühlvoll, streichelte mich am Rücken, an der Flanke und küsste mich an allen möglichen Stellen. Kurz, ich war wirklich am Brodeln und wollte eigentlich nur noch eins, ich wollte ihn endlich spüren.

Als er sich dann langsam über mich schob, fragte er natürlich noch ein letztes Mal: »Noch immer Ja?«

Doch eigentlich war ihm die Antwort schon lange klar. Und auf mein Grunzen hin, das alles und nichts bedeuten konnte, drang er endlich langsam in mich ein.

Trotz all der Vorbereitung tat es ein wenig weh, aber der Wunsch, ihn zu spüren war wesentlich größer. Auch jetzt spürte ich wieder das Kribbeln im Hinterkopf und schon die kleinste Schmerzempfindung meinerseits brachte ihn sofort zum Stoppen. Dann spürte ich wieder das seltsame Kribbeln seiner Reiki-Kräfte und es konnte weiter gehen.

Letztlich war es dann doch geschafft und ich fühlte mich, – ja auf jeden Fall sehr ausgefüllt. Es war noch nicht so schön, wie ich erhofft hatte, aber weit weniger schlimm, als ich je befürchtet hatte, und Julian erging es ähnlich. Doch als er nun anfing, sich vorsichtig in mir zu bewegen, da kam ein neues, unbeschreiblich schönes Gefühl in mir auf und ich genoss einfach nur noch seine Aktivitäten. Ich ließ mich treiben und gab mich ihm völlig hin.

Aber auch das Schönste geht irgendwann einmal zu Ende, und unser Ende war ein absolut geniales Finale, bei dem ich aber das Kissen völlig einsaute. Julian, der in den letzten Zügen etwas heftiger wurde, kam kurz nach mir in einer ebenfalls gewaltigen Entladung. Wir brauchten einige Minuten um langsam wieder zu uns zu kommen. Julian war auf mich herunter gesunken und lag voll auf meinem Rücken und atmete schwer.

Ohne, dass wir mit einander sprechen mussten, wussten wir beide, dass es das Schönste war, was wir bis jetzt erlebt hatten. Nachdem auch die Papiertücher bei mir und Julian die gröbsten Ferkeleien, das meiste war von der Creme, beseitigt hatten, schliefen wir Arm in Arm ein.

12. - Der Tag Danach

im Unterkunftsbereich, Samstag 28.07.2035

Als ich, kurz vor sechs, wach wurde sah, ich direkt in Julians lächelndes Gesicht.

»Wie lange bist du denn schon wach?«

»Ich weiß nicht so genau, ich musste dich doch betrachten.«

»Lustmolch!«

Statt einer direkten Antwort zog er die Decke weg und streichelte mir von der Schulter über den Rücken bis zu meinem Hintern, den er sehr behutsam massierte.

»Tut es noch sehr weh?« Typisch Julian, er wusste natürlich, dass es nach einer Weile doch sehr unangenehm geworden war, aber richtige Schmerzen hatte ich in seinen Armen sowieso nicht. Außerdem, behutsamer als er, konnte man wohl nicht mehr vorgehen.

»Etwas unangenehm ist es schon, aber ich würde es jederzeit wieder so haben wollen. Es war einfach absolut klasse.«, ich beugte mich zu ihm hinüber und küsste ihn. »Danke Julian, auch für deine Geduld.«

»Jederzeit?«, und das Funkeln in seinen Augen ließ mich dahin schmelzen.

Ohne Kommentar zog ich die Beine an und sah ihm herausfordernd in die Augen. Als er seinen 'Platz' eingenommen hatte, legte ich ihm meine Beine auf die Schulter. Und noch bevor er fragen konnte, sagte ich grinsend: »Ja – ich will es wirklich!«

Diesmal war es noch schöner als gestern Abend. Er war unglaublich zärtlich und ausdauernd. Immer wieder machten wir eine Pause, um uns zu küssen oder einfach nur anzuschauen. Wir wollten es so lange wie möglich herausziehen. Schließlich kamen wir beide zusammen zu einem gewaltigen Höhepunkt.

Wir kuschelten danach noch ein wenig und mussten uns letztlich noch beim Duschen eilen, um noch rechtzeitig zum gemeinsamen Frühstück mit Tom und Lukas zu kommen. Der restliche Tag verlief für uns völlig ruhig, wir konnten vormittags ungestört mit dem Qi Gong Training weiter machen und nachmittags begannen wir dann mit dem gemeinsamen Telepathie-Training.

Am Tag zuvor hatten Julian und ich schon trainiert, besser gesagt, er hat mich mit der Telepathie etwas vertraut gemacht. Dabei hatten wir festgestellt, dass auch Julian alleine dadurch, dass er mir half, seine Fähigkeiten verbessern konnte. So begannen wir heute mit einem Erfahrungsaustausch, um danach uns gegenseitig zu sondieren, zu blocken, die Blockade zu brechen und zu senden.

Ich empfand es zwar als sehr anstrengend aber Lukas, Tom und Julian waren völlig fasziniert, wie schnell ich lernte und wie 'stark' ich scheinbar war. Dabei dachte ich wieder an Frank, der ja auch gesagt hatte, ich hätte ein großes Potential. Was genau das im PSI-Bereich zu bedeuten hatte, war uns einfach noch nicht klar. Ob Dr. Brunner mehr über so etwas wusste?

Aber inzwischen war es jedem von uns möglich, jeden einzupeilen, also festzustellen wo der Betreffende sich gerade befand. Wir spürten die Präsenz einer näher kommenden Person, selbst wenn sie nur in einem der Aufzüge an unserer Ebene vorbei fuhr. Eine beachtliche Leistungssteigerung, wenn man bedenkt, dass wir gerade mal 5 Stunden intensiv trainiert hatten.

Nach dem gemeinsamen Abendessen zogen wir uns wieder zurück, und es gelang mir, Julian zu einer weiteren Wiederholung des vorigen Abends zu überreden. Es wurde nicht nur von mal zu mal immer schöner, sondern einmal in Fahrt, konnten wir fast nicht mehr von einander lassen. Jeder kam mehrmals zum Höhepunkt, Julian in mir und ich meistens in seinem Mund, oder auf seiner Brust sitzend, wo ich mich natürlich sofort bemühte, die Ferkelei aus seinem Gesicht zu entfernen.

Ich war in dieser Nacht so glücklich wie noch nie. War ich vorher doch schon glücklich, wenn ich Julians Nähe spürte und mit ihm kuscheln konnte, so war das jetzt durch den gemeinsamen Sex um etliche Stufen schöner geworden.


im Unterkunftsbereich, Mittwoch 01.08.2035

So oder so ähnlich vergingen auch die nächsten vier Tage, die Fortschritte im Qi Gong waren weiterhin ermutigend, eigentlich sogar phantastisch. Der Holotrainer bescheinigte uns einen Lehrerfolg von 357%, was das Ausführen der Bewegungsabläufe betraf, aber mit der Telepathie machten wir keine so großen Sprünge mehr, wie zu Anfang.

Dafür lief es mit mir und Julian immer besser. Er hatte sich inzwischen mehr oder weniger damit abgefunden, dass mir die passive Rolle beim Sex im Moment genügte. In Wirklichkeit war ich wirklich glücklich damit, denn Julian hatte einfach ein unglaubliches Talent, Ausdauer und Phantasie, mich immer wieder zu neuen Höhepunkten zu bringen.

Seltsamerweise glaubte er immer noch, dass ich dabei als nur 'passiver' zu kurz kommen würde, und das, obwohl wir schon seit Beginn unserer intensiven Spiele, dem anderen gegenüber telepathisch völlig offen waren. Ich wusste genau, wie toll es für Julian war, und er wusste auch, wie phantastisch ich es fand, was er tat.

Inzwischen hatte sich mein 'Kleiner' unter Julians Fürsorge auf überdurchschnittliche Maße entwickelt. Ich wusste, er würde so lange weitermachen, bis ich auch einmal 'aktiv' mit ihm schlafen würde. Manchmal konnte mir seine Beharrlichkeit auch ganz schön zusetzen. Vor allem, da ich wusste, dass es ihm nicht darum ging, mich zu spüren, sondern er dachte einfach, ich würde etwas Entscheidendes verpassen. Er wollte mich quasi zu meinem Glück drängen.

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