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Die Sache mit der Bettkante

Teil 4

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Vorwort:

So, das ist auch schon der letzte Teil. Leider, muss ich sagen. Vielleicht schreibe ich die Story irgendwann mal aus Maiks Perspektive ;) Wer weiß … Würde mich freuen zu hören, wie euch die Geschichte gefallen hat :)

 

Das Semester hat begonnen. Vorbei mit dem langen Schlafen und der vielen freien Zeit. Okay, die Hausarbeiten hab ich erst mal hinter mir, aber jetzt fängt der normale Wochenstress wieder an. Jetzt heißt es erst mal den Stundenplan zusammen zu stellen und sich in den neuen Vorlesungen und Seminaren zurechtzufinden. Die erste Woche ist das Grauen.

„Besorgen Sie dies, besorgen Sie das…“

Seh ich vielleicht aus wie ein Goldesel? Echt mal, studieren an sich ist schon teuer genug und dann kommen auch noch die Kosten für unzählige Kopien, Bücher und Zeitschriften dazu. Ach ja, von irgendetwas muss ich ja auch noch leben. Ob die das mit bedacht haben? Wenn es diese tolle Erfindung, die man Kaffee nennt, nicht geben würde, wäre ich wahrscheinlich nur noch körperlich in den Vorlesungen anwesend. Und den muss ich auch erst mal kaufen.

Heute ist mal richtig schönes Wetter. Ich konnte sogar schon morgens ohne Jacke aus dem Haus gehen. Nach der Uni setze ich mich auf meinen kleinen, aber sehr gemütlichen Balkon und denke nach. Das tue ich in letzter Zeit viel zu oft und immer wieder komme ich zu demselben Ergebnis, das ich mir gleichzeitig versuche auszureden. Ich versuche mir einzureden, dass Maik nur komisch drauf war und ich ihn einfach falsch verstanden habe. Aber mein Bauch will das nicht akzeptieren. Der hat seine eigene Meinung und kann da auch ziemlich stur sein. Aber wieso sollte Maik auf einmal eifersüchtig sein, wieso sollte er mich wollen, wenn er doch jeden haben kann? Und warum verdammt kann er nicht einfach sagen, was er will? Wie soll ich denn sonst wissen, ob ich das wollen kann, was ich gerade will? Also ihn. Ob ich darauf wohl jemals eine Antwort bekommen werde?

„Die wirst du nie bekommen, wenn du nicht langsam mal aus dem Quark kommst!“, meint Karin am Telefon.

„Du sagst ihm doch genauso wenig, was du willst. Wer weiß… vielleicht wärt ihr schon zusammen, wenn wenigstens einer mal den Mund aufkriegen würde.“

„Hast du nicht gesagt, dass er nichts von mir will?“

„Nein, ich hab gesagt, dass ich nicht weiß, was er von dir will. Aber wie es jetzt aussieht, ist er schlicht und einfach genauso bescheuert wie du und rückt nicht mit seinen Gefühlen raus. Hast du mal darüber nachgedacht, dass ihr euch vielleicht ähnlicher seid als du denkst?“

„Also glaubst du jetzt, dass er doch was von mir will?“, frage ich hoffnungsvoll.

„Schatzi, ich sag´s noch mal: ich weiß es nicht. Woher auch? Also sprich endlich mal mit ihm. Von jemand Anderem wirst du keine Antwort bekommen. Du kannst natürlich auch genauso weiter machen wie bisher, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du das irgendwann bereuen wirst.“

„Du hast Recht.“

Sie hat Recht. Ich muss Maik fragen. Und ich muss ihm sagen, dass ich mir gewünscht hätte, er wäre an diesem einen Morgen bei mir geblieben und nicht so schnell abgehauen. Ich muss ihm sagen, dass es mich verrückt macht, ihn nur anzusehen und nicht zu wissen, ob es ihm genauso geht, dass ich Stephan geküsst habe, um ihn eifersüchtig zu machen, dass ich mir nicht vorstellen kann mit einem anderen zusammen zu sein, und dass ich einfach wahnsinnig verliebt bin. Das alles muss er wissen.

Also gehe ich am nächsten Samstagabend in unseren Stammclub und suche das erste Mal gezielt nach ihm. Die ganze Woche ging so langsam rum, dass ich schon dachte, das Wochenende würde nie kommen. Jetzt bin ich so nervös, dass ich gegen jeden und alles stoße, das in meinem Weg steht und am liebsten sofort wieder abgehauen wäre. Allerdings hab ich auch ein merkwürdig positives Gefühl. Da ist zwar immer noch die Angst, dass er mich abweisen könnte, aber irgendetwas in mir sagt, dass ich mir auch Hoffnungen machen kann. Die Musik nehme ich überhaupt nicht wahr, genauso wie alles andere um mich herum. Ich kämpfe mich durch die ganzen tanzenden Jungendlichen, sehe an der Bar und sogar auf den Toiletten nach, aber er scheint heute Abend nicht hier zu sein. Ausgerechnet heute läuft er mir nicht gleich über den Weg. Etwas geknickt setze ich mich an die Bar, trinke ein Bier und warte. Es ist noch ziemlich früh. Vielleicht kommt er später noch. Aber als ich nach einer Stunde immer noch keine Spur von ihm entdecken kann, beschließe ich auch noch in diesem Schwulenclub nachzusehen, wo ich ihn das letzte Mal getroffen habe. Mit jedem Schritt laufe ich schneller und kann mich gerade noch davon abhalten loszurennen.

Ich bezahle brav den Eintrittspreis und betrete dann den riesigen, von Blitzlicht erfüllten Raum. Dieses Mal fällt mir die Musik sofort auf. Der DJ hat gerade eine rockige Version von „Einer von zweien“ aufgelegt. Na, wenn das kein gutes Zeichen ist. Mein Herz schlägt schneller und schneller, als ich durch den Raum laufe und mich wieder suchend umsehe. Und dann scheint es fast von einer Sekunde auf die andere ganz aufgehört haben zu schlagen. Ich hab Maik gefunden. Mitten auf der Tanzfläche. Aber er ist nicht allein. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und habe nur noch Augen für Maiks Hände, die diesen anderen Körper berühren und seine Lippen, die sich nicht auf meinen, sondern auf den Mund dieses anderen Jungen drücken. Jedes Mal, wenn die Scheinwerfer über ihre Gesichter huschen, zieht sich etwas in meiner Magengegend schmerzhaft zusammen. So schmerzhaft, dass ich nicht länger hinsehen kann. Aber gerade in dem Moment, als ich mich umdrehen und verschwinden will, dreht sich Maik zu mir um und sieht mich direkt an. Seine Augen wirken erschrocken und spiegeln wahrscheinlich ziemlich genau meinen eigenen Gesichtsausdruck wieder.

Was gerade in mir vorgeht?

Keine Ahnung. Alles und nichts wahrscheinlich.

Ich drehe mich um und mache, dass ich hier rauskomme. Nur noch weg und nie wieder hierher kommen. Ich renne auf die Straße und muss kurz überlegen, in welche Richtung ich laufen muss, um nach Hause zu kommen. Hinter mir höre ich Schritte, aber ich traue mich nicht, mich umzuschauen.

„Mika! Warte!“, ruft jemand, aber ich reagiere nicht darauf. Ich muss mich gerade sehr darauf konzentrieren, nicht loszuheulen.

„Hey!“

Eine Hand legt sich auf meine Schulter und versucht mich aufzuhalten.

„Lass mich los!“, zische ich mit dem bisschen an Stimme, das ich gerade aufbringen kann.

„Nur, wenn du endlich stehen bleibst.“

Ich bleibe stehen, drehe mich aber nicht zu ihm um.

„Du hast da was falsch verstanden.“

„Das glaube ich nicht. Das ist ein Club, da tut man so was halt.“

„Ich eigentlich nicht. Das war…“

„Und neulich Abend hast du es auch getan.“, erinnere ich ihn.

„Das war was anderes.“

„Ach ja?“, schnaufe ich und sehe ihn jetzt direkt an. „Und warum? Weil ich da war? Der, der so blöd ist und sich immer wieder auf dich einlässt?“

„Nein.“

Seine Augen sind auf den Boden gerichtet, was ihn so unsicher wirken lässt wie ich ihn noch nie gesehen habe. Von seiner Selbstsicherheit ist fast nichts mehr übrig, aber es ist bestimmt auch schwer, sich aus dieser Situation wieder rauszureden. Und ich hab mir tatsächlich eingebildet, dass er nur mich will.

„Ist ja auch egal. Ich werde jedenfalls nicht mehr so blöd sein. Du kannst jetzt wieder reingehen und mit diesem Typen machen, was auch immer du willst. Ich werde euch nicht mehr stören.“

Ich drehe mich um, aber er hält mich wieder fest.

„Aber das will ich doch gar nicht. Hörst du mir nicht zu?“

Er legt seine Hände an mein Gesicht und sieht mich fast ein bisschen verzweifelt an. Ein Blick in seine Augen genügt jedenfalls, dass ich nicht mehr weiß, was ich sagen wollte.

„Ich will nichts von dem. Du hattest Recht. Ich will, dass du nur noch mich küsst.“

Jetzt wartet er auf eine Antwort von mir. Das Problem ist nur, dass seine Hypnosetricks heute nicht richtig funktionieren. Ich glaube ihm nicht. Eben war er noch am Rumknutschen und jetzt erwartet er von mir, dass ich das nie wieder tue? Nee, nicht mit mir.

„Tja, das will ich aber nicht.“, sage ich deshalb und nehme seine Hände von meinem Gesicht. Sein Blick wirkt wie eingefroren. Da regt sich kein Muskel. Er sieht mich nur weiterhin starr an und bewegt sich auch noch nicht, als ich ihm den Rücken zuwende und gehe. Das war´s dann wohl.


Irgendwo hab ich noch ne Flasche Wein stehen. Das ist jetzt genau das Richtige. Aufs Bett kuscheln, Fernseher anschalten und sich ordentlich die Kante geben. Hauptsache nicht über diesen Kerl nachdenken. Der dachte echt, dass ich auf sein Gefasel reinfalle. Da hätte er aber ein bisschen früher aufstehen müssen.

Ein paar Mal klingelt das Telefon, aber ich gehe nicht ran. Egal, wer es ist, die wissen ja sowieso immer alles besser. Das kann ich jetzt nicht haben. Ich wär ja wohl schön blöd gewesen, wenn ich ihm in der Situation die Wahrheit gesagt hätte. Das wollte er doch nur. Dass ich wieder schwach werde. Ich gebe zu, dass ich einmal kurz davor war, aber mehr auch nicht.

Ich fasse es nicht, dass ich so blöd sein konnte. Ich wollte das doch nie wieder zulassen. Jetzt hab ich den Salat. Woher wissen die Kerle nur immer, wen sie am besten manipulieren und ausnutzen können und was sie tun müssen, dass es besonders weh tut? Das ist doch nicht mehr normal. Vielleicht fehlt mir irgendein Gen dafür.

Dachte Maik wirklich, dass ich so blöd bin, sein Spiel nicht zu durchschauen? Ich hab ihn doch gesehen. Mit diesem Anderen. Da wird er sich ja wohl denken können, dass ich ihm danach nicht um den Hals falle, oder? So ein Arsch. Der hätte das eiskalt weiter durchgezogen.

Am Montag sitze ich drei Stunden in der Uni, ohne den Professoren wirklich zuzuhören, geschweige denn etwas zu lernen. Den restlichen Tag tobe ich mich dann mal wieder in meiner Wohnung aus. Sieht schon wieder aus wie im Saustall. Der Dienstag ist dafür richtig vollgestopft mit Uni. Der Horrortag. Echt keine freie Minute, aber dafür komme ich auch nicht so viel zum Nachdenken. Jetzt, wo ich mir wegen Maik gar keine Hoffnungen mehr machen muss, kommt es mir fast so vor als würde ich noch viel öfter an ihn denken. Als hätte ich einen Selbstzerstörungsknopf gedrückt. Anders fühle ich mich im Moment nicht. Einfach nur, als würde es nie wieder besser werden.

„Okay, was ist eigentlich mit dir los?“, fragt mich Stephan am Mittwoch, als ich mal wieder irgendwas auf meinen Block kritzle, anstatt mich auf die Vorlesung zu konzentrieren.

„Nichts.“, lüge ich.

„Ja, klar. Du läufst jetzt schon drei Tage mit dieser miesen Laune durch die Gegend. Also, was hat er dieses Mal gemacht?“

„Wer?“

„Maik?“

„Egal. Ich will nicht darüber reden.“

„Also ist es jetzt endgültig vorbei? Neulich sah das noch ganz…“

„Ja, ist es. Also vergiss es einfach, okay?“, pampe ich ihn ziemlich unfreundlich an.

„Okay, sorry.“

Na toll! Jetzt hab ich ihn auch noch vergrault. Aber was fragt er denn auch so dämlich? Ich hab doch gesagt, dass ich nicht darüber reden will.

Nach dieser Vorlesung gehen wir in die Mensa und schweigen uns demonstrativ an. Was für ein Tag…

„Wisst ihr, wo Maik ist?“, fragt jemand an dem Tisch hinter mir und ich bekomme sofort große Ohren.

„Er war die ganze Woche noch nicht da“, antwortet eine andere Stimme. „Er hat gesagt, dass es ihm nicht so gut geht.“

Kann es sein, dass die über meinen Maik reden? Ich hab ihn hier an der Uni noch nie gesehen, aber das heißt ja nichts.

„Ich glaube er wollte wegfahren.“

„Und wohin?“

„Keine Ahnung. Zu seiner Schwester vielleicht. Er hat doch mal gesagt, dass er sie ewig nicht gesehen hat.“

„Bestimmt hat er wieder Stress mit einem Kerl. Er sucht sich aber auch immer die falschen aus.“

„Ja, da hat er echt kein Glück.“

Nein, das kann er nicht sein. Immerhin ist er selber schuld, dass das mit uns nicht geklappt hat. Wenn, dann wäre ja wohl ich derjenige, der sich verkriechen müsste, nicht er.

„Stimmt. Hat er nicht neulich mal was erzählt? Wie hieß der noch? Mika oder so?“

Jetzt muss ich doch glatt aufpassen, dass mir das Essen nicht wieder aus dem Mund purzelt.

„Was ist denn jetzt los?“, fragt Stephan. „Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen.“

Scheiße. Die reden echt von meinem Maik. Er ist weggefahren? Es geht ihm nicht gut? Das ist ja wohl der größte Mist, den ich je gehört habe. Tut er jetzt so als wäre er das arme Opfer? Das wird ja immer besser. Jetzt bin ich also der Böse. Interessant.

„Bestimmt hat er sich wieder ausnutzen lassen“, sagt das Mädchen hinter mir.

Jetzt reicht´s mir. Ich drehe ich mich um und hole einmal tief Luft.

„Er hat sich ausnutzen lassen?“, schnaufe ich. „Hat er euch das erzählt? Ich fasse es nicht. Und jetzt hat er sich verkrümelt? Toll! Falls ihr ihn seht, könnt ihr ihm ausrichten, dass er ein blödes Arschloch ist und sich bloß nie wieder bei mir blicken lassen soll! Ach ja, falls ihr euch das nicht denken könnt, ich bin Mika.“

Ich schnappe mir meinen Teller und meinen Rucksack und verlasse die Mensa so schnell wie möglich. Wahrscheinlich gefolgt von mehreren irritierten Blicken, aber das ist mir jetzt auch egal. Das nächste Seminar lasse ich sausen und fahre lieber schnell nach Hause, bevor es irgendjemand wagt mich anzusprechen. Das würde dieser jemand wahrscheinlich nicht überleben. Zuhause stelle ich mich erst mal stundenlang unter die Dusche und fluche vor mich hin. Das hilft ein bisschen. Aber ich bin trotzdem noch sauer. Das Telefon klingelt mal wieder fast ununterbrochen, also schalte ich es ab. Ich will jetzt mit niemandem reden. Nicht mit Karin, nicht mit Stephan und auch sonst mit niemandem.

Ich hasse diesen Kerl! Der lässt sich echt immer wieder was Neues einfallen. Dagegen war Ole ja ein richtiger Sonnenschein. Unglaublich, aber wahr. Er hat sich wenigstens gleich ganz zurückgezogen, als er gemerkt hat, dass wir nicht dasselbe wollen. Aber Maik… der setzt immer noch einen drauf.

Keine Ahnung wie ich den Donnerstag überstanden habe. Stephan und die anderen haben mich immer wieder so merkwürdig von der Seite angesehen, aber mich nicht angesprochen. Super. Dann hat sich also schon rumgesprochen, dass ich nicht mehr ganz dicht bin, oder was? Na ja, sollen die doch denken, was sie wollen.

Am Freitag rufe ich Micha an und frage, ob er Zeit für mich hat. Ich muss mal mit jemandem reden, der noch relativ unparteiisch ist. Bei Micha hab ich das Gefühl, dass er immer ehrlich sagt, was er denkt und er kennt Maik nicht.

Er hat Zeit, also fahre ich zu ihm. Das Haus von seinen Eltern kenne ich sogar. Meine Eltern wohnen ganz in der Nähe.

„Hallo.“, begrüßt er mich freundlich. „Komm rein.“

Wir gehen gleich raus in den Garten und setzen uns in die Hollywoodschaukel. Micha hat sogar schon Getränke hingestellt. Nett, oder?

„Und? Was ist passiert? Hat sich ziemlich dringend angehört am Telefon.“

„Ja, sorry, dass ich dich so überfalle. Ich wusste nur nicht, mit wem ich sonst reden sollte. Meine Freunde sind alle etwas … äh … befangen. Ich weiß nicht, ob sie ehrlich zu mir wären, wenn ich ihnen alles erzählen würde. Und ich glaube, dass sie mich für verrückt halten.“

„Also geht es um Maik“, schlussfolgert er.

„Ja.“

Ich erzähle ihm erst mal, was die letzten beiden Male passiert ist, als ich ihn gesehen habe. Er lässt mich ausreden, ohne mich auch nur einmal zu unterbrechen.

„Ich hab gesagt, dass ich das nicht will und bin nach Hause gegangen“, schließe ich den Bericht.

„Hm“, macht Micha nur und nimmt einen Schluck aus seinem Glas.

„Was?“

„Sorry, aber ich denke du hättest ihm die Wahrheit sagen sollen. Und das nicht nur, weil man das in der Regel einfach so macht.“

„Aber das wollte er doch nur.“

„Ja, das wollte er“, sagt er mit einem entschuldigenden Lächeln.

„Ich verstehe nicht, was du meinst.“

„Ich versuche mir gerade vorzustellen wie dieses ganze Hin-und-her zwischen euch für Maik ausgesehen haben muss. Er war es doch immer, der auf dich zugegangen ist, oder?“

„Ja, und?“

„Na ja, ich kann mir vorstellen, dass es für ihn die ganze Zeit so ausgesehen haben muss, dass du nichts anderes von ihm willst als Sex. Du hast ihn nicht geküsst, als er sich quasi schon halb auf dich geworfen hat…“

„Ja, weil ich total überrumpelt war und nicht wusste, was er eigentlich will“, unterbreche ich ihn, um mich zu rechtfertigen.

„Und du hast nicht wirklich versucht ihn aufzuhalten, als er an diesem einen Morgen so plötzlich verschwunden ist.“

„Ja, weil …“

„Lass mich raten. Du warst so überrumpelt?“, fragt Micha.

„Ja. Und er hat mich überhaupt nicht ausreden lassen. Ich hatte gar keine Möglichkeit ihn aufzuhalten.“

„Du warst enttäuscht und unsicher. Und ich behaupte, dass es ihm genauso ging.“

„Das ist doch Quatsch“, behaupte ich.

„Okay, also noch mehr Beispiele. Er hat dich zweimal mit einem anderen Kerl gesehen. Einmal draußen vor diesem Club und dann das eine Mal, als du ihn eifersüchtig machen wolltest. Du denkst, dass das nicht geklappt hat, oder? Ich glaube, dass das sogar sehr gut funktioniert hat. Und dann kam diese Szene auf der Toilette. Ist dir nicht aufgefallen, dass er total eifersüchtig war? Das fällt mir ja sogar auf, wenn du nur davon erzählst.“

„Das glaube ich nicht.“

„Wie ging es dir denn, als du gesehen hast wie er diesen anderen geküsst hat? Beschissen, oder? Und er hat das zweimal gesehen.“

„Ja, aber ich will ja auch was von ihm.“

„Mika, du bist echt kompliziert“, stöhnt er und schlägt mir einmal kurz gegen die Stirn. „Versuch doch wenigstens einmal, dich in seine Lage zu versetzen. Dürfte dir eigentlich nicht so schwer fallen, weil er eigentlich nichts anderes gemacht hat als du selber auch. Mit der Ausnahme, dass er wirklich keine Gelegenheit ausgelassen hat, bei dir zu sein.“

„Und warum ist er dann immer abgehauen?“

„Aus demselben Grund, aus dem du ihn nie aufgehalten hast. Er hatte Angst vor deiner Reaktion, wenn er zugeben würde, dass er mehr will.“

Das kann doch nicht sein. Das will einfach nicht in meinen Kopf. Ich trinke erst mal einen großen Schluck aus meinem Glas und sehe, dass Micha mich aufmerksam beobachtet.

„Hat´s jetzt klick gemacht?“, fragt er.

„Nein. Ich kann mir das nicht vorstellen. “

„Ja, weil du dir die ganze Zeit eingeredet hast, dass er nichts von dir will. Schalte das doch endlich mal aus. Nicht jeder will dich immer nur ausnutzen.“

„Er schon. Und das Beste daran ist ja, dass er seinen Freunden erzählt hat, dass ich ihn ausgenutzt habe.“

„Und woher weißt du das?“

„Ich hab gehört wie seine Freunde sich in der Mensa über ihn unterhalten haben.“

„Ja und? Das ist doch genau das, was ich gerade gesagt habe. Er fühlt sich genauso ausgenutzt wie du. Ihr sagt ja beide nicht, was ihr wollt, da kann das schon mal falsch ankommen. Ich hab echt noch nie so viele Missverständnisse auf einem Haufen gesehen.“

„Du behauptest also, dass er sich in mich verliebt hat?“, frage ich argwöhnisch.

„Ja. Er wäre ja auch ganz schön blöd, wenn er das nicht getan hätte.“

„Haha.“

„Ich mein das ernst“, sagt er und lächelt mich aufmunternd an. „Du machst dich selber viel zu schlecht.“

„Du meinst, dass er das gleiche will wie ich?“

„Ja. Für mich ist das ziemlich offensichtlich. Bleibt nur die Frage, ob du ihn jetzt noch überzeugen kannst, dass du ihn genauso liebst.“

„Wie meinst du das?“

„Aha, doch neugierig geworden?“, fragt er amüsiert. „Na ja, immerhin hast du ihm gesagt, dass es nicht so ist. Aber versuch es einfach. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dir nicht glauben würde.“

„Sehr beruhigend.“

„Sonst musst du ihn eben anders überzeugen. Das kriegst du schon hin. Ich weiß aus Erfahrung, dass du sehr überzeugend sein kannst.“

Oh nein. Meint er etwa den Kuss am Lagerfeuer?

„Hey, das muss dir nicht peinlich sein. Das war nur ein Kompliment, mehr nicht.“

„Okay.“

„Keine Panik, ich weiß ja, dass du jetzt vergeben bist.“ Er grinst.

„Schön wär´s.“

„Deine sogenannte beste Freundin hat mir übrigens deswegen die Hölle heiß gemacht.“

„Wie? Weil du mich geküsst hast?“

„Nein, weil ich dich wohl nicht gut genug geküsst habe, damit du Maik vergisst.“ Er schüttelt sich vor Lachen, während ich ihn nur entgeistert ansehe.

„Das hat sie nicht …“

„Oh doch. Sie meinte ich hätte mir ja wohl ein bisschen mehr Mühe geben können oder gar nicht erst damit anfangen.“

„Ich bring sie um.“

„Also findest du nicht, dass sie recht hat?“

„Was?“ Ich glaube ich werde gerade schon wieder rot. „Natürlich nicht. Also… ich meine…“

Micha lacht wieder und dieses Mal offensichtlich über mich. „Das war doch nur ein Scherz. Du lässt dich echt viel zu schnell aus der Fassung bringen. Ich glaube, dass wir das beide nicht so ernst gemeint haben neulich, oder?“

„Nee.“

„Siehst du.

Den Rest des Tages verbringen wir damit, über andere Sachen zu reden und ich merke wie meine Wut langsam verpufft. Kann es echt sein, dass Micha recht hat? Das wär ja wieder typisch, wenn ich mir das einreden lasse und sich dann herausstellt, dass es doch nicht so ist. Oh man, jetzt mach ich mir schon wieder Hoffnungen. Das ist doch nicht zu fassen. Lerne ich denn nie dazu?


In der Nacht träume ich von schwarzen, weichen Haarsträhnen, die die Haut an meinem Gesicht und meinem Hals kitzeln; von dunklen Augen, die mir auf einmal alle Zweifel nehmen; und von einem Mund, der die drei magischen Worte flüstert und dann meine Lippen berührt. Es ist so ein Traum, aus dem man nie wieder aufwachen möchte. Aber wenn es dann doch so weit ist, schlägt das Herz wie verrückt und für einen kleinen Augenblick verschmilzt der Traum mit der Realität. Das Aufwachen aus dieser Illusion ist schmerzhaft, weil es einen daran erinnert, was einem fehlt. Ich hasse das.

Ich bleibe noch eine ganze Weile im Bett liegen. Es ist noch früh, aber ich kann nicht mehr schlafen. Warum wacht man aus diesen Träumen eigentlich immer dann auf, wenn es gerade am schönsten ist? Das ist doch Folter. Wenn ich schon von ihm träumen muss, dann will ich das doch auch ganz genießen und nicht mitten drin ins kalte Wasser zurückgeworfen werden.

Meine Muskeln wollen mir noch nicht so wirklich gehorchen, also stelle ich mich erst mal unter die Dusche. Was soll ich nur mit diesem Wochenende anfangen? Lernen kann ich knicken, das wird so nichts. Karin ist jetzt mitten in ihren Prüfungen und hat bestimmt keine Zeit für mich und meine Freunde hier halten mich für bescheuert. Micha hab ich auch erst mal genug genervt. Meine Gedanken wandern zu Maik, aber der ist ja weggefahren und will mich wahrscheinlich sowieso nicht sehen.

Ach, ist das alles verhext. Nicht zu wissen, was man will, ist schon ätzend genug, aber vielleicht ist es sogar noch schlimmer, wenn man es weiß. Ich bin mir da nicht mehr sicher. Es wird schon einen guten Grund gehabt haben, dass ich mich nie mehr auf jemanden einlassen wollte. Schon gar nicht auf jemanden, der das nur ausnutzt. Ich hätte auf Karins Namenstick hören sollen. Mika und Maik. Wir sind doch nicht in einem Schnulzenroman, wo das vielleicht ein gutes Zeichen wäre.

Man, ich mache es schon wieder! Ich krieg diesen Kerl nicht aus meinem Kopf. Warum nur? Warum nur kann ich nicht auch so ein gleichgültiges Arschloch sein?

Ich beschließe, dass ich den Tag eigentlich auch gleich knicken kann und verkrieche mich wieder im Bett. Wenigstens kann ich mich jetzt selber wieder riechen. Zumindest rein wörtlich gesehen. Ich zappe durch das Fernsehprogramm und hoffe etwas zu finden, das meine Aufmerksamkeit beansprucht. Leider Fehlanzeige. Irgendwann hab ich keine Lust mehr, ständig umzuschalten und bleibe bei irgendeiner Kindersendung hängen. Früher mochte ich das und ich muss zugeben, dass diese Art der Unterhaltung tatsächlich auch jetzt noch etwas Reizvolles hat. Das ist so schön unwichtig, dass man nicht nachdenken muss und einfach abschalten kann. Allerdings macht das auch ziemlich sentimental und ich merke gar nicht mehr, dass das nur eine blöde Fernsehsendung ist. Ich hab mich absolut nicht mehr unter Kontrolle und fange tatsächlich an zu heulen, als da eine langjährige Freundschaft in die Brüche geht. Natürlich klärt sich das zum Schluss alles auf, aber ich bin erst mal völlig fertig und könnte die ganze Welt verfluchen. Fällt das noch unter Liebeskummer oder ist das schon Wahnsinn?

Ich schalte den Fernseher aus, krame in meinem Kleiderschrank nach dem schwarzen Schal, nach dem Maik so verrückt war und krabble damit wieder unter die Bettdecke. So schlecht ging es mir wirklich noch nie. Auch nicht, als Ole Schluss gemacht hat. Das hier ist ne ganz andere Dimension und das finde ich sehr beunruhigend. Keine Ahnung, wann und wie das vorbei gehen soll. Wenn Micha doch nur recht hätte. Aber das wäre zu schön. Es wäre einfach zu unrealistisch, wenn Maik über meine letzte Bemerkung hinwegsehen und wieder an meiner Tür auftauchen würde. So was gibt es einfach nicht.

„Einfach unmöglich“, nuschel ich in meinen Schal und schlafe wieder ein.

Als ich aufwache, knurrt mein Magen sehr aufdringlich, also schlurfe ich in die Küche und versuche etwas Essbares zu finden. Da ist aber nichts. Der letzte Einkauf ist wohl schon ein bisschen her. Na toll. Eigentlich wollte ich heute doch nicht rausgehen, aber verhungern will ich auch nicht. Na ja, der Supermarkt ist ja gleich um die Ecke, das wird mich nicht umbringen.

Ich kaufe also schnell alles ein, was ich für das Wochenende brauche und schleppe mich wieder nach Hause. Auf dem Weg stopfe ich mir schon mal kurz ein Schokobrötchen in den Mund, damit wenigstens das laute Grummeln in meinem Bauch aufhört. Ist ja peinlich, wenn man draußen rumläuft und sich jeder nach dir umdreht.

Allerdings wird mein Magen gleich wieder auf eine harte Probe gestellt, als ich vor meiner Haustür ankomme. Maik sitzt auf der Fußmatte und wartet scheinbar auf mich. Scheiße, denke ich. Was will der denn hier? Ich überlege kurz, ob ich mich einfach wieder umdrehe und verschwinde. Aber das ist immerhin meine Wohnung und ich lasse mich nicht verscheuchen.

Maik springt schnell auf die Füße, als er mich entdeckt und fummelt nervös an seinen eigenen Fingern herum.

„Was willst du noch?“, frage ich und klinge dabei wesentlich gleichgültiger als ich mich fühle.

„Dich.“

Ich schnaufe nur und krame den Schlüssel aus meiner Hosentasche. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen wie er sich mit einer Hand durch die Haare fährt. Das möchte ich auch tun.

„Mika, ich liebe dich!“

Jetzt fällt mir glatt der Schlüssel aus der Hand, aber ich hebe ihn schnell wieder auf und schließe die Tür auf.

„Hast du gehört, was ich gesagt habe?“, fragt er.

„Ja, hab ich. Wie schade für dich, dass ich so ein Arschloch bin und dich immer nur ausnutze.“

„Das hab ich nie gesagt.“

„Und warum sagen deine Freunde dann so was? Du kannst dir deine Ausreden echt sparen. Ich hab keine Lust mehr, immer nur ein Spielzeug zu sein.“

Ich will die Tür schließen, aber er hält seinen Fuß dazwischen.

„Das hast du falsch verstanden. So wie ich übrigens auch Einiges falsch verstanden habe.“

„Wie schön, dann sind wir ja quitt.“

„Du bist so ein Egoist! Kannst du mir jetzt bitte mal zuhören?!“, sagt er jetzt schon etwas lauter.

„Ich bin ein Egoist?“, frage ich verdattert.

„Ab und zu, ja. Du lässt mich nie ausreden. Kein Wunder, dass wir immer von einem Missverständnis ins nächste gerutscht sind.“

„Was gibt es denn da falsch zu verstehen? Du bist doch jedes Mal abgehauen. Was soll ich denn da denken?“

„Genau das meine ich. Ich bin nicht gegangen, weil ich nicht bei dir sein wollte, sondern weil ich dich nicht mit meinen Gefühlen überrumpeln wollte. Und weil du mich nie aufgehalten hast, hab ich gedacht, dass dir das nur recht ist. Und als du dann diese anderen Kerle geküsst hast, dachte ich, dass ich dir nicht mehr bedeute als jeder andere auch. Verstehst du? Ich hab gedacht, dass du mich nicht willst und du dachtest, dass ich dich nicht will. Aber das stimmt nicht.“

„Und warum hast du dann neulich diesen Jungen geküsst?“, frage ich.

„Weil ich dich vergessen wollte. Ich dachte, dass ich mich verraten habe, weil ich ständig bei dir aufgetaucht bin, und dass du mich nicht mehr sehen willst. Aber du hast es mich ja nicht erklären lassen.“

„Ich hab dich gesucht an dem Abend. Ich wollte dir alles erklären, aber dann hab ich euch gesehen. Deshalb konnte ich dir nicht glauben.“

„Aber ich hab dir geglaubt.“

Am Ende des Flurs geht eine Tür auf, also schiebt Maik sich an mir vorbei in die Wohnung und schließt die Tür hinter sich. Er steht jetzt direkt vor mir.

„Dabei war es eigentlich so offensichtlich, dass du gelogen hast“, flüstert er und sein Blick fällt auf den Schal um meinen Hals.

„Hab ich denn gelogen?“, frage ich, woraufhin er den Schal um seine Finger wickelt und mich zu sich zieht. Unsere Nasenspitzen berühren sich und ich weiß sofort, was er von mir will. Es ist ein Test. Ich lehne mich vor und küsse ihn.

„Ja, hast du“, sagt er, schlingt seine Arme um mich und küsst mich wieder.

Der Weg zu meinem Bett ist nicht weit und doch weiß ich nicht mehr wie wir da hingekommen sind. Ich kann mich nicht mehr richtig konzentrieren, weil ich jetzt endlich das habe, was ich die ganze Zeit wollte. Maik. Den Jungen mit dem düsteren Äußeren, den hypnotisierenden Augen und dem süßesten und umwerfendsten Wesen, das es geben kann. Wie konnte ich ihm nur unterstellen, dass er genauso ist wie Ole? Warum hab ich nicht gleich erkannt, dass er etwas ganz Besonderes für mich ist? Ich musste ja erst mal einen auf Selbstmitleid machen und hätte ihn dadurch fast verloren.

Jetzt liegt er aber neben mir und verwöhnt mich mit unzähligen Küssen und dem angenehmen Kitzeln seiner Haarspitzen auf meinem Gesicht.

„Du musst mir was versprechen.“, sage ich.

„Okay, und was?“

„Du darfst dir nie, nie, nie die Haare ganz kurz schneiden.“

Er lacht. „Wer hat hier einen Fetisch?“

„Na du mit Sicherheit.“

„Und wie kommst du darauf?“

Ich sehe an meinem Körper hinunter. „Es könnte damit zusammenhängen, dass ich nichts anhabe außer diesen Schal.“

„Ich find dich perfekt so. Jetzt hast du einen Schal so schwarz wie Ebenholz, Haare so rot wie Blut und eine Haut so weiß wie Schnee.“

„Und du hast einen Sprung in der Schüssel.“

„Und weißt du, was das Beste daran ist? Alles ist ganz weich.“

Er streich mit einer Hand durch meine Haare, über meinen Hals, meine Schulter, meine Brust, meinen Bauch und …

„Ich liebe dich.“, sage ich glücklich und sehe wie er mir ein strahlendes Lächeln schenkt.

„Und ich liebe dich.“


Maik ist übrigens geblieben. Das ganze Wochenende. Er hat mir erzählt, dass Stephan ihn angerufen und ihm von meinem Unglück berichtet hat. Die Nummer hatte mein bester Freund von Maiks Freunden, mit denen er sich nach meiner Flucht aus der Mensa wohl noch länger unterhalten hat.

Erst nach dem Telefonat hat Maik gemerkt, wie viele Missverständnisse es zwischen uns gegeben hat und ist dann zu mir gefahren. Ob wir das allein auch hätten klären können? Wer weiß.

Es ist Freitag und wir sitzen alle zusammen in der Mensa. Maik und ich und unsere Freunde. Dieses ganze Hin und Her zwischen uns ist immer noch Gesprächsthema Nummer eins und das wird es wohl auch noch eine Weile bleiben. Besonders Stephan hört gar nicht mehr auf von seiner Heldentat zu berichten, weil er so stolz ist, dass er es geschafft hat, Maik und mich zusammen zu bringen. Scheinbar ist seine Liebe zu mir schneller verflogen als er selber gedacht hätte. Mittlerweile ist er wieder vermehrt hinter Mädchen her und hat vor allem ein Auge auf Maiks beste Freundin geworfen. Allerdings traut er sich nicht so richtig, sie anzusprechen. Sieht so aus als müssten Maik und ich uns mal revangieren und ihm einen kleinen Schubs geben. Uns fällt da schon was ein.

„Kann heutzutage eigentlich niemand mehr sagen „Hey, ich steh auf dich“?“, nuschelt Heiko in meine Richtung und nickt zu Stephan. „Es steht ihm doch schon quasi auf die Stirn geschrieben.“

„Das ist halt nicht so einfach“, entgegne ich.

„Was ist nicht einfach?“, fragt mein Freund.

„Zu sagen „Ich steh auf dich“.“

„Echt? Ich finde das ganz leicht.“ Maik setzt sich auf meinen Schoß und nimmt mein Gesicht in seine Hände. „Ich steh auf dich.“ Dann küsst er mich vor allen Leuten hier auf den Mund.

„Ja, das sagst du jetzt. Hätte dir das nicht früher einfallen können?“, frage ich.

„Fass dir lieber an die eigene Nase.“

„Oh man“, stöhnt Heiko.

„Wart´s nur ab. Dir passiert das auch noch“, meint Maik.

„Ja, und dann sind wir bereit“, füge ich grinsend hinzu. Maik nickt zustimmend.

ENDE

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