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Jemand

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Weißt du, es tut mir wirklich leid, aber es gibt da jemanden.

Weißt du, manchmal passiert das einfach. Da macht es klick und plötzlich ist es einem klar. Man kann nicht anders, es kribbelt, wenn man nur daran denkt. Man kann es nicht recht erklären, woher das plötzlich kommt, warum plötzlich alles anders ist, als es vorher noch war. Man weiß noch gar nicht so genau, wie das alles werden soll, aber man weiß eines: Es gibt da jemanden.

Dann wird es langsam konkreter. Man freut sich auf ihn, darauf, seine Stimme zu hören. Man ruft an und hofft, dass er abhebt, man schreibt und kann die Antwort kaum erwarten. Man wünscht sich nichts mehr, als ihn zu sehen. Und einem ist klar, dass es da jemanden gibt, der einem fehlt, nach dem man große Sehnsucht hat.

Ein bisschen verschossen? Nein, so ist das nicht. Ich weiß, was du meinst, aber so ist es nicht. Ich bin nicht nur ein bisschen verschossen, ein bisschen Schmetterlinge, ein bisschen schwärmen, ein bisschen Frühlingsgefühle und das war's. Nein, da ist mehr. Da gibt es jemanden, der mehr für mich ist.

Weißt du, wie schön es sein kann, wenn die Sonne scheint und es mehr als nur die Sonne ist, die da strahlt? Für mich ist es mehr. Für mich ist es er. Sein strahlendes Lächeln ist es, an das ich denke, wenn ich die Sonne sehe. Sein Lächeln, das mich wärmt und glücklich macht. Und weißt du, wie schön selbst Regen sein kann, wenn die Tropfen fallen und ich mir vorstelle, dass er es ist, der mich überall berührt? Und wie schön Wind sein kann, wenn man sich vorstellt, dass da jemand ist, der einem zärtlich durch die Haare streicht? Der wildeste Sturm ist nichts gegen den Sturm in mir, wenn ich nur an ihn denke und das größte Unwetter kann mir nichts anhaben, denn es gibt da jemanden, bei dem für mich immer die Sonne scheint, der meine Sonne ist.

Kennst du das nicht? Weißt du nicht, wie das ist? Wenn etwas Schönes passiert, aber noch viel schöner die Vorstellung ist, dass es da jemanden gibt, dem man davon erzählen kann. Wenn einem etwas Lustiges widerfährt und es einen noch viel fröhlicher stimmt, sich vorzustellen, wie er darüber lacht. Wenn man traurig ist und es gar nicht so schlimm ist, weil man weiß, wer einen trösten kann. Was auch immer passiert, ich will nicht, dass es mir allein passiert. Denn es gibt da jemanden, mit dem ich mein Leben teilen möchte.

Verstehst du das denn nicht? Das ist doch alles nichts gegen dich. Vielleicht hätte ja auch alles anders kommen können, aber es gibt da eben jemanden. Jemanden, der stets mehr für mich sein wird, der meine Zukunft ist.

Denn wenn ich an die Zukunft denke, dann sehe ich uns. Wie wir abends aus der Arbeit kommen - „Hallo Schatz!“ - gemeinsam kochen, lachen, essen, reden, abspülen, kuscheln, schlafen. Wie wir an den Wochenenden die vielen Dinge unternehmen, von denen wir jetzt nur träumen können. Wie wir den Alltag meistern und das Besondere genießen. Wie ich früher gelacht hätte, über „Hallo Schatz“. Doch jetzt gibt es da jemanden, den ich Schatz nennen möchte und mit dem ich mein Leben verbringen möchte.

Ja, sogar wenn ich ein kleines Kind sehe, dann denke ich an ihn. Eltern. Könnten wir später einmal Eltern sein? Früher konnte ich mir nie vorstellen, wie das wäre. Ja, früher. Doch jetzt hat sich das geändert, denn jetzt gibt es da jemanden, mit dem ich ein Kind will.

Manchmal stelle ich mir vor, wie es wohl wäre, wenn wir dann einmal alt wären. Wenn wir dann zurückschauen würden, auf das Leben, das wir gemeinsam verbracht haben. Wenn wir dann zurückdenken würden, an die vielen Dinge, die wir erlebt haben, an die vielen Jahre, in denen wir miteinander glücklich waren. Wie es wohl wäre, wenn wir uns dann in die Augen sähen und noch genauso glücklich wären und er immer noch meine Sonne wäre. Wenn ich an all das denke, dann stört es mich nicht mehr, dass ich einmal alt sein werde, denn ich weiß nun: Es gibt da jemanden, mit dem ich alt werden möchte.

Doch das hat noch Zeit. Noch sind wir jung, noch schauen wir nicht zurück, sondern nach vorne. Noch sind wir nicht die Alten, die ihr Leben gelebt haben, sondern haben unser Leben zu meistern, unsere Pflichten zu erfüllen. Doch wenn ich dann im Büro sitze und mich die Pflichten nerven, dann denke ich an ihn, lächle kurz und alles ist nur noch halb so schlimm. Wenn ich durch die Straßen gehe, auf dem Weg zur Arbeit oder weil ich sonst etwas zu erledigen habe, dann stelle ich mir vor, dass er mit mir geht und ich bin glücklich. Wenn ich allein im Bett liege und mich ausruhe von einem anstrengenden Tag, dann stelle ich mir vor, bei ihm zu liegen und ich lächle. Was ich auch tue, ich höre gar nicht mehr auf zu lächeln, denn es gibt da jemanden, der mich glücklich macht. Und das - es tut mir ja leid - das ist eben er.

Aber weißt du, es gibt da einen kleinen Haken, eine Kleinigkeit, die noch stört. Eine kleine Wolke vor meiner Sonne, weißt du? Wie soll ich das sagen? Naja, lass es mich so sagen, es gibt da jemanden, der das alles noch nicht weiß.

Nein, ich bin kein Träumer. Er ahnt es, das weiß ich. Und er hat mich nicht abgewiesen, mir meine Hoffnungen nicht zunichte gemacht. Das muss mir reichen für den Moment und das reicht mir. Ich muss eben warten und ich kann warten. Denn, weißt du, es gibt da jemanden, auf den ich sehr gerne warte.

Weißt du, manchmal fragt man sich, wie alles gekommen wäre, wenn einem so manches früher klar gewesen wäre. Manchmal fragt man sich, warum es immer im falschen Moment klick macht. Warum genau dann, wenn es eben gerade überhaupt nicht geht. So ist das eben gerade. Es geht nicht und das weiß ich. Und auch er weiß, dass das, was er schon ahnt, jetzt nicht geht.

Weißt du, das verstehst du vielleicht nicht, aber es macht mir nichts aus. Es macht mir nichts aus, hier zu sein und nichts zu machen. Weil ich gar nichts machen will. Weil es da jemanden gibt, mit dem ich alles machen will, was ich machen will. Da brauche ich jetzt keine Ablenkung oder so. Nein, die brauche ich nicht, denn es gibt da jemanden, der mich genug ablenkt, wenn ich nur an ihn denke.

Er kann doch nichts dafür, wenn, dann nur ich. Ich hätte mir ja einen besseren Zeitpunkt aussuchen können, mir über das alles klar zu werden. Doch als mir das klar wurde, war er weg. Da war er weit weg und ich habe mich gefragt, warum es immer im falschen Moment klick macht und man am Ende dasteht und nichts mehr tun kann, als zu warten und zu wissen, dass es da jemanden gibt, weit weg, am anderen Ende der Welt.

Doch, weißt du, dann schaut man nachts nach oben und weiß, dass es die gleichen Sterne sind, die auch er sieht - wenn auch vom anderen Ende der Welt aus. Man schaut zur Sonne und weiß, dass sie auch auf ihn scheint - wenn es auch ein paar Stunden dauert bis sie wieder bei ihm ist, am anderen Ende der Welt.

Weißt du, es klingt vielleicht komisch, aber mir bedeutet das was, zu wissen, dass es da jemanden gibt, der vielleicht auch gerade in den Himmel schaut und vielleicht die gleichen Hoffnungen hat. Dann ist es plötzlich gar nicht mehr so weit bis zum anderen Ende der Welt, wo er ist. Weißt du, er ist ja nicht aus der Welt. Er ist nicht aus der Welt und deswegen wird daraus nichts. Es ist ja nichts gegen dich.

Und dann kommt es mir auch plötzlich gar nicht mehr so lange vor, bis er wieder kommt. Ja, er ist ja nicht für immer dort, am Ende der Welt, wo er jetzt ist. Er kommt wieder und ich werde auf ihn warten. Ich werde auf ihn warten und ich werde es gerne tun. Denn er ist es, nach dem ich mich sehne, seine Stimme ist es, die ich über all die Kilometer hinweg hören möchte, sein Lächeln ist es, das meine Sonne ist und das ich vor Augen habe, auch wenn ich es schon lange nicht mehr gesehen habe. Er ist es, mit dem ich mein Leben teilen möchte, die guten und die schlechten Seiten. Er ist es, den ich Schatz nennen möchte und mit dem ich mein Leben verbringen möchte. Er ist es, mit dem ich ein Kind haben möchte und bei dem ich doch selbst wie ein Kind bin, mit dem ich alt werden möchte und der mich doch ewig jung hält. Er ist es, der mich glücklich macht.

Das alles ist er und auf ihn werde ich warten. Denn was sind schon die paar Monate, die ich noch warten muss, gegen die vielen Jahre, die ich noch mit ihm verbringen möchte. Was ist das schon für ein Einsatz, ein paar Monate meines Lebens gegen die vielen Jahre von seinem, die ich vielleicht bekomme.

Ja, vielleicht. Natürlich vielleicht, ich weiß. Natürlich habe ich mich das auch schon oft gefragt, aber es ist jetzt nicht an der Zeit, darüber nachzudenken. Das kann ich später auch noch, wenn ich es denn muss. Noch darf ich träumen, dass das alles gut geht. Noch darf ich träumen von ihm. Ja, ich träume von ihm, träume nachts, dass er wieder da wäre, dass er zurück käme und wir uns in die Arme fielen. Ganz real sind die Träume, so wie man als Kind träumt. Denn es gibt da jemanden, der mich wieder zum Kind macht.

Und mal ganz ehrlich, wer könnte sich das jemals verzeihen, es nicht versucht zu haben, obwohl man sich selbst so sicher war. Es nicht darauf angelegt zu haben. Den Einsatz nicht gesetzt zu haben. Nicht das kleine Bisschen gewartet zu haben. Ein paar Monate, was ist das denn? Es gibt da jemanden, auf den ich nun schon viel länger warte als ein paar Monate. Auf den ich schon gewartet habe, als ich es noch nicht einmal wusste. Doch jetzt weiß ich es.

Warum sollte ich das also tun? Nur weil gerade die Gelegenheit da ist? Du würdest es doch nicht einmal ernst meinen und selbst wenn du es ernst meinen würdest, würde ich es nicht ernst meinen. Nein, das würde ich nicht, denn es gibt da jemanden. Jemanden, auf den ich mein Leben lang gewartet habe ohne zu wissen, wer er ist. Doch jetzt weiß ich, wer er ist. Warum sollte ich das also tun? Du weißt gar nicht, wie leicht es mir fällt, das nicht zu tun.

Ja, jetzt weißt du es, jetzt weißt du alles. Jetzt weißt du, dass es da jemanden gibt und ich trotzdem alleine hierher komme. Nein, dass ich deswegen alleine hierher komme. Ich komme hierher, ohne etwas zu suchen. Komme hierher, um zu tanzen – reicht das nicht? Komme nur hierher, tanze, schließe meine Augen und stelle mir vor, dass er hier ist und mit mir tanzt. Komme hierher, um zu reden. Komme hierher, um mit netten Leuten zu reden – ja, schau nicht so, natürlich finde ich dich nett, das darf man doch wohl sagen – und rede ohne mir dabei etwas zu denken. Alles deswegen. Und deswegen sieht es auch nur so aus, als ob ich alleine wäre. Ich bin es nicht, denn es gibt da jemanden, den ich immer im Herzen mit mir trage.

Ja, jetzt weißt du es. Aber weißt du, ich habe dir ja gesagt, dass das nichts mit dir zu tun hat und dass es mir leid tut für dich, habe ich dir auch gesagt. Aber es ist nun mal so, wie es ist: Es gibt da nun mal jemanden und deswegen werde ich später alleine nach Hause gehen. Aber ich werde nicht alleine sein.

Weil es da jemanden gibt.

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