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Vorwort

Wichtiges Vorwort: Wenn man das Sexuelle (und da gibt's auf den ersten Blick eher viel) überliest, hat man eine nette kleine Geschichte! Wenn man alles liest und die dabei vielleicht entstandenen Gefühle nicht von Abscheu, Ekel und/oder Langeweile geprägt sind, kann man sich gratulieren und möge mir schreiben ;) Sollte jemand der katholischen Kirche stark zugetan sein und sich unangenehm fühlen, täte mir das außerordentlich leid. Meine Freundin spielt Orgel und singt im Kirchenchor. Außerdem hat sie zwei schwule Wellensittiche, was jedoch mit der nachfolgenden Geschichte rein gar nichts zu tun hat. Zum Schluß noch ein sehr schönes, etwas abgewandeltes, Zitat vom Meister der Lustigkeit, Helge Schneider:

Sehr geehrte/r Leser/in! Ich kann Ihnen diese Geschichte nicht empfehlen.

Die Autorin
(womit nun auch endlich die immer wieder auftauchende Geschlechterfrage geklärt wäre)

 

Die Prügelei ist in vollem Gange. Ich weiß nicht genau, wer angefangen hat aber... wir verlieren. Und zwar haushoch! Das schmerzt eindeutig mehr als die vielen Schläge und Tritte, die ich kassiere. Grad hab ich eins auf die Nase bekommen... von Mr. Arschloch höchstpersönlich. Gott, ich hasse diesen Typen. Mit tränenden Augen und blutendem Zinken schubse ich ihn so fest ich kann weg von mir. Er stolpert, fällt der Länge nach in den Dreck, steht anschließend wieder auf und strubbelt sich Schmutz aus den Haaren. Das alles, ohne mich aus den Augen zu lassen. Mann, ich hasse diesen Typen wirklich. Ein spöttisches Lächeln macht sich in seiner Visage breit, dann pfeift Noah plötzlich seine Jungs zurück.

»Einen schönen Tag noch, Mädels«, ruft er fröhlich und schlendert davon. Seine Kotzclique hinterher.

Eigentlich ein ziemlich normaler Tag. Wir kriegen öfters die Fresse voll. Ein Gutes hat die Sache... wir werden hinterher immer total liebevoll von den Mädchen verarztet. Mädchen, von denen Noah und seine Jungs selbstverständlich nur träumen können, die wir dagegen aber manchmal sogar küssen dürfen. Ein kleines bisschen Gerechtigkeit muss es schließlich geben!

»Diese Proleten... schlagen ist alles, was die draufhaben«, schimpft Elisa, als sie meine blutverkrustete Nase vorsichtig mit einem weichen Tuch betupft.

»Worum ging's denn diesmal?« fragt Sissi, die bei Tim das gleiche macht.

»Brauchen die vielleicht einen Grund?« zische ich wütend. »Langeweile, Frustration, Neid, Missgunst, völlige Blödheit... such dir was aus.«

»Und er wieder vorne weg, stimmt's?« murmelt Elisa.

»Na, logisch.«

»Okay«, sie wirft das verschmierte Tuch in den Mülleimer, »ich glaub, so kannst du einigermaßen nach Hause.«

Ich klopfe mir den restlichen Schmutz von der Jacke, zurre meine Krawatte zurecht, bedanke mich artig bei ihr mit einem Kuss auf die Wange und mache mich auf den Heimweg.

Seit ich denken kann, gibt es bei uns zwei Gruppen. Wir, von der katholischen Jungenschule, und Noah mit seinen Rabaukenköppen. Als wir noch kleiner waren ging es um den Platz auf'm Spielplatz, besser gesagt, um das Holzhaus. Manchmal haben wir gewonnen, uns jedoch meistens zum Spielen woanders aufhalten müssen. Jedenfalls ist es bis heute so geblieben, nur, dass es nicht mehr um irgendwelche Holzhäuser geht, sondern um... mh, keine Ahnung. Um die Tatsache, dass wir in deren Augen verweichlichte, elitäre Hosenpisser sind und die für uns schlimme Proleten aus sozial schwachen, völlig kaputten Familien... da, wo die Väter ihre Kinder schlagen und missbrauchen und so. Und es geht um Mädchen. Genauer gesagt um die Klosterschülerinnen vom Internat, das in der Nähe unserer Schule liegt. Einen kurzen Waldspaziergang entfernt. Noah und seine Deppen versuchen andauernd, bei den Mädels zu landen. Die Mädels werden aber alle streng katholisch erzogen und haben eh kein Interesse an Schwachmaten. Die stehen auf uns und deshalb werden wir verhauen.


Am nächsten Tag beschließe ich in der Pause, den Mädchen einen Besuch abzustatten. Weit komme ich nicht, weil ich Elisa am kleinen Waldtümpel an einen Baum gelehnt sehe. Nichts Besonderes, wir treffen uns meistens da. Heute jedoch ist sie nicht allein. Noah griffelt an ihr herum. Mir kommt sofort die Kotze hoch. Da seine Vollidioten nicht in der Nähe sind, bin ich sehr mutig und stürme auf die beiden zu.

»Ey, du Arschgeige. Nimm deine Hände von meinem Mädchen, okay?« brülle ich wütend.

»Sonst was?« fragt Noah.

»Das wirste schon sehen.«

»Meine Güte«, mischt sich Elisa ein, »wollt ihr euch etwa schon wieder schlagen? Und hinterher bekommt der Sieger die Trophäe, ja?« fragt sie und deutet auf sich. »Mann, ich bin doch hier nicht im Kindergarten. Noah, ich hab dir gesagt, du sollst dich verpissen. Zwischen uns läuft nichts und es wird nichts laufen, kapiert?«

Ich grinse in mich hinein.

»Und du Bennie... vielen Dank für dein Beschützertum, aber ich kann schon selbst auf mich aufpassen. Ich bin nicht euer verdammtes Spielzeug.«

»Na na na... wer wird denn gleich fluchen?« spottet Noah. »Da sind jetzt aber erstmal ein paar Ave Maria fällig. Hopp hopp, auf zur Beichte.«

»Du kannst mich mal«, entgegnet sie.

»Hast mir doch grad gesagt, dass ich das eben nicht kann. Entscheide dich mal, Süße.« grinst er und zupft am Saum ihres kurzen Sommerkleids.

»Hör mit dem Scheiß auf, ja?«

»Genau«, pflichte ich ihr bei, »geh nach Hause und spiel 'n bisschen an dir rum. Bist eh der einzige, der das will.«

»Wow, jetzt hast du's mir aber gegeben, was?«

»Also, mir wird das zu blöd. Bennie, wir sehen uns nachher noch.« Sie küsst mich auf den Mund und geht.

»Schade, wo's gerade anfing, nett zu werden. Willst du etwa auch schon gehen?«

»Nein, ich unterhalte mich gerne mit Asseln.«

»Was macht'n deine Nase, mh? Alles wieder in Ordnung?« fragt er mit geheuchelter Anteilnahme.

»Danke. Elisa hat sich hervorragend darum gekümmert. Und nicht nur um die Nase.«

»Haha... davon träumst du wohl. Diese frigide Zicke lässt doch nur ihre geilen kleinen Leckschwestern ran. Übrigens hat es grad geklingelt. Mach lieber, dass du zurück kommst, sonst muss der Streber nachsitzen. Das würde Mami und Papi gar nicht gefallen.«

Erwähnte ich, dass ich diesen Typen echt hasse?

Am frühen Abend treffen wir uns mit den Mädchen auf der Wiese vorm Internat. Da hängen wir im Sommer jeden Abend rum. Tim, mein bester Freund, sitzt neben Sissi, ich neben Elisa. Wir knutschen ein wenig, während die anderen... keine Ahnung, was interessiert mich das, wenn das schönste Mädchen der Welt seine Zunge in meinen Hals steckt?! Leider ist das alles, wozu sie bereit ist, was mich manchmal echt nervt, weil ich verdammt noch mal Bedürfnisse habe. Aber als wohlerzogener, verständnisvoller Junge, der ich bin, dränge ich sie natürlich nicht. Außerdem, ich hab sie ja auch gern. Elisa ist toll. Wunderschön, lustig, intelligent und eindeutig in mich verliebt. Und... küssen ist ja auch ganz schön. Ich darf ihr nacktes Knie streicheln, meine Hand jedoch kein Stück unter ihr Kleidchen schieben. Tim hat bei Sissi das gleiche Problem. Naja, Klosterschülerinnen halt. Bin trotzdem grad ganz zufrieden. Ich meine, es ist Sommer, ich hab ein tolles Leben, nette Eltern, bin ein guter Schüler, sehe ganz passabel aus, hab ein hübsches Mädchen und meine Nase tut nicht mehr weh.

»Findet hier etwa eine Orgie statt und niemand hat uns eingeladen?« ertönt plötzlich eine Stimme.

Oh nein. Bitte nicht!

Noah und seine Blödmänner rücken an. Ungefragt nehmen sie sich was zu trinken und belagern unsere Mädchen. Ich krieg die Krätze.

»Das ist Schulgelände. Unbefugte haben hier nichts zu suchen«, zische ich.

»Dann verpiss dich mal ganz schnell«, entgegnet Noah, »es sei denn, dir sind über Nacht Busen gewachsen. Obwohl... ist gar nicht nötig. Warst immer schon ein Mädchen.«

»Jetzt fangen die schon wieder an«, stöhnt Elisa, schubst meine Hand von ihrem Knie, greift nach Sissis Arm und verschwindet mit ihr durch die Einfahrt in den Internatshof.

Noah setzt sich neben mich. »Entschuldige, ich wollte eure kleine Fummelei nicht unterbrechen.«

»Mann, verreck doch einfach.« Ich will aufstehen, doch er zieht mich zurück.

»Nicht so schnell, mein Freund.«

»Oh Noah... ich bin nicht dein Freund.«

Für einen kurzen Moment treffen sich unsere Blicke. Seine giftgrünen Augen glitzern gefährlich. Mir wird ein bisschen komisch, ich muss schnell weg gucken. Und ihn dann doch wieder anschauen.

»Wow«, lächelt er, »wir vermissen uns also doch noch.« Dann steht er auf, trommelt seine Gang zusammen und verzieht sich.

Eine Weile später streife ich allein durch den Wald. Noch ist es nicht ganz dunkel aber aufpassen, wo man hin tritt, muss man schon. Ein leises Knacken lässt mich innehalten.

»Hey«, wispert es.

»Was willst du?«

Eine Gestalt springt hinter den Bäumen hervor. »Das weißt du ganz genau, oder warum bist du sonst her gekommen?«

»Meinetwegen. Machen wir einen kleinen Spaziergang.«

»Spaziergang... tz, das kannst du Sonntagnachmittag mit deiner kleinen Freundin machen. Also... zu dir oder zu mir?«

Langsam stelle ich mich dicht vor ihn und schiebe meine Hand zwischen seine Schenkel.

»Au weia, hast es wohl ganz schön nötig, was?«

»Du etwa nicht?« lächelt er und drängt sich an mich.

»Okay. Zu dir. Ich hab aber nicht lange Zeit.«

»Warte!« Blitzschnell drückt er mich gegen einen Baum. Sein Atem streift meine Lippen bevor er mich aggressiv küsst.

Ich bin total wehrlos, mein Körper wird zu Quabbel in seinen Armen. Gierig küsse ich ihn zurück. Noah wusste schon immer, wie er mich rumkriegen kann.

Vor seinem Haus schaut er sich kurz um und greift lächelnd nach meiner Hand. Leise schleichen wir die Stufen zu seinem Keller hinunter. Noahs Eltern wohnen eigentlich ziemlich nobel. Ein schönes Haus mit Vorgarten und so. Ich hab ihn immer um seinen ausgebauten Keller beneidet, in dem er machen kann, was er will. Und so laut sein, wie er will, der Raum ist nämlich gut isoliert... Noah spielt Schlagzeug!

»Hey, du hast umgeräumt«, bemerke ich, als er die bunte Lichterkette, die um seinen Spiegel hängt, anknipst. »Der Schreibtisch stand doch sonst da hinten, oder?«

»Ja... das Bett ist aber noch am selben Platz.« Er grinst anzüglich.

»Hattest du Angst, ich würde das sonst nicht finden?«

»Naja«, lächelt er und nestelt an meiner Hose, »ich wollte da einfach kein Risiko eingehen.«

Das Ausziehen dauert ungefähr zwei Sekunden, dann liegen wir unter der Decke und knutschen eine Weile, wobei seine Hand ziemlich nette Sachen mit meinem Schwanz anstellt.

»Hast du eigentlich immer noch solche Probleme zu kommen?« kichert er.

»Du bist und bleibst ein Arschloch«, zische ich, schlinge Arme und Beine um ihn und küsse ihn wild.

Nach dem wahrscheinlich heftigsten Sex meines Lebens liegen wir schnaufend nebeneinander.

»Ich... ich muss nach Hause«, japse ich.

»Sehen wir uns morgen?«

»Keine Ahnung, ich... ach scheiße, ja, warum nicht.«

»Wann?«

»Mh, ich hab bis drei Schule...«

»Was mache ich denn bis dahin, das dauert noch sooo lange. Und ich bin immer noch geil«, seufzt er und kuschelt sein Gesicht an meinen Hals.

»Wann mal nicht, Noah, mh? Okay... du... darfst dir nachher einen runterholen und dabei an mich denken.«

»Soll ich dich von der Schule abholen?«

»Bist du wahnsinnig. Stell dir mal das Spektakel vor. Du und ich zusammen. Wahrscheinlich noch Hand in Hand, was?«

»Feigling.«

Ich ziehe ihn auf mich und wurschtel meine Beine um seine Hüfte. »Lass uns noch ‘n bisschen poppen, bevor ich nach Hause gehe, ja?«

Noah drückt meine Hände auf die Matratze und küsst mich heftig. Fast quälend langsam beginnt er, mich zu vögeln. Das macht mich echt irre.

»Noah... wir haben nicht die ganze Nacht Zeit, verdammte Scheiße«, zische ich und drücke meine Beine gegen seinen Hintern, um irgendwie den Rhythmus zu bestimmen.

»Sag mal... trägst du morgen deine scharfe Schuluniform?«

Hat der einen Knall? Wie kann der JETZT an sowas denken? »Hm-hm.«

»Und... behältst du die an, wenn ich dich vernasche?«

»Nein.«

Er wird etwas langsamer... ich geh kaputt. »Aber ich will, dass du sie dabei trägst«, wispert er und entzieht mir seine Lippen, als ich ihn küssen will.

»Und wenn die zerknittert, zerreißt oder du aus Versehen draufwichst?«

Er knabbert an meinem Ohrläppchen und vögelt mich heftiger »Mhhhh... ich pass schon auf.«

»Du... ah... fuck, du achtest doch nie drauf, wo du hinspritzt.«

Noahs Zunge leckt über meine Lippen, bevor sie sich in meinen Mund schiebt.

»Was ist... bist du soweit?« fragt er nach einer Weile.

»Ja«, keuche ich und will schon kommen, doch da hört er plötzlich auf, sich zu bewegen.

»Shit... Noah, was... was soll das?«

»Die Schuluniform«, flüstert er, »behältst du sie an?«

Gott, ich hasse diesen Typen. Wie kann der sich so ekelhaft kontrollieren? »Jaaaa, verdammt«, schreie ich, »lass... ahh... lass mich endlich kommen... bitte...«

Nach zwei Stößen haben wir einen unglaublichen Orgasmus zusammen. Mir ist, als müsse ich ohnmächtig werden.

Völlig fertig schnappe ich nach Luft und schubse ihn grob von mir. »Penner.«

»Was ist denn los?« fragt er unschuldig.

»Ey, das machst du ständig, ja? Immer wenn ich kurz davor bin, hörst du einfach auf. Das ist echt nicht lustig.«

»Ich find‘s halt geil, wenn du bettelst. Außerdem ist das der einzige Moment, in dem du so wehrlos bist, dass du mir alles versprichst, was ich haben will.«

»Du bist doch krank«, murmle ich und schmiege mich in seine Arme, »ich hasse dich.«

»Wirklich?«

»Na, klar«, seufze ich und küsse ihn für ungefähr tausend Stunden. Jedenfalls so lange, bis ich dann tatsächlich nach Hause gehe.

Zum Glück kann ich mich unbemerkt in mein Zimmer schleichen. Meine Eltern sind zwar super nett, aber wenn ihr halbwüchsiger Sohn erst mitten in der Nacht nach Hause kommt, noch dazu von einem Freak wie Noah durchgevögelt... also da hätten die sehr wahrscheinlich wenig Verständnis dafür.


Am nächsten Morgen kriege ich fast eine Herzattacke, als ich nach'm Duschen vor dem Spiegel stehe. Mein Körper ist übersät mit dunkelbunten Knutschflecken. Ach du Kacke! Ich wollte heute mit Elisa, Tim und Sissi schwimmen. Das fällt wohl aus. Erstens wegen der Bisse und zweitens, weil ich ja eh schon mit Noah verabredet bin. Mir ist nur noch keine gute Ausrede eingefallen. Als ich angezogen bin, meine normalerweise verstrubbelten blonden Haare ordentlich gescheitelt habe, sehe ich aus wie zwölf. Dabei bin ich schon seit geraumer Zeit sechzehn. Leck mich am Arsch! Wieso müssen meine Eltern so bescheuert sein und mich auf diese Katholenschule schicken?! Es gibt nämlich in der Stadt ein Gymnasium, nur trauen Mama und Papa mir anscheinend nicht zu, so weite Strecken (ungefähr dreißig Minuten) mit dem Bus zu fahren. Das frühere Aufstehen würd mir nichts ausmachen, wenn dafür Kirche, beten und der ganze dazugehörige Kram wegfallen würde.

»Meine Güte, Schneider... du siehst aus wie Scheiße. Was ist passiert? Noch Ärger gehabt?«

Nee, mein Lieber, nur einen unglaublich guten Fick. Tim sieht mich einigermaßen besorgt an.

»Hab nicht gut geschlafen letzte Nacht. Das ist alles«, murmle ich und zupfe unbehaglich an meiner Krawatte. Es sind ungefähr tausend Grad im Schatten und ich muss hier super zugeknöpft rumrennen... alles wegen Noahs Beißwut.

»Gar nicht geschlafen, trifft's wohl eher, was? Die ganze Nacht an deine Freundin gedacht?«

»So ähnlich.«

»Bleibt's bei heute nachmittag?«

»Ähem... nee, ich... ich kann nicht.«

»Wie bitte?« fragt er säuerlich.

»Meine Eltern haben das mit der Deppenschlägerei rausbekommen und mich zu Hausarrest verdonnert.«

»Mh, da wird Elisa aber enttäuscht sein. Naja, ich werde sie schon trösten«, grinst er.

»Am Arsch, du kleiner Penner.«

Damit ist das Thema für mich beendet. Hab grad keinen Bock auf dieses ätzende Gefasel.

Mann, der Schultag wollte heute gar nicht rum gehen. Musste mich ausgesprochen langweilen und war mit den Gedanken teilweise GANZ woanders. Elisa hat gemault, weil ich nicht mit ihr schwimme. Sie hat sich extra einen supersexy neuen Bikini gekauft. Tja, schade. Jedenfalls mache ich mich um drei Uhr augenblicklich auf den Weg zu Noah. Glotze mich immer wieder verstohlen um, weil ich Angst habe, dass mich vielleicht irgendwer von der Schule sieht. Es ist noch heißer als am Morgen, meine Schuluniform, bestehend aus dunkelgrauer Hose, weißem Hemd, Krawatte und schwarzem Blazer mit dem hässlichen Schulwappen, ist verschwitzt. Naja, die Jacke nicht, die hab ich irgendwann ausgezogen.

Mir doch egal, wenn Noah mich jetzt in stinkenden Klamotten vernaschen muss. Hat es ja so gewollt.

Um kurz vor vier klingle ich bei ihm. Als er die Tür öffnet, huscht ein Lächeln über sein schönes Gesicht. »Wow!« Er greift an meinen Schlips und zieht mich in sein Zimmer. Dort angekommen beginnt er sofort, mich wild zu küssen und anzufassen. »Gott... siehst du scharf aus, Bennie.«

Er schubst mich aufs Bett, öffnet meine Hose, leckt mir noch mal kurz über die Lippen und lutscht meinen ultra harten Schwanz.

Noah bläst wirklich verdammt gut, stelle ich mal wieder fest. Naja, Noah macht eigentlich alles ziemlich gut.

Seine schwarzen Haare sind zerzaust, weil ich wie bekloppt drin rumgewuselt habe, seine sinnlichen Lippen sind feuerrot und geschwollen. Als er mich küssen will, halte ich ihn davon ab.

»Was?« fragt er genervt.

»Hast du grad mein Sperma geschluckt?«

»Äh... ja, warum? Hast du neuerdings ansteckende Krankheiten? Krieg ich jetzt Halstripper oder wachsen mir Pilze im Mund?«

»Ich küsse dich nicht, wenn du nach Sperma schmeckst. Auch wenn's mein eigenes ist... ich finde das eklig.«

»Okay«, entgegnet er schulterzuckend und nimmt einen üppigen Schluck Cola direkt aus der Flasche. »Weißt du, was ich beim Aufräumen gefunden habe?«

»Nein, woher auch? Darf ich mich jetzt übrigens ausziehen? Mir ist total heiß.«

»Nee, das mach ich gleich. Warte mal...« Er wurschtelt sich vom Bett und kramt in seiner Schreibtischschublade. »Ah... hab sie schon.« Freudig winkt er mit einem Stapel Fotos.

Ach du Kacke. Mir schwant Schreckliches. Und... richtig. Ich sehe mich in Schulklamotten und Foto für Foto mit immer weniger an, dafür aber auch in immer gewagteren Posen. Auf einigen sind Noah und ich zusammen, die sind allerdings reichlich verwackelt. Wer hat beim Vögeln schon eine ruhige Hand?! Und wegen permanenter Lachanfälle ist eh die ganze Konzentration flöten gegangen. Übrigens haben wir den Film selbstverständlich zum Entwickeln nicht in fremde Hände gegeben. Noah hat das selber gemacht, weil er sich mit diesem ganzen Fotokram ziemlich gut auskennt. Trotzdem. Ich könnte mich ohrfeigen, dass ich mich auf diesen Mist eingelassen habe. Wenn ich nicht so besoffen gewesen wäre... okay, ich geb's zu, es war schon irgendwie scharf, als die Bilder entstanden sind. Und lustig sowieso.

»Geil, mh?« strahlt er, rutscht auf meinem Schoß rum und knöpft beiläufig mein Hemd auf.

»Ich hab's fototechnisch total drauf. Ich meine, die sind wirklich toll. Könnte man glatt an ein Pornomagazin verkaufen.«

»Warum sind'n die so verklebt?« frage ich misstrauisch.

»Ach, mh, naja...«, giggelt er und küsst meine nackte Haut.

»Du bist zum Kotzen, Noah... au, nicht so fest.«

»Sorry«, murmelt er und knabbert weniger wild an meiner linken Brustwarze. Plötzlich reißt er mir die Fotos aus der Hand, zerrt an meiner noch verbliebenen Kleidung. »Ey, ich... mhhh... ich will dich jetzt echt vögeln«, drängelt er.

Danach liege ich entspannt in seinen Armen.

»Sag mal, wer hat dich eigentlich so zugerichtet?«

»Hä?«

»Na, die ganzen Bisse.«

»Idiot. Ich musste den ganzen Tag total aufpassen, dass die keiner sieht. Halte dich in Zukunft ein wenig zurück, ja?«

»Heißt das... wir sind wieder zusammen?«

»Ja, fragt sich nur wie lange.«

»Bis du mir die nächste Freundin ausspannst«, erklärt er.

»Ich hab dir Elisa nicht ausgespannt. Das hast du dir mit deinen plumpen Rumkriegversuchen selbst eingebrockt. Ein Mädchen wie sie braucht eben einen einfühlsamen, sensiblen...«

»Sie hat dich also auch nicht rangelassen«, stellt er lachend fest.

»Nee, nach deiner peinlichen Aktion ist das wohl auch kein Wunder.«

»Will sie denn gar nichts machen?«

»Phhh... naja, küssen darf ich sie halt. Und ein bisschen anfassen. Allerdings nur in oberen Regionen.«

»Tja, die kleine Muschi miaut eben nicht für jeden«, kichert er.

»Ich kotze gleich«, warne ich angeekelt und rücke von ihm weg. »Wo hast du bloß diese Stammtischsprüche her? Und überhaupt... red nicht so über meine Freundin.«

»Sie hat mich abgeschossen, also darf ich auch schlecht über sie reden«, entgegnet er trotzig.

»Und ich sag dir... die lässt dich in einer Million Jahren nicht ran.«

»Ja, mag sein.«

»Blöde Zicke. ICH hab mich jedenfalls sofort von dir befummeln lassen«, erklärt er, als sei das etwas, worauf man stolz sein müsste.

»Logisch«, grinse ich und ziehe ihn auf mich, »du kleine Schlampe lässt dich doch von jedem sofort befummeln.«

»Besonders schüchtern warst du aber auch nicht«, bemerkt er und reibt sich ein bisschen an mir.

»Ey, ich war noch Jungfrau, ja? Unberührt und unschuldig.«

»Hm-hm... aber eisern um deine Jungfräulichkeit gekämpft hast du nicht gerade, als der große böse Wolf sie dir geraubt hat, oder? Du und unschuldig... tz...«

»Halt's Maul und küss mich! Und... lass gefälligst deine Hand da.«

Schmutzig lächelnd schiebt Noah seine Hand wieder zwischen meine Schenkel.


Ich hab wirklich gedacht, die Sache mit Noah sei vorbei. Endgültig und absolut. Ich meine, ja, ich hab schon ziemlich oft an ihn denken müssen. Aber wir hatten auch sechs unglaubliche Monate zusammen. Mit ihm hatte ich mein Erstes Mal. Eigentlich hatte ich mit ihm alles irgendwie zum ersten Mal. Okay, geknutscht hab ich schon vorher aber sonst? Mädchen neigen ja leider dazu, eher rum zu zicken. Vielleicht nicht alle, aber die, die ich mir ausgesucht habe. Küssen, ja... anfassen, nein. Dabei war ich wirklich immer sehr vorsichtig. Bin ja kein plumpes Arschloch. Trotzdem durfte ich nicht so richtig ran. Und selbst da hab ich mir meine Frustration nie anmerken lassen. Bei Noah war das alles kein Problem. Wir sind schon nach relativ kurzer Zeit im Bett gelandet. Mann, ich hatte ein tierisch schlechtes Gewissen, weil er zu dem Zeitpunkt mit Elisa zusammen war. Das heißt, erst hab ich ihn natürlich gehasst, weil er eben »der Feind« war und ich obendrein scharf auf seine Freundin. Jedenfalls hätte ich im Traum nicht dran gedacht, dass er auf mich scharf sein könnte. Und als wir dann regelmäßig Sex hatten, war die Verwirrung bei mir perfekt, weil ich doch immer noch irgendwie in Elisa verschossen war. Mir ist auch heute noch nicht so ganz klar, was zur Hölle mit mir los ist. Ich weiß nur, dass jetzt wieder alles total kompliziert wird. Ich meine, die Kloppereien können nicht einfach aufhören, nur weil ich mit Noah schlafe. Nein, wir werden wieder so tun müssen als ob und aufpassen, dass es niemand mitkriegt. Aufpassen, dass uns niemand sieht, aufpassen, dass meine Eltern nichts merken, aufpassen, dass Elisa nichts merkt...

Auf dem Weg zum Sex regnet es in Strömen, was mir nicht viel ausmacht, weil es trotzdem angenehm warm ist. Mh, Sommerregen macht mich irgendwie immer so... weiß nicht, ich bin dann in einer sehr eigenartigen Stimmung. Ein bisschen traurig, allerdings nicht richtig. Eher melancholisch oder sowas. Es fühlt sich schön an und gleichzeitig tut es weh. Die Sache mit Noah hat letzten Sommer angefangen. Möglicherweise liegt es daran.

»Hey... du bist nass.« Lächelnd steht er in der Tür.

»Ja, es regnet.«

»Mhh... dann komm doch vielleicht besser rein.«

Drinnen trocknet er mir mit einem flauschigen Handtuch die Haare ab und küsst mich ungewohnt sanft.

»Was ist?« fragt er erstaunt. »Was siehst du mich so an?«

Ich streiche ihm über die Wange. »Du kannst sehr süß sein, wenn du willst.«

»Warum überrascht dich das?«

»Weil du mir in den letzten Monaten unzählige Male auf die Nase gehauen hast.«

»Du hast mir in die Eier getreten. War auch nicht grad lustig.«

»Hast du mal darüber nachgedacht, was passiert, wenn diese ganze Sache hier rauskommt?« frage ich, während ich ihn langsam ausziehe.

Er verdreht die Augen. »Können wir das vielleicht hinterher besprechen? Ich meine, du fummelst grad an mir rum, weil du offensichtlich sehr geil auf mich bist, was ich natürlich total verstehe, weil ich ja nun mal extrem toll bin und... äh, scheiße, wie soll ich mich auf so ernste Sachen konzentrieren? Ich mag dich ficken.«

Nachdem er das getan hat, bin ich so in einer anderen Welt, dass ich keine Lust mehr habe,

über irgendwas nachzudenken. Nur darüber, dass ich ihn seit ungefähr drei Minuten nicht mehr geküsst habe, also knabbere ich ein bisschen an seinen Lippen.

»Eine ganze Schule vollgestopft mit schnuckligen Jungs... wirst du da nicht irre?« fragt er plötzlich.

»Hä? Wieso? Außerdem ist da keiner schnucklig.«

»Tim aber schon, oder? Hast du niemals mal dran gedacht...«

»Nee. Er ist mein bester Freund. An seinen besten Freund denkt man nicht so. Denkst du etwa an ihn?«

»Ja... hab ich bestimmt mal.«

»Ihhh, ich will das nicht hören.«

»Bist du eifersüchtig?« grinst er und stupst mir in die Seite.

»Eher angeekelt. Ich dachte, du hättest immer nur Elisa im Kopf gehabt.«

»Schon, ja. Aber Jungs sind irgendwie... mh, da kribbelt's einfach mehr.«

»Ich glaub, ich bin der Einzige in meiner Klasse, der Sex hat... jedenfalls mit einer anderen Person.«

»Au weia«, giggelt Noah, »die müssen doch Schwielen an den Händen haben.«

»Vom Wichsen wird man blöd.«

»Und blind«, entgegnet er. »In den Himmel kommt man dann wohl auch nicht, oder?«

»Ich muss vor Sonntag noch zur Beichte, sonst darf ich in der Messe keine Hostie essen.«

»Die schmecken doch eh nicht.«

Ich gucke ihn entgeistert an. »Die sollen auch nicht schmecken, du Döskopp.«

»Ich würde die in irgendwas Süßes stippen. Karamellsoße oder Schokosirup. Vanillepudding. Oder so einen Mini-Schokokuss drauf packen.«

»Du hast doch nen Knall«, seufze ich und küsse seinen Hals.

»Was beichtest du denn so?«

»Na, meine Sünden.«

»Dass du mit mir vögelst?«

»Das ist doch keine Sünde.«

»Sondern?« fragt er mit hochgezogener Braue.

»Geil«, murmle ich, an seiner weichen Haut lutschend.

»Also, was erzählst du dann?«

»Was mir grad so einfällt. Kommt auch drauf an, wer mir da hinterm Gitter gegenüber sitzt.

Beim Alten macht's ja fast keinen Spaß, weil man den nicht schocken kann. Da rattere ich dann brav runter, dass ich heimlich geraucht und Schimpfwörter gebraucht und gelogen habe, die Schule geschwänzt. Lauter langweiliges Zeug. Wenn der Neue da ist, dieser grad aus der Pubertät entlassene... da überlege ich mir andere Sachen.«

»Und zwar?«

»Dass ich immer dieses schlimme Verlangen habe und mir fünfmal am Tag einen runterhole. Manchmal sogar auf'm Schulklo. Dann hört man den schon ziemlich schlucken. Einmal hab ich ihm erzählt, dass ich dabei an einen Jungen gedacht habe.«

»Du kleiner Teufel«, grinst Noah und zwickt meine Brustwarze. »Was sagt der denn dazu?«

»Ich soll beten, den Herrn um Vergebung anflehen und machen, dass ich wegkomme, weil... er sonst kommt. Ich glaub, der steht auf mich.«

»Oh je, der arme Kerl. Und du folterst ihn auch noch so. Ist der echt so jung? Vielleicht sollte ich auch mal beichten, was meinst du?«

»Vielleicht sollten wir zusammen beichten.«

»Du bist echt verdorben, Benjamin. Und gemein. Was kann der Pfarrer denn dafür, dass er erotische Gefühle für dich hegt, mh?«

»Gar nichts. Aber... man kann auch Gottes Werk tun, ohne seine sexuellen Bedürfnisse total zu ignorieren. Wenn ich einem hungrigen Menschen was zu essen gebe und danach Geschlechtsverkehr mit dir habe, ist dann die vorherige Tat weniger wert? Was zählt ist doch, dass ich nicht einfach vorbei gelaufen bin an dem Penner, oder? Entschuldige, aber so simpel ist das für mich. Bei den Katholen ist immer alles mit so viel Zwang verbunden. Man darf dies nicht und das nicht und landet für jeden Scheiß in der Hölle.«

»Ich dachte, deine Sünden werden dir vergeben, wenn's mal so weit ist.«

»Ja, aber nur so läppisches Zeug wie Nase popeln, oder dem Dicken in deiner Klasse ein Bein stellen und sich dann darüber lustig machen, dass er nicht mehr hoch kommt.«

»Stopp mal, was hast du denn jetzt plötzlich gegen Dicke?«

»Mann, das war doch nur ein Beispiel. Ist mir doch egal, ob einer dick ist. Sag mal... wie sind wir eigentlich auf dieses Thema gekommen?«

»Du hast gesagt, dass du Nase popelst und dicken Mitschülern Beine stellst... ach so, du meinst... äh, es ging um den Pfarrer, oder?«

»Ah, ja, richtig. Ich glaub, der steht auf mich.«

»Du... Bennie«, beginnt Noah und reibt seine Nase an meiner Wange, »morgen ist doch Wochenende und ich hab gedacht, also... mh, es wäre doch irgendwie ganz nett und vor allen Dingen praktisch, wenn... wenn du einfach hier bleiben würdest.«

Was stottert der denn so blöde rum? »Ich hab Hunger. Machst du irgendwas zu essen? Ich ruf inzwischen zu Hause an.«

»Okay«, strahlt er.

Das Telefonat ist schnell erledigt. Noah bleibt lange verschollen. Ich schlüpfe in meine Boxershorts und mache mich auf den Weg in die Küche. Dabei fällt mir auf, dass ich einen neuen Knutschfleck am Bauch habe und einen an meinem linken Innenschenkel, verdammte Scheiße.

»Noah, du kleiner Penner... ich hab dir gesagt, du sollst mich nicht mehr bei...« Ich verstumme schlagartig. Und ich möchte, dass sich jetzt bitte ganz schnell der Küchenfußboden öffnet, um mich zu verschlingen!

»Benjamin... hallo«, lächelt Noahs MUTTER. »Ich wusste ja gar nicht...«

»Ähem... ja, hallo«, murmle ich mit roter Visage und versuche mit den Armen meinen nackten Oberkörper zu bedecken. Gott, ist das peinlich!!

Noah umarmt mich von hinten und küsst meinen Nacken. »Ach ja, ich hab ganz vergessen zu erwähnen, dass wir wieder zusammen sind.«

»Deshalb bist du seit Tagen so gut gelaunt. Benjamin, setz dich doch ruhig. Möchtest du ein Glas Saft?«

»Äh, nee, danke.«

»Bleibst du heute hier? Dann kauf ich ein paar Brötchen mehr zum Frühstück.«

»Theresa, ich kann die Autoschlüssel nicht finden«, bollert eine männliche Stimme, gleich darauf erscheint Herr Winter, Noahs Vater. »Oh... ‘nabend, Bennie«, begrüßt er mich beiläufig.

»Die liegen auf dem Schränkchen im Flur. Wie immer«, erklärt Mama Winter.

Er verschwindet kurz, kommt strahlend zurück und schwenkt den Schlüssel. »Hab ihn. Sag mal, wer hat dich denn verprügelt?«, fragt er und studiert ausgiebig die Flecken auf meiner Brust.

Ich bringe Noah um! Aber erstmal wird das Rot in meinem Gesicht noch eine Ecke dunkler.

»Die beiden sind wieder zusammen«, erklärt seine Frau.

»Ja? Mh, wollte mich grad schon wundern, warum der Junge halbnackt in unserer Küche sitzt, was?« lacht er. »Noah, kriegst du so wenig zu essen hier, dass du deinen Freund derart anknabbern musst?«

»Der mag das, Papa«, kichert Noah und holt die fertige Pizza aus dem Ofen. »Wir gehen wieder runter. Tschüß und gute Nacht.«

»Was ist? Hast du keinen Hunger mehr?« fragt mein Freund, der noch keine Ahnung hat, dass ich ihm gleich die Rübe abhacken werde.

»Du bist so ein Arschloch. Hättest du mir nicht sagen können, dass deine Eltern da sind?«

Er zuckt die Schultern. »Wo soll'n die sonst sein?«

»Ich wäre da oben vor Peinlichkeit am liebsten gestorben.«

»Ich fand dich süß. Du bist übrigens immer noch ein bisschen rot. Sind das Schweißperlen auf deiner Stirn?«

»Okay, das war's. Heute gibt's keinen Sex mehr.«

Noah verschluckt sich an seinem Pizzastück. »Was? Das kannst du nicht machen. Ey, nicht wegen dieser Kleinigkeit.«

»Und ob ich das kann. Wirst schon sehen«, sage ich etwas entspannter und kann endlich essen.

»Hey, ich hatte keine Ahnung, dass die beiden da sind. Die wollten eigentlich wegfahren, aber dann hat Paps diesen Anruf bekommen und jetzt muss er noch mal ins Büro und...«

»Das ist mir ganz egal«, unterbreche ich ihn.

Nach der Pizza schauen wir noch »Chocolat« zusammen, dann bin ich mit einem Mal schrecklich müde. Gähnend kuschel ich mich in die weiche Decke und schließe meine Augen.

»Ey, das ist nicht dein ernst, oder?«

»Gute Nacht.«

»Komm schon, Bennie«, säuselt er und schmiegt sich an meinen Rücken, »ich hab gesagt, dass es mir leid tut.«

»Hast du nicht.«

»Dann sag ich's halt jetzt. Es tut mir leid.«

»In Ordnung. Schlaf gut.«

»Ich will Sex.« Seine Hand schlängelt sich meinen Bauch entlang.

»Heute nicht«, schnaufe ich und schiebe seine Hand weg.

»Aber ich bin geil.«

Langsam drehe ich mich zu ihm um. Er sitzt an die Wand gelehnt und schmollt. »Ist das etwa mein Problem?«

»Nein. Aber deine Schuld«, entgegnet er vorwurfsvoll.

»Es steht dir frei zu onanieren, wenn's denn so dringend ist.«

»Blödarsch«, zischt er, knipst das Licht aus, schmeißt sich hin und zieht die Bettdecke bis zum Kinn.

Bis auf das Ticken der Uhr und Noahs leises Atmen ist alles still. Mhhhh... schlafen!

Ich muss wohl eingeduselt sein, denn das nächste, was ich höre, ist ein leichtes Schnaufen.

Und ich spüre, wie sich hinter mir etwas bewegt... sehr eindeutig bewegt. Nee, oder?

»Was zum Teufel treibst du da?« bölke ich und wirble herum.

Noah liegt auf dem Rücken, eine Hand unter der Decke. Mit lasziv geöffneten Lippen und Schlafzimmeraugen sieht er mich an. »Du... mhhh... du hast gesagt, dass... ah... dass ich mir einen runterholen darf«, stöhnt er.

»Aber doch nicht, wenn ich daneben liege«, antworte ich so fassungslos, dass meine Stimme vor Entgeisterung überschnappt. »Hör sofort auf damit.«

Seine freie Hand wuselt durch meine Haare, streichelt meine Wange. »Früher hat's dir gefallen, wenn...«, er zieht geräuschvoll die Luft ein, »mhhh... wenn du zuschauen durftest.«

Nicht nur früher! Mal ehrlich, wie soll man bei so einem Anblick ruhig bleiben? Seine Hand zieht meinen Kopf zu seinem Gesicht runter. Noahs Lippen flehen förmlich, sie zu küssen.

Wir knutschen gierig, wobei meine Finger über seine Haut gleiten und schließlich seinen harten Schwanz finden. Sehr lange dauert es nicht, bis er kommt. Dafür katapultiert er mich danach in wahnsinnige Sphären, als er mir einen bläst.


Noahs Eltern sind unglaublich. Schon als wir das erste Mal zusammen waren, haben die mich quasi adoptiert. Nach ungefähr einem Monat bekam ich von beiden das Du angeboten, aber natürlich versuche ich es zu vermeiden, sie direkt anzusprechen. Schließlich sind es immer noch seine Eltern! Jedenfalls vergöttern die ihren Sohn, wahrscheinlich weil seine Mama vor ihm ein Baby verloren hat. Das bedeutet aber nicht, dass sie ihn total ängstlich beschützen und kontrollieren wollen. Nee, die lassen ihm nur alles Mögliche durchgehen. Und es war niemals ein Problem, dass er anstatt einer Freundin plötzlich einen Freund hatte. Ich glaube kaum, dass meine Eltern derart locker reagieren würden. Die sind schon angepisst, als ich jetzt unsere Wohnung betrete. Wenigstens meine Mutter, die im Wohnzimmer sitzt.

»Benjamin, kommst du mal bitte?«

»Was'n?«

»Elisa hat angerufen und ich sagte ihr, du übernachtest bei Tim. Aber kurze Zeit später rief Tim an und hat nach dir gefragt. Wo warst du also?«

»Bei einem Freund.«

»Ich dachte, du meintest Tim.«

»Ja, meinte ich aber nicht.«

Sie legt ihre Lesebrille sorgfältig und enervierend langsam ins Etui. Dann blickt sie mich an.

»Findest du deine Geheimniskrämerei gut?«

»Du lieber Himmel«, schnaufe ich, »ich war bei Malte.« Diese Phantasiegestalt hab ich mir ausgedacht, als die Sache mit Noah anfing.

»Wir hatten abgemacht, dass wir diesen Malte erst kennenlernen, bevor du dich weiter mit ihm abgibst. Was machen denn seine Eltern?«

»Mom, ich muss noch Hausaufgaben machen und mich auf die Beichte nachher vorbereiten. Können wir später darüber reden, bitte?«

»In Ordnung«, seufzt sie.

Schule und Religion ziehen immer!

»Sag mal«, sie greift nach meinem nackten Arm und beäugt ihn kritisch, »hast du dich gestoßen?«

Manchmal denke ich, diese Frau ist völlig weltfremd. Da hab ich diesen wunderschönen Knutschfleck direkt in meiner Armbeuge und sie fragt, ob ich mich gestoßen habe! Ich überlege einen kurzen Moment, ihr zu sagen, ich hätte mir Heroin gespritzt, entscheide mich jedoch dagegen. »Ja, bin gegen die Türklinke gedonnert. Halb so wild.«

»Du bist und bleibst ein kleiner Schussel, Benjamin«, schüttelt sie gutmütig lächelnd den Kopf.

In ihrem Universum wohl eher Mamis kleines Baby. Wenn die wüsste, was ich hinter ihrem Rücken alles treibe... sie würde auf der Stelle tot umfallen.

Kaum bin ich in meinem Zimmer, klingelt das Handy. Noah!

»Hallo Herzchen... bist du gut nach Haus gekommen?«

»Bin ich.«

»Ich wollte nur fragen, wann wir uns sehen?«

»Mh, lass mich mal überlegen...«, ich setz mich bequem auf den Schreibtischstuhl und zünde eine Zigarette an. Der Rauch kann durch das weit geöffnete Fenster zum Glück problemlos abziehen. »Also heute muss ich mich unbedingt mit Elisa treffen. Morgen schleppen mich meine Eltern nach der Kirche zu irgendwelchen Verwandten, Montag hab ich ultra lange Schule. Also frühestens Dienstagnachmittag.«

»In drei Tagen?« kreischt er. »Bist du wahnsinnig? Das halt ich nicht aus, Bennie.«

»Ich kann's nicht ändern. Hey, überleg doch mal, wie gierig wir aufeinander sind, wenn wir drei Tage keinen Sex hatten.«

»Davon hab ich doch jetzt nichts«, nörgelt er.

»Vorfreude soll ja bekanntlich die schönste sein. Und in der Zwischenzeit... denk einfach an mich in meiner Schuluniform.«

»Vielen Dank«, faucht er, »da komme ich ja gar nicht mehr runter.«

»Bis bald, Noah.«

Schade, der Alte war zum Beichten da. Naja, tragisch ist das nicht. Ich hab's hinter mir und kann endlich zum Internat, wo ein paar Jungs aus meiner Klasse mit den Mädels rumhängen. Als Elisa mich sieht, strahlt sie übers ganze Gesicht. »Bennie... hi.« Ich bekomme einen süßen Kuss auf den Mund. »Wo hast du die ganze Zeit gesteckt?« Als ich meinen Arm um sie legen will, bemerkt sie dummerweise den Knutschfleck. Leider ist sie nicht so jenseits von Allem, wie meine Mutter. »Äh... möchtest du mir das hier vielleicht erklären? Fährst du jetzt zweigleisig, oder hängst du an der Nadel?«

»Blödsinn. Meine Mama sagt doch immer, ich sei so schrecklich dünn und blass und so weiter. Also hat sie mich gestern zum Arzt geschleppt und die Schnecke da hat wohl zum ersten Mal in ihrem Leben jemandem Blut abgezapft. Ehrlich, die wirkte so überfordert, dass ich ihr schon anbieten wollte, es selbst zu machen.«

»Und?«

»Naja, sie hat's dann doch noch geschafft.«

»Das meine ich nicht, Dummkopf«, sagt sie lächelnd und wuschelt durch meine Haare. »Ist alles in Ordnung?«

»Yep. Alles bestens. Bin kerngesund.«

»Deine Mama hat trotzdem recht. Du bist viel zu dünn. Und rauchen tust du auch noch, oder?«

»Zwei Zigaretten am Tag. Und jetzt sei so gut und nerv nicht weiter, ja?«

»Okay«, nickt sie mit Dackelblick, »soll ich dir dann das Essen machen, Pantoffeln und Zeitung reichen, mh?«

»Ein Kuss würde genügen«, grinse ich charmant, »für den Anfang.«

Wir legen uns mit einer Decke auf die Wiese und knuddeln zusammen. Ich kitzle ihr nacktes Bein mit einem Grashalm. Elisa blinzelt mich an und schützt mit der Hand ihre großen blauen Augen vor der untergehenden Sonne. »Du hast mir immer noch nicht gesagt, wo du warst.«

»Unterwegs mit Malte.« Der arme Kerl muss schon wieder herhalten.

»Müsste ich den kennen?«

»Nee.«

»Noah hat wieder versucht, bei mir zu landen.«

»Wann?« frage ich sie laut und mich in Gedanken, warum mein Herz anfängt, schneller zu pochen.

»Gestern.«

Mh, wieso lügt Elisa mich an? Leider kann ich sie unmöglich zur Rede stellen. »Und?«

Sie steht plötzlich auf und streckt mir ihre Hand entgegen. »Komm mit.«

»Wohin gehen wir?«

»Das ist eine Überraschung«, lächelt sie.

Sie führt mich durch den Wald zu unserem Lieblingsplatz. Warum hat sie wohl die Decke mitgenommen?

Als hätte sie meine Gedanken erraten, erklärt sie »Ich wollte mit dir allein sein.«

Komisch, das will sie sonst eher nicht. Naja. Sie legt sich auf die Decke und klopft neben sich. Wow, sie sieht wirklich wunderschön aus in ihrem blass blauen Trägerkleid. Ihre kinnlangen blonden Locken sind vom Wind etwas unordentlich, ihre Wangen zart gerötet.

Wir küssen uns ein bisschen. Und wir fassen uns ein bisschen an. Also normalerweise geht sie nie so weit. Ich darf sogar vorsichtig meine Hand zwischen ihre Schenkel schieben!

»Du... du möchtest gerne mit mir schlafen, stimmt's?« fragt sie zittrig.

»Ja«, antworte ich und muss danach tatsächlich erstmal überlegen, ob das die Wahrheit ist. Ich meine, klar, ist sie toll und so. Trotzdem. Irgendetwas stört mich. Weiß nur nicht genau, was.

»Okay«, wispert sie.

Ich küsse sie, um Zeit zu gewinnen. Mensch, was ist denn los mit mir? Da warte ich seit Wochen auf diesen Augenblick und... hab grad gar keine Ahnung, was ich mit ihrer Bereitschaft anfangen soll. Bin ich vielleicht aus Versehen bekloppt geworden?? Aber während ich nachdenke, fällt mir auf: nein, ich muss jetzt nicht unbedingt meinen Schwanz in Elisa stecken. Oh Gott, sie macht Anstalten, ihr Kleid auszuziehen. Sanft aber bestimmt halte ich sie davon ab. Die Enttäuschung steht ihr ins Gesicht geschrieben.

»Willst du mich nicht?«

»Doch aber... ich denke, es ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt, verstehst du?«

»Nein.«

Bevor ich das hier noch völlig versiebe, umarme ich sie, flüstere ihr romantisches Zeug ins Ohr und mache es ihr mit der Hand. Dabei stelle ich mich anscheinend erstaunlich ungeschickt an, denn sie muss mir mehr als einmal sagen, bzw zeigen, wie sie es gern hat.

Naja, ich schätze, das ist nichts, wofür ich mich schämen muss, oder? Kenne mich halt bei Mädchen untenrum nicht so wahnsinnig gut aus. Sie umklammert meinen Schwanz ja auch zuerst, wie einen verdammten Holzknüppel.

Als wir zu den anderen zurück gehen sind wir jedenfalls beide recht entspannt und Elisa lächelt glücklich. Wahrscheinlich wollte sie mich nur testen. Kucken, ob ich bei grünem Licht einfach drauf los ficke, oder so, und freut sich jetzt, dass sie so einen rücksichtsvollen, sensiblen, einfühlsamen, geduldigen Freund hat. Weiß der Teufel, was in Mädchenköpfen vorgeht. Ich dagegen bin froh, dass sie Noahs Bisse an mir nicht gesehen hat.


Der gesamte Sonntag war von Langeweile geprägt. Kirche, danach zu den beschränkten Verwandten und nicht zu sehr auf den gigantischen Wasserkopf meines bekloppten Cousins starren. Ich frage mich bei dem immer, ob da möglicherweise Inzesterei am Werk war?!

Ich meine, dass mein Onkel keinen Sex mit seiner Frau hat, liegt auf der Hand. Dem ist das Wort SCHWUL förmlich in die Stirn gemeißelt. Wenn ich zu Besuch komme, umarmt er mich immer länger und fester, als es nötig wäre. Und einmal... ey, ich könnte schwören...

Meine Mutter, also die Schwester meiner Tante (der schwule Onkel ist nur angeheiratet), hat aber noch einen Bruder, der ständig bei besagter Tante rumhing. Jedenfalls bis er eines Tages verschwand. Warum und wohin will man mir nicht sagen. Mein debiler sechsjähriger Cousin tut mir voll leid, weil er die ganze Scheiße ausbaden muss. Deshalb bin ich auch besonders nett zu ihm. Der hat es sicher nicht leicht im späteren Leben. Hoffentlich mutiert der nicht zum Amokläufer. Wahrscheinlich ist das der Hauptgrund für meine Nettigkeit. Ich will nicht, dass er mich dann mit niederknallt. Nein, das ist böse. Mein Mitleid ist echt!

Später am Nachmittag noch kurz Elisa getroffen und geknutscht. Montag... zum Kotzen. Nach der Schule zwei Stunden Singerei im Chor, um sechs zu Hause, Schularbeiten, essen, Händewaschen und ab ins Bett. Bekam abends eine sms von Noah, bestehend aus einem einzigen Wort: FICKEN!!! Typisch, oder? Ich meine, wann denkt der mal nicht an Sex?!

Mh, ich gebe es ungern zu, aber ich vermisse ihn ganz schön. Eigentlich hab ich ihn die ganzen Monate über vermisst, in denen wir wütend aufeinander waren, nur, dass ich's da nicht gemerkt habe. Eigenartig, oder?

Mich Dienstagmorgen auf Mathe, Englisch, und dergleichen zu konzentrieren ist praktisch unmöglich. Die Minuten schleichen dahin wie verfluchte Arschgeigen. Ich überlege, ein, zwei Stunden blau zu machen, allerdings, bei meinem Glück gibt's da sofort einen Anruf bei meinen Eltern, also lasse ich's lieber und sitze brav meine Zeit ab.

»Kommst du noch mit in die Stadt?« fragt Tim nach dem Unterricht. »Elisa und Sissi wollen einen Shake schlürfen.«

»Geht nicht. Ich muss nach Hause.«

»Was ist eigentlich die letzten Tage los mit dir? Man kriegt dich überhaupt nicht mehr zu Gesicht.«

»Was soll schon sein?« brummel ich.

»Na, das frag ich doch gerade, du Pappkopf. Ist zwischen dir und Elisa was passiert, was ich wissen müsste?«

»Zum Beispiel?«

»Keine Ahnung. Wo seid ihr denn am Samstag gewesen? Oder anders gefragt: was habt ihr getrieben?«

Angestrengt kucke ich auf meine Uhr. »Nicht das, was du denkst. Und damit ist das Thema beendet, oder erwartest du ernsthaft, dass ich dir erzähle, was ich mit meiner Freundin mache? Außerdem muss ich jetzt echt los. Kennst doch meine Mutter, wenn ich zu spät zum Essen komme.«

Ich mag Tim echt gerne, immerhin ist er mein bester Freund, aber manchmal geht er mir ganz schön auf die Nerven.

»Wir haben uns lange nicht mit den Proleten gekloppt, findest du nicht? Ich meine, was ist los mit denen? Die schleimen sich doch sonst andauernd an die Mädels ran.«

»Stehst du drauf, die Fresse voll zu kriegen, oder warum bedauerst du den Mangel an Schlägen und Tritten?«

»Ich wundere mich nur, das ist alles«, zuckt er die Schultern.

»Ja, dann wundere dich mal weiter. Ich geh essen.« Und danach sofort ins Bett mit dem Chef der Proleten.

Ich halte es echt kaum noch aus und renne die letzten Meter zu seinem Haus, bearbeite wie irre den Klingelknopf und werde drei Sekunden später in seinem Zimmer fast vergewaltigt.

Nicht einmal Hallo sagt er vorher. Noah reißt mir einfach die Klamotten runter, wirft mich auf den weißen Flauschiteppich, der vor seinem Kleiderschrank liegt, und vögelt mich dumm und dämlich.

Mann, ich hab das ganze Maul voller Teppichfusseln. Hustend setze ich mich auf, lehne mich gegen das Holz. Besorgt streicht Noah über meinen Rücken und reicht mir ein Glas Saft... Guave-Johannisbeere-Zitrone... hab ihm vor Ewigkeiten mal gesagt, dass ich den gerne trinke. Aber so ist Noah. Er erinnert sich immer an solche Kleinigkeiten.

»Entschuldige«, beginnt er verlegen, was eigentlich gar nicht seine Art ist, »es... es ist wohl etwas mit mir durchgegangen. Was lässt du mich aber auch so lange allein?«

»Ich hätte es auch lieber anders gehabt«, entgegne ich, »das allein lassen, nicht das Vögeln.«

»Hab ich dir weh getan?« fragt er leise.

Also das ist ja direkt unheimlich. »Hat dir das jemals was ausgemacht?«

»Wie kannst du sowas sagen? Du hältst mich ja dann wohl für ein totales Arschloch, ja?«

»Noah, was ist los mit dir? Warte... sag's mir später, ich muss es erstmal ein bisschen bequemer haben. Nichts gegen deinen Teppich, aber vor Gliederschmerz schützt der nicht.«

Hops, liege ich in seinem Bett. Oh, das ist wesentlich angenehmer. Noah legt sich nicht neben mich, sondern bleibt auf dem Boden hocken. Irgendwas stimmt hier nicht.

»Hey... willst du nicht her kommen?« Ich klopfe einladend auf die Matratze.

Es dauert einige Sekunden, bis er bei mir ist.

»Okay, und jetzt sag mir, warum du so eigenartig bist.«

»Sag du mir lieber, was du die letzten drei Tage gemacht hast.«

»Weißt du doch. Kirche, Verwandte, Schule, Chor... ungefähr in der Reihenfolge.«

»Und Elisa«, fügt er hinzu.

Aha! Daher weht der Wind. Ist mal wieder eifersüchtig, dass ich seine Exfreundin beschnuckele.

»Ja, wir haben uns Samstag noch getroffen«, nicke ich. »Die hat sich auch so merkwürdig verhalten. Scheint wohl in der Luft zu liegen.«

»Hä?«

»Angelogen hat sie mich. Behauptet, du hättest irgendwas versucht bei ihr. Das kann allerdings gar nicht sein, weil du es zu dem Zeitpunkt bei mir versucht hast«, grinse ich und lange zwischen seine Schenkel.

»Lass das«, faucht er, schiebt meine Hand weg. »Glaubst du... meinst du, sie ahnt vielleicht etwas?«

»Nee. Ich denke eher, sie wollte sich interessant machen, damit ich mit ihr schlafe. Verstehst du, so nach dem Motto: auf mich ist noch einer scharf, aber dich lass ich ran, also mach jetzt mal und nutz deine Chance, ist vielleicht die einzige, die du bekommen wirst!«

Sein Gesicht wird blass. »Und?«

»Was?«

»Hast du... mit ihr geschlafen?«

Ich finde es grad sehr befremdlich, dass ich kurz überlege, ja zu sagen. »Ähem... nee, nicht wirklich.«

Mir ist, als würde er erleichtert ausatmen. Kann aber auch alle möglichen anderen Gründe haben, dass er so japst.

»Was denn dann?«

»Können wir nicht ein bisschen...«, meine Hand schleicht über seinen Bauch.

»Nein«, entgegnet er bestimmt, »können wir nicht.«

»Okay«, seufze ich, »wir haben geknutscht und gefummelt. Ziemlich heftig.«

»Hattest du... bist du gekommen?«

Wieso zittert denn seine Stimme auf einmal?

»Ja. Aber sie auch«, kichere ich.

»Benjamin, würdest du sowas in Zukunft sein lassen, wenn ich dich drum bitte?«

»Bist du bekloppt?« rufe ich entrüstet. »Elisa ist schließlich meine Freundin. Es ist nicht mein Problem, dass du immer noch angepisst bist, weil sie mit mir zusammen ist.«

»Ich bin nicht angepisst, weil sie mit dir zusammen ist, sondern weil du immer noch mit ihr zusammen bist.«

»Äh... ich verstehe den Unterschied nicht. Ich meine, das ist doch absolut dasselbe.«

»Gott, Bennie, du checkst es einfach nicht, oder? Ich bin nicht eifersüchtig auf dich, sondern... auf...« Er entscheidet sich, lieber nicht weiterzusprechen, dafür aber sehr rot zu werden. Und in mir drin macht es plötzlich ganz laut Klick. Also eher KLICK!! Mir schwumseln fast die Sinne.

»Noah... du...«, ich streichle seine Wange, »machst du mir etwa grad eine Liebeserklärung? Oh... oh, wow, ist das süß«, giggel ich.

»Ja«, zischt er und flitscht meine Hand weg, »sehr lustig. Haha. Scheiße, ich hab gewusst, dass du so reagierst. Ich hätte lieber das Maul halten sollen.«

Er will aufstehen, wovon ich ihn jedoch abhalte. »Warte. Ich muss dir was sagen.«

»Spuck's schon aus.«

»Ich...«, meine Arme schlingen sich um seinen Körper und halten ihn ganz fest, »oh, Mann, ich lieb dich doch auch«, flüstere ich.

Das ist erstaunlich, weil ich es erst jetzt eben so wirklich richtig begriffen habe. Ich meine, wahrscheinlich hab ich ihn die ganze Zeit über geliebt, aber da wusste ich das halt noch nicht.

Oder ich war zu ängstlich, um's mir einzugestehen.

Er sieht mich ernst an. »Du musst das nicht sagen, nur weil ich's gesagt habe.«

»Du hast es noch gar nicht gesagt«, grinse ich.

Noah schnauft genervt.

»Hör mal, ich dachte, bei uns geht es um Sex, okay. Wir haben doch nie über... Gefühle gesprochen.«

»Um jemanden so zu vögeln wie dich, muss ich schon verliebt sein. Überleg mal, was wir alles angestellt haben. Denkst du, das geht, wenn man auf jemanden einfach nur scharf ist? Ich sag dir, das hat was mit Vertrauen zu tun und sich fallen lassen können, sich total auszuliefern, genau zu wissen, was der andere gern hat und wie weit man gehen kann.«

Stimmt. Er kennt meinen Körper besser als ich selbst. Und ich kenne seinen genauso. Das mal zum sexuellen Aspekt. Wenn ich nämlich drüber nachdenke, kann ich mich eigentlich nur bei ihm total entspannen und wohlfühlen. Ich muss mir keine Gedanken machen, was ich sage, wie ich mich verhalte, weil er nichts von mir erwartet, weil er... mich liebt wie ich bin?! Mich, Benjamin Schneider. WOW!!

»Sag mal... das mit der Liebe und so... das ist dir doch nicht jetzt so spontan eingefallen, oder? Also wie lange schon?«

»Die ganze verdammte Zeit. Was dachtest du denn? Dass ich mit dir Schluß gemacht habe, weil Elisa mich für dich abgeschossen hat? Die Kleine ist mir doch scheißegal. Ich wollte, dass du mich liebst und nicht in ihr rumstocherst... so wie Samstag.«

»Hey, ich hätte auch mit ihr schlafen können. Dass ich es nicht getan habe, war meine Entscheidung.«

»Na und? Du bist verknallt in sie, was bedeutet, dass wir beide ein Problem haben.«

»Verknallt? Ja, mag sein. Aber wenn ich mich entscheiden müsste... Noah, glaub mir, Elisa würde auf der Strecke bleiben.«

»Fein. Ich will, dass du dich entscheidest.«

»Das hab ich doch längst«, lächle ich und küsse ihn auf den Mund.

»Hey«, sage ich während einer Knutschpause, »jetzt, wo wir verliebt sind... heißt das, wir können keinen dreckigen, abgewichsten Sex mehr haben.«

»Wie kommst'n darauf?«

»Naja, weil wir jetzt immer nur romantisch kuscheln und schmusen werden.«

»Das haben wir sonst auch gemacht.«

»Ja, aber nicht besonders ausgiebig. Und wir haben es nie so genannt.«

»Ist doch egal, wie man das nennt. Wieso muss man das überhaupt... sagen?«

»Weil, du Blödian, wir doch jetzt verliebt sind und da tut man so irre Dinge, wie sagen, dass man schmust.«

»Meinetwegen. Schmusen wir halt«, erklärt er seufzend und rückt ein Stück näher. »Sonst noch was?«

»Mh, mal überlegen... also auf alle Fälle dürfen wir jetzt Händchen halten, uns verklärt und tief in die Augen schauen...«

»Meine Augen sind grad zu«, murmelt er und lutscht hingebungsvoll an meinem Hals.

»Und... mh... uns kleine Niedlichkeiten mitbringen, wenn wir uns sehen.«

»Was'n für Niedlichkeiten?« Er lutscht sehr geräuschvoll und fest, ich muss ihn leider von meinem Hals entfernen, weil ich da nun wirklich keinen Knutschfleck gebrauchen kann. So gerne ich den auch hätte.

»Niedliches Zeug eben. Was weiß ich. Rosa Zuckerherzchen zum Beispiel. Oder Liebesperlen. Kleine Schokoladenfiguren. Kannst mir auch einen Kuchen backen.«

»Du denkst immer nur ans Essen, Bennie«, giggelt er.

»Halt die Klappe.«

»Okay, wie sieht's mit Blumen aus? Soll ich welche für dich pflücken?«

»Würdest du?«

»Klar, wenn's der Verliebtheit dient.«

»Aber weißt du, was das Allerbeste ist?«

Noah schüttelt den Kopf.

»Wir dürfen jetzt süße Sachen sagen. Und machen.«

»Ähem... fein, was genau?«

»Sowas«, grinse ich und stupse meine Nase gegen seine. »Und dann... darfst du mich zärtlich küssen.«

»Und wann darf ich dich vögeln?« fragt Noah, während seine Hand schamlos Gott weiß was mit meinem Schwanz treibt.

»Äh... jetzt.«

Also verliebt sein und geilen Sex haben geht offensichtlich doch!

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