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„Hallo?“

„...“

„Hallo-o?“

„Hannes, ...“

„Scheiße, Karl! Was willst du denn schon wieder?!“

„Ich ... Brüll mich doch nicht so an ...“

„Du nervst, verstehst du das nicht?“

„Ich wollte doch bloß...“

„Bist du schon wieder blau? Blöde Frage, andernfalls würdest du dich ja nicht trauen, hier ...“

„Hannes, ich liebe dich!“

„Du kannst mich mal.“ ---

„Hannes? Hannes ...? Scheiße.“


„Ich hab dir doch gesagt, du kannst mich ...!“

„Hallo, Hannes? Hier ist Mira!“

„Ach verdammt ... Tut mir leid. Wie geht’s dir?“

„Gut. Aber, sag mal, was sollte das denn eben?“

„Nichts weiter. Karl hat mich schon wieder angerufen, das Arschloch.“

„Ich hätte es mir denken können. Der ist in der Schule den ganzen Tag schon herumgelaufen wie ein Zombie und hat die letzten drei Stunden blaugemacht.“

„Der soll mich in Ruhe lassen!“

„Was wollte er denn?“

„Keine Ahnung. Hat irgendwas von Liebe gefaselt. Ich hab aufgelegt.“

„Du bist ganz schön hart.“

„Ich?! Wessen verschissene Clique hat mich letzte Woche verprügelt? Dieser Arsch stand daneben und hat getan, als ginge ihn das alles nichts an, und später jammert er mir die Ohren voll. Fuck him!“

„Schon gut, krieg dich mal wieder ein. Ich seh ja ein, dass er ein mieser Feigling ist ...“

„Das ist noch untertrieben!“

„... und seine Clique das Pestgeschwür des Viertels. Aber andererseits ... Eigentlich scheint er doch ganz nett zu sein. Allein, meine ich.“

„Du kennst ihn doch gar nicht.“

„Hey, immerhin gehen wir in eine Klasse.“

„Und? Das hat nichts zu sagen. Ich denke, ich weiß ein paar ganz entscheidende Dinge mehr über ihn, als jeder in deiner Klasse. Und in seiner Clique.“

„Und, hab ich recht?“

„Womit?“

„Ist er nett?“

„Scheiße, Mira, was für eine dämliche Frage. ... Er ist ein mieses Arschloch, das mich nicht kennt, wenn wir uns auf der Straße begegnen. Er kann mir gestohlen bleiben.“

„Ja, schon. Aber beim Camp ...“

„Das Camp ist Geschichte. Karl ist Geschichte. Es ist nicht meine Schuld, dass es so gekommen ist. Aber ... Scheiß drauf.“

„Mann, Hannes, das ist doch Mist.“

„Natürlich ist das Mist. Aber wenn der Herr nun mal ein erbärmlicher Feigling ist ...? Das kannst du ihm übrigens gern ausrichten. Und er soll mich in Frieden lassen.“

„Er weiß doch gar nicht, dass wir uns kennen, oder?“

„Doch, ich glaube schon. Ich hab ihm das mal erzählt. Aber vielleicht hat er das inzwischen auch schon verdrängt.“

„Du bist ganz schön negativ, weißt du das?“

„Ich hab auch allen Grund dazu.“

„Dann hast du wahrscheinlich auch keinen Bock auf Kino heute Abend, nehme ich an.“

„Nicht wirklich. Sorry. Da ist wirklich gerade zu viel, was mir im Kopf rumgeht.“

„Na ja, wie üblich. Du weißt, dass du mir das noch schuldest?“

„Ja, ja. Ich denke Tag und Nacht an nichts anderes.“

„Das bezweifle ich.“

„Schon gut, wie wär’s mit Freitag?“

„Schön. Aber wehe, du sagst wieder ab! Dann werd ich echt sauer.“

„Ich versprech’s dir.“

„Und ich verlass mich auch noch darauf ... Na, dann mach’s mal gut, du Blödmann. Ich freu mich trotzdem.“

„Ich ... mich auch, glaub ich. Salut, du doofe Trine.“


„Hallo?“

„Hey ...“

„Verdammt noch mal, bist du taub?! L a s s m i c h i n R u h e! Spreche ich chinesisch, oder was?!“ ---

„Ich will doch bloß mit dir reden ... Hannes? Hallo ...?“


„Guten Tag, hier spricht der automatische Anrufbeantworter der Familie Conrad. Leider ist keiner von uns in der Nähe, darum sprecht bitte nach dem - Piiiep!“

„Hannes, geh bitte ran ... Ich weiß doch, dass du zuhause bist. ... Hannes? ... Ruf mich doch bitte zurück, ja? ... Hannes, es tut mir leid. Wirklich. ... Ich ... Ich melde mich wieder.“


„Jarusch?“

„Mira, bist du das? Hier ist Karl.“

„Wie ...? Woher hast du denn meine Nummer?“

„Von Franziska. ... Sag mal, du kennst doch Hannes, Hannes Conrad?“

„Hm.“

„Ich versuche schon seit ein paar Tagen, ihn zu erreichen ... Du weißt nicht zufällig, ob er verreist ist oder sowas?“

„Wieso sollte er, es sind doch keine Ferien.“

„Aber er geht nicht ans Telefon ...“

„Weil du ihn in Ruhe lassen sollst.“

„Du ... Du weißt Bescheid?“

„Natürlich.“

„Shit ...“

„Krieg dich wieder ein! Ich werd’s schon keinem von deinen idiotischen Kumpels auf die Nase binden!“

„Schwörst du das?“

„Meine Güte, wenn’s sein muss. Aber fang doch nicht gleich an zu flennen!“

„Ich flenne doch nicht!“

„Prima. Sonst noch was?“

„Scheiße, Mann. Du bist fast genauso abweisend wie Hannes ... Was hab ich dir denn getan?“

„Du hast Hannes behandelt wie den letzten Dreck. Und zufälligerweise ist er einer meiner besten Freunde.“

„Was soll ich denn machen?“

„Ihn endlich in Ruhe lassen?“

„Aber ich liebe ihn!“

„Oh, wie romantisch.“

„Ich meine das ernst.“

„Und deswegen siehst du seelenruhig zu, wie deine Pappnasen ihn zusammenschlagen?! Toller Liebesbeweis.“

„Das tut mir ja auch schrecklich leid ... Aber was hätte ich denn tun sollen?“

„Sie zurückpfeifen? Für ihn eintreten? Zu ihm stehen? Aber das hast du ja die ganze Zeit nicht getan.“

„Dann hätten sie mich doch auch verprügelt ...“

„Glaubst du nicht, dass sich zwei besser gegen sechs Angreifer wehren können als einer alleine? Außerdem hättest du damit wenigstens einmal im Leben Rückgrad bewiesen. Aber du hast es ja nicht mal versucht!“

„Ich mache eben immer alles falsch ...“

„Du bist einfach feige. Mehr habe ich dir dazu nicht zu sagen. Ich leg jetzt auf. Tschüß.“ ---

„Aber ich wollte doch noch ... Fuck.“


„Guten Tag, hier spricht der automatische Anrufbeantworter der Familie Conrad. Leider ist keiner von uns in der Nähe, darum sprecht bitte nach dem - Piiiep!“

„Hallo Hannes, ich bin’s, Mira. Ich wollte eigentlich nur mal hören ...“

„Mira? Schön, dass du anrufst.“

„Du bist ja doch da ... Wieso lässt du dann zuerst den AB rangehen?“

„Für den Fall, dass Karl anruft.“

„Und - hat er?“

„Hm.“

„Mich hat er gestern auch schon genervt.“

„Was wollte er denn von dir?“

„Wissen, ob du noch im Lande bist. Ich glaube, ich hab ihn ganz gut zusammengestaucht.“

„Aha.“

„Sag mal ... Wie ist das eigentlich genau gelaufen?“

„Hm?“

„Beim Zelten, meine ich.“

„Hab ich dir doch erzählt ...“

„Na ja, ansatzweise. Dass ihr euch im Sommercamp begegnet seid. Und du fandest ihn sympathisch.“

„Ja-a, damals.“

„Und er dich auch. Und dann ist er in dein Zelt eingezogen.“

„Weil es größer ist und seines war nach dem Gewitter total durchgeweicht.“

„Natürlich ...“

„Tatsache!“

„Und dann habt ihr euch auch noch den Schlafsack geteilt.“

„Ähm ... Sozusagen. Und genauer werde ich dir das auch jetzt nicht erzählen.“

„Du warst ziemlich verknallt.“

„Ist das eine Frage?“

„Eine Feststellung. Du hast ganz schön geschwärmt, als du wieder hier warst.“

„Hab ich das?“

„Tu doch nicht so.“

„Schon gut, du hast ja recht ... Ich hab mich noch so gefreut, als wir feststellten, dass wir nicht nur aus der selben Stadt, sondern sogar aus dem selben Stadtbezirk kommen ... Ich dachte wirklich, ich hätte das große Los gezogen.“

„Aber damit war’s dann Essig ...“

„Genau. Kaum waren wir wieder hier, hat er mich links liegen gelassen. Tat so, als würden wir uns gar nicht kennen. Alles bloß aus Feigheit. Es ist zum Kotzen. Selbst um mich nur mal anzurufen, muss er sich vorher Mut antrinken. Das ist doch erbärmlich.“

„Hängst du noch an ihm?“

„N-nein ... Ich ... Keine Ahnung. Ist doch auch völlig egal. Ich durfte ja kürzlich erst erleben, wie viel ich ihm noch bedeute. Beziehungsweise wie wenig.“

„Ich weiß. Ich hab dich ja am nächsten Tag gesehen. Du sahst ziemlich scheiße aus.“

„Besten Dank.“

„Ist doch wahr. Veilchen stehen dir nicht.“

„Mira?“

„Ja?“

„Was soll ich denn machen?“

„Tu Eis drauf.“

„Du bist unmöglich, wirklich.“

„Tut mir leid, aber das passte gerade so gut.“

„Hilft mir aber nicht weiter.“

„Hm. Ich könnte Karl aus Versehen auf dem Schulhof umschubsen und ihm den Arm brechen.“

„Hä?“

„Dann kann er den Hörer nicht mehr halten.“

„Gott, Mira!“

„Mensch, ich versuch doch bloß, dich ein bisschen aufzumuntern.“

„Netter Versuch ...“

„Was Besseres fällt mir gerade nicht ein. Denk doch selber nach.“

„Mach ich schon die ganze Zeit, was glaubst du denn?“

„Na, dann mach mal weiter. Ich muss noch Englisch pauken, morgen ist Klausur.“

„Na dann viel Spaß dabei.“

„Du mich auch.“

„Salut.“


„Ja, hallo?“

„Karl, bist du’s? Hier ist Mick.“

„Ach, hallo ...“

„Hör mal, wo treibst du dich eigentlich rum? Wir haben dich seit Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen.“

„Ähm ...“

„Lass mich raten: Du hast ‘ne Braut aufgerissen, was?“

„...“

„Nein, schon okay. Brauchst mir nichts zu erklären, ich weiß, wie die Weiber einen belegen können. Moni ist nicht anders. Du, anderes Thema: Erinnerst du dich noch an die Schwuchtel vom Sartre-Gymnasium? Dieser Penner, den wir letztens am Wickel hatten?“

„Hm ...“

„Stell dir vor, der hat Rolf die Nase gebrochen!“

„Was?!“

„Wirklich wahr! Rolf und ich waren gestern abend unterwegs zum Klub, da läuft uns diese perverse Ratte über den Weg. Und statt die Straßenseite zu wechseln und sich schleunigst zu verpissen, hat er doch echt die Frechheit, unseren Bürgersteig zu benutzen. Wollten wir ihm natürlich Manieren beibringen. Sollten wir uns das von dem bieten lassen? Wir also auf ihn los. Hatten ihn schon ganz gut in der Mangel, aber irgendwie war der dann doch schneller. Hat jedenfalls Rolf einen Schwinger verpasst, dass der dachte, der Kopf fliegt ihm ab. Das hat geblutet wie Sau, kann ich dir sagen. Musste ihn zur Poliklinik bringen und dann war natürlich nichts mehr mit‘m Klub. So’n komisches Pflaster hamse ihm raufgeklebt und trotzdem ist alles rundherum blau.“

„Und Ha..., der Typ?“

„Die Schwuchtel? Hat sich abgesetzt. Aber der kann noch was erleben, kannste wissen! Und dafür brauchen wir auch dich. Werden dem eine Abreibung verpassen, die er nicht mehr vergisst. Der kann sich schon mal ein Bett im Krankenhaus reservieren lassen.“

„Aber ... War das nicht Notwehr?“

„Notwehr?! Bei dir tickt’s wohl nicht ganz richtig?! Hör mal, wenn wir unser Revier freihalten von solchen schwulen Pissern, dann ist das Notwehr! Der hat Rolf angegriffen, kapierst du das nicht? Der kann froh sein, wenn wir ihn am Leben lassen!“

„Na ja, schon gut. Krieg dich wieder ein. War mir nur so rausgerutscht ...“

„Wollt ich ja mal meinen! Also, du macht mit, ja? Pass auf: Ben hat rausgefunden, dass der Wichser jeden Mittwoch nullte Stunde hat. Das ist doch optimal. Wir können ihm im Park auflauern, da ist um die Zeit noch kein Schwanz, und kurzen Prozess machen. Ben hat schon ‘ne schöne Eisenstange besorgt, die wir ihm in die Fahrradspeichen werfen können, um ihn zu stoppen. Und wenn wir mit dem fertig sind, wird den seine eigene Mutter nicht wiedererkennen. Das kannste wissen.“

„...“

„Bisschen mehr Begeisterung, bitte! Oder fällt dir was Besseres ein?!“

„Ähm ... Nee. Klingt doch ganz ... vielversprechend.“

„Gut, was? Also, dann treffen wir uns Mittwoch. Halb sieben am Springbrunnen?“

„Ja, das dürfte reichen.“

„Sehr gut. Und sonst so? Wann hast’n du wieder mal Zeit für ’n Bier unter Freunden?“

„Mann, du weißt doch, ich hab zu tun ...“

„Und die Jungs sind dir egal, oder was?“

„Ich hab Klausurenstress!“

„Hab ich auch, und? Mann, wenn du nicht mein Kumpel wärst, würde ich dich für ’nen miesen Streber halten und dir ein paar reinwürgen ...“

„Du kannst mich mal, Mick.“

„Schon gut, war ja nicht so gemeint. Kommen ja auch mal wieder bessere Tage. Nur, die Jungs fühlen sich halt auch ein bisschen zurückgesetzt. Wir wollen mal wieder gemeinsam um die Häuser ziehen, bisschen Spaß haben. Wofür ist denn eine Clique da, wenn man sich nie trifft ... Aber Mittwoch bist du ja dabei.“

„Klar doch.“

„Na also. Dann bis dann.“

„Bis dann ...“


„Guten Tag, hier spricht der automatische Anrufbeantworter der Familie Conrad. Leider ist keiner von uns in der Nähe, darum sprecht bitte nach dem - Piiiep!“

„Hannes, hier ist Karl. Bitte geh ran, es ist wirklich wichtig! ... Hannes? Mann, es ist ernst! Geh ran! ... Hannes?!“


„Jarusch?“

„Hallo Mira, hier ist Karl, leg bitte nicht gleich wieder auf.“

„Wieso nicht?“

„Weil es wirklich wichtig ist ... Hör mal, wo ist Hannes? Ich muss ihn unbedingt sprechen!“

„Er will dich nicht mal mehr kennen, kapierst du das nicht?“

„Herrgottnochmal, das ist doch jetzt erst mal völlig Wurst! Es ist wirklich wahnsinnig wichtig. Es geht sozusagen um Leben und Tod.“

„Aha, heute versuchst du’s auf die dramatische Tour. Sehr eindrucksvoll.“

„Mann, ich meine das ernst! Ich muss unbedingt mit Hannes sprechen!“

„Fein. Er will dich aber nicht sprechen. Und ich auch nicht. Tschüß.“ ---

„Verdammt noch mal, seid ihr denn alle ... Hallo? Hallo?! Kacke.“


„Guten Tag, hier spricht der automatische Anrufbeantworter der Familie Conrad. Leider ist keiner von uns in der Nähe, darum sprecht bitte nach dem - Piiiep!“

„Hier ist Mira, kannst ruhig rangehen ...“

„Hallo Mira, was gibt’s?“

„Mir geht’s gut, danke. Und dir so?“

„Äh ... Oh. Sorry. Neuanfang: Schön dich zu hören. Wie geht’s dir?“

„Gut, danke. Und selbst?“

„Ähm, auch. Glaube ich. Was ist los?“

„Karl hat schon wieder hier angerufen.“

„Der hat wirklich Nerven ...“

„Ja-a. Und diesmal hat er’s auf die dramatische Tour versucht. Von wegen, es ist wichtig! Ich muss Hannes unbedingt sprechen! Leben und Tod!“

„Ach, das hat er hier auf dem AB auch ein paar mal hinterlassen. Höchste Gefahr und so. Wirklich arm.“

„Das kannst du laut sagen.“

„Vielleicht solltest du auch einfach immer erst den AB rangehen lassen.“

„Hm, wenn der hier weiter nervt, werde ich das wirklich machen. Na gut, ich muss dann mal wieder streben. Wollte dir nur Bescheid geben.“

„Danke.“

„Bitte.“

„Selber.“

„Du auch.“


„Guten Morgen. Sie haben den Notruf der Berliner Polizei gewählt. Wie kann ich Ihnen helfen?!“

„Hallo. Ich … Bitte kommen Sie schnell in den Rohrbruchpark, hier wird gleich … Scheiße, da sind sie schon. Ich muss …“ ---

„Hallo? Sind Sie noch dran?“


„Jarusch?“

„Mira, ich bin’s …“

„Hannes! Endlich! Mann, hab ich mir Sorgen gemacht! Die Schlägerei im Park war heute das große Thema in der Schule. Geht es dir gut?“

„Soweit schon, glaube ich. Ich hab mir bei dem Sturz den linken Arm angebrochen und ansonsten ein paar Prellungen abbekommen. Und mein Fahrrad ist Schrott. Aber immerhin haben sie mich nicht über Nacht dabehalten wollen.“

„Und was ist mit Karl? Den soll es ja auch erwischt haben.“

„Hm. … Ich hab nur gehört, dass er eine Gehirnerschütterung hat. Sie wollten mich ja nicht hinlassen …“

„Hannes?“

„…“

„Hannes? Bist du noch dran?“

„Ja.“

„Sag mal … Weinst du?“

„Nein!“

„Soll ich vorbeikommen?“

„Nein! … Nein. Danke, das ist lieb von dir, aber … Es ist alles in Ordnung.“

„Sicher?“

„Ja. … Ich … Scheiße. Die haben einfach weiter auf ihn eingeschlagen, als er schon am Boden lag … Mit einem Eisenrohr, kannst du dir das vorstellen? Da war auf einmal so viel Hass – bloß, weil er mir helfen wollte. Fuck …“

„Hannes …?“

„Wenn die Polizei nicht aufgetaucht wäre, hätten sie ihn vielleicht …“

„Hannes?“

„…“

„Ich komm rüber. Bin gleich da.“


„Hallo?“

„Karl …“

„… Hannes?“

„Hm.“

„…“

„Die wollen mich nicht zu dir lassen, weil ich kein Angehöriger bin.“

„Woher hast du die Nummer?“

„Ich hab mit der Stationsschwester geflirtet.“

„Was?“

„Das kann ich gut, das weißt du.“

„Ähm …“

„Wie geht es dir?“

„Keine Ahnung … Besser, glaube ich. Heute durfte ich aufstehen, aber es dreht sich noch alles, wenn ich mich zu schnell bewege. Und die Rippen werden auch noch ’ne Weile brauchen. Und bei dir?“

„Es geht. Immerhin durfte ich gleich wieder gehen, nachdem sie mich verarztet hatten. …“

„Hannes?“

„Hm?“

„Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid. Du hattest Recht, ich bin ein verdammtes, elendes Arschloch. Diese ganze Scheiße wäre nicht passiert, wenn ich nicht so verdammt feige gewesen wäre.“

„Karl …“

„Ich hatte hier genug Zeit, um über alles nachzudenken. Ich hab dich behandelt wie Abschaum. Und ich hab zugelassen, dass dich andere so behandeln, …“

„Karl …“

„… dass diese Wichser dich verletzen. Ach, Scheiße … Ich bin das letzte. Und ich kann sehr gut verstehen, warum du nichts mit mir zu tun haben willst …“

„…“

„…“

„… Karl?“

„Hm …“

„Ich hab einen Vorschlag.“

„…“

„Es ist nur ein Vorschlag, okay?“

„Hm.“

„Wir vergessen einfach mal die ganze Scheiße der letzten Wochen und starten noch mal von vorn. So gut es geht. Und dann sehen wir, was passiert.“

„Und du glaubst, das klappt?“

„Das liegt an uns.“

„O… okay …“

„Wann kommst du raus?“

„Am Sonntag.“

„Soll ich dich abholen?“

„Meine Eltern holen mich ab.“

„Natürlich. Verstehe.“

„Nein, ich meine … Vielleicht wäre das ja … irgendwie doof für dich. Oder so.“

„Ich hätte damit kein Problem. … Es sei denn, du möchtest lieber …“

„Nein, nein … Ich … würde mich freuen.“

„Wirklich?“

„Wirklich.“

„Okay, dann sehen wir uns am Sonntag.“

„Ja. Und … Hannes?“

„Hm?“

„Rufst du morgen wieder an?“

„Na klar.“

„Danke.“

„Bis dann, also.“

„Ja, bis dann.“

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