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Slowmotion

Teil 5

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Inhaltsverzeichnis

Mike

Ich hielt den Atem an, als ich Courtens Stimme hörte. Geschockt hörte ich jedes Wort mit an und schluckte, als ich Chaz’ verunsicherte, leise Stimme hörte. Musste Courten denn nun unbedingt jetzt ins Zimmer kommen? Okay, es war mitten in der Nacht und vielleicht hatte er ja noch die Geräusche der Dusche gehört und kam deshalb ins Zimmer? Es war eine ganz einfach unmenschlich peinliche Situation und ich war irgendwie erleichtert, dass Chester dort vor ihm stand und nicht ich, obwohl ich eigentlich auch nicht wollte, dass er das erleben musste.

Wer würde schon freiwillig nur mit einem Handtuch bekleidet vor seinem Lehrer stehen und sich Gedanken machen, ob er einem gerade beim Sex zugehört hatte? Ich hoffte wirklich inständig, dass er nichts gehört hatte, denn etwas Peinlicheres konnte uns nun wirklich nicht mehr passieren. Als die Tür sich wieder schloss, trocknete ich mir schnell meine Haare fertig ab und ging dann ins Zimmer. Chester stand vollkommen hilflos vor dem Schrank und sah mich an.

„Er... er hat...“, stotterte er nur und blickte mich starr, mit weit geöffneten Augen an. „Glaubst du, er hat uns gehört?“, fragte er dann flüsternd, als ich vor ihm stand. Nur zögernd schüttelte ich den Kopf. „Wir waren doch leise, er hat wenn dann nur die Dusche gehört“, erklärte ich leise und versuchte zu glauben, was ich sagte. Etwas zweifelnd blickte Chaz mich an, doch ich nickte nur lächelnd und auch auf seinem Gesicht breitete sich ein kleines Lächeln aus.

„Weißt du was? Du hast das süßeste Lächeln der ganzen Welt“, sprach ich leise meinen Gedanken aus und Chaz’ Lächeln wurde noch breiter. Kurz später befanden sich seine Hände an meinen Hüften und zogen mich noch näher zu ihm. „Du bist so unglaublich“, flüsterte er, als nur noch ein paar wenige Zentimeter unsere Gesichter voneinander trennten. Daraufhin zog ich ihn zu mir und küsste ihn. Es war einfach unbeschreiblich, wie vertraut er mir war.

Es war, als gäbe es niemanden, der mir so vertraut war wie Chester und das lag zum größten Teil wohl daran, dass ich noch nie einem Menschen so nah war, wie Chester und ich uns gekommen waren. Bei dem Gedanken daran ging ein wohliger Schauer durch meinen ganzen Körper und eine gewisse Freude auf das nächste Mal machte sich in mir breit. Ich konnte es ehrlich gesagt gar nicht erwarten das Ganze zu wiederholen, aber mir war klar, dass das jetzt nicht ging. Courten hatte Recht, wir sollten langsam wirklich schlafen gehen.

Ich löste unseren Kuss nach, für unsere Verhältnisse, kurzer Zeit und strich Chaz mit beiden Händen über die Wangen. Am liebsten hätte ich ihn sofort wieder geküsst und ihm sein Handtuch von den Hüften gerissen, aber das konnten wir jetzt wirklich nicht bringen. Vielleicht wartete Courten nur darauf irgendwelche Geräusche zu hören um uns zusammenzustauchen, warum wir immer noch wach waren? Nein, ich musste mich wohl oder übel zusammenreißen und mein Verlangen nach Chester bändigen, so schwer es mir auch fiel.

Mit einem Lächeln löste ich unseren Blickkontakt und griff in eins der Schrankfächer um mir frische Boxershorts herauszuholen. Im Bad zog ich sie schnell an, hängte mein und Chaz’ Handtuch, das er mir zuwarf, über die Heizung und ging dann wieder zu ihm. Sofort als ich vor ihm stand griff er nach meiner Hand und zog mich an sich. „Da ist aber einer kuschelbedürftig“, grinste ich und wuschelte ihm durch seine Haare. „Na und?“, murmelte Chaz nur und drückte mich noch fester.

Lächelnd zog ich ihn Richtung meines Bettes und drückte ihn aufs Bett. Schnell stellte ich den Wecker noch an, schaltete das Licht aus und krabbelte dann zu Chaz unter die Decke. Der schlang sofort beide Arme um mich und zog mich so fest er konnte an ihn. „Willst du mich zerdrücken?“, fragte ich grinsend und Chaz, der mit dem Kopf auf meiner Brust lag, nickte heftig. „Wenn du mich zerdrückt hast, dann hast du aber niemanden mehr zum Kuscheln“, stellte ich fest und strich ihm durch die Haare, worauf er sofort seinen Kopf hob und mich ansah.

„Kein Teddybär mehr zum Kuscheln?“, fragte er leise und gespielt bestürzt. „Teddybär?“, wiederholte ich und sah, wie Chaz sofort wieder nickte und seinen Kopf wieder auf meine Brust legte. „Mein Teddybär...“, flüsterte er nur noch leise und strich mit einer Hand über meinen Bauch. Ein Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit und ich strich ihm wieder durch die Haare. „Mein Teddybär wird nicht zerdrückt, mein Teddybär bleibt bei mir und damit basta“, sprach er nach einiger Zeit leise. Ich fand seine Worte so unglaublich süß, er war einfach so unbeschreiblich süß.

„Teddybear, Teddybear, sweet and soft and always there. This happy smile, these deep brown eyes, Teddybear my favorite friend. Never tears may leave your eyes, you always be the one, the only one to lie right next to me, whereever life will take me to”, sang Chaz plötzlich leise. „Das Lied hat meine Mom mir früher, als ich noch klein war, immer vorgesungen, wenn ich einschlafen sollte“, sprach er noch und streichelte mit einer Hand immer noch über meinen Bauch. Mein Gott, ich wusste darauf nichts, gar nichts zu sagen, so unglaublich süß war das.

Instinktiv legte ich beide Arme um seinen Körper und drückte ihn fest an mich. „Jetzt bist du der Kuschelbedürftige!“, hörte ich Chaz leise kichern, worauf ich nur mit den Schultern zuckte. Wo er Recht hatte, da hatte er nun einmal Recht. Nach kurzer Zeit rutschte er ein Stückchen hoch, so dass sein Gesicht wieder neben meinem lag, und strich mir mit der Hand über die Wange. „Schlaf gut, Mikey“, flüsterte er und lächelte, was ich trotz der Dunkelheit sehen konnte. „Du auch, Chazy“, murmelte ich und zog ihn zu mir, damit ich ihm noch einen Gute-Nacht-Kuss geben konnte.

Am nächsten Morgen hatte ich extrem große Lust den Wecker, der neben meinem Ohr klingelte, einfach gegen die nächstbeste Wand zu werfen, denn ich wollte weder meinen erholsamen Schönheitsschlaf beenden, noch aufstehen und nicht mehr neben Chazy liegen. Der kümmerte sich scheinbar kein bisschen darum, dass der Wecker geklingelt hatte und schlief einfach selenruhig, wohlgemerkt auf mir, weiter. Sein rechtes Bein lag über meinen Beinen, sein Oberkörper lag teilweise auf meinem und sein Arm war um meinen Bauch geschlungen.

Ans Aufstehen war in dieser „Stellung“ nicht zu denken, also befreite ich vorsichtig einen Arm und strich Chaz sanft seine Haare aus dem Gesicht. Ganz friedlich schlummerte er vor sich hin und lächelte im Schlaf sogar, was zwar ziemlich krank aussah, aber auf seine Art eben einfach niedlich. „Chazy? Hey, Chazyschatz, Aufstehen“, murmelte ich leise und versuchte ihm die ganze Zeit ins Gesicht zu blicken. Als ich ihm einige male übers Gesicht strich und seinen Namen sagte, verzog er sein Gesicht und blickte mich mit einem unendlich unschuldigen, verschlafenen Blick an.

Chester

Müde sah ich auf und erkannte Mikes Gesicht vor mir. „Morgen Chazy“, sagte er leise und ich spürte seine Hand an meiner Wange. Schlaff griff ich nach dieser, legte kurz meine Lippen auf seinen Handrücken, legte seine Hand auf seine Brust und bettete meinen Kopf genau auf sie. „Hey, nicht weiterpennen! Wir müssen uns doch heute diesen unglaublich interessanten Naturpark ansehen“, sprach Mike sarkastisch, worauf ich nach der Bettdecke griff, sie weiter nach oben, bis über meinen Kopf zog. Leise hörte ich Mike lachen und seine Hand bewegte sich leicht.

„Komm Chazy, ich will nicht zu spät runter, sonst gibt’s wieder Ärger“, hörte ich ihn leise murmeln, doch ich drückte mich noch fester an ihn. „Geh’ doch“, nuschelte ich unter der Decke und mein schöner Untergrund in Form von Mikes Oberkörper bewegte sich leicht. „Wie denn, wenn du auf mir drauf liegst? Wenn du nicht sooofort aufstehst, dann kriegst du heute keinen einzigen Kuss!“, drohte er dann plötzlich und ich war mit einer Bewegung unter der Decke hervorgekrochen und auf den Beinen.

Mike krümmte sich vor lachen und ich sah ihn nur beleidigt an, weil ich seine scheinbar nicht ganz so ernst gemeinte Drohung todernst genommen hatte. „Och, nicht beleidigt sein Chazy, irgendwie musste ich dich doch wecken. Komm her!“, kicherte Mikey immer noch und streckte daraufhin seine Arme nach mir aus. Langsam ließ ich mich neben ihn aufs Bett sinken und lehnte mich an ihn. „Ich mag da nicht hin“, murmelte ich leise und kuschelte mich an ihn.

„Ich auch nicht... Aber ich denke, uns bleibt nicht viel anderes übrig“, erwiderte er und strich mir durch die Haare. „Mag viel lieber den ganzen Tag bei dir sein... und alleine!“, meinte ich noch und begann zu grinsen, bei den dreckigen Gedanken, die mir bei dem Wort „alleine“ schon wieder kamen. Auch Mike grinste breit und schüttelte gespielt empört seinen Kopf. „Tu nicht so unschuldig“, lachte ich, drückte ihn mit beiden Händen zurück aufs Bett und küsste ihn ohne Vorwarnung.

Leider musste ich mich kurz später auch schon wieder von ihm lösen, weil wir uns langsam mal fertig machen mussten. Widerwillig stand ich auf und schleppte mich erst zum Schrank und dann ins Bad. Als ich gerade dabei war mir meine Haare zu stylen, ging die Tür auf und ich sah im Spiegel, wie Mike hereinkam. Hinter sich schloss er die Tür wieder und lehnte sich dagegen. Mit verschränkten Armen beobachtete er, wie ich mir meine Haare stylte und grinste dabei breit.

Als ich fertig war und mir das Gel von den Händen wusch, löste er sich von der Tür, stellte sich hinter mich und legte beide Arme um meinen Bauch. Seinen Oberkörper lehnte er gegen meinen Rücken und fing an meinen Nacken zu küssen, worauf sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper breit machte. „Musst du anfangen mich scharf zu machen, wenn wir gleich runter müssen?“, flüsterte ich und wünschte mir innerlich, dass er weitermachte, auch wenn das wohl nicht so von Vorteil sein würde. Mikey kicherte nur leise und fuhr mit seinen Händen unter mein Shirt.

„Mike!“, kreischte ich fast und holte seine Hände wieder hervor. Als ich mich zu ihm umdrehte, hatte er ein riesiges Grinsen im Gesicht und gab mir einen mickrigen Kuss, worauf ich ihn am liebsten zu mir gezogen und ihn noch einmal geküsst hätte, doch dann wären wir wohl zu spät zum Frühstück gekommen. „Du siehst süß aus, wenn du dich so zusammenreißt“, grinste Mikey mich an und schlang plötzlich beide Arme um meinen Hals. Er zog meinen Körper ganz nah an seinen heran und küsste mich, zwar kurz aber voller Leidenschaft.

„Komm“, sprach er danach nur leise, griff nach meiner Hand und drehte sich um. Widerwillig ließ ich mich von ihm auf den Gang ziehen und dann die Treppe hinunter schubsen. „Wenn Chazy jetzt ganz brav runter essen geht, dann kriegt Chazy auch eine Belohnung von Mikey“, flüsterte er mir bevor wir den Speisesaal betraten ins Ohr und ließ mich dann einfach stehen, ging hinein. Schleunigst folgte ich ihm und warf ihm ein Grinsen zu, als ich mich setzte. Er war so unglaublich süß, ich konnte mein Glück in dem Moment wahrlich nicht fassen, mein Glück, dass ich diesen Jungen küssen durfte, berühren durfte, so nah sein wie kein anderer.

Obwohl ich nach etwas ganz anderem als Essen hungrig war, schmierte ich mir ein Brötchen und verschlang es innerhalb weniger Minuten. Die anderen Jungs diskutierten gerade darüber, wie langweilig es wohl werden würde, Mike beteiligte sich teilweise an ihren Gesprächen, ich hielt mich jedoch heraus und beobachtete sie nur. Mike warf Joe immer mal wieder einen bösen Blick zu, wenn er etwas gesagt hatte und ich ließ nach kurzer Zeit unbemerkt eine Hand unter dem Tisch verschwinden und strich ihm beruhigend über den Oberschenkel.

Mike verschluckte sich dabei fast an seinem Brötchen, worüber ich natürlich grinsen musste, als er mich erschrocken ansah. Kopfschüttelnd, aber lächelnd wand er sich wieder seinem Essen zu und ich dachte nach. Ich wusste noch immer nicht, warum Mike und Joe sich gestritten hatten, doch als ich über diesen Streit nachdachte, kam mir diese Szene und ein gewisser Satz von Joe wieder in den Kopf. Hatte er Mike nicht als Schwuchtel „beschimpft“? Ja, das hatte er und wenn ich so darüber nachdachte, kam mir der Gedanke, dass Mike vielleicht nicht nur wegen ihres eigentlichen Streitpunkts so wütend war, sondern wegen dieses Ausspruches.

Wenn er das zu dem Zeitpunkt zu mir gesagt hätte, dann hätte mich das in jedem Fall ziemlich getroffen. Ich nahm mir vor Mike nach dem Essen einfach darauf anzusprechen, warum sie sich eigentlich gestritten hatten und warum er noch immer so wütend auf Joe war. „Hört bitte mal her!“, schnitt Mr. Courtens Stimme meine Gedanken ab und ich merkte, wie Mike und ich gleichzeitig schluckten. Sofort sah ich wieder vor mir, wie ich nur mit einem Handtuch vor ihm stand und mir lief eine Gänsehaut über den Rücken, als ich meinen Blick hob und ihm ansah.

„Wir fahren um Dreiviertel Zehn, das heißt ihr seit spätestens Zwanzig vor Zehn draußen am Bus. Essen und Trinken solltet ihr nicht vergessen und macht euch darauf gefasst, dass es heiß wird. Wann wir zurückkommen, dass wissen wir noch nicht genau, wahrscheinlich im Laufe des Nachmittags. Also, seid pünktlich um Zwanzig vor Zehn draußen!“, erklärte Mr. Courten und als er sich wieder setzte begannen die Gespräche wieder. Mir war nicht nach reden zumute, ich wollte endlich wissen, ob ich mich vor diesem Mann schämen musste, oder ob er gar nichts wusste. Doch selbst wenn, gab es einen Grund sich zu schämen? War irgendetwas falsch, an dem was Mike und ich taten? Nein, verdammt noch mal!

Mike

Man sah Chester an, dass er sich unglaublich vor Mr. Courten schämte. Es war ja auch verständlich, aber in gewisser Hinsicht tat es weh, das zu sehen. Einerseits wollte ich nicht, dass er so fühlen musste und andererseits tat es einfach weh, dass er sich schämte, weil Mr. Courten vielleicht von ihm und mir wusste. War es ihm etwa so peinlich, dass etwas zwischen uns lief? War ich ihm so peinlich, dass er sich so schämen musste? Mike, hör doch auf so zu denken. Es wäre dir doch sicher auch peinlich! Allein wegen der Tatsache, dass sich jeder über Schwule lustig machte.

„Mike! Hey Mike, wach auf!“, hörte ich leise eine Stimme zu mir durchdringen und kehrte erst wieder richtig ins Hier und Jetzt zurück, als mir jemand seinen Ellenbogen in die Rippen rammte und dieser jemand war Brad. „Wir können hoch“, sprach er nur noch und machte sich dann auch aus dem Staub. Chaz stand lächelnd neben dem Tisch und wartete auf mich. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und stand auf, zog ihn schleunigst hinter mir her. Oben im Zimmer angekommen drückte ich ihn sofort gegen die Tür und küsste ihn. Über meine schnelle Reaktion erschrocken erwiderte er den Kuss einen Moment lang nicht, wenige Sekunden später hingegen schon.

Seine Hände wanderten meinen Oberkörper hinauf und legten sich behutsam auf meine Wangen. Vorsichtig löste er unseren Kuss, zog mein Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem weg und lächelte. „Du kannst aber auch keine zehn Minuten ohne“, lächelte er und legte seine Lippen für wenige Sekunden auf meine. „Liegt nur an dir“, flüsterte ich und schlang beide Arme um seinen Hals, so dass unsere Lippen wieder ihren Weg zueinander fanden. Glück – das war gar kein Ausdruck mehr für das, was ich spürte, es war einfach unbeschreiblich.

„Komm, wir müssen noch unsere Sachen packen“, flüsterte Chaz, als er unseren Kuss löste und sobald er auch nur einen halben Meter von mir entfernt war, sehnte ich mich wieder nach ihm. Es war ein komisches Gefühl, er war doch hier, er war doch nicht weit weg und trotzdem sehnte ich mich nach ihm, wollte ihn am liebsten 24 Stunden am Tag in meinen Armen halten. „Guck nicht so traurig, wir müssen heute um einiges länger ohne aushalten“, murmelte er mit einem genauso missmutigen Blick und griff nach meiner Hand. Ganz kurz drückte er sie, ließ sie aber wieder los und widmete sich wieder seinen Sachen.

Seufzend packte auch ich meine Sachen für den Tag zusammen und zog Chaz, als auch er fertig war, auf sein Bett und kuschelte mich eng an ihn heran. „Och Mikey, wie willst du es denn den ganzen Tag aushalten, wenn du jetzt schon so anhänglich bist?“, fragte er und in mir machte sich das Gefühl breit, dass er gar nicht wollte, dass ich so an ihm hing. Aber ich sehnte mich einfach nach ihm, danach in seinen Armen zu liegen, danach seine Wärme zu spüren und mich einfach voll und ganz geborgen zu fühlen. Ich richtete mich wieder auf und setzte mich an die Bettkante. Ich wollte ihm ja nicht so nah kommen, wenn er es nicht wollte.

„Mikey, ich mein das doch nicht böse, aber wir können doch nicht den ganzen Tag durchhalten, wenn wir es jetzt schon nicht schaffen“, meinte Chaz darauf und zog mich wieder in seine Arme. Beruhigt drückte ich mich fest an seine Brust und vergrub mein Gesicht in seinem Shirt. „Egal, ich will so lang wie möglich bei dir sein“, nuschelte ich und drückte mich noch fester an ihn. „Ach Mike...“, seufzte Chazy darauf, drückte mich ein kleines Stück von sich weg und küsste mich. Seine Arme hielten mich fest, damit ich ja keinen Millimeter weg konnte und ich genoss es voll und ganz, dass er mich so festhalten wollte.

Um halb Zehn machten wir uns auf den Weg nach unten, nachdem ich mir noch den letzten Kuss für die nächsten paar Stunden geholt hatte, und trafen dort auf die anderen Jungs. Joe und ich warfen uns gleich einmal böse Blicke zu und nachdem wir zehn Minuten gewartet hatten, Courten und Marson uns durchgezählt hatten und auch die letzten da waren durften wir endlich in den Bus. Joe und die anderen belagerten wie immer die letzte Reihe und Chaz und ich setzten uns zusammen in die vorletzte. Es war so eigenartig so nah neben ihm zu sitzen, ihn aber nicht berühren zu dürfen, ihn nicht küssen zu dürfen.

Ich wünschte mir wirklich, dass wir es einfach jedem hätten zeigen können, aber weder Chester noch ich wollten das wirklich, denn auf den Ärger, den wir dann mit allen anderen hätten, konnten wir wahrlich verzichten. Ich wollte wirklich nicht wissen, wie Joe uns verarscht hätte, wenn wir uns vor den Augen aller geküsst, oder auch nur umarmt hätten. Es ging nicht, wir mussten geheim halten, was zwischen uns lief und deshalb musste ich es einfach aushalten, ich musste es einfach aushalten nur neben ihm zu sitzen, wo ich ihn doch am liebsten die ganze Zeit geküsst hätte.

Seufzend kramte ich meinen Discman aus meinem Rucksack und legte irgendeine CD ein. Chaz saß schon die ganze Zeit mit Steckern in den Ohren da, hatte seinen Kopf gegen die Fensterscheibe gelehnt und sah nach draußen. Unauffällig beobachtete ich ihn, ließ meinen Blick über seine unglaublich treuen, braunen Augen streifen, über seine niedliche Nase und seine so unendlich weich aussehenden Lippen, die ich für alles Geld der Welt auf meinen spüren wollte. Aber es ging nicht, es ging einfach nicht und ich musste es akzeptieren, es würde alles nur unnötig kompliziert machen, wenn alle davon erfahren würden.

Als wir angekommen waren zählte Courten uns unnötigerweise noch einmal durch und meinte dann, wir würden uns eine halbe Stunde lang hier umsehen dürfen und sollten dann alle pünktlich wieder hier sein. Der Park sah unendlich langweilig aus, wie der Name es schon sagt, nur Natur. Wir standen vor dem Besucherzentrum, mit Andenkenshops, Postkartenverkauf und einem Restaurant. Die meisten unserer Gruppe pilgerten sofort in die Andenkenshops und so standen wir Sechs nach einigen Momenten alleine auf dem Platz. Joe und ich warfen uns unbewusst wieder einige böse Blicke zu und darauf war ein leises Aufstöhnen von Brad zu hören.

„Wisst ihr Jungs, ihr nervt mich langsam!“, maulte er, packte Joe und mich bevor wir wussten, was geschah, an den Armen und schleifte uns einige Meter weg. „Ihr werdet jetzt miteinander reden und endlich aufhören euch zu streiten, ihr regt mich nämlich langsam auf!“, befahl Brad, ließ uns wieder los und machte sich auf den Weg zurück zu den anderen Jungs, während er sich die Hände aneinander rieb, als wolle er damit zeigen irgendetwas geschafft zu haben. Ich wollte nicht wissen, was die anderen Jungs jetzt über uns redeten, in jedem Fall blickten sie alle, vor allem Chester, etwas verwirrt, aber gespannt zu uns herüber. Wütend sah ich zu Joe, weil ich keinerlei Bedarf hatte mit ihm zu reden, erst recht nicht nach dieser Bemerkung während unseres letzten Streits, dass ich schwul wäre.

Chester

Auch wenn es vollkommen übertrieben war, ich spürte einen Stich in mir, als ich Joe und Mike nebeneinander stehen sah. Es war total unnötig, aber ich merkte, wie ich eifersüchtig wurde. Mike mochte Joe nicht mehr, er war wütend auf ihn, es gab keinerlei Grund zur Eifersucht. Aber Herr Gott noch mal, ich war eifersüchtig und ich wollte jetzt dort allein neben Mike stehen, nicht Joe – ich! „So und wenn sie sich jetzt nicht vertragen, dann schließe ich sie für die nächsten Tage allein in eine Abstellkammer und wenn sie sich danach nicht lieben, weiß ich auch nicht mehr weiter“, lachte Brad und bei seinem Kommentar wurde meine Eifersucht noch schlimmer. Das war ein Witz, Chester, ein einfacher Witz!

Ganz genau beobachtete ich Mike und Joe und nach einigen Momenten Schweigens fingen sie sogar an miteinander zu reden. Ich hoffte wirklich, dass sie sich wieder vertragen würden, einerseits, damit Mike nicht wegen ihm wütend sein musste und andererseits, damit sie endlich wieder herkommen würden und ich ihn wieder in meiner Nähe haben würde. Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis sie sich anscheinend wieder vertragen hatten. Ich saß mit den anderen Jungs mittlerweile auf dem Boden und versuchte mich mit ihnen zu unterhalten um nicht die ganze Zeit zu Mike und Joe zu starren. Als sie sich sichtlich vertragen hatten umarmten sie sich sogar, was eine Art Stromschlag durch meinen Körper jagte.

Es tat so unglaublich weh zu sehen, dass er ihn umarmte, auch wenn ich wusste, dass das nur freundschaftlich gemeint war. Ich sollte ihn umarmen, ich sollte das tun und nicht Joe! Ich versuchte meine Eifersucht unter Kontrolle zu kriegen und wandte meinen Blick von den beiden ab. Mike tat nichts, was er nicht sollte, er hatte sich nur mit einem guten Freund vertragen, es gab keinen Grund für mich eifersüchtig zu sein und es gab keinen Grund ihm jetzt eine Szene zu machen, oder ihn auch nur blöd anzumachen. Ich musste ganz ruhig bleiben und einfach froh sein, dass sie ihren Streit begraben hatten. Am besten dachte ich einfach die ganze Zeit daran, dass ich Mike, sobald wir wieder zurück waren, die ganze Zeit in den Arm nehmen konnte.

„Ein Wunder, die beiden haben sich wirklich vertragen!“, grölte Brad und schlug in Robs Hand ein. Ich zwang mich zu einem Lächeln, auch wenn es mich innerlich zerriss, als Joe Mike einen Arm um den Hals legte. Die beiden setzten sich mit zu uns und Mike setzte sich nicht einmal neben mich, wahrscheinlich damit niemand etwas bemerkte. Ich wollte das alles nicht, ich wollte ihn sofort und jetzt in meine Arme schließen und ihn küssen, aber das durfte ich nicht. Wir mussten voneinander ablassen und mussten warten, bis wir wieder allein waren, so schwer es auch war.

„Chester! Beweg dich mal!“, ließ eine Stimme mich aufschrecken und ich merkte, dass ich völlig in Gedanken versunken war. Rob stand grinsend vor mir und half mir auf. „Kein Nerv für Ärger mit Courten“, meinte er und wir folgten den anderen zu unserem Treffpunkt. Nachdem wir uns eine Viertelstunde lang erklären lassen mussten, wie wir uns im Park zu verhalten hatten, ging es dann auch schon los und Mrs. Marson beauftragte Mike und mich mal wieder, dass wir ganz hinten bleiben und aufpassen sollten, dass niemand verloren ging. Wir hatten beide wirklich nichts dagegen und waren eigentlich recht froh darüber.

Es war langweilig. Es war abgrundtief langweilig und mein einziger Lichtblick war Mikey, der immer mal wieder sehnsüchtige Blicke zu mir warf und unauffällig immer wieder näher zu mir heranging, sodass sich unsere Hände für Sekunden kurz berührten. Allein diese kleinen Berührungen lösten stromschlagartige Gefühle in mir aus, ich wollte ihn am liebsten jetzt und hier hinter irgendeinen Baum ziehen und ihn küssen. Plötzlich merkte ich, dass er nach meiner Hand griff und stehen blieb. Er warf einen flüchtigen Blick zu den anderen, die gerade schon um die nächste Ecke bogen und drückte mir einen ganz kleinen Kuss auf die Lippen.

Sofort danach setzte er sich wieder in Bewegung und nachdem ich, von seiner Aktion überrascht, einige Momente stehen geblieben war, folgte ich ihm. Als ich wieder neben ihm lief grinste er mich breit an und drückte noch einmal kurz meine Hand. „Hab dich so vermisst“, flüsterte er und auch auf meinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Er war so unendlich süß! Nach dieser klitzekleinen Aufmunterung schlossen wir wieder zu den anderen auf und setzten unseren Weg durch den Park fort. Nach einiger Zeit Schweigen vertieften wir uns alle in Theorien darüber, weshalb unsere Lehrer solche Ausflüge planten, die doch niemandem gefielen.

Nach ganzen zwei Stunden sinnlosem Herumlaufen und Diskutieren kamen wir an einer ziemlich großen Wiese an und Courten kündigte an, wir würden hier eineinhalb Stunden lang Pause machen. Wir sollten uns nicht allzu weit entfernen, damit wir uns ja nicht verliefen. Noch während er sprach suchten wir Sechs uns irgendwo auf der Wiese einen Platz und versuchten alle anderen davon abzuhalten sich in unsere Nähe zu setzen, weil wir alle keinen Wert auf Gesellschaft legten. Joe und Brad packten sofort ihr Essen aus und es kam mir vor, als hätten die beiden Rob und Phoenix mittlerweile mit ihrem Fresswahn angesteckt.

Ich hatte keinen Hunger, jedenfalls nicht nach Lebensmitteln. Es wurde immer unerträglicher die ganze Zeit in Mikes Nähe zu sein und ihn nicht küssen zu dürfen, nicht einmal nur in seinen Armen liegen zu dürfen. Es war wirklich unfassbar, wie sehr ich ihn, trotzdem er hier neben mir saß, vermisste. Am liebsten hätte ich ihn wirklich einfach zu mir gezogen und ihn geküsst, aber ich wollte nicht, dass alle von uns wussten und Mike sicher auch nicht; zu groß war die Abneigung der meisten Leute gegen Schwule. Seufzend legte ich mich auf den Rücken und benutzte meinen Rucksack als Kopfkissen. Mit geschlossenen Augen hörte ich den Gesprächen der anderen zu und musste jedes Mal innerlich lächeln, wenn ich Mikes Stimme hörte.

Eine ganze Stunde lang döste ich vor mich hin und wartete darauf, dass wir wieder losgingen, was jedoch immer noch erst in einer halben Stunde passieren würde. Ich wollte nach Hause, erst einmal zurück zur Jugendherberge und allein mit Mikey sein, allein, ganz allein... „Chester? Hey Chaz, wach auf!“, schreckte mich dessen Stimme aus meinen Gedanken und ich richtete mich schwerfällig auf. Blinzelnd sah ich ihn fragend an. „Komm, ich muss dir mal was zeigen“, meinte er, stand auch schon auf und zog mich hoch. Bevor ich wusste, wie mir geschah zog er mich auch schon Richtung Wald und griff nach meiner Hand, als die anderen uns nicht mehr sehen konnten.

Mike

Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Der kleine Kuss auf dem Weg hatte meine Sehnsucht nach ihm nur noch vergrößert, ich hielt es nicht mehr ohne ihn aus. Chaz wusste gar nicht, wie ihm geschah. Erst als wir meines Erachtens weit genug weg waren und die anderen uns nicht mehr sehen konnten, drückte ich ihn gegen einen Baum und küsste ihn. Da merkte er, was ich vor hatte und legte beide Arme um meinen Bauch um mich noch näher zu ihm heran zu ziehen. Unsere Zungen umschlangen sich und meine Hände fuhren in Chaz’ Nacken, drückten ihn noch näher an mich heran. „Chaz, ich hab dich so unendlich vermisst“, flüsterte ich, als ich unseren Kuss für wenige Augenblick gelöst hatte, ohne ihm in die Augen zu sehen.

Er legte eine Hand an mein Kinn, zog meinen Kopf ein Stück nach oben, damit ich ihm in die Augen sah, und lächelte. „Ich dich auch“, flüsterte er und ich spürte seinen warmen Atem in meinem Gesicht, als er sprach. Wortlos zog ich ihn wieder zu mir heran, legte meine Lippen auf seine und ließ meine Zunge nach wenigen Augenblicken zwischen seinen Lippen hindurchfahren. Meine Hände wanderten hinab und fuhren vorsichtig unter sein Shirt, woraufhin Chaz unseren Kuss wieder löste und mich unverwandt ansah. „Bitte Chaz... ich... ich...“, stotterte ich unsicher und wandte meinen Blick von ihm ab. Sofort spürte ich seine Hand an meiner Wange, er drehte meinen Kopf in seine Richtung, legte seine Lippen auf meine und griff nach meiner Hand, die er wieder unter sein T-Shirt schob.

Langsam ließ ich meine Hand über seine Haut streichen, fuhr immer wieder mit ihr seinen Oberkörper entlang. Chaz’ Hände bewegten sich derweil von meiner Hüfte ein Stück hinab, verschwanden vorsichtig unter meiner Jeans. Sanft bewegte er seine Hände und ich merkte, dass mich diese Berührungen unendlich scharf auf ihn machten. Obwohl ich wusste, dass es in dem Moment vollkommen falsch war, ließ ich ihn weitermachen und vergaß irgendwann alles um uns herum. Irgendwann löste Chaz sich schlagartig von mir und sah auf seine Uhr. Seit fünf Minuten mussten wir schon wieder zurück sein, eigentlich.

So schnell wir konnten richteten wir unsere Klamotten wieder und rannten los. Als wir ankamen war der Rest unserer Gruppe gerade dabei ihre Sachen zusammen zu packen, also hatten wir ausnahmsweise mal Glück gehabt und bekamen keinen Ärger. „Na, wo ward ihr denn so lange?“, grinste Rob uns an, als wir wieder bei den Jungs angekommen waren. „Wir waren im Wald und hatten wilden, hemmungslosen Sex!“, rief Chester laut, worauf alle anfingen lauthals zu lachen. Mein Herz blieb für einen Moment lang stehen und ich bekam nur ein leichtes, gezwungenes Lächeln zustande. Warum sagte er so was? Um die anderen zu schocken? Geglaubt hatte es jedenfalls niemand, was ja auch gut so war.

Wenn ich es mir recht überlegte, ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn das, was Chester gesagt hatte, Realität geworden wäre. Auch wenn es völlig hirnrissig gewesen wäre, da wir heute Abend ja wieder genug Freiraum hatten, da mussten wir uns jetzt schon einigermaßen zügeln können. „Mike! Kommst du?“, rief Chaz mir plötzlich zu. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie mittlerweile schon aufgebrochen waren. Ich schnappte mir meinen Rucksack und rannte ihnen hinterher. Chaz und ich schlossen uns erst wieder ganz am Ende der Gruppe an, so hatten wir etwas Freiheit für gewisse, sehnsüchtige Blicke und im Übrigen wollte es Mrs. Marson ja so.

Es war so langweilig. Außer den Gesprächen mit Chester und den anderen Jungs gab es keinerlei Abwechslung, nur laufen, laufen, laufen – natürlich mit der ach so toll aussehenden Natur um uns herum! Als wir im Laufe des Nachmittags wieder am Parkplatz und somit am Bus ankamen, war ich mehr als nur erleichtert, zwischendurch kam es mir vor, als würden wir heute nie wieder zurückkommen. Doch Mr. Courten und Mrs. Marson erklärten sich einverstanden nach etwa der Hälfte der Strecke den kürzesten Weg zurück zu nehmen, was von uns natürlich begeistert aufgenommen wurde. Es dauerte trotzdem noch schier ewig, bis wir endlich am Bus waren.

Dort angekommen versammelten wir uns erst einmal wieder und beschlossen, in zwanzig Minuten loszufahren, damit wir uns auch brav noch Andenken kaufen konnten. Chester, die anderen Jungs und ich blieben wieder draußen auf dem Parkplatz stehen. Als Rob seine Wasserflasche aus dem Rucksack zog, etwas auf seine Hand goss und das Wasser in sein Gesicht klatschte, dachte ich mir noch nichts dabei, als Chester nach der Flasche griff jedoch schon. Er fragte, ob Rob das noch brauchte, der zog jedoch noch eine zweite Flasche heraus und Chester grinste plötzlich los.

Er warf mir einen kurzen Blick zu und goss sich dann den gesamten Inhalt der Wasserflasche über Kopf und Oberkörper. Ich dachte, ich sähe nicht recht. Die anderen Jungs grinsten nur, in mir drehte sich jedoch alles und ich dachte, ich würde durchdrehen, als ich dieses an seinem Körper klebende, schwarze T-Shirt sah. Er sah einfach nur unglaublich sexy aus. Ich schluckte und verfluchte ihn dafür, weil ich wegen dieser Aktion das Verlangen hatte ihm hier und jetzt die Kleider vom Leib zu reißen, doch ich musste mich zusammenreißen.

Wenig später stolperte ich in den Bus hinein und ließ mich auf einen Platz am Fenster fallen. Chaz setzte sich natürlich sofort, immer noch grinsend, neben mich. Nachdem Courten uns durchgezählt hatte fuhren wir los und ich nutzte die Gelegenheit, dass alle anderen mit sich selbst beschäftigt zu sein schienen. Ich zog Chaz zu mir und beugte mich noch ein Stück näher zu ihm. „Weißt du, dass du einfach nur unglaublich sexy aussiehst? Hast du das deshalb gemacht?“, flüsterte ich ihm ins Ohr und konnte mir selbst ein Grinsen nicht verkneifen.

„Mir war... heiß!“, flüsterte Chaz darauf und ich schlug ihm spaßeshalber auf den Arm, wobei wir beide breit grinsten. „Ich hätte dir draußen gerade sofort deine Klamotten vom Leib reißen können“, flüsterte ich, weil ich dieses Gespräch unbedingt weiterführen wollte. „Ach und warum hast du es nicht gemacht?“, fragte er darauf, wieder mit diesem gewissen, lüsternen Unterton, der mich einfach nur verrückt machte, verrückt nach ihm. „Na, was gibt’s denn da zu flüstern?“, ertönte Brads Stimme plötzlich hinter uns und wir drehten uns beide zu ihm um. „Mikey hat mir nur gerade gesagt, wie sexy er mich mit nassen Klamotten findet!“, grinste Chaz ihn an und mir rutschte schon wieder das Herz in die Hose.

Kopfschüttelnd und grinsend ließ Brad sich wieder auf seinen Platz fallen und ich atmete auf. Fast gewaltsam zog ich Chaz am Shirt zu mir herüber und sah ihn halbwegs böse an. „Weißt du, dass du mich wahnsinnig machst mit diesen Sprüchen?“, flüsterte ich und Chaz grinste darauf noch breiter und nickte. Ich schüttelte den Kopf und er hielt mich am Shirt fest, zog mich zu ihm. „Ich weiß, deshalb sag ich sie ja auch“, flüsterte er und drückte mir unbemerkt einen Kuss auf die Wange.

Chester

Im ersten Moment blickte er etwas verwirrt, dann wurde das Lächeln auf seinen Lippen immer größer. Er lehnte sich wieder gegen die Fensterscheibe und ich suchte meinen Discman aus dem Rucksack. Mikey beobachtete jede meiner Bewegungen ganz genau und ich sah, dass er grinste, als meine Deftones CD zum Vorschein kam. Ich blickte ihn fragend an und hielt ihm einen Ohrstecker hin. Immer noch grinsend nahm er ihn, lehnte sich ein Stück zu mir herüber und lehnte sich irgendwann gegen meine Schulter – was ja eigentlich nichts heißen musste!

Die Rückfahrt kam mir um einiges länger vor, als die Hinfahrt und ich war einfach nur heilfroh, als wir endlich wieder an der Jugendherberge angekommen waren. Mr. Courtens Stimme stoppte mich dabei Mikey sofort hoch in unser Zimmer zu ziehen, er musste uns noch irgendeine extrem wichtige Ankündigung machen. Diese wichtige Ankündigung entpuppte sich allerdings nur als eine Erklärung, dass wir den Rest des Tages uns selbst überlassen waren. Auf dem Weg nach oben wurde ich immer nervöser und vor allem aufgeregter, da bemerkte ich Phoenix, der mir gerade erklärte, sie würden noch mal ins Dorf gehen, gar nicht.

Mike beantwortete ihm nur seine Frage, ob wir mitkommen wollten, mit einem ‚nein’ und dann waren wir auch schon wieder in unserem Zimmer angekommen. Kommentarlos drängte ich Mike zu meinem Bett und warf ihn regelrecht darauf. Ich legte mich halbwegs auf ihn und sofort fanden unsere Lippen den Weg zueinander. Ich hatte dieses Gefühl so unendlich vermisst, auch wenn es nur wenige Stunden her war, dass wir uns das letzte Mal geküsst hatten. Mit beiden Unterarmen stützte ich mich neben ihm auf dem Bett ab und strich mit meinen Händen durch seine Haare, während unsere Lippen sich immer noch nicht von einander lösten.

Mikes Hände fuhren meinen Rücken auf und ab, verschwanden nach einiger Zeit unter meinem T-Shirt und strichen behutsam über meine Haut. Ich legte mich neben ihn um wenigstens eine Hand frei zu haben, die sich auch sofort ihren Weg zu seiner Hüfte fand, wo sie langsam unter sein Shirt wanderte. Ich löste unseren Kuss und ließ meine Lippen seinen Hals entlang wandern, während meine Hand immer weiter nach oben auf seinem Oberkörper strich. Als ich vorsichtig über eine seiner Brustwarzen strich keuchte er leise meinen Namen.

Ich richtete mich ein Stück auf und ließ meine Hand unter seinem Shirt hervorkommen, aber nur um dieses kurz später über seinen Kopf zu ziehen. Mike entledigte auch mich meines Shirts und sofort stürzte ich mich wieder auf ihn, drückte meine Lippen auf seine, ließ meine Zunge durch seine Lippen hindurchdringen und strich sanft mit meiner Zunge über seine. Eine meiner Hände fuhr derweil wieder über seine Brust und streifte kurz seine Brustwarze, worauf Mike regelrecht zusammenzuckte. Ich löste unseren Kuss und ließ meine Lippen wieder seinen Hals entlang gleiten, hinab zu seiner Brust. Als ich mit meiner Zunge vorsichtig über seine Brustwarze leckte und er leicht erzitterte, hielt er mich urplötzlich an der Schulter fest.

Ich wandte meinen Blick hinauf zu seinem Gesicht und sah ihn überrascht an. Warum hielt er mich denn jetzt zurück? „Chaz... Alle anderen sind hier, es kann jeder Zeit irgendwer von den Jungs reinkommen und ich glaube... das wäre nicht so das wahre, wenn uns jemand so überrascht“, erklärte er und zog mich ein Stück zu ihm hinauf. Nachdem ich ihm mehr oder weniger freiwillig zugestimmt hatte, drückte er mir mein Shirt in die Hand und wir zogen uns beide wieder an. Als ich mit missgelauntem Gesichtsausdruck neben ihm saß, zog er mich näher zu sich heran und legte beide Arme über meine Schultern. „Aber heute Abend stört uns sicher niemand“, flüsterte er mir ins Ohr und ein Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus.

„Will ich doch hoffen“, sprach ich leise, als ich ihn vor zog und meine Lippen auf seine drückte. Küssen durften wir uns schließlich noch, solange wir unsere Klamotten noch anhatten, würden wir noch genug Zeit haben auseinander zu gehen, wenn jemand klopfte. Und genau das tat nach nur kurzer Zeit auch schon jemand und ich dankte Mike innerlich, dass er mich gezügelt hatte, sonst hätte uns jetzt irgendwer in einer weitaus deutlicheren Situation erwischt. „Hey, wollt ihr wirklich nicht mit runter ins Dorf?“, fragte Rob und wir beide blickten ihn so desinteressiert wie möglich an. Ich schüttelte den Kopf und auf Mikes Kopfschütteln hin zuckte Rob mit den Schultern und verließ unser Zimmer ziemlich schnell wieder.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte ich nach kurzem Schweigen und blickte Mike gespannt an. „Ich hab keine Lust hier zu bleiben, wie wär’s wenn wir zum See gehen?“, schlug er vor und seine Augen leuchteten regelrecht auf. Ich musste breit grinsen, als ich daran dachte, dass wir uns genau dort zum aller ersten mal geküsst hatten. „Das ist eine richtig gute Idee!“, rief ich und sprang auch sofort auf. Mike grinste ebenfalls und wir packten schnell Discman, CDs und etwas zu trinken ein. Diesmal vergaßen wir nicht uns bei Mr. Courten abzumelden, obwohl ich dessen Anwesenheit in den letzten Tagen nicht mehr allzu angenehm fand.

Sein Grinsen verunsicherte mich, als wir vor ihm standen und erklärten, wir würden ins Dorf gehen. Die simpelste Erklärung war, dass er grinste, weil wir scheinbar etwas aus daraus gelernt hatten und uns abmeldeten. Doch ich wurde den Gedanken nicht los, dass er grinste, weil Mike und ich zusammen vor ihm standen und allein ins Dorf wollten, wo sich die anderen Jungs gerade dorthin abgemeldet hatten. Er musste etwas ahnen, dieses Grinsen sah so wissend aus, er musste es einfach ahnen. Ich war ziemlich in Gedanken versunken, als wir die Jugendherberge Richtung See verließen, was Mike natürlich bemerkte und mich fragend ansah.

„Courten. Ich glaub immer noch, dass er was ahnt“, erklärte ich ihm. Ich blickte mich einige male um, weil wir schon ein Stück im Wald waren und griff dann nach Mikes Hand. „Na und? Glaubst du er kommt morgen zu uns und fragt ‚Sagt mal Jungs, habt ihr was miteinander’?“, meinte er und sah mich ironisch. „Nein, aber das ist ein komisches Gefühl, sich zu fragen, ob er nun etwas weiß, oder nicht“, sprach ich ehrlich und Mike drückte meine Hand daraufhin noch fester. „Ich weiß, was du meinst, aber er wird sicher nichts sagen und wenn, dann können wir ihm immer noch sagen, dass ihn das rein gar nichts angeht“, meinte er und streichelte über meine Hand. Ich nickte und blieb stehen, was Mike mir gleich tat, drückte ihn gegen den nächstgelegensten Baum um ihn zu küssen. Etwas überrascht sah er mich danach an. „Mir war so danach“, flüsterte ich darauf nur und lächelte.

Mike

Ich musste grinsen, als er erklärte, ihm wäre einfach danach gewesen mich zu küssen. Ich hätte sowieso bei fast jedem Wort aus seinem Mund grinsen oder lächeln können, allein seine Stimme zu hören, ließ mich lächeln. Es dauerte nicht mehr lang, bis wir am See angekommen waren. Ich liebte diesen Fleck auf der Erde, es war wie in einem Paradies mit Chaz an diesem See zu stehen und zu sehen, wie sich die Sonne im Wasser spiegelte. „Komm“, flüsterte er, nachdem ich völlig abwesend einige Zeit aufs Wasser gestarrt hatte. Wir liefen wie auch beim letzten Mal den Steg entlang und ich merkte wie sich wie auf Kommando ein eigenartiges Gefühl in meinem Bauch breit machte, als wir am Ende standen.

„Ich liebe diesen See“, hörte ich Chaz flüstern und er kniete sich hin, streckte seine Hand ins Wasser. Ich tat es ihm gleich und fühlte das mittlerweile recht warme Wasser. „Komm, gehen wir schwimmen“, meinte Chester plötzlich, richtete sich auf und zog sich sein Oberteil über den Kopf. „Meinst du das ernst?“, fragte ich und sah ihn etwas verwundert an. Grinsend nickte er energisch und ließ seine Hände unter meinem Shirt verschwinden, wanderte mit ihnen immer weiter nach oben und zog somit auch das T-Shirt nach oben.

Ich musste grinsen und zog mir mein Shirt eigenhändig über den Kopf. Schnell stiegen wir beide aus unseren Jeans und standen nur noch in Boxershorts nebeneinander am Ende des Stegs. „Du zuerst!“, rief Chester und grinste breit. Ich schüttelte natürlich sofort den Kopf und bedeutete ihm, dass es seine Idee gewesen war, also sollte er als erster ins Wasser. „Wenn das so ist“, meinte er darauf nur und küsste mich plötzlich. Seine Arme schlangen sich um meinen Oberkörper und ich vergaß augenblicklich, dass wir uns gerade noch darüber gestritten hatten, wer zuerst ins Wasser gehen sollte. Chester nutzte die Situation natürlich schamlos aus und beförderte uns beide gleichzeitig, Arm in Arm, ins Wasser.

Vor Schreck löste ich mich von ihm, als wir unter Wasser waren und als ich auftauchte schwamm er wenige Meter von mir entfernt, mit einem fiesen Grinsen im Gesicht, auf der Stelle. „Na warte!“, rief ich und schwamm auf ihn zu, worauf Chester die Flucht ergriff und sich alle Mühe gab seinen Vorsprung zu mir zu vergrößern. Ich jagte ihn gnadenlos durch den halben See, bis er sich irgendwann geschlagen gab. Ich schwamm zu ihm hin und begann ihn voll zu spritzen, worauf er sich natürlich zu wehren wusste. Als mir diese Art von Rache zu langweilig wurde schwamm ich zu ihm, bis ich direkt vor ihm war und zog ihn mit beiden Armen an meinen Körper.

Er klammerte sich regelrecht an mich und unsere Lippen berührten sich vorsichtig. Während wir uns küssten setzte ich meine „Rache“ fort und ließ eine meiner Hände seinen gesamten Oberkörper hinabgleiten und fuhr mit ihr in seinen Schritt, worauf Chester sich natürlich sofort erschrocken von mir löste. „Du spinnst!“, waren seine einzigen Worte, doch ich konnte darauf nur grinsen. Wir schienen ewig im Wasser gewesen zu sein. Immer wieder küssten wir uns leidenschaftlich und erkundeten mit den Händen den Körper des anderen. Es war wunderschön dort im Wasser zu sein und alles andere völlig zu vergessen.

Als wir wieder aus dem Wasser stiegen fiel mein Blick auf Chaz’ Boxershorts und ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. „Daran bist nur du Schuld“, murmelte er, als er meinen Blick bemerkte und musste selbst lächeln. Wir legten uns beide, schwer atmend und richtig erschöpft vom Schwimmen, nebeneinander auf den Steg und schlossen beide die Augen. Meine Hände tasteten nach seinen und ich legte eine seiner Hände auf meine Brust. Chester ließ es sich, als wir etwas getrocknet waren, nicht nehmen, sich mit dem Kopf auf meinen Oberkörper zu legen, wie ich es beim letzten Mal bei ihm getan hatte.

Ich genoss es ihn so nah bei mir zu wissen und strich ihm wieder und wieder durch seine Haare. Der ganze Nachmittag war wunderschön, ich fühlte mich wie auf einer Insel, weit entfernt von allen Leuten, die uns unglücklich machen konnten. Es gab nur noch Chester und mich und ich wusste, dass er mich niemals freiwillig unglücklich machen würde. Wenn es diese sagenumwobene Wolke „7“ wirklich gab, dann war ich mir sicher, dass Chaz und ich gerade ganz genau dort waren und es war ein unglaubliches, wunderschönes Gefühl. „Mikey? Wir müssen gehen“, holte Chaz mich von meiner Wolke auf den Erdboden hinab. Es war zwar wirklich Zeit zurück zu gehen, wenn wir keinen Ärger wollten, doch ich wollte nicht gehen.

„Schatz?“, sprach er leise und mir lief ein kleiner Schauer über den Rücken, bis über meine Arme. Dieses „Schatz“ aus seinem Munde klang so ungewohnt und doch so überwältigend. Kommentarlos zog ich ihn hoch, setzte mich auf und küsste ihn. Etwas überrascht erwiderte er den Kuss, löste ihn aber nach nicht allzu langer Zeit leider wieder. „Ich mein’s ernst, ich hab keine Lust auf Ärger!“, lächelte er mich an und begann unsere Sachen einzupacken. Leider, leider mussten auch wir uns wieder anziehen und ich beobachtete Chaz missgelaunt, wie er sich sein T-Shirt überstreifte. Er bemerkte meinen Blick natürlich und ging einen Schritt auf mich zu. „Komm, später haben wir wieder unsere Ruhe“, flüsterte er verführerisch, streichelte mir mit seiner Hand über die Wange und lächelte.

Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, gab ihm einen Kuss auf die Wange und kurz später machten wir uns auch schon auf den Weg zurück zur Jugendherberge. Bis wir aus dem Wald heraustraten hielt ich seine Hand fest in meiner, musste sie dann aber widerwillig loslassen. Chaz schenkte mir dafür ein unglaublich niedliches Lächeln und wir beeilten uns plötzlich beide gleichzeitig nach drinnen zu kommen. Unser Zimmer verließen wir, nachdem wir unsere Sachen hochgebracht hatten und uns für scheinbar eine Millisekunde geküsst hatten, wieder auf dem Weg nach unten. Während des gesamten Essens war ich nervös, wahrscheinlich, weil ich es ohne Chester nicht mehr aushielt und ich diesen Abend so erwartete.

Er merkte natürlich, wie nervös ich war und grinste immer wieder in sich hinein, wenn ich dabei war mein Glas halb umzuwerfen, oder mein Besteck über den Tisch zu werfen. Mr. Courtens Rede, was wir am nächsten Tag unternehmen würden, hörte ich gar nicht richtig. Ich schenkte meine Aufmerksamkeit weitaus interessanteren Dingen, zum Beispiel Gedanken an den heutigen Abend, die heutige Nacht. Konnte man nach einem anderen Menschen süchtig sein? Danach ihn zu berühren, oder einfach nur in seiner Nähe zu sein? Selbst wenn das nicht möglich war, dann hatte ich diese Sucht hiermit entdeckt. Denn ich war süchtig nach ihm, mehr als nur süchtig.

Chester

Mikes nervöses Herumzappeln brachte mich wieder und wieder zum Lachen und ich warf mich innerlich auf den Boden vor Lachen, als er auch noch sein Glas fast umwarf. Ich lachte ihn nicht aus, aber ich fand es so unglaublich niedlich, wie aufgeregt er war. Als Mr. Courten fertig war steckte Mike sich ein Viertel von seinem Brötchen in dem Mund und fragte mit noch vollem Mund, ob wir endlich gehen durften. Ich konnte mir ein Lachen nicht mehr verkneifen, als die Jungs ihn fragten, weshalb er denn unbedingt gehen wollte und er knallrot anlief. Nun Mike, erklär doch mal, wieso du so scharf, wortwörtlich scharf, darauf bist nach oben zu gehen!

„Ich... ich muss... meine Eltern anrufen, sonst gibt’s ziemlichen Ärger!“, redete er sich raus und erntete vielsagende Blicke. Als ob das irgendwer geglaubt hätte, wenn er so stotterte. Nachdem ich fertig war, machten Mike und ich uns, mehr oder weniger heimlich, auf den Weg nach oben in unser Zimmer. Kommentarlos beförderte er mich wie so oft auf mein Bett und saß auch schon kurz später auf mir. „So schlimm?“, lächelte ich ihn an und nahm seine Hände in meine, die er auf meinen Brustkorb gelegt hatte. Mikey nickte natürlich sofort energisch und sah mich flehend an. Noch immer lächelnd setzte ich mich etwas auf und legte beide Arme um seinen Bauch. „Armer Mikey“, flüsterte ich und küsste ihn kurz auf den Mund.

Auf einen bittenden Blick von ihm hin ließ ich mich natürlich erweichen und küsste ihn noch einmal. Langsam öffnete ich meine Lippen und ließ meine Zunge erst einmal sanft über seine vollen Lippen streichen. Zärtlichen biss ich leicht in seine Unterlippe und spürte, wie er mich noch ein Stück näher zu ihm zog. Fast schüchtern berührten sich unsere Zungen und ich spürte seine warmen Hände auf meiner Haut, die sich unter mein Shirt geschoben hatten. Ganz sanft streichelten seine Finger über meinen Rücken und ich lehnte ihn nach hinten, so dass er auf dem Rücken lag, während ich mir mein Shirt mit einem Ruck über den Kopf zog.

So wie er es vorher getan hatte, setzte ich mich auf Mikes Becken und fuhr mit beiden, ausgestreckten Händen unter sein T-Shirt, bis hoch zu seinem Hals und zog ihm das Kleidungsstück über den Kopf und die Arme. Seine Hände strichen meine Arme hinauf, bis in meinen Nacken und zogen mich nach unten. „Du machst mich so wahnsinnig“, flüsterte er und zog meinen Kopf noch ein Stück hinab, sodass unsere Lippen ihren Weg zueinander fanden. Vorsichtig legte ich mich auf ihn und spürte seine warme, babyweiche Haut an meiner Brust. Nur langsam rutschte ich neben ihn, stützte mich mit einer Hand ab und ließ die andere über seinen Oberkörper wandern. Diesmal schon um einiges selbstsicherer als beim letzten Mal, öffnete ich seine Jeans und fuhr langsam mit der Hand unter den Stoff, ließ sie jedoch zwischen Jeans und Boxershorts ruhen. Ich widmete mich völlig Mikes Lippen und genoss das Gefühl ihn einfach nur zu berühren bis in die letzte Faser meines Körpers.

Ein Klopfen drang an meine Ohren, doch ich konnte nicht reagieren. „Igitt! Wie widerlich!“, tönte ein Schrei durch meinen Kopf und Mike riss seine Augen im selben Moment weit auf. Joes Stimme ließ uns beide gleichzeitig zur Tür sehen und ließ mein Herz für einige Zeit aufhören zu schlagen. „Schrei nicht so ru...“, hörte ich auch noch Rob sprechen, der in dem Moment das Zimmer betrat und uns nur noch erschrocken anstarrte. „Oh mein Gott“, flüsterte er und trat einen Schritt zurück. Beide Jungs starrten uns mit weit offenen Augen an und ich konnte nur schlucken, zog ganz, ganz langsam meine Hand aus Mikes Hose.

„Ich glaub, mir wird schlecht“, sprach Joe, fuhr sich mit der Hand über den Mund und rannte regelrecht aus dem Zimmer. Nun stand nur noch Rob völlig erschrocken da und starrte uns an, bis wir vom Flur Stimmen hörten, die unsere kurzzeitige Lähmung sofort aufhoben. „Joseph? Du weißt, dass ihr nicht durch’s Haus rennen sollt! Ist alles Okay? Du siehst so erschrocken aus?“, ertönte Mr. Courtens Stimme gedämpft. „Die... da drin... Mike und...“, hörten wir Joe nur stottern und reagierten wenigstens jetzt endlich. Ruckartig zog ich meine Hand zurück, warf mir mein T-Shirt über und auch Mike zog sich sein Shirt wieder an und fuhr sich mit beiden Fingern kurz durch seine Haare, was ich ihm gleich tat.

„Michael? Chester?“, sprach Mr. Courten auch schon und stand in unserem Zimmer. „Ähm, ja?“, sagte Mike nach einem kurzen Schweigen mit leiser, dünner Stimme. „Ach... Hat sich erledigt“, meinte er und starrte uns beide mit fast dem selben Blick an, mit dem Joe und Rob uns angesehen hatten. Als ich meinen Blick zu Mike rüber wand, merkte ich auch, wieso. Er hatte verpennt seine Hose wieder zu zumachen! Courten warf noch einen kurzen Blick zu Rob und verließ dann schleunigst das Zimmer. Mit einem ungläubigen Kopfschütteln verließ auch Rob kurz später unser Zimmer und die Tür schloss sich. Ich konnte gar nicht realisieren, was passiert war. Wir waren erwischt worden, mitten beim Rummachen erwischt worden.

Was sollte denn jetzt werden? Wie Joe und Rob reagiert hatten, so wussten es sicher innerhalb weniger Minuten alle in diesem Haus. Herr Gott, warum konnten wir nicht einfach aufhören, als es klopfte? Wie würden die anderen auf Mike und mich reagieren? Würden sie uns verarschen? Würden sie uns das Leben zur Hölle machen? Würde es ihnen egal sein? Würden sie es vielleicht sogar akzeptieren…? So ein Schwachsinn, von wegen, sie würden es akzeptieren! Joe hatte doch gerade bewiesen, dass sie es widerlich finden würden. In meinen Gedanken stellten sich die schlimmsten Szenen zusammen, wie sie Mike und mich behandeln würden.

Langsam warf ich einen Blick zu ihm herüber. Er schien es auch nicht fassen zu können und starrte nur ungläubig ins Leere. Sie würden uns hassen, sie würden uns zu Lachfiguren machen. Sie würden uns alle meiden, keiner von den anderen würde mehr etwas mit uns zu tun haben wollen. Keiner würde etwas mit mir zu tun haben wollen, so wie es so lang gewesen war. Vor meinem inneren Auge sah ich schon, wie sie vor uns stehen würden, uns auslachen würden. Ich konnte das nicht, ich konnte nicht länger neben Mike sitzen und darauf warten, dass sie sich wie Adler auf uns stürzen würden und uns zerfleischen würden.

Ich wollte weg, weg von allen anderen und weg von Mike. Langsam stand ich auf und richtete meine Klamotten kurz. Er blickte zu mir herauf und sah mich fragend an. „Mach deine Hosen zu, Mike“, sprach ich leise, fuhr mir durch die Haare und ging auf die Tür zu. „Wo willst du hin?“, fragte er, mit immer noch dünner Stimme, nachdem er erschrocken seine Hose zu gemacht hatte. „Halt die Klappe, Mike“, flüsterte ich, drückte die Türklinke herunter und trat auf den Gang. Ich bekam Angst, Angst sie würden sich sofort auf mich stürzen und so rannte ich, ohne mich abzumelden, die Treppe hinunter und hinaus in den Wald.

Mike

Verwirrt starrte ich auf die Tür, die sich gerade zum Zweiten mal geschlossen hatte. Warum... war er gegangen? Und warum sagte er, ich solle meine Klappe halten? Warum rannte er gerade jetzt weg, wo wir beide zusammen in dieser Lage steckten? Warum rannte er jetzt weg, wo wir uns gegenseitig wohl am meisten brauchten? Warum verdammt ließ er mich jetzt alleine? Hatte ich etwas falsch gemacht? War ich aus irgendeinem Grund schuld daran, dass man uns erwischt hatte? War er vielleicht wütend auf mich, weil ich ihn so gedrängt hatte und wir gar nicht in dieser Pose erwischt worden wären, wäre ich nicht so scharf auf ihn gewesen?

Mein Kopf war völlig leer, ich konnte einfach nicht glauben, was da gerade passiert war. Das konnte nicht sein, nein, sie konnten uns nicht erwischt haben! Das durfte nicht passiert sein! Noch immer völlig geschockt saß ich bewegungslos auf dem Bett und starrte die Tür an. Warum war er nur weggerannt? War ihm gerade bewusst geworden, dass wir zu weit gegangen waren? War ihm durch die Blicke der Jungs bewusst geworden, wie weit wir überhaupt gegangen waren? Wollte er das am Ende gar nicht und hatte sich nur dazu verleiten lassen? Sah ich gerade Gespenster und er wollte einfach nur für ein paar Minuten alleine sein? War jetzt wirklich alles aus, oder bildete ich mir nur ein, dass er das alles bereute?

Nach einer halben Stunde war er noch nicht wieder da und auch nach einer Stunde war er nicht wieder gekommen. Ich war krank vor Sorge und hatte das Gefühl durchzudrehen, weil ich einfach nicht weiter wusste. Ich wusste nicht, ob er mich nun hasste, ob er darauf wartete, dass ich ihm hinterherlief oder ob er einfach nur etwas allein sein wollte. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass er jetzt wieder zurückkam, mich in den Arm nahm und sagte, dass alles gut war, dass die Jungs kein Problem mit uns hatten. Ich hätte alles dafür gegeben, dass er hier bei mir gewesen wäre, dass ich in seinen Armen hätte liegen können.

Als es 22 Uhr wurde stieg meine Hoffnung noch einmal, dass er kommen würde. Er musste schließlich spätestens um 22 Uhr in unserem Zimmer sein, er musste es selbst wenn er mich wegen der ganzen Sache jetzt hasste und nie wieder mit mir sprechen wollte. Um Punkt 22.30 Uhr klopfte es an der Tür und ein freudiges Gefühl durchströmte meinen ganzen Körper, endlich war er wieder da! Doch er war es nicht und als ich Mr. Courten in der Tür stehen sah, fühlte es sich an, als fiele ich in ein tiefes, schwarzes Loch. Chester war also immer noch nicht wieder aufgetaucht. „Wo ist Chester?“, fragte Mr. Courten und blickte mich fragend an. „Ich weiß es nicht“, sprach ich leise, fast schon flüsternd und glaubte, ich könnte die Tränen, die mir in die Augen stiegen, keinen Moment mehr unterdrücken.

„Du weißt, dass er hier sein müsste!“, sagte Mr. Courten in ziemlich strengem Ton, worauf ich nur nickte. „Hat er gesagt, wann er wieder kommt?“, fragte er noch und ich schüttelte den Kopf. Hätte ich das gewusst, hätte ich nicht krank vor Sorge und Ungewissheit auf meinem Bett gesessen! Mr. Courten nickte langsam und ohne mich anzusehen, kurz später schloss er die Tür auch schon wieder von außen und ich ließ mich in meine Kissen sinken. Ich konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken, zu groß wurde meine Sorge um ihn und zu schwer lasteten die Gedanken, dass er mich vielleicht nie wieder in den Arm nehmen würde, auf meinen Schultern. Ich heulte hemmungslos und presste mein Gesicht immer fester in mein Kissen.

Das Zuschlagen der Zimmertür ließ mich zusammenfahren und ich blickte, noch immer mit verheultem Gesicht, zur Tür. Da stand er. Chester. Er war wieder gekommen, eine ganze Stunde zu spät. „Chester! Wo... Wo warst du denn?“, fragte ich und musste leise schluchzen. Er blickte mich völlig leer an, schien keinerlei Gefühlsregungen zu zeigen. Es tat so unglaublich weh, so von ihm angesehen zu werden. „Ich dachte schon, du...“, wollte ich weitersprechen, doch er unterbrach mich plötzlich. „Mike... Nein... Lass es einfach“, flüsterte er fast schon, drehte sich augenblicklich um und verschwand im Bad. Er hasste mich, er hasste mich wirklich. Mir stiegen schon wieder Tränen in die Augen und ich konnte sie nicht zurückhalten.

Er hasste mich, er hasste mich dafür, dass er wegen mir in dieser Situation war, dass ihn wahrscheinlich alle Leute auslachen würden, sich über ihn lustig machen würden. Er hasste mich. „Chazy...“, schluchzte ich leise in mein Kopfkissen und drückte es so fest in konnte gegen mein Gesicht. Er konnte mich nicht hassen, er konnte mich doch nicht so einfach hassen! Mein Gott, Mike, reiß dich zusammen! Er hasst dich, was willst du dagegen tun? Ihn anflehen, dass er dir verzeiht? Ihn anflehen, dass er dir verzeiht, weil du nicht ohne ihn leben kannst? Was soll er dir denn verzeihen? Soll er dir verzeihen, dass du ihn zu alledem verleitet hast?

Ich hatte nichts getan, ich hatte ihm nichts getan und doch sagte dieser Blick mir ganz genau, dass er mich hasste. Diese Worte „Lass es einfach“ fühlten sich an, wie ein verbaler Tritt in den Arsch. Er hasste mich, er hasste mich und ich konnte nichts, aber auch gar nichts dagegen tun. Leise öffnete sich die Badtür wieder und ich traute mich gar nicht aufzusehen. Erst als ich merkte, dass er das Licht ausgeschaltet hatte, hob ich meinen Blick. Er lag auf dem Rücken auf seinem Bett und starrte an die Decke. Warum konnte er nicht zu mir kommen? Warum konnte er sich nicht neben mich legen und mir sagen, dass alles gut war?

Wahrscheinlich, weil nichts gut war, gar nichts war gut. Ich konnte ein leises Schluchzen nicht unterdrücken und presste mein Gesicht wieder ins Kissen. Zum ersten Mal merkte ich, dass es mir unangenehm war, dass er sah, oder merkte, wie ich heulte. Wie ein kleines Mädchen heulte ich, nur weil er mich hier allein ließ. Was dachte er gerade jetzt von mir? Dachte er darüber nach, was ich für ein Drama aus der Sache machte, nur weil er auf das Ganze jetzt keine Lust mehr hatte? Hatte er denn wirklich nur ein bisschen seinen Spaß haben wollen? Bedeutete ihm das am Ende wirklich gar nichts, was zwischen uns passiert war? Wie konnte er das denn machen? Hatte er denn nie gemerkt, dass er mir momentan die Welt bedeutete?

Was dachte ich da überhaupt? Er bedeutete mir die Welt? Ja, verdammt, er bedeutete mir mehr als nur das. Wieder ein Schluchzen und meine Arme drückten mein Kissen schon fast schmerzlich gegen mein Gesicht, damit es die Geräusche isolierte und Chester nicht hörte, dass ich heulte. Er lachte wahrscheinlich innerlich über mich. Oder kämpfte er mit sich, ob er zu mir kommen sollte? Wartete er vielleicht darauf, dass ich noch einmal auf ihn zu ging? Ach was! Er hatte doch keinerlei Gründe dafür, darauf zu warten, er wollte nichts mehr von mir wissen, er wollte mich nicht mehr küssen, nicht mehr in den Arm nehmen, er wollte mich nicht mehr.

Chester

Dass es irgendwann angefangen hatte zu regnen, störte mich nicht. Ich traute mich nicht aufzustehen, wollte nicht wieder zurück zur Jugendherberge, egal, wie spät es war, ich wollte nicht wieder dorthin zurück. Ich wusste nicht, was ich denken sollte, wusste nicht, was die vielen tausenden Gedanken in meinem Kopf mir zu sagen versuchten. Es war mir unbegreiflich, wie sehr mich das alles aus dem Konzept gebracht hatte. Mittlerweile lag ich mit dem Rücken auf dem Steg. Es hatte weh getan hierher zu kommen, doch ich wusste keinen Platz auf dem Welt, an den ich sonst hätte gehen können und außerdem hatte ich noch einen mickrigen Rest Hoffnung, dass mein Kopf hier vielleicht klarer werden würde.

Die Regentropfen klatschten rückhaltlos auf mein Gesicht und das Holz unter mir war so mit Wasser vollgesogen, dass sich ein Wasserfilm auf ihm gebildet hatte. Alles war nass, alles. Mit geschlossenen Augen lag ich da und spürte, wie die Regentropfen auf mein Gesicht fielen, wie der leichte Wind kalt über mein Gesicht strich. Ich versuchte mich ganz auf meine Umwelt zu konzentrieren und versuchte für einige Zeit alle Gedanken abzuschalten. Alle Gedanken, die an Rob, Joe, Mr. Courten und Mike, vor allem die an Mike. Warum mussten die Jungs uns nur erwischen? Wir hatten uns zu Lachfiguren gemacht, sie würden uns auslachen, sie würden uns verbal zerfleischen, würden uns das Leben zur Hölle machen.

Warum hatten wir das alles überhaupt getan? Warum hatten wir uns auch nur ein einziges Mal geküsst? Warum hatten wir nicht einfach Freunde bleiben können? Dann hätte ich nun sicher nicht alleine, hier am See, im Regen sitzen müssen, dann hätten mich diese Gedanken jetzt sicher nicht gequält. Es war falsch gewesen, ganz egal, wie richtig es sich angefühlt hatte, ganz egal wie glücklich ich war, wenn Mike in meiner Nähe gewesen war, es war falsch! Leise seufzte ich und fuhr mir mit beiden Händen übers Gesicht. Als ich meine Augen öffnete und den Regen auf die Wasseroberfläche des Sees tropfen sah, erschauderte ich.

Was hatten Mike und ich da angefangen? Der Regen, er erinnerte mich an die Dusche, daran, was Mike und ich dort getan hatten. Wir waren zu weit gegangen! Wir hatten einen riesigen Fehler begangen, wir waren beide Jungs, wir konnten uns doch nicht... näher kommen, nicht körperlich. Was hatten wir da nur angestellt? Warum war mir nicht viel früher klar geworden, dass wir etwas Falsches taten? Weil es sich richtig angefühlt hatte? Weil es sich gut angefühlt hatte? Warum hatte sich das alles so richtig angefühlt, wo es doch so unsagbar falsch war, was wir da getan hatten? Allein diese Sache unter der Dusche, wir hätten uns niemals so nah kommen dürfen, dabei war es so ein wunderschönes Gefühl gewesen. Aber es war ganz einfach falsch, ganz einfach völlig falsch! Wir waren Jungs, beide!

Diese ganzen Gefühle für Mike hätten nie, nie, nie entstehen dürfen. Ich musste dem ganzen ein Ende setzen und zwar so schnell wie möglich. Einfach meine eigenen Gefühle ignorieren, die mich gerade versuchten dazu zu bringen aufzustehen und zur Jugendherberge zu rennen, in unser Zimmer zu gehen, Mike in den Arm zu nehmen, ihn zu küssen, ihm zu sagen, dass ich immer bei ihm bleiben würde. Aber wie sollte ich den ganzen Rest unserer Klassenfahrt aushalten? Mit ihm in einem Zimmer wohnen und schlafen? Ihm immer wieder zu begegnen und mich dabei zurückhalten, wo ich schon jetzt mit mir zu kämpfen hatte, wo ich nur in Gedanken bei ihm war? Wie sollte ich das aushalten?

Chester, du musst es, du musst es einfach aushalten. Willst du wieder allein dastehen? Willst du wieder auf ewig die Lachfigur darstellen? Willst du wieder dauernd ausgelacht und verarscht werden? „Nein, verdammt!“, brüllte ich in den Regen und versuchte meinen Gedanken zu antworten, damit diese Fragen endlich aufhörten. Ich musste das mit Mike ungeschehen machen, das hätte nie geschehen dürfen und wir mussten einsehen, dass es das Beste war, wenn wir nichts mehr miteinander zu tun hätten. Meine Gefühle für ihn waren falsch, ich durfte das einfach nicht fühlen, die anderen zeigten mir doch mit ihren Reaktionen, dass ich das nicht durfte!

Irgendwie musste ich das ignorieren, musste meine Gefühle bekämpfen, die nach Mikes Nähe drängten, die mir versuchten weiß zu machen, dass ich ihn brauchte. Ich brauchte ihn nicht! Vielleicht als Freund, aber ich brauchte nicht seine Küsse, seine Umarmungen, seine Berührungen. Wir durften keine Freunde mehr sein, es war besser, wenn wir wirklich nichts mehr miteinander zu tun hatten, ich würde es einfach nicht aushalten in seiner Nähe zu sein und mit ihm befreundet zu sein. Ich wusste, dass meine Gefühle für ihn falsch waren, aber abstellen konnte ich sie einfach nicht. Das einzige, was mir übrig blieb, war, sie zu ignorieren. „Ich muss dich vergessen, Mike“, flüsterte ich leise und schloss meine Augen wieder.

Mr. Courten sagte nichts, als ich klingelte. Es wäre mir auch egal gewesen, ich wünschte mir fast, dass er mich nach Hause schickte. „Geh’ schlafen, es ist spät“, sprach er nur gedämpft, legte mir für einen Moment eine Hand auf die Schulter und sah mir durchdringend in die Augen. Ich nickte leicht und lief mit tropfnassen Klamotten auf die Treppe zu. Ich wusste nicht, wie ich Mike gegenübertreten sollte. Als ich vor unserer Tür stand wurde mein Verlangen nach seiner Nähe so groß, dass ich fast alle Überzeugung wegwarf und in seine Arme lief, doch ich hielt mich zurück. Das Lachen der anderen würde früher verklingen, wenn wir jetzt nicht so weitermachten. Er lag heulend auf seinem Bett, als ich eintrat und es zerriss mich innerlich, weil ich Schuld an seinen Tränen war.

Er sprach sofort auf mich ein, doch ich konnte das einfach nicht, weil in meinem Kopf das Lachen der anderen schallte, ich konnte nicht so weitermachen. Ich blockte ab und verschwand im Bad um meine nassen Klamotten los zu werden. Es tat so weh ihn und meine Gefühle zu ignorieren, doch es musste einfach sein. Als ich das Licht ausgeschaltet hatte, sah ich im Augenwinkel, wie er zu mir sah und vernahm sein leises Schluchzen, was sich schon wieder schmerzhaft auf mein Herz auswirkte, ich wollte nicht, dass er leiden musste, doch der Gedanke, dass ihn das Lachen der anderen viel mehr leiden lassen würde, hielt mich davon ab ihn in meine Arme zu nehmen. Es war besser für ihn, es war besser für mich, für alle.

Es dauerte lange, bis sein Schluchzen in immer größeren Abständen zu hören war. Als ich gegen zwei Uhr am Fenster stand und nach draußen sah fing er wieder an zu weinen, doch er schlief, schlief tief und fest und heulte im Traum. Langsam trat ich an sein Bett und legte kurz meine Lippen auf seine Wange, um eine der Tränen wegzuküssen. Er sollte nicht weinen, nicht wegen mir.

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