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Konfrontation

Teil 3

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Diese Geschichte ist frei erfunden. Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorbenen Personen sowie realen Handlungen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Wer Geschichten mit erotischem bzw. homosexuellem Inhalt nicht mag oder für wen das Lesen solcher Geschichten gesetzlich verboten ist, muss jetzt diese Seite verlassen.

Diese Geschichte ist exklusiv geschrieben für Du bist nicht allein (www.dbna.de) und Nickstories . Eine Verwendung außerhalb dieser Angebote ist ohne ausdrückliche Genehmigung meinerseits nicht erlaubt.

Kapitel 6

Als ich mich auf den Weg nach Hause machte, war ich mir nicht im Klaren, was ich eigentlich denken sollte. Einerseits war Kerstin mit ihrem Versuch, mich fertig zu machen, kläglich gescheitert, und mein Coming Out, vor dem ich solche Angst gehabt hatte, war zu einem wundervollen Erlebnis geworden. Viele junge Menschen hatten sich hinter mich gestellt und Oles Plädoyer für Toleranz gegenüber Schwulen wie mir lautstark unterstützt. Eigentlich genug Gründe, um zufrieden zu sein.

Auf der anderen Seite machten mir Oles Worte arge Gedanken. Er hatte so eindeutig für mich Stellung bezogen und war damit erfolgreich gewesen. Trotzdem war sein Blick so düster, so wenig optimistisch und es war ihm gelungen, mich zu verunsichern. Waren die vielen Leute heute gegen Kerstin oder für mich gewesen?

Mir wurde allmählich klar, dass das nicht dasselbe sein musste. Nur weil sie Kerstins Art, Dinge zu regeln, nicht mochten und sich dem Protest dagegen gerne anschlossen, musste keiner von ihnen mich und mein Schwulsein auch nur im Geringsten akzeptieren. Ob sie das tun würden, würden erst die nächsten Tage und Wochen zeigen.

Während ich begann, mir einzureden, dass der Tag vielleicht doch nicht so glänzend verlaufen war, kam ich zu Hause an und stellte fest, dass Sdrean auf der Stufe vor meiner Haustür saß. »Hey«, sagte ich zur Begrüßung und schloss meine Wohnungstür auf. Sdrean antwortete nicht, sondern folgte mir stumm.

»Möchtest du auch eine Kleinigkeit?« Während ich in der Küche stand und begann, mir eine Kleinigkeit zu essen zu machen, blieb er im Türrahmen stehen und wechselte ständig von einem Bein auf das andere und zurück. »Nein ... nein, danke.« Man konnte ihm ansehen, dass er nach Worten suchte. »Weißt Du«, begann er, »ich habe gehört, was heute Morgen in der Mensa passiert ist.« Mich überraschte das nicht besonders, er dürfte heute nicht der Einzige sein, für den ich Gesprächsthema sein sollte.

»Und es tut mir leid.«, platzte es aus ihm heraus. Ich drehte mich zu ihm um, nun war es ihm doch gelungen, mich zu überraschen. »Wieso tut es dir leid? Du kannst doch nun wirklich nichts dafür, wenn Kerstin meint, auf mich losgehen zu müssen.« Sdrean schien ich nicht überzeugt zu haben: »Das mag schon sein«, sagte er, »aber ... ich hätte mich irgendwie ... vor dich stellen müssen.«

»Wieso ? Etwa, weil sie damals unser Gespräch mitgehört hat ? Du konntest es nicht wissen, da kannst du doch nichts dafür. Wir haben uns beide zusammen darüber unterhalten, es ist also nicht alleine deine Schuld, dass Kerstin was aufgeschnappt hat. Und überhaupt, wie hättest du es denn machen sollen? Du warst zum fraglichen Augenblick überhaupt nicht anwesend, also hattest du nicht mal die Möglichkeit zum Eingreifen gehabt.« Mit diesen Worten wandte ich mich wieder meinen Vorbereitung zum Mittagsmahl zu.

Sdreans erhob seine Stimme, ich glaubte, dabei ein schwer lastendes, schlechtes Gewissen mitklingen zu hören. »Ich war da. Ich stand mit meiner verfluchten Tasse Tee an einer Säule und habe alles mit angesehen. Und ich habe dir nicht geholfen. Ich habe dich ganz alleine gelassen.« Eine Träne ran über seine linke Wange. »Und das tut mir eben leid.«

»Hey«, meinte ich, ging zu ihm und strich ihm die Träne mit dem Finger weg. »Es gibt doch nun wirklich keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen.« Doch Sdrean begann plötzlich, richtig heftig zu weinen, es brach nur so aus ihm heraus. »Was ist denn los ?« Doch Sdrean gab mir keine Antwort, er stand einfach nur vor mir und weinte hemmungslos.

Ich hob seinen Kopf und strich ihm sanft über die Wange. Sdrean versuchte, etwas zu lächeln. Und dann sah ich ihm zum ersten Mal richtig in die Augen sehen - und ich war fasziniert. In seinen verheulten, tiefblauen Augen war ein Glitzern, etwas, dass mich für einen Augenblick innehalten und nur in diese Augen blicken ließ. Und dann kamen wir uns näher, ganz langsam.

Als seine Lippen meine ganz schüchtern berührten, glaubte ich zu schweben, spürte den salzigen Geschmack seiner Tränen. Wie blind war ich, nie waren mir die Zeichen aufgefallen, doch nun schien zwischen uns alles klar zu sein.

Seine Zunge huschte über meine Lippen, auf der Suche nach meiner. Sie fanden sich und berührten einander, immer wilder, immer sicherer. »Bastian ...«, hauchte Sdrean in einem Moment, da wir nicht ineinander versunken waren. »Pscht«, sagte ich und legte ihm einen Finger auf den Mund. »Nicht mehr reden. Das haben wir lange genug getan.« Ich legte ihm meine Arme um den Hals und zog ihn zu mir heran.

Seine Küsse wurden immer fordernder. Bestimmt, aber unheimlich zärtlich drängte er sich an mich und drückte mich an den Türrahmen. Während unsere Lippen nicht voneinander lassen wollten, fuhren seine Hände über meinen Rücken, wanderten weiter, waren auf dem Weg an die Knöpfe meines Hemdes, öffneten sie. Seine Lippen wanderten an meinen Hals und bahnten sich weiter ihren Weg.

Ich genoss seine Berührungen, seine weichen, warmen Lippen auf meiner Haut, mit geschlossenen Augen. Knopf für Knopf öffnete er, unendlich langsam, und kein freigelegter Zentimeter blieb ungeküsst. Ich strich ihm mit meinen Händen durch die Haare, roch an ihnen, zog ihn an mich heran. Um nichts in der Welt hätte ich ihn in diesem Augenblick wieder losgelassen.

Als der letzte Knopf seine Öse verließ und sich mein Hemd ganz öffnete, hatte Sdrean meinen Oberkörper ganz für sich - was er zu meiner Freude ausnutzte. Die wenige Luft, die zwischen uns Platz hatte, knisterte, und ich sog sie in kürzer werdenden Abständen ein. Sdrean ließ sich aber immer noch alle Zeit der Welt, seine Zunge umspielte meinen Bauchnabel, während seine Hände auf meiner Jeans an meinem Oberschenkel auf und ab strichen. An einer anderen Stelle der Jeans zeichnete sich deutlich ab, wie erregt ich schon war.

»Sdrean«, hörte ich mich sagen, »bitte hör nicht auf.« Sdreans Finger huschten flink über meine Jeans, streichelten mich überall und ließen die Spannung bis ins Unerträgliche steigen. Ganz vorsichtig strichen seine Finger über die Härchen, die oben an meiner etwas nachlässig geschlossenen Jeans hervor lugten. Dann krabbelte Sdrean mit seinen Fingern unter meinen Hosenbund.

Ich atmete tief ein, zog die Bauchmuskeln zusammen und hielt die Luft an. Sdrean wartete für einen unendlich wirkenden Moment ab - und rutschte dann mit seiner Hand noch ein paar Zentimeter weiter. Ich stöhnte auf; es war irre aufregend, von ihm so berührt zu werden.

Nur mit den Fingerspitzen glitt er an meiner Spitze entlang, nahm etwas Feuchtigkeit auf und führte seine Hand zum Mund. »Lecker«, sagte er und lächelte mich verschmitzt an. »Mehr davon.«

Was nun kommen sollte, konnte ich nur ahnen - und bei diesen Gedanken wurde mir ein bisschen schwindelig. Doch als unsere Blicke sich trafen und ineinander versanken, war in seinem Blick so viel Liebe und Zärtlichkeit, dass ich alles hätte mit mir machen lassen. Ich war bereit, mich völlig in seine Hände zu geben.

Er kniete sich vor mich und öffnete Knopf für Knopf meine Jeans. Wieder ließ er sich unendlich viel Zeit. Ich stand weiter gegen den Türrahmen gelehnt und beobachtete Sdrean mit halb geschlossenen Lidern, stumm, ohne ihm zu helfen, aber voll angespannter Erwartung, die sich immer weiter steigerte.

Es gelang ihm, mir die Jeans komplett zu öffnen und sie mir über die Schenkel abzustreifen, ohne auch nur den geringsten Druck auf den expansivsten Teil meines Körpers auszuüben. Um seinen Mund spielte bei meiner Betrachtung ein kleines, kaum merkbares Lächeln. Seine Finger glitten, fast wie nebensächlich, über meine Lende, meine kurze Boxershorts. Durch den dünnen Stoff fühlten sich seine Berührungen absolut irre an, ich konnte nicht genug von ihm bekommen.

Dann befreite er mich unter kurzen Küssen von dem letzten Stück störenden Stoff, dass ich trug. »Sdrean«, brachte ich nur mit Mühe heraus, »du musst es nicht meinetwegen ...«. Er unterbrach mich. »Wer tut hier irgendetwas deinetwegen«, fragte er und lächelte mich an. Nun war es also so weit, das Wort »Blowjob« sollte für mich eine Bedeutung bekommen - eine absolut geile Bedeutung ...

Ich verkrallte mich in seinen Haaren, als seine Lippen mich vorsichtig umschlossen, und ich konnte nicht anders, als aufzustöhnen. Seine Zunge glitt an mir entlang, ich spürte seine erregende Wärme, seine ganze Kraft, mich langsam, aber unausweichlich zur Ekstase zu treiben. Und ich gab mich - grenzenlos begeistert - ihm ganz hin.

Sdreans Hände wanderten an meinen Po und zogen mich ganz an sich heran, ohne von seinem Tun abzulassen. Mich durchströmten wahnsinnige Glücksgefühle, es war ganz anders, als ich es mir immer vorgestellt hatte, viel schöner, als ich es je gedacht hatte. Ich musste mich sehr beherrschen, um nicht gleich zu kommen. Lange hielt ich es nicht mehr aus. Doch Sdrean wusste genau, was er tat. »Sdrean«, seufzte ich, »ich komme.« Und dann bäumte ich mich ihm stöhnend ein letztes Mal entgegen und spürte, wie die Wellen der Erregung und der Lust über uns zusammenschlugen.

Oles Worte hatte ich völlig vergessen.

Kapitel 7

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schien draußen schon die Sonne und versuchte, sich einen Weg durch die Jalousie zu bahnen und mein Schlafzimmer in helles Licht zu tauchen. Nur mühsam gelang es mir, den Rest meiner Müdigkeit zu verjagen und wirklich wach zu werden.

Je mehr ich mir darüber klar wurde, was am gestrigen Tag alles passiert war und vor allem, wie die darauffolgende Nacht verlaufen war, desto mehr glaubte ich, immer noch zu schlafen - und zu träumen. Doch ein Blick seitwärts ließ mich an die Realität glauben. Sdrean lag, leise und regelmäßig atmend, neben mir im Bett auf dem Bauch und schlief seinen Rausch der Gefühle aus.

Ich stand etwas mühsam auf und zog dabei aus Versehen die dünne Bettdecke mit. Erst befürchtete ich, Sdrean damit geweckt zu haben, und ärgerte mich schon über mich selbst. Doch nichts bestätigte dies. Als durchaus angenehmen Nebeneffekt hatte ich jetzt die Möglichkeit, mir Sdrean wunderschönen Körper noch einmal in aller Ruhe anzuschauen. Ich genoss den Anblick, den wohlgeformten Rücken und seinen knackigen Po; und nur eine prompte Reaktion in meinem Schritt brachte mich dazu, doch lieber ins Bad zu gehen und mich etwas frisch zu machen.

Nach ohne jede Hektik ausgeführter Körperpflege war ich auf dem Weg in die Küche, um für uns Frühstück zu machen, als ich im Flur an Kais Bild vorbeikam. Ich hatte mich damals gezwungen, nur dieses eine schwarzweiße Bild von Kai, auf dem er unendlich lieb lächelte, aufzuhängen. Nun ließ mich die Fotografie innehalten. In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass ich auf einmal an Kai denken konnte, ohne innerlich zu zerbrechen. Ein schönes Gefühl ...

Ich überlegte im Stillen, dass Kai bestimmt stolz auf mich gewesen wäre. Er war es schließlich gewesen, der mich immer wieder davon zu überzeugen versucht hatte, dass ich ein Versteckspiel nicht durchhalten würde und mir statt dessen ein reichhaltiges Gaylife gönnen sollte. Nun war es soweit, auch wenn Kai es nicht mehr erleben konnte, so hatte dieses Leben begonnen. Ich hatte mir innerlich endlich komplett eingestanden, dass ich auf Jungs stand. Ich hatte einen unheimlich lieben Freund, der dazu noch irre aussah. Und ich hatte schwulen Sex - und ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell in den Genuss desselben kommen würde.

Dazu war ich für die meisten Menschen, mit denen ich täglich zusammentraf, geoutet und es war nun an ihnen, ihrem Bild von Bastian eine neue Komponente hinzuzufügen und diese zu akzeptieren lernen. Nur meine Familie fehlte noch. Von denen wusste noch keiner Bescheid, und bevor ich den Gedanken zu Ende denken konnte, hatte ich mir auch schon eine Jacke übergeworfen und war aus der Tür.

Bevor sie es aus dem Klatsch erfahren - schließlich waren genug Menschen bei meinem Outing in der Schule dabei gewesen -, wollte ich es meiner lieben Familie selbst erzählen. Wenn nicht jetzt, dachte ich auf dem Weg zum Haus meiner Eltern, wann dann? Die strahlende Sonne schien mir an diesem wunderschönen Samstagmorgen recht geben zu wollen.

Die Realität bremste meinen grenzenlosen Enthusiasmus etwas aus, als bei meinen Eltern niemand öffnete. Doch für ärgerlich sein war jetzt keine Zeit, also ging ich eine Straßenecke weiter zu meinen Großeltern, in der Hoffnung, wenigstens dort irgendjemanden zu finden.

Tatsächlich traf ich schon im Vorgarten auf meine Schwester Karina. »Hi, Schatz.«, warf ich ihr zu. »Wo ist der Rest der Party?« Karina schaute vom Rosenschneiden auf. »Mum und Dad sind zu irgendeiner Gartenmesse und die anderen beiden sind hinterm Haus«, sagte sie und fügte hinzu: »Was ist denn mit Dir los ? Du springst ja vor Begeisterung gleich auseinander.«

»Stimmt.«, meinte ich noch, als ich auch schon fast an ihr vorbeigewirbelt war. »Kommst du eben mal mit? Ich habe tolle Neuigkeiten für euch.« Karina erhob sich mit einem Seufzen und folgte mir in Richtung Terrassentür, durch die ich gerade verschwunden war.

Im Wohnzimmer wurde ich auch auf der Suche nach meinen Großeltern fündig. »Hallo, mein Junge«, begrüßte meine Oma mich und auch mein Großvater bekam seinen freudigen Händedruck. »Setzt Euch hin.«, drängte ich, als auch Karina von draußen hereintrat. »Los, los.«

»Was ist denn mit ihm los?«, flüsterte meine Oma zu meiner Schwester und lächelte. »Der ist ja ganz aus dem Häuschen.« Karina zuckte nur mit den Schultern. »Keine Ahnung. Er meinte nur, dass er tolle Neuigkeiten habe, aber mit mehr Info kommt er ja nicht ‘rüber.«

»Also«, unterbrach ich das Gespräch unter Damen, »es gibt da etwas, was ich euch erzählen möchte. Wie ihr seht, bin ich unendlich glücklich.« Oma unterbrach mich lächelnd: »Ja, dass sieht man. Endlich kannst du wieder richtig lachen.« Ich lächelte zurück: »Tja, Oma, und dafür gibt es einen Grund: Ich bin schrecklich verliebt.« Damit war auch das skeptische Gesicht meines Opas verschwunden. »Glückwunsch, mein Sohn.«, meinte er und klopfte mir auf den Rücken. Karina indes lachte: »Soso, mein Bastian hat sich verliebt. Hat es dich also auch endlich erwischt. Und, wie heißt sie denn ?«

»Sdrean«, sagte ich und strahlte über das ganze Gesicht. »Ein komischer Name für ein Mädchen«, grübelte Oma laut vor sich hin. Nur bei Karina schien der Groschen gleich gefallen zu sein. Mit herausforderndem Grinsen kam sie auf mich zu. »Nanana, da hat sich mein kleines Brüderchen doch nicht etwa in einen hübschen Jungen verschossen ...«

»Doch. Und es ist wunderschön mit ihm. Du solltest ihn ...« In diesem Augenblick streifte mein Blick die Züge meines Großvaters. Aus seinem Gesicht war jedes Lachen verschwunden, ernst blickte er mich an und brachte mich damit zum Schweigen. »Hör mal, Bertram«, fing meine Oma davon nichts ahnend an und lachte auf, »der Jung' ist genau wie der Sohn von Ruperts Neffen ...«

»Halt den Mund.«, fuhr mein Großvater ihr auf einmal über den Mund. »Sprich das ja nicht in meiner Gegenwart aus.« Sein Ton war barsch, doch konnte meine Oma nicht beeindrucken. »Was soll ich nicht aussprechen? Dass der Jung' schwul ist ?« Mein Opa wurde zunehmend wütender. »Ich will das nicht hören, ich ...«

Nun sah meine Schwester sich gezwungen, sich einzumischen. »Was soll das jetzt? Es kann dir doch egal sein, mit wem Bastian etwas anfängt. Ich finde das sogar irgendwie klasse. Und überhaupt, ich denke, es ist nur wichtig, dass er glücklich wird. Endlich mal wieder, nach dieser schrecklichen Sache mit ...«

»Es interessiert mich überhaupt nicht, was du denkst.«, unterbrach mein Großvater sie grob. »Ich glaube, euch ist nicht so ganz klar, was hier vor sich geht. Mein Enkel ist einer von diesen Homosexuellen.« Er rümpfte angewidert die Nase, ganz offensichtlich wollte er sein letztes Wort als Beleidigung betrachtet wissen.

Ich hingegen stand nur da und war fassungslos. Eine solche Reaktion hatte ich nicht erwartet. Und war in meiner Begeisterung auch nicht auf sie vorbereitet. Da wandte sich mein Großvater mit drohenden Gesten an mich. »Und so etwas wie dich will ich in meinem Haus nicht haben. Du hast mich tödlich enttäuscht. Verschwinde.« Mehr sagte er nicht. »Bertram«, versuchte meine Oma einzugreifen, »reiß Dich bitte zusammen.«

Doch es war zu spät. Für den Augenblick stand ich mit offenem Mund im Wohnzimmer meiner Großeltern und mit einem Schlag wurde mir klar, was Ole versucht hatte, mir warnend mit auf den Weg zu geben. Da war sie wieder, die Konfrontation, sie hatte sich einen Weg geschlagen durch die Harmonie der vergangenen Stunden und war grausam wie eh' und je zutage getreten.

Ich drehte mich ohne ein Wort um und trat wieder auf die Terrasse. »Bastian«, hörte ich noch die Stimme meiner Oma, »warte.« Doch ich lief nur noch, während mir die Tränen in die Augen schossen. Ich wischte mir mit dem Ärmel übers Gesicht. Warum musste das passieren? Es war doch alles so gut gelaufen.

Als ich schon auf der Straße war, hörte ich die Stimme meiner Schwester hinter mir. »Basti, warte auf mich.« Doch ich wollte nicht warten, sondern lief noch schneller. Nur weg, schoss es mir durch den Kopf, egal, wohin, nur weg. »Basti, bitte warte.« Ich begann zu rennen und war im Nu um die Straßenecke. Wie blind rannte ich, einfach nur, um zu laufen und das Gefühl zu bekommen, dass zwischen mir und dem Ort der Demütigung möglichst viel Luftlinie lag.

Plötzlich jedoch stieß ich mit jemandem zusammen und fiel rückwärts auf den Bürgersteig. »Na, wen haben wir denn da?« Als ich aufsah, schaute ich in ein Gesicht mit einem diabolischen Grinsen. Corvin.

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