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Regenbogenfamilie
Teil 70 - Ein Ziel ist in Sicht
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Informationen
- Story: Regenbogenfamilie
- Autor: Sonntagskind55
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out
Der erste Schulbesuch und die Anmeldung von David und Tobias ging am Dienstagmorgen ohne Probleme über die Bühne. Ich hatte mit dem Rektor besprochen, dass er sich jederzeit an mich wenden könne, sollten irgendwelche Schwierigkeiten mit den Jungs auftauchen. Er erklärte mir, dass er vom Jugendamt bereits über die außergewöhnliche Situation der beiden Jungs aufgeklärt sei und er besonders darauf achten werde.
Als die Beiden mittags von der Schule nach Hause kamen, hatten sie im Schlepptau Kevin und die beiden Jungs von Marion, Stephan und Raphael sowie unseren Spanier Rafael. Ich schaute sie an und Tobias meckerte sofort: „Warum hast du uns nicht gesagt, dass wir mittags mit dem Bus heimfahren müssen. Hätten uns die vier nicht angesprochen, würden wir immer noch vor der Schule auf dich warten. Gut, dass Kevin David letzte Woche bereits kennengelernt hatte und wusste, dass wir bei dir und Thomas leben.“
Ich lachte und erklärte: „Ich dachte, mit euren immerhin sechzehn Jahren seid ihr erwachsen genug und wisst, dass ihr mit dem Schulbus zurückfahren solltet und ab morgen früh auch wieder hinfahren dürft.“
Kevin lachte ebenfalls laut. Stephan und die beiden Raphaels kicherten, bis Kevin sagte: „Die Beiden standen vor dem Schulgebäude wie bestellt und nicht abgeholt und da ich David bereits kennengelernt hatte, habe ich ihn angesprochen, ob er mit uns zum Gutshof zurückfahren will. Scheinbar hat er mich ebenfalls wiedererkannt und fragte, wie wir zum Gutshof kommen. Ich erklärte ihm, dass wir tagtäglich mit dem Schulbus fahren.“
Dann fing er zu grinsen an und wollte wissen, ob wir seinen Freund Tobias auch mitnehmen würden. Während der Fahrt hat er uns darüber aufgeklärt, dass Tobias seit Freitag ebenfalls hier bei dir und Thomas wohnen würde. Ich habe dann beschlossen, David und Tobias vorsichtshalber direkt bei dir abzuliefern, nicht dass sie am Ende im Gutshofgelände noch verloren gehen. Ach, noch etwas, sag’ den Beiden, sie sollen während der Busfahrt nicht dauernd sabbern und sich anschauen, als würden sie gleich übereinander herfallen.“
Meine Zwei schauten sich schuldbewusst an, fingen dann auch zu kichern an, bis ich sagte: „Falls ihr noch im Gesindehaus Mittagessen wollt, solltet ihr langsam in die Gänge kommen. Dort wird nicht gewartet, bis die letzten Schlafmützen erscheinen.“
David, Kevin, Rafael und Tobias stellten ihre Schulrucksäcke in meinem Büro ab und gemeinsam mit beiden Jungs von Marion verschwanden sie in Richtung Gesindehaus zum Mittagessen.
Ich widmete mich wieder meinen Aufgaben, die heute noch zu erledigen waren. Ich startete den nächsten Versuch, den Hotelmanager an der Ostsee zu erreichen. Diesmal hatte ich sogar Glück, der Manager war inzwischen eingetroffen und saß in seinem Büro. Seine Assistentin stellte mich zu ihm durch. Ich begrüßte ihn und stellte mich kurz vor.
Er meinte, er habe meinen Anruf schon erwartet, nachdem er vom Notar die Information erhalten habe, dass wir an der Übernahme des Hotels in die Stiftung interessiert seien. Er ergänzte, dass er sich in der Zwischenzeit darüber informiert habe, um was es bei unserer Stiftung überhaupt geht. Dabei hat er gesehen, dass wir bereits zwei Häuser betreiben. Ich erklärte ihm, dass bisher nur ein Haus in Betrieb sei, dass das zweite in Österreich derzeit noch renoviert und voraussichtlich Anfang Dezember seinen Betrieb aufnehmen wird.
Er wollte von mir wissen, was mit den Mitarbeitern geschehen wird, wenn wir die Renovierung und Umstellung gemäß den Wünschen des Erblassers durchführen. Ich erzählte ihm, dass wir beim Objekt in Österreich allen Mitarbeitern die Übernahme angeboten haben und nach dem derzeitigen Stand etwa fünfundneunzig Prozent der Mitarbeiter nach der Fertigstellung weiter für uns und die Stiftung arbeiten werden. Der Rest habe von sich aus gekündigt. Zusätzlich würde in der Umbauphase der Lohn weiterbezahlt, da die Mitarbeiter in der Zeit umgeschult würden auf die geänderten Abläufe im Tagesgeschäft. Ein Teil der Mitarbeiter war zeitweise hier am Gutshof im Gesindehaus und während des großen Zeltlagers beschäftigt gewesen.
Ich erklärte ihm weiter, dass ich gern einen Termin, zum einen zu einer Besichtigung und zum anderen fur ein Gespräch mit den Mitarbeitern, am besten im Rahmen einer Personalversammlung, haben möchte. Am liebsten wäre mir ein Termin an einem Wochenende mit Anreise am Freitag und Rückfahrt am Sonntag. Wir würden voraussichtlich mit vier Personen anreisen. Ich würde ihnen aber noch rechtzeitig die Daten meiner Mitreisenden mitteilen und wie viele Zimmer wir benötigen.
Er wollte wissen, ob er den Besuch bereits am kommenden Wochenende oder eine Woche später einplanen soll. Ich meinte dazu, wenn es nach mir ginge, würde ich bereits an diesem Wochenende anreisen, ich müsse das jedoch zuerst mit meinen mitreisenden Mitarbeitern abklären. Entweder werde ich mich noch heute, spätestens aber morgen früh melden.
Nachen wir das Gespräch beendet hatten bat ich Ludwig und Felix zu mir ins Büro. Sie meinten nur, sie wären sofort bei mir. Ich erzählte ihnen von meinem Gespräch mit dem Hotelmanager und erklärte, dass einer von ihnen, mit mir an diesem oder nächsten Wochenende einen Ausflug an die Ostsee machen dürfe. Die beiden schauten sich an und Ludwig erklärte, er wäre dafür, dass Felix die Aufgabe übernehmen soll. Dabei deutete er an, ich wüsste schon warum.
Felix schaltete viel zu schnell und sagte: „Ich würde schon gerne wissen, warum ich mitreisen soll? Vor allem, was hat das mit dem Halbsatz auf sich, Peter wüsste schon warum. Gut, ich war in Österreich bereits dabei, aber zusammen mit Ludwig. Ludwig ist immerhin der Gruppenleiter, also sollte auch er mit dir an die Ostsee fahren.“
Ich blickte zuerst zu Ludwig und dann zu Felix, bevor ich erklärte: „Felix, dass was ich dir jetzt mitteile, ist vorerst noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ludwig und ich haben uns letzte Woche darauf verständigt, dass er in nächster Zeit andere Aufgaben innerhalb der Stiftung übernehmen wird. Wir sind derzeit dabei, die rechtlichen und organisatorischen Grundlagen zu schaffen.
Damit ist klargestellt, warum er dich vorgeschlagen hat. Ludwig wird in der Stiftung verbleiben, aber eben an einer anderen Stelle. Ich habe dich als seinen Nachfolger auf diesem Posten eingeplant, was wiederum Ludwig bisher noch nicht wusste. Ich vermute, dass er sich so etwas zumindest gedacht haben könnte.“
Ludwig sagte lachend zu Felix: „Dummerweise habe ich meine Abmachung mit Peter verdrängt und deswegen ist mir der Halbsatz versehentlich herausgerutscht. Peter, entschuldige mein loses Mundwerk, ich wollte dich nicht in diese Verlegenheit bringen. Peters Vermutung, dass ich mir so etwas gedacht habe, kann ich nur bestätigen. Ist es damit okay, dass du mit Peter die Reise antreten wirst?“
Bevor Felix seine Zusage erteilen konnte erklärte ich: „Felix, wir werden nicht allein reisen, ich würde gerne David und Tobias mitnehmen. Ich müsste das nur vorher mit der Schule abklären, weil wir am Freitag bereits morgens abfahren müssten.“
Felix kicherte und sagte: „Wenn wir dieses Wochenende fahren, brauchst du keinen Menschen fragen. Am Freitag ist Nationalfeiertag, da sind sämtliche Schulen bekanntlich geschlossen. Ich würde sogar vorschlagen, bereits am Donnerstag nach Schulschluss die Reise anzutreten, dann sind wir am Freitag für anstehende Termine richtig ausgeruht.“
Ludwig fragte, ob er sich ausklinken darf, er hätte noch ein paar Sachen zu erledigen und wir würden ihn für die Planung sowieso nicht benötigen. Felix meinte zu ihm nur, er könne uns für die weitere Planung problemlos allein lassen. Er würde das mit Peter sicher auf die Reihe bringen.
Im selben Moment, als Ludwig das Zimmer verlies, kamen David, Tobias, Rafael und Kevin vom Essen zurück ins Büro, um ihre Rucksäcke mit ihren Schulsachen zu holen. Ich bat David und Tobias bei uns zu bleiben, da wir etwas mit ihnen zu besprechen hätten. Kevin und Rafael schnappte sich ihren Rucksack und verabschiedete sich mit dem Hinweis, die beiden morgen früh rechtzeitig bei uns in der Wohnung einzusammeln, damit sie mit dem Bus rechtzeitig zur Schule kommen werden.
Ich bat die beiden sich zu uns zu setzen und forderte Felix auf, die beiden Jungs über unser Attentat aufzuklären. Felix fragte sie zuerst, ob sie an diesem Wochenende bereits etwas geplant hätten. Als sie erklärten, dass aus ihrer Sicht bisher nichts anstünde. Es sei denn, Peter und Thomas hätten bereits neue Pläne gemacht, von denen sie noch nichts wüssten.
Felix lachte und sagte: „Thomas sicher nicht, aber von Peter weiß ich, dass er einen Plan ausgeheckt hat. Er will uns drei an diesem Wochenende an die Ostsee entführen. Ihr habt sicher mitbekommen, dass die Stiftung dort ein altes Hotel übernehmen wird, das wir uns vor Ort ansehen wollen und gleichzeitig will Peter mit den Mitarbeitern sprechen, welche Pläne wir für den Umbau und die neue Nutzung haben. Gleichzeitig wird er ihnen erklären, dass von unserer Seite keine Kündigungen ausgesprochen werden. Un dass somit alle, die es wollen, ihren Arbeitsplatz behalten können. Abfahrt wäre am Donnerstag nach Schulschluss. Rückkehr am Sonntag im Laufe des Nachmittags oder am frühen Abend. Seid ihr mit dabei?“
Beide schauten Felix verwundert an, bis Tobias fragte: „Haben wir das richtig verstanden, ihr wollt, dass wir mit euch am Wochenende an die Ostsee fahren? Ich bin mir nicht sicher, wie wir euch dabei überhaupt helfen können. Reizen würde mich der Ausflug schon, aber dann müsste Peter uns für Freitag von der Schule abmelden. Außerdem glaube ich nicht, dass das so einfach wird, wir waren heute den ersten Tag zum Unterricht und können doch nicht nach drei Tagen gleich wieder dem Unterricht fernbleiben.“
Ich schmunzelte. Felix lachte erneut und klärte die beiden auf: „Ich bin mir sicher, dass euch Peter für den Freitag nicht vom Unterricht befreien muss, da dieser Tag ein gesetzlicher Feiertag ist. Ihr seid nicht die Einzigen, die das nicht gecheckt haben. Warum Peter euch mitnehmen will, soll er euch am besten selbst erklären. Wenn ihr mich fragt, würde ich euch antworten, ihr seid im letzten Schuljahr und habt noch keine Pläne, welchen Beruf ihr erlernen wollt. Peter will euch einen Einblick geben, welche Möglichkeiten einer Berufsausbildung in den Firmen um den Gutshof und der Stiftung geboten werden. Zusätzlich würde ich das als zusätzliche, familienbildende Maßnahme betrachten, auch wenn Thomas nicht dabei ist. Mit mir hat er es vor etwa einem halben Jahr ähnlich gemacht. Ich hatte mich um eine Stelle im Unternehmen beworben. Schon am Tag nach dem Bewerbungsgespräch schleppte er mich zusammen mit Ludwig mit genau den gleichen Zielen nach Österreich in das alte Hotel. Er hat mich von Anfang an ins Unternehmen eingebunden, was mir sehr imponiert hat.“
David, der fasziniert den Worten Felix gelauscht hatte, gleichzeitig mich aber bei seinen letzten Sätzen genau beobachtet hatte, sagte zu uns: „Peter, an deinem Lächeln habe ich bemerkt dass Felix Ausführungen warum du uns dabeihaben willst, in vollem Umfang deinen Vorstellungen entsprechen. Ich kann mich noch sehr gut an unsere Auseinandersetzung letzte Woche erinnern. Ich werde, dieses Mal, nicht wieder den Fehler machen und dir widersprechen. Auch habe ich habe inzwischen begriffen, dass du immer nur das Beste für uns willst, genau wie bei deinen leiblichen Kindern. Also bin ich mit dabei und freue mich auf neue Eindrücke und Erfahrungen, die ich sammeln kann. Inzwischen habe ich festgestellt, dass in den Unternehmen des Gutshofes eine Reihe von Ausbildungsberufen angeboten werden, zum einen der handwerkliche Bereich, in der Gärtnerei, in der Landwirtschaft, in der Informationstechnologie und in kaufmännische Berufe in verschiedenen Branchen.“
David schaute zu Tobias und forderte ihn auf, sich zu entscheiden. Tobias überlegte noch kurz und erklärte uns: „Da am Freitag keine Schule ist, fällt mir die Entscheidung leichter, natürlich komme ich mit. Ich sehe schon, du hast, was Informationen zu Peter und seiner Familie angeht, einen kleinen Vorsprung. Ich hoffe, dass ich deinen Wissensvorsprung auf der Reise ausgleichen kann.“
Jetzt griff ich wieder ein und fasste zusammen: „Wir treten zu viert die Reise in den hohen Norden an. Zu unseren Aufgaben vor Ort gehören die Hotelbesichtigung und die Gespräche mit den Mitarbeitern. Jetzt habe ich noch eine Frage an euch, wollt ihr ein Doppelzimmer oder zwei Einzelzimmer. Felix, willst du ein Einzelzimmer oder teilen wir uns ein Doppelzimmer. Morgen werden dann wir die Reisetaschen packen und am Donnerstagmittag holen Felix und ich euch direkt vor der Schule ab.“
Sowohl die beiden Jungs als auch Felix entschieden sich für ein Doppelzimmer. Ich bat Felix noch ein paar Minuten zu bleiben. David und Tobias durften nach oben in die Wohnung und zu ihren Hausaufgaben. Ich rief wieder im Hotel an der Ostsee und wollte erneut den Hotelmanager sprechen. Da er bereits wieder das Haus für einen Termin verlassen hatte, bat ich darum, mit der Reservierungsabteilung verbunden zu werden.
Ich erklärte der Dame kurz unsere Wünsche nach zwei Doppelzimmer, wobei wir jedoch nicht am Freitag, sondern bereits Donnerstagabend anreisen werden. Sie sagte zu mir, ihr Chef hätte sie bereits informiert, dass wir uns heute oder morgen vormittags melden würden. Er hätte jedoch für uns vier Einzelzimmer reserviert, da die Doppelzimmer bereits ziemlich ausgebucht sind. Iie önnte ihnen noch ein Doppelzimmer anbieten und dazu zwei Einzelzimmer. Ich sah zu Felix und als er nickte, bestätigte ich die Änderung. Ich bedankte mich bei ihr und sie wünschte uns eine gute Anreise.
Ich meinte zu Felix: „Du hast alles mitbekommen. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass du jetzt doch ein Einzelzimmer zum Schlafen erhalten hast. Morgen treffen wir uns mit dem Notar und Rechtsanwalt hier im Haus. Dir ist hoffentlich klar, dass du bei allen Gesprächen mit dabei bist. Er wird uns weitere Unterlagen mitbringen, die wir uns vor unserer Abfahrt noch ansehen müssen. Dieses Projekt wird für die nächsten Wochen und Monate deine volle Aufmerksamkeit erfordern. Wenn du einige von deinen derzeitigen Aufgaben abgeben willst, kläre das bitte umgehend mit Ludwig und schlage ihm vor, wer diese Arbeiten zumindest vorübergehend übernehmen könnte. Solltet ihr der Meinung sein, dass wir langfristig im Bereich der Stiftung eine zusätzliche Kraft benötigen, sagt mir rechtzeitig Bescheid, damit wir den Personalbedarf rechtzeitig anmelden.“
Felix erklärte mir: „Einen zusätzlichen Kollegen oder eine Kollegin kannst du gleich anfangen einzuplanen. Vor allem im Hinblick darauf, dass Ludwig in absehbarer Zeit andere Aufgaben innerhalb der Stiftung übernehmen wird. Ich könnte mir zum Beispiel Tobias als Auszubildenden gut in der Stiftung vorstellen. Aber es sind noch mindestens elf Monate, bis er einsteigen kann. Ich bin überzeugt, er wird einen kaufmännischen Beruf wählen. Weshalb ihn dann nicht in der Stiftung auszubilden? Ich bin mir nur nicht sicher, ob wir so lange Zeit haben werden.“
Ich lachte und klärte Felix auf, warum ich lachen musste: „Ich war mir von Anfang an klar darüber, dass wir die Stiftung verstärken müssen. Dass du das genauso siehst, zeigt mir, dass ich mich richtig entschieden habe, dass du langfristig Ludwigs Nachfolge antreten sollst. Trotzdem, sprich erst mit Ludwig darüber und ihr legt mir in nächster Zeit eine Bedarfsmeldung für neue Mitarbeiter vor. Nach meiner aktuellen Einschätzung wird Ludwig sicher erst im Laufe des nächsten Jahres die neue Position zu einhundert Prozent ausfüllen. Bis dahin wird er das neue Unternehmen Stück für Stück aufbauen und nach und nach seine bisherigen Aufgaben an dich abgeben.“
Ich trank einen Schluck Kaffee und ergänzte: „Was deine Einschätzung zu Tobias anbetrifft, bin ich mir da noch nicht so sicher wie du. Aber wir werden an diesem Wochenende beobachten, wie weit seine Interessen gehen werden. Bei meinen Überlegungen, die Beiden am Wochenende mitzunehmen, habe ich mir vorgestellt, über die beiden Jungs weitere Erkenntnisse in diese Richtung zu gewinnen. Bei David vermute ich eher eine praktische Ausbildung in einem Handwerksberuf oder in der Gärtnerei.“
Ich bat Felix bis morgen alle Unterlagen, die uns bereits in digitaler Form vorliegen, in unsere Dokumentenverwaltung zu übernehmen und dafür einen eigenen Ordner Jugendhotel Ostsee abzuspeichern. Zugriff zu diesen Unterlagen soll vorerst nur für ihn, Ludwig und mich eingerichtet werden. Sollten Grundrisspläne oder Baupläne dabei sein, soll er mit Bernhard zusammen in der Bauplanverwaltung einen eigenen Bereich einrichten, für den auch unsere Architekten Zugriff erhalten sollen.
Das war für mich das Stichwort. Ich wollte noch mit Jason oder Jenifer über unser neues Projekt informieren. Felix ich, ob er bei diesem Gespräch bei sein will. Er nickte nur und so wählte ich Jasons Nummer. Nach mehrmaligen klingeln meldete sich Jason, begrüßte mich und fragte nach meinem Anliegen. Ich sagte ihm zuerst, dass ich auf Lautsprecher gehe, Felix sitze neben mir.
Er meinte, wenn Felix neben dir sitzt, dann ist es eine Angelegenheit, die die Stiftung betrifft. Er fragte, ob es Schwierigkeiten bei unserem Projekt in Österreich gäbe. Ich verneinte und erklärte, dass wir ein anderes Attentat auf ihn geplant hätten. Er lachte und sagte zu uns, dann schießt los. Ich fing zu lachen und als Felix fragte, was denn so lustig sei, antwortete ich ihm: „Ganz einfach, ich habe von einem Attentat gesprochen und Jason hat gemeint, wir sollten losschießen. Die Antwort passt perfekt zu einem Attentat.“
Jetzt musste er auch grinsen, nachdem er den Wortwitz verstanden hatte. Ich erklärte Jason kurz, dass Gerhard Bauer letzte Woche einen Anruf von einem Notar in Hamburg erhalten hat, dass an der Ostsee ein älteres Hotel an die Stiftung gehen solle. Wenn wir uns bereit erklären, es nach den gleichen Regeln zu nutzen wie das Gesindehaus und das österreichische Jugendhotel. „Wir sind gestern zusammengesessen, haben darüber diskutiert und beschlossen, das Objekt in die Stiftung zu übernehmen. Morgen kommt der Notar, der gleichzeitig Testamentsvollstrecker ist, zu uns ins Haus, damit wir alle restlichen Fragen klären. Am Donnerstagmittag werden Felix und ich, sowie meine beiden neuen Pflegekinder an die Ostsee fahren und vor Ort Gespräche mit den Mitarbeitern führen und uns einen ersten Überblick verschaffen. Danach kommst du und dein Team ins Spiel. Wir brauchen dein Team für die Planung des Umbaus und die Überwachung während der Bauphase. Wobei letzteres, wie in Österreich ,von einem ortsnahen Kollegen übernommen werden könnte.“
An dieser Stelle unterbrach mich Jason und stellte einige Fragen, unter anderem wie viele Gästezimmer es dort derzeit gibt. Ich erklärte ihm, dass uns sämtliche Details noch nicht vorliegen, aber nach Aussage des Notars wären es in etwa einhundert Gästezimmer. Jasons Reaktion darauf war, dass es damit mindestens doppelt so groß sein würde, wie unser Haus in Österreich. Dieser Aussage konnte ich schlecht widersprechen, sie entsprach voll den Tatsachen.
Ich versprach ihm, dass ihm Felix die wenigen Fotos, die uns derzeit vorliegen, nach unserem Gespräch zumailen würde. Ich schlug ihm noch vor, dass wir uns nächste Woche, nach unserer ersten Ortsbesichtigung zu einem ersten Gespräch über unsere Erkenntnisse zusammensetzen.
Er meinte dazu, da würden wir sicher einen Termin finden. Er fragte mich, ob Felix mein Büro bereits verlassen habe, da die Fotos soeben eingetroffen seien. Ich lachte und erklärte, dass er die so ganz nebenbei von seinem Notebook verschickt hat.
Nachdem wir uns noch von Jason verabschiedet hatten, kam Petra ins Büro und erklärte uns, dass der Notar, mit einem weiteren Mitarbeiter der Kanzlei, morgen gegen elf Uhr hier eintreffen wird und sie spätestens um sechzehn Uhr nach München zurückfahren würden, um ihren Flieger nach Hamburg zu erreichen. Ich bat Petra zu prüfen, ob der Konferenzraum morgen für diesen Termin frei wäre und ihn dann sofort für mich zu belegen. „Felix, was würdest du vorschlagen, wohin wir mit unseren Gästen zum Mittagessen gehen.“
Felix überlegte kurz, bevor er vorschlug: „Wir haben zwei Möglichkeiten. Zum einen das Restaurant oder die Kantine, alternativ in der Stadt in eines der Restaurants. Ich bevorzuge allerdings unsere Kantine, weil wir dort die Möglichkeit haben unsere Gäste von der hervorragenden Küche des Jugendhotels zu überzeugen. Am besten zur gleichen Zeit, in der die Schüler und unsere Mitarbeiter ihr Mittagessen einnehmen.“
Ich meinte zu Felix: „Du bist ein hinterlistiger Fuchs. Mit deinem Plan ,in die Kantine zu gehen und damit zu demonstrieren, dass unsere Jugendhotelgäste mit herausragenden Speisen versorgt werden, genau wie unsere Mitarbeiter. Dazu solltest du jedoch zusätzlich erwähnen, dass die gleichen Speisen als vergünstigter Mittagstisch auch im Restaurant für alle angeboten werden. Gut, wir gehen mit ihnen in die Kantine zum Essen. Ich hätte, genau wie du, dieselbe Entscheidung getroffen.“
Er verabschiedete sich und meinte, er werde gleich mit Ludwig die angesprochenen Punkte abarbeiten. Währenddessen schaute ich in meinen Unterlagen nach, was ich noch alles erledigen darf. Petra hatte mir einige Mails mit neuen Terminen geschickt, die, bis auf einen, alle in der kommenden Woche lagen.
Ich ging zu ihr ins Büro und bat sie den Donnerstagstermin ebenfalls auf nächste Woche zu verlegen, da ich am Donnerstag nur bis Mittag im Büro sein werde und danach mit Felix an die Ostsee zur Ortsbesichtigung fahren würde. Außerdem solle sie bitte Gerhard informieren, wann der Termin mit dem Hamburger Notar stattfindet.
Für heute hatte ich nur noch einen Termin mit Philipp und Marcus. Da keine feste Zeit vereinbart war, bat ich beide kurzfristig zu mir zu kommen. Zwei Minuten später standen die beiden IT-Gurus bei mir im Büro und ,nachdem sie sich gesetzt hatten, sagte Philipp: „Bevor wir zum eigentlichen Thema kommen. Mir ist zu Ohren gekommen, dass wir wieder einmal eine Erbschaft antreten dürfen. Bedeutet das, dass wir wieder weitere Immobilien kurzfristig übernehmen dürfen? Das würde für uns bedeuten, dass wir in der Planung und Umsetzung unseres Umzuges ausgebremst werden.“
Ich schaute Beide an, dann lachte ich und erklärte ihnen: „Der Flurfunk scheint in unserem Haus immer noch perfekt zu funktionieren und ich kann bestätigen, dass uns wieder eine Erbschaft angeboten wurde. Doch kann ich euch jedoch beruhigen. Vorerst wird es für euch keine weiteren Aktivitäten geben, wie Anbindung und die dazugehörigen Auswirkungen.
Wir erben ein Hotel mit rund einhundert Zimmern an der Ostsee, dass innerhalb der nächsten zwei Jahren zu einem Jugendhotel nach dem Vorbild des Gesindehauseumgebaut werden muss. Erst zu diesem Zeitpunkt wird die volle Integration in unser System durchgeführt.
Wir erben jedoch nicht nur das alte Hotel, wir erhalten zusätzlich drei Millionen Euro für den Umbau. Ich fahre am Donnerstag mit Felix, David und Tobias zu einer Besichtigung und zu ersten Gesprächen mit den Mitarbeitern. Wir kommen am Sonntag wieder zurück.“
Marcus schaute kurz zu Philipp und meinte: „Wieder einmal hat der Flurfunk, wie Peter ihn nennt, Informationen verteilt, die eben nur die halbe Wahrheit beinhalten. Kurz gesagt, Erbschaft ja, ein altes Hotel, vorerst kein Aufwand für uns. Aber kommen wir jetzt zu unseren Themen.“
In der nächsten Stunde berichteten sie mir über ihre Fortschritte in der Umzugsplanung, den Fortschritten beim Umbau der ehemaligen Scheunen zu ihren neuen Büroräumen und des neuen Rechenzentrums. Erfreulich dabei ist, dass gerade die Umbauarbeiten gut im Plan liegen und eventuell sogar mit einer früheren Fertigstellung gerechnet werden kann. Auch bei den Kosten ist es bisher bei den geplanten Ausgaben geblieben. Sie verabschiedeten sich nach ihrem aktuellen Überblick, der mich wieder auf den neuesten Stand gebracht hat und wünschten uns viel Spaß an der Ostsee.
Ich schaute wieder einmal bei unserem Ausbildungsbeauftragten Florian vorbei und wollte wissen, wie der aktuelle Stand sei. Er meinte, inzwischen sind wir bereits bei vierundzwanzig Bewerbungen angekommen, eine weitere für die IT aus der Nähe und eine aus dem Kinderheim in Gera für einen kaufmännischen Beruf.
Ich meinte zu ihm, dass wir spätestens bis Mitte Oktober die Einladungen für unseren Event an alle Bewerber verschicken sollten. Wir sollten alle auffordern, uns kurzfristig eine Zusage für unsere Veranstaltung zu schicken, damit wir einen Überblick bekommen, wie viele Teilnehmer wir am Ende haben. Vor allem sollten wir allen mitteilen, dass sämtliche anfallenden Kosten für die An- und Abreise sowie die Unterbringung von uns übernommen werden. Sie sollten uns aber bitte für Fahrtkosten entsprechende Belege vorlegen.
Gleichzeitig sollten wir uns überlegen, was wir mit den Bewerbern machen, die uns eine Absage erteilen, ohne ihre gleichzeitige Rücknahme der Bewerbung.
Florian erklärte mir, dass wir doch auf den Antwortzettel bereits verschiedene Möglichkeiten zum Ankreuzen vorgeben können, aus denen die Bewerber auswählen könnten. Er wird sich bis dahin überlegen, wie der Zettel aussehen solle.
Gute Idee, meinte ich, wir werden die Einladung mit dem vorläufigen Ablaufplan und dem Antwortzettel versenden. Alle Bewerbungen, die danach eingehen, bis zum zehnten oder fünfzehnten Dezember, erhalten die Einladung zusammen mit der Bestätigung, dass ihre Bewerbung angekommen ist und bearbeitet wird und sie bitte kurzfristig antworten sollten.
Das nächste Thema, das ich ansprach, war seine schriftliche Abschlussprüfung, die Anfang Dezember sein sollte. Ich erklärte ihm, dass er ab Mitte Oktober seine effektive Arbeitszeit reduzieren soll und sich in der restlichen Arbeitszeit auf die Prüfung vorbereiten soll. Wenn er bei manchen Themen vielleicht nicht so fit wäre, könne er sich jederzeit Hilfe holen bei seinen Kollegen. Dann verabschiedete ich mich von ihm und meinte, er könne sich ebenfalls langsam auf den Heimweg machen, da es bereits siebzehn Uhr sei.
Nach dem Abendessen saßen wir noch gemütlich im Wohnzimmer, David und Tobias erklärten freudestrahlend, dass sie ihre Reisetasche bereit gepackt hätten. Ich schaute sie an und meinte: „Ich hoffe, ihr habt auch passende Bekleidung eingepackt. Ihr habt sicher berücksichtigt, dass ihr zusammen mit Felix und mir als Repräsentanten der Stiftung Sonneneck auftreten werdet. Ihr braucht nicht mit Anzug und Krawatte herumlaufen, aber die Sachen sollten zumindest sauber und ordentlich aussehen. Keine Löcher oder Risse in den Shirts oder Hemden, genauso wenig in den Hosen.
Die Beiden schauten sich an und danach erklärten sie: „Wir sollten unsere Auswahl vorsichtshalber doch noch einmal abchecken, ob sie zu einhundertzehn Prozent deinen Vorgaben entspricht.“ David meinte, es könnten sich vielleicht doch einige Kleidungsstücke eingeschlichen haben, die nicht repräsentativ genug sein könnten.
Thomas fragte, ob er ihnen helfen könne, bei der korrekten Auswahl ihrer Klamotten. Ich sagte dazu nur: „Unsere Jungs werden das schon richtig entscheiden, und wenn sie nicht sicher sind, können sie uns immer noch fragen.“ Damit war das Thema für alle Beteiligten erledigt.
Der Mittwoch begann bereits beim Frühstück äußerst heftig. David und Tobias hatten verschlafen, und hetzten ungemütlich umher. Sie hatten mit Kevin und Raphael gestern vereinbart, dass die beiden Jungs sie abholen würden und mit ihnen gemeinsam zur Schule fahren. Als Kevin endlich klingelte, um die beiden Jungs einzusammeln, rannten sie wie von einer Tarantel gestochen zur Wohnungstür.
Ich hörte noch, wie sie riefen, bis Mittag, und schon fiel die Wohnungstür ins Schloss. Thomas und Felix kommentierten das, dass sie so eine Hektik nicht jeden Morgen gebrauchen könnten. Wir gingen nach dem Frühstück gemeinsam nach unten, Thomas fuhr in sein Büro in der Stadt. Felix und ich setzten uns in meinem Büro zusammen für die Vorbereitungen auf unser Gespräch mit Herrn Lustig, dem Hamburger Notar.
Petra kam um kurz nach halb neun Uhr in mein Büro und erklärte, dass sich die beiden Herren etwas verspäten, da ihr Flug in Hamburg mit einer Verspätung von fünfzehn Minuten starten würde. Zusätzlich würden sie noch einen weiteren Kollegen aus ihrer Münchner Niederlassung mitbringen, der dann für die nächste Zeit unser Ansprechpartner vor Ort werden würde.
Nachdem Felix bei mir nachfragte, ob ich ihm verraten würde, welche Aufgabe Ludwig in Zukunft übernehmen wird, erklärte ich ihm die Angelegenheit, nachdem ich ihn erneut darauf hingewiesen habe, dass alle Informationen noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Er wird in Zukunft der kaufmännische Prokurist oder Geschäftsführer der neu gegründeten Tochtergesellschaft der Stiftung sein, die sich mit der Vermarktung der Plan- und Dokumentenverwaltung befassen wird.
Wir werden dort eine Kunden- und Vertragsverwaltung für die Abrechnung mit den Abonnenten einführen und sowohl technischen als auch für die Software-Support für die Kunden leisten. Die Gewinne werden an die Stiftung abgeführt. Damit hat die Stiftung ein weiteres Unternehmen in ihrem Besitz, nach dem Hotel im Nachbarort und unserer Immobilienverwaltungsgesellschaft mit Sitz in München.
Um kurz vor elf Uhr wechselten wir ins Besprechungszimmer, um die letzten Vorbereitungen zu treffen, bevor die drei Herren eintreffen sollten. Felix prüfte noch einmal die Präsentation über die Stiftung, die er vorbereitet hatte. Kurz nach elf Uhr kam Petra mit unseren Besuchern ins Besprechungszimmer. Wir begrüßten unsere Gäste, wobei ich Felix als Mitarbeiter der Stiftung vorstellte, der kaufmännisch für unsere Jugendhotels zuständig sei.
Der Notar, mit dem wir telefoniert hatten, übernahm die Vorstellung seiner beiden Mitarbeiter. Der junge Mann an meiner linken Seite ist Arno Jansen, Sachbearbeiter in unserer Kanzlei in Hamburg und der Kollege, der rechts von mir sitzt, ist Rechtsanwalt Georg Hübner aus unserer Münchner Niederlassung und ihr zukünftiger Ansprechpartner. Wir haben gestern Abend beschlossen, den Fall nach München abzugeben, da eine Vor-Ort-Betreuung in der Übergangsphase bis zur endgültigen Umschreibung sinnvoller ist.
Höflich fragte ich, ob unsere Gäste besondere Getränkewünsche hätten, ansonsten können sie sich jederzeit an den vorhandenen Getränken bedienen. Organisatorisch führte ich noch aus, dass wir gegen zwölf Uhr dreißig eine Mittagspause vorgesehen haben, bei der wir unseren Gästen unsere Kantine, beziehungsweise den Speisesaal des Jugendhotels vorstellen wollen.
Bevor ich Felix auffordern konnte, seine Präsentation zu starten fragte Herr Hübner: „Habe ich das jetzt richtig verstanden, ihre Betriebskantine und der Speisesaal des Jugendhotels sind in einem Gebäude untergebracht?“
Felix antwortete ihm: „Nicht ganz richtig ihre Vermutung, Speisesaal und Kantine sind ein einziger Raum im Jugendhotel, der sowohl von den Schülern, von den Lehrgangsteilnehmern am Wochenende, als auch von den Mitarbeitern gemeinsam genutzt wird. Peter, mein Chef, hat mir erklärt, wie dies möglich wurde. Die ausgegebenen Mittagessen werden über einen Chip registriert, egal, ob sie für Mitarbeiter und deren Angehörige oder sonstige Gäste ausgegeben werden.
So ist sichergestellt, dass die monatliche Abrechnung den jeweiligen Bereichen zugeordnet werden kann. Das gleiche System werden wir in unserem österreichischen Jugendhotel und später auch im Hotel an der Ostsee einsetzen, wo die Mitarbeiter im selben Raum wie die Gäste ihr Mittagessen einnehmen können.“
Herr Hübner wollte schon nachfragen. ich bat ihn erst meine Ergänzungen anzuhören: „Felix hat die Angehörigen der Mitarbeiter angesprochen. Dazu muss ich erklären, dass eine Reihe von Mitarbeitern bereits jetzt auf dem Gutshofgelände wohnt, im nächsten Jahr kommen weitere Mitarbeiter aus München dazu, wenn die Wohnungsneubauten fertiggestellt sind. Für deren Kinder, die mittags von der Schule zurückkehren, haben wir die Kantine geöffnet, damit ihre Eltern sich in ihrer Mittagspause erholen können und die Kinder trotzdem ordentlich versorgt sind. Diese Speisen und Getränke werden über die Eltern abgerechnet.“
Herr Hübner meinte: „Damit hat sich meine Frage schon erübrigt. Was ich aber mit Bewunderung feststelle, ist das soziale Engagement gegenüber ihren Mitarbeitern. Ich denke, dass die paar Essen für die Angehörigen in der Küche kaum auffallen werden, weil dort sicher einige hundert Essen vorbereitet werden.“
Felix nickt und bestätigte: „Während des großen Zeltlagers im Sommer wurden in der Küche teilweise täglich mehr als fünfhundert Mittagessen zubereitet. Zudem wird unser größeres Stadtbüro ebenfalls mitversorgt.“
Danach startete Felix seine Präsentation und stellte den Herren die Struktur der Stiftung vor. Er erklärte, dass die Stiftung aktuell eine Immobilienbestand von über dreihundert Millionen verwaltet, der größte Teil davon in Bayern, aber auch in anderen Orten Deutschlands. Weitere Immobilien sind in Spanien, vor allem auf der Insel Mallorca, und in Österreich.
Die zum Gutshof gehörende Immobilien- und Hausverwaltung betreut den Immobilienbestand der Stiftung, den Bestand des Gutshofes und Immobilen im Fremdauftrag im Gesamtwert von mehr als einer halben Milliarde.
Inzwischen gehört ein Handwerksbetrieb zum Gutshof, der sämtliche Gewerke umfasst, die am Bau benötigt werden und vorwiegend für den verwalteten Immobilienbestand eingesetzt wird. Dadurch konnten längere Leerstände bei Neuvermietungen erheblich reduziert werden, was gleichzeitig die Ertragssituation der Stiftung verbessert hat. Er stellte noch einige weitere wichtige Daten rund um die Stiftung vor.
Ich beobachte die meiste Zeit unsere Gäste und mir fiel auf, dass sie bei einigen Zahlen und Fakten die Felix präsentierte, einen erstaunten Gesichtsausdruck zeigten. Als er geendet hatte, sagte ich: „Ich hoffe, wir haben sie nicht mit unseren Zahlen erschlagen. Mir ist bewusst, dass die Stiftung inzwischen in einer Größenordnung arbeitet, den nur wenige Stiftungen erreichen. Möglich war das nur durch zwei riesige Erbschaften, die in die Stiftung eingeflossen sind. Damit konnten wir in diesem Jahr einen zwei- oder dreiwöchigen Urlaub für einige hundert Kinder ermöglichten.“
Kurz vor zwölf Uhr dreißig meinte ich, wir sollten langsam aufbrechen und in die Kantine wechseln. Wir gingen hinüber ins Gesindehaus und stellten uns in die Reihe der Wartenden. Schon nach kurzer Zeit erreichten wir die Ausgabe. Ich bat die Herren sich aus einem der drei Menüs eines auszuwählen. Ich zahlte mit meinem Chip und wir suchten uns einen Tisch, an dem wir alle einen Platz fanden. Während des Essens meinte Herr Jansen, er finde, dass unser Kantinenessen, und das, was die Kinder aufgetischt bekommen, wenig mit ihm bekannter Kantinenkost gemein hat. Schon beim Geschmack merke man einen Unterschied.
Ich erklärte ihm, dass in der Küche zum einen vorwiegend einheimische Produkte verarbeitet werden, beispielsweise wird das Gemüse in einer zum Gutshof gehörenden Gärtnerei biologisch angebaut. Unser Küchenchef legt sehr viel Wert darauf, dass möglichst unbelastete Lebensmittel auf den Tisch kommen. Das gleiche Essen, das hier in der Kantine angeboten wird, können sie im Restaurant im Gutshof als Mittags- oder Seniorenmenü bestellen. Wir haben die gleiche Qualität, wie im Restaurant und das ist das, was sie auch schmecken.
Herr Lustig meinte, ich bin ebenfalls überrascht und zugleich verstehe ich jetzt ihre Mitarbeiter, die ihre Kinder in die Kantine zum Essen schicken. Die Zusammenstellung ist zum einen auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet, zum anderen aber auch für Erwachsene sehr reizvoll. Wenn das Essen dann so gut schmeckt, würde sogar ich täglich zugreifen.
Auf dem Weg zurück ins Büro sprach mich Herr Lustig an, dass ihm aufgefallen sei, dass mich alle Mitarbeiter grundsätzlich mit Vornamen ansprechen. Ich erklärte ihm, dass wir in allen Unternehmen der Gutshofgruppe und der Stiftung festgelegt haben, dass alle Mitarbeiter mit ihrem Vornamen anzusprechen sind. Ich habe dabei festgestellt, dass Mitarbeiter mit Problemen, eher mit ihrem Chef darüber sprechen, wenn sie ihn mit seinem Vornamen anreden können. Ich biete ihnen an, dass wir die weitere Besprechung auf eine persönlichere Basis stellen können.
Er sprach mit seinen beiden Kollegen und teilte uns mit, in unseren Büros wird unter den Kollegen ebenfalls die Vornamensvariante verwendet. Ich bin der Rüdiger, mein Hamburger Kollege der Arno und unser Münchner heißt Georg.
Jetzt war ich gefragt. ich stellte die Runde vor und wie wir uns den Ablauf der nächsten, maximal vierundzwanzig Monate, vorstellen. Nach unseren Gesprächen mit dem Hotelmanager am kommenden Wochenende, werden wir, wenn uns die Pläne vorliegen, mit unseren Architekten in die Umgestaltungsplanung einsteigen. In einem ersten Schritt werden dann die Funktions- und Gemeinschaftsflächen vollständig erneuert. In dieser Phase bleibt das Hotel definitiv geschlossen.
Im nächsten Schritt werden dann die Gästezimmer renoviert und möbliert. In dieser Phase könnte die Nutzung der Gästezimmer schrittweise wieder anlaufen, sofern durch die Baumaßnahmen die Lärm- und Schmutzbelastung nicht zu hoch ist. Vermutlich wird uns unser Besuch am Wochenende dazu weitere Erkenntnisse bringen.
Mit dem Abschluss der Baumaßnahmen wird die Immobilie als Landschulheim und Urlaubsdomizil für Kinder und Jugendliche geführt. Gleichzeitig werden wir versuchen an den Wochenenden, wie bereits im Gesindehaus, Fortbildungsveranstaltungen für Jugendliche zu etablieren. In den Sommermonaten, mit Ausnahme der Ferienzeiten, wäre eine Nutzung auch als Bade-Kurzurlaub für geringverdienende Familien eine weitere Nutzungsmöglichkeit.
Mit dem Ende meiner Ausführungen meinte Rüdiger: „Ich sehe, dass ihr genau die Vorgaben des verstorbenen Eigentümers umsetzen wollt. Mir gefällt eure Idee, wie ihr zusammen mit dem Restaurant, eine gastronomische Lösung erarbeitet habt, die vielleicht auch im Hotel an der Ostsee umgesetzt werden kann. Einen Bereich mit gehobener Gastronomie und einen gesonderten Speisesaal für die sonstigen Gäste, versorgt aus einer Küche.“
Die Idee hatten wir auch, meinte Felix, waren uns aber nicht sicher, ob wir sie bei diesem Objekt verwirklichen dürfen. Georg sagte dazu, warum nicht, immerhin ist dies ein Teil eures Konzepts am Gutshof. Ich vermute, dass dieser Aspekt, und möglicherweise sogar weitere, dem Erblasser nur nicht bekannt war.
Rüdiger lachte und bestätigte die Aussage Georgs. Er ergänzte: „Das war weder dem bisherigen Eigentümer noch uns so bekannt Euer Konzept, dass ihr uns beim Mittagessen, gezeigt habt, gehört zu eurem nachhaltigen Projekt einfach dazu.“ Ich ergänzte noch, dass wir in Österreich die gleiche gastronomische Linie anbieten.
Zu den Bauplänen erklärte uns Arno, dass mindestens ein kompletter Satz im Hotel vorliegt. Er hat dem Manager bereits per Mail mitgeteilt, dass sie kurzfristig einen vollständigen Satz an Plänen für euch organisieren und beim Besuch übergeben sollen.
Die nachfolgenden Themen, Übergabe an die Stiftung, Grundbucheintragung und das Prozedere hinsichtlich der Übertragung des gestifteten Geldbetrages wurden ausgiebig dargelegt und diskutiert. Eine halbe Stunde vor der geplanten Rückfahrt nach München, hatten wir alle Punkte abgehakt. Sie verabschiedeten sich und wünschten uns einen angenehmen Hotelaufenthalt an der Ostsee. Georg meinte noch, wir bleiben in Kontakt und arbeiten die Aufgabenliste Punkt für Punkt ab.
Felix und ich saßen noch einige Zeit im Besprechungszimmer und erarbeiteten uns die nächsten Arbeitsschritte für unser weiteres Vorgehen. Als ich in mein Büro zurückkehrte meinte Petra, der Hotelmanager hätte noch einmal angerufen und ihr erklärt, dass ihr in einer Suite mit zwei Doppelbettzimmern untergebracht werdet, da dieses kurzfristig frei geworden sei. Ich rief Felix an und erklärte ihm, dass wir jetzt doch in einem Doppelbett schlafen würden, da wir in einer größeren Suite untergebracht würden.
Abends erzählte ich David und Tobias, dass wir in einer Hotelsuite untergebracht werden mit zwei Schlafräumen mit jeweils zwei Schlafmöglichkeiten. Die Beiden erklärten, dass sie ihre Reisetaschen umgekrempelt haben und in Sachen Bekleidung einiges geändert haben. Sie fragten, ob sie Badesachen mitnehmen dürfen, da das Hotel über eine eigene Schwimmhalle und Sauna verfügt. Ich sagte zu ihnen: „Sicher könnt ihr sie mitnehmen, wobei ich persönlich einen Saunabesuch vorziehen würde.
Als Dennis seinen Dienst beendet hatte und im Wohnzimmer auftauchte, meinte er, die drei Wochen wären jetzt abgelaufen und er hätte gern in den nächsten Tagen einen Termin mit mir, in der Angelegenheit Caterer und zusätzliche Veranstaltungen am Gutshof.
Ich überlegte kurz, denn ich hatte da so eine Idee. Also fragte ich ihn, wann er in den nächsten Tagen arbeiten würde. Er erklärte mir, dass er morgen noch einmal Spätschicht hätte und danach bis einschließlich Montag seine freien Tage hat. Ich fragte ihn, ob er sich vorstellen können seine morgige Schicht am Montag nachzuholen und dafür morgen einen freien Tag zu bekommen. Er meinte, wenn das möglich ist, warum nicht.
Ich rief Alexandra an und erklärte ihr meinen Anliegen, sie meinte, wenn du Dennis morgen brauchst, ist sie mit einem Tausch einverstanden. Dennis war zwischenzeitlich zu Felix ins Zimmer gegangen und so telefonierte ich noch einmal mit dem Hotel an der Ostsee. Ich klärte ab, ob wir zur Suite noch ein Einzelzimmer dazuhaben könnten, da wir mit einer weiteren Person anreisen würden. Sie meinte kein Problem, die fünfte Person kann ebenfalls in der Suite untergebracht werden, da sie über einen dritten Schlafraum mit einem Bett verfügt. Ich bedankte mich bei ihr und bestätigte, dass wir zu fünft anreisen würden.
Ich ging über den Flur zum Zimmer von Felix und Dennis, klopfte an ,und als herein gerufen wurde, trat ich ein. Felix war gerade dabei seine Reisetasche für unsere Fahrt an die Ostsee zu packen. Mit Blick auf Dennis fragte ich beide, ob sie noch eine weitere Reisetasche besitzen, die noch gepackt werden könne. Dennis schaute mich an und erklärte, er könne mir seine Tasche ausleihen. Während er seine Tasche suchte, erklärte ich in Richtung Felix, dass sie die Tasche mit Dennis Bekleidung füllen sollen.
Felix schaute mich ungläubig an und fragte leise nach, ob das bedeuten soll, dass Dennis ebenfalls mit an die Ostsee fährt. Ich nickte nur stumm, da Dennis seine Tasche gefunden hatte und mir übergeben wollte. Felix meinte: „Dennis, du brauchst die Tasche nicht Peter geben. Wir sollen für dich einpacken. Du fährst morgen mit uns an die Ostsee bis zum Sonntag.“
Dennis schaute mich mit fragendem Blick an und sagte: „Ihr verarscht mich jetzt nicht? Wieso soll ich mitkommen? Ich kann euch doch gar nicht helfen.“
Felix nahm Dennis in den Arm und erklärte ihm: „Wieso solltest du nicht helfen können, es reicht, wenn du ein aufmerksamer Beobachter bist und deine Eindrücke, die du sammelst mit Peter teilst. Genau dieses Vorgehen hat Peter mit mir,bei zwei Terminen bereits praktiziert.“
Ich bestätigte Felix Aussage und ergänzte, dass wir uns, während der sicher acht- bis neunstündigen Anreise über sein Veranstaltungsprojekt unterhalten werden. Ergänzend meinte ich, wir fahren morgen Mittag los, sammeln David und Tobias an der Schule ein und danach geht es direkt an die Ostsee weiter.
Es klopfte und Tobias ein. Er verkündete, dass sie vergessen hätten, mich zu informieren, dass ihr Schultag morgen bereits um zwölf Uhr endet und sie eine Stunde früher abgeholt werden können. Dennis erzählte, dass Peter ihn ebenfalls mit an die Ostsee mitnehmen wolel, und er sich schon auf den gemeinsamen Ausflug mit den beiden Jungs freut.
Tobias ging zurück zu David und keine fünfzig Sekunden später standen beide wieder im Zimmer. David sagte: „Tobias versucht gerade mich auf den Arm zu nehmen, oder könnt ihr bestätigen, dass Dennis uns auf der Reise an die Ostsee begleitet?“
Ich grinste und antwortete ihm: „Ich glaube kaum, dass es Tobias gelingt, dich auf den Arm zu nehmen, dafür bist du viel zu groß und zu schwer. Ich kann jedoch bestätigen, dass Dennis mitkommt. Die Entscheidung dazu ist erst vor knapp fünfzehn Minuten gefallen. Wegen der Unterbringung habe ich noch neuere Informationen für euch. Felix ist bereits informiert, dass wir eine ganze Suite für uns haben werden. Seit gut fünf Minuten steht fest, dass in der Suite ein weiteres Zimmer mit nur einem Bett vorhanden ist. Ihr werdet euch die die beiden Zweibettzimmer teilen und ich schlafe im Einbettzimmer.“
David meinte: „Jetzt fehlt nur noch, dass Thomas auch mitkommt, dann ist die vollständige Wohngemeinschaft über das Wochenende an der Ostsee.“
Felix grinste und meinte: „Ich glaube kaum, dass Peter Thomas mitnehmen wird. Zum einen wird er morgen sicher den ganzen Tag in der J. Graf GmbH gebraucht und zum zudem hat er mit der Stiftung nichts zu tun. Dazu kommt als drittes, dass er uns nur deshalb mitnimmt, damit wir nebenbei lernen können oder unsere Meinung dazu abgeben können.“
Ich schaute alle vier an und erklärte: „Felix sieht das schon richtig. Thomas wird hier vor Ort gebraucht. Für Dennis und Felix ist es eine Dienstreise, so wie sie es auch für mich ist. Bei David und Tobias vermutet Felix richtig. Ihr seid dabei, um zu lernen und mir von euren persönlichen Eindrücken zu berichten.“
Mit einem „schlaft gut und macht nicht mehr zu lange heute“, verabschiedete ich mich und ging zurück ins Wohnzimmer. Hier fand ich Thomas, dem ich meine geänderten Reisepläne erzählte. Er grinste mich frech an und erklärte mir: „Sehr gut, dann habe ich die nächsten drei Nächte eine sturmfreie Bude für mich. Da kann ich die Puppen tanzen lassen und keiner stört mich dabei.“
Ich grinste und konterte: „Keine Sorge, ich werde schon dafür sorgen, dass du einen Aufpasser hast. Ich kann es mir nicht erlauben dass nach meiner Rückkehr, tonnenweise Beschwerden, wegen nächtlicher Ruhestörung, an mich herangetragen werden. Ich schlage dir vor, du nutzt die drei Nächte, um dich von den Jungs zu erholen.“
Er grinste und meinte dazu: „Vielleicht sollten wir den heutigen Abend noch nutzen, damit ichjnicht auf dumme Ideen komme und ich wirklich die Puppen tanzen lassen würde.“
Das war unser Stichwort, um schnellstens in unserem Schlafzimmer zu verschwinden.
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