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Regenbogenfamilie

Kapitel 16 - Pool-Boy und Verwalter der Finca

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Informationen

 

Am nächsten Morgen - Philipp und Marcus waren bereits vor uns aufgestanden und hatten das Frühstück vorbe­reitet - stand plötzlich Philipp in unserem Schlafzimmer und wollte uns auf­wecken. Als er uns friedlich aneinandergekuschelt und schlafend vorfand, hätte er uns am liebsten noch weiterschlafen lassen. Da er jedoch wusste, dass wir vor­mittags zu Opa ins Krankenhaus wollten, weckte er uns letzt­endlich doch sofort.

Wie früher als kleiner Junge sprang er mit Indianergeheul in unser Bett. Das kannten wir seit Jahren nicht mehr von ihm, spätestens seit dem Zeitpunkt, als in die Pubertät kam. Er kuschelte sich zwischen Thomas und mich und meinte: „Das wollte ich schon lange mal wieder machen, leider gab es schon länger keine Gelegenheit mehr dazu.“

Wir grinsten uns an und Thomas fragte ihn beiläufig: „Was glaubst du, dass dein Marcus wohl denken wird, wenn du einfach zu zwei anderen Männern ins Bett hüpfst?“

Bevor er etwas sagen konnte, stand Marcus, angelockt durch Philipps Lärm, in der Schlafzimmertür und starrte mit offenem Mund auf die ihm dargebotene Szene.

Bevor Marcus etwas sagen konnte, rief Philipp ihm zu: „Komm her zu uns, diese Gelegenheit bietet sich so schnell nicht wieder, mit meinen Vätern gemeinsam zu kuscheln.“ Marcus blickte noch immer sprachlos auf uns, bis ich ihm mit Kopfnicken bedeutete, dass er ruhig mit uns kuscheln dürfe.

Zögernd näherte er sich dem Bett und warf sich auf Philipp, setzte sich auf seine Oberschenkel und drückte Philipps Hände auf die Matratze. Gleichzeitig fragte er ihn: „Muss ich mir jetzt Sorgen machen, weil du so mir nichts, dir nichts zu zwei älteren Herren ins Bett springst? Lass das nicht zu einer dauerhaften Angelegenheit werden“

Bevor Philipp etwas sagen konnte, hatten sich die beiden älteren Herren Marcus geschnappt und kitzelten ihn kräftig durch, was Thomas kommentierte: „Wie? Ältere Herren? Mit euch beiden nehmen wir es allemal noch problemlos auf.“

Als wir von Marcus abließen, schob Philipp seine Antwort auf Marcus‘ Frage nach: „Ja, solltest du.“

Marcus schaute Philipp mit weit aufgerissenen Augen an: „Wie jetzt?“

Phillip grinste schelmisch und erklärte: „Kannst du dich nicht mehr erinnern, wie es früher war, wenn du am Wochenende bei uns zu Besuch warst und am Sonntag­morgen zusammen mit meiner Schwester und mir über die beiden hergefallen bist?

Das hat dir doch auch Spaß gemacht und du hast dir nichts dabei gedacht. Zumal das bei dir zu Hause nicht möglich war bei deinen Eltern. Klar sind wir inzwischen älter geworden, aber es sind immer noch meine Väter und wahrscheinlich eines Tages deine Schwiegerväter.“

Marcus schielte zu uns beiden, blickte dann wieder Philipp ins Gesicht und antwortet: „Stimmt, das hat mir sogar viel Spaß gemacht, aber inzwischen sind wir beide erwachsen und da benimmt man sich nicht mehr so kindisch oder kindlich.“

Jetzt war es Thomas, der als erster reagierte und meinte: „Ich sehe das nicht so eng wie du, man sollte sich auch als Erwachsener seine kindlichen Fantasien erhalten, sonst wird das Leben schnell langweilig. Selbst die beiden älteren Herren sind oft ausgesprochen kindisch.“

Wir kuschelten noch eine Weile, bevor wir schließlich aufstanden; Thomas und ich verschwanden im Bad und die beiden Jungs gingen wieder nach unten.

Zwischendurch schickte Philipp Marcus los, um seine Großmutter zu wecken, damit sie zusammen mit uns frühstücken konnte.

Auf dem Weg nach unten trafen wir auf meine Mutter, die ebenfalls in Richtung Frühstückstisch unterwegs war. Gemeinsam gingen wir ins Esszimmer, wo die beiden Jungs schon reichlich gedeckt hatten, und setzten uns an den Tisch.

Philipp holte noch den Kaffee aus der Küche, so konnten wir mit dem Frühstück anfangen. Unvermittelt fragte meine Mutter: „Was war das vorhin für ein Indianergeschrei? Ist Kevin plötzlich auch hier auf Mallorca?“

Da keiner der anderen etwas dazu sagen wollte, erbarmte ich mich, nachdem ich heruntergeschluckt hatte, und antwortete ihr: „Nein, Kevin ist zu Hause bei seinen Eltern. Das war nur Philipp, der heute Morgen meinte, er müsse uns wie früher mit diesem Gebrülle aufwecken. Allerdings waren Thomas und ich bereits wach und hatten uns nur schlafend gestellt, als er vorsichtig ins Schlafzimmer geschaut hat.“

Philipp schaute mich kurz an und meinte dann: „Ihr Schufte, ihr habt gar nicht mehr geschlafen, dann war das ganze Indianer­geheule ja vergebliche Mühe.“

Ich grinste Philipp an und antwortete: „Naja, erschreckt hast du uns schon, aber wann hat man als alter Mann, wie Marcus uns bezeichnet hat, schon mal die Gelegenheit, den Sohn und dessen Freund im Arm zu halten und miteinander zu kuscheln.“

Mutter runzelte die Stirn und fragte nach: „Alter Mann, wie soll ich das jetzt verstehen? So alt bist du nun auch wieder nicht. Okay, du bist zwar über fünfzig, aber im Vergleich zu mir zählst du eher noch zum jungen Gemüse.“

Philipp erklärte daraufhin, was es mit dem alten Mann auf sich hat: „Marcus ist durch mein Geschrei nach oben gelockt worden und hat dann gefragt, ob er sich Sorgen machen müsse, weil ich zu zwei älteren Herren ins Bett gesprungen sei.“

Meine Mutter fing bei den Erläuterungen von Philipp an zu grinsen und fasste zusammen: „Aha, du bist also wie früher mit unge­stümem Drang ins Schlafzimmer eingedrungen, hast dein Indianer­geschrei losgelassen und bist zu Peter und Thomas ins Bett gehüpft, wo dich Marcus fand, als er schauen wollte, ob dir etwas geschehen sei, wie er es zumindest vermuten konnte bei deiner Lautstärke.“

Nach einer kurzen Pause sprach sie weiter: „Ihr werdet wohl alle vier nie erwachsen. Kommt mir nur nicht auf die absurde Idee, das mit dem Geschrei und dem In-die-Betten-Hüpfen in meinem Schlafzimmer zu veranstalten, das dürfen nur noch meine Urenkel.“

Philipp darauf frech zu Oma: „Warum eigentlich nicht, Oma, ich finde die Idee gar nicht mal so schlecht.“

Marcus, der die ganze Unterhaltung bisher staunend verfolgte hatte, sagte dann: „Ich für meinen Teil werde auf alle Fälle versuchen, Philipp von so einem Vorhaben abzuhalten. Mir war das heute Morgen zuerst schon etwas peinlich, aber nachdem Peter und Thomas damit kein Problem hatten und ich ebenfalls mit den beiden kuscheln durfte, habe ich es durchaus genossen.“ Er ergänzte leise: „Zuhause bei meinen Eltern war so ein unge­zwungenes Miteinander nie möglich.“

Ich nahm Marcus, der neben mir saß, in den Arm und erklärte ihm: „Marcus, das ist absolut okay. Du und Philipp, ihr seid doch unsere Jungs. Ihr wisst, wenn etwas ist, dass ihr immer zu uns kommen könnt. Du darfst dich jederzeit an Thomas oder mich kuscheln, wenn du das Gefühl hast, dass wir diejenigen sind, die dich in einer besonderen Situation trösten können. Ich würde mich auch heute noch an meine Mutter kuscheln, wenn ich das Bedürfnis dazu hätte. Sie hat mich in der Zeit, als ich Gabriele und Martina und Philipp ihre Mutter verloren hatten, des Öfteren getröstet und ich konnte mich an sie kuscheln und ihr Kind sein.“

Meine Mutter meinte dann nur noch: „Verstehe einer mal die Männer, ich habe längst kapituliert immer alles zu verstehen, selbst Walter schafft es immer noch, mich hin und wieder damit zu verblüffen.“

Marcus bedankte sich mit glasigen Augen.

Ich versuchte mir vorzustellen, wie das so sei, wenn man als Kind nicht von seinen Eltern getröstet und in den Arm genommen wird.

Die anderen saßen ebenfalls still am Tisch und erst nach einer längeren Pause fing Thomas an: „Ich kenne dieses Gefühl auch, nie­manden zum Kuscheln zu haben, aus meiner Kindheit. Meine Eltern konnten das auch nicht, da sie es in ihrer Kindheit selbst nicht anders erlebt hatten. Heute habe ich Peter, der meine große Stütze in schwierigen Situationen ist und der mich in den Arm nimmt, wenn ich es brauche.“

Nach dem Frühstück beeilten Thomas und ich uns, zu meinem Vater ins Krankenhaus zu kommen, Mutter wollte erst am Nachmittag mit den Jungs zusammen ins Krankenhaus fahren. Bevor wir losfuhren, fragten wir vorsichthalber, ob wir auf dem Rückweg vom Krankenhaus noch etwas einkaufen sollten, obwohl wir nach unserer gestrigen Einkauforgie genügend im Haus haben sollten.

Marcus fragte nur, ob wir für heute Nachmittag etwas zum Kaffee brauchen könnten, wenn Herr Garcia käme. Meine Mutter erwiderte, dass dies nicht notwendig sei, sie würden am Vormittag einen Kuchen backen.

Auf dem Weg ins Krankenhaus fragte mich Thomas: „Wie soll es jetzt weitergehen? Wie lange, meinst du, bleiben wir noch auf der Insel?

Nach kurzem Überlegen antwortete ich: „Das kann ich dir im Moment beim besten Willen nicht sagen. Wir haben jetzt noch knapp zwei Wochen Zeit, bevor wir eine Entscheidung treffen müssen, wie es weitergehen soll. Wenn sich bis dahin nichts verändert, egal in welche Richtung, also besser oder schlechter, werden wir beide wahrscheinlich nach Hause zurückfliegen.

Philipp und Marcus könnten dann noch ein oder zwei Wochen bei Mutter bleiben, bevor sie ebenfalls zurückfliegen müssten. Danach beginnt wieder das neue Semester für die beiden. Was bis dahin sein wird, kann uns nur die Zeit zeigen.“

Inzwischen standen wir vor dem Krankenhaus, Thomas hatte einen gut gelegenen freien Parkplatz gefunden. Auf dem Weg zu meinem Vater erwiderte ich noch: „Denk einfach nicht darüber nach, lass einfach alles auf uns zukommen. Es bringt nichts, wenn wir uns verrückt machen. Zum anderen haben wir noch genügend Aufgaben, damit uns in diesen knapp zwei Wochen nicht langweilig wird.“

Im Krankenzimmer angekommen, wollte ich meinen Vater begrüßen, doch er schlief noch beziehungsweise war wieder weggedöst. Thomas und ich holten uns die Stühle und setzten uns an sein Bett. Ich legte vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, meine Hand auf seine und streichelte sie.

Irgendwann schlug er die Augen auf und als er uns erkannte, fragte er gleich, ob wir denn schon länger hier an seinem Bett geses­sen hätten.

Bevor ich einen Ton herausbrachte, erklärte ihm Thomas: „Wir sitzen schon einige Minuten hier bei dir am Bett, aber du hast so friedlich geschlafen, da wollten wir dich nicht aufwecken.“

Mein alter Herr, ich musste dabei etwas schmunzeln, weil ich an unser Erlebnis vom Morgen dachte, reagierte leider etwas unge­halten auf Thomas und schnauzte ihn regelrecht an: „Ihr hättet mich ruhig auf­wecken können, wenn ich eines Tages gestorben bin, dann könnt ihr euch noch stun­denlang ans Bett setzen und mich anstarren. Dann bin ich nicht mehr in der Lage mit euch zu sprechen, aber solange ich noch am Leben bin, solltet ihr immer versuchen mich aufzuwecken, wenn ihr hier seid.“

Ich erzählte dann Vater, dass ich gestern Nachmittag noch mit Herrn Garcia telefoniert hatte und wir für heute Nachmittag einen Termin für ein erstes Gespräche vereinbart haben. Er werde direkt zu uns auf die Finca kommen, um sich gleich auch ein Bild von den Aufgaben zu machen. Vater meinte dann nur, dass ich mich ja nicht über den Tisch ziehen lassen sollte und hart, aber fair mit Herrn Garcia verhandeln solle.

Wir diskutierten noch über das eine oder andere, bis ich bemerkte, dass mein Vater wieder müde wurde. Bevor er einschlief, verab­schiedeten wir uns von ihm und machten uns auf den Rückweg.

Unterwegs meinte Thomas: „Wenn ich mir deinen Vater so betrachte, dann hat sich in den letzten beiden Tagen nicht viel an seinem Zu­stand verändert. Ich glaube, deine Aussage von vorher, dass wir ein­fach alles auf uns zukommen lassen sollten, ist wirklich noch das Vernünf­tigste, was wir in dieser Situation machen können.“

Bei unserer Ankunft am Haus meiner Eltern wurden wir nicht wie in den Tagen zuvor von den Jungs empfangen, aber ich sah sofort, dass die beiden während unserer Abwesenheit wieder einiges im Garten erledigt hatten.

Wir gingen ins Haus und trafen bereits im Flur auf meine Mutter. Sie fragte uns als erstes, wie es meinem Vater gehe. Wir erzählten ihr, dass wir den Eindruck hätten, dass sich in den letzten beiden Tagen nicht viel an seinem Zustand geändert habe. Ich fragte sie nach Philipp und Marcus und sie meinte, die beiden seien bereits in der Küche und würden eine Kleinigkeit zum Essen vorbereiten.

Während Thomas sich noch mit meiner Mutter unterhielt, ging ich weiter in die Küche. Philipp meinte gleich bei meinem Eintreten, wenn ich den Tisch decken würde, könnten wir in zehn Minuten essen, wenn nicht, würde es fünf Minuten länger dauern.

Ich grinste zurück, verzog mich ins Esszimmer und deckte den Tisch für fünf Personen. In der Zwischenzeit setzten sich Thomas und meine Mutter schon mal an den Tisch. Da ich noch Getränke holen wollte, fragte ich die beiden: „Was wollt ihr trinken?“

„Wasser bitte!“, kam gleichzeitig von ihnen. Ich sah kurz nach, was die Jungs kochten, und entschied mich für einen Weißwein und Wasser als die passenden Getränke zu dieser Mahlzeit.

Damit bewaffnet kehrte zu meinem Schatz und meiner Mutter zurück. Marcus rief aus der Küche, es sei in Kürze alles fertig und sie würden sofort mit dem Essen kommen. Die Getränke stellte ich auf den Tisch und setzt mich dann ebenfalls zu Thomas und meiner Mutter. Ich bekam noch mit, dass die beiden sich über unsere Gedanken austauschten, die uns auf der Rückfahrt durch den Kopf gegangen waren.

Kaum saß ich, tischten Marcus und Philipp bereits auf. Sie stellten alles auf den Tisch und setzten sich ebenfalls zu uns. Jeder bediente sich selbst und die folgenden zwanzig Minuten hörte man hauptsächlich die üblichen Kau-, Schmatz- und sonstigen Geräusche, wie sie beim Essen durch Messer und Gabel verursacht werden.

Als der letzte sein Besteck weggelegt hatte, lobte ich Philipp und Marcus für das gelungene Mittagessen. Wie ich den Gesichtern der anderen entnehmen konnte, waren alle satt geworden und es hatte allen hervorragend geschmeckt.

Meine Mutter wandte sich an die beiden Jungs: „Was meint ihr? Ich würde gerne früher ins Krankenhaus fahren, damit wir spätestens um sechzehn Uhr wieder hier sind, wenn Herr Garcia zum Kaffee kommt.“

Da weder Marcus noch Philipp etwas dagegen hatten, standen die drei auf und verschwanden im Flur. Thomas schaute mich an und meinte ironisch empört: „Und wir dürfen jetzt alles aufräumen und die Küche wieder sauber machen.“

Ich grinste ihn an: „Du wirst es überleben, außerdem helfe ich dir ja und fürs Geschirr gibt es ja die Maschine.“

Wenige Minuten später war alles weggeräumt und es dauerte nicht allzu lange, bis auch die Küche selbst wieder glänzte, so viel Unordnung hatten uns die beiden Jungs mit ihren Kochkünsten in der Küche doch nicht hinterlassen.

Thomas schlug vor, dass wir uns heute zur Erholung ein wenig in den Garten legen könnten, ein schattiges Plätz­chen würde sich schon finden. Bevor ich ihm nach draußen folgte, deckte ich vorsorglich schon mal den Kaffeetisch für heute Nachmittag.

Ich fand Thomas in der Nähe des Pools unter einem schattigen Baum. Er hatte es sich bereits auf einer Liege bequem gemacht und eine zweite Liege für mich daneben gestellt.

Ich entledigte mich meines T-Shirts und meiner Shorts und legte mich neben ihn. Er schaute zu mir und fragte: „Willst du nur nahtlos braun werden oder versuchst du mich damit nervös zu machen?“

„Nervös machen will ich dich nicht und nahtlos braun bin ich eigent­lich schon“, antwortete ich ihm. „Ich will aber zwischen­durch in den Pool und mich erfrischen und da muss ich nicht unbedingt mit nassen Klamotten wieder auf die Liege zurück.“

„Wenn das so ist“, erwiderte er, entledigte sich seiner Shorts und lag nun ebenfalls nackt neben mir.

Ich musste etwas eingedöst sein, registrierte jedoch, dass jemand neben mir stand. Ich öffnete meine Augen und bemerkte einen Fremden, der mich und Thomas überrascht anstarrte.

Ich sortierte kurz meine Gedanken und sagte zu dem jungen Kerl auf Deutsch: „Noch nie nackte Männer auf einer Liege gesehen?“

Natürlich erwartete ich keine Antwort, als Einheimischer hatte er mich wahrscheinlich nicht verstanden. Er schaute mich verwundert an und stottert: „Doch, schon, aber noch nie während meiner Arbeit.“

Er hatte in perfektem Deutsch geantwortet. Jetzt schaute ich mir den jungen Mann etwas genauer an. Er war wohl um die dreißig und mit einer Short sowie mit einem Muskel-Shirt bekleidet. Meine nächste Frage an ihn war dann nur logische Schluss­folgerung dessen, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging: „Dann musst du wohl der Pool Boy sein, der regelmäßig nach dem Pool hier schaut. Ich bin Peter, der Sohn des Eigentümers und neben mir liegt mein Lebensgefährte Thomas.“

Damit hatte ich ihn wohl vollends aus dem Konzept gebracht. Er schaute uns lange an. Schließlich fragte er unsicher: „Seid ihr beide etwa schwul?“ Thomas antwortete ihm mit einer Gegenfrage: „Hast du damit ein Problem?“

Grinsend erwiderte er: „Überhaupt nicht, ich lebe selbst mit einem Mann zusammen.“ Mir war aufgefallen, dass er sehr gut deutsch sprach, obwohl sein Aussehen eher auf einen Südländer schlussfolgern ließ. Deshalb fragte ich: „Wieso sprichst du so gut Deutsch, du bist doch sicher Spanier?“

„Ja, ich bin Spanier, aber in Deutschland geboren und aufgewachsen. Vor gut zwei Jahren bin ich wegen meines Freundes und jetzigem Ehepartner nach Mallorca gezogen. Ich habe ihn hier im Urlaub kennengelernt. Mit meiner Ausbildung betreue ich hier Pools und Schwimmanlagen. Ich arbeite für diverse Hotels, aber auch für Privatleute. Ich werde mich mal an meine Arbeit machen und euren Pool kurz säubern und die Wasserqualität prüfen.“

Er drehte sich um und verschwand kurz im Poolhäuschen, um mit den benötigten Utensilien wieder am Pool zu erscheinen. Wir beide schauten ihm eine Zeitlang bei seinen Tätigkeiten zu und unterhielten uns.

Nach zwanzig Minuten stand er wieder neben uns und meinte: „Alles in Ordnung mit eurem Pool, ich komme dann in zwei Wochen wieder, um nach dem Rechten zu sehen, Tschau.“

„Stopp“, rief ich ihm hinterher, „wir sollten uns noch kurz unterhalten.“ Er drehte sich wieder um und schaute uns an. „Setz dich zu mir auf die Liege“, forderte ich ihn auf.

Als er sich neben mich gesetzt hatte, erklärte ich ihm: „Mein Vater liegt zurzeit im Krankenhaus, deswegen sind wir auch außerhalb der Saison auf Mallorca. In­zwischen steht fest, dass meine Mutter wieder nach Deutschland zurückziehen will, und mein Vater ist dem auch nicht mehr so abgeneigt wie noch vor einigen Jahren.

Es steht jedoch zu befürchten, dass er wegen seines schwer angeschlagenen gesund­heitlichen Zustandes gar nicht mehr lebend nach Deutschland zurückkehren kann. Wir haben heute Nachmittag noch ein Gespräch mit Pedro Garcia. Der könnte der künftige Verwalter des Anwesens werden, wenn die Familie nur noch zur Urlaubs­zeit nach Mallorca kommt.“

„Muss ich damit rechnen, dass ich damit meinen Job bei euch verliere?“, fragte er mich.

„Die Frage kann ich dir jetzt noch nicht mit endgültiger Sicherheit beantworten. Aber mal eine andere Frage an dich: Was habt ihr beide, du und dein Freund, heute Abend vor? Es würde uns freuen, wenn ihr zu uns kommt, zum einen könnten wir dir dann sicher schon eine Antwort auf deine Frage geben und zum anderen laden wir euch ein, mit uns einen gemütlichen Grillabend zu verbringen und uns näher kennenzulernen.“

Er überlegte kurz, zog sein Smartphone aus der Hosentasche und tele­fonierte mit seinem Freund. Als er das Gespräch beendet hatte, lächelte er uns an und nahm die Einladung für heute Abend an.

Er stand auf und im Weggehen rief ich ihm nach: „Wir sehen uns dann so gegen neunzehn Uhr hier zu einem gemütlichen Abend­essen.“

Als er bereits außer Sichtweite war, sagte Thomas zu mir: „Glaubst du, dass das eine gute Idee ist, die beiden für heute Abend zum Essen einzuladen?“

„Ja“, antworte ich ihm, „damit kann ich gleich zwei Dinge auf einmal lösen. Erstens kann ich wahrscheinlich nach dem Gespräch mit Herrn Garcia seine Frage nach der Weiterbeschäftigung beantworten und zweitens können wir den beiden zeigen, falls sein Freund ein eifer­süchtiger, feuriger Spanier sein sollte, dass der auf uns nicht eifersüchtig sein muss.

Hätte ich ihn nur allein eingeladen zum Gespräch, wer weiß, auf welche Gedanken sein Partner gekommen wäre, sofern er ihm vorher erzählt hätte, dass er bei einem nackten, schwulen Pärchen die Pool-Reinigung durchgeführt hat. Ich will dir aber auch sagen, dass es keine Fehler sein kann, schwule Freunde auf Mallorca zu haben, die hin und wieder ein Auge auf das Anwesen werfen können.“

Thomas entgegnete mir: „So weit bin ich bei meinen Überlegungen gar nicht gekommen und deshalb auch meine Frage. Aber wenn ich mir deine Ausführungen so durch den Kopf gehen lasse, dann finde ich die Idee sogar hervor­ragend.“

Ich wollte mich jetzt etwas im Pool erfrischen und tat das auch kund. Thomas folgte mir direkt unter die Dusche und kurz darauf tobten wir beide wie zwei kleine Jungs durchs Wasser.

Bevor ich mich völlig verausgabte, kletterte ich aus dem Pool und stellte mit einem kurzen Blick auf die Zeit fest, dass wir so langsam mit den Vorbe­rei­tungen für unser Kaffeekränzchen und das Ge­spräch mit Herrn Garcia beginnen sollten. Ich trocknete mich ab und scheuchte Thomas ebenfalls aus dem Wasser. Ich zog mir wieder meine Short und mein T-Shirt an und ging ins Haus.

Mein erster Weg führte mich in die Küche und ich setzte frischen Kaffee auf. Thomas kam kurz nach mir und fragte, wieso ich es plötzlich so eilig hätte, wir hätten doch noch genügend Zeit, alles in Ruhe vorzubereiten.

Ich antwortete ihm: „Stimmt schon, aber wir sollten uns heute Nachmittag nicht ins Esszimmer setzen, sondern es uns lieber auf der schattigen Terrasse gemütlich machen. Dazu müssen wir alles, was ich drinnen bereits aufgedeckt habe, nach draußen schaffen.“

Während ich in der Küche blieb, ging Thomas ins Ess­zimmer und stapelte Geschirr und Besteck auf ein Tablett, um es auf die Terrasse zu bringen.

Der Kaffee war noch nicht ganz durchgelaufen, als draußen ein Auto vorfuhr. Dem Klang nach konnten es nur meine Mutter und unsere beiden Jungs sein, die gerade aus dem Krankenhaus zurückkamen. Kurze Zeit später stand Philipp in der Küche und fragte: „Na, alles klar bei euch beiden?“

„Bis grade, als du die Küche gestürmt bist, war alles noch in bester Ordnung.“

Marcus war inzwischen ebenfalls in der Küche und schaute mich mit fragendem Blick an. Ich grinste frech zurück; damit war für ihn klar, dass ich seinen Freund gerade wieder einmal auf die Schippe genommen hatte. Ich meinte, sie könnten Thomas helfen und schauen, was er noch benötigt.

Kaum waren die beiden verschwunden, erschien meine Mutter in der Küche. Diesmal fragte ich, wie es denn Vater ginge. Sie meinte nur, es hätte sich nichts verändert seit unserem Besuch heute Vormittag im Krankenhaus.

Ich informierte sie darüber, dass der Pool Boy während ihrer Ab­wesenheit da gewesen sei und nach dem Pool gesehen hat. Gleich­zeitig erwähnte ich kurz, dass ich ihn und seinen Ehepartner für heute Abend zum Essen eingeladen hätte, sie würden so gegen neunzehn Uhr hier eintreffen. Mutter schaute mich an und sagte: „Ich wusste gar nicht, dass unser Mann vom Poolservice auch auf Männer steht.“

Ich schaute vorsichtshalber in den Kühlschrank, ob auch für heute Abend genügend im Haus wäre oder ob wir besser noch zum Einkaufen fahren sollten. Zufrieden stellte ich fest, dass die Vorräte für heute und sieben Erwachsene auf alle Fälle ausreichend sein sollten.

Neben dem Kühlschrank entdeckte ich einige Zettel, die an die Wand gepinnt waren, unter anderem auch einen Zettel mit dem Namen und der Telefonnummer der Firma unseres Pool-Boys Alejandro.

Den Kaffee hatte ich gerade in eine Thermoskanne umgefüllt, als ein weiteres Auto zu hören war. Ich tippte darauf, dass jetzt Pedro Garcia eingetroffen war. Ich drücke Marcus die Kaffeekanne in die Hand und ging zur Haustür, als es auch schon klingelte. Als ich öffnete, stand vor mir ein etwa vierzigjähriger Mann, bekleidet mit einem hellgrauen Anzug, einem weißen Hemd und einer rotbunten Krawatte.

Ich begrüßte Herrn Garcia und bat ihn ins Haus. Über den Flur und durch das Wohnzimmer gingen wir auf die Terrasse, wo wir von den anderen bereits erwartet wurden. Ich stellte alle der Reihe nach vor, zuerst meine Mutter, dann Thomas als meinen Freund und Lebenspartner und zuletzt meinen Sohn Philipp und seinen Freund Marcus.

Nachdem sich alle gesetzt hatten und ihren Kaffee und Kuchen vor sich hatten, sagte Herr Garcia: „Ich hoffe, es macht ihnen nichts aus, wenn ich sie alle mit Vornamen anspreche, bitte nennen sie mich auch einfach nur Pedro.“

Ich sagte erst mal nichts und wartete Mutters Reaktion ab. Sie erklärte sich damit einverstanden.

Zunächst erzählte uns Pedro, wie lange er inzwischen sein Geschäft betreibt, welche Dienst­leistungen er für seine Kunden erbringt und dass dies jeweils mit individuellen Verträgen geregelt wird, da kaum einer seiner Klienten die gleichen Anforderungen habe. Falls weitere Lei­stungen hinzukämen, die bis­her bei ihm überhaupt nicht nachgefragt wurden, sei dies auch kein Problem für ihn, sofern sie überhaupt machbar waren. Unseriöse Forderungen würde er aber grundsätzlich ablehnen.

Nachdem er geendet hatte, herrschte erst mal großes Schweigen in der Runde. Ich war dann derjenige, der ihm erklärte, welche Vorstellungen wir, inklusive unseres Vaters, momentan zusammen entwickelt hatten. Zum Schluss fragte ich ihn, ob es ein Problem gäbe, wenn wir die Poolpflege an ein anderes Unternehmen geben würden.

Bevor er mir antworteten konnte, sah ich, dass Philipp mich mit einem zwei­felnden Blick ansah. Ich ergänzte meine Frage dahingehend, dass die Poolpflege schon seit längerem vergeben war und der Dienst heute Nachmittag hier gewesen war, um Pool und Filteranlage zu überprüfen.

Jetzt antwortete Pedro: „Grundsätzlich sehe ich da kein Problem, ich habe ja schon ausgeführt, dass von meiner Firma nur die mit dem Kunden vereinbarten Dienstleis­tungen durchgeführt werden. Es gibt auch Kunden, die nur die Betreuung des Objektes wünschen und die Vermietung selbst übernehmen. Ich kenne die Poolpflege­firma und habe bisher nichts Negatives über sie gehört. Ich bin selbst auf der Suche nach einer zusätzlichen Firma für die Pools, da mein bis­heriger Dienstleister anfängt zu jammern, dass meine Aufträge langsam zu viel für ihn werden.“

Pedro wollte noch wissen, ab wann wir denn einen Vertrag mit ihm abschließen würden. Hier erklärte ich ihm, dass dies noch nicht eindeutig geklärt und es von mehreren Faktoren abhängig wäre. Erst wenn Vater wieder aus dem Krankenhaus entlassen wäre, würde das Ganze akut. Das wäre jedoch völlig offen, da es bisher keine verlässliche Aussage des Krankenhauses oder des behandelnden Arztes gebe.

Bevor er sich von uns verabschiedete und wieder zurück in die Stadt fuhr, sagt er noch, dass er uns in den nächsten Tagen einen zweisprachigen Vertrag mit den bisher besprochenen Dienst­leistungen und den damit verbundenen Kosten zukommen lassen wolle, damit wir in aller Ruhe darüber beraten könnten. Sofern dann noch Fragen offen wären, würde er diese mit uns gemeinsam klären.

Thomas brachte Pedro zur Haustür, nachdem der sich von allen verbschiedet hatte. Wir anderen blieben noch auf der Terrasse sitzen. Es wurde langsam Zeit, auch die Jungs von unseren Plänen für den heutigen Abend zu unterrichten, nachdem ich Mutter bereits in der Küche informiert hatte.

Ich hatte grade angefangen zu erzählen, was Thomas und ich für den heutigen Abend ausgeheckt hatten, als dieser wieder zu unserer Runde hinzukam. Nachdem ich fast alles erzählt hatte, die Episode mit dem Pool Boy, der uns nackt auf der Liege vorfand, ließ ich aus, besprachen wir, was dafür noch alles zu erledigen wäre.

Schnell waren wir uns einig, grillen zu wollen; Fleisch, Salate, verschieden Saucen und gekochte Kartoffeln hatten wir genü­gend im Haus. Es waren also die ver­schiedenen Salate vorzubereiten, die Kartoffeln zu schälen und das Fleisch zu würzen.

Thomas erklärte sich bereit das Fleisch zu übernehmen, so dass ich mit den beiden Jungs den Rest übernehmen wollte. Mutter meinte, sie würde den Tisch auf der Terrasse für sieben Personen eindecken und noch zwei Gartenstühle aus dem Abstellraum besorgen.

Wir räumten das Kaffeegeschirr zusammen und räumten es sofort in den Geschirrspüler, damit es bei den Vorbereitungen fürs Abendessen nicht im Weg war. Wir begannen mit der Vorbe­reitung der Salate, als Mutter in die Küche kam und fragte, ob wir Wein dazu trinken wollten und wenn ja welchen, damit sie die richtigen Gläser dafür auf den Tisch stellen könne. Wir entschieden uns für einen Weißwein.

Da Thomas mit dem Würzen des Fleisches viel zu schnell fertig war, übernahm er jetzt noch das Schälen der Kartoffeln. Nach gut einer halben Stunde hatten wir alle Vorbereitungen für den Grill­abend so weit wie möglich abgeschlos­sen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir noch etwa dreißig Minuten Zeit hatten, bis unsere Gäste kommen sollten. Thomas und ich be­schlossen noch rasch unter die Dusche zu schlüpfen und uns umzuziehen. Marcus und Philipp wollten ebenfalls kurz duschen und so gingen wir alle nach oben.

Gut zwanzig Minuten später stand ich wieder unten auf der Terrasse bei meiner Mutter, die auf einem Gartenstuhl saß und auf uns wartete. Sie hatte den Terrassentisch in eine festliche Tafel verwandelt. Thomas war in die Küche, um die Kartoffeln auf den Herd zu stellen. Ich ging zum Gasgrill und schaltete in ein, damit er schon vorgewärmt wurde.

Kaum hatte ich den Grill zum Laufen gebracht, klingelte es an der Haustüre. Thomas rief aus der Küche, ich solle doch bitte aufmachen, er könne gerade nicht weg vom Herd.

Ich ging also zur Haustür, öffnete sie und vor mir standen die beiden. Zuerst stellte mir unser Pool-Boy seinen Freund Jorge vor, von ihm selbst wusste ich inzwischen, dass er Alejandro hieß. Ich bat die beiden ins Haus und ging mit ihnen direkt durchs Wohnzimmer auf die Terrasse. Dort stellte ich den beiden meine Mutter vor: Alejandro kannte sie schon, doch Jorge noch nicht.

Alejandro war aufgefallen, dass der Tisch für mehr als fünf Personen gedeckt war. Bevor ich dazu etwas sagen konnte, rief Thomas aus der Küche, ich solle doch bitte dringend in die Küche kommen und ihm helfen. Ich forderte die beiden auf, sich zu setzen, ich wäre gleich wieder bei Ihnen, und ging zu Thomas in die Küche.

Dort drückte mir Thomas die Schüssel mit dem vorgewürzten Fleisch in die Hand. Ich war bereits wieder auf dem Weg nach draußen, als Philipp und Marcus auftauchten. Thomas sagte zu ihnen, dass sie sich auch gleich nützlich machen können und die Salate mit nach draußen nehmen sollten.

Ich stellte die Schüssel mit dem Fleisch auf den kleinen Tisch neben den Grill, auf dem bereits die Saucen standen. Philipp und Marcus brachten die Salate an den Tisch.

Ich stellte unseren beiden Gästen meinen Sohn und Marcus, seinen Freund, vor. Dabei bemerkte ich Alejandros fragenden Gesichtsausdruck, den Jorge mit einem Grinsen quittierte und seinem Mann etwas auf Spanisch sagte, was ich aber leider nicht verstanden habe.

Alejandro übersetzte für uns: „Jorge spricht nur sehr wenig Deutsch, aber er versteht es wegen der vielen deutschen Touristen so einigermaßen. Er meinte, dass das eine große Überraschung für ihn sei, gleich zwei schwule Paare hier zu treffen.“

Ich erklärte an Jorge gewandt, dass die beiden Jungs am Nachmittag mit Mutter bei meinem Vater im Krankenhaus gewesen seien und Alejandro die beiden deshalb am Nachmittag nicht angetroffen hätte, sondern nur Thomas und mich.

Während Philipp wieder zu Thomas in die Küche zurückging, sagte meine Mutter: „Alejandro, ich habe gar nicht gewusst, dass du mit einem Mann zusammenlebst. Ich dachte immer, du wärst verheiratet.“

„Ich bin doch verheiratet“, antwortete ihr Alejandro, „mit meinem Jorge, seit etwa einem halben Jahr. Ihr wisst doch sicher, dass nach spanischem Recht seit einigen Jahren die Ehe zwischen zwei gleichge­schlecht­lichen Personen möglich ist.“

Traurig fuhr er fort: „Jorge war schon einmal verheiratet und hat einen Sohn, den er aber im Moment nur sehr selten sehen darf, da seine Exfrau und Mutter von Jorge Junior dies ablehnt, seit sie mitbekommen hat, dass er auf Männer steht und inzwischen mit mir verheiratet ist.“

Jetzt traten Thomas und Philipp mit dem restlichen Essen auf die Terrasse und stellte ihre Schüsseln auf den kleinen Tisch neben dem Grill.

Thomas begrüßte ebenfalls unsere Gäste, gab beiden die Hand und setzte sich neben mich. Philipp setzte sich neben seinem Marcus.

In den nächsten Minuten erzählten wir von uns und Alejandro erklärte uns das eine oder andere von sich und seinem Jorge. Da die Gespräche auf Deutsch geführt wurden, hatte Jorge immer wieder das Problem, nicht alles zu verstehen, so dass Alejandro immer wieder für ihn übersetzte.

Es war inzwischen schon halb acht geworden, als meine Mutter meinte: „Wollten wir nicht Grillen und gemütlich zu Abend essen?“ Ich schaute Thomas an und antwortete meiner Mutter: „Klar sind wir zum Abendessen hier, aber wir wollen uns auch ken­nenlernen.“

Während ich das sagte, war Thomas aufgestanden, hatte sich zum Grill gestellt und legte die erste Lage Steaks auf, die er nach einigen Minuten zum Verzehr anbot und die ersten sich etwas holen konnten.

Ich fragte Mutter, ob ich ihr was bringen dürfte, und lief zu meinem Schatz, um für sie ein mittelgroßes Fleischstück zu holen; ich ergänzte das Ganze mit einigen Kartoffeln. Die Salate standen direkt auf dem Tisch, so dass sich damit jeder selbst bedienen konnte.

Zwischenzeitlich hatten sich unsere Jungs und die beiden spanischen Freunde bei Thomas auf ihre Teller Steaks geben lassen. Ich befragte meine Mutter, ob alles in Ordnung wäre, was sie für den Moment bejahte. Sie erklärte, dass das Essen hervor­ragend schmecken würde.

Da am Grill wieder Platz war, ging ich jetzt zu Thomas, um mir meine Portion abzuholen. Alejandro und sein Freund waren damit beschäftigt, sich von den gekochten Kartoffeln jeweils kleine Por­tionen auf ihre Teller zu legen. Ich hielt Thomas einen weiteren Teller hin, damit er für sich ebenfalls Fleisch vom Grill auflegen konnte. Auch angelte ich uns ein paar heiße Kartoffeln.

Philipp war mit seiner ersten Portion fertig und fragte: „Will noch jemand Fleisch, dann mache ich jetzt an dem Grill weiter.“ Ich nickte nur mit dem Kopf, da man ja mit vollem Mund bekanntlich nicht spricht.

Alle, mit Ausnahme meiner Mutter, wollten noch ein zweites Steak und so stellte sich Philipp an den Grill und brutzelte die nächsten Fleisch­scheiben. Als erster holte sich sein Marcus Nachschub.

So nach und nach saßen alle mit ihrer zweiten Portion wieder am Tisch, zuletzt folgte uns mein Sohn mit seinem gefüllten Teller. Während wir alle gemütlich aßen, setzten wir nebenbei unsere Unterhaltung fort.

Irgendwann wollte sich meine Mutter zurückziehen, da sie doch langsam müde würde. Sie verab­schiedete sich von unseren Gästen und von uns. Thomas schlug vor, dass wir alles, was nicht mehr benötigt wird, ins Haus bringen sollten. Da auch unsere beiden Gäste mit anpackten, hatten wir alles innerhalb kurzer Zeit in die Küche getragen.

Mein Sohn und Marcus erklärten sich bereit, in der Küche Küchendienst zu schieben, so dass wir es uns mit Jorge und Alejandro auf der Terras­se wieder gemütlich machten. Alejandro erzählte uns von ihrer Eheschließung auf Mallorca, dass sowohl seine Eltern aus Deutschland angereist als auch Jorges Eltern und Geschwister dabei gewesen waren. Obwohl sie eigentlich von seiner zweiten Ehe mit einem Mann nicht gerade begeistert waren, hätten sie inzwischen seine Entscheidung akzeptiert.

Schließlich kamen auch unsere beiden Jüngsten wieder dazu und es wurde noch ein langer und gemütlicher Abend.

Gleichwohl wurde es irgendwann für unsere Gäste Zeit nach Hause aufzubrechen. Wir wünschten ihnen einen guten Nachhauseweg und bekräftigten, weiter in Ver­bindung bleiben zu wollen. Gleichzeitig luden wir sie ein, uns in Deutschland zu besuchen, wenn Alejandro mit seinem Jorge seine Eltern und Geschwister in Deutschland besuchen würde. Darüber freuten sich die beiden, meinten jedoch, dass es frühestens im Spätherbst möglich sein würde, wenn auf der Insel die meisten Urlauber wieder weg sind.

Wir räumten noch kurz die Reste in die Küche und verzogen uns in unsere Schlafräume.

Ich lag kaum im Bett, Thomas hatte sich wieder an mich gekuschelt, als meine Gedanken wieder abschweiften. Ich dachte darüber nach, wie das bei Thomas und mir mit der Verpartnerung damals abge­laufen war. Meine Eltern waren zu dieser Zeit bereits auf Mallorca und konnten oder wollten nicht kommen, Thomas hatte seit seinem Rauswurf keinen Kontakt zu seinen Eltern.

Im Grunde genommen waren nur meine beiden Kinder und die Trau­zeugen, mein Chef und ein guter Arbeitskollege, bei der Zeremonie anwesend. Gut, meine Geschwister hatte ich gar nicht erst eingeladen, aber die wären eh nicht gekommen. Meine Schwester hätte als Ausrede sicher ihre Kinder vorgeschoben, die sie nicht allein lassen könne, und die viele Arbeit, die sie und ihr Mann mit dem Autohaus hätten.

Bei meinem Bruder war ich mir nicht so sicher, ob er nicht doch gekommen wäre, er hatte mich später einmal gefragt, warum wir niemanden eingeladen hätten. Ich erklärte ihm damals, dass wir das Ereignis nur im kleinsten Familien­kreis feiern wollten.

Plötzlich spürte ich zwei Finger, die gegen meinen Brustkorb drück­ten. Thomas fragte: „Kannst du wieder nicht einschlafen, was beschäftigt dich?“

Ich überlegte kurz, bevor ich antwortete: „Ich bin mit meinen Gedanken wieder in die Vergan­genheit zurückgereist und habe über unsere Verpart­nerung nachge­dacht, nachdem Alejandro und Jorge heute von ihrer Hochzeit erzählt haben.“

„Ja, bei uns war das nur eine kleine Feier, ohne Eltern und Ge­schwister. Deine Eltern konnten nicht kommen und zu meinen Eltern hatte ich keinen Kontakt und wollte ihn auch nicht, nach dem, was damals geschehen war“, sagte Thomas etwas wehmütig.

Ich küsste meinen Liebsten noch einmal, kuschelte mich noch fester an ihn und wenig später war ich eingeschlafen.

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