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Warum ich?

Weihnachtschallenge 2009

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„Autsch!“ Mühselig rappelte sie sich wieder vom Boden auf. „Scheiß Blitzeis!“ Vor Wut schäumend schmiss sie das Regal mit den Weihnachtskeksen um. Mich immer noch vor Lachen krümmend, half ich der Fee vom Boden auf. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich mit Sicherheit sofort tot umgefallen. Ich beeilte mich, mich bei ihr für meinen Lachanfall zu entschuldigen.

Es hatte aber auch zu komisch ausgesehen, wie Franzi – so hieß die Fee mit „bürgerlichem“ Namen – ein zweites Mal im Schnee gelandet war, nunmehr „dekoriert“ mit diversen Spekulatius, die aus dem Regal gefallen waren. Ein paar hatten sich sogar in ihren langen, dunkelbraunen Haaren verfangen. Meine beste Freundin seit Kindertagen fand das jedoch gar nicht witzig. „Ja, lach Du mich auch noch aus, Florian Mayrhofer. Ich bin eh schon bedient“, fauchte sie mich an, während sie versuchte den Schnee aus ihren Klamotten zu klopfen.

Uh, wenn sie mich mit meinem vollen Namen ansprach, dann war sie wirklich sauer. Nur warum? Hatte es etwa was mit mir zu tun? Oder war das gerade nur der berühmte letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hatte?

„Franzi, nun sag schon, was ist los?“

„Was los ist, willst Du wissen? Ich muss in diesem blöden Feenkostüm auf der Bühne rumhüpfen, obwohl es arschkalt ist. Ich spüre meine Beine schon fast nicht mehr und was die mir dafür zahlen, ist echt ein Witz. Und nachher muss ich noch meinen „lieben“ Bruder sitten, der mit Sicherheit zum zehntausendsten Mal „Der Schokoladenhase“ hören will. Ach nein, entschuldige bitte, ich meinte natürlich „Der Schololadenhase.“ - sie betonte das erste „L“ besonders - „Das kleine Monster kann noch nicht mal Schokoladenhase sagen. Aber weißt Du was, ich bin mir sicher, dass er mich damit nur ärgern will, denn Schokolade kann er aussprechen. Er schreit im Moment ja oft genug danach. Nur bekommen tut er sie nicht“, grinste sie schadenfreudig. „Stattdessen drückt ihm Mama immer Obst in die Hand. Geschieht ihm recht. Manchmal hat der Gesundheitswahn meiner Mutter auch was Gutes.“

„Heh, jetzt komm mal wieder runter, Franzi. Dein Bruder ist erst vier und Du bist achtzehn, sogar fast neunzehn, aber im Moment verhältst Du Dich nicht gerade sehr erwachsen.“

„Ach nein? Aber Du?! Wer schleicht denn schon seit Wochen wenn nicht sogar Monaten um einen gewissen blonden Mann rum und traut sich nicht, ihn anzusprechen, nur weil Du Schiss hast, einen Korb zu kriegen?“, drehte sie den Spieß um.

„Nicht so laut!“, zischte ich zurück. „Muss ja nicht jeder mitbekommen.“

„Was? Dass Du Dich in Sebastian Brandtstätter verknallt hast und nicht mehr aufhören kannst, an ihn zu denken?“, fragte sie überflüssigerweise nach, obwohl sie mit Sicherheit genau wusste, was ich gemeint hatte. Ich hatte ihr schließlich schon oft genug mein Leid geklagt. Und leider Gottes war sie gegen Ende hin immer lauter geworden.

„Halt die Klappe!“, stieß ich daraufhin hervor und wurde von Franzi mit einem Blick aus zusammengekniffenen Augen bedacht.

„Bitte, Du weißt doch warum ...“, setzte ich hinzu und ihr Blick wurde gleich etwas weicher und sie seufzte: „Dir ist echt nicht mehr zu helfen.“

Genau das war mein Albtraum, dass Basti es so erfahren könnte, dass ich etwas für ihn empfand. Wie peinlich war das denn bitte? Die Stände auf dem Weihnachtsmarkt waren – kurz vor 11 Uhr - noch nicht alle geöffnet und demgemäß waren auch kaum Leute unterwegs. Aber in ihrer Kleinstadt kannte jeder jeden und die Wände hatten Ohren.

Apropos Ohren: so langsam wunderte es mich doch, dass keiner den Lärm, den der umfallende Ständer verursacht hatte, vernommen zu haben schien. Wenn es Menschen gab, die Gedanken hören konnten, dann musste Herr Hallhuber – der Standbesitzer – definitiv dazugehören, wie plötzlich er um die Ecke geschossen kam und uns anblaffte, was uns einfiele hier zu randalieren. Ausgerechnet auch noch Herr Hallhuber dachte ich und schüttelte innerlich den Kopf. Franzi war längst wieder auf hundertachtzig, wie ich durch einen Seitenblick feststellen konnte. Fast jedes Mal, wenn die beiden aufeinander trafen, ging es hoch her, was leider sehr häufig vorkam, da Franzis Elternhaus direkt neben seinem stand. Dieser trieb sie nämlich regelmäßig mit seinen antiquierten Ansichten zum Wahnsinn – mich im übrigen auch, war er doch ein Grund dafür, dass ich Angst hatte, den Mann meiner Träume um ein Date zu bitten.

Für Alois Hallhuber hatte ein guter Katholik zu heiraten – kirchlich versteht sich – mit seiner Frau Kinder zu bekommen, diese im Sinne des Herrn großzuziehen, die Sonntagsmesse zu besuchen und nicht zu vergessen regelmäßig zur Beichte zu gehen. Als wenn das einen besseren Menschen aus ihm machen würde. Andere Glaubensrichtungen akzeptierte er nicht. Ein Bayer hatte katholisch zu sein, fertig aus. Verhütungsmittel bezeichnete er als Teufelswerk und wenn man ihn darauf hinwies, dass diese nicht nur vor ungewollten Schwangerschaften, sondern auch vor Krankheiten schützen sollten, bekam man einen Vortrag darüber gehalten, dass ein guter Katholik nur seiner eigenen Ehefrau beizuwohnen habe und dass Kinder ein Geschenk Gottes seien. Soviel dazu!

Gleichgeschlechtliche Paare hatten in seiner Welt nichts zu suchen. Für ihn waren solche Menschen – immerhin bezeichnete er sie noch als Menschen – abnormal und krank. Demnach wohl auch Franzi und ich, denn Franzi hielt nicht viel davon, sich nur auf die Männerwelt zu beschränken, zumindest hatte sie sich in den vorletzten Sommerferien in eine junge Französin verliebt und drei wunderbare Wochen mit ihr verbracht. Für das andere Mädel war es aber anscheinend nur ein Sommerflirt gewesen, wohingegen meine beste Freundin mehr für sie empfand. Die darauffolgenden Wochen waren nicht gerade einfach für Franzi gewesen und ich hatte ihr ziemlich oft meine Schulter zum Ausheulen geliehen.

„Ihr gottloses Gesindel ...“, schimpfte Herr Hallhuber gerade, als ein gewisser Blondschopf namens Basti um die Ecke geschossen kam. „Onkel Alois, kannst Du mal kommen? Hier will einer mit 'nem 200-Euro-Schein bezahlen, soviel hab ich nicht in der Kasse.“

Und ich konnte nur noch denken: Bitte lass es ihn nicht gehört haben! Warum musste ich mich auch ausgerechnet in den Neffen von Alois Hallhuber verlieben? Es gab so viele gutaussehende und intelligente Männer in meiner Umgebung, aber nein es musste Basti sein. Aber egal wie oft ich versucht hatte, ihn mir aus dem Kopf zu schlagen, musste ich immer wieder feststellen, dass es eben nicht ging. Dadurch, dass wir uns so gut wie jeden Tag sahen, wurde es nicht gerade leichter. Ich durfte gar nicht daran denken, wie viele Male ich auf dem Weg zur Uni im Zug gesessen hatte und mich mit ihm unterhalten hatte und hinterher noch nicht einmal mehr wusste, worüber wir gesprochen hatten, weil sich mein Gehirn irgendwann abgeschaltet hatte. Das war wirklich peinlich.

Aber es ließ sich genauso wenig abschalten wie meine Tagträume, die mich größtenteils während einer langweiligen Vorlesung überfielen. Die einzige Möglichkeit wäre höchstens gewesen, ihm aus dem Weg zu gehen, aber der Bummelzug, der uns nach München schaukelte, fuhr leider nicht sehr häufig und wenn ich einen Zug früher hätte nehmen wollen, hätte ich mitten in der Nacht aufstehen müssen und wäre dann dafür zwei Stunden vor meiner ersten Vorlesung an der Uni gewesen. Nein, danke! Außerdem liefen wir uns an der Uni eh öfters über den Weg, weil wir ein paar Vorlesungen gemeinsam hatten, in denen wir zwar nicht immer nebeneinander hockten, aber ich bildete mir ein, zu spüren, wenn er mit im Raum war, obwohl der Vorlesungssaal brechend voll war.

Herr Hallhuber wusste offensichtlich erst nicht, was er machen sollte, so wie er zwischen uns hin und her sah, hatte sich dann aber wohl doch entschieden, mich und Franzi weiter zusammen zu stauchen.

„Der Mann will diese große Marienfigur kaufen ...“ versuchte es Basti erneut.

Wollte er uns etwa helfen? Wenn ja, hatte er den richtigen Knopf bei seinem Onkel gedrückt. Wenn es etwas zu verdienen gab, war Alois Hallhuber der erste, der „hier“ schrie. Mit einem drohenden „Ihr wartet hier bis ich zurück bin“, ging er um die Bude herum und Basti hinterher. Nur, dass er sich nochmal umdrehte und uns mit einem Lachen auf den Lippen zuzwinkerte. Zum Glück ist er gleich weitergegangen, sonst hätte er mitbekommen, wie ich – wahrscheinlich ziemlich dämlich - vor mich hingrinste.

Wenn mir Franzi nicht ihren Ellenbogen in die Seite gestoßen hätte, wäre ich mit Sicherheit noch länger da stehen geblieben. „Lass uns abhauen“, meinte sie zu mir.

Gesagt getan, so schnell wir konnten und es die Straßenverhältnisse zuließen, überquerten wir gerade noch so vor dem Unimog, der als Streuwagen unterwegs war, die Straße und flüchteten uns in unser kleines Stammcafé, das gleich auf der anderen Straßenseite lag und gleichzeitig auch meine Arbeitsstätte war. Nur vom BAföG allein kann man schließlich nicht leben, auch nicht wenn man – mit fast zwanzig - noch bei den Eltern wohnt.

Wohlige Wärme und der Duft nach frisch gebrühtem Kaffee empfing uns. Moni, die Inhaberin des Cafés, hatte schon vor Wochen angefangen für Weihnachten zu dekorieren. An jeder Gardinenstange hingen andere Figürchen; an einem Fenster waren es kleine Tannenbäume, am anderen Weihnachtsmänner und am dritten Fenster rote Herzen. Vor eben jenem Fenster hatten wir uns niedergelassen.

Zum Glück hatte ich noch ein paar Minuten bis meine Schicht anfangen sollte, dachte ich zumindest, denn meine Chefin Moni trat an unseren Tisch und bat mich, etwas früher anzufangen, sie hätte noch dringend was zu erledigen. „Ist ja eh nichts los“, schob sie seufzend hinterher. Der Weihnachtsmarkt zog – gerade samstags - um die Mittagszeit einfach mehr Kunden an als das kleine Café. Dafür wurde es dann gegen Nachmittag meist wieder voll, wenn die Leute kaputt vom Einkaufen waren und in Ruhe noch eine Tasse Kaffee trinken und ein oder mehrere Stücke von Monis leckerem Kuchen essen wollten.

Aber ein Gutes hatte es: Wir waren allein und konnten offen reden. Obwohl ...wären wir es nicht gewesen, hätte ich mir auch keine unangenehmen Fragen stellen lassen müssen. Dabei hatte ich schon versucht, Franzi gar nicht erst wieder auf das Thema Basti zu bringen, indem ich sie fragte, wie es in der Schule lief. Aber anstatt mir eine Antwort zu geben, stellte sie mir eine Gegenfrage „Was interessiert Dich denn das jetzt? Lass uns lieber über Deinen Basti reden.“

„Er ist nicht MEIN Basti“, protestierte ich sofort, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass er es wäre.

„Mann Flo, wie lange willst Du denn noch warten? Das sieht doch ein Blinder mit 'nem Krückstock, dass er Dich mag. Er hat Dir vorhin zugezwinkert und nicht mir.“

„Aber ...“, versuchte ich zu protestieren, wurde direkt von Franzi unterbrochen „Nichts aber! Wieviele Zeichen brauchst Du denn noch? Erstens: Basti fährt extra jedes Mal wenn er nach München zur Uni will erst hier her und nicht in die nächste Stadt, die viel näher an seinem Dorf liegt und in der der Zug eine Viertelstunde später hält. Er fährt also mehr als eine halbe Stunde zusätzlich, nur damit er länger zusammen mit Dir im Zug sitzen kann. Zweitens: Basti könnte längst irgendwo im Studentenwohnheim wohnen oder sich sogar nen Zimmer irgendwo leisten, soviel Kohle wie sein Alter hat. Aber stattdessen bleibt er in diesem Kaff wohnen.“

„Ach ja? Und ... nur mal angenommen Du hättest Recht ... warum sagt er dann nichts? Hä?“, wandte ich ein.

Wie gerne hätte ich ihr geglaubt, aber warum sollte sich so ein Bild von einem Mann in mich 08/15-Typen verlieben? Alles an mir war durchschnittlich. Die braunen Haare, die Körpergröße von 1,75 m und die grün-braunen Augen. Muskelansatz, okay aber mehr auch nicht. Basti dagegen hatte zwar auch kein Sixpack, aber wenigstens ein paar mehr Muckis und er war blond und hatte blaue Augen, in denen man versinken konnte. Sie sahen fast wie zwei Bergseen aus – je nachdem wie das Licht drauf fiel. Auf dem Foto, das ich in meinem Nachtschrank versteckt hatte, kann man das nur erahnen, aber ich weiß auch so, wie sie aussehen.

„Boah Flo! Denk doch mal scharf nach“, forderte sie mich auf und tippe mir dabei mit ihrem Zeigefinger gegen die Stirn.

Aber ich wusste einfach nicht, worauf sie hinaus wollte. Mein „Hä?“ war zwar nicht sonderlich höflich, aber es erfüllte seinen Zweck.

Erst als Franzi „Onkel Alois?! Na klingt's?“, in den Raum warf, verstand ich was sie meinte. „Also Du denkst, Basti hat Schiss, dass sein Onkel Wind davon bekommt und sagt deshalb nichts?“

„Genau das“, bestätigte sie mir.

„Aber warum arbeitet er dann bei seinem Onkel am Stand, wenn er genug Kohle hat?“, warf ich ein.

Darauf wusste Franzi auch keine wirkliche Antwort. „Vielleicht will er sich für Weihnachten was dazu verdienen“, schlug sie vor.

„Aber warum dann ausgerechnet bei seinem Onkel? Wenn er auf Männer steht, dann muss er ihn doch genauso wenig mögen wie wir beide. Vorausgesetzt er ist wirklich schwul. Ich hab ihn nämlich noch nie mit nem Typen gesehen, also nicht so. Ach Du weißt schon was ich meine.“

„Ja weiß ich, aber was heißt das schon? Du hattest schließlich mit deinen 19 Jahren auch noch nix mit nem Mann. Und mit Anni, mit der er in der Unterstufe mal kurz zusammen war, ist nichts gelaufen, das weiß ich von ihr selbst“, gab sie zu bedenken.

Es wäre wirklich zu schön um wahr zu sein, wenn sie recht hätte.

In dem Moment kamen die ersten Gäste zur Tür rein. Über und über bepackt mit allerlei Tüten und Geschenkpapierrollen – es war unübersehbar, wo sie her kamen. Wenigstens brauchte ich mich dem Stress nicht auszusetzen. Ich hatte ausnahmsweise mal alle Geschenke beisammen. Mehr wie ein paar Kleinigkeiten konnte ich mir eh nicht leisten. Aber es ist ja schließlich auch der Gedanke, der zählt. Die nächsten paar Minuten war ich so schwer beschäftigt mit Bestellungen aufnehmen, Kaffee kochen und Kuchen verteilen, so dass ich gar nicht mitbekam, dass ein weiterer Kunde das Café betreten hatte.

„Dachte ich es mir doch, dass ich Dich hier finde“, sagte eine mir wohl bekannte männliche Stimme hinter mir und mein Herz begann sofort einen Takt schneller zu schlagen.

„Basti? Was machst Du denn hier?“, fragte ich ihn und klopfte mir gleich gedanklich vor den Schädel. Was sollte er schon in einem Café machen wollen? Kaffee trinken natürlich. Aber halt Moment ... “dass ich DICH hier finde“, hatte er gesagt. Das klang ja fast so, als wenn er nur mich gesucht hätte und nicht Franzi UND mich. Oder hatte er einfach nur nicht damit gerechnet, auch Franzi anzutreffen?

„Na ich wollte gucken, ob Du äh Ihr die Flucht heil überstanden habt. Ich konnte leider nicht früher weg, sonst hätte mein Onkel Verdacht geschöpft“, sagte er mit einem Seitenblick auf Franzi, die jetzt vorne bei mir saß und mir gerade einen bedeutungsvollen Blick zuwarf, der wohl sagen sollte „Na hab ich's Dir nicht gesagt?“

Hoffentlich hatte Basti das nicht mitbekommen. Ich traute mich gar nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Als ich es dann doch tat, sah ich in ein breites Grinsen und mir war klar: Er hatte es gesehen. Fragte sich nur, warum er so grinste. Sollte Franzi mit ihrer Vermutung wirklich recht haben und Basti stand auf mich oder lachte er mich nur aus?

Wie gern hätte ich in dem Moment ein Loch im Boden gehabt, in dem ich hätte versinken können, aber es gab leider keines. Dafür rettete mich sozusagen ein Gast indem er mir ein Zeichen gab, dass er etwas bestellen wollte. Nur wusste er anscheinend nicht, von welchem Kuchen. Exakt fünf Mal hat er sich umentschieden und zu guter Letzt dieselbe Sorte wie beim ersten Stück ausgewählt. Bei solchen Kunden fällt es mir immer schwer, freundlich zu bleiben, aber der Kunde ist nun einmal König und Moni konnte es sich nicht leisten, Kunden zu verlieren.

Als ich dann nach gefühlten Stunden – ein weiteres Paar hatte bezahlen wollen – wieder zur Theke zurückkam, waren Franzi und Basti verschwunden. Aber wohin? Wenn sie das Café verlassen hätten, hätten sie doch unmittelbar an mir vorbeigehen müssen, wunderte ich mich. Und mir war nichts aufgefallen, also mussten sie noch da sein. Sie waren doch nicht etwa ... Oh doch, die beiden standen zusammen in der Küche und sprachen leise miteinander.

Franzi sagte gerade etwas wie „Ich mach das schon.“

„Was machst Du schon?“, fragte ich neugierig nach und wunderte mich, was das zu bedeuten hatte. Was hatte Franzi Basti erzählt? Hatte sie ihm etwa gesteckt, dass ich in ihn verknallt war? Na warte, wenn das stimmte ...

„Flo, werd jetzt bitte nicht sauer, aber ich hab ...“

Mehr musste ich nicht hören. „Tolle Freundin bist Du. Danke Franzi, dass Du Geheimnisse so gut für Dich behalten kannst!“, brüllte ich sie an. Allerdings hätte ich wohl gut daran getan, erst einmal durchzuatmen und nicht noch ein „Hast Du ihm auch erzählt, dass ich jede Nacht von ihm träume? Hast du das?“, hinterher zu schieben.

Hatte sie offensichtlich nicht, so wie Bastis Kinnlade runterklappte.

„Du Idiot! Gar nichts hab ich gesagt. Du hast Dich gerade selbst verraten, mein Lieber“, kam es halb spöttisch und halb lachend von Franzi. „Wenn Du mich hättest ausreden lassen, hättest Du gehört, dass es gar nicht um Dich ging, jedenfalls nicht hauptsächlich. Und bevor du jetzt wieder Luft holst: Ich hab Basti nur gefragt, ob er mir Nachhilfe in Mathe geben kann, weil ich da im Moment einfach nicht durchsteige und Dich hab ich schon oft genug damit genervt. Und ich wollte nicht, dass Du sauer bist, dass ich nicht Dich um Hilfe gebeten hab.“

In meinem Kopf echote es nur noch „Ein Loch bitte für Florian Mayrhofer, ein Loch bitte!“ als ich plötzlich Basti sagen hörte: “Flo sieh mich an, bitte.“ und Franzi sich mit „Ich kümmer mich dann mal um die Gäste.“ und einem Klaps auf mein Hinterteil verabschiedete.

Ja, lass mich nur allein. Da stand ich nun mit dem Mann meiner Träume und wusste weder was ich sagen, geschweige denn was ich tun sollte. Ganz offensichtlich im Gegensatz zu Basti, der mir tief in die Augen sah und mir erklärte „Ich hatte einfach Angst, so wie Du wohl auch, dass die Gefühle nur einseitig sind. Weißt Du, wie oft ich mir vorgestellt habe, wie es wohl ist, Dich zu küssen und Dir noch näher zu kommen? Und wie es wäre, wenn wir beide zusammen irgendwo eine kleine Wohnung hätten nur für uns zwei, wo uns keiner stören kann, noch nicht einmal Onkel Alois? In der wir morgens zusammen aufwachen und von der aus wir dann zusammen zur Uni fahren können und ich Dich auf der Fahrt dorthin endlich nicht mehr heimlich anschmachten muss, sondern Dich offen ansehen und hoffentlich auch küssen darf?“

Mir fehlten richtiggehend die Worte, denn so spießig wie das auch klang, war es doch genau das, was ich mir in meinen Träumen immer vorstellte.

Mein Herz begann zu rasen und mein Magen fühlte sich auf einmal ganz komisch an. Ob das die berühmten Schmetterlinge waren? Wenn ja, dann mussten sie ganz wild umherflattern. Hatte mir gerade dieser wahnsinnig gut aussehende Kerl quasi eine Liebeserklärung gemacht oder träumte ich etwa? Aber dann musste ich doch auch träumen, dass er mir durch die Haare fährt und dass er mich ... Gott fühlt sich das gut an ... im Nacken krault. Ich konnte nicht anders als für ein paar Sekunden meine Augen zu schließen. Als ich sie wieder aufmachte, blickte ich direkt in die von Basti.

Ganz nah war er gekommen und bevor ich noch irgendetwas sagen konnte, lagen unsere Lippen schon aufeinander. Meine Augen schlossen sich sofort wie von selbst wieder und ich genoss nur noch die Gefühle, die der Kuss in mir auslöste, genauer gesagt, die Basti in mir auslöste. Ich spürte, wie er seinen freien Arm um meine Hüfte schlang und mich dichter zu sich zog und ich ließ es geschehen. Es fühlte sich einfach wunderbar an, seine Wärme an meinem Körper zu spüren und seinen Duft zu riechen. Von mir aus hätte der Kuss nie enden müssen.

Irgendwann hatte ich mich dann auch getraut, meinen Arm um ihn zu legen. Es schien ihm zu gefallen, jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass er lächelte.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass jemand die Tür geöffnet hatte, sondern hatte nur erst meine beste Freundin sagen hören. „Na bitte geht doch“ und dann meine Chefin Moni „Ein schönes Paar, die zwei.“ Woraufhin Franzi nur sowas wie „Mmh“ von sich gab.

Während ich noch versuchte, das Gefühlschaos etwas zu ordnen, hatte sich Basti anscheinend wieder gefangen. „Na neidisch?“, fragte er an die Damen gewandt. „Ja“, bestätigten beide unisono während mir mein Freund – war er das jetzt? - sanft über den Rücken streichelte. Unsicher sah ich ihn an.

Ob Moni das nun mitbekommen hatte oder nicht, ich war ihr jedenfalls sehr dankbar, dass sie den Rest meiner Schicht übernahm und Franzi hinter sich herzog.

„Sollen wir woanders hingehen?“, schlug Basti schließlich vor.

„Und wohin?“

„Am besten dahin, wo uns keine Franzi, keine Moni und schon gar nicht mein Onkel stören.“

„Bei mir ist es ein bisserl eng. Außerdem ist meine Mutter wieder im Weihnachtsplätzchenwahn. Da hätten wir keine ruhige Minute, weil wir ständig irgendwas probieren müssten.“ Allein bei dem Gedanken an die vielen Plätzchen wurde mir schlecht.

„Mmh, dann wohl doch zu mir. Ob wir da ungestört sind, kann ich Dir allerdings nicht versprechen. Meine Mum wird dich nämlich ganz bestimmt ausquetschen wie ne Zitrone. Seit sie weiß, dass ich schwul bin, vermutet sie hinter jedem Kommilitonen, der zu mir kommt einen möglichen Partner. Dasselbe veranstaltet sie allerdings auch bei den Mädels. Sie hat wohl die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass ich es mir nochmal anders überlege.“

„Deine Eltern wissen Bescheid? Und was ist mit Deinem Onkel?“, fragte ich irritiert nach.

„Was soll mit ihm sein? Der weiß davon nichts, ist eh nicht mein richtiger Onkel, ist nur angeheiratet. Ich will eigentlich auch nichts mit ihm zu tun haben. Du kennst ja mit Sicherheit seine Ansichten über Andersgläubige und Homosexuelle. Manchmal frage ich mich, was schlimmer für ihn wäre, wenn ich ihm sagen würde, dass ich schwul bin oder dass ich zum Beispiel Moslem bin. Aber ich glaube eher ersteres.“

„Ja, da könntest Du recht haben“, stimmte ich ihm zu.

„Wenigstens sind meine Eltern nicht so drauf. Und was ist mit Deinen? Wissen sie, dass Du nachts von nackten Kerlen träumst anstatt von nackten Weibern?“, wollte er grinsend von mir wissen.

„Heh, ich träum nicht von nackten Kerlen, sondern wenn überhaupt nur von einem“, protestierte ich und fuhr dann errötend fort „Sie wissen Bescheid, also dass ich schwul bin, nicht das mit den nackten Kerlen.“

„Sie müssen auch nicht alles wissen“, stimmte Basti mir verschwörerisch grinsend zu.

„Außerdem bin ich sozusagen nur theoretisch schwul. Das gerade eben war mein erster Kuss, wenn man von den Knutschern beim Flaschendrehen mal absieht, aber da waren es eh nur Mädels, zählt also nicht.“

In diesem Zusammenhang fiel mir auf, dass ich mit Basti noch nie über so etwas gesprochen hatte. Es war alles so unwirklich in dem Moment. Meine kühnsten Träume sollten auf einmal wahr werden. Basti hatte mich geküsst, mich und nicht irgendeinen anderen Typen, der wesentlich mehr her machte als ich. Ich wusste nicht, ob ich eine Antwort auf meine Frage bekam, aber ich musste sie stellen.

„Warum ich, Basti?“

„Wie oft denn noch, Florian Mayrhofer? Ich liebe Dich und keinen anderen. Ich liebe es, wenn Du Dir beim Nachdenken mit zwei Fingern über die Stirn streichst. Ich liebe es, wenn Du rot wirst wenn Du Dich ertappt fühlst. Ich liebe dieses kleine Grübchen wenn Du lachst. Ich liebe es überhaupt wenn Du lachst und Deine Augen funkeln ...“

„Aber ...“, unterbrach ich ihn „so wie Du aussiehst, kannst Du doch jeden haben.“

„Mann Flo, ich will nicht jeden oder irgendwen. Ich will Dich! Du siehst nicht nur gut aus, sondern hast auch was auf dem Kasten. Und wenn Du Dich jetzt noch länger selber runtermachst, dann verschwinde ich“, drohte er mir.

Ich weiß nicht, ob er wirklich abgehauen wäre, aber riskieren wollte ich es auch nicht, dafür liebte ich ihn zu sehr, deshalb beeilte ich mich zu sagen: „Nein, bleib hier. Ich bin ja schon ruhig.“

„Also ruhig sein brauchst Du von mir aus nicht. Von mir aus kannst Du ganz viel reden, sobald Du Dich nicht selbst bemitleidest. Ich würde zum Beispiel sehr gerne drei bestimmte Worte von Dir hören.“

„Mmh, mal überlegen ...“, tat ich so, als wenn ich nachdenken müsste, welche Worte er meinte. „Gehen auch fünf?“

„Fünf? Na, dann lass mal hören“, forderte er mich auf und lächelte mich dabei an.

Ich merkte, wie sich meine Zweifel langsam verflüchtigten. Während ich „Ich liebe Dich, Sebastian Brandtstätter“, sagte und jedes Wort einzeln betonte, zählte Basti mit den Fingern mit.

„Fünf, in der Tat“, stellte er grinsend fest.

Während der Fahrt zu seinem Elternhaus verspürte ich irgendwie den Drang, ihn berühren zu wollen. Als wenn ich einen Beweis dafür bräuchte, dass er echt war. Ich wollte Basti aber nicht beim Fahren stören, die Strecke war durch den einsetzenden Schneefall schwierig genug, also ließ ich es und sah ihn nur ab und an von der Seite an.

Irgendwann bog Basti rechts ab und obwohl ich nicht genau wusste, wo er wohnte, war mir doch bewusst, dass diese Straße nicht zu seinem Dorf führte. „Bist Du Dir sicher, dass wir richtig sind?“, fragte ich ihn dann auch gleich.

„Goldrichtig“, antwortete er und sah mich für Sekundenbruchteile an, um sogleich den Blinker zu setzen und erneut rechts abzubiegen und zwar auf einen Parkplatz.

Was wurde das denn jetzt?

Ich muss wohl ziemlich erschrocken ausgesehen haben, denn Basti wollte mich scheinbar beruhigen. „Heh keine Angst, ich fall schon nicht über Dich her. Ich will Dich nur küssen. Die fünf Kilometer bis nach Hause halte ich nicht aus. Und während der Fahrt geht das nun mal nicht, sonst landen wir noch im Graben.“

Beim „nur“ küssen blieb es dann jedoch nicht. Die eine oder andere Hand verschwand unter Stofflagen. Sonderlich bequem war es allerdings nicht, weil die Handbremse doch ziemlich im Weg war. Lösen konnten wir sie jedoch auch nicht, weil es leicht abschüssig war. Schweren Herzens sahen wir ein, dass es so nicht ging und dass wir besser weiterfahren sollten. Einen kleinen Kuss bekam ich dann aber doch noch, bevor er den Motor startete. „Als Wegzehrung“, hatte Basti lachend gesagt. Und das war es wirklich. Ich konnte seine Lippen spüren, bis er in die Einfahrt seines Elternhauses bog.

„Ach wie schön, mein Junge. Du hast Besuch mitgebracht“, empfing uns Bastis Mutter im Flur.

Basti hatte mich ja schon vorgewarnt, dass sie bestimmt wieder hinter der Gardine stehen würde, um zu spionieren und offensichtlich hatte sie es auch dieses Mal nicht sein lassen können. Ich konnte ihm ansehen, dass ihn das nervte, würde es mich auch. Soviel besser war meine Mutter in puncto Neugierde allerdings auch nicht, aber Bastis schien ein besonderes Exemplar zu sein, wie ich gleich feststellen musste.

„Bist Du nicht der Sohn vom Jupp Mayrhofer? Florian heißt Du, richtig? Dich hab ich ja Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Meine Güte, bist Du groß geworden. Wie geht es denn Deiner Mutter? Die Rosel hab ich ja ewig nicht mehr gesehen. Und was macht Dein Vater? Ist der immer noch so oft auf Montage? Ihr studiert zusammen nicht wahr?“, spulte sie ihren Fragenkatalog ab, ohne mir auch nur den Hauch einer Chance zu lassen, die Fragen zu beantworten.

Jetzt wusste ich, was Basti mit ausquetschen gemeint hatte. Ich kam mir wirklich wie eine Zitrone vor.

Erst ein energisches „Mama!“ meines Freundes konnte sie stoppen. Offensichtlich hatte er das noch nicht sehr oft getan, so überrascht wie sie schaute.

„Was hast Du denn, mein Junge?“, fragte sie irritiert.

„Könntest Du mal bitte aufhören, meinen Freund so zu löchern?“, fragte er sie und im gleichen Augenblick fühlte ich, wie er meine Hand nahm und seine Finger mit meinen verwob. Seiner Mutter war diese Bewegung anscheinend auch nicht entgangen, so wie sie in die Richtung unserer Hände sah.

„Dein Freund?“, stotterte sie.

„Ja Du hast richtig gehört. Du kannst jetzt aufhören, meinen Besuch auszuhorchen. Es gibt nur einen, der mein Herz erobert hat und der steht neben mir.“

Als er mich dann auch noch mit seinen blauen Augen ansah, war es komplett um mich geschehen. Von Bastis Mutter kam kein Wort mehr und wir nutzten die Chance, uns in Bastis Zimmer zu verziehen, das im Souterrain des Hauses lag.

Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, klebten unsere Lippen auch schon aneinander. Nur kurz unterbrach Basti den Kuss, drehte sich um und drehte mit den Worten „Man weiß ja nie.“ den Schlüssel um.

In den nächsten Stunden redeten wir nicht viel, sondern ließen lieber unsere Körper sprechen.

Unendlich viele Streicheleinheiten, unzählige Küsse auf alle möglichen Körperteile und ein paar gezielte, aber doch zärtliche Bisse später lagen wir vollkommen ausgepumpt nebeneinander. Es war so unglaublich schön gewesen und wenn ich nicht Bastis warmen Körper neben mir und seine Hand auf meinem Bauch gespürt hätte, hätte ich glatt gedacht, dass ich wieder träume. Noch nie hatte mich ein Mann so berührt wie dieser Blondschopf neben mir.

Irgendwie musste ich wohl eingeschlafen sein, als ich wieder wach wurde, war es jedenfalls schon dunkel draußen. Nur eine kleine Nachttischlampe erhellte das Zimmer.

„Heh, Du Murmeltier“, begrüßte mich Basti und strich mir durch die Haare.

Mann war mir das peinlich. Da liege ich mit so einem heißen Typen im Bett und was mache ich? Ich penn ein. Ganz toll Florian! Schimpfte ich tonlos mit mir selbst. Aber anscheinend war es wohl doch nicht ganz so tonlos gewesen, so wie Basti reagierte.

„Du brauchst Dich doch nicht schämen. Ich bin doch auch gerade erst wach geworden und das auch nur weil meine Mutter angeklopft hat.“

Bei dem Stichwort Mutter schoss ich hoch. Verdammt, meine wartete bestimmt längst mit dem Essen auf mich. Das machte sie meistens, wenn mein Vater auf Montage war, weil sie nicht so gerne alleine aß.

„Was ist?“, fragte Basti irritiert nach und als ich es ihm gesagt hatte, schlug er vor „Dann ruf sie doch an und sag ihr, dass Du einen schwer verliebten Mann neben Dir im Bett liegen hast, der Dich am liebsten gar nicht mehr weg lassen möchte. Und dass Du deshalb leider erst morgen nach Hause kommen kannst.“

„Ich soll hier schlafen?“, stotterte ich.

„Wenn Du möchtest, ja“, bestätigte er und sah mich dabei wieder mit seinem unwiderstehlichen Blick an. Wie konnte ich da noch „Nein“ sagen?

Ich konnte förmlich fühlen, wie er mich mit seinen Augen verfolgte, als ich nach meiner Jeans suchte, in deren Tasche mein Handy steckte. Als ich wieder hochkam, sah ich, dass mich mein Gefühl nicht getrogen hatte. Mein Freund saß an die Rückenlehne seines Bettes gelehnt und beobachtete scheinbar jeden meiner Schritte. Es war schon ein bisschen komisch, mich so nackt vor ihm zu bewegen, aber nachdem er so gut wie jeden Zentimeter meines Körpers mit den Händen oder sogar den Lippen erkundet hatte, machte es mir eigentlich nichts mehr aus.

Seine Frage, ob er rausgehen soll, damit ich in Ruhe telefonieren kann, verneinte ich sofort. Ich wollte, dass er dabei ist, wollte seine Hand halten wenn ich meiner Mutter sage, dass ich mit ihm zusammen bin. Ich wollte nicht bis zum nächsten Tag warten und ihr vorlügen, dass ich „nur“ bei einem Freund übernachte. Ich konnte nur hoffen, dass sie es gut aufnahm, aber sie hatte schließlich lange genug Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten, fand ich.

In der Tat war sie einen Moment lang sprachlos, aber sie fing sich schnell wieder und lud uns beide für den nächsten Tag zum Mittagessen ein, was ich aber leider ablehnen musste, weil ich Moni zugesagt hatte die Mittagsschicht zu übernehmen. So wurde schließlich eine Einladung zum Kaffeetrinken daraus. Zum Abschied meinte sie noch „Passt auf Euch auf, ja?“

Das Abendessen mit Bastis Eltern glich mehr einem Kreuzverhör, das allerdings hauptsächlich von seiner Mutter bestritten wurde. Mit meiner Mutter war es beim Kaffeetrinken allerdings auch nicht anders, nur dass Basti und ich jetzt die Rollen getauscht hatten und er sich wie eine Zitrone vorkam.

Zum Glück wollte sie nicht wissen, warum wir beide einen Rollkragenpullover trugen. Denn die Knutschflecke musste nicht unbedingt jeder sehen, zumal meiner ziemlich groß geraten war. Es reichte mir schon, mit meinem Freund Hand in Hand über den Weihnachtsmarkt zu laufen bevor ich meine Schicht bei Moni antrat.

Aber dazwischen lag eine wunderbare Nacht, die so unbeschreiblich war, dass ich sie nicht in Worte fassen kann. Träume sind etwas sehr schönes, aber die Realität war mindestens tausendmal besser.

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