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Nackt

Teil 7

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Inhaltsverzeichnis

31. BUCH - Raus Heut Nacht

Oder... Was Pippi Langstrumpf hier zu suchen hat

»But teardrops on a lonely night
Are never gonna make things right
I've got to get out
>From under this cloud

And when I set my spirit free
I know the past will rest in peace
I don't care what I face
'Cause whatever it takes

I want to live again
I want to laugh
I want to love
I want to roll those dice
Gonna run the risk
Do the dance
Take a chance
And let the heartache ride
I want to live again»

(»I want to live again« von Trisha Yearwood; Text: Tom Shapiro, George Teren)

Anna saß daheim im Wohnzimmer. Martin hatte sie angerufen und ihr mitgeteilt, dass er heute Nacht bei Tom schlafen würde. Also war sie ganz alleine. Aber sie wollte nicht alleine sein. Nicht mehr. Nie mehr! Alleine war sie die letzten fünf Jahre, oder noch länger. So genau konnte sie sich daran nicht mehr erinnern. Aber sie war schon lange vor der Affäre von Max alleine. Viel zu lang. Sie wollte sich endlich wieder wie eine Frau fühlen, wie eine Frau die begehrt wird, die geachtet, geschätzt und auch geliebt wird. Das wollte sie, und noch viel mehr, aber am Wichtigsten, sie wollte leben.

Anna ging ins Bad und stieg unter die Dusche. Als sie sich fertig abgetrocknet hatte, ging sie in ihr Schlafzimmer. Noch immer hatte sie die ihr fremd gewordene Betthälfte bezogen. Ordentlich waren die Decken und Kissen hergerichtet und es hatte den Anschein, als würde das Bett nur auf einen zweiten Gast warten. Sie öffnete den Kleiderschrank. Lange stand sie davor und betrachtete jedes ihrer Kleider genau. Irgendwann hatte sie sich dann entschieden. Ein trägerloses, elegantes dunkelgrünes Kleid hatte sie gewählt. Noch nie hatte sie es getragen. Sie hatte es für eine Geburtstagsfeier einer alten Schulfreundin gekauft, aber da Martin eine Lungenentzündung gehabt hatte, konnten sie nicht gehen. Heute würde sie es tragen, und auch den eleganten Schmuck mit den farblich passenden Steinen würde sie anlegen. Sie ging zurück ins Bad und legte Make-up auf. Lange hatte sie sich nicht mehr geschminkt. Für wen auch. In der Arbeit wäre ihr nur die Schminke auf Grund des Schweißes verlaufen, und ausgegangen war sie auch schon ewig nicht mehr. Vorsichtig trug sie etwas Rouge auf die Wangen, und gefühlvoll verteilte sie den Lidschatten. Sie zog sich ihre eleganten schwarzen Pumps an und sortierte noch die wichtigsten Sachen in ihre kleine Handtasche, bevor sie sich ihren schwarzen Mantel anzog und das Haus verließ.

Anna stieg aus ihrem Auto aus, sie hatte direkt vor der Bar einen Parkplatz gefunden. Sie schloss die Autotür und ging direkt durch die Tür und sah sich erst mal um. Überall saßen Leute herum und unterhielten sich angeregt. Einige Pärchen waren auch dort. An der Bar waren zwei Plätze frei. Sie hing ihren Mantel auf und ging zielstrebig darauf zu. Als sie auf dem Hocker Platz genommen hatte, kam auch schon ein Barkeeper und nahm ihre Bestellung auf. Kurze Zeit später trank sie an ihrem Piña Colada und lauschte der Musik, die in angenehmer Lautstärke in ihre Ohren dran.

»Kennen wir uns nicht?«

Anna drehte sich zu der männlichen Stimme rechts neben ihr um. Sie kannte diesen Mann, aber woher wusste sie nicht.

»Nein, ich glaube nicht.«

»Doch. Sie waren in dieser kleinen Kneipe und ich habe sie angesprochen, aber Sie waren nicht sehr gesprächig und haben mir eine deutliche Abfuhr erteilt.«

Anna erinnerte sich. Es war damals, als Max mal wieder bei seiner Affäre war. Sie hatte recht unhöflich auf den armen Mann reagiert, der vermutlich nur versucht hatte, ein nettes Gespräch mit ihr anzufangen.

»Ach ja, tut mir leid, dass ich damals so unhöflich war, aber ich war nicht gerade in bester Laune. Heute haben sie wohl mehr Glück mit mir ein nettes Gespräch zu führen.«

»Das ist doch immerhin schon mal ein Anfang. Ich bin übrigens Dr. Gerhard Zenker. Aber den Doktor sparen sie sich bitte, es ist nur so eine lästige Angewohnheit ihn zu nennen, was sich in meinem Beruf nicht vermeiden lässt.« Es war ihm sichtlich unangenehm, dass er mal wieder, trotz vorheriger Absprache mit seinem Gewissen, seinen Doktortitel genannt hatte. Er wollte niemandem mit seiner beruflichen Karriere und Position imponieren. Es gab zwar genug Männer, die so etwas machten, aber er empfand es als lästig und aufdringlich.

»Ich heiße Anna Wilters. Aber ich werde wohl wieder meinen Mädchennamen annehmen. Bottlung«, ein kleines Lächeln war auf ihrem Gesicht zu erkennen. Schüchtern, wie ein Schulmädchen, das zum ersten Mal von einem Jungen zum Tanzen aufgefordert wird.

»Nein, die Anna Bottlung aus der Schmitt-Grundschule? Mit den langen Pippi-Langstrumpf-Zöpfen?«

»Nein, sag nicht, dass du der Gerry bist, der mir damals meine geliebten Zöpfe abgeschnitten hat?«

»Doch, der bin ich. Ich wusste doch gleich, dass mir dein Gesicht irgendwie bekannt vorkommt.«

Beide mussten lachen. Anna fand es komisch, aber auch interessant, dass sie von Gerry angesprochen wurde. Schon komisch, dass es immer wieder dieselben Menschen sind, denen man auf doch so ungewohnte Weise wieder begegnet. Sei es der nette Postbote, der plötzlich wieder vor der Haustür steht, oder die beste Freundin, die man unverhofft mit den gesamten Einkäufen umrennt, oder einfach nur der nette Klassenkamerad von früher, der einem in einer Bar etwas ausgibt, ohne zu wissen, wen er angesprochen hat.
Gerry ging es nicht anders. Er war auch mehr überrascht, welcher Dreh des Schicksals ihn ausgerechnet zu Anna führte. Früher war sie in der Klasse sehr beliebt. Bei allen, Schülern, Lehrern und Eltern. Wo sie auftrat, waren auch immer reihenweise Jungs zu finden, die versuchten sie zu umgarnen wie eine Spinne, die ihre Beute schon im Netz hat, doch plötzlich fliegt das Insekt davon und kann dem tödlichen Angriff des achtbeinigen, haarigen Getiers in letzter Sekunde entkommen. Anna war dieser Fliege nicht unähnlich, aber doch grundverschieden. Die Fliege hatte einfach nur Pech und wollte gar nicht zu der Spinne, aber Anna spielte mit ihren Männern, sie war freundlich und sogar etwas kokett, aber im entscheidenden Moment lies sie sie einfach kalt abblitzen. Dieses Spiel gefiel ihr. Sie genoss es die Jungs etwas herauszufordern und ihnen dann zu zeigen, dass sie ihr doch nicht das Wasser rechen konnten.

»Was machst du jetzt so?«

»Ich bin Krankenschwester, und du?«

»Rechtsanwalt. Für Familienrecht. Aber lass uns über was anderes quatschen. Wie ist es dir denn seit der Schulzeit so ergangen?«

Anna erzählt, was sich bei ihr in den letzten zwanzig Jahren etwa ereignet hatte. Ihre Hochzeit, die Geburt von Martin, der Abschluss ihrer Ausbildung, wie sie um ihren Arbeitsplatz kämpfen musste, und noch viel mehr.
Gerhard ging nach dem Schulabschluss nach Hamburg und studierte dort Jura und lernte auch seine Ex-Frau kennen. Aber nach nicht einmal 6 Monaten ließ er sich wieder von ihr scheiden, da seine Frau mindestens einmal die Woche fremd ging. Seither war er mit kurzen Unterbrechungen Single. Vor drei Monaten ging ihm Hamburg so sehr auf die Nerven, dass er wieder zurück nach München wollte. Er fand ein schönes Haus am Stadtrand, in dem er auch seine Kanzlei, die langsam in Schwung kam, eröffnete.

»Ich will nicht unhöflich klingen, aber ich habe da ein Problem, für das ich deinen Rechtsbeistand brauchen würde.«

»Schon gut, ich kann eh noch ein paar mehr Klienten brauchen. Um was geht es?«

»Ich will mich von meinem Mann scheiden lassen. Vor kurzem hab ich ihn vor die Tür gesetzt.«

»Willst du mir nicht etwas genauer davon berichten.«

»Ja, aber nicht hier. Dort drüber sitzt das größte Plappermaul des ganzes Orts, und was die hört, weiß morgen ganz Deutschland.«

»Ich verstehe. Was hältst du davon, wenn wir noch etwas gegenüber im Park spazieren gehen?«

»Gute Idee. Lass uns zahlen.«

Nachdem beide ihre Rechnung beglichen hatten, gingen sie hinaus und überquerten die Straße. Für längere Zeit gingen beide schweigend auf dem Weg, der zwischen zwei Baumreihen angelegt war. Keiner sagte ein Wort. Gerhard ließ seinen Blick umherwandern, während Anna auf den Weg vor ihr starrte.
Gleichzeitig setzten beide an, um mit einem ‚also‘ die Stille zu durchbrechen.

»Nein du zuerst.« Beide.

»Nein, du.« Wieder beide, und sie mussten lachen.

»Also, was ich sagen wollte. Vor 18 Jahren lernte ich Max auf einem Konzert kennen. Er hat mich am Ende beinahe umgerannt, da er so dringend auf die Toilette musste ...«

Anna erzählte lange, wie sie und Max sich kennen gelernt hatten und was bis zum heutigen Tag passiert war. Mittlerweile saßen Anna und Gerhard auf einer Parkbank. Die Luft war so klar wie der Himmel, und nur das Mondlicht umspielte malerisch ihre Gesichter.

»OK, aber wieso hast du Max aus der Wohnung geschmissen? Gab es einen konkreten Auslöser, oder hattest du es geplant?«

Anna wurde unsicher. Sollte sie ihm erzählen, dass Martin schwul ist, und da Max ihn deswegen angreifen wollte, sie ihn kurzerhand vor die Tür befördert hat?

»Naja, er war wegen Martin sauer und wollte ihn schlagen.«

»Hat er das öfter versucht, oder gar getan?«

»Nein, das nie. Mal einen Klaps auf die Finger, als Martin noch klein war, aber geschlagen hat er ihn nie!«

»Und was hat ihn dann an diesem Nachmittag so in Rage gebracht, dass er es tun wollte?«

»Nunja, wie sage ich es am Besten?« Sie redete mehr mit sich selbst als mit Gerhard. »Also Martin ist schwul. Ich hatte es erst an diesem Tag erfahren, und als Martin mit seinem Freund Tom auf sein Zimmer gehen wollte, gaben sie sich einen kleinen Kuss und genau da kam Max rein, sah es und fing an zu schreien. Und dann ging er auf die beiden zu. Ich hab ihn dann gewarnt, wenn er den Jungs auch nur ein Haar krümmen würde, dann würde ich ihm das Messer in meiner Hand reinrammen. Da hat er dann von ihnen abgelassen, und ich hab die Jungs auf Martins Zimmer geschickt. Danach hab ich dann Max rausgeschmissen.«

»OK, jetzt wird mir auch klar, warum du so heftig reagiert hast. Es war absolut richtig, dass du ihn rausgeschmissen hast, immerhin musstest du um deinen Sohn Angst haben. Und die Richter mögen Menschen, die Minderheiten diskriminieren und angreifen auch nicht gerne. Das ist ein Pluspunkt für dich. So aber jetzt ist es wirklich spät. Wir sollten langsam mal nach Hause gehen.«

»Du hast recht. Ich danke dir vielmals für deine Hilfe, und es hat mich wahnsinnig gefreut, dich wieder zu treffen.« Anna umarmte ihn und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. 'Danke' hauchte sie noch in sein Ohr, dann erhoben sie sich und gingen zu ihren Wägen und fuhren, nachdem sie noch ihre Telefonnummern getauscht hatten, heim.

»Hier in der Nähe muss es sein. Ich habe erst vor ein paar Tagen Schwingungen wahrgenommen. Aber jetzt ist hier nichts mehr, absolut gar nichts. Was bedeutet, dass ich mich nicht geirrt habe. Es ist zu sauber.«

»Was willst du damit sagen, Carbus?«

»Naja, Nitrolas, ich empfange von diesem Haus absolut keine Schwingungen. Keine Schwingungen der Feinde, keine von normalen Menschen, nichts. So sehr ich mich auch anstrenge.«

»Und was bedeutet das?«

»Das hier mit Sicherheit ein Schutzschild um dieses Haus gelegt ist. Es kann sein, dass hier einer der Anderen lebt, die Betonung liegt auf kann. Es wäre aber auch möglich, dass dieser Schutzschild noch von früheren Zeiten ist, schließlich ist das Haus schon vor dem letzten Angriff, also vor 1939 gebaut worden.«

»Also wissen wir nichts genaues?« Carbus nickte nur. »Und was sagen wir Zorala?«

»Na das, was wir entdeckt haben. Er wird uns dann schon weitere Instruktionen geben. Aber ich habe die Vermutung, dass wir die Leute des Hauses beobachten müssen.«

»Dann lass uns von hier verschwinden, ich habe kein gutes Gefühl, wenn wir hier bleiben.«

»Noch einen Moment, da kommt ein Auto, mal sehen, wo es hinfährt.«

Die beiden stellten sich hinter eine Hecke und beobachteten das sich nähernde Auto. Es bog in das von ihnen begutachtete Haus ein, parkte vor der Garage, und ein Mann stieg aus.

»Mist«, fluchte Carbus.

»Was ist jetzt schon wieder?«

»Naja, du weißt doch, dass die Feinde keine Väter haben. Und das ist ein Vater, denn unsere Gegner sind alle um die 20, und daher könnte dieser Mann Vater eines dieser Kinder sein. Also kann hier wohl zu 99% keiner von ihnen wohnen.«

»Ach so, also ist das Schutzschild vom letzten Kampf übrig geblieben.«

»Vermutlich, aber jetzt zurück zu Zorala.«

Die beiden Gestalten lösten sich in Rauch auf und kurz darauf war nichts mehr zu bemerken, was auf ihre Anwesenheit hätte hindeuten können.

Heinz schloss die Tür ab und begab sich leise nach oben. Er hatte letzte Woche ein paar wichtige Unterlagen in Stuttgart vergessen, die er heute von dort geholt hatte, da er sie dringend für seine Arbeit morgen brauchen würde. Er war richtig froh gewesen, dass die Autobahn frei war, und er, früher als gedacht schon um kurz nach Mitternacht daheim ankam. Vorsichtig öffnete er die Tür zu Toms Zimmer und warf einen Blick hinein. Friedlich schlafend hielten sich Tom und Martin im Arm. Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, holte er sich noch ein Glas Wasser und ging dann auch ins Bett.

»Bist du schon da?«

»Ja, auf der Autobahn war nicht viel los, Sonja.«

Er hatte sich ausgezogen und stieg ins Bett und gab Sonja einen Kuss auf die Wange.

»Schlaf gut, Schatz.«

»Du auch.«

32. BUCH - Gedächtnistraining

Oder ... Was man nicht wissen kann, aber doch weiß

Durch das Fenster in Toms Zimmer fiel ein Sonnenstrahl, der ihn an seiner Nasenspitze kitzelte. Verschlafen öffnete er die Augen. Als er bemerkte, dass Martin an ihn gekuschelt schlief, musste er grinsen. Wie sehr genoss er doch die zärtliche Berührung von seinen Armen. Vorsichtig löste sich Tom aus der Umarmung.

»Wo willst du hin?«

»Ich muss aufs Klo und dann wollte ich duschen. Wir müssen doch heute wieder in die Schule.«

»Müssen wir da wirklich hin? Ich will nicht.«

»Ja. Aber freu dich doch, im nächsten Sommer werden wir mit der Schule fertig sein. Das ist nicht mehr lange.«

»Das hab ich vor einem Jahr auch schon gedacht.« Martins Stimme war bedrückt.

»Hey, du wirst es diesmal schaffen. Ich werde dir helfen. Und jetzt beweg dich aus den Federn oder ich muss dich wach kitzeln.«

»Ich bin so müde, dass ich das nicht mal bemerken würde.«

»Das wollen wir doch erst mal sehen.«

Und schon war Tom mit ein paar großen Schritten beim Bett, zog Martin die Bettdecke weg und seine Finger suchten und fanden ihren Weg zu Martins Rippen. Unter Toms Fingerfertigkeit wandte sich Martin von einer Seite des Betts zur anderen, dabei kiekste und japste er laut. Tom legte eine kurze Pause ein.

»Willst du jetzt ein braver Junge sein?«

»Niemals.«

Und wieder machte sich Tom an den Rippen zu schaffen.

»Immer noch nicht?«

»Ich war nie, will nie, und werde nie ein braver Junge sein, aber ich gebe mich geschlagen und werde aufstehen.«

»Das ist gut, so gefällst du mir.«

»Du mir auch.«

Dabei setzte Martin ein unverschämtes Grinsen auf und im nächsten Moment hatte er auch schon Toms Shorts herunter gezogen und betrachtete Toms halb steifen Schwanz. Die Vorhaut hatte sich leicht zurückgerollt und gab die Spitze einer roten Eichel frei. Kurz verweilte er in der Position, bis er sich nach vorne beugte und den Penis in dem Mund nahm. Tom stöhnte auf und für einen Moment wurden seine Knie weich und er wäre fast zusammen gesackt. Martin aber packte ihn bei den Hüften und schob ihn mit sanfter Gewalt zum Bett, auf das sich Tom legte. Tom schloss die Augen und genoss die zärtlichen Liebkosungen an seinem Penis. Mit einer schnellen Bewegung drehte sich Tom um und hatte nun seinen Kopf neben Martins Hüften. Er befreite Martins beschnittenen Schwanz von dem störenden Textil und auch sein Mund näherte sich seinem Objekt der Begierde. Vorsichtig ließ er seine Zunge um die glänzende Eichel tanzen, während er sich ganz den Liebkosungen von Martin hingab. Immer eifriger wurden die Bewegungen, bis sich beide unter einem letzten Aufstöhnen entluden und erschöpft zusammensanken.

Etwas später gingen beide unter die Dusche, um sich für die Schule fertigzumachen. Das Wasser rauschte, Körper wurden nass und eingeschäumt, wieder nass und dann abgetrocknet. Kleidung wurde angezogen, hier wurde noch ein Fussel von der Jeans entfernt, dort noch ein paar Haare mit etwas Gel zurechtgezupft. Kurz gesagt, nach einer halben Stunde saßen beide am Frühstückstisch und schmierten sich ihre Brötchen. Wenig später war nur noch leises Kauen zu hören, das gelegentlich durch das Klappern eines Löffels oder Messers unterbrochen wurde und um kurz vor halb acht machten sich Tom und Martin auf den Schulweg.

»Du, Tom?«

»Hm?«

»Wie verhalten wir uns jetzt eigentlich in der Schule? Ich meine damit, wie wir reagieren, falls uns jemand anspricht oder so.«

»Na, ich würde sagen, ganz ehrlich.«

»Auch bei den Lehrern?« Martin Stimme war etwas rau und unsicher.

»Klar, wenn die was mitbekommen haben, dann hilft Leugnen auch nicht. Aber ich denke mal, die wissen eh nichts. Von wem auch.«

»OK, ich will nur nicht, dass wir uns widersprechen.«

»Nein, einfach ehrlich sein, wobei du nicht erzählen musst, was wir heut morgen gemacht haben.« Tom zeigte sein unverschämtestes Grinsen.

»Das hatte ich auch nicht vor.«

»Hey, es wird schon nicht so schlimm werden. Wir sind eh schon da.«

Im Klassenzimmer waren schon einige der andere anwesend. Aber wirklich verändert hatte sich nichts. Es standen immer noch die gleichen Leute in Gruppen zusammen und unterhielten sich. Nur Toni hatte sich zu Martin und Tom gestellt und sie unterhielten sich über die letzten Ferientage. Kurz vor Unterrichtsbeginn kam auch Dirk ins Klassenzimmer und setzte sich sofort auf seinen Platz, ohne auch nur einen zu begrüßen.

»So, dann wollen wir anfangen. Heute sprechen wir über die Opfer des Zweiten Weltkriegs.« Herr Krüger hatte das Klassenzimmer betreten und seine Tasche auf dem Pult abgestellt. Er suchte kurz nach seinen Unterlagen und legte sie dann auf den Tisch.

»Wer kann mir sagen, wer alles unter Hitler und seinen Helfern zu leiden hatte?« Ein kurzer Blick durch die Reihen. »Ja, Martina.«

»Also, an erster Stelle wären da die Juden, und dann natürlich alle, die nicht dem arischen Ideal entsprachen.«

»Sehr richtig, aber du hast noch eine Gruppe vergessen, die auch um ihr Leben fürchten musste.«

»Ach ja, die Homosexuellen.«

»Genau. Auch sie wurden in Gaskammern umgebracht und ...«

»Das war doch auch gut so. Diese Leute sind doch abartig, genauso wie Tom und Martin.«

Stille. Es war als hätten alle aufgehört zu atmen. Martin und Tom zuckten zusammen und es durchfuhr sie ein kalter Schauer. Obwohl fast alle schon wussten, dass die beiden schwul waren, hatten sie mit so etwas nicht gerechnet. Die wenigen, die nicht auf Toms Geburtstagsfeier waren, sahen verwundert zu Tom und Martin. Herr Krüger versuchte die Todesstille zu durchbrechen.

»Ist das wirklich deine Meinung? Wie kommst du darauf, dass Homosexuelle abartig sind?«

»Na ist doch wahr, Gott hat Mann und Frau erschaffen, und dabei hat er sich sicherlich etwas gedacht. Und wollen sie die beiden verkommenen Subjekte nicht endlich ihres Unterrichts verweisen?«

»Also jetzt reicht es, Dirk. Du solltest wirklich aufpassen, was du sagst, und mit wem du redest. Und wen ich des Unterrichts verweise, ist immer noch meine Entscheidung. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du bleibst ganz ruhig für den Rest der Doppelstunde auf deinem Platz sitzen, oder du bekommst einen Verweis und meldest dich beim Direktor.«

»Sie sind ja genauso krank wie die beiden.«

»So, das reicht. Komm mit mir mit. Ihr anderen bleibt so lange ruhig im Klassenzimmer und lest das Kapitel über die Judenverfolgung in unserem Buch. Ich frage euch danach aus.«

Mit einer eindeutigen Geste zeigte er Dirk den Weg, der unter Protest folgte. Als er das Zimmer verließ, erschraken Tom und Martin. Eine menschenähnliche, nur aus einer Art Wolke bestehende Gestalt verfolgte Dirk. War es das, was die beiden Jungs dachten?
Trotz der Abwesenheit des Lehrers war es still im Klassenzimmer. Hin und wieder räusperte sich jemand, aber sonst war nichts zu hören.
Nach etwa zehn Minuten kam Herr Krüger zurück und setzte seinen Unterricht fort. Weiter geschah während dieser Doppelstunde nichts, nur als es zur Pause klingelte und alle Schüler das Klassenzimmer verließen, sprach Herr Krüger Tom und Martin an.

»Tom, Martin, könnte ich kurz mit euch reden?«

»Ja, sicherlich.«

Tom hatte zwar absolut keine Lust auf irgendwelche Unterhaltungen über seine sexuellen Präferenzen, aber er hatte gelernt immer höflich zu Lehrern zu sein, schließlich war man von ihnen abhängig.

»Ich will euch auch gar nicht lange aufhalten. Ich wollte nur kurz fragen, ob Dirk mit seiner Aussage, dass ihr schwul seid, recht hatte?«

»Also, eigentlich geht es Sie zwar nichts an, aber es stimmt, wir sind schwul und ein Paar«, sagte Martin forsch.

»Es tut mir Leid, ich wollte euch nicht zu nahe treten, aber die ganzen Probleme, die Dirk da hervorgerufen hat, kenne ich.«

Verwundert schauten die beiden ihren Lehrer an.

»Nein, nein, ich bin nicht schwul«, lachte Herr Krüger, »aber mein Sohn Andy ist schwul und hatte auch so ein ähnliches unfreiwilliges Coming-Out. Er wurde damals beim Knutschen erwischt. Mittlerweile hat er die Schule beendet und macht gerade eine Ausbildung.«

»Ach so, und was soll uns das helfen?«

»Naja, erst mal nichts, aber er ist in einer Jugendgruppe, die Menschen, die ihr Coming-Out hatten und nicht immer nur mit Freude aufgenommen werden, zeigt, wie sie damit besser umgehen können und handgreiflichen Konflikten aus dem Weg gehen. Ich kann euch gerne seine Nummer geben.«

»Wie sagten Sie, heißt ihr Sohn?«

»Andy.«

»Andy Krüger. Hat Ihr Sohn vielleicht kurze, dunkelbraune Haare und eine auffällige Kette mit einem Saphir als Anhänger?«

»Ja, aber woher weißt du das?«, der Lehrkörper hatte eine extrem lange Leitung ...

»Wir kennen Ihren Sohn. Wir haben schon öfter etwas miteinander unternommen.«

Genauer wollte Tom darauf nicht eingehen. Sie redeten noch kurz miteinander, und schon ging die nächste Unterrichtsstunde los. Dirk erschien an diesem Tag nicht mehr zum Unterricht. Der Direktor hatte ihn für den heutigen Tag nach Hause geschickt.

»Martin, hast du eigentlich auch das zuvor gesehen, als Dirk den Raum verließ?«

»Wenn du diesen Schatten meinst, dann ja.«

»Was sollen wir jetzt tun? Ich kann mich ja schlecht mal eben zu Tobi projizieren. Das würde erstens bestimmt allen auffallen und ich weiß nicht mal, ob ich dann wirklich da ankomme, wo ich hin will. Noch dazu müssen wir uns vor den anderen in Acht nehmen.«

»Was hältst du davon, wenn wir gleich mal zu Flo gehen. Der kann uns sicher weiterhelfen.«

»Gut, das machen wir.«

In der großen Pause gingen die beiden wie besprochen zu Flo und erklärten ihm, was sie gesehen hatten. Flo riet ihnen, erst mal nach Hause zu gehen, um sich von dort aus zu Tobi zu transportieren, da er ihnen im Moment auch nicht helfen konnte, da er noch bis um 16 Uhr Unterricht hatte.

Nachdem die beiden letzten Stunden vergangen waren, machten sich die beiden auf den Nachhauseweg. Jeder zu sich nach Hause, da Tom dringend mit Tobi sprechen musste. Martin ging zu sich Heim, da er mal wieder seine Mutter sehen wollte und außerdem noch ein paar Hausaufgaben erledigen musste, die er während der Herbstferien nicht geschafft hatte.

33. BUCH - Entschuldigungen

Oder ... Wie man Vertrauen erkennen kann

Als Tom daheim ankam, konnte er schon riechen, dass das Mittagessen bald fertig sein würde. Nachdem er kurz zu seiner Mutter Hallo gesagt hatte, ging er in sein Zimmer und brachte sein Schulzeug weg. Danach ging er ins Bad und machte sich frisch.

Während des Essens war er recht schweigsam. Immer wieder kreisten seine Gedanken um Dirk und das, was er gesagt hatte. Obwohl er wusste, dass er vom Bösen befallen war, zumindest dachte er das, tat es doch weh. Tief im Innern spürte er einen Schmerz, den man nicht in Worte fassen kann. Es war als würde sich eine kleine Schraubzwinge an seinen Nervenbahnen zu schaffen machen. Immer wieder die Festigkeit verstärken, immer härter sich hineinbohren. Bis jetzt hatte er noch nie große Probleme gehabt, so etwas kannte er nicht. Er kam sich schlecht vor, obwohl er nichts getan hatte. Er fühlte sich schuldig, wusste aber nicht für was. Und je mehr er an Dirk dachte, desto mehr tat es ihm weh, nein, nicht nur weh, auch Leid. Er selbst tat sich nicht leid, er war glücklich. Dirk tat ihm leid. Anders konnte man es nicht beschreiben. Er tat ihm Leid, da er sich nicht traute zu seinen Gefühlen zu stehen, dass er durch etwas blockiert wurde, dass er so große Angst haben musste davor. Es musste Dirk selbst noch viel mehr schmerzen, als es Tom jemals konnte. Er hatte Mitleid. Ein grausames Gefühl, das schlimmste, das es überhaupt gibt. Hass, Zorn, Wut, Angewidertheit, alles Gefühle, gegen die man etwas tun konnte, oder sich zumindest abreagieren konnte. Aber Mitleid, dagegen half nichts, und nicht nur der Person, für die man Mitleid empfindet, geht es schlecht, nein, man zieht sich auch selbst noch damit herunter, fühlt sich selbst schlecht. Er musste Dirk helfen, ihm helfen, seinen Dämon los zu werden, ihn wieder glücklich zu machen. Und nicht nur ihn, auch Toni wollte er helfen.

Tom ging in sein Zimmer und setzte sich an seine Hausaufgaben. Nur zu leicht gingen sie ihm von der Hand. Ja, er war schon immer ein guter Schüler, aber so leicht wie heute war es ihm noch nie gefallen, sie zu erledigen. Er legte den Stift beiseite und wollte sich gerade auf den Weg zu Tobi machen, als es an der Tür klingelte. Kurz drauf stand Toni in seinem Zimmer.

»Hi Tom, störe ich?«

»Nein, schon OK, was gibt's? Setz dich doch.«

Toni nahm auf Toms Bett Platz und starrte auf seine Socken.

»Toni ... Toni!!!«

»Ja?« Verwirrt sah er auf.

»Du wolltest etwas von mir. Es ist auch gut, wenn du nur da sitzen willst, aber dann sag es.«

»Nein entschuldige bitte, aber ich weiß nicht, wie ich anfangen soll.«

»Es geht bestimmt um heute Vormittag, oder?«

»Woher weißt du ...?«

»Ich bin nicht doof, und außerdem muss ich auch ständig daran denken.«

»Naja, also es tut mir Leid, dass er euch heute vor der Klasse so bloßgestellt hat.«

»Wieso entschuldigst du dich denn für ihn? Das brauchst du nicht. Er hat das getan, er allein. Du hast keine Schuld und er eigentlich auch nicht!«

»Wie meinst du das?«

Mist. Wie sollte sich Tom herausreden. Er konnte Toni ja schlecht sagen, was er gesehen hatte, und dass er auserwählt ist, die Liebe zu beschützen. Toni würde das nicht verstehen. Er selbst konnte es ja kaum verstehen.

»Naja, er bekommt daheim jeden Tag zu hören, dass Schwule ekelhaft sind uns so. Dann hat er sich selbst gehen lassen und mit dir etwas angefangen. Er fühlt sich schuldig, und kompensiert seine Gefühle in Hass, und lässt sie an den Menschen aus, die er dafür verantwortlich macht.«

»Aber wieso hat er dann mich nicht bloßgestellt. Es wäre doch ganz einfach gewesen, er hätte ja nur auch noch meinen Namen nennen müssen.«

»Das würde er nicht tun. Einerseits müsste er sich dann selbst verraten und andererseits liebt er dich noch immer. Er will dir nicht weh tun. Aber können wir das heute Abend weiter besprechen, ich hab noch dringend etwas zu erledigen.«

»Nein, kein Problem. Soll ich dich anrufen?«

»Nein, ich weiß nicht genau, wann ich zurück bin, also melde ich mich dann bei dir. Ich bring dich noch zur Tür.«

»Danke, nicht nötig, ich find alleine raus. Und danke.«

»Wofür denn?«

»Dass du mir zugehört hast und so.«

»Schon OK, bis später.«

»Ja, bis dann.«

Und Tom war wieder alleine in seinem Zimmer. Tom schloss seine Zimmertür ab und machte sich auf den Weg zu Tobi.

»Ich hab schon auf dich gewartet. Flo hat mir erzählt, dass du vermutlich einen Schattenmann gesehen hast.«

»Ja, aber hallo erst mal.«

»Hallo, erzähl mir doch, was genau passiert ist.«

Tom erzählte jede Einzelheit des heutigen Schultages und auch sein Gespräch mit Toni ließ er nicht aus. Obwohl er versuchte so genau wie möglich zu berichten, stellte Tobi des Öfteren Zwischenfragen.

»... und dann bin ich zu dir gekommen.«

»Interessant. Also erstens, du hast heute dein erstes Opfer des Hasses gesehen, und zweitens hat dich der Schattenläufer nicht bemerkt. Zu deinem Glück, aber du musst jetzt noch vorsichtiger sein, da dieser Dirk ja in deine Klasse geht. Was ist eigentlich mit diesem Toni? Kann man ihm vertrauen, oder nicht?«

»Ich denke schon. Ich hab mit ihm früher nie so großen Kontakt gehabt, aber er hat mir auf meiner Geburtstagsfeier doch recht persönliche Dinge anvertraut, Martin und mir. Wieso fragst du überhaupt?«

»Dirks Gefühle zu Toni sind sehr stark, sonst hätte er ihn heute auch verraten. Naja, und wir können zwar diesen Schattenmann von ihm vertreiben und zerstören, aber trotzdem ist er immer noch recht anfällig für einen erneuten Angriff. Er braucht jemanden, der ihm zeigt, dass er völlig richtig ist, und jemanden der ihn liebt. Das tut Toni. Er ist sozusagen nötig, damit Dirk sich auch lösen kann vom Hass. Daher muss uns Toni helfen. Durch ihn wird es für Dirk leichter, sich von seinem 'Anhang' zu befreien. Aber wir müssen ihn einweihen, und unsere Strategie zusammen noch genau ausarbeiten. Aber jetzt besprechen wir erst einmal, wie es am heutigen Tag weitergehen soll ...«

Martin war nach der Schule nur kurz beim Essen daheim und machte sich dann gleich wieder auf zum Leichtathletiktraining. Die Hallensaison stand kurz bevor und er musste noch etwas Ausdauertraining machen. Nachdem er wieder zu Hause ankam, machte er sich an seine Hausaufgaben und jetzt saß er vor seinem Computer und spielte etwas 'Free Cell'. Er hatte gerade ein Spiel erfolgreich beendet, als das Telefon klingelte.

»Martin Wilter.«

»Ja, hi Martin, ich bin's Tom.«

»Na, was gibt's?«

»Ach, ich war gerade bei Tobi, wir haben etwas über Dirk geredet, aber es wäre recht gut, wenn du gleich vorbei kommen könntest, dann erzähl ich dir genaueres.«

»OK, ich mach mich auf den Weg. Bis in zwanzig Minuten da.«

»Ja, bis gleich.«

Und Martin hörte nur noch ein Tuten in der Leitung. Er zog sich seine Schuhe an, nahm die Jacke vom Haken und machte sich auf den Weg zu Tom.»

34. BUCH - Hexenzirkel

Oder ... Wie man erst hier und dann dort ist

»So, jetzt sollte ich aber Toni anrufen, damit er herkommt.«

Nachdem Martin eingetroffen war, klärte ihn Tom über die besprochenen Dinge auf. Jetzt saßen sie in Toms Zimmer und Tom hatte zum Telefonhörer gegriffen. Kurz darauf war geklärt, dass Toni in einer halben Stunde erscheinen würde. Martin stellte sich hinter Tom, der aus dem Fenster starrte. Zärtlich legte er seine Arme um Toms Hals.

»Was ist, mein Kleiner?«

»Ach nichts, ich hoffe nur, dass uns Toni nicht für verrückt erklärt ...«

»Das wird er nicht. Komm, lass uns die verbleibende Zeit lieber sinnvoll nutzen.«

Tom drehte sich um und sah in ein grinsendes Gesicht. Langsam näherten sich die Lippen der beiden und kurze Zeit später gaben sie sich einen leidenschaftlichen Kuss. Die Zeit schien wie im Flug zu vergehen, denn kaum hatten ihre Münder zueinander gefunden, als es auch schon an der Haustür schellte.

»So, komm rein, Martin ist auch da.«

»Hi Martin, wie geht's?«

»Danke, und dir?«

»Geht schon. Ich mach mir Sorgen um Dirk.«

»Das sieht man dir an, aber wir können ihm helfen, nur dich brauchen wir dazu.«

»Wie wollte ihr ihm den helfen? Braut ihr einen Zaubertrank, den ich ihm dann irgendwie verabreichen muss?«

Die beiden mussten grinsen.

»So in etwa ... Wie sagen wir dir das jetzt am besten? Schonend oder einfach gerade heraus.«

»Grade raus, mich kann nichts mehr erschüttern.«

»Na dann, aber versprich uns, dass du nicht einfach schreien davon läufst oder in Ohnmacht fällst wie eine vornehme Dame.«

»Wieso sollte ich?«

»Versprich es einfach.«

»Versprochen.«

Tom holte noch einmal tief Luft, dann begann er zu reden.

»Also Toni, wir sind Boten der Liebe, um es mal so zu formulieren. Wir können Dirk von seinem Dämon befreien. Aber wir brauchen deine Hilfe.«

»Ihr wollt mich verarschen. Gleich kommt da hinten einer mit einer Kamera aus dem Schrank von 'Candid Camera'. Das ist ja wie in einer schlechten Folge von 'Charmed'.«

»Ja, ich weiß, es klingt etwas komisch, aber du musst unsd glauben. Wir haben Kräfte und können ihm wirklich helfen.«

»Und was für Kräfte sollen das sein?«

»Schwer zu erklären, ich zeig es dir am Besten. Schau mich einfach an. Und wende deine Augen nicht von mir ab.«

Tom stellte sich direkt vor Toni, konzentrierte sich kurz und schon fiel Tonis Blick ins Leere. Suchend drehte er sich um, und erschrak, als Tom direkt hinter ihm stand.

»Wie hast du das gemacht? Das ist doch bestimmt ein Trick.«

»Nein, kein Trick.« Schwub. »Hier bin ich.« Tom tippte ihm auf die Schulter.

»Himmel, ich brauch erst mal nen Stuhl. Leute, ihr überrascht mich immer wieder. Kannst du auch was, Martin?«

Jetzt meldete sich auch Martin zu Wort, der bis jetzt nur grinsend in Tonis verblüfftes Gesicht gesehen hat.

»Können schon, aber ich kann es dir leider nicht vormachen, da du es nicht mitbekommen würdest.«

»Naja, aber bei Tom hab ich es doch gesehen.«

»Klar, der projiziert sich ja auch an einen anderen Ort, das kann ich nicht, aber ich kann die Zeit anhalten, und das heißt, dass du auch erstarrst und nichts davon mitbekommst.«

»Na, das leuchtet mir ein, auch wenn ich das Ganze hier doch recht suspekt finde. Sag mal, kannst du auch andere mitnehmen?«

»Ja, aber dazu fehlt mir die Übung, ich weiß selbst erst seit kurzem, dass ich das kann. Im Moment bin ich froh, dass ich es schaffe da zu landen, wo ich will. Und Martin könnte auch nur einzelne Personen erstarren lassen, aber auch ihm fehlt die Übung.«

Und ihr zwei seid alleine und wollt Dirk helfen.

»Martin, gib mir doch bitte ...«

»Martin wusste, was Tom wollte. Für Bruchteile einer Sekunde konzentrierte er sich und Toni war erstarrt.

»So, glaubst du, wir können ihn völlig einweihen und mitnehmen?«

»Ich denke schon.«

»Gut, dann lass ihn wieder 'frei' und stell dich aber zuerst genauso hin wie zuvor.«

»... die Cola. Ich brauch einen Schluck zu trinken.«

Martin reichte ihm das Verlangte, und nachdem er getrunken hatte, beantwortete er Tonis Frage.

»Also, wir sind nicht allein. Es gibt die 'Liebe' und wir sind ihre Helfer, wobei es noch zwei weitere Menschen gibt, die uns unterstützten ...«

»Seid ihr bald so weit, wir wären alle da.«

»Ja, wir machen uns gleich auf den Weg.«

»... Aber was hältst du davon, wenn du einfach mitkommst und dir selbst ein Bild machst.«

»Klar, gehen wir zu Fuß, oder nehmen wir das Fahrrad?«

»Weder noch, du darfst etwas 'Raumsurfen' mit uns machen.«

»Aber wie soll ich das können? Und Martin kann es auch nicht.«

»Doch, in unsere Zentrale kann ich es, und dorthin kann dich auch Tom mitnehmen.«

»Ach, was solls, ich werd es schon überleben.«

»Genau, und wenn nicht, dann wirst du dich nicht daran erinnern können«, scherze Tom.

»Das sind ja rosige Aussichten. Was muss ich tun?«

»Gib mir einfach deine Hand.«

Und wann gehen wir zum Altar?

Red nicht, und mach lieber.

Kaum hatte Toni Tom die Hand gereicht, als sich die drei Körper auch schon dematerialisierten ...

Die drei standen vor Tobis Schreibtisch. Auf dem großen Sessel dahinter saß Tobi und musterte abschätzig den 'Neuen'. Auf der Couch saßen Andy und Flo und knabberten an ein paar Chips, die in einer kleinen Schale auf dem Tisch standen.

»Hallo Toni. Lasst uns hinsetzten.« Tobi deutet auf die Couch, zu der sich die vier aufmachten. Plötzlich blieb Toni wie angewurzelt stehen.

»Was ist los? Hat deine Motorik ausgesetzt, oder warum stehst du immer noch da und starrt die Couch an?«

»Das ... das, das ist doch ...!?!«

»Ja, ich bin Flo? Wieso?«

»Sie etwa auch?«

»Ja, ich auch. Und du kannst mich duzen, aber nur hier. Und jetzt setzt dich endlich, wir haben nicht unendlich Zeit, wobei ...« freundlich lächelte er Toni an, dessen Bewegungsapparat langsam wieder seinen Betrieb aufnahm. Vorsichtig näherte er sich der Sitzgelegenheit und nahm Platz.

»Können wir dann? Gut. Also Toni, Martin und Tom haben dich ja schon etwas aufgeklärt. Nunja, also erst mal zur Vorstellung. Das ist Flo, du kennst ihn ja bereits aus der Schule. Hier sitzt Andy, und ich bin Tobi.«

Nachdem die kurze Vorstellungs- und Begrüßungsrunde beendet war, fing Tobi mit seinen Erläuterungen an.

»Du weißt ja, dass wir deinem Freund helfen müssen. Wir können ihn zwar von seinem Dämon befreien, aber in gewisser Weise muss er uns dabei unterstützten, daher musst du ihm einen Grund geben, warum er sich vom Bösen trennen sollte. Du verstehst, was ich meine ...«

Toni nickte. Die nächsten zwei Stunden brachten die Sechs damit zu, über ihre Strategie zu reden, an gewissen Stellen noch etwas abzuändern und zu verfeinern. Währenddessen beobachtete Tobi genau, wie sich Toni verhielt. Wie reagierte er auf Aussagen? Was sprachen seine Augen? Wie versuchte er zu helfen? Was drückte seine Gestik und Mimik aus.

»Jungs, kann ich euch mal kurz hier drüben sprechen?«

»Ja«, kam es einstimmig und die Helfer gingen zu Tobi.

»Also, ich habe einen Verdacht.«

»Und welchen?«, fragte Andy.

»Naja, es geht noch einer ab ...«

»Du willst mir jetzt nicht etwa sagen, dass das Toni sein soll?«

»Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber er hat ein sehr logisches Denken. Die Idee, die er vorhin hatte, war nicht einfach nur Zufall, zumindest glaube ich das nicht.«

»Aber wieso sollte es ausgerechnet er sein? Die anderen Helfer hast doch auch du aufgespürt und nicht sie uns.«

»Das schon, aber bei diesem einen war es schon immer anders. Ihr wisst das nicht mehr, da ihr die Erinnerung vergessen habt, aber ich merke mir alle Dinge. Bei unserer letzten großen Schlacht ist er durch Zufall bei einer Aktion auf uns getroffen. Davor habe ich ihn in einer Universität angetroffen, ich versuchte gerade ein Rätsel zu lösen, als er sich neben mich stellte und mir so als wäre es nichts, die Lösung sagte.«

»Dann stellen wir ihn doch auf die Probe.«

»Ja, das müssen wir wohl tun.«

»Toni, würdest du mir bei einem Problem helfen?«

»Klar, wenn ich kann, dann gerne.«

»Also hör gut zu. Ich werde es dir nur einmal erklären. Du hast zwei Wasserbehälter. Einer fasst exakt 3 Liter, der andere exakt 5 Liter. Nun brauchst du aber genau 4 Liter um eine Waage genau auszutarieren. Wie schaffst du es, nur unter Zuhilfenahme der zwei Wasserbehälter, dass du genau die 4 Liter abfüllst.«

Toni schloss kurz die Augen, und wenige Sekunden später begann er auch schon zu reden.

»Also das ist ja einfach. Ich füll erst mal den 5-Liter-Behälter auf. Schütte drei Liter davon um in den 3-Liter-Eimer. Kippe den 3-Liter-Eimer aus. Fülle erneut den 3-Liter-Eimer mit dem Inhalt des 5-Liter-Eimers, also den verbliebenen 2 Litern. Dann fülle ich nochmal den 5-Liter-Behälter und mache den 3-Liter-Eimer voll, also fülle einen Liter in den 3-Liter-Behälter, der dann im 5-Liter-Eimer fehlt und schon hab ich exakt die 4 Liter, die ich für die Waage brauche.«

Die anderen Jungs standen mit offenem Mund da. Sie konnten nicht ganz glauben, was sie gerade gehört hatten. Ohne auch nur einmal zu zögern oder einen Fehler zu machen, hatte Toni das Rätsel ohne Probleme gelöst. Tobi war sich aber noch nicht sicher, schließlich wäre es möglich, dass er das Rätsel gekannt hatte, also stelle er ihm noch fünf weitere Aufgaben, die er jedes Mal schnell und absolut korrekt löste.

»So, noch eines.«

»Stop. Es ist ja ganz lustig, wenn ich weiter für euch die Rätsel knacke, aber erst will ich wissen, was das soll, ich bin doch hier nicht in der Schule und werde ausgefragt ...«

»Das nicht.«

»Und außerdem sollten wir Dirk helfen. Also was soll dieser Unfug?«

»Also, das ist kein Unfug. Aber ich muss noch kurz einen Test machen.«

Tobi konzentrierte sich. Tief in Tonis Seele blickte er. Tiefer als er es normalerweise tat. Er sah Unsicherheit, Angst, aber auch Liebe, sehr viel Liebe. Immer weiter suchte er, aber er konnte nichts Schlechtes finden. Über zehn Minuten suchte er. Irgendwann löste er sich wieder und lächelte Toni freundlich an.

»Willkommen im Club.«

»Bitte? Was?«

»Du bist auch einer von uns.«

»Echt? Wieso kann ich mich dann nicht auch durch die Gegend zappen, oder die Zeit anhalten oder sonst so etwas?«

»Ganz einfach. Du bist keines der vier Elemente, du bist ein Planet.«

»Dafür schaue ich aber recht normal aus.« Ungläubig starrte Toni noch immer zu Tobi.

»Nicht in diesem Sinn Planet, aber das erkläre ich dir ein andermal. Heute nur so viel: Du bist auf dem Gebiet der Knobelrätsel ein Genie. Naja, und ich habe 11 Planeten gefunden, und eben den letzten und 12ten Planet. Naja, und das bist du. Du hast zwar keine übernatürlichen Fähigkeiten, aber trotzdem bist du von großer Bedeutung für uns.«

»Ich hab keine Kräfte? Schade.« Tonis Stimme klang leicht enttäuscht.

»Naja, fast keine. Aber du kannst dich auch zappen, allerdings nur von einem Ort hier her und wieder an diesen Ort zurück. Allerdings musst du vorsichtig sein, und darfst dich nur zappen, wenn du wirklich alleine, oder mit einem von uns zusammen bist.«

»Cool, soll das heißen, dass ich mich jetzt einfach wieder zurück in Toms Zimmer zappen kann?«

»Nein, dafür fehlt dir noch etwas. Dieser Stein.« Tobi holte einen kleinen Edelstein, genaugenommen einen Mondstein, aus seiner Hosentasche und gab ihn Toni. »Jetzt kannst du gehen.«

Und kurz darauf waren die drei wieder zurück in Toms Zimmer.

35. BUCH - Die ganze Wahrheit

Oder ... Wieso das astrologische und astronomische Wissen in diesem Kapitel recht nützlich sein kann

»Was ist? Irgendwas stimmt doch nicht.«

Toni saß auf Toms Schreibtischstuhl und starrte aus dem Fenster. Seit mehr als einer viertel Stunde hatte keiner mehr etwas gesagt. Jeder hing seinen Gedanken nach. Tom dachte an die heutige Auseinandersetzung in der Schule nach, wie Dirk so unverschämt reagierte und schließlich von Herrn Krüger des Unterrichts verwiesen wurde. Es tat weh, nicht, weil Dirk so reagierte. Er wusste ja, dass er nicht direkt etwas damit zu tun hatte, nein, es war viel mehr diese Ablehnung und das Angewidertsein, das so schmerze. Bis jetzt waren alle Reaktionen seiner Mitmenschen halbwegs positiv ausgefallen. Bis auf den Totalausfall von Martins Vater, war alles gut gegangen. Klar, nicht jeder war ihm um den Hals gefallen, das nicht, aber keiner hatte wirkliche Ablehnung gezeigt. Ein paar sahen ihn zwar etwas komisch an, aber den meisten schien es genau genommen am Arsch vorbei zu gehen. Manche fanden es auch einfach nur süß. Meistens waren es Mädchen, nachdem sie ihre erste Enttäuschung weggesteckt hatten.
Martin dachte über den bevorstehenden Kampf nach. Was würde passieren? War er wirklich schon reif dafür sich einem Gegner zu stellen? Würde es gut ausgehen, oder würden sie schon bei ihrem ersten Einsatz scheitern? Fragen über Fragen sammelten sich in seinem Gehirn, und auf keine konnte er eine Antwort finden. Alles war noch völlig unklar.
Und Toni hing auch seinen Gedanken nach. Woran dachte er? Tom fiel als Erstem auf, dass ihn etwas bedrückte, so entschied er sich nachzufragen.

»Was ist? Irgendetwas stimmt nicht.«

»Hä?« Toni blickte erschrocken zu Tom.

»Ach komm, ich seh dir an, dass dich etwas bedrückt. Was ist los?«

»Ach, ich weiß es eigentlich nicht. Ich müsste doch froh sein, nachdem ich weiß, dass mich Dirk nicht wirklich hasst und wir ihn sogar retten können. Es müsste mich freuen. Irgendwie tut es das auch, aber da ist dieser bittere Nachgeschmack. Es hat heute weh getan, als er euch so beleidigt hat. Auch wenn er mich nicht persönlich angegriffen hat, hat es trotzdem weh getan. Ganz tief in mir war es, als hätte mir jemand einen Dolch reingestoßen und ihn genüsslich herumgedreht.«

»Ich weiß, was du meinst.«

»Lass mich bitte ausreden. Ich hab sowas noch nie gespürt. Ich war total hin und her gerissen. Ich fühle mich dafür verantwortlich, dass er so schlecht über uns redet. Ich hab ihn damals verführt. Vielleicht wollte er das gar nicht. Vielleicht hat er es nur mir zuliebe gemacht, und sich dabei beschissen gefühlt. Ach, einerseits hätte ich ihn heute Früh umbringen können. Im Kopf hab ich mir schon die schönsten Methoden ausgedacht, dass er auch richtig darunter leiden muss, damit er wenigstens etwas von dem Schmerz, den er mir heute Morgen zugeführt hat, selbst spürt. Aber dann, im gleichen Moment tat er mir einfach sowas von leid. Ich hätte ihn am liebsten einfach in den Arm genommen und ganz fest gehalten. Es war so traurig zu sehen, wie er sich ja selbst schlecht gemacht hat. Er muss so eine Angst haben, was alles passieren könnte, wenn auch nur irgendjemand herausbekommen würde, wie er sich fühlt.
Und dann kam diese Offenbarung von euch heute Abend. Es wird so vieles klar, warum sein Blick in letzter Zeit so starr war, das ist gar nicht sein Blick. Er hat sonst so liebe Augen, aber in diesen Augen war kein Ausdruck mehr, nichts. Es war als wären all seine Gefühle ausgelöscht, und dann dieses Zucken in den Augen, als er euch geoutet hat. Ich bekam richtig Angst. Dieser Blick war so kalt. Wisst ihr, er war früher richtig lieb, ja geradezu gefühlvoll, genau das Gegenteil von dem, was ihr heute kennengelernt habt. Naja, aber mir wird jetzt klar warum, auch wenn ich noch nicht so ganz verstanden habe, was das eigentlich wirklich bedeutet, so finde ich es doch recht seltsam aber zugleich faszinierend. Etwas völlig Fremdes und Neues, das verlangt erforscht zu werden. Und die schwierigste Prüfung für mich steht mir wohl gleich als erste bevor. Ich weiß nicht, ob ich das wirklich kann. Da sind zu viel Gefühle. Es wird verdammt schwer ...«

Toni blickte das erste Mal wieder auf, seit ihn Tom unterbrochen hatte. Er hatte versucht die Fussel des Teppichs zu zählen, war aber zu keinem Ende gekommen. Martin reagierte als Erster. Sie hatten beide still und aufmerksam zugehört, was ihnen Toni erzählte. Martin ging auf ihn zu und legte einen Arm um ihn.

»Hey, Kleiner, das schaffst du schon. Wir sind ja für dich da, und denk dran, was dich danach erwartet. Du wirst glücklich sein. Sehr glücklich. Glücklicher als dich jedes Geburtstagsgeschenk bis jetzt gemacht hat. Aber du musst vorher deinen Job erfüllen. Es klingt hart, ich weiß, aber es gibt keine andere Lösung und du wirst dafür auch richtig gut belohnt, vergiss das nicht ...«

»Ja, du hast recht. Ach ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.«

»Du hast einfach Angst. Aber das ist völlig verständlich, aber unsere die Kräfte können ihn wirklich nicht verletzen. Es wird alles gut werden.« Tom versuchte zwar sicher zu klingen, aber er wusste nicht wirklich, ob es tatsächlich so war. Auch er hatte Angst, aber davon durfte er Toni jetzt nichts zeigen.

»Du hast ja recht. Aber was anderes ist da auch noch. Ich weiß eigentlich gar nichts über eure Kräfte und so. Wie ist das alles? Könntet ihr mich nicht aufklären?«

»Na, ich denke das sollten deine Eltern schon erledigt haben, aber wenn nicht, dann vergiss mal ganz schnell alles, was mit Blüten, Bienen und Klapperstörchen zu tun hat.« Frech grinste ihn Martin an und endlich tauchte auch ein schüchternes Lächeln auf Tonis Gesicht auf, zaghaft, aber immerhin war es zu erkennen.

»Sehr witzig, du weißt genau, was ich meine.«

»Also gut. Es gibt 3 verschiedene Gruppen, die 12 Planeten oder Tierkreiszeichen, die aus 12 Personen besteht. Du fragst dich jetzt bestimmt, warum es 12 Planeten sein sollen, obwohl es doch nur 10 gibt. Ganz einfach. Venus und Merkur haben einen Morgen- und einen Abendstern. Diese 12 Personen haben keine übersinnlichen Fähigkeiten, aber dafür ein Wissensgebiet, in dem sie richtig gut sind. Zu diesen Personen gehörst auch du. Dann gibt es die Elemente, also Feuer, Erde, Wasser und Luft. Drunter fallen wir. Wir haben zwar ein gutes Allgemeinwissen, aber können bei weitem nicht mit euren Fähigkeiten mithalten. Dafür haben wir übersinnliche Fähigkeiten. Das Erdzeichen, also Flo, kann nur durch Gedanken Gegenstände bewegen. Das Feuerzeichen, also ich, ich kann mich astral projizieren. Das Wasserzeichen, sprich Andy, kann sich unsichtbar machen. Und unser lieber Martin, also das Luftzeichen, kann die Zeit anhalten. Zusätzlich zu diesen Fähigkeiten haben wir auch noch eine Kraft, die unserem Element entspricht. Das Erdzeichen kann ein Erdbeben verursachen, das Feuerzeichen kann Feuerbälle durch die Gegend schleudern, das Wasserzeichen kann eine Flut herbeiführen und das Luftzeichen kann einen Sturm verursachen. Und wir können unsere Kräfte auch beliebig kombinieren, also zu zweit, zu dritt, oder zu viert, und jeder mit jedem. Aber das jetzt alles zu erklären wäre wohl etwas kompliziert. Ich hab das alles auf meinem PC zusammengefasst. Warte, ich zeig es dir. Aber zuvor noch die letzte Sache. Uns allen übergeordnet ist die Liebe, als Tobi, er kann mit uns über Gedankenaustausch kommunizieren, auch mit dir, und er hat Visionen.«

Während des letzten Satzes fuhr Tom seinen Computer hoch und öffnete einen Ordner, er gab das Passwort ein und er öffnete eine Datei, gab erneut ein Passwort ein, und kurz darauf erschien eine Word-Datei. »Hier schau es dir selbst an.« Tom deutete auf den Bildschirm und Toni rollte mit seinem Stuhl zum Schreibtisch. Interessiert blickte er auf den Monitor.

Namengebung:

Zeichen (Planet): Name: Person:
Widder (Mars): Belium Chris (Christian)
Stier (Venus-Morgenstern): Taurium Alex
Zwilling (Merkur-Morgenstern): Gemium Kai
Krebs (Mond): Cancium Peter
Löwe (Sonne): Leonium Stefan
Jungfrau (Merkur-Abendstern): Virgium Basti
Waage (Venus-Abendstern): Balanium Chris (Christoph)
Skorpion (Pluto): Scorpium Benedikt
Schütze (Jupiter): Sagittarium Moritz
Steinbock (Saturn): Capricorium Toni
Wassermann (Uranus): Aquium Tommy
Fische (Neptun): Pescium David

Element: Name: Person:
Erde: Terralios Flo
Feuer: Cholios Tom
Wasser: Aquilios Andy
Luft: Aerolios Martin

Liebe: Amoron Tobi

Spezialgebiete, Kräfte und dazugehörige Edelsteine:

Zeichen: Spezialgebiet: Edelstein:
Widder: Hacker Beryll
Stier: Literaturexperte Amethyst
Zwilling: Technikexperte Zitrin
Krebs: Geschichtsexperte Zirkon
Löwe: Physikexperte Opal
Jungfrau: Musikexperte Topas
Waage: Biologieexperte Chryoberyll
Skorpion: Sprachexperte Lapislazuli
Schütze: Chemieexperte Turmalin
Steinbock: Knobelexperte Mondstein
Wassermann: Kunstexperte Aquamarin
Fische: Matheexperte Rauchquarz

Element: Kräfte: Edelstein:
Erde: Mentale Kraftübertragung Smaragd
Erdbeben
Feuer: Astral-Projektion Rubin
Feuerbälle
Wasser: Unsichtbar Saphir
Flut
Luft: Zeit anhalten Rosenquarz
Sturm
Liebe: Gedankenkommunikation Diamant
Visionen

Zusammenwirken der Kräfte:
Erde + Feuer: Vulkanausbruch
Erde + Wasser: Schlammlawine
Erde + Luft: Staubregen
Feuer + Wasser: Feuerregen
Feuer + Luft: Feuerwand
Wasser + Luft: Sturmflut

Erde + Feuer + Wasser: Magmaflut
Erde + Feuer + Luft: Blitz
Erde + Wasser + Luft: Schneesturm
Feuer + Wasser + Luft: Glutschleier

Erde + Feuer + Wasser + Luft: Eisblitz

Toni blickte wieder auf.

»Aha, also jetzt wird mir das Ganze schon etwas klarer.«

»Na dann. Ich glaube wir sollten mal so langsam nach Hause gehen. Schließlich ist es gleich zehn Uhr und wir müssen morgen wieder früh raus.«

Martin war aufgestanden und auch Toni stimmte ihm bei. Tom knurrte zwar etwas, da er Martin gerne noch etwas bei sich gehabt hätte, aber schließlich siegte die Vernunft und die drei verabschiedeten sich.

To be continued

Nachwort

Hi ihr Lieben,

jetzt muss ich mich noch kurz zu Wort melden. Ich hoffe die kleine Liste am Schluss dieses Teils der Geschichte war etwas hilfreich. Ich entschuldige mich nochmals dafür, dass es vielleicht in den letzten Teilen etwas verwirrend war, was es so mit diesen Kräften auf sich hat, und wie sie wirken, zusammen spielen und so weiter. Naja, ich hoffe es ist damit verständlicher geworden. Falls irgendjemand noch nicht ganz durchblickt, schämt euch nicht, und fragt mich. Ihr dürft euch auch gerne so bei mir melden und mich loben und mir um den Bart streicheln. Doch eine Bitte! Keine negative Kritik, so was verträgt mein Ego nicht. *fg* Nein, jegliche Art von Kritik ist willkommen, aber sachlich sollte sie sein, was sich ja eigentlich eh von Haus aus versteht.

Naja, aber ich möchte noch kurz ein paar Worte dazu loswerden, wie mir die Idee kam, eine andere Art von Geschichte zu schreiben. Es war so zu der Zeit, als ich gerade Teil 2 zu Nick eingeschickt hatte. Ich hatte zwar noch Ahnung, was im nächsten Kapitel (nein es heißt Buch, wenn ihr wüsstet, wie oft ich bei den Überschriften das Wort Kapitel in Buch verbesser musste, und nicht mal die Nummerierung hat geklappt, da war Kapitel 16 und dann kam 20, 21, 22, und dann wieder 18. Naja, etwas konfus, aber ich hab's noch gemerkt.) kommen sollte, aber das war's dann auch schon. Ich hatte keine Idee, absolut keine, und das, was mit einfiel, war irgendwie doof und stand sicherlich schon in einer anderen Geschichte. Naja, irgendwann fiel mir dann 'Charmed' ein und auch 'Sailor Moon', ja ich geb es zu, ich find diesen Trick richtig cool. Asche auf mein Haupt! Aber wie dem auch sei, wie gesagt hatte sich mein Gehirn irgendwie an diesen Serien festgefressen und jedes Mal beim Duschen (Könnte bitte mal einer einen Wasserfesten PC bauen? Dann kann ich endlich die Ideen gleich aufschreiben und vergess sie nicht wieder bis ich mich abgetrocknet habe.) bekam ich dann wieder eine gute Idee, was alles so mit irgendwelchen Kräften möglich wäre. Aber was für Kräfte sollten es sein? Hingesetzt und überlegt, das große Handlexikon meiner Eltern geschnappt und darin geblättert. Vielleicht stand da ja was drin, was mich weiterbrachte. Da bin ich dann auf die Seite mit den Edelsteinen gekommen. Und es machte klickt, hatte Martin nicht diesen konfusen Traum mit dem Taucher und dieser komischen Murmel? Und da war die erste handfeste Idee geboren. Die Kräfte wurden von den Edelsteinen übermittelt. Bingo! Das war gut. Ich war zufrieden, aber eigentlich nicht ganz. Woher die Kräfte kamen, war klar, aber was waren es für welche? Mir fiel nichts ein. Naja, dann hab ich irgendso ein Astrologiebuch meiner Mutter gefunden, darin ging es um die Auswirkung der Sternzeichen in einer Familie, also z.B. Fische Mutter, Waage Vater, Schütze Sohn, und so weiter. Aber das war nicht das Interessante, aber ganz am Anfang war eine Beschreibung, zu welchen Planeten die Tierkreiszeichen zugeordnet wurden. Das klang cool. Aber ich konnte ja keine 12 Super-Kids schaffen, aber mir fiel ein, dass es ja die 4 Elemente gab, und so hab ich dann denen die Super-Kräfte gegeben und die 12 Planeten bekamen ihre Spezialgebiete. Gar nicht so einfach. Wem geben ich welche Fähigkeiten? Kaum war ein Problem gelöst, kam das nächste. Dann habe ich mich an mir bekannte Personen erinnert, die in einer dieser Fähigkeiten recht gut waren, ihr Sternzeichen rausgesucht und ihnen dann die Wissensgebiete zugeteilt. So, dann waren die Elemente dran. Einerseits sollten sie übernatürliche Kräfte haben, die sie ja dann nach längerem Überlegen auch bekommen haben, aber andererseits wollte ich auch Kräfte, die mit den Elementen in Verbindung standen. Also hab ich auch da wieder etwas gegrübelt und dann kam Nero mit ins Spiel. Als ich mal wieder im Chat war, erschien plötzlich auch Nero. Ich hab ihn einfach mal angechattet, da ich wissen wollte, wie's ihm so geht, und natürlich auch was 'Kopfgeister' machte. Naja, wir kamen etwas ins Gespräch, und ich erzählte ihm grob von meiner Idee und auch davon, dass mir irgendwie noch ein Aufhänger fehlte, und da kam er mit der Idee an, dass man doch als große Übermacht die Liebe verwenden könnte. Mir gefiel das richtig gut, aber irgendeinen Haken hatte die Sache doch noch. Ach ja, man braucht dann aber auch den Gegenpart, fiel mir ein, und der Hass war geboren. Nero war von dem Gegenpart begeistert. Naja, nach dem Gespräch entwickelte ich meine Storyidee weiter, ich konnte den Hass nicht ganz vernichten, was sollte ich dann mit ihm machen. Ihn einschränken, mit der Wüstenrose. Das war's. Und fertig war die Storyidee. Aber das war erst der Anfang. Also wurden noch ein paar Ideen gesammelt, wie die Bösen erscheinen sollten, was für Situationen es geben könnte. Und die ganzen Erkenntnisse hab ich dann in einem Storyboard zusammengefasst, und einen kleinen Auszug daraus habt ihr oben gerade gelesen. Aber ich werde euch jetzt nicht verraten, was da sonst noch so alles drin steht. Da wär ich ja schön blöd. Nein, nein, das müsst ihr schon selbst lesen in den nächsten Teilen.
Und dann ging’s ans Eingemachte, soll heißen, ich hab begonnen die Story zu schreiben, genaugenommen weiter zu schreiben, da die ersten beiden Teile schon veröffentlicht waren. Das sollte sich allerdings wieder als ein Problem herausstellen. Wie mache ich Andeutungen, die man versteht, die aber nicht zu viel verraten. Immer wieder hab ich ganze Kapitel, nein es heißt Bücher (Regieanweisung: mir selbst an die Stirn klopf), gelöscht und neu geschrieben. Dann war das Problem mit den Charakteren, die obwohl ich mir vorher Gedanken gemacht hab, wie sie sein sollen, plötzlich ihr Eigenleben zum Vorschein brachten und fast nicht mehr zu bändigen waren. Naja, nicht nur im echten Leben reift ein Charakter, auch die Storycharaktere entwickeln eine Persönlichkeit. Die mussten natürlich mit den Ereignissen des Geschehens abgeglichen werden. Und irgendwie hat man dann alles zusammengewürfelt und es passt. Und was sich als schwierigste Sache herausstellte, zumindest für mich, das war die Erzählform. Es heißt ja immer, die Ich-Perspektive wäre die schwerste, aber ich finde die Allwissender Erzähler-Form am kompliziertesten. Kann ich jetzt 'er sagen' oder muss ich doch den Namen verwenden, damit jeder weiß, wen ich meine? Wie dem auch sei, plötzlich ist man mit dem zufrieden, was da steht und korrigiert nur zum 20. Mal die Rechtschreibung und findet immer noch Fehler. *g* ...

Ihr fragt euch jetzt sicher, warum erzählt euch der Kerl eigentlich diesen ganzen Scheiß. Wenn ich das nur selbst wüsste. Aber ich wollte einfach mal sagen, wie sich so eine Story entwickelt und wie viel Zeit und Kraft man darin investiert. Und dann bekommt man noch nicht mal ein Entgelt dafür. Gott bin ich blöd, warum mach ich den Scheiß? Es macht Spaß, unheimlichen Spaß. Und es ist immer cool, wenn man von Lesern hört oder liest, dass ihnen die Geschichte gefällt und sie eine kleine Passage selbst so oder ähnlich erlebt haben. Das macht dann all den Ärger, den einem die Tobis, Martins, Toms, und wie sie alle heißen mögen, bereitet haben, vergessen. Das entschädigt für alles. Also wenn ihr eine Story lest und sie euch gefällt, dann sagt es dem Autor auch, mailt ihn an. Ich weiß, es ist irgendwie schwer jemandem, den man nicht kennt, eine Mail zu schreiben. Aber ihr müsst nicht viel schreiben, was ihr natürlich auch könnt, aber ein einfaches 'schöne Geschichte' oder sowas in der Art reicht auch völlig aus. Also egal, ob ihr ein Mann / eine Frau der großen Worte seid, oder eher der schreibfaule Typ, sagt dem Autor, dass ihm eure Story gefällt. Er wird es euch mit noch mehr Enthusiasmus bei dem nächsten Teil / der nächsten Geschichte danken.

In diesem Sinne, allen, die bisher an dieser Story involviert waren, sei es nun durch Tipps, Rechtschreibkorrekturen, oder ganz anders, sei ein großes Dankeschön gesagt. Und auch ein Danke an die Leser, die ihre Freude oder Kritik über diese Story kundgegeben haben.

Alles Liebe

Euer
Sammy

P.S.: Ich hoffe ich hab euch mit meinem Gebrabbel nicht all zu sehr gelangweilt.

P.P.S.: Es wird weiter gehen mit Nackt, keine Angst. Also freut euch schon auf den nächsten Teil. Es wird spannend werden. Wird Dirk von seinem Schatten befreit werden können? Und was für Abenteuer werden die Junx noch erleben? Was wird aus Anna und Gerhard? Kommt Monika nochmal vor? Wir Marion auch endlich einen Freund finden? Und was hecken die Bösen für andere Pläne aus? Fragen über Fragen, aber sie bleiben nicht unbeantwortet.

P.P.P.S.: Möchte von hier aus nochmal allen Nickstories-Leuten (Autoren, Lesern, Fans, Freunden, ...) ein erfolgreiches, gesunden, glückliches Neues Jahr wünschen. Alles Liebe! Und tausend Bussis an meinen Schatz Alex. Fast 2 ½ Jahre und ich lieb dich immer noch so wie am ersten Tag. Knutsch und knuddl!!!

P.P.P.P.S.: Stay tuned and read the next episodes.

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