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Nackt

Teil 1

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

So, hier ist nun endlich die neue Geschichte von mir, und bevor sie richtig losgeht, kommt erst noch der übliche Text. Diese Geschichte ist frei erfunden, auch wenn sie natürlich genau so passiert sein könnte. Alle Personen und Handlungen entspringen ausschließlich meiner Phantasie. Jegliche Produkt- und Firmennamen dienen nur der Realitätsnähe und nicht als Werbung.

Die Story unterliegt meinem Copyright und ist ausschließlich für Nickstories geschrieben und darf ohne meine Erlaubnis auch nicht verändert oder anderweitig verbreitet werden. Wenn doch, dann lernt ihr mich kennen. (Manch einer kann ein Lied davon singen.) Da werd ich zum Tier!!!

Auch, wenn die Geschichte »Nackt« heißt, sind die Akteure im Normalfall angezogen (schade eigentlich) und es wird auch nicht ständig rumgepoppt. Sorry Junx, aber das ist eine Geschichte mit Niveau, oder doch nicht? Das »Nackt« dient nur als Metapher. Trotzdem kann es zum Austausch von Körperflüssigkeiten (auch Sex genannt) zwischen Männern kommen. Wer damit Probleme haben sollte (Wieso kommst du überhaupt hierher?) oder laut dem Gesetz, das in seinem Land gilt, noch nicht alt genug ist, um solche Geschichten zu lesen, geht jetzt lieber auf eine andere Site. Leider kenne ich mich da nicht aus, aber ihr werdet schon was Passendes finden.

Ich freue mich über alle Kommentare, ob nun gut oder schlecht, kritisch oder sonst was. Immer her damit. Ich antworte auch auf jede Mail, was allerdings etwas dauern kann, da ich auch noch ein Leben neben den Storys habe (obwohl sie die meiste Zeit beanspruchen). Ja, ihr habt richtig gelesen, ich bin nicht nur am Schreiben. Da gibt es Familie (kann die anstrengend und nervig sein), Studium (warum quäl ich mich eigentlich mit so was), Freunde (gibt es was Besseres auf der Welt?) und weiß der Teufel was sonst noch, das auch gepflegt werden sollte.

 

So, und bevor es jetzt mit der Story wirklich losgeht, gibt es noch eine kurze Hauptpersonenbeschreibung, die ihr aber nicht unbedingt übernehmen müsst.

TOM:

Er ist 15 Jahre alt und geht auf die Realschule. Er ist eher etwas klein geraten und misst nur 1.72 m und ist recht schlank. Er hat blonde, ohrlange Haare, die an der Seite und am Hinterkopf kurzrasiert sind. Seine strahlenden, eisblauen Augen sind sein markantestes Zeichen. Am rechten Ohrläppchen hat er einen goldenen Ring. Seine Eltern wissen seit über einem halben Jahr, dass er schwul ist. Sie haben es mittlerweile gut verdaut, auch wenn sie anfangs etwas geschockt waren. Seine beste Freundin heißt Marion. Ihr hat er auch von seinem Schwulsein als Erstes berichtet.

MARTIN:

Martin ist der größte Mädchenschwarm der Realschule. Obwohl er jeden Tag fast ein Liebesgeständnis zu hören kriegt, hatte er erst 2 Freundinnen. Er hat aber seinen Abschluss nicht geschafft und macht deshalb die 10. Klasse noch einmal. Er ist gerade 17 geworden und jetzt mit Tom in einer Klasse. Er ist 1.84 m groß und recht sportlich gebaut, da er im Leichtathletikverein ist. Er hat kurze dunkle Haare und grünbraune Augen, die im Sonnenlicht blitzen.

MARION:

Marion ist Toms beste Freundin. Marion ist knapp 1.80 groß, hat lange aschblonde Haare und dunkle Augen. Obwohl sie nicht die Schönste ist, hat sie doch eine gewisse Ausstrahlung. Marion geht auch in Toms Klasse. Sie ist eigentlich eine recht gute Schülerin, nur Mathe macht ihr Probleme.

Und jetzt geht es los. Viel Spaß!

Euer Sammy


»... Die Nacht war ohne Sterne und tief die Dunkelheit. Bestimmt stand dort ein riesenhafter Engel mit ausgebreiteten Flügeln und erwartete die Seele ....«

(Victor Hugo)


PROLOG - Was Ist Geschehen?

»NEIN!!! BLEIB STEHEN!!!«

Ein lautes Krachen war in den Straßen zu hören und das Quietschen von Reifen. Er lief auf den leblosen Körper, der auf dem Mittelstreifen lag, zu. Er beugte sich hinab um das Gesicht der Person zu erkennen, aber es gelang ihm nicht. Keiner der Passanten kümmerte sich um die Person. Tränen liefen dem Hilflosen über die Wangen. Er hörte von irgendwoher eine Stimme sagen: »Armes Kind, hat sein Leben umsonst gelebt.«

Er wachte auf.


1. BUCH - Neu In Der Stadt

Oder... Wie Man Sich Ganz Unverhofft Beobachtet Fühlen Kann

»Hi Marion, bist du auch wieder aus dem Urlaub zurück?«

Tom kam eilig auf Marion zu und wäre dabei fast gestürzt. Freudig umarmten sich die beiden, obwohl sie sich noch vor 2 Wochen gesehen hatten. Marion war für Tom einfach die beste Freundin, die man sich nur vorstellen kann. Umgekehrt galt das Gleiche. Er verdankte ihr so viel. Tom erinnert sich noch immer an den Tag, an dem er ihr gestanden hat, dass er auf Jungs steht. Er war total verzweifelt und hatte solche Angst, dass Marion ihn ablehnen würde. Sie aber lachte nur etwas und nahm ihn in den Arm. Anfangs wusste er nichts damit anzufangen. Er hatte mit einer völlig anderen Reaktion gerechnet. Wegschubsen, anschreien, weglaufen, auslachen - all das hätte er verstanden, aber doch nicht, dass sie ihn in den Arm nimmt. War sie verrückt? Er war schwul. Marion erklärte ihm dann, als seine Tränen getrocknet waren, dass es ihr völlig egal sei, mit wem er sein Glück findet. Das Wichtigste war nur, so sagte sie, dass er überhaupt glücklich werden würde. Sie hatte ihm auch den nötigen Mut gegeben, es seinen Eltern zu sagen. Tom saß mit ihr in der Küche und wartete ungeduldig auf seine Eltern, die gerade von einem Besuch zurückkamen. Nervös spielte er mit den Fingern an der Tischdecke und wackelte mit seinem Fuß. Marion versuchte ihn zu beruhigen, aber was sie auch sagte, nichts schien zu wirken. Als dann endlich seine Eltern kamen und er es ihnen gebeichtet hatte, waren diese erst mal völlig verstört. Seine Mutter heulte und sein Vater redete nervös auf ihn ein. Schob das Ganze auf die Pubertät und es geht bestimmt wieder vorbei. Tom wusste aber, dass es nicht wieder vorbeigehen würde. Nein, er fühlte einfach so, was gab es da zu ändern. Die vier diskutierten noch bis tief in die Nacht hinein. Mittlerweile haben es beide akzeptiert, auch wenn sie nicht glücklich sind.

»Hi Tom, wieder etlichen Jungs die Köpfe verdreht?«

»Ach, sei still, du Dödel, wer dreht sich schon nach mir um?«

»Da kenne ich einige.«

»Kannst du mich denen dann auch mal vorstellen, ich hab das Alleinsein satt«, grinste er sie an.

»Zur rechten Zeit sicher. Und jetzt lass uns gehen, sonst kommen wir schon am ersten Schultag zu spät.«

»Ist ja schon gut.«

Beide gingen Richtung Schule. Während sie so entlang marschierten, redeten sie über die Reise Marions in die Dominikanische Republik. Zwei Wochen nur Sonne, Strand und Meer. Es war einfach traumhaft. Tom war diesen Sommer nicht im Urlaub, da sein Vater den ganzen August über arbeiten musste. Er war Abteilungsleiter in einer Softwarefirma, und diesen Sommer hatten sie neue Computer bekommen, die erst noch alle mit den nötigen Informationen ausgestattet werden mussten. Daher war Toms Vater unabkömmlich. Tom vermisste aber nicht viel, da in Deutschland auch super Wetter war, und nicht weit von seinem Haus ein schöner See lag. Dort trafen sich die Daheimgebliebenen.

»Ist eigentlich jemand neues in unsere Klasse gekommen?«

»Ich weiß nicht Marion, ich hab selbst noch nicht auf die Klassenliste gesehen.«

»Lass und nachschauen gehen.«

Also gingen die Beiden zum Schwarzen Brett, um sich die Klassenlisten anzusehen. Es war alles beim Alten geblieben. Christoph war noch da, Claudia, die Klassenbeste, und auch Thorsten, der Klassenclown, standen auf der Liste. Es gab nur einen Neuzugang: Martin.

»Hey Tom, sieh mal, Martin ist in unsere Klasse gekommen.«

»Ja, und?«

»Jetzt tu nicht so. Noch vor ein paar Wochen hast du mir vorgeschwärmt, wie süß er ist. Und jetzt tust du, als würde es dich nicht freuen.«

»Ach Marion, klar ist er süß, aber wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er auch schwul ist.«

»Lass mal rechnen. Wir haben 19 Jungs in der Klasse. 10% sind statistisch gesehen schwul. Das heißt also, dass er zu 90% schwul ist.«

»Hä?«

»Na, 1,9 Jungs sind schwul, dich abgezogen bleiben noch 0,9 Jungs. Wenn er also schwul ist, dann zu 90%. Ist doch ganz einfach«, grinste sie Tom an.

Mädchen und ihre Rechnungen, aber was soll man machen. Tom und Marion machten sich auf den Weg in ihr Klassenzimmer. In der vorletzten Reihe waren noch einige Plätze frei. Marion setzte sich neben das Fenster und Tom direkt daneben. Gerade kam der Klassenlehrer, Herr Klein, ins Klassenzimmer. Hinter ihm huschte noch Martin herein. Ohne ein Wort zu sagen setzte er sich auf den letzten freien Platz neben Tom. Er sah während der ganzen Stunde gebannt auf den Lehrer, ohne auch nur einmal den Blick von ihm abzuwenden. Es schien, als würde er ganz gebannt den Worten von Herrn Klein, der über organisatorische Dinge sprach, lauschen. Tom wagte es, ab und zu einen Blick zu Martin zu werfen, aber nicht zu deutlich, da er kein Aufsehen erregen wollte.

Endlich war die erste Doppelstunde vorbei, und kaum hatte der Pausengong geläutet, als Martin auch schon eilends aus dem Zimmer ging und erst wieder beim Beginn der nächsten Stunde herein kam. Noch immer sah er keinen Menschen an und blickte wieder starr nach vorne. Tom tuschelte leise mit Marion.

»Was ist denn das für ein Idiot, nicht mal Hallo kann er sagen, und das obwohl ich direkt neben ihm sitze.«

»Reg dich nicht auf Tom. Er ist ganz alleine in dieser Klasse, kennt noch keinen Menschen und soll dann sofort mit dir auf langjährigen Kumpel machen. Aber, wenn dir so viel dran liegt, dann sag doch du etwas zu ihm.«

»Ich weiß nicht ... Soll ich?«

»Das musst du wissen, aber mehr als LMAA kann er ja wohl kaum sagen.«

»Du hast Recht. Vor der nächsten Pause sag ich was zu ihm.«

Während der nächsten Doppelstunde machte sich Tom Gedanken darüber, wie er Martin am besten ansprechen konnte. Aber was er auch fand, nichts schien zu passen oder war einfach nur doof. Es hatte gerade geklingelt und Martin wollte schon wieder raus, aber Tom sprach ihn einfach an.

»Ach Martin ...«

»Was ist denn?« gab Martin pampig zurück.

»Wenn du schon so freundlich bist, wenn man dich nur anspricht, dann ist nichts.«

»Sorry, was gibts?«

»Ich wollte eigentlich nur mal Hallo sagen und mich vorstellen. Ich bin Tom.«

»Hallo, ich bin Martin. Sonst noch was?«

»Nein.«

»Gut.«

Und schon war Martin auf dem Weg hinaus.

»Komm mit, Marion.«

»Was hast du vor?«

»Komm einfach mit.«

Marion folgte Tom, wusste aber absolut nicht, was er vorhatte, geschweige denn, wohin sie gingen. Tom ging die kleine Treppe, am Hinterbau des Gebäudes hinunter und blieb dann stehen.

»Kannst du mir mal erklären, was du vor der Herrentoilette willst?«

»Warts ab.«

»Jetzt sag schon! Wenn du musst, kann ich hier warten.«

»Nein, aber warte.«

Tom wusste genau, worauf er hier wartete. Er war Martin gefolgt und hatte gesehen, wie dieser in die Toilette verschwand. Tom wollte wissen, was Martin während der Pausen machte.

Martin war etwas erstaunt, als er plötzlich angesprochen wurde. Er hatte keinerlei Lust auf eine Kommunikation. Was sollte er mit den Leuten in der neuen Klasse schon reden. Er kannte keinen. Alle seine Freunde hatten mittlerweile ihren Abschluss und waren irgendwo hingezogen oder hatten eine Ausbildung angefangen. Er saß ganz alleine in der Klasse. Und dann sprach ihn Tom an. Was wollte er von Martin? Martin wusste keine Antwort hierauf, er versuchte nur so schnell wie möglich zu verschwinden. Also ging er auf die Toilette und sperrte sich in einer Kabine ein. Warum er das machte, weiß er bis heute nicht. Nur eins wusste er. Er wollte allein sein.

Tom wartete jetzt schon seit 20 Minuten und gerade klingelte es, aber von Martin war noch nichts zu sehen. Er musste noch immer auf der Toilette sein. Tom fragte sich, was er dort so lange machte. Dann aber kam Martin endlich heraus und machte sich wieder auf den Weg ins Klassenzimmer. Tom stand hinter einer Gruppe anderer Schüler, so dass er nicht gesehen werden konnte, er aber alles in seinem Blickfeld hatte. In etwas Abstand folgten Marion und Tom und betraten kurz nach Martin das Klassenzimmer, in dem auch schon Frau Huber wartete und auch gleich irgendeine mathematische Formel an die Tafel schrieb ...

Tom konnte seine Aufmerksamkeit nicht der Lehrerin widmen, ständig kreisten seine Gedanken um Martin und warum er so abweisend wirkte. Hatte er etwa etwas gegen ihn, oder war er nur unsicher, da er der einzige neue Schüler in der Klasse war? Hatte er womöglich Angst vor den anderen, oder versuchte er etwas zu verbergen? An welchen Grund Tom auch immer dachte, nichts schien zu stimmen. Er wollte zu gerne wissen, was mit Martin los war, aber einfach fragen konnte er ihn auch nicht. Dazu kannten sie sich zu wenig. Und auch wenn sie schon seit Jahren die besten Freunde wären, müsste man den richtigen Zeitpunkt abwarten. Was sollte er nur tun. Irgendwie müsste es doch zu erfahren sein.

Martin war genauso unkonzentriert wie auch Tom, nur schweiften seine Gedanken nicht bei jemand anders, sondern bei sich. Er vermisste seine alten Klassenkameraden. Bei ihnen wusste er, wie man redet, aber jetzt ... Von allen Seiten wurde er wie eine Jahrmarktssensation angestarrt. Jede seiner Bewegungen wurde mit Argusaugen betrachtet. Setzte er sich nur etwas anders hin, fühlte er sich von unzähligen Augenpaaren betastet, die nur darauf warteten, dass er eine falsche Bewegung machte, die ihnen Grund zum Spot gab. Er traute sich nicht einmal sich zu kratzen, da man ihn sonst als dreckig abstempeln könnte. Bei jeder noch so kleinen Veränderung seiner Haltung konnte er leise Stimmen, die ganz weit aus der Ferne zu kommen schienen, hören. Obwohl er versuchte, dem Unterricht zu folgen, konnte er es nicht. Ständig überkam ihn wieder die Angst, er würde etwas falsch machen. Und noch etwas verwunderte ihn. Warum hatte ihn Tom vor der Pause angesprochen? Sollte er ihn ganz beiläufig ausspionieren? Oder war Tom einfach nur nett? Er hatte ein unbeschreiblich komisches Gefühl im Magen. Er fühlte sich sichtlich unwohl in der Klasse. Das hatte auch Tom bemerkt.

Mittlerweile war die letzte Stunde des heutigen Tages vorüber und kaum hatte es geklingelt, als Martin auch schon aus dem Klassenzimmer verschwunden war. Tom machte sich mit Marion auch auf den Weg nach Hause. Während des Nachhausewegs redeten die beiden kaum etwas. Tom war so in Gedanken versunken, dass er beinahe eine rote Ampel übersehen hätte. Marion konnte ihn gerade noch am Arm packen und zurück halten.

»Was ist eigentlich mit dir los?«

»Ach, ich weiß auch nicht. Aber mir geht Martin nicht aus dem Kopf.«

»Hast du dich etwa verliebt?«, grinste ihn Marion an.

»Ach so ein Unsinn. Ich kenn ihn doch kaum. Aber ich frag mich halt, warum er so komisch ist? Hat er einfach nur Angst, oder will mit den neuen Klassenkameraden nicht zu tun haben?«

»Mach dir deswegen keinen Kopf. Du wirst so eh nicht dahinter kommen, da wirst du ihn schon fragen müssen.«

»Du hast ja recht, aber er redet ja nicht mal mit uns.«

»Gib ihm Zeit, was auch ist. Irgendwann wird er schon merken, dass wir eigentlich ganz nett sind ... So, man sieht sich morgen früh. Ciao.«

»Ciao.«

Tom ging die letzten Meter alleine nach Hause, und immer wieder schweiften seine Gedanken zu Martin. Tom kramte in seiner Tasche. Endlich hatte er seinen Schlüssel gefunden und schloss die Tür auf. Ein angenehmer Duft wehte ihm in die Nase. Seine Mutter war schon da, und hatte sein Lieblingsessen gekocht - Spaghetti Bolognese.

»Hallo Mama.«

»Hallo Tom, wie war der erste Schultag.«

Tom erzählte ihr von den Ferien der anderen und über die neuen Lehrer, nur die Sache mit Martin ließ er aus. Nach dem Essen ging er in sein Zimmer und erledigte erst mal seine Hausaufgaben. Zum Glück hatten die Lehrer heute ein Einsehen und gaben kaum Hausaufgaben auf, so war Tom schon nach kurzer Zeit fertig. Danach schnappte er sein Fahrrad und fuhr zum nahegelegenen See.


2. BUCH - Perlen

Oder ... Wie Komisch Es Doch Ist, Dass Im Traum Die Füße Nie Den Boden Berühren

Martin hatte über eine halbe Stunde nach Hause gebraucht. Nicht, dass er so weit weg wohnte, aber auch er war völlig in Gedanken. Und warum sollte er sich auch beeilen. Niemand würde daheim auf ihn warten. Seine Mutter war noch in der Arbeit und würde erst gegen Abend da sein. Sein Vater war auf Geschäftsreise. Das war das einzig Tröstliche für Martin. Seit Martin in die Pubertät gekommen war, hatte er, wenn er überhaupt mit seinem Vater redete, eigentlich nur gestritten.

Er schloss die Tür auf und wie erwartet war niemand da. Er schob sich eine Pizza ins Rohr, machte sich an seine Hausaufgaben und aß dabei. Danach schaltete er seine Stereoanlage ein, legte eine CD ein, drehte die Musik auf volle Lautstärke und legte sich auf sein Bett.

»Zieh mich tief zu dir ins Wasser

Hauch mir Leben ins Gesicht

Keine Luft, nur Luft zu atmen

Und ohne dich, da geht es nicht

Und jetzt stehn wir vor dem Abgrund

Wolln den Boden nicht mehr spürn

Nur ein Schritt nach vorn zum Leben

Egal, wie es passiert

Perlentaucher

Nimm mich mit auf deine Reise

Perlentaucher

Ganz egal wie tief

Und wenn wir keine Luft mehr kriegen

Wenn die Wellen uns besiegen

Weiß ich doch

Wir ham die Perlen uns verdient...»

(»Perlentaucher« von Rosenstolz)

Martin schlief ein.

.......Martin ging an einem Strand entlang. Er hatte nichts weiter an als eine Bade-Short. Er ging in der Brandung und seine Füße wurden von warmem Meerwasser umspült. Kein Mensch war zu sehen und das einzige Geräusch war das Meer. Er ging eine kleine Anhöhe hinauf. Als er oben angekommen war, blickte er hinab aufs Wasser. Die Sonne war gerade am Untergehen und zauberte einen rot-goldenen Schimmer aufs Meer. Martin stand einfach nur da und blickte hinab. Plötzlich nahm jemand seine Hand und hielt sie fest. Im ersten Moment zuckte Martin zusammen und wollte seine Hand wegziehen. Die andere Hand hielt die seine aber mit solch angenehm sanfter Bestimmtheit fest, dass er es doch geschehen ließ. Martin traute sich nicht, die andere Person anzusehen. Er hörte sie nur sagen: »Komm, spring mit mir!« Martin wollte widersprechen, aber seine Stimme versagte, kein einziger Ton kam über seine Lippen. Die andere Person sprang und zog Martin einfach mit. Er wollte schreien, aber es ging nicht. Martin kam der Sprung wie eine Ewigkeit vor. Als sie im Wasser waren, begann die andere Person immer tiefer zu tauchen. Martin wurde immer noch von ihr mitgezogen. Langsam ging Martin die Luft aus, aber die andere Person konnte anscheinend ohne Probleme atmen. Sie drehte sich zu Martin, schloss die Lippen über seine und hauchte ihm Luft in den Mund. Martin wagte noch immer nicht die Person anzusehen, die zielsicher auf etwas zu schwamm. Immer wieder spendete sie ihm Atem und ganz tief im Meer fand sie endlich das Gesuchte. Sie nahm es und schwamm wieder an die Wasseroberfläche. Die Person öffnete Martins Hand und legte eine Perle hinein. Endlich hatten sie den Strand erreicht. Martin legte sich erschöpft auf den Boden. Die Person beugte sich noch einmal über Martin. Für einen Moment konnte er das Gesicht erkennen, bevor es schwarz um ihn wurde. Es war.......

Martin erwachte. Seine Haare waren feucht und seine Körper durchgeschwitzt. Martin stand auf und blickte aus dem Fenster. Draußen schien noch immer die Sonne. Er entschloss sich, noch etwas an den See gleich bei seinem Haus zu gehen. Bevor er aus dem Haus ging, schrieb er noch einen Zettel für seine Mutter, damit sie wusste, wo er war. Der Sonne war auch im September noch kräftig und der laue Wind, der wehte, tat seinen verspannten Gliedern gut.


3. BUCH - Wasserspiele

Oder ... Wie Man Eigentlich Genervt Ist Und Sich Dann Doch Prächtig Amüsiert

Der See war relativ leer, niemand tobte mehr im Wasser herum und auch auf der Wiese war kaum jemand zu sehen. Plötzlich hörte Martin jemanden rufen. Es war Tom.

»Martin! Hallo, Martin, setz dich doch zu uns.«

Ständig Tom. Verfolgte er ihn? Was sollte Martin tun? Irgendwie wollte er neue Freunde kennen lernen, aber er wollte genauso wenig von allen ständig angestarrt werden. Er entschloss sich die Rufe zu ignorieren, aber Tom rief so laut, dass er sie unmöglich überhören konnte. Also ging er auf die Gruppe aus drei Jungen und zwei Mädchen zu.

»Hallo«, sagte er und versuchte zu lächeln.

»Was machst du denn hier?«

»Ich wohne gleich um die Ecke.«

»Ach so, das sind übrigens Marc, Thilo, Claudia und Marion.«

»Hi, ich bin Martin.«

Claudia schmachtete Martin gleich an und tuschelte mit Marion. «Ach ist der süß! Diese Augen! Hat der einen tollen Körper!...»

»Wegen welchen Fächern bist du eigentlich durchgefallen?«

»Mathe und Physik.«

»Hey, da kenn ich einen, der dir da sicher helfen kann. Unser Mathegenie Tom.«

»Ach, so gut bin ich auch nicht.«

»Komm, du hast doch nur Einsen und Zweien. Selbst Marion ist jetzt auf ner Drei.«

»Ich glaub ich schaff das schon allein, aber danke.«

»Na gut, aber wenn du Hilfe brauchst. Ich helf dir gerne.«

Die sechs unterhielten sich noch eine ganze Weile, bevor es zu Dämmern begann und sich alle auf ihren Nachhauseweg machten. Tom hatte sich richtig gefreut, dass Martin sich zu ihnen gesetzt hatte. Martin seinerseits fand den Nachmittag auch recht schön. Die neuen Klassenkameraden waren sehr nett. Besonders Tom. Martin mochte ihn irgendwie auf Anhieb. Da war etwas an ihm, das ihn faszinierte, aber was? Seine freundliche Art, seine Stimme, sein Aussehen? Martin fand keine Antwort. Als er daheim ankam, war seine Mutter gerade wieder am gehen. Heute war ihr Spanisch-VHS-Kurs. Sie begrüßten sich kurz und Martin war wieder allein. Er sah noch etwas fern und ging dann ins Bett. Martin hatte in dieser Nacht wieder denselben Traum wie am Nachmittag. Als Tom daheim ankam, waren seine Eltern schon weg. Sie waren heute auf die Geburtstagsfeier einer alten Freundin eingeladen. Tom machte sich noch ein belegtes Brot und ging dann auch ins Bett. Auch er schlief in dieser Nacht nicht besonders gut.


4. BUCH - Matheübungen

Oder ... Wie Man Erst Zusammen Paukt Und Sich Dann Doch Näher Kommt, Als Einem Lieb Ist

Die nächsten Tage in der Schule waren recht normal. Nicht Außergewöhnliches geschah. Die ersten Stegreifaufgaben wurden geschrieben. Am Montag bekamen sie ihre Matheprüfung zurück. Tom hatte eine Eins und Martin eine Sechs.

»Martin, ich würde dich gerne nach der Stunde sprechen. Und Thomas, dich auch«, meinte Frau Sauer.

Der Name entsprach auch ihrer Stimmung. Immer schlecht aufgelegt. Tom und Martin warteten brav am Lehrerpult, bis sich Frau Sauer dazu bequemte mit ihnen sprechen.

»Martin, du musst Nachhilfe nehmen, sonst schaffst du es nie.«

»Ich weiß«, sagte Martin genervt.

»Ach ja, da kommen wir zu dir Thomas. Du bist doch recht gut in Mathe, da wirst du doch sicher Martin helfen wollen?«

Frau Sauer war die Unfreundlichkeit in Person. Auch wenn sie Tom gefragt hatte, wusste er genau, dass sie kein Nein dulden würde.

»Sicher, Frau Sauer.«

»Gut, etwas anderes habe ich auch nicht erwartet« sagte sie zufrieden, »ihr könnt dann gehen.«

Tom und Martin verschwanden aus dem Klassenzimmer.

»Diese blöde Kuh, kommt da an wie Frau Alleswisser und sagt mir, was ich in meiner Freizeit tun soll«, meckerte Martin.

»Ja, ich kann mir auch schöneres Vorstellen, als bei dem Wetter daheim zu hocken und Mathe zu pauken.«

»Sorry, und dich zieh ich da mit rein.«

»Schon OK, wir können ja im Garten lernen. Kommst du gleich mit? Dann können wir uns deine Arbeit ansehen.«

»Geht nicht, ich muss noch heim und was essen.«

»Ach, hat deine Mutter gekocht?«

»Nein, die ist nicht da. Die kommt erst Abend von der Arbeit heim.«

»Du kannst auch zu uns mitkommen. Meine Mutter hat bestimmt nichts dagegen, wenn du mit uns isst.«

»Aber nur, wenn es keine Umstände macht.«

»Sicher nicht. Meine Mutter kocht eh immer zu viel.«

»Super.«

»Also, lass uns gehen.«

So gingen die beiden zu Tom nach Hause. Das Essen verlief wie es immer verläuft, wenn man einen neuen Schulfreund mitnimmt. Fragen wie: »Wie alt bist du? Was machen deine Eltern?« usw. standen auf der Tagesordnung.

Nach dem Mittagessen gingen die beiden auf die Terrasse, setzten sich an den Gartentisch und packten ihre Schulsachen aus. Nachdem sie ihre Hausaufgaben erledigt hatten, gingen sie die Aufgaben der Mathearbeit durch. Tom versuchte Martin seine Fehler zu erklären, was ihm auch gut gelang. Als sie endlich die letzte Aufgabe besprochen hatten, atmete Martin erleichtert auf.

»Endlich fertig.«

»Ja, willst du noch eine Cola?«

»Gerne.«

»Ich bin gleich wieder da.«

Tom verschwand und war kurz darauf mit zwei Gläsern zurück. Die beiden tranken etwas und plauderten noch etwas über diverse Lehrer, die sie einmal hatten. Langsam bewegten sie sich aufeinander zu, völlig unmerklich aber doch stetig.

»Was hast du eigentlich für Hobbys, Martin?«

»Ach, wenn man es als Hobby bezeichnen will, den Leichtathletikverein. Aber das ist mehr Stress als sonst was.«

»Kann ich mir vorstellen. Ich war mal in Judo, aber nachdem es mir zu nervig war, jeden Tag zu üben und 3 Mal die Woche zum Training zu gehen, hab ich es gelassen.«

Martin lachte. »Ja, man braucht schon etwas Disziplin dafür.«

»Ich hab sie wenigstens in der Schule«, konterte Tom mit siegessicherem Grinsen.

Dafür musste er jetzt einen Knuff in die Seite einstecken, aber Martin ließ dabei seinen Kopf hängen. In dem Augenblick, als seine Hand Tom traf, tat es ihm leid. Warum reagierte er nur so? Konnte er nicht mit einem guten Spruch kontern? Wenn ihm nur so etwas einfallen würde, aber das passierte nie.

»Sorry, tut's weh?«

»Nein, halb so schlimm.«

Was war nur mit Martin los, dachte sich Tom. Hatte er etwas erwähnt, was er nicht sollte? Hatte er Martin verletzt? Aber wie? Sie hatten doch nur etwas herumgealbert.

»Wollen wir reingehen, langsam wird es kühl?«

»Klar, wenn du willst, aber ich sollte lieber gehen.«

»Schade, aber wenn du musst ...«

»Naja, etwas kann ich noch bleiben, aber in ner Stunde muss ich los.«

»Super, wollen wir etwas Computer spielen? Ich hab da dieses neue Spiel.«

»Gern, aber glaub nicht, dass du auch nur die geringste Chance hast, gegen mich zu gewinnen.«

Martins Augen blitzten auf. Zwar nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber Tom hatte es bemerkt. Im Zimmer mussten die beiden schon Licht machen. Tom machte den Computer an und kurz darauf lieferten sie sich schon einen erbitterten Kampf. Fast sah es so aus, als würde Martin gewinnen, aber ein, zwei geschickte Ausweichmanöver und Angriffe und schon hatte Tom gewonnen. Die nächste Runde ging an Martin.

»Hey, das war unfair.«

»Wieso, du bist einfach nur zu langsam«, grinste Martin.

»Warts nur ab, ich bin schneller als du.«

Und schon hatte sich Tom auf Martin gestürzt, der vor Überraschung von seinem Stuhl fiel, und jetzt kräftig durchgekitzelt wurde. Martin konnte nur noch japsen. Obwohl es mit Leibeskräften versuchte Tom von sich abzuschütteln, gelang es ihm nicht. Immer wieder fanden Toms Finger die richtige Stelle an Martins Rippen. Je mehr er sich zu wehren versuchte, desto mehr wurde er gekitzelt.

Plötzlich wurde Martin absolut ernst, bäumte seinen Körper einmal kräftig auf, und schon lag Tom wie ein Käfer neben ihm. Martin sprang auf seine Füße, schnappte sich seine Sachen und verließ Hals über Kopf das Haus.

»He, Martin! Was ist? Hab ich dir weh getan? Was ist los? Sag doch etwas!«

Tom versuchte Martin noch abzufangen, aber er war schon hinter dem nächsten Häuserblock verschwunden. Was war nur plötzlich mit Martin los? Wieso lief er so schnell, ohne etwas zu sagen, weg? Hatte Martin ihm weh getan? Oder etwas getan, was er nicht tun hätte sollen?

Alles davon stimmte nicht, weder hatte Tom ihn verletzt noch etwas Schlimmes getan ...

Tom dachte noch lange über Martins Verhalten nach, bevor er endlich einschlafen konnte.

Martin rannte einfach, er rannte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Nachdem er mehr als fünf Blocks weiter war, blieb er stehen. Was war passiert, warum war Martin so überstürzt verschwunden? Als die beiden sich am Boden kugelten, hatte sich etwas geregt, das sich nicht regen sollte, wenn man mit einem Freund herumalbert. Kurz gesagt, Martin hatte eine Erektion bekommen. Als er es bemerkte, erschrak Martin. Was würde Tom bloß von ihm denken, wenn er das bemerken würde. Die einige Lösung dieses Problems schien Martin, aufzuspringen und wegzulaufen. Denn wäre er geblieben, hätte er seine heftige Reaktion erklären müssen, und was hätte er nur sagen sollen?

»Ach sieh mal, ich habe einen Steifen, aber denk nicht, dass du mich erregt hast, ich hab nur an meine Ex-Freundin gedacht!«

Sehr glaubwürdig. Tom hätte sicher lauthals zu Lachen angefangen und es bestimmt am nächsten Morgen in der ganzen Schule verbreitet und Martin wäre das Gespött aller Schüler gewesen. Aber was sollte er morgen Tom erzählen? Was ihm auch einfiel, es machte keinen Sinn, aber noch etwas viel Schlimmeres machte Martin Sorgen. Wieso hatte er einen Steifen bekommen, bis jetzt mochte er doch nur Mädchen, zumindest hatte er das immer so empfunden. Was ging nur in ihm vor? War er plötzlich schwul, oder war es nur der enge Hautkontakt, der ihn erregte? Er fand keine Antwort.

Mittlerweile lag er in seinem Bett und machte das Licht aus. Als er die Augen schloss, war es hinter seinen Augen nicht einfach dunkel, so wie es sonst ist, nein, er sah ein angenehmes Licht und kurz darauf erschien Toms Gesicht, das ihn verliebt angrinste.


5. BUCH - Erklärungsnot

Oder ... Wie Rede Ich Mich Am Besten Raus

Am nächsten Morgen kam Martin mal wieder kurz vor knapp in den Unterricht. Tom saß schon längst auf seinem Platz, als Martin sich seinen Stuhl schnappte und seine Tasche abstellte.

»Morgen Martin.«

»Morgen«, grummelte Martin.

Martin war es sichtlich unangenehm mit Tom zu reden, hatte er sich doch gestern wie ein kleines Kind verhalten. Was denkt Tom bloß von ihm?

Endlich waren die ersten beiden Stunden um. Tom ergriff sofort die Gelegenheit und fragte Martin nach seinem komischen Verhalten am Vorabend.

»Du Tom, warum bist du eigentlich gestern so überstürzt weggelaufen?«

»Ach, ich hab auf die Uhr gesehen und gemerkt, dass ich schon längst daheim hätte sein müssen.«

»Ja, und da bleibt nicht mal mehr Zeit um 'Tschüss' zu sagen?!?«

Martin wusste nicht, was er darauf erwidern könnte. Er schaute nur verlegen zu Boden.

»Alles klar, ich hab was getan, dass dich verletzt hat, aber du willst es nicht sagen, auch gut.«

»Nein, aber ich kann dir das nicht erzählen, du würdest bloß lachen.«

»Sicher nicht.«

»Ach red nicht, du erlaubst dir doch dann nur einen Spaß mit mir.«

Und schon war Frau Sauer im Zimmer und begann gleich mit dem Mathe-Unterricht. Martin traute sich den ganzen Tag über nicht, Tom anzusehen. Ständig musste er daran denken, wie dumm er doch war, dass er Tom so eine blöde Lüge auftischte und sagte, er würde es eh nicht verstehen, wo doch er der war, der es nicht verstand, aber eines war ihm klar geworden in dieser Nacht - nur, wie sollte er Tom das erklären?

Tom konnte sich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren. Was war mit Martin? Wieso würde Tom sicher lachen, wenn er ihm davon erzählte? Tom konnte keine Antwort finden. Er nahm sich vor, Martin noch in der nächsten Pause zu fragen, aber kaum hatte sie begonnen, war Martin schon weg und nirgends zu finden.

»Was ist eigentlich mit dir los, Tom?«, fragte ihn Marion, die schon längst bemerkt hatte, dass etwas nicht in Ordnung war.

Also erzählt Tom in Kurzfassung, was sich gestern zugetragen hatte. Marion hörte aufmerksam zu und fing an zu grinsen, als Tom fertig war.

»Was gibt es da zu lachen? Ich find das absolut nicht witzig.«

»Noch nicht, aber vermutlich bald.«

»Du sprichst mal wieder in Rätseln mein allerliebste Marion.«

»Auch wenn du mir Honig ums Maul schmierst, werd ich dir das nicht verraten, aber so viel ist klar, Martin ist wegen dir richtig verwirrt.«

»Das hab ich auch schon bemerkt, aber was hab ich getan, dass er so verwirrt ist?«

»Also, getan hast du eigentlich nichts, außer, dass du einfach so warst, wie immer.«

»Marion! Jetzt sag endlich, was du denkst, sonst ...«

»Was sonst? Willst du mich auch so durchkitzeln wie Martin? Das dürfte wohl kaum denselben Effekt haben wie bei ihm.«

»Ja, du würdest nicht völlig überhastet weglaufen.«

»Das hab ich jetzt nicht gemeint, aber du hast schon recht, auch wenn der Grund ein anderer wäre als bei ihm.«

»Hä?«

»Eigentlich hab ich dir schon alles gesagt, auch wenn du auf der Leitung stehst und es einfach nicht verstehen willst. Und mehr sag ich nicht. Wenn du mit ihm gesprochen hast, werden dir all meine Worte klar sein.«

Als Tom daheim angekommen war, versuchte er gleich Martin anzurufen, aber als er sich meldete, legte dieser einfach auf. Auch beim zweiten Versuch hörte er wieder bloß ein Klicken. Also blieb nur eine Möglichkeit, Tom musste Martin daheim besuchen. Er zog seine Schuhe an, schnappte sein Fahrrad und machte sich auf den Weg.


6. BUCH - Die Wahrheit

Oder ... Wie Reagiert Wohl Die Andere Person?

»Nur die Liebe kann dich noch retten

Sie wir dir helfen, Mensch zu sein

Sie kann dich erlösen aus den Ketten

Doch nur du selbst kannst dich befrein»

(Elke Schlimbach / Grant Stevens)

Tom klingelte an der Tür. Niemand kam um zu öffnen, also klingelte er noch einmal, diesmal ließ er den Finger einige Zeit auf dem Knopf. Endlich öffnete sich die Tür.

»Was willst du denn hier?«

»Ich will mit dir reden. Möchte wissen, was wirklich gestern los war.«

»Aber ich will nicht reden.«

»Bitte, was ist los?«

»Komm erst mal rein.«

Warum hatte Martin nur solche Angst, Tom etwas von seinen Gefühlen zu erzählen? Was sollte schon passieren? Nichts weiter, als dass man ihn in der Schule schnitt, ihn auslachte oder sogar verprügelte. Wenn es weiter nichts wäre, das könnte man ja aushalten.

Die beiden gingen in Martins Zimmer und setzten sich auf das Bett, da es die einzig freie Sitzgelegenheit war. Toms Blick schweifte umher in Martins Zimmer.

»Nett hast du es hier. Etwas chaotisch, aber schön.«

»Danke, möchtest du etwas trinken?«

»Nein danke, jetzt nicht. Ich möchte jetzt endlich wissen, was wirklich mit dir los ist. Niemand springt einfach so auf und rennt überstürzt aus dem Haus.«

»Ich kann dir das nicht sagen.«

»Wir sind allein und was immer du jetzt sagst, wird nie jemand anders erfahren, versprochen.«

»Sicher?«

»Ich geb dir meine Hand drauf.«

Und Tom streckte Martin seine Hand entgegen, die dieser nahm.

»Also gut, der Abend gestern war schön, und bitte lass mich ausreden und sag nichts dazwischen.«

»Alles klar, fang an.«

Martin fiel es sichtlich schwer, er versuchte die richtigen Worte zu finden. Langsam und zögerlich begann er zu reden.

»Gut, als wir dann ... am Boden rumalberten, fand ich das richtig schön. Aber nicht nur, weil wir solchen Spaß hatten. Es war schön ... dich nah bei mir zu spüren, deine Nähe zu fühlen ... es war einfach ... WOW. Solange war alles noch gut, aber als .. ich dann merkte, dass nicht nur mein Kopf, sondern ... auch mein ... Schwanz das sehr schön fand. Ich weiß auch nicht, wie ich es sagen soll, aber du ... hast mich erregt ... Ich fand es toll bei dir zu sein und würde gerne immer bei dir sein.«

Martin schwieg, und auch Tom sagte nichts, er schaute nur zu Martin, der auf den Boden starrte.

»Ich bin fertig, du kannst jetzt ruhig etwas sagen.«

Tom wollte etwas sagen, aber seine Lippen waren wie versteinert, so sehr er sich auch anstrengte, er brachte keinen Ton heraus.

»Was ist, ach ja, jetzt überlegst du, wie du mir schonen beibringen kannst, dass ich Abschaum bin und du dich vor mir ekelst. Das brauchst du nicht zu sagen, geh einfach aus dem Haus und komm nie wieder her, das ist genug.«

»Und du meinst: 'Lass uns Freunde sein'

Und du nimmst mich in den Arm

Es war das erste Mal

Das letzte Mal

Es kostet mich mein Herz

Und du sagst: 'Ich bin für dich da'

Doch das ist niemals genug

Es war das erste mal

Das letzte Mal

Ein anderes Gefühl von Schmerz»

(»Ein anderes Gefühl von Schmerz« von Rosenstolz)

Nachwort

So, das war nun der erste Teil von »Nackt«. Wie wird es weiter gehen? Findet Tom seine Sprache wieder, oder geht er einfach. Wird er Martin seine Liebe gestehen oder schweigen? All das gibt es im nächsten Teil.

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