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KeYNamM

Teil 3

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Inhaltsverzeichnis

6 Alte Freunde, neue Freunde

Ikken bog als erster in den schmalen Pfad entlang des Schilffeldes ein, der zur Furt durch den Draa führte. Der Boden war glitschig. Er rutschte aus und musste beide Arme hochreißen, um sich nicht hinzusetzen. Er hatte das Gleichgewicht noch nicht wiedergefunden, als er das Sirren einer Bogensehne hörte und ein Pfeil nur einen Schritt vor ihm zitternd im Matsch steckenblieb. Bevor er einen Warnruf ausstoßen oder nach dem Schützen suchen konnte, warnte ihn eine helle Stimme „Halt, nicht weiter! Hier hast du nichts zu suchen!“ Aylal, der auch gerade in den Pfad einbog, schrie, „KeYNamM, Hilfe! Schnell, ein Feind schießt auf Ikken!“, rutsche aus und landete prompt auf dem Rücken.

Ikken blickte sich nach einem Baum um, hinter dem er sich vor dem Schützen verstecken könnte. Aber die Bäume neben ihm waren zu weit weg und den einzigen Schutz bot der Schilfgürtel. Bevor er jedoch zum Sprung zwischen das rettende Schilf ansetzen konnte, kam ein weiterer Pfeil angeschwirrt, dem er gerade noch ausweichen konnte. Jetzt erst tauchte KeYNamM aus dem Wald aus, „Legt euch in den Matsch, dann bietet ihr ein kleineres Ziel!“, kommandierte er und pirschte sich langsam, Deckung im Schilfgürtel suchend, voran. Auch er konnte den Standort des Schützen nicht erkennen. Der konnte sich jedoch nur auf dem Baum aufhalten, der allein rechts vom Pfad stand. Der Stimme nach musste es ein Junge oder Mädchen sein und KeYNamM glaubte zu wissen wer. „Hiyya, meine Schöne! Hiyya!“, rief er und trat aus der Deckung heraus, „Hiyya, hast du mich vergessen? Ich bin der Amestan, der Amestan, dein Beschützer!“ Als keine Antwort kam, „Du bis Hiyya und dein Vater ist mein Freund Ennand, deine Mutter heißt Ayri und die Zwillinge nennen sich Anirt und Amimt! So lange war ich doch nicht weg, dass du mich vergessen haben könntest! Schieß nicht auf meine Söhne.“

Die Antwort kam prompt, „Aber du hast doch keine Kinder. Wer sind die beiden, warum nennst du sie Söhne?“

„Das erklär ich dir später. Komm lieber herunter vom Baum und begrüße sie.“ Als Hiyya noch nicht sofort aus ihrem Versteck auftauchte, fügte er hinzu, „Der Große, auf den du geschossen hast, heißt Ikken, und der kleinere Aylal! Sie nennen mich Baba, also bin ich jetzt ihr Vater! Komm jetzt heraus und begrüß uns!“

Hiyya rutschte den Baum herab. Sie war gekleidet wie ein Junge, aber das weite Hemd war mit Borten verziert und ihre hellbraunen Haare waren lang und flatterten im Wind. Sie warf ihren Bogen zu Boden und rannte auf KeYNamM zu, „Alle sagten, die Soldaten hätten dich gefangen und getötet! Aber du lebst ja! Amestan, Amestan-amo, Onkel, Onkel!“ und sie umarmte ihn.

Hiyya war aufgeregt! Amestan-amo war plötzlich wieder da und er hatte Söhne! Ihre Mutter hatte doch nicht recht gehabt, der Amestan musste doch eine Frau haben, wenn er zwei so hübsche Söhne hatte. Beide waren hübsch, besonders der Ältere, der hatte etwas. Sie wusste bloß nicht was. Es kribbelte sie am ganzen Körper, wenn er sie nur ansah. Jetzt gingen sie sogar Seite an Seite. Wenn er nur ihre Hand anfassen würde. Vielleicht hatte er Angst vor Mädchen. Sie blickte sich nach Aylal um, der neben KeYNamM ging. Wenn Aylal doch nicht nur so viel schwätzen würde! Aber dann fiel ihr ein. Aylal passte genau zu ihren Schwestern, den Zwillingen, die konnten den Mund auch nicht halten.

Ikken erzählte ihr von der Stadt, von den vielen Menschen dort, vom Soukh und was es dort alles gab. Hiyya beneidete ihn! Ihre Familie lebte auf einem kleinen Bauernhof weitab von den anderen Familien. Nur ein- oder zweimal im Jahr traf sich die Großfamilie, nur ein- bis zweimal im Jahr durfte sie mit auf den Wochenmarkt, der im nächsten Dorf abgehalten wurde. Nie wurde sie auf den Mitsommermarkt in Grenzland mitgenommen, wo es alles zu kaufen gab, nicht nur Tiere, nein, auch Stoffe, Kleider, Schmuck, alles was ihr Herz begehrte und noch mehr!

Auf dem Wochenmarkt traf sie ihre Cousins und Cousinen. Aber verglichen mit Ikken waren ihr Cousins nur dicke, fette, dumme Jungen, Bauernjungen natürlich, die sich nur über ihr Vieh unterhielten. Und überdies! Die interessantesten Jungen, die Älteren, denen schon der Bart sprießte, waren allen schon Mädchen versprochen und mussten ihrer Braut treu bleiben. Hiyya nahm sich vor, Ikken zu zeigen, wie sehr sie ihn mochte. Sie musste ihn überall hin mitnehmen, ihm alles zeigen, den Hof, die Tiere, den Fluss und, und und ... Sie mussten einfach Freunde werden, vielleicht noch mehr! Schließlich war sie schon zwölf.

Ikken mochte Hiyya, aber mit vierzehn interessierten ihn Mädchen nicht, weil sie Mädchen waren. Sie mussten schon etwas Besonderes sein, vielleicht wie Hiyya. Und Hiyya war da anders! Das hellhaarige Mädchen mit ihren grauen Augen in den Kleidern eines Jungen war völlig anderes als die Mädchen, die er von Tinghir her kannte. Bestimmt würde auch sie ihren Eltern helfen müssen, aber sie konnte auch mit Pfeil und Bogen umgehen, auf Bäume klettern, vielleicht konnte sie sogar schwimmen. KeYNamM hatte ihm auch auf dem Weg hierher erzählt, dass sich Hiyya im Wald bewegen konnte ohne Tiere zu erschrecken oder von ihnen entdeckt zu werden, dass sie Fallen stellen und Fische fangen konnte. Natürlich wusste sie auch alles über die Tiere auf dem Hof, was die am liebsten fraßen, wann die Schafe und Ziegen Junge bekommen würden und noch viel mehr. Bestimmt konnte er von Hiyya alles lernen, was er hier am Draa wissen musste. Sie konnte ihm bestimmt zeigen, was er brauchte um am Draa zu überleben.

KeYNamM hatte ihm auch von den Zwillingen erzählt und wie sehr die sich einen Bruder wünschten. Er liebte seinen Aylal, aber manchmal war der Kleine auch lästig. Er würde ihn Anirt und Amimt gern überlassen, mindestens eine Zeit lang, dann hätten Hiyya und er mehr Zeit füreinander.


Ennand wischte sich den Schweiß von der Stirn. Den ganzen Vormittag hatte er den neuen Pferch am Rand des Galeriewaldes aufgebaut und jetzt versuchte er die Schafherde aus dem alten Pferch am Ufer des Draa in den neuen zu treiben. Seine Schafherde war klein. Durch den letzten Raubzug der Büttel des Imperators war sie auf sechs Muttertiere und den Bock zusammengeschmolzen. Zum Glück hatten fast alle Mutterschafe nach Jahresbeginn Zwillinge geworfen und dadurch würde der Verlust durch die Tributzahlung im Herbst bald wieder ausgeglichen sein.

Er verfluchte die Soldaten des Imperators. Die waren eines Morgens plötzlich an der Furt aufgetaucht, hatten seinen Hof umzingelt und dann ihre Forderungen gestellt. „Der Imperator will deine älteste Tochter! Die ist im richtigen Alter für die Hauptstadt! Unser gnädiger Imperator will jedem hübschen Gör die Möglichkeit geben, etwas besseres zu werden, als ein Bauerntrampel, der jedes Jahr in Kind kriegt und nach fünfzehn Jahren ausgeleiert ist, wie eine alte Vettel!“, erklärte der Hauptmann und ein fetter Gefreiter setzte hinzu: „Keine Göre hat bisher bereut durch Soldaten ins Leben eingeführt zu werden, die Beine breitmachen und die ganze Nacht Spaß haben, das ist es, was denen fehlt!“ „Wo ist sie?“, fragte ein Scheeläugiger. „Dein Freund hat gesagt, dein Augenstern muss hier sein! Wo denn? Die wird es nicht bereuen!“ Er grinste und kratzte sich zwischen den Beinen.

Oh, war Ennand an diesem Tag glücklich gewesen, dass Hiyya schon am Morgen losgezogen war, um im Schilf nach Entennestern zu suchen. Gegen seinen Willen! Der Dickkopf!

„Wer sagt, dass ich eine Tochter habe? Wer verbreitet diese Mär?“, fragte er den Hauptmann, der ihm die Lanze in die Seite bohrte. „Durchsucht doch den ganzen Hof! Hier ist kein junges Mädchen, keins wie ihr es sucht! Hier war nie eins! Wer hat euch den Bären aufgebunden?“

Ennand hatte Blut und Wasser geschwitzt und war erleichtert, als die Tributeintreiber mit drei Schafen und drei Ziegen loszogen und ihn, seine Frau Ayri und die Zwillinge in Frieden gelassen hatten! Als die verhassten Gesellen weg waren, umarmte er Ayri und die Zwillinge und schwor sich dabei insgeheim, den zu finden, der die Tributeintreiber des Imperators auf seine Familie gehetzt hatte. Er würde den Verräter schon finden, und dann ...! Sein letztes Stündlein hatte geschlagen, wenn er ihn fand. Seit diesem Tag ließ er Hiyya ziehen, wann immer sie wollte. Er schickte sie sogar oft selbst fort, wenn er aus irgendeinem Grund unruhig war. Er glaubte an Vorahnungen, auch wenn Ayri, seine Frau, ihn deswegen auslachte.

Ennand setzte sich ermüdet auf einen Stein am Hang und sinnierte, während das älteste Mutterschaf der kleinen Herde vorantrottete. Das uralte Tier war mager, so mager, dass sich jetzt nach dem Scheren jede einzelne Rippe unter ihrem Fell abzeichnete. Doch ihr Euter war prall gefüllt und sie warf jedes Jahr zuverlässig ein Pärchen Lämmer. Ja die Alte war verlässlich aber auch schlau und naschhaft. Sie liebte Salz und mit ein paar Körnern ließ sie sich überall hinlocken. Das Salz hatte er sparsam entlang des Weges zum neuen Pferch ausgestreut und dieser Spur folgte das Leitschaf und ihr folgten die andern Schafe und der mächtige Bock.

Ennand blinzelte in die warme Sonne. Das wäre alles nicht passiert, wenn der König vom Unland, sein Freund der Amestan, noch da wäre, ging ihm durch den Kopf. Sein Freund KeYNamM hatte ihn und die anderen am Draa immer vor den Raubzügen der Tributeintreiber gewarnt und, wenn notwendig, sie auch vertrieben! Aber auch den Amestan hatte einer verraten und den Häschern des Gouverneurs ausgeliefert! Wer? Er grübelte. War es der gleiche Verräter, der ihm die Soldaten auf den Hals gehetzt hatte? Vielleicht war der König vom Unland schon tot! Er schloss die Augen und schlief beinahe ein.

Plötzlich schreckte er hoch. „Baba, Baba! Maman, Maman!“ schallte es vom Draa herauf. Er riss die Augen auf! War Hiyya in Gefahr? Das Licht blendete ihn, aber nach einem Moment erkannte er seine Tochter. Sie kam durch die Furt, das Wasser spritzte, verfolgt von einem Jungen, nein von zwei, einem Größeren und einem Kleineren und einem hageren Mann mit langem Haar und Bart. Seine Tochter rannte, schrie aufgeregt und der große Junge rannte hinterher, während der Mann mit dem Kleinen gemächlich nachkam. Das sah nicht nach Gefahr aus, auch wenn er den Mann nicht erkannte. Oder kannte er ihn doch? Er stand auf und ging ihnen entgegen.

Dann erkannte er ihn. „KeYNamM, mein Freund! König vom Unland! Amestan!“, schrie Ennand, „Bist du es wirklich? Du lebst! Du lebst!“ Er rannte los, vorbei an Hiyya, vorbei an dem großen Jungen, erst vor dem Amestan versucht er anzuhalten, stolperte jedoch und lag dann dem König vom Unland zu Füßen. Der schüttelte nur den Kopf, bückte sich dann und hob ihn hoch, „Ennand, Bruder Ennand!“, lachte KeYNamM, „Ich bin doch nicht der Imperator! Niemand braucht mir die Füße zu küssen!“

Arm in Arm gingen die beiden Männer die kleine Bodenerhebung hinauf zum Hof. Auf halbem Weg kam ihnen Ayri entgegen, nein sie flog ihnen entgegen. Ihr weites Hemd flatterte wie bei einem Engel, ihr Gesicht strahlte und als sie die beiden erreichte, nahm sie KeYNamM's Kopf in die Hände und küsste ihn auf beide Wangen, „Amestan, Amestan wir brauchen dich, alle Menschen am Draa brauchen dich!“ Dann schaute sie sich stolz um, „Schau sie an, mein Amestan, schau! Anirt und Amimt, wie groß sie in einem Jahr geworden sind und Hiyya, fast schon eine junge Frau! Sie ist wirklich eine große Hilfe und so selbstständig!“ Dann ging sie zu Ikken und Aylal, die Hand in Hand die Szene beobachteten. „Wen hast du uns da mitgebracht, KeYNamM? Die sind dir aus dem Gesicht geschnitten! So hübsche Söhne! Wo hast du deine Söhne bisher versteckt!“

Dann strahlte sie Ikken und Aylal an „Ihr seht unserem Amestan so ähnlich! Einer von euch wird der nächste König vom Unland. Aber für jetzt seid ihr unsere Prinzen vom Unland!“

Ikken wurde rot und blickte verschämt zu Boden. Aylal dagegen strahlte. „Sind das deine Zwillinge Anirt und Amimt?“, dabei zeigte er auf die beiden, „Die sind hübsch wie Engel! Wenn ich groß bin, heirate ich sie! Dann sind beide Prinzessinnen!“ Alle lachten. Als Anirt und Amimt rot wurden, stieß Ikken seinem Bruder in die Seite, was heißen sollte 'Sag keinen Unsinn'. Hiyya jedoch bekam glühende Wangen. Sie starrte auf ihre Fußspitzen, lächelte und fasste sich ein Herz, hob den Kopf und strahlte Ikken an. Sie hatte Erfolg! Auch er bekam einen roten Kopf und starrte auf seine Fußspitzen.


Ennand nahm die eine Hand von KeYNamM und Ayri seine andere. Glücklich, wie schon lange nicht mehr, schlugen sie alle den kurzen Weg hinauf zum Hof auf dem Hügel ein, als der Amestan plötzlich abrupt stehenblieb. „Ich muss die alten Kleider loswerden! Ennand, Ayri, verzeiht mir! Bevor ich noch einen Schritt weitergehe, muss ich die Kleider des Imperators loswerden. Ayri, du hast bestimmt ein altes Hemd von Ennand, das du mir borgen kannst? In diesem Hemd will ich nicht ein einziges Haus am Draa betreten! Ich muss die Kleider des Imperators sofort loswerden!“

Die Freunde verstanden ihn und bald stand KeYNamM bis über die Hüfte im Wasser. Dreimal tauchte er unter, ließ sich vom kühlen Wasser reinigen, stieg dann an Land, wo Ennand schon wartete und ihn mit einem rauen Tuch trockenrieb. Ayri reichte ihm die typische Kleidung eines Bauern vom Draa, ein weites, grob gewebtes Hemd und eine dreiviertel lange Hose mit ausgefransten Beinen. Unter den neugierigen Augen der Kinder zog er die sauberen Kleider an. Dann bat er Ennand um die glühende Lunte, die dieser vom Haus mitgebracht hatte, und zündete das Bündel Kleider auf einer Sandbank am Ufer des Draa an. „Wenn das Wasser heute Nacht die Asche weggeschwemmt hat, ist mit ihr das vergangene Jahr ausgelöscht, dieses verdammte Jahr der Erniedrigung und Unfreiheit, dieses Jahr der Niederlagen, aber auch eines Sieges!“ Im nächsten Moment schämte er sich der pathetischen Worte, aber anders konnte er seiner Bewegung nicht herrwerden. „Kommt her! Komm Ikken, komm Aylal, kommt meine Söhne!“ Er drückte sie an sich und verkündete dann seinen Freunden, „Ohne diese Tapferen hätte ich die Freiheit nicht erlangt. Mit dem grauen Rauch, der zum blauen Himmel gestiegen ist, schwöre ich mein Leben für die Freiheit der Menschen einzusetzen, aller Menschen, nicht nur deren vom Draa.“


Der Rest des Tages verging viel zu schnell. Anirt und Amimt nahmen sofort Aylal in Beschlag. So einen Bruder hatten sich die Zwillinge schon immer gewünscht, blondhaarig, zart und so rücksichtsvoll, einer der sich sogar herumkommandieren ließ. Einen Bruder, der sie bewunderte, der alles mitmachte, vom Füttern der Glucke mit ihrer Schar durcheinanderwuselnder Küken bis zum Wickeln ihrer Puppen im Baumhaus. Aylal war der ideale Bruder, einer der alles mit sich machen ließ und nicht gleich frech wurde, wie ihre Cousins.

Hiyya hatte es nicht so leicht. Auch sie war in Ikken vernarrt. Der war ganz anders als ihre Cousins aus den Weilern in der Nachbarschaft. Er war blond wie sie, aber schlank, flink und sogar gesprächig! Sie musste erst mit ihrer Mutter einen Kampf ausfechten, bevor sie Ikken zum Heimholen der Ziegenherde aus dem Wald mitnehmen durfte. „Hiyya, du bist schon groß und Ikken ist ein junger Mann! Baba hat dich schon deinem Cousin Merin versprochen! Du kannst nicht einfach mit einem fremden Jungen im Wald herumstrolchen. Du kennst ihn doch gar nicht! Er ist aus der Stadt! Ein Stadtjunge!!!“ Aber das war ja was Hiyya besonders reizte, „Ich will meinen Cousin Merin nicht! Der ist dick, dumm und stinkt! Den heirate ich nicht! Ich möchte Ikken! Ich liebe ihn jetzt schon. Guck nur wie gelenkig und schnell der ist!“ Dabei zeigte sie auf Ikken, der mit ihrem Vater und KeYNamM den zweirädrigen Karren mit Säcken, gefüllt mit Argahneicheln, belud, die Ennand am nächsten Tag zum Markt bringen wollte.

Natürlich setzte sich Hiyya durch. Als der Wagen beladen war, nahm sie Ikken einfach bei der Hand. „Ich brauch dich, Ikken. Komm mit! Wir müssen die Ziegen aus dem Wald holen und in den Pferch treiben, sonst holt sich der Fuchs in der Nacht ein Zicklein.“ Als Ikken die Ziegenherde nicht sofort entdeckte, zeigte sie auf einen freistehenden Argahnbaum. „Die klettern im Baum herum und fressen die Blätter und die Früchte!“ Mit Stöcken und Steinen brachten sie mit viel Mühe die Leitziege dazu, vom Baum zu klettern. Einmal unten, ging die Leitziege voran und die andern folgten ihr zum Pferch.

Nachdem die Dämmerung hereingebrochen war, wurden alle fünf Kinder ins Haus zum Schlafen geschickt. Ennand, KeYNamM und Ayri setzten sich auf die Bank neben der Haustür und begannen sich von den Ereignissen der letzten Monate zu erzählen, die Vorhaben für die nähere Zukunft zu diskutieren und KeYNamM weihte die beiden grob in seine Pläne für die nächste Zeit ein. „Ich hab geschworen zunächst meine Freunde aus dem Straflager bei der Kristallmine zu befreien und dazu brauche ich eure Hilfe. Ich habe schon einen Plan. In diesen werde ich euch aber nicht einweihen. Besser ihr wisst nichts, wenn jemand nach meinen Plänen fragt. Nur soviel. Ich muss euch bitten, Ikken und Aylal für die nächsten Tage Unterschlupf zu gewähren, bis ich den ersten Teil meines Planes umgesetzt habe.“

„Ikken und Aylal? Mit Freuden. Die Zwillinge wären ganz traurig, wenn sie ihren lieben Aylal schon wieder weglassen müssten ...“, lachte Ennand, „ … und erst Hiyya!“, meinte Ayri kopfschüttelnd, „Die ist wie verwandelt. Ich habe sie noch nie so aufgeregt gesehen. Sie hat Ikken ins Herz geschlossen und betet ihn an! Ich glaube, sie ist in ihn verliebt! Zum ersten Mal verliebt!“


Im flachen Haus mit den dicken Lehmwänden und den kleinen Fensterluken waren nur zwei Räume. Ein großer Wohnraum, mit einer Feuerstelle und dem erhöhte Schlafplatz für die Eltern, und ein kleinerer Raum, der mit einer Holzwand vom großen abgetrennt war. Dieser Raum war das Reich der drei Mädchen. Zwischen Feuerstelle und der Tür zum Nebenraum war an der Wand entlang eine niedrige Bank aufgemauert, auf der KeYNamM schlafen sollte, solange sein Besuch dauerte. Ikken und Aylal hatten sich mit den Mädchen die Kammer zu teilen. Sie durften in Hiyya's Bett an der linken Wand schlafen, während die sich das Bett auf der anderen Seite mit ihren Schwestern teilen musste.

Aylal schlief sofort ein, als er sich auf den weichen Strohsack zusammengerollt hatte. Nicht aber Ikken. Zuerst hielten ihn die ungewohnten Nachtgeräusche wach, das Röcheln des Esels in Stall, das Gackern der Hühner, bevor die sich auf die Stangen im Schuppen zur Nacht niederhockten, das leise Blöcken der Schafe und Meckern der Ziegen vom nahen Pferch, das Huuten der Eulen unter dem Dach in der Scheune und natürlich die Geräusche all der Tiere im nahen Wald und unten am Draa.

Später kam Hiyya in Zimmer geschlichen, aber anstatt einfach zu ihren Schwestern ins Bett zu kriechen, begann sie sich vor der Fensterluke, durch die Mondlicht in die Kammer drang, auszuziehen. Zuerst brauchte sie einige Zeit bevor sie sich das buntbestickte Oberhemd unter seltsamen Verrenkungen ihres mageren Körpers über den Kopf gezogen hatte, dann entledigte sie sich betont langsam der dreiviertellangen Hose und als sie im kurzen Unterhemd im Mondlicht stand, begann sie einen seltsamen Tanz, der Ikken an die Schlangentänzerinnen, deren Verrenkungen er immer auf dem Soukh bewundert hatte, aber auch an die kreisenden Bewegungen der Bauchtänzerinnen, denen er und seine Freunde in den Tavernen nachspioniert hatten, erinnerte. Er hätte zu gern gesehen, wie Hiyya ohne Hemd aussah, aber sie machte ihm den Gefallen nicht, sondern schlüpfte schnell ins Bett. Erst jetzt merkte er, dass ihn ihr Anblick erregt hatte und es brauchte einige Zeit bis sein Penis wieder schlaff wurde. Am liebsten hätte er sich befriedigt, aber nach einigen Rubblern hörte er auf, da er nicht sicher war, ob Hiyya schon schlief.


Das Geflüster der Erwachsenen, die sich in der Abendkühle auf der Bank vor dem Haus unterhielten, weckte ihn wieder auf. Ihre Unterhaltung war so leise, dass er nur Brocken des Gesprächs verstand. Immerhin bekam er mit, dass Aylal und er ein paar Tage in der Obhut von Ennand und Ayri bleiben sollten, während KeYNamM auf eine wichtige Reise gehen wollte. Nein, nein, das passte ihm gar nicht! KeYNamM wollte sich allein auf eine gefährliche Reise begeben! Ohne ihn, ohne Ikken? Er musste doch auf den Amestan aufpassen. Der war immer so unvorsichtig und vertraute sogar Menschen, die er nicht kannte! Er musste seinen neuen Vater KeYNamM-baba begleiten! Aber würde der das zulassen?

Endlich schlief Ikken wieder ein! Plötzlich riss ihn ein röchelndes Geschrei aus dem Tiefschlaf. Er erkannte das Geschrei! Es war kein Mensch in Not! Darin war er sich sicher. Aber er brauchte einige Zeit bis ihm aufging, das es Eselsgeschrei war, von einem unwilligen Tier, das in seiner Ruhe gestört worden war. Im Licht des heraufdämmernden Morgens sah er durch die Fensterluke dass KeYNamM und Ennand das Tier vor den zweirädrigen Karren spannten, auf den sie zudem Säcken mit Früchten des Argahnbaumes sowie drei fette Lämmlein, zwei Zicklein, einem Korb mit einem halben Dutzend Hühner und Gurken, Spinat und Zwiebeln luden.

Noch bevor die Sonne über den Wald auf der anderen Seite des Draa gestiegen war, lenkte Ennand den Karren den Weg zum Plateau hoch, der zum Markt im nächsten größeren Ort im Grenzland führte. „Pass gut auf!“, rief ihm KeYNamM nach, „Achte darauf, was über meine Flucht aus der Stadt erzählt wird, aber frag nicht selbst danach. Verplaudere dich nicht! Vergiss nicht, ich bin nicht hier und auch nicht Ikken und Aylal. Und vergiss die Pfeilspitzen und den Dolch nicht. Die brauche ich dringend! Kauf Stoff für Ayri, damit sie dir die Kleidung ersetzen kann, die du mir abgegeben hast!“ Ayri küsste Ennand zum Abschied, „Komm gut zurück! Sei vorsichtig Mann!“

Ikken wachte erst wieder auf, als die Sonne ins Zimmer schien. Diesmal war es ein grausiges Stöhnen, welches ihn aus dem Schlaf riss. Erschreckt stolperte er zum kleinen Fenster und spähte hinauf zum Wald, von wo die schrecklichen Laute kamen. Henkersknechte mussten einen Unschuldigen im Wald martern, schrecklich quälen! Wurde KeYNamM gequält oder Ayri? Er hielt sich die Ohren zu und wollte schon barfuß, aus dem Haus stürzen und den Unschuldigen zu Hilfe eilen, als er mit Hiyya zusammenstieß, die aufgestanden war. Die grinste nur. „Was das ist? Ikken, hast du Angst?“

„Hörst du es nicht? Jemand wird gemartert, vielleicht ermordet! Dort im Wald! Ich muss ihm helfen!“ Hiyya lachte noch mehr, piekte ihm mit ihren Zeigefinger in den Bauch. „Das ist der Geißbock! Eine der Ziegen ist läufig! Er riecht es und will ihr Zicklein machen!“ Als Ikken sie fragend ansah, meinte sie: „Hast du das noch nie gesehen?“ Hiyya nahm ihn an der Hand „Komm schnell, das ist lustig! Die tanzen miteinander!“ Hiyya, nur bekleidet mit ihrem dünnen Unterhemd und Ikken in seiner weiten Dreiviertelhose, schlichen aus dem Haus. Warnend legte Hiyya einen Finger auf die Lippen, „Sei leise, Mutter sieht es nicht gern, wenn ich dabei zuschaue!“

Im Pferch tanzten der Bock und die Geiß. Erst roch er an ihrem Hinterteil. Dabei zog er die Oberlippe hoch und steckte die Zunge leicht heraus. „Schau wie der Bock flehmt!“, sagte Hiyya und stieß Ikken in die Seite. Die Geiß wedelte mit ihrem kurzen Schwanz ganz aufgeregt vor seiner Nase herum. „Fächelt sie ihm Luft zu? Ist er krank?“, fragte Ikken. „Nein, nein! Aber schau nur, jetzt leckt er an ihrem Po und blökt!“ Die Geiß tänzelte und der Bock drängte an ihre Seite. Erst stupste er sie vorsichtig mit seiner Nase am Kopf, als wollte er sie küssen, dann stellte er sich parallel zu ihr und legte einen Vorderlauf über den Rücken. Es sah fast so aus, als wollte er sie bitten stehenzubleiben. Aber sie trabte weiter und er begann sie wieder von hinten zu beschnüffeln. Dabei blökte er herzzerreißend. Dieses Ritual wiederholte sich wieder und wieder. Die Geiß führte den Bock durch den gesamten Pferch, zwischen den andern Ziegen und den Schafen durch bis zum Zaun und wieder zurück. Wenn der Bock zurückblieb, begann die Geiß sofort mit ihrem Schwanz vor seiner Nase zu wedeln.

„Siehst du Ikken, sie lockt ihn! Er soll sie decken!“ „Decken?“ Ikken wusste nicht genau, was Hiyya damit meinte. Bisher hatte er nur gesehen, wie ein Eselhengst auf eine Stute sprang. Aber die führten davor nie so einen Tanz auf. Bei denen ging alles ganz schnell, der Hengst schrie, rannte zur Stute und sprang auf sie auf. Natürlich hatten er und seine Kumpels vom Soukh auch Hunde beobachtet. Oft balgten sich fünf oder sechs Rüden um eine Hündin. Der, der gewann, durfte dann aufreiten und anschließend blieben die beiden so lange aneinander hängen, bis es ihm und seinen Freunden zu langweilig wurde und sie wegrannten. Das hier aber war anders! Der Bock warb wirklich um die Geiß und sie gab den Ton an. Jetzt schnupperte er wieder an ihrem Hinterende und flehmte. Plötzlich blieb die Geiß vor dem Bock stehen, machte einen Buckel und drängte rückwärts. Das war der Moment, auf den der Bock gewartet hatte. Er sprang auf sie auf. Er umklammerte ihr Hinterteil mit den Vorderläufen und drückte seinen Bauch ganz fest an ihr Hinterende. Jetzt wollte sie vorwärts, aber er hielt sich mit den Vorderläufen fest und stieß immer wieder zu. Als der Bock endlich absprang, machte die Geiß einen Katzenbuckel, spreizte die Hinterbeine und gab einen dicken Strahl Urin ab. Das erregte den Bock aufs Neue. Er steckte seine Zunge in den gelben Strahl und ließ den gelben Saft über seine Nase rinnen. Dann flehmte er und der Tanz der beiden begann von vorn.

Erst jetzt bemerkte Ikken, dass die Ritze der Geiß ganz rot war und ihre Flanken bebten. Bisher hatte er gar nicht auf den Penis des Bocks geachtet, aber jetzt sah er genauer hin. Der war dünn wie ein Ästchen. Lang, dünn und hatte eine rote Spitze, wie eine richtige Rute.

Hiyya hatte die Ziegen schon oft beobachtet, aber immer allein. Jetzt stand Ikken neben ihr. Er hatte eine Hand vorn in die Hose gesteckt und spielte mit etwas herum, mit etwas ziemlich großem und seine Hand bewegte sich im gleichen Rhythmus wie der Bock seine Rute in die Geiß rammte. Das sah sie ganz genau. Jetzt wusste sie es. Er hatte einen Piepmatz, wie sie ihn bei ihren Babycousin gesehen hatte, aber Ikken's was bestimmt viel größer, so groß wie der des Ziegenbocks? Auch ihre Muschi war in der letzten Zeit gewachsen, besonders die Lippen. Die waren jetzt dick und schwollen oft an und dann juckten sie und ebenso ihre Ritze.

Auch jetzt juckten die Lippen und die Ritze und sie hatten auch gestern Nacht gejuckt, als sie an Ikken beim Einschlafen gedacht hatte. Hatte sie von ihm geträumt? Morgens war sie zwischen den Beinen ganz nass gewesen. Sie musste deswegen unbedingt mit ihren Cousinen reden, wenn sie die das nächste Mal traf.

Ikken schaute nur auf den Bock und wie er die Geiß deckte und beachtete Hiyya nicht. Aber Hiyya beobachtete ihn genau. Wie er da stand und mit seinem Piepmatz spielte. Ob der wirklich so aussah wie ihn die größeren Mädchen beschrieben hatten? Lang und steif und mit einer roten Spitze, die vorn aus der Haut herausschaute? Ikken's Piepmatz musste sie unbedingt sehen. Jetzt oder nimmer dachte sie.

Hiyya fasste sich ein Herz, „Ist dein Piepmatz auch so spitz und dünn wie der vom Bock?“ Ikken's Kopf lief rot an. Er schob seinen steifen Penis schnell unter den Bund der Hose, verdeckte die herauslugende Eichel mit der Hand und versuchte ganz unschuldig dreinzuschauen. „Wie sieht der aus? Zeig mir deinen Piepmatz!“, bettelte Hiyya, und als Ikken rot wurde, bot sie an „Zeig mir deinen Piepmatz, dann zeig ich dir auch meine Muschi!“

„Der heißt nicht Piepmatz! Das sagt man nur bei kleinen Jungen. Der heißt Penis oder Spitz. Wir nennen ihn immer Spitz, weil er ganz groß, ganz steif und spitz werden kann. Aber der geht dich nichts an! Du bist ein Mädchen!“

„Ich will aber deinen Spitz sehen! Meine Cousinen haben den von ihren großen Brüdern auch schon gesehen.“ Und dann, um Ikken zu überreden, bot Hiyya an, „Du darfst auch meine Muschi sehen. Guck hier!“ Sie drehte Ikken den Rücken zu, bückte sich, hob ihr kurzes Hemd und zeigte ihm ihren Po. Sein Gesicht wurde noch röter. Er hatte schon genügend oft die mageren Hintern seiner Freunde vom Soukh beim Baden gesehen, aber Hiyya's war runder, breiter und weicher. Jetzt traute er sich genau hinzusehen. Der Spalt zwischen den Pobacken war tiefer und als sie den Po stärker vorstreckte, sah er das Löchlein. Das schrumplige Löchlein sah genau so aus wie bei seinen Freunden vom Soukh. Wie wäre es, wenn er jetzt seinen Spitz genau so hineinstecken würde, wie bei seinem Freund Takfin. Als er daran dachte, juckte sein Spitz noch mehr und ein Tropfen quoll aus dem Spalt der Eichel.

Jetzt machte Hiyya die Beine breiter, drückte den Rücken durch und blickte ihn über die Schulter an. Er sah den Unterschied. Dort, wo sonst bei Takfin das schrumplige Säckchen mit den Eiern saß, war etwas was aussah wie die zwei Hälften einer reifen Pflaume und die Hälften glänzten in der Sonne ganz feucht. Ikken streckte seinen Zeigefinger aus. „Ist … ist das deine Muschi? Darf ich sie berühren?“, fragte er, als am Waldrand Aylal und die Zwillinge auftauchten, die riefen, „Hier seid ihr also! Mama sucht euch schon. Ihr sollt die Ziegen und Schafe auf die Weide am Flussufer treiben!“


Gegen Mittag erst erreichte Ennand den Soukh am Rande des grauen Städtchens im Grenzland. Er hatte sich nicht beeilt, da er damit rechnete, dass die Marktwächter die ankommenden Händler und Bauern früh am Morgen genauer kontrollieren würden als später, wenn sie die heiße Sonne schon müde gemacht hatte. Sein Plan ging nicht ganz auf, denn gerade als er den Esel ausgespannt und die Schafe und Ziegen neben dem Karren angepflockt hatte, kam ein Marktwächter in Begleitung von zwei Soldaten heran. „Du kommst vom Draa? Von wo dort?“, fragte ein Soldat.

„Ziemlich weit im Süden ist mein Hof ...“, antwortete er dem grauhaarigen Grenzsoldaten, „ … von dort, wo es nicht mehr weit zum Wadi ist, der vom Osten kommt und im Draa endet.“

„So, so“, überlegte der Soldat, „und dir ist nichts Besonderes aufgefallen? Dir ist nicht zufällig ein Mann in deinem Alter in einem Hemd begegnet, welches das Zeichen des Imperators auf dem Rücken hat?“ Der Jüngere schaltete sich ein „Er hat zwei Jungen aus der Stadt bei sich. Die hat er entführt und jetzt suchen wir ihn und die beiden. Die Eltern wollen ihre Kinder wieder! Sie haben sogar eine Belohnung ausgesetzt, 10 dicke Kristalle! Die kannst du haben, wenn du uns zu den Drei führst!“

Ennand konnte gut schauspielern. Er machte erst ein verdutztes Gesicht, dann zuckte er mit den Schultern. „Die Belohnung könnte ich brauchen, das was ich mit meinen Waren erlöse, reicht noch nicht einmal für das aus, was meine Frau sich wünscht!“, er machte den Verschluss seines Hemdes auf, „Sie hat mir einen tiefen Kratzer beigebracht, nur damit ich nicht das Geld verspiele und ihre Aufträge vergesse!“

„Armer Bauerntrampel!“, kicherte der Marktwächter, „Lasst uns gehen, dort hinten sind neue Besucher, die wissen vielleicht mehr!“

Beim Verkaufen seiner Waren hatte Ennand Glück. Kaum waren die Kontrolleure verschwunden, tauchte ein dicker Händler mit Turban auf, „Ich hab schon auf dich gewartet, Ennand! Bei Gott! Heute spionieren die Soldaten überall herum und schüchtern alle ein, die auf den Markt kommen!“

„Was ist denn passiert? Wenn suchen die denn?“, stellte Ennand sich ahnungslos.

„Die suchen den König vom Unland! Der hat erst das Rennen auf der Himmelsleiter gewonnen und als der Gouverneur ihn danach austricksen wollte, um ihn zum Tod verurteilen zu können, ist er entkommen. Man erzählt sich, zwei Jungen haben ihm dabei geholfen! Aber der Gouverneur lässt verbreiten, der Amestan hätte die Jungen entführt!“ Der Händler kratzte sich unterm Turban, „Aber jetzt zum Geschäft. Ich kauf dir alles ab! Heute bezahle ich richtig gut! Wie viele Säcke Argahneicheln hast du mit? Nur vier!“ Er fasste in die Säcke und prüfte sie Ware. „Ich habe schon bessere gesehen, aber ich nehme sie dir ab, alle vier. Ich könnte mehr brauchen. Die Aufkäufer des Imperators können nicht genug Öl bekommen. Der plant wohl einen Feldzug, vielleicht gegen den Amenokal, den König der Imuhagh, der Kel Tamasheq, der Männer mit dem Gesichtsschleier!“ Als Ennand ihn unverständlich anstarrte, meinte er: „Der Imperator möchte das Land östlich vom Draa auch besitzen. Passt ihr am Draa nur auf, dass ihr nicht zwischen den beiden Mühlsteinen zerrieben werdet.“ Der Händler zahlte gut und da er wusste, dass die Soldaten auch Fleisch brauchten, kaufte er Ennand die Zicklein, Lämmer und Hühner gleich mit ab.

Auf dem Heimweg bereute Ennand so schnell mit dem Preis einverstanden gewesen zu sein, aber das Geld reichte für alles, sowohl für die Wünsche von KeYNamM, als auch für die seiner Frau und seiner drei Töchter. Aber er kaufte auch Sachen für Ikken und Aylal, denn jetzt wusste er bestimmt, dass die Flucht des Amestan aus der Stadt ohne sie nicht gelungen wäre. Helden müssen belohnt werden, sagte er sich. Nach dieser Begegnung wusste Ennand, dass der Amestan die Hilfe benötigen würde, der Amestan und seine beiden Adoptivsöhne.


Als Ikken am morgen aufwachte, war KeYNamM schon auf den Weg in die Wüste zum Amenokal. Er hatte nichts weiter mitgenommen als Datteln, einen gefüllten Wasserschlauch, ein langes Tuch, das er gegen die stechende Wüstensonne zur Gutra binden konnte, den neuen Dolch und die Ledersandalen, die seine Füße im heißen Sand schützen sollten. Der neue Dolch, eigentlich ein kurzes Schwert, war nicht neu, er war sogar sehr alt, wie KeYNamM sofort wusste, als er die Gravuren auf dem abgewetzten Griff aus Silber sah.

Ennand war sehr stolz gewesen, als er den Dolch KeYNamM überreichte. Als der ihn fragte, ob er wüsste, warum der junge Beduine den Dolch so billig hergeben hatte, schüttelte Ennand nur den Kopf. KeYNamM studierte die Gravuren, die zweifellos den Kopf eines Walli, eines Heiligen, darstellte, eingerahmt mit Arabesken. Er vermutete, dass der Dolch die Beute eines Grabraubs war, denn er hatte solche Kurzschwerter bisher nur in den Qubbas der alten Wüstenstadt Tamegroute bewundert, einem Wallfahrtsort weit, weit im Süden. In dieser Stadt, lag auch die Grabstätte der Könige vom Draa, eine Qubba ohne Kuppel.

7 Tarit, Wüstensohn

Den ganzen Morgen über trabte KeYNamM im Stil eines Botenläufers im Schatten der Bäume des Galeriewaldes den schmalen Pfad am Draa entlang nach Süden. Nur um die heiße Mittagszeit ruhte er sich kurz am Ufer des Wassers aus. Am Spätnachmittag bog er in einen sandigen Pfad ein, der nach Südosten durch verstepptes Grasland bis zum gebirgigen Hochplateau am Rand der Großen Sandwüste führte. Er folgte dem steilen Pfad hinauf zum Dach des Hochplateaus. Bei Einbruch der Dunkelheit stand er endlich auf der Klippe am Rande eines Trockental, das nach Wüstengewittern schmutzige Wasserfluten zum Draa führte. In den vergangenen Jahrtausenden hatten Wasserfluten dieses Tal tief in das Gestein des Plateaus eingefräst.

Jetzt im Hochsommer aber war der Talgrund auf weiten Strecken ausgetrocknet. Nur da und dort stand fauliges Wasser in flachen Kuhlen an deren Rand dornige Büsche wuchsen. Das Wasser diesen Kuhlen wurde von einer Quelle nachgeliefert, die in einer Höhle in der schroff ansteigenden Talwand entsprang.

Der Pfad, den KeYNamM jetzt einschlug, führte zu dieser Quelle, die das gesamte Jahr über Wasser führte. KeYNamM liebte diese Quelle, die Quelle der Meryem. Sie entsprang tief in einer zerklüfteten Höhle und sammelte sich vor ihr in einem flachen, langgestrecktem Becken. Von dort floss es der Draa zu, versickerte jedoch nur nach wenigen hundert Schritte im trockenen Sand.

KeYNamM war den Pfad zur Quelle schon so oft entlanggewandert, dass er sich beim besten Willen nicht erinnerte konnte wie oft. Er erinnerte sich jedoch deutlich an den Abend, an dem er zum erste Mal zur Quelle der Meryem kam. Das war kurz nachdem der kalte Körper seines Vaters in tiefer Nacht in der Qubba der Könige vom Unland in Tamegroute beigesetzt worden war.

Sein Vater, der König des Unlands, der Amestan der Menschen am Draa, war an Gift gestorben, das ihm die Häscher des Imperiums in die Speisen gemischt hatten. An diesem Abend hatte KeYNamM den Namen abgelegt, den ihm seine Mutter gegeben hatte und unter dem ihn seine Freunde seit seiner Geburt kannten. Er trug von da an den Namen, den alle Könige vom Unland seit alters her trugen, KeYNamM, König ohne Namen.

Zu dieser Zeit war er nicht viel älter als Ikken jetzt und hätte selbst noch Schutz und Führung notwendig gehabt. Doch schon am nächsten Morgen begannen die Häscher des Imperiums ihn, den neuen König vom Unland, den Amestan, zu jagen. Drei Wochen dauerte die Flucht, erst den Draa hinauf ins Gebirge im Norden zur Quelle des Draa, danach zurück nach Süden in die Wüste, wo der Draa im Sand versickert und schließlich ins Grenzland. Jedoch auch im Grenzland, verkleidet als Bürger des Imperiums, wurde er von den Häschern aufgespürt. Als letzte Möglichkeit blieb ihm nur die Flucht nach Osten über den Draa in das Reich der Wüstensöhne, der Kel Tamasheq, die Flucht in die unendliche Wüste aus Sand und Steinen. Aber auch dort fühlte er sich nicht sicher, denn immer im Dunkel der Nacht hörte er Hufe von Pferden, Pferden seiner Verfolger?

KeYNamM war am Verdursten, als er in der Dunkelheit den steilen Pfad vom Rand des Plateaus in das Trockental hinunterstolperte. Im Mondlicht schimmerte die Oberfläche des Wassers silbrig im Becken. Ohne einen Augenblick zu zögern, stürzte er sich in das kühle Nass, trank sich satt, tauchte seinen müden Körper im Wasser unter und atmete dann, auf dem Rücken schwimmend, mit geschlossenen Augen tief durch. Gerade als er beschlossen hatte bis zum Sonnenaufgang im lauen Wasser liegenzubleiben, drang Pferdeschnauben an sein Ohr. Panisch vor Angst blickte er sich nach einem Versteck um. Den einzigen Schutz versprach die Höhle aus der das Quellwasser strömte. Er rannte geduckt auf das schwarzen Loch des Höhleneingangs zu, als erneut das Schnauben von Pferden ertönte. Im Laufen drehte er den Kopf, suchte mit kurzen Blicken den Talgrund hinter sich ab und rannte dabei mit dem Kopf gegen die Decke des niedrigen Höhleneingangs. Er verlor das Bewusstsein, schlug der Länge nach hin und blieb wie tot liegen.

KeYNamM wachte erst auf, als er in einer unbekannten Sprache angeredet wurde. Im Dunkeln versuchte er herauszufinden, woher die Stimme kam, wem sie gehörte. Eine dunkle Gestalt verdeckte den Höhleneingang und blockte das Mondlicht ab. Die Gestalt kam näher, immer näher, plötzlich war sie ganz nah und beugte sich über ihn. War es der Wüstengeist? Kel Essuf? Bewohnte der diese Höhle? Hatte er, KeYNamM, ihn gestört? Würde der Geist ihn verschlingen? Im Bewusstsein der Wehrlosigkeit schloss er die Augen!

Plötzlich wechselte die Stimme in die Sprache der Menschen vom Draa. „Kannst du aufstehen?“ Als KeYNamM nicht antwortet, „Hier nimm meine Hand!“ Die Gestalt in einem dunklen Umhang beugte sich zu ihm herunter, eine schlanke Gestalt, mit einem Gesicht noch dunkler als der Umhang. Sie zog ihn hoch, fasste ihn unter und führte ihm am Bach entlang zu einem Lagerplatz hinter der nächsten Biegung des Wadi.

Am Ufer des Rinnsals standen ein Dutzend Pferde, die Quelle des Schnaubens, das ihn so erschreckt hatte. Einige von ihnen dösten im Stehen, andere lagen auf der Seite im Sand. „Wir patrouillieren an der Grenze unseres Reiches ...“, sagte die Gestalt, „... wir schützen die Grenzen im Namen unseres Herrschers, des Amenokal, der über die Stämme der Wüstensöhne herrscht.“

Ein hagerer Mann tauchte aus dem Schatten der Felswand auf, gehüllt in ein graues Übergewand, den Gesichtsschleier zurückgeschlagen, „Tarit, Herr! Wen hast du da im Dunkeln aufgelesen? Wer ist das? Ein Spion des Imperiums?“, dann sagte er vorwurfsvoll „Ich habe dir schon einige Male gesagt, dass du nicht allein im Dunkeln auf Streifzüge gehen sollst! Du weist, wenn dir etwas passiert, dann schlägt mir der Amenokal eigenhändig den Kopf ab!“

Nun packte der Mann KeYNamM an den Schultern und schüttelte ihn. Als er spürte, dass er es nur mit einem Halbwüchsigen zu tun hatte, schien er beruhigt. „Du stellst keine Gefahr dar, nicht junger Mann?“ Dann fuhr er KeYNamM mit der Rechten übers das nasse Haar, „Nass wie eine Wasserratte!“, lachte er, „Angst, junger Mann? Was führt dich mitten in der Nacht ins Lager der Imuhagh?“ Als KeYNamM nicht sofort antwortete, ergänzte er „ Beruhige dich, wir Imuhagh ehren ihre Gäste, wir tun ihnen nichts.“

Tarit, wie der Mann seinen Retter nannte, und der Große wechselten noch einige Sätze in der fremden Sprache. Erst jetzt, als sich die Silhouette Tarits gegen das helle Gewand des Mannes abhob, erkannte KeYNamM, warum er den Fremden im Höhleneingang nicht hatte sehen können. Tarit war ein Schwarzer, sein weites Obergewand war dunkelblau und seine Haut noch dunkler, fast so schwarz wie eine sternenlose Nacht bei Neumond. Nur seine Augäpfel glänzten im Mondlicht.

Tarit nahm KeYNamM an der Hand und führte ihn zu einer Feuerstelle, in der die Glut unter einen Topf nur noch schwach glimmte. „Deinen Durst hast du schon gestillt. Hast du auch Hunger?“ Als KeYNamM nicht antworte, meinte er „Sicher hast du Hunger, Fremder, ich ebenfalls. Greif zu!“

Tarit griff zuerst in den Topf mit lauwarmem Hirsebrei und Fleischbrocken und ließ es sich schmecken. Dann griff auch KeYNamM zu und bald aßen beide um die Wette.

Der Wüstensohn versucht den Mann vom Draa auszufragen. KeYNamM jedoch verweigerte jede nähere Auskunft über das woher und wohin. Er verriet auch seinen Namen nicht und nicht, dass er der neue König vom Draa war. Er deutete jedoch an, dass er schon seit Wochen von den Häschern des Imperiums verfolgt wurde und jetzt in seiner Not die Wüstensöhne um Hilfe bitten wolle.

Anders Tarit. Er erzählte stolz. „Ich bin der kleine Finger an der linken Hand des Königs der Wüstensöhne.“ Als KeYNamM erstaunt aufblickte, begann er zu kichern. „So nennt mich der Amenokal immer, wenn wir alleine sind. Dabei streicht er mir über meine störrischen Locken und sagt: Tarit du bist für meine Existenz so wenig notwendig, wie der kleine Finger an meiner Linken. Dabei schmunzelt er“, kicherte Tarit noch stärker. „Dann führt er den kleinen Finger zu seinen Lippen, küsst ihn und ruft aus 'Ohne diesen Finger wäre mein Leben aber nicht vollkommen!' Tarit, mein Sohn, du erst machst mein Leben vollkommen! Tarit mein Liebling.“

KeYNamM wusste im ersten Augenblick nicht, wie er diese Worte interpretieren sollte. Doch dann nahm ihn Tarit plötzlich in die Arme, „Bisher wusste ich selbst nicht, was mein König damit meint. Aber seit heute Nacht weiß ich wovon er spricht. Denn seit ich dich gefunden habe, Fremder, ist der leere Fleck in meiner Seele gefüllt, die Lücke, die bisher nichts ausfüllen konnte, weder die Liebe meines Königs, noch die Freundschaft meiner Kameraden.“ Nach und nach begann KeYNamM zu verstehen, was Tarit meinte. Als er am Morgen in Tarits Armen aufwachte, war ihm klar, dass sie beide mehr als Brüder waren.


In den kommenden Jahren ließen KeYNamM und Tarit ihre Verbindung nie abreißen. Sie verabredeten sich meistens an Meryems Quelle im Wadi, die der Wüstensohn mit der Grenzpatrouille seines Wüstenkönigs regelmäßig aufsuchte. Nur selten trafen sie sich im Draatal, was für beide mit Gefahr verbunden war, oder im Palast des Amenokals, aber dort störte sie die Neugierde des Hofstaats.

Als KeYNamM jetzt im Dunkel am Rande des Wadi ankam, war er sicher, dass sich Tarit unten im Lager mit den übrigen Reitern der Grenzpatrouille aufhielt, obwohl sie sich zum letzten Mal vor seiner Gefangennahme durch die Soldaten des Imperiums gesehen hatten. Er wusste es einfach.

Richtig! Schon aus der Entfernung hörte er das Schnauben von Pferden und roch den Rauch des Lagerfeuers. Er kroch bis zum Rand der Klippe. Suchte den Talgrund nach Pferden ab, konnte jedoch nur zwei entdecken. Ein zierlicher Rappe döste im Stehen neben einem Braunen, der im Sand ausgestreckt schlief. War Tarit ohne Patrouille gekommen? Waren es Fremde? Er versuchte das Dunkel zu durchdringen, aber konnte nirgends eine schlafende Gestalt entdecken. War Tarit hier? Er musste den Signalpfiff verwenden, mit dem sie sich immer riefen. Dreimal ließ er den Pfiff des Regenpfeifers ertönen. „Tarit?“ „Tarit?“ „Tarit?“ flötete er. Er horchte in die Dunkelheit. Keine Antwort! Er wiederholte die kurze Melodie. Wieder keine Antwort. Dann jedoch nach dem dritten Mal, ein kurzes Kläffen, das Kläffen eines Wüstenfuchses. Das war Tarits Zeichen. Aber war er es wirklich? Narrte ihn etwa ein richtiger Wüstenfuchs. Aber die Antwort kam nicht aus dem Tal, sondern vom Pfad, der von der Quelle zur Klippe hinaufführte. KeYNamM sprang auf. Es musste Tarit sein! Sein Bruder, sein Freund Tarit! KeYNamM rannte zur Stelle an der der Pfad auf der Klippe mündete.

Sie sprachen nicht, sie fielen sich in die Arme, sie weinten vor Freude und Erleichterung. Später saßen sie nebeneinander auf der Klippe im Licht der aufgehenden Sonne. „Ich habe schon nicht mehr an deine Rückkehr geglaubt, mein liebster Freund, mein KeYNamM. An jedem Lagerfeuer, auf jedem Marktplatz erzählten die Handlanger des Imperiums, dass dich die Soldaten des Imperators verschleppt hätten, dass du zur Zwangsarbeit in der Kristallmine verdammt worden wärst, dass du nur noch ein Schatten deiner selbst wärst, dass du bald ausgelöscht würdest, wie das Strohfeuer im Gewitterregen! Ich war verzweifelt! Ohne Hoffnung! Bis vor ein paar Tagen. Da berichteten unsere Spione, dass die Büttel des Imperators jeden Busch im Unland nach dir absuchen, nach dir und deinen kleinen Freunden! Ich musste daher zu unserer Quelle, denn mein Herz sagte mir, dass ich dich hier am ehesten treffen werde, mein KeYNamM.“ Die Sätze kamen Tarit ohne Pause über die Lippen. „Lass dich noch einmal umarmen, Liebster!“, und er küsste ihn. „Aber sag, wo sind deine kleinen Helden! Ich muss die Freunde meines liebsten Freundes kennenlernen, ihnen danken! Sie taten das, was ich hätte tun müssen! Verzeih, dass ich dir nicht beigestanden bin!“

KeYNamM blinzelte gegen die aufgehende Sonne, drehte dann den Kopf zu Tarit und küsste ihn erst auf die rechte, dann auf die linke Wange. „Oh Tarit, Tarit, mein Freund und Bruder! Dann hätte ich Ikken und Aylal nie kennengelernt. Bald aber wirst du sie kennenlernen, meine lieben Söhne, Söhne, wie ich sie mir nie erträumt habe. Ich weiß, du wirst Ikken und Aylal lieben, wie ich sie liebe.“ Dann fügte er noch hinzu, „Lass uns zu Meryems Quelle hinuntersteigen und die Vergangenheit wegwaschen.“


Das Wasser im flachen Becken unterhalb der Quelle war noch kühl von der Nacht. Übermütig, wie bei ihrem ersten Zusammentreffen, sprangen die beiden in das flache Wasser, spritzen einander nass und wuschen so nicht nur den Schmutz der Reise sondern auch die Sorgen des Jahres der Ungewissheit hinweg.

„Tarit, dein Körper ist immer noch so glatt und schlank, wie damals als wir uns zum ersten Mal sahen! Dein Körper kann sich mit jedem Kunstwerk messen“, meinte KeYNamM.

„Dreh dich einmal um die eigene Achse, mein Amestan! Wenn ich dir die Barthaare ausreiße, dann siehst du auch noch genau so aus wie damals, als wir uns zum ersten Mal trafen. Die Zeit scheint stehengeblieben zu sein!“

Dann senkte Tarit verlegen den Blick, „Amestan, ich habe jetzt drei Zelte“, er zögerte, „Kannst du dich erinnern? Ich habe dir von Tamimt erzählt, dem Mädchen, das dir aufs Haar gleicht, dem Mädchen mit den blauen Augen und den schlanken Hüften eines Knaben. Als du verschwunden warst, habe ich um ihre Hand angehalten, damit ich mich Tag und Nacht an dich erinnern kann. Tamimt ist die jüngste Tochter eines Stammesfürsten, der im Kampf gefallen ist. Sie hat zwei ältere Schwestern, Lunja und Dihya. Die Mutter von Tamimt, die Klanälteste, aber bestimmte, dass sie nicht heiraten dürfe, bevor nicht Tamimts ältere Schwestern ebenfalls ein eigenes Zelt hätten. Ich baute daher drei Zelte im Lager ihrer Mutter. Am Morgen des Hochzeitstages führte ich Dihya, die Älteste, unter den Klängen der Tamburine in das erste Zelt. Als ich am Mittag der Marabout der Mutter und den anderen Frauen das blutige Tuch zeigte, durfte ich Lunja in das andere Zelt führen. Lunja war unersättlich. Aber als die Nacht anbrach, konnte ich mich von ihr lösen und dem Marabout das Wahrzeichen der vollendeten Liebe bringen. Nun erst wurde mir Tamimt anvertraut. Ihr zarter Körper war von einem fließenden Übergewand aus hauchdünnen Seide verhüllt, ihre blauen Augen vom Aleshu fast verdeckt, dem mit Goldmünzen besetzten Kopftuch. Ich nahm meinen Augenstern an der Hand, führte sie in das dritte Zelt zu einem Lager aus weicher Wolle und entkleidete sie, während im Lager alle Mitglieder des Klans tanzten und sangen.“

Nun lächelte er KeYNamM zu, wie einer, der mit einem Mitverschwörer ein Geheimnis teilen will, „Mein Augenstern ...', sagte ich zu Tamimt, während ich ihre flache Brust immer und immer wieder küsste, '... Tamimt, mein Augenstern, auf diesen Moment habe ich die ganze Zeit hingefiebert. Du allein bis die, die ich begehre, du, das Ebenbild meines geliebten Freundes KeYNamM. Ich werde dich jetzt nicht nehmen, wie ich deine Schwestern genommen habe. Wir werden beieinander liegen ohne die Ehe zu vollziehen, so lange bis mein Geliebter frei ist.“ Tamimt verstand mich und es musste kein Blut rinnen, damit unser Bund besiegelt war.

Tarit schwieg, dann fügte er fast schüchtern hinzu, „Dihya und Lunja haben jetzt neun Monate später jeweils einen Sohn geboren. Beide Knaben haben meine dunkle Haut und deine blaugrauen Augen. Tamimt aber ist noch Jungfrau, denn ich habe ihre Jungfräulichkeit aufgehoben, bis ich sie mit dir teilen kann.“


Bevor sich beide am Nachmittag trennten, zog KeYNamM einen Beutel mit Kristallen vom Gürtel. „Für den Amenokal, deinen Herrn und Beschützer. Ich weiß, er liebt Kristalle ...“, er überlegte einen Moment, „... aber ich sende sie ihm nicht ohne Grund. Ich brauche seine Hilfe und deine Hilfe. Ich habe versprochen, meine Freunde aus dem Straflager zu befreien! Dein Vater kennt Amaynu, den Goldschmied. Ihn hat er ausgesendet, um Kristalle für Schmuck zu kaufen. Aber die Häscher des Imperators haben ihn festgenommen und behauptet, dass er die Kristalle unrechtmäßig erworben hat. Dafür wurde er zur Zwangsarbeit verurteilt. Der zweite meiner Freunde ist Ochuko, der Händler aus dem Süden. Du kennst ihn, er ist schwärzer als du. Mit ihm hat dein Stamm lange Jahre Geschäfte gemacht, gute Geschäfte, zur Zufriedenheit aller. Erinnerst du dich an ihn? Ihn hat der Gouverneur des Schmuggels von Quat beschuldigt und ins Straflager werfen lassen. Der Dritte ist mein Freund Idir, ein Viehzüchter vom Draa. Ich will sie alle drei befreien und dafür benötige ich Hilfe. Ich benötige Pferde und Steinöl, das Öl das sich entzünden lässt. Das benötige ich für Feuertöpfe.“ Als Tarit ihn skeptisch ansah, meinte er, „Sag deinem Vater, dass es sein Schaden nicht sein wird. Ich kann ihm verraten, wann und auf welchem Wege die geschürften Kristalle einmal im Monat zur Stadt gebracht werden. Der Transport wird bewacht, aber ein Dutzend Krieger deines Herrn sind genug, um sie zu rauben. Es liegt an ihm, die Gelegenheit zu nutzen.“

„Wird der Überfall nicht einen Krieg zwischen uns Wüstensöhne und dem Imperium provozieren, einen Krieg, der weder für uns noch für sie von Vorteil wäre?“

„Sag deinem König, ein Krieg steht ohnehin bevor. Das Imperium sammelt schon seine Kräfte für einen Überfall auf das Reich der Kel Tamasheq. Er will euch versklaven. Der erste Schachzug ist immer entscheidend! Sorge dafür, dass den dein König macht!“

8 Feuer der Befreiung

„Wo stand dein Zelt, KeYNamM-baba? Das Straflager ist riesig und die Menschen dort drüben sind so klein wie Ameisen. Wer sind die Gefangenen und wer die Wachposten? Ich kann das nicht unterscheiden. Alle sehen gleich aus!“ Ikken lag zwischen KeYNamM und Tarit auf dem Bergkamm dem Straflager gegenüber. Von hier oben konnten das ganze Straflager überblickt werden. Der Amestan hatte es noch nie aus dieser Perspektive gesehen. Er selbst musste sich erst noch orientieren.

Klar, er erkannte die Wunde, die die Gier nach mehr Kristallen und mehr Kristallen in den Berg am Rande des Jbel Sirwa gerissen hatte. Die jahrzehntelange Bergbauaktivitäten hatte ein Drittel des Bergrückens weggenagt. Von dem einst hohem Ausläufer des Gebirges war nun mehr das Plateau mit dem Straflager geblieben und die steile Felswand, welche die Westseite des Lagers bildete. Die nackte Felswand erinnerte an ein von Termiten zernagtes Holzstück. Die Löcher in der Wand waren aber die Eingänge zu den kurzen Stollen, in denen die Strafgefangenen nach Kristallen schürften. Zwischen dieser Steilwand und der schäbigen Siedlung für die Wachmannschaft und ihren Kommandanten am anderen Ende, nahm das Straflager die steinige Fläche ein, ein staubiges Trapez, entstanden durch das Einebnen des Abraums.

Die zerfressene Steilwand bildete ein natürliches, weil unüberwindliches Hindernis für jeden Ausbruchsversuch, zumal ihre obere Kante durch einen Palisadenzaun gesichert war. Dieser führte am Rande der Wände bis zum Straflager herunter, weiter an dessen Nordgrenze entlang bis zum Zaun, der die Behausungen der Wachmannschaft vom Straflager trennte. Entlang des Nordzauns aus übermannshohen Pfählen hatten die Sträflinge alles Gestrüpp aufgehäuft, das beim Abgraben des Bergrückens zur Erweiterung der Mine anfiel. Dadurch war ein unüberwindlicher Wall aus trockenen, ineinander verfilzten, teils schon verrotteten Ästen entstanden, der jetzt im Hochsommer trocken wie Zunder und damit wie geschaffen für KeYNamM's Plan war.

KeYNamM wollte das Lager von der Nordseite her angreifen, da dies von der Südseite her nicht möglich war. Gegen Süden war das Lager zwar nur durch einen niedrigen Zaun gesichert, der sich leicht verlegen ließ, sobald neue Stollen in den Berg getrieben wurden, um die erschöpften Stollen im nördlichen Teil des Steilhangs zu ersetzen. Entlang dieses Zaunes patrouillierten, im Gegensatz zu dem Gestrüppwall im Norden, Tag und Nacht schwerbewaffnete Wachen mit scharfen Hunden.

Von hier oben auf dem Bergkamm konnten sich KeYNamM, Ikken und Tarit einen guten Überblick über das Straflager und die Siedlung der Wachposten verschaffen. Die Sträflinge hausten entweder in den ausgebeuteten Stollen im nördlichen Bereich der Steilwand oder in Zelten davor. Weder die Wohnhöhlen, noch die Zelte gewährten ausreichend Schutz gegen die brütende Mittagssonne und den kalten Nachtwind. Im mittleren Teil des Lagers waren die herausgebrochenen Steinbrocken in offenen Hallen aufgehäuft, die die Sträflinge im Schutz des Daches mit kleineren Hämmern vorsichtig zerklopfen mussten, um die kostbaren Kristalle möglichst unzerstört aus dem wertlosen Muttergestein zu lösen.

Der Zaun zur Siedlung im Osten war besonders hoch und der Durchgang vom Lager her durch ein eisenbeschlagenes Tor gesichert. Zum Essenfassen mussten sich die Sträflinge morgens und abends am Tor anstellen, wo ihnen die Lagerweiber den mageren Brei aus Hirse, Bohnen und manchmal auch Fleischbrocken durch eine Klappe in ein irdenes Gefäß klatschten. Zu trinken gab es Wasser in Fässern. Diese standen neben dem Tor und wurden von den Wächtern nach Belieben aufgefüllt. Eine beliebte Art der Bestrafung der Häftlinge bestand darin, die Fässer tagelang nicht aufzufüllen.

Der Lagerkommandant und die Wachposten kümmerten sich um die Ordnung in den Reihen der Strafgefangenen nur indirekt. Die Ordnung wurde vielmehr von einer Kapo aufrechterhalten, die sich aus den Reihen der Verurteilten selbst rekrutierte. Sie wurde von den brutalsten Verbrechern angeführt, die ihre Lieblinge bevorzugte und alle übrigen Strafgefangenen knechtete. Der Kreis der Kapo war privilegiert, nicht nur, dass sie die mühsame Arbeit in den Schächten denen aufzwingen konnten, die ihnen nicht die Füße leckten, sondern auch dadurch, dass sie als erste Zugriff auf das Essen hatten und sich daher die größten Fleischbrocken aussuchen konnten.

Das imposanteste Gebäude der Siedlung der Bewacher war das Haus, das vom Kommandanten und seiner Familie bewohnt wurde. Das kleinste Gebäude, das mit den dicksten Wänden, war der fensterlose Bunker, in dem die Ausbeute der Mine jeweils bis zum Abtransport gelagert wurde. Die Wachposten, meist ehemalige Soldaten, hausten in langen Baracken ohne großen Komfort. Der wurde ihnen im Küchenbau geboten. Der beherbergte nicht nur die Küche und die Vorratsräume sondern auch eine Kantine, in der die Wachposten ihre Freizeit verbringen konnten. Das wichtigste in diesem Bau waren jedoch die Kammern der Lagerfrauen. Diese kochten und wuschen nicht nur, sie mussten auch den Wächtern zur Verfügung stehen, was sie je nach Laune widerwillig oder mit Freuden taten.

KeYNamM wartete einen Augenblick bevor er Ikken antwortete. „Siehst du die Stelle dort wo der Palisadenzaun am Fuß der Steilwand endet und der Zaun entlang der Nordseite des Lagers beginnt?“, als Ikken hindeutete. „Ja dort, dort stand unser Zelt, das ich mit Amaynu, Ochuko und Idir teilte. Es liegt gleich neben dem Wall aus Gestrüpp, so konnten wir den Schikanen der Kapo am besten entgehen und wurden auch nicht durch das dauernde Gehämmer gestört, das beim Trennen der Kristalle vom tauben Gestein zu hören war. Ich hoffe, der Schlafplatz meiner drei Freunde ist immer noch beim Gestrüppwall, denn das würde ihre Befreiung erleichtern.“

„Und wie wollen wir deine Freunde befreien? Wir sind doch nur Drei! Wir Drei können doch den Palisadenzaun nicht einreißen und den Wall aus Gestrüpp wegräumen. Dazu bräuchten wir eine ganze Armee.“

„Wir schaffen das sogar zu Zweit! Du und ich und das Feuer! Tarit wird anderswo gebraucht! Aber er hat mir Steinöl für die Feuertöpfe mitgebracht! Diese Waffe ersetzt eine ganze Armee!“

„Das Zeug, das so stinkt? Willst du die Wachen mit seinem Gestank vertreiben?“

Tarit grinste! „Ich lass euch besser allein. Ich misch mich nicht in einen Streit zwischen Vater und Sohn. Da hol ich mir nur eine blutige Nase!“ Mit einem „Viel Glück! Bis morgen früh!“ machte er sich auf den Abstieg.


Im Schutz der Dämmerung pirschten sich KeYNamM und Ikken an den Palisadenzaun heran. Sie brauchten nicht leise zu sein, da das Gehämmere noch andauerte, als die Mondsichel schon am Himmel hing und die Landschaft in fahles Licht tauchte. Auch als das Gehämmere endlich verklang, trat keine völlige Stille ein. Stattdessen drang ein dauerndes Gemurmel aus dem Straflager über den Zaun, das immer wieder durch spitze Schreie unterbrochen wurde, die sowohl Schmerz- als auch Lustschreie sein konnten.

Der Palisadenzaun hob sich schwarz gegen den Nachthimmel ab, als KeYNamM und Ikken vorsichtig den Hang zum ihm hinaufkrochen. An seinem Fuße angelangt, lauschten ins Dunkel, aber alles war ruhig, d.h. es war nur das gleichmäßige Gemurmel der Strafgefangenen zu hören sowie Hundegebell vom Südzaun des Lagers. Der Zaun hier war also heute auch nicht bewacht, wie KeYNamM aus seiner Zeit im Lager wusste.

KeYNamM fischte den ersten der drei Feuertöpfe vorsichtig aus den Sack, drehte den festsitzenden Stopfen aus dem engen Hals des Tonkruges, zog den Luntenstreifen mit Hilfe des daran geknüpften Fadens eine Spanne weit aus dem Krug und hielt diesen in die Flamme der Blendlaterne, die ihm Ikken entgegenstreckte. Der Geruch nach Steinöl, gemischt mit Harz und Salpeter, stieg ihnen in die Nasen. Ikken nieste. Er protestierte, „Schnell, wirf den Feuerkrug über den Zaun, sonst niese ich mich zu Tode und die merken noch, dass wir hier sind.“

Weit ausholend schleuderte KeYNamM den Feuertopf über den Palisadenzaun. Er betete, dass die dünne Wand des Tonkruges beim Aufprall in tausend Scherben zerbersten, das leicht brennbare Gemisch auf den dürren Ästen hängen bleiben und von der glühenden Lunte in Brand gesetzt werden würde. Sie warteten einen Augenblick und als über den Zaun steigender Rauch anzeigte, das zumindest einige Äste in Brand geraten waren, schlichen sie den Zaun entlang und KeYNamM entzündete die Lunte des zweiten Feuertopfs und warf ihn über den Zaun. Die Stelle lag viel näher an der Siedlung der Wächter, als die, an der der erste Brandsatz geworfen worden war. Jetzt liefen sie geduckt, so schnell es bei der herrschenden Dunkelheit möglich war, noch ein Stück den Hang entlang, fast bis zur Siedlung und warfen dort den dritten Feuerkrug über den Zaun. Der Fallwind, der vom Berg ins Tal strich, fachte die entstandenen Glutnester an und bald wanderten drei Feuerschlangen den Zaun entlang zur Siedlung. Wo das Feuer trockene Nahrung fand, loderten die Flammen hell auf, ein Funkenregen flog durch die Nacht und entzündete nicht nur das trockene Gestrüpp am Zaun innerhalb des Straflagers, sondern die kümmerlichen Büsche am Talhang.

KeYNamM und Ikken warteten den Erfolg ihrer Aktion nicht am Zaun ab, sondern kletterten ein Stück den Berghang hinauf, um eine gute Übersicht über die Geschehnisse im Lager erhalten zu können. Versteckt hinter einem Felsbrocken warteten sie auf die Alarmschreie der Wachposten und Strafgefangenen oder zumindest das Aufheulen der Wachhunde, deren feine Nasen den Rauch als erste wahrnehmen sollten.

Erst als die drei Feuerschlangen schon ein Stück vorwärts gewandert waren, ertönten die ersten Alarmrufe, in die sich aus der Entfernung unverständliche Kommandos, Flüche und das nervöse Gebell der Wachhunde mischte. Bald brannte der Gestrüppwall entlang des Zaunes lichterloh und sie konnten beobachten, wie die Wachen vergeblich versuchten die Gefangenen zusammenzutreiben, um einen Ausbruch zu verhindern, da eine Löschung des Brandes aussichtslos schien.

KeYNamM und Ikken warteten geduldig, denn bevor nicht mindestens ein Teil der Palisaden völlig niedergebrannt war, konnten die Gefangenen nicht ausbrechen. Würde Amaynu, Ochuko, Idir die Flucht gelingen? Das war die Frage, die KeYNamM quälte. Die Vier hatten während der gemeinsamen Zeit im Straflager ein Zeichen gehabt, mit denen sie sich verständigten, das Flöten der Wüstenlerche. Er richtete sich hinter seiner Deckung auf und trillerte dreimal wie der Vogel. Er wartete. Keine Antwort! Jedenfalls schien niemand den Ruf der Lerche gehört und beantwortet zu haben. Das jedoch war nicht sicher, da im Lager inzwischen ein Höllenlärm ausgebrochen war.

Die anfängliche Ruhe war schnell lautem Geschrei gewichen. Im ersten Moment verstand Ikken nicht, warum der Lärm so zugenommen hatte und warum sich die Menge zu einem Klumpen zusammenballte und keiner den Brand bekämpfte. „Die kämpfen miteinander, Sträflinge und Wachpersonal kämpfen miteinander“, flüsterte ihm KeYNamM zu, „Schau das Wachpersonal will verhindern, dass sie zum Brandherd vordringen, aber die Strafgefangenen drängen immer weiter zum Zaun. Sie wollen sich den Weg freikämpfen und flüchten sobald der Zaun niedergebrannt ist. Die Hunde sind auch keine Hilfe mehr! Hörst du wie sie heulen? Die Sträflinge versuchen wahrscheinlich die Bestien totzuschlagen.“

Im schwachen Mondlicht konnte Ikken erkennen, das sich zwei Parteien gegenüberstanden. Die größere hatte die kleinere umzingelt, obwohl diese über Lanzen verfügte, deren Spitzen im Mondlicht blinkten. Viele der Sträflinge hatten sich jedoch mit langen Stangen bewaffnet, mit denen sie die Lanzenstöße der Wachen abwehrten und auf sie einschlugen. Andere wieder hoben Steinbrocken auf, die zuhauf herumlagen, und bewarfen damit die Wächter. Das numerische Übergewicht der Strafgefangenen war beträchtlich und konnte von der Wachmannschaft auch nicht durch ihre bessere Bewaffnung ausgeglichen werden.

Das Häuflein der Wächter wurde immer weiter zusammengedrängt. Bevor die Wächter jedoch überrannt werden konnten, veränderten sie ihre Taktik. Sie versuchten nicht mehr zum brennenden Zaun vorzustoßen, um einen Ausbruch der Strafgefangenen zu verhindern, sondern wechselten die Stoßrichtung, durchbrachen die Einkesslung und versuchten das Tor zur Siedlung zu erreichen. Dies gelang ihnen jedoch nur unter weiteren Verlusten. Die Lagerweiber, die die Wächter von Beginn an angefeuert hatten, öffneten den kleinen Durchgang neben dem Haupttor, durch den einer nach dem Anderen flüchten konnten. Während eine kleinere Gruppe von Strafgefangenen das Tor belagerte, strömte die meisten zum Zaun und suchten nach Stellen, an denen das Feuer den Nordzaun schon vollständig niedergebrannt hatte und die Glut schon am Erlöschen war.

Dort wo der Nordzaun an die Felswand stieß und der Zaun bis auf wenige Palisaden niedergebrannt war, warfen die Strafgefangenen große Steine auf die heiße Asche und bauten so einen begehbaren Weg über die Glut. Über diesen verließ jetzt im ersten Licht des Tages ein ständiger Strom von Flüchtenden das Straflager. Die ersten schienen nur das mitgenommen zu haben, was sie auf dem Leibe trugen, die Späterkommenden schleppten ihre wenigen Habseligkeiten in einem Bündel auf dem Rücken. KeYNamM war jedoch sicher, dass viele, wie er damals auch, einen kleinen Schatz an Kristallen gehortet hatten, den sie jetzt in der neugewonnen Freiheit dringend gebrauchen könnten. Aber wie weit würden die wenigen Steine auf der Flucht vor den Häschern des Imperators reichen?

KeYNamM verschwendete keine weitere Zeit, um darüber nachzudenken, sondern suchte die Reihe der Flüchtenden nach seinen Freunden von damals ab. Er musste sie finden, wenigstens einen von ihnen, der ihm berichten könnte, was aus den Anderen geworden war. Hatte überhaupt einer von ihnen überlebt? Hatte der Gouverneur sie aus Rache für sein Entkommen töten lassen? Alles konnte geschehen sein. Für einen Augenblick übermannte ihn Trauer und Müdigkeit und es fielen ihm die Augen zu.

KeYNamM schreckte auf, als Ikken ihn anstieß! „Dort schau KeYNamM-baba, schau der große Schwarze, der einen kleineren Mann stützt, suchst du die?“ Es war Ochuko und der, der neben ihm herhinkte war Amaynu. Idir ging direkt dahinter. Er hatte einen dicken Verband um den Kopf gewunden. KeYNamM sprang auf, winkte mit den Armen und schrie, „Ochuko, Ochuko, hier herauf! Hier sind wir! Ochuko, Amaynu, Idir, hier herauf!“

Ikken hatte KeYNamM-baba noch nie so schnell rennen sehen wie jetzt. Langsam kletterte er ihm nach und als er sah, wie die vier sich umarmten, wie Verrückte herumtanzten, sich gegenseitig auf die Schultern klopften, sich auf die Wangen küssten, wurde er ein wenig neidisch. Schließlich hatte er die Drei entdeckt, ohne dass er sie jemals zuvor gesehen hatte. Ikken war aber rasch versöhnt, als sich der große Schwarze zu ihm beugte, ihn anstrahlte und hochhob, „Du bist der Mutige, der den Amestan gerettet hat! Du musst es sein! Du und dein kleiner Bruder sind berühmt, ihr werdet sogar von den Wachen im Lager bewundert.“


Trotz der Lanzenwunde, die Amaynu im Oberschenkel hatte, beschlossen sie nicht der langen Schlange der Flüchtenden ins Tal zu folgen, sondern nahmen den beschwerlicheren Weg über den Bergkamm nach Norden. Um die Mittagszeit rasteten sie an einer Quelle am Rande eines Zedernwaldes und stiegen erst gegen Abend in ein Tal ab, das nach Osten führte. Als sie am Abend das erste Dorf sahen, ein von einem Mauerring umgebenes Wehrdorf auf einem kahlen Hügel über dem Tal, versteckten sich Amaynu, Ochuko, Idir am Bach zwischen Sträuchern, während KeYNamM und Ikken den steilen Pfad zum Ksar hochstiegen.

Als die beiden in der Dämmerung durch das Tor in den engen Innenhof der Wohnburg zwischen den hochaufragenden Häuser traten, scheuchte ein langgezogener Triller die Kinder, die gerade noch in der Dämmerung herumtobten, in die Häuser.

Der Innenhof war nun menschenleer, nur dürre Hunde umkreisten sie gefährlich knurrend. Ängstlich suchte Ikken die dunklen Fensteröffnungen und schmalen Eingänge in den graugelben Hauswänden nach Leben ab. Gerade als er KeYNamM an der Hand fasste, um ihm zum Tor der Wohnburg zu ziehen, öffnete sich eine Tür im größten der Häuser und eine gebeugte Gestalt bewegte sich langsam, die wenigen Stufen vom Hochparterre herab, in den Innenhof. In der aufkommenden Dunkelheit konnte weder KeYNamM noch Ikken erkennen, ob es sich bei der Gestalt in dem weiten Umhang um die eines Mannes oder einer Frau handelte.

Ikken schauderte es, als die Gestalt sie dreimal umkreiste und dabei Verse murmelte, die sicher Gebete sein konnten aber auch Verwünschungen. Erstarrt klammerte er sich an KeYNamM. Ihn schauderte es noch mehr, als die Gestalt vor ihm stehenblieb, ihm mit knochiger Hand übers das Haar fuhr und ihm dann den spitzen Zeigefinger in die Brust bohrte, genau dort wo sein Herz saß. „Ich rieche es, ich rieche es!“, murmelte die Gestalt mit der gebrechlichen Stimme einer uralten Frau. „Du bist es, du bis der neue König. Mir machst du nichts vor!“, dann drehte sie sich zu KeYNamM, „Wo ist der alte Amestan, der Amestan, den ich liebte als ich jung und schön war? Wo ist er geblieben?“ KeYNamM konnte sich keinen Reim auf das machen, was die Alte sagte, denn er verstand den Dialekt nicht, welchen sie sprach. Die einzigen Worte, die er erraten konnte waren König und Amestan und die verunsicherten ihn.

Ikken verstand die Alte wohl, da er den Dialekt der Gebirgsbewohner kannte, die ihre Schafe und Ziegen auf dem Soukh von Tinghir verkauften. „Die alte Hexe kennt dich KeYNamM-baba, sie weiß, dass du der König des Unlands bist. Sie kennt deinen Vater! Sie nennt ihn den alten Amestan. Sie will wissen wo er ist! Aber warum nennt sie dich auch König?“

Jetzt lief es auch KeYNamM kalt den Rücken herunter. Dann antwortete er, „Ja Alte, ich bin der neue Amestan vom Unland. Mein Vater ruht schon lange im Königsgrab in Tamegroute. Du wirst die Freude deiner Jugend nie mehr sehen. Du musst mit dem neuen Amestan vorliebnehmen, von dem du noch nie gehört hast!“

„Sei willkommen Amestan, wie dein Vater bist du hier immer willkommen.“

Dann drehte sie sich zu Ikken, legte ihm die Hand segnend auf das Haar, „Du verstehst es jetzt noch nicht, kleiner König. Aber jetzt kann mein Leben verlöschen, denn jetzt bin ich sicher, dass die Linie der Beschützer der Menschen nie erlöschen wird!“ Dann drehte sich die Alte um und verschwand durch das Tor in die Nacht.

KeYNamM und Ikken lauschten noch den in der Nacht verklingenden Schritten der Alten, als sie Stimmengewirr aus ihrem Erstaunen weckte. Ein kräftiger Mann, zweifellos der Dorfälteste, der Amrar, verbeugte sich tief vor ihnen. „Was führt dich und deinen Sohn in unser armes Dorf, hoher Herr? Die Sonne ist untergegangen. Seid meine Gäste, mein Haus ist auch euer Haus, mein Tisch euer Tisch, mein Bett euer Bett! Eure Ankunft brachte unserer Mutter den Frieden, den sie so lange ersehnte! Herr, sei willkommen“

KeYNamM richtete den Mann auf. „Herr dieses Tals, wir sind Wanderer und vom Weg abgekommen. Wir, mein Sohn und ich, bitten dich um Brot für uns und unsere drei Freunde, die am Bach warten. Zwei davon sind verwundet und der Dritte muss sie pflegen. Wir wollen dir und deinem Dorfe nicht zur Last fallen, uns genügt das frische Wasser des Baches als Trank und der weiche Sand seines Ufers als Bett, aber wir haben seit gestern nichts gegessen. Nimm unsere Kristalle gegen euer Brot und euren Käse! Ich bitte dich darum Amrar, denn Steine machen nicht satt.“

Der Amrar klatsche in die Hände und sogleich brachten Frauen Brot, Käse und Dörrfleisch. Als KeYNamM bezahlen wollte, nahm der Dorfälteste die Kristalle nicht an. Der Amestan rief daher einen der umstehenden Jungen herbei, schüttete ihm glitzernde Kristallen in die offene Hand, „Verteil sie unter deinen Freunden und behandle Fremde wie deine Väter es tun.“

9 Raub der Kristalle

Tarit eilte auf dem schmalen Pfad vom Bergrücken ins Tal. Bevor er in den Hohlweg einbog, drehte er sich nochmals um und winkte Ikken zu. Er hatte KeYNamM's Sohn schon nach den zwei Tagen liebgewonnen und verstand, warum sein Freund den fremden Jungen aus der Stadt Tinghir als Sohn angenommen hatte. Seine zwei Söhne waren noch kaum drei Wochen alt und ihm noch fremd. Er hoffte nur, dass sie in Ikken's Alter auch so klug und furchtlos wären wie dieser und er sie so lieben würde, wie deren Freund Ikken und Aylal.

Am Ende des Hohlwegs wartete seine kleine Truppe auf ihn, zwölf erfahrene Wüstensöhne. In Gruppen von jeweils zwei oder drei hatten die Imuhagh während der letzten Tage erst das Unland und danach das Grenzland auf wenig benutzten Pfaden durchquert. Zur Tarnung hatten sie das lange Übergewand der Wüstenreiter mit den kürzeren Hemden der Bewohner des Imperiums vertauscht und den Gesichtsschleier mit einem Turban verdeckt. Mit ihren langen Haaren sahen sie zwar immer noch nicht genau so aus wie Männer aus dem Imperium, konnten aber als Bewohner des Grenzlandes durchgehen.

Tarit spornte seine Truppe an. „Am nächsten schmalen Pfad, der auf diese Straße mündet, liegt die Kristallmine. Das werden wir an der Schranke erkennen, die den Zugang von der Landstraße zur Mine und dem Straflager versperrt. Wir reiten auf der Landstraße weiter bis zum nächsten Seitental, verstecken dort unsere Pferde, ruhen uns aus und warten die Dunkelheit ab. Bei Beginn der Nacht, reiten wir zurück zur Landstraße, legen einen Hinterhalt in dem Eichenwäldchen, durch welches es sie führt, bevor sie auf die große Straße aus dem Grenzland in die Stadt münden. Zwei von euch müssen bei den Pferden bleiben.“ Er musterte die zwölf, dann deutete er auf den Ältesten und den Jüngsten. „Ameqran, du hast die meiste Erfahrung. Auf dich kann ich mich verlassen, wenn mir etwas passieren sollte. Du bleibst mit Usem bei den Pferden.“ Dann wandte er sich zu den Jüngeren, „Usem, du bist schnell wie der Blitz und hast Ohren wie ein Wüstenluchs. Du lauerst am Hügel, von dem aus du das Wäldchen und die Straße überblicken kannst. Sobald du etwas Ungewöhnliches entdeckst, verständigst du mich oder Ameqran.“

„Wenn ich Reiter auf der Straße sehe, dann verständige ich dich, Prinz Tarit. Wenn ihr in Schwierigkeiten kommt, laufe ich zu Ameqran und hole ihn und die Pferde.“

„Vergiss aber auch nicht Ameqran und die Pferde zu holen, wenn unser Coup erfolgreich war“, mahnte Tarit.


Schon kurz nach Mitternacht spürte Tarit an den schwachen Erschütterungen des Bodens, dass ein Trupp eilig auf das Wäldchen zugeritten kam. Er spürte die Annäherung der Kavallerie viel eher als er den Hufschlag der Pferde vernahm, da die vom Sand der Straße gedämpft wurden. Er gab das abgemachte Alarmzeichen und jeweils fünf seiner Soldaten nahmen links und rechts der Straße ihre Position ein.

Hinter einer Biegung der Landstraße, an der die Eichen einen dichten Baldachin über diese bildeten, hatten die Imuhagh ein Seil in Brusthöhe von einer Straßenseite zur anderen gespannt. Das starke aber dünne Seil waren in der Dunkelheit fast unsichtbar. Als das Pferd mit dem Leutnant, der die Kavalkade mit der Kristallausbeute des letzten Monats anführte, kurz vor dem strafgespannten Seil war, schnaubte der Braune kurz auf und wollte stehenbleiben. Der Leutnant verstand die Warnung nicht, gab dem Pferd die Sporen. Er galoppierte los und stieß hart gegen das Seil. Der plötzliche Ruck schleuderte des Leutnants Kopf voraus in den Sand der Straße. Die Pferde der beiden hinter ihm reitenden Begleitsoldaten stiegen erschrocken hoch, warfen ihre schläfrigen Reiter ab und büxten aus. Der Leutnant lag noch betäubt im Sand, als die Imuhagh mit Gebrüll aus ihren Verstecken beiderseits der Straße stürmten. Die einen bemächtigten sich der beiden Maultiere, die die Säcke mit Kristallen trugen, die anderen fesselten die abgeworfenen Soldaten und rissen die Begleitsoldaten, die hinter den Maultieren geritten waren, von ihren Pferden und banden ihnen die Hände auf den Rücken. Das Pferd des Leutnants, das gegen das gespannte Seil galoppiert war, tobte, machte auf der Hinterhand kehrt und galoppierte, bevor es eingefangen werden konnte, die Landstraße zurück zur Kristallmine.

Bevor der Leutnant wieder richtig bei Besinnung war, fesselten ihm Tarit die Hände auf dem Rücken. Dann wurde er mit den anderen Begleitern des Kristalltransports an den Waldrand geführt, in sitzender Stellung an Bäume gefesselt und ihrem Schicksal überlassen.

Während des gesamten Überfalls wechselten die Imuhagh kein Wort miteinander. Als Ameqran und Usem mit den Pferden auftauchten, machte sich die kleine Truppe ohne Verzögerung auf den Heimritt. Vorher jedoch teilten sie die geraubten Kristalle in kleinere Portionen auf, damit sie diese, ohne Aufsehen zu erregen, mit zurück ins Reich der Wüstensöhne nehmen konnten.


Schon wenige Stunden später wurde der Gouverneur aus dem Schlaf gerissen. Der Stadthauptmann polterte in sein Schlafzimmer, „Der Kristalltransport wurde überfallen. Die Ausbeute des Bergwerks von mehr als einem Monat wurde geraubt, die Wachen gefesselt ...“

Der Gouverneur ließ ihn nicht aussprechen, „Was zum Donnerwetter? Was sagst du?“ Dann begriff der Gouverneur erst! Räuber hatten das Imperium bestohlen! Den Imperator! Ihn, den Gouverneur! „Hast du die Räuber noch nicht? Nichtsnutz! Los! Los, such sie, fang sie, schlachte sie ab, aber bring die Kristalle zurück!“

Der Stadthauptmann kannte das Temperament des Gouverneurs. „Es war eine Bande der Imuhagh. Sie waren als Bauern verkleidet, haben aber die Sprache der Wüstensöhne gesprochen! Die sind bestimmt schon im Unland und morgen gewiss in der Wüste verschwunden. Wenn sie erst im Sandmeer untergetaucht sind, bekommen wir sie nicht mehr.

Das war jedoch nur die erste Unglücksnachricht dieses Morgens. Kaum hatte sich der Stadthauptmann mit einer Suchmannschaft auf die Verfolgung der Imuhagh gemacht, als der Kommandant des Kristallbergwerks in den Palast des Gouverneurs stolperte. „Das Straflager bei der Kristallmine wurde überfallen. Die Umzäunung niedergebrannt, sieben Wachen erschlagen und ein Dutzend schwerverletzt. Allen Strafgefangenen gelang der Ausbruch. Die sind alle frei Gouverneur, die harmlosen Gefangenen sowohl als auch die gefährlichen, die Schwerverbrecher!“

Gouverneur Gwasila, der dabei war, mit einem reichlichen Frühstück seine Wut zu besänftigen, blieb der Knochen der Lammhaxe im Halse stecken. Puterrot im Gesicht stürzte er sich auf den Kommandanten, würgte ihn und begann ihn zu schütteln. „Deine Schuld! Das ist deine Schuld, einzig und allein! Das wirst du mir büßen! Nicht fähig auch nur die kleinste Aufgabe richtig zu erfüllen! Ich lass dich ins Gefängnis werfen! Du Unfähiger! Und dir habe ich den Posten zugeschanzt!“ brüllte er und setzte hinzu, „Die Kristallausbeute des letzten Monats verloren und keine Gefangenen mehr, die den Verlust wettmachen könnten! Wie bringe ich das dem Imperator bei?!“

Nachdem sich Gouverneur Gwasila etwas beruhigt hatte, begann er zu überlegen, wie er seinen Kopf retten könne. Nicht nur den Kopf, nein auch sein Amt und seinen Reichtum. Noch am selben Tag brach er zur Hauptstadt des Imperiums auf, um dem Imperator seine Version von den Vorfällen zu schildern. Er musste die Schuld an dem Debakel auf die Schultern des Kommandanten der Mine abladen. Während des gesamten Ritts zur Hauptstadt überlegt er, welche Version der Ereignisse seine Unschuld und die Schuld des Kommandanten beweisen könnte. Er war das Unschuldslamm, das stand fest, und der Kommandant, der unfähige Tölpel. Das war die Wahrheit und davon musste er den Imperator überzeugen.

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