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Quartett

Teil 11 - Zelten

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17. Zelten

Michel erreichte mit FX, den er im Schlepptau an der Hand hinter sich herzog, den Kiosk und die beiden stolperten mitten in eine angeregte Unterhaltung zwischen Ben, Henne und Eggsy, dem Barkeeper. 

„Michel, ich stell Dir mal den Eggsy vor.” Henne nahm Michel sofort in Empfang. Er war froh, dass sein Freund wieder bei ihnen war und dass seine und Bens Eskapaden an der Treppe dem ersten Anschein nach keine allzu tiefen Wunden hinterlassen hatten. „FX schämt sich ja irgendwie für ihn und hat sich nicht getraut uns vorzustellen. Die beiden kennen sich schon seit FX ein Kind war. Naja, also hab ich Euch somit einander vorgestellt: Eggsy, Michel. Michel, Eggsy.”

„Hej Eggsy, schön Dich kennen zu lernen. Wieso hat FX nie von Dir erzählt?” FX war froh, dass Michel Eggsy nur ein strahlend weißes Lächeln und einen freundlich winkenden Gruß mit der Hand über den Tresen schickte. 

„Hat er denn je von seiner Familie erzählt?” fragte Eggsy halb im Vorwurf, halb im Scherz. 

„Nein, hat er nicht. Das hat bisher noch niemand von uns gemacht. Es ist nicht wichtig, woher Du kommst, es ist wichtig, wohin Du gehst.” Michel war gerade in Bestform und sehr schlagfertig. Er quittierte das erneut mit seinem makellosen Lächeln und blickte Eggsy, mit leicht zusammengekniffenen Augen, herausfordernd an. 

„Nicht schlecht, ich mag Dich! Aber Du hast nicht ganz Recht, denn zu wissen, woher man kommt hilft zu verstehen, wohin man geht! Was möchtest Du trinken? Die erste Runde für FX und seine Freunde geht auf’s Haus.” Eggsy wusste natürlich, dass er zumindest den dreien haushoch überlegen war, aber er wollte sie nicht beim ersten Treffen verschrecken, weshalb er es bei diesem harmlosen Wortgefecht beließ und geschickt das Thema wechselte. 

Michel war noch etwas verstört und überrascht von den weisen Worten des alten Herren hinterm Tresen, obwohl Eggsy gar nicht so alt aussah. Wobei man das gar nicht so genau sagen konnte, wie alt er wirklich war. Zwischen Mitte Dreißig und Mitte Fünfzig schien alles möglich zu sein. Und nach diesem kurzen Wortwechsel tippte Michel eher auf ein höheres denn auf ein niedrigeres Alter. Aber vielleicht waren das alles auch nur Tresenweisheiten, die der alte Mann im Laufe der Jahre aufgeschnappt hatte. Irgendwie verwirrte ihn das Auftreten dieses Barkeepers. Etwas stimmte an dem Gesamtpaket nicht. Michel wusste noch nicht genau was es war, aber er hatte ein komisches Gefühl. 

„Der Caipi ist echt klasse! Probier mal.” Henne reichte ihm sein Getränk. 

„Okay, ist in der Tat perfekt für den Strand, ich nehm auch so einen.” Michel hatte nur kurz an dem Cocktail genippt und war begeistert von der herrlichen Erfrischung. 

„Und FX? Ein Martini?” Eggsy zog eine Augenbraue hoch und blickte ihn mit vor der Brust verschränkten Armen an. Er kannte seinen Zögling in- und auswendig, daher kannte er die Antwort, stellte aber aus Höflichkeit die Frage. 

„Es ist viel zu früh dafür, aber was solls, wir haben ja Urlaub. Es ist ja ohnehin das einzige Getränk, was bei Dir wirklich schmeckt. Aber...”

„… geschüttelt, nicht gerührt!” vollendete Ben den Satz mit einem breiten Grinsen, so dass seine metallene Zahnspange wieder in der Sonne glitzerte und ihm wieder diesen schelmischen Gesichtsausdruck verlieh. 

„… mit drei Oliven selbstverständlich”, korrigierte Eggsy.

„’tschuldige, aber Eggsy kennt mich einfach besser, als Du. Sein Martini ist aber wirklich einmalig. Allerdings sollte man ihn eigentlich erst nach Sonnenuntergang trinken. Aber was soll’s. Es ist ja Urlaub, das kann man nicht oft genug wiederholen!”

Eggsy nahm eine Flasche trockenen französischen Wermut aus dem Regal und ließ die klare Flüssigkeit großzügig über 3 Eiswürfel in ein großes Glas laufen. Als zweite Zutat folgte noch ein spanischer Gin, den er an einem gedrehten Löffel in das Glas hineinlaufen ließ. 

Als nächstes schnappte er sich einen Cocktail-Shaker und fing an, das leere Gefäß zu schütteln. Dann folgte eine bühnenreife Shaker-Vorführung. Die meiste Zeit flog der Cocktail-Shaker durch die Luft oder rollte über diverse Körperteile von Eggsy hin und her. Mit den Händen fasste er das Gefäß eher selten an. Er ließ das silberne Gefäß von einem Arm über den Nacken zum anderen Arm hinüber rollen, um es sogleich wieder durch zurück zu werfen. Der Shaker flog hoch, wurde mit dem Fuß gefangen, um dann mit einem gezielten Tritt auf den Tresen katapultiert zu werden, wo er sicher zum Stehen kam. 

„Ben, ein Martini wird nicht geschüttelt, aber für Dich mache ich das trotzdem gern!” Ein freundliches Nicken von Eggsy in Richtung Ben, der genau wie Henne und Michel die kurze Showeinlage fasziniert verfolgt hatten. 

„Eggsy, die Eiswürfel schmelzen. Ich hab Durst und zwar nicht auf so eine verwässerte Plörre. Also mach hin und bummel nicht!” Der überaus genervte Tonfall von FX war natürlich nur gespielt, denn er wusste, dass er die Zeit sehr genau im Blick hatte und ihm mit Sicherheit keinen verwässerten Cocktail servieren würde. 

Dennoch angelte er sich ein spitz zulaufendes Cocktail-Glas hinterm Tresen hervor, was er zwar umständlich aber sicher in seiner rechten Hand hielt, während er mit Links und einer kleinen Zange drei grüne, ganze Oliven aus einem Glas fischte. 

In dem Moment, wo FX den Ellenbogen seines Gipsarms geräuschvoll auf dem Tresen aufsetzen und Eggsy erwartungsvoll das vorbereitete Cocktailglas entgegen streckte, stand dieser mit dem Rücken zum Tresen und goss ohne etwas zu sehen das Glas rücklings, ohne zu kleckern, bis einen halben Zentimeter unter den Rand voll. Auch den letzten Tropfen aus dem Rührglas fing FX mit seinem Cocktailglas auf um sich danach zufrieden auf einen Barhocker zurück zu ziehen. 

Er schloss die Augen und führte seine Nase an sein frisch zubereitetes Getränk. Der Duft des Gins stieg in seine Nase, die aromatischen spanischen Kräuter gepaart mit der Würze der Oliven. Gerade wollte er genussvoll an seinem Cocktail nippen, als er bemerkte, wie er von seinen Freunden beobachtet wurde. 

„Hej, guckt nicht so komisch. Eggsy hat mir nicht zum ersten Mal einen eingeschenkt!” verteidigte FX die beeindruckende Choreografie seines alten Freundes, prostete den Vieren zu und nippte an seinem Getränk. Wieder schloss er die Augen und genoss den kräftig herben Geschmack, bevor er mit einem kurzen Nicken in Richtung des Barkeepers seinen Dank aussprach und ihm seinen Respekt zollte. 

Sie plauderten noch etwas an der Bar über Belangloses und Allgemeines, während die ersten Badegäste eintrudelten. Schließlich meinte Henne jedoch: „Bevor das hier unerträglich voll wird, sollten wir doch nochmal baden gehen, oder was denkt Ihr? Wir sind immerhin viele Tausend Kilometer gefahren, um genau das zu tun, oder?”

„Guter Plan, nach der langen Fahrt fühle ich mich irgendwie wie durchgekaut und wieder ausgespuckt!”

„Sei vorsichtig mit dem, was Du sagst, Michel! War die Fahrt etwa in irgendeiner Form lang oder unbequem? Du wirst sonst nach Hause laufen müssen!!!”

„Ach quatsch, der nimmt den Daumenexpress. Mit diesem gestählten Körper nimmt ihn doch jeder mit.”

„Ihr solltet drüben am anderen Ende vom Strand ins Wasser gehen,” meinte Eggsy, “FX weiß schon, welche Ecke ich meine. Hier wird es gleich wirklich voller werden. Also zumindest für hiesige Verhältnisse. Das ist jetzt nicht der Ballermann, aber mit der Ruhe ist es dann wirklich vorbei.”

Die vier Freunde verabschiedeten sich und gingen barfuß, über den von Wellen überspülten Sand, den Strand entlang. Die Bucht war vielleicht etwas länger als hundert Meter und endete, genau wie beim Kiosk, an einer steilen Felswand von gut zehn Metern Höhe. Nur dass es an diesem Ende des Strandes weder eine Treppe und schon gar keine eine Zufahrtsstraße gab. 

FX hielt kurz inne und beobachtete das Meer und die Wellen. Er zählte die Wellen und schätzte die Zeit zwischen den Wellenbergen ab. Nach einem kurzen Augenblick erkannte er bereits das derzeitige Muster der generellen Frequenz und auch der der höheren und niedrigeren Wellen. Gleich, so seine Vorhersage, würde eine kleine Serie flacher Wellen kommen. Er hob die Hand als Zeichen an seine Freunde um aufmerksam zu sein. Schließlich sagte er nur: „Los!” und setzte sich in Bewegung. 

Er ging ein paar Schritte ins Wasser, keine Armlänge von der Felswand entfernt, um dann urplötzlich um eine Felsnase abzubiegen. Die anderen Drei folgten ihm, obwohl niemand wusste, wieso sie ausgerechnet so dicht an den Felsen ins Wasser gehen sollten und dann auch noch fast vollständig bekleidet. 

Jedoch kaum waren auch sie um die Ecke gebogen, ergaben die nassen Füße und Hosenbeine einen Sinn, denn nun standen sie mitten auf einem einsamen Sandstrand. Klein aber fein. Vielleicht zwanzig Meter lang und ebenso tief. Hinein geschnitten in die Steilküste und absolut uneinsehbar. Obwohl in diese kleine Bucht kaum Menschen kamen, war der Naturstrand hier sehr sauber und der Sand wunderbar fein. 

„Wie geil ist das denn bitte?”

„Ein privater Strand, nur für uns alleine?”

„Das muss das Paradies sein!”

Ganz offensichtlich waren FX’ Freunde ganz aus dem Häuschen, denn niemand hatte erwartet, dass sie diesen Urlaub einen eigenen Strand für sich alleine hätten. 

„Erstaunlicherweise ist dieser kleine Fleck auch im 21. Jahrhundert im Zeitalter des Internets und Google Earth weder kartografiert, noch irgendwie markiert. Kaum einer kennt dieses Eckchen und hier verlaufen sich echt wenig Leute her. Nur manchmal kommen ein paar Typen hierher, um etwas zu chillen und zu rauchen. Die sind aber in Ordnung. Wir kennen uns alle, die hierherkommen. Das ist eine kleine eingeschworene Familie. Mit denen hab ich schon so manches Mal eine geraucht und die Nacht zum Tag gemacht.” 

FX blickte verträumt in die Ferne. So manchen Sommerurlaub hatte er hier verbracht. Gefeiert und campiert. Fast ausschließlich mit spanischen Freunden, die auch dieses kleine Geheimnis kannten. 

„Also, wer kommt mit ins Wasser???” Henne konnte es gar nicht erwarten und hatte schon sein T-Shirt ausgezogen. Irgendwie hatte er gerade kein Ohr für die sentimentalen Erinnerungen von FX. Er wollte nur ins Wasser springen, auf das er sich schon seit Wochen gefreut hatte. Er streifte sich gerade die Hose herunter, als ihm klar wurde, dass er gar keine Badehose dabeihatte. 

„Na, Diggi, merkste selber, wa?” Ben stand ihm grinsend gegenüber und funkelte ihn herausfordernd an: „Und nu? Wie geht’s weiter?” Wieder funkelte seine Zahnspange in der Sonne und unterstrich seine Keckheit. 

„Na wie wohl, Du Blödmann?” konterte Henne und zog sowohl die Hose als auch seine Unterhose herunter. Er richtete sich wieder auf und stand im Adamskostüm vor Ben, dem nun seinerseits vor Sprachlosigkeit der Kiefer herunterklappte. Er riss seinen Mund so weit auf, dass sogar eines seiner Gummis der Zahnspange riss und sich schmerzhaft im Mund meldete. Aber er ignorierte den Schmerz und starrte stattdessen seinen Freund ungläubig an. 

Da stand Henne nun vor ihm, in einer atemberaubenden Kulisse, nackt am Strand. Sein Iro, der normalerweise der eigentliche Blickfang schlechthin war, war gerade komplett bedeutungslos geworden. Vom Kopf abgesehen war kein weiteres Haar an Henne zu sehen. Blasse Haut vor hellblauem Himmel und dunkelblauem Meer dominierten nun die Szenerie. Sein Körper von einem Meter sechzig war durchschnittlicher Statur. Zwar nicht trainiert aber dennoch nicht unansehnlich, denn man erkannte den Ansatz feiner Brustmuskeln und auch noch eine leichte Welligkeit am Bauch, was wohl einmal ein Sixpack gewesen war oder werden konnte. 

Natürlich konnte auch Michel seinen Blick nicht von Henne abwenden. Sehr offensichtlich musterte er den nackten Körper seines Freundes. Theoretisch kannte er bereits jeden Quadratzentimeter von ihm. Zuhause in der Uni genierte sich auch niemand, wenn er nackt durch die Wohnung lief und auch beim Kuscheln waren die Jungs oft nackt. Aber dennoch, hier in aller Öffentlichkeit am Strand war die Situation natürlich schon anders. Und so plakativ, wie Henne sich gerade positionierte, musste Michel natürlich hinschauen. Allerdings stellte er auch mit einem innerlichen Seufzer fest, dass Henne mit ein paar Wochen Training viel mehr aus seinem Körper machen könnte, wenn er denn wollte. 

Seine drei Freunde waren nach wie vor so überrascht von seiner Freizügigkeit, dass noch keiner auf sein Gemächt geschaut hatte, obwohl das ja angeblich immer das erste ist, worauf man als Mann schaut. Erst langsam erholten sich alle von der Überraschung und der erste, der seine Sprache wieder fand war dann auch Ben, der schlichtweg konterte: „Was Du kannst, kann ich auch!” entgegnete er mit einem Grinsen, so dass seine Zahnspange im Sonnenlicht glitzerte. 

Seine schlabberige Skaterhose war ohnehin schon zu dreiviertel mit Wasser vollgesaugt und rutschte durch ein leichtes wackeln mit seinem Hintern wie von Geisterhand hinunter. Wie um alles in der Welt hat sie bisher gehalten und warum fiel sie nun wie auf Kommando herab? Sein T-Shirt war natürlich ebenfalls extra weit geschnitten und reichte von der Länge her etwa bis zum Ende seiner Boxer-Shorts. 

Doch der eigentliche Höhepunkt seiner Choreografie sollte noch folgen, denn ein Ass hatte Ben noch im Ärmel: Mit gekreuzten Armen fasste er den unteren Rand seines Shirts an und zog es in einer fließenden Bewegung über den Kopf. Zum Vorschein kam ein farbenfroh tätowierter Rücken mit einem großen, in sich verschlungenen, Dreieck umrahmt von reichlichen Verzierungen. 

Keiner der Drei traute seinen Augen und Ben war sich durchaus bewusst, dass er Henne soeben die Show gestohlen hatte. Innerlich leistete er dafür jetzt schon Abbitte. Und natürlich nahm er sich vor, sich später bei Henne dafür noch persönlich zu entschuldigen. Aber dieser Moment war einfach nur perfekt dafür. Die Sonne des Vormittags stand günstig und sein riesiges Tattoo kam in diesem Licht bestimmt optimal zur Geltung. 

Im Gegensatz zu Henne, der Zuhause des Öfteren leicht oder gar nicht bekleidet im Apartment anzutreffen war, hatte Ben in der Regel immer etwas an. Seine Skaterklamotten waren so weit geschnitten, dass sie stets bequem waren und er nie den Bedarf hatte, ohne herum zu laufen. Und so kam es, dass seine Freunde noch nie seinen ganzen Stolz auf seinem Rücken gesehen hatten: Eine Triqueta, das Symbol eines gleichschenkligen Dreiecks mit ineinander geschwungenen Schenkeln. 

Es war Michel, der als erstes seine Sinne wieder beisammenhatte und ein paar Schritte auf Ben zu trat. Aus der Nähe schaute er sich das Tattoo genauer an, bevor er zögerlich seine Hand hob und diese in Richtung Bens Rücken bewegte. Kurz, bevor seine Finger die bunte Haut berührten, hielt er erneut für einen Moment inne um dann entschlossen aber sanft den Rücken zu berühren.

Ganz normal fühlte sich die Haut an. Man konnte keinen Unterschied feststellen zwischen bunt bemalter Haut und den wenigen nicht tätowierten Bereichen. „Faszinierend”, entfuhr es ihm leise flüsternd. 

Ben, der sich seinem Auftritt und seinem speziellen Effekt durchaus bewusst war, bekam sein Grinsen nach wie vor nicht aus dem Gesicht. 

„Wie langen kennen wir uns jetzt?”, fragte FX. „Wie lange verheimlichst Du uns das jetzt?”

„Diggi, ich verheimliche gar nix!” kam es gespielt beleidigt von Ben zurück und er stemmte seine Hände in die Hüften, um seine gespielte Empörung noch weiter zu unterstreichen. „Nur weil ich nicht immer halbnackt wie Michel durch unsere Wohnung laufe, heißt das noch lange nich, dass ich Euch was verheimliche. Es hat mich auch gar keiner gefragt!” fügte er wieder mit einem silbernen Grinsen hinzu. 

„Okay”, meinte FX nun seinerseits gespielt beleidigt und streckte die Hände zum Himmel, „hat noch irgendjemand ein Tattoo auf irgendeinem Körperteil?”

Mit einem lauten Gelächter fielen sich die vier Freunde schließlich in die Arme und lachten, bis ihnen die Tränen kamen. 

Als sich schließlich wieder alle beruhigt hatten, fing dann auch FX an, sich langsam zu entkleiden, um sich selbst zu kommentieren: „Also, Freunde, bei mir gibt’s definitiv nichts zu gucken, ihr müsst nicht gespannt abwarten.” Etwas umständlich aber dennoch geübt zog er als Letztes sein T-Shirt aus und stand dann, vom Gipsarm abgesehen, ebenfalls nackt am sonnigen Mittelmeerstrand. 

Gespannt sahen die drei nackten Jungs schließlich zu Michel hinüber, der nach wie vor in seiner hautengen Jeans und einem nicht minder engen Oberteil aber immerhin barfuß, aber unentschlossen dastand. Er trippelte von einem Fuß auf den anderen und bohrte verstohlen mit seinen Zehen im Sand. 

„Geht mal ohne mich ins Wasser”, meinte er dann schließlich, um noch eine Ausrede hinzuzufügen: „Ich passe auf Eure Klamotten auf.”

„Diggi, was’n los? Willst Du Dich nicht nackig machen? Hast doch sonst keine Probleme damit, Deinen geilen Body zu zeigen!”

Michel holte Luft, um zu einer Antwort anzusetzen, jedoch wusste er nicht, was er entgegnen sollte, weshalb er seinen Satz noch nicht einmal begann. Stattdessen zog auch er sein Muskelshirt aus. Genau wie FX tat er dies ebenfalls mit einem Arm. Jedoch sah es bei ihm deutlich eleganter und fließender aus, was Ben auch sogleich durch ein lautes Pfeifen und Jauchzen kommentierte: „Alter, das machst Du so doch auch nicht zum ersten Mal wa? Hast Du in Deinem letzten Leben etwa gestrippt???”

„Ja”, kam es dann auch nur einsilbig aber mit einem schelmischen Grinsen zurück. „Ich war jung und brauchte das Geld.”

„Okay okay”, meinte Henne etwas verzweifelt, „hier scheint ja ein Geheimnis nach dem nächsten enthüllt zu werden! Leute, ich kann Euch echt nichts Aufregendes bieten! Was ist mit Dir, FX?”

Alle drei Köpfe drehten sich in seine Richtung und FX verstummte und fror in seiner Bewegung förmlich ein. Trotz seiner Größe von über zwei Metern und zehn schien es so, als wenn er plötzlich noch kleiner war als Henne, der der kleinste der Freunde war. 

„Später”, kam es dann auch nur zögerlich und leise als Antwort. FX war gerade gar nicht wohl in seiner Haut. Hatte dieses Gespräch doch innerhalb von Sekunden eine Wende genommen, die ihm gar nicht passte und viel zu nah ging. Natürlich hatte er seinen Freunden schon mehrfach versprochen, endlich reinen Tisch zu machen, aber doch nicht jetzt und hier am Strand, wo eigentlich alles auf Spaß und Freude programmiert war. Das hier war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt für seine Geschichte. 

Michel rettete die Situation indem er trotz angezogener Hose zu einem Spurt zum Wasser ansetzte und voller Enthusiasmus lauthals ausrief: „ATTACKE!”

Wie auf Kommando folgten die anderen Drei und alle stürzten sich schließlich in die Fluten des warmen Mittelmeers. Das Wasser war hier angenehm flach und der Untergrund auch unter Wasser nach wie vor fein sandig, so dass einem ausgelassenen Toben nichts im Wege stand. Jeder wurde nach und nach von den anderen untergetaucht und durch die Luft geworfen. Man schwamm um die Wette und zog seinen Freunden unter Wasser die Füße weg. Es wurde gespritzt und ausgiebig gelacht. Nach über einer Stunde ausgelassenem Planschen zogen sich die Freunde schließlich komplett außer Atem wieder an den Strand zurück, wo sie erschöpfte in den warmen Sand fielen und in der vormittäglichen Sonne wegdösten.


Es war FX, der sie irgendwann später mit einer eiskalten Getränkedose und einem schelmischen Grinsen unsanft weckte, indem er seinen Freunden das Kaltgetränk vorsichtig, aber sehr bestimmt auf den Bauch drückte. 

„Alter, welches Arschloch...”

„Fresse!” schnitt FX Ben kurzerhand das Wort ab und schaute ihn frech mit funkelnden Augen von oben herab an: „Oder willst Du Dir hier in der Sonne gleich am ersten Tag das Fell verbrennen? Da irgendwo im Zelt ist auch Sonnencreme.” 

Mit seinem Gipsarm deutete er rücklings den Strand hinauf Richtung Felswand, wo bereits ihre zwei Zelte aufgebaut standen, sowie Taschen, Handtücher und Sonnenschirme perfekt aufgereiht waren. 

„Oh, da war wohl jemand fleißig, was?” meinte Michel fröhlich und nahm FX mit einem dankbaren Lächeln eine Dose aus der Hand um sie im nächsten Augenblick gegen FX’ Hühnerbrust zu drücken und langsam über beide Brustwarzen zu streichen. Damit FX nicht abhauen konnte, hatte Michel ihn vorsorglich mit der anderen Hand gleich seine Hüfte umfasst und so in die Zange genommen. 

Der so malträtierte FX quietschte fürchterlich und wand sich und versuchte der kalten Dose zu entwischen, die ganz langsam über seinen Oberkörper wanderte und zwischen seinen Brustwarzen hin und her pendelte. Eine Flucht aus Michels Zange war unmöglich und so zog Michel ein ums andere Mal Kreise mit dem eiskalten Getränk um FX Brustwarzen, die nach und nach härter wurden und weiter hervorstanden. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ Michel nun die Dose sinken und fing stattdessen an, einen seiner beiden Nippel anzuknabbern. Das Quietschen von FX ging quasi nahtlos in ein lustvolles Stöhnen über, während Michel abwechselnd beide Brustwarzen vorsichtig mit den Zähnen anknabberte und zärtlich mit der Zunge umspielte. FX hatte schon lange die Augen geschlossen und sich merklich entspannt. Er hing nun quasi in Michels Armen und ließ sich hemmungslos verwöhnen. Praktischerweise war Michel exakt so groß, dass er die Brustwarzen von FX direkt anknabbern konnte, ohne sich zu verrenken. 

FX, der immer noch genau wie Ben und Henne nackt am Strand war, hatte schon lange eine Erektion von Michels Liebkosungen bekommen. Man hätte daran problemlos eine Sonnenuhr eichen können, so senkrecht stand der kleine FX, der gar nicht so klein war. Aber wenn man weit über zwei Meter groß ist, dann ist nun einmal alles etwas größer. 

Michel hatte sich seiner hautengen Jeans immer noch nicht entledigt, so dass man bei ihm beim besten Willen nicht feststellen konnte, ob er sich denn wirklich freute oder nicht. Aber seiner Leidenschaft nach zu urteilen, wie er die Brust von FX mit Küssen übersäte und mit seiner Zunge streichelte, machte es ihm nicht minder viel Spaß!

Henne und Ben hatten es sich ihrerseits im Sand bequem gemacht und genossen die Show, die Michel mit FX gerade abzog. Auch ihnen schien das dargebotene sichtlich zu gefallen, denn sie konnten sich gar nicht sattsehen. 

Während FX nach wie vor stand, die Augen jedoch genüsslich geschlossen hatte, arbeitete sich Michel mit seiner Zunge langsam weiter nach unten bis er schließlich vor ihm im Sand hockte und das riesige Gemächt von FX direkt vor den Augen hatte. 

Michel wurde etwas mulmig, als er so vor FX kniete. So einen großen Penis hatte er noch nie gesehen und es kamen berechtigte Zweifel in ihm hoch, ob er sich gleich übernehmen würde. So ein großes Geschlechtsteil hatte er noch nie gesehen, geschweige denn jemals im Mund gehabt. 

Er schloss die Augen, schluckte noch einmal, befeuchtete seine Lippen und öffnete den Mund. Ganz langsam aber ohne zurück zu gehen, schob er das steinharte Glied von FX in seinen Mund und weiter in seinen Rachen. Beim Zäpfchen angekommen verharrte er kurz, denn ein Blick auf FX offenbarte ihm, dass er noch einiges vor sich hatte. Also schob er seinen Kopf weiter vor und damit FX weiter in sich hinein. Langsam, ganz langsam und Millimeter um Millimeter ging es vorwärts. 

Michel entspannte sich, atmete zwischendrin tief ein und wieder aus, um einen möglichen Würgereiz schon im Keim zu unterdrücken. Aber es passierte nichts. Er war absolut unverkrampft und konnte jeden Augenblick ganz bewusst genießen. 

Schließlich berührte seine Nasensitze den Bauch von FX und Michel wusste, dass er gerade das gesamte Glied von FX in seinem Mund und bis tief in den Rachen hineingesteckt hatte. Schließlich berührten auch seine Lippen den Schritt von FX und gleichzeitig quittierte dieser diese finale Position mit einem tiefen und langanhaltenden Stöhnen. 

Ben und Henne trauten ihren Augen nicht. Hatte Michel gerade den riesigen Schwanz von FX komplett in den Mund genommen? Sie beide kamen unabhängig und ohne Worte zu demselben Schluss: Sie beide hätten sich schon lange übergeben müssen! Aber dieser Blowjob von Michel war alleine schon vom Zusehen her ein wahrer Genuss!

Michel verharrte noch ein paar Augenblicke in dieser Position, presste FX mit den Händen an seinem Po noch weiter in sich hinein, um ihn dann ganz langsam wieder heraus zu ziehen. Auch das wieder trennen vollzog er mit derselben Geschwindigkeit, wie zuvor, so dass sie beide auch diesen Teil bestmöglich genießen konnten. 

Als schließlich FX wieder ganz aus Michel heraus war, war alles, was von der Aktion übrig geblieben war ein komplett mit Speichel zugesabberter Michel, ein zufrieden dreinschauender FX und zwei ungläubig starrenden Ben und Henne. 

FX sank vor Michel auf die Knie und umarmte ihn, so fest er nur konnte. Nach einer Weile der Bewegungslosigkeit flüsterte er ihm leise ins Ohr: „Ich bin zwar nicht gekommen, aber das war mit Abstand das geilste, was ich je erlebt habe! Vielen vielen Dank, Michel!!”

Natürlich hatte FX in der Vergangenheit schon ein paar Mal einen geblasen bekommen, aber das hier spielte in einer komplett anderen Liga. Diese Wärme von Michels Mund, der sein Glied vollständig umschloss, diese Enge und dennoch Zärtlichkeit, die der Mund und Rachen von Michel boten, haben FX in den siebten Himmel aufsteigen lassen. Er hatte für einen Augenblich die Zeit vergessen und sich ausschließlich Michel hingegeben. 

Als Antwort streichelte Michel nur ein paar Mal durch FX’ Dreadlocks und über seinen rasierten Hinterkopf. Worte waren jetzt nicht mehr nötig. Auch Michel war selig, denn für ihn war dieses kurze Rummachen am Strand extrem erregend gewesen. Außerdem war er ein bisschen stolz auf sich, dass er so aus dem Stegreif ohne Vorbereitung einen so riesigen Schwanz ohne Probleme hatte schlucken können. Fast unmerklich streckte er sich etwas vor lauter Stolz, denn diese Aktion am Strand gerade war vermutlich das geilste, was er bisher gemacht hatte. 


„Wer hat denn nun eigentlich die ganzen Sachen hierhergeschleppt und aufgebaut?” Nach dieser Showeinlage, bei der unterm Strich ja noch nicht einmal etwas passiert war, fiel es allen schwer, wieder zur Normalität zurück zu kehren. Dennoch versuchte es Henne mit einer etwas alltäglicheren Frage, die mittlerweile auch ganz gut ins Geschehen passte, da sich in der Zwischenzeit alle wieder zumindest etwas eingekleidet hatten. 

Michel hatte seine lange hautenge Jeans durch eine kürzere, jedoch nach wie vor enganliegende, kurze Variante getauscht. Sein knackiger Po kam dadurch noch besser zur Geltung und seine durchtrainierten Waden waren fast zum Anbeißen. Oben herum war er, wie üblich, nackt und im Gegensatz zum Rest seiner Freunde ansehnlich vorgebräunt. 

Auch Ben hatte sich lediglich eine Badeshorts angezogen und lief sonst sehr freizügig am Strand entlang. Zwar war hier im abgelegenen Teil niemand in Sichtweite, jedoch hoffte er, dass sie später noch einmal zu Eggsy an den Kiosk gehen würden, so dass er dort unter Menschen kam, die sein Tattoo auf dem Rücken bewundern konnten. 

Henne und FX dagegen hatten sich neben einer Shorts auch noch ein T-Shirt übergezogen. Unabhängig voneinander kamen sie zu dem Schluss, dass sie zwar nichts zu verbergen, jedoch auch nichts zu zeigen hatten. 

„Jo, Diggi, wir haben ja alle etwas gepennt. Aber bestimmt nicht so lang als dass Du das alles hier hättest runder bringen können! Oder haste das hierher gebeamt?” 

„Natürlich hab ich das nicht alleine gemacht. Eggsy hat mir geholfen”, versuchte FX etwas abzulenken. 

„Apropos: Ob der wohl auch ‘nen Lieferservice hat? Ich mein, die Sonne geht bald unter und jetzt ein Tequila Sunrise...”

„Sunrise heißt Sonnenaufgang, Du Blödmann!” Michel gab Ben einen kleinen freundschaftlichen Klapps auf den Hinterkopf. 

„Au! Meine Güte, was biste denn wieder empfindlich! Dann halt ‘nen Mojito! Habt Ihr gesehen? Eggsy hat frischen Zuckerrohr in einer Ecke vom Tresen gehabt.”

„Also wenn ich jetzt auf nüchternem Magen noch ‘nen Cocktail trinke, dann könnt Ihr mich hier gleich begraben...”

„Vielleicht sollten wir erst etwas essen?”

„Guter Plan, was gibt’s denn?”

„Theoretisch müsste in einer der Höhlen dort drüben sowohl Holz als auch Kohle liegen”, mutmaßte FX und deutete auf ein paar Löcher in der Felswand.  „Es ist eigentlich ein ungeschriebenes Gesetz, dass jeder immer etwas mehr davon mitbringt, als er selber hier verbraucht, so dass im Falle eines Falles immer etwas da ist, um einen spontanen gemütlichen Abend mit Lagerfeuer am Strand zu machen.”

Kaum ausgesprochen war Henne schon weg und wenige Augenblicke später mit beiden Armen voll Brennmaterial wieder da: „Genial, Lagerfeuer am Strand mit Grillen und später übers Feuer springen und so!!!” Die Freude stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben und er machte sich auch sogleich daran, die Feuerstelle auszuheben und das Holz darin zu drapieren. 

„Was ha’m wa eigentlich zum Futtern?”

„Das, was Du eingekauft hast, Ben”, meinte Michel nur trocken. Ben befürchtete einen erneuten Schlag auf den Hinterkopf und zuckte zusammen, als Michel aufsprang. Aber dieser ging nur hinüber zu den Taschen und Kisten, die zwischen den beiden Zelten standen um dort nach etwas Essbaren zu suchen. 

„Oh”, kam es erleichtert und auch etwas enttäuscht von Ben zurück, denn beim nächsten Klapps würde er sich an Michel definitiv rächen. 

„FX, sag mal, das mit dem Holz und der Kohle ist ja schön und gut, aber wie bekommen wir das an? Hat jemand ein Feuerzeug?”

„Sagt mal, Jungs, wie unselbstständig seid Ihr eigentlich? Essen ist in der Kühlbox und Feuer muss da auch irgendwo sein. Ihr habt die Sachen doch genauso eingepackt wie ich auch. Aber keine Sorge, Mutti kommt mal rüber.” FX verdrehte die Augen und ging Michel zur Hand. 

Eine Stunde später war die Sonne untergegangen und das Feuer soweit heruntergebrannt, dass die Freunde sowohl das inzwischen vorbereitete Stockbrot als auch das restliche Grillgut über der Glut positionieren konnten. 

„Gar kein Fleisch da”, maulte Ben. Michel verdrehte die Augen und sah Ben vorwurfsvoll an. Dieser schaute betreten nach unten, erwartete den nächsten Klapps und meinte nur halblaut: „Ja, ich weiß, ich hätte mich ja auch drum kümmern können.”

„Das Essen ist ja noch nicht mal fertig, geschweige denn, dass Du probiert hast! Warte mal ab, Du wirst staunen”, meinte FX mit einem Augenzwinkern. 

Eine halbe Stunde und eine Flasche Rotwein später, saßen die vier um das Feuer herum und folgten gespannt den Handgriffen von FX, wie er aus dem gegrillten Gemüse, diversen Fläschchen und Tütchen vier Burger aus den frisch gebackenen Stockbroten zauberte. Mit seinem Gipsarm sah es fürchterlich umständlich aus, aber obwohl seine beiden Nachbarn Michel und Henne ihm mehrfach Hilfe anboten, lehnte er sie immer ab. Ganz offensichtlich hatte FX eine gewisse Routine in der Zubereitung dieser Art von Speisen und ließ sich da nicht ins Handwerk pfuschen. 

Nur einmal drehte sich FX nach rechts zu Henne und meinte: „Kannst Du mir bitte helfen?”

„Ja, klar”, Henne war ganz erleichtert, dass er endlich auch etwas zur Erstellung des Abendessens beitragen konnte und nicht alles FX überlassen musste. 

„Hier, leck mir doch bitte mal die Finger ab, ich komm da beim besten Willen nicht dran”, forderte FX ihn mit einem schelmischen Grinsen auf und hielt ihm seinen Gipsarm entgegen, wo vorne ein paar mit Soße verschmierte Finger raus schauten. 

Vollkommen perplex und irritiert schaute Henne FX an. Meinte er das jetzt ernsthaft? An diese Art von Hilfe hatte Henne jetzt am wenigsten gedacht. Eigentlich wollte er etwa halten, schneiden oder sonst was helfen. Aber das Ablecken der Finger als Beihilfe zum Abendessen zu bezeichnen, war schon etwas weit hergeholt. 

Dementsprechend zögerlich war Henne auch und starrte die mit Soße getränkten Finger skeptisch an. Erst als FX ihn auffordernd und bestätigend zunickte, beugte sich Henne schließlich vor und berührte vorsichtig mit seiner Zunge die Finger von FX, die mit allen möglichen Zutaten des Abendessens bekleckert waren. 

Eine kleine Geschmacksexplosion machte sich auf seiner Zunge breit, als er vorsichtig den Mittelfinger mit seiner Zunge berührte. Es war eine spannende Mischung aus scharf und süß, wo allerdings noch eine ganze Reihe unbekannter Kräuter für weiteres Feuerwerk sorgten. 

Das schmeckte eindeutig nach mehr, signalisierte Hennes Zunge an sein Gehirn. Und im zweiten Gedankengang wusste er gar nicht, ob er die Soßen damit meinte, oder aber die Berührung von FX. Seine Zunge jedenfalls wanderte die Finger weiter hinauf, erst den Mittelfinger und dann nahm er noch den Zeige- und Ringfinger in den Mund, um auch diese langsam und genüsslich von der Soße zu befreien. 

FX hingegen spielte vorsichtig mit Hennes Zunge so dass die beiden sich in Hennes Mund eine kleine Verfolgungsjagd lieferten. Henne hatte schon lange seine Augen geschlossen, während FX sehr genüsslich beobachtete, wie sich sein Freund der, für die anderen versteckten, Spielerei im Mund hingab. 

„Kinder, mit dem Essen spielt man nicht! Außerdem wird es gleich kalt!” erklangen Michels mahnende Worte. 

„Blödmann, Du gönnst einem aber auch nichts! Erst den Prügel von FX komplett Deepthroaten und mir dann noch nicht mal eine kleine Vorspeise gönnen.” Henne war sichtlich enttäuscht, dass dieses kleine erotische Vorspiel schon enden musste, noch bevor es überhaupt richtig begonnen hatte. 

„Ich meine das nur zum Wohle Aller! Das Essen wird doch wirklich kalt...”

„Und es wird hervorragend schmecken, wenn ich das nach der kleinen Kostprobe hier mal so sagen darf!”

Die Burger wurden herumgereicht und genüsslich verputzt. Am Ende lobte besonders Ben das Essen in den höchsten Tönen und versuchte vergeblich, die geheimen Zutaten aus FX heraus zu locken, die er so beiläufig beim Zusammenbauen der Burger verwendet hatte. Aber dieser ließ sich nicht hinter die Kulissen schauen und blieb standhaft und schweigsam. 


Die dritte Flasche Wein wurde geöffnet und das Feuer noch einmal so richtig angefacht. Henne hatte darauf bestanden, dass alle noch einmal über die Flammen springen mussten. Das sei ein alter germanischer Brauch und sollte Glück und Gesundheit bringen. 

Henne machte es vor, indem er alles andere als grazil über die Flammen sprang. Es glich eher einer unkontrollierten Bruchlandung, die nur um Haaresbreite nicht in dem Feuer endete. Sein Abstand zu den Flammen konnte man getrost als ausbaufähig beschreiben. Verwundert sahen sich die anderen Drei an. Ein Jeder dachte für sich, dass Henne, der schon mehrfach den Abend dieses Thema angesprochen hatte, ein wahrer Experte für solche Sprünge sein müsste. Umso enttäuschter waren alle, als dem offensichtlich nicht so war. 

Besonders FX hielt bei diesem ersten Sprung merklich den Atem an. Er hatte ohnehin schon zuvor mehrfach bekundet, dass er davon im Allgemeinen wenig hielt. Im Speziellen bei dem derzeitigen allgemeinen Alkoholpegel war er sehr dafür, dass am heutigen Abend besser niemand springen sollte. 

Natürlich ließ sich Henne davon nicht beeindrucken, denn die vierte Flasche Rotwein neigte sich dem Ende entgegen. Ganz im Gegenteil stachelte ihn das Veto von FX nur umso mehr an und so sprang er gleich ein zweites Mal über das Feuer. Diesmal schon etwas besser und sicherer. Und natürlich auch mit lauterem Geschrei und Gejauchze. Henne war fest davon überzeugt, dass das dazugehört und dass es mit Jubelschreien auf jeden Fall viel mehr Spaß machte als ohne. 

Michel verfolgte das Geschehen mit einem ununterbrochenen Kopfschütteln. Als Henne zum dritten Male über das Feuer springen wollte, der Gute war schon vollkommen aufgekratzt von all dem Adrenalin und seinem Spieltrieb, hielt Michel ihn spontan am Arm fest und hinderte ihn so daran, erneut zu springen. 

„Pass einfach mal kurz auf, bitte”, meinte Michel zu Henne und sah ihm dabei tief in die Augen. Henne wollte zu berechtigtem Protest ansetzen, wurde aber von Michels erhobenen Zeigefinger zum Schweigen gebracht. „Ich hab das zwar noch nie gemacht, aber ich glaube, Du machst da etwas falsch. Ich glaube, das sollte in etwa so aussehen.”

Kaum hatte Michel seinen Satz beendet, ging er drei Schritte zurück und sprang mit etwas Anlauf über das Feuer. Jedoch nicht so plump und aufrecht, wie es Henne zuvor getan hatte. Nein, Michel kramte ganz tief in seiner Trickkiste und setzte zu einem sehr weiten Sprung an, dessen Höhepunkt er absichtlich genau über das Feuer legte. Im Fluge streckte er dann sowohl die Beine ganz gerade aus, eines nach vorne, das andere nach hinten. Seine Arme waren dabei ebenfalls vollkommen gerade gestreckt, ebenfalls ein Arm nach vorne und der andere nach hinten weisend. Es schien, als würde er für einen Moment über dem Feuer verharren, bevor er dann grazil auf der anderen Seite mit einem Schlusssprung zum Stehen kam. 

Es folgte Schweigen, was erst gefühlte Minuten später von Ben und Henne durch lautes Gejubel und Applaus unterbrochen wurde. FX hingegen nickte nur anerkennend, machte aber weiterhin keinen Hehl daraus, dass er diese Aktionen kindisch fand. Aber in diesem Augenblick wusste er, dass er jetzt verloren hatte und mit seiner Meinung alleine war. 

Nun gab es kein Halten mehr. Henne wollte natürlich auch genauso grazil springen können, wie Michel es tat. Der vollführte auch sogleich einen zweiten Sprung. Diesmal jedoch mit den gestreckten Beinen nach rechts und links, anstatt nach vorne und hinten. Die Arme hatte er dabei gerade nach unten gestreckt, als würde er einen unsichtbaren Bock aus dem Sportunterricht überspringen. 

Schließlich ließ sich Ben ebenfalls von dem Enthusiasmus mitreißen und sprang über das Lagerfeuer. Er versuchte es zwei oder drei Male und es gelang ihm sogar auf Anhieb, es mit mehr Leichtigkeit erscheinen zu lassen, als bei Henne, was diesen sehr wurmte, hatte er sich anfangs doch selbst als Experte ausgerufen. Ben stand sich jedoch selbst beim Springen im Wege, beziehungsweise seine weite Baggy-Hose war sein Hindernis, was er nicht gewillt war, abzulegen. Daher verließ ihn auch alsbald wieder die Lust am Sprung über die Flammen, so dass die neu geschaffene Bühne jetzt ganz für Michel und Henne frei war. 

Mit Ben ins Gespräch vertieft, versuchte FX sich etwas von dem Feuer und den Aktionen darum oder besser gesagt darüber abzulenken. Er war sich sicher, dass im Laufe des Abends hier noch ein Unfall passieren würde und zumindest wollte er kein Augenzeuge des Geschehens werden. 

Irgendwann jedoch kam Henne vollkommen außer Atem auf die Beiden zu und forderte FX auf, wenigstens ein einziges Mal ebenfalls über das Feuer zu springen. Schließlich bringt das Glück. Bestimmt auch Glück im nächsten Semester, was doch alle gebrauchen konnten. 

Aber FX lehnte dankend ab, was Henne nur noch mehr dazu anspornte, FX zu überreden: „Guck doch mal, FX, wir alle sind schon drüber gesprungen.”

„Nein, lass mal, ich möchte nicht.”

„Ach komm schon, wenigstens ein einziges Mal!”

„Henne, wirklich nicht. Das bringt mir nichts.”

„Und wenn ich Dich ganz lieb drum bitte?” Normalerweise konntet niemand diesem Hundeblick widerstehen, den Henne gerade aufsetzte. Mit großen, kugelrunden Augen blickte er FX an und klimperte ein paar Mal mit den Liedern. Als sei es der Schwanz eines Hundes wedelte er dann auch noch etwas mit seinem Iro und gab ein süßes leises Quietschen von sich. 

„Nein, auch dann nicht. Wirklich nicht.”

„FX, nun zier Dich doch nicht so. Selbst ich bin auch gesprungen”, mischte sich Ben nun auch in die Diskussion ein, die eigentlich gar keine war. 

Schließlich platzte FX der Kragen: „NEIN”

Er hatte nicht geschrien, jedoch kam dieses eine Wort mit einem maximalen Maß an Bestimmtheit, wie es noch keiner seiner Freunde je gehört hatte. Seine drei Freunde waren von dem gewaltigen Wort dermaßen überrumpelt, als sei die Welle eines Tsunami gerade über sie hinweg gefahren. Dieses eine Wort hallte noch Minuten lang in ihren Ohren und ihren Köpfen nach, dass ihnen schwindelig und schlecht wurde.

Keiner der Drei war zu einem Gedanken fähig, geschweige denn in der Lage, etwas zu sagen. Ihre Köpfe waren leer. Ihre Gedanken waren weggeblasen. Lediglich eine blasse Erinnerung war da in weiter Ferne. Ein flauer Gedanke an einen lauschigen Grillabend, an Lagerfeuer und Spaß drumherum. Es war eines Tsunami, wie eine ferne Erinnerung an eine Zeit, die lange vergangen war. 

FX erschrak selbst, wie er so unkontrolliert so viel Energie in dieses eine Wort legen konnte, dass ihm selbst die eigene Stimme im gleichen Augenblick versagte. Die Macht der Worte und Sprache wird im Allgemeinen unterschätzt, weshalb Eggsy bei FX’ Ausbildung auch in diesem Bereich sehr viel Wert auf Präzision und Training gelegt hatte. FX hatte gelernt, dass man sich auch mit Worten sowohl verteidigen, als auch angreifen konnte. Besonders natürlich dann, wenn der Gegenüber dies nicht erwartet oder gar beherrscht. 

Mit einem einzigen Satz oder Wort kann man den Anderen beliebig verwirren, verängstigen oder verschrecken, wenn man in der Lage ist, seine gesprochenen Worte mit entsprechenden Energien zu füllen. FX hatte gelernt das Eine zu sagen und gleichzeitig das Gegenteil dessen an den anderen zu übertragen. Er konnte sowohl im positiven als auch im negativen agieren. All das setzt problemlos im Unterbewusstsein seines Gegenübers an, so dass dieser im Idealfall gar nicht bemerkt, dass er gerade manipuliert wird. 

Und genau das war gerade geschehen. Ein ganz normales NEIN, selbst wenn es nach Leibeskräften geschrien worden wäre, hätte nicht so viel Unsicherheit, Angst und Schrecken bei seinen Freunden verbreitet. Überraschung vielleicht, aber mit Sicherheit keine Furcht, die all das gerade Erlebte so weit wegdrängte, dass es nur noch eine blasse Erinnerung an etwas war.

FX wusste, dass er gerade einen großen Fehler begangen hatte, so viel Energie auf seine unvorbereiteten und vor allem unschuldigen Freunde los zu lassen. Die Gedanken rasten durch seinen Kopf. Wie konnte er das nur getan haben? Wieso hatte er sich durch Henne und das Feuer nur so lange reizen lassen, anstatt einfach offen darüber zu sprechen? Wieso hatte er nur alles in sich so lange aufgestaut, bis es unkontrolliert aus ihm heraussprudelte?

Frustriert stellte er fest, dass er viel zu lange nicht mehr trainiert hatte und dass er mit seinen Kräften und Fähigkeiten offensichtlich nicht mehr sicher umgehen konnte. Dies hier war womöglich nur ein Vorgeschmack dessen, was passieren konnte, wenn er sich nicht besser in den Griff bekommen würde. In einem Punkt war er sich sicher: So konnte es nicht weitergehen. 

Aber das war ja auch der Grund, warum sie hier waren. FX hatte seine Freunde mit nach Tarragona genommen, um den ersten Schritt zu wagen der hoffentlich für seine Freunde eine Erklärung sein würde und dem noch viele weitere folgen würden. 

Zwar konnte er, jedoch wollte er das gerade Geschehene nicht rückgängig machen, weshalb er sich kurzerhand dazu entschloss, genau dasselbe noch einmal zu tun, jedoch mit genau umgekehrten Vorzeichen. 

„Entschuldigt.” 

Auch in dieses eine Wort legte er eine gehörige Portion Energie, sogar noch ein bisschen mehr, als er das beim ersten Mal getan hatte. Jedoch war es diesmal keine Bestimmtheit, keine Ablehnung, kein Hass. Diesmal füllte er das Wort mit Wärme, Geborgenheit und Zuneigung auf, damit seine Freunde aus der Schockstarre, in die sie quasi gefallen waren, wieder herauskamen. Unterbewusst sendete er ihnen die Botschaft, dass es ihm leidtat, dass er bereute und dass er ihnen jetzt in diesem Augenblick offen und wehrlos gegenüber saß. 

Er war heilfroh als er bemerkte, dass dieses Wort und die damit verbundene Botschaft die erhoffte Wirkung zeigte. Seine Freunde zwinkerten etwas unsicher mit den Augen, schüttelten sich leicht und rückten sogleich näher an FX heran, um ihn in Schutz zu nehmen. Niemand wusste genau, warum aber alle hatten den Eindruck, dass FX gerade sehr verletzlich war. 

„Sorry, Diggi, ich hätt Dich nich so drängen sollen.”

„Menno, das war meine Schuld. Ich hab schließlich mit dem Blödsinn angefangen.”

„Wir sollten vielleicht schlafen gehen. Es ist spät, es war ein langer Tag für uns alle und wir haben noch so viele Tage vor uns.”

„Nein, lasst gut sein. Es ist meine Schuld. Und ich werde es Euch erklären. Aber lasst uns wirklich jetzt schlafen gehen. Morgen ist ein neuer Tag. Der Tag der Wahrheit”

Und dann leuchtete es auf einmal wieder in Hennes Augen: „Hej, was haltet Ihr davon, wenn wir unter freiem Himmel schlafen? Das ist doch wunderschön hier und so herrlich warm! Ganz anders als damals auf Platte!”

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