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Quartett

Teil 1 - Der Brief & Die Universität

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

1. Der Brief

Mit nervös zitternden Fingern und für Außenstehende sehr umständlich riss Felix den Briefumschlag auf, den er auf dem Küchentisch seiner WG gefunden hat. Es könnte die Fahrkarte in ein neues Leben werden oder aber Brief und Siegel, hier in der Verdammnis weiter zu schmoren. Okay, ganz so schlimm hatte er es mit seinem jetzigen Studienplatz auch nicht getroffen, aber die Stadt, die Uni und auch die WG nervten ihn eigentlich schon seit immer.

Also hatte er sich für diesen Uni-Campus beworben, wohl wissend, dass er sich das nie würde leisten können. Davon abgesehen war er vom Notendurchschnitt auch nur oberes Mittelmaß. Also auch nicht gerade der ideale Kandidat für diesen noblen Bildungsschuppen. Um so erstaunter war er, als er statt der Absage vor ein paar Monaten die Bestätigung bekam, auf der Warteliste für ein Stipendium zu sein, weil sein Scoring offensichtlich nicht ausreichend war, er aber dennoch „interessant” sei. Soso, interessant also. Fragt sich nur wieso. Dass er wirklich interessant war, wussten nur sehr wenige. Und die waren auch alle weit weg. Das war in diesem Moment aber auch egal. Es begann die Zeit des Wartens.

Und nun war also wieder so ein Brief da. Mit eineinhalb Händen hat er ihn nun geöffnet, aber noch nicht aus dem Umschlag gezogen. Erstmal runter kommen, sonst bekomme ich mit einem viertel Jahrhundert schon einen Herzinfarkt, schoss es ihm durch den Kopf. Drei Mal durchatmen später, aber immer noch mit nervösen Fingern, zog er den Brief aus dem Umschlag, faltete ihn auseinander und schaute für eine halbe Sekunde drauf. Danach schloss Felix sofort die Augen und vor seinem inneren Auge begann das immer gleiche Spiel seines fotografischen Gedächtnis: Füllwörter verschwanden, wichtiges wurde größer, der Text verschob sich und schließlich schrumpfte der Text, der ein gesamtes DIN A4 Blatt gefüllt hatte, auf wenige Worte im Telegrammstil zusammen:

Freuen uns, Warteliste aufgerückt, Stipendium überreichen, volle Studienzeit, Wohnheim im Schloss, Beginn rückwirkend, sofort melden.

„Tschacka!”, entfuhr es Felix laut und sogleich hielt er sich mit der linken Hand den Mund zu. Langsam zählte er bis drei, denn dann würde eine der beiden Türen seiner Mitbewohner aufgehen und jemand tadelnd seinen Kopf rausstrecken.

Eins,... Zwei,...

„Alter, sag mal merkst Du’s noch??? Dass Du Gips am Arm hast ist ja weithin sichtbar, aber dass Du jetzt auch Gips im Kopf hast, ist mir neu!” Sprach’s und verschwand wieder.

Und so jemand wird hoffentlich doch nie Sozialpädagoge, hoffte Felix im Stillen, um dafür in normaler Lautstärke nachzusetzen: „Tschuldige, kommt nicht wieder vor, ich ziehe aus.”

Eins,... Zwei,...

Dieses Mal gingen sogar beide Türen seiner Mitbewohner auf! Diese WG war so berechenbar! Felix hatte sich in ihr nie wohl gefühlt. Sei es nun wegen der Reserviertheit seiner Mitbewohner, wie er es freundlich nannte oder deren militanten Vegetarismus. Egal. Auch er aß selten Fleisch. Etwa alle paar Wochen mal. Selbstverständlich bio und vom Bauern vor der Stadt. Felix vertrat die Meinung, dass allen mehr geholfen wäre, wenn seltener, dafür hochwertiger Fleisch gegessen werden würde. Das billige Fleisch vom Discounter war für niemandem gut. Nicht für die Tiere, die Produzenten (die früher Mal Bauern hießen und waren), nicht für die Umwelt und auch nicht für die Konsumenten. Letzteres wollte niemand hören. Flexitarier halt. Jedenfalls war mit den beiden Typen hier bald Schluss. Gott, wie hatte er diesen Tag herbeigesehnt!

„Wann?”

Oh, diese Freundlichkeit!

„Vor 10 Tagen. So lange muss dieser Brief hier bei euch schon rumgelegen haben!”

Schweigen.

Felix öffnete wortlos seine Umhängetasche und holte einen Schreibblock mit Blankopapier heraus, setzte sich auf die Eckbank des Küchentischs, dem einzigen Möbel der Wohnung, das er wirklich mochte und begann zu schreiben.

„Ähm, was wird das?”

„Meine Kündigung. Rückwirkend. Zum Monatsende, also übermorgen. Aber keine Sorge, wenn ihr morgen aufsteht, bin ich weg. Ich gehe davon aus, dass das in unser aller Interesse ist.”

Das Schweigen wertete Felix als Zustimmung. In der Zwischenzeit hatte er zwei identische Blätter geschrieben. Nicht nur vom Inhalt her, nein auch vom Aussehen war kaum ein Unterschied auszumachen. Er setzte das Datum vom Ultimo des letzten Monats und unterschrieb mit einem kalligraphischen großen F, sowie einem Punkt dahinter. So stand es sogar in seinem Personalausweis. Allein diese Aktion hatte ihm 3 Termine beim Amt und den Rechtsbeistand der Uni gekostet.

Wortlos schob er die Blätter an den Rand des Tisches zu seinem Mitbewohner rüber, der der Hauptmieter war und legte seinen grünen Uniball-Schreiber dazu, wohl wissend, dass er ihn nie benutzen würde, sah seinen baldigen Ex-Mitbewohner auffordernd an und wartete.

Dieser verschwand kurz in seinem Zimmer um kurz darauf mit einem Füllfederhalter mit schwarzer Tinte gegenzuzeichnen.

„Danke”, entgegnete Felix trocken, zögerte kurz, stand dann jedoch auf und machte einen Schritt auf seinen Mitbewohner zu. „Tja, dann mal Tschüss”, sagte er, breitete die Arme aus, um seinen Gegenüber in den Arm zu nehmen, „Ihr wisst ja, dass ich nicht so gern die Hand gebe ...”

„Tschüss”, kam es von seinem Gegenüber. Dazu streckte dieser ohne jede Gefühlsregung und ohne Felix direkt anzuschauen seine Hand aus. Okay, wie du willst, dachte Felix, da müssen wir jetzt beide durch, und streckte seinerseits seinen rechten Arm aus, soweit das überhaupt ging, da sein Arm komplett in Gips war. Inklusive Daumen, nur die Finger schauten vorne raus. Ein Händeschütteln sollte sich also als schwierig erwiesen. Entsprechend verwirrt sah sein ehemaliger Mitbewohner dann auch aus. Er griff unbeholfen nach Felix’ Fingern, schüttelte sie halbherzig und verschwand mit seiner Kopie der Kündigung in seinem Zimmer.

„Wir hatten ja nie das innigste Verhältnis, aber komm her”, meinte der andere Mitbewohner und breitete die Arme aus. Die darauffolgende Umarmung war dann aber eher steif und mechanisch. Dazu kam noch, dass Felix mindestens zwei Köpfe größer war als sein gegenüber. Egal. Was will man nach einem Jahr Pore an Pore schon erwarten.

Felix trennte sich wieder, nickte kurz und verschwand in sein Zimmer, Harry-Potter-Zimmer, wie er seine winzige Kammer nannte. All seine Sachen waren schnell gepackt. Sein gesamter Besitz passte akkurat in zwei Sporttaschen. Möbel besaß er keine. Auch keinen Computer oder anderes Sperriges.

Zwei Stunden später war alles verstaut, er verließ leise sein Zimmer, legte seine Schlüssel auf den Küchentisch und zog geräuschlos die Haustür zu. Sein Mitbewohner wäre stolz auf diesen geräuschlosen Abgang gewesen, wenn er zu so etwas wie Stolz empfinden fähig gewesen wäre.

Raus aus dem Haus, rein ins Auto. Die Sporttaschen feuerte er in den Kofferraum seines antiquierten Kleinwagens und sich selbst auf den Fahrersitz. Die kalte Kiste war durchaus reif für das Museum. Aber er war trotz seines Alters von weit über 30 Jahren absolut rost- und beulenfrei. Aber vielleicht lag das auch an den vielen speziellen Extras, die in diesem kleinen gelben Wunderding schlummerten. Tür zuknallen. Durchatmen. Endlich raus hier!

Trotz seiner überragenden Körpergröße von 212 Zentimetern hatte er unerwarteterweise in dem kleinen gelben Kasten ganz hervorragend Platz. Auch seine Recht voluminöse Frisur mit den tiefschwarzen fast schulterlangen Dreads stieß oben nicht an die Decke, selbst wenn erneuert als Zopf zusammengebunden, damit sein täglich nass rasierter Undercut besser zur Geltung kam. Seine leuchtend blauen Augen wollten so gar nicht zu den dunklen Haaren passen, aber beides war einfach so natürlich passiert. Er selbst war groß, ja riesig. Dafür war seine Kleidung erwartungsgemäß immer zu kurz. Die Hosen, drei an der Zahl, waren bestenfalls â…ž Hosen und damit immer knöchelfrei. Zurzeit aber unproblematisch, da dass ohnehin der derzeitigen Mode entsprach. Seine T-Shirts allerdings waren auch etwas knapp. Sowohl in der Länge als auch in der Breite. Seine eckigen Schultern erweckten immer den Eindruck, dass er den Kleiderbügel noch im Shirt hatte. Langärmelige Klamotten besaß er, von einer Jacke abgesehen, nicht. Turnschuhe exakt zwei Paar. Daher war auch das Packen schnell und einfach vonstattengegangen.

Felix’ nächste Herausforderung war, die 2500 Kilometer Richtung Osten zu fahren. Tief im Westen der Republik steckte er gerade. Vier Grenzen würde er überqueren. Den Weg hatte er sich wie üblich eingeprägt, weshalb er das interaktive Holo-Navi aus seinem Wagen nicht brauchte. Die Aufgabe, die es nun zu meistern galt, war, morgen früh um 8 Uhr dort zu sein. Ein Blick auf die Analoguhr in seinem Wagen zeigte zehn Uhr abends. Also alles machbar mit seinem kleinen Gelben mit den Kulleraugen.

Für gewöhnlich fuhr Felix immer mit physikalischer Geschwindigkeit. Wenn auch grenzwertig hoch. Der Trick war einfach nur, eine so hohe Geschwindigkeit zu erreichen, dass die Bewegung der anderen unerheblich wird. Bewegt man sich in der Welt der Schnecken mit dem Rad, stehen alle Schnecken quasi still. Genau so handhabte er das mit seinem Auto. Wird die Geschwindigkeit erst mal vierstellig, manövriert es sich viel entspannter durch den Verkehr – entsprechende Reifen natürlich vorausgesetzt.

Er liebte seine kleine, gelbe, unscheinbare Kiste mit seinen unzähligen tollen Extras. Er legte den Ganghebel auf D und tippte vorsichtig aufs Gaspedal. In unter 10 Sekunden auf Schallgeschwindigkeit klingt zwar beeindruckend, ist es auch und jeder Fan von hohen PS-Zahlen würde sich angesichts dieser Beschleunigung die Finger lecken, jedoch bekam man wegen der Trägheitsdämpfer davon nichts mit. Besser so, denn diese Beschleunigung wirkt sich nicht sehr positiv auf den menschlichen Körper aus. Ferner ist es auch schwierig, massebehaftet mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit auf einer normalen Straße abzubiegen oder anderen Verkehrsteilnehmern auszuweichen.

2. Die Universität

Mehr als pünktlich erreichte Felix schließlich am nächsten Morgen die Privat-Uni, die ab nun sein Zuhause sein sollte. Mitten in der Pampa im tiefsten Osteuropa stand sie. In einem uralten Schloss errichtet, eine der bekanntesten und angesehensten privaten Hochschulen der Welt. Felix blieb die Spucke weg, als er aus dem dichten dunklen Tannenwald fuhr. Der Wald fand ein abruptes Ende und die letzten Kilometer führten über ebenes Gelände auf die mächtige Burg mit ihren unglaublich hohen vier Verteidigungstürmen. Dass die Burg selbst auch noch auf einem kleinen Berg thronte, verstärkte den Effekt noch weiter, dass sich die Türme quasi in den Himmel bohrten. Neuschwanstein, dachte Felix. Aber das war nur eine Idee. Dieses Bauwerk war um einiges imposanter. Alleine der Symmetrie wegen. Und es war mächtig und filigran zugleich. Dicke, behauene Felsen bildeten sowohl das Mauerwerk, als auch waren sie Bestandteil der Türme. Eine uneinnehmbare Festung auf einem Berg mit einem Burggraben drum herum. Breit und tief. Eigentlich so, wie es sich für eine amtliche Burg gehörte. Und hier sollte nun also sein Zuhause, seine Alma Mater sein? Felix freute sich unglaublich. Und genau so nervös war er auch, als er langsam die Auffahrt hoch fuhr.

Was für ein Glück er doch hatte, quasi auf den letzten Drücker zu den Auserwählten zu gehören. Die Durchfallquoten dieser Uni waren quasi gleich null, die Noten exzellent. Allerdings musste man, so den Gerüchten nach, viel dafür tun. Die Klausuren zum Beispiel lagen in der vorlesungsfreien Zeit. Und auch sonst ging ein Großteil der Freizeit fürs Lernen drauf. Was soll’s, dachte Felix. Ich hab es so gewollt und mit ein paar gescheiten Kommilitonen wird das ganze nur halb so schwer. Was für Kommilitonen er wohl bekommen würde? Mit Sicherheit würde es keine Einzelzimmer geben. Nein, vermutlich wird man sich seinen Raum mit anderen teilen müssen. Das fördert ja auch die Gemeinschaft. Was die anderen wohl zu ihm sagen würden? So ganz normal war er ja nun nicht: groß, schlaksig, komische Frisur, manchmal ein komisches Verhalten und generell war er ja auch ein kleines bisschen komisch. Aber ich bin doch ein total lieber Mensch, dachte er, und schlimmer als mit den anderen kann es ja definitiv nicht sein.

Die Zugbrücke war heruntergelassen, so dass er seinen absolut rostfreien kleinen Gelben auf den Innenhof der Burg fuhr, auf dem man problemlos hätte Fußball spielen können. Sofort kam ein älterer Herr auf ihn zu und bat um sein Anliegen.

„Edel, Felix Edel. Sie haben mir ein Stipendium gegeben.”

„Ah, na endlich! Sie sind spät dran!”

Felix setzte an zu antworten, dass er zwei Stunden vor der Zeit da sei, entsann sich aber eines Besseren und murmelte eine Entschuldigung.

„Den, ähm, Wagen fahren Sie bitte dort links in das Tor. Es öffnet sich automatisch und bringt den Wagen ins Verlies. Ihre Sachen können Sie später holen. Sie werden bereits beim Rektorat erwartet. Ich zeige Ihnen den Weg.”

Kurz darauf im Rektorat: „Sie sind spät dran.”

Felix kam sich wie in einer Zeitschleife vor und verfluchte seine ehemaligen Mitbewohner dafür, dass sie ihm den Brief vorenthalten hatten.

„Nun, wie wir in unserem Schreiben bereits erwähnt haben, hat unsere Überprüfung Ihrer Leistungen und Ihrer sonstigen Umstände ergeben, dass Sie ein Stipendium an unserer Einrichtung verdienen.”

Nach einem Monolog von über einer Stunde von dem dreiköpfigen Rektorat schielte Felix verstohlen auf die riesige Pendeluhr an der Wand und stellte erschrocken fest, dass gerade mal vier Minuten vergangen waren! Aber die Drei schienen zum Ende zu kommen, so dass Felix mit einem maximal vollen Stundenplan für das erste Semester und dem Hinweis, dass die Klausuren in der vorlesungsfreien Zeit geschrieben werden, in seine erste Vorlesung entlassen wurde. Sein Zimmer, sowie seine Mitbewohner der Klein-WG sollte er dann am Abend kennenlernen.

Eineinhalb Stunden Mathematik und weitere 90 Minuten theoretische Physik später war selbst der Kopf von Felix voll und am Rauchen. Das war alles andere als leichte Kost für den Auftakt ins Semester und ins Studium. Mitgeschrieben hatte er wenig. Das meiste speicherte er einfach so in seinem fotografischen Gedächtnis ab. Lediglich die allerwichtigsten Dinge brachte er zu Papier. Wie immer sah es wie gedruckt aus. Einzig überraschend für Außenstehende war die grüne Schrift, er schrieb immer mit grün. Wie alles andere auch, landete das Blatt (für jede Vorlesung kam genau eines zustande) in seiner Mappe, chronologisch geordnet. Er hatte nur eine Mappe für alles.

Das Praktische an dieser Uni war, dass einem die Auswahl des Studiums, beziehungsweise der Fächer, erspart blieb. Es gab keine. Der Studienplan war vorgefertigt und ließ keine Abweichungen zu. Diese Quasi-Schule bedeutete, dass man einen eigenen Vorlesungssaal hatte und nicht ständig wechseln musste. So kam es, dass Felix gegen Mittag das erste Mal in die Verlegenheit kam, aufstehen und den Saal verlassen zu müssen.

Möglichst unauffällig versuchte er herauszufinden, wohin es die Massen zog, in der Hoffnung, so die Mensa ausfindig zu machen. Da er schon kein Frühstück bekommen hatte, hing ihm der Magen dementsprechend in den Kniekehlen.

Schließlich trottete er einer größeren Gruppe hinterher und landete so im Südflügel der Burg und dort tatsächlich in der Mensa. Ein riesiger Speisesaal lag vor ihm am Fuße der Treppe. Dieser riesengroße Saal musste definitiv über zwei oder drei Stockwerke gehen, anders konnte man sich das nicht erklären. Diese Deckenhöhe war einfach atemberaubend. Und auch die Treppe, an deren oberen Ende er stand und auf die gesamte Szenerie blickte, war unglaublich Breit und lang. Die Treppe jeder Gala sah im Vergleich dazu aus wie eine Hühnerleiter.

An der linken Seite des Saals im vorderen Bereich war offensichtlich die Essensausgabe und direkt im Anschluss, weiter dahinter die Rückgabe. Jeweils vier aus großen Granitblöcken gemauerte Bögen bildeten die Aus- und Rückgabe. Dem gegenüber, auf der rechten Seite des Speisesaals, ebenfalls acht Bögen mit jeweils 5 Metern Spannweite. Das waren die Fenster, ebenfalls über die gesamte Höhe des Raumes und bodentief. Da die Burgmauern hier unten gute fünf Meter an Stärke maßen, ergaben sich jedoch keine richtigen Fenster, sondern eher kleinere Nischen oder Esszimmer mit entsprechenden Tischen und guten Stühlen, fast kleinen Sesseln drin. Selbstverständlich waren all diese Nischen bereits belegt und natürlich nicht von niedrigeren Semestern, so wie man es schon von Ferne erkennen konnte. Es hatte sogar irgendwie den Anschein, als wenn die Studenten, die dort saßen, von anderen, jüngeren Studenten bedient wurden!

Zwischen Essensausgabe und Fenstern war der eigentliche Essensraum. Riesig. Mindestens 15 Meter hohe Decken. Unten verstreut 4er und 6er Tische. Abgetrennt durch Pflanzen und sogar kleinen Bäumen.

Felix stand immer noch am oberen Treppenabsatz und kam aus dem Staunen nicht heraus. Genau das war vermutlich auch Sinn und Zweck dieser Halle: Sie sollte beeindrucken. Sie sollte verunsichern. Sie sollte dem Gast das Gefühl geben, klein und unscheinbar zu sein. Stand man oben auf der Treppe, stand man quasi auf dem Präsentierteller und konnte sofort von jedermann im Saal gemustert werden, was natürlich auch prompt passierte, zumal er ja definitiv ein Neuling im Semester und an der ganzen Uni war. Seine riesige Statur trug das ihrige dazu bei, bestens aufzufallen.

Allerdings wurde er schon bald von hinten durch den Andrang angerempelt und mit einem wenig freundlichen „Pass doch auf, Du Volltrottel, sonst brichst Du Dir gleich noch den anderen Arm” bedacht. Der nächste der Truppe setzte noch einen nach: „Und wir wischen Dir dann bestimmt nicht den Arsch ab, sondern treten Dir da nochmal rein!”

Na suuuper, das kann ja heiter werden, dachte Felix und taumelte an die Seite der Treppe, wo er von einem kleinen Typen mit Iro aufgefangen wurde. Rechnete man den bunten Irokesenhaarschnitt heraus, war der Kerl vermutlich einen halben Meter kleiner als Felix, normal gebaut und mit lustig grünen Augen von Mutter Natur ausgestattet. Was bei den Haaren bunt anfing, ging bei der Kleidung weiter. Aber irgendwie verstärkten diese rot karierte Stoffhose und die ausgelatschten Chucks den sympathischen Eindruck von dem Typen.

„Hej, pass auf Dich auf, wir brauchen Dich noch”, sagte er, als er Felix auffing, wieder gerade hinstellte und sodann mit einem breiten Lächeln in der Masse verschwand.

Donnerwetter, was für ein kleiner bunter Wirbelwind. Wie ist so ein auffälliges Kerlchen in der Menge nur verschwunden, fragte sich Felix, bevor er sich in die Schlange zur Essensausgabe einreihte.

Abseits setzte er sich an einen fast leeren Tisch. Die anderen verzichteten freundlicherweise nach einem kurzen Hallo auf weitere Kontaktversuche, so dass sich Felix seinem schnellen Mittagessen und dem Beobachten der Leute widmen konnte. So stellte er auch fest, dass die Typen, die ihn fast die Treppe hinuntergestoßen hatten, offensichtlich zu den höheren Semestern und zu den Alpha-Tierchen gehörten. Da war Knatsch so gut wie vorprogrammiert.

Die zwei Stunden Mittagspause waren ob der Staunerei über den Speisesaal und dem Intermezzo mit den Kommilitonen schneller vorbei als gewünscht, so dass es um 14 Uhr bereits mit dem letzten edukativen Teil des Tages beginnen konnte, der wieder ein furztrockener theoretischer Technik-Exkurs war.

Für den Rest des Tages gab es ausreichend Hausaufgaben und Vorbereitungen, so dass Felix nun gleich auf sein Zimmer wollte. Rasch packte er seine Tasche, begab sich nach längerer Suche zum Sekretariat und klopfte an. Die Irrwege durch die Uni-Burg hatten den Vorteil, dass Felix’ innerer Lageplan des Campus’ sich langsam komplettierte.

Nach einer fast schon unangemessen langen Wartezeit wurde er hereingebeten, durfte diverse Papiere, Fragebögen und Unterlagen ausfüllen und unterschreiben, bekam Informationsmaterialien und Haus- und Zimmerordnung ausgehändigt. Geistesabwesend korrigierte er mit seinem grünen Uniball-Schreiber zwei Stellen im Lageplan des Gebäudes, was nur ein vorwurfsvolles Räuspern bei seinem Gegenüber hervorrief.

Schlussendlich wurde ihm mitgeteilt, dass die Stipendiaten ihre Zimmer jeweils im Fuße der Wehrtürme hätten und seiner der im Südwesten sei. Klar, dachte sich Felix, wenn wir schon nur Geld kosten, dann sollte man diese Kosten durch die unbeliebten Zimmer wenigstens ansatzweise kompensieren.

Seinen kleinen gelben Golf fand er automatisch eingepackt im Verlies wieder, so wie es der Pförtner gesagt hatte. Es war auch kein Problem, seinen Wagen zu finden, schließlich waren alle anderen Fahrzeuge schwarz. Allerdings verlor sich seiner auf der großen automatischen Park-Plattform, wo sonst Limousinen, SUV und Sportwagen drauf passen mussten. Und wieder diese unglaubliche Größe und Weite der Halle! Es war nur das Verlies oder Parkhaus oder was auch immer. Aber kaum Säulen, unglaublich hohe Decken und diesmal, im Gegensatz zur Mensa, eine herrliche Stille.

Mit seinen beiden Sporttaschen bepackt, eine über der Schulter, die andere in der linken Hand, ging er ein Stockwerk hoch im Südwest-Turm, wo er mit seinen Stipendiatkommilitonen wohnen sollte.

Im Sockelgeschoss des Turms angekommen, war er in einem kleinen schmalen Treppenhaus angekommen. Eine Wendeltreppe führte nach oben zu den höheren Etagen und zu den höheren Semestern und zu den Studenten deren Eltern ein höheren Einkommen hatten. Egal, er war arm aber sexy und trotzdem hier. Also, rechts oder links? Eine Tür war geschlossen, die andere nur angelehnt. Also entschied er sich für die große schwere Eichentür, die einladend offen war und daher unverkennbar zu seinem neuen Zuhause führen sollte.

Trotz des Alters der Tür von mehreren Jahrhunderten ließ sie sich mit einem Finger aufziehen. Beeindruckend! Und schon stand Felix mitten in einem ovalen gemütlich hell erleuchteten Raum, der offensichtlich sowohl Aufenthalts-, als auch Lernraum zu sein schien, denn er enthielt sowohl einen großen ovalen massiven Tisch als auch eine gemütliche Sofaecke zum herumlümmeln.

In letzterer saßen beziehungsweise lagen drei Jungs von denen einer zu Felix’ positiver Überraschung der Iro aus der Mensa war. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, er stellte seine Taschen ab und sagte: „Tach, ich bin der Neue!”

„Henne”, sagte der kleine bunte Iro.

„Michel”, sagte der zweite, der mit einer braunen Kurzhaarfrisur und einem mittelgroßen, dafür aber durchtrainierten Körper aufwarten könnte. Er war wohl definiert und akzentuiert, aber glücklicherweise kein übertriebener Muskelprotz. Woher hatte er nur diesen frechen Kaffee-mit-Sahne-Teint seiner Haut her, grübelte Felix. Diese Hautfarbe sieht mit den weißen Zähnen ja verboten gut aus!

„Ben”, kam schließlich vom dritten im Bunde, der von den dreien vermutlich der Größte war, durch seine schlabbrigen und viel zu großen Skater-Klamotten aber deutlich kleiner aussah. Wie zu erwarten war, lehnte neben dem Sofa auch sein Skateboard.

„Felix”, sagte Felix. Und nach kurzem Zögern fügte er hinzu: „Aber meine guten Freunde nennen mich FX.” Hatte er das gerade wirklich gesagt? Hatte er den drei Unbekannten gerade wirklich sein persönliches und privates Du angeboten? Es gab nicht viele Menschen, die ihn wirklich FX nennen durften, zumal es auch etwas schwieriger von den Lippen ging als ein normales 'Felix’. Er selbst hatte sein ‘FX’ schon so lange nicht mehr gehört. Innerlich seufzte er. Ja, gute Freunde sind selten. Aber das muss auch so sein. Gute Freunde muss man nicht oft sehen. Aber wenn man sie sieht, dann ist es so, als wären sie nie weg gewesen. Man kann ganz einfach da anknüpfen, wo man aufgehört hat, als sein gerade einer kurz raus gegangen, um ein Getränk zu holen. Seit er in seiner alten Ex-WG war und studierte, hatte er seinen besten Freund nicht mehr gesehen. Hatte das ‘FX’ aus seinem Munde nicht mehr gehört. Jetzt, wo er es selbst ausgesprochen hatte und es seinen drei neuen Mitbewohnern angeboten hat, merkte er erst, wie schmerzlich er es vermisste, so genannt zu werden. War es doch gleichbedeutend mit Freundschaft, mit Halt und grenzenlosem Vertrauen. War es richtig, den Dreien diese Vorschusslorbeeren zu geben?

Weder Felix noch seine alten Freunde wussten noch, woher das FX kam oder wer damit angefangen hatte. Dennoch war es cool, vielleicht weil es bei Ungeübten etwas holprig von den Lippen kam, und deswegen war es nur Auserwählten als sein Spitzname vorbehalten.

Und jetzt hatte er den Drei genau das angeboten? Ohne die überhaupt zu kennen? FX überlegte kurz, die Zeit zurück zu drehen und das Geschehene rückgängig zu machen, was gar kein Problem gewesen wäre, entschied sich aber dagegen. Wer weiß, welcher Teufel ihn da geritten hatte oder wozu es noch gut sein sollte.

Ja, das ist gut so, entschied er. Diese Entscheidung kam genauso spontan, wie er ihnen sein FX angeboten hat, und so spürte er auch, dass es richtig war und das diese Drei es das wert waren. Diese drei sympathischen Menschen dort drüben sollten seine besten Freunde werden!

„Du bist …” – „... Spät dran, ich weiß!”, vervollständigte FX den Satz von Ben, „Meine beschissene WG hat mir den Brief von der Uni vorenthalten, obwohl wir es gegenseitig kaum mehr ausgehalten haben. Ich jedenfalls bin froh, dort endlich raus zu sein!”

„... herzlich willkommen in der Truppe der Außenseiter, wollte ich eigentlich sagen.”

„Oh, tschuldige, ich wollte nicht den aller schlechtesten Eindruck zum Einstand machen. Normalerweise schneide ich den Leuten nicht immer das Wort ab. Aber irgendwie hatte ich hier nicht den besten und pünktlichsten Start.”

„Entspann Dich”, meinte Michel, „das wird hier noch anstrengend genug. Sowohl mit den Profen als auch mit den höheren Semestern. Mit der Creme de la Creme hast Du ja schon Kontakt gehabt.”

„Sach ma, FX, da fehlte ja nur noch das Rampenlicht für diese Show da oben auf der Bühne, ähm, Treppe”, applaudierte Ben.

„Hey, das hab‘ ich mit Sicherheit nicht freiwillig gemacht. Das letzte, was ich hier will ist auffallen!”

„Sagte der Mann, der über 2 Meter groß ist. Übrigens bist Du erstaunlich leicht! Ich hab‘ nicht erwartet, Dich so einfach festhalten zu können.”

„Ja, danke dafür. Ich glaub ich hab vorhin vergessen mich zu bedanken.”

„So, was ist, willst Du den Rest des Abends da noch rumstehen oder kommst Du mit zu uns in die Kuschelecke?”, blickte ihn Michel fragend an.

„Kuschelecke?!?”

„Okay, Ben, Du hattest wohl doch Recht. Eine Hete. Eins zu zwei verloren. Schade eigentlich, was für ein Verlust!”

„YESSS!!!” Das kam von Ben und wurde mit einer Becker-Faust begleitet.

„Junx, ich muss da etwas korrigieren. Ben lag leider falsch. Und ich auch. Wo bin ich hier nur hineingeraten?”

„Okay, Digga, in diesem Falle freut es mich, dass ich mich geirrt habe. Kommst Du nun zu uns oder nicht?”

„Jetzt entspannt Euch doch Mal. Der arme Kerl ist noch keinen Tag hier. Wie soll er denn einen ganzen Monat nachholen!”

„STOP!” rief FX, hob die Hand, schloss die Augen und holte im Geiste den Brief der Uni wieder vor und sah ihn sich an. „Scheiße, wie konnte ich das übersehen! Meine Fresse, ich hasse die beiden! Wenn ich die nochmal erwische!!!”

„Alles cremig Diggi? Was ist los?” An den Style von Ben musste man sich sowohl in Punkto Optik als auch Aussprache und Vokabular erst gewöhnen.

FX setzte sich aufs Sofa zwischen Ben und Henne, lehnte sich zurück und holte tief Luft.

„Aha, jetzt kommt der gemütliche Teil. Und nein, wir sind keine sexgesteuerte Combo, die hier den ganzen Tag rumvögelt”, versuchte Michel das Weltbild von FX in der Waagerechten zu halten, obwohl er absolut nicht einschätzen konnte, was diesem gerade beim Thema 'Kuschelecke' durch den Kopf ging.

„Das hab ich weder erwartet noch gehofft. Das passt auch nicht zu Euch. Mir ist nur gerade aufgefallen, dass meine schräge WG mir den Brief nicht 2 Wochen lang nicht gezeigt hat, sondern 2 Wochen und 2 Monate! Kein Wunder, dass mir hier jeder unter die Nase reibt, ich sei zu spät!”

„Das erklärt auch, warum Du dermaßen spät dran bist. Ich mein, man sagte uns, dass die Stipendiaten ohnehin später und erst nach Anfang des Semesters dazu kommen, wegen Losverfahren und so. Aber Du warst echt spät dran!”

„So, und nu ma Butter bei die Fische. Michel, gmBh und FX, wer bist Du und was machst Du und was willst Du?”

„Ben, Deine Freundlichkeit ist echt wieder atemberaubend. So kannst Du doch mit unserem neuen Familienmitglied nicht Umgehen! FX, mit gmBh meint er die freundliche Aufforderung ‘Geh mal Bier holen’.” Henne konnte echt anklagend klingen, wobei seine grünen Augen scheinbar sogar leuchten könnten. FX war für einen Augenblick ganz fasziniert und verzaubert, bis das Klirren der Bierflaschen von Michel beim Abstellen auf dem Tisch ihn jäh wieder in die Gegenwart zurückholten.

Den Rest des Abends verbrachte FX mit seinen neuen Freunden, oder seiner neuen Familie, wie Henne es ausdrückte, mit belanglosem Gerede. Die Sache mit der Familie konnte FX noch nicht annehmen. Gewiss war aber, dass er an diesem Abend einen ganzen Satz neuer Freunde gefunden hatte.


Da alle vier im Allgemeinen und FX im Besonderen, auf dem laufenden Semester-Zug aufgesprungen sind, hatten sie viel nachzuholen und es blieb nur wenig Zeit für Dinge fernab des Studiums. Der ohnehin dichte Semesterplan tat sein übrigens dazu, dass wenig Langeweile und außer ein paar Stunden am Abend keine Freizeit aufkam.

Henne war ein verrücktes buntes Huhn. Deutlichstes Zeichen dafür war natürlich sein Iro, den er Tag für Tag einen nicht unerheblichen Teil seiner Zeit widmete. Sowohl Form als auch Farben wechselten dabei des öfteren und FX bildete sich ein, den allgemeinen Gemütszustand von Henne daran ablesen zu können, was Michel ihm irgendwann sogar mal bestätigte, da auch er diesen Eindruck hatte.

Von dem offensichtlichen abgesehen, war Henne aber generell auch der Rebell gegen das Establishment und was er sonst dafür hielt. Schon früh hatte er sich gegen seine Eltern, Lehrer und früheren Freunde aufgelehnt und ist bereits mit 16 ausgezogen und eigene Wege gegangen. Dazu gehörte dann auch, dass er zwei Jahre auf der Straße gelebt hatte. Daher grenzte es schon an ein Wunder, dass er erstens Abitur und zweitens auch noch an dieser privaten Elite-Uni studierte.

Seit er wieder ein Teil des von ihm verhassten Establishments geworden ist, was mit der Überreichung des Abizeugnisses dokumentiert wurde, und er nach eigenen Angaben auch nicht wusste, wie das passieren konnte, hatte er sogar wieder ein halbwegs ausgeglichenes Verhältnis zu seinen Eltern. Allerdings konnten sie ihm, auch wenn sie es noch so gerne wollten, kein öffentliches oder gar privates Studium finanzieren.


Für Michel gab es nur ein Thema. Seinen Körper. Erstaunlicherweise war das bei den anderen aber nie Thema. Es war einfach so. Genauso wie man zwei Beine hat, hatte Michel zumeist eine Hantel in der Hand oder machte während einer hitzigen Diskussion plötzlich 50 Sit-Ups, ohne auch nur die Diskussion im Ansatz zu unterbrechen. Unnötig zu erwähnen, dass er dabei nicht im Geringsten außer Atem kam. Er achtete sehr darauf, von was er wie viel aß. Natürlich sündigte er auch. Und das nicht zu knapp. Es folgte jedoch immer die Selbst-Kastei in Form von Sport hinterher, bis seiner Meinung nach wieder alles im Lot war.

Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen. Ein Waschbrettbauch nicht nur für Wolle und Seide, sondern auch grobes Leinen hätte man darauf problemlos weich und geschmeidig waschen können.

Beneidenswert war seine Geduld. Er war der Erklär-Bär, dem es nichts ausmachte, Dinge zum 42. Male zu wiederholen. Sei es beim Stoff der Uni oder sei es, wenn es einem der drei anderen doch einmal überkam und sie die eine oder andere Sportübung mitmachen wollten, um nicht nur den Kopf, sondern auch andere Körperteile zu trainieren.


Ben schien irgendwie mit seinem Skateboard verwachsen zu sein. Selbst die wenigen Meter zwischen Kuschelecke und Küchenzeile in deren Gemeinschaftsraum legte er auf seinem Board zurück. Michel hatte das mal beobachtet (Michel beobachtet viel, stellte FX fest): Alles was mehr als drei Schritte wären, legte Ben auf Rollen zurück. Außer bei Treppen. Nicht, dass er das dort nicht wollte oder könnte, er durfte schlichtweg nicht und hatte sich deswegen bereits Ärger eingehandelt.

Passend zum Skateboard trug Ben Kleidung, die locker auch FX gepasst hätten. Zumindest der Länge nach. Von der Weite her hätten vermutlich beide darin Platz gehabt. Und natürlich hatte er ein Cap auf. Immer. Außer beim Duschen und Schlafen. Letzteres war nicht einmal immer gegeben. Und er war mit einer sehr von der Straße geprägten Sprache und Direktheit unterwegs. FX hatte wenig Zweifel, dass er auch, wenn es darauf ankäme, sich und seine Freunde entsprechend verteidigen würde. Näheres war aber in der kurzen Zeit nicht über ihn herauszufinden. FX nahm sich vor, da noch einmal nachzubohren.

Dieser Eindruck, dass er seine Freunde jederzeit verteidigen würde, sollte aber keinesfalls bedeuten, dass Ben in irgendeiner Form gewalttätig wäre, oder auch nur dazu neigen würde. Ganz im Gegenteil, FX hatte eher den Eindruck, dass selbst ein Erdbeben der Stärke sieben den Ben nicht aus der Ruhe bringen würde.

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