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Uglo der Steinzeitjunge
Teil 15 - Die Macht der Sehnsucht - zu spät?
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Informationen
- Story: Uglo der Steinzeitjunge
- Autor: Mischa Bär
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Fantasy und Mystery, Krimi, Historisch
Erschrocken vom Klang seiner eigenen Stimme, in der ihm fremden Sprache, zuckte Uglo zusammen. Toms Vater starrte ihn mit offenem Mund an. „Junge, was hast du gesagt?“ Stotternd kam hinterher „Du hast… du hast in unserer Sprache gesprochen.“
Uglo konnte es selbst kaum fassen, „ich habe im Traum Toms Stimme gehört und konnte ihn ganz deutlich verstehen, er hat mich gerufen. Ich kann es nicht erklären, vielleicht ist es, weil ich ihn…“ Er verstummte. Konnte es denn sein, dass seine heimlichen Gefühle für Tom, seine unbändige Zuneigung, es möglich machten, dass er dessen Sprache auf einmal verstand?
Er erwachte wie aus einem Traum und nickte. Gleich darauf erklärte er, „aber ich habe auch die Stimme des Schamanen vernommen, ich glaube, er hat mir mit seinem Zauberspruch den Weg zu Tom gewiesen…“
Tom Vater blickte ihn ungläubig an, „was für ein Zauberspruch, was für ein Schamane, Junge wovon redest du?“ Uglo schaute den Mann verständnislos an, „Na, Unkido, der Schamane unserer Sippe, er hat mich verflucht, als ich ihn in die Fallgrube gestoßen habe und weil ich mit Ango im Schilf…“ Er schwieg verschämt. Zögernd nahm er den roten Lendenschurz, den er vorhin ausgezogen hatte, vom Zeltboden auf. Unentschlossen drehte er den Stoff in den Händen. Er hatte dabei Toms Vater den Rücken zu gedreht. Als Uglo sich ihm wieder zuwandte schaute der Mann ihm erschrocken ins Gesicht. Deutlich hatte er das große Brandmal zwischen den Schultern des Jungen gesehen, das noch immer rötlich schimmerte. Argwöhnisch fragte er „Was ist das auf deinem Rücken, so eine große Narbe, ein Brandmal? Woher hast du das, wer bist du?“
Kurz stutzte Uglo, schaute ihm dann stolz ins Gesicht. „Ich bin Uglo, aus dem Geschlecht der fliegenden Feder. Mein Vater ist Bogo, der Sippenälteste. Wir leben hier auf der großen Lichtung an den felsigen Höhlen, gleich beim Fluss dort, gegenüber vom Wasserfall…“ Er zeigte unbestimmt in die Richtung, wo er den Fluss und den Wasserfall wusste. Gleichzeitig verschwand der Glanz aus seinen Augen. Nachdenklich setzte er sich wieder auf die Bettstatt von Tom, holte tief Luft und begann zu erzählen. Vom Leben in der Gemeinschaft, von seiner Mutter, der Schwester und seinem Freund Ango. Auch davon, dass er mit einem schmerzhaften Ritual zum Mann der Sippe geweiht worden war. Und, dass zum Mannbarkeitsritual für die heranwachsenden Jünglinge auch das Einbrennen der Federzeichens auf den Rücken gehört. „Alle Männer unserer Sippe tragen dieses Mal mit Stolz.“ Er berichtete von den Geheimnissen, der Quälerei des Zauberers und dass er den Schamanen schließlich in die Grube gestoßen hatte, wo ihn der Höhlenbär zerfleischt hatte. Aber auch, dass der Zauberer ihn im letzten Moment verflucht hatte.
„Wie ich in eure Welt gekommen bin, das weiß ich nicht. Ich kann mich nur daran erinnern“, jetzt wurden seinen Augen schmal und sein Blick richtet sich in eine unsichtbare Ferne, „ich saß am Fluss und es kam ein teuflisches Gewitter, blaue Blitze und Flammen griffen nach mir und zogen mich in den Fluss… Dann bin ich irgendwann am Ufer wieder aufgewacht.“ Es entstand eine Pause. „Ich habe dann einen Jungen im Fluss gesehen, der meine Hilfe brauchte, ich habe ihn gerettet. Das war Tom…“ Er schwieg. In seine Augen trat nun ein schimmernder Glanz. Er flüsterte „Tom.“ Jetzt erst konnte er Toms Vater wieder ins Gesicht sehen. „Uglo hat von Tom geträumt und auf einmal kann Uglo eure Sprache. Mehr weiß ich nicht.“
Der Mann hatte sich inzwischen zu Uglo auf das Bett gesetzt und strich ihm wieder über das Haar. „Du kommst also aus einer anderen Zeit?“ Wieder genoss Uglo still die Berührung des Mannes, fragend sah er zu Toms Vater auf. „Was meinst du damit, andere Zeit?“ Der winkte ab. In einem Anflug von Vertrautheit legte Uglo seinen Kopf an dessen Schulter, zuckte aber sofort wieder zurück und blickte Toms Vater entschuldigend ins Gesicht.
„Aber du hast gesagt, der Schamane hat zu dir gesprochen und dir einen Hinweis gegeben, wo du Tom finden kannst. Was hat er gesagt, wo finden wir ihn?“
Nachdenklich schaute Uglo ihm in die Augen und versuchte, sich an den Spruch des Zauberers zu erinnern. „Es klang wie ein Gebet des Federgeistes, ich muss überlegen. Er hat etwa gesagt…
„Uglo, kleiner Sucher, großer Dummkopf“, er schluckte, „Wenn Moos dich leitet, feucht und grün und Felsen wie uralt blühn, dann folge dem Ruf, der leise klingt, wo Blätter rauschen und Stein dir singt.
Ich hab‘ deinen Schatz gesehen. Er glänzt nur für dich. Willst du deinen Tom erlösen, denk an mich im alten Land…
Noch eine Nacht, dann erfüllt sich mein Fluch… du kommst in den Fluss, ich warte auf dich! Such nur weiter, kleiner dummer Mann – höhöhöh…“
„Er hat mich verhöhnt, aber ich muss Tom finden…“ Uglo erwachte wie aus einem schlechten Traum, er hatte Tränen in den Augen. Er spürte seinen Herzschlag bis in den Hals hinauf, tief betroffen atmete er ein und aus. Toms Vater schwieg eine ganze Weile, er hatte keine Ahnung, was diese Worte bedeuten sollten. Er schaute Uglo ungläubig an. Etwas ungeduldig fuhr er den Jungen an. „Und was bedeuten die Worte deines Zauberers, wo finden wir Tom nun?“
Uglo blickte ihn verständnislos an, „Na oben in den Felsen.“ „Wo, wo soll das sein?“ „Ich kenne mich her aus, ich bin doch hier zu Hause, die Lichtung, die Höhlen, der Wald, das alles ist meine Heimat. Der Schamane hat mir bedeutet, dass ich oben zwischen den Felsen über den Höhlen nach Tom suchen muss.“ Er stand auf und versuchte sich den ungewohnten Lendenschurz überzuziehen. Dabei verlor er wieder das Gleichgewicht. Toms Vater packte ihn fest an den Hüften, sonst wäre er wieder gestürzt. Verwirrt von dieser körperlich sehr nahen Berührung starrte Uglo den Mann an. „Lass mich, komm, wir gehen.“
Aber der Mann schüttelte den Kopf, „Uglo, es ist dunkel da oben und auch zu gefährlich, wer weiß, ob du dich nicht irrst. Wie sollte Tom dorthin kommen? Lass uns lieber auf den Suchtrupp und die Polizei warten.“ Ungläubig blickte der Junge den Mann an. Die Worte Suchtrupp und Polizei kannte er nicht, was sollte das sein? Uglo verstand nicht, warum er noch länger warten sollte. „Du willst nicht mitkommen, nicht nach Tom suchen?“
„Uglo, wir haben doch schon gesucht, wir brauchen noch…“
Er kam nicht dazu, auszusprechen. Uglo riss er sich den Stoff wieder vom Körper und warf ihn wütend aufs Bett. Verbittert und nackt wie er war, verließ er ohne weitere Worte das Zelt. Ehe Toms Vater reagieren konnte, war er im Dunkeln verschwunden. Der Vater eilte vor das Zelt, der Lichtstrahl seines Leuchtstabes zuckte aufgeregt in die Büsche, „Uglo, komm zurück, das hat doch keinen Sinn. Komm zurück, Ugloooo!!!!“
Umsonst, der Junge war verschwunden. Unschlüssig stand er noch einen Moment vor dem Zelt, bevor er in das große Zelt zu seiner Frau zurückkehrte und ihr von dem Gespräch mit Uglo berichtete. „Er ist sehr stolz und stur zugleich.“ Liebevoll strich sie ihm über den Arm, „aber er hat unserem Jungen das Leben gerettet und ich glaube, er mag Tom sehr gern.“ „Ja, ich weiß, ich denke, er liebt ihn sogar…“
Uglo aber rannte, er rannte, ohne nachzudenken. Seine Schritte lenkten ihn automatisch in Richtung der Felsenlichtung, erst am Durchgang zu den Höhlen verlangsamte er seinen Lauf. Enttäuscht und gekränkt hielt er inne, er war ganz außer Atem und sein Herz pochte wie wild. Nur langsam konnte er wieder einen klaren Gedanken fassen. Warum wollte Toms Vater nicht sofort wieder mit ihm auf die Suche gehen? Er konnte das nicht verstehen. Mit Tränen in den Augen ließ er sich zu Boden sinken. Erst jetzt bemerkte er, dass er direkt an der Stelle saß, wo gestern noch die tiefe Falle war, in der er gefangen war und in die er den Schamanen gestoßen hatte. Gestern? War das wirklich alles erst gestern? Er starrte auf die flache Mulde, nichts war mehr von einer Fallgrube zu sehen.
Seine Augen hatten sich wieder an das Dunkel gewöhnt, sein scharfer Blick wanderte die Felsen hinauf, ja dort gleich neben dem ersten großen Stein begann der Pfad auf das Plateau, wo er den Zauberer beobachtet hatte. Auch die großen Felsblöcke, die die Lawine mit sich gerissen hatte, lagen noch immer am Fuß der Felsen. In Gedanken wanderte sein Blick den hinter den Steinen verborgenen Pfad entlang. Ob er ihn im Dunkel finden würde, ob Tom wirklich da oben sein konnte? Er begann zu zweifeln. Aber wenn er den Spruch des Zauberers im Traum richtig deutete „Wenn Moos dich leitet, feucht und grün und Felsen wie uralt blühn, dann folge dem Ruf, der leise klingt, wo Blätter rauschen und Stein dir singt – ich habe deinen Schatz gesehen“, dann musste das mit den Felsen zu tun haben. Tom musste dort irgendwo sein!
Die Nachtwolken rissen auf und als ob er ihm den Weg weisen wollte, schickte der Mond sein helles Licht auf den Felsenweg. Uglo erhob sich und begann den Aufstieg auf dem Weg, auf dem sie gestern die unbekannten Spuren gefunden hatten. Vorbei an den alten Abfallgruben, von denen jetzt aber nichts mehr zu riechen oder zu sehen war. Viele hohe Bäume und dichtes Gestrüpp versperrten den Blick in diese Richtung. Die Bäume schluckten auch einen großen Teil des anfänglich so hellen Mondlichtes, so dass Uglo fast im Dunkeln vorsichtig mit den Füßen tastend, nur langsam auf dem Weg vorankam. Ein unklares Gefühl erfasste ihn, er glaubte, dass er nicht allein auf diesem Weg war. Angst? Nein Angst hatte nicht, aber er fühlte sich beobachtet. So leise wie er konnte verließ er den Pfad und versteckte sich seitlich zwischen den Sträuchern, um abzuwarten. Der dunkle Schatten eines großen Uhus, der über ihm auf einem Ast gesessen hatte, strich geräuschlos von seinem Beobachtungspunkt an ihm vorbei und schwebte flach über dem Boden den Pfad entlang davon. Er atmete auf.
Irgendetwas musste den Herrscher der Nacht gestört haben, Uglo lauschte weiter in die Nacht hinein. Gerade wollte er wieder auf den Pfad zurück, jetzt hörte er auch die leisen Schritte. Harte Sohlen knirschten auf den Kieselsteinen, dazu ein verhalten geführtes Gespräch. Er konnte nicht verstehen, worum es ging. Die Geräusche kamen den Pfad entlang auf ihn zu. Noch tiefer drückte er sich in die Büsche. Zwei dunkel gekleidete Gestalten gingen unmittelbar an seinem Versteck vorbei. An den Stimmen erkannte er, dass es noch recht junge Männer sein mussten, fast Jünglinge, die den Pfad entlang gingen. Sie bewegten sich bergab. Er wusste es genau, dieser Pfad führte nur von der Siedlung aufs Plateau und von dort wieder nach unten. Die Beiden waren also oben auf der Hochfläche gewesen. In der Hand des einen leuchtete schwach ein Licht auf. Uglo konnte durch die Zweige nicht genaues erkennen, aber es sah ungefähr so aus wie das Ding, in das Tom hineingesprochen und ihm darauf die Bilder gezeigt hatte. Einer der beiden trugen ein großes Bündel über der Schulter, sein Schritt hörte sich an, als ob er schwer tragen würde. Seine Schritte knirschten auf den kleinen Steinchen einigermaßen laut. Scheinbar war das Bündel über seiner Schulter nicht ganz leicht, denn er atmete auch ziemlich schwer. Der andere zischte ihn an, „kannst du nicht leiser…“ Mehr verstand Uglo nicht. Ein Verdacht stieg in ihm auf…
Unerwartet stieg ihm unangenehmer Geruch in die Nase, er überlegte, woher kannte er den? Plötzlich landete ein glutrot leuchtender Punkt genau vor seinem Versteck, ein kleiner weißer Stab, an dessen Spitze es glutrot leuchtete und ein winziger Rauchfaden stieg davon auf. Einer der beiden hatte ihn ins Gebüsch geworfen. Der Geruch wurde intensiver, Uglo wusste auf einmal, wo er einen solchen Stab schon gesehen und den Geruch wahrgenommen hatte, der davon ausging. Ja, er war sich sicher, solche dünnen Stöckchen hatten auf der kleinen Lichtung im Gebüsch gelegen, an der Stelle, wo sie die letzten Spuren von Tom gefunden hatten… Das würde bedeuten…
Er erschrak auf einmal, ja, er sah es klar vor sich, die beiden waren am späten Nachmittag auf der Lichtung! Ob die beiden Tom überfallen und verschleppt hatten? Die Spuren dort hatten ihm gezeigt, dass Tom nicht freiwillig mit seinen Entführern mitgegangen war. Auch der zerrissene weiße Stoff, den er gefunden hatte, den Toms Vater, als dessen T-Shirt erkannt hatte… Hatten sie ihn vielleicht geschlagen oder gar…? Sein Herz krampfte sich zusammen, Tränen stiegen ihm in die Augen. Was beim Federgeist sollte er jetzt machen? Den beiden Kerlen nachschleichen? Vielleicht würden sie ihn zu Tom führen. Aber was dann, gegen die zwei hatte er bestimmt keine Chance und wer weiß, ob er überhaupt Recht hatte. Wäre doch nur Toms Vater mitgekommen, der wüsste bestimmt was zu tun wäre…
Uglo erwachte aus seinen Überlegungen, beißender Rauch stieg ihm in die Nase. Der kleine Stock mit der glimmenden Spitze hatte inzwischen stärker zu qualmen begonnen und erste kleine züngelnde Flammen hatten bereits ein paar trockene Blätter und Zweiglein entzündet. Hastig sprang er auf und trat mit den nackten Füßen die Flammen aus. Unbedacht griff er nach dem kleinen Stock und wollte ihn auf den Weg werfen, im gleichen Moment stöhnte er leise auf und ließ das Ding wieder fallen, er hatte sich an der glühenden Spitze die Finger verbrannt. Mit den harten Fußsohlen gelang es ihm dann aber auch diese Glut zu ersticken. Als Uglo aufsah, war von den beiden Gestalten nichts mehr zu hören oder zu sehen.
Unentschlossen, was er machen sollte, blieb Uglo noch eine Zeit in seinem Schlupfloch. Die Wolken wurden immer dichter, so dass das Mondlicht über dem Wald an Kraft verlor und es im Wald nun finsterer wurde. Uglo raffte sich auf, er beschloss, auf das Plateau zu steigen und dort nach Tom zu suchen. Sicher würde ihm der Mond dort oben auf der freien Fläche dabei helfen. Mehrfach stolperte er an einigen Stellen auf dem Pfad, auch hatte der Untergrund sich verändert, gestern noch war es ein weicher schmaler Pfad gewesen, auf dem man Spuren lesen konnte. Unter seinen nackten Füßen jedoch knirschte es anhaltend, kleine Kieselsteine rollten immer wieder unter seinen Füßen weg, so dass ihn der Aufstieg mehr Kraft kostete als er sich gedacht hatte.
Schwer atmend kam er oben an und wie er es gehofft hatte, überflutete das helle Mondlicht die Plattform hier oben geradezu. Wie angewurzelt blieb er stehen, was war hier geschehen? Die vorher von niedrigen Büschen und kleinen Bäumen umgebene Fläche war von hohen Bäumen eingeschlossen, in einzelnen Lücken fanden sich dichte dornenbewehrte Sträucher, die die Ebene nach unten begrenzten. Es war nicht mehr ohne weiteres möglich, von hier oben nach unten auf die Siedlung zu schauen.
Auf der breiten Fläche verteilt fanden sich einige seltsame Bauten, die aus glatten, übereinander gestapelten Baumstämmen bestanden, auf deren oberen Teil schräg wieder dünnerer Baumstämme lagen. Komische Zelte, dachte Uglo bei sich. Gespannt näherte er sich bedachtsam einem dieser komischen Gebilde. Aus der Nähe sah er, dass an den Seiten jeweils eigenartige Öffnungen vorhanden waren, die kreuzweise mit Stäben aus einem Material, das er nicht kannte, versperrt waren. Mit der Hand fuhr er über einen dieser Stäbe, er fühlte sich kalt und sehr hart an. Neugierig geworden warf er einen Blick durch das Loch im Holz ins Innere, aber drinnen herrschte vollkommene Dunkelheit. An der Seite, die zur Mitte des Platzes zeigte, war ein weiteres mannshohes Loch, das allerdings auch durch flache Hölzer verschlossen war. Bestimmt war das so etwas wie ein Eingang. Ratlos stand er davor. Nacheinander schaute er in mehrere dieser eigenartigen Bauten hinein, aber es war überall das Gleiche. Nichts. Ratlos blickte er sich suchend um. Wo könnte Toms Versteck sein, wo sollte er suchen?
Suchend umkreiste er das ganze Gelände, aber er fand kein Hinweis darauf, dass Tom hier irgendwo gefangen sein könnte. Er beschloss, noch einmal die vielen Bauten abzusuchen, rüttelte hier und da an den hölzernen Gestellen davor. Er schüttelte den Kopf, hatte das denn alles einen Sinn? Verzweifelt, wütend und enttäuscht von sich selbst, trat er an einem dieser eigenartigen Bauten, der etwas abseits der anderen stand, mit voller Kraft gegen den Bretterverschlag. Mit lautem Krachen kippte dieser um und gab den Eingang frei. Erschrocken schaute Uglo auf das große finstere Loch, dass sich aufgetan hatte. Abwartend lauschte er dem lauten Geräusch nach, aber nichts weiter passierte. Vorsichtig, nach allen Seiten sichernd, schlich er dorthin. Er holte tief Luft und trat mutig durch die entstandene Öffnung in die Finsternis des Baus.
Rasch gewöhnten sich seine geübten Augen an das Dunkel und als ob er ihm helfen wollte, schickte in diesem Augenblick der Mond wieder sein helles Licht durch die seitliche Öffnung und beleuchtete das Innere. Aufmerksam musterte Uglo den Raum, aber er war leer. Aber halt, nein das stimmte nicht ganz. In einer Ecke lag etwas, das aussah, wie ein zusammengeknautschtes Fell. Gerade wollte er sich wieder abwenden, als der Mond in diese Ecke etwas golden funkeln ließ. Gleich darauf war nichts mehr davon zu sehen. Neugierig geworden trat Uglo näher an das Fell heran, wieder beleuchtete das Mondlicht das kleine Etwas auf dem Fell. Uglo ließ sich auf die Knie nieder und tastete nach dem glänzenden Ding. Er wendete sich damit dem einfallenden Licht zu und erstarrte - er hielt eine kleine goldene Kette in der Hand! An ihr waren zwei kleine herzförmige Anhänger befestigt. Uglo sackte auf dem vor ihm liegenden Fell zusammen und brach hemmungslos in Tränen aus. Er hatte die Kette sofort erkannt - es war die Kette von Tom! Genau diese Kette hatte er bei Tom das erste Mal gesehen, als er ihn aus dem Fluss gerettet hatte, er bewusstlos vor ihm lag und er ihm dann… er schluchzte laut auf. Dann, mit Tom allein am Rand der Lichtung, hatte er die Kette am Hals von Tom in den Fingern gefühlt und ihn zum ersten Mal sanft berührt. Fest schloss er jetzt seine Faust um den kleinen goldenen Schatz.
Sein Gesicht in das Fell gepresst, versuchte er sich zu beruhigen, wieder stutzte er. Tief sog er den Geruch des Fells in die Nase. Tom! Eindeutig Toms Geruch, er war sich sicher! Er erwachte aus seiner Erstarrung.
Tom war hier gewesen, die Kette und der Duft von Toms Körper waren die Beweise!!!
War er etwa zu spät gekommen? Hatte er die Entführer von Tom nur kurz verpasst? Hatten die beiden Kerle vorhin nicht etwas Schweres den Berg hinuntergetragen? Verdammt und er hatte gezögert! Rasch sprang er auf die Füße…
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