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Uglo der Steinzeitjunge

Teil 4 - Der Überfall

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Ratlos stand Uglo einfach da, er richtete seinen Blick zum Nachthimmel. Ein Meer von unzähligen Sternen war inzwischen dort zu sehen, tief atmete er die kühle Nachtluft ein.

Es war nicht leicht für ihn, auf einmal ein Mann zu sein…

Ein heller Lichtschweif am Nachthimmel zog in diesem Augenblick eine lange Bahn zwischen den unzähligen Sternen bis hinter die Spitzen der Berge, ein Zeichen für Uglo?

Ihm fiel wieder ein, was der Zauberer gesagt hatte, die Spur sei vom schwarzen Vielfraß, aber Uglo hatte noch nie davon gehört, dass ein Vielfraß sich Menschen näherte. Dann musste es schon ein sehr hungriges und großes Exemplar sein. Er schüttelte den Kopf, nein, er wollte dem Zauberer nicht schon wieder widersprechen.

Mit diesen Gedanken schlich er sich in seine Höhle. Die Mutter und seine kleine Schwester hatten sich bereits in ihre Schlaffelle gewickelt, nur das kleine Feuer erhellte noch spärlich das Innere der Behausung. Der Vater war noch draußen unterwegs, bestimmt hatte er noch mit den Vorbereitungen für den morgigen Tag zu tun.

Der Junge nahm sich von der Feuerstelle noch einen Rest der gebratenen Fische vom Morgen und kaute gedankenverloren darauf herum. Irgendetwas ließ ihm keine Ruhe.

Schließlich verkroch auch er sich in seine Schlafecke, der morgige Tag würde aufregend werden. Würden ihn die Männer wirklich als einen der ihren akzeptieren?

Mit diesen Gedanken versank er schnell in einen tiefen Schlaf.

Ob es ein Geräusch war, das ihn weckte oder die Gedanken, die ihn weiterverfolgten? Schon nach kurzer Zeit erwachte er wieder. Er orientierte sich in der Dunkelheit der Höhle. Durch den offenen Eingang schien ein flackernder Feuerschein, sicher der des großen Feuers. Die Männer hatten ja beschlossen, das Feuer in dieser Nacht besonders groß zu halten, um den unbekannten Räuber abzuschrecken.

Das Monster, Uglo überlegte kurz, ein Vielfraß? Er schüttelte den Kopf. Vorsichtig, um die Familie nicht zu wecken, stand er auf. Der Schlafplatz des Vaters war leer. Leise schlich er zum Eingang. Von hier aus konnte er zwei Männer und die Hüterin des Feuers erkennen, die um die große Flamme herumsaßen und den Schlaf der anderen bewachten. Uglo hatte einen Entschluss gefasst.

Mit seinem Fischspeer in der Hand schlich er so lautlos wie er konnte aus der Höhle, darauf bedacht, nicht in den Lichtschein des großen Feuers zu geraten. In einer Felsspalte hinter seiner Höhle blieb er stehen, seine Augen mussten sich erst wieder an die Finsternis gewöhnen. Ob er die Spuren in der Dunkelheit noch finden würde, ob er überhaupt etwas erkennen konnte? Er wollte es versuchen.

Mit den Füßen in der Nachtschwärze vorsichtig Schritt für Schritt vorwärts tastend erreichte er den kleinen Pfad, der zu den Abfallgruben führte. Er hatte Glück, der Mond war aufgegangen und erleichterte ihm die Orientierung. In der Kühle der Nacht wehte ein leichter Wind den Gestank der Abfallgruben von der Siedlung fort. Zum Glück machten die Bewohner der Siedlung ihre stinkenden Geschäfte abseits von diesem Pfad, nichts wäre ekliger gewesen, als wenn er in einen solchen Haufen getreten wäre.

Ein Knacken ließ den Jungen verharren, ein eisiger Schauer lief ihm über den Körper, der nur um die Hüfte von seinem Schurz bedeckt war. Er selbst war einen Moment unachtsam gewesen und hatte einen trockenen Zweig übersehen.

Nichts geschah, er schlich weiter vorwärts. Hier irgendwo mussten die Spuren, die sie am Nachmittag gefunden hatten, doch sein. Dicht über den Boden gebeugt, ging Uglo Schritt für Schritt langsam vorwärts. Der Mond versteckte sich kurz hinter ein paar Wolken. Er blieb stehen, wartete, lauschte in die Nacht. Aus weiter Ferne hörte er das Rauschen des Flusses und den Wasserfall. Kein anderes Geräusch war vernehmbar. Die Wolken gaben das Licht des Mondes wieder frei, ganz behutsam setzte der Junge seine Suche fort.

Da! Da war eine erste der riesigen Spuren, die sie gefunden hatten. Uglo hockte sich an den Boden und legte wieder eine Hand in die Fährte, sie verschwand in dem Abdruck. Seine Finger fuhren über die langen, in eine Richtung zeigenden Krallenspuren der Fährte. Vorsichtig, um kein Geräusch zu machen, richtete er sich auf und suchte nach der nächsten Spur. Mit den Füßen maß er den Abstand der beiden Spuren zueinander. Seine Finger zeigten ihm, dass die Abdrücke mehr Füße auseinander waren, als er Finger an einer Hand hatte. Grübelnd blieb er stehen und richtete sich auf.

Gerade wollte er sich wieder in Bewegung setzen, um den nächsten Abdruck zu suchen, als er mit unwiderstehlicher Kraft von hinten gepackt wurde, etwas umschloss ihn mit starker Kraft und presste ihm Brust und Arme zusammen. Eine große Hand verschloss ihm den Mund, bevor er auch nur einen Laut von sich geben konnte.

Kurz versuchte er, sich zu wehren, aber der eiserne Griff zog sich nur noch fester um seine Brust.

Mit einem kräftigen Schwung wurde er auf den Waldboden geschleudert, mit dem Gesicht in das Moos gedrückt. Wieder versuchte er, sich zu befreien, aber ein starkes Knie in seinem Rücken fesselte ihn am Boden. Sein Speer, den er locker in der Hand gehalten hatte, war in hohem Bogen in das Dickicht geflogen.

Eine kräftige Hand griff ihm in die Haare und zog seinen Kopf in den Nacken…

„Uglo“, zischte eine ihm bekannte Stimme überrascht, „was machst du um diese Zeit hier?“

Die fesselnde Kraft auf seinem Rücken lockerte sich, starke Hände packten ihn und drehten ihn auf den Rücken. Sein Vater beugte sich über ihn und sah ihn fragend an. Er flüsterte: „Was machst du hier? Uglo, das ist kein Spiel.“

Vor Überraschung hatte Uglo keine Antwort, erstaunt blickte er seinen Vater an.

Bogo griff nach Uglos Händen und zog ihn hoch. Dabei fiel sein Blick auf den Fellschurz seines Sohnes, der bei ihrem kleinen Kampf zerrissen worden war und nun einfach neben ihm im Gestrüpp lag. Kurz musste er schlucken, sein Sohn war wirklich kein kleiner Junge mehr, beinahe schon ein richtiger Mann…

Er nahm das Stück Fell in die Hand, schmunzelte kurz und flüsterte, „ich werde mit deiner Mutter reden, der ist wohl doch langsamer kurz.“

Grinsend reichte er dem Jungen das Fell, der immer noch vollkommen überrascht einfach so dasaß.

„Aber nun sprich, was machst du hier um diese Zeit.“

Uglo stand auf, versuchte sich das Fell wieder umzubinden, aber der Faden war zerrissen und der Rest reichte nicht mehr um die Hüfte. Das war ihm im Moment aber egal. Er behielt das Fellstück in der Hand.

Flüsternd begann Uglo, „Vater, ich möchte nicht unwürdig sein, aber ich glaube, also ich denke – der Zauberer hat sich bei den Fährten geirrt. Ich wollte sie nochmal anschauen.

Die Fährte, sie ist, das ist kein Vielfraß. Ich kenne Spuren vom Vielfraß, die sind länglich, nicht so rund wie diese hier.“ Er deutet auf den Boden. „Ein Vielfraß hat auch nicht so lange Krallen und“, er stockte, „wenn es ein Vielfraß ist, sie scheuen den Menschen und suchen nicht seine Nähe. Ich glaube der Zauberer …“ Er verstummte.

„Was glaubst du, Uglo, sprich es aus, du bist ein tapferer junger Mann, sag mir, deinem Vater, was du denkst, Uglo, ich befehle es dir als Sippenältester.“

Der Junge erschrak und bekam große Augen, wieder musste er schlucken. Ja auch das war die Pflicht eines Mannes im Geschlecht der Sippe, er musste dem Sippenältesten bedingungslos gehorchen, auch wenn der sein Vater war.

Er holte tief Luft und senkte den Kopf.

„Also großer Bogo, ich kenne diese Spuren nicht, aber ich glaube nicht, dass es ein Vielfraß ist. Ich glaube“, nochmal holte er tief Luft, „ich glaube, der Zauberer weiß es auch nicht. Ich habe ihn am Vormittag beobachtet, als er die Fährte das erste Mal sah, er erschien mir ratlos, sehr aufgeregt. Ich glaube, er sagt nicht die Wahrheit, ich glaube, er lügt!“

Es war raus. Bogo erstarrte für einen Moment, dann hob er den Arm, Uglo sank vor seinem Vater auf die Knie und erwartete die Strafe für sein vorlautes Verhalten. Aber statt seinen Sohn zu schlagen oder zu strafen, strich ihm der starke Mann durch seine rote Mähne und zog ihm mit der anderen Hand zu sich heran. Kurz drückte er den Jungen an sich und flüsterte ihm ins Ohr, „Ich bin stolz auf meinen Sohn, lass uns gehen.“

Überrascht von der Gefühlsregung seines Vaters senkte Uglo kurz seinen Kopf an die Brust des Vaters und nickte.

„Lass uns gehen - geh du voran, Uglo, Sohn des Bogo aus dem Geschlecht der fliegenden Feder, führ uns nach Hause.“

Selbstbewusst ging Uglo dem Sippenältesten zielsicher voraus.

Wortlos folgte Bogo, voller Bewunderung betrachtete er den hochgewachsenen muskulösen Jüngling, der ihn im Mondschein sicher nach Hause führte.

Den Feuerschein des großen Feuers meidend, schlichen sich beide wieder in die Höhle.

Kurz setzten sie sich nochmal am Feuer zusammen. Erwartungsvoll schaute Uglo seinen Vater an.

Der schaute ihm lange in die Augen. Endlich traute sich Uglo, die ihn bewegende Frage zu stellen. „Und, Vater, wie denkst du über meine Überlegungen…?“

Bogo schaute ihn wieder lange an und fragte zurück, „und was denkst du, warum ich dort oben war…?“

Uglo sah ihn mit großen Augen an, „weil du auch…?“

Der Vater nickte bestätigend. „Ich denke wie du, es ist ein anderes, viel gefährlicheres Tier. Ich denke“, er begann zu flüstern, „es ist ein großer alter Charrrr, sprich seinen Namen nicht aus. Er könnte uns hören und fühlt sich gerufen. Ich habe seine Hinterlassenschaft am Boden und seine Fellspuren an den Bäumen, an denen er sich gescheuert hat, gefunden. Aber, du hast nicht das Recht so etwas auszusprechen. Also schweig dazu vor allen, sprich auch nicht mit Ango gegenüber. Denk daran, dass du den Mannbarkeitseid geschworen hast und, dass der Schamane sehr mächtig ist ...“

Uglo verstand die Warnung des Vaters sehr gut.

„Und nun geh etwas schlafen, der Tag morgen wird aufregend und gefährlich, ich glaube, wir werden deine Hilfe brauchen.“ Aufgewühlt von den Worten des Vaters und auch davon, dass er erkannt hatte, dass der Schamane nicht wirklich alles weiß, wälzte sich der Junge noch lange schlaflos auf seinem Fell.

Wirre Träume durchfuhren ihn, mal bedrohte ihn das ihm unbekannte Monster Charrrr, dann wieder fürchtete er sich vor den drohenden Blicken des Schamanen. Als er schließlich in einen wenig erholsamen Schlaf fiel, lugte schon bald die Sonne wieder über die Spitze der Berge. Vollkommen zerschlagen und schweißgebadet, erwachte er und richtete sich auf.

Sein Vater hatte bereits die Höhle wieder verlassen. Ihm fiel ein, dass die Männer sich ja noch vor Sonnenaufgang an der Stromschnelle versammeln wollten, um die Vorbereitungen gegen das Untier zu treffen.

Er beschloss auch aufzustehen und sich im Fluss zu erfrischen. Als er die Höhle verließ, erschauerte er in der Morgenkühle. Fröstelnd schlug er die Arme um seine Schultern. Auf der Mitte der Siedlung loderte das große Feuer immer noch besonders hoch, die Hüterin des Feuers saß dort schon die ganze Nacht. Sie war in der Nacht durch die Wache der Männer unterstützt worden. Uglo begrüßte die uralte Sippenälteste mit Ehrerbietung, er verneigte sich vor ihr. „Guten Morgen, Großmutter Kuchola, wie geht es dir?“ Er setzte sich zu ihr und hielt die Hände in Richtung des Feuers. „Danke, mein Junge, ich konnte mich in der Nacht ein wenig ausruhen, weil die Männer einen Teil der Nachtwache übernommen hatten. Aber wie geht es dir, darf ich denn noch mein Junge zu dir sagen, jetzt wo du in die Reihe der Männer unserer Sippe aufgenommen wurdest?“ Uglo erschrak, daran hatte er gar nicht mehr gedacht, „Großmutter, du weißt… davon? Ja aber ja, bitte.“

Die Alte nickte ihm gutmütig zu, „Mein Junge, ich weiß es, ja, der Federgeist hat es mir heute Nacht verraten. Ich wünsche dir, dass du den Pflichten, die dich erwarten werden, gewachsen bist. Vieles wird auf dich zukommen.“ Uglo seufzte, „ja ich hab es auch schon gemerkt…“

„Du bist früh auf den Beinen heute, willst du wieder in den Fluss steigen?“

„Ja, Großmutter, aber ich hab meinen Speer nicht dabei, ich muss ihn noch holen…“, augenblicklich fiel ihm ein, dass er seinen Speer in der Nacht im Wald verloren hatte. Kurz überlegte er und fasste dann einen Entschluss. „Großmutter ich muss nochmal zurück in den…“, er verstummte.

Rasch erhob er sich, die Hüterin des Feuers hielt ihn am Arm zurück.

„Uglo, du bist nun ein Mann, trägst auf dem Rücken für immer das Federzeichen unseres Geschlechts. Was ist passiert? Nur kleine Jungen laufen ohne Fellschurz herum?“

Uglo erschrak, beschämt schaute er an sich herunter. Er war einfach nackt aus der Höhle gekommen. Mit hochrotem Kopf blickte er sich um, er war mit der Großmutter allein auf der Lichtung, lediglich in einiger Entfernung waren die Männer am Fluss versammelt.

Überstürzt verabschiedete er sich von der Sippenältesten und begab sich zur Höhle zurück. Angestrengt überlegte er, was er machen könnte. Hastig suchte er nach einem passenden Fell, das er für sich nutzen konnte.

Aber er fand nichts Brauchbares, schließlich beschloss er so wie er war, rasch in den Wald zu gehen und nach seinem Speer zu suchen.

Ohne große Mühe, fand er im Morgenlicht den Pfad wieder, den er in der Nacht nur schwer verfolgen konnte. Aufmerksam suchte er nach der Stelle, an der sein Vater ihn in der Nacht überwältig hatte. Dabei war ihm sein Speer aus der Hand geflogen und musste sich dort irgendwo im Gebüsch verfangen haben.

Kurz vor einer leichten Biegung im Pfad vernahm er ein Geräusch, das auf ihn zuzukommen schien. Er reagierte sofort und schlüpfte lautlos vom Pfad weg, ein kleines Stück in das Dickicht hinein und hockte sich nieder. Das Geräusch wandelte sich in ein lautes Stampfen, ein krächzendes Keuchen kam hinzu. Uglo drückte sich noch tiefer in das Gebüsch und schaute gebannt zum Pfad hin. Hätte er doch bloß schon seinen Speer gefunden. Die Geräusche kamen näher.

Er erstarrte - der Zauberer Unkido hastete auf dem Pfad in Richtung Siedlung, in der Hand trug er den magischen Speer. Was machte der um diese Zeit hier oben? Uglo hielt die Luft an. Der Mann hetzte an Uglos Versteck vorbei und war gleich darauf wieder verschwunden.

Einen Moment wartete er ab, dann krabbelte der Junge vorsichtig aus dem Gebüsch, zog sich ein paar Stacheln aus den Füßen und begab sich wieder auf den Pfad. Nachdem er die Biegung des Pfades hinter sich gelassen hatte, erreichte er nach wenigen Schritten die Stelle, wo sie zum ersten Mal die Fährte entdeckt hatten und sein Vater ihn, na ja… suchend schaute er sich um.

Er bückte sich nach der ersten Spur, sie war stark verwischt, ja regelrecht zerstört, vollkommen zerkratzt, war kaum noch erkennbar. Aufgeregt suchte er nach der nächsten Spur, auch sie war nicht mehr lesbar. Und weiter, alle folgenden Spuren waren offensichtlich absichtlich ausgelöscht worden. Ihm fiel auf, dass neben einigen der verschwundenen Spuren immer ein kleiner runder Abdruck im Boden zu sehen war. Als ob jemand sich mit einem Stock oder Stab abgestützt hatte.

Dort wo die die letzte Fährte sein musste, entdeckte er Schleifspuren, die in das Gebüsch führten. Er richtete sich auf und schaute sich suchend um. Was war hier geschehen? Hatte der Zauberer etwas damit zu tun?

Noch während er grübelte, vernahm er ein leises Geräusch, das aus dem Gebüsch zu kommen schien. Er lauschte aufmerksamer und griff nach einem starken Knüppel, der am Rand des Weges lag. Da, wieder hörte er das Geräusch, ein lauter werdendes Stöhnen drang zu ihm.

Vorsichtig, um kein weiteres Geräusch zu machen, schlich er Fuß für Fuß nacheinander setzend, in Richtung des Geräuschs. Die Zweige vor ihm waren erst vor kurzer Zeit geknickt worden. Die Schleifspur war klar erkennbar. Sie zeigte ihm den Weg.

Wieder war das Stöhnen da, diesmal im Gebüsch seitlich von ihm.

Vorsichtig bog er die Zweige auseinander und schaute zu Boden… Er erstarrte.

Vor ihm auf dem Boden lag zusammengekrümmt sein Freund Ango. Er hielt sich mit beiden Händen den Kopf, die Augen geschlossen, zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor und färbte seine hellen Haare rot. Wieder stöhnte er laut auf.

Uglo ließ den Knüppel fallen und hockte sich zum Freund hin. „Ango, was ist los, was machst du hier, was ist passiert?“ Sein Freund antwortete nicht, er stöhnte nur mit geschlossenen Augen, „mein Kopf, ahh, ich weiß es nicht.“ „Aber was machst du denn hier um diese Zeit?“ Ango öffnete die Augen, „Uglo - kannst du mir hoch helfen?“

Ohne viel zu fragen, zog der seinen Freund hoch und stützte ihn, bis sie auf den Pfad kamen. Hier betrachtete er erstmal die Wunde an Uglos Kopf „Mann, das ist ja ein ganz schönes Loch, wo hast du dir denn das Ding geholt?“ Er nahm ein großes Blatt einer Wurzelpflanze und drückte sie auf Uglos Wunde, um das Blut zu stillen. Der Junge zuckte und stöhnte wieder auf. „Halt still.“

Ango schwankte etwas, ihm wurde schwindlig, „ich muss – mich setzen.“

Eine Weile saßen die Freunde stumm nebeneinander. Ango schielte unsicher zu Uglo, „warum hier und warum bist du nackt?“ Uglo winkte ab, „erzähl ich dir später, kannst du mir sagen, was du hier machst und was passiert ist?“

Ango holte tief Luft, „ich weiß es nicht.“ „Du weißt nicht, warum du hier warst, hä?“

Der Hellhaarige druckste etwas herum, „Na ja, du hattest gestern so ein Geheimnis aus den Spuren hier gemacht und da wollte ich nachschauen, was daran so rätselhaft ist. Aber als ich vorhin hier ankam, waren alle Spuren verwischt, vernichtet. Gerade hatte ich die letzte Spur gefunden …, von da an weiß ich nichts mehr. Ich bin dann in dem Gebüsch, wo du mich gefunden hast, mit Kopfschmerzen wieder aufgewacht und hab gemerkt, dass ich blute. Jemand muss mich niedergeschlagen haben.“ „Hast du jemanden gesehen?“ Ango verneinte.

Uglo nickte, er hatte da einen Verdacht.

„Kannst du laufen?“ Ango nickte, verzog aber sofort das Gesicht, „ich versuch es, hilfst du mir zum Schamanen, damit er meine Beule behandelt?“

Uglo überlegte blitzschnell, „nee, das ist nicht nur ne Beule, ich bring dich erstmal zu uns, mein Vater muss das hier alles wissen. Das mit den Spuren und auch dass du niedergeschlagen wurdest.“

Fragend schaute sein Freund ihn an. „Aber beim Medizinmann…“

„Sei still, komm einfach mit …“

Als er wortlos einen Arm um Uglos Schulter legte, um sich zu stützen, erstarrte Ango.

Gebannt schaute er auf das Brandzeichen zwischen den Schulterblättern seines Freundes. „Du hast das Federzeichen, du bist, du …“ Uglo nickte, „ja ja, komm einfach.“

Ango schwieg verwirrt und ließ sich widerstandslos führen …

Es gelang Uglo, den verletzen Ango unbemerkt in ihre Höhle zu bringen. Dort war der von dem eigentlich nicht langen Weg so erschöpft, dass er sich einfach auf das Schlaffell seines Freundes sinken ließ, „Uglo, mir wird übel…“ „Leg dich hin, ich hol was zu trinken.“ Flink griff er den ledernen Trinksack, der im Höhleneingang hing. Seine Hand befühlte das Wasserbehältnis, leer… „Mist, auch das noch …“

Wütend riss er den Beutel vom Haken und lief zum Fluss, um den Vorrat wieder aufzufüllen.

Wieder hatte er nicht daran gedacht, dass er keinen Fellschurz trug …

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