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Noah

Kapitel 4

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Informationen

  • Story: Noah
  • Autor: Manou
  • Die Story gehört zu folgenden Genre: Drama

 

Freitag, 30.11.07

„Ich glaube mich knutscht ein Elch! Wie geil ist das denn?“

„Gar nicht geil, dass ist echt widerlich!“

Ich rolle mit den Augen, aber das kann Qilaq nicht sehen. Liegt eventuell an der doch recht beträchtlichen Entfernung zwischen seiner Heimatstadt in Kanada und meiner in Deutschland.

Auf jeden Fall könnte ich durchdrehen vor Freude, denn meine zwei besten Freunde wollen in der Adventszeit hier vorbeischauen. Den stundenlangen Flügen und der Feindschaft zwischen Lex und Flugzeugen zum Trotz.

Ich krame meinen Kalender aus einer meiner Schubladen hervor.

„Wann kommt ihr denn?“

Man hört das typische Geräusch von Papieren, die schnell durchgesehen werden, dann:

„Am Sechszehnten landen wir in Basel, bleiben dann ne Nacht bei Urway und fahren dann am Siebzehnten los, Richtung Konstanz. Und in Konstanz sind wir ... ehrm ... in Konstanz sind wir ... dann gegen 15.37 Uhr und dort holst du uns dann ja ab.“

„Wenn du das so beschlossen hast, ...“

Ich wette er grinst. Natürlich grinst er. Ich grinse ja auch. Es ist so typisch für ihn nicht zu fragen, ob man ihn abholt, sondern gleich mal zu beschließen, dass er so oder so abgeholt wird.

Mein Kalender zeigt mir am 17. Dezember nichts an, außer einer Frühschicht. Soll heißen, ich kann die beiden tatsächlich abholen. Noch ein happymaker - also wenn das so weiter geht, kann ich nachher gar nicht mehr schlafen.

„Und was ist mit Moritz? Nehmt ihr ihn mit?“, frage ich dann.

Moritz ist der kleine Sohn der beiden. Ich hab ihn schon länger nicht mehr gesehen und der kleine Knopf fehlt mir.

„Das entscheiden wir spontan. Aber bis sich die Möhre von dem Jetlag erholt hat, fliegen wir ja praktisch schon wieder. Ansonsten nützen wir es aus, dass er momentan so oma-fixiert ist.

Noch haben wir ja Zeit.“

Dann erobert Moritz den Hörer und brabbelt mir seinen neuen deutsch- englischen Wortschatz ins Ohr. Als ich ihm schließlich erkläre, dass ich jetzt ins Bett muss, ist er ganz erstaunt. Bei ihm ist es erst kurz nach vier Uhr nachmittags, bei mir dagegen kurz nach zehn Uhr abends und morgen muss ich um vier Uhr raus, um den ersten Zug nachhause zu bekommen. Meine Mutter feiert von Samstag auf Sonntag in ihren fünfzigsten Geburtstag.

Moritz wünscht mir eine „good night“ und legt dann auf, bevor Qilaq sich noch verabschieden kann.

Ich schaue noch schnell meine Sachen für morgen durch, schnüre dann den Rucksack endgültig zu und lasse mich auf mein Bett fallen.

Müde von der Arbeit bin ich nicht wirklich - etwas geschafft vielleicht. Aber mit dem guten Gefühl etwas getan zu haben.

Mein Telefon klingelt am anderen Ende des Zimmers.

„Du bist ja noch wach!“, stellt Noah fest.

„Blitzmerker!“, murmele ich und kuschele mich auf meinen Sessel.

„Hast du nächste Woche mal Zeit?“

Wo habe ich denn jetzt vorher meinen Kalender hingeschmissen? Ich zerre die Schubladen auf, knalle sie wieder zu und sehe dann auf meinen Tisch.

Logisch, dort saß ich ja vorhin und habe eingetragen, wann die Jungs kommen.

Ich fluche leise, aber nicht leise genug. Ich höre Noah am Telefon lachen und beschließe lieber nicht darauf einzugehen.

„Montag spät, Dienstag früh und dann bis Sonntag spät“, gebe ich ihm meinen Arbeitsplan durch.

„Dann sieht man sich am Dienstag?“

„Können wir!“

„Weihnachtsmarkt?“

„Das wär’s natürlich. Apropos, du wolltest mir zeigen, wie Bratäpfel gehen.“

„Stimmt ja, verbinden wir das. Erst Markt, dann Äpfel!“

„Ich bin dabei.“

„Dann sehen wir uns am Dienstag. Gratulier deiner Mama von mir.“

„Werde ich!“

Ich lege den Hörer auf, werfe einen Blick auf die Uhr und zwinge mich dazu endlich ins Bett zu gehen.

Als ich nach meiner Zahnbürste greifen will, ist der Becher leer. Es dauert eine Weile bis mir einfällt, wo sie ist und fluchend räume ich meinen Rucksack noch mal aus.

Dienstag, 4.12.07

Als ich aus dem Eingang des Luisenheims trete, laufe ich Noah direkt in die Arme.

„Haben dir deine Eltern nicht beigebracht auf den Weg zu achten?“

„Wer konnte denn ahnen, dass du hier so um die Ecke schießt?“

Ich mustere ihn. Eine blaue Mütze, unter der wie üblich einige Strähnen hervorlugen, betont seine Augen. Zusammen mit dem blauen Schal und dem schwarzen Mantel sieht er richtig schick aus.

„Wenn du jetzt noch richtig rote Lippen hättest, sähst du aus wie die heiße, männliche Version von Schneewittchen“, stelle ich fest.

Die gesamte Zeit auf dem Weg zur Bushaltestelle verbringt Noah damit sich auf die Lippen zu beißen, damit sie röter aussehen.

An der Marktstätte angekommen, stürzen wir uns gleich ins Getümmel. Nachdem wir uns zum vierten Mal verloren und glücklicherweise wiedergefunden haben, packt Noah meine Hand. Trotz der Handschuhe fühlt man die Kälte seine Finger. Es wird immer dunkler.

„Komm, wir holen uns ’n Punsch, bevor du mir irgendwo festfrierst!“, meine ich.

Wir quetschen uns kurzerhand zwischen zwei Buden durch, landen im Zwischengang der Budenrückfronten und genau vor einem äußerst beschäftigt wirkenden, männlichen Pärchen. Sie brauchen eine Weile, bis sie bemerken, dass sie nicht mehr alleine sind. Ich beschließe mir die Rückseite einer Budenfront näher anzusehen. Aha, Holz, Holz und Holz – spannend. Aus den Augenwinkeln heraus beobachte ich Noah, den das Ganze nicht sonderlich zu stören scheint. Er wirft beiden interessierte Blicke zu, bevor er mich weiterzieht.

„Lasst euch nicht stören Jungs!“, meint er dann. „Aber passt auf eure Kronjuwelen auf. Ist ja schließlich kalt.“

Wenig später bin ich blind. Unsicher taste ich nach Noah.

„Kannst du meinen Punsch mal kurz halten?“

„Wieso?“, er klingt erstaunt, dann nimmt er mir prustend den Becher ab.

Ich wische mit dem Ärmel über meine angelaufenen Brillengläser. Immer derselbe Mist, wenn Kälte auf Wärme trifft.

Wir machen uns auf den Heimweg. Warum vergeht denn auf solchen Märkten die Zeit immer so schnell? Ich tröste mich mit dem Gedanken mit den Jungs ja auch noch mal hingehen zu können und erzähle Noah im Bus davon.

„Sind das die von diesem heißen Foto?“

„Genau die!“

„Und die kommen her?“

Ich nicke.

„Geile Scheiße!“

Grinsend nicke ich noch mal.

Wenig später sitzen wir in Noahs Küche auf dem Boden. Fachmännisch haben wir Äpfel ausgehöhlt, eine Nuss-Rosinenmischung hineingestopft und das Ganze schließlich mit Honig abgefüllt. Nun sind die Äpfel im Ofen und wir hocken einträchtig davor und sehen ihnen beim Backen zu.

Die Vanillesoße kühlt in einem kalten Wasserbad aus und durch die verschiedenen Dämpfe riecht es sehr weihnachtlich.

„Wie lange müssen die jetzt im Ofen bleiben?“

„So um die zwanzig Minuten!“, meint Noah und streckt sich.

Wir lehnen uns mit dem Rücken gegen die Schrankwand und starren in den Ofen.

Noah nippt an seinem Tee. Das Licht aus dem Ofen lässt sein Gesicht röter wirken, er sieht so gleich viel gesünder aus.

Er sieht mich an.


Die ganze Nacht kann Noah nicht schlafen, liegt wach, wälzt sich von der einen Seite auf die andere und fasst sich oft an die Stirn. Die Stelle, auf die Gregor ihn geküsst hat, fühlt sich immer noch heiß an.

‚Gregor‘, der Name klingt wunderschön.

Leise sagt er den Namen vor sich hin. Es tut gut ihn auszusprechen, immer wieder und wieder. Er hinterlässt so ein wohliges Gefühl.

Wenn Noah die Augen schließt, kann er Gregor deutlich vor sich sehen. Die große, athletische Gestalt, die schönen, braunen Augen, die kräftigen und doch sanften Hände und diese Lippen.

Diese leicht feuchten, warmen und doch etwas rauen Lippen, die sich so zärtlich an seine Stirn geschmiegt haben.

Noah spürt wieder dieses angenehme Kribbeln in seinem Bauch und dreht sich entspannt auf den Rücken. Das Kribbeln scheint sich zu verlagern, wandert immer tiefer und tiefer.

Noah schiebt seine Hand langsam unter den Bund seiner Hose. Vor seinen Augen beugt sich Gregor langsam über ihn, fährt mit seiner Hand über seine Brust und lässt ihn dabei nicht aus den Augen.

Noahs Hand krallt sich in seine Decke, er schnappt nach Luft, stöhnt leise, während sich ein Ziehen in seinem Körper ausbreitet. Das Gefühl wird intensiver, stärker, drängender.

Gedanken wirbeln um ihn herum, er kann sie nicht klar fassen. Ein Glühen überall und in dem Moment, in dem Gregors Lippen sich auf seine drücken, passiert es.

Eine wunderschöne Welt tut sich auf. Farben lassen alles erstrahlen, wunderschöne Klänge umfliegen ihn, alles ist weich und sanft, heiß und kalt, unglaublich entspannend.

Als Noah die Augen wieder öffnet, ist die Traumwelt verschwunden. Dafür ist die Realität umso deutlicher zu spüren. Alles scheint zu kleben. Er lässt die Decke los und greift jetzt auch mit der anderen Hand nach unten. Feucht.

Leise steht er auf, schlüpft aus seinen Shorts und wischt sich sauber. Ohne Licht zu machen, schleicht Noah ins Badezimmer. Tastet nach dem kleinen Putzeimer, lässt etwas Wasser einlaufen und verschwindet samt Eimer wieder in seinem Zimmer. Seine Mutter kriegt ja so schon immer die Krise, da beugt er lieber vor. Den Eimer mit der eingeweichten Shorts lässt er im Schrank verschwinden, morgen wird er ihn irgendwie zurück ins Bad und die Shorts unter die Wäsche schummeln. Hauptsache seine Mutter sieht die Flecken nicht.

Stress will er keinen riskieren, jetzt sowieso nicht mehr. Hausarrest ist das Letzte, was er gebrauchen könnte.

Am nächsten Morgen sieht er zu, dass er zeitig aus dem Haus kommt. Er klingelt bei Linus. Seine Mutter öffnet und sieht Noah verwundert an.

„Noah, es ist noch nicht einmal acht.“

„Ich ... oh ... ich wollte zu Linus ...“, stottert er.

„Na so ein Zufall aber auch!“, meint sie nur. „Dann geh mal nach oben, du weißt ja wo sein Zimmer ist!“

Er drückt sich an ihr vorbei, spurtet die Treppe ins Obergeschoss hoch und lässt sich Sekunden später auf seinen schlafenden, besten Freund fallen.

Der ist mit so vielen sexuellen Informationen so früh am Morgen jedoch heillos überfordert.

Völlig verwirrt reibt er sich den Schlaf aus den Augen. Gerade noch hatte er von seiner Freundin Johanna geträumt und davon, was ihre Hände bei ihm alles so auslösen und nun hockt sein bester Freund bei ihm im Bett und erzählt ihm praktisch das Gleiche, nur eben im Alleingang und mit den Gedanken bei einem Kerl.

„Jetzt mach doch mal langsam!“, schnauzt er ihn an. „Lass mich doch erst mal wach werden, bevor du mir so was erzählst!“

Noah hibbelt aufgeregt herum, beginnt dann noch mal von vorne.

„Und wie heißt dein Traumprinz?“, fragt Linus nach einer Weile.

„Na Gregor, hör doch mal zu ... das sag ich doch die ganze Zeit!“

„Mit Nachnamen ... Mann.“

Noah stockt. Wie heißt Gregor denn mit Nachnamen? Er hat keine Ahnung.

Linus sieht ihn an und beginnt zu lachen.

„Du bist ja ’n Held. Schwärmst mir was vor und weißt nicht mal wie er heißt. Hast du wenigstens ’ne Telefonnummer?“

Noah schüttelt den Kopf.

„Ne Ahnung, wo er wohnt?“

Wieder ein Kopfschütteln.

„Und woher willst du dann wissen, dass der jetzt nicht sonst wo hockt und sich den Arsch über dich ablacht?“, fragt Linus.

„Er hat gesagt, dass wir uns wiedersehen ... und er hat mich geküsst!“

„So richtig?“

„Naja fast halt, so auf die Stirn!“

„Auf die Stirn ... und du bist sicher, dass du das alles nicht nur geträumt hast?“

„Ja, ganz sicher. Mann, ich bin doch nicht blöd.“

Linus zieht eine verschmitze Grimasse.

„Da wäre ich mir nicht so sicher!“

Ein Knuff- ein Knuff zurück und schon ist die schönste Balgerei im Gange. Später liegen sie gemeinsam auf dem Boden.

„Ich will Gregor, verdammt! Ich will ihn einfach, Linus!“

Linus fährt ihm über den Kopf.

„Ich will auch ... und zwar frühstücken.“


Heiße Luft schlägt mir ins Gesicht, dann hält Noah mir die Schüssel mit den fertigen Bratäpfeln unter die Nase.

„Soll keiner behaupten, ich könnte vor lauter Masturbieren nicht ans Essen denken!“

„Eher vor lauter Geschichten übers Masturbieren!“, erwidere ich und ziehe mich hoch.

„Auf jeden Fall kriegt man davon Hunger!“

„Vom Masturbieren, vom Erzählen drüber oder vom Zuhören?“

„Such dir was aus und wenn du was gefunden hast, komm ins Wohnzimmer, da ist es wärmer.“

Er schüttet die Vanillesoße über die Äpfel, schnappt sich zwei Teller und unsere Teegläser und bugsiert alles irgendwie durch den Flur und heil ins Wohnzimmer.

Ich folge mit dem Besteck und fühle mich damit irgendwie unterfordert.

Keine drei Minuten später werde ich erneut Zeugin seiner Leidenschaft für alles, was irgendwie mit Essen zu tun hat.

Kurz darauf hält er sich stöhnend den Bauch.

„Definitiv überfressen!“, diagnostiziert er.

„Definitiv selber schuld!“

„Man muss das Leben genießen so lange es geht.“

„Auch wenn man dafür Schmerzen in Kauf nehmen muss?“

„Es gibt gute und schlechte Schmerzen. Gute zeigen einem, dass man noch am Leben ist. Dass man nicht mehr oder noch nicht völlig abgestumpft ist. Dass man immer noch fühlen kann und empfinden.“

„Und schlechte Schmerzen?“

„Schlechte Schmerzen richten dich zugrunde. Sie ziehen dich runter, immer weiter und je mehr du dagegen ankämpfst, desto schlimmer werden sie. Sie machen alles dunkel – dich und deine Gedanken, die ganze Welt um dich herum und alles dreht sich für dich nur noch um den Auslöser der Schmerzen und die Schmerzen selbst. Du kannst versuchen sie zu verdrängen, aber sie kommen immer wieder. Und jedes Mal wenn sie wiederkommen, sind sie noch schlimmer und grässlicher als vorher.“

Noahs Stimme ist ganz rau geworden. Ich würde gerne mehr darüber wissen, aber es ist einfach der falsche Zeitpunkt. Mit was könnte ich ihn jetzt ablenken?

„Noah? Erzählst du weiter? Von dir und Gregor?“

Er lächelt, schiebt sich ein Kissen unter den Kopf und öffnet den Mund. Ich kuschele mich dazu und gratuliere mir innerlich zu meiner natürlich ungemein uneigennützigen Idee.


Nach dem doch recht ausgedehnten Frühstück verabschiedet sich Noah von Linus und dessen Familie. Er streunt draußen herum. Es ist Januar und dementsprechend kalt, aber Noah stört das nicht. Die Kälte treibt ihn an. Das Gespräch mit Linus hat ihn nachdenklich gemacht.

War es für Gregor nur ein Spaß? Vielleicht hat er sich mit seinen Freunden über den Deppen lustig gemacht, der drei Mal die Woche alleine auf der Tribüne sitzt und dem fast der Sabber aus dem Mund tropft, wenn Gregor an die Geräte geht.

Seine Freunde waren aber gestern nirgends zu sehen. Er und Gregor waren alleine unterwegs - die ganze Zeit. Außerdem hat er ihn umarmt, ihn geküsst, er hat verflixt noch mal den ganzen Weg über seine Hand gehalten.

Aber er hat ihm nicht seine Telefonnummer gegeben. Warum nicht? Weil er wusste, dass sie sich am Montag wieder sehen würden? Oder wollte er es nicht?

Noah macht sich auf den Heimweg. Die ganze Lauferei hat ihn nicht wirklich zu einem Ergebnis gebracht. Dementsprechend frustriert tritt er das Tor auf, das zu dem größeren Wohnblock führt, in dem er mit seiner Mutter wohnt.

Jemand schreitet die Briefkästen ab. Hin und zurück, wieder hin und zurück. Ein Seufzen, dann dreht sich der Jemand um.

„Gregor!“

Die Worte kommen viel zu hoch aus seinem Mund und Noah wird rot. Das ‚sich cool zeigen‘ kann er abhaken, er spürt, wie die Röte seine Wangen hochklettert und anscheinend beschließt, ihn vollends lächerlich zu machen.

„Hey Noah!“

Gregor lächelt und fährt sich durch die Haare. Seine Jacke rutscht dabei ein gutes Stück hoch, zieht die Kleidungstücke darunter mit sich. Gregors Hose sitzt tief, nicht im Hopper-Stil, sondern anders- auf eine schöne Art tief eben. Einige Härchen bilden eine gerade, senkrechte Linie, die im Bund seiner Shorts verschwindet.

Noah fühlt seine Wangen brennen. Seine Gedanken wandern zu dem Zielort dieser Linie. Er hört, dass Gregor etwas sagt, kann aber nicht darauf eingehen. Wie denn auch, wenn er permanent am Schlucken ist?

Eine Hand erscheint vor Gregors Schritt. Was hat die denn da zu suchen? Die Hand zögert nur kurz, dann lässt sie Daumen und Zeigefinger zusammenschnippen. Noah zuckt erschrocken zusammen.

„Na, ist der Bann gebrochen?“, Gregor grinst.

‚Ein gütiger Gott würde einen jetzt sterben lassen‘, denkt Noah.

„Ich ... eh ... ich wollte nicht starren!“

„Glaub ich dir, du wolltest mir sicher in die Augen gucken und hast nicht gewusst, wo die bei mir sind.“

Für alle, die es bis dato nicht glauben konnten: Soeben wurde der Beweis erbracht, dass es keinen gütigen Gott gibt!

„Ich muss jetzt rein! Machs gut!“

Er stapft an Gregor vorbei, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Es hätte ein glorreicher Abgang werden können, leider hat Noah vergessen, Gregors Reaktion mit einzuplanen.

„Sag mal, hab ich dir was getan?“

„Nein!“

„Dann bist du sauer, weil ich dir nichts getan habe?“

„Ich bin überhaupt nicht sauer und ich muss jetzt rein.“

Das Leben ist hinterhältig und boshaft, wie sonst lässt sich erklären, dass man in solchen Momenten nie den Schlüssel in das Türschloss kriegt?

Zwei Hände legen sich von hinten um seine Hüfte. Noah spürt, dass Gregor dicht hinter ihm steht, fühlt einen Lufthauch an seiner Wange. Dann schmiegt sich ein kaltes Gesicht an seinen Hals.

Noah hat vergessen, wie man atmet.

Eine von Gregors Händen schließt sich um seine eigene Hand, führt die Hand samt Schlüssel wieder zur Tür und steckt vorsichtig den Schlüssel ins Schloss.

„Wovor rennst du weg Noah?“

„Vor gar nichts!“

„Bist du sicher?“

Statt zu antworten, dreht Noah sich um, sieht Gregor in die Augen und betrachtet dessen Gesicht. So unwohl er sich bisher in seiner Nähe gefühlt hat, desto wohler fühlt er sich jetzt.

Gregor lehnt sich gegen die Wand, zieht Noah mit sich und fährt ihm mit den Händen über seinen Rücken. Eine seiner Hände verweilt schließlich wieder auf Hüfthöhe, die andere fühlt Noah in seinem Nacken. Sie streicht sanft von unten nach oben.

Die Gesichter der beiden nähern sich. Noah schließt die Augen und spürt Gregors Lippen auf seinen eigenen. Die Zeit scheint still zu stehen.


Ich öffne die Augen.

Noah hat nicht weitergesprochen.

Sein Atem geht tief und gleichmäßig, er ist tatsächlich während des Erzählens eingeschlafen. Vorsichtig stehe ich auf, hole seine Decke und werfe sie über ihn. Er wird nicht wach. Ich hocke mich in die andere Ecke der Couch, umschlinge meine Knie mit den Armen und sehe Noah beim Schlafen zu. Ein Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht, es scheint ein schöner Traum zu sein.

Donnerstag, 6.12.07

Ich werfe einen raschen Blick auf meine Armbanduhr. Es ist bereits halb zehn. Eigentlich habe ich immer um zehn vor neun Feierabend. Ja gut, hatte ich heute auch, nur heute habe ich mich gnadenlos mit meiner Kollegin verquatscht.

Ich laufe schneller.

Und habe Glück.

Genau in dem Moment, als ich bei Noahs Tante klingeln will, um mich unbemerkt ins Haus zu schleichen, öffnet sich die Tür von selbst. Thomas, der Mann von Noahs Tante, steht vor mir. In der Hand die Leine des noch recht jungen Collies, den die beiden versorgen, bis die eigentlichen Besitzer wieder aus dem Urlaub zurückkommen.

„Na hallo, Besuch zu so später Stunde? Willst du zu Noah?“

Ich nicke.

„Es ist Nikolaus!“, sage ich grinsend. „Und bei mir wurde fälschlicherweise etwas für Noah abgegeben!“

Thomas schmunzelt, tritt dann ins Freie und erschaudert. Er sieht zu dem Hund herunter:

„Und du bist dir ganz sicher, dass du noch mal musst?“

„Dem seltsamen Getänzel nach wirst du wohl nicht drum rum kommen!“, meine ich und beobachte, wie der Hund versucht Thomas in Richtung Vorgarten zu ziehen.

Thomas schüttelt den Kopf.

„Nichts ist mein Freund!“, höre ich ihn sagen, als ich die Treppe hochsteige. „Diesen Garten habe ich mit viel Liebe gehegt und gepflegt, und du wirst ihn mir jetzt sicher nicht zu Tode wässern!“

Vor Noahs Tür angekommen, befreie ich vorsichtig den Nikolausstiefel aus meiner Tasche.

Gestern Abend habe ich ihn aus Karton zusammengebastelt, rot angemalt und mit Watte verziert. Einige Dellen hat er mittlerweile zwar, aber der Inhalt ist noch ganz. Ich stelle den Stiefel vor die Tür.

Nachdem ich unten an der Haustür geklingelt habe, dauert es eine ganze Weile, bis der Summer ertönt.

Noah freut sich wie ein Kind über seinen Stiefel, und wenn man es genau nimmt, trägt er ihn auch mit der gleichen Vorsicht in sein Wohnzimmer, wie andere ihr Baby. Als er seine heiß geliebten Lebkuchen entdeckt, strahlen seine Augen richtig.

„Hey, du hast ja einen Adventskranz. Der war neulich noch nicht da!“, bemerke ich.

Es ein schöner Kranz, mit vier unterschiedlich großen, roten Kerzen. Ein rotes Band wurde liebevoll über das Tannengrün gelegt und einige Zimtstangenhälften und getrocknete Orangenscheiben sind daran festgesteckt.

„Margit hat ihn selbstgemacht und dann vergessen, ihn am Sonntag runterzubringen.“ Er lächelt.

„Sieht aus wie unserer daheim, nur etwas kleiner!“

„Für mich reicht er völlig!“

Noah fährt zärtlich mit den Fingerspitzen über das Grün, bevor er die Mandarinen und Walnüsse aus seinem Stiefel in die leere Mitte des Kranzes legt.

Die Lebkuchen hat er gleich aufgerissen und das erste Drittel geht bereits dem Ende entgegen.

Ich deute auf seinen Laptop, er ist zwar hochgefahren, aber nur der Bildschirmschoner ist zu sehen.

„Hab ich dich bei was gestört?“, frage ich.

„Nee, ich war soweit eigentlich fertig. Linus hatte gemailt!“

Jede Woche erstattet sein bester Freund ihm ausführlich Bericht über sein Auslandssemester in den USA und jede Woche fiebert Noah der Mail entgegen.

„Geht’s ihm gut?“

„Und wie. Der blüht richtig auf. Die Einzige, die sich daran stört, ist seine Freundin. Der ist dass nicht so recht, dass er so oft abends weggeht. Kein Vertrauen die Frau! Aber er muss selbst wissen, wie er damit umgeht.“

„Brav!“, antworte ich lachend.

„Oh hey, ich hab übrigens ‚Hürdenlauf‘* (Hürdenlauf – Jonathan Möller) noch mal gelesen, also fast. So n Viertel. Eigentlich nur n paar Sätze, aber hallo, ich hab es versucht.“

„Wenn du einen Moment wartest, such ich dir ein Leckerli zur Belohnung.“

Noch während ich am Reden bin, beißt sich Noah eine Lebkuchensternecke ab und kaut genießerisch.

„Welchen Teil hast du denn gelesen?“

Noah hebt zwei Finger.

„Den zweiten? Hatten wir den nicht schon?“

Noah nickt, muss aber erst noch runterschlucken, bevor er antworten kann.

„Wir hatten ihn schon, aber ich hab ihn nicht mehr zusammenbekommen. Also hab ich mich noch mal rangesetzt.“

Ich schnappe mir den Laptop und klicke den firefox an.

Es dauert nicht lang und das zweite Kapitel liegt vor uns.

„Also, bis wohin bist du gekommen?“

Noah kneift die Augen zusammen und konzentriert sich.

„Irgendwer baut ne Küche auseinander ...“*

„Ah, warte hier steht was: ‚Alex nimmt zusammen mit Andrés Vater die Küche auseinander.‘* Meinst du den?“

„Ja genau!“

Ich halte es für besser nicht zu sagen, dass das mit Sicherheit nicht ein Viertel des Kapitels war, und beginne weiterzulesen.

Das Kapitel endet mit drei Worten.

‚Wir küssen uns.‘*

Ich stupse Noah an. Er liegt völlig relaxt auf der Couch, mit geschlossenen Augen und hat scheinbar nicht registriert, dass das Kapitel zuende ist.

Stupsen wir eben noch mal.

Er öffnet ein Auge.

„Ich hatte mir das gerade so schön vorgestellt!“

„Dann war das in deiner Fantasie wohl ein recht langer Kuss!“

„Warum denn auch nicht?“

Plötzlich kommt mir ein Gedanke und ich beende die Internetverbindung mit einem schnellen Mausklick.

„Wo wir gerade beim Thema ‚Küssen‘ sind. Da fällt mir doch eine Geschichte ein, die man mir gerade erzählt. Es geht wohl um die erste Liebe und ganz am Schluss bekam man den ersten Kuss hautnah mit ...“

Noah lächelt sanft.

„Du musst was verwechseln, das war kein Schluss, sondern der Anfang.“

Er fährt sich mit der Hand übers Gesicht, kuschelt sich dann wieder an mich und erzählt weiter.


Es ist Montagabend. Gregor turnt gerade am Barren und wie üblich sitzt Noah auf der Tribüne. Er schaut auf die Uhr. Noch etwa eine Viertelstunde, dann ist Feierabend. Gregor landet gerade weich und sicher auf der Matte, reckt seine Arme empor und beendet die Einheit mit einem Lob seines Trainers.

Seine Augen huschen nach oben auf die Tribüne, er weiß, dass Noah dort ist und ihm zusieht.

Der kleine Kerl war ihm schon früh aufgefallen. Die schüchterne, kleine Schwarzhaarige, die früher immer in der Gruppe vor ihm trainiert hatte, schien seine Freundin zu sein. Jedenfalls waren die beiden immer gemeinsam verschwunden.

Dann war sie nicht mehr gekommen, ganz im Gegensatz zu ihrem Freund und Gregor hatte gespürt, dass die Blicke des Jungen ihm galten.

‚Zu jung‘, hatte er sich gesagt. Er selber war 18 und eigentlich suchte er auch eher jemanden in seinem Alter. Aber jemanden zu vergessen, den mal drei Mal die Woche sieht, fällt ganz schön schwer. Besonders wenn derjenige, den man vergessen will, einen nicht aus den Augen lässt.

Also hatte er eines Abends auf ihn gewartet, ihn abgefangen und in ein Gespräch verwickelt. Das fiel ihm leichter, als er gedacht hatte, denn der Kleine hatte es geschafft - genau vor seinen Augen - die Treppe runterzusegeln.

Er hatte ihn nachhause gebracht, auf die Stirn geküsst und war dann gegangen. ‚Nur nichts überstürzen, lass es langsam angehen!‘ Doch am nächsten Tag hatte er es schon nicht mehr ausgehalten. Ihm war aufgefallen, dass er noch nicht mal den Nachnamen des Anderen wusste.

Also hatte er die Briefkästen nach einem ‚Noah‘ abgesucht und natürlich keinen gefunden. Gerade als er aufgeben wollte, hatte er seine Stimme gehört. Recht hoch für einen Fünfzehnjährigen und Noah wurde auch prompt rot. Aus irgendeinem Grund hatte der ihn dann wie hypnotisiert angestarrt, war daraufhin noch röter geworden und hatte versucht, ins Haus zu flüchten.

Doch stattdessen hatten sie sich geküsst und er, Gregor, hatte sich nur mit Müh und Not zusammenreißen können.

‚Und hier stehen wir jetzt!‘, sagt Gregor, sieht sich in der Halle um und muss unwillkürlich lächeln.

„Hey Rego, träumst du oder was?“ Jemand stößt ihn mit dem Ellenbogen an. „Das Training ist vorbei, kommst du?“

„Ja klar!“ Gregor packt seine Sachen, schaut noch einmal hoch zur Tribüne, hebt den Arm und spreizt alle fünf Finger ab.

‚In fünf Minuten bin ich fertig‘ heißt das und Noah nickt.

Später auf dem Heimweg zieht Gregor Noah in seine Arme. Der Kleine kuschelt sich an ihn und Gregor wird ganz warm ums Herz.

Mittlerweile ist es April und die Abende sind deutlich milder geworden. Die diesjährigen Frühlingsgefühle haben es mit beiden mehr als gut gemeint. Noah ist jetzt oft bei Gregor. Hier muss er sich nicht verstecken und kann so sein, wie er ist. Gregor ist schon länger geoutet. Dessen Eltern haben damit keine Probleme und Noah fühlt sich von Anfang an bei ihnen wohl.

Heide beunruhigt die ganze Sache. Sie versteht nicht, warum Noah soviel Zeit mit dem älteren Jungen verbringt. Als ihr eine ihrer Freundinnen erzählt, dass sie beide händchenhaltend in der Stadt gesehen hat, schrillen bei Heide sämtliche Alarmglocken.

Die schrillen wenig später auch bei Ben und Caro, denen Heide in unzähligen Telefonaten von Noahs ‚sonderbarem‘ Verhalten erzählt hat. Doch die beiden machen sich weniger Sorgen um ihren kleinen Bruder, sondern eher darüber, wie die, doch recht konservative, Mutter damit umgeht.

Als Noah wieder einmal bei Ben übernachtet, spricht der ihn auf das Thema an.

„Dieser Gregor, von dem du so oft erzählst, ist das eigentlich dein Freund?“

Noah schluckt. Bisher hat er seinem Bruder immer alles erzählt, dieses Thema aber immer gemieden.

„Ich will Dir nur sagen, dass das für mich überhaupt nichts ändern würde. Du bist mein kleiner Bruder und ich liebe dich so wie du bist. Und wenn ich irgendwann statt einer Schwägerin einen Schwager habe, macht mir das gar nichts. Die Hauptsache ist doch, dass du glücklich bist, hm?“

Jetzt kann Noah erst recht nichts mehr sagen, denn jetzt laufen ihm Tränen übers Gesicht.

Aber er muss auch nicht mehr. Ben zieht ihn in seine Arme, wiegt ihn sacht hin und her.

Caro hat genauso wenig Probleme damit wie Ben. Ihr Statement dazu gleicht dem ihres Bruders.

„Aber versprich mir auf dich aufzupassen!“, sagt sie noch. „Und bring deinen Gregor mal mit wenn du wieder herkommst. Ein bisschen auf den Zahn fühlen muss ich ihm schon. Das ist meine Pflicht als Älteste.“

Mit der Unterstützung von Gregor, Ben und Caro traut sich Noah dann auch Heide die Wahrheit zu sagen. Begeistert ist sie nicht, wirklich nicht, doch der ganz große, befürchtete Streit bleibt vorerst aus.

Trotzdem halten sich Gregor und er lieber bei Gregor daheim auf. Dessen Freunde kommen gut mit Noah aus. Den Altersunterschied lassen sie gekonnt unter den Tisch fallen und so lernt Noah einige Discos viel früher kennen, als er gedacht hatte.

Dennoch führt dieser verfrühte Einstieg in das Partyleben bei Noah zu einigen inneren Konflikten. Er sieht, wie ausschweifend auf solchen Partys geknutscht und gefummelt wird und genau das bereitet ihm Kopfzerbrechen.

Bis auf ein paar ausgedehnte Kussorgien und einigen ausgetauschten Zärtlichkeiten oberhalb der Gürtellinie ist nicht wirklich viel passiert. Er spürt, dass Gregor sich zusammenreißt und sich immer wieder selbst zum ‚Zeit lassen‘ zwingt. Es ist nicht so, dass Noah nicht weitergehen will, nur ist die Angst vor dem, was da passieren wird, einfach übermächtig.

Die Versuche mit Linus darüber zu sprechen, scheitern daran, dass der sich Sex mit einem Jungen so gar nicht vorstellen kann. Zwar hat er mittlerweile deutlich mehr Erfahrung, aber eben immer nur mit Mädchen.

„Wir schauen jetzt einfach mal im Internet nach. Da wird sich schon was finden, was dir hilft“, meint Linus.

Und sie werden fündig. Ein Forum für schwule Jugendliche eröffnet Noah ganz andere Welten und er merkt, dass er mit seiner Angst nicht alleine ist. Er liest und liest und liest. Findet immer mehr Antworten und Stück für Stück beginnt er unbemerkt seine innere Mauer abzubauen.

Die Situation zwischen Gregor und Noah entspannt sich deutlich. Der Druck, unbedingt sofort alles können oder jemandem etwas beweisen zu müssen, ist vollends verschwunden.

Als hätte sich in seinem Kopf ein Schalter umgelegt, so fühlt es sich an und Noah kann seine Finger plötzlich nicht mehr von Gregor lassen.

Mal zärtlich, mal etwas wilder wird jeder Zentimeter des anderen erforscht. Schnell hat er herausgefunden, was Gregor erregt und eines Abends beschließt er den einen, großen Schritt nach vorne zu machen.

„Ist alles ok mit dir? Du bist so ruhig heute“

„Ist alles bestens.“ Noah strahlt Gregor an. „Willst du jetzt noch duschen?“

Gregor nickt.

„Ich wollte ja in der Halle, aber da hatte es jemand so eilig!“, antwortet er. „Also, ich beeil mich.“

Ein sanfter Kuss auf den Mund, dann ist er weg.

Noah stellt sich ans Fenster und sieht hinaus. Es ist angenehm warm draußen, ist ja auch schon Juli. Trotzdem dreht er den Griff herum, schließt das Fenster, sperrt die Gerüche und Geräusche aus. Dann lässt er langsam den Rollladen herunter.

Es wird dunkel im Zimmer. Doch Noah bewegt sich zielsicher auf Gregors Bodenlampe zu, drückt den Schalter und gedämpftes Licht erfüllt den Raum.

Er lässt sich auf das Bett fallen, fingert nach seinem Rucksack, zieht etwas heraus und legt es auf den Nachttisch- verschiebt es noch mal, stopft dann seinen Rucksack in eine Ecke.

Die Uhr an der Wand tickt leise. Noah spürt das Blut in seinen Adern pochen.

Plötzlich steht Gregor wieder im Zimmer. Sein braungebrannter Oberkörper glänzt vor Nässe. Seine Haare sind noch feucht. An den Haarspitzen sammelt sich das Wasser, tropft auf sein Gesicht und seine Brust. Einzelnen Tropfen bahnen sich ihren Weg nach unten, schmale Rinnsale, von denen die wenigsten das Handtuch erreichen, das er sich um die Hüften geschlungen hat.

Noah zittert, sein ganzer Körper vibriert, als er sich Gregor nähert, sich zärtlich an ihn drückt.

Seine Hände gleiten von dem makellosen Gesicht über den muskulösen Oberkörper bis auf den Rücken. Seine Lippen saugen einzelne Wassertropfen auf, wandern langsam über den Hals nach oben zu diesen rauen und doch irgendwie so weichen Lippen. Spielerisch knabbert er an ihnen, lässt seine Zunge darüber fahren und macht sich, als Gregor seinen Mund öffnet, wieder auf den Weg nach unten. Seine Brustwarzen wirken steinhart, als er sie mit den Lippen berührt.

Gregor atmet jetzt heftig, sein Brustkorb hebt und senkt sich rhythmisch und endlich, endlich fällt die Spannung von ihm ab.

Er zieht Noah enger an sich, küsst ihn, küsst jede Stelle, die er erreichen kann und das Keuchen wird lauter.

Hände schieben sich unter Noahs Shirt, ziehen es ihm über den Kopf. Er spürt, wie sich Gregors Becken gegen seines presst und ein unglaubliches Verlangen macht sich in ihm breit. Gregors Finger öffnen den Gürtel von seiner Jeans, streifen sie nach unten, streichen und fassen an ihm herum.

Sie stolpern Richtung Bett, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Lassen sich darauf fallen, versinken beinahe und langsam, ganz langsam zieht Noah Gregor das Handtuch vom Körper.


*Hürdenlauf
Autor: Jonathan Möller
2006-2008
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