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Die troidischen Drei

Teil 4 - Frostig

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Inhaltsverzeichnis

1

Nachdem das uralte Erbstück sicher in dem Geheimversteck verstaut war, aßen sie gemütlich weiter. Währenddessen redeten sie aber nicht viel. Erst als sie fertig waren, fingen sie wieder damit an.

"Wie wollt ihr das eigentlich anstellen? Die Kräfte, meine ich. Also, wie ihr sie herausbekommen wollt." Duncan bemerkte selbst, dass er sich in seiner Fragestellung ziemlich ungeschickt angestellt hatte, doch es war bereits zu spät, um etwas daran zu ändern. Seine Eltern verstanden ihn glücklicherweise auch so.

"Das ist gar nicht so einfach. Stell dir das nicht leicht vor!", sagte Droy und trank einen Schluck von seinem Kaffee.

"Du musst dir das so vorstellen: Wir benutzen ein Buch, in dem alle bisher bekannten Kräfte aufgelistet sind. Daraus probieren wir dann jede einzeln durch und finden so hoffentlich heraus, welche in dir ihr Nest gebaut haben. Man muss jede Fähigkeit natürlich anders angehen, aber das ist alles in dem Buch vermerkt", beschrieb Dine es Duncan. "Wir gucken uns das nachher mal an."

"Heißt das wir fangen heute schon damit an? Ich fühl mich richtig fit, wirklich." Er setzte dabei eine bittende und zugleich begeisterte Miene auf.

Dine schien unsicher über die Antwort zu sein. Sie sah zu Droy rüber. Der nahm noch einen Schluck aus seiner Kaffeetasse.

"Nein", sagte er kurz und entschlossen.

Duncan, der damit nicht gerechnet hatte, sackte auf seinem Stuhl zusammen. Seine Enttäuschung war groß. Er wollte diskutieren, nach dem Grund fragen, obwohl er aus Erfahrung wusste, dass er mit seinem Vater nicht feilschen brauchte.

"Bitte, Papa. Ich bin wirklich wieder gesund. Außerdem soll ich mich doch verteidigen können."

Droy schüttelte nur den Kopf und sah Duncan mit ernstem Blick an. Es war zum Verzweifeln. Er verstand seinen Vater nicht. Doch mit einem Mal erkannte er in dem Gesicht seines Vaters ein schwaches Grinsen. Droy versuchte, es zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht.

,,Och, Mann!", fluchte Duncan, denn nun war ihm klar, dass sein Vater seine hohe Position wieder einmal ausnutzte und ihn neckte. Beleidigt verschränkte er die Arme vor seiner Brust, doch grinste er dabei ebenfalls. "Ich will unbedingt üben, bitte. Ihr wollte doch auch wissen, was ich für Fähigkeiten habe."

"Hatten wir nicht vorhin von Geduld gesprochen?", fragte Droy vorwurfsvoll, denn das Spiel war noch nicht beendet.

"Das können wir doch üben, wenn ich weiß, welche Kräfte ich habe", meinte Duncan mit einer konfusen Logik, die er des Öfteren an den Tag legte.

Nach dieser Aussage mussten Dine und Droy lachen. Sie war zu widersprüchlich, als dass man ihr keine Reaktion entgegen bringen konnte.

"Heute bring ich dir zunächst ein paar kleine Tricks bei, die mit wenig Magieaufwand sehr viel bewirken können. Wenn du mit denen klarkommst, wagen wir uns an die richtigen Fähigkeiten", erläuterte Droy.

Duncan akzeptierte den Plan, da ihm keine andere Wahl blieb, aber auch, weil er zufrieden damit war, überhaupt auf magische Weise zu experimentieren. Seine Minderwertigkeitskomplexe waren vorerst auch verschwunden.

2

Nachdem die drei den Tisch abgeräumt und Duncans Eltern sich angezogen und gewaschen hatten, wollten sie die versprochenen Tricks von Droy angehen. Keiner der beiden musste an diesem Tag arbeiten, da sie sich, mit der Begründung, dass Duncan noch krank sei, frei nahmen. Im Wohnzimmer wurden die zerbrechlichen Gegenstände von Dine mit einer Handbewegung in einer Ecke verstaut. Es bereitete ihr Spaß, ihre Kräfte wieder zu benutzen.

Droy begann mit Duncan, während Dine sich auf der Couch platzierte, um von dort aus Ratschläge zu geben und zu überprüfen, ob alles mit rechten Dingen zuging.

"Gut. Ich würde sagen, wir fangen mit dem Spruch an, den du heut morgen ausprobiert hast. Wie hieß er noch gleich?"

"Heräis", half Duncan ihm auf die Sprünge und erwartete einen Gegenstand, der dieses Mal in Form von einer Zeitung ankam, weil er sie sich kurz zuvor angesehen hatte. Jetzt war er allerdings vorbereitet gewesen und hatte sie mit einer Hand abgewehrt. Er hob sie auf und legte sie zurück an ihren Platz, woraufhin Droy und Dine leicht schmunzelten.

"Genau. Eigentlich gibt es diesen Spruch nicht, aber er scheint mir recht wirksam zu sein. Wenn du ihn richtig beherrschst, könnte er dir von großem Nutzen sein. Nehmen wir das Kissen da drüben." Er zeigte auf ein grünes, das auf der Couch lag und weich genug war, um wenig Schaden anzurichten.

"Was soll ich machen?", fragte Duncan, bereit zu tun, was Droy verlangte.

"Hol zuerst das Kissen zu dir, ohne dass es gleich in dein Gesicht fliegt! Es muss in der Geschwindigkeit zu dir kommen, die du vorgibst."

Duncan probierte es, doch es klappte nicht wirklich. Das Kissen flog abermals mit großer Geschwindigkeit auf ihn zu, so dass er es nur schwer auffangen konnte. Er musste es noch viele Male wiederholen, bis es einigermaßen funktionierte. Er bekam sogar langsam ein Gefühl für die Magie in ihm, was ihm erheblich half. Stolz breitete sich in ihm aus, da er es nicht für möglich gehalten hatte, dass er das mit den Zaubersprüchen so relativ leicht hinbekam. Er übte es noch ein paar Mal, bis es problemlos funktionierte, und dann, nach immerhin über einer Stunde, wollte Droy etwas Schwierigeres versuchen.

"Sehr gut", lobte er Duncan, als er das Kissen langsam in seine Hände gleiten ließ. "Nun würde ich damit anfangen, das Kissen nicht nur zu dir zu holen, sondern auch mal irgendwohin zu schleudern. Meinst du, das geht?", fragte er ihn unsicher, da er sich mit diesem Spruch selbst nicht auskannte.

"Ich kann es versuchen", meinte Duncan, der noch weniger Bescheid wusste als sein Vater.

"Gut, dann konzentrier dich darauf, das Kissen woanders hinzulenken. Am besten du lässt es von mir zu deiner Mutter fliegen!", schlug Droy vor und nahm sich das Kissen, was sich in Duncans Händen befand.

"Heräis!", rief Duncan.

Das Kissen bewegte sich nicht zu ihm zurück, leider landete es aber auch nicht bei Dine, sondern irgendwo dazwischen.

"Immerhin", sagte Droy und forderte mehr Einsatz.

Sein Sohn versuchte es, und ohne das Kissen vom Boden aufheben zu lassen, sagte er den Spruch. Er wollte es zu Droy schleudern, was aber misslang, auch wenn es nur einen Meter zu weit rechts vorbeizischte und gegen die Wand flog.

Nach weiteren, immer erfolgreicheren Versuchen gelang ihm auch das. Es befriedigte ihn ungemein, besonders da er von der Stärke seiner Magie tief beeindruckt war, selbst wenn er noch viel Übung gebrauchen konnte.

"Prima!", sagte Droy stolz, als Duncan das Kissen von Dine zu ihm schleuderte, ohne dass irgendwer Schaden dabei nahm. "Wisst ihr, ich hab da eine Theorie! Könntest du versuchen, das Kissen, ohne dass du den Spruch sagst und ohne die Arme zu bewegen, wegzutransportieren?"

Duncan wusste nicht genau, was sein Vater damit bezwecken wollte, aber jetzt, da er ein wenig Übung mit diesem Spruch hatte, konnte er sich vorstellen, was er zu tun hatte. Es klappte jedoch nicht. Das Kissen bewegte sich nicht von der Stelle.

"Probier es erneut, aber benutz deine Hände", schlug Dine vor. Auch das ging nicht, aber Dine gab nicht auf. "Und wenn du den Gegenstand nennst, anstatt den Spruch?"

Er nannte es und ließ seine Hände dabei auf das Kissen zeigen. Seltsamerweise funktionierte es nun, auch wenn er den Spruch nicht benutzte.

"Das ist ungewöhnlich", meinte Droy. "Normalerweise braucht man keine Handbewegung für einen Zauberspruch, genauso wenig dürfte irgendetwas beim bloßen Benennen des Gegenstandes funktionieren." Er erläuterte ihnen seine widerlegte Theorie: "Ich hatte erst gedacht, dass du den Spruch einfach nur gebraucht hast, um deine innere Fähigkeit zu aktivieren. Du hast dich so sehr davor gefürchtet, keine Fähigkeiten zu haben, dass du nur mit diesem Spruch darauf Zugriff nehmen konntest. Es hat dein Selbstvertrauen gestärkt, da du einem Spruch mehr Vertrauen geschenkt hast als dir selbst. Anscheinend gibt es einen anderen Grund dafür, dass du das kannst."

Dine hatte längst eine Ahnung, warum es Duncan trotz der Widersprüche gelang: "Droy, ich glaube nicht, dass es seine Fähigkeit ist, Dinge zu bewegen. Erst dachte ich, dass er einen neuen Zauberspruch erfunden hat, aber wie wir gesehen haben, braucht er ihn nicht wirklich. Deswegen denke ich, dass er eine spezielle Kraft hat. Erinnerst du dich noch an Ururgroßvater Denver?"

Duncan fand es ziemlich verwirrend, wie seine Eltern mit tausend Theorien ankamen. Jetzt begann es aber zum ersten Mal spannend zu werden, denn es war die Rede von einem Verwandten, was in diesem Haus bisher kein einziges Mal passiert war. Alle Gespräche über Verstorbene waren abrupt abgebrochen worden, was Duncan nie gefallen hatte. Er konnte sich mittlerweile allerdings vorstellen, warum er keine lebenden Verwandte hatte, bei dem aufgezwungenen Berufszweig der Familie, und er verstand, warum ihm aufgrund des Geheimnisses nicht viel über sie erzählt worden war.

"Ja, natürlich. Wie könnte ich ihn vergessen", antwortete er, unwissend, worauf Dine hinauswollte.

"Ururgroßvater konnte so etwas doch auch", erzählte Dine und Droy schien zu verstehen, was sie meinte. "Ururgroßvater Denver konnte Sachen implodieren lassen, aber nur wenn er etwas sagte, wie zum Beispiel einen Spruch oder den Namen des Dinges und er musste seine Hände benutzen. Genau wie bei Duncan. Er war der erste der so etwas konnte und bisher der einzige. Manche sagen, dass es auch als eine persönliche Fähigkeit bezeichnet werden kann, aber ich bin der Meinung, dass diese Art viel schwächer ist. Denver konnte keine Dämonen oder andere Lebewesen implodieren lassen und er brauchte, wie gesagt, seine Hände."

"Bei Duncan ist die Kraft aber fast genauso stark wie bei dir", stellte Droy verwundert fest. "Das ist wirklich ein Phänomen."

Duncan fand die Welt der Zauberei generell ungewöhnlich und faszinierend, also war das für ihn nicht seltsamer als alles Andere. Er konnte deswegen auch nicht nachvollziehen, warum seine Eltern so einen Aufstand darum machten.

"Von welchem Urgroßvater redet ihr eigentlich?", fragte Duncan interessiert, weil er mehr über seine Ahnen wissen wollte.

"Dein Ururgroßvater Denver war ein großartiger Zauberer", schwärmte Dine ihm vor. Das Eis der Verheimlichungen schien somit gebrochen, denn sie erzählte freudig weiter. "Er hat immer alle Leute zum Lachen gebracht mit seinen kleinen Geschichten, aber er war auch ein sehr kluger Kopf. Das Buch, von dem wir dir erzählt haben, wo die Kräfte aufgezählt sind. Dein Ururgroßvater hat es neu verfasst. Es wurden durch ihn viele neue Fähigkeiten entdeckt und er hat andere große Erfindungen hervorgebracht."

"Kanntest du ihn denn?", fragte Duncan seine Mutter, denn es passiert nicht oft, dass man so viel von einem Ururgroßvater wusste. Er musste steinalt gewesen sein, als seine Eltern ihn erlebt hatten.

"Wir kannten ihn, als wir noch kleiner waren. Und jetzt lasst uns zurück zum Training kommen", sagte Droy scharf. Ihm gefiel es nicht, dass sie so weit vom Thema abwichen, denn er fürchtete, dass Duncan etwas zustoßen könnte, wenn er nicht schnell seine Kräfte zu nutzen lernte. "Auch wenn es nicht deine Fähigkeit ist, bleibt es sehr nützlich, doch leider reicht das noch nicht annähernd aus, um dich zu verteidigen, solange du deine richtigen Fähigkeiten nicht kennst. Deswegen sollst du als nächstes cailles lernen."

"Was soll ich lernen?", fragte Duncan, die Augenbrauen fragend hochgezogen.

"Cailles! Das ist ein richtiger Zauberspruch", erklärte Droy, "mit dem man Sachen für einen kurzen Moment stillstehen lassen kann. Es klappt zwar selbst bei guten Zauberern nicht länger als ein paar Sekunden, aber das reicht meistens aus, um sich in Sicherheit zu bringen. Wir zeigen dir erst einmal, wie es geht! Dine, wärst du so freundlich?"

"Aber immer doch!", antwortete seine Frau und erhob sich wie in einer Staatsoper. "Cailles", rief sie, die Arme reflexartig auf Droy gerichtet, ohne sich dabei groß anzustrengen.

Droy, der mitten im Zimmer stand, war wie festgefroren. Er bewegte sich nicht und die Augen ruhten bewegungslos auf seiner Frau.

"So still kann dein Vater sein", meinte sie grinsend.

Dann löste sich der Zauber von selbst und Droy wachte wie aus einem Tiefschlaf auf. Man schien zu bemerken, dass man eingefroren war.

"Das kann ich bestimmt nicht", dachte Duncan selbstzweifelnd.

"Es ist ganz einfach", versicherte Droy.

"Na klar, das ist bei dir alles", sagte Duncan kleinlaut.

"Ach was. Versuch einfach die Zeit zu überlisten, so dass dein Gegenüber darin kurz festsitzt", schilderte Droy ihm die Vorgehensweise. "Probier es mit mir, aber sei vorsichtig, denn auch wenn der Spruch nicht besonders stark ist, ist er nicht ungefährlich. Wir müssen das Schicksal ja nicht unnötig herausfordern."

Ihm blieb nichts Anderes übrig, als es trotz seiner Zweifel zu probieren. Er konzentrierte sich auf seinen Vater, wobei er an die Zeit dachte. Ihm war dabei zwar nicht ganz klar, wie er die zwei Sachen verbinden sollte, sagte aber dennoch: "Cailles!"

Sein Vater blieb unberührt.

"Du musst mehr Kraft auf mich lenken!", riet Droy.

"Ach so, schon klar", meinte Duncan sarkastisch. Daran hatte er jetzt natürlich nicht gedacht.

Beim zweiten Versuch klappte es schon besser. Er schaffte es, eine Hand seines Vaters stillzulegen, so dass Droy sie nicht mehr bewegen konnte. Es dauerte noch mehrere Versuche, bis er es fertig brachte, einen größeren Teil von Droys Körper erstarren zu lassen.

Nach einer Weile beschlossen sie eine Pause einzulegen, weil Duncan erschöpft war und weil die Mittagszeit anbrach. Dine hatte mit dem Kochen angefangen, als Droy noch mit Duncan geübt hatte, so dass sie nun essen konnten.

Nach diesem kräftigendem Mahl und der wohlverdienten Ruhepause konnte es weitergehen. Da Duncan gestärkt war, konnte er seinen Vater für knapp eine halbe Sekunde völlig aufhalten. Er hätte nicht gedacht, dass er dazu imstande sein würde. Sein Vater war merklich stolz auf ihn, weshalb die ganze Zeit lächelte und umso mehr Duncan erreichte, je fröhlicher wurde er.

Duncan ließ ihn danach eine Sekunde lang erstarren und das war für Droy mehr als er Duncan zugetraut hätte. Deswegen hatte er auch nichts dagegen, als Duncan fragte, ob sie nicht mit seinen Fähigkeiten anfangen könnten. Für die Verteidigung reichte Duncans Wissensstand vorerst aus. Droy hoffte ohnehin, dass er von ihnen nicht Gebrauch machen müsse.

"Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell fertig werden, ja dass es gar so gut klappt", lobte Droy ihn noch einmal. "Trotzdem müssen wir das zwischendurch immer wieder üben."

Damit war Duncan einverstanden. Es machte Spaß seine Kräfte einzusetzen, wenn er sie einigermaßen beherrschte.

"Dine, holst du das Buch?", fragte Droy sie, da sie unbeschäftigt auf der Couch lümmelte.

Sie stand dementsprechend auf und ging in die Küche, um dort das Buch von dem Versteck zu holen, während Droy einen listigen Plan ausheckte.

Er schilderte Duncan hastig und im Flüsterton sein Vorhaben: "Wenn deine Mutter jetzt reinkommt, dann..."

Nichtsahnend überquerte Dine den Flur und betrat das Wohnzimmer, doch weiter kam sie nicht, denn Duncan ließ sie in der Türspalte erstarren: ,,Cailles!", rief er dazu und während Dine in Zeit und Raum eingefroren war, holte er sich mithilfe seines persönlichen Zauberspruches das Buch: "Heräis." Er fing es sauber auf, obwohl er fast befürchtete, dass es zu schwer sein könnte, da es aus purem Gold zu bestehen schien.

Als Dine sich wieder bewegen konnte, war sie äußerst überrascht, kein Buch mehr in den Händen zu halten, denn sie hatte Duncans Spruch schon nicht mehr vernommen. Sich umblickend erkannte sie das Buch in Duncans Händen, woraufhin ihr auf der Stelle klar wurde, was hier gespielt wurde.

"Duncan! Deine Kräfte sind nicht für Streiche gedacht", mahnte sie ihn verärgert.

Verteidigend schob er die Schuld auf Droy: "Papa hat gesagt, dass ich das tun soll."

Dines Blick wanderte sogleich zu Droy, der immer noch lachte, weil er es zu komisch fand.

"Es war eine Übung", rechtfertigte er sich, als er sich beruhigt hatte. "Es ist schwieriger, wenn der Betroffene nichts ahnt. Und Duncan ist wirklich außergewöhnlich gut. Er hat dich viel länger als eine Sekunde in Schacht halten können und nebenbei noch einen zweiten Spruch benutzt. Das ist großartig!"

"Trotzdem. Deine Kräfte werden nur benutzt, wenn du sie auch wirklich brauchst. Hast du verstanden!", sagte sie harsch an Duncan gerichtet.

"Ja, schon klar", antwortete er beiläufig, was seiner Mutter nicht besonders gefiel. Seine Aufmerksamkeit schenkte er im Moment eher dem Buch. Es war ganz anders als normale Bücher. Diesmal war es aber kein Hohlraum, der ihn erstaunte. Es war zuallererst der Umschlag. Er konnte nicht glauben, dass er tatsächlich aus Gold gefertigt war, denn die ca. 5 mm dicken Ränder ließen sich genauso leicht knicken oder falten wie normale Taschenbucheinbände. Außerdem war es nur halb so schwer wie ein Buch mit einem dicken Einband. Es konnte demnach auch nicht mit Gold eingerahmt sein, dennoch fühlte es sich an wie Gold und sah auch danach aus. Merkwürdig.

Seine Eltern sahen ihm erheitert zu, wie er es in den Händen wandte und es genauer betrachtete. Endlich konnten sie mehr über seine Zukunft preisgeben als in den vorangegangenen Jahren. Darauf hatten sie lange gewartet und sie hatten es unerträglich empfunden. Leider musste sich dieses frohe Gefühl den Platz mit dem unguten Wissen teilen, dass das, was sie Duncan gegeben hatten, eine Gefahr darstellte. Droy fürchtete diese Gefahr mehr als Dine, denn sie war zuversichtlich, dass er der Verlockung der Macht widerstehen konnte.

Duncan öffnete das Buch. Auf der Rückseite des goldähnlichen Umschlags war das vollständige Troiduin eingraviert. Er war sich nicht sicher, ob irgendetwas an dem Buch normal war, aber die erste Seite bestand aus vermeintlich echtem Papier. Auf ihr stand in großen gelben Buchstaben: "Das Troidon."

Ihm fiel auf, das sowohl das Troiduin, als auch das Troidon Troid im Wortstamm hatten, doch er konnte sich nicht erklären, was es bedeutete.

"Schlag Seite 459 auf!", forderte Dine ihn aufgeregt auf. Sie freute sich fast mehr als Duncan, dass sie endlich seine Fähigkeiten erkundeten.

Das Buch war nicht besonders dick und Duncan hätte nicht gedacht, dass es überhaupt 400 Seiten umfasste, deswegen schlug er weit hinten auf. Zu seiner Überraschung erreichte er eine Seite weit hinter der besagten. Die Zahl am unteren Rand zeigte ihm 603 an. Verwundert blätterte er von dieser Seite rückwärts. Dabei erhaschte er kurze Blicke auf einzelne Seiten und sah, dass das Meiste aus Text bestand und nur selten Bilder auftauchten. Seite 459 wies genauso wenig Bilder oder Zeichnungen auf, wie die folgenden Seiten. Es war eine Liste, die auf vielen Seiten fortgeführt wurde. Dort standen die Fähigkeiten mit einer kleinen Textbeilage. Er reichte das Buch seiner Mutter, da er nicht wusste, was er tun sollte.

"Ach ja", sagte Dine gedankenversunken und ins Buch blickend. Sie erinnerte sich an ihre eigene Lernphase zurück. "Dessen kann ich mich noch gut entsinnen. Das war die erste Fähigkeit, die ich erprobt hab! Ist fehlgeschlagen wie zu erwarten war. Sie ist recht einfach, hat aber auch keine derartig große Wirkung. Trotzdem sollte man sie nicht unterschätzen. Sie ist so ähnlich wie Gegenstände zu bewegen. Mit ihr kann man Sachen verbiegen, also umformen. Je nach Lust und Laune."

Es stellte sich heraus, dass die Texte neben den Fähigkeiten die Beschreibungen dazu waren und eine Hilfe zum Erlernen enthielten. Nach dem erläuterten Schema gingen sie vor, wofür Duncan ein Stück Pappe aus seinem Zimmer holte. Es war ein einfaches Material, um das Biegen leicht zu machen.

Die Pappe legte er auf den Tisch und jeweils eine seiner Hände ließ er über den Enden schweben. Mit der gebündelten Energie der Fähigkeit sollte es sich biegen, wenn man die Fähigkeit besaß. Er wartete auf ein deutliches Zeichen, wie das Knicken der Mitte, doch alle Versuche misslangen. Egal welche Ratschläge das Buch auch gab, er konnte es nicht.

Daraus ergab sich, dass er diese Fähigkeit nicht besaß, worüber er nicht sonderlich enttäuscht war. Sie war wirklich nicht sehr wirksam und wenn er schon Fähigkeiten besaß, dann hätte er sich aufregendere vorgestellt, wie Fliegen oder Teleportieren. Trotzdem wollten seine Eltern nicht so leicht aufgeben, deswegen musste er über eine Stunde herumexperimentieren.

"Die Fähigkeiten zeigen sich nicht sofort", hatte Droy entschuldigend erklärt.

Nachdem auch seine Eltern aufgegeben hatten, mussten sie in den Garten gehen, weil sie die nächste Fähigkeit nicht im Haus ausführen konnten. Das Buch nannte sie Golemherrschaft.

Man hatte damit die Macht über einen Golem, eine aus weichem oder flüssigem Material bestehende Figur, die man nach Belieben gestalten konnte. Diese Fähigkeit hörte sich für Duncan schon interessanter an. Außerhalb des Hauses fanden sie Sand, mit dem man gut üben konnte.

Duncan tat, was das Buch verlangte. Der Sandhaufen, den sie gemacht hatten, verformte sich sogar, aber leider nur durch die Macht des Windes und nicht durch seine eigene. Er probierte es weiter, aber nichts. Kein Zeichen, dass er diese Fähigkeit besaß. Nach einer weiteren Ewigkeit, so kam es Duncan vor, gaben sie auf. Er hätte es zwar toll gefunden, dank der Fähigkeit einen ständigen Gefährten in Form eines Golems zu haben, aber dieses Glück wurde ihm verwehrt.

Duncans Finger waren schon halb erfroren, weshalb er erpicht darauf war, schnell wieder ins Haus zu kommen und sich aufzuwärmen. Es war ein kalter Frühlingstag, an dem nur wenig Sonne durch die Wolken lugte.

Zu seiner Enttäuschung und auch Verwunderung war es im Haus nicht wärmer als draußen. Er hatte sogar das Gefühl, dass es kälter war. Sie hatten kein Fenster aufgehabt, so dass die Wärme dort nicht entwichen sein konnte. Am Vormittag war es nicht nötig gewesen, aber nun schaltete Dine die Heizung an. Droy hingegen war eher über etwas Anderes besorgt. Er war überzeugt, dass sich jemand Fremdes im Haus befand. Duncan verspürte zwar ebenfalls eine gewisse Unruhe, dachte jedoch nicht gleich, dass jemand im Haus war. Das hätten sie doch gemerkt. Droy gab jedenfalls nicht eher Ruhe, bis er alle Zimmer abgesucht hatte. Letztendlich fand er niemanden.

Die im Buch folgende Kraft war der Sonnenstrahl. Dine las laut die Definition vor: "Der Sonnenstrahl ist ein durch Gedankenkraft von seiner Bahn abgelenkter und verstärkter Strahl. Das Licht, welches von einer beliebigen Lichtquelle ausgeht, wird von der Person durch eine imaginäre Linse geworfen, tausendfach verstärkt und kann von ihr in eine Richtung eigener Wahl weitergeführt werden. Der Strahl ist sehr warm und verursacht starke Verbrennungen oder kann Feuer auslösen..."

Anschließend las sie vor, wie man diese Kraft ausprobieren konnte.

Im Haus durften sie diese Kraft nicht ausführen, denn ein Brand hätte fatale Folgen. Den dreien war aber schon kalt genug, deshalb wollten sie nicht noch einmal hinaus ins Freie. Außerdem wäre es zu auffällig, andauernd rauszuspazieren und seltsames Zeug zu veranstalten. Die Golemübung hatte er hinter einem Holzzaun gemacht, so dass ihn keiner sehen konnte, aber der Strahl könnte anfangs überall hingehen.

Aus diesen Gründen öffneten sie dieses Mal lieber das Fenster. Da er über der Heizung stand, war die Kälte kein großes Problem für ihn.

Aus dem Fenster hielt er eine Hand gen Himmel, damit der Strahl, sollte einer Entstehen, in die Weiten des Himmels verschwand und keinen Schaden anrichtete.

Im Buch stand, er solle versuchen eine Linse darzustellen. Das verstand er allerdings nicht, denn wie in aller Welt sollte er eine Linse darstellen? Sein Ururgroßvater schien eine äußerst lustige Ader gehabt zu haben. Da er sich nicht vorstellen konnte, wie es war, eine Linse zu verkörpern, brachte ihn dieser Vorschlag überhaupt nicht weiter.

Er probierte es trotzdem, wobei er die anderen Tipps genau beachtete. Auch diese Kraft hatte niemand für ihn vorgesehen. ,,Cool wäre es ja schon gewesen", meinte Duncan ein wenig enttäuscht.

Mittlerweile war es Abend und für heute sollte es deshalb reichen. Es verwunderte Duncan, dass sie heute nur drei Fähigkeiten und die anderen Sprüche geschafft hatten. Drei Kräfte an einem Nachmittag. Wie lange würden sie dann brauchen, um alle 130 durchzugehen?

Nach dem Abendessen, das sie in der Küche einnahmen, ging Duncan in sein Zimmer, mit der Erlaubnis seine neu erworbenen Zaubersprüche allein weiterzuüben. Ungeschickt, wie er war, riss er dabei einen Schaltknopf aus der Stereoanlage. Er hatte versucht das Radio von zwei Metern Entfernung anzumachen. Als er den Schalter allerdings mit Heräis reindrücken wollte, kam er anstatt dessen herausgeflogen. Glücklicherweise war es möglich den Schalter mit ein bisschen Kraft wieder anzubringen.

3

Da Droy am Vortag den Vater seiner Frau nicht erreichen konnte, versuchten sie es an diesem Abend erneut. Dazu gingen sie ins Schlafzimmer, wo sich der Kommunikator befand, mit dem sich eine Verbindung zu Großvater aufbauen ließ.

Droy stellte sich vor den Spiegel am Bettende, während Dine es sich auf den ausgebreiteten Decken bequem machte. Mit einer Handbewegung schaltete er das Gerät ein, so dass sich sogleich sein Spiegelbild mitsamt dem Zimmer, das hinter ihm zu sehen war, in den seltsamen Raum verwandelte, in dem er gestern noch selbst gestanden hatte. Der Raum war zurzeit leer. Ihr Großvater war nicht da. Durch ein Signal vergleichbar mit einem Telefonklingelton, das Droy und Dine nicht vernehmen konnten, wurde Großvater jedoch benachrichtigt, dass ihn jemand zu sprechen wünschte. Er erschien auf der Stelle in dem Bild, als käme er aus dem Nichts. Er besaß offenbar ebenfalls die Fähigkeit, sich zu teleportieren.

"Endlich!", sagte Großvater erleichtert, als er sah, wer ihn sprechen wollte. "Wie geht es Duncan? Ist alles gut gelaufen?"

"Das tut uns leid", meinte Dine. "Entschuldige bitte! Wir hatten vorgehabt, dich gestern zu kontaktieren, aber aus irgendeinem Grund hat der Kommunikator verrückt gespielt. Es geht Duncan sehr gut. Der Antus hat ihn komplett geheilt, so dass er heute schon wieder bei vollen Kräften war."

"Das freut mich zu hören. Aber dass euer Kommunikator nicht funktioniert hat, lässt sich in Zusammenhang mit dem technischen Zusammensturz von gestern bringen. Hier haben alle Geräte bis heute versagt, so dass ich nicht einmal meine Beobachtungszentrale benutzen konnte. Andernfalls hätte ich bereits gewusst, wie es Duncan geht. Die Technik muss gerade wieder in Ordnung gebracht worden sein."

Dine sah Droy nach diesen Nachrichten vorwurfsvoll an. "Hast du das gehört? Wie hoch stehen die Chancen, dass dieser Vorfall mit dem Bruch der Tradition zusammenhängt?"

"Aber das ist doch absurd", erwiderte Droy. "Wie sollte denn daraus ein kompletter, technischer Zusammensturz entstehen?"

"Wovon redet ihr beiden?", mischte sich Großvater vorahnend ein. "Was habt ihr getan? Die Tradition gebrochen?" Er sah sie mit finsterer Miene durch den Spiegel an.

Droy seufzte: "Wir mussten Duncan von seinen Kräften erzählen."

Großvater unterbrach ihn geschockt: "Wie bitte? Wie konntet ihr das tun? Er ist noch nicht 15. Was ist mit der Tradition? Ist die euch egal?"

"Nein, natürlich nicht, aber uns blieb keine andere Wahl. Wie hätten wir ihm den Antus erklären sollen?", fragte Dine. "Und dann hat er mitbekommen, wie Droy durch den Teppich angekommen ist."

"Hättet ihr nicht irgendetwas erfinden können?", wollte Großvater uneinsichtig wissen.

Droy kannte den alten Herrn sehr gut, deshalb wusste er, warum er dagegen war, eine Tradition zu brechen. Er sah es als schlechtes Omen an, wenn etwas aus der Regel fiel.

Nachdem Droy ihm zum zwanzigsten Male versicherte, dass sie keine andere Wahl gehabt hatten und sie ihm erklärten, dass sie Duncan nicht alles verraten hatten, sah er die Entscheidung ein und versuchte damit zu leben. Er gewöhnte sich sogar enorm schnell daran. Wie alle, war er gespannt darauf, welche Fähigkeiten in dem Kleinen steckten. Als Dine ihm dann schilderte, was Duncan mit heräis zu tun imstande war, schaute er nur verblüfft drein. Er gab Dines Erklärung recht, dass es sich um einen persönlichen Spruch von Duncan handelte, der nicht für andere zu gebrauchen war.

"Phänomenal", sagte er dazu. "Ein außergewöhnlicher Junge. Mich würde es nicht wundern, wenn er schuld an dem Ausfall hätte."

Droy erzählte ihm außerdem, wie schnell er cailles gelernt hatte. Das wunderte Großvater schon gar nicht mehr. Die neue Fähigkeit und die Widerstandskraft gegen das Gift waren Beweis genug. Einen normalen Menschen hätte es eine halbe Stunde nach Eintreten der Wirkung des Giftes in ein Koma befördert. Großvater war sicher, dass Duncan außergewöhnliche Kräfte besaß. Durch die Erinnerung an das Gift fiel ihm der derzeitige Ermittlungsstand ein.

"Das Gift stammt übrigens wirklich von ihm. Er weiß also, wo ihr wohnt. Da ist es gut, wenn Duncan sich fürs Erste zu verteidigen weiß, aber er muss schnellstens seine Fähigkeiten erlernen. Ohne sie wird er mit Gesandten von ihm nicht fertig."

"Der Meinung waren wir auch", stimmte Droy zu. "Mit seinen Fähigkeiten haben wir übrigens schon zu arbeiten begonnen. Die ersten drei aus dem Troidon hat er allerdings nicht."

"Da seht ihr's", beschwerte Großvater sich unerwartet. "Wenn ihr mich früher erreicht hättet, dann wüssten wir Duncans Fähigkeiten schon. Ohne mich kommt ihr halt keine Sekunde allein aus. Es tut mir leid euch das sagen zu müssen, aber den Nachmittag hättet ihr euch sparen können", meinte er gut gelaunt. Dine und Droy sahen sich verdutzt an, denn sie wussten nicht, worauf er hinauswollte. "Wir arbeiten seit langem an einem Gerät für das Ermitteln der Fähigkeiten in kürzester Zeit. Vor einigen Tagen hab ich die Nachricht erhalten, dass der Prototyp fertig ist. Zu Duncans 15. Geburtstag wollten wir eigentlich erst damit herauskommen, aber er braucht ihn jetzt. Ich werde euch den Magiator gleich schicken, dann könnt ihr morgen anfangen, ihm seine Fähigkeiten beizubringen!"

Großvater ergötzte sich an den Gesichtern der beiden, die ihn verdutzt anstarrten. Dass ihre Technik fortschrittlich war, wussten sie, aber damit hatten sie nicht gerechnet.

"Das ist ja großartig", sagte Dine euphorisch nach Verstreichung des Moments des Staunens.

"Wie schnell ist denn die Maschine?", fragte Droy skeptisch.

"Vielleicht 10-15 Minuten. Aber nicht länger als eine halbe Stunde."

"Das erspart uns in der Tat viel Zeit", überlegte Droy. "Dann kann ich ihn schneller und besser auf die Gefahren vorbereiten, denn ich kann ihn nicht ständig beschützen."

"Ja, leider nicht", stimmte Großvater zu. "Ich schicke euch den Magiator sofort, und ihr passt auf euch auf. Mich wundert's sowieso, dass er noch keinen weiteren Versuch gestartet hat. Vielleicht weiß er gar nicht, dass sein Gift fehlschlug. Hoffen wir's."

"Wir passen schon auf uns auf und auf Duncan besonders", sagte Droy lächelnd. "Wir melden uns, wenn der Magiator sicher angekommen ist."

In Gedanken vertieft schaltete Großvater das Gerät mit einer Handbewegung ab und verschwand somit von der Bildfläche.

Droy machte den Kommunikator mit einer weiteren Handbewegung aus, woraufhin sie hinüber in Duncans Zimmer liefen, um ihm die guten Neuigkeiten zu überbringen.

In seinem Zimmer war Duncan damit beschäftigt, ein Buch durch die Luft zu jagen und dann am höchsten Punkt anzuhalten, indem er es in der Zeit einfror. Als er seine Eltern reinkommen hörte, ließ er das Buch ruhig weiterfliegen, bis es an seinem rechtmäßigen Platz im Regal stand.

"Wir haben schlechte Neuigkeiten", fing Droy ernst an.

Dine wusste nicht, was er meinte.

"Was ist denn?", fragte Duncan unsicher.

"Wir werden in nächster Zeit keine Fähigkeiten mehr nach dem Buch ausprobieren", sagte Droy mit gespielter Einfühlsamkeit.

Nun wusste Dine, worauf Droy hinauswollte, aber Duncan tappte noch im Dunkeln. "Wieso das denn?", wollte er wissen. Erst jetzt flog Droys Taktik auf, weil dieser grinsen musste.

Dine löste das Spiel endgültig auf: "Es ist keine schlechte, sondern eine gute Nachricht. Wir haben gerade… von Freunden erfahren, dass es ein neuentwickeltes Gerät gibt, mit dem man deine Fähigkeiten ausfindig machen kann. Das heißt, wir müssen nicht mehr alle einzeln durchgehen."

"Echt. Das ist ja toll. Und wann bekommen wir so ein Ding?", fragte er freudig.

"In einer dreiviertel Stunde müsste es da sein", kalkulierte Droy. "Komm dann also ins Wohnzimmer!"

Die Maschine würde durch den Teppich kommen, allerdings brauchten Gegenstände nicht so lange wie ein lebendiger Mensch. Aus diesem Grund rechnete Droy mit kaum mehr als vierzig Minuten.

4

Pünktlich vierzig Minuten später hatten die drei sich im Wohnzimmer eingefunden und saßen gespannt wartend auf der Couchgarnitur. Sie mussten 10 Minuten länger warten als gedacht, bis sich das Tor vom Teppich öffnete und das bekannte, wunderschöne Licht in den Raum floss. Duncan spürte diesmal das Glücksgefühl, von dem Dine gesprochen hatte, deutlicher, weil er weder die Angst und das Unbehagen empfand wie beim letzten Mal, noch so weit von der Quelle entfernt war.

Der Teppich verwandelte sich schließlich in den Eingang zu einem blauen Strom, der Gegenstände ansog und weiterbeförderte, aber Dine hatte die beweglichen Sachen vorsorglich weggepackt.

Duncan sah in dem blauen Tunnel, dass sich etwas größer Werdendes auf sie zu bewegte. In dem Glauben es zu erkennen verlor er unweigerlich das Vertrauen in seine Augen. Da kam ein zu groß geratener Mülleimer angeflogen.

Das Ding flog aus dem Strom und landete dumpf auf dem Teppichboden. Der Tunnel wurde rasch kleiner, das Licht verlor an Helligkeit, bis das Tor sich schließlich ganz schloss und das Licht völlig versiegte. Der gewohnte Anblick des Teppichs kam wieder zum Vorschein.

Die drei begutachteten den Blechzylinder gründlich. Es sah tatsächlich aus wie ein Mülleimer, abgesehen davon, dass er aus sauberem Metall bestand. Außerdem hingen ein paar komische Schläuche heraus. Am Rand sahen sie noch Löcher, die entweder als Ausgang oder als Eingang für etwas geschaffen waren.

"Ich wollte meine Kräfte herausfinden und nicht wegwerfen", beschwerte sich Duncan sarkastisch über das Aussehen des Dings.

"Solange es funktioniert", erwiderte Dine, ein wenig Skepsis nicht verbergen könnend.

Sie standen auf und liefen zu dem Eimer, auf dessen Deckel groß Magiator aufgedruckt war. Droy öffnete ihn behutsam. Zum Vorschein kam, anstatt eines Hohlraums, wie bei einem richtigen Mülleimer, eine Metallplatte, auf der sich weitere Ein- oder Ausgänge befanden. Mitgeliefert waren noch ein paar Reagenzgläser, zwei Spritzen, die verpackt in dafür vorgesehenen Öffnungen neben einer Schaltkonsole lagen und eine Anleitung auf der Rückseite des Deckels.

Beim Anblick der Spritzen hatte Duncan eine unschöne Vermutung, was damit passieren würde. Er dachte an seine letzte Blutabnahme. Wenn ein gut ausgebildeter Arzt das tat, hatte er keine Einwände, aber ob seine Eltern damit umgehen konnten, blieb fraglich. Er könnte es nicht, das wusste er.

Es stellte sich heraus, nachdem Droy die Anleitung durchgelesen hatte, dass sie Duncan tatsächlich Blut abnehmen sollten. Da ein Viertel des Reagenzglases gefüllt sein musste, brauchten sie zwei Einstiche mit der Nadel der Spritze. Es war im Endeffekt nicht sehr schmerzhaft, da Dine eine ungewöhnlich ruhige Hand besaß.

Als nächstes musste das Glas mit dem Blut in ein rotmarkiertes Loch gesteckt und der Startknopf gedrückt werden. Der Deckel schloss sich automatisch. Mit einem Brummen und Rütteln, gefolgt von aufleuchtenden Lichtern, ging der Magiator an, nachdem Droy ihn gestartet hatte.

Aufgeregt warteten sie auf das, was als nächstes passieren würde. Die Maschine brauchte etwas Zeit, bis ein zuvor durchgängig leuchtendes Licht zu blinken begann, das Rütteln langsamer wurde und das Gerät zum Stillstand kam, allerdings ohne dass die Lichter zu blinken aufhörten. Aus einem Schlitz fuhr ein Blatt Papier heraus.

Gespannt nahm Dine es entgegen und las vor: "Feuer - Oh, deine naturelle Fähigkeit!"

Duncans erste hatte also etwas mit Feuer zu tun. Das hörte sich für Duncan gar nicht so schlecht an. Eigentlich sogar sehr gut. Er war bei bester Laune nach dieser Nachricht, doch dann sah Dine ihren Mann verdutzt an.

"Sonst steht hier nur noch die Beschreibung, wie man sie erlernen kann. Fehlen da nicht ein paar Fähigkeiten?"

Duncan hatte es kommen sehen. Feuer war eine geniale Fähigkeit, aber damit müsste er sich wohl zufrieden geben. Er ließ sich enttäuscht in den Sessel fallen. Wenn es nicht anders sein sollte, dann akzeptierte er halt, nur eine Fähigkeit zu haben!

Doch plötzlich bewegte sich der Magiator von Neuem. Er fing wieder an zu arbeiten. Alle drei schienen sichtlich erleichtert. Mit einer Pause hatten sie bei dem Gerät nicht gerechnet.

Der Magiator brauchte erneut seine Zeit, bis er schließlich erneut langsamer wurde und das nächste Blatt herauskam. Darauf stand, dass Duncans zweite Fähigkeit Frost hieß, also eine zweite naturelle. Nun waren seine Eltern wahrhaftig überrascht. Erst hatte Duncan im Ganzen nur eine gehabt, jetzt hatte er bereits zwei naturelle Fähigkeiten. Ihr Großvater schien richtig in seiner Vermutung gewesen zu sein, dass sie von ihm viel zu erwarten hatten.

"Duncan, wir müssen…", begann Dine, stoppte dann aber kurzzeitig und überlegte, "... unserem Lieferanten Bescheid geben, dass der Magiator angekommen ist und auch funktioniert. Du wartest hier, ja? Inzwischen kannst du dir die Beschreibungen zu deinen Fähigkeiten durchlesen. Wir sollten zurück sein, wenn das nächste Blatt herauskommt."

Sie gab Duncan die Blätter, die sie in ihrer Hand aufbewahrt hatte und verließ mit Droy den Raum. Ihr Sohn hatte keine Einwände, dass sie gingen, denn so konnte er sich in Ruhe seinen Fähigkeiten zuwenden. Der Magiator hatte inzwischen wieder begonnen, seine Forschungen in Duncans Blut zu unternehmen und er las sich währenddessen durch, was es mit seinen Fähigkeiten auf sich hatte.

Er fand heraus, dass er bei seiner Feuerkraft einen Punkt so weit erhitzen konnte, bis es zu brennen begann. Die Größe des Brandes hing von der Stärke seiner Fähigkeit ab. Ein Feuer zu löschen war im ebenfalls möglich. Duncan stellte sich vor, wie er irgendwann einen ausgewachsenen Baum in der Lage war, niederzubrennen.

Weiter hieß es, dass wenn ein Feuer erst einmal entfache, er es von seinem Standort fortbewegen könne. Es war ihm demnach möglich, das Feuer zu führen. So konnte er sich bei Bränden einen Weg durch die Flammen bahnen, ohne verletzt zu werden. Sehr nützlich, so empfand er.

Seine zweite naturelle Fähigkeit, das Einfrieren, war genau das Gegenteil. Ein beliebiger Punkt wird nicht in der Zeit wie bei Cailles, sondern in der Tat eingefroren. Er war also fähig, Feuer oder Personen vollkommen einzufrieren und nach Lust auch wieder zu enteisen.

Im Falle eines Brandes vermochte er entweder das Feuer zu löschen, es woanders hin zu transportieren oder eine brennende Person kurzzeitig einzufrieren und dann wieder aufzutauen. Vielleicht konnte er auch einfach nur die Flammen einfrieren? Das würde er noch herausfinden.

Genau als er seine Fantasien zu Ende brachte, war die nächste, dritte Fähigkeit bereit erkundet zu werden. Drei Fähigkeiten hatte er also, wie seine Eltern. Seltsam war nur, dass die Lichter des Magiators nicht erloschen waren.

Überrascht sah er, dass die Maschine noch einmal losratterte. Duncan war verblüfft. Wie konnte er mehr Fähigkeiten als seine Eltern besitzen?

Da er keine andere Wahl hatte, als zu warten, widmete er seine Konzentration vorerst der dritten Fähigkeit.

Was er las war unglaublich, aber auch nach mehrmaligem Durchlesen änderten sich die aufgedruckten Lettern nicht. Auf dem Blatt stand eindeutig Unsichtbarkeit. Nach dem Fliegen war das wohl die zweitbeliebteste Fähigkeit, die sich Kinder der Erde wünschten. Unsichtbar sein und jederzeit unentdeckt bleiben. Ihm wurde tatsächlich das Vergnügen zuteil, seine Sichtbarkeit selbst zu bestimmen. Er war überwältigt.

Kurze Zeit später war das nächste Blatt fertig, begutachtet zu werden.

5

Droy und Dine stiegen die Treppe hinauf, um ins Schlafzimmer zu gelangen, wobei sie über die Erkenntnis nachdachten, dass Duncan schon zwei naturelle Fähigkeiten besitzen sollte. Sie wussten um die Außergewöhnlichkeit, denn üblicherweise gab es zusätzlich mindestens zwei nichtnaturelle, die folgen würden. Fast immer war die Anzahl der nichtnaturellen gleich oder gar höher als die der naturellen. Nur selten war es umgedreht, wonach das für Duncan vier Fähigkeiten ergab.

"Erstaunlich, dass er zwei naturelle Fähigkeiten hat", sprach Dine aus, was sie beide dachten.

"Richtig, und das mit diesem Heräis ebenfalls."

"Leider ist diese große Kraft gleichbedeutend mit großer Verantwortung. Ich hoffe, er wird damit fertig."

"Er ist stark, mach dir darüber keine Sorgen. Außerdem haben wir ihn gut erzogen und er weiß, was richtig oder falsch ist. Wir werden ihm außerdem weiterhin zur Seite stehen. Richard hatte keine Eltern, die ihm beistanden. Deshalb ist er so geworden." Er wusste, dass seine Frau an Richard, einem Verwandten, denken musste, weil dieser den Unterschied zwischen richtig und falsch nicht mehr erkennen konnte.

"Du hast recht!"

Sie waren wieder vor dem Spiegel angelangt. Diesmal setzte sich auch Dine ans Fußende des Bettes, von wo aus Droy den Kommunikator mit der Handbewegung startete. Großvater stand schon bereit, als hätte er auf eine Antwort gewartet. Seine Nervosität, die aus der Erwartung über die Fähigkeiten seines Enkels herrührte, war ihm anzusehen.

"Und?", fragte er kurz und bündig.

"Ist sicher gelandet Kapitän!", ließ Droy auf übertriebene Weise verlauten und stellte sich zu allem Überfluss hin und imitierte die bekannte Stillgestanden-Bewegung mit der Hand an der Schläfe. Danach setzte er sich wieder hin.

Großvater und Dine mussten Lachen.

"Das freut mich, Offizier. Und, was hat er für Fähigkeiten?", hakte Großvater nach.

Dine antwortete: "Seine ersten beiden Fähigkeiten waren Feuer und Frost, aber den Rest wissen wir noch nicht."

"Gleich zwei naturelle. Wirklich beeindruckend. Aber weshalb wisst ihr die anderen nicht? Stimmt was mit dem Magiator nicht?"

"Mit dem ist alles in Ordnung, aber Dine wollte dich nicht wieder so lange warten lassen, deswegen sind wir sofort hochgekommen, solange das Gerät noch arbeitet. Duncan ist unten und liest sich durch, was seine Fähigkeiten bedeuten", erklärte Droy.

"Also, damit hättet ihr wohl noch warten können. Ich bin genauso gespannt wie ihr, was er für Fähigkeiten hat."

"Der Magiator müsste jetzt fertig sein. Wir gehen schnell runter und sagen dir dann die ..."

Dine wurde durch ein lautes Poltern von unten unterbrochen.

"Was macht er denn da unten?", fragte Droy, mehr sich selbst als die anderen.

Auf das Poltern folgte eine noch lautere Explosion, wonach Droy sofort in Richtung Tür stürmte, dicht gefolgt von Dine.

6

Duncan nahm, unwissend was ihn erwartete, das nächste Blatt aus dem Schacht. Jedoch bevor er es sich genauer ansehen konnte, hörte er hinter sich ein leises Geräusch. Zudem wurde es im Zimmer merkwürdig kalt, wie am späten Nachmittag schon einmal. Er drehte sich reflexartig um und als er sah, was plötzlich hinter ihm stand, da bekam er den nächsten Schock.

Es war eine riesige Eisfigur, die jedoch ausgesprochen hässlich war. Mit einem Eisengel oder anderen Skulpturen war sie nicht zu vergleichen, sondern eher mit den Überresten aus einer Kläranlage. Sie war hässlich bis auf den letzten Eisklumpen, von denen sie übersät war.

Er überlegte, ob ihm seine Eltern einen Streich spielten, denn er konnte sich nicht erklären, wer sonst dieses Ding unbemerkt hinter ihm bringen konnte. Andererseits fragte er sich, warum sie die Figur im Zimmer haben wollten. War sie zur Übung mit seinen Fähigkeiten?

Ein Streich konnte es nicht sein, und wenn doch, war es ein bescheuerter Scherz. Er beschloss hochzugehen und seine Eltern zu fragen, was diese leblose Figur zu bedeuten hatte.

Er betrachtete die ungewöhnliche Skulptur erneut, weil er dachte, sie hätte sich bewegt. Sie stand jedoch nur still da, mit ihren übergroßen, klumpigen Armen, woran viele kleine Eiszapfen hingen. Überhaupt, so fiel ihm auf, war die Figur sehr unförmig und übersät mit Zapfen, sogar an den Augenlidern und den Fingerspitzen. Die Eishaare standen wild durcheinander vom Kopf ab, so wie man es im Film nach einer Explosion oft sah. Das Gesicht blickte grimmig und starr geradeaus. Die Augen funkelten unheimlich im Lichtschein, obwohl das Licht vom Fenster den Rücken des Ungeheuers anschien. Es schien ihm furchterregend, besonders weil er nicht wusste, wo es herkam.

Da! Er hatte etwas in den Augen gesehen. Erst dachte er, dass es eine weitere, eigentlich unmögliche Lichtreflexion war, aber dann loderte ein kleines Feuer in den Augen auf und die Figur, nein das Monster, bewegte ihren Kopf und richtete diesen auf ihn. Wütend sah es ihn an. Duncan wollte weglaufen, aber die Figur machte in dem Augenblick einen Schritt mit seinen überlangen Beinen auf ihn zu und würde in mit einem weiteren Schritt eingeholt haben.

Seine Eltern hatten das Monster bestimmt nicht geschickt. Er erinnerte sich an die Worte seines Vaters, dass er auf der Hut sein sollte, weil dieser Zauberer hinter ihm her war.

Er musste Abstand zu diesem Monster gewinnen, aber wie? Da fiel der Sessel in sein Blickfeld und er rief angsterfüllt, eine Hand auf den schweren Sessel gerichtet: "Heräis Sessel!"

Dieser tat, was er sollte und flog auf dir Figur oder das Monster zu. Er war zu schwer gewesen, als dass er sich mit rasender Geschwindigkeit hätte bewegen können, aber es reichte aus, um das Ding mit einem lauten Poltern gegen die Heizung unter dem Fenster zu werfen.

Spätestens jetzt konnte Duncan sicher sein, dass es keine gewöhnliche Eisfigur war, denn das Monster zerbrach nicht wie normales Eis. Das einzige, was ihm wiederfuhr, war der Verlust von vereinzelten Zapfen.

Es richtete sich schnell wieder auf und startete einen neuen Versuch, an Duncan heranzukommen. Erneut war es zu schnell für Duncans Flucht aus dem Zimmer, jedoch fiel ihm diesmal der Cailles-Spruch ein, den er sofort anwandte. Er spürte förmlich, wie ihn die Magie verließ und sich gegen das Monster richtete, aber es blieb nicht stehen, sondern grinste ihn nur hämisch an. Das Ding schien sogar denken zu können. Was denn noch alles?

"Gut, wenn das nicht funktioniert, dann...", sagte Duncan wütend und schleuderte das Monster mit Heräis diesmal direkt gegen das Fenster, das selbst unter dem Gewicht nicht zerbrach.

Er dachte, dass es ihm genug Zeit verschaffen würde, um wegzurennen, aber das Monster machte keine Anstalten sich erst aufzurichten, um ihn nachzulaufen. Dieses Mal feuerte es aus seiner liegenden Position heraus mit seiner ausgestreckten, ekligen Hand und den langen Fingern handgroße Eiszapfen auf ihn, die schärfer als Messer waren.

Glücklicherweise sah Duncan sie kommen, sonst wäre er nun durchlöchert wie ein Sieb, denn er konnte sich hinter den Magiator retten, der eine Barriere zwischen ihm und den Zapfen darstellte. Ängstlich machte er die Augen zu, doch er musste wissen, was passierte, weshalb er allen Mut zusammen nahm und sie rasch wieder öffnete. Erschrocken sah er, wie sein Versteck dem Druck des gewaltigen Eissturms nicht standhielt und über ihn hinwegflog.

Eigentlich hätte der Magiator Duncan rücksichtslos getroffen, jedoch schien er gegen eine ihn umgebende, blau leuchtende Kugel aus Energie geschlagen zu sein, an der der Magiator entlang rutschte. Bei allem Unglück explodierte der Magiator unmittelbar über Duncan, aber die Energiekugel schützte ihn.

Die Eiszapfen flogen weiter auf Duncan ein, aber auch vor denen konnte die Energiekugel ihn schützen, während der Magiator zerstört hinter ihm landete, wo die Reste weiterbrannten.

Manche Eisspitzen verglühten beim Aufprall auf die Kugel, andere wiederum zerbrachen oder wurden zurückgeschleudert und landeten irgendwo im Zimmer. Duncan hoffte, dass die Kugel bleiben würde und nicht demnächst verschwand. Dann wäre es aus mit ihm.

Das Monster merkte, dass es mit dem Eisregen nicht viel bewirken konnte, weswegen es aufstand und mit ausgestreckten Händen auf Duncan zulief, während weiter Zapfen aus ihm herausschossen.

Der Gang des Monsters sah zwar lachhaft aus, aber in dieser Situation konnte Duncan beim besten Willen nicht einmal ein Grinsen hervorrufen. Er verspürte vielmehr den Drang zurückzuweichen, jedoch traute er sich nicht sich von der Stelle zu bewegen, da er vielleicht dabei dem Schutz der Kugel entwich oder sie gar vernichtete. Außerdem schien sie heiß oder elektrisch geladen zu sein, denn sonst würden manche Zapfen nicht schmelzen und als Pfützen zu Boden fallen.

Zu seiner Erleichterung hörte er jemanden die Treppen hinunterstürzen. Sein Vater kam, die letzten Stufen überspringend und in den Raum stürzend. Dine folgte ihm, nicht ganz so schnell.

Das Monster erblickte Droy mit Furcht in den Augen. Es musste einsehen, dass ein Verweilen nichts nützen würde und verschwand genauso lautlos, wie es gekommen war. Der Eisregen legte sich mit seinem Verschwinden. Kaum war die Gefahr vorüber, da erlosch die schimmernde Kugel, deren Auftreten und Vergehen Duncan nicht verstand.

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