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Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6

Teil 21

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

Wenige Tage Später:

Die Lichter im Quartier waren gedimmt, draußen glitt das matte Licht der Dyson-Sphäre vorbei.

Aljoscha saß im Sessel, ein PADD auf den Knien, das er schon seit Minuten nicht mehr beachtete.

Elbrun stand am Fenster, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Er wirkte ruhig – zu ruhig.

Aljoscha kannte ihn lange genug, um diese Art von Ruhe einzuordnen. Sie bedeutete: Da arbeitet gerade ein Plan in seinem Kopf.

„Elbrun?“, fragte er leise. „Was geht dir durch den Kopf?“

Elbrun drehte den Kopf halb zu ihm, schwieg einen Moment, bevor er sich langsam zu ihm herüberbewegte.

„Ich habe eine Idee. Sie ist riskant, gefährlich ... und ehrlich gesagt kaum genehmigungsfähig.“

Aljoscha legte das PADD beiseite. „Klingt nach einer typischen Elbrun-Idee.“

Elbrun setzte sich auf die Sofakante, sein Blick ernst.

„Wir wissen so viel über die Iconianer – und gleichzeitig gar nichts. Bruchstücke, Mythen, technische Artefakte. Aber niemand weiß wirklich, wer sie waren.“

„Und du willst das herausfinden.“

„Ja.“ Seine Stimme war ruhig, aber von Nachdruck getragen. „Nicht aus Berichten. Nicht aus Spekulation. Ich will es sehen. Ich will verstehen, was sie waren. Und warum sie diese Technologie hinterlassen haben.“

Aljoscha lehnte sich zurück. „Du meinst eine Zeitreise.“

„Ja.“ Elbrun nickte. „Es gibt ein Schiff, das dazu in der Lage ist. Ein Projekt, von dem kaum jemand weiß. Admiral Gromek kennt es – sie könnte mir eine Genehmigung geben.“

Einen Moment herrschte Stille.

Dann atmete Aljoscha langsam aus. „Du weißt, dass die Temporale Direktive praktisch das einzige ist, das selbst du nicht einfach beugen kannst.“

„Ich will ja nichts verändern. Ich will nur verstehen. Sind die Iconianer wirklich eine Gefahr? Oder waren sie nur Opfer ihrer eigenen Legenden? Ihre Technologie kann in den falschen Händen katastrophal sein – das wissen wir. Aber ich will wissen, ob die Iconianer selbst unsere Feinde sind. Oder ob wir nur gegen Schatten kämpfen.“ erwiderte Elbrun ruhig.

Für einen Moment war nur das Summen der Schiffssysteme zu hören.

Aljoscha musterte ihn lange, die Arme vor der Brust verschränkt, bevor er schließlich leise seufzte.

„Du hast das längst entschieden, oder?“

Elbrun drehte den Kopf, und dieses schiefe, fast übermütige Lächeln erschien auf seinen Lippen.

„Ich wollte nur hören, dass du trotzdem bei mir bist.“

Aljoscha schüttelte den Kopf, stand auf und trat zu ihm. „Du bist wirklich unmöglich.“

Er legte die Hände auf Elbruns Brust, spürte den gleichmäßigen Herzschlag darunter.

„Aber ja. Ich bin bei dir. Auch wenn ich mir manchmal wünsche, du würdest einfach nur ins Bett kommen, statt irgendwelche verrückten Missionen zu starten.“

Elbrun grinste jetzt breit. „Wir können ja beides machen.“

„Du bist unmöglich“, wiederholte Aljoscha, diesmal mit einem leisen Lachen, das er nicht unterdrücken konnte.

Elbrun nutzte den Moment, zog ihn sanft an der Hüfte näher und küsste ihn – erst kurz, dann länger, wärmer.

Als sie sich lösten, blieb Aljoscha noch einen Moment dicht an ihm, die Stirn an seine gelehnt.

„Nur damit du’s weißt“, murmelte er, „wenn das schiefgeht, bin ich derjenige, der dir im Bereitschaftsraum den Hintern versohlt.“

Elbrun lachte leise, sein Blick blitzte amüsiert auf. „Dann sollte ich dafür sorgen, dass es nicht schiefgeht. Oder sehr ...“ – er beugte sich näher, sein Mund fast an Aljoschas Ohr – „… sehr lohnenswert.“

„Morgen rede ich mit Gromek“, murmelte er schließlich an seinen Lippen.

Am nächsten Morgen:

Der Bereitschaftsraum war still, nur das Summen der Schiffssysteme.

Elbrun stand vor dem Schreibtisch, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, als der Bildschirm aufleuchtete. Das Emblem der Föderation erschien, dann das ernste Gesicht von Admiral Samantha Gromek.

„Elbrun“, begann sie knapp. „Was kann ich für Sie tun?“

„Admiral Gromek.“ Elbrun neigte leicht den Kopf. „Ich brauche Ihre Autorisierung für etwas ... Ungewöhnliches.“

Ihre Augen verengten sich. „Ungewöhnlich? Bei Ihnen heißt das normalerweise, dass Sie irgendetwas Verrücktes vorhaben.“

Elbrun erlaubte sich ein kurzes, schiefes Grinsen. „Wenn Sie es so ausdrücken wollen.“

„Elbrun.“ Gromek verschränkte die Arme, ihre Stimme wurde einen Hauch schärfer. „Worum geht es?“

„Wir wissen, dass die Iconianer existierten. Dass sie ganze Netzwerke von Toren kontrollierten, dass sie Welten prägten. Wir wissen auch, dass sie technologisch jedem Volk, das wir kennen, Jahrtausende voraus waren. Aber wir wissen nicht, wer sie waren. Ob sie friedlich waren. Ob sie feindlich waren. Ob sie jemals zurückkehren werden.“

Er machte eine kurze Pause, dann sagte er ruhig:

„Ich möchte, dass Sie mir erlauben, die USS Paradox zu benutzen.“

Gromek schwieg. Ihre Augenbraue hob sich langsam. „Sie wollen also eine Zeitreise genehmigt bekommen.“

„Eine kontrollierte temporale Beobachtungsmission“, korrigierte Elbrun mit einem Anflug von Unschuld in der Stimme.

„Nein.“

Das Wort war kalt, unmissverständlich.

Elbrun blieb ruhig, auch wenn seine Augen gefährlich schmal wurden.

„Aber Sir – wir können uns keine Blindheit leisten. Wenn die Iconianer zurückkehren, sind wir nicht vorbereitet.“

„Blindheit?“ Gromeks Stimme schnitt wie ein Messer. „Sie sprechen von Zeitreisen, Elbrun. Zeitreisen. Das ist kein Forschungsausflug, das ist ein potenzieller temporaler Zwischenfall – und genau deswegen sind solche Missionen verboten.“

„Verboten ist, die Geschichte zu verändern“, konterte Elbrun scharf. „Ich will nichts verändern. Ich will sehen. Lernen. Verstehen. Damit ich nicht irgendwann eine Flotte in eine Falle schicke, weil wir keine Ahnung haben, mit wem wir es zu tun haben.“

Gromek verschränkte die Arme, ihre Augen blitzten.

„Sie wollen also, dass ich meinen Kopf riskiere, meine Karriere opfere – weil Sie neugierig sind?“

„Nein.“ Elbruns Stimme wurde leise, fast gefährlich ruhig. „Ich will, dass Sie mir helfen, die Zukunft der Föderation zu sichern. Sie kennen mich, Admiral – ich handle nicht leichtfertig. Aber ich werde nicht zulassen, dass wir im Dunkeln stehen, wenn eine Zivilisation erwacht, die Welten nach Belieben formen kann. Ich will nicht raten müssen, ob ich Frieden oder Krieg vorbereite. Samantha ... bitte.“

Gromek hielt seinem Blick stand. Lange. Das Schweigen war scharf wie ein Messer. Schließlich schnaubte sie leise.

„Sie treiben mich in den Wahnsinn, Elbrun. Aber ich weiß auch, warum ich Sie als meinen zukünftigen Nachfolger ausgewählt habe.“

Ein kurzes, schiefes Lächeln erschien auf Elbruns Lippen. „Ich weiß.“

„Sie bekommen meine Zustimmung – aber nur unter strengen Auflagen.“

Sie beugte sich ein Stück vor, ihre Stimme war jetzt eiskalt.

„Ein kleines Team. Keine Eingriffe. Keine Experimente. Jede Sekunde der Mission wird lückenlos protokolliert – und der Bericht landet direkt auf meinem Schreibtisch. Wenn Sie auch nur einen dieser Punkte verletzen ...“

Sie machte eine kurze Pause, sah ihm fest in die Augen.

„… dann schwöre ich Ihnen, Admiral, dass Sie den Rest Ihrer Karriere Berichte sortieren werden. Irgendwo in der Verwaltung. Oder noch besser – auf Sternenbasis 80.“

Elbrun nickte langsam, ernst. „Verstanden.“

„Gut.“ Gromek tippte kurz auf ein PADD, dann sah sie ihn wieder scharf an. „Ich sende Ihnen die Koordinaten der USS Paradox. Ich werde die Crew vorwarnen, dass Sie unterwegs sind. Denken Sie daran, Admiral – die Paradox ist streng geheim. Sie reisen nicht mit der Enterprise, sondern mit einem Shuttle. Und alle Offiziere, die Sie begleiten, müssen Sicherheitsstufe 7 besitzen.“

„Verstanden, Sir.“ Elbrun hielt ihrem Blick stand. „Ich möchte ohnehin nur ein sehr kleines Team mitnehmen – Captain Cornellus und entweder Commander Mamaav oder Commander Suvak. Mehr nicht.“

„Gut.“ Gromek lehnte sich zurück, ihre Miene blieb ernst. „Dann machen Sie sich bereit. Und, Elbrun?“

„Ja, Admiral?“

„Wenn Sie Mist bauen ... werde ich es persönlich sein, die Sie von der Paradox zerrt.“

Ein winziges, fast amüsiertes Funkeln blitzte in Elbruns Augen auf. „Dann sollte ich besser alles richtig machen.“

Etwas später glitt die Tür zum Quartier auf.

Aljoscha saß auf der Couch, noch in Uniform, den Kragen gelockert, ein PADD in der Hand. Er blickte auf, als Elbrun eintrat.

„Na?“, fragte er, ohne aufzustehen. „Hast du sie überzeugt – oder hast du dir gerade deine Karriere zerschossen?“

Elbrun ließ sich neben ihn fallen, schob den Arm über die Lehne und grinste schief. „Beides wäre möglich gewesen. Aber diesmal habe ich gewonnen.“

Aljoscha legte das PADD beiseite, drehte sich ihm zu. „Also?“

„Also“, begann Elbrun, und dieses vertraute Funkeln lag in seinen Augen, „wir dürfen die USS Paradox benutzen.“

Aljoscha blinzelte. „Du meinst wirklich ...?“

„Ja.“ Elbrun nickte langsam, ernst. „Wir gehen in die Vergangenheit. Sehen mit eigenen Augen, wer die Iconianer waren. Aber – unter strengen Auflagen. Kleines Team. Keine Eingriffe. Alles wird protokolliert. Und wenn ich Mist baue, schickt Gromek mich persönlich nach Sternenbasis 80.“

Aljoscha schnaubte amüsiert. „Ich schwöre, nur du bringst eine Flottenadmiralin so weit, dir etwas zu genehmigen, das sie eigentlich für völlig verrückt hält.“

„Ich bin überzeugend.“

„Du bist verrückt.“ Aljoscha rutschte näher, die Knie fast an seine gelehnt. „Aber ich nehme an, ich komme mit?“

Elbrun legte eine Hand auf seine. „Natürlich. Ich vertraue niemandem sonst, wenn es um so etwas geht.“

„Und wer noch?“

„Ich schwanke zwischen Commander Mamaav und Commander Suvak. Sie haben die Sicherheitsstufe Sieben.“

Aljoscha schüttelte leicht den Kopf. „Dann übernimmt der jeweils andere das Kommando, während wir weg sind?“

„Genau.“

„Hmm.“ Aljoscha überlegte kurz. „Ich hätte einen Gegenvorschlag: Commander Shunun und Commander Jaynes. Mamaav bleibt hier und führt das Kommando, Suvak bleibt als Arzt an Bord.“

Elbrun zog die Augenbrauen hoch. „Shunun? Der Diplomat?“

„Warum nicht? Und Jaynes – der Geheimdienstler – könnte auch mal frische Luft schnappen. Die beiden ergänzen sich gut.“

Elbrun dachte einen Moment nach, dann lächelte er knapp. „Das klingt tatsächlich vernünftig. Gut. Wir nehmen sie mit.“

Aljoscha nickte zufrieden und lehnte sich zurück. „Dann haben wir unser Team.“

„Ja.“ Elbrun beugte sich vor, küsste ihn flüchtig auf die Schläfe. „Und morgen früh legen wir los.“

Am nächsten Morgen – Briefingraum der Enterprise

Der Raum war abgedunkelt, nur das blaue Licht des taktischen Displays erhellte die Gesichter der Offiziere.

Elbrun stand vorne, die Hände fest auf die Tischkante gestützt. Neben ihm Aljoscha, der ein PADD hielt.

„Das hier“, begann Elbrun, „ist unser Ziel: die USS Paradox. Ein temporales Forschungsschiff der Premonition-Klasse – von der bisher nur zwei gebaut wurden. Offiziell existieren sie nicht.“

Die Projektion zeigte ein schlankes Schiff, ungefähr so groß wie eine Intrepid-Klasse. Klassische Linien, aber eine einzelne, violett leuchtende Gondel, die von der Untertassensektion ausging – der temporale Antrieb.

Commander Shunun hob leicht eine Augenbraue. „Beeindruckend. Aber wieso wir?“

„Weil ich es so will.“ Elbruns Stimme war scharf, dann wurde sie sanfter. „Und weil Sie beide eine Perspektive mitbringen, die wir brauchen. Commander Shunun – Sie haben diplomatische Erfahrung. Sie werden beurteilen müssen, ob wir es mit einem potentiellen Feind oder einem Verbündeten zu tun haben. Commander Jaynes – Sie kennen Bedrohungsanalysen besser als jeder andere an Bord. Ich brauche Ihre Einschätzung für den Fall, dass wir Anzeichen von Bedrohung sehen.“

Jaynes nickte knapp. „Und unser Auftrag lautet?“

„Beobachten. Dokumentieren. Verstehen.“ Aljoscha sprach die Worte langsam und betont. „Wir greifen nicht ein. Wir vermeiden jede Interaktion. Und wenn es doch zu einem Kontakt kommt, dann sprechen nur der Admiral oder ich – und nur das absolut Notwendige.“

Shunun verzog den Mundwinkel. „Also das genaue Gegenteil dessen, was Sie normalerweise tun, Admiral.“

Ein dünnes, schiefes Lächeln huschte über Elbruns Gesicht. „Genau deswegen nehme ich Sie mit. Sie werden mich daran erinnern.“

Dann wurde er ernst. Sein Blick glitt über jeden der Anwesenden.

„Wir starten in vier Stunden. Wir reisen mit der Captains-Yacht. Keine Enterprise, kein großes Team. Nur wir vier. Die Enterprise bleibt hier, unter dem Kommando von Commander Mamaav. Ab diesem Moment gilt höchste Geheimhaltung. Keine Diskussionen außerhalb dieses Raumes.“

„Verstanden“, bestätigten die drei Offiziere fast gleichzeitig.

„Gut.“ Elbrun deaktivierte das Display, und der Raum wurde schlagartig dunkler. „Packen Sie Ihre Ausrüstung. Wir treffen uns in Hangar Zwei – in fünfzehn Minuten.“

Hangar Zwei – kurz vor dem Start

Die Captains-Yacht stand bereit, ihre glatten Linien spiegelten das Licht der Hangarbeleuchtung. Ein leises Summen ging durch den Raum, während die letzten Checks abgeschlossen wurden.

Aljoscha ging langsam die Rampe hinauf und blieb auf halber Höhe stehen, drehte sich um. Elbrun kam gerade hinter ihm her, den Tricorder an den Gürtel geklippt, den Blick auf die Yacht gerichtet.

„Bereit?“, fragte Aljoscha leise.

Elbrun hielt kurz inne, dann trat er näher, bis sie fast auf gleicher Höhe standen.

„So bereit, wie man sein kann, wenn man gleich 200.000 Jahre in die Vergangenheit fliegt.“

Ein kurzes, schiefes Lächeln stahl sich auf Aljoschas Gesicht. „Und das ist dein Plan für einen ruhigen Arbeitstag.“

„Ich hab nie ruhige Arbeitstage“, murmelte Elbrun und trat noch einen Schritt näher.

Seine Hand legte sich kurz an Aljoschas Arm – eine kleine, fast unmerkliche Geste, die mehr sagte als jedes Wort.

„Imzadi ...“, sagte er leise, nur für ihn. „Egal, was wir dort sehen – wir kommen zusammen zurück. Versprochen.“

Aljoscha nickte, hielt seinen Blick. „Versprich mir nur, dass du nicht wieder spontan deine eigene Agenda durchziehst. Keine Alleingänge, keine heroischen Opfer.“

„Nur kontrolliertes Risiko“, erwiderte Elbrun mit diesem gefährlichen Funkeln in den Augen, das Aljoscha gleichzeitig reizte und nervös machte.

„Das ist bei dir schon schlimm genug.“

Für einen Moment standen sie einfach so da, der Lärm des Hangars wurde leiser, die Zeit schien kurz stillzustehen. Dann atmete Aljoscha tief durch, legte ihm kurz eine Hand an die Brust und nickte Richtung Yacht.

„Dann lass uns Geschichte schreiben.“

„Und hoffen, dass sie uns nicht aus der Zeitlinie streicht“, ergänzte Elbrun trocken, bevor sie gemeinsam die Rampe hinaufgingen.

Drinnen warteten Shunun und Jaynes bereits, die Anzeigen der Yacht blinkten bereit. Die Türen schlossen sich mit einem leisen Zischen, und wenige Sekunden später hob die Yacht ab – auf dem Weg zur USS Paradox.

Die Yacht glitt lautlos durch das gewaltige Innere der Dyson-Sphäre, bis sie die äußere Hülle erreichte. Der Übergang war kaum spürbar – ein kurzes Flackern der Schilde, dann lag die unendliche Schwärze des Alls vor ihnen.

„Commander Jaynes, setzen Sie Kurs auf diese Koordinaten“, sagte Elbrun, beugte sich leicht vor und tippte die Daten direkt in die Konsole.

„Warp sechs.“

„Aye, Sir.“ Jaynes’ Finger glitten über das Steuer, der Kurs wurde gesetzt. Ein tiefes Summen ging durch den Rumpf, dann verwandelte sich das Sternenfeld vor ihnen in lange, blaue Streifen.

Einen Moment lang herrschte nur das leise, vibrierende Brummen der Warptriebwerke. Aljoscha lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und warf Elbrun einen Seitenblick zu.

„Merkwürdig“, murmelte er schließlich. „Normalerweise sind wir immer auf der Enterprise. Jetzt fühlt sich das fast an wie ... ein heimliches Abenteuer.“

Elbrun grinste schief. „Genau das ist es auch.“

„Du genießt das zu sehr.“

„Vielleicht.“ Elbrun ließ sich tiefer in den Sitz sinken, sein Blick blieb nach vorn gerichtet, doch seine Stimme klang leiser, konzentrierter. „Aber genau deshalb wollte ich, dass wir nur ein kleines Team sind. Weniger Augen. Weniger Ohren. Weniger Risiko.“

„Oder mehr Verantwortung für uns alle“, warf Shunun trocken ein.

Elbrun drehte den Kopf zu ihr. „Das gehört dazu. Sie wussten, worauf Sie sich einlassen, Commander.“

„Wusste ich das wirklich?“ Shunun zog eine Augenbraue hoch.

„Ich hoffe es.“ Diesmal lag ein Hauch von Humor in Elbruns Stimme. Dann lehnte er sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Noch drei Stunden bis zum Treffpunkt. Ruhen Sie sich aus. Danach wird es ... interessant.“

Aljoscha musterte ihn von der Seite, ein schmales Grinsen auf den Lippen. „Du hast eine seltsame Definition von ‚interessant‘.“

„Und trotzdem bist du hier.“

„Leider ja.“

Ihre Blicke trafen sich, blieben für einen Moment hängen. Dann wandte sich Aljoscha dem Fenster zu, sah hinaus in das verzerrte Warp-Feld. Das Summen der Triebwerke und die gleichmäßige Beleuchtung tauchten den kleinen Raum in eine ruhige, fast intime Stimmung – die spürbare Ruhe vor dem, was kommen würde.

Drei Stunden später.

„Sir, wir erreichen die Koordinaten“, meldete Jaynes von der Steuerkonsole.

„Gehen Sie unter Warp“, befahl Elbrun ruhig.

Die Sterne nahmen wieder ihre gewohnte Form an, das vertraute Sternenfeld erschien vor der Yacht.

„Keine Schiffskennung im Umkreis von einem Lichtjahr“, meldete Shunun von der Sensorstation.

„Das war zu erwarten.“ Elbrun beugte sich nach vorne, gab einen kurzen Code auf der Konsole ein. „Ich habe der Paradox ein Signal gesendet“

Kaum war die Übertragung abgeschlossen, flackerte der Raum vor ihnen – und plötzlich enttarnte sich ein Schiff aus der Schwärze des Alls. Die USS Paradox.

Einen Moment lang sagte niemand etwas. Das Schiff war elegant, fast schlank, die violett schimmernde Gondel des Temporalantriebs ein unübersehbarer Kontrast zu den gewohnten Linien der Sternenflotte.

„Verdammt“, murmelte Jaynes leise. „Das Ding existiert wirklich.“

„Und wir dürfen drauf“, erwiderte Aljoscha mit einem schiefen Grinsen.

„Sir, eingehender Ruf“, meldete Shunun.

„Auf den Schirm.“

Das kleine Display der Konsole erwachte zum Leben, das Gesicht einer Trill erschien. Ruhig, aber aufmerksam.

„Admiral Tiran“, begrüßte sie ihn. „Wir haben Sie bereits erwartet. Ich bin Captain Zonara, Kommandantin der Paradox.“

Elbrun nickte knapp. „Captain. Admiral Gromek hat Sie informiert?“

„Ja, Sir. Wir sind bereit. Sie können mit Ihrer Yacht andocken.“

„Verstanden. Danach besprechen wir die Missionsdetails.“

„Ich erwarte Sie an Bord. Paradox Ende.“

Der Bildschirm erlosch, und für einen Moment herrschte Stille.

„Das ist es also“, sagte Aljoscha schließlich leise, die Augen auf das elegante Schiff geheftet.

Elbrun lächelte schmal. „Das ist es.“

„Dockvorgang einleiten“, befahl er dann.

Die Yacht dockte sanft an der Untertassensektion der USS Paradox an. Ein kurzes Ruckeln, dann zeigte die Anzeige „Andocken abgeschlossen“.

„Luftschleuse ist druckdicht. Verbindung steht“, meldete Jaynes.

„Gut.“ Elbrun erhob sich, strich kurz über die Uniformjacke und warf den anderen einen Blick zu. „Dann wollen wir mal sehen, wie sich ein Schiff anfühlt, das offiziell nicht existiert.“

Die vier verließen die Yacht. Die Schleuse öffnete sich mit einem leisen Zischen, und sie traten auf einen Korridor, der auf den ersten Blick nicht wirklich anders wirkte als jeder andere in der Sternenflotte.

Das Licht war aber gedämpfter, die Paneele schimmerten in einem sanften Blau, das den gesamten Gang in einen fast träumerischen Schein tauchte. Die üblichen Summgeräusche von Energieverteilungen klangen tiefer, rhythmischer – fast wie ein Herzschlag.

„Hier fühlt sich alles ... normal an“, murmelte Aljoscha.

„Nur auf den ersten Blick“, entgegnete Shunun.

„Genau. Geheimdienstschiffe sehen auch immer brav aus – bis man den zweiten Blick riskiert“, warf Jaynes trocken ein.

Sie erreichten den Turbolift, der bereits geöffnet auf sie wartete. „Brücke“, sagte Elbrun knapp, und der Lift setzte sich lautlos in Bewegung.

Als sich die Türen öffneten, traten sie auf eine Brücke, die zugleich vertraut und fremd wirkte.

Die Konsolen waren flacher, die Displays transluzent und von sanftem Licht durchzogen. Über der vorderen Sektion schwebte eine dreidimensionale Darstellung der Raumzeit – ein Netz aus Lichtlinien, in dem sich gelegentlich Wellen bildeten, wie auf einer Wasseroberfläche.

In der Mitte stand eine Frau – groß, aufrecht, die dunklen Flecken einer Trill zogen sich vom Haaransatz bis zum Kragen ihrer Uniform.

„Willkommen auf der Paradox“, sagte Captain Zonara und kam einen Schritt näher. Ihre Stimme war ruhig, fast glatt, aber mit einem Ton, der keine Nachlässigkeit duldete. „Es ist selten, dass wir Gäste haben.“

Elbrun erwiderte den Gruß mit einem knappen Nicken. „Danke, dass Sie uns empfangen. Wir sind bereit, die Missionsdetails zu besprechen.“

„Natürlich.“ Zonara deutete auf den Besprechungsraum seitlich der Brücke. „Folgen Sie mir. Es gibt einiges, das Sie wissen müssen, bevor wir die Antriebe aktivieren.“

Aljoscha warf Elbrun einen kurzen Blick zu, während sie folgten. „Das hier fühlt sich weniger nach einem Sternenflottenschiff und mehr nach einem Experiment an“, flüsterte er.

„Das ist es auch“, murmelte Elbrun zurück – und das leichte, beinahe vorfreudige Funkeln in seinen Augen verriet, dass er sich genau deshalb hier wohlfühlte.

Der Besprechungsraum der USS Paradox war schlicht, funktional – fast schon nüchtern. Ein langer Tisch aus schwarzem Kompositmaterial, die Wände glatt, nur von dezent schimmernden Displays unterbrochen. Das Licht war gedimmt, die Atmosphäre fast klinisch.

Captain Zonara nahm an der Stirnseite Platz, aufrecht, die Hände gefaltet. Rechts von ihr setzte sich ihr Erster Offizier, Shalka, der Andorianer. Seine Fühler bewegten sich kaum, aber sein kühler Blick ruhte aufmerksam auf Elbrun.

Elbrun wartete, bis alle saßen. Dann legte er beide Hände flach auf den Tisch, sein Blick ernst.

„Unser Ziel ist es, mehr über die Iconianer zu erfahren – nicht aus Legenden, nicht aus archäologischen Bruchstücken. Wir wollen eine präzise temporale Beobachtungsmission durchführen. Kein Eingriff. Keine Interaktion. Nur sehen. Und verstehen.“

Er ließ den Blick durch den Raum wandern, hielt dann bei Zonara inne. „Uns ist bewusst, dass jede Zeitreise ein Risiko ist. Aber das größere Risiko wäre, blind zu bleiben, wenn die Iconianer jemals zurückkehren – oder wenn jemand ihre Technologie missbraucht.“

Shalka verschränkte die Arme, seine Stimme kühl wie Eis. „Und was genau erwarten Sie zu finden, Admiral? Dass sie uns auf eine Tasse Tee einladen und ihre Pläne erklären?“

Elbrun erwiderte den Blick ruhig, ohne zu blinzeln. „Ich erwarte, dass wir eine Grundlage haben, auf der wir Entscheidungen treffen können. Ich will nicht raten müssen, ob ich eine Flotte in eine Falle schicke – oder ob wir einen Krieg beginnen, den wir verhindern könnten.“

Captain Zonara lehnte sich zurück, die Hände nun vor der Brust verschränkt. „Wir sind uns der Tragweite bewusst. Und wir werden Sie unterstützen. Aber Sie müssen verstehen: Die Paradox hat Protokolle, die nicht verhandelbar sind. Wenn auch nur das kleinste Risiko besteht, dass Ihre Mission die Zeitlinie verändert, brechen wir ab. Sofort.“

„Ich habe nichts anderes erwartet.“ Elbruns Ton war fest.

Zonara aktivierte das Display vor sich. Ein Hologramm erschien über dem Tisch, eine Sternenkarte mit einem markierten Punkt.

„Das ist unser Ziel: Iconia, vor rund 200.000 Jahren. Die Blütezeit der Iconianischen Zivilisation – und der Moment kurz vor ihrem Untergang. Wir werden oberhalb der Atmosphäre positioniert, vollständig getarnt und außerhalb jeder Sichtlinie. Die temporale Phasenverschiebung der Paradox hält uns komplett außerhalb der normalen Raumzeit. Theoretisch können uns selbst die Iconianer nicht wahrnehmen.“

„Theoretisch?“, warf Aljoscha trocken ein.

Zonara verzog minimal die Lippen. „Dies ist ein Forschungsschiff, Captain. Theorien sind unser Geschäft.“

Elbrun lehnte sich vor, die Spannung in seiner Stimme kaum verborgen. „Wann können wir starten?“

„Sobald Ihre Crew bereit ist. Der temporale Antrieb braucht etwa eine Stunde, um hochzufahren. Danach gibt es kein Zurück, bis der Zyklus abgeschlossen ist.“

Elbrun nickte und wandte sich an sein Team. „Das ist die letzte Gelegenheit, Fragen zu stellen. Ab dem Moment des Sprungs sind wir Zuschauer in einer längst vergangenen Welt – und Zuschauer bleiben wir. Egal, was wir sehen.“

Shunun, der Saurianer, zog die Augenbrauen hoch. „Klingt leicht.“

„Wird es nicht“, erwiderte Elbrun nüchtern. „Aber das ist der Preis, wenn wir die Wahrheit wollen.“

Zonara musterte ihn noch einen Moment, dann nickte sie. „Bereiten Sie sich vor. Wir treffen uns auf der Brücke, sobald der Antrieb stabil ist.“

Elbrun erhob sich entschlossen. „Dann machen wir Geschichte – ohne sie zu verändern.“

Als Elbrun und Aljoscha den Besprechungsraum verlassen wollten, hielt Elbrun plötzlich inne. Ein flüchtiger Gedanke, den er von Captain Zonara auffing, ließ ihn die Stirn runzeln.

„Alles in Ordnung, Captain?“ fragte er, sich halb zu ihr umdrehend.

Zonara blinzelte, dann nickte sie, wenn auch mit einem leisen Lächeln. „Ja. Ich muss nur zugeben – ich bin ziemlich aufgeregt. Das wird unser erster temporaler Sprung.“

Aljoscha fuhr herum. „Wie bitte?“

„Beruhigen Sie sich, Captain,“ erwiderte Zonara ruhig. „Die USS Premonition hat den Antrieb ausgiebig getestet. Wir haben allerdings bisher nur die Zeitlinie passiv beobachtet – den temporalen Antrieb selbst haben wir noch nie eingesetzt.“

Aljoscha sah Elbrun ungläubig an. „Also machen wir das hier ... zum ersten Mal?“

Elbrun grinste breit, fast ein wenig zu breit. „Na dann wird das ein Spaß für uns alle.“

Zonara hob eine Braue, doch in ihren Augen blitzte kurz dasselbe Kribbeln, das Aljoscha bei Elbrun so gut kannte: Nervosität, gepaart mit Vorfreude.

„Spaß ist nicht das Wort, das ich benutzen würde,“ murmelte Aljoscha, als sie den Raum verließen.

„Dann such dir ein anderes aus,“ entgegnete Elbrun, sichtlich in seinem Element. „Aber du musst zugeben – ein bisschen aufregend ist es schon.“

Aljoscha schnaubte leise, konnte sich aber ein winziges Lächeln nicht verkneifen. „Du bist verrückt.“

„Und du liebst mich genau dafür,“ konterte Elbrun, ehe sich die Tür hinter ihnen schloss.

Später, in einem der Gästequartiere der Paradox.

Das Quartier war kleiner als auf der Enterprise, aber funktional: ein Bett, ein kleiner Tisch, ein Terminal. Das Licht war gedimmt, draußen im Sichtfenster glitt der schwarze Raum vorbei.

Aljoscha saß auf der Bettkante, stützte die Ellbogen auf die Knie und musterte Elbrun, der seine Uniformjacke abgelegt hatte und nun in Unterhemd und Hose vor dem Fenster stand.

„Du bist viel zu ruhig dafür, dass wir gleich durch die Zeit springen,“ stellte Aljoscha schließlich fest.

Elbrun warf ihm einen kurzen Blick über die Schulter zu, das Spiegelbild im Fenster zeigte sein schiefes Lächeln. „Ich bin nicht ruhig. Ich bin fokussiert.“

„Du wirkst, als hättest du das schon hundert Mal gemacht.“

„Vielleicht muss ich das.“ Elbrun drehte sich nun ganz um, ging zu ihm hinüber und ließ sich neben ihn sinken. „Wenn ich jetzt nervös wäre, würde das nicht helfen. Außerdem ...“ Er lehnte sich leicht zurück, die Hände aufgestützt. „Es ist zu spät, um sich Sorgen zu machen. Wir sind hier. Wir haben diese Chance. Ich werde sie nutzen.“

Aljoscha schnaubte leise, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. „Du bist echt unverbesserlich.“

„Ich weiß.“ Elbrun beugte sich vor, legte eine Hand in seinen Nacken und zog ihn sanft zu sich.

Der Kuss war langsam, fast untypisch ruhig für Elbrun – aber voller Wärme. Als sie sich lösten, blieb er mit der Stirn an Aljoschas lehnen. „Egal, was wir da draußen sehen – wir sehen es zusammen.“

Aljoscha schloss kurz die Augen, atmete tief durch. „Das hoffe ich. Und ich hoffe, dass du diesmal keine Ideen bekommst, die die temporale Direktive sprengen.“

„Ich verspreche nichts,“ murmelte Elbrun mit einem schiefen Grinsen.

„Genau das macht mir Sorgen.“

Elbrun lachte leise, stand auf und streckte sich. „Ruh dich aus, Imzadi. Morgen wird ein langer Tag. Und wer weiß – vielleicht ein historischer.“

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