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Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6
Teil 20
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Informationen
- Story: Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6
- Autor: KAY
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Science Fiction
Inhaltsverzeichnis
Zwei Tage später hatte Elbrun das Rätsel um den Angriff auf die USS Auckland immer noch nicht gelöst. Die Sensordaten waren ausgewertet, jede taktische Analyse durchgeführt – und trotzdem fehlte das entscheidende Puzzlestück.
Doch dann kam die Meldung von der Oberfläche der Dyson-Sphäre: In einer der entlegenen Einrichtungen war ein Artefakt entdeckt worden – ein Gerät, das in Bauweise und Energieemissionen frappierend dem auf der USS Zhukov ähnelte. Die psionische Energie, die davon ausging, war ungewöhnlich stark, so stark, dass bereits die Sensoren der Enterprise sie registrierten.
In der Besprechung im Bereitschaftsraum entspann sich eine hitzige Diskussion. Die Gefahr, dass das Gerät ähnlich wie damals einen telepathischen Effekt auslösen könnte, war real. Einige Offiziere argumentierten dafür, es vorerst isoliert zu lassen, bis weitere Analysen vorlagen.
Aljoscha jedoch wollte es sich unbedingt selbst ansehen. Er legte dar, dass eine Untersuchung vor Ort notwendig sei, um zu verstehen, ob das Gerät mit dem Angriff auf die Auckland zusammenhing. Elbrun war zunächst dagegen – zu riskant, zu unberechenbar. Doch Aljoscha blieb hartnäckig, und schließlich gab Elbrun nach.
Da Telepathen nachweislich empfindlicher auf solche Geräte reagierten, stellte Aljoscha ein Außenteam zusammen, das ausschließlich aus nicht-telepathischen Offizieren bestand. Gemeinsam mit Commander Loraan, Commander Tikkem und Commander Niwan ließ er sich in das Innere der Anlage beamen.
Die Luft war kühl, der Raum halbdunkel. In der Mitte der Halle stand das Gerät – eine kreisförmige Struktur, leicht pulsierend, als würde sie atmen. Leises Summen erfüllten die Luft, wie ein Herzschlag, der durch den Boden vibrierte.
„Das sieht exakt aus wie das auf der Zhukov“, stellte Loraan fest, während er sein Tricorder öffnete.
„Nur ... stärker“, ergänzte Tikkem. „Die psionische Strahlung hier unten ist fast doppelt so hoch wie damals.“
Aljoscha nickte langsam, sein Blick blieb auf der Struktur haften. „Dann sehen wir uns das genauer an. Aber vorsichtig. Ich will keine unnötigen Risiken eingehen.“
Niwan trat näher an das Gerät heran, hielt jedoch respektvollen Abstand. „Es ist ... aktiv. Aber es reagiert nicht auf unsere Präsenz.“
Aljoscha atmete tief durch. Ihm war klar: Das war keine einfache Routineuntersuchung. Irgendetwas an diesem Gerät war der Schlüssel – entweder zu dem Angriff oder zu etwas noch viel Größerem.
Die Halle war still, nur das leise Summen des Geräts füllte den Raum.
Aljoscha trat einen Schritt näher, ließ den Tricorder über die Struktur laufen. Die Anzeigen waren stabil, aber hoch.
„Keine plötzlichen Energieanstiege“, murmelte er und blickte zu Loraan.
„Die Strahlung ist konstant“, bestätigte der Bajoraner nüchtern. „Es scheint keinen aktiven Output zu geben, nur eine anhaltende psionische Feldemission.“
Tikkem kniete sich neben die Basis des Geräts, ließ einen kleinen Sensor ausfahren. „Interessant ... es hat eine eigene Energiequelle, vermutlich subraumgekoppelt. Wir sehen nur die Oberflächenaktivität – was im Inneren passiert, ist abgeschirmt.“
Niwan umrundete die Struktur langsam. „Keine physischen Schnittstellen. Keine offensichtlichen Bedienelemente. Das ist kein Gerät, das für manuelle Bedienung vorgesehen ist.“
„Oder wir wissen einfach nicht, wie man es bedient“, entgegnete Aljoscha ruhig.
Er trat noch näher, fast bis auf Armeslänge, und ließ die Hand über die glatte Oberfläche schweben, ohne sie zu berühren. Das Summen schien stärker, dichter.
„Sir“, meldete Tikkem vorsichtig, „Ihr biochemischer Stresslevel steigt. Ich registriere erhöhte Herzfrequenz.“
Aljoscha nickte knapp. „Ich spüre ... nichts Bedrohliches. Eher ... ein Ziehen. Als ob das Feld versucht, mich zu scannen. Aber keine kognitive Beeinflussung.“
Loraan hob leicht eine Augenbraue. „Das allein ist bemerkenswert. Wenn es auf Sie reagiert, Captain, dann ist es kein passives Feld.“
Aljoscha trat zurück, zog sich die Brille vom Kopf, die er zum Schutz gegen psionische Rückkopplungen trug, und musterte das Gerät noch einmal. „Wir dokumentieren alles. Sensorlog jede Minute. Und ich will eine volle spektrale Analyse, bevor wir irgendetwas versuchen. Keine Berührung, kein Experiment ohne vorherige Absicherung.“
„Verstanden“, antwortete Niwan.
Für einen Moment standen sie alle still da, nur das pulsierende Licht der Struktur warf sanfte Reflexe auf die Wände. Es war fast feierlich – als stünden sie vor etwas, das größer war als sie selbst.
„Vielleicht“, murmelte Aljoscha schließlich, „ist das hier nicht nur ein Relikt. Vielleicht wartet es auf etwas.“
In diesem Moment veränderte sich der Ton des Summens. Er wurde tiefer, vibrierender. Ein pulsierendes Licht lief über die Oberfläche.
„Zurücktreten!“, rief Loraan, doch da war es schon zu spät.
Ein violetter Strahl schoss aus der Mitte des Geräts, traf Aljoscha mitten in der Brust. Er wurde nach hinten geschleudert, schlug hart auf den Boden und blieb reglos liegen.
„Captain!“ Tikkem war sofort an seiner Seite, der Tricorder klickte hektisch. „Er lebt – Bewusstsein unklar, aber vitale Funktionen stabil!“
Niwan zog bereits den Kommunikator. „Niwan an Enterprise! Sofortiger Nottransport, medizinischer Notfall!“
Noch während er sprach, flackerte das Gerät ein letztes Mal auf – dann erlosch das Licht. Die Halle war wieder still.
Aljoscha erwachte in seinem Bett, blinzelte und brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Dann kam die nächste Erschütterung – heftig genug, dass er sich sofort aufsetzte.
Der Bordalarm heulte. Roter Alarm.
Sein Herzschlag beschleunigte sich. Ohne nachzudenken sprang er auf, griff nach der nächstbesten Uniformhose und zog sie im Laufen an. Der Gang war erfüllt von Hektik – Offiziere rannten an ihm vorbei, Stationen wurden bemannt, Befehle durch Intercoms gebrüllt. Immer wieder bebte das Deck unter den Füßen.
Nach wenigen Minuten erreichte Aljoscha die Brücke. „Was geht hier vor?“, rief er, während er eintrat.
Elbrun saß im Kommandosessel. Aber irgendetwas an ihm war anders. Er drehte den Kopf, sah ihn an – und lächelte, so vertraut wie immer.
„Imzadi. Was machst du hier? Du hast doch heute deinen freien Tag.“
Aljoscha blieb stehen. Etwas an diesem Elbrun irritierte ihn. Die Schläfen waren leicht ergraut, die Uniform trug eine seltsam abgewetzte Patina, als hätte er sie seit Jahren getragen. Und seine Stimme klang – älter. Ruhiger.
„Wir werden angegriffen!“, meldete Commander Niwan von der Position des ersten Offiziers.
Aljoscha stutzte. Commander Niwan? Er wollte gerade etwas sagen, doch Elbrun schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab.
„Ich erkläre dir alles später.“
„Sir!“, rief der Einsatzoffizier von der Konsole. „Zwei klingonische Schlachtkreuzer enttarnen sich, achtern!“
„Phaser abfeuern!“, befahl Elbrun sofort.
„Klingonen?“ Aljoscha starrte auf den Hauptschirm, sah die verzerrten Silhouetten der Kreuzer. Das passte nicht. Gar nichts passte hier. Selbst die Gesichter auf der Brücke – nur die Hälfte der Offiziere erkannte er überhaupt.
Die Enterprise feuerte eine Salve nach der anderen ab, bis sich die Klingonen schließlich zurückzogen und die Stille auf die Brücke zurückkehrte.
„Roten Alarm beenden. Tarnvorrichtung aktivieren. Kurs auf Sternenbasis 55, Warp 9.“ Elbruns Stimme war ruhig, präzise.
Dann stand er auf, kam langsam auf Aljoscha zu. Aus der Nähe fiel es noch mehr auf: feine graue Strähnen in den Haaren, kleine Linien um die Augen. Aber der Blick – dieser spitzbübische, warme Blick – war unverändert.
„Komm, Imzadi“, sagte er sanft. „Wir gehen auf die Krankenstation.“
Aljoscha ließ sich wortlos in Richtung Turbolift führen. Sein Herz raste.
Er wusste nicht, was hier los war.
Aber er wusste, dass dies nicht die Enterprise war, die er vor wenigen Stunden verlassen hatte.
„Was ist das Letzte, woran du dich erinnerst?“, fragte Elbrun, als sich die Türen der Krankenstation hinter ihnen schlossen. Seine Stimme war ruhig, aber angespannt.
Aljoscha brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu ordnen. „Die Mission in der Dyson-Sphäre“, sagte er schließlich. „Wir hatten ein Gerät gefunden und analysiert. Wir wollten zurückbeamen – und dann ... dann aktivierte sich das Ding.“
Elbrun nickte kaum merklich. Dann trat er einen Schritt näher, so nah, dass Aljoscha seinen Atem spüren konnte. Seine Augen waren ernst, durchdringend.
„Imzadi“, sagte er leise, fast behutsam. „Das war vor zweiundzwanzig Jahren.“
Die Worte trafen Aljoscha wie ein Schlag. Er blinzelte, versuchte zu begreifen, was er gerade gehört hatte. „Zweiundzwanzig ... Jahre?“ Seine Stimme kippte fast ins Ungläubige. „Aber ... wie? Das kann nicht sein. Ich war ... ich war eben noch dort.“
Er spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, als hätte jemand ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Alles in ihm rebellierte gegen diese Aussage – und doch sah er in Elbruns Gesicht, dass es kein Scherz war.
Commander Suvak trat hinzu, noch immer so ruhig und gelassen wie vor zwei Jahrzehnten. Er nahm sofort einen medizinischen Tricorder zur Hand und untersuchte Aljoscha gründlich. Schließlich klappte er das Gerät zu.
„Physiologisch ist alles in Ordnung“, sagte er mit seiner gewohnt sachlichen Stimme. „Aber seine neurologischen Muster zeigen deutliche Lücken. Es ist, als ob die letzten zweiundzwanzig Jahre aus seinem Gedächtnis gelöscht wurden. Möglicherweise eine Spätfolge der psionischen Strahlung, der er damals ausgesetzt war.“
Elbrun atmete hörbar durch, seine Stirn legte sich in Falten. „Was tun wir jetzt?“
Suvak verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Ich fürchte, medizinisch kann ich nichts unternehmen. Keine bekannte Therapie kann verlorene Erinnerungen dieser Größenordnung rekonstruieren.“ Er machte eine kurze Pause. „Vielleicht können Sie versuchen, die Erinnerungen durch Konfrontation zu reaktivieren. Erzählen Sie ihm von den Ereignissen der letzten Jahre. Zeigen Sie ihm Bilder, Logs, Aufzeichnungen. Es besteht eine geringe Chance, dass Teile des Gedächtnisses spontan zurückkehren.“
„Und wenn nicht?“, fragte Elbrun leise.
Suvak sah ihn direkt an. „Dann müssen Sie akzeptieren, dass diese Erinnerungen unwiederbringlich verloren sind.“
Elbruns Kiefermuskeln spannten sich. Er nickte knapp, fast stur, und legte Aljoscha eine Hand an die Schulter – fester, als er es selbst bemerkte.
Aljoscha und Elbrun kehrten schweigend in ihr Quartier zurück.
Aljoscha ließ den Blick durch den Raum wandern, als sähe er ihn zum ersten Mal – und in gewisser Weise tat er das auch. Sein Blick blieb an den Fotos und Hologrammen hängen, die Wände und Regale schmückten. Erinnerungen, die er nicht hatte.
Er trat an den Spiegel. Sein eigenes Gesicht sah ihm entgegen – vertraut und doch anders. Die blonden Haare waren nur leicht aufgehellt, hier und da ein silbriger Schimmer, der ihn älter, aber auch reifer wirken ließ. Sieben Kilo mehr vielleicht, aber die standen ihm, fand er. Er wirkte breiter, gesetzter. Männlicher.
Dann blieb er vor einem Bild stehen. Darauf war er selbst zu sehen – zusammen mit Elbrun und Top, lachend, ein Glas in der Hand. Man konnte den Glanz in ihren Augen sehen.
„Das war unsere Hochzeit“, sagte Elbrun leise hinter ihm.
Aljoscha blinzelte, drehte sich halb um. „Unsere ... Hochzeit?“
„Ja.“ Elbrun lächelte bei der Erinnerung, doch sein Blick blieb ernst. „Wir haben beide Top geheiratet. Es war eine wunderschöne Zeremonie. Das ist jetzt zehn Jahre her.“
Aljoscha senkte den Blick wieder auf das Bild. Etwas in seiner Brust zog sich zusammen. „Wo ist er?“
Das Schweigen, das folgte, war schwerer als Worte. Schließlich antwortete Elbrun, und seine Stimme war rauer als eben noch:
„Top ist tot.“
Aljoscha spürte, wie der Boden unter ihm einen Augenblick nachgab. „Tot ...?“
Elbrun nickte langsam. „Er starb in der Schlacht um Archer IV. Die Sojourner wurde von Klingonen zerstört. Das ist zwei Jahre her.“
„Die Klingonen?“ Aljoscha drehte sich nun voll zu ihm um, seine Stirn in Falten gelegt. „Was ... was ist passiert?“
Elbrun atmete tief durch, als müsste er sich sammeln. Dann setzte er sich auf die Couch, die Hände auf den Knien.
„Das ist eine lange Geschichte. Ich versuche, die Kurzfassung zu geben.“
Er sah zu Aljoscha auf, und sein Blick war hart – nicht gegen ihn, sondern gegen die Erinnerung.
„Vor einigen Jahren beantragte Cardassia die Mitgliedschaft in der Föderation. Der Rat stimmte zu. Nur die Klingonen waren strikt dagegen. Als Cardassia aufgenommen wurde, trat Qo’noS aus – und die Beziehungen sind seitdem stetig eskaliert. Vor vier Jahren brach der Krieg aus. Und wir führen ihn noch immer.“
Aljoscha setzte sich langsam neben Elbrun, ließ die Hände in den Schoß sinken. „Vier Jahre Krieg ...“, murmelte er, als könne er es nicht glauben.
Elbrun nickte, sein Blick war leer in die Ferne gerichtet. „Die ersten Monate waren die Hölle. Die Klingonen griffen mehrere Kolonien gleichzeitig an. Wir haben ganze Systeme verloren, bis die Flotte sich neu formieren konnte.“
Seine Stimme wurde härter. „Die Enterprise war an fast jeder größeren Schlacht beteiligt. Wir haben unzählige Leben gerettet – und unzählige verloren.“
Er sah zu Aljoscha hinüber. „Du warst an meiner Seite, die ganze Zeit. Wir ...“
Elbrun brach kurz ab, schloss die Augen, atmete durch. „Wir haben Dinge gesehen, die uns beide verändert haben. Und trotzdem hast du mich jeden Abend daran erinnert, warum wir kämpfen.“
Aljoscha schwieg, spürte die Schwere dieser Worte. Ein Teil von ihm wollte sie sofort verstehen, ein anderer Teil konnte nicht fassen, dass er all das erlebt haben sollte – und sich an nichts erinnerte.
„Top war damals an unserer Seite“, fuhr Elbrun leise fort. „Er war unser Ruhepol. Unser Anker. Als die Sojourner fiel, waren wir beide auf der Brücke der Enterprise. Wir haben es mit angesehen.“ Seine Hände ballten sich zu Fäusten, dann zwang er sie, sich wieder zu öffnen. „Ich habe noch nie so geschrien wie in diesem Moment.“
Aljoscha legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel. „Und danach?“
Elbrun drehte den Kopf zu ihm. Sein Blick war dunkel, ernst, aber voller Zuneigung. „Danach haben wir weitergekämpft. Weil wir mussten. Weil wir wussten, dass Top es so gewollt hätte. Und weil wir uns noch hatten.“
Einen Augenblick war es still. Dann legte Aljoscha seine Stirn gegen Elbruns Schulter.
„Ich wünschte, ich könnte mich erinnern. An ihn. An uns.“
Elbrun legte einen Arm um ihn, zog ihn näher an sich, so fest, dass es fast wehtat – aber auf die beste Weise. Dann senkte er den Kopf, küsste Aljoscha lange, still, mit all der Sehnsucht und der Dankbarkeit, die sich in den letzten Jahren in ihm aufgestaut hatten.
„Vielleicht kommt es zurück“, murmelte er gegen seine Lippen. „Und wenn nicht ... dann fangen wir eben neu an. Ich habe dich schon einmal erobert, Imzadi – ich tue es auch ein zweites Mal.“
Aljoscha blinzelte, und für einen Moment lag ein Lächeln in seinen Zügen. „Dann solltest du dich besser anstrengen, Admiral.“
Elbrun grinste schmal. „Keine Sorge. Ich weiß genau, womit ich anfangen werde.“
An einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit:
Die Krankenstation war gedämpft beleuchtet, die Atmosphäre still und konzentriert.
Elbrun stand neben dem Biobett, die Hände auf der Kante abgestützt. Aljoscha lag reglos vor ihm, die Lebenszeichen auf dem Monitor stabil – und doch wachte er nicht auf.
„Was können wir tun?“ Elbruns Stimme war rau, fast gepresst.
Suvak stand am Fußende des Bettes, den Blick auf die medizinischen Anzeigen gerichtet. „Ich weiß es nicht“, antwortete er nüchtern, wenn auch mit einem kaum wahrnehmbaren Unterton, der Sorge verriet. „Das zweite neurologische Muster ist sehr stark. Deutlich stärker als das auf der Zhukov.“
Commander Tikkem nickte langsam. „Vermutlich, weil der Captain direkt getroffen wurde. Auf der Zhukov waren es nur Echos – deswegen der Wahnsinnseffekt. Hier ... hier scheint es eine vollständige Überlagerung zu sein.“
Elbrun sah wieder zu Aljoscha hinab. Sein Gesicht wirkte friedlich, beinahe zufrieden, als würde er träumen. „Er sieht fast ... glücklich aus“, murmelte er. Doch seine Stirn blieb angespannt. „Aber ich nehme ihn nicht mehr wahr. Weder telepathisch noch empathisch. Es ist, als wäre er ... fort.“
„Nicht fort“, korrigierte Suvak ruhig. „Eher ... unterdrückt. Verdrängt von dem zweiten Muster.“
Elbruns Hände ballten sich an der Bettkante. „Können wir nicht die Protonenstrahlung einsetzen, wie bei den Betroffenen der Zhukov?“
Suvak hob den Blick von den Anzeigen. „Vielleicht. Aber ich möchte erst weitere Untersuchungen durchführen. Eine unüberlegte Behandlung könnte mehr schaden als nützen.“
Elbrun nickte langsam, aber sein Blick blieb unverwandt auf Aljoscha gerichtet. In seinem Kopf arbeitete es – das Bedürfnis, etwas zu tun, irgendetwas, wuchs mit jeder Sekunde.
Suvak und Tikkem tauschten noch ein paar leise Worte über die nächsten Testreihen aus, dann nickte der Vulkanier. „Ich werde die Analysen vorbereiten. Wir informieren Sie sofort, wenn wir neue Ergebnisse haben.“
Elbrun antwortete nur mit einem knappen Nicken und ließ sich auf den Stuhl neben dem Biobett sinken.
Die Stille war nun fast körperlich spürbar. Nur das gleichmäßige Piepen der Monitore und das sanfte Summen der Schiffsenergie erfüllten den Raum.
Langsam streckte Elbrun die Hand aus und legte sie auf Aljoschas Hand. Sie war warm, der Puls ruhig.
„Imzadi ...“ flüsterte er, kaum hörbar.
Er schloss die Augen und atmete tief durch, ließ seine Gedanken treiben. Dann berührte er sanft Aljoschas Schläfe, eine Geste, die sie unzählige Male geteilt hatten, wenn Worte nicht mehr reichten.
Hörst du mich?
Es war, als würde er gegen eine verschlossene Tür sprechen. Kein Echo, kein vertrautes Gefühl, das sonst sofort da war, wenn ihre Gedanken sich fanden. Nur Stille.
„Verdammt, Aljoscha ...“ Elbrun senkte den Kopf, legte die Stirn kurz gegen seine Hand. „Du fehlst mir. Du liegst direkt vor mir, und trotzdem bist du Lichtjahre entfernt. Ich weiß nicht, ob du mich hören kannst. Aber du warst noch nie der Typ, der sich lange von mir fernhält. Also komm zurück. Kämpf dich zurück zu mir.“
Er strich mit dem Daumen über den Handrücken, ganz sanft. Seine Stimme wurde leiser, fast brüchig.
„Ich brauche dich. Nicht nur als Captain. Ich brauche dich als den Mann, den ich liebe. Als meinen Anker. Wenn du das hier hörst, wenn du mich spürst – bitte, komm zurück.“
Suvak hob eine Augenbraue, als er einen feinen Ausschlag auf dem Neuro-Scanner bemerkte.
„Seine kortikale Aktivität steigt leicht an. Es ist, als reagiere er auf Ihre Stimme.“
Elbrun setzte sich näher, nahm Aljoschas Hand fester und ließ sie nicht mehr los.
„Dann werde ich weiterreden“, murmelte er. „So lange, bis er mich hört.“
Aljoscha blinzelte.
Er saß in seinem Quartier auf der Couch. Der Krieg gegen die Klingonen, Tops Tod – all das lastete schwer auf ihm. Und doch war da dieses Gefühl, das er nicht loswurde.
Er rieb sich die Schläfen, lehnte den Kopf zurück.
Und dann war es da.
Kein Geräusch, kein klarer Gedanke. Eher wie ein Hauch. Eine Berührung.
„ … Imzadi ...“
Das Wort war nicht gehört, nicht einmal gedacht. Es war ein Gefühl, ein Impuls, der ihn durchzuckte.
Langsam drehte er sich um, suchte nach der Quelle – doch das Quartier war leer.
Ein Ziehen ging durch seine Brust, nicht schmerzhaft, aber tief.
Vertraut. Nah.
„Elbrun?“ flüsterte er in die Stille, ohne zu wissen, warum.
Keine Antwort. Nur das leise Summen der Schiffssysteme.
Er stand auf, ging zum Fenster, starrte hinaus in das matte Licht der Sterne.
Und da war es wieder – ein flüchtiges Ziehen, irgendwo tief in seinem Inneren.
Nicht bedrohlich. Eher vertraut. Sehnsüchtig.
„Was zum Teufel passiert hier mit mir ...?“, murmelte er.
Seine Hand wanderte an seine Brust, als müsse er prüfen, ob sein Herz noch schlug.
Es war, als ob irgendwo jemand versuchte, ihn zu erreichen – schwach, verschwommen, aber da.
Er dachte an das Gerät, an den violetten Strahl, an die Schwärze, die ihn damals verschluckt hatte.
Vielleicht war das alles gar nicht real.
Vielleicht war er immer noch dort.
Der Gedanke ließ ihn frösteln – und er schob ihn sofort beiseite.
„Ich drehe durch“, murmelte er, griff nach einem PADD und zwang sich, Einsatzberichte zu lesen.
Ablenkung. Ordnung. Routine.
Alles, um diese leise Stimme in seinem Kopf zu vergessen, die vielleicht nur Einbildung war.
Aljoscha scrollte durch die Einsatzberichte – und runzelte die Stirn.
Die Einträge waren ... schlampig. Unvollständig. Teils nur stichpunktartig.
So etwas hätte Elbrun früher niemals durchgehen lassen.
Zumindest nicht der Elbrun, den er vor 22 Jahren kannte.
Vielleicht, dachte Aljoscha, war sein Mann mit dem Alter etwas lockerer geworden.
Vielleicht ließ er inzwischen auch mal fünfe gerade sein.
Aber ein Teil von ihm blieb skeptisch.
Das hier passte einfach nicht zu dem Bild, das er von Elbrun hatte.
Aljoscha ließ das PADD sinken, starrte noch einen Moment auf die Tischplatte und stand dann entschlossen auf.
Er fand Elbrun in der Sitzecke, wo dieser gerade seinen Kakao trank und auf einem eigenen Bericht herumkaute.
„Du“, begann Aljoscha ohne Umschweife, „seit wann lässt du so etwas durchgehen?“
Elbrun hob den Kopf, blinzelte träge. „Was meinst du?“
„Die Einsatzberichte.“ Aljoscha hielt ihm das PADD hin. „Halbe Sätze, fehlende Sensorlogs, keine saubere Nachbereitung. Früher hättest du jemanden dafür höchstpersönlich zur Verantwortung gezogen.“
Elbrun nahm das PADD, überflog den Eintrag und zuckte dann mit den Schultern. „Die Leute haben genug zu tun. Solange die Kerndaten stimmen, drücke ich inzwischen auch mal ein Auge zu.“
Aljoscha setzte sich ihm gegenüber, ließ den Blick nicht von ihm. „Du? Ein Auge zudrücken?“
Ein kleines, schiefes Grinsen erschien auf Elbruns Gesicht. „Ja. Ich bin älter geworden, Imzadi. Vielleicht auch weiser. Manchmal ist Perfektion nicht das Wichtigste.“
Aljoscha lehnte sich zurück, verschränkte die Arme.
„Vielleicht.“
Doch innerlich blieb das Ziehen, das ihn verfolgte.
Irgendetwas fühlte sich nicht richtig an – und dieser neue, leicht schludrige Elbrun machte es nicht leichter.
Elbrun bemerkte seinen Blick, legte das PADD weg und griff nach seiner Hand.
„Hey. Ich bin immer noch ich.“
Aljoscha nickte langsam – und fragte sich, ob das wirklich stimmte.
Elbrun ließ seine Hand nicht los, sondern zog sie sanft zu sich, bis Aljoscha näher kam.
„Du siehst aus, als würdest du mir gleich ein Verhör anhängen“, murmelte er.
„Vielleicht sollte ich das“, erwiderte Aljoscha leise, sein Blick immer noch prüfend.
Elbrun beugte sich vor, sein Tonfall wurde weicher – und doch hatte er diese unverkennbare Schärfe, die Aljoscha immer den Atem raubte.
„Oder du hörst auf, mich wie ein Mysterium zu behandeln, und erinnerst dich daran, dass ich dein Mann bin.“
Er zog Aljoscha mit einem Ruck über den niedrigen Tisch, so dass dieser fast auf seinem Schoß landete.
Aljoscha stieß ein halb genervtes, halb überraschtes Lachen aus. „Du bist unmöglich.“
„Und du bist viel zu angespannt.“ Elbrun legte eine Hand in seinen Nacken, seine Finger warm und fordernd. „Komm schon, Imzadi. Wir könnten das hier und jetzt klären. Mit den einfachsten Mitteln.“
„Du meinst Sex.“
„Ich meine Nähe.“ Elbruns Mund war jetzt direkt an seinem Ohr, die Stimme tief. „Und ja – vielleicht auch Sex.“
Aljoscha spürte, wie sein Widerstand bröckelte.
Dieses Ziehen in seiner Brust, diese Zweifel, sie wurden nicht kleiner – aber für einen Moment wollte er sie vergessen.
Er ließ sich von Elbrun auf den Schoß ziehen, die Stirn an dessen Hals gelehnt, und atmete tief ein.
„Du bist so verdammt gut darin, mich abzulenken.“
„Dann lass mich meine Arbeit machen“, murmelte Elbrun, bevor er ihn küsste – langsam, aber mit einer Intensität, die keinen Widerspruch duldete.
Dieser Kuss, dachte Aljoscha.
Dieser Kuss ist typisch Elbrun.
Aber ich fühle es nicht.
Das ist nicht mein Mann.
Er riss sich los, stand abrupt auf und wich einen Schritt zurück.
„Wer bist du?“, fragte er, die Stimme plötzlich scharf, fast panisch.
Elbrun blinzelte überrascht, blieb jedoch sitzen, die Hände offen auf den Oberschenkeln.
„Was?“
„Du bist nicht ...“ Aljoschas Atem ging schneller. „Du bist nicht mein Elbrun.“
Ein Schatten huschte über Elbruns Gesicht, dann erhob er sich langsam, als würde er keinen plötzlichen Schritt tun wollen.
„Imzadi, ich bin genau der, der ich immer war.“ Seine Stimme war ruhig, fast beschwichtigend. „Du hast nur ... etwas vergessen.“
„Vergessen? Ich habe nicht vergessen, wie er sich anfühlt. Wie er riecht. Wie er küsst.“ Aljoscha schüttelte den Kopf, wich noch einen Schritt zurück. „Du bist ... anders.“
Elbrun atmete tief ein, hielt seinen Blick fest. „Natürlich bin ich anders. Es sind zweiundzwanzig Jahre vergangen, Aljoscha. Wir sind beide anders.“
Doch in seinen Augen lag etwas – ein kurzes, flackerndes Zögern, das Aljoscha sofort sah.
„Sag mir die Wahrheit.“ Seine Stimme war jetzt leise, aber gefährlich. „Wenn du wirklich mein Elbrun bist – sag mir etwas, das nur er wissen kann.“
„Ich weiß alles, was du weißt“, sagte Elbrun ruhig.
„Ja, das dachte ich mir.“ Aljoschas Stimme war scharf, seine Hände zu Fäusten geballt. „Vor 22 Jahren – das Gerät. Der Energiestrahl, der mich getroffen hat – was war das?“
Elbrun schwieg einen Augenblick zu lang.
„Los!“ Aljoscha machte einen Schritt nach vorn, die Stimme überschlug sich fast. „Antworte mir!“
Etwas in Elbruns Augen veränderte sich. Die Pose, die Gelassenheit, selbst sein Atem – alles wirkte plötzlich fremd.
Und dann sprach er, nicht mehr wie Elbrun, sondern wie jemand – oder etwas – ganz anderes:
„Ich war so allein.“ Die Stimme war leise, fast flehend. „So lange allein. Ich war froh, dass endlich jemand kam. Jemand, der mich hören konnte. Jemand, der passte. Ich brauchte ... einen Wirt.“
Aljoscha spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief.
„Du hast ... mir das hier gezeigt? Das alles?“
„Ja.“ Ein trauriges, beinahe kindliches Nicken. „Ich habe dir eine Welt erschaffen, in der du glücklich sein konntest. Ich wollte nur, dass du bleibst. Dass du mich nicht verlässt.“
„Du hast mein Leben gestohlen!“ Aljoschas Stimme bebte vor Wut. „Meine Zukunft – meine Freunde – Elbrun!“
„Ich wollte dir nichts nehmen.“ Jetzt war da Verzweiflung, fast Panik in der Stimme. „Ich wollte dir alles geben. Alles, was du wolltest. Ich wollte ... nicht mehr allein sein.“
Aljoscha schüttelte heftig den Kopf. „Du bist nicht er. Und ich will das nicht.“
Die Gestalt, die wie Elbrun aussah, wirkte plötzlich gebrochen, verletzlich. „Bitte ... bleib. Nur ein wenig länger. Mein Volk hat mich vergessen. Zweihunderttausend Jahre ... in der Dunkelheit. Niemand. Nur ich.“
„Was bist du?“ fragte Aljoscha leise, seine Stimme zitterte vor Anspannung. „Ein ... Iconianer?“
Die Gestalt, die wie Elbrun aussah, schüttelte langsam den Kopf.
„Nein. Wir dienten den Iconianern. Vor sehr, sehr langer Zeit.“
Dann veränderte sich etwas. Die Konturen begannen zu flirren, als würde ein Hologramm gestört werden. Das Gesicht, die Schultern, selbst die Stimme von „Elbrun“ verzerrten sich – bis schließlich nichts mehr von seinem Mann übrig war.
Vor Aljoscha schwebte nun ein kleines, blau leuchtendes Wesen. Humanoid, aber zart, fast durchsichtig. Arme, Beine, ein schmaler Körper, der in der Luft schwebte wie schwerelos. Seine Lichtaura flackerte, als sei es selbst unsicher.
„Ich bin ein Devidianer“, sagte es mit seiner eigenen Stimme – melodisch, traurig.
Aljoscha trat einen Schritt zurück, sein Herz raste. Und doch klang seine eigene Stimme fest:
„Lass mich gehen. Bitte. Du kannst mich nicht hier festhalten. Ich verspreche dir, wir helfen dir. Wir finden einen Weg, dich zu deinem Volk zurückzubringen.“
Das Lichtwesen senkte den Kopf, als würde es nachdenken. „Mein Volk ...“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Wispern. „Ich weiß nicht, ob ich noch zurückkann. In eurer Realität ... kann ich nicht leben.“
Aljoscha atmete tief durch. In diesem Moment sah er nicht nur eine fremde Entität vor sich – er sah Einsamkeit. Jahrtausende, vielleicht Hunderttausende von Jahren, in denen dieses Wesen niemanden gehabt hatte.
„Dann lass uns es herausfinden“, sagte er leise, aber fest. „Doch du kannst mich nicht zwingen, hier zu bleiben.“
Das Wesen zitterte, seine Aura flackerte. „Ich habe Angst ... Wenn du gehst, bleibt nichts zurück.“
Aljoscha trat einen Schritt näher. Seine Stimme wurde weich, aber entschlossen:
„Dein Volk lebt in einer um 0,004 Prozent verschobenen Quantenrealität. Wir könnten einen Triolischen Musterverstärker bauen – damit wäre es möglich, dich zurückzuschicken. Das wäre das Beste für uns beide. Du wärst nicht mehr allein. Und ich könnte gehen.“
Das Wesen schwieg, seine Lichtgestalt pulsierte unruhig. Es war, als würde es ringen – zwischen dem Wunsch, Aljoscha festzuhalten, und der Hoffnung, tatsächlich zurückkehren zu können.
Das Wesen schwieg lange, sein blaues Leuchten wurde schwächer, dann wieder heller, als würde es atmen. Schließlich sagte es leise:
„Einverstanden.“
Es richtete sich auf, seine Gestalt wirkte auf einmal klarer, entschlossener. „Ich lasse dich gehen.“
Für einen Augenblick war absolute Stille. Dann spürte Aljoscha, wie die Umgebung um ihn herum zu flackern begann – das Quartier, die Enterprise, selbst die Geräusche der Maschinen. Alles löste sich auf wie Rauch im Wind.
„Danke“, sagte er leise, und er meinte es.
„Lebe“, flüsterte das Wesen. „Vergiss mich nicht.“
Dann war alles Licht.
Das grelle Licht wich – und als Aljoscha die Augen öffnete, war es gedämpft, warm.
Er lag auf der Krankenstation der Enterprise. Das Summen der Geräte war vertraut, beruhigend.
„Aljoscha?“
Die Stimme ließ ihn den Kopf drehen. Elbrun saß an seiner Seite, die Hand noch immer fest um seine geschlossen.
Sein Gesicht war müde, die Augen gerötet, aber sie leuchteten auf, als er sah, dass Aljoscha ihn ansah.
„Imzadi ...“, flüsterte Elbrun, und diesmal war es kein Traum.
Aljoscha atmete tief durch, blinzelte, als müsse er die Realität neu sortieren. „Ich ... bin wieder da.“
„Und ich habe nicht vor, dich noch einmal gehen zu lassen.“ Elbrun beugte sich vor, drückte seine Stirn an Aljoschas. Für einen Moment war alles still – nur ihr Atem, nur der Herzschlag, den der Monitor bestätigte.
„Wie lange war ich weg?“
„Zwei Tage.“ Elbrun atmete hörbar aus, als würde erst jetzt die Anspannung von ihm abfallen. „Zwei verdammt lange Tage.“
Aljoscha schloss die Augen, lehnte sich gegen ihn. „Es fühlte sich an wie ... Jahre.“
Elbrun nickte langsam, strich ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. „Dann hast du also was zu erzählen.“
Ein schwaches Lächeln erschien auf Aljoschas Gesicht.
„Ja. Aber nicht jetzt.“ Seine Stimme war ruhig, aber fest. „In meinem Kopf ist ein Devidianer. Ich habe ihm versprochen, dass wir ihn nach Hause schicken – zu seinem Volk.“
Er sah Elbrun direkt an. „Das können wir doch, oder?“
Elbrun brauchte nicht lange zu überlegen. „Ja. Das können wir.“
Die Müdigkeit wich aus seinen Zügen, Entschlossenheit trat an ihre Stelle. „Und wir werden es tun.“
Innerhalb von Stunden war das Team bereit. Der Triolische Musterverstärker wurde aus dem Techniklager geholt, in der Krankenstation installiert und auf die minimal verschobene Quantenrealität der Devidianer abgestimmt.
Aljoscha lag ruhig auf dem Biobett, während die Maschine summte. Das Licht im Raum flackerte kurz, dann schwebte ein bläuliches Schimmern aus seiner Stirn, formte sich zu der kleinen, leuchtenden Gestalt, die er so gut kannte.
Das Wesen sah sich um, dann zu Aljoscha.
„Du hältst dein Wort.“
„Ich habe es dir versprochen“, erwiderte Aljoscha leise.
Ein warmer Impuls durchflutete den Raum, fast wie ein stummes Dankeschön. Dann verschwand das Wesen in einem hellen Strahl, der sich auflöste, als wäre er nie da gewesen.
Aljoscha atmete tief durch. Zum ersten Mal seit Tagen fühlte sich sein Kopf klar an.
„Ich hoffe, er wird gücklich“, murmelte er, als er sich langsam aufsetzte.
Elbrun stand direkt neben ihm, legte eine Hand auf seine Schulter. „Das hat er verdient. Und du auch.“
Ihre Blicke trafen sich – und diesmal war es der echte Elbrun, ohne Täuschung, ohne fremdes Echo.
Später, in ihrem Quartier.
Das Licht war sanft gedimmt, als hätte das Schiff selbst gespürt, dass hier kein grelles Licht passte. Aljoscha saß auf der Couch, die Ellbogen auf die Knie gestützt, ein Glas Wasser in der Hand. Elbrun stand noch einen Moment in der Mitte des Raums, bevor er seine Uniformjacke öffnete und sich langsam setzte – so, dass er Aljoscha ansehen konnte.
„Es war so real, Elbrun“, begann Aljoscha leise. „Alles. Der Krieg, die Kämpfe, Tops Tod ... ich habe das alles gefühlt. Als wäre es wirklich passiert.“
Er trank einen Schluck, atmete tief durch. „Und du ... du warst älter. Deine Schläfen waren grau, du hast Dinge durchgehen lassen, die du früher nie geduldet hättest. Aber du hast mich immer noch verrückt gemacht.“
Sein Blick wurde weicher. „Und das Verrückteste ist ... ich habe dich gesehen, wie du älter wirst, und ich wollte dich trotzdem. Vielleicht sogar mehr.“
Ein warmes, fast spöttisches Lächeln huschte über Elbruns Gesicht. „Na, das klingt doch gut. Vielleicht heißt das, dass du mich auch in dreißig Jahren noch sexy findest.“
Aljoscha stellte das Glas ab, schob sich zu ihm herüber und setzte sich wortlos auf seinen Schoß. „Wenn du so aussiehst wie dort? Definitiv.“
Er griff nach Elbruns Nacken, zog ihn zu sich und küsste ihn – nicht zärtlich, sondern tief, hungrig.
Elbrun brummte zufrieden gegen seine Lippen, eine Hand legte sich an Aljoschas Rücken, die andere glitt tiefer, presste ihn enger an sich.
„Ich habe dich vermisst“, murmelte Aljoscha heiser, als er sich kurz löste. „Selbst in dieser Illusion habe ich dich vermisst. Deinen Geruch. Deinen Geschmack. Deine verdammten Hände.“
Elbruns Grinsen wurde dunkel. „Dann lass mich dich daran erinnern, dass ich wirklich hier bin.“
Er drehte sich, sodass Aljoscha unter ihm auf der Couch lag, und begann, seinen Hals mit Küssen zu bedecken. Die Uniformhose war schnell geöffnet, der Stoff glitt zur Seite. Die Berührung war ruhig, kontrolliert – aber das Funkeln in seinen Augen verriet, dass er nicht lange ruhig bleiben würde.
Aljoscha lehnte sich zurück, die Arme abgestützt, und ließ ihn gewähren. Elbrun küsste zuerst seine Oberschenkel, biss sanft in die Haut, so dass Aljoscha scharf die Luft einsog. Dann beugte er sich vor, nahm ihn tief in den Mund – langsam, provozierend, bis Aljoscha den Kopf in den Nacken warf und keuchte.
„Verdammt, Elbrun ...“
Elbrun hielt ihn mit beiden Händen an den Hüften fest, ließ ihn spüren, wie sehr er die Kontrolle hatte – dann ließ er ihn los, stand auf, zog sich selbst aus. Nackt, makellos, selbstbewusst.
Aljoscha richtete sich auf, streckte die Hand aus und strich über Elbruns Brust, dann tiefer, schloss die Finger um ihn. Elbrun stöhnte leise, beugte sich hinab und küsste ihn hart. „Bett. Jetzt.“
Sie stolperten gemeinsam hinein, Hände an Haut, Lippen an Hals, bis sie schließlich auf der Matratze landeten. Elbrun schob Aljoscha auf den Bauch, kniete sich zwischen seine Beine und strich mit den Händen über seinen Rücken, hinunter über den Po. „Gott, ich habe dich vermisst.“
„Dann hör auf zu reden und tu es“, keuchte Aljoscha.
Elbrun lachte leise – dann tat er genau das. Die erste Bewegung war tief, besitzergreifend, ließ Aljoscha stöhnen. Dann fand Elbrun einen langsamen, quälend gleichmäßigen Rhythmus, jede Bewegung saß, kontrolliert und kraftvoll, bis Aljoscha die Bettlaken umklammerte.
„Schneller“, presste er schließlich heraus, und Elbrun gehorchte. Es wurde wilder, tiefer, ihre Körper klatschten gegeneinander, der Atem kurz, abgehackt.
Elbrun beugte sich über ihn, biss ihn in die Schulter, während er ihn mit einer Hand unten festhielt. „Du gehörst mir.“
„Ja“, keuchte Aljoscha, und das war der Moment, in dem er kam – hart, unkontrolliert, den Kopf ins Kissen gedrückt. Elbrun folgte Sekunden später, mit einem tiefen, rauen Laut, der mehr Tier als Mensch klang.
Sie blieben so liegen, bis ihre Atmung sich langsam beruhigte. Schweiß glänzte auf ihrer Haut, die Körper warm und schwer.
Elbrun drehte Aljoscha auf den Rücken, küsste ihn sanft, diesmal zärtlich. „Jetzt bist du wirklich wieder da.“
Aljoscha lächelte müde, zufrieden. „Ja. Jetzt bin ich wieder da. Und ich geh nirgendwo mehr hin.“
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