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Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6

Teil 19

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

 

Am nächsten Morgen saßen Elbrun und Aljoscha am kleinen Tisch ihres Quartiers und frühstückten. Auf dem Teller dampfte frisches Rührei, daneben standen dampfender Kaffee für Aljoscha und Kakao für Elbrun, ein paar Früchte, Toast.

Aljoscha war bereits fertig angezogen – schlichte Uniformhose, Shirt, noch ohne Jacke. Das Haar war ein wenig zerzaust, die Augen halb wach. Er gähnte kurz und trank dann einen Schluck aus seiner Tasse.

Elbrun hingegen hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ein Shirt überzuziehen. Er trug nur eine eng anliegende schwarze Unterhose, saß breitbeinig auf dem Stuhl, nach hinten gelehnt, als gehöre ihm der Raum – oder gleich das ganze Schiff. Ein Bein ausgestreckt, das andere locker angewinkelt. Der Ausdruck in seinem Gesicht? Selbstzufrieden. Vielleicht ein bisschen zu sehr.

Aljoscha blinzelte über den Rand seiner Tasse hinweg und musterte ihn. Wieder. Und wieder. Dann gähnte er noch einmal – und schüttelte leicht den Kopf.

„Du gähnst ja schon wieder“, bemerkte Elbrun mit diesem leicht schiefen Grinsen, das Aljoscha am liebsten mit einem Kissen erstickt hätte. Liebevoll natürlich.

„Weil mein hyperaktiver Betthengst von Ehemann gestern meinte, mir den Schlaf durch … körperliche Aktivität zu ersetzen“, konterte Aljoscha, ohne aufzusehen.

„Ich nenn das Beziehungsarbeit.“

Aljoscha hob eine Augenbraue. „Und ich nenn das Muskelkater.“

Elbrun lachte leise und schob seinen Teller beiseite. „Du beschwerst dich, aber du hast es mindestens genauso genossen wie ich. Vielleicht sogar ein kleines bisschen mehr.“

„Oh, bitte.“ Aljoscha schnaufte. „Wenn du noch ein Wort sagst, schick ich dich in Unterwäsche auf den Gang.“

„Wär nicht das erste Mal, dass ich Applaus im Flur bekomme.“

„Nur weil deine Uniform manchmal den Reißverschluss nicht überlebt.“

„Mein Hintern hat halt Charisma.“

Aljoscha prustete los, beugte sich dann über den Tisch und stützte sich auf die Ellbogen. „Weißt du, was dein verdammter Hintern jetzt braucht? Eine Hose.“

„Weißt du, was deiner braucht?“ Elbrun grinste. „Noch ein paar Streicheleinheiten.“

Aljoscha warf ihm ein Kissen aus der Sitzecke zu, das Elbrun lachend auffing.

„Iss lieber weiter, du Sexdämon. Ich will heute wenigstens einen Teil des Vormittags laufen können.“

„Nur einen Teil? Das klingt nach Einladung.“

Aljoscha bekam bei Elbruns letzter Bemerkung leicht die Krise. Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder, versuchte eine schlagfertige Antwort zu finden – vergeblich. Schließlich hob er einfach nur seine Tasse und trank demonstrativ.

Elbrun grinste selbstzufrieden, stand auf und streckte sich mit einem leisen Knacken der Schultern. „Ich zieh mir mal was an.“

Er ging zur Kommode und zog sich in aller Ruhe seine Uniform an – mit jener lässigen Gelassenheit, die deutlich machte: Er wusste ganz genau, dass Aljoschas Blick ihm dabei folgte. Ab und zu ließ er gezielt die Brustmuskeln spielen oder drehte sich so, dass Aljoscha seinen Rücken gut sehen konnte – zwei Partien, die sein Mann besonders mochte.

„Unverschämt“, kommentierte Aljoscha schließlich trocken. „Das machst du doch absichtlich.“

„Natürlich“, antwortete Elbrun lachend.

Nachdem Elbrun vollständig angezogen war, sammelten sie gemeinsam das benutzte Geschirr ein und stellten es in den Replikator. Mit einem leisen Summen löste es sich auf – als hätte das Frühstück nie stattgefunden.

„Bereit?“, fragte Elbrun, während er sein Rangabzeichen justierte.

„Soweit man das jemals für einen Tag auf der Brücke sein kann“, erwiderte Aljoscha und zog sich seine Uniformjacke über, den Kragen mit einem kurzen Griff gerichtet.

Dann verließen sie gemeinsam das Quartier.

Der Dienst auf der Brücke verlief ereignislos – und das nicht nur an diesem Tag. Auch in den folgenden Wochen blieb es ruhig. Die Enterprise hielt ihre Position am Rand der Dyson-Sphäre, beobachtete, sicherte, koordinierte. Auf dem Schiff selbst gab es wenig Dringliches zu tun.

Die Besatzung nutzte die Zeit sinnvoll: Es wurden Trainings und Fortbildungen durchgeführt, Routinen überarbeitet, Wartungen geplant und abgeschlossen. In den Maschinenräumen und Labors herrschte geschäftige, aber entspannte Betriebsamkeit.

Die eigentliche Arbeit jedoch fand außerhalb statt. Die Forschungsschiffe der Föderation – inzwischen ein kleiner Konvoi hochspezialisierter Einheiten – durchkämmten systematisch die Sphäre. Eine Entdeckung jagte die nächste. Strukturen, Datenbanken, Überreste fremder Technologien – manches war Jahrtausende alt, anderes wirkte, als sei es erst gestern verlassen worden.

Spezialisten aus der ganzen Föderation waren angereist: Archäologen, Xenobiologen, Techniker, Historiker, Sprachwissenschaftler. Viele von ihnen arbeiteten zum ersten Mal Seite an Seite – verbanden ihre Expertise, verglichen Ergebnisse, stellten Theorien auf, verwarfen sie wieder. Die Zusammenarbeit war geprägt von Neugier, Respekt und einem leisen Hauch von Ehrfurcht.

Denn allen war klar: Was hier entdeckt wurde, würde das Wissen der Föderation für Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte prägen.

Es war einer dieser Tage, an denen sich der Sternenflottenalltag wie in Zeitlupe abspielte. Auf dem Hauptschirm drehte sich die Dyson-Sphäre gemächlich, goldenes Licht tanzte über ihre gewölbte Innenfläche.

Aljoscha saß neben Elbrun im zweiten Kommandosessel und blätterte durch Langzeitsensordaten, die alle dieselbe Aussage hatten: keine Bedrohung, keine Anomalie, keine Aktivität.

Elbrun hatte sich im Sitz leicht zur Seite gedreht, die Beine überschlagen, und betrachtete seinen Mann mit entspanntem Blick.

„Wenn du den Bildschirm noch länger anstarrst, brennt sich das Muster ins Display ein“, sagte er trocken.

Aljoscha hob langsam die Augen. „Wenn du noch länger so dasitzt, denkt die Crew, du wärst eine Statue.“

„Eine sehr attraktive Statue“, murmelte Elbrun und verzog keine Miene.

Aljoscha schnaubte. „Du bist unmöglich.“

„Und du liebst mich dafür.“

„Leider.“

Ein kurzes Lächeln wanderte über Elbruns Lippen. Der Austausch war vertraut, leise – wie das warme Summen der Enterprise selbst. Fast niemand auf der Brücke beachtete die beiden; es war der alltägliche Rhythmus zwischen ihnen, längst Teil der Schiffsroutine.

„Wie läuft’s mit den Gravimetriedaten?“, fragte Elbrun dann.

Aljoscha zuckte leicht mit den Schultern. „Stabil. Ein paar Schwankungen in der südwestlichen Kuppel, vermutlich Nachwirkungen der letzten internen Sondenbewegung.“

„Behalten wir’s im Auge.“

„Mhm.“ Aljoscha lehnte sich zurück. „Wie fühlt sich’s an, mal keine Krisen lösen zu müssen?“

„Unheimlich“, antwortete Elbrun. „Ich fühle mich fast nutzlos. Ich bin Flottenkommandant – für taktische Einsätze, nicht für Beobachtung. Aber ich genieße die Ruhe auch.“

„Ich find’s angenehm. Endlich mal Schlaf, regelmäßige Mahlzeiten … wir haben mehr Zeit füreinander. Und der entspannte Elbrun gefällt mir.“

Elbrun drehte den Kopf langsam zu ihm und sagte ganz leise, nur für Aljoscha hörbar: „Du könntest mir helfen, noch entspannter zu werden. Was meinst du – gehen wir kurz in den Bereitschaftsraum?“

Aljoscha hob beide Hände in gespielter Unschuld und schaute mit leicht erröteten Wangen zur Seite. Der Gedanke gefiel ihm offenbar.

In diesem Moment meldete sich Lieutenant Commander Telev von der Operationsstation: „Admiral. Eine minimal variable Verzerrung im Subraumfeld – auf 28 Mark 12.“

Elbrun richtete sich sofort auf. „Größe?“

„Unklar. Derzeit kaum messbar. Aber die Signatur wiederholt sich – unregelmäßig.“

Aljoscha wandte sich ebenfalls zur Station. „Lokalisiert?“

„Negativ“, antwortete Telev. „Aber es stammt nicht aus der Sphäre selbst.“

Elbrun war nun voll aufgerichtet. Das vertraute Kribbeln setzte ein – dieses leise, innere Ziehen, das sagte: Etwas verändert sich.

„Okay“, sagte er leise. „Das beobachten wir.“

Er lehnte sich wieder zurück – doch sein Blick blieb wach, die Entspannung wich einer wachsamen Ruhe.

Auch Aljoscha spürte es. Vielleicht war es nichts. Ein Echo, ein Datenfragment. Ein Flackern im Subraum.

Aber sie wussten beide:

Nichts bleibt ewig ruhig.

Ein paar Tage später:

Die Routine hatte sich wieder eingestellt. Elbrun saß im Kommandosessel, Aljoscha neben ihm, beide vertieft in ihre Aufgaben. Die Atmosphäre auf der Brücke war ruhig – fast schon zu ruhig.

Da durchbrach Lieutenant Codga die Stille mit ernster Stimme:

„Sir, ich empfange einen Notruf von der USS Auckland. Sie wird angegriffen.“

Elbrun richtete sich augenblicklich auf. „Von wem?“, fragte Aljoscha scharf.

„Unbekannt, Sir“, erwiderte Codga.

„Schilde aktivieren. Roter Alarm!“, befahl Elbrun mit fester Stimme. Die Alarmsirenen begannen zu heulen, das Licht auf der Brücke wechselte auf Alarmrot.

„Commander Niwan, setzen Sie einen Abfangkurs zur Auckland. Sofort.“

„Aye, Sir. Kurs gesetzt“, meldete Niwan von der Steuerkonsole.

„Commander Shras, laden Sie die Waffen.“

„Phaserbänke voll geladen. Quanten- und Neutronentorpedos stehen bereit“, bestätigte Shras ruhig, aber angespannt.

„Die anderen Föderationsschiffe in der Nähe haben ebenfalls Kurs auf die Auckland gesetzt“, ergänzte Telev von der Ops.

Die Enterprise beschleunigte und raste durch den inneren Raum der Dyson-Sphäre. Als sie die angegebenen Koordinaten erreichte, fanden sie die USS Auckland vor – äußerlich nur leicht beschädigt, keine Spur mehr vom Angreifer.

Trotz ihrer Rolle als Forschungsschiff war die Auckland, ein Schiff der Pollux-Klasse, schwer bewaffnet – sie hatte sich offenbar effektiv zur Wehr gesetzt.

Elbrun ließ eine Verbindung aufbauen. Kurz darauf erschien Captain Solveig Knödél auf dem Hauptschirm – ihr kurzes blondes Haar war etwas zerzaust, aber ihre Stimme ruhig.

„Captain Knödél, wie ist Ihr Status?“, fragte Elbrun direkt.

„Uns geht es gut. Der Angriff dauerte nur wenige Minuten“, berichtete sie knapp. „Wir haben minimale Schäden am Schildemitter und am Hauptdeflektor, außerdem fünf Leichtverletzte.“

„Wer hat Sie angegriffen?“, fragte Aljoscha.

Knödél schüttelte leicht den Kopf. „Unbekannt. Das Schiff ist in keiner unserer Datenbanken verzeichnet. Es war keine Iconianische Sonde und keine der Verteidigungsdrohnen, denen wir hier bereits begegnet sind. Es war einfach plötzlich da – ein Raumportal hat sich geöffnet, das Schiff kam hindurch, feuerte ein paar Salven ab, wir erwiderten das Feuer mit ein paar Phasertreffern … und dann war es wieder weg. Verschwunden durch dasselbe Portal, aus dem es gekommen war.“

Ein Moment der Stille folgte. Dann sah Elbrun Aljoscha an – beide wussten, was das bedeutete:

Ein neuer Spieler betritt das Feld.

Ein paar Tage später saß Elbrun allein im Bereitschaftsraum.

Das Licht war gedimmt, nur der matte Schimmer der Displays beleuchtete sein Gesicht. Auf dem Hauptbildschirm schwebten die Sensordaten der USS Auckland, jede Zeile ein nüchternes Protokoll eines Angriffs, der kaum länger als zwei Minuten gedauert hatte – und dennoch eine beunruhigende Spur hinterließ.

Er spielte die Aufzeichnungen wieder und wieder ab.

Ein gleißender Riss im Raum, das plötzliche Auftauchen des fremden Schiffs, kurze, präzise Salven, dann ebenso rasch der Rückzug durch dasselbe Portal. Keine Kennung, keine Funksignale, kein Versuch der Kontaktaufnahme.

Nur das Auftauchen – und das Verschwinden.

Sein Blick wanderte zu den Minuten vor dem Angriff.

Oberflächlich: keine Besonderheiten.

Doch Elbrun wusste, dass Bedrohungen selten zufällig waren.

Warum sie? Warum dort?

Er rief die parallelen Forschungsscans der Auckland auf.

Rohdaten, scheinbar harmlos. Gravimetrie, Partikeldichte, Subrauminterferenzen – Standardprotokolle für eine Kartographie-Mission in der Sphäre. Er ließ die Werte im Zeitraffer ablaufen, stoppte, scrollte zurück.

Da war es.

Kaum messbar – ein schmaler Ausschlag im Subraumprofil, so schwach, dass ihn die automatischen Filter fast herausgerechnet hätten. Kein klarer Ursprung. Aber er war da. Und wenige Sekunden später … der Angriff.

Elbrun beugte sich nach vorn, die Stirn in Falten.

Das war kein Zufall. Forschungsschiffe waren selten lohnende Ziele – es sei denn, sie stießen auf etwas, das nicht gefunden werden sollte.

Vielleicht hatten die Sensoren der Auckland unbeabsichtigt eine Signatur erfasst, die jemand geheim halten wollte.

Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und starrte lange auf die eingefrorenen Daten.

„Was übersehe ich …?“, murmelte er leise.

Der Satz hallte im Raum nach, unbeantwortet.

Die Tür summte leise, als sie aufglitt.

Elbrun reagierte nicht – sein Blick klebte noch immer an den eingefrorenen Sensordaten.

„Elbrun Tiran, wann hattest du deine letzte Pause? Und wann hast du zuletzt gegessen?“, fragte Aljoscha.

Elbrun hob nur kurz den Kopf. „Frühstück. Ich werd’ ja gleich was essen … müsste ja Mittag sein.“

„Mittag?“ Aljoschas Stimme wurde streng. „Es ist spät am Abend. Du hast mal wieder Raum und Zeit vergessen und dich nur auf deine Arbeit fixiert.“

Er trat näher, umrundete den Schreibtisch und blieb hinter Elbrun stehen. Sanft legte er die Hände auf dessen Schultern, begann den angespannten Nacken zu massieren.

„Ich will verstehen, warum die Auckland angegriffen wurde“, murmelte Elbrun. „Forschungsschiffe sind keine lohnenden Ziele. Es sei denn, sie haben etwas entdeckt … oder gestört.“

Aljoscha beugte sich vor, sah über seine Schulter auf die eingefrorene Sensoranzeige. „Und du glaubst, das hier ist der Auslöser?“

„Ich weiß es nicht.“ Elbruns Finger tippte auf den winzigen Ausschlag im Subraumprofil. „Kaum messbar. Aber genau davor tauchten die Angreifer auf.“

„Vielleicht haben sie etwas wahrgenommen, das wir nicht verstehen“, überlegte Aljoscha. „Oder … sie wollten verhindern, dass wir es verstehen.“

Elbrun nickte langsam, lehnte sich zurück, bis sein Rücken gegen Aljoschas Oberkörper stieß. Für einen Moment sagte er nichts, genoss nur die Wärme hinter sich – und den Druck von Aljoschas Händen.

„Du wirst keine Antworten finden, wenn du die Daten anstarrst“, sagte Aljoscha leise.

Elbrun atmete hörbar durch die Nase aus, aber sein Blick blieb noch einen Herzschlag lang auf den Daten.

Aljoschas Daumen kreisten fester in seinen Schultern. „Komm. Aufstehen.“

„Ich —“

„Keine Ausreden.“

Aljoscha ging um den Stuhl herum, beugte sich vor und griff Elbrun an den Händen. Ohne Hast, aber mit einer Beharrlichkeit, der Elbrun sich selten entzog, zog er ihn aus dem Sessel.

„Ich muss —“

„— nichts, außer einmal tief durchatmen.“

Aljoscha stellte sich dicht vor ihn, so nah, dass sie sich fast berührten. „Du brennst sonst aus, und dann kann niemandem geholfen werden. Schon gar nicht dir.“

Elbrun sah ihn eine Weile an, das Kinn leicht gesenkt. Die Müdigkeit lag in seinen Augen, aber auch dieser stille Widerstand, den nur Aljoscha zu durchbrechen wusste. Schließlich gab er einen leisen Laut von sich – halbes Seufzen, halbes Lachen – und ließ die Spannung aus den Schultern weichen.

„Vielleicht hast du recht.“

„Ich habe immer recht“, erwiderte Aljoscha trocken und legte ihm eine Hand an den Rücken, um ihn zur Tür zu führen. „Und jetzt komm. Wir gehen essen. Danach darfst du wieder Daten jagen.“

„Nur wenn du mich dabei begleitest.“

„Das war sowieso der Plan.“

Später, zurück in ihrem Quartier, war der Tisch bereits für zwei gedeckt. Der Duft von frisch repliziertem Risotto lag in der Luft, begleitet von zwei dampfenden Tassen Tee.

Elbrun ließ sich schwer auf die Bank der Sitzecke fallen, lehnte den Kopf kurz zurück und schloss für einen Moment die Augen. Aljoscha setzte sich ihm gegenüber, musterte ihn still und schob ihm dann wortlos die Gabel zu.

„Iss“, sagte er schlicht.

Elbrun griff nach der Gabel, kostete einen Bissen und atmete dann langsam aus. „Du hast recht. Ich war … zu verbissen.“

„Warst du.“

Aljoscha nahm selbst einen Bissen, kaute bedächtig. „Aber ich verstehe es. Du willst Antworten, bevor noch jemand in Gefahr gerät.“

Elbrun nickte nur. Für eine Weile herrschte Schweigen – eines von der Sorte, die nicht unangenehm war. Nur der sanfte Klang des Replikators im Standby-Modus und das leise Summen der Enterprise.

Nach einigen Minuten legte Elbrun die Gabel beiseite, verschränkte die Arme auf dem Tisch und sah Aljoscha an. „Wir müssen davon ausgehen, dass der Angriff ein Test war. Jemand wollte sehen, wie wir reagieren – oder ob wir überhaupt reagieren.“

„Du denkst, sie kommen zurück.“

„Ich weiß es nicht. Aber ich spüre, dass es nicht vorbei ist.“

Aljoscha hielt seinem Blick stand. „Dann sollten wir bereit sein, wenn sie es tun.“

„Ja.“

Elbrun streckte eine Hand aus, legte sie auf Aljoschas. „Aber nicht heute Abend. Heute Abend gehört dir.“

Aljoscha lächelte sanft. „Endlich mal eine kluge Entscheidung, Admiral.“

Nachdem sie gegessen hatten, lösten sie das Geschirr im Replikator auf. Das Licht im Quartier war inzwischen automatisch auf Abend gedimmt, warm und golden.

Elbrun ließ sich auf das Sofa sinken, die langen Beine ausgestreckt, die Augen für einen Moment geschlossen. Aljoscha setzte sich neben ihn, nicht zu nah, aber auch nicht weit genug, dass Elbrun es hätte ignorieren können.

Einen Herzschlag lang blieb alles still. Dann schob sich Elbruns Hand über die Lehne, streifte Aljoschas Finger, bevor er sie sachte umschloss.

„Du denkst immer noch darüber nach, hm?“, fragte Aljoscha leise, ohne ihn anzusehen.

„Ja.“ Elbruns Stimme war ruhig, aber schwer. „Ich kann es nicht abschalten.“

„Ich weiß.“

Aljoscha rutschte ein Stück näher, bis ihre Schultern sich berührten. Er ließ seinen Kopf an Elbruns Schulter sinken, spürte die Wärme, das langsame, gleichmäßige Atmen.

Eine ganze Weile sagten sie nichts. Sie saßen einfach da, Hand in Hand, während draußen die Dyson-Sphäre im Fenster wie ein künstlicher Sonnenuntergang glühte.

„Manchmal denke ich“, begann Elbrun schließlich leise, „dass diese Ruhe gefährlicher ist als jeder Kampf. Weil sie einen glauben lässt, man hätte Zeit.“

Aljoscha hob den Kopf leicht, sah ihn an. „Vielleicht hast du die auch. Zumindest heute Nacht. Nutz sie.“

Elbrun drehte sich ein Stück zu ihm, betrachtete sein Gesicht – das vertraute, geliebte Gesicht, das ihn seit Jahren begleitete. Dann zog er Aljoscha sanft näher, küsste ihn lange, ruhig.

„Danke“, murmelte er gegen seine Lippen.

„Wofür?“

„Dass du mich daran erinnerst, dass ich nicht nur Admiral bin.“

„Du bist auch meiner.“

Elbrun lächelte. „Das ist der bessere Teil.“

Nachdem sie noch eine Weile auf dem Sofa gesessen hatten, stand Elbrun schließlich auf, streckte sich und warf Aljoscha diesen Blick zu, der ihm sofort heiß unter der Haut wurde.

„Komm ins Bett“, sagte er leise, tief. Kein Vorschlag – ein Befehl, der gleichzeitig wie ein Versprechen klang.

Aljoscha blieb kurz sitzen, spielte mit der Kante seiner Tasse. „Und wenn ich nein sage?“

Elbrun trat näher, packte sanft, aber bestimmt Aljoschas Kinn und zwang ihn, ihn anzusehen. „Dann trage ich dich. Und du weißt genau, dass ich das mache.“

Ein kurzes Lächeln huschte über Aljoschas Lippen, dann ließ er sich hochziehen. Elbrun führte ihn rückwärts durch den Raum, küsste ihn schon im Gehen, fordernd, tief. Die Tür zum Schlafzimmer schloss sich leise hinter ihnen, und noch bevor Aljoscha etwas sagen konnte, spürte er seinen Rücken an der Wand, Elbruns Hände an seinen Hüften, fest, heiß.

„Das mit dem Datenanalysekram ist jetzt vorbei“, murmelte Elbrun rau an seinem Ohr. „Du gehörst mir. Jetzt.“

Aljoscha keuchte leise, ließ seine Hände über Elbruns nackten Oberkörper gleiten, spürte die Anspannung in den Muskeln. „Dann mach schon“, flüsterte er.

Das war alles, was Elbrun hören musste. Er griff unter Aljoschas Shirt, zog es hoch, warf es achtlos zur Seite und küsste ihn erneut, tiefer, drängender. Seine Hände wanderten weiter, hielten ihn fest, hoben ihn schließlich an, bis Aljoscha die Beine um seine Hüften schlang.

„Du bist so verdammt heiß, wenn du nachgibst“, raunte Elbrun, während er ihn zum Bett trug.

„Und du bist zu selbstzufrieden, wenn du die Kontrolle hast“, keuchte Aljoscha zurück, aber seine Stimme verriet, dass er es wollte.

Elbrun lachte leise, legte ihn aufs Bett, blieb über ihm, stützte sich auf, küsste ihn, biss sanft in seine Unterlippe. „Sag’s“, murmelte er.

„Was?“

„Dass du mich willst.“

Aljoscha schloss kurz die Augen, atmete schwer. „Ich will dich. Ganz. Ohne Kompromisse.“

Elbrun grinste, dieses dunkle, raubtierhafte Grinsen, das Aljoscha jedes Mal den Atem raubte. „Gut.“

Er beugte sich wieder hinunter, küsste seinen Hals, seine Schulter, wanderte tiefer. Seine Hände streiften die restliche Kleidung von Aljoscha ab, langsam, quälend, als wollte er ihn noch ein bisschen länger zappeln lassen.

„Du machst mich wahnsinnig“, murmelte Aljoscha, seine Finger krallten sich in die Decke.

„Das ist der Plan.“ Elbruns Stimme war tief, fast ein Knurren.

Dann nahm er ihn sich – nicht hastig, sondern mit dieser kontrollierten Intensität, die Aljoscha jedes Mal fast um den Verstand brachte. Jede Bewegung war kraftvoll, bewusst, verlangend. Aljoscha stöhnte auf, hielt dagegen, zog ihn näher, als wollte er ihn noch tiefer in sich spüren.

„Fester“, hauchte er, und Elbrun gehorchte sofort, packte härter zu, presste ihn gegen die Matratze, bis Aljoscha nur noch den Kopf in den Nacken warf und den Moment auskostete.

„Schau mich an“, befahl Elbrun leise, und als sich ihre Blicke trafen, war da nichts mehr außer Verlangen und Vertrauen.

Es dauerte nicht lange, bis sich alles in einem gemeinsamen, intensiven Höhepunkt entlud. Atemlos sanken sie nebeneinander, Elbrun zog ihn sofort wieder an sich, sein Atem heiß an Aljoschas Nacken.

„Jetzt … kann ich vielleicht wirklich abschalten“, murmelte er rau.

Aljoscha lachte leise, erschöpft, zufrieden. „Falls nicht … weck mich. Wir machen weiter.“

Elbrun küsste ihn noch einmal, sanft diesmal, bevor er sich zurückfallen ließ und einfach nur spürte, dass Aljoscha da war – warm, nah, sein.

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