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Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6

Teil 17

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Inhaltsverzeichnis

Einige Tage später

Die USS Enterprise glitt majestätisch in den äußeren Orbit des gewaltigen Bauwerks. Vor ihnen spannte sich auf dem Hauptschirm die Dyson-Sphäre auf – kein einfaches Objekt, sondern ein künstliches Himmelsgewölbe aus fremder Technologie. Riesig. Alt. Voller Rätsel. Sie wirkte nicht wie ein Bauwerk, sondern wie ein eigenes Universum.

Elbrun und Aljoscha standen nebeneinander auf der Brücke. Beide schwiegen – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Ehrfurcht.

„Beeindruckend“, sagte Aljoscha schließlich leise. „Ich hab viel darüber gelesen, aber sie wirklich zu sehen ... das ist was anderes.“

Elbrun nickte. Sein Blick war wach, aber ruhig. „Ich habe eine Theorie, wer sie erbaut haben könnte. Aber ich will Beweise – keine Vermutungen.“

Aljoscha sah ihn fragend an, doch Elbrun schwieg weiter. Noch.

Dann wandte er sich zur Steuerkonsole. „Commander Niwan – setzen Sie Kurs auf die Zugangsluke. Ich möchte hineinfliegen.“

„Aye, Sir. Kurs gesetzt.“

Die Stimmung auf der Brücke war gespannt, aber diszipliniert. Kein Alarm. Kein hektisches Treiben. Nur konzentrierte Aufmerksamkeit. Man wusste, dass man etwas betreten würde, das womöglich seit Jahrtausenden niemand mehr gesehen hatte.

Das gewaltige Zugangstor der Sphäre rückte näher. Es war eine einfache, achteckige Luke – ohne sichtbare Verzierungen, rein funktional. Aber in ihrer Schlichtheit lag Größe.

„Geschwindigkeit auf ein viertel Impuls reduziert“, meldete Niwan. „Wir sind in Anflugposition.“

Elbrun trat näher an den Hauptschirm, sein Blick fest auf das Tor gerichtet.

Mit einem tiefen Grollen öffnete es sich langsam. Die Enterprise glitt hindurch – hinein in ein verborgenes Weltensystem.

Das Innere war atemberaubend: Eine Sonne in der Mitte, eingefasst in eine künstliche Hülle, die ein komplettes Sternensystem umgab. Drei Schiffe der Föderation befanden sich bereits im Inneren – sie forschten, sammelten Daten. Die Ankunft der Enterprise wurde kaum beachtet.

Die Dimensionen der Dyson-Sphäre sprengten jede Vorstellung: ein Durchmesser von über 200 Millionen Kilometern, eine bewohnbare Innenoberfläche, die der 250-millionenfachen Fläche eines Klasse-M-Planeten entsprach. Terraformt. Atemberaubend. Und leer.

Leer – weil die Sonne instabil war. Die Strahlung, die sie aussandte, machte langfristigen Aufenthalt tödlich. Die Sphäre war bewohnbar, ja – aber nicht sicher. Und niemand wusste, wie lange noch.

Trotz Jahrzehnten der Erforschung hatte die Föderation bisher nur einen Bruchteil der Struktur kartieren können. Vieles lag im Dunkeln. Und die wahren Geheimnisse warteten vielleicht noch ganz am Anfang.

„Analyse, Commander Loraan“, befahl Elbrun, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden.

Loraan beugte sich über seine Sensoranzeigen. „Auf der Innenoberfläche befinden sich unzählige Strukturen. Ganze Städte, Ballungszentren, Energieverteilungsanlagen. Das hier war kein einfacher Wohnraum – das war eine Welt. Vielleicht für Hunderte Milliarden von Lebewesen.“

Ein leises Murmeln ging über die Brücke. Aljoscha starrte auf ein Stadtgebiet nahe der Tag-Nacht-Grenze der inneren Hülle – Türme, Kuppeln, Netzwerke aus Lichtadern, die sich wie Venen über den künstlichen Himmel zogen.

„Ich möchte mir so eine Struktur ansehen“, sagte Elbrun ruhig. „Eine, die noch nicht erforscht wurde.“

Niwan drehte sich um. „Sollen wir einen Shuttleflug vorbereiten, Sir?“

„Nein“, erwiderte Elbrun. „Sie fliegen die Enterprise in einen stabilen Orbit über das Zielgebiet. Ich will direkt mit einem Außenteam runter. Nur wir. Kein wissenschaftlicher Stab. Noch nicht.“

„Verstanden“, sagte Niwan.

Elbrun trat näher an das taktische Display. „Markieren Sie die Koordinaten des südlichen Plateaus bei Raster 11-G. Dort scheint eine der Hauptkuppeln zu stehen – laut Protokoll bisher nicht betreten.“

„Ziel markiert“, bestätigte Loraan. „Keine Lebenszeichen. Aber starke Energieresonanzen unter der Oberfläche.“

„Perfekt“, sagte Elbrun leise. Dann wandte er sich um.

„Commander Mamaav, Commander Loraan, Commander T’Pler – Sie kommen mit mir. Lieutenant Anthi und Lieutenant Xindok sollen uns in Transporterraum drei treffen“, befahl er knapp, aber ruhig. Dann drehte er sich zu Aljoscha, der ihn von seinem Kommandosessel aus ansah.

„Du hältst hier die Stellung.“

Aljoscha nickte, sein Blick weich, aber fest. „Pass auf dich auf.“

Ein kurzer Moment stiller Nähe – dann trat Elbrun mit den drei Offizieren in den Turbolift. Die Türen schlossen sich geräuschlos.

Aljoscha blieb allein auf der Brücke zurück. Er saß ruhig, den Blick auf den Hauptschirm gerichtet. Die Dyson-Sphäre spannte sich vor ihm auf wie ein fremder, ewiger Himmel. Unfassbar groß. Und still.

Er atmete langsam ein. So ein Bauwerk. Wer immer es geschaffen hat ... dachte in anderen Maßstäben.

Dann wandte er sich wieder seinen Aufgaben zu.

Elbrun, Mamaav, Loraan und T’Pler betraten gemeinsam den Raum. Bereits anwesend waren Lieutenant Anthi – eine hochgewachsene Andorianerin mit entschlossenem Blick – und Lieutenant Xindok, der benzitische stellvertretende Chefingenieur, mit seinem typischen Atemmodulator und einem tragbaren Sensorpaket in der Hand. Beide standen bereit, ruhig, fokussiert.

Elbrun nickte ihnen kurz zu.

„Bereit?“, fragte er.

„Bereit“, erwiderte Xindok sofort.

„Natürlich“, fügte Anthi hinzu. „Ich hoffe nur, dass das hier kein leeres Museum ist.“

„Ich hoffe das Gegenteil“, sagte Elbrun ruhig, trat auf die Plattform und ließ den Blick ein letztes Mal über das Team schweifen.

„Energie.“

Der Ort, an dem das Außenteam materialisierte, war ein weiter, offener Platz aus grauem Metall – glatt, ohne erkennbare Nähte, ohne Fugen. Über ihnen wölbte sich eine gigantische Kuppel aus transluzentem Material, durch die das künstliche Sonnenlicht der inneren Sphäre fiel. Die Luft war still. Trocken. Sie roch nach Metall, nach Staub – und nach etwas, das kein Mensch je eingeatmet hatte.

Rings um sie erhoben sich bogenartige Strukturen, gewundene Säulen und schlanke Türme, deren Funktion sich jeder Einordnung entzog. Manche schimmerten schwach in tiefem Violett, andere pulsierten kaum merklich – wie ein atmender Organismus im Schlaf.

„Faszinierend ...“, murmelte Mamaav.

„In der Tat“, erwiderte Elbrun leise.

Commander T’Pler hatte bereits seinen Tricorder erhoben. „Keine aktiven Lebenszeichen“, berichtete er. „Aber massive Energiesignaturen unter der Oberfläche. Die Quelle ist nicht eindeutig zu bestimmen.“

Commander Loraan trat näher an eine der freistehenden Konsolen, deren Oberfläche in feinen Linien leuchtete. Er streckte die Hand aus, berührte vorsichtig ein paar Symbole – und der Bildschirm erwachte mit flackerndem Licht.

„Die Konsole ist noch aktiv“, stellte er fest. „Aber die Sprache ... ich kenne sie nicht.“

Elbrun trat neben ihn, betrachtete die Projektionen. Zeichen, die wie Kombinationen aus Geometrie und Schrift wirkten – fließend, fremd, nicht entschlüsselbar auf den ersten Blick.

„Xindok, beginnen Sie mit einer Übersetzungsroutine. Priorität hoch. Vielleicht können wir ein Interface etablieren.“

„Aye, Sir“, antwortete der Benzit. „Ich leite die Sequenz ein.“

Anthi sicherte unterdessen das Gelände mit einen Phasergewehr – ihr Blick wach, die Bewegungen routiniert.

Elbrun hob langsam den Kopf und ließ den Blick schweifen. Dieses Bauwerk war nicht einfach verfallen oder verlassen. Es schlief. Und irgendwo darunter – das wusste er – wartete etwas. Vielleicht eine Antwort. Vielleicht auch Gefahr.

Während Xindok seine Daten durch den Tricorder laufen ließ und erste Routinen zur Mustererkennung einleitete, bewegte sich das Team langsam weiter über die metallene Fläche. Ihre Schritte hallten leise, wie auf Glas. Die Türme um sie herum wirkten nicht wie Architektur – eher wie organisch gewachsene Antennen.

T’Pler hob plötzlich den Kopf. „Starke Energieimpulse – direkt unter uns. Bewegung.“

Elbrun blieb stehen. „Was für eine Bewegung?“

„Keine biologischen Muster. Aber ... rhythmisch. Als würde sich ein Feld aufbauen.“

Ein leises Summen begann unter ihren Füßen. Erst kaum hörbar, dann stärker werdend – wie ein aufwachender Generator. Die violetten Lichter an den umliegenden Säulen begannen zu flackern, dann zu leuchten.

Loraan wich einen Schritt zurück. „Das war nicht ich“, sagte er knapp.

„Anthi, Sicherungskreis!“, befahl Elbrun. Die Andorianerin reagierte sofort, bewegte sich mit gezogener Waffe in Stellung. Doch es war kein Angriff, der folgte – sondern ein Signal.

Aus einer der Strukturen hob sich ein säulenartiges Objekt, kaum zwei Meter hoch. An seiner Spitze leuchtete ein Symbol auf – rot, dreieckig, von einem Ring umgeben.

Xindoks Tricorder piepte. „Das ist keine Schrift. Das ist ein Zugangsmuster. Ich glaube, wir haben ein Interface aktiviert.“

„Lassen Sie mich sehen“, sagte Elbrun und trat näher. Das Symbol pulsierte – als würde es auf eine Reaktion warten.

„Könnte eine Sicherheitsabfrage sein“, warf T’Pler ein. „Oder eine Einladung.“

Elbrun zögerte. Dann hob er die Hand – langsam, kontrolliert – und legte sie auf die Oberfläche der Säule.

Nichts geschah.

Dann, plötzlich: Ein Lichtbogen schoss über den Boden. Linien erschienen – leuchtende Pfade, die sich unter ihnen ausbreiteten wie ein Netz. Und dann ... bewegte sich der Boden.

Ein Teil der Fläche begann sich abzusenken. Eine Treppe offenbarte sich, spiralförmig nach unten führend, flankiert von Lichtbändern.

„Zugang bestätigt“, stellte Loraan tonlos fest.

Elbrun sah zu seinem Team.

„Wir gehen rein.“

„Haben Sie eine Ahnung, wer so etwas erbaut haben könnte, Sir?“ fragte Anthi, während sie vorsichtig die breite, spiralförmige Treppe hinabstiegen. Ihre Stimme hallte leicht an den metallenen Wänden wider.

Elbrun sah kurz über die Schulter, sein Blick ernst.

„Die Solaner oder auch die Iconianer hätten über die nötige Technologie verfügt, um eine Struktur dieser Größenordnung zu errichten“, sagte er ruhig. „Aber das ist nur eine Möglichkeit unter vielen. Vielleicht werden wir es eines Tages herausfinden ... vielleicht auch nie.“

Die Treppe endete in einem hohen, halbdunklen Gewölbe. Die Wände bestanden aus dem gleichen grauen Metall, durchzogen von Linien, die wie eingelassene Adern schwach pulsierten. Der Raum wirkte wie eine Kathedrale – nicht religiös, sondern funktional-ehrfurchtgebietend. Keine Möbel, keine Schaltpulte – nur geometrische Muster an den Wänden, drei Durchgänge und ein riesiger, kreisförmiger Tisch in der Mitte, wie aus einem Guss gefertigt.

Xindok trat näher. „Das ist kein Tisch. Das ist ein Projektionsfeld.“

„Aktivieren Sie es nicht“, warnte Loraan sofort. „Noch nicht.“

Elbrun nickte knapp. „Wir dokumentieren erst. T’Pler, Scans.“

Der Vulkanier zog ohne ein Wort seinen Tricorder und begann mit präzisen Bewegungen, die Umgebung zu erfassen. Nach wenigen Sekunden hob er leicht die Augenbraue. Für seine Verhältnisse war das beinahe ein Ausruf. „Ich kann nicht erfassen, was auf den anderen Seiten der Durchgänge liegt.“

Elbrun überlegte kurz. Dann gab er ruhig die Befehle: „Wir teilen uns auf. Lieutenant Anthi, Sie kommen mit mir. Xindok und T’Pler, Sie bilden ein Team. Loraan und Mamaav ebenfalls. Halten Sie die Kommunikation aufrecht.“

Die Offiziere nickten stumm. Dann bewegten sich die drei Teams in unterschiedliche Richtungen. Elbrun und Anthi betraten den mittleren Gang – ein hoher, schmaler Korridor, der sich in Dunkelheit verlor. Beide zogen Taschenlampen. Anthi hielt ihr Phasergewehr bereit, Elbrun scannte mit dem Tricorder.

Der Gang war still. Die Schritte hallten gedämpft. Die Wände waren glatt, metallisch, durchzogen von kaum leuchtenden Linien – wie Nervenzellen unter einer Haut aus Technologie.

„Keine bekannten Materialien“, murmelte Elbrun. „Die Energieflüsse im Boden verlaufen fraktal. Organisch.“

Sie erreichten einen weiteren Raum – rund, kahl, unscheinbar. Bis auf eine einzelne Apparatur, die reglos am Boden lag. Etwas zwischen einer Kapsel und einem kompakten Gerät. Elbrun kniete sich hin, aktivierte den Tricorder.

„Keine bekannten Energieemissionen. Keine Strahlung. Könnte ein Relais sein. Oder ein Werkzeug.“

Doch noch während er sprach, erwachte die Apparatur zum Leben. Ein leises Surren. Dann das Öffnen kleiner Segmente – und plötzlich richtete sich das Objekt auf, entfaltete sich. Eine Drohne. Verteidigungseinheit, automatisiert.

„Zurück!“, rief Elbrun.

Zu spät – die Drohne feuerte. Energiestrahlen rissen über ihre Köpfe hinweg, brannten sich in die metallene Wand hinter ihnen.

Anthi reagierte sofort. Sie warf sich zur Seite, riss ihr Gewehr hoch und gab zwei gezielte Schüsse ab – einer verfehlte knapp, der zweite traf. Die Drohne zuckte, drehte sich ruckartig – doch bevor sie erneut feuern konnte, jagte Anthi ihr eine dritte Salve direkt in den zentralen Kern.

Die Apparatur explodierte in einem kurzen, grellen Blitz. Metallteile krachten zu Boden.

Stille. Nur der Geruch nach verbrannter Elektronik hing in der Luft.

Elbrun richtete sich langsam auf, sah zu ihr.

„Gute Reaktion.“

Anthi atmete schwer, das Gewehr noch halb im Anschlag. „War Instinkt. Sir, das war keine Wache. Das war eine Jagddrohne.“

„Ich weiß“, sagte Elbrun leise. „Und sie war verdammt schnell aktiviert.“

Er tippte auf seinen Kommunikator. „Elbrun an Außenteam – wir hatten Kontakt mit einer aktiven Verteidigungsdrohne. Angriff ohne Vorwarnung. Bleiben Sie wachsam. Es könnte nicht die letzte gewesen sein.“

„Verstanden“, kam T’Plers ruhige Stimme zurück. „Wir bleiben in Bereitschaft.“

Elbrun sah noch einmal auf die rauchenden Trümmer am Boden.

„Wenn das hier ein Knotenpunkt ist“, sagte er leise, „dann hat irgendetwas beschlossen, ihn zu bewachen.“

Elbrun aktivierte erneut seinen Tricorder, nun mit erhöhter Auflösung und fokussierter Analyse. Die Überreste der Drohne gaben kaum bekannte Informationen preis – keine Föderationsdatenbank erkannte auch nur den Basiskern. Doch etwas fiel auf: Die Energiequelle war noch aktiv. Kleinst, aber hochverdichtet.

„Das ist kein primitiver Wächter“, murmelte er. „Diese Technologie ist – fremd, aber nicht wild. Konstruiert mit Intention. Und extrem langlebig.“

Anthi stand inzwischen an einem weiteren Durchgang auf der anderen Seite des Raumes. Ihre Lampe glitt über die Wandstrukturen.

„Hier ist noch was. Sieht aus wie eine ... eingelassene Tür, aber ohne sichtbare Naht.“

Elbrun trat zu ihr. Er fuhr mit der Hand über das Material – glatt wie Glas, aber hart wie Tritanium. Keine Einkerbung, kein Mechanismus. Doch direkt daneben: eine kleine, runde Vertiefung – kaum größer als eine Münze.

„Ein Aktivierungspunkt?“

Anthi zog leicht skeptisch die Stirn hoch. „Sollen wir es wagen?“

Elbrun zögerte kurz – dann griff er nach einem kleinen Multifunktionsgerät aus seiner Einsatzweste, aktivierte eine isolierte Impulsladung und hielt sie über die Vertiefung.

Ein leiser Ton. Dann ein Klicken – kaum hörbar, mehr ein Vibrieren in der Luft.

Die Tür verschwand. Nicht aufgegangen – sondern einfach ... nicht mehr da. Dahinter: ein schmaler Gang, durchzogen von Lichtadern, die nun langsam heller wurden. Wie ein Signal.

„Wir gehen weiter“, entschied Elbrun ruhig.

Anthi prüfte die Ecke, dann trat sie als Erste in den Gang, das Gewehr im Anschlag. Elbrun folgte mit dem Tricorder in der Hand.

Der Gang führte leicht abwärts. Die Temperatur sank minimal, aber spürbar. Und dann – ein Lichtschein. Kein elektrisches Licht, sondern ein flackerndes, organisch wirkendes Leuchten. Wie aus einer Quelle, die gleichzeitig künstlich und lebendig war.

Sie traten in eine Halle – deutlich kleiner als die vorherige, aber dichter. An den Wänden eingelassen: leuchtende Tafeln mit Symbolen. Bewegung. Projektionen. In der Mitte: eine frei schwebende, kugelförmige Struktur aus blauen Lichtfasern.

Elbrun blieb stehen. „Das ist ... eine Datenbank. Oder ein Interface. Vielleicht ein Bewusstsein.“

„Sieht aus wie ein Gehirn“, flüsterte Anthi.

„Oder wie ein Herz.“

Er näherte sich langsam. Keine Drohnen. Kein Alarm. Nur diese vibrierende, fast atmende Präsenz in der Luft.

Dann aktivierte sich eine Projektion.

Eine Stimme – nicht laut, nicht klar, aber vorhanden. Fremde Laute. Uralte Sprache.

Elbrun hob den Tricorder. „Es spricht. Und es sendet Daten. Wir müssen das übersetzen – oder mitnehmen.“

Anthi sah ihn an. „Wollen wir das wirklich aktivieren?“

Er antwortete nicht sofort.

Dann: „Wenn wir wissen wollen, wer diese Welt erschaffen hat – beginnt es vielleicht genau hier.“

Zur selben Zeit bei T'Pler und Xindok:

Der Gang, den T’Pler und Lt. Xindok erkundeten, führte durch eine Reihe von Bögen, hinter denen sich immer wieder kleinere Kammern öffneten. Die Luft war staubiger hier, die Energieadern an den Wänden schwächer. Xindok musterte seine Umgebung mit wachsender Anspannung.

„Seltsame architektonische Wiederholungen. Die Bögen sind identisch – als würde man durch eine Schleife laufen“, murmelte der Benzite.

T’Pler antwortete ruhig: „Ein sich wiederholendes Muster kann eine funktionale Absicht haben. Oder es dient der Desorientierung.“

Kaum hatte er ausgesprochen, als ein leiser Impuls durch die Luft vibrierte – kaum hörbar, aber spürbar. Instinktiv wirbelte Xindok herum. Zwischen zwei Wandelementen löste sich eine metallische Struktur, erhob sich – eine Drohne, ähnlich der, auf die Elbrun und Anthi getroffen waren.

„Verteidigungseinheit“, sagte T’Pler knapp und zog seinen Phaser.

Die Drohne feuerte zuerst. Ein harter Lichtstrahl zischte an Xindoks Schulter vorbei, hinterließ eine sengende Spur. Der Benzite reagierte sofort, warf sich zur Seite und erwiderte das Feuer. T’Pler zielte gezielt auf das Gelenk der Drohne – eine Schwachstelle, die er in Millisekunden analysierte – und traf.

Die Einheit explodierte mit einem kurzen, grellen Blitz und fiel funkenstiebend zu Boden.

Stille.

Xindok rappelte sich auf. „Ich hasse es, wenn Technik ohne Vorwarnung angreift.“

T’Pler prüfte die Reste. „Anpassungsfähige Verteidigung. Reagiert auf Eindringlinge, nicht auf Anwesenheit.“

„Das macht es nicht besser.“

Sie setzten den Weg fort. Wenige Minuten später öffnete sich der Gang zu einer großen Galerie – mit weiten Fensterflächen nach innen, in eine Art unterirdischen Komplex. Und dort – Bewegung.

Schemen. Humanoide. Drei oder vier Gestalten, weit entfernt – kaum sichtbar, aber eindeutig lebendig.

„Lebenszeichen“, flüsterte Xindok. „Sie sind da.“

Doch noch bevor er den Tricorder neu kalibrieren konnten, verschwanden die Wesen im Schatten – als wären sie nie da gewesen.

T’Pler zog leicht die Stirn kraus. Für einen Vulkanier eine deutliche Reaktion.

„Sie wollten gesehen werden. Aber nicht gefunden.“

Team Mamaav und Loraan

Die beiden Commander betraten eine zentrale Kammer, dominiert von einem kreisförmigen Terminal, das in einem kleinen Podium eingelassen war. Der Raum war trocken, die Luft von statischer Aufladung durchzogen. Lichtadern führten in den Boden.

Mamaav, die Augen wachsam, trat näher. „Das sieht aus wie ein Steuerfeld.“

„Nicht aktiviert“, bestätigte Loraan, während er mit seinem Scanner darüber fuhr. „Aber die Energiezufuhr ist da.“

„Dann tun wir’s.“

Er berührte das Feld. Ein Impuls lief durch die Oberfläche, Lichtmuster zogen sich spiralförmig hinaus – und versickerten. Kein Effekt. Kein Ton. Nichts.

„Vielleicht ist es defekt.“

„Oder wir sind nicht die richtigen.“

Loraan wollte gerade noch einmal ansetzen, als der Boden unter ihren Füßen leicht vibrierte. Doch in ihrer Kammer änderte sich nichts.

Mamaav runzelte die Stirn. „Irgendetwas hat auf uns reagiert. Nur nicht hier.“

Brücke der USS Enterprise

Aljoscha saß im Kommandosessel, die Beine übereinandergeschlagen, die Hände ruhig auf den Lehnen. Der Hauptschirm zeigte das innere Himmelsgewölbe der Dyson-Sphäre – noch immer majestätisch und geheimnisvoll.

„Bericht, Commander Telev?“, fragte er ruhig.

Der Andorianer drehte sich von der Operationskonsole um. „Sir, wir haben eine Anomalie auf der Südhalbkugel der Innenfläche. Etwas ist dort eben gestartet.“

„Was genau?“

„Eine Sonde. Klein. Nicht von uns. Ursprung: unterhalb der südlichen Hauptkuppel. Sie hat sich mit hoher Geschwindigkeit aus der Oberfläche gelöst und fliegt nun in Spiralbewegung auf eine höhere Umlaufbahn.“

Aljoscha richtete sich auf. „Ziel?“

Televs Finger flogen über das Interface. Dann hob er den Blick. „Sir, sie fliegt direkt auf uns zu.“

Aljoschas Stimme blieb ruhig, aber bestimmt. „Auf den Schirm.“

Der Hauptschirm wechselte. Eine kugelförmige Sonde erschien, etwa zwei Meter groß, blau schimmernd, umgeben von einem pulsierenden elektrischen Feld. Sie bewegte sich schnell, präzise – zielgerichtet.

Aljoscha trat langsam näher. Ein Schatten der Erkenntnis huschte über sein Gesicht.

„Ich habe diese Art Sonde schon einmal gesehen ...“ Er überlegte. Dann – die Erinnerung traf ihn wie ein Schlag.

„Roter Alarm!“, befahl er laut.

Das Licht der Brücke wechselte augenblicklich in alarmierendes Rot, während die Crew in konzentrierte Anspannung überging.

„Commander Shras – Phaser aktivieren. Zerstören Sie diese Sonde. Sie darf uns auf keinen Fall scannen.“

„Phaser aktiviert, Ziel erfasst“, bestätigte der Sicherheitschef.

„Feuer!“

Die Phaserstrahlen der Enterprise zuckten hell und präzise über den Raum – und trafen die Sonde frontal. Im nächsten Moment explodierte sie in einem grellen Lichtblitz, zerfetzt, noch bevor sie die Hülle des Schiffs erreicht hatte.

Stille auf der Brücke. Nur das sanfte Brummen der Systeme.

„Ziel zerstört“, meldete Shras knapp.

Aljoscha atmete einmal tief durch. Dann sah er zu Telev.

„Sichern Sie alle Sensorendaten vor dem Einschlag. Ich will wissen, was diese Sonde gesucht hat – und ob sie allein war.“

„Aye, Sir.“

Er drehte sich wieder zum Schirm. Draußen war wieder Stille. Doch die Ruhe fühlte sich nun ... anders an. Als wäre sie nicht leer – sondern beobachtet.

„Enterprise an Admiral Tiran“, erklang Aljoschas Stimme über den Kommunikator.

Elbrun tippte an sein Abzeichen. „Was gibt es?“

„Elbrun ... ich glaube, ich weiß, wer die Dyson-Sphäre gebaut hat. Eine iconianische Sonde wurde von der Oberfläche aus gestartet.“

Elbruns Miene verhärtete sich. „Seid ihr in Ordnung?“

„Wir konnten sie zerstören, bevor sie uns scannen konnte“, antwortete Aljoscha.

Elbrun atmete hörbar auf. „Das ist gut. Du weißt ja – hätte sie die Enterprise gescannt, wäre ein Programm in die Systeme gespielt worden. Iconianische Software ist mit unserer Technik inkompatibel. Die Systeme wären ... unberechenbar geworden.“

„Ich weiß“, sagte Aljoscha ruhig. „Deshalb hab’ ich keine Sekunde gezögert.“

Ein kurzer Moment Stille zwischen ihnen – nicht leer, sondern voller unausgesprochener Gedanken.

„Bleibt wachsam“, sagte Elbrun schließlich. „Wenn die Iconianer diese Sphäre gebaut haben ... dann sind wir in etwas Größeres geraten, als wir dachten.“

„Verstanden“, erwiderte Aljoscha. „Pass du da unten ebenfalls auf dich auf.“

„Immer.“

Die Verbindung brach ab. Für einen Moment blieb Elbrun stehen, den Blick auf den Tricorder gesenkt, ohne ihn wirklich zu sehen. Dann sah er auf – in die Dunkelheit des Gangs vor sich. Und ging weiter.

Elbrun stand still vor der kugelförmigen Struktur. Das matte Licht spiegelte sich auf ihrer Oberfläche, in feinen, irisierenden Schlieren. Er legte eine Hand auf das kalte Metall, ohne es zu aktivieren.

„Wenn das wirklich die Iconianer erbaut haben ...“, sagte er leise, fast ehrfürchtig, „dann ist das hier die Entdeckung des Jahrhunderts. Nein – des Jahrtausends.“

Anthi trat einen Schritt näher. Ihr Blick war konzentriert, aber wachsam. „Was machen wir jetzt?“

Elbrun atmete ruhig durch. „Das weiß ich nicht.“ Er wandte sich langsam ab, musterte die leuchtenden Linien in den Wänden, das pulsierende Muster im Boden. „Ich würde gerne weiter untersuchen. Aber ganz ehrlich – dafür gibt es andere. Spezialisten, die mit solcher Technologie besser umgehen können. Ich glaube, wir sollten uns zurückziehen. Erstmal. Uns mit den anderen wieder zusammentun und dann eine umfassendere Mission vorbereiten.“

Anthi nickte knapp. „Verstanden.“

Gemeinsam traten sie den Rückweg an – mit langsamen, vorsichtigen Schritten, die nicht aus Angst, sondern aus Respekt vor der Umgebung resultierten. Elbrun aktivierte unterwegs seinen Kommunikator.

„Tiran an alle Außenteams. Treffen Sie sich am Haupteingangspunkt. Wir ziehen uns zurück.“

Die Antworten kamen rasch, knapp und diszipliniert. Ein paar Minuten später versammelte sich das gesamte Außenteam wieder im zentralen Kuppelraum – dort, wo sie ursprünglich gelandet waren.

„Bericht“, forderte Elbrun.

Xindok trat vor. Der Benzite hob seinen Tricorder und aktivierte die Wiedergabe. „Wir wurden kurz nach dem Drohnenangriff Zeuge von etwas ... Ungewöhnlichem. Zwei humanoide Gestalten – sie trugen braune Kutten. Sie erschienen nur für wenige Sekunden, dann waren sie verschwunden. Keine Lebenszeichen, aber deutliche energetische Resonanzen. Ich habe die Signatur aufgezeichnet.“

Er übertrug die Daten auf Elbruns PADD. Das Bildmaterial zeigte zwei hohe, düstere Gestalten. Braune Gewänder verhüllten ihre Körper, doch unter den Kapuzen waren undeutliche, insektoide Züge erkennbar – mandibelartige Strukturen, glänzende, segmentierte Hautpartien. Die Umrisse flackerten und verzerrten sich, als ob sie nur halb in dieser Realität existierten.

Aus dem Audiokanal drangen klickende Laute – rhythmisch, fremdartig, fast wie eine Sprache aus reinen Impulsen.

Elbrun starrte lange auf das Standbild. Dann verengten sich seine Augen leicht. Seine Stimme blieb ruhig – doch jeder hörte das Gewicht in ihr.

„Das sind keine Iconianer“, sagte er. „Das sind Solanae.“

Ein Moment stiller Schock ging durch das Team. Selbst T’Pler hob leicht den Kopf.

„Dann ... ist das hier kein rein iconianisches Bauwerk?“, fragte Mamaav schließlich.

Elbrun ließ den Blick nicht vom PADD. „Die Solanae und die Iconianer haben – soweit wir wissen – zusammengearbeitet. Technologie, Raumfaltung, interdimensionale Manipulation. Das hier ... ist kein einfacher Fund. Wir haben gerade ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen.“

Niemand sagte etwas. Die metallene Kuppel über ihnen wirkte plötzlich höher, dunkler. Die Wände pulsierten weiter – langsam, leise, wie ein lebendiger Organismus, der längst wusste, dass sie hier waren.

Das Außenteam materialisierte mit dem vertrauten Summen des Transporters. Kaum war der Effekt verblasst, trat Elbrun von der Plattform – sein Blick konzentriert, sein Gang zielgerichtet.

„Lt. Codga, bereiten Sie eine gesicherte Verbindung zum Sternenflottenkommando vor. Priorität eins“, befahl er direkt, als er die Brücke betrat.

„Aye, Sir“, erwiderte der rigellianische Offizier sofort.

Nur wenige Minuten später befand sich Elbrun in seinem Bereitschaftsraum. Der Bildschirm über dem Schreibtisch zeigte das Sternenflottenabzeichen mit dem Vermerk: Verschlüsselte Verbindung aktiviert. Kurz darauf erschien das Gesicht von Flottenadmiral Samantha Gromek – Mitte achtzig, mittellanges graues Haar, scharfe Züge, kluger Blick. Sie trug ihre Uniform wie eine zweite Haut.

„Admiral Tiran“, begann sie ohne Einleitung. „Sie haben eine Dringlichkeitsfrequenz genutzt. Was ist passiert?“

Elbrun nickte knapp. „Wir haben die Dyson-Sphäre betreten. Die innere Struktur ist intakt, bewohnbar – zumindest technisch. Aber das ist nicht das Wesentliche.“

Er übertrug die Tricorderdaten. Gromek sah auf den Bildschirm, als die Aufzeichnung der Solanae erschien: insektenartige Umrisse in braunen Kutten, verzerrt, flackernd – begleitet von fremdartigen Klicklauten.

Ihre Augen wurden schmal. „Solanae. Sie sind also nicht ausgestorben.“

„Zumindest nicht vollständig. Die Struktur scheint ein gemeinsames Werk von Iconianern und Solanae zu sein. Es gibt Hinweise auf aktive Systeme. Wir haben die Untersuchung zunächst abgebrochen – ich empfehle dringend spezialisierte Forschungsteams.“

Gromek lehnte sich zurück. „Ihre Einschätzung ist korrekt. Drei Schiffe sind bereits in Position – die USS Oracle, die USS Glenn und die USS Pegasus, richtig?“

Elbrun nickte erneut.

„Ich schicke fünf weitere: die USS Auckland, USS Fu Po, USS Epirus, USS Helsinki und die USS Vico. Jeweils mit multidisziplinären Teams an Bord.“

„Sehr gut“, sagte Elbrun ruhig. „Die Enterprise bleibt vor Ort. Wir sichern den Zugang. Die Verteidigungssysteme reagieren sensibel – jedes unkoordinierte Eindringen wäre riskant.“

„Und das Letzte, was wir brauchen, ist ein weiteres verschwundenes Schiff in einer alten Alien-Konstruktion“, murmelte Gromek. Dann wurde ihre Miene wieder geschäftsmäßig. „Danke für Ihre schnelle Reaktion, Admiral. Halten Sie mich auf dem Laufenden. Gromek Ende.“

Der Bildschirm wurde dunkel.

Elbrun blieb noch einen Moment lang sitzen. Das Kinn auf die Hand gestützt, den Blick auf die schwarze Fläche gerichtet. Dann atmete er tief durch, stand langsam auf – und kehrte zurück auf die Brücke.

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