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Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6
Teil 14
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Informationen
- Story: Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6
- Autor: KAY
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Science Fiction
Inhaltsverzeichnis
Die Dunkelheit war dicht. Dicker als sie sein sollte. Die gedimmten Lichter wirkten wie erstarrte Augenpaare an der Decke – starrend, aber tatenlos.
Elbrun saß auf seinem Bett. Die Schultern verkrampft, der Blick leer, aber die Augen weit aufgerissen. Der Schweiß lief ihm in dünnen Linien über die Schläfen. Er presste beide Hände gegen die Ohren. Vergeblich.
„Du hörst uns. Weil du offen bist.“
„Sie schlafen. Du weißt, was getan werden muss.“
„Bring Ordnung zurück. Nur du kannst es.“
„Nein ...“, keuchte er. „Nein ...“
Dann schlug er sich selbst an die Stirn. Erst einmal. Dann noch einmal. Härter. Immer härter.
Bis er schrie.
Ein markerschütternder Laut, roh und aus dem Innersten herausgerissen – so laut, dass alle anderen sofort aus dem Schlaf gerissen wurden.
Telev fuhr hoch, noch nicht ganz wach. „Admiral?! Was zum —“
Er schaffte es nicht, den Satz zu beenden.
Elbrun war schon bei ihm. Mit einem Sprung.
Er riss ihn zu Boden. Das Gewicht eines ausgebildeten Mannes, gepaart mit einem Blick, den keiner je in Elbruns Gesicht gesehen hatte: weit aufgerissene Augen, in denen Wahnsinn und Angst um Vorherrschaft rangen.
„Siehst du nicht?! Sie sind HIER! IN UNS!“, schrie Elbrun, während er Telev auf dem Boden fixierte, beide Hände um dessen Kragen gepresst.
„Admiral!“, rief Mamaav. Er war schon aufgesprungen, Suvak hinter ihm.
„NICHT!“, schrie Elbrun, als sich jemand näherte. „NICHT ANFASSEN! ICH BRINGE EUCH NUR SICHERHEIT!“
Telev rang nach Luft, versuchte zu sprechen – bekam keinen Ton heraus.
Dann: Suvak. Schnell. Präzise.
Ein gezielter Nackendruck. Ein medizinischer Punkt, vulkanische Technik.
Elbruns Körper zuckte – und sackte in sich zusammen.
Stille.
Nur das schwere Atmen der Männer. Und das leise Summen der Schiffssysteme. Als sei nichts geschehen.
Tikkems Stimme ertönte über die Interkom. Sie hatte alles gesehen.
„Ich schicke sofort ein Sicherheitsteam mit medizinischer Unterstützung. Niemand verlässt den Quarantänebereich.“
Mamaav kniete sich neben Elbrun. Der Admiral war bewusstlos, aber lebte. Seine Stirn glänzte vor Schweiß, sein Atem ging flach.
Telev setzte sich langsam auf, hustete. „Er hat mich angesehen ... als wäre ich ein Fehler. Den man ... beheben muss.“
Suvak schwieg. Dann sah er zu dem ruhenden Körper hinab.
„Wir haben das Artefakt nicht mitgebracht“, sagte er. „Aber etwas davon ist in ihm.“
Etwas später:
Elbrun lag reglos auf dem Biobett. Fixiert. Nicht aus Strafe – aus reiner Vorsicht. Zwei Sicherheitsoffiziere standen in der Nähe, diskret, aber wachsam.
Commander Tikkem und Suvak arbeiteten Seite an Seite an den medizinischen Konsolen. Die Monitore warfen blasses, wechselndes Licht über ihre Gesichter, das ihre Besorgnis nur noch verstärkte.
„Das kann nicht sein ...“, murmelte Tikkem, den Blick auf die Neuronensimulation geheftet.
„Was sehen Sie?“, fragte Suvak ruhig, aber angespannt.
„Da ist ... ein zweites Muster“, sagte sie. „Nicht vom Admiral. Es ist nicht organisch. Kein Parasit, kein Tumor – es ist ... rhythmisch. Wie ein Signal.“
Suvak trat näher heran, betrachtete die Daten selbst. Dann nickte er.
„Nicht zufällig. Nicht natürlich. Es ist intelligent. Oder zumindest – intendiert.“
Tikkem schüttelte den Kopf, fast fassungslos. „Die ersten Scans waren unauffällig. Nichts davon war da. Warum jetzt? Warum zeigt es sich erst nach dem zweiten Tag?“
„Weil es gereift ist“, antwortete Suvak ruhig. „Oder weil es sich sicher fühlte.“
Tikkem sah ihn an. „Wie werden wir es wieder los?“
Ein Moment Schweigen.
Dann Suvak, fast zögernd – was bei einem Vulkanier selten war:
„Devidianer.“
Tikkems Blick wurde schmal. „Sie glauben, wir haben es mit einer Entität dieser Art zu tun?“
„Nicht direkt. Aber es gibt Parallelen. Devidianer ernähren sich von neurologischer Energie. Sie können Bewusstsein manipulieren, sich verstecken, sogar Besitz ergreifen. Was wir hier sehen, könnte eine psionische Variante dieser Methodik sein. Kein Körper. Nur ... Gedanke.“
Tikkem zog scharf die Luft ein. „Wie bekämpft man so etwas?“
„In früheren Vorfällen waren Devidianer anfällig auf Protonenenergie – gezielte Felder, abgestimmt auf ihre spektrale Struktur.“
Sie sah zum bewusstlosen Elbrun. Dann wieder zu Suvak.
„Wenn Sie recht haben ... dann war die Crew der Zhukov nicht einfach wahnsinnig.“
Suvak nickte langsam.
„Sie sind besessen.“
„Wir sollten ihn in ein starkes Protonenfeld setzen“, sagte Tikkem entschlossen, ohne den Blick vom Monitor zu nehmen. „Das könnte das Muster destabilisieren oder sogar zerstören. Und ich schlage vor, das gesamte Außenteam prophylaktisch zu behandeln. Wenn das Ding kopierbar ist, haben wir vielleicht mehr als einen Wirt.“
Suvak nickte knapp. „Einverstanden. Ich werde das medizinische Protonenfeld anpassen – minimalinvasiv, aber hochfrequent. Es muss tief ins neuro-elektrische Gewebe eindringen.“
Doch da – Elbrun riss plötzlich die Augen auf. Panisch. Atemlos.
Er zuckte gegen die Fixierung, der Körper verkrampft, als würde er gegen eine unsichtbare Kraft ankämpfen.
„Nein ... nicht hören ... sie sind überall ... sie bohren durch die Gedanken ...!“
Sein Kopf zuckte zur Seite. Die Adern an den Schläfen traten hervor. Schweiß glänzte auf seiner Stirn.
„Sie sind in uns ...! Ihr wisst es nicht ... ihr hört es nicht ... aber sie flüstern ... und sie lachen ...!“
„Beruhigungsmittel!“, rief Tikkem.
Suvak reichte das Hypospray, aber sie zögerte. Die Bewegungen des Admirals waren nicht nur panisch – sie wirkten ... synchronisiert. Als würde etwas anderes die Kontrolle übernehmen. Eine Marionette, deren Fäden aus Gedanken bestanden.
„Ich kann sie nicht – nicht ausblenden ...!“ Elbrun keuchte. „Sie sehen, dass ihr mich seht ...!“
Tikkem drückte das Spray an seinen Hals. Ein Zischen. Sekunden später sackte Elbrun zurück in die Liege – bewusstlos, aber nicht ruhig.
Der Monitor zeigte weiter diese zweite Aktivität. Stärker denn je.
Suvak trat näher, flüsterte fast:
„Wir müssen jetzt handeln. Oder wir verlieren ihn. Nicht nur den Körper.“
„Beginnen wir mit der Protonenfeld-Behandlung“, sagte Tikkem knapp.
Suvak nickte, trat zum Wandpanel und öffnete das Kontrollinterface. „Kalibriere auf hochfrequente, tiefenwirksame Protonenresonanz. Modulation im nieder-psionischen Spektrum, angepasst auf betazoidische Neurostruktur.“
„Ziel: Dissoziation des Fremdmusters“, ergänzte Tikkem. „Nicht die Vernichtung des Wirts.“
„Verstanden.“ Suvak berührte die letzte Schaltfläche.
Ein leises Summen erfüllte den Raum. Über dem Biobett aktivierten sich die Projektoren. Drei kleine, zylindrische Emitter fuhren aus der Decke, begannen in blassem Weißblau zu leuchten. Das Licht war kaum sichtbar, aber die Luft knisterte.
Elbruns Körper zuckte kurz. Die Monitore registrierten die Reaktion sofort: Herzfrequenzanstieg, neuronale Aktivität sprunghaft.
„Wir haben Reaktion“, sagte Tikkem ruhig. „Aber das Fremdmuster ... es flackert. Es versucht, sich zu halten.“
„Es bricht auf“, sagte Suvak. „Dissoziation hat begonnen.“
Plötzlich bebte der Raum leicht. Nur für einen Moment. Als hätte sich etwas entladen – oder als hätte ein Gedanke geschrien.
Der Monitor zeigte nun zwei Kurven: eine, klar und rhythmisch – Elbruns eigene. Die andere: chaotisch, verzerrt, dann ... zerfallend.
„Er reagiert“, sagte Tikkem. „Vitalzeichen stabilisieren sich.“
Elbruns Gesicht entspannte sich. Die Anspannung wich. Seine Atmung wurde gleichmäßiger.
„Das Feld aufrechterhalten“, befahl Suvak. „Noch 30 Sekunden.“
Stille. Nur das Summen.
Dann, nach einer letzten Auslenkung, flachte das zweite Muster vollständig ab. Auf dem Display – nur noch Elbrun. Allein.
Tikkem trat näher, scannte erneut. „Das Fremdmuster ist nicht mehr nachweisbar.“
Suvak deaktivierte das Feld. Die Projektoren fuhren zurück in die Decke.
„Er wird sich erholen“, sagte Tikkem. Erleichtert, aber sachlich. „Wir alle.“
„Beginnen wir mit dem Rest des Teams“, sagte Suvak ruhig, aber bestimmt.
Tikkem nickte, noch während sie das Feld um Elbrun abschaltete. „Gleiche Parameter wie bei Admiral Tiran. Standardprotokoll – keine Betäubung, aber engmaschige Überwachung. Wir wissen nicht, ob bei den anderen auch latente Strukturen vorhanden sind.“
Telev, Mamaav und T’Pler hatten die Szene schweigend beobachtet – angespannt, aber äußerlich ruhig. Als sie nun einzeln die Biobetten betraten, lag etwas in der Luft: kein Misstrauen, eher eine stille, unausgesprochene Sorge.
Der Behandlungsablauf wurde wiederholt. Ein Mann nach dem anderen wurde ins Protonenfeld gelegt. Das Summen erfüllte den Raum, diesmal begleitet von zunehmender Müdigkeit – nicht psychisch, sondern tief im Körper spürbar, als würde sich etwas lösen, das zuvor verkrampft festgehalten worden war.
Keine der Reaktionen war so heftig wie bei Elbrun. Aber bei T’Pler flackerte das Fremdmuster kurz auf – schwach, aber nachweisbar.
„Nicht genug, um ihn zu übernehmen“, murmelte Tikkem. „Aber genug, um Spuren zu hinterlassen.“
„Wir haben das Richtige getan“, sagte Suvak ruhig. „Und zur richtigen Zeit.“
Etwas später:
Elbrun schlief.
Ruhig. Gleichmäßig. Das erste Mal seit zwei Tagen wirkte sein Gesicht entspannt, die Stirn glatt, der Atem tief.
Ein Biobett weiter saß T’Pler aufrecht, las stumm in einem Datenpad. Telev döste. Mamaav meditierte im Schneidersitz auf einer Liege, die Hände auf den Knien.
Tikkem trat zu Suvak, sprach leise: „Wir halten sie noch mindestens 24 Stunden unter Beobachtung.“
Suvak nickte. „Und danach ein kompletter psychologischer Clearance-Prozess. Keiner von ihnen verlässt diesen Raum, bevor nicht auch die letzten Echos verstummt sind.“
„Verstanden.“
Sie blickten beide auf Elbrun.
Er bewegte sich leicht – im Traum, aber nicht unruhig. Kein Flüstern, kein Laut. Nur Schlaf.
Ein ganzer Raum voller Männer, die in der Hölle waren – und jetzt langsam, tastend, wieder zurückkehrten.
Es war Mittag, als Elbrun langsam die Augen öffnete. Der Druck in seinem Kopf war verschwunden, das ständige Flüstern endlich verstummt. Er atmete tief durch. Zum ersten Mal seit der Außenmission fühlte er sich ... klar.
Auch die anderen Männer des Außenteams wirkten entspannter. Commander Tikkem hatte die Quarantäne bereits am Morgen offiziell aufgehoben – nicht zuletzt, weil sie in der Nacht ohnehin nicht mehr konsequent durchführbar gewesen war.
Als Aljoscha die Nachricht erhielt, dass Elbrun wieder bei Bewusstsein war, verlor er keine Sekunde. Er stürmte in die Krankenstation, ignorierte das Protokoll und blieb erst stehen, als er direkt vor ihm stand. Ohne zu zögern, zog er Elbrun in eine feste Umarmung – hielt ihn lange fest, als müsste er sich vergewissern, dass er ihn wirklich zurück hatte.
„Ich hab den Bericht gelesen“, flüsterte er, die Stimme belegt. „Ich ... ich dachte, ich verliere dich.“
Elbrun erwiderte die Umarmung – etwas sanfter, aber mit derselben Dringlichkeit.
„Du verlierst mich nicht. Nicht so leicht.“
Aljoscha löste sich ein Stück, musterte ihn ernst.
„Du hast geschrien. Du hast ... Telev angegriffen. Und jetzt sitzt du hier – ruhig, klar. Als wär nichts gewesen.“
Elbrun senkte den Blick.
„Ich weiß.“
Er schluckte. „Und genau das macht es so unheimlich. Ich erinnere mich an nichts. Es ist, als hätte etwas in mir Platz genommen. Einfach entschieden, wann es übernimmt.“
Ein Moment Stille. Schwer, aber nicht bedrückend.
Dann sagte Aljoscha leise:
„Du bist zurück. Und das ist alles, was zählt.“
Sie blieben noch eine Weile so – zwei Männer, mitten in der Routine der Sternenflotte, und doch außerhalb jeder Vorschrift.
Und niemand in der Krankenstation störte sie.
„Dr. Tikkem“, sagte Elbrun mit fester Stimme, „ich möchte meinen Dienst wieder aufnehmen – sofern Sie es erlauben.“
„Auf keinen Fall“, entgegnete sie sofort. „Ich will Sie mindestens bis morgen hierbehalten.“
„Ich bitte Sie.“ Elbrun trat einen Schritt näher. „Sie dürfen mich gerne persönlich bei der Arbeit überwachen. Commander Suvak ist noch hier und kann auf die anderen achten – auch auf sich selbst. Aber ich will, nein, ich muss dafür sorgen, dass die Besatzung der Zhukov von ihrem Leid erlöst wird.“
Tikkem verschränkte die Arme, musterte ihn abschätzend – dann seufzte sie.
„Na gut. Aber ich werde Ihnen heute nicht von der Seite weichen.“
„Sehr gut.“ Elbrun nickte, wandte sich an Aljoscha.
„Hast du schon mit dem Sternenflottenkommando gesprochen?“
„Ja. Aber am besten sprichst du nochmal selbst mit ihnen. Und da Tikkem dich begleiten wird, kann sie auch ihre medizinische Einschätzung abgeben.“
Zu dritt verließen sie die Krankenstation und machten sich auf den Weg in Richtung Quartier. Elbrun wollte sich erst einmal wieder ordentlich anziehen.
Dort angekommen, trat Elbrun ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank – Tikkem folgte ihm prompt.
„Wollen Sie mich auch beim Umziehen beobachten?“, fragte er mit hochgezogener Braue.
„Natürlich“, erwiderte sie trocken. „Oder genieren Sie sich etwa? Ich kenne doch ohnehin schon alles an Ihnen.“
„Darf ich wenigstens allein aufs Klo?“, fragte Elbrun, leicht trotzig.
„Nur wenn Sie versprechen, nicht durch den Schacht zu fliehen.“
Elbrun rollte mit den Augen.
„Ich war noch nie ein guter Krabbler.“
Nachdem sich Elbrun umgezogen hatte, begaben sie sich gemeinsam auf die Brücke – Elbrun, Aljoscha und Dr. Tikkem. Ohne Umwege ging es weiter in den Bereitschaftsraum, wo Elbrun sofort eine gesicherte Verbindung zum Sternenflottenkommando herstellen ließ.
Wenige Sekunden später erschien das Gesicht von Admiral Veta auf dem Bildschirm – wach, aufmerksam, angespannt.
„Admiral Veta“, begann Elbrun direkt, ohne lange Vorrede. „Ich muss Ihnen ein klares und dringendes Update zur Lage auf der Zhukov geben.“
In knappen, aber präzisen Worten schilderte er den Ablauf der Außenteam-Mission: den Zustand des Schiffs, das Artefakt, die neurologische Beeinflussung – und schließlich den Vorfall in der Nacht. Dann schloss er:
„Ich werde unter keinen Umständen erneut ein Außenteam an Bord schicken. Die Risiken sind untragbar. Die psionische Kontamination ist zu unberechenbar – und potenziell übertragbar.“
Dr. Tikkem trat einen Schritt näher, faltete die Hände hinter dem Rücken.
„Admiral, wenn ich ergänzen darf: Die Crew der Zhukov zeigt keine klassischen Lebenszeichen mehr. Keine Nahrungsaufnahme, keine Flüssigkeit – seit Tagen. Und dennoch bleiben sie am Leben. Das ist nur erklärbar durch externe Steuerung – möglicherweise eine Art neuronaler Kopplung durch das Elachi-Gerät.“
Veta runzelte die Stirn. „Und wenn man diesen Zustand unterbrechen könnte?“
„Selbst dann“, antwortete Tikkem ruhig, „sind die neuralen Schäden mit hoher Wahrscheinlichkeit irreversibel. Was wir dort sehen, ist kein medizinischer Zustand – es ist funktionale Marionettenhaltung. Wenn wir sie befreien, befreien wir sie vielleicht nur zum Sterben.“
Elbrun sah Admiral Veta direkt an, seine Stimme fest und ruhig:
„Ich schlage vor, die Zhukov unverzüglich zu zerstören. Kein Bergungsteam. Kein Forschungsschiff. Dieses Risiko ist es nicht wert.“
Am anderen Ende der Verbindung herrschte kurz Schweigen. Man sah Veta das Zögern an.
Elbrun beugte sich leicht vor, sein Blick intensiv.
„Wenn ich Sie an Generalvorschrift 6 erinnern darf: Ein Föderationsschiff ist zu vernichten, wenn seine gesamte Besatzung einer unkontrollierbaren Krankheit erliegt – um andere zu schützen. Die Crew der Zhukov ist tot, Admiral. Was da noch herumläuft ... das sind Schatten. Gestalten ohne Bewusstsein. Zombies, wenn Sie so wollen. Bitte – lassen Sie uns ihr Leid beenden.“
Ein langer Moment. Dann nickte Veta langsam.
„Ich verstehe. Auch wenn es mir schwerfällt, autorisiere ich hiermit die Zerstörung der Zhukov. So wie Sie es schildern ... ist es wohl das einzig Richtige.“
„Danke, Admiral“, sagte Elbrun leise.
Der Bildschirm erlosch.
Elbrun schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch. Dann erhob er sich.
Gemeinsam mit Tikkem und Aljoscha verließ er den Bereitschaftsraum und betrat die Brücke.
„Commander Shras“, sagte er klar, aber ruhig. „Laden Sie zwei Quantentorpedos. Ziel: Warpkern der Zhukov.“
Shras, kurz irritiert, richtete sich sofort auf. „Aye, Sir. Ziel erfasst. Waffen bereit.“
Die gesamte Brückencrew stand nun auf. Nicht aus Pflicht – aus Respekt. Für das, was einst die Zhukov gewesen war. Und für jene, die sie nicht mehr verlassen hatten.
Elbrun trat einen Schritt nach vorn.
„Feuer.“
Ein leiser, tiefer Ton durchzog die Brücke, als die Torpedos abgefeuert wurden.
Auf dem Schirm: ein heller Lichtblitz – dann der plötzliche Zusammenbruch der Hülle. Der Warpkern der Zhukov implodierte, verschlang das Schiff in einem letzten, lautlosen Akt der Gnade.
Stille auf der Brücke.
Einige Minuten lang herrschte Stille auf der Brücke. Jeder hing seinen Gedanken nach – bis schließlich Commander Tikkem das Wort ergriff.
Sie trat an Elbrun heran, verschränkte die Arme.
„Und hiermit ist Ihr Dienst für heute beendet. Und damit Sie’s wissen – für morgen auch.“
Elbrun nickte nur, ohne Widerworte.
„Ja, Doktor.“
Tikkem blinzelte überrascht, als hätte sie mit mehr Widerstand gerechnet.
„Na schön ... aber wehe, wenn nicht. Ich mache Kontrolle.“
Dann wandte sie sich an Aljoscha, der ein paar Schritte entfernt stand.
„Passen Sie besser auf ihn auf.“
„Mit Vergnügen“, antwortete Aljoscha mit einem kleinen Lächeln.
Tikkem verließ die Brücke. Die Tür schloss sich hinter ihr und für einen Moment musterte Elbrun die Stationsbesetzung. Noch immer waren einige seiner ranghohen Offiziere in medizinischer Betreuung – das machte sich bemerkbar.
Er überlegte kurz zwischen Lieutenant Commander Niwan und Lieutenant Commander Shras. Shras war dienstälter, aber wenig interessiert an Kommandoposten. Für Niwan hingegen wäre es eine Gelegenheit, sich zu beweisen.
Elbrun trat an seinen Platz zurück, wandte sich an ihn.
„Commander Niwan – Sie haben die Brücke.“
„Ich, Sir?“ Niwan blinzelte überrascht.
„Ja, Sie. Und falls etwas Unerwartetes passiert, rufen Sie Captain Cornellus. Ich habe offiziell Dienstverbot.“
Niwan richtete sich etwas auf. „Verstanden, Sir.“
Elbrun nickte ihm zu, drehte sich um und ging zum Turbolift.
Aljoscha war sofort an seiner Seite.
Gemeinsam verließen sie die Brücke – ohne Eile, aber auch ohne Worte.
Denn beide wussten: Der Tag hatte alles gesagt, was gesagt werden musste.
Im Quartier angekommen, saßen die beiden auf dem Sofa. Etwas war anders als sonst. Normalerweise war Elbrun derjenige, der Aljoscha zu sich zog, ihn fest umschlang, der ruhige Mittelpunkt im Chaos. Doch diesmal war es umgekehrt. Elbrun lehnte sich an Aljoscha, schmiegte sich förmlich an ihn, als suche er Halt, den er selbst nicht mehr aufbringen konnte.
„Ich habe Angst“, sagte Elbrun leise. „Wenn das eine Waffe ist ... wie sollen wir uns dann schützen?“
Aljoscha reagierte nicht sofort, ließ ihm den Raum.
„Ich hoffe, es war nur ein Artefakt, ein Zufallsfund. Aber ... es wirkte gezielt platziert. Und du kannst das vielleicht nicht nachvollziehen, weil du nicht dort warst – aber diese Atmosphäre, Aljoscha ... die leeren Gesichter der Crew. Und dann diese Geräusche, diese Stimmen, die aus dem Gerät kamen. Es war der Horror.“
Er atmete kurz, schwer. Dann: „Und als wir wieder hier waren, hörte es nicht auf. Dass ich die Kontrolle verloren haben soll ... ich kann’s kaum glauben. Der Bericht von Tikkem – dass ich Telev angegriffen haben soll ...“
Elbrun schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich das war. Aber was, wenn doch? Was, wenn etwas in mir geblieben ist? Wenn ich’s wieder höre? Was, wenn ich ... wirklich gefährlich bin?“
Aljoscha schwieg nur einen Moment. Dann schob er den Arm fester um Elbrun, zog ihn an sich, legte eine Hand in seinen Nacken.
„Du warst nicht du. Und trotzdem bist du jetzt wieder hier. Du sprichst darüber. Du fühlst. Du zweifelst. Genau das zeigt mir, dass du noch da bist, Elbrun.“
Er senkte die Stimme noch ein Stück.
„Und was Telev betrifft – er lebt. Und er weiß, dass du nicht angegriffen hast, sondern dass etwas durch dich angegriffen hat. Er kennt dich. Wir kennen dich.“
Elbrun drückte sich etwas fester an Aljoscha, sagte nichts mehr. Doch in seinem Schweigen lag etwas, das klang wie Erleichterung.
Und für diesen Moment reichte das.
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