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Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6

Teil 13

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

 

Der Transporterstrahl löste sich und das Außenteam materialisierte direkt in der Dekontaminationskammer der Enterprise. Trotz der automatischen Filter im Transporter war es bei psionischen oder unbekannten Einflüssen gängige Praxis, eine vollständige Reinigung durchzuführen – aus Sicherheitsgründen, aber auch zur Beruhigung.

Die Tür hinter ihnen verriegelte sich, ein leises Zischen markierte den Beginn des Dekon-Protokolls. Der Raum war hell, steril, in kühlem Weiß gehalten. Sensoren fuhren aus den Wänden und begannen sofort, die Vitalzeichen der fünf Offiziere zu erfassen.

Elbrun atmete einmal tief durch. Der Druck in seinem Kopf ließ langsam nach, als würde jemand eine fest zugeschnürte Maske abnehmen. Auch die anderen begannen sich zu entspannen. Der erste Schock war vorüber – aber niemand sprach ein Wort.

Dann ertönte die Computerstimme:

„Bitte entfernen Sie sämtliche Kleidung. Desinfektionsgel wird in Kürze ausgegeben.“

Ohne große Umstände begannen sie, ihre Raumanzüge abzulegen. Die dekontaminierten Anzüge wurden automatisch eingescannt und zur sofortigen Vernichtung markiert. Übrig blieben fünf Männer – nackt, erschöpft und von den letzten Stunden gezeichnet.

Aus einem Spender tropfte das Gel in dickflüssigen Portionen auf ihre Hände. Es war durchsichtig, kalt – und musste gründlich aufgetragen werden. Überall.

Elbrun verzog leicht das Gesicht, als das Gel seine Haut berührte. „Wie immer ein ... erfrischendes Gefühl“, murmelte er trocken.

Suvak nickte knapp. „Die Zusammensetzung enthält mikroskopische Nanostrukturen zur Zellreinigung. Leichte Reizung ist normal.“

„,Leichte Reizung‘“, wiederholte Telev leise, „nennt man das heutzutage?“

Sie arbeiteten schweigend, konzentriert – bis einer nach dem Rücken fragte. Mamaav reichte Elbrun das Gel, und bald halfen sich die Offiziere gegenseitig – sachlich, aber mit der wortlosen Vertrautheit von Offizieren, die sich in Extremsituationen verlassen können mussten.

Das Licht dimmte kurz. Ein feines Summen durchzog den Raum, als die zweite Phase begann – ein Desinfektionsfeld aus niederenergetischer Strahlung, das potenzielle Krankheitserreger bis auf zellulärer Ebene zersetzen sollte.

Schließlich verkündete die Computerstimme:

„Dekontaminationsprotokoll abgeschlossen. Sie dürfen sich nun abtrocknen und die medizinische Nachkontrolle beginnen.“

Elbrun wischte sich das restliche Gel von den Armen, blickte in die Runde. Die Männer sahen müde aus, aber wieder wach. Und bei aller Absurdität der Situation – lebendig.

„Nächstes Mal“, sagte Telev leise, „bleib ich auf der Brücke.“

Elbrun schnaubte, schob ihm ein frisches Handtuch zu und antwortete nur:

„Ich auch“

Enterprise – Quarantänebereich

Da Commander Suvak formell eine Quarantäne angeordnet hatte, wurden die fünf Männer direkt in den angrenzenden Quarantänebereich geleitet – noch immer nackt, lediglich mit Handtüchern bedeckt. Der Raum war funktional eingerichtet: ein paar Betten, ein Tisch mit Stühlen, ein Replikator an der Wand. Die Atmosphäre war klinisch, aber nicht unfreundlich.

Im angrenzenden Kontrollraum stand Commander Tikkem, die stellvertretende medizinische Offizierin der Enterprise. Sie hatte die Überwachung der Quarantäne übernommen und führte präzise Scans der fünf Männer durch. Ihr Blick wanderte zwischen den Bioanzeigen und dem Sichtfenster, durch das sie das Verhalten der Männer beobachtete.

„Meine Werte zeigen keine Auffälligkeiten“, sagte sie schließlich über das Interkom. „Vitalzeichen stabil. Keine neuronalen Anomalien. Keine psionischen Rückkopplungen. Ich sehe derzeit keine akute Gefährdung.“

Sie zögerte kurz, dann fügte sie an:

„Ich empfehle trotzdem eine Quarantänezeit von mindestens drei Tagen. Nur zur Sicherheit. Commander Suvak?“

Suvak, der sich gerade in eine der bereitgelegten kurzen grauen Standardhosen zwängte und sich ein schlichtes T-Shirt überstreifte, nickte knapp.

„Ich stimme zu. Die psionische Belastung war signifikant. Eine längere Beobachtung ist gerechtfertigt.“

Die übrigen Männer kleideten sich ebenfalls in die bereitgestellte Freizeitkleidung – einfache, weiche Stoffe. Nichts, was an Uniform oder Dienst erinnerte. Die Stimmung blieb ruhig, aber gedämpft – jeder von ihnen wusste, dass sie noch nicht wirklich verarbeitet hatten, was auf der Zhukov geschehen war.

Inzwischen war Aljoscha im Kontrollraum eingetroffen. Er trat neben Commander Tikkem, sah durch die Scheibe. Seine Augen blieben an Elbrun hängen.

Elbrun trat ein paar Schritte näher. Er sagte nichts. Legte nur eine Handfläche an die transparente Barriere, die ihn von Aljoscha trennte. Ein stiller Gruß. Ein Zeichen von: Ich bin da. Noch.

Für einen Moment überlegte Elbrun, ob er den Augenblick auflockern sollte – vielleicht mit einer kleinen Grimasse, einem gespielten Wahnsinns-Blick. Aber der Gedanke verflog. Nicht jetzt. Nicht heute.

Die Geste reichte.

Aljoscha sah ihn ruhig an. Legte dann ebenfalls seine Hand auf die Scheibe, direkt gegenüber. Kein Wort. Nur Blickkontakt – vertraut, ruhig, echt.

Commander Tikkem bemerkte es, verzog jedoch keine Miene. Stattdessen schaltete sie lautlos auf einen anderen medizinischen Kanal.

Drei Tage Isolation.

Aber immerhin – zusammen.

Und lebend.

Aljoscha stand noch immer auf der anderen Seite der Scheibe. Die Finger an der glatten Oberfläche, die Augen auf Elbrun gerichtet.

„Wie geht es dir?“, fragte er leise.

Elbrun atmete einmal durch, langsam, schwer.

„Ich bin kaputt. Verwirrt. Und ehrlich gesagt ... verängstigt.“

Er zwang sich zu einem kleinen, schiefen Lächeln.

„Aber mir geht’s gut.“

Aljoscha erwiderte das Lächeln nicht sofort. Stattdessen fragte er:

„Was sollen wir tun?“

Elbrun lehnte sich gegen die Wand hinter sich, die Arme locker verschränkt.

„Du solltest mit dem Sternenflottenkommando sprechen. Einschätzung einholen. Vielleicht einen medizinischen Krisenstab hinzuziehen.“

Er machte eine Pause.

„Ich persönlich ... würde die Zerstörung der Zhukov vorschlagen.“

Aljoschas Blick wurde schärfer.

„Glaubst du das wirklich? Dass die Crew verloren ist?“

Elbrun sah ihn lange an.

„Ich weiß es nicht“, sagte er schließlich. „Aber was ich weiß: Wir können niemanden mehr rüberschicken. Du hast gesehen, was mit uns passiert ist. Und wir hatten noch Glück.“

Ein Moment Stille.

„Vielleicht“, fuhr er fort, „wird das Kommando ein Forschungsschiff oder ein Hospitalschiff schicken. Aber ich frage mich, ob das klug wäre. Was, wenn dieser Zustand ... sich ausbreitet? Wenn das keine bloße Reaktion war, sondern eine Art psionische Ansteckung?“

Aljoscha nickte langsam, nachdenklich.

„Ein Echo, das sich verbreitet.“

„Genau das“, sagte Elbrun leise. „Ein Echo, das nicht nur antwortet – sondern mitschwingt. Verstärkt. Und irgendwann alles übertönt.“

Er senkte den Blick.

„Ich will kein zweites Zhukov riskieren.“

USS Enterprise – Quarantänebereich, Abend desselben Tages

Der Replikator summte leise. Teller wurden ausgegeben, dampfende Schalen, schlichtes Besteck. Keine große Auswahl – leichtes, neutrales Essen. Aber warm. Und wohltuend.

Die fünf Männer saßen gemeinsam am schlichten Tisch im Zentrum des Quarantänebereichs. Frisch geduscht, in einfacher Kleidung – T-Shirts, Shorts. Die körperliche Anspannung war gewichen, zurück blieb eine gedämpfte Stille. Kein Alarm mehr, kein Adrenalin. Nur noch Nachklang.

Man aß langsam, konzentriert auf die Bewegung, auf den Geschmack, der nicht aufregte, aber erdete. Dann brach Mamaav das Schweigen.

„Ich hatte das Gefühl, meine Gedanken verlieren ihre Form“, sagte er leise. „Nicht weg ... aber fremd. Wie geliehen.“

Telev nickte. „Ich wusste nicht mehr, ob das, was ich spürte, noch mir gehörte. Oder von außen kam.“

Suvak, der sonst mit nüchternem Tonfall sprach, senkte leicht den Blick.

„Psionische Felder dieser Intensität wirken nicht durch Gewalt, sondern durch Eindringen. Sie verdrängen nicht, sie füllen die Lücken. Und irgendwann weißt du nicht mehr, was ursprünglich war.“

Elbrun hielt inne, stützte den Löffel am Schalenrand ab, atmete einmal tief durch.

„Ich habe Dinge gehört, ja. Aber es waren keine klaren Stimmen. Es war ... wie ein Flüstern aus meiner eigenen Angst. Nur viel lauter.“

T’Pler saß ruhig da, die Haltung wie immer aufrecht, aber in seinem Blick lag ein Schatten.

„Mich hat es nicht direkt erwischt. Vielleicht, weil ich keine Erwartung hatte, verschont zu bleiben. Ich hatte keinen Schutz – aber auch kein Vertrauen in mein Denken. Und vielleicht war genau das der Schutz.“

Elbrun lächelte schwach. „Das ist die vulkanische Version von ,Paranoia ist gesund’?“

Ein kurzes, gedämpftes Lachen ging durch die Runde. Nichts Befreiendes – aber ehrlich. Und wichtig.

Suvak legte seine Hände auf den Tisch.

„Ich habe vor Jahren einen Vorschlag eingereicht: Protokolle für psionisch aktive Artefakte, präventive Maßnahmen. Es wurde als hypothetisches Risiko bewertet.“

„Vielleicht denkt man jetzt um“, murmelte Telev.

Stille. Nicht unangenehm – eher wie ein gemeinsames Atemholen.

Dann sah Mamaav in die Runde.

„Ich bin froh, dass ich nicht allein da drin war.“

Elbrun nickte. Langsam.

„Keiner von uns hätte das allein durchgestanden.“

Sie aßen weiter. Kein feierliches Mahl. Kein Heldentum. Nur fünf Männer, die einen Schatten gesehen hatten – und jetzt versuchten, wieder ins Licht zu treten. Schritt für Schritt. Löffel für Löffel.

Später, Mitten in der Nacht:

Vier der fünf Männer schliefen. Nicht tief, aber ruhig – der Erschöpfung geschuldet, nicht dem Frieden. Nur einer war wach.

Elbrun.

Er saß aufrecht in seinem Bett, das Laken zur Seite geschoben, die Füße auf dem Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt. Der Raum war dämmrig beleuchtet – genug, um Gesichter zu erkennen, zu viel, um sich in Dunkelheit zu verlieren.

Sein Blick wanderte von Liege zu Liege. Mamaav atmete flach, fast lautlos. T’Pler lag vollkommen regungslos, die Arme verschränkt. Telev murmelte im Schlaf. Und Suvak – selbst im Ruhezustand wirkte er wie im Dienst.

Aber Elbrun war nicht im Dienst. Und er schlief nicht.

Er hörte etwas.

Nicht laut. Kein Klang im eigentlichen Sinne. Mehr ein Ziehen. Ein Wispern im Hinterkopf. Kein klarer Gedanke. Kein Wort. Nur ... Präsenz.

War es Einbildung? Eine Nachwirkung? Oder der Anfang von etwas?

Elbrun schloss die Augen, konzentrierte sich auf seinen eigenen Atem – langsam, bewusst. Doch es half nichts. Der Zweifel war da. Und er nagte.

Bin ich schon befallen?

Oder ist es einfach nur das Echo?

Ein Nachhall von dem, was war?

Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Sie war feucht. Keine Panik. Noch nicht. Aber zu viele Fragen.

Liegt es an mir? An meiner Physiologie?

Bin ich ... empfänglicher?

Er war Betazoid. Offen. Empfindlich. Und vielleicht – verletzlicher.

Oder ... war es Schuldgefühl? Dass er das Team geführt hatte? Dass sie das Ding gesehen hatten? Dass er sie da durchgeschleppt hatte?

Oder bilde ich mir das alles ein? Und morgen früh ist es weg?

Ein Zittern fuhr ihm über die Finger. Kein Zittern vor Angst – sondern das körperliche Echo eines überreizten Nervensystems.

Er atmete wieder durch.

Er dachte kurz an seinem Mann.

Du fehlst mir gerade.

Elbrun schloss die Augen, nur kurz.

Aber der Schlaf kam nicht.

Nur das Flüstern. Leiser. Tiefer. Als würde es warten, bis er schwächer wird.

Und Elbrun wusste:

Der nächste Tag würde Antworten bringen müssen. Oder neue Fragen.

Aber die Nacht war noch lang.

Ein Paar Stunden später:

„Sie schlafen nicht.“

Die Stimme kam ruhig und gedämpft aus dem Dunkel. Elbrun hob den Kopf. Commander Mamaav hatte sich aufgerichtet, die Arme auf den Knien abgestützt. Das Licht war gedimmt, aber seine Silhouette war klar zu erkennen.

„Ich wollte Sie nicht wecken“, antwortete Elbrun leise.

„Haben Sie nicht. Ich war bereits wach. Haben sie etwas?“

Elbrun zögerte. „Ich weiß nicht, ob es noch mein Kopf ist. Es fühlt sich an, als wäre ich noch immer nicht ganz zurück.“

Mamaav stand auf und kam näher. Er blieb einen respektvollen Abstand entfernt, setzte sich nicht.

„Wenn ich fragen darf, Sir – hören Sie Stimmen?“

Elbrun nickte. „Nicht klar. Keine Sprache. Aber es ist da. Wie ein Echo, das nicht verschwinden will.“

Mamaav verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Ich habe einige Erfahrung mit telepathischer Reinigung.“

Elbrun sah ihn an. „Sie schlagen eine Gedankenverschmelzung vor?“

„Ein kontrollierter Kontakt“, korrigierte Mamaav. „Keine tiefgreifende Verschmelzung. Ich würde lediglich versuchen, den Ursprung der Störung zu erfassen. Vielleicht lässt sich so bestimmen, ob es ein aktiver Fremdeinfluss ist – oder ein Nachhall.“

„Und falls es ein aktiver Einfluss ist?“

Mamaav neigte leicht den Kopf. „Dann werde ich die Verbindung sofort beenden. Ich habe entsprechende mentale Barrieren.“

Elbrun sah für einen Moment zu den schlafenden Männern im Raum. Dann zurück zu Mamaav. „Ich halte das für riskant.“

„Ich stimme Ihnen zu. Aber die Alternative ist, dass Sie weiter allein damit kämpfen.“

Stille.

Dann nickte Elbrun knapp. „In Ordnung. Aber nur kurz.“

Mamaav trat einen Schritt näher. „Mit Ihrer Erlaubnis?“

Elbrun setzte sich gerade hin und gab ein stummes Zeichen.

Mamaav legte vorsichtig die Finger an Elbruns Gesicht. Seine Stimme war ruhig.

„Mein Geist zu Ihrem Geist. Mein Gedanke zu Ihrem Gedanken ...“

Der Kontakt war sofort spürbar – kein Übergriff, sondern ein strukturiertes Abtasten. Ordnung, Disziplin. Und dann: Widerstand.

Ein Druck, diffus und schwer zu greifen. Keine bewusste Präsenz, aber ein Abdruck. Etwas, das gewesen war – und eine Spur hinterlassen hatte.

Mamaav reagierte sofort. Er zog sich zurück, bevor es zu tief wurde.

Beide Männer atmeten flach.

„Ich danke Ihnen“, sagte Elbrun schließlich. „Haben Sie etwas erkannt?“

„Nicht direkt. Aber da ist etwas“, antwortete Mamaav ruhig. „Keine aktive Verbindung. Keine Infektion im klassischen Sinn. Aber auch kein gewöhnlicher mentaler Abdruck. Ich würde empfehlen, dass Sie regelmäßig überwacht werden.“

Elbrun nickte. „Das wird die medizinische Abteilung ohnehin anordnen.“

Mamaav trat wieder zurück. „Versuchen Sie zu ruhen, Admiral. Ich übernehme die erste Wachphase.“

Elbrun antwortete nicht sofort. Dann, knapp: „Danke, Commander.“

Mamaav kehrte zu seiner Liege zurück – wach, aber still.

Und Elbrun ... fand irgendwann Ruhe.

Am nächsten Morgen:

Sanftes Licht schaltete sich ein und verdrängte das Halbdunkel der Nacht. Die vier Männer in der Quarantäneeinheit regten sich langsam. Stühle wurden gerückt, Decken zur Seite geschoben, erste Gähner unterdrückt. Elbrun saß bereits still auf seinem Bett, den Blick wach, aber müde.

Dann meldete sich eine Stimme aus dem Lautsprecher über der Tür: klar, sachlich, aber mit hörbarem Nachdruck.

„Guten Morgen, meine Herren“, sagte Commander Tikkem aus dem benachbarten Beobachtungsraum. „Ich hoffe, Sie konnten etwas Ruhe finden. Ich beginne mit den morgendlichen Statusabfragen.“

Einer nach dem anderen gab kurze, nüchterne Antworten – „Soweit gut“, „Fühle mich stabil“, „Keine Beschwerden“.

Nur Elbrun schwieg zunächst.

„Admiral?“ fragte Tikkem. Leichtes Zögern in der Stimme – nicht Drängen, sondern gezielte Aufmerksamkeit.

Elbrun rieb sich über das Gesicht. Dann antwortete er ruhig, aber ohne Ausflüchte:

„Ich höre noch immer ... Stimmen. Leise. Im Hintergrund. Aber sie sind da.“

Ein paar der anderen warfen ihm kurze Blicke zu. Niemand sagte etwas.

Stille in der Gegensprechanlage. Dann wieder Tikkems Stimme, nun direkter:

„Seit wann, Admiral?“

„Seit der Rückkehr von der Zhukov“, sagte Elbrun. „Letzte Nacht wurde es zu stark. Ich konnte kaum schlafen. Commander Mamaav hat – auf mein Bitten – eine kontrollierte Gedankenverschmelzung durchgeführt.“

Ein scharfes Klicken in der Leitung, als hätte Tikkem ihr Mikrofon energischer wieder aktiviert.

„Sie haben was getan?“

Ihre Stimme war jetzt eindeutig – ernst, scharf. Sie richtete sich nun an Mamaav:

„Commander, das war extrem unverantwortlich. Nach psionischem Kontakt mit einem unbekannten Artefakt ist jede Form telepathischer Verbindung strengstens untersagt.“

Mamaav trat einen halben Schritt vor, den Blick zur Beobachtungsscheibe gerichtet.

„Ich habe mit Bedacht gehandelt“, sagte er ruhig. „Der Admiral war an der Belastungsgrenze. Es war kein vollständiger Transfer – eher eine mentale Stabilisierung.“

„Sie haben kein Mandat, Risikoabwägung im Alleingang vorzunehmen“, fuhr Tikkem fort. „Und Sie, Admiral? Sie haben das zugelassen?“

Elbrun trat ebenfalls vor.

„Ich habe die Verantwortung übernommen. Es war ein kontrollierter Vorgang – ich wusste, worauf ich mich einlasse.“

Eine kurze, schwer zu deutende Pause folgte. Dann seufzte Tikkem hörbar.

„Ich werde bei ihnen beiden ein erweitertes neurologisches Screening durchführen. Keine Diskussion.“

„Verstanden“, sagten beide nahezu gleichzeitig.

„Die übrigen Werte sind unauffällig“, fuhr Tikkem fort, nun wieder neutraler. „Aber die Quarantäne bleibt bestehen. Noch zwei Tage. Keine Telepathie, keine individuellen Selbstexperimente. Ich beobachte alles – und protokolliere.“

Ein leises Klicken – die Verbindung wurde getrennt.

Ein Moment Schweigen. Telev hob eine Augenbraue.

„Wenigstens hat sie uns nicht das Frühstück gestrichen.“

Mamaav setzte sich auf den Bettrand. „War es das wert?“, fragte er leise in Elbruns Richtung.

„Ich habe geschlafen“, antwortete dieser ruhig. „Nach gestern ... war das genug.“

Der Tag war ruhig verlaufen. Routinen, Gespräche über Nebensächlichkeiten, ein paar Scherze, die das Schweigen füllen sollten. Niemand sprach über das Artefakt. Oder über den Blick in die Augen der Crew der Zhukov. Oder über das, was jeder für sich selbst zu verdrängen versuchte.

Doch als die Beleuchtung in den Nachtmodus überging, wurde es wieder stiller. Und schwerer.

Die Männer legten sich schlafen – einer nach dem anderen. Bis auf einen.

Elbrun lag wach. Wieder.

Er hatte es gehofft, wirklich gehofft, dass es besser werden würde. Dass die Stimmen leiser wären. Oder verschwunden.

Aber sie waren da. Und sie waren ... klarer.

Er setzte sich auf. Blickte zur Tür. Dann zur Wand. Als würde sich etwas hinter den Paneelen verbergen. Dann stand er auf. Ging ein paar Schritte. Drehte wieder um. Fing an, nervös mit den Fingern zu knacken.

Sie schlafen. Aber du bist wach. Du bist der Starke. Du siehst es ein.

Elbrun fuhr sich durch die Haare. Die Stimme – oder Stimmen – kamen nicht mehr aus den Schatten. Sie waren in seinem Kopf. Sauber. Trocken. Fast sanft.

Sie verstehen es nicht. Du schon. Es muss jemand tun.

Er atmete schwer. Lehnte sich an die Wand. Die Geräusche der Enterprise waren fern, gedämpft durch Isolierung und Nacht. Nur sein Herzschlag und das Flüstern in seinem Kopf.

Nur ein Schnitt. Eine Handlung. Und die Ordnung kehrt zurück.

Elbrun ballte die Faust. Er wusste, was das war. Ein Echo des Geräts. Eine Rückkopplung. Oder ein Abdruck. Aber es war nicht mehr nur ein Eindruck – es war ein Befehl.

Er blinzelte. Sah über die schlafenden Männer hinweg. Sie lagen friedlich da. Friedlich ... und verwundbar.

Er wich zurück, presste den Rücken gegen die Wand, zwang sich zur Kontrolle.

Du bist nicht ich“, flüsterte er in die Dunkelheit. „Du bist nicht ich.

Ein Schweißfilm lag auf seiner Stirn. Er atmete durch. Langsam. Geübt.

Er brauchte Hilfe. Aber wie, ohne alle zu gefährden?

Er sank auf die Bettkante, krümmte sich vor, die Ellenbogen auf den Knien, den Kopf in den Händen.

Der Nacht war noch lang.

Und der Gedanke, dass es morgen schlimmer sein könnte – war beängstigender als jede Dunkelheit.

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