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Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6
Teil 11
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Informationen
- Story: Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6
- Autor: KAY
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Science Fiction
Inhaltsverzeichnis
Wochen waren vergangen.
Die Brücke der Enterprise war in rotes Licht getaucht, durchzogen vom Puls der Warnanzeigen. Sirenen heulten gedämpft, wie aus der Tiefe eines alten Alptraums. Aljoscha stand vor dem Hauptschirm, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, die Schultern angespannt, der Blick fest – aber unter der Oberfläche brodelte es.
Elbrun war verschwunden.
Seit Tagen. Seit jener diplomatischen Mission, von der keine Rückmeldung kam. Kein Notruf. Kein Signal. Kein Wrack. Nur Stille.
Und jetzt ... waren die Borg zurück.
Mit mehr Kuben als je zuvor. Sie hatten alles niedergewalzt, was sich ihnen in den Weg gestellt hatte.
Jetzt standen sie hier – am Rand der Erde. Und sie waren bereit, zu Ende zu bringen, was sie nie vergessen hatten.
„Sir“, meldete Lieutenant Codga leise.
„Eingehender Ruf. Von den Borg.“
Aljoscha nickte, langsam.
„Auf den Schirm.“
Das Bild zuckte. Dann – die Königin.
Ihr Gesicht war regungslos, die Augen hell und still, als würde sie durch die Zeit sehen. Ihr Körper halb organisch, halb Maschine – eine stille Perversion von Perfektion.
„Captain Cornellus“, sagte sie.
„Ihr Widerstand ist nicht nur zwecklos. Er ist sentimental.“
„Wir geben nicht auf“, erwiderte Aljoscha, die Stimme fester, als seine Kehle sich anfühlte.
Da bewegte sich etwas in ihrem Schatten.
Jemand trat hervor.
Ein Mann.
Sein Gang war ruhig, fließend. Kein mechanisches Stampfen, keine kalte Präzision.
Er wirkte nicht wie eine Drohne. Kein sichtbares Implantat. Keine Verkleidung. Nur ... Haut. Grau-grün, schimmernd. Glatt. Beinahe feucht.
Der Oberkörper nackt. Die Muskeln definiert, aber nicht überzeichnet. Nur real. Nah. Menschlich.
Und doch nicht.
Elbrun.
Oder das, was von ihm geblieben war.
Sein Blick war geradeaus gerichtet. Ruhig. Ohne Emotion.
Aber Aljoscha erkannte ihn sofort. Die Kontur des Gesichts. Der Schnitt der Lippen. Die Haltung.
„Elbrun?“, kam es leise über seine Lippen – zu leise für die Brücke.
Die Königin lächelte. Fast zärtlich. Ihre Hand glitt über Elbruns Schulter, wie eine Besitzergreifung.
„Er ist mein Auserwählter. Mein Partner. Ein Hybrid – ungebunden von der Menschlichkeit, frei von der Schwäche. Und perfekt in seiner Funktion.“
Elbrun sagte nichts.
Aber sein Blick traf Aljoschas.
Leer. Oder war da etwas?
Aljoschas Herz zog sich zusammen. Sein Atem wurde flacher.
Er wollte wegsehen, aber sein Blick blieb hängen.
An der glänzenden Haut. Dem Ausdruck. Der Art, wie dieser Elbrun dort stand – still, präsent ... und irgendwie schön. Auf eine verdrehte, verbotene Weise.
Eine Bewegung seiner Hüfte, fast unmerklich.
Ein kurzes Zucken der Lippen.
War das ... Verführung?
Was zur Hölle ...?
Aljoscha blinzelte.
Ein Teil von ihm war fassungslos – der andere ... schwieg.
Da war Hitze.
Da war Begehren.
Und Scham.
Sein Verstand versuchte, die Realität zurückzuholen.
Aber der Körper hatte sich längst an diesen Anblick gehängt – an das, was Elbrun einmal war. Oder sein könnte.
Ein Symbol. Eine Erinnerung. Ein Wunsch?
Das ist nicht echt. Das ist nicht echt.
Der Bildschirm flackerte.
Die Stimmen wurden dumpf.
Der Boden wankte leicht. Licht wurde zu Nebel.
Die Silhouette der Borgkönigin verschwamm.
Elbrun löste sich auf wie Rauch.
Aljoscha riss die Augen auf.
Dunkelheit.
Sein Atem war schneller, sein Körper leicht feucht.
Neben ihm: Wärme. Vertrauter Duft.
Ein leiser Atemzug.
Elbrun.
Der echte Elbrun.
Friedlich. Ruhig. Auf der Seite liegend, die Stirn im Schatten, der Atem gleichmäßig.
Aljoscha lag still, starrte an die Decke.
Ein Rest des Bildes flackerte noch in seinem Kopf.
Graugrüne Haut. Glanz.
Seine Scham.
Er atmete tief durch, drehte sich vorsichtig zu Elbrun um.
Schaute ihn an.
Und alles, was fremd war, fiel von ihm ab.
„Nur ein Traum“, flüsterte er.
Und Elbrun, noch halb schlafend, murmelte im Halbschatten:
„Was für einer?“
Aljoscha schloss kurz die Augen.
„Ein ... absurder.“
Elbrun zog im Schlaf die Stirn leicht zusammen, streckte eine Hand aus und legte sie halb auf Aljoschas Brust.
„Bin ich wenigstens drin vorgekommen?“
Aljoscha schmunzelte leise.
„Oh ja. Und wie.“
Aber das erzähl ich dir später, dachte er – und schob sich vorsichtig näher.
Am nächsten Morgen saßen sie zusammen beim Frühstück.
Das Licht war weich, die Geräusche der Enterprise weit entfernt. Auf dem Tisch dampfte frischer Tee, daneben ein paar Scheiben Brot, etwas Obst – nichts Aufwändiges, aber vertraut. Alltäglich. Friedlich.
Aljoscha starrte einen Moment lang auf sein PADD, rührte in seinem Tee, sagte dann leise:
„Ich habe heute Nacht geträumt. Von dir.“
Elbrun hob den Blick.
„Es war ... merkwürdig. Intensiv. Und ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll.“
Er atmete ein, langsam. Dann sah er Elbrun direkt an.
„Die Borg. Die Erde stand kurz vor dem Fall. Und du warst weg. Verschollen. Und dann ... tauchst du auf. Neben der Königin. Assimiliert. Aber anders.“
Elbrun sagte nichts, hörte einfach nur zu. Kein Stirnrunzeln. Kein fragendes Wort.
Aljoscha fuhr fort, ließ kein Detail aus. Die Optik. Das Verhalten. Seine Reaktion.
Auch nicht das, was ihn am meisten verwirrte: diese Faszination. Dieses kurze Aufflackern von ... Begehren.
Er sprach es aus. Ruhig. Ehrlich. Ohne sich zu entschuldigen, aber mit einer Unsicherheit, die zwischen den Zeilen schwebte.
Als er geendet hatte, war es kurz still. Nur das leise Summen des Schiffes, das rhythmische Klirren von Tassen.
Dann sagte Elbrun mit ruhiger Stimme:
„Es ist deine größte Angst.“
Aljoscha sah auf.
„Zum einen war ich verschwunden. Weg. Unerreichbar. Und das allein ist für dich schwer zu ertragen. Zum anderen ...“ – er machte eine kurze Pause – „wir empfinden beide die Assimilation schlimmer als den Tod. Weil man alles verliert, was einen ausmacht. Die Kontrolle. Die Freiheit. Die Erinnerung.“
Sein Blick blieb weich, aber klar.
„Du hast nicht von meinem Körper geträumt, Imzadi. Du hast vom Verlust geträumt. Von Hilflosigkeit. Davon, dass du mich siehst – und mich nicht retten kannst. Und dass du es nicht mal darfst.“
Aljoscha schwieg.
Dann nickte er langsam, fast widerwillig.
„Und was ist mit dem ... dem Teil, der das anziehend fand? Du warst irgendwie so ... sexy.“
Er sagte es, als würde er am liebsten in seinem Tee versinken.
Elbrun hob eine Augenbraue.
„Sexy? Ich? Als Borg?“
Aljoscha verzog das Gesicht.
„Sag einfach nichts.“
Aber Elbrun grinste bereits – nicht spöttisch, nur mit diesem typischen, halb neckenden, halb tröstenden Blick.
„Also wenn ich das richtig verstanden habe, war ich offenbar feucht glänzend, düster kontrolliert und völlig außer Reichweite ...“
„Elbrun.“
„Du stehst offenbar auf das dunkle, unerreichbare Drama.“
Er beugte sich etwas über den Tisch, senkte die Stimme theatralisch.
„Vielleicht sollte ich mal ein bisschen gruseliger auftreten. Und öfter ohne Hemd.“
Aljoscha stöhnte leise, ließ den Kopf sinken.
„Ich wusste, das verfolgt mich. Und du rennst ja sowieso ständig halbnackt durchs Quartier.“
„Es gefällt dir doch.“ Elbrun zuckte mit den Schultern.
„Und mal ehrlich – wer kann schon von sich behaupten, in der Fantasie seines Ehemanns als heißer Borg-Sexsklave aufzutauchen?“
Aljoscha schnaubte. „Das hast du dir jetzt ausgedacht.“
„Du hast es mir so beschrieben. Und gib’s zu – ein bisschen schick war ich schon, oder?“
„Ich hasse dich.“
„Du liebst mich.“
„Leider.“
Sie lachten beide. Und als es wieder still wurde, war da keine Peinlichkeit mehr. Nur Nähe.
Elbrun stand auf, umrundete den Tisch, legte ihm eine Hand auf die Schulter. Nicht gespielt – ganz echt.
„Spaß beiseite. Ich versteh, warum dich das beschäftigt. Aber da war nichts Schlimmes an dem Traum. Er sagt nicht, dass du seltsam bist. Nur, dass du fühlst. Stark. Und dass du Angst hast, mich zu verlieren. Nicht mehr.“
Aljoscha legte seine Hand auf Elbruns, hielt sie fest.
„Und du nimmst mich sogar ernst, obwohl ich dir gerade gestanden hab, dass ich deinen Albtraum-Body scharf fand.“
„Lieber ehrlich, als irgendwas zu verdrängen.“
Ein Moment lang schwiegen sie.
Dann beugte sich Elbrun vor, berührte ihn mit der Stirn – und küsste ihn. Sanft. Vertraut. Ein Versprechen, ohne Worte.
„Ich bin real. Ganz bei dir. Und im Gegensatz zur Borg-Version – absolut verfügbar.“
Aljoscha schmunzelte.
„Das ist definitiv der beste Teil.“
„Dann komm. Der Rest des Tages wartet. Und Drama können wir auch ohne Assimilation.“
Sie verließen das Quartier – und ließen den Traum zurück.
Aber nicht die Nähe, die daraus entstanden war.
Später am Tag
Elbrun saß am Schreibtisch, auf dem Bildschirm vor ihm erschienen die Gesichter von drei hochrangigen Admirälen: Samantha Gromek, der sachlich-strategische Kopf der Sternenflotte, Soval, wie immer ruhig und präzise, und Admiral Veta, der Informationsmann.
Gromek sprach zuerst.
„Die Verhandlungen mit Ferenginar sind soweit abgeschlossen. Der Integrationsprozess wird in den kommenden Wochen offiziell eingeleitet.“
Sie machte eine kurze Pause, dann fuhr sie mit einem Hauch von Anerkennung fort:
„Präsident Okeg hat sich ausdrücklich für Ihre Arbeit bedankt, Admiral Tiran. Das wurde als besondere Belobigung in Ihre Dienstakte aufgenommen.“
Elbrun nickte knapp, aber dankbar.
„Ich weiß das zu schätzen. Ist der Präsident wohlbehalten auf der Erde angekommen?“
Admiral Veta übernahm.
„Ja – seine Rückkehr verlief ohne Zwischenfälle. Allerdings ...“ – er warf einen Blick auf ein Datenfeld neben sich – „… wurde am Rand des Ferengi-Raums ein Elachi-Schiff registriert. Kein Kontakt, aber eindeutig identifiziert. Die Ferengi haben sich nicht auf eine Begegnung eingelassen.“
Elbrun runzelte die Stirn.
„Ein Elachi-Schiff in diesem Sektor? Haben wir das bestätigt?“
Soval antwortete ruhig.
„Die Sensordaten sind solide. Energieprofil, Antriebsmuster, kurzzeitige Transphasenresonanz – eindeutig Elachi-Technologie.“
Gromek beugte sich leicht vor.
„Wir wollen, dass die Enterprise die Augen offenhält. Wenn sie wieder aktiv sind, könnte sich etwas anbahnen – und wir wollen nicht überrascht werden.“
Elbrun nickte.
„Verstanden. Wir werden wachsam sein. Sollten sich weitere Anzeichen zeigen, informiere ich Sie umgehend.“
„Tun Sie das“, sagte Veta. „Und gehen Sie keine unnötigen Risiken ein.“
Soval ergänzte:
„Die aktuelle Einschätzung lautet: beobachten, aber nicht provozieren. Wir möchten kein neues Konfliktszenario öffnen, solange wir nicht wissen, was die Elachi wirklich vorhaben.“
„Dann handeln wir diskret“, sagte Elbrun ruhig. „Und mit klarem Blick.“
Die Verbindung endete. Der Bildschirm wurde schwarz.
Elbrun blieb noch einen Moment sitzen. Dann atmete er leise durch, richtete die Uniform und machte sich auf den Weg zur Brücke.
Die Türen zur Brücke öffneten sich mit einem leisen Zischen. Elbrun trat ein, der Rücken gerade, der Blick konzentriert. Aljoscha drehte sich zu ihm um – er hatte bereits auf ihn gewartet.
„Statusbericht“, sagte Elbrun, noch bevor er sich setzte.
Commander Telev wandte sich von seiner Konsole.
„Langstreckensensoren haben vor drei Minuten ein Notrufsignal aufgefangen. Föderationsfrequenz, verschlüsselt – aber stark gestört.“
„Quelle?“
„USS Zhukov. Ambassador-Klasse. Stationiert im Lysari-Sektor. Etwa 27 Lichtjahre entfernt. Laut Einsatzplan auf Patrouille – keine bekannten Spannungen im Gebiet.“
Elbrun blinzelte.
„Die Zhukov ...“
Aljoscha sah ihn an.
„Da wurdest du geboren.“
Elbrun trat an Televs Konsole heran.
„Können wir das Signal bereinigen?“
„Ich versuch’s.“
Sekunden vergingen. Dann knisterte es aus den Lautsprechern. Eine verzerrte Stimme drang durch das Rauschen.
„— bitte ... wiederholen ... Kontrolle verloren ... Bewusstseins —“
Ein schriller Ton. Ein Schrei.
Dann nur noch Stille.
Die Brücke erstarrte.
Aljoscha trat einen Schritt näher, leise:
„Das klang nicht nach einem Systemfehler.“
Elbrun nickte knapp.
„Das klang nach einem psychischen Zusammenbruch. Oder ... nach Übernahme.“
Er richtete sich auf.
„Bringen Sie uns sofort auf Kurs. Maximaler Warp.“
„Aye, Sir“, bestätigte Telev sofort.
Die Enterprise ging auf volle Geschwindigkeit – und eine unklare Bedrohung rückte näher.
Während der Flug zur Zhukov lief, standen Elbrun und Aljoscha gemeinsam an der Seitenkonsole der Brücke. Der Sternenstrom zog ruhig über das Sichtfeld.
Aljoscha warf ihm einen kurzen Blick zu.
„Wie war das eigentlich ... dein Leben auf der Zhukov?“
Elbrun überlegte kurz, dann zuckte er mit den Schultern.
„Ich war nicht sehr lange dort. Ich glaube, ich war vier, als meine Eltern auf die Honshu versetzt wurden.“
Er lehnte sich leicht gegen die Konsole.
„Ich erinnere mich, dass ich nicht viele Freunde hatte. Die anderen Kinder im Kindergarten waren meistens älter. Ich war der Jüngste – und nicht gerade der Lauteste.“
Aljoscha sah ihn nachdenklich an.
„Deine Geburt war auch während eines Angriffs, oder?“
Elbrun nickte.
„Ja. Ein cardassianisches Schiff hatte die Zhukov angegriffen. Meine Mutter war mitten in den Wehen, die medizinische Abteilung wurde evakuiert und ich kam in einem Notquartier zur Welt. Mein Vater hat gesagt, das Schiff hat dabei keinen einzigen Schuss verfehlt – aber sie haben durchgehalten.“
Er lächelte leicht.
„Captain Verata hat damals öfter bei den Kindern vorbeigeschaut. An ihn erinnere ich mich noch. Groß, stoisch, immer mit einer Kanne Andorianischen Tees in der Hand. Er hat nie gelächelt – aber er hatte was Beruhigendes.“
Aljoscha schmunzelte.
„Ist Verata noch der Captain?“
„Soweit ich weiß, ja. Mein Vater meinte, er hätte nie Admiral werden wollen. ‚Ein Kommandant gehört auf die Brücke, nicht in Sitzungen‘, hat er wohl mal gesagt.“
Ein Moment Stille. Dann sah Elbrun auf die Sterne.
„Ich hoffe, er ist noch an Bord. Und ich hoffe, es ist nicht das, was ich befürchte.“
Einige Stunden später – Nähe Lysari-Sektor
„Anflug auf das Zielgebiet in 30 Sekunden“, meldete Commander Niwan vom Steuer.
Die Brücke der Enterprise war ruhig, aber angespannt. Kein Alarm – doch jeder Blick war wach, jede Bewegung präzise. Elbrun stand vor dem Hauptschirm, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Aljoscha saß an seiner Seite, aufmerksam, konzentriert.
„Langstreckensensoren zeigen keine weiteren Schiffe“, ergänzte Telev. „Keine aktiven Energiesignaturen im Umfeld – aber ...“
„Aber?“, fragte Elbrun scharf.
Televs Finger glitten über die Konsole.
„Die Zhukov treibt. Null Impuls. Warpkern offline.“
„Rufen Sie sie“, befahl Elbrun.
Lt. Codga von der Kommunikation schüttelte den Kopf.
„Keine Antwort. Kein Rückkanal.“
„Schalten Sie mir die Zhukov auf den Schirm.“
Der Bildschirm flackerte kurz – dann erschien das vertraute, gealterte Profil der USS Zhukov. Ein Schiff der Ambassador-Klasse, von der Zeit gezeichnet, mit sichtbaren Spuren früherer Einsätze. Doch jetzt lag es regungslos im All. Keine Positionslichter, kein aktiver Deflektor. An der Steuerbordseite: oberflächliche Hüllenschäden, asymmetrisch, ungeordnet.
„Das sieht nicht nach einem gezielten Angriff aus“, murmelte Aljoscha.
„Nein“, sagte Elbrun leise. „Das sieht aus wie ... innerer Kollaps.“
Telev meldete weiter:
„Minimale Energie im medizinischen Bereich. Vereinzelte Lebenszeichen. Aber die Biosignaturen fluktuieren.“
„Wie stark?“, fragte Aljoscha.
„Stark genug, um unnatürlich zu wirken“, sagte Telev. „Als würde etwas ... unterdrücken. Oder stören.“
Elbrun atmete tief durch.
„Sicherheitsstatus?“
„Keine aktiven Verteidigungssysteme. Keine Schilde. Keine Waffensysteme online. Das Schiff wirkt ... leer. Aber nicht verlassen.“
Stille breitete sich auf der Brücke aus.
„Wollen wir ein Außenteam rüberschicken?“, fragte Aljoscha nachdenklich.
Elbrun zögerte. Alles in ihm drängte danach, sofort selbst an Bord zu beamen – und doch hielt ihn etwas zurück.
„Nein“, sagte er schließlich. „Zu gefährlich. Wenn die Crew mit einem Krankheitserreger infiziert und deswegen durchgedreht ist, wäre ein Einsatz lebensgefährlich. Die Schreie im Notruf – das könnte dazu passen.“
Er wandte sich an Telev.
„Können wir die Innenkameras der Zhukov anzapfen?“
Telev nickte langsam.
„Nicht ohne Zugriff auf den Hauptcomputer.“
Elbrun und Aljoscha tauschten einen Blick – dann stand Elbrun auf und ging mit schnellen Schritten in den Bereitschaftsraum. Dort aktivierte er das Terminal, setzte sich und sprach ruhig, aber entschlossen:
„Computer, erbitte Sicherheitszugriff.“
„Identifikation erforderlich.“
„Tiran, Elbrun. Admiral. Kommando USS Enterprise. Erbitte Kontrollzugriff auf USS Zhukov, Captain Verata, Kommando.“
„Zugriffscode erforderlich.“
„Alpha-Alpha-Theta-Blau-481-Gamma.“
Der Computer piepte.
„Zugriff gewährt.“
Elbrun kehrte auf die Brücke zurück.
„Wir haben Zugriff auf den Bordcomputer der Zhukov“, meldete Telev sofort.
„Dann wollen wir mal sehen“, sagte Elbrun.
„Zeigen Sie mir die Brücke.“
Der Hauptschirm wechselte.
Ein flackerndes, statisches Kamerabild erschien.
Und das, was sie dort sahen ... ließ den Puls auf der Enterprise steigen.
Das Bild auf dem Hauptschirm rauschte leicht, war körnig und schwach beleuchtet – aber es reichte, um die Brücke der Zhukov zu erkennen.
Sie war menschenleer.
Jedenfalls auf den ersten Blick.
Die Beleuchtung war auf Notstrom geschaltet. Ein grünlich flackerndes Licht zuckte über Konsolen, die teilweise tot, teilweise nur halb funktionsfähig waren. Funken tanzten aus einem beschädigten Interface an der Steuerkonsole. Rauch hing wie ein dünner Schleier über dem Raum – nicht frisch, aber auch nicht ganz verflogen.
Der Kapitänsstuhl war leer.
Einige Sitze waren umgekippt. Auf dem Boden lagen verstreut PADDs, ein zerbrochener Kommunikator, und – unverkennbar – ein Fleck getrockneten Bluts. Kein Chaos, aber eine bedrückende Stille. Eine Brücke, die nicht kämpfte, sondern gefallen war.
Dann bewegte sich etwas.
In der rechten Ecke des Bildes – nur für einen Moment – war eine Gestalt zu sehen. Kaum mehr als ein Schatten. Hochgewachsen. Unverkennbar humanoid. Sie stand reglos vor einer Konsole, nur schemenhaft sichtbar im Licht der flackernden Displays. Kein Uniformabzeichen war erkennbar. Kein Gesicht. Nur Umrisse.
Und dann – war sie wieder verschwunden.
Als hätte sie sich in der Dunkelheit aufgelöst.
Televs Finger flogen über die Konsole.
„Wir haben keine biometrische Erfassung auf dem Bild. Kein aktives Lebenszeichen an dieser Position. Aber ... irgendetwas ist da.“
Aljoscha trat einen Schritt näher an den Schirm, die Stirn in Falten gelegt.
„Das war kein Crewmitglied, oder?“, fragte er leise.
Elbruns Blick blieb auf den Bildschirm geheftet.
Sein Gesicht war regungslos.
„Nein“, sagte er ruhig. „Das war etwas anderes.“
„Wir beamen rüber. In Raumanzügen“, sagte Elbrun mit fester Stimme. „Commander Mamaav, Commander Telev, Commander Suvak, Commander T’Pler – Sie kommen mit mir.“
„Ich komme auch ...“, begann Aljoscha sofort, doch Elbrun schnitt ihm das Wort ab – ruhig, aber bestimmt:
„Du bleibst hier. Du hast das Kommando der Enterprise, solange ich drüben bin.“
Aljoscha wollte etwas erwidern – sah dann jedoch in Elbruns Blick, dass es keinen Raum für Diskussion gab. Also nickte er nur knapp. Der Moment war zu ernst für Stolz.
„Das Außenteam wird voll bewaffnet“, fuhr Elbrun fort. „Wir gehen kein Risiko ein.“
Er wandte sich Commander Suvak zu.
„Nehmen Sie alles mit, was Sie medizinisch für sinnvoll halten. Ich will Optionen – Diagnostik, Abschirmung, Dekontamination, alles.“
„Verstanden, Admiral“, erwiderte Suvak sachlich.
Elbrun blickte kurz in die Runde.
„Ich will wissen, was auf diesem Schiff passiert ist. Und ich will es schnell wissen.“
Dann richtete er sich auf, ein letzter Blick zum Bildschirm – auf die dunkle, regungslose Zhukov, die in der Leere schwebte wie ein Mahnmal.
Keine Bewegung. Kein Licht. Nur Fragen.
„Vorbereitung zum Transport in fünf Minuten“, sagte Elbrun.
Die Brücke war still. Und jeder wusste: Dies war kein Routineeinsatz mehr.
Der Lesemodus blendet die rechte Navigationsleiste aus und vergrößert die Story auf die gesamte Breite.
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