zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6

Teil 10

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

 

Am nächsten Morgen standen Elbrun und Aljoscha früh auf. Sie machten sich gemeinsam fertig, aßen im Quartier ein kleines Frühstück, tauschten ein paar ruhige Worte. Dann trennten sich ihre Wege: Aljoscha ging direkt zur Brücke, Elbrun hingegen wollte noch „kurz etwas erledigen“, wie er beiläufig sagte.

Sein Ziel: die Krankenstation.

Als er den Raum betrat, wurde er direkt von Commander Suvak begrüßt, dem leitenden medizinischen Offizier.

„Ein ungewohnter Anblick, Admiral“, bemerkte Suvak trocken.

„Commander“, erwiderte Elbrun, „Sie sind genau der Mann, den ich brauche. Könnten wir ... kurz unter vier Augen sprechen?“

„Selbstverständlich.“

Gemeinsam gingen sie in einen abgetrennten Bereich der Station. Elbrun ließ sich auf ein Biobett sinken. Suvak blieb mit geradem Rücken an seiner Seite stehen, wartete.

„Was kann ich für Sie tun, Admiral?“

Elbrun zögerte.

„Also ... na ja ... wie soll ich sagen ...“

Suvak hob eine Augenbraue.

„Einfach raus damit. Sie wirken nicht wie jemand, der sich schnell aus dem Konzept bringen lässt.“

„Ich habe eine Rötung“, sagte Elbrun schließlich – und senkte die Stimme merklich.

„An meinem Penis.“

Suvak nickte, ganz Arzt. Keine Regung.

„Dann zeigen Sie mal.“

Genau das hatte Elbrun befürchtet. Und trotzdem wunderte er sich über sich selbst – normalerweise war ihm beim Jahrescheck das Ausziehen völlig egal. Aber jetzt, wo es ein tatsächliches Problem gab, fühlte es sich ... unangenehm an.

Er zog die Hose herunter, setzte sich wieder.

Suvak beugte sich vor, untersuchte die betroffene Stelle sachlich und präzise.

„In der Tat leicht gerötet“, sagte er. „Scheint kein Infekt zu sein. Beim Sex etwas zu grob gewesen?“

Elbrun wurde knallrot.

„Nein ... eigentlich nicht. Es war nur ... etwas länger letzte Nacht. Und wir haben wie immer Gel benutzt.“

„Haben Sie ein anderes verwendet als sonst?“

„Die Tube sah anders aus. Frisch repliziert.“

Suvak nickte verständnisvoll.

„Dann ist es vermutlich eine Reaktion auf ein Zusatzmittel im Gel. Das passiert. Ich werde das schnell mit dem Dermalregenerator behandeln – danach ist alles wieder wie neu.“

Er holte das Gerät und fuhr gleichmäßig über die betroffene Stelle. Währenddessen sprach er ruhig weiter: „Für die Zukunft empfehle ich ein Gel ohne Duft- und Farbstoffe und vor allem ohne ‘wärmende Effekte’ Und bitte kein Replikatorrezept, das mit ‘romantisch’ oder ‘exotisch’ gekennzeichnet ist. Am besten sensitiv, hypoallergen. Oder ein schlichtes Öl. Wichtig ist, dass Sie keine Experimente machen, die die Haut reizen.“

Elbrun nickte stumm. Es dauerte ein paar Sekunden, dann war alles vorbei.

Suvak trat zurück.

„Sie sind wieder einsatzbereit, Admiral.“

Elbrun stand auf, zog sich zügig wieder an.

„Danke, Commander. Und ... sagen wir einfach, das war ein ganz normaler Kontrollbesuch.“

Suvak neigte minimal den Kopf.

„Selbstverständlich. Die medizinischen Akten haben keinen Humor.“

„Zum Glück“, murmelte Elbrun – und verließ die Krankenstation mit einem Hauch mehr Eile als sonst.

Elbrun betrat die Brücke mit betont ruhigem Schritt. Er nickte den Offizieren zu, ließ den Blick kurz über die Konsolen schweifen – dann ließ er sich in seinen Kommandosessel sinken.

Aljoscha, der neben ihm saß, musterte ihn aus dem Augenwinkel.

„Hat ja nicht so lange gedauert, dein ominöses ‘Ich-muss-noch-was-Erledigen’“, sagte er trocken. „Aber du hast diesen Blick ... so eine Mischung aus erleichtert und ertappt.“

Elbrun drehte leicht den Kopf, warf ihm einen flüchtigen, vielsagenden Blick zu.

„Erzähl ich dir später“, murmelte er – mit einem Unterton, der mehr verschwieg als erklärte.

Aljoscha hob eine Braue, sagte aber nichts weiter.

Sein Grinsen sprach Bände.

„Wann erreichen wir die Heimatwelt der Ferengi?“, fragte Elbrun plötzlich – mit einer Spur zu viel Interesse in der Stimme, um nicht als Themenwechsel aufzufallen.

Aljoscha wollte gerade etwas sagen, doch bevor er antworten konnte, kam die Stimme von Commander Niwan von der Navigationskonsole.

„In einer Stunde und achtunddreißig Minuten, Sir.“

„Gut“, sagte Elbrun knapp, lehnte sich ein Stück zurück – sichtbar erleichtert, dass jemand anderes geantwortet hatte.

Aljoscha sah geradeaus, schwieg einen Moment.

Dann murmelte er trocken: „Feiner Ablenkungsversuch.“

Elbrun reagierte nicht direkt.

Aber das kleine Grinsen an seinem Mundwinkel verriet alles.

Die Crew der Enterprise war voll damit beschäftigt, die Ankunft bei Ferenginar vorzubereiten. Sicherheitsprotokolle wurden überprüft, Transporterparameter abgestimmt, alle Systeme doppelt kontrolliert. Das Ziel war klar: Der Präsident sollte sicher und ohne Zwischenfall zu seinem diplomatischen Termin gebracht werden.

Die letzten anderthalb Stunden verliefen ruhig und planmäßig.

Dann erreichte die Enterprise das Sternensystem von Ferenginar.

„Tarnvorrichtung deaktivieren“, befahl Elbrun.

Ein sanftes Pulsieren ging durch das Schiff, als sich die Tarnung auflöste. Die Enterprise glitt nun sichtbar auf den Planeten zu.

„Sir, wir werden gerufen“, meldete Lieutenant Codga von der Kommunikation. „Es ist der Große Nagus Rom persönlich.“

„Auf den Schirm“, sagte Elbrun, richtete sich ein Stück auf.

Das Bild auf dem Hauptschirm flackerte kurz – dann erschien das Gesicht des Großen Nagus Rom, in traditioneller Robe, mit dem für Ferengi typischen breiten Lächeln.

„Großer Nagus Rom“, begann Elbrun formell, „ich bin Admiral Elbrun Tiran. Der Präsident bereitet sich darauf vor, zu Ihnen heruntergebeamt zu werden. Wir erwarten Ihre Transportkoordinaten.“

„Admiral! Es ist gut zu sehen, dass Ihre Reise bis hierhin reibungslos verlaufen ist“, erwiderte Rom freundlich. „Die Koordinaten werden Ihnen in Kürze übermittelt. Ich danke Ihnen für den sicheren Transport des Präsidenten.“

Elbrun und der Große Nagus sprachen noch ein paar Worte – formell, aber freundlich. Es ging um die Hoffnung auf einen reibungslosen Ablauf der Verhandlungen, um Dank für die bisherige Unterstützung und um diplomatische Etikette, die hier am Rande der Formalität fast schon persönlich klang.

Nachdem die Verbindung beendet war, erhoben sich Elbrun und Aljoscha fast gleichzeitig und verließen gemeinsam die Brücke. Wortlos, aber mit einem Blick, der reichte.

Sie gingen zum Transporterraum.

Dort war bereits alles vorbereitet. Der Transporterchief stand bereit, die Koordinaten waren eingestellt, die Sicherheitsfreigabe lag vor.

Kurz darauf öffnete sich die Tür – der Präsident trat ein, gefolgt von seiner Delegation: Felira Dexal, Ideko, Tahn Alu und Holkaar. Alle in förmlicher Kleidung, bereit für das, was unten auf sie wartete.

Der Präsident trat auf die Transporterplattform, drehte sich noch einmal zu Elbrun und Aljoscha um.

„Ich danke Ihnen“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Für die sichere Reise. Und für Ihre Gastfreundschaft.“

Elbrun nickte knapp, aber respektvoll.

„Es war uns eine Ehre, Herr Präsident.“

Aljoscha lächelte.

„Und eine Herausforderung – aber eine gute.“

Ein leiser Anflug von Humor zuckte über das Gesicht des Präsidenten, ehe er wieder ernst wurde.

„Ich hoffe, dass unser nächstes Treffen auf ebenso stabilem Boden stattfindet. In jeder Hinsicht.“

„Viel Erfolg bei den Verhandlungen“, sagte Elbrun.

Der Präsident nickte, trat zurück in Position. Die Delegation folgte seinem Beispiel.

„Energie“, sagte Elbrun

Die Plattform wurde von Licht erfasst – und einen Wimpernschlag später war sie leer.

Die Enterprise blieb noch für einige Stunden im Orbit von Ferenginar.

Offiziell, um auf ein Signal des Präsidenten zu warten.

Inoffiziell, um sicherzugehen, dass sich die Lage unten tatsächlich so stabilisierte, wie es den Anschein hatte.

Später, als der Tag langsam zur Ruhe kam, kehrten Elbrun und Aljoscha in ihr Quartier zurück.

Keine Hektik mehr. Kein Protokoll. Nur Stille. Und ein Hauch Neugier.

Aljoscha warf seine Uniformjacke über den Sessel, drehte sich zu Elbrun.

„Also“, begann er langsam, „willst du mir jetzt verraten, was du heute Morgen noch so dringend erledigen musstest?“

Elbrun zögerte einen Moment. Dann drehte er sich wortlos um, ging ins Schlafzimmer – und kam mit einer kleinen Tube in der Hand zurück.

Er hielt sie hoch.

„Ich war deswegen auf der Krankenstation.“

Aljoscha nahm sie ihm ab, betrachtete das Etikett.

Vorne, unübersehbar: „exotisch – mit stimulierendem Effekt“.

„Oh ...“ machte Aljoscha leise. „Das war ... die neue Rezeptur. Ich dachte, das klang irgendwie ... spannend.“

„Spannend ist in dem Zusammenhang ein medizinischer Alarmbegriff“, sagte Elbrun trocken.

Aljoscha sah von der Tube zu ihm.

„War’s schlimm?“

Elbrun zuckte mit einem halben Lächeln.

„Nee, eigentlich nicht. War nur eine Rötung. Ich bin lieber zur Krankenstation, bevor es schlimmer wird. Suvak war ... sachlich. Mir war’s trotzdem irgendwie peinlich.“

Aljoscha verzog leicht das Gesicht.

„Tut mir leid. Ich hätte genauer hinsehen sollen.“

Elbrun winkte ab.

„Ist ja nichts passiert. Du hättest genauso gut eine Reaktion bekommen können. Und mal ehrlich – an deiner Stelle wär’s vermutlich noch unangenehmer gewesen.“

Er ließ sich auf die Sofakante sinken und seufzte leise.

„Suvak meinte: kein Duft, keine Farbe, keine Versprechen. Einfach neutral.“

„Klingt langweilig“, sagte Aljoscha leise.

„Aber hautfreundlich. Und wenn unser Gleitgel dafür sorgen soll, dass es spannend wird – dann läuft bei uns was falsch.“

Ein kurzer Moment Stille. Dann sah Aljoscha ihn an – ernst, aber weich.

„Beim nächsten Mal suchst du wieder aus. Wir hatten ewig die gleiche Rezeptur ... ich dachte, ein bisschen Abwechslung könnte nicht schaden.“

Er lächelte leicht.

„Langweilig ist es mit dir nämlich ganz sicher nicht.“

Elbrun schmunzelte.

„Das will ich auch hoffen.“

Sie sprachen nicht weiter darüber. Mussten sie auch nicht. Die Tube wanderte stumm in den Replikatorrücklauf – mit einem leisen Summen wurde sie dematerialisiert.

Der Abend war still. Keine Alarme, keine Anfragen, keine plötzlichen Zwischenfälle. Nur das gedämpfte Licht des Quartiers und draußen, jenseits der Sichtblende, der matte Schein von Ferenginar, umgeben von fernen Sternen.

Elbrun saß auf dem Sofa, den Rücken gegen die Lehne gelehnt, ein Bein ausgestreckt, das andere angewinkelt.

Aljoscha kam zu ihm, setzte sich nah daneben, zog die Füße mit auf das Polster.

Sie lehnten sich aneinander – nicht eng, aber nah genug, dass jeder den Herzschlag des anderen spüren konnte, wenn er wollte.

„Ich hab morgen Frühbesprechung mit dem Maschinenraum“, murmelte Aljoscha irgendwann.

„Und ich sollte eigentlich noch was durchsehen.“

„Solltest du?“, fragte Elbrun leise.

„Mhm.“

Er rührte sich nicht. Elbrun auch nicht. Die Welt drehte sich weiter, aber sie ließen sie ziehen.

„Bleib noch ein bisschen hier“, sagte Elbrun schließlich. Nicht fordernd, nur wie ein Wunsch, den man nicht laut aussprechen musste, was er aber trotzdem tat.

Aljoscha nickte gegen seine Schulter.

„Ich geh nirgendwo hin.“

Die Minuten zogen dahin. Ein leiser Atemzug. Eine ruhige Hand, die über einen Arm streicht. Kein Grund zur Eile.

Und draußen lag Ferenginar – klein und fremd und voller Verhandlungen.

Lesemodus deaktivieren (?)