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Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6
Teil 9
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Informationen
- Story: Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6
- Autor: KAY
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Science Fiction
Elbrun und Aljoscha erreichten den Konferenzraum, in dem sich der Präsident bereits mit seiner Delegation eingefunden hatte. Felira Dexal stand wie gewohnt diskret an der Seite, während Ideko, Tahn Alu und Holkaar rund um den Tisch Platz genommen hatten.
Die beiden Offiziere traten ein, wurden mit einem knappen, respektvollen Nicken begrüßt und setzten sich auf ihre vorgesehenen Plätze.
Der Präsident aktivierte das zentrale Display. Eine holografische Karte von Ferenginar und den angrenzenden Sektoren erschien, ergänzt durch einige strategische Markierungen und politische Datenpunkte.
Er erklärte knapp, wie der aktuelle Stand der Verhandlungen sei – formell, aber nicht emotionslos. Er sprach von Fortschritten, aber auch von empfindlichen Differenzen, die noch gelöst werden müssten. Sein Ton war kontrolliert – der eines Mannes, der wusste, wie sehr jedes Wort in einem solchen Prozess wog.
Nach einem Moment meldete sich Elbrun zu Wort.
„Verzeihung, Herr Präsident – nur zur Klarstellung: Ist die Enterprise in diesem Szenario rein Ihr Transportmittel, oder wünschen Sie unsere Beteiligung an den Verhandlungen?“
Der Präsident sah ihn an.
„Sie sind ausschließlich als Transporteinheit vorgesehen, Admiral. Nach meiner Ankunft auf Ferenginar übernimmt mein Stab die gesamte weitere Koordination. Die Verhandlungen selbst finden ohne die Enterprise-Besatzung statt.“
Ein kurzer Blick über die Runde, dann fügte er hinzu:
„Nach der Ankunft werden Sie sich wieder anderen Aufgaben widmen. Mein Rückflug zur Erde wird – auf ausdrücklichen Wunsch des Großen Nagus – durch ein ferengisches Schiff erfolgen.“
Elbrun nickte knapp.
„Verstanden.“
„Brücke an Admiral Tiran“, ertönte es über die Kommunikation.
„Sprechen Sie, Commander Telev“, antwortete Elbrun.
„Sir, wir verlassen gerade das Gebiet der Föderation. Wir befinden uns nun im neutralen Raum. Das Territorium der Ferengi ist noch etwa zwanzig Stunden entfernt.“
„Verstanden. Aktivieren Sie die Tarnvorrichtung, halten Sie Kurs und Geschwindigkeit bei.“
„Verstanden, Sir.“
Das Licht an Bord der Enterprise dimmte sich, als sich die Tarnvorrichtung aktivierte. Ein kühler, bläulicher Schimmer trat an die Stelle der üblichen Beleuchtung – dezent, aber spürbar. Der Wechsel war kaum wahrnehmbar, doch für die, die ihn kannten, hatte er Gewicht.
„Ist das wirklich nötig?“, fragte der Präsident und sah sich kurz um.
„Nur eine Vorsichtsmaßnahme“, antwortete Elbrun ruhig.
„Neutraler Raum ist nicht gleichbedeutend mit sicherem Raum.“
Der Präsident nickte knapp, sagte nichts weiter – aber der Blick, den er Elbrun zuwarf, war der eines Mannes, der sich daran erinnerte, warum er genau ihn gewählt hatte.
Die Besprechung endete nach wenigen Minuten. Elbrun und Aljoscha verließen den Konferenzraum und kehrten auf die Brücke zurück, wo sie ihre Aufgaben wieder aufnahmen. Die nächsten Stunden verliefen ruhig – der Kurs blieb stabil, keine Auffälligkeiten im Raumverkehr, keine Störungen.
Am Abend zogen sich beide in ihr Quartier zurück.
Sie aßen gemeinsam, sprachen dabei wenig – nicht aus Distanz, sondern aus stiller Vertrautheit. Danach verbrachten sie den restlichen Abend auf dem Sofa. Das Licht war gedimmt, draußen zogen die Sterne langsam vorbei.
Sie saßen eng beieinander, jeder mit einem PADD in der Hand, leise Musik im Hintergrund. Elbrun hatte den Arm um Aljoscha gelegt, dessen Kopf auf seiner Schulter ruhte. Keine Worte, keine Eile – nur Nähe. Wärme. Ein Moment, der nichts beweisen musste.
Elbrun las eine humoristische Kurzgeschichte – nichts Weltbewegendes, aber genau das Richtige für lose Unterhaltung nach einem langen Tag. Ab und zu schmunzelte er leise, dann wieder prustete er unvermittelt los, legte das PADD kurz ab, atmete durch und las weiter, als wäre es ein stilles Duell zwischen ihm und dem nächsten Witz.
Aljoscha hingegen war mit ganz anderem Lesestoff beschäftigt.
Er hatte sich betazoidische Literatur ausgesucht – eine Liebesgeschichte, in ruhigem, poetischem Stil. Doch die Szene, die er gerade las, war alles andere als zurückhaltend.
Sie war sinnlich. Deutlich. Und erstaunlich bildhaft.
Er schluckte einmal.
Die Sätze liefen glatt, beinahe meditativ – bis sie plötzlich explodierten in Wärme, Nähe und einem Maß an Intimität, das ihm unvertraut war.
Sein Blick flackerte zum PADD, dann zu Elbrun, dann wieder zurück.
Er wurde rot.
Nicht peinlich, aber sichtbar.
So etwas hatte er noch nie gelesen. Und ganz sicher nicht auf einem Föderationsschiff.
Und während sein Ehemann leise über einen absurden Vergleich in seiner Geschichte lachte, saß Aljoscha daneben, den Puls deutlich spürbar – und fragte sich leise, wie das eigentlich bei Betazoiden mit der literarischen Zensur geregelt war.
Elbrun bemerkte das rote Ohr zuerst. Dann den leicht verkrampften Griff um das PADD. Und schließlich diesen konzentrierten Blick, der viel zu sehr versuchte, unbeteiligt zu wirken.
Er drehte den Kopf ein Stück, musterte Aljoscha einen Moment lang – dann legte er mit demonstrativer Gelassenheit sein eigenes PADD zur Seite.
„Na?“, fragte er ruhig. „Spannend, was du da liest?“
Aljoscha blinzelte, als wäre er gerade aus einer fremden Realität zurückgeholt worden.
„Was? Äh ... ja. Also ... interessant geschrieben. Sehr ... atmosphärisch.“
Elbruns Grinsen breitete sich langsam aus.
„Atmosphärisch, hm? Du bist rot wie ein Sonnenaufgang über Risa.“
Aljoscha versuchte, das PADD unauffällig tiefer zu halten.
„Es ist ... betazoidische Literatur. Ein Klassiker.“
„Mhm.“ Elbrun lehnte sich näher. „Klingt, als würde dieser 'Klassiker' gerade jemanden sehr ausführlich entkleiden.“
Aljoscha räusperte sich.
„Das ist nur ... eine sehr bildhafte Szene. Es geht um Verbindung. Vertrauen. Nähe.“
„Natürlich“, sagte Elbrun mit ernster Miene. Dann, leiser:
„Und wie viele Seiten lang verbindet sich das Paar gerade?“
Aljoscha verdrehte die Augen, sein Gesicht glühte.
„Unfassbar.“
„Zeig mal her.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm Elbrun ihm das PADD aus der Hand.
Er las ein paar Absätze. Ausdruckslos. Die Augen ruhig, analytisch. Keine Miene verzog sich. Dann sah er auf – mit einem hochgezogenen Augenbrauenbogen.
„Davon wirst du rot?“
Ein winziger Augenblick Pause.
„Das ist doch harmlos.“
Er scrollte zurück.
„Hier zum Beispiel – was sie da beschreibt ...“ – er tippte auf eine Stelle – „ … das kannst du hundertmal besser. Ehrlich. Wenn ich das lese, denke ich: ‘nett versucht, aber Aljoscha könnte das in der Hälfte der Zeit sinnlicher machen.’“
Aljoscha starrte ihn an, völlig überrumpelt.
Elbrun grinste – jetzt offen, charmant.
„Ich mein das ernst. Du bist besser als diese literarische Akrobatik. Vielleicht solltest du mal was schreiben. Eine Autobiografie mit FSK-Freigabe.“
Aljoscha riss ihm das PADD aus der Hand und vergrub sich wieder in der Sofaecke.
„Rede weiter so, und ich schreib ein Kapitel nur über deine schlimmsten Einsätze“, murmelte er.
„Dann les ich’s trotzdem – aber nur die heißen Stellen.“
Elbrun lehnte sich zurück, zufrieden, während Aljoscha versuchte, wieder zu lesen. Es gelang ihm nur halb.
Irgendwann stand Elbrun auf, ging zum Computerterminal und tippte ein paar Befehle ein. Kurz darauf lud er eine Datei auf sein PADD und kehrte zurück zum Sofa.
„Hier“, sagte er ruhig und reichte Aljoscha das Gerät. „Lies das mal.“
Aljoscha nahm es entgegen, blinzelte kurz – dann begann er zu lesen.
Nach wenigen Sätzen hob er die Augenbrauen.
Nach dem dritten Absatz stockte sein Atem kurz.
Was er da gerade las, war deutlich ... intensiver. Eine erotische Geschichte, keine Frage – aber stilvoll geschrieben. Nichts Vulgäres, kein plumpes Geklapper, sondern echte Spannung. Haut, Atem, Bewegung – mit Worten gezeichnet, aber mit einer Klarheit, die keine Fragen offenließ.
Im Vergleich dazu war das, was er vorher gelesen hatte, beinahe jugendfrei.
Aljoschas Wangen nahmen Farbe an. Deutlich.
Er räusperte sich, versuchte, unbeteiligt zu wirken – scheiterte kläglich.
„Elbrun ...“, murmelte er, ohne aufzusehen.
„Hm?“ Elbrun streckte sich genüsslich, als hätte er nichts bemerkt.
„Das ist ... das ist ja ...“, Aljoscha suchte nach einem Wort.
„… Feuer.“
„Dachte ich mir. Und sehr viel realistischer, findest du nicht?“
Aljoscha sagte nichts. Sein Blick klebte am Text. Seine Ohren waren rot bis zum Haaransatz.
Elbrun grinste, lehnte sich zurück und sah ihn schweigend an.
Ein Mann, der ganz genau wusste, was er da gerade ausgelöst hatte.
„Ich kann dir gern noch den zweiten Teil schicken“, sagte er schließlich, vollkommen unschuldig.
Aljoscha hob den Blick – ein Mix aus Empörung, Verlegenheit und ... einer gewissen Neugier.
„Du bist gemein.“
„Ich bin verheiratet“, entgegnete Elbrun trocken. „Das ist das Gleiche.“
Aljoscha war inzwischen völlig in die Geschichte versunken. Die Welt um ihn herum rückte in den Hintergrund – Seite um Seite sog er tiefer in sich hinein, was Elbrun ihm da untergeschoben hatte.
Er hörte, wie Elbrun aufstand und ins Bad verschwand, registrierte das Geräusch der Tür – aber ließ das PADD nicht sinken.
Ein paar Minuten später öffnete sich die Tür wieder.
Elbrun kam zurück – frisch, locker, nur noch in seiner Unterhose. Er wirkte kein bisschen unsicher dabei, im Gegenteil: Die Selbstverständlichkeit, mit der er sich bewegte, war Teil seines Charmes.
Er ließ sich wieder aufs Sofa sinken, lehnte sich lässig zurück, warf einen kurzen Blick auf Aljoscha, der nun noch ein bisschen roter war als zuvor – und sagte nichts. Stattdessen griff er zu seinem eigenen PADD, legte den Arm um Aljoscha, zog ihn ein Stück näher an sich und begann, wieder zu lesen.
Kein Kommentar, kein Spruch – nur Wärme, Haut und ein gemeinsames Schweigen.
Sie saßen da. Körper an Körper. Zwei Männer. Zwei Geschichten. Zwei Herzschläge, die langsam in denselben Takt fielen.
Die Geschichte begann langsam, Spuren bei Aljoscha zu hinterlassen. Einige Szenen brannten sich mit unerwarteter Klarheit in seinen Kopf – Bilder, Bewegungen, Worte. Und irgendwann, zwischen zwei Absätzen, dachte er leise: Das ... könnte ich auch mal mit Elbrun versuchen.
Ihm wurde warm. Sehr warm.
Nicht unangenehm – aber spürbar. Als hätte jemand die Raumtemperatur unmerklich erhöht oder seine Haut plötzlich ein wenig empfindlicher gemacht.
Er hob kurz den Blick vom PADD, wollte nur die Augen entspannen – ließ ihn schweifen.
Und dann sah er es.
Elbrun saß ganz entspannt neben ihm, vertieft in seine eigene Geschichte. Der Arm lag noch immer locker um Aljoschas Schultern. Aber ... seine Unterhose verrutschte leicht, und da war etwas. Nichts Offensives, nichts Absichtliches – aber deutlich genug, um Aljoschas Puls wieder zu beschleunigen.
Ein ganz leichtes Hervorschauen. Fast ein Schatten nur. Aber eindeutig.
Aljoscha hielt den Atem an. Einen Moment.
Dann traf ihn die Erkenntnis wie ein leises, warmes Lächeln in der Magengrube:
Er hat mich wieder komplett in der Hand. Und ich hab’s nicht mal gemerkt.
Er schluckte, versuchte, sich wieder auf das PADD zu konzentrieren – aber das Bild hatte sich längst eingebrannt.
Und Elbrun? Der las einfach weiter. Ruhig. Als wäre nichts.
Mit jeder weiteren Seite fiel es Aljoscha schwerer, sich wirklich auf die Geschichte zu konzentrieren. Die Worte verschwammen manchmal für einen Moment, drifteten auseinander, nur um sich neu zu formen – nicht mehr mit den beschriebenen Figuren, sondern mit Gesichtern, die er nur allzu gut kannte.
Er las weiter, aber er sah nicht mehr sie.
Er sah Elbrun. Und sich selbst.
Wie sich Hände fanden. Bewegungen verlangsamten. Haut auf Haut. Atem, der näherkam.
Er versuchte, dagegen anzudenken, aber es war zu spät. Die Szenen aus dem Text hatten sich festgesetzt – aber nicht als fremde Fantasie, sondern als Projektionsfläche für etwas, das näher war. Greifbarer. Reizvoller.
Er sah sich selbst in diesen Momenten. Spürte, wie die Temperatur in ihm stieg. Wie sein Körper mit jeder Zeile feiner reagierte. Seine Atmung flacher wurde. Und er wusste: Es lag nicht nur am Text. Nicht mehr.
Es war das Gefühl, das neben ihm saß. Halb nackt. Ruhig atmend. Und vollkommen präsent.
Und mit einem einzigen Blick hatte Elbrun ihn wieder völlig im Griff.
Aljoscha schluckte. Tief.
Er las weiter – aber er wusste längst, dass er nicht mehr wirklich bei der Geschichte war.
Er war längst woanders.
Aljoscha las noch immer – oder tat zumindest so. Seine Finger hielten das PADD, aber seine Gedanken waren längst woanders. Bei Szenen, die heißer wurden. Und bei Bildern, die sich mit einer Selbstverständlichkeit in sein Inneres drängten, als wären sie schon immer da gewesen.
Und genau da, in diesem flirrenden Moment zwischen Vorstellung und Wirklichkeit, bewegte sich Elbrun.
Ganz sacht.
Er verlagerte sein Gewicht, nur ein wenig. So, dass sein nackter Oberschenkel leicht gegen Aljoschas stieß. Nicht hart – nur warm. Spürbar.
Er sagte kein Wort.
Seine Augen blieben auf dem PADD, das Gesicht völlig neutral – zu neutral.
Doch seine Hand, die locker auf der Sofalehne gelegen hatte, rutschte ein kleines Stück tiefer. Nur ein paar Zentimeter. Und seine Finger spielten kurz mit dem Saum von Aljoschas Shirt – wie aus Gedankenlosigkeit. Oder auch nicht.
Aljoscha hielt die Luft an, aber sagte nichts.
Elbrun drehte leicht den Kopf, warf ihm einen flüchtigen Seitenblick zu. Kein Grinsen. Kein Spruch. Nur dieser eine, absolut stille Ausdruck von Ich weiß genau, was gerade in dir passiert.
Dann wandte er den Blick wieder ab, als hätte nichts stattgefunden.
Aber Aljoscha spürte die Geste noch immer. Und dass das Spiel längst begonnen hatte – ohne dass je jemand das Wort „Spiel“ ausgesprochen hätte.
Aljoscha versuchte weiterzulesen. Wirklich. Doch die Worte rutschten ihm immer wieder durch die Finger wie Wasser.
Und während sein Blick über die Zeilen glitt, wurde es in ihm ... heiß.
Nicht unangenehm – aber zunehmend spürbar.
Die Szene im Text war längst eskaliert, und in seinem Kopf liefen eigene Versionen davon in Dauerschleife. Mit vertrauten Stimmen. Bekannten Händen.
Und neben ihm saß Elbrun. Still. Locker. Halb nackt. Und genau so, dass Aljoscha ihn die ganze Zeit aus dem Augenwinkel wahrnahm, ohne hinzusehen.
Sein Körper reagierte längst, ehe sein Verstand nachkam. Die Hitze unter der Haut, der flache Atem, die Art, wie der Stoff seiner Uniform plötzlich zu viel war.
Okay, dachte er. Vielleicht ... sollte ich einfach die Jacke ausziehen. Ganz harmlos. Ist ja warm im Quartier. Luftzirkulation, keine große Sache.
Er überlegte. Aber was, wenn Elbrun denkt, ich zieh mich wegen ... na ja ... der Geschichte aus?
Ein kurzer Seitenblick auf ihn. Elbrun schien immer noch zu lesen. Wirkte vollkommen unschuldig.
Zu unschuldig.
Aljoscha spürte, wie ihm erneut Wärme ins Gesicht stieg. Vielleicht sollte er das einfach ignorieren. Oder aufstehen. Oder das PADD in den Replikator werfen.
Stattdessen blieb er sitzen. Starrte auf den nächsten Absatz. Und überlegte, wie man sich elegant aus einer Uniformjacke schälen konnte, ohne dass es wie ein indirektes Geständnis aussah.
Elbrun beugte sich langsam zu ihm hinüber und hauchte ihm einen sanften Kuss auf den Hals. Seine Lippen blieben nur einen Moment, warm und flüchtig – aber genau gezielt.
„Du bist ganz schön warm“, murmelte er. „Willst du nicht vielleicht auch die Uniform loswerden? Nur ein Vorschlag ...“
Es war kein Befehl. Kein Spott. Einfach ein Angebot – genau im richtigen Moment.
Aljoscha zögerte kurz, dann nickte er dankbar.
„Ja ... das ist eine gute Idee.“
Er zog die Uniformjacke aus, dann das Unterhemd. Die Hose ließ er an – vorerst.
Als er sich wieder neben Elbrun auf das Sofa lehnte, traf ihn dessen Körperwärme unmittelbar. Haut auf Haut. Warm. Beruhigend. Echt.
Er atmete einmal tief ein. Der Moment war plötzlich weich.
Geborgen.
Elbrun legte wieder einen Arm um ihn, zog ihn sanft näher. Mit der anderen Hand begann er, Aljoschas Brust mit leichten Bewegungen zu streicheln. Langsam. Rhythmisch. Nicht fordernd – aber genau spürbar.
Ab und zu glitten seine Fingerspitzen wie zufällig über die Brustwarzen.
Ein kaum merkliches Zucken durchfuhr Aljoscha jedes Mal.
Nicht unangenehm. Im Gegenteil. Nur ... ablenkend.
Er versuchte weiterzulesen. Versuchte, sich auf die Geschichte zu konzentrieren, Worte zu fassen, zu behalten. Aber es war aussichtslos.
Elbrun las längst nicht mehr nur sein eigenes PADD.
Er las ihn.
Und Aljoscha wusste es.
Der verarscht mich doch – ganz ruhig, ganz gezielt, direkt neben mir, dachte er.
Und trotzdem ... bewegte er sich keinen Zentimeter weg.
Während sie nebeneinander lagen und vorgaben zu lesen, streichelte Elbrun Aljoscha weiter. Seine Finger glitten ruhig über dessen Brust, manchmal zog er sanfte Kreise, manchmal gab er ihm einen Kuss in den Hals – weich, warm, gezielt. Keine Eile. Keine Absicht. Und doch alles voller Absicht.
Aljoscha atmete flach, blätterte ein paar Zeilen weiter, doch sein Kopf war längst kein zuverlässiger Partner mehr.
Was soll ich jetzt tun ...?, dachte er.
Der Mann hat mich wieder komplett um den Finger gewickelt. Mein Gehirn arbeitet noch, aber in der Hose wird’s langsam verdammt eng.
Er hielt noch zwei Atemzüge durch. Vielleicht drei.
Dann warf er sein PADD kommentarlos auf den nächstbesten Sessel.
„Du hast gewonnen“, sagte er mit resigniertem Seufzen.
Elbrun sah ihn nicht einmal direkt an. Er grinste nur, still und genießerisch.
„Ich? Ich hab doch gar nichts gemacht.“
Aljoscha warf ihm einen Blick zu, halb empört, halb fasziniert.
„Genau das ist das Problem.“
Elbrun beugte sich wieder näher, ließ die Lippen an Aljoschas Ohr entlangstreifen.
„Dann bin ich wohl einfach ... überzeugend.“
Aljoscha sah ihn an.
Länger. Fester.
Sein Blick war kein suchender mehr. Kein Zweifel darin. Nur diese Hitze, die sich nicht mehr ignorieren ließ.
„Du bist nicht überzeugend“, sagte er leise.
„Du bist gefährlich.“
Elbrun bewegte sich nicht.
Doch etwas in seinem Gesicht veränderte sich. Nur einen Hauch.
Die Stirn ganz ruhig. Der Blick zu tief. Zu ruhig.
Eine gespannte Stille ging von ihm aus – wie ein stillgelegter Phaserkreis, der jederzeit wieder aktiv werden konnte.
„Und du ...“, sagte er leise, ohne das Grinsen von vorhin, „… bist zu klug, um nicht genau zu wissen, worauf du dich gerade einlässt.“
Er beugte sich vor, legte die Hand an Aljoschas Kiefer. Kein Streicheln – Halten. Leiten.
Dann küsste er ihn.
Langsam. Besitzergreifend.
Kein Tastversuch – eine Entscheidung.
Aljoscha stöhnte leise gegen ihn, seine Finger klammerten sich in Elbruns Schulter.
Und Elbrun?
Er zog ihn enger an sich heran. Mit einer Kraft, die keine Grobheit war – aber auch keine Frage stellte.
Seine andere Hand glitt über Aljoschas Brust, dann tiefer. Keine Eile, aber ohne jedes Zögern.
Ein kontrollierter Sturm – der nur aus Rücksicht nicht längst losgebrochen war.
„Du wirfst mit PADDs, du forderst mich heraus ...“, murmelte er an Aljoschas Hals.
„Und dann wunderst du dich, wenn ich’s ernst nehme.“
Sein Atem war heiß, seine Stimme tief.
Und jetzt lag in seiner Nähe kein Spiel mehr – nur Präsenz.
Volle, raumgreifende, gefährliche Präsenz.
Doch Aljoscha wich keinen Zentimeter zurück.
Er wollte genau das.
Er blickte Elbrun ins Gesicht – und auch er war gerötet. Nicht vor Scham, sondern vor Spannung. In seinen Augen loderte ein Feuer, das keine Fragen mehr stellte. Nur Verlangen. Und Vertrauen.
Er spürte Elbruns Körper unter sich – warm, gespannt. Die Härte seiner noch verpackten Männlichkeit drückte sich spürbar gegen ihn.
„Ich habe mich die ganze Zeit zurückgehalten“, flüsterte Elbrun rau.
Sein Blick wanderte langsam über Aljoschas Gesicht.
„Lange hätte ich dieses Spiel nicht mehr durchgehalten.“
Aljoscha legte eine Hand auf Elbruns Brust, spürte das schnelle, feste Pochen darunter.
„Ich auch nicht“, murmelte er.
Dann küsste er ihn wieder – und diesmal war alles anders. Keine Zurückhaltung mehr. Kein Taktieren.
Nur zwei Männer, die einander längst kannten und endlich aufhörten, sich zu zügeln.
Elbrun reagierte ohne Worte.
Er packte Aljoscha, fest, aber nicht grob – zog ihn zu sich, die Arme wie ein geschlossener Kreis um seinen Körper. Aljoscha legte die eigenen Hände um Elbruns Nacken, klammerte sich an ihn, als sei das hier die einzige Wahrheit, die noch zählte.
Sie küssten sich erneut – tief, fordernd, immer wieder – während Elbrun ihn rückwärts durch das Quartier drängte, Schritt für Schritt, bis sie im Schlafzimmer verschwanden und die Tür sich leise hinter ihnen schloss.
Eine Stunde später lagen sie nebeneinander im Bett.
Die Decke halb verrutscht, Haut an Haut, beide leicht verschwitzt, der Atem flach – nicht mehr gehetzt, aber noch nicht ganz ruhig.
Aljoscha starrte an die Decke, sein Brustkorb hob und senkte sich langsam.
„Das war ...“, setzte er an – und lachte dann leise,
„… gut.“
Er sah zu Elbrun, das Gesicht ein wenig gerötet, die Haare zerzaust, das Grinsen dämlich – und vollkommen ehrlich.
Elbrun drehte den Kopf zu ihm, sah ihn lange an. Dann hob er eine Augenbraue.
„Nur gut?“
Aljoscha lachte wieder, atmete tief durch und drehte sich auf die Seite, um ihn anzusehen.
„Okay. Verdammt gut.“
„Besser.“
Elbrun schob einen Arm unter ihn, zog ihn dichter heran.
Keine Worte mehr nötig. Nur dieses Nachglühen. Dieses Wissen: Wir beide. Genau so.
Und für den Moment war die Galaxis still.
Sie lagen einfach da.
Zwei Körper, erschöpft, zufrieden, eng ineinander verschlungen.
Das Summen der Schiffssysteme war kaum mehr als ein Hintergrundrauschen.
Der Raum war warm, die Luft weich. Alles andere hatte Pause.
Aljoscha bewegte sich kaum. Nur sein Daumen strich langsam über Elbruns Brust.
Ein ganz kleines Zeichen von: Ich bin hier. Und ich will hier bleiben.
„Weißt du“, murmelte er schließlich, „wenn du mich weiter so behandelst ... werde ich dich irgendwann noch richtig verwöhnen müssen.“
Elbrun lächelte.
„Du meinst: noch mehr?“
„Möglich“, sagte Aljoscha leise.
„Vielleicht auch: öfter.“
Elbrun schloss kurz die Augen, genoss die Worte, den Ton, die Nähe.
„Dann werde ich wohl gefährlich bleiben müssen.“
Aljoscha hob den Kopf, küsste ihn sanft an der Schulter.
„Tu das. Aber bleib mein gefährlichster Ruhepol.“
Elbrun sah ihn an, die Stirn ganz weich.
Dann flüsterte er nur ein Wort, kaum hörbar:
„Immer.“
Sie sagten nichts mehr.
Sie mussten auch nichts mehr sagen.
Die Nacht gehörte ihnen.
Und das reichte.
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