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Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6
Teil 8
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Informationen
- Story: Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6
- Autor: KAY
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Science Fiction
Am nächsten Morgen lagen Elbrun und Aljoscha noch immer im Bett.
Elbrun war wach. Nicht komplett fit, aber wach genug, um festzustellen, dass sein Rücken ein bisschen meckerte – und dass sich sein Mann wie ein Koalabär an ihn geklammert hatte.
Aljoscha schlief tief. Eine Hand auf Elbruns Brust, ein Bein quer über seines geschoben, das Gesicht halb in seinem Hals vergraben.
Elbrun bewegte sich kaum. Nicht, weil er nicht konnte – sondern weil er genau wusste, wie selten diese ruhigen Minuten waren. Außerdem war er müde. Und zwar nicht vom Dienst.
Er grinste.
„Tja, mein Lieber ... du hast’s wieder übertrieben.“
Gestern Abend hatte Aljoscha noch großspurig erklärt, er sei „voll im Saft“ – ein Satz, der im Rückblick deutlich mehr Wahrheit enthielt, als Elbrun erwartet hatte.
Er streckte vorsichtig die Schulter, die ein bisschen beansprucht war – und spürte dabei sehr genau, wie intensiv sie sich letzte Nacht gegenseitig behandelt hatten.
Er betrachtete Aljoscha einen Moment: das zerzauste Haar, die leise, gleichmäßige Atmung, die kleine Falte zwischen den Brauen, die erst verschwand, wenn er ganz wach war. Und ja – auch dieses zufrieden zerknitterte Gesicht nach einem Abend, der weniger geplant als geschehen war.
Elbrun seufzte leise.
„Du tust so, als wärst du zerbrechlich. Und dann reitest du mich in Grund und Boden.“
Keine Reaktion. Nur ruhiger Atem. Vielleicht ein Murmeln. Oder ein sehr zufriedenes Brummen?
Er grinste breiter.
„Ich schwör dir: Wenn du gleich aufwachst und behauptest, du hättest gar nicht so viel gemacht – zieh ich dir das Kissen über den Kopf.“
Langsam ließ er die Finger über Aljoschas Rücken gleiten – flach, ruhig, vertraut. Kein Ziel. Nur Nähe.
Noch war alles still. Und er hatte nicht die geringste Absicht, diesen Moment aus der Hand zu geben.
Aljoscha regte sich. Schmiegte sich noch enger an Elbrun, als wolle er den Morgen vertagen.
Ein Atemzug, ein Laut – irgendwo zwischen Gähnen und Murmeln.
Elbrun sah auf sein Gesicht – halb im Kissen vergraben, die Augen noch geschlossen, aber die Stirn entspannt wie selten.
„Morgen“, sagte er leise.
Aljoscha blinzelte. Erst mit einem Auge, dann mit beiden.
Er sah Elbrun an – verschlafen, aber mit einem weichen, ehrlichen Lächeln.
„Hey“, kam es heiser zurück.
Elbrun hob die Hand, strich ihm eine Strähne aus der Stirn. Dann blieb sie dort – warm, ruhig, auf der Wange.
„Wie fühlst du dich?“
Aljoscha schloss kurz wieder die Augen, atmete tief durch.
„Wie jemand, der gestern Nacht sehr geliebt wurde. Du hast mich ganz schön durchgenommen.“
Elbrun schmunzelte.
„Du hast dich förmlich auf mich gestürzt. Wer hat hier wen überfordert?“
Aljoscha öffnete ein Auge.
„Du hast mir gezeigt, wie sehr du mich willst. Und ich wollte dich. Dafür lass ich mich gern überfordern.“
Sie lagen still. Nur das leise Summen der Schiffssysteme. Kein Alarm. Kein Ruf. Nur dieser eine geschützte Moment.
Elbrun zog ihn näher an sich.
Aljoscha ließ es zu, rutschte etwas höher, legte den Kopf auf Elbruns Brust, einen Arm um seine Taille. Ihre Beine verheddert, die Körper nah – wie zwei Teile, die einfach zueinander gehörten.
Ein Kuss auf Elbruns Brustbein.
„Du bist so warm“, flüsterte Aljoscha.
„Du auch.“
Noch ein paar Minuten, dachte Elbrun.
Kein Protokoll, keine Befehle – nur das hier.
Er legte das Kinn auf Aljoschas Haar, schloss die Augen.
Der Tag würde früh genug kommen.
Jetzt war nur er da. Und Aljoscha.
Und das reichte.
Eine Weile blieben sie so. Eng. Haut an Haut.
Die Decke locker über ihren Hüften, Elbruns Arm um Aljoschas Taille, ihre Beine immer noch ineinander verschlungen.
Es war still. Das gute Still – nicht leer, sondern voll von Ruhe.
„Ich liebe dich“, sagte Elbrun leise.
Kein Drama. Kein erklärender Blick. Nur Worte, gesprochen in den Morgen, mit rauer Stimme und ruhigem Herzschlag.
Aljoscha bewegte sich kaum. Hob nach einem Moment den Blick.
„Ich weiß“, sagte er. Ein leises Lächeln. „Ich liebe dich auch.“
Elbrun zog ihn ein Stück näher.
Warm. Schwer. Vertraut.
Aljoschas Hand strich über seine Brust.
„Du bist ruhig heute.“
„Weil ich alles hab, was ich brauche“, antwortete Elbrun.
„Denkst du an die Mission?“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß, was zu tun ist. Der Präsident kommt sicher an – das ist mein Job. Aber jetzt gerade ... gibt’s nur dich.“
Aljoschas Daumen kreiste über seine Haut.
Elbruns Hand lag auf seinem Rücken, wanderte sacht darüber. Kein Druck. Nur da.
„Ich könnte den ganzen Tag so liegen bleiben“, murmelte Aljoscha.
„Ich auch“, sagte Elbrun. „Nackt im Bett mit meinem Mann ... aber leider ruft die Pflicht.“
Ein leises Schnauben. Ein Kuss auf die Brust.
„Okay.“
Sie bewegten sich fast gleichzeitig. Kein Wort.
Decke zurück. Aufstehen. Seite an Seite ins Bad.
Die Schalldusche startete automatisch.
Nackt, noch leicht verschlafen, traten sie hinein.
Die Vibrationen setzten ein – warm, gleichmäßig, umhüllend. Keine Show. Kein Zwang. Nur zwei Körper, die nebeneinander standen und einander kannten.
Elbrun beobachtete, wie Aljoscha die Augen schloss, das Kinn leicht hob und die Schallwellen genoss.
Er legte eine Hand auf seine Hüfte – sanft, nicht fordernd. Nur ein Signal: Ich bin hier. Ich bleibe.
Aljoscha öffnete die Augen. Sagte nichts. Nur ein Lächeln.
„Fertig für den Tag?“, fragte Elbrun leise.
„Solange du bei mir bist – ja.“
Elbrun lächelte. Und griff nach einem Handtuch.
Nachdem sie sich halbwegs angezogen hatten, setzten sich die beiden zum Frühstück.
Aljoscha war bereits vollständig in Uniform – sauber, glatt, bereit für den Tag.
Elbrun hingegen trug nur seine Unterhose. Offenbar sah er noch keinen Grund, sich in Dienstbereitschaft zu zwingen.
Er saß entspannt auf dem Sofa, ein PADD in der einen Hand, ein halbes Brötchen in der anderen. Immer wieder wechselte er zwischen beidem – ein Blick auf die Daten, ein Biss, ein Schluck Tee. Ohne Hektik, ohne Eile. Ganz in seinem eigenen Rhythmus.
Aljoscha saß ihm gegenüber, eine dampfende Tasse zwischen den Händen, und versuchte, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren.
Er scheiterte.
Sein Blick wanderte immer wieder zurück zu Elbrun – zu den nackten Beinen, dem breiten Oberkörper, die Haare, die noch leicht zerzaust wirkten. Und zu dieser Art, wie er beim Kauen die Stirn runzelte, als sei das Brötchen eine taktische Herausforderung.
Dann kam’s einfach so, ganz beiläufig:
„Wir können auch noch mal kurz ins Bett gehen, wenn du willst.“
Aljoscha verschluckte sich fast am Tee.
„Was?“, fragte er hustend – und fühlte sich ertappt. Sein Blick wich aus. „Ich ... also ... nein, ich ...“
Elbrun blätterte seelenruhig im PADD. Sah ihn nicht mal an.
„Nur ein Angebot. Deine Gedanken sind gerade ziemlich explizit.“
Aljoscha sah ihn an. Einen Moment lang. Dann schüttelte er lächelnd den Kopf.
„Du bist unmöglich.“
„Und du bist rot.“
„Weil du halbnackt am Frühstückstisch sitzt und mich mit sowas überfällst.“
„Ich hab’s als Flirt gemeint. Nicht als Angriff.“
Aljoscha nippte an seinem Tee.
„Hat trotzdem getroffen.“
Jetzt legte Elbrun das PADD beiseite und sah ihn an – offen, warm, mit diesem leicht schrägen Grinsen, das gefährlicher war als jeder Phaser auf mittlerer Stufe.
„Du bist schön, wenn du verlegen bist.“
Aljoscha sah ihn lange an.
„Und du bist schön, wenn du keine Uniform trägst.“
Ein Moment Stille. Ein echtes Lächeln zwischen ihnen.
Vertraut. Leicht. Ganz sie selbst.
Dann lehnte sich Aljoscha zurück, etwas entspannter.
„Wenn das hier ein Krieg wäre, hättest du gerade gewonnen.“
„Ich weiß“, sagte Elbrun ruhig, griff wieder nach seinem Brötchen.
„Ich gewinne bei dir immer.“
Aljoscha schüttelte leicht den Kopf – halb gespielt, halb ehrlich.
„Heirate ihn, haben sie gesagt ... Er ist gut für dich, haben sie gesagt ...“
Er seufzte theatralisch. „Aber keiner hat erwähnt, dass er meine Gedanken liest – und dann so tut, als wär ich der Sexbesessene.“
Elbrun sah auf, kaute gemächlich, grinste.
„Ich tu nicht so. Ich weiß es.“
Aljoscha zog eine Braue hoch.
„Mit nichts als einer Unterhose und einem Brötchen bewaffnet, ja?“
„Meine Waffe ist gerade verpackt“, sagte Elbrun seelenruhig.
Aljoschas Blick glitt reflexhaft kurz nach unten – dann sofort wieder hoch.
Sein Gesicht lief rot an.
„Unfassbar“, murmelte er.
„Hab ich was gesagt?“, fragte Elbrun unschuldig. Und biss demonstrativ wieder ab.
Aljoscha rollte mit den Augen.
„Ich hasse dich ein bisschen.“
„Ich weiß“, antwortete Elbrun kauend.
Nach ein paar Minuten legte Elbrun das PADD zur Seite, stand auf und streckte sich kurz.
Dann ging er langsam auf Aljoscha zu, beugte sich herunter – und küsste ihn flüchtig auf den Mund. Kein großes Zeichen. Kein Abschied. Nur Nähe.
„Ich zieh mich jetzt an“, sagte er leise.
Aljoscha nickte nur, sagte nichts.
Er beobachtete, wie Elbrun zur Konsole ging, seine Uniform griff und sich ruhig, fast rituell, ankleidete.
Er kannte jeden dieser Bewegungen – wie Elbrun die Hose hochzog, das Oberteil glattstrich, die Jacke langsam schloss. Das kleine Zögern, bevor er den Kragen richtete. Wie seine Haltung sich dabei veränderte: vom Mann im Bett zum Kommandanten.
Und trotzdem war er derselbe Mann.
Aljoscha lehnte sich im Stuhl zurück, die Tasse noch in der Hand, und sah ihm einfach zu. Ohne Worte. Nur mit diesem stillen, weichen Blick, der mehr sagte als jeder Kommentar.
Vielleicht dachte er gerade gar nichts. Vielleicht alles auf einmal.
Aber eines war sicher:
Er hätte diesen Mann wieder geheiratet. Jederzeit.
Ein paar Minuten später verließen Elbrun und Aljoscha gemeinsam das Quartier und begaben sich auf die Brücke.
Dort wartete bereits Commander Jaynes.
Er trat einen Schritt näher. „Kann ich Sie beide kurz sprechen?“
Elbrun nickte nur.
Zu dritt gingen sie in den Bereitschaftsraum. Die Tür schloss sich leise hinter ihnen.
Elbrun setzte sich an den Schreibtisch, Aljoscha blieb neben ihm stehen. Jaynes verharrte vor beiden – aufrecht, konzentriert.
„Was haben Sie herausgefunden?“, fragte Elbrun.
Jaynes zögerte. „Nichts.“
„Wie, nichts?“, fragte Aljoscha irritiert.
Jaynes verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
„Nichts Ungewöhnliches. Ihre Akte ist makellos. Schule, Ausbildung, Laufbahn ... alles sauber. Auch die psychologische Akademie.“
Elbruns Blick wurde schärfer.
„Die psychologische Akademie – war sie dort angestellt oder Patientin?“
Jaynes zuckte mit den Schultern. „Das geht aus den Akten nicht eindeutig hervor.“
Elbrun lehnte sich zurück, die Fingerspitzen aneinandergelegt.
„Wenn sie dort Patientin war ... würde das einiges erklären.“
Er sprach langsamer, konzentrierter.
„Es gibt Betazoiden, die nicht in der Lage sind, ihre Umgebung auszublenden. Für uns ist das Normalzustand – Gedanken anderer sind wie Hintergrundrauschen. Ein Flüstern. Nur wenn ich es will, höre ich bewusst, was jemand denkt.“
Er machte eine Pause, sah kurz zu Aljoscha, dann zurück zu Jaynes.
„Aber es gibt Fälle, bei denen ist das anders. Jeder fremde Gedanke kommt rein – laut, ungefiltert, wie ein Schrei direkt ins Ohr. Ohne Schutz. Ohne Kontrolle.“
Jaynes nickte langsam. „Und Dexal ... könnte so jemand sein?“
„Möglich. Vielleicht hat sie auf der Akademie gelernt, sich komplett abzuschotten. Vielleicht musste sie das – um überhaupt funktionieren zu können. Wenn sie dieses Talent perfektioniert hat, blockt sie jetzt alles ab. Jeden Gedanken. Jede Verbindung.“
Elbruns Stimme wurde leiser.
„Und das würde erklären, warum auch ich sie nicht mehr telepathisch wahrnehmen kann.“
Jaynes räusperte sich leise. „Es gibt da noch etwas. Inoffiziell.“
Beide sahen ihn an.
„Ein Kontakt von mir auf Betazed – aus der medizinischen Verwaltung – hat den Namen Felira Dexal in Verbindung gebracht mit einer Behandlungseinrichtung für hochsensible Telepathen. Keine Details. Nur, dass sie dort vor Jahren aufgetaucht sein soll. Damals noch als Jugendliche.“
Elbrun verschränkte die Arme. „Und warum steht das nicht in ihrer Akte?“
Jaynes zuckte mit den Schultern. „Vielleicht, weil jemand wollte, dass es nicht drinsteht.“
Aljoscha sah zwischen beiden hin und her. „Also ist sie entweder ... besonders gefährdet. Oder besonders trainiert. Und wir wissen nicht, was davon zutrifft.“
„Richtig“, sagte Elbrun. „Und das ist genau das Problem.“
In diesem Moment piepte es leise an der Tür.
„Herein“, sagte Elbrun reflexartig – und erst im nächsten Moment wurde ihm klar, wer davorstehen könnte.
Die Tür öffnete sich.
Felira Dexal trat ein.
Elegant wie immer, Haltung aufrecht, das Gesicht wie aus Stein.
„Ich hoffe, ich störe nicht“, sagte sie ruhig.
Ein Moment zu viel Stille. Dann erhob sich Elbrun mit einem professionellen Lächeln.
„Natürlich nicht. Wir hatten gerade nur ein kurzes Briefing.“
Aljoscha trat unauffällig einen halben Schritt zur Seite, ließ Jaynes den Vortritt.
Felira nickte leicht. „Der Präsident wünscht, dass Sie heute Vormittag an der strategischen Übersicht für Ferenginar teilnehmen. Er möchte Ihre Einschätzung zur aktuellen Sicherheitslage im Grenzsektor.“
„Verstanden“, sagte Elbrun ruhig.
Sie sah ihn einen Moment zu lang an – nicht fordernd, aber mit dieser kontrollierten Leere in den Augen, die etwas verbergen wollte.
Als sie sich abwenden wollte, hob Elbrun die Hand.
„Einen Moment noch, Beraterin.“
Felira hielt inne, sah zurück.
Elbrun wandte sich kurz zu Jaynes und Aljoscha.
„Lasst uns bitte kurz allein.“
Die beiden Männer tauschten einen knappen Blick – kurz ungläubig, aber ohne Kommentar. Dann verließen sie den Raum. Die Tür schloss sich leise.
Elbrun blieb einen Moment stehen, sah Felira an.
Sein Blick war offen, aber wachsam.
„Bitte. Nehmen Sie Platz.“
Felira zögerte kaum. Setzte sich, gerade, formell, aber nicht abwehrend.
Elbrun umrundete langsam den Tisch, ließ sich ebenfalls nieder.
Er dachte kurz darüber nach, ob es klug war, was er jetzt tun wollte.
Dann entschied er: Wenn nicht jetzt – wann dann?
„Ich kann Sie telepathisch nicht wahrnehmen“, sagte er ruhig.
„Möchten Sie mir erklären, warum?“
Felira hielt den Blick. Keine sichtbare Regung. Nur ein minimaler Hauch von Spannung in der Haltung.
„Sie trauen mir nicht, stimmt’s?“, entgegnete sie. Ruhig. Ausweichend. Kein Widerstand – aber auch keine Antwort.
Felira hielt Elbruns Blick.
Kein Zögern. Kein sichtbares Unbehagen. Nur diese glatte, professionelle Ruhe, hinter der man nichts greifen konnte.
„Sie trauen mir nicht, stimmt’s?“, wiederholte sie – beinahe beiläufig.
Elbrun legte die Hände auf den Tisch. Verschränkte die Finger.
„Misstrauen ist ein schweres Wort. Ich bin Betazoid. Ich verlasse mich nicht nur auf Worte.“
Ein kurzer Moment Stille.
„Und wenn Sie da sind ... ist es, als würden Sie nicht existieren. Keine Gedanken, keine Emotionen. Nicht mal Flüstern im Hintergrund. Sie sind ... leer.“
Felira antwortete nicht sofort. Dann:
„Ich nehme das als Kompliment.“
„Das war keins“, entgegnete Elbrun ruhig.
Sie lächelte. Oder versuchte es zumindest.
„Ich habe gelernt, mich abzuschirmen. Es ist ... ein Schutzmechanismus. Ich nehme an, Sie wissen, was das bedeutet.“
„Ich weiß, was das bedeuten kann“, sagte Elbrun. Seine Stimme war leise, aber spürbar fester.
„Es gibt Betazoiden, die so überempfindlich sind, dass jeder fremde Gedanke sie überrollt. Manche davon lernen, alles zu blocken – um nicht daran zu zerbrechen.“
Ein kurzes Zucken in Feliras Augenwinkel. Mehr nicht. Aber Elbrun sah es.
Er lehnte sich ein Stück vor.
„War das bei Ihnen so? Wurden Sie in der psychologischen Akademie behandelt – nicht ausgebildet?“
Sie antwortete nicht sofort.
„Würden Sie mich anders behandeln, wenn dem so wäre?“, fragte sie dann.
„Nein“, sagte Elbrun. „Aber ich würde besser verstehen, mit wem ich es zu tun habe.“
Felira sah ihn an. Länger. Unbeweglich.
Dann antwortete sie – ohne jede Umschweife:
„Ja. Ich war Patientin.“
Ein kurzer, klarer Satz. Kein Zittern. Kein Ausweichen.
„Und Sie haben gelernt, sich völlig abzuschirmen?“, fragte Elbrun.
„Ich musste.“ Sie hob leicht das Kinn. „Nicht jeder überlebt auf Betazed mit einem offenen Geist. Ich habe gelernt, was nötig war. Und das, was ich nicht kontrollieren konnte, habe ich verdrängt.“
„Auch gegenüber mir?“, fragte Elbrun.
„Selbst jetzt, hier, als Teil einer hochrangigen Föderationsmission?“
Felira blieb ruhig.
„Sie mögen Telepathie als Werkzeug nutzen, Admiral. Ich nutze sie als Rüstung.“
Ein langer Moment zwischen ihnen. Kein Angriff. Kein Rückzug.
Dann sagte Elbrun leise:
„Oder als Tarnung.“
Felira blinzelte. Nicht langsam. Nicht schnell.
Aber es war ein Bruch – klein, aber da.
„Ich weiß nicht, was Sie glauben, entdeckt zu haben“, sagte sie ruhig.
„Noch nichts“, antwortete Elbrun. „Aber wenn jemand etwas verbergen will, ist die beste Methode nicht, zu lügen – sondern zu verschwinden.“
Felira erhob sich langsam.
„Ich bin nicht verschwunden, Admiral. Ich stehe direkt vor Ihnen.“
„Genau deshalb mache ich mir Sorgen“, sagte Elbrun leise.
Ein Moment Spannung.
Dann drehte Felira sich um, ging zur Tür – und blieb kurz davor stehen.
„Ich bin hier, um den Präsidenten zu schützen. Nichts anderes.“
Sie öffnete die Tür.
„Ich hoffe, Sie erinnern sich daran, wenn Sie das nächste Mal versuchen, mich zu lesen.“
Felira wollte gerade durch die Tür treten, als Elbrun innehielt – sein Blick wurde scharf, fokussiert.
Ein Gedanke traf ihn wie ein Blitz.
„Sie gehören zu Sektion 31“, sagte er leise. Kein Vorwurf. Keine Emotion. Nur eine Feststellung.
Felira erstarrte.
Die Tür vor ihr stoppte – einen Hauch zu spät – und schloss sich wieder mit einem leisen Zischen.
Langsam, kontrolliert, drehte sie sich zu ihm um.
Kein Ausdruck im Gesicht. Nur eine neue Spannung in der Haltung.
Sie ging zurück zum Stuhl – nicht zögerlich, nicht überrascht. Nur ... kalkuliert.
Dann setzte sie sich wieder.
„Woher wissen Sie das?“, fragte sie ruhig.
Elbrun ließ sich Zeit mit der Antwort. Er lehnte sich nicht zurück, sondern beugte sich leicht vor – die Ellenbogen auf dem Tisch, die Finger ineinander verschränkt.
„Ich weiß es nicht“, sagte er. „Noch nicht. Aber ich habe ein Gefühl. Und ich habe gelernt, dass meine Gefühle – gerade bei Menschen, die versuchen, nicht aufzufallen – meist verdammt zuverlässig sind.“
Felira hob leicht die Braue.
„Gefühle. Für einen Taktiker ungewöhnlich.“
„Ich bin Betazoid“, sagte Elbrun ruhig. „Gefühle sind meine Sensoren. Und Sie senden ein Signal aus, das verdammt stark nach Tarnfeld riecht.“
Ein Moment Stille.
Dann atmete Felira langsam durch. Kein Widerspruch. Kein Bestreiten.
„Wenn ich das wäre“, sagte sie, beinahe tonlos, „was würden Sie dann tun?“
Elbrun hielt ihrem Blick stand.
„Kommt drauf an, ob Sie ein Risiko sind – oder ein Teil des Schutzes.“
Felira lehnte sich leicht zurück.
„Ich bin beides. Das war ich immer.“
Elbrun musterte sie.
„Und was jetzt? Kommt der klassische Satz: Wenn ich es wäre, wüssten Sie es nicht?“
Felira lächelte schmal.
„Wenn ich es wäre – hätte ich Sie längst vergessen lassen, dass wir dieses Gespräch geführt haben.“
„Klingt fast wie ein Eingeständnis.“
„Klingt wie eine Warnung.“
Elbrun nickte langsam, lehnte sich ein Stück zurück.
„Was mich trotzdem nicht beruhigt.“
„Soll es auch nicht.“
Einen Moment lang war der Raum still – nicht leer, sondern geladen. Als würde jede Antwort mit einer Konsequenz geliefert, die niemand offen aussprach.
Dann sagte Elbrun leise:
„Sie sind keine einfache Sicherheitsberaterin. Sie operieren mit einem doppelten Boden. Und das merken nicht viele – aber ich schon.“
Felira ließ ihren Blick nicht von ihm.
„Ich unterschätze Sie nicht, Admiral. Und ich weiß, dass Sie loyal sind. Aber Loyalität ist nicht dasselbe wie Klarheit.“
„Dann sorgen Sie für welche.“
Noch ein Moment. Dann senkte sie leicht den Kopf – nicht unterwürfig, sondern wie jemand, der eine Grenze akzeptiert, die sie nicht mag, aber respektiert.
„Inoffiziell – ja“, sagte Felira. „Ich bin Teil von etwas, das offiziell nicht existiert. Und mein einziger Auftrag, meine einzige Priorität ist es, den Präsidenten der Vereinigten Föderation der Planeten lebend und unversehrt nach Ferenginar zu bringen.“
Elbrun sah sie regungslos an.
„Nicht ihn zu beraten. Nicht zu beeinflussen. Nicht Dinge zu verhindern, die jemand für gefährlich hält?“
„Nein.“ Ihre Stimme war ruhig, aber nun klarer. „Nur Schutz. Nichts weiter.“
„Und dafür braucht es jemanden wie Sie?“
In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Bereitschaftsraum mit einem leisen Zischen.
Elbrun wandte sich um.
Präsident Okeg betrat den Raum. Ruhig, bestimmt – ohne Begleitung.
Sein Blick war wach. Und völlig klar.
„Ich weiß um Feliras Position“, sagte er, noch bevor sich die Tür ganz geschlossen hatte.
„Ich habe sie persönlich ausgewählt, mich auf dieser Mission zu begleiten.“
Er trat näher, blieb jedoch auf Abstand. Keine Geste. Kein Lächeln. Nur Worte, präzise gesetzt.
Felira erhob sich sofort, ging einen Schritt zur Seite.
Nicht eingeschüchtert – nur wieder ganz im Protokollmodus.
Elbrun stand auf. Nicht überrascht. Aber aufmerksam.
„Herr Präsident“, sagte er ruhig. „Dann wissen Sie auch, was sie kann – und was sie ist.“
„Ich weiß, dass sie loyal ist“, antwortete Okeg. „Und ich weiß, dass es Loyalitäten gibt, die außerhalb der offiziellen Kette liegen – aber nicht weniger notwendig sind.“
Ein Moment Stille.
„Und Sie vertrauen ihr?“, fragte Elbrun schließlich.
Der Präsident hielt seinem Blick stand.
„Ich vertraue ihr genug, um mein Leben in ihre Hände zu legen. Das muss reichen.“
Elbrun nickte nur.
Dann fragte der Präsident:
„Elbrun – ab welchem Zeitpunkt haben Sie begonnen, Felira zu misstrauen?“
Elbrun antwortete ohne Zögern.
„Misstrauen ist vielleicht nicht das richtige Wort. Eher Skepsis. Und die kam – ehrlich gesagt – in dem Moment, als sie sich im Transporterraum materialisierte.“
Er sah kurz zu Felira, dann wieder zum Präsidenten.
„Zwanzig Minuten später hatte ich meinen Geheimdienstoffizier auf sie angesetzt.“
Ein kurzer Moment.
Dann lächelte der Präsident.
„Sie sind wirklich so gut, wie man sagt. Und Sie haben alles getan, was nötig war – um mich und diese Mission zu schützen.“
Elbrun nickte.
„Natürlich, Sir. Das ist meine Aufgabe. Ich würde Sie mit meinem Leben schützen – für die Föderation.“
Er atmete ruhig durch.
„Und wenn Sie Felira Dexal vertrauen, dann tue ich das auch.“
Der Präsident sah ihn noch einen Moment an – dann trat etwas Weiches in seinen Blick, kaum sichtbar.
Ein winziges, echtes Lächeln.
Dann wandte er sich an Felira.
„Wir beginnen in zwanzig Minuten mit der Lagebesprechung. Ich möchte, dass Sie Admiral Tiran begleiten. Und dass Sie ab sofort mit seiner Sicherheit dieselbe Sorgfalt walten lassen wie mit meiner.“
Felira neigte respektvoll den Kopf.
„Selbstverständlich, Herr Präsident.“
Bevor er sich ganz zur Tür wandte, hielt der Präsident noch einmal inne.
Sein Blick ging zurück zu Elbrun.
„Admiral – ich möchte Sie bitten, dass alles, was wir eben besprochen haben, diesen Raum nicht verlässt.“
Elbrun nickte ohne Zögern.
„Natürlich, Sir.“
Ein stilles Einverständnis. Nicht nur über Worte – sondern über Rollen, Verantwortung, Loyalität.
Der Präsident verließ den Raum – Felira dicht hinter ihm. Die Tür schloss sich lautlos.
Elbrun stand einen Moment still. Dann trat er zurück an den Tisch, stützte sich mit beiden Händen ab und atmete einmal tief durch.
Die Stille hielt nur kurz.
Die Tür öffnete sich erneut – diesmal schneller, fast energisch.
Aljoscha trat ein, die Stirn leicht gerunzelt.
„Was wollte der Präsident so plötzlich?“, fragte er leise, aber direkt. Kein Vorwurf – nur Sorge.
Elbrun richtete sich langsam auf. Sein Blick war ruhig, aber wach.
„Felira Dexal gehört zu Sektion 31. Und ja – der Präsident wusste es. Er hat sie selbst ausgewählt.“
Aljoscha blieb stehen. Seine Haltung spannte sich leicht.
„Und? Was heißt das für uns? Für dich?“
Elbrun hielt kurz inne, dann antwortete er mit dieser ruhigen Klarheit, die ihn im Dienst so verlässlich machte.
„Es heißt, ich arbeite mit jemandem zusammen, den ich nicht durchschauen kann. Der ausgebildet ist, genau das zu verhindern.“
Ein Moment. Dann:
„Aber der Präsident vertraut ihr. Und das heißt ... ich muss es auch. Ob es mir passt oder nicht.“
Ein Moment Stille. Kein leeres Schweigen – sondern das Gewicht der Entscheidung.
Aljoscha senkte leicht den Blick. Seine Stirn blieb gerunzelt, aber nicht aus Zweifel – eher aus Sorge. Und vielleicht ein bisschen Stolz.
Er trat näher, blieb direkt vor Elbrun stehen.
„Dann weiß ich zumindest, dass du der Richtige bist, um es trotzdem zu merken, falls sie ein Spiel spielt“, sagte er leise.
Elbrun sah ihn an – ruhig, konzentriert.
„Du vertraust mir?“, fragte er, nicht provokant, sondern ehrlich.
„Natürlich“, sagte Aljoscha. Keine Pause. Kein Zögern.
„Ich muss dich nicht lesen, um zu wissen, wann du lügst. Weil du’s nicht kannst. Also ... zumindest ich merke, wenn du bluffst oder lügst.“
Ein kurzes, stilles Lächeln huschte über Elbruns Gesicht.
Aljoscha sah ihn noch einen Moment an, dann legte er ihm eine Hand auf die Brust. Nur kurz.
„Komm jetzt. Der Präsident wartet. Und du weißt, wie du gucken musst, damit alle denken, du hast alles im Griff.“
„Ich hab alles im Griff“, sagte Elbrun.
„Ich weiß. Aber du guckst dabei so gut.“
Ein Hauch von Humor. Aber darunter: das volle Vertrauen.
Sie verließen gemeinsam den Raum.
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