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Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6
Teil 3
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Informationen
- Story: Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 6
- Autor: KAY
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Science Fiction
15 Stunden später. Die erste Hälfte des Formationsflugs war geschafft.
Auf der Brücke der Enterprise herrschte konzentrierte Betriebsamkeit. Die Schichten liefen präzise, doch die lange Einsatzzeit hinterließ Spuren. Jeder Handgriff saß – aber das Tempo war zurückhaltender geworden.
„Sir, Nachricht von der Potemkin“, meldete Lt. Codga von der Kommunikation. „Sie melden einen Ausfall des Trägheitsdämpfers.“
Elbrun trat an Codgas Station.
„Die Potemkin soll sich aus der Formation zurückfallen lassen und Reparaturen einleiten. Die USS Tempest übernimmt ihre Position.“
„Signal gesendet, Admiral.“
Ein weiteres der vorbereiteten Übungsszenarien – inszeniert vom Flottenhauptrechner. Trotzdem: Jede Reaktion zählte.
Auf dem Hauptschirm war zu sehen, wie die Potemkin ihre Geschwindigkeit reduzierte und sich aus der Linie zurückzog, während die Tempest routiniert in die Lücke glitt.
Aljoscha saß im Kommandosessel, die Hand um einen großen Becher Kaffee geschlossen. Seine Haltung war aufrecht, sein Blick wach – aber die Anspannung war spürbar.
Er verfolgte die Formation mit prüfendem Blick, sagte aber nichts. Jeder an Bord wusste, worauf es in diesen Stunden ankam.
Elbrun setzte seinen Rundgang über die Brücke fort. Als er bei der Steuerkonsole ankam, blieb er stehen.
Ein leises, deutlich vernehmbares Grummeln unterbrach für einen Moment das leise Surren der Systeme.
Er sah Commander Niwan an, der sichtlich versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
„Commander … das war nicht das Schiff, oder?“
Niwan wich dem Blick des Admirals aus. „Ich bin in Ordnung, Sir. Nur ein kleiner Hunger.“
Elbrun musterte ihn kurz, dann schüttelte er leicht den Kopf.
„Sie haben ihre Schicht sauber durchgezogen, Commander. Aber jetzt ist Zeit für eine Pause.“
„Mit Verlaub, Sir – ich bleibe lieber noch. Ich kann das Schiff —“
„Niemand stellt Ihre Fähigkeiten infrage. Aber das hier ist ein Manöver über mehrere Tage. Ich brauche Sie fit – nicht ausgehungert.“
Er wandte sich über die Schulter:
„Crewman Park.“
„Sir?“ Jongdae trat an.
„Sie übernehmen das Steuer für die nächste Stunde.“
„Ich, Sir?“, fragte er überrascht, aber bereits mit einem PADD in der Hand.
„Sie haben Ihre Pilotenschulung abgeschlossen, oder nicht?“
„Jawohl, Sir.“
„Dann los.“
Niwan erhob sich. Der große Caitianer nickte Jongdae knapp zu, gab ihm ein paar ruhige Hinweise – und trat dann zur Seite.
„Commander Telev“, wandte sich Elbrun an die Ops, „begleiten Sie Commander Niwan. Nutzen Sie die Gelegenheit selbst für eine Pause. Wir brauchen Sie beide konzentriert.“
„Verstanden, Admiral“, antwortete der Andorianer knapp, trat zurück und folgte Niwan wortlos.
„Commander Mamaav,“ fuhr Elbrun fort, „Sie übernehmen die OPS.“
„Aye, Sir.“
Ruhig übernahm Mamaav die Station, während Jongdae sich mit gewissenhafter Präzision ans Steuer setzte.
Elbrun verschränkte die Arme hinter dem Rücken und sah kurz auf den Hauptschirm.
Er ließ sich dann wieder in seinem Sessel nieder.
Die Brücke arbeitete routiniert weiter, während auf dem Hauptschirm die Formation der 11. Flotte unverändert Kurs hielt.
Aljoscha beugte sich leicht zu ihm, die Stimme gedämpft, fast vertraulich.
„Dass du Jongdae ans Steuer gelassen hast … war eine gute Entscheidung. Du willst ihn fordern – und fördern, stimmt’s?“
Elbrun nickte leicht, sein Blick ruhte auf dem Bildschirm.
„Genau. Ich hätte auch einen der diensthabenden Piloten holen lassen können – aber in einer echten Notlage könnte es sein, dass er übernehmen muss. Dann ist es besser, wenn er die Enterprise zumindest einmal selbst geflogen hat.“
Aljoscha lächelte kaum merklich.
„Du denkst wirklich an alles.“
„Nicht alles.“ Elbrun zog die Augenbraue hoch. „Aber ich versuch’s.“
Für einen Moment schwiegen sie.
Zwei Männer, ein Schiff, fast fünfhundert Schiffe unter ihrem Kommando – und doch lag in dieser kurzen Unterhaltung genau das, was Elbruns Führungsstil ausmachte: Weitblick. Vertrauen. Und der Glaube daran, dass Crewmitglieder über sich hinauswachsen, wenn man ihnen die Chance dazu gibt.
Die Brücke war in ein gedämpftes Arbeitslicht getaucht, das Summen der Systeme und das leise Klacken der Konsolen erzeugten eine fast meditative Atmosphäre.
Dann durchbrach eine Stimme das ruhige Gleichgewicht.
„USS Velasco an Flaggschiff – haben beim Sensor-Scan ein unbekanntes Mikrosingularitätsfeld auf Kurs 117 Punkt 9 entdeckt. Keine Bedrohung, aber Kursanpassung empfohlen.“
Lt. Codga hob sofort den Kopf und bestätigte, dass der Ruf von der USS Velasco kam.
Elbrun nickte.
„Verstanden. Geben Sie Kursänderung weiter an den Verband. Leiten Sie’s auch an den Computer weiter – soll protokolliert werden.“
„Aye, Sir.“
Aljoscha lächelte leise.
„Die Velasco – ist das nicht das Schiff von Captain Yuun?“
„Korrekt. Sorgfältiger als ein vulkanischer Buchhalter.“ Elbrun schmunzelte. „Aber lieber so, als wenn uns ein Schiff später das Heck wegzieht.“
Jongdae drehte sich kurz halb vom Steuer um.
„Kurskorrektur abgeschlossen. Alles stabil.“
„Sehr gut, Crewman“, antwortete Elbrun mit anerkennendem Ton. „Machen Sie weiter so.“
Knapp 45 Minuten später öffnete sich der Turbolift.
Commander Niwan trat zurück auf die Brücke, gefolgt von Commander Telev. Beide wirkten gelöster – und deutlich wacher.
„Ich hoffe, Sie haben etwas gegessen, Commander?“, fragte Elbrun mit einem angedeuteten Lächeln.
„Ja, Sir. Sogar zwei Portionen. Ich werde das beim nächsten Trainingsflug abbauen müssen.“
„Dann sind Sie wieder am Steuer.“
Niwan nickte Jongdae dankend zu, der das Steuer wieder freigab.
„Gute Arbeit, Crewman. Ich übernehme.“
Telev trat ebenfalls an seinen Platz zurück, während Mamaav sich wortlos erhob und wieder die Ops überließ.
Die nächsten Stunden vergingen ruhig.
Abgesehen von kleineren Kurskorrekturen und routinemäßigen Statusmeldungen blieb der Flug in den Otha-Sektor unspektakulär. Die Flotte hielt ihre Formation, die Systeme der Enterprise liefen stabil, und sogar der Kaffeevorrat war wieder aufgefüllt
Elbrun hatte den Großteil der Zeit auf der Brücke verbracht. Schweigend, beobachtend – und immer wieder kurze Blicke mit Aljoscha tauschend, die mehr sagten als Worte: Alles im Griff. Noch.
Als der Timer für das nächste Lageupdate auf der Hauptanzeige aufleuchtete, trat Commander Mamaav neben ihn.
„Wir erreichen in etwa zwei Stunden die vereinbarte Sammelposition für die nächsten Manöver.“
Elbrun nickte knapp.
„Dann informieren Sie die Flotte. Und sorgen Sie dafür, dass alle Abteilungen ihren Status aktualisieren. Ich will keinen Leerlauf.“
„Jawohl, Admiral.“
Aljoscha lehnte sich ein Stück zurück.
„Ich muss sagen – ich hatte mit mehr Spannung gerechnet.“
Elbrun antwortete ruhig, mit einem Anflug von Schalk in der Stimme:
„Abwarten. Der interessante Teil kommt erst noch.“
Er ließ seinen Blick über die Brücke schweifen. Alles lief wie geplant. Noch.
27 Stunden später waren die ersten Manöver abgeschlossen. Die Flotte hatte diverse Formationen durchlaufen – eng gestaffelte Defensivpositionen, weiträumige Erkundungsraster, koordinierte Staffelrotationen. Alles lief nach Plan. In sechs Stunden sollte die große taktische Simulation beginnen.
Auf der Brücke herrschte ein ruhiges, routiniertes Kommen und Gehen. Immer wieder wurden Stationsposten abgelöst, Crewmitglieder in Schichten zur Pause oder zum Schlafen geschickt. Nur einer war geblieben.
Elbrun.
Seit mittlerweile 55 Stunden im Dienst.
Die Müdigkeit saß ihm tief in den Knochen, seine Bewegungen waren langsamer geworden, seine Stimme ein wenig rauer. Selbst der Kakao war ihm irgendwann nicht mehr genug gewesen – jetzt trank er Kaffee. Und er hasste Kaffee.
„Sechs Stunden also,“ murmelte er mehr zu sich selbst, während sein Blick müde über die Anzeigen glitt. Dann drehte er den Kopf zu Aljoscha, der in Reichweite stand. „Was hältst du davon, wenn wir uns jetzt auch eine Pause gönnen?“
Aljoscha lächelte matt. „Klingt ... wunderbar.“
Elbrun richtete sich auf. „Commander Shunun, Sie haben die Brücke.“
Der saurianische Offizier – dessen eigentliche Zuständigkeit eher im diplomatischen Protokoll lag – nickte nur knapp und übernahm kommentarlos den Kommandosessel. Commander Mamaav befand sich bereits in der Pause, also war die Brücke für den Moment in ruhiger, disziplinierter Hand.
Elbrun schnappte sich seinen Mann. Hand in Hand verließen sie die Brücke und gingen wortlos in Richtung Quartier.
Kaum war die Tür hinter ihnen geschlossen, zog Elbrun sich mit einer einzigen, fast verzweifelten Bewegung die Uniform vom Leib, ließ sie achtlos fallen – und warf sich in Unterhose bäuchlings aufs Bett. Mit einem dumpfen Uff. Keine zwei Sekunden später: leises, regelmäßiges Schnarchen.
Aljoscha blieb einen Moment stehen, schüttelte langsam den Kopf – ein leises, liebevolles Lächeln auf den Lippen. Dann streifte auch er seine Uniform ab, legte sich zu Elbrun und war ebenfalls sofort eingeschlafen.
Draußen, hinter der Sicherheit des Hüllenschildes, zog die 11. Flotte weiter ruhig durch das Sternenmeer.
Sechs Stunden waren vergangen.
Die Brücke der Enterprise erwachte wieder zum Leben, als sich der Turbolift öffnete. Elbrun trat ein – in der einen Hand ein halb gegessenes Brötchen, in der anderen ein PADD, der Blick konzentriert. Neben ihm Aljoscha, frisch rasiert, der Uniformkragen akkurat, die Augen wach.
Kaum hatten sie ihre Plätze eingenommen, verdichtete sich die Atmosphäre wie vor einem Gewitter.
„Computer“, sagte Elbrun und legte das PADD zur Seite, „starten Sie die taktische Simulation, Szenario 4-C-Gamma.“
Ein kurzes Piepen – dann sprang das taktische Display an.
Stille – aber nur für Sekunden.
„Sir!“ Die Stimme von Commander Telev durchschnitt die Spannung wie ein Messer. „Langstreckensensoren melden massiven Kontakt. Eine große Flotte Tzenkethi-Schiffe tritt soeben in den Sektor ein – Kurs 002.004.“
Elbrun drehte sich langsam zur Taktik.
„Wie viele Schiffe?“
Televs Hände flogen über das Interface, dann hob er den Blick. Seine Stimme war ruhig, aber es lag etwas in seinem Blick, das selbst den letzten Offizier im Raum stramm sitzen ließ.
„624 Schiffe.“
Für einen Moment schien sogar das Brückensystem den Atem anzuhalten.
Aljoscha wechselte einen kurzen Blick mit Elbrun – keine Panik, keine Überraschung, aber der Bruchteil einer Sekunde zu lang, um es nicht zu bemerken.
„Das ist mehr als doppelt so viel wie im ursprünglichen Szenario“, murmelte Aljoscha.
„Oder der Computer hat beschlossen, dass wir heute nicht mit Schwimmflügeln üben“, erwiderte Elbrun trocken – und erhob sich.
Dann – laut, klar, befehlend:
„Tiran an alle Schiffe! Nehmen Sie taktische Formation Gamma Drei ein. Roter Alarm!“
Das Licht an der Decke wechselte augenblicklich ins Rot – tief, pulsierend, wie ein Herzschlag. Das sonore Dröhnen der Alarmtöne setzte ein, ließ das Adrenalin durch die Adern der Crew jagen.
Auf der Brücke wurde jeder Handgriff schneller, präziser. Gespräche erstickten. Nur noch klare Befehle, konzentrierte Blicke.
Elbrun sah auf den Hauptschirm.
„Na dann“, sagte er leise, „zeigen wir dem Computer, was wir draufhaben.“
„Enterprise an Trägerschiffe – starten Sie die Angriffsjäger“, befahl Elbrun mit fester Stimme, während er sich leicht nach vorn lehnte. Der Hauptschirm zeigte das gewaltige Anrollen der Tzenkethi-Flotte wie ein drohendes Gewitter.
„Kreuzer und Galaxy-Geschwader auf halbe Impulsgeschwindigkeit. Zerstörer und Eskorten – etwas vorrücken, Staffelkeil nach Protokoll Delta-5“, fuhr er fort, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
„Galaxy-Geschwader“, wiederholte Aljoscha leise und schüttelte dabei leicht den Kopf. „Ich finde den Namen immer noch … unpassend. Da sind ja nicht nur Galaxy-Klasse-Schiffe drin.“
Elbrun hob eine Augenbraue, der Hauch eines Grinsens auf den Lippen.
„Nenn es wie du willst – aber Großkampfschiff-Cluster Bravo klingt wie ein Logistikfehler und nicht wie etwas, das Eindruck macht.“
„Touché.“
Noch bevor das Lächeln verwehen konnte, hatte Elbrun sich wieder dem taktischen Geschehen zugewandt.
„Angriffsjäger: konzentrieren Sie Ihr Feuer auf die Tzenkethi-Schlachtschiffe. Brechen Sie deren Formation, bevor sie Reichweite erreichen.“
Ein leises „Aye, Sir“ kam über die Kommunikation. Auf dem Schirm lösten sich Wellen von Jägern aus den Trägerschiffen – elegant, präzise, tödlich.
Im flackernden Rotlicht der Alarmsignale herrschte auf der Brücke höchste Konzentration. Jeder wusste: Dies war nur eine Simulation – aber sie wurde nicht wie ein Spiel behandelt.
„An alle Schiffe – Angriff!“ Die Stimme von Elbrun schnitt klar durch den Raum, wurde simultan an alle Kommandobrücken im Verband weitergeleitet.
Die Simulation war nun offiziell im vollen Gange.
Auf dem Hauptschirm der Enterprise sah man, wie das Sternenflottenverband geschlossen vorrückte – in präzise abgestimmten Manövern, wie ein Uhrwerk aus Licht und Stahl. Die Angriffsjäger fegten in Schwärmen nach vorn, flankiert von Eskorten, Fregatten und Zerstörern, die erste Sperrfeuer abgaben – reines Simulationslicht, aber auf den taktischen Displays wurde bereits Schaden berechnet.
Die Tzenkethi-Schiffe – riesige, unförmige Konstrukte mit gebrochenen Silhouetten und pulsierenden Energiequellen – bewegten sich träge, aber mit strategischer Präzision. Jeder ihrer Schritte, jede Salve wurde durch das Holonetz des Schiffs erzeugt und simulierte realistische Gefechtsdaten. Ihre Phaser gleißten über den Raum, ohne ein Molekül Materie zu zerstören – und doch ruckelten die Anzeigen, zählten Schildwerte herunter, berechneten Treffer und Ausweichrouten.
„Der Computer hat jetzt einiges zu tun“, murmelte Aljoscha mit einem Blick auf die Belastungsanzeige des taktischen Hauptkerns. „Die Manöver, die Schadensmuster, selbst die Energieabflüsse …“
„Alles virtuell – aber präzise genug, dass ein echter Kampf kaum anders wäre“, erwiderte Elbrun ruhig, ohne den Blick vom Schirm zu nehmen.
„USS Tempest meldet schweren Schildverlust – 78 Prozent. Gefechtsparameter bleiben innerhalb der Toleranz“, meldete Commander Telev mit gewohnt stoischer Stimme.
„Verstanden. Lassen Sie sie sich zurückziehen und simulierten Reparaturstatus aktivieren. Die Venture ersetzt sie an vorderer Front.“
Die Flotte reagierte wie ein einziger Organismus – Flügel wechselten Positionen, Schutzformationen verschoben sich, Taktiken wurden angepasst. Alles lief über Kommandoimpulse, KI-Unterstützung und das Zusammenspiel der Crew.
Aljoscha sah zu Elbrun hinüber. „Weißt du … manchmal fühlt sich das so real an, dass ich vergesse, dass draußen eigentlich nur Sterne sind.“
Elbrun erwiderte den Blick nur flüchtig, sein Ton nüchtern, aber mit einem feinen Unterton:
„Und genau das ist der Sinn. Denn wenn es jemals kein Test mehr ist … dann zählen Fehler doppelt.“
Der Raum schien zu brennen.
Wie aufgeschreckte Supernovae jagten Explosionen über das Hauptdisplay, während die 11. Flotte mit aller Macht gegen die überwältigenden Wellen der Tzenkethi anstürmte. Zwischen Lichtblitzen, Alarmsirenen und dem unaufhörlichen Rauschen taktischer Daten zerfaserte die einst geordnete Struktur des Verbands mehr und mehr.
„USS Hera – zerstört! Simulierter Rumpfdurchbruch in Sektion drei!“
„Andromeda meldet kritische Systemausfälle – sie ziehen sich zurück!“
„Verlustmeldung von der Achilles!“
Commander Televs Stimme blieb kontrolliert, doch seine Hände umklammerten das Pult, als könne er den Datenstrom damit bändigen.
Elbrun stand hinter dem Kommandosessel, die Augen in ständiger Bewegung zwischen Taktikschirm, Sensoren und Gefechtsmatrix. Seine Stimme schnitt klar durch das Chaos.
„Sektion Vier – Vektor Null-Null-Neun, Lücke schließen. Delta-Formation auflösen. Galaxy-Geschwader Vier-Punkt-Zwei – Flankenschutz übernehmen. Zerstörer-Geschwader Drei, neu formieren. Ziel: Priorität Alpha-Drei.“
Zu viele Kontakte. Zu viele Variablen. Der Überblick drohte zu entgleiten.
Aljoscha arbeitete mit angespanntem Kiefer an seiner Konsole, die Finger flogen über die Eingabefelder. „Wir verlieren zu viele Schiffe.“
„Ich weiß.“ Elbrun atmete ruhig ein.
„Das Schlachtfeld ist ein Chaos“, murmelte Aljoscha, ohne aufzusehen.
„Nein“, entgegnete Elbrun leise. „Es ist ein Test. Wir bestehen ihn – oder wir lernen, wo wir noch versagen.“
Ein gleißender Blitz überzog das Display – ein weiterer Kreuzer fiel. Elbruns Finger krallten sich kurz in die Rückenlehne.
Dann richtete er sich auf.
„Wir ziehen das durch.“
„Eingehende Transmission von der Vixal – Admiral Tamek“, meldete Lt. Codga.
„Auf den Schirm.“
Admiral Tameks Gesicht erschien – bleich im flackernden Licht der roten Gefechtsbeleuchtung. Im Hintergrund tanzten Notlichter über Stahlträger. Der Bildschirm vibrierte leicht – die Vixal war unter Beschuss.
„Die Sojourner wurde zerstört. Ihr gesamtes Geschwader bricht auseinander. Elbrun, wir verlieren zu viele Schiffe – wir müssen diesen Kampf beenden, schnell.“
Elbrun presste die Lippen zusammen. Einen Moment lang schwieg er. Dann:
„Übernimm du das Sojourner-Geschwader. Stabilisiere die Linie. Ich halte die Tzenkethi hier.“
Tamek nickte. „Verstanden.“
Die Verbindung erlosch.
Ein dumpfes Grollen vibrierte durch die Struktur, als die Enterprise erneut getroffen wurde – nicht kritisch, aber spürbar.
„Schilde bei 64 Prozent“, meldete Telev.
Elbrun trat an den Kommandosessel, legte die Hände auf die Lehnen, das Kinn leicht gesenkt – als lausche er dem Chaos.
Dann gab er neue Befehle:
„Galaxy-Geschwader Zwei-Punkt-Eins – Formation aufspreizen, 15 Grad. Kreuzer, vorbereiten auf Flankenfeuer. Fregatten-Geschwader Zwei und Vier – gestaffelter Gegenangriff, Vektor 113.22. Ziel: zentrale Schlachtschiffe.“
Die Enterprise schob sich auf halber Impulskraft voran, das Herz der Flotte. Phaserstrahlen zuckten durch das Sichtfeld. Ein Flügel Angriffsjäger zog im Tiefflug vorbei, platzierte präzise Torpedosalven.
„Ziele eliminiert“, bestätigte Telev.
Doch der Preis war hoch.
„USS Hyperion – explodiert. Totalverlust. USS Saratoga manövrierunfähig. Die Excalibur driftet – Antrieb ausgefallen.“
Der taktische Bildschirm war ein Puzzle aus rot blinkenden Symbolen. Doch nun – endlich – begann sich das Blatt zu wenden.
Der rechte Flügel der Tzenkethi-Formation zeigte erste Lücken. Schiffe zogen sich zurück oder verloren Koordination. Elbrun erkannte den Bruch sofort.
„Da ist er. Sektion Drei – mit mir. Eskorten-Geschwader Sechs – Linie durchbrechen. Zerstörer-Geschwader Eins – nachstoßen und splitten!“
Wie eine Klinge bohrte sich die 11. Flotte durch die Tzenkethi. Koordiniert. Unerbittlich. Die einst überwältigende Macht der Gegner begann zu zerbröckeln.
Aljoschas Blick klebte an der Konsole, seine Stimme war nun durchdrungen von Hoffnung: „Sie verlieren die Struktur. Ihre Muster werden unregelmäßig – sie improvisieren.“
„Dann setzen wir nach.“ Elbruns Blick war klar. „Alle verfügbaren Schiffe – volle Impulskraft. Auf mein Kommando … Feuer frei.“
Die nächste halbe Stunde war ein infernalisches Ballett aus Licht, Bewegung und Zerstörung. Trümmer wirbelten durch den Raum. Dutzende Kontakte verschwanden – simulierte Zerstörungen.
Langsam ebbte das Gefecht ab.
Nur noch vereinzelte Tzenkethi-Schiffe standen in der Matrix. Viele flohen, einige drifteten funktionslos.
„Kontaktverlust zum Tzenkethi-Flügel Nord – sie ziehen sich zurück“, rief Telev.
„Zentrum gesichert – zentrale Schlachtschiffe neutralisiert“, ergänzte Aljoscha.
Ein sanfter Ton kündigte es an – die Simulation erkannte den Sieg.
Für einen Moment herrschte Stille auf der Brücke.
Elbrun ließ sich in den Kommandosessel sinken. Schweiß glänzte auf seiner Stirn, seine Schultern sackten leicht.
„Schlachtzeit: 4 Stunden, 27 Minuten, 41 Sekunden“, verkündete der Computer nüchtern.
„Und ein paar graue Haare mehr“, murmelte Aljoscha.
Ein Lächeln huschte über Elbruns Gesicht.
„Aber ein Sieg. Und wir wissen jetzt, wo wir besser werden müssen.“
Elbrun richtete sich langsam im Kommandosessel auf, das Adrenalin noch in jeder Faser spürbar. Sein Blick glitt über die Brücke – über die erschöpften, aber standhaften Gesichter seiner Crew. Die letzten Stunden hatten sie an ihre Grenzen geführt, doch sie hatten durchgehalten.
Er aktivierte den offenen Kanal zur gesamten Flotte, seine Stimme durchzog den Äther wie ein beruhigender Puls.
„An alle Schiffe – das war hervorragende Arbeit. Trotz aller Verluste haben Sie Haltung bewahrt, Koordination gezeigt und aus dem Chaos einen Sieg geschmiedet.“
Er machte eine kurze Pause, ließ den Moment wirken.
„Die Geschwaderführer melden sich morgen um 07:00 Uhr zur Nachbesprechung auf der Enterprise, Konferenzraum Drei. Der anschließende Bericht wird an alle Kommandanten verteilt.“
Seine Stimme wurde sanfter, fast schon väterlich.
„Ruhen Sie sich aus – das waren harte, fordernde Tage. Sie haben es sich verdient.“
Er deaktivierte den Kanal, lehnte sich einen Moment zurück und atmete tief durch. Dann drehte er sich zu Aljoscha, der noch an seiner Konsole saß.
„Das gilt auch für uns“, sagte Elbrun mit einem schwachen Lächeln. „Wir sollten uns eine Pause gönnen.“
Aljoscha grinste, sichtlich erschöpft. „Und etwas essen. Ich glaube, ich habe seit dem gestrigen Briefing nichts mehr gegessen.“
Elbrun erhob sich, die Uniform klebte ihm schweißnass am Körper, seine Schritte waren schwer. Aber er streckte die Hand aus – eine wortlose Einladung.
Aljoscha nahm sie ohne Zögern.
Sie verließen die Brücke gemeinsam, Schulter an Schulter, die Gänge still, nur durch das gedämpfte Licht des Bereitschaftsmodus beleuchtet. Der Lärm der Simulation hallte noch in Elbruns Kopf, doch mit jedem Schritt wich er einer ruhigeren Präsenz: dem Wissen, es geschafft zu haben – und nicht allein zu sein.
Der Hunger war da, ja. Doch auf dem Weg ins Quartier bemerkte Elbrun, dass ein ganz anderer Impuls lauter wurde.
Als sich die Tür ihres Quartiers mit einem sanften Zischen öffnete, hielt er keinen Moment inne. Mit einem einzigen Zug zog er Aljoscha an sich, presste ihn gegen die Wand, ihre Münder fanden sich mit einer Wildheit, die all die Spannung, die Angst und die Erleichterung der letzten Stunden entlud.
„Später essen“, murmelte Elbrun rau zwischen zwei Küssen. „Jetzt brauche ich nur dich.“
Der Rücken von Aljoscha traf die Wand mit einem gedämpften Laut, doch er stöhnte nicht vor Schmerz – sondern vor Überraschung und Erregung. Elbrun hatte ihn bereits halb entkleidet, Finger, die wussten, was sie wollten, zogen Uniform und Hemd beiseite, entblößten Haut, die noch von der Anspannung der Schlacht zitterte. Aljoschas Hände suchten Halt, fanden ihn an Elbruns Schultern, dann an seiner Brust, während er versuchte, zwischen den Küssen Luft zu holen – vergeblich. Elbrun küsste ihn so, als könnte er ihn damit ganz in sich aufnehmen.
Mit einem Griff hob Elbrun ihn ein Stück an, presste ihn fester an die Wand, sein eigenes Gewicht hielt sie beide. Aljoscha keuchte auf, überrascht von der Kraft, aber er ließ sich tragen, ließ sich führen. „Du bist ganz bei mir, verstanden?“ Elbruns Stimme war ein Befehl, rau und nah an seinem Ohr. Aljoscha nickte hastig, die Lider schwer, der Blick verschwommen vor Hitze. „Ja … ja, ganz bei dir.“ Es war mehr ein Seufzen als eine Antwort, aber es genügte.
Sie bewegten sich, stolperten halb ins Innere des Quartiers, Hände rissen an Kleidung, die nur noch hinderlich war. Elbrun ließ keinen Zentimeter unberührt, keine Pause zu lang, als wäre jeder Moment ein Gegenmittel zur Erschöpfung, zum Krieg, zum Tod, der eben noch ihr Begleiter gewesen war. Aljoscha, überfordert vom Wechsel zwischen Dominanz und Hingabe, klammerte sich an ihn, ließ sich führen – aber jedes Berühren, jedes Kratzen seiner Nägel über Elbruns Rücken war ein leiser Akt des Widerstands, ein Versprechen: Auch er war Feuer, wenn man es nur richtig entfachte.
Schließlich fanden sie das Bett. Oder es fand sie, als sie hineinfielen, keuchend, verschwitzte Körper ineinander verschlungen. Elbrun beugte sich über ihn, hielt ihn an den Handgelenken fest, küsste ihn langsamer, tiefer, als hätte sich das Verlangen nur konzentriert. „Du gehörst mir – jetzt“, murmelte er. Aljoschas Antwort war ein heiseres Flüstern, ein Zittern unter Elbruns Griff. Und dann war kein Platz mehr für Worte – nur noch für Bewegung, für Wärme, für das zerrende, heilsame Beben zweier Körper, die sich fanden, um alles andere für einen Moment zu vergessen.
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