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Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 5

Teil 9

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Informationen

 

Nach langen Minuten erreichte die Enterprise das Sarita-Sternensystem, doch von einem Angreifer fehlte jede Spur.

„Rufen Sie die Kolonie“, befahl Elbrun an Lt. Codga.

„Kanal offen, Sir. Administrator Kevin Schuster antwortet, ich schalte auf den Schirm.“

Auf dem Hauptbildschirm erschien das Bild eines menschlichen Mannes in den Fünfzigern, dessen Gesichtsausdruck Erleichterung zeigte.

„Wir sind froh, Sie zu sehen. Ich bin Kevin Schuster, Administrator von Sarita-1.“

„Admiral Elbrun Tiran von der Enterprise. Wer hat Sie angegriffen?“, fragte Elbrun direkt.

Schuster nickte ernst. „Ein Borg-Octaeder. Er tauchte plötzlich im System auf und griff uns an. Unsere orbitalen Verteidigungsanlagen konnten das Schiff letztendlich abwehren, aber mehrere Einrichtungen wurden dabei zerstört. Und wir orten weitere Transwarp-Signaturen, die sich auf uns zubewegen.“

Aljoscha trat neben Elbrun und verschränkte die Arme. „Wir sind hier, um Ihnen zu helfen. Wir werden Sie so gut es geht beschützen.“

„Wir wissen Ihre Hilfe sehr zu schätzen“, erwiderte Schuster. „Das Sternenflottenkommando hat uns zugesichert, dass eine Taskforce auf dem Weg ist, um uns zu unterstützen.“

Plötzlich wurde Commander Telev an der OPS-Konsole unruhig. Seine Finger flogen über die Anzeigen, seine Antennen zuckten leicht.

„Sir, Verzeihung für die Unterbrechung – aber ich habe soeben die genauen Koordinaten des Portals zum Spiegeluniversum gefunden. Das Portal, das die Borg nutzen.“

Elbruns Kopf ruckte herum. „Wo ist es?“

„Es ist hier, direkt am Rand des Systems“, antwortete Telev angespannt.

„Das kann ich bestätigen“, ergänzte T’Rul von der Wissenschaftsstation. „Wir orten ein Raumportal – und mehrere Borg-Schiffe. Sie verhalten sich bislang passiv.“

„Wie viele Schiffe?“, fragte Elbrun scharf.

„Acht Schiffe diverser Konfigurationen“, meldete Telev.

Ein unangenehmes Schweigen legte sich über die Brücke.

„Wieviele Personen leben in der Kolonie?“, fragte Aljoscha.

„125.000“, antwortete der Administrator sofort.

Aljoscha und Elbrun tauschten einen vielsagenden Blick. Die Lage war katastrophal. Sie hatten keine Chance gegen acht Borg-Schiffe – selbst mit der Enterprise und ihren Transphasentorpedos. Die bevorstehende Föderations-Taskforce war ihre einzige Hoffnung, aber sie wussten nicht, wann sie eintreffen würde.

Schuster ergriff das Wort: „Wir haben einige Transportschiffe. Sollten wir mit der Evakuierung beginnen?“

Elbrun zögerte. Ein Evakuierungsversuch könnte die Borg erst recht auf sie aufmerksam machen. Andererseits ... wenn sie warteten und die Borg angriffen, wäre es vielleicht bereits zu spät.

Er atmete tief durch. Er hasste es, wenn ihm keine perfekte Lösung blieb.

„Wir evakuieren“, sagte er schließlich entschlossen. „Bereiten Sie Ihre Transportschiffe vor. Wir werden Ihnen so lange Deckung geben, wie es geht. Sollte sich die Lage verschärfen, werden wir die Borg ablenken.“

Aljoscha nickte zustimmend, während Schuster sichtlich erleichtert wirkte. Doch beide wussten: Das war erst der Anfang.

Fünfzehn Minuten später durchbrach das erste Transportschiff die Atmosphäre von Sarita-1 und stieg langsam in den Orbit auf. Die Evakuierung hatte begonnen – doch niemand auf der Brücke entspannte sich.

Elbrun stand nicht still. Er lief rastlos auf und ab, sein Blick ständig zwischen den taktischen Anzeigen, dem Hauptbildschirm und den Statusmeldungen hin und her wandernd. Seine Bewegungen waren kontrolliert, doch Aljoscha entging nicht, dass etwas anders war als sonst.

Dann, als Elbrun sich erneut in seine Richtung drehte, trafen sich ihre Blicke – und in diesem Moment blieb Aljoscha fast das Herz stehen.

Elbrun hatte Angst.

Nicht nur Anspannung, nicht nur strategische Vorsicht – nein, echte, kalte Angst.

Aljoscha schluckte schwer. Er kannte Elbrun als furchtlosen Anführer, als jemanden, der selbst in den dunkelsten Momenten Ruhe bewahrte. Doch jetzt, jetzt war da ein Ausdruck in seinen Augen, den Aljoscha noch nie zuvor gesehen hatte.

Und wenn selbst Elbrun Angst hatte ... dann bedeutete das nichts Gutes.

„Das zweite Transportschiff hat den Planeten verlassen“, meldete Telev von der OPS, seine Stimme war fest, doch Aljoscha hörte das unterschwellige Zittern.

Elbrun blieb stehen, seine Kiefermuskeln angespannt. „Borg-Schiffe?“ Seine Stimme war ruhig – zu ruhig.

T’Rul prüfte ihre Sensoren, die Stille auf der Brücke war erdrückend. „Keine Bewegung … noch nicht.“

Elbrun atmete tief ein, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, seinen Blick weiter auf den Hauptbildschirm gerichtet.

Das Warten.

Das verdammte Warten war schlimmer als jeder Kampf.

Wenige Minuten später durchbrach das nächste Transportschiff die Atmosphäre und stieg auf. Acht weitere mussten noch folgen.

Doch dann geschah es.

„Sir, die Borg werden aktiv!“, rief Telev mit alarmierter Stimme. „Vier Schiffe haben Kurs auf die Kolonie gesetzt. Zwei Kuben, eine Sphäre und ein Dreiviertel ... Octaeder.“

Ein schweres Schweigen legte sich über die Brücke. Der Hauptbildschirm zeigte die gigantischen Silhouetten der Borg-Schiffe, die sich mit unaufhaltsamer Präzision näherten. Die dunklen Massen, durchzogen von pulsierendem grünem Licht, wirkten wie albtraumhafte Schatten, die sich über den Planeten legten.

Elbruns Hände ballten sich zu Fäusten. Es hatte begonnen.

„Commander Niwan, Angriffsmuster Alpha-1!“, befahl er scharf. Dann wandte er sich an die Taktikstation: „Commander Shras, auf den Octaeder zielen. Transphasentorpedos abfeuern – jetzt!“

Ein Moment des Atemanhaltens – dann feuerte die Enterprise.

„Der Octaeder wurde zerstört“, meldete Shras mit stoischer Stimme.

Doch kaum war das Schiff in einem grellen Feuerball verglüht, begannen die restlichen Borg-Schiffe ihre Formation zu ändern. Die Zerstörung hatte sie alarmiert – jetzt bewegten sich alle sieben verbliebenen Schiffe auf die Kolonie zu.

Elbrun starrte auf den Bildschirm. Der riesige Schatten der Kuben wuchs bedrohlich, während die Sphäre bereits erste taktische Scans aussandte.

„Elbrun ... wir können uns nicht gegen sieben Borg-Schiffe behaupten“, sagte Aljoscha leise.

Elbrun antwortete, ohne seinen Blick vom Bildschirm zu lösen: „Das weiß ich selbst. Wir müssen nur ein paar Minuten durchhalten.“

Währenddessen stiegen zwei weitere Transportschiffe auf.

„Lt. Codga, teilen Sie dem Administrator mit, dass die Evakuierung beschleunigt werden muss! Sofort!“, befahl Elbrun scharf.

Dann kam der erste Schlag.

Erschütterungen rissen durch die Enterprise, als mehrere Borg-Waffen ihre Schilde trafen. Die Lichter auf der Brücke flackerten kurz, Konsolen piepten alarmierend.

„Schilde halten – aber sie nehmen Schaden!“, rief Telev von der OPS.

„Commander Shras, Phaser auf rotierende Frequenzen stellen! Transphasentorpedos nach eigenem Ermessen abfeuern!“, befahl Elbrun.

Shras nickte entschlossen. „Verstanden, Sir. Dann zeigen wir diesen Borg, was die Enterprise kann.“

Die nächste Angriffswelle begann.

Die Enterprise vollführte ein scharfes Ausweichmanöver, während die Phaserfeuer und Torpedos ihre Ziele fanden. Die Borg antworteten mit einer Salve aus grüner Energie, die an den Schilden rüttelte und die Brücke erneut erbeben ließ.

„Schilde bei 67 Prozent!“, rief Telev.

Elbrun hielt sich weiterhin an Niwans Konsole fest, sein Blick fest auf die taktische Anzeige gerichtet. „Guter Schuss, Shras. Konzentrieren Sie das Feuer auf die linke Flanke der Kuben, dort ist ihre Panzerung noch nicht regeneriert!“

„Verstanden, Admiral“, erwiderte der Andorianer mit einem entschlossenen Grinsen, während er eine neue Salve Transphasentorpedos abfeuerte.

Draußen explodierte eine Borg-Sphäre in einem grellen Feuerball.

Doch die Borg ließen sich nicht beirren.

„Die Kuben ändern ihre Formation“, meldete T’Rul. „Sie versuchen, uns einzukesseln.“

Aljoscha trat näher an Elbrun heran, seine Stimme ernst: „Wir haben jetzt fünf Transportschiffe draußen, aber das reicht noch nicht. Wenn die Borg merken, dass wir sie nur ablenken, werden sie die Kolonie direkt angreifen.“

Elbrun biss die Zähne zusammen. Sie waren in der Unterzahl, und jede Sekunde zählte.

„Dann müssen wir sie noch mehr provozieren“, sagte er schließlich. „Niwan, wir gehen auf Kurs 147.032 – voller Impuls! Wir führen sie von Sarita-1 weg!“

„Aye, Sir!“

Die Enterprise beschleunigte abrupt und zog eine der Kuben hinter sich her. Die Verfolgung begann.

Die Enterprise zitterte unter einem weiteren Treffer der Borg, die grünen Energiestrahlen rissen an den Schilden wie eine unbarmherzige Faust.

„Schilde bei 52 Prozent!“, rief Telev.

Elbrun packte die Rückenlehne von Niwans Sitz fester und presste die Lippen zusammen. Sie hatten keine Chance, sechs Borgschiffe im direkten Kampf zu besiegen – sie mussten Zeit gewinnen.

„Status der Evakuierung?“, fragte Aljoscha scharf.

„Noch sechs Schiffe müssen starten, aber die letzten drei sind noch nicht voll beladen!“, meldete Codga.

Elbrun wusste, sie hatten nur Minuten, bevor die Borg erkannten, dass sie getäuscht wurden. Sein Blick flog über die taktische Anzeige. Sie brauchten einen Plan B – und zwar schnell.

„Niwan, bringen Sie uns auf Kurs 212.084 – direkt auf den nahegelegenen Asteroidencluster zu!“, befahl Elbrun.

„Einen Asteroidengürtel, Sir?“, fragte Niwan überrascht.

„Ja. Wir locken sie hinein, dann spielen wir Verstecken“, sagte Elbrun entschlossen. „Wenn wir sie lange genug auf Trab halten, könnte die Taskforce noch rechtzeitig eintreffen.“

„Das ist Wahnsinn“, murmelte Aljoscha, „aber vielleicht funktioniert es.“

„Wahnsinn liegt in der Familie, Imzadi“, murmelte Elbrun und klammerte sich an den Sessel, als die Enterprise mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung der Asteroiden raste – und die Borg hinter ihnen her.

Die Borg intensivierten ihr Feuer, grüne Energiestrahlen zuckten durch das All und verfehlten die Enterprise nur knapp, während sie sich in den dichten Asteroidencluster flüchtete. Die gewaltigen Borg-Kuben verharrten am Rand des Feldes – zu groß und unbeweglich, um die Verfolgung aufzunehmen. Doch die beiden Sphären und der verbliebene Octaeder waren wendig genug, um sich durch die labyrinthartigen Felsformationen zu schlängeln.

„Sie verfolgen uns weiterhin!“, rief Telev von der Ops.

„Niwan, bringen Sie uns tiefer in den Cluster!“, befahl Elbrun scharf.

„Aye, Sir!“

Die Enterprise raste zwischen den Asteroiden hindurch, wich haarscharf rotierenden Felsen aus, während hinter ihr die Borg ihre Jagd unerbittlich fortsetzten. Energiesalven schlugen in das Gestein ein, zerrissen ganze Brocken und schufen ein chaotisches Trümmerfeld.

„Diese Bastarde geben nicht auf“, knurrte Aljoscha und hielt sich an seiner Konsole fest, als die Enterprise einem besonders großen Asteroiden in letzter Sekunde auswich.

„Dann müssen wir sie zwingen!“, erwiderte Elbrun. „Shras, konzentrieren Sie das Feuer auf die nächste Sphäre! Nutzen Sie die Asteroiden zu unserem Vorteil!“

„Verstanden!“, rief der Andorianer und ließ die Phaserkanonen donnern. Rote Energiestrahlen schlugen in den Rumpf der Borg-Sphäre ein, rissen glühende Wunden in ihre Außenhülle.

„Treffer! Die Hülle destabilisiert sich!“, meldete T’Rul.

„Noch einen drauflegen!“

Shras feuerte erneut – ein letzter, präziser Schuss traf das Zentrum der Sphäre. Sekunden später explodierte sie in einem gewaltigen Feuerball, ihre Trümmer schleuderten durch den Asteroidencluster.

„Eine weniger!“, rief Shras triumphierend.

Doch der Octaeder und die verbliebene Sphäre blieben auf ihrer Fährte. Die Jagd war noch lange nicht vorbei.

„Status der Transportschiffe?“, rief Elbrun, während die Enterprise heftig erschüttert wurde.

„Noch drei ausstehend!“, meldete Codga, seine Stimme angespannt.

Elbrun biss die Zähne zusammen. Sie mussten durchhalten. Nur noch ein bisschen länger.

Hinter ihnen donnerten die beiden Borgschiffe durch den Asteroidencluster, ihre Waffen feuerten pausenlos, während die Enterprise sich mit halsbrecherischen Manövern zwischen den gigantischen Gesteinsbrocken hindurchschlängelte. Commander Niwan steuerte das Schiff mit unglaublicher Präzision, doch der Druck war enorm.

„Verdammt, die bleiben an uns dran!“, knurrte Aljoscha, während ein weiterer Treffer die Enterprise durchrüttelte.

„Schilde bei 39 Prozent!“, meldete Telev mit angespannter Stimme.

„Niwan, enger an den Asteroiden! Nutzen Sie die Umgebung aus!“, befahl Elbrun, während sein Blick ununterbrochen auf die Anzeigen geheftet blieb.

Die Enterprise zog eine scharfe Kurve um einen gewaltigen, rotierenden Felsbrocken, doch der Octaeder hinter ihnen reagierte zu spät. Mit voller Wucht krachte das Borgschiff in den Asteroiden, der durch den Aufprall ins Trudeln geriet – direkt in die Flugbahn der nachfolgenden Sphäre.

„Sie können nicht ausweichen!“, rief T’Rul.

Einen Sekundenbruchteil später zerschmetterte der kollidierende Asteroid die Sphäre, ihr Energiekern implodierte mit einer gleißenden Explosion, die das gesamte Sichtfeld auf dem Hauptschirm erhellte.

„Treffer!“, rief Shras triumphierend. „Die Sphäre ist Geschichte!“

„Und der Octaeder?“, fragte Elbrun, sein Blick kalt und berechnend.

„Schwer beschädigt, aber immer noch funktionstüchtig!“, antwortete T’Rul. „Er setzt die Verfolgung fort!“

„Niwan, Kurs auf die äußere Kante des Clusters! Und halten Sie den Flug unberechenbar – wir brauchen jede Sekunde!“

„Verstanden, Sir!“, rief der Pilot, während er die Enterprise in eine enge Spirale zwang, die sie durch ein enges Trümmerfeld jagte.

„Status der Transportschiffe?“, rief Aljoscha.

„Zwei weitere gestartet, das letzte macht sich bereit!“, meldete Codga.

Elbrun warf einen kurzen Blick auf den Bildschirm – der Octaeder war immer noch hinter ihnen, brennend, aber gnadenlos.

„Wir müssen noch ein paar Minuten durchhalten“, murmelte er. „Oder verdammt kreativ werden.“

„Niwan, wenden Sie das Schiff! Geben wir dem Octaeder den Rest!“, befahl Elbrun entschlossen.

Niwan riss die Enterprise mit einem scharfen Manöver herum, sodass sie direkt auf den schwer beschädigten Octaeder zuhielten.

„Shras, alle verbleibenden Torpedos auf das Ziel! Feuer!“

Die Transphasentorpedos rasten aus den Abschussrampen und bohrten sich mit voller Wucht in das Borg-Schiff. Doch der Octaeder gab nicht kampflos auf – seine Waffen feuerten in einem letzten, verzweifelten Angriff direkt auf die Enterprise.

Ein greller Lichtblitz erhellte den Weltraum, als der Octaeder von innen heraus explodierte. Die Schockwelle raste in alle Richtungen und erfasste die Enterprise mit brutaler Kraft.

„Haltet euch fest!“, rief Aljoscha, doch es war zu spät.

Die Erschütterung traf das Schiff wie eine Faust, Konsolen explodierten, Funkenregen sprühte über die Brücke, und das Deck bebte so stark, dass einige Offiziere von ihren Stationen gerissen wurden. Elbrun klammerte sich an seine Armlehnen, während ein lautes Dröhnen durch das Schiff hallte.

Dann – Stille.

Nur das Flackern der Notbeleuchtung und das leise Summen überlasteter Systeme durchbrach die gespenstische Ruhe.

Elbrun schüttelte den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden. „Schadensbericht!“, verlangte er scharf.

Televs Stimme war angespannt. „Schilde auf 12 Prozent! Hüllenbrüche auf Deck 12 und 33! Die Waffensysteme … sind ausgefallen, Sir.“

Elbrun schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch. Sie hatten den Octaeder erledigt, aber zu welchem Preis?

„Verdammt“, murmelte Aljoscha. „Und die anderen Borg-Schiffe stehen noch draußen und warten.“

Elbrun ballte die Fäuste. Das hier war noch lange nicht vorbei.

Elbrun wusste, es war Zeit für Plan B. Sie konnten so nicht weitermachen – also blieb nur noch eine Möglichkeit.

„Commander Telev, wie lange brauchen wir, um die gesamte Crew in die Untertassensektion zu evakuieren?“, fragte er mit fester Stimme.

Telev blinzelte überrascht. „Sir?“

Elbrun fixierte ihn mit einem entschlossenen Blick. „Eine einfache Frage, Commander. Wie lange?“ Seine Stimme war nun schärfer, drängender.

Telev warf einen schnellen Blick auf seine Konsole und tippte hastig einige Befehle ein. „Etwa sieben Minuten, Sir.“

Elbrun nickte. „Gut. Dann setzen Sie es sofort in Gang. Sie übernehmen hier die Brücke und bereiten die Trennung des Schiffes vor.“

„Elbrun, was genau …?“, begann Aljoscha, doch Elbrun unterbrach ihn mit einem eindringlichen Blick. „Keine Zeit für Erklärungen. Vertrau mir.“

Dann wandte er sich an Niwan und Mamaav. „Ihr kommt mit. Wir gehen auf die Brücke der Antriebssektion.“

Ohne eine weitere Erklärung marschierte Elbrun bereits in Richtung des Turbolifts. Aljoscha warf Telev noch einen unsicheren Blick zu, bevor er ihm hastig folgte.

„Elbrun, wenn du mir jetzt nicht sagst, was du vorhast …“ begann Aljoscha, während sich die Lifttüren schlossen.

Elbrun sah ihn an, seine Augen funkelten entschlossen. „Wir haben keine Wahl. Aber wenn das hier funktioniert, geben wir der Crew – und der Kolonie – eine echte Überlebenschance.“

Der Turbolift raste in Richtung Deck 10, während draußen die Borg ihre nächste Bewegung planten.

Die Evakuierung lief wie ein gut geöltes Uhrwerk. Auf allen Decks herrschte hektische, aber disziplinierte Bewegung. Crewmitglieder eilten zu ihren zugewiesenen Stationen in der Untertassensektion, während Aljoscha, Elbrun, Niwan und Mamaav gegen den Strom liefen – auf dem direkten Weg zur Brücke der Antriebssektion.

Die Schiffssysteme warnten mit blinkenden Anzeigen vor der drohenden Strukturtrennung, während rote Alarmlichter die Gänge in ein pulsierendes, unheilvolles Licht tauchten. Die Enterprise erzitterte unter einem weiteren Treffer der Borg, und für einen Moment verlor Aljoscha fast das Gleichgewicht.

„Schneller!“, rief Elbrun, packte seinen Mann am Arm und zog ihn weiter. Die Zeit lief ihnen davon.

In genau diesem Moment meldete sich Telev über die Kommunikation: „Admiral, die gesamte Crew – außer Ihnen vier – befindet sich nun in der Untertassensektion. Die Borg haben unsere Position erfasst, wir können nicht mehr lange warten!“

Elbrun riss den Kommunikator an sich. „Verstanden, Commander. Halten Sie mit der Untertassensektion die Position – dort sind Sie sicher.“

Er drehte sich zu Aljoscha, dessen Blick ihm klarmachte, dass er Antworten wollte – jetzt. Doch es blieb keine Zeit für Erklärungen.

„Beginnen Sie jetzt mit der Abtrennung der Untertassensektion!“, befahl Elbrun scharf.

Ein donnerndes Grollen vibrierte durch das Schiff, als die massiven Verriegelungen sich lösten. Dutzende hydraulische Systeme setzten sich gleichzeitig in Bewegung, ein tiefes, mechanisches Brummen erfüllte die Luft. Die Lichter flackerten kurz, während die letzten Energieleitungen getrennt wurden.

Auf den internen Displays konnte man sehen, wie sich die beiden Sektionen langsam voneinander lösten – die Untertassensektion stabil in Position bleibend, während die Antriebssektion mit ihren gewaltigen Warpgondeln in den dunklen Raum hinaustrieb.

Aljoscha warf Elbrun einen durchdringenden Blick zu. „Was hast du vor?“

Elbrun antwortete nicht sofort. Stattdessen blickte er hinaus auf den Bildschirm, wo die Borg-Schiffe näherkamen. Dann drehte er sich zu seiner Crew um – seine Stimme ruhig, aber mit unüberhörbarer Entschlossenheit.

„Wir beenden das hier.“

Elbrun stand fest auf seinem Platz, die Hände um die Armlehnen gekrallt, während sein Blick unerbittlich auf den Bildschirm gerichtet war. Draußen, in der endlosen Schwärze des Alls, lauerten die drei Borg-Kuben – riesige, bedrohliche Giganten, deren grüne Energien bedrohlich flackerten.

„Commander Niwan, setzen Sie einen Kurs direkt auf die Borg! Ein Viertel Impuls!“

Niwan blickte kurz auf, als wollte er sicherstellen, dass er richtig gehört hatte. Dann nickte er. „Kurs eingegeben, Geschwindigkeit eingestellt.“

„Noch nicht beschleunigen“, sagte Elbrun ruhig, aber mit einer eisernen Entschlossenheit in der Stimme. „Wie lange brauchen wir mit dieser Geschwindigkeit, um genau zwischen die drei Borg-Schiffe zu gelangen?“

Niwan warf einen schnellen Blick auf die Navigationskonsole. „Wenn die Borg ihre Position halten … neun Minuten.“

Elbrun atmete tief ein. Dann sprach er die Worte aus, die das Schicksal des Schiffes besiegelten:

„Computer, Selbstzerstörungssequenz einleiten. Autorisation Tiran 6-9 Gamma Omega.“

Ein kalter Signalton ertönte, gefolgt von der nüchternen Stimme des Bordcomputers: „Zwei weitere Autorisationen erforderlich.“

Elbrun wandte sich Aljoscha zu und sah ihn eindringlich an. Für einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen. Dann, mit einem leichten Seufzen, hob Aljoscha sein Kinn und sprach mit fester Stimme:

„Computer, Captain Aljoscha Cornellus. Selbstzerstörungssequenz bestätigen. Berechtigung Cornellus 2-2 Delta Kappa.“

Ein weiteres Bestätigungssignal. Nun lag es an Mamaav. Der Vulkanier schluckte schwer, schloss für einen Sekundenbruchteil die Augen, dann straffte er sich.

„Computer, Commander Mamaav. Selbstzerstörungssequenz bestätigen. Berechtigung Mamaav 7-4 Epsilon Lambda.“

Ein Moment der angespannten Erwartung – dann meldete sich der Computer erneut:

„Kommandoberechtigung akzeptiert. Erwarte Endcode zur Einleitung der Selbstzerstörungssequenz.“

Elbrun holte noch einmal tief Luft. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, doch seine Stimme blieb eiskalt und entschlossen:

„Hier Admiral Elbrun Tiran. Zerstörungssequenz Theta-4. Zehn Minuten stiller Countdown… Einleiten.“

Der Computer bestätigte mit einer monotonen Stimme: „Selbstzerstörungssequenz wurde initiiert. Warpkern-Überlastung in neun Minuten, fünfundfünfzig Sekunden. Es wird keine weiteren Audiowarnungen geben.“

„Commander Niwan, aktivieren Sie jetzt den Antrieb.“

„Aye, Sir!“, rief Niwan, während seine Finger über die Konsole flogen. Die Triebwerke der Antriebssektion heulten auf, und mit zunehmender Geschwindigkeit setzte das Schiff seinen Kurs direkt in die Hölle.

Elbrun lehnte sich zurück, sein Blick war starr auf den Bildschirm gerichtet. Keine Angst, keine Zweifel. Nur eine einzige, eiserne Gewissheit:

Das hier war ihr letzter, verzweifelter Schlag gegen die Borg. Und wenn sie fielen, würden sie die Hölle mit sich nehmen.

Elbrun erhob sich langsam von seinem Platz, sein Blick starr auf den Bildschirm gerichtet, wo die Borg-Kuben näher rückten. Dann atmete er tief durch und wandte sich abrupt um.

„Ihr drei nehmt jetzt ein Shuttle und verlasst das Schiff.“

Commander Niwan riss die Augen auf. „Aber Sir, was ist mit—“

„Ich erwarte, dass meine Befehle ausgeführt werden!“ Elbruns Stimme schnitt durch die angespannte Luft wie eine Klinge.

Niwan blieb für einen Moment wie versteinert stehen, sein Blick durchbohrte Elbrun, als könnte er in ihm nach einem Funken Zweifel suchen. Doch es gab keinen. Schließlich nickte er steif, warf noch einen letzten, zögernden Blick auf den Admiral und machte sich auf den Weg zum Turbolift.

Mamaav folgte ihm, doch bevor er einstieg, hielt er inne und sah Aljoscha an. Ein stilles Angebot – die letzte Chance, es sich anders zu überlegen.

Doch Aljoscha schüttelte langsam den Kopf.

Die Türen des Turbolifts schlossen sich, und Elbrun spürte, wie sich sein Brustkorb zusammenzog. Er atmete tief durch, richtete sich auf und sprach ohne sich umzudrehen:

„Das gilt auch für dich, Imzadi.“

Aljoscha verschränkte die Arme. „Ich gehe nicht.“

Elbrun schloss für einen Moment die Augen, als würde er Kraft sammeln. Dann sprach er erneut, dieses Mal schärfer: „Ich habe Ihnen einen direkten Befehl gegeben, Captain, und ich will, dass—“

„Zum Teufel damit!“, fuhr Aljoscha ihm dazwischen, seine Stimme bebte vor Wut. „Du kannst mich gerne vors Kriegsgericht bringen, falls wir das überleben sollten!“

Elbrun drehte sich langsam zu ihm um. Und zum ersten Mal sah Aljoscha es wieder – diese Angst in seinen Augen. Doch es war keine Angst vor dem Tod. Keine Angst vor den Borg.

Es war Angst um ihn.

Für einen Moment herrschte Stille, während sie einander anstarrten.

Elbrun schluckte schwer. „Imzadi ... bitte.“ Seine Stimme war nicht mehr scharf, nicht mehr befehlend – sondern flehend.

Aljoscha spürte, wie Wut und Verzweiflung in ihm aufeinanderprallten. Er hasste diese Entscheidung. Er hasste, dass Elbrun sich opfern wollte. Aber das würde er nicht zulassen.

Er trat einen Schritt näher, seine Augen fest auf die seines Mannes gerichtet. „Ich bleibe.“ Seine Stimme war leise, aber unerschütterlich.

Gerade in diesem Moment öffnete sich mit einem leisen Zischen der Turbolift.

„Und wir bleiben auch.“

Elbrun wirbelte herum. Dort standen Niwan und Mamaav – mit entschlossenen Blicken.

Ohne eine weitere Sekunde zu verlieren, marschierte Niwan zurück zu seiner Station und ließ sich in den Pilotensitz fallen. „Mit Verlaub, Sir – aber jemand muss das Ding ja fliegen.“

Elbrun spürte, wie sein Herz hämmerte.

Er sah in die Gesichter seiner Crew – in die Gesichter seiner Familie.

Nein.

Das konnte er nicht zulassen.

„Diese verdammten Sturköpfe ...“, dachte Elbrun sich, während sein Herz schwer in seiner Brust schlug.

Er drehte sich zu Aljoscha um, trat langsam näher und legte sanft eine Hand an seine Wange. Seine Augen glänzten vor unausgesprochenen Worten, vor Gefühlen, die zu groß waren, um sie jetzt auszusprechen.

Dann küsste er ihn sanft auf die Stirn.

„Ich liebe dich, Imzadi. Vergiss das niemals.“

Bevor Aljoscha realisieren konnte, was geschah, wandte sich Elbrun abrupt ab, ging zur Konsole – und aktivierte die Transportsequenz.

Ein gleißendes Licht erfasste Aljoscha, Niwan und Mamaav.

Dann waren sie verschwunden.

Elbrun stand nun allein auf der Brücke. Die Stille war erdrückend.

Ein leises Summen verriet ihm, dass die Captains-Yacht gestartet war.

Auf der Yacht selbst riss Aljoscha die Augen auf, als er und die anderen sich plötzlich materialisierten. Für eine Sekunde herrschte völlige Verwirrung.

„Verdammt!“, schrie Aljoscha und wirbelte herum. „Den Transporter aktivieren! Beamt mich sofort zurück!“

Mamaav, der bereits an der Konsole saß, tippte hastig auf die Kontrollen – doch dann hielt er inne. Seine Schultern sanken.

„Es geht nicht.“ Seine Stimme war rau. „Die Schilde des Rumpfes sind aktiviert. Wir kommen nicht mehr durch.“

Aljoscha erstarrte. Sein Atem wurde flacher.

Sein Blick flog zu den Sensoren. Die Sekunden tickten erbarmungslos herunter.

4 Minuten.

„Du Mistkerl!“ Aljoschas Stimme bebte, überschlug sich vor Wut und Verzweiflung. „Was fällt dir eigentlich ein?! Das werde ich dir nie ... nie verzeihen!“

Doch über den Kommunikator kam nur Stille.

Elbrun hatte sich auf der Brücke hingesetzt. Seine Finger umklammerten die Armlehnen, als könnte er sich an ihnen festhalten.

Er hörte Aljoschas Stimme durch die Verbindung. Jede Silbe ein Stich ins Herz.

„Elbrun, bitte!“

Seine Stimme war nun anders. Kein Zorn mehr.

Nur noch Verzweiflung.

„Lass mich wenigstens zu dir ...“

Aljoscha schluckte schwer. Seine Augen brannten, Tränen liefen über sein Gesicht.

Doch Elbrun ... blieb still.

Sein Blick war auf das Sternenmeer vor ihm gerichtet.

Sein eigener Atem bebte.

Er hatte auch Tränen in den Augen.

Elbrun saß still auf der Brücke des Rumpfes, die Hände auf den Armlehnen seines Sitzes. Der Countdown tickte unaufhaltsam herunter. Sein Herz pochte in seiner Brust, sein Atem ging flach.

Er dachte an Aljoscha. An all die Momente, die sie geteilt hatten. An das erste Lächeln, den ersten Kuss, all die Nächte, in denen sie sich in den Armen gehalten hatten. All die Liebe, die er für ihn empfand.

Ist es egoistisch, sich zu opfern, wenn es bedeutet, den Menschen zu retten, den man am meisten liebt?

Auf der Captains-Yacht lief der Countdown gnadenlos weiter.

Aljoscha starrte auf die Anzeige, seine Hände zu Fäusten geballt. Noch eine Minute.

Er konnte nichts tun. Gar nichts.

Außer weinen.

Außer Elbrun zu hassen.

Und ihn gleichzeitig zu lieben.

Die Stille auf der Yacht war unerträglich, als plötzlich Mamaav laut aufhorchte.

„Captain! 279 Raumschiffe der Föderation treffen soeben im System ein, angeführt von der USS Sojourner!“

Auf der USS Sojourner:

Captain Top, der xenexianische Kommandant der Sojourner und Liebhaber von Elbrun und Aljoscha, betrat mit schnellen Schritten die Brücke. Sein Blick flog sofort zu den Sensoranzeigen.

Sein Erster Offizier, Commander Stephen Wallace, meldete mit angespannter Stimme: „Captain, der Rumpf der Enterprise ist auf Kollisionskurs mit den Borg! Der Warpkern steht kurz vor der Überlastung! Ich erfasse nur ein einziges Lebenszeichen an Bord – betazoidisch.“

Tops Augen verengten sich. „Elbrun … verdammt!“ murmelte er.

Wallace fuhr fort: „Ich habe außerdem die Untertassensektion und die Captains-Yacht geortet. Die Yacht ist intakt“

Top wirbelte herum. „Brücke an Transporterraum 2! Beamen Sie Admiral Tiran sofort an Bord!“

Ein kurzer Moment der Stille. Dann kam die knappe Antwort aus dem Transporterraum: „Sir, wir können ihn nicht erfassen. Die Schilde des Rumpfes sind noch aktiv!“

Tops Kiefer mahlte. „Verdammt nochmal, Elbrun …“

„Sir! Der Warpkern der Enterprise bricht auseinander!“, rief der Wissenschaftsoffizier.

„Jetzt! Holen Sie ihn da raus!“ Tops Stimme hatte einen scharfen Befehlston angenommen.

Auf dem Hauptbildschirm geschah es.

Mit einem grellen, ohrenbetäubenden Licht explodierte der Rumpf der Enterprise in einer gewaltigen Detonation. Die Druckwelle erfasste die drei Borg-Schiffe mit voller Wucht, ließ sie taumeln und zerbarsten in einem Chaos aus brennenden Trümmern.

Auf der Captains-Yacht:

Aljoscha starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Explosion.

Er sah, wie das Schiff seines Mannes verglühte.

Seine Brust zog sich zusammen. Ein Gefühl des unermesslichen Schmerzes breitete sich in ihm aus.

Dann – „ELBRUUUUUN!!“

Sein Schrei durchdrang die Yacht, erfüllt von Verzweiflung, Wut, Hoffnungslosigkeit.

Sein Körper bebte. Er wollte schreien, toben, irgendetwas tun – doch seine Glieder waren wie gelähmt.

Plötzlich knackte die Kommunikation.

„Aljoscha, hier ist Top.“

Aljoscha rang nach Luft.

„Elbrun ist sicher an Bord.“

Für einen Moment glaubte er, sich verhört zu haben. Sein Kopf ruckte nach oben, seine Augen flackerten vor Unglauben.

„Was …?“

Top wiederholte es. „Er ist hier. Er lebt.“

Erleichterung mischte sich mit neuer, brennender Wut.

Auf der USS Sojourner:

Die Türen des Turbolifts öffneten sich mit einem scharfen Zischen.

Elbrun trat auf die Brücke.

Sein Herz pochte wie wild, sein Kopf war ein einziges Chaos aus Adrenalin, Erschöpfung und der Erleichterung, noch am Leben zu sein.

Er hatte es geschafft. Er lebte.

Doch bevor er diesen Gedanken zu Ende führen konnte, wirbelte Top herum, seine Augen brennend vor aufgestauter Emotion.

„WO ZUR HÖLLE WART IHR SO LANGE?!“, rief Elbrun laut. „Eine Millisekunde später, und es hätte gegrillten Elbrun gegeben!“

Ohne Vorwarnung packte Top ihn und zog ihn in eine feste Umarmung.

„DU DUMMKOPF!!“

Elbrun lachte tonlos, während er spürte, wie Tops Arme sich um ihn schlossen – eine Mischung aus Wut, Erleichterung und unausgesprochener Liebe.

„Ich … hatte einen Plan“, murmelte er.

Top löste sich von ihm, funkelte ihn an.

„Ja? EINEN PLAN?! DAS HÄTTE AUCH DEIN VERDAMMTER TOD SEIN KÖNNEN!“

Elbrun öffnete den Mund, doch bevor er antworten konnte, ertönte eine neue Kommunikation über die Brücke.

„ELBRUN TIRAN, DU MISTKERL!! WENN ICH DICH IN DIE FINGER BEKOMME, DREHE ICH DIR DEN HALS UM! ODER ICH LEGE DICH ÜBERS KNIE UND VERSOHLE DIR DEN HINTERN!!“

Tops Blick flog zu Elbrun.

Ein schiefes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.

„Ohhh, du bist sowas von am Arsch.“

Elbrun sagte nichts – stattdessen blickte er demonstrativ auf den Boden, als könnte das ihn vor dem drohenden Sturm bewahren.

„Sojourner, wir bitten um Andockerlaubnis.“ Mamaavs Stimme klang aus dem Lautsprecher.

Elbrun eilte zur Kommunikationsstation, betätigte eine Taste und sagte mit gespielter Gelassenheit:

„Negativ, wir sind voll. Die USS Cortez wird euch aufnehmen.“

Stille.

Dann – ein explosives: „DAS IST NICHT DEIN ERNST?! ELBRUN TIRAN, ICH WILL DICH JETZT SOFORT …“

Die Verbindung wurde abrupt gekappt.

Ein Moment der Stille, dann drehte sich Top zu Elbrun und verschränkte die Arme. „Wow. Ich wusste nicht, dass du auch den Überlebensinstinkt eines Tribbles hast.“

Elbrun seufzte und ließ sich mit gespielter Erschöpfung gegen die Konsole fallen. „Top, sag mal … du hast doch sicher noch eine Ecke in deinem Bett frei, oder?“

Top wurde schlagartig rot. Sehr rot.

Für eine Sekunde spielte sein Kopf offensichtlich sämtliche unanständigen Möglichkeiten durch, bevor er sich räusperte und betont neutral sagte:

„Natürlich habe ich Platz für dich.“

„Danke, damit rettest du mir den Arsch“, sagte Elbrun lachend.

„Und meiner wird wahrscheinlich ziemlich beansprucht …“, dachte sich Top – und wurde schlagartig knallrot.

Er räusperte sich laut, drehte sich abrupt um und tat so, als hätte er dringend etwas an seiner Konsole zu tun.

Elbrun grinste nur selbstzufrieden.

Etwas später:

Während die Flotte der Föderation die Evakuierung rückgängig machte und die Kolonisten sicher auf Sarita-1 zurückkehren konnten, kümmerte sich ein Spezialteam darum, das Raumportal zum Spiegeluniversum zu schließen.

Die Untertassensektion der Enterprise wurde in Schlepp genommen, um ihr eine Reise mit Warp-Geschwindigkeit zu ermöglichen.

Die Captains-Yacht dockte an der USS Cortez an – doch das hielt Aljoscha nicht auf.

Mit einem Gesichtsausdruck, der irgendwo zwischen eiskalter Entschlossenheit und einem Wutausbruch epischen Ausmaßes schwankte, ließ er sich auf die Sojourner beamen.

Elbrun war gerade aus der Dusche gekommen, als es an der Tür klingelte.

Noch halb dampfend von der heißen Dusche, band er sich lässig ein Handtuch um die Hüften, schüttelte das Wasser aus seinen Haaren und schlenderte nichtsahnend zur Tür.

Kaum hatte er sie geöffnet – wurde er brutal zu Boden gerissen.

Mit einem dumpfen WUMPF landete er auf dem Rücken, während sich ein wild entschlossener Aljoscha auf ihn warf.

„DU MISTKERL!!!“, donnerte Aljoscha.

Elbrun blinzelte überrumpelt, bevor ihn zwei starke Hände am Hals packten und heftig durchschüttelten.

„WAS ZUR HÖLLE HAST DU DIR DABEI GEDACHT?!“

Elbruns Kopf flog vor und zurück wie bei einem Stofftier, während Aljoscha ihn packte, als wolle er ihm sämtliche Dummheiten mit roher Gewalt aus dem Schädel schütteln.

Top, der aus reiner Neugier in Richtung Tür gekommen war, fiel fast in Ohnmacht.

Elbrun – halbnackt.

Elbrun – am Boden liegend.

Elbrun – von einem wütenden, rachsüchtigen Aljoscha bestiegen.

Sein Gesicht wurde erneut knallrot.

„Oh … oh verdammt … oh nein … oh doch …“, murmelte Top und presste sich eine Hand vors Gesicht, um seine plötzlich sehr unzüchtigen Gedanken zu unterdrücken.

Elbrun keuchte. „I–Imzadi … Luft … ich brauche Luft …!“

„DU BRAUCHST VERDAMMT NOCHMAL EINE GEHIRNTRANSPLANTATION, WEIL OFFENSICHTLICH IST IN DEINEM SCHÄDEL NUR NOCH LUFT!!“, brüllte Aljoscha.

Top hustete und murmelte leise: „Ich fühle mich irgendwie, als sollte ich das nicht sehen … und gleichzeitig kann ich nicht weggucken …“

Elbrun, noch immer von Aljoscha fixiert, blinzelte den Xenexianer an. „Top, sag mal … stehst du da einfach und genießt die Show?“

Top zuckte zusammen. „Äh … nein! Ich … äh … wollte gerade … äh … Tee holen …?“

Aljoscha würgte Elbrun einmal kräftig, bevor er aufsprang und wütend im Raum auf und ab marschierte.

„DU … VERDAMMTER … IDIOT!“

Elbrun setzte sich langsam auf, rieb sich den Nacken und seufzte.

„Ich liebe dich auch, Imzadi.“

Aljoscha wirbelte herum, fuchtelte mit den Armen und sah aus, als würde er gleich explodieren.

Plötzlich trat absolute Stille ein.

Aljoscha und Top erstarrten.

Ihre Blicke fixierten sich auf Elbruns Körpermitte.

Denn – zu Elbruns und aller Anwesenden Überraschung – lag sein Handtuch nicht mehr dort, wo es eigentlich sein sollte.

Es lag auf dem Boden.

Und stattdessen stand etwas anderes. Sehr deutlich. Sehr … präsent.

Totenstille.

Aljoschas Gesicht durchlief in Sekundenschnelle sämtliche Spektren menschlicher Emotionen: von Schock über Verwirrung bis hin zu einer Mischung aus Fassungslosigkeit und einem Anflug von ungewolltem Interesse.

Top hingegen – bereits knallrot wie eine überreife Tomate – brachte keinen einzigen Ton heraus.

Ein verlegenes Räuspern durchbrach die angespannte Atmosphäre.

Es war Elbrun.

Er blickte an sich hinunter, dann wieder zu den beiden Männern, dann wieder nach unten, dann wieder zu ihnen.

Dann grinste er breit.

„Also … ich glaube, es ist offensichtlich, dass ich mich freue, dich zu sehen.“

Er lachte. Laut.

Aljoscha riss sich als Erster aus der Schockstarre.

„ELBRUN!!!“, schrie er und warf ihm mit absoluter Verzweiflung das Handtuch wieder über die Blöße.

„ZIEH. DIR. WAS. AN!!“

Top, der immer noch irgendwo zwischen Faszination, Scham und unterdrücktem Nervenzusammenbruch festhing, schaffte es nur, sich hektisch umzudrehen und murmelte:

„Ich habe das nicht gesehen. Ich habe das nicht gesehen. Ich habe das NICHT gesehen …“

Elbrun zuckte mit den Schultern, nahm sich völlig unbeeindruckt sein Handtuch und wickelte es sich seelenruhig wieder um die Hüften.

„Ihr macht aber auch ein Drama aus einer ganz natürlichen Reaktion.“

Aljoscha rieb sich verzweifelt das Gesicht. „Ich kann nicht glauben, dass ich beinahe verwitwet wäre – und JETZT muss ich mich mit DEINEN UNGEZÜGELTEN KÖRPERREAKTIONEN HERUMSCHLAGEN!!“

Aljoscha war bereits hochrot.

Top? Der hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst.

Und dann – die Krönung.

Elbrun lachte laut und verkündete mit bester Laune: „Ist doch nichts dabei! Ihr beide habt ihn schon oft genug gesehen – und zu spüren bekommen!“

Stille.

Dann …

„ELBRUN!!!“, brüllte Aljoscha

Elbrun grinste nur, zuckte mit den Schultern und trat einen Schritt auf Top zu – und ließ dabei völlig versehentlich das Handtuch fallen.

Top riss die Augen auf, sein Gehirn setzte offiziell aus, und bevor er auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, zog Elbrun ihn einfach an sich heran und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, der so intensiv war, dass es Top die Beine wegzog.

Aljoscha stand wie angewurzelt da – irritiert, sprachlos und ja … erregt.

Top? Der war völlig im Eimer. Sein gesamtes Nervensystem hatte sich spontan verabschiedet.

Und Elbrun?

Der hatte wieder einmal gewonnen.

Zwei Stunden später …

Das Zimmer war in gedämpftes Licht getaucht, nur das sanfte Summen der Lebenserhaltungssysteme der Sojourner durchbrach die wohlige Stille. Drei Körper lagen verschlungen im Bett, ihre Haut warm, ihr Atem langsam und entspannt.

Top und Aljoscha? Komplett erledigt.

Elbrun? Strahlte wie ein verdammter Sieger.

Er hatte seine beiden Männer im Arm, sein Herz schlug ruhig, und vor allem – er war am Leben.

Aljoscha lag halb auf seiner Brust, zog mit einem zufriedenen Seufzen eine Spur mit den Fingerspitzen über Elbruns Haut. „Ich liebe dich, Elbrun.“

Elbrun lächelte und küsste ihn sanft auf die Stirn. „Ich liebe dich auch, Imzadi.“

Doch Aljoscha war noch nicht ganz fertig. Seine Stimme war leise, aber voller Emotionen.

„Es tut mir leid, wenn ich vorhin so grob war, aber …“

Elbrun legte ihm einen Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. „Schon gut, Aljoscha. Ich verstehe das. Ehrlich. Wäre es andersrum gewesen, hätte ich dich wahrscheinlich an die Wand getackert und dich erst wieder losgelassen, wenn du mir versprochen hättest, so eine verdammte Scheiße nie wieder zu tun.“

Top, der mit halb geschlossenen Augen neben ihnen lag, lachte leise. „Oh, keine Sorge – in den letzten zwei Stunden hast du das mehr als wiedergutgemacht.“

Elbrun grinste selbstzufrieden. „Interessant, welche Wirkung Adrenalin haben kann …“

Aljoscha brummte und kuschelte sich enger an ihn. „Oh ja. Aber ich glaube, meins ist komplett aufgebraucht.“

Elbrun wollte gerade eine Antwort darauf geben, als er merkte, dass Top ihn merkwürdig musterte. Sein Blick wanderte von Elbruns Gesicht nach unten – und blieb dort hängen.

Elbrun folgte Tops Blick, sah an sich herunter – und grinste breit.

„Nun … sagen wir einfach: nicht bei allen.“

Aljoscha riss die Augen auf, sah ebenfalls nach unten – und verzog sofort das Gesicht. „Elbrun! Ernsthaft?!“

Elbrun zuckte nur mit den Schultern. „Hey, ich bin eben ein Mann mit Energie.“

Aljoscha stöhnte übertrieben und zog sich demonstrativ die Decke über den Kopf. „Ne, also noch eine Runde kann ich nicht. Echt nicht.“

Top lachte, aber sein Blick blieb weiterhin verdächtig auf die betreffende Stelle gerichtet. „Tja … vielleicht hat er recht. Vielleicht sollten wir erst mal was essen.“

Elbrun hob eine Augenbraue und rollte sich ein Stück auf die Seite. „Guter Plan. Wir brauchen Energie.“

Top streckte sich, gähnte und sah ihn dann mit einem feinen Lächeln an. „Und vielleicht … danach noch einen Nachtisch?“

Elbrun lehnte sich näher an ihn, seine Lippen nur einen Hauch von Tops Ohr entfernt. „Oh, ich liebe es, wenn du so denkst …“ ?

Aljoscha schob die Decke ein Stück runter und blinzelte verschlafen zu ihnen. „Wenn ihr beide so weitermacht, esse ich einfach alleine.“

Elbrun lachte laut und zog ihn wieder zu sich. „Nichts da, Imzadi. Ich habe dich schließlich auch zum Fressen gern.“

Und mit einem zufriedenen Seufzen ließen sie sich noch für einen Moment in die Wärme ihres gemeinsamen Bettes sinken – bereit, sich nach einer wohlverdienten Pause neuen Abenteuern (und vielleicht auch einem echten Frühstück) zu stellen.

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