zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Enterprise - Krieg und Liebe im Weltraum - Staffel 5

Teil 6

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

 

Ein paar Tage später wurde Halva offiziell an die USS Pegasus übergeben. Das Schiff hatte den Auftrag, ihn sicher zur Sternenbasis 212 zu bringen, wo weitere medizinische Behandlungen durchgeführt werden sollten. Neben körperlicher Genesung war auch Zeit für Erholung vorgesehen, bevor seine intensive Rehabilitation beginnen würde.

Halva hatte Elbrun in den letzten Tagen alles mitgeteilt, woran er sich erinnern konnte. Er hatte präzise Details über die Borg, ihre Strukturen und sogar über die potenziellen Aktivitäten im Spiegeluniversum geliefert. Doch mit jeder weiteren Sitzung war Elbrun aufgefallen, wie sehr Halva diese Anstrengungen zusetzten.

Die Enterprise hielt ihre Position tief im Raum, weit entfernt von jeder Sternenbasis oder Mission. Es war eine dieser seltenen Phasen, in denen nichts Aufregendes passierte und die Crew sich einer Ruhe hingeben konnte, die für ein Sternenschiff fast ungewöhnlich war.

Elbrun saß in seinem Kommandosessel – oder besser gesagt, er fläzte sich darin wie ein König, der von den drängenden Angelegenheiten seines Reiches einfach zu gelangweilt war. Ein Bein hing lässig über der Armlehne, das andere ausgestreckt, während er mit einem PADD in der Hand halbherzig durch endlose Daten blätterte. Gelegentlich stieß er ein leises Seufzen aus, das jedem in Hörweite deutlich machte, wie wenig ihn die aktuellen Berichte interessierten.

Aljoscha saß daneben, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete das Schauspiel mit einem amüsierten Blick. Er versuchte, ein breites Grinsen zu unterdrücken, während ihm ein Gedanke durch den Kopf schoss: „Wenn das Sternenflottenkommando diesen Anblick sieht, wird er noch zur offiziellen Fallstudie für mangelnde Disziplin auf der Brücke.“

Dennoch konnte er nicht anders, als den Mann neben sich zu bewundern. Genau das machte Elbrun aus – dieser Mix aus unerschütterlicher Lockerheit und scheinbar mühelosem Selbstbewusstsein. Es war kein Geheimnis, dass er sich seine Position hart erarbeitet hatte, aber Elbrun hatte die seltene Gabe, Verantwortung mit einer Leichtigkeit zu tragen, die ihn zugänglich und zugleich bewundernswert machte.

Und genau deswegen hatte er die unerschütterliche Loyalität seiner Crew. Jeder an Bord wusste, dass hinter der entspannten Fassade ein scharfer Verstand und ein entschlossener Anführer steckten – einer, der im Ernstfall immer das Richtige tat.

Aljoscha schüttelte innerlich den Kopf, sein Lächeln wurde weicher. „Typisch Elbrun“, dachte er. Es war unmöglich, ihn nicht irgendwie zu bewundern, auch wenn er gerade aussah, als hätte er vergessen, dass er sich auf der Brücke eines der mächtigsten Schiffe der Sternenflotte befand.

Plötzlich veränderte sich Elbruns entspanntes Verhalten schlagartig. Seine zuvor lässige Haltung wich einer sichtbaren Unruhe. Seine Augen huschten nervös durch die Gegend, während er leise vor sich hin murmelte: „Was zum ... nein, nein, nein, nein, nein ...“

Aljoscha runzelte die Stirn, richtete sich auf und beugte sich zu ihm. „Elbrun? Was ist los?“, fragte er besorgt, während sein Mann sich abrupt erhob und das PADD achtlos auf seinen Sessel fallen ließ.

„Commander T'Rul, scannen Sie nach Neutrino-Emissionen, sofort!“, befahl Elbrun mit einer Schärfe in der Stimme, die den gesamten Raum in gespannte Aufmerksamkeit versetzte.

Die romulanische Wissenschaftsoffizierin an der Wissenschaftsstation zögerte keine Sekunde. Ihre Finger flogen über die Eingaben. „Ich registriere schwache Anzeichen, Steuerbord voraus, Sir.“

Elbrun atmete scharf ein, sein Blick verfinsterte sich. „Was zum Teufel wollen die denn hier?“, sagte er laut, mehr zu sich selbst als zu seiner Crew.

Aljoscha beobachtete seinen Mann mit wachsender Verwirrung und erhob sich schließlich von seinem Sitz. „Elbrun, was geht hier vor?“

„Commander Shras, Traktorstrahl auf die Emissionen.“

Der Andorianer an der taktischen Konsole reagierte sofort, seine blauen Hände griffen nach den Steuerungen. „Traktorstrahl aktiviert. Ich habe etwas erfasst. Ein Schiff enttarnt sich.“

Auf dem Hauptbildschirm erschien das enttarnte Schiff: ein Sternenflottenschiff der Excelsior-Klasse.

„Bei dem Schiff handelt es sich um die ...“, begann Shras, doch Elbrun unterbrach ihn mit einem schwer verständlichen Seufzen.

„Die Malinche.“

Aljoscha sah ihn überrascht an, seine Verwirrung wich schnell einem breiten Grinsen. „Die Malinche? Deine Eltern?“

Elbrun nickte langsam, seine Schultern angespannt, während seine Augen weiterhin auf das Schiff fixiert blieben. „Ich habe mich wohl zu lange nicht mehr bei denen gemeldet ... Jetzt kommt der Kontrollbesuch.“

Er drehte sich zu Aljoscha und warf ihm einen hilfesuchenden Blick zu, seine Miene eine Mischung aus Besorgnis und Resignation.

Aljoscha konnte nicht anders, als laut loszulachen. „Der mächtige Admiral Elbrun Tiran wird also nervös, weil Mama und Papa vorbeischauen? Das ist ja besser als jede Holonovel!“

„Das ist nicht lustig, Aljoscha“, sagte Elbrun mit einem Hauch von Verzweiflung und runzelte die Stirn. „Wenn die beiden an Bord kommen, werden sie alles inspizieren. Alles! Und ich wette, sie bringen wieder diese schrecklichen Kekse mit. Die mit Rosinen.“

Aljoscha legte sich eine Hand auf den Bauch, um sein Lachen zu zügeln, und schüttelte dabei den Kopf. „Rosinenkekse? Oh nein, das könnte die moralische Stabilität der gesamten Crew gefährden. Ich glaube, ich muss direkt in die Sicherheitslogs aufnehmen, dass wir Gefahr laufen, überbacken zu werden.“

Elbrun funkelte ihn an, während er tief durchatmete. „Ich glaube, die Crew wird das überleben. Aber du – das wird spannend“, neckte Aljoscha weiter und legte ihm grinsend eine Hand auf die Schulter. „Soll ich schon mal die Protokolle für ‚Elternbesuch an Bord‘ vorbereiten? Vielleicht eine Checkliste für makellose Uniformen?“

Elbrun schloss kurz die Augen, zählte bis drei und öffnete sie wieder, seine Miene gespielt ernst. „Sehr witzig, Imzadi. Sehr witzig. Aber weißt du was? Ich kann ja deinen Vater mal einladen, uns auch zu besuchen. Mal sehen, wer dann nervös ist.“

Aljoschas Lächeln gefror kurz, bevor er einen Finger warnend hob. „Untersteh dich!“, sagte er in einem Ton, der so bestimmt war, dass sogar Commander Shras kurz von der Konsole aufsah.

Elbrun grinste triumphierend, lehnte sich leicht zu Aljoscha hinüber und flüsterte schelmisch: „Also, wer ist hier jetzt nervös?“

Aljoscha seufzte und verdrehte die Augen, während er leise murmelte: „Ich mag Rosinenkekse.“

Elbrun warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Gut, bringen wir es hinter uns. Lt. Codga, stellen Sie eine Verbindung zur Malinche her.“

„Kanal offen, Sir. Ich schalte auf den Schirm“, antwortete der rigelianische Kommunikationsoffizier.

Auf dem Hauptbildschirm erschienen zwei bekannte Gesichter: Captain Velik Tiran, Elbruns Vater, halb Betazoid halb Vulkanier/Romulaner, dessen stoischer Ausdruck und perfekte Haltung die vulkanische Seite seines Erbes unterstrichen, und die Betazoidin Commander Linara Tiran, Elbruns Mutter, eine warm lächelnde Wissenschaftsoffizierin.

„Mein Sohn, es ist gut, dich zu sehen“, begann Captain Velik in seinem typisch neutralen Tonfall, der den vulkanischen Teil seiner Persönlichkeit nicht verleugnen konnte.

„Du hast dich lange nicht mehr bei uns gemeldet“, fügte Linara mit einem leichten Vorwurf hinzu, der jedoch von ihrer warmen Stimme abgemildert wurde. „Wir waren gerade in der Nähe, da dachten wir, wir schauen mal vorbei.“

Elbrun räusperte sich, sein Blick schwankte kurz zwischen Nervosität und Resignation. „Es ist schön, euch zu sehen. Wollt ihr an Bord beamen?“

„Gerne“, antwortete Linara sofort, während Velik zustimmend nickte.

„Wir werden euch dann gleich im Transporterraum in Empfang nehmen“, sagte Elbrun und hielt den Ton bewusst neutral.

Nachdem die Kommunikation beendet war, lehnte sich Aljoscha mit einem schiefen Lächeln zu ihm. „Sieht aus, als ob du den Kontrollbesuch offiziell überlebt hast – zumindest bis zum Transporterraum.“

Elbrun schnaubte und ignorierte den Kommentar. „Commander Lhytittia, Sie haben die Brücke“, sagte er und übergab das Kommando an die Kobali-Offizierin.

Gemeinsam mit Aljoscha betrat Elbrun den Turbolift. Kaum hatten sich die Türen geschlossen, ließ er seinen professionellen Ausdruck fallen, lehnte sich gegen die Wand und seufzte tief.

„Ich liebe meine Eltern, wirklich“, begann er, während er sich mit einer Hand über das Gesicht rieb. „Aber nicht auf meinem Schiff.“

Aljoscha konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ach, der mächtige Admiral Tiran fürchtet sich vor Mama und Papa auf Inspektionstour? Das ist ja fast süß.“

Elbrun schnaubte leise und warf ihm einen halb genervten, halb amüsierten Blick zu. „Süß? Weißt du, was nicht süß ist? Wenn meine Mutter anfängt, jedes wissenschaftliche System auf diesem Schiff zu überprüfen, während mein Vater mich auf die Millisekunde genau fragt, warum ich welchen Befehl gegeben habe.“

Aljoscha lehnte sich an die gegenüberliegende Wand des Turbolifts und verschränkte die Arme vor der Brust. „Naja, zumindest zeigt das, dass sie sich noch für dein Leben interessieren. Manche Leute bekommen nicht mal einen Anruf von ihren Eltern.“

„Oh, sie interessieren sich“, sagte Elbrun und hob eine Augenbraue. „Vielleicht ein bisschen zu sehr. Wetten, dass meine Mutter in weniger als zehn Minuten einen Kommentar über die Effizienz der Sensorwartung abgibt?“

„Oder über deine Sitzhaltung auf der Brücke“, fügte Aljoscha mit einem frechen Grinsen hinzu.

Elbrun lachte leise. „Großartig, danke, dass du mich daran erinnerst. Ich bin sicher, mein Vater wird das auch ansprechen. ‚Ein Tiran sitzt gerade, Elbrun.‘“

Aljoscha schüttelte lachend den Kopf. „Du bist unmöglich. Aber du weißt doch, wie das läuft. Sie werden kommen, dich ein bisschen nerven, ein paar schreckliche Rosinenkekse dalassen – und dann wirst du am Ende doch froh sein, sie gesehen zu haben.“

„Vielleicht“, murmelte Elbrun, während der Turbolift zum Stehen kam. Die Türen öffneten sich mit einem sanften Zischen, und er richtete sich auf, zog seine Uniform zurecht und atmete tief durch. „Na gut. Auf in die Schlacht.“

„Tapfer, Admiral“, sagte Aljoscha neckend, während er ihm folgte. „Ich bin direkt hinter dir. Und wenn es zu schlimm wird – ich liebe Rosinenkekse. Ich übernehme die.“

„Du bist ein Held, Imzadi“, erwiderte Elbrun trocken, bevor die beiden den Transporterraum betraten.

„Sir, Ihre Eltern sind bereit zum Beamen“, meldete die Transporter-Offizierin mit professioneller Gelassenheit.

Elbrun atmete tief durch und nickte. „Also gut ... Energie.“

Einen Moment später materialisierten sich seine Eltern auf der Transporterplattform. Noch bevor der Transport vollständig abgeschlossen war, stieg Elbrun schon eine leichte Nervosität ins Gesicht.

Kaum hatte Linara Tiran festen Boden unter den Füßen, verließ sie die Plattform fast stürmisch und lief direkt auf Elbrun zu. Sie schlang die Arme fest um ihn und zog ihn in eine innige Umarmung.

„Mein Kind, was habe ich dich vermisst“, sagte sie mit einer Wärme, die für Elbrun gleichermaßen vertraut wie überwältigend war.

„Du erdrückst mich, Mutter“, murmelte Elbrun, halb lachend, halb keuchend, während er versuchte, sich aus ihrer festen Umklammerung zu befreien.

Linara löste ihn schließlich, nur um sich sofort Aljoscha zuzuwenden. Sie packte ihn mit der gleichen Herzlichkeit und zog ihn in eine Umarmung, die keine Widerrede duldete.

„Geht es dir gut? Ist Elbrun auch immer gut zu dir?“, fragte sie besorgt und musterte Aljoscha eingehend, als wolle sie sicherstellen, dass er keine verborgenen Blessuren trug.

Aljoscha, überrascht von ihrer direkten Art, lächelte unsicher. „Ja, mir geht’s gut. Und ja, er ist ... meistens ein Engel.“ Er warf Elbrun einen schelmischen Blick zu, der nur die Augen verdrehte.

In der Zwischenzeit trat Captain Velik Tiran von der Transporterplattform, sein Gang ruhig und kontrolliert, wie es einem Teil-Vulkanier gebührte. Mit seiner makellosen Haltung und seinem kühlen Ausdruck wirkte er wie die Verkörperung von Gelassenheit. Er und Elbrun trafen sich in der Mitte des Raums und tauschten einen förmlichen Gruß, der für Außenstehende beinahe distanziert gewirkt hätte.

„Vater, es ist schön, dich zu sehen“, sagte Elbrun mit einem Hauch von Zurückhaltung, der jedoch die echte Freude in seiner Stimme nicht ganz verbergen konnte.

„Elbrun, es ist gut, dich zu sehen“, erwiderte Velik mit seiner typischen Sachlichkeit. Es gab keine herzliche Umarmung wie bei seiner Mutter, doch die beiden nickten sich mit einer stillen Vertrautheit zu, die zeigte, dass sie einander viel bedeuteten, auch wenn sie es auf ihre eigene Art zeigten.

Linara, die immer noch Aljoscha an den Schultern hielt, richtete nun ihren Blick wieder auf ihren Sohn. Ihr Gesichtsausdruck wechselte zwischen mütterlicher Besorgnis und leiser Kritik.

„Elbrun, wann war das letzte Mal, dass du dich gemeldet hast? Du weißt doch, wie sehr ich mir Sorgen mache! Und isst du genug? Du siehst etwas dünn aus“, begann sie, ohne Luft zu holen.

„Mutter, bitte ... wir können das später ...“, versuchte Elbrun abzuwinken, doch Linara ließ sich nicht beirren.

„Später? Nein, mein Sohn, diese Fragen sind zeitlos – genau wie du immer mein Kind bleiben wirst. Und Aljoscha – du wirst mir doch helfen, ihn im Auge zu behalten, oder?“

Aljoscha lächelte charmant und nickte. „Oh, absolut, Linara. Ich werde mich persönlich darum kümmern.“

Elbrun atmete tief durch und murmelte leise, während er sich leicht die Schläfen rieb: „Das wird ein langer Tag.“

Linara ließ schließlich Aljoscha los und warf noch einen prüfenden Blick in den Transporterraum, bevor sie vorschlug: „Können wir uns irgendwo hinsetzen? Es ist schon so lange her, dass wir uns unterhalten haben.“

Die Gruppe machte sich gemeinsam auf den Weg zu Elbruns und Aljoschas Quartier. Unterwegs sprach Linara weiter, mit einer Mischung aus Wärme und Nachdruck: „Es ist schon so lange her, dass ihr uns auf Betazed besucht habt. Das müsst ihr bald mal wieder machen. Sobald wir alle mal wieder Landurlaub haben.“

„Ja, das werden wir machen“, sagte Elbrun mit einem gezwungenen Lächeln, während er versuchte, sich die Vorstellung von einem Besuch bei seiner Familie ohne zu viel Chaos schönzureden.

Aljoscha grinste hinter ihm und raunte leise: „Da werden wir aber ein paar Kilo Rosinenkekse mitnehmen müssen.“

Elbrun warf ihm über die Schulter einen Blick zu, der eine Mischung aus Amüsement und stillem Leiden ausdrückte. „Ein weiterer Grund, warum ich Urlaub verschieben könnte ...“, murmelte er, aber so leise, dass nur Aljoscha ihn hören konnte.

Linara und Aljoscha liefen nebeneinander her, ihre Schritte im Einklang, während sie sich angeregt unterhielten. Das Gespräch drehte sich zunächst um Elbruns waghalsige Manöver, wobei Linara mit einer Mischung aus Besorgnis und Stolz sprach.

„Er bringt mich manchmal um den Verstand, mit dem Risiko, das er eingeht“, sagte sie kopfschüttelnd.

„Ja, das tut er bei uns allen“, antwortete Aljoscha mit einem Schmunzeln. „Aber er hat auch immer einen Plan ... meistens.“

Linara lachte leise. „Und trotz allem bleibt er ein liebevoller Ehemann, das ist etwas, worüber ich mir nie Sorgen gemacht habe. Du bist gut für ihn, Aljoscha.“

Aljoscha lächelte, leicht gerührt von ihren Worten. „Ich hoffe, er denkt das auch. Manchmal glaube ich, ich verbringe mehr Zeit damit, seine spontanen Ideen zu hinterfragen, als ihn zu unterstützen. Aber dann zeigt er mir, warum er sie so durchzieht, und es macht irgendwie Sinn.“

Hinter den beiden liefen Elbrun und sein Vater Velik, jedoch in deutlich ruhigerem Tempo. Die beiden unterhielten sich telepathisch, eine nonverbale Konversation, die nur sie teilen konnten.

„Wie gefällt dir die umgerüstete Malinche?“, fragte Elbrun mental, während er seinem Vater einen kurzen Seitenblick zuwarf.

Velik antwortete nachdenklich, sein Ton wie immer nüchtern: „Vertraut und doch ungewohnt. Die grundlegenden Systeme sind dieselben, aber die neuen Konfigurationen erfordern eine Anpassung.“

Elbrun nickte leicht, während sie nebeneinander hergingen. „Und die taktischen Systeme? Ich habe gehört, sie wurden stark verbessert.“

Da veränderte sich die Haltung seines Vaters spürbar, selbst in der nonverbalen Kommunikation. Der betazoidische Teil von Velik, der selten sichtbar wurde, schimmerte durch – ein Hauch von Begeisterung. „Die taktischen Systeme sind ... beeindruckend. Die Präzision und Effizienz der neuen Phaser übertreffen meine Erwartungen. Und die Deflektorkonfigurationen – sie sind ein Meisterwerk.“

Elbrun grinste breit und konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln. „Du weißt, dass du dich gerade anhörst wie ein Kind mit einem neuen Spielzeug, oder?“

Velik konterte trocken, aber mit einem kaum wahrnehmbaren Anflug von Humor: „Und du bist offenbar nicht viel anders.“

„Tja, was soll ich sagen? Die Apfel-Baum-Theorie scheint hier zu passen“, erwiderte Elbrun mit einem gedanklichen Schmunzeln.

Velik neigte leicht den Kopf, seine Haltung wieder gewohnt neutral. „Du bist nun mal zu drei Vierteln Betazoid. Dein vulkanischer und romulanischer Anteil ... hält sich in Grenzen.“

Elbrun zog eine Augenbraue hoch und grinste. „Na, das erklärt ja einiges. Aber ich dachte, meine vulkanische Disziplin wäre zumindest ein bisschen sichtbar?“

Velik ließ sich einen Moment Zeit, bevor er trocken antwortete: „Sichtbar, ja. Effektiv? Das ist eine andere Frage.“

Elbrun schnaubte leise, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. „Na gut, dann bin ich eben der emotionale Typ. Wenigstens habe ich noch meinen romulanischen Anteil – für das Drama, versteht sich.“

Velik hob eine Augenbraue, die perfekte vulkanische Geste, die so viel ausdrücken konnte. „Das Drama, ja. Eine Eigenschaft, die du offenbar vollständig übernommen hast.“

Elbrun lachte leise und schüttelte den Kopf. „Ach, Vater. Wir sind uns ähnlicher, als du zugeben willst.“

Velik hielt kurz inne, als würde er das abwägen, bevor er schließlich zugab: „Vielleicht.“

Elbrun warf ihm einen neugierigen Seitenblick zu. „Nur vielleicht?“

Velik zog die Augenbraue noch etwas höher und ließ den Hauch eines Lächelns erkennen. „Übertreiben wir es nicht, Elbrun. Ich habe meinen Ruf zu wahren.“

Beide Männer lachten leise, eine seltene, aber bedeutungsvolle Geste, bevor Velik wieder in sein gewohnt stoisches Schweigen verfiel und die beiden ihren Weg in stummer Einigkeit fortsetzten.

Die Familie erreichte das Quartier, und kaum hatte sich die Tür geöffnet, blieb Linara abrupt stehen. Ihr Blick fiel sofort auf den Karakal Fussel, der sich gerade auf dem Sofa genüßlich streckte, als hätte er diesen Moment kommen sehen.

„Da ist er ja!“, rief Linara begeistert, bevor sie mit einem Tempo auf Fussel zustürmte, das selbst Elbrun kurz erschreckte.

Der Karakal hob den Kopf, blinzelte träge und ließ ein leises Schnaufen hören – eine Mischung aus „Nicht schon wieder“ und „Na gut, wenn’s sein muss“.

„Mutter, lass ihn wenigstens ... atmen“, begann Elbrun, aber es war bereits zu spät.

Linara hatte Fussel schon fest im Griff und begann, ihn mit einer Inbrunst zu knuddeln, die der Karakal stoisch über sich ergehen ließ. Selbst Aljoscha, der solche Szenen gewohnt war, musste sich ein Lachen verkneifen.

„Oh, bist du ein Hübscher! Schau dir diese Ohren an. Ja, du bist ein feiner Kater!“ Linara war völlig hingerissen, während Fussel resigniert schnurrte – oder vielleicht war es auch ein leises Seufzen.

„Bring ihn bitte nicht um!“, warf Elbrun trocken ein und verschränkte die Arme.

„Fussel mag das“, meinte Aljoscha schmunzelnd. „Oder er toleriert es – er hat diese Geduld nur bei Leuten, die er mag.“

Velik, der das Schauspiel mit der Gelassenheit eines Vulkaniers beobachtete, hob eine Augenbraue und setzte sich in einen der Stühle. „Faszinierend. Der Karakal scheint die Situation mit stoischer Gelassenheit zu ertragen. Sehr vulkanisch.“

Elbrun zog eine Augenbraue hoch. „Er ist risianisch, Vater. Wahrscheinlich ist er einfach zu faul, um sich zu wehren.“

Linara ignorierte die Kommentare und kraulte Fussel weiter. „Du bist so ein guter Junge, nicht wahr? Ich werde dir die besten Leckerli von Betazed mitbringen, das verspreche ich dir!“

„Mutter, bitte, das ist ein Karakal, kein Kind“, sagte Elbrun und verdrehte die Augen.

„Er ist Teil der Familie, Elbrun, und du solltest dich mehr um ihn kümmern! Schau dir nur an, wie süß er ist!“

Fussel ließ ein langgezogenes Maunzen hören, das entweder Zustimmung oder Protest ausdrückte – niemand war sich je ganz sicher.

Elbrun seufzte und ließ sich auf das Sofa fallen. „Tja, Fussel, diesmal bist du dran. Ich bin froh, dass es ausnahmsweise nicht mich erwischt hat.“

Er streckte die Hand aus und kraulte Fussel kurz hinter den Ohren. Der Karakal schnurrte ein wenig lauter – oder vielleicht war es ein resigniertes „Na gut“. Linara jedoch war überglücklich, und Aljoscha grinste breit.

„Er hat sich einfach seinem Schicksal ergeben, genau wie du es immer machst, Elbrun“, bemerkte Aljoscha spitz.

„Das nennt man Überlebensstrategie, Imzadi“, murmelte Elbrun und lehnte sich zurück. „Und Fussel hat sie perfektioniert.“

Nachdem Linara den Karakal beinahe zu Tode gekuschelt hatte – zumindest schien Fussel das mit einem tiefen, dramatischen Seufzen zu signalisieren –, fanden sich die vier am Esstisch zusammen. Eine Kleinigkeit war schnell serviert, und die Atmosphäre war entspannt, zumindest bis Linara plötzlich mit einem strengen Ton die Stille durchbrach.

„So, mein Sohn ...“, begann sie und richtete ihren Blick direkt auf Elbrun. „Wann hattest du eigentlich vor, uns darüber zu informieren, dass du beinahe gestorben bist?“

Elbrun hielt gerade inne, um ein Stück Brot in die Suppe zu tunken, und sah sie mit großen Augen an. „Ähm ... gar nicht?“, antwortete er zögernd. „Weil nichts passiert ist. Das bisschen Staub auf Kaser bringt mich nicht um.“

Linara verschränkte die Arme vor der Brust, ihre Augenbraue hob sich skeptisch. „Ja, aber mit einem Schiff in eine Sonnenkorona zu fliegen, um die Tzenkethi-Schiffswerften zu zerstören, ist jetzt auch nicht gerade ungefährlich.“

„Das war nicht meine Idee“, verteidigte sich Elbrun schnell. „Ich habe es nur ... umgesetzt.“

„Ah, umgesetzt. Wie heldenhaft“, erwiderte Linara spitz, bevor sie sich an Velik wandte. „Und was sagst du dazu?“

Velik, der die Diskussion bisher in stoischer Ruhe verfolgt hatte, hob leicht die Schultern. „Es war ein taktisch sinnvolles Manöver. Sehr brillant, um genau zu sein.“

Linara drehte sich abrupt zu ihm, ihre Augen funkelten. „Natürlich hältst du wieder zu deinem Sohn! Ich weiß genau, von wem er sich solche Dummheiten abgeguckt hat.“

Velik zog eine Augenbraue hoch, die perfekte vulkanische Geste der milden Überraschung, und wirkte, als sei er sich keiner Schuld bewusst. „Ich habe ihn lediglich in Taktiken und Strategie unterwiesen.“

Linara funkelte ihn an, ihr Finger deutete anklagend auf ihren Mann, während ein Hauch von Humor ihre Stimme durchzog. „Ja, genau – von dir!“

Elbrun, der die Spannung zwischen seinen Eltern mit wachsender Belustigung verfolgte, konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Also, wenn ich mal anmerken darf: Wenn das von Vater kommt, dann bin ich wenigstens gut darin, oder?“

Linara schüttelte den Kopf, ihre strenge Fassade begann zu bröckeln, und ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Brillant oder nicht, mein Sohn, ich möchte, dass du dir weniger waghalsige Ideen einfallen lässt. Irgendwann krieg ich noch graue Haare wegen dir.“

Elbrun lehnte sich lässig zurück und zwinkerte ihr zu. „Die hast du jetzt schon.“

Linara hielt inne, ihr Lächeln wich einem gespielt strengen Blick. „Sei nicht frech zu deiner Mutter, junger Mann!“

„Ich bin weit über dreißig, Mutter“, entgegnete Elbrun mit einem schelmischen Grinsen.

„Und trotzdem werde ich dir jederzeit die Meinung sagen, wenn du dich wie ein Kind aufführst“, konterte Linara, wobei sie kaum die Lachfalten in ihren Augen verbergen konnte.

Velik hob erneut eine Augenbraue, diesmal jedoch mit einem winzigen Anflug von Amüsement. „Die Diskussion zeigt, dass die genetische Prägung der Betazoiden dominiert.“

„Oh, halt du dich da raus, Velik“, sagte Linara, wobei ihr Ton deutlich machte, dass sie die humorvolle Seite der Situation inzwischen selbst genoss.

Elbrun lachte leise und schüttelte den Kopf. „Also, wie ich sehe, läuft das hier wie immer. Vater analysiert, Mutter schimpft, und ich sitze in der Mitte. Klassisches Tiran-Familientreffen.“

„Apropos sitzen ...“, begann Aljoscha mit einem schelmischen Grinsen und warf Elbrun einen Seitenblick zu, „ich musste vorhin schmunzeln, als ich gesehen habe, wie Elbrun auf der Brücke sitzt. Er hat sich richtig auf dem Sessel gefläzt. Ich meine, hier macht er das ständig, aber auf der Brücke? Das war eine Premiere.“

Linara, die gerade einen Schluck Wasser genommen hatte, stellte ihr Glas ab und sah ihren Sohn mit hochgezogener Augenbraue an. „Das ist natürlich wieder typisch mein Sohn. Immer schön lässig, nicht wahr?“

„Ich habe doch gar nichts gemacht“, verteidigte sich Elbrun sofort und hob die Hände, als hätte er keine Ahnung, worum es ging.

„Oh nein, natürlich nicht“, sagte Aljoscha mit gespieltem Ernst, während er Elbrun einen herausfordernden Blick zuwarf. „Du saßt da wie ein Modell für ‚Admiral in Freizeitmode‘. Ein Bein über die Lehne, Kopf zurückgelehnt – ich dachte schon, du bestellst dir gleich noch einen Drink.“

Linara schüttelte lachend den Kopf und richtete ihren Blick abwechselnd auf ihren Sohn und ihren Mann. „Weißt du, Elbrun, das erklärt einiges. Immer schön lässig und gemütlich – genau wie dein Vater. Um einen herum könnte das Chaos ausbrechen, aber ihr beiden seid nie aus der Ruhe zu kriegen.“

Sie deutete mit einem theatralischen Fingerzeig auf Elbrun und Velik, die sich kurz ansahen. Velik hob wie gewohnt nur eine Augenbraue, während Elbrun mit einem breiten Grinsen antwortete: „In der Ruhe liegt die Kraft, Mutter. Man muss nur wissen, wann man sie einsetzt.“

„Das ist alles unsere Schuld, Velik“, sagte Linara plötzlich und warf ihrem Mann einen vorwurfsvollen Blick zu. „Wir hätten ihn während des Dominion-Krieges auf Betazed lassen sollen. Aber nein, er wollte ja nicht – und was war? Unser Schiff mitten im Kampf mit Kriegsschiffen des Dominions, und ein sechs Jahre alter Elbrun sitzt auf Veliks Schoß und freut sich!“

Aljoscha starrte sie mit offenem Mund an, während Elbrun prustend lachte. „Das ... das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“, fragte Aljoscha schließlich.

Linara nickte energisch. „Doch! Er hat jedes Manöver kommentiert, als wäre es ein Holofilm! ‚Oh, das war ein guter Treffer, Papa!‘ oder ‚Warum sind die Jem’Hadar so schlechte Piloten?‘. Und Velik? Der hat ihn auch noch ernst genommen und ihm alles erklärt!“

Velik hob gelassen eine Augenbraue, ohne sich von der Geschichte aus der Ruhe bringen zu lassen. „Es war eine Gelegenheit zur frühzeitigen taktischen Schulung. Außerdem zeigte er Interesse, was lobenswert ist.“

„Siehst du, Imzadi?“, warf Elbrun lachend ein und deutete dramatisch auf sich selbst. „Ich habe einen seelischen Schaden davongetragen.“

Aljoscha schüttelte den Kopf und musste lachen. „Das erklärt einiges. Jetzt weiß ich wenigstens, woher du diesen gewaltigen Dachschaden hast.“

Linara lachte herzlich und winkte ab. „Ich hätte damals ahnen müssen, dass aus ihm entweder ein brillanter Anführer oder ein waghalsiger Wahnsinniger wird. Manchmal bin ich mir nicht sicher, welcher von beidem es ist.“

„Ein brillanter Wahnsinniger“, sagte Elbrun mit einem breiten Grinsen, hob seinen Tee und prostete seiner Familie zu. „Das Beste aus beiden Welten.“

„Zumindest bist du ehrlich“, meinte Linara und lächelte, während Velik leise murmelte: „Logisch betrachtet ist es wohl eine treffende Beschreibung.“

Nachdem das Essen beendet war und Linara die letzten Krümel von ihrem Teller entfernte, lehnte sie sich zurück und musterte ihren Sohn mit einem durchdringenden Blick. „Wann hattet ihr beide euch zuletzt mal eine Auszeit gegönnt?“

Elbrun legte sein Besteck zur Seite und zog eine Augenbraue hoch. „Auszeit? Ich glaube, das letzte Mal war, als wir euch auf Betazed besucht haben.“

Linara schnaubte leise und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr braucht mehr Auszeiten! Ihr rennt teilweise von einer Katastrophe in die nächste. Irgendwann wird euch das noch zu viel.“

Velik, der bisher still gewesen war, nahm einen Schluck von seinem replizierten Tee und sagte trocken: „Deine Mutter hat recht. Ihr solltet euch mehr Freizeit gönnen.“

„Oh, großartig. Jetzt bekomme ich Lebensratschläge von beiden Seiten“, murmelte Elbrun und lehnte sich zurück.

„Wir wissen, dass wir viel arbeiten“, sagte Aljoscha und warf Linara einen verständnisvollen Blick zu. „Aber die Enterprise ist nun mal das Flaggschiff der Föderation. Das bringt eine Menge Verantwortung mit sich.“

„Das mag sein“, antwortete Linara, ihre Stimme sanft, aber bestimmt, „aber ihr könnt nicht alles alleine schultern. Ihr müsst lernen, auch mal ‚Nein‘ zu sagen. Die Galaxie wird nicht aufhören zu existieren, wenn ihr euch eine Pause gönnt.“

„Wir nehmen uns doch Zeit füreinander“, setzte Aljoscha hinzu. „Das ist uns beiden wichtig. Und Elbrun meditiert sogar manchmal.“

Linara hob skeptisch eine Augenbraue und richtete ihren durchdringenden Blick auf ihren Sohn. „Meditation, ja? Und wie oft machst du das, Elbrun? Einmal im Jahr, wenn der Computer dich daran erinnert?“

Elbrun verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. „Ich meditiere ... regelmäßig. So oft es meine Zeit erlaubt.“

„Das heißt, wenn du gerade mal nicht in ein Borg-Schiff eindringst oder die Galaxie rettest?“, hakte Linara nach, ihre Stimme leicht sarkastisch, aber mit einem besorgten Unterton.

Aljoscha schmunzelte und legte eine Hand auf Elbruns Arm. „Ich kann bestätigen, dass er meditiert. Und zwar nicht nur, wenn es in seinen Zeitplan passt. Manchmal schafft er es sogar, sich richtig zu entspannen.“

„Danke, Imzadi“, sagte Elbrun trocken. „Schön, dass wenigstens einer hier meine Bemühungen anerkennt.“

Velik stellte seinen Tee ab und schaute seinen Sohn mit einem typisch vulkanischen, nüchternen Blick an. „Es geht nicht nur darum, Zeit zu finden. Es geht darum, eine Balance zwischen Verpflichtung und Erholung zu wahren. Eine unermüdliche Arbeitsmoral führt zu einem unausgeglichenen Geist.“

Linara nickte zustimmend, obwohl ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie noch nicht ganz überzeugt war. „Dein Vater hat recht. Aber es geht nicht nur um Balance, Elbrun. Es geht darum, auch mal loszulassen und zu genießen. Wann habt ihr beide zuletzt etwas gemacht, das keinen anderen Zweck hatte, außer Spaß zu haben?“

Elbrun runzelte die Stirn, als müsste er tief in seinen Erinnerungen graben. „Hm ... vielleicht der Abend, als wir auf der Holodeck-Simulation von Risa waren?“

„Das ist nun auch schon mehrere Wochen her“, warf Aljoscha trocken ein und sah ihn tadelnd an.

„Tja, dann war es wohl Risa“, bestätigte Elbrun und zuckte mit den Schultern.

„Es ist ja nicht so, dass Admiral Gromek dich nicht auch schon mal in Zwangsurlaub geschickt hat“, fügte Aljoscha hinzu und grinste schelmisch.

Elbrun funkelte ihn spielerisch böse an. „Ja, und wem habe ich das wohl immer zu verdanken gehabt?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Du arbeitest genauso viel wie ich.“

„Das mag sein“, erwiderte Aljoscha ruhig, „aber ich vergesse nicht, zwischendurch zu essen. Du bist derjenige, der zwei Tage durcharbeitet, ohne auch nur eine Mahlzeit zu dir zu nehmen.“

„Ja, aber es war dann doch auch wichtig“, antwortete Elbrun kleinlaut, sein Blick wich dem von Aljoscha aus. Seine Schultern sanken ein wenig, als er das drohende Donnerwetter seiner Mutter spürte.

Linara, die die Arme vor der Brust verschränkt hatte, warf ihrem Sohn einen durchdringenden Blick zu. „Zwei Tage ohne Essen? Elbrun, was denkst du dir dabei? Glaubst du, du bist ein Warpkern, der unendlich Energie produzieren kann?“

Velik, der bisher schweigend zugehört hatte, nahm einen Schluck Tee und bemerkte trocken: „Selbst ein Warpkern benötigt regelmäßige Wartung und Energiezufuhr.“

„Danke, Vater“, murmelte Elbrun, sein Ton sarkastisch, aber seine Ohren wurden leicht rot.

„Du solltest deinem Vater zuhören“, sagte Linara, ihre Stimme hatte diesen scharfen Ton, der keine Widerrede duldete. „Willst du, dass ich dir Lunchpakete schicke? Vielleicht mit kleinen Notizen: ‚Bitte iss das, bevor du umkippst. Liebe Grüße, Mama.‘“

Aljoscha brach in schallendes Gelächter aus. „Oh, das würde ich gerne sehen! Kannst du das machen, Linara? Am besten mit so einer süßen Schleife drumherum.“

„Sehr witzig, Imzadi“, murmelte Elbrun und sah ihn mit schmalen Augen an, konnte sich ein kleines Lächeln aber nicht verkneifen. „Aber ernsthaft, ich bin schon alt genug, um selbst auf mich aufzupassen.“

„Alt genug vielleicht“, erwiderte Linara spitz, „aber klug genug? Das wage ich zu bezweifeln.“

„Ich bin nicht der Einzige, der sich mal vergisst“, versuchte Elbrun sich zu verteidigen. „Aljoscha hat auch schon so manche Nacht durchgearbeitet.“

„Ja, aber ich weiß, wann ich eine Pause brauche“, warf Aljoscha ein. „Und ich habe dich oft genug daran erinnert, das Gleiche zu tun.“

„Ich bin brillant, nicht perfekt“, konterte Elbrun mit einem schelmischen Grinsen.

„Brillant, ja“, sagte Linara mit einem Hauch von Sarkasmus, „aber manchmal auch genauso stur wie dein Vater.“

Velik zog eine Augenbraue hoch, sah zu Linara und meinte trocken: „Ich betrachte das als Kompliment.“

Linara schüttelte den Kopf und lachte leise, während sie Velik einen scharfen Blick zuwarf. „Natürlich tust du das. Aber das macht es nicht besser.“

Die Familie verbrachte noch einige Stunden zusammen, plauderte über alte Geschichten, tauschte Neuigkeiten aus und lachte über Anekdoten aus Elbruns und Aljoschas Alltag. Linara neckte Elbrun weiterhin über seine Arbeitsgewohnheiten, während Velik gelegentlich nüchterne, aber treffende Bemerkungen einwarf, die die Unterhaltung auflockerten.

Doch schließlich riefen die Pflichten. Die Malinche hatte ihre nächste Mission, und Velik und Linara mussten zurückkehren. Als die Nachricht von der Malinche kam, erhob sich Linara seufzend von ihrem Platz.

„Nun, mein Sohn, es war schön, dich und Aljoscha zu sehen“, sagte sie mit einem warmen Lächeln und umarmte Elbrun fest. „Vergiss nicht, was wir besprochen haben – und nimm dir Zeit für dich.“

„Ich werde es versuchen, Mutter“, antwortete Elbrun, der den Umarmungsenthusiasmus seiner Mutter mit einem schiefen Grinsen erwiderte.

Velik stand neben ihnen und wartete, bis Linara losließ, bevor er Elbrun mit einer formellen Geste die Hand auf die Schulter legte. „Bleib fokussiert und achte auf deine Balance. Und Aljoscha ...“ Er wandte sich an Elbruns Ehemann und nickte respektvoll. „Pass auf ihn auf. Er braucht jemanden, der ihm hin und wieder die Perspektive zeigt.“

„Das tue ich“, antwortete Aljoscha mit einem Lächeln, das sowohl warm als auch entschlossen war. „Er ist in guten Händen.“

Linara drehte sich noch einmal zu Aljoscha um und zog ihn ebenfalls in eine herzliche Umarmung. „Pass auch auf dich auf, mein Junge. Und melde dich, wenn er mal wieder zu stur wird.“

„Versprochen“, sagte Aljoscha lachend.

Die Gruppe begab sich zum Transporterraum, wo der Transporter-Offizier bereits alles vorbereitet hatte. Velik und Linara traten auf die Plattform und sahen noch einmal zu ihrem Sohn und Schwiegersohn zurück.

„Bis zum nächsten Mal“, sagte Linara. „Und denkt daran: Die Familie ist immer nur eine Subraumnachricht entfernt.“

„Das werden wir, Mutter“, antwortete Elbrun mit einem sanften Lächeln.

Im nächsten Moment lösten sich Velik und Linara in einem Schimmern aus Licht auf. Die beiden waren zurück an Bord der Malinche, die kurz darauf den Sektor verließ.

Elbrun und Aljoscha blieben noch einen Moment im Transporterraum stehen, beide nachdenklich. Schließlich wandte sich Aljoscha mit einem leichten Lächeln an seinen Mann. „Deine Eltern haben es geschafft, dich ein bisschen zu ärgern und dir trotzdem zu zeigen, wie wichtig du ihnen bist.“

„Das können sie wirklich gut“, antwortete Elbrun mit einem Seufzen, bevor er Aljoscha ansah und schmunzelte. „Aber ich bin froh, dass sie da waren. Manchmal braucht man genau das – Familie, die einen auf den Boden der Tatsachen zurückholt.“

„Und jetzt?“, fragte Aljoscha.

„Jetzt?“ Elbrun zog die Augenbrauen hoch und grinste. „Jetzt gehen wir ins Quartier und genießen den Rest des Abends. Ohne Kommentare über Meditation oder Arbeitsmoral.“

Aljoscha lachte, und die beiden verließen den Transporterraum, bereit für einen ruhigen Moment, nachdem sie einen Tag voller Familie hinter sich hatten.

Lesemodus deaktivieren (?)