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Ich hab es mir nicht ausgesucht...
Wie alles begann...
Teil 11 - Kalte Dusche, Nachtwanderung und andere Geheimnisse
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Informationen
- Story: Ich hab es mir nicht ausgesucht...
- Autor: Julian K.
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Coming Out
Kalte Dusche, Nachtwanderung und andere Geheimnisse
Gemeinsam schlenderten sie später zur Trainingshalle. Viele jüngere Sportler wuselten bereits im Umkleideraum und in der Halle, die trainierten in einem ersten Block. Die Läufer waren nicht ganz so viele und hatten im zweiten Teil dann mehr Platz auf der Bahn und konnten so individueller trainieren. Herr Kusche hatte für sie schon alles vorbereitet, „Jungs, wir gehen heute nicht auf die Bahn, zieht euch für die Halle um, Schnellkraft und Sprints. Habt ihr Magnus mitgebracht, wo bleibt der Kerl bloß? Sagt Bescheid, wenn er da ist.“ Die beiden Freunde schauten sich schmunzelnd an, „ja wo bleibt er denn, also nee, das geht aber gar nicht.“ Sie lachten wissend auf. Sie waren gerade dabei, sich die Schuhe anzuziehen als die Tür zur Umkleide aufgestoßen wurde, Magnus stürmte herein, „hi, Jungs, ist Kusche schon da?“ Julian grinste und meinte erst mal, „wo kommst du denn jetzt her, deine letzte Stunde ist doch schon seit ner Dreiviertelstunde vorbei?“ „Halts Maul Zwerg“, blaffte Magnus ihn an, „geht dich einen Scheiß an!“ Tim nun, „spiel dich nicht so auf, nur weil du in der 9. bist.“ Baff über den Mut des Jüngeren starrte Magnus ihn an. „Spinnst du Alter?“ Tim ganz ruhig, „du bist zu spät, und ja Herr Kusche…“ In diesem Moment flog die Kabinentür auf und der Trainer stand in der Tür, „ach guten Tag auch der Herr schon mal, was von Pünktlichkeit gehört? Außerdem haben die Jungs Recht, Trainingsbeginn war vor 15 Minuten. Wenn du andere Interessen vorziehst, sag mir einfach Bescheid, ja? Und noch was, in der Trainingsgruppe schreit nur einer und das bin manchmal ich, ist das klar?“ Rumms, die Tür flog zu. „Was hat der denn heute für ne Scheißlaune?“, murmelte Magnus mit rotem Kopf vor sich hin. Er zog sich schweigend um und folgte den beiden Jüngeren in die Halle.
Die Erwärmungsgymnastik und das anschließende Einlaufen absolvierten die drei gemeinsam, Magnus schaute immer wieder zu den beiden jüngeren hin, sagte aber nichts. Er merkte, dass zwischen den Beiden eine Verbindung vorhanden war, er konnte es nicht wirklich beschreiben, aber diese beiden jungen Burschen verstanden sich scheinbar total. Aber er hatte nicht viel Zeit, darüber weiter nachzudenken, am Ende war es ihm auch egal. Herr Kusche hatte für ihn heute 10 x 50 Meter angesetzt, die die beiden Langstreckler natürlich nicht mit trainieren sollten. Für sie standen heute lange Sprints auf dem Plan, abwechselnd mit langen Erholungspausen, so dass die Sportler sich immer nur am Start und ab und zu auf der Strecke begegneten. Das Auslaufen war dann wieder für alle drei gemeinsam vorgesehen, wobei Magnus wohl bei Herrn Kusche etwas wiedergut machen wollte. Er ging die abschließenden 1.000 Meter wie ein Sprinter an und schlurfte am Ende weit hinter Julian und Tim ins Ziel, der Trainer war da schon gar nicht mehr in der Halle… Tim und Julian hatten sich das Ganze viel besser eingeteilt und den Sinn des Auslaufens besser verstanden. Magnus schlich sichtlich erschöpft in die Kabine zum Duschen. Herr Kusche bat die beiden Freunde nochmal ins Sportlehrerzimmer.
Sie überlegten kurz, was er von ihnen wollte, sie machten sich etwas Sorgen.
Herr Kusche bot ihnen einen Platz an und fragte sie dann direkt, ob sie Freunde seien. Tim und Julian blickten sich erstaunt an, was wollte er? Noch während sie sich anblickten, nickten sie synchron. Tim, „ja Herr Kusche, wir sind Freunde, wir kennen uns zwar erst seit dieser Woche aber ja, ich denke, wir können das so sagen.“ Julian sah Herrn Kusche mit rotem Kopf an und nickte zur Bestätigung, „ja, warum fragen Sie?“ „Nun Jungs, ich kenne dich, Julian, schon seit der 5. Klasse und du hast in dieser Zeit charakterlich einen großen Sprung vorwärts gemacht, sicher hat Tim auch deshalb einen so tollen Freund gefunden. Am Anfang dachte ich, ihr hasst euch, seid Kontrahenten, vielleicht wegen eines Mädchens oder so, aber so wie ihr harmoniert -angenehme Burschen. So, dass sag ich euch nur unter sechs Augen, nicht dass ihr euch darauf was einbildet. Ich werde euch umso strenger im Auge behalten, sei es hier beim Training oder im Sportunterricht. Ist das klar?“ Die beiden Jungs sahen sich überrascht an, lächelten und nickten ihrem Sportlehrer aber ernsthaft zu. „Aber warum ich euch eigentlich hergebeten habe, ist folgendes. Uns fehlt in der Schulmannschaft ein Langstreckler, der die 5.000 Meter besetzt. Julian kann bei einem Wettkampf nicht beide Strecken laufen. Ich weiß, dass du Tim, eine gleich gute 10.000 laufen kannst wie Juli, aber“, er holte kurz Luft und sah Tim konzentriert an, „ich hab deinen alten Trainer angerufen, der hat mir bestätigt, dass du genauso gut oder sogar noch besser über 5.000 bist. Ich soll dir übrigens liebe Grüße ausrichten und gut auf dich aufpassen. Ich glaube, ich weiß, was er gemeint hat. Er ist traurig, dass ihr weggezogen seid. Und außerdem möchte ich nicht, dass ihr euch in einem der Wettkämpfe gegenseitig fertigmacht. Also mein Vorschlag, den ich ehrlich mit euch beraten möchte, Julian konzentriert sich weiter auf die 10.000 und Tim auf die 5.000. Was nicht ausschließt, dass jeder von euch nicht auch die andere Strecke mit trainiert. Juli für die Schnelligkeit über die erste Hälfte und Timmi für das Stehvermögen. Was meint ihr dazu? Nein, ich will nicht jetzt sofort die Antwort, beratet beide. Ihr wisst jetzt, wie sehr ich euch beide mag, äh ich meine schätze. Ich werde eure Entscheidung akzeptieren. Bitte gebt mir in der nächsten Woche Bescheid, damit wir gemeinsam eure Trainingspläne für die kommende Saison erstellen können.“ Tim schluckte berührt, Julian und er sahen sich an und nickten nur. „Kerle“, meinte Herr Kusche nun, „so viel hab ich ja lange nicht mehr geredet.“
Er schnüffelte gekünstelt in der Luft, „äh Jungs, irgendwie müffelt es hier, seid ihr das etwa? Ihr riecht etwas streng, ab in die Dusche.“ Er lachte und ergänzte, „und Julian, bitte dran denken; hinterher alles aufräumen, Licht geht von allein aus und die Tür zuziehen. Macht’s gut Jungs, bis Montag.“ Er gab jedem der Jungs eine freundschaftliche Kopfnuss und verließ den Raum.
Magnus war längst über aller Berge. Regelrecht bewegt von dem Gespräch mit dem Sportlehrer saßen sie dann allein in der Umkleide und mussten erst mal durchatmen. „Mann Juli, der hat uns aber eben sowas von gelobt, das hab ich von einem Lehrer noch nie erlebt.“ „Ja, so ist er, sehr streng, aber trotzdem ein toller und gerechter Lehrer, ich mag ihn jedenfalls sehr.“ „Darf ich dich was fragen?“ „Na klar, ab heute und für immer-alles, frag!“ „Also du darfst aber nicht eingeschnappt sein, okay?“ Julian schluckte, schüttelte den Kopf. „Was?“ „Ich habe schon letztens beim Turnen gemerkt, dass er dich besonders mag, kann das sein?“ „Nee, glaub nicht, oder naja. Ich weiß nicht, ich finde, er ist manchmal besonders genau und streng bei mir, aber du hast wohl recht. Andererseits fühlt er ganz genau, wenn es mir schlecht geht, zum Beispiel wenn ein Wettkampf mal Scheiße läuft. Oder neulich beim Turnen, weißt du eigentlich, warum er mich da in die Kabine geschickt hat?“ Tim schüttelte den Kopf, „nee, warum?“ „Er hat bemerkt, dass ich nichts weiter unter der Turnhose trug und dass ich, na ja, dass ich fast einen Ständer hatte, der unten aus der Hose, also na ja…“. Tim grinste verstehend, „ahh ja, das hab ich dann auch gesehen, aber ich fands lecker, auch wenn du mich angeschnauzt hast…“ Juli bekam einen roten Kopf.
„Na dann will ich deinen jetzt aber auch mal genauer sehen, los komm, duschen.“ Tim erschrak, eigentlich hatte er sich auch gewünscht, ja schon davon geträumt, mit Julian nackt zusammen zu sein. Sie hatten sich zwar in der letzten Woche nach dem Training schon beide nackt in der Umkleide gesehen, aber jetzt so schnell und zusammen …? Er nahm all seinen Mut zusammen und begann zögerlich seine Sportsachen abzulegen, Julian saß ihm gegenüber und verfolgte fasziniert, wie Tim sich zögerlich entkleidete. Tim stoppte, „und du, willst du mit Klamotten unter die Dusche?“ Julian löste sich aus seiner Erstarrung, riss sich die Sachen vom Körper, „los, wer ist erster unter der Dusche!“ Er war ruck zuck nackig, jetzt war Tim es, der vor Staunen seinen Freund musterte, dessen wippenden, schon halbsteifen Schwanz betrachtete. „Los, komm schon“, forderte Julian jetzt übermütig. Sie wählten sich gegenüberliegende Duschen. Julian hatte sich zunächst mit dem Rücken zu Tim unter den Duschstrahl gestellt. Der seinerseits konnte seinen Blick nicht von Julis Rücken und dessen knackigen Hintern lösen. Unvermittelt drehte sich Juli nun zu Tim hin und grinste ihn an. Neugierig schauten sie sich gegenseitig beim Einschäumen zu. Die prasselnden warmen Wasserstrahlen taten ihren Körpern nach dem intensiven Training gut. Während sie sich abduschten, feixten sie sich an, konnte doch jeder inzwischen beim anderen schon einen mehr als nur Halbsteifen erkennen.
Etwas später tröpfelte es nur noch spärlich aus den Duschen. Unbeweglich, abwartend standen sie sich gegenüber. Sie musterten einander. Julian wurde dann aber doch verlegen, kleinlaut bedeckte er seinen steifen Pimmel mit den Händen und schaute bewundernd auf den Ständer von Tim.
„Mann, deiner ist aber ganz schön lang und groß.“ Er staunte „deine Eichel ist auch viel größer als meine. Und du hast schon so viele Haare dran, das sieht gut aus.“ Tim, dessen Schwanz sich noch weiter aufgerichtet hatte, als er das Lob von Juli hörte, flüsterte mit trockenem Hals leise in die entstandene Stille hinein, „ist doch egal, ich find deinen wunderschön, deine Eichel glänzt so und er zeigt gerade nach vorn.“ Mutig nahm Juli seine Hände zur Seite und fragt schüchtern „meinste ehrlich?“ „Klar“, Tim holte tief Luft, um dann noch leiser zu sagen „meiner zeigt immer so bisschen nach links, das ärgert mich.“ „Aber“, erwiderte Julian ebenso leise und sah Tim unsicher an, „ist doch egal, er sieht cool aus und viel wichtiger ist, dass wir Freunde geworden sind.“ „Und auch bleiben“, ergänzte Tim.
Gespannt schaute er Julian an. Die letzten Wassertropfen perlten dem von den Haaren, über das Gesicht und rollten langsam über die Brust hinab. Tim entdeckte auf der feucht glänzenden Haut an Julis Hals eine feingliedrige goldene glänzende Kette mit kleinen herzförmigen Anhängern. Julian bemerkte diesen Blick, hob die Kette etwas an und erklärte „die haben meine Eltern mir zu meinem elften Geburtstag geschenkt, als Glücksbringer. Seitdem trage ich sie immer, auch beim Laufen, beim Duschen, immer, auch beim Schlafen. Nur beim Sportunterricht muss ich sie abnehmen.“
Tim trat ganz nah an Juli heran und streckte die Hand nach der Kette aus, „sie ist sehr schön.“ Fasziniert befühlte er die leuchtenden kleinen schimmernden Herzen daran. Kurz verharrte er in dieser Haltung. Dann zuckte er erschrocken zurück, als er in diesem Moment der körperlichen Nähe bemerkte, dass ihre steifen Pimmel sich leicht berührten. Julian hatte sich bei der Berührung, wie erstarrt, nicht bewegt. Dann aber wich auch er zurück. So viel Nähe trauten sie sich doch nicht. Bevor sie sich allerdings ganz voneinander abwendeten, fasste Tim sich ein Herz, trat nochmal nah an Juli heran und gab dem Jüngeren einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Wieder stupste sein Steifer gegen Julis Eichel. Sofort zog er seinen Kopf zurück. Er war selbst erschrocken über sein Handeln, bekam einen Schluckauf, einen roten Kopf und stammelte, „entschuldige, das wollte ich nicht…“ Julian, der genauso erschrocken war, fasste sich zuerst, legte Tim beide Hände an den Hinterkopf und zog ihn sanft zu sich heran und gab ihm ebenfalls sehr liebevoll einen leichten Kuss auf die Stirn. Fest presste er seinen Körper an Tim an.
Der Duschstrahl war längst versiegt, beide Jungs standen regungslos beieinander, was fühlten sie? Tim erwachte als erster aus ihrer Erstarrung. Ein fieses Lächeln kam in sein Gesicht, er drehte die Dusche, unter der sie ja jetzt noch gemeinsam standen, mit einem Ruck auf „kalt“, zog Juli mit unter den eisigen Duschstrahl und hielt seinen Freund mit beiden Armen fest umschlungen. Der kreischte laut auf „hör auf du Sack, du bist fies! Lass mich los!“ Dann lacht er laut auf und begann unter der kalten Dusche einen kleinen Ringkampf mit Tim. Er hatte aber keine Chance gegen den Größeren und Älteren und sogleich schnappte Tim ihn sich und schleppte ihn, so nackig wie beide waren, in die Umkleide. Tapfer versuchte der Kleinere sich aus der Umklammerung zu befreien. Sie rangelten auf dem Fußboden, ihre feuchten Körper glitten dabei aneinander, so dass ihre Pimmel schon wieder Kontakt zueinander hatten und sich rasch wieder aufrichteten. „Frieden“, bettelte der Kleine, „bitte hör auf, sonst…“ Er starrte mit großen Augen auf Tims Schritt. „Sonst?“ Tim lachte, „was sonst?“ „Nee, bitte lass mich los!“ Der Große reagierte sofort, er schaute Tim unsicher an.
Schwer atmend saßen sie sich dann schweigend eine Weile auf dem Boden gegenüber und blickten jeweils auf den feuchten Pimmel des anderen. Sie hatten eine ganze Weile in der Dusche zugebracht. Julians Blick wanderte zur großen Wanduhr. Er erschrak „oh Timmi, Scheiße, der Bus ist weg. Der nächste fährt um diese Zeit erst in einer Stunde.“ „Mist!“ Tim fluchte. Sie hatten sich gerade fertig angezogen, als sie hörten, dass die Tür zur Halle geöffnet wurde, „Hallo, ist hier noch jemand?“, hörten sie die Stimme von Herrn Kusche. Die Jungs kamen aus der Umkleide geschlichen und schauten ihren Sportlehrer schuldbewusst an. „Ihr seid noch hier? Ich hatte noch Licht gesehen und dachte schon sonst was, habt ihr so lange geduscht?“ Er grinste ungläubig und meinte dann, „alles klar zwischen euch?“ Tim und Julian schauten sich an, grinsten etwas verlegen und nickten gleichzeitig. „Mensch, wann fährt euer Bus?“ Julian räusperte sich, meinte dann, immer noch grinsend „wir haben ein wenig länger geduscht und der nächste Bus fährt erst in einer Stunde, den anderen haben wir, hm…verpasst.“ Wieder schmunzelte Herr Kusche, „so, so – geduscht,“ er griente etwas amüsiert und schüttelte den Kopf. „Na los, ist zwar nicht meine Richtung, aber ich fahr euch schnell rüber in euer Kaff, aaaber…“ er legte den Zeigefinger auf die Lippen, „ihr wisst, dass ich das eigentlich nicht darf, also noch ein Geheimnis.“ Er blickte die Jungs verschwörerisch an. Die stutzten kurz, grinsten wieder und nickten. Sie hatten verstanden. So kam es, dass sie beide doch noch pünktlich zu Hause waren, sie bedankten sich bei Herrn Kusche. So wusste Julian nun endlich auch, wo Tim wohnte.
Als Julian die Haustür aufschloss blieb er kurz, wie vom Donner berührt stehen, bei all ihren Spielereien hatte er doch vergessen, Tim nach seiner Handynummer zu fragen. Tim ging es genauso, „ich bin ein Idiot, seine Handynummer“. Beide Jungs verfluchten sich im gleichen Augenblick, nur an verschiedenen Orten.
Julian fasste einen Entschluss…. Bald nach dem Abendessen wünschte er Mama und Papa eine gute Nacht und verzog sich in sein Zimmer. Eine ganze Weile später öffnete er vorsichtig seine Zimmertür, den kleinen Teddy hängte er von außen an die Klinke. Er lauschte von der obersten Treppenstufe hinunter zum Wohnzimmer, deutlich vernahm er die Stimmen im Fernseher, seine Eltern schauten wohl einen Krimi, umso besser. Seine Hauslatschen hatte er im Zimmer gelassen, nur auf Strümpfen schlich er leise die Stufen hinab. Gut, dass Papa letztens die eine knarrende Stufe repariert hatte. Möglichst leise nahm er Jacke und Schlüssel vom Haken, drehte vorsichtig den Knauf der Haustür und schlich auf Strümpfen vor die Tür. Erst hier wagte er es, die Schuhe anzuziehen, streifte sich die Jacke über, jetzt merkte er, es war bitterkalt geworden. Mit schnellen Schritten, fast rennend erreichte er den neuen Siedlungsteil und musste sich kurz orientieren, nicht dass er sich das falsche Haus aussuchte. Am Klingelschild fand er aber den Namen Wegner. Ratlos stand er am Zaun und spähte suchend in Richtung der Fenster, welches Zimmer würde Tim gehören? Was hatte er sich da bloß ausgedacht, er schüttelte sich vor Kälte. In einem der Zimmer im Erdgeschoss ging das Licht an, das Fenster wurde geöffnet und eine Frau schaute kurz heraus in Julians Richtung, schnell hatte er sich hinter die Hecke gehockt. Also das war schon mal nicht das Zimmer von Tim. Sicher lag sein Zimmer im oberen Stockwerk, hoffentlich nicht genau über dem Schlafzimmer der Eltern. Julian wartete eine kleine Weile, er schaute auf die Uhr, 22.15 Uhr, ob Tim schon schläft?
„Scheiße“, fluchte er leise in sich hinein. Vorsichtig ging er auf die andere Seite des Hauses, in einem kleinen Fenster im Obergeschoss, das von außen nicht durchschaubar war, flammte ein schwaches Licht auf. War das eventuell das Bad von Tim? Das wäre seine Chance. Leise, die Stimme möglichst gedämpft, rief er den Namen seines Freundes, „Tim“, er lauschte-nichts, nochmal, etwas lauter „Timmi!“ Das Licht in dem Fenster ging aus, enttäuscht wandte Julian sich ab und wollte gerade wieder abziehen, als das Fenster oben ganz leise und behutsam geöffnet wurde. „Juli?“, hörte er eine flüsternde Stimme fragen. Er trat einen Schritt zur Seite in das Licht der Straßenlampe, „Timmi, ich bin hier!“ Tim hatte das Fenster jetzt weiter geöffnet und schaute sich suchend um, er traute seinen Augen nicht. „Juli, was machst du hier?“ „Na was wohl, ich will zu dir, ich hab doch vergessen, dich nach deiner Handynummer zu fragen.“ „Du Spinner, das hätte doch Zeit bis morgen gehabt, aber genau das gleiche hab ich mir vorhin gedacht, ey Mann ich bin, ich…“ „Kannst du runterkommen?“ Tim überlegte, „wird schwierig, meine Eltern sind gerade erst ins Schlafzimmer gegangen. Ich probier’s, warte noch.“ Leise schloss er das Fenster. Tim schlich zurück in sein Zimmer zog sich seinen Jogginganzug über und stieg bedacht leise die Treppe hinunter.
Gerade griff er nach der Haustürklinke, als sich eine Hand von hinten auf seine Schulter legte, er erschrak mächtig. „Na Sohnemann, wo willst du denn um diese Zeit noch hin?“ Tim fuhr herum, Vati stand im Bademantel hinter ihm und sah ihn erstaunt an. „Vati ich wollte, ich…“, stammelt er , „ich muss…“ Er verstummte. „Timmi mein Großer, wer ist denn so wichtig für dich, dass du nachts aus dem Haus schleichen möchtest, kann sie oder er denn nicht reinkommen? Hast du so wenig Vertrauen zu uns?“ Tim schüttelte den Kopf, „Vati ich wusste doch nicht, dass, dass Julian“, er biss sich erschrocken auf die Lippen. Sein Vati verstand sofort, worum es ging, schließlich war er Kriminalist. „Also, dann hol den Julian bitte ins Haus, nicht dass er sich da draußen noch ne Lungenentzündung holt, dann hast du eine Weile nichts von ihm.“ Tim schaute seinen Vati ungläubig mit großen Augen an, „ich soll, Juli…?“ „Mensch Timmi, mach schon, dem ist bestimmt saukalt! Ich heiz den Kamin nochmal an, geh!“
Tim trat vor das Haus, Julian trampelte vor Kälte bibbernd von einem Fuß auf den anderen. „Mensch wo bleibst du denn, ich erfrier gleich.“ „Juli, komm mal her.“ Julian trat an seinen Freund heran, der legte seine Arme um ihn, hielt ihn ganz fest und zog ihn ins Haus. Vor lauter Überraschung wehrte der sich gar nicht dagegen. Tim zog Julian die Jacke aus, bedeutete ihm, die Schuhe auszuziehen und schob ihn vor sich her ins Wohnzimmer, dort saß Timmis Vati am lodernden Kaminfeuer und sah den beiden Jungs freundlich entgegen. „Guten Abend Julian, es ist schön, dass ich dich endlich kennenlerne, Timmi ist ja ganz hin und weg wegen dir. Er hat die ganze Woche nur von dir erzählt, du hast ihn sehr beeindruckt. Ich hab uns einen heißen Tee bereitet, den kannst du sicher gut gebrauchen, kommt Jungs, setzt euch zu mir ans Feuer.“ Tim fasste Julian ganz einfach an der Hand und zog ihn auf einen Sessel, unmittelbar neben seinem Vati und ganz nah am Kamin. Er selbst setzte sich seinem Freund gegenüber und sah ihm aufrichtig ins Gesicht. „Juli, du bist schon ein bisschen verrückt, bei der Kälte noch draußen rumzulaufen. Wolltest du zu mir?“ Sein Freund traute sich nicht, ihm in die Augen zu sehen, zusammengesackt saß er wie ein Häufchen Unglück in seinem Sessel. Er nickte stumm. Seine klammen Finger hielten die wärmende Teetasse umschlossen, vorsichtig schlürfte er einen ersten Schluck des wohltuend warmen Getränks, er hatte Tränen in den Augen, als er sich Tims Vati zuwendete, „bitte entschuldigen Sie Herr Wegner, dass ich, also dass…bitte rufen Sie nicht meine Eltern an, ich geh auch sofort wieder nach Hause, bitte, bitte ich möchte meine Eltern doch“, er schluchzte auf, „doch nicht enttäuschen.“ Die beiden Jungs sahen ängstlich zu Tims Vati hin und warteten darauf, dass das Donnerwetter über sie hereinbrechen würde. Tims Vati schaute aber nur wortlos von einem zum anderen. Nach einer für die Jungs quälend langen Zeit des Schweigens, räusperte er sich und wandte sich an Tim, „nun mein Sohnemann, was fühlst du gerade?“ Tim dachte kurz nach, setze sich aufrecht hin, schaute seinem Vati dann mutig ins Gesicht und meinte trotzig, „ich bin stolz auf meinen Freund, er ist mitten in der Nacht gekommen, um mir zu zeigen, dass ich ihm wichtig bin. Ich weiß nicht, ob ihr Erwachsenen das verstehen könnt, aber eigentlich hätte ich genauso auf diese Idee kommen können, nein müssen. Ich halte auf jeden Fall zu Julian egal, wie du uns bestrafen wirst.“ Sein Freund sah ihn mit großen Augen an und jetzt stiegen ihm erst recht Tränen in die Augen. Tims Vati sah zuerst seinen Sohn, dann Julian mit aufmerksamem Blick ins Gesicht und nickte. Wieder schwieg er eine ganze Weile „Julian, ich glaube, das war eben mehr als nur ein Freundschaftsbeweis, also wenn du schon nach so kurzer Zeit, die ihr euch kennt, das Herz unseres Jungen für dich gewonnen hast, dann, dann bin auch ich sehr stolz auf dich, nein auf euch beide. Denn Tim hat es bisher nicht sehr leicht gehabt, einen ehrlichen Freund zu finden. Und ich sehe es dir an, dass du genauso zu Tim halten wirst, dass du das Gleiche machen würdest für ihn, was immer auch passiert. Hab ich recht?“ Julian blickte Tims Vati auch in die Augen und nickte zustimmend, „ja Herr Wegner. Ich habe mich am Anfang dagegen gewehrt, habe ihn angeschnauzt, weggeschickt, aber…“, er musste schlucken, „er hat mich, hat mich ge...angeschrien, ich, aber ich hab gemerkt… Wir sitzen nebeneinander, wir haben die gleichen Interessen, wir laufen zusammen, wir haben so viel Gemeinsames und das wichtigste, wir vertrauen uns jetzt in allem…“ Er verstummte, schaute Tim fragend an. Der ergänzte, „er gibt mir Mut, er hat mich verteidigt gegen ein paar Idioten in unserer Klasse, wir ergänzen uns im Unterricht, im Sport, mit ihm, bei ihm, Vati, es stimmt einfach alles. Aber das war am Anfang nicht leicht für uns und wir haben eine gemeinsame Freundin, Therese, Vati du kennst sie. Sie hat uns dabei geholfen.“ Julian horchte auf, „Resi?“, fragte er ganz erstaunt. Tim nickte, „Juli, das ist eine eigene Geschichte“, er ging zu ihm hinüber, setzte sich auf die Lehne an Julis Sessel, legte Julian seinen Arm um die Schultern und meinte zu seinem Vati, „Vati, wir sind richtige Freunde geworden und wollen es bleiben, so lange, wie möglich. Ich halte zu Julian, egal, was du mit uns machst. Das werde ich auch seinen Eltern so sagen.“
Lange überlegte Tims Vati, was er dazu sagen sollte. „Wisst ihr beiden, so einen Freund, wie ihr jeder einen habt, hätte ich mir als Junge in eurem Alter auch gewünscht. Ich gratuliere euch zueinander.“ Er erhob sich, „Jungs, es ist sehr spät geworden, ihr müsst morgen wieder in die Schule. Ich denke Julian, du brauchst die Handynummer von Tim heute nicht mehr, er gibt sie dir morgen, aber eigentlich brauchst du sie gar nicht, denn ich möchte dir sagen und versichern, du kannst zu jeder Zeit zu uns, d.h. zu Tim kommen und bleiben, wann immer du möchtest, du bist in unserem Haus ein gern gesehener Gast. Natürlich nur, wenn Tim es auch möchte und deine Eltern einverstanden sind.“ Tim sprang auf, „ja Vati, ja, immer, immer, danke!“ Er drückte seinen Vati ganz herzlich und schaute Julian glücklich an. Herr Wegner ergänzte lachend „aaaaber bitte nicht mehr solche Nacht- und Nebelaktionen, versprochen? Und eine Bedingung, bei passender Gelegenheit berichtest du deinen Eltern bitte allein von dieser Aktion, so viel Mut hast du bestimmt.“ Juli erhob sich auch strahlte ihn an, „wirklich?“ „Wirklich!“ Tim ging zu ihm, stellte sich direkt vor ihn, Juli wusste instinktiv, was nun kommen würde, er schloss die Augen. Tim legte eine Hand in Julians Nacken, zog die Stirn seines Freundes gegen seine und hielt ihn einen Moment lang so fest. Tims Vati war baff, er schmunzelte. „So Jungs, genug für heute. Morgen ist auch noch ein Tag und ich glaube, wir sehen uns ja alle am Wochenende. Ich freue mich schon darauf, Julian, deine Eltern kennenzulernen, wer so einen tollen Jungen hat, der muss selbst auch großartig sein.“ Julian nickte bestätigend, „ja das sind sie.“ „Tim, du gehst jetzt bitte ins Bett, ich bring Julian schnell nach Hause, ich hoffe, er hat den Hausschlüssel nicht vergessen?“ „Nee, hab ich.“ „Danke Vati, du bist der Beste.“ Die Jungs umarmten sich kurz herzlich, „gute Nacht Juli, gute Nacht Vati.“ Tim flitzte nach oben. Herr Wegner nun zu Julian, „na dann los.“ Vor seiner Haustür angekommen, flüsterte Julian Tims Vati ein „danke Herr Wegner“ zu und umarmte ihn auch kurz, mit aller Vorsicht steckte er den Haustürschlüssel ins Schloss und drehte ihn gefühlvoll herum… Leise schlich er die Treppenstufen hinauf, der kleine Teddy an der Tür begrüßte ihn stumm mit lachendem Gesicht, wieder hatte er ein Geheimnis im Jungszimmer bewahrt. Julian bemerkte seine große Müdigkeit, kontrollierte noch einmal seinen Handywecker und fiel mit einem Lächeln in seinem Gesicht, eingemummelt in seine Decke, sofort in einen tiefen Schlaf. Tims Vati kehrte kurze Zeit später zurück, Tim war nochmal aus seinem Zimmer gekommen und saß im Schlafanzug auf ihn wartend auf der unteren Treppenstufe. Leise flüsterte der Vati, „Timmi, du hattest mir versprochen, ins Bett zu gehen, was gibt es noch?“ „Vati, ich wollte dir unbedingt noch sagen, dass ich dich sehr lieb habe und Mutti auch. Und dass du bitte nicht sauer bist auf Julian und mich. Ich hab zum ersten Mal einen Freund, mit dem ich wirklich alles zusammen machen möchte, was Jungs sich wünschen, bitte versteh das nicht falsch. Aber wir vertrauen uns und können über alles miteinander reden oder uns einfach mal… ach na eben, er ist klasse.“ Er stand auf, auf der Treppenstufe stehend war er fast so groß wie sein Vati, er fasste seinen Vati mit einer Hand in den Nacken zog dessen Kopf sachte zu sich heran und, na genau. „Danke mein Paps.“ Der große 15-Jährige drückte seinem Vati einen Kuss auf die Stirn, drehte sich um und verschwand in seinem Zimmer. Dort ließ er sich müde auf seine neue breite Liege fallen, zog die kuschelige Decke über sich und war schnell eingeschlafen. Sein Vati schlich ins Schlafzimmer, Tims Mutti hatte von all dem nichts bemerkt, sie schlief bereits tief und fest. Noch einmal schüttelte Herr Wegner mit einem Lächeln im Gesicht den Kopf, „unsere Jungs“, dachte er bei sich, unsere…? Na gut, zufrieden schlief auch er ein.
Der letzte Tag der ersten Schulwoche des neuen Jahres begann für Julian und Tim eigentlich wie gewohnt und doch auch wieder nicht. Beide waren frühzeitig, noch vor dem Wecksignal ihrer Handys, wach geworden. Hatten sie doch am späten Abend des gestrigen Tages aufregendes erlebt. Tim sprang voller Tatendrang aus seinem Bett, er hatte tief und fest geschlafen und war früh wach geworden, weil sich gegen Morgen die Gedanken an Julian wieder stark in seinem Bewusstsein Platz gesucht hatten. Fröhlich stieg er nach der Dusche hinunter, um mit seinen Eltern zu frühstücken. Seine Mutti begrüßte ihn herzlich mit einem Küsschen auf die Nase und einem dicken Kuss auf die Stirn. „Der dicke Kuss ist von Vati und er bestellt dir extra liebe Grüße! Er wurde heute Morgen schon wieder angerufen, es gab schon wieder einen Einsatz für ihn.“ Tim dankte ihr und setzte sich an den Frühstückstisch. Seine Mutti schaute ihn fragend an, „sag mal Timmi, gibt es einen besonderen Grund, dass ich dich von Vati besonders lieb grüßen und dir einen extra dicken Kuss geben soll?“ Tim wurde verlegen, sein Gesicht nahm wieder die Farbe eines Feuerlöschers an, sollte er seine Mutti belügen? Er wich ihrem Blick aus, zuckte mit den Schultern, „weiß nicht.“ Mutti kannte aber ihren Sohn und, dass etwas nicht stimmt und hakte kurz nach, „gibt es Männergeheimnisse Sohnemann?“ Tim war erleichtert, dass sie ihm diese Brücke baute, „ja Mutti, aber nichts wirklich Schlimmes, wir erzählen es dir bestimmt am Wochenende, wenn Juli…, äh ich mein, wenn deine neue Kollegin bei uns zu Besuch ist.“ Seine Mutti schmunzelte, „na da ich aber gespannt, dein Julian scheint ja ein wahrer Zauberer zu sein.“ Timmi schaute sie erschrocken an, hatte er sich verplappert oder konnte Mutti Gedanken lesen? Schnell stopfte er das letzte halbe Brötchen in den Mund und nuschelte, „Mutti ich muss los, der Bus kommt gleich.“ Seine Mutti blickte zur Uhr, der Bus würde frühestens in15 Minuten kommen, Tim brauchte 5 Minuten zur Haltestelle, sie sagte aber nichts. „Trink wenigstens deinen Kakao in Ruhe aus, mein Schatz.“ Tim stürzte den Kakao hinunter, schnappte sein Schulzeug und wollte zur Tür, Mutti hielt ihn auf, „Timmi, dein Kakaobart, so kannst du nicht gehen.“ Sie nahm eine Serviette und wischte ihm kurz über den Mund, „so nun los, aber nicht ohne Jacke!“ Sie lachte als Tim wie ein Blitz durch die Haustür verschwunden war. „Junge, hat der‘s aber eilig. Na, da bin ich ja auf das Wochenende gespannt.“ Sie räumte das Geschirr zusammen und machte sich auch für den Arbeitsweg fertig.
Auch Julian war frühzeitig wach geworden, allerdings hatte er nicht so eine gute Nacht, immer wieder war er wach geworden, sein schlechtes Gewissen plagte ihn. Was würden seine Eltern dazu sagen, wenn sie erfahren, dass er mitten in der Nacht das Haus verlassen hatte, durch das Dorf gerannt war, um Tim zu sehen. Ja und dann auch noch von dessen Vater erwischt zu werden. Aber es war ein sehr angenehmer nächtlicher Besuch bei Tim gewesen, er schöpfte eigentlich Zuversicht, seine Eltern waren die besten der Welt, naja, scheinbar neben denen von Tim. Sie würden bestimmt verstehen, oder…?
Langsam und etwas unsicher stieg auch er zum Frühstück hinunter in die Küche, Mama und Papa erwarteten ihn bereits. „Guten Morgen großer Schatz“, sprach Mama ihn liebevoll an, Papa strich ihm über den Kopf. „Na“, meinte er, „da ist die erste Schulwoche auch schon wieder fast geschafft.“ Julian nickte gedankenversunken. „Guten Morgen“, murmelte er abwesend. Mama und Papa schauten sich fragend an, was war mit ihrem Jungen los? Um ihn aufzumuntern, fragte Papa ihn nach den heutigen Schwerpunkten in der Schule. „Julian“, Papa schaute ihm in die Augen und sprach etwas lauter. Bei dieser Ansprache schreckte er auf. „Julian“ So war er längere Zeit nicht mehr angesprochen worden. „Was ist mit dir los, hast du nicht gut geschlafen, du siehst recht angespannt aus. Gibt es Schwierigkeiten in der Schule, hast du Probleme?“ Er schüttelte den Kopf. „Oder ist es etwa wieder…?“ „Nein Mama, nicht schon wieder, es ist nichts Schlimmes. Ich hab nur keinen Appetit heute, darf ich aufstehen?“ Papa nickte, na klar, „hast du alles, was du brauchst?“ Julian nickte. „Na dann.“ Die Eltern wussten im Moment zwar nicht, was sie gerade von Julis Verhalten halten sollten, vertrauten aber darauf, dass er ihnen gegenüber eigentlich immer ehrlich und aufgeschlossen war. Sie hatten viel Verständnis für ihren pubertierenden Sohn. Juli flitzte nochmal in sein Zimmer, schnappte sich sein Schulzeug und sein Handy. Gerade fühlte er, dass er sich auf Tim freute, dass ihn etwas zu ihm zog. Kurz schaute er nochmal in den Spiegel, wuschelte durch seine Haare. Unten im Flur traf er auf Papa, der sich auch gerade zur Abfahrt bereit machte, „kann ich dich mitnehmen?“ „Danke Papa, aber ich möchte doch Tim im…ich meine mit dem Bus fahren.“ Er schluckte. Papa bemerkte das kurze Stocken von Julian und nickte, „alles klar Großer?“ Er hob den Arm, um Juli nochmal zu streicheln, der zog ruckartig den Kopf zur Seite, „nicht die Haare“, Papa schmunzelte und strich ihm über die Schulter, „alles gut, Großer. Dann tschüss bis heute Abend. Tschüss Susanne, bis heute Abend“, rief er In die Küche. Julian ging nochmal zu Mama, umarmte sie liebevoll und verabschiedete sich auch. „Einen schönen Tag Juli, wir haben dich lieb.“ „Ich weiß, Mami, danke.“
Leise zog er die Haustür hinter sich zu und ging dann aber mit schnellen Schritten zur Haltestelle. Schon von weitem sah er Tim dort stehen, der in seiner Richtung stand und ihm lächelnd entgegensah. Er fühlte, wie sich sein Puls rasch beschleunigte. Was ist das, bin ich denn so in Tim vernarrt, ja er gestand es sich ein. Er wollte mit Tim zusammen sein. Tim kam ihm ein paar Schritte entgegen. Verstohlen blickte er sich um, einige jüngere Schüler tobten an der Haltestelle herum. Gut gelaunt grüßte er im Vorbeigehen drei ältere Frauen „guten Morgen“. Die wollten auf den Freitagsmarkt und beobachteten die beiden Achtklässler skeptisch. Also begrüßten sich die beiden Jungs nur, indem sie sich mit den Händen abklatschten. Ihre Augen begrüßten sich aber umso herzlicher. Als der Bus heranrollte, traten die Jungs näher an die Straße heran, der Busfahrer erkannte die beiden Freunde und ließ zu ihrer Begrüßung kurz die Lichthupe aufblitzen. Julian grüßte lachend zurück. Im Bus zögerte Julian einen Augenblick und wollte sich wie gewohnt zur hinteren Sitzbank begeben, stoppte aber und schob Tim vor sich her auf den Sitz hinter dem Fahrer und ließ sich danebenfallen. Er rückte richtig nah an seinen Freund heran und zeigte ihm somit seine vertraute Zuneigung. Tim erwiderte die Berührung von Julian, indem er ihm kurz die Hand auf das Knie legte, er wollte sie gerade wieder wegnehmen, als Julian seine Hand darauflegte und seine Hand festhielt. Tim spürte, dass Juli seine Hand umfasste und sie sich selber auf seinen Schritt legte, dort fühlte er die wachsende Beule in Julis Jeans. Julian bekam einen Ständer. Erschrocken zog er seine Hand ruckartig weg und schaute mit hochrotem Kopf aus dem Fenster. Juli, selbst erschrocken über seinen Mut rückte etwas ab von Tim und fragte leise, „soll ich … weggehen?“ Ohne ihn anzusehen, schüttelte Tim den Kopf. Wieder flüsterte Juli, „entschuldige, ich, ich…“
Tim antwortet nicht. Als der Bus wieder hielt, stiegen Lukas, Franz und Therese ein, die beiden Jungs gingen, ohne ihre Klassenkameraden zu beachten, nach hinten durch, Resi setzte sich auf der anderen Seite auf Höhe von Julian und Tim und begrüßte die beiden mit einem gut gelaunten „Morgen ihr beiden.“ Irgendein Murmeln kam zurück, erstaunt blickte sie hinüber und spürte die Spannung, die zwischen den beiden Jungs herrschte. „Hey, ist was mit euch? Ooohr nee, was ist denn nun schon wieder? Manno, Timmi, Juli, habt ihr ne Macke?“ Sie bekam keine Antwort. Nebeneinander trotteten beiden wortlos später ins Schulhaus. Therese folgte ihnen, ohne zu verstehen, was eigentlich los war. Entnervt ließ sie die Jungs in Ruhe. Der Schultag begann schleppend, Julian war zum Teil unkonzentriert und selbst Frau Winkler in Mathe war erstaunt, dass er eine relativ einfache Aufgabe, nicht auf Anhieb lösen konnte. Tim stotterte ebenfalls rum. Jedoch war ihre Mathelehrerin erfahren genug, um zu begreifen, dass sie die beiden Jungen heute erstmal in Ruhe lassen musste. Julian fragte sich immer wieder, ob er es übertrieben hatte heute Morgen im Bus. Mehrfach hatte er versucht, sich bei Tim zu entschuldigen, der hatte immer wieder abgeblockt. Gar kein Verständnis hatte der Physiklehrer, der ein ganz anderer Lehrer war, der von seinen Schülern ungeteilte Aufmerksamkeit forderte. Und so kam, was kommen musste. Tim und Julian waren gemeinsam mit einem Experiment zur Elektrophysik beschäftigt, als Julian es nochmal versuchte. Freundschaftlich legte er seine Hand auf die von Tim, dieser zog seine ruckartig weg und fegte mit seiner unbedachten Bewegung den gesamten Versuchsaufbau vom Tisch. Es gab ein mächtiges Getöse, dass sofort den Lehrer auf den Plan rief. Er schnauzte die beiden an und wies sie an, aufzuräumen. Ihr Experiment erklärte er für gescheitert, sie erhielten für die heutige Stunde eine Note fünf. Verbittert räumten sie gemeinsam die Geräte weg und setzten sich zögernd auf ihre Plätze. Julian sah Tim bittend an, der aber hatte keinen Blick für ihn. Von Lukas und Franz ernteten sie höhnisches Gelächter, Therese blickte wie erstarrt zu den beiden rüber, bis Clemens sie anstieß und leise fragte „machen wir weiter? Resi?“
Zum Glück endete die Stunde kurz darauf. Schon zum zweiten Mal in dieser Woche musste Tim bei einem Lehrer nach der Stunde antreten und sich die Belehrung anhören, dass und so weiter…diesmal musste aber auch Julian mit dazu. Bevor Herr Wildauer überhaupt weiter loslegen konnte, entschuldigte Julian sich bei ihm und erklärte, „Herr Wildauer, bitte, ich möchte Ihnen ganz kurz erklären, ich bin heute nicht gut drauf, das hat persönliche Gründe. Ich bin schon den ganzen Tag unkonzentriert, deshalb habe ich das Experiment …versaut, Tim kann gar nichts dafür. Bitte, glauben sie mir. Wenn es eine Fünf sein muss, dann bitte für mich. Timmi ist unschuldig.“ Tim stand zerknirscht daneben, überrascht sah er seinen Freund an. Herr Wildauer sah von einem zum anderen, überlegte kurz, dann schmunzelte er. „Ich denke, ich hab euer „Problem““, er betonte dieses Wort sehr nett, gar nicht fies, „erkannt. Soll ich euch in Physik auseinandersetzten?“ Tim und Julian erschraken, vehement schüttelten sie beide die Köpfe. Der Lehrer lachte laut auf, „okay, Julian du bist doch eigentlich ein Physikfan, ich kenne dich so gar nicht. Ist dein neuer Banknachbar daran schuld, dass du…?“ Er ließ den Satz unvollendet. Tim und Juli schauten erst sich gegenseitig, dann wanderten ihre Blicke gleichzeitig verwundert zum Lehrer. „Wieso, wie kommen Sie, was meinen Sie…?“ Herr Wildauer ließ Julian nicht ausreden, er winkte ab. „Also ja, es scheint es etwas Besonderes zwischen euch zu geben. Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Also, die Fünf wird gestrichen, Bedingung, ihr führt das Experiment in der nächsten Stunde vor der Klasse nochmal exakt vor. Einverstanden?“ Ungläubig blickten die Jungs zum Lehrer auf. Sie schauten einander an und nickte beide gleichzeitig. „Na also,“ meinte Herr Wildauer, „und noch was, ich weiß, ihr seid beide Läufer, Laufen macht den Kopf frei, denkt mal drüber nach und gemeinsam macht das noch mehr Spaß, ihr beiden Kerle.“ Wieder lachte er laut auf. „So und nun klaut mir nicht länger meine Pause.“ Er schnappte sich seine alte abgewetzte Ledertasche, vom Pult, drehte sich einfach um und ging in Richtung Lehrerzimmer davon.
Tim und Julian standen stumm nebeneinander schauten dem Lehrer nach. Suchend sah sich Tim auf dem langen Flur um, sie waren allein. Er wendete sich Juli zu, der unbeholfen neben ihm stand. „Das hat mich heute Morgen etwas überfordert, ich möchte es auch, aber lass uns noch ein wenig mehr Zeit, ja?“ Er streckte die rechte Hand aus, legte sie Julian in den Nacken und zog das Gesicht des Freundes zu sich heran, nein nicht Stirn an Stirn. Er gab ihm einen flüchtigen, aber zärtlichen Kuss…auf den Mund. Schnell löste er sich wieder von ihm und rannte auf den Schulhof. Überwältigt davon blieb Julian wie angewurzelt stehen. Mit den Fingern tastete er über seine Lippen, Timmi hatte ihn geküsst. Ein wohliger Schauer durchfuhr ihn. Ja, er wollte Tim als Freund nicht verlieren, rasch machte er sich auf den Weg auf den Schulhof. Mit den Augen suchte er nach Tim, der saß etwas entfernt auf ihrem „Stammplatz“ etwas abseits auf der kleinen Mauer am Steingarten, Therese war bei ihm und redete auf ihn ein. Aber Tim schien ihr gar nicht zuzuhören, er schaute unsicher seinem Freund entgegen. „Was ist nur los heute mit euch beiden? Erst schweigt ihr eisern, in Physik kassiert ihr nen Anschiss und ne Fünf und jetzt kommt jeder einzeln angelatscht.“ Juli trat hinzu und meinte kurz, „Resi, wir haben dich gern als Freundin, wir erklären dir das vielleicht ein anderes Mal. Wie sieht es aus, hast du heute Nachmittag schon was vor? Timmi und ich möchten dich gern zum Eisbecher ins Eiscafé einladen, du weißt schon.“ Tim blickte erstaunt auf, „Eiscafé, davon weiß…“ Er verstummte auf ein Zeichen von Julian hin. Therese schwieg kurz, um dann unglücklich zu sagen „nein leider, ich…“ jetzt begann sie zu stottern, „ich hab…bin schon mit Magnus verabredet, sorry Juli ähm und Tim“, ergänzte sie.“ „Schon klar, war ja klar“, meinte Julian enttäuscht. „Na dann…“ Sie erhoben sich, die letzte Stunde für heute, Deutsch war noch mal dran. Therese verschwand nochmal kurz auf der Mädchentoilette, die Jungs begaben sich zügig nach oben. Auch die Stunde war schnell geschafft, Tim entspannte sich immer weiter und als sie gemeinsam zur Bushaltestelle schlenderten, fragte er Julian, „was war denn das mit dem Eiscafé?“ „ Ach weißt du, Resi und ich, wir kennen uns seit der fünften. Wir sind einfach richtige Freunde, mehr so wie Schwester und Bruder. Deshalb konnten wir bisher eigentlich bisher über alles reden, was uns so bewegte. Sie hat mir immer vertraut und ich ihr auch. sie weiß ganz viel von mir…na ja auch“, er unterbrach sich. „Also, immer, wenn wir mal Stress miteinander hatten, sind wir ins Eiscafé in die Stadt gefahren und haben drüber gesprochen. Aber es hat sich verändert, seit sie mit Magnus zusammen ist.“ „Und ihr habt über alles gesprochen, auch über, na ja?“ „Nee, mit der Zeit hab ich auch gemerkt, dass Mädchen anders ticken und ich auch Sachen hatte, die ich mit ihr nicht besprechen wollte. Dazu braucht man als Junge einen richtigen Freund. Wenn man…“, wieder er brach ab und schaute Tim unruhig an. Er wollte gerade weitersprechen als Lukas und Franz zur Haltestelle kamen und im nächsten Augenblick rollte auch der Bus heran. Sie ließen die Klassenkameraden zuerst einsteigen und setzten sich dann auf ihre gewohnten Plätze. Therese war nicht mit im Bus, sie hatte ja ihr Date mit ihrem Freund. Nachdem die Schüler im Nachbardorf ausgestiegen waren, waren die beiden Freunde neben einer alten Frau die einzigen Fahrgäste im Bus. Die alte Frau schlummerte weit hinten auf ihrem Sitz. Tim blickte nach rechts, Julians Blick war nach vorn durch die Frontscheibe gerichtet, in Gedanken vertieft verfolgte er die Fahrstrecke. Vorsichtig und zögernd griff Tim nach rechts, erfasste die Hand von Julian und legte sie flach in seinen Schritt. Julian reagierte nicht gleich, er sah weiter geradeaus. Dann, ganz vorsichtig begannen seine Finger, sich tastend zu bewegen, sie fühlten die sich rasch vergrößernde Beule in Tims Hose. Er zog seine Hand langsam wieder zurück und blickte Tim aufrichtig an, „Timmi, du musst das nicht machen, erst recht nicht jetzt und hier. Ich war heute Morgen dumm, dich so zu überfallen, lass uns Zeit. Ich habe dich verstanden.“
Tim, der erwartet hatte, dass Juli ihn anschnauzen würde, saß stocksteif da, nun entspannte er sich sichtlich, ein Lächeln kam in sein Gesicht. „Juli, du bist so lieb.“ Der knuffte Tim in die Seite. „Selber, ich freu mich auf den Besuch bei euch, nein bei dir.“ „Hast du deine Ellis schon gefragt ob du…“
„Meine Herren, wir sind da oder wollt ihr noch ne Runde mitfahren?“ Der Busfahrer grinste in den Rückspiegel. Die Jungs sprangen auf, schnappten sich ihre Klamotten und sprangen aus dem Bus, die alte Frau schüttelte nur den Kopf, „diese Jugend…“ Der Busfahrer erwiderte laut, wie für sich selbst aber so, dass sie es hören musste, „aber wir waren doch auch mal jung, oder?“ Er schloss die Türen und gab Gas. Tim wollte sich von Juli mit einem Handschlag verabschieden, der hielt aber seine Hand fest und fragte nur „laufen?“ „Laufen“, antworte Tim. „Halb fünf an der Bank am Seeparkplatz, okay?“ Tim nickte, „ja ich kenn die Seerunde schon, einverstanden.“ Julian, „Ich weiß, hab dich schon gesehen dort...“ Tim blickte ungläubig, „echt?“ Juli antwortete nicht weiter, sondern winkte im Gehen und rief nur, „bis halb fünf!“ Tim ging zügig in seine Richtung und überlegte, wo Julian ihn gesehen haben könnte, er hatte neulich niemanden bemerkt. Überpünktlich trat Tim knapp zwei Stunden später aufgeregt am vereinbarten Treffpunkt von einem Bein auf das andere. Ungeduldig blickte er in die Richtung, aus der Julian eigentlich kommen müsste. Er bemerkte nicht, dass sein Freund sich ganz leise von hinten angeschlichen hatte und erschrak ein wenig, als sich plötzlich von hinten zwei Hände über seine Augen legten. Nach einem kurzen Schreckmoment, in dem er die Luft angehalten hatte, atmete er tief aus. „Juli?“ Jetzt wurde er an den Schultern berührt und herumgedreht, schelmisch lachend stand Julian vor ihm, zog ihn mit beiden Händen nah an sich heran und presste seine Stirn an die von Tim. „Wo kommst du denn her, ich hab dich gar nicht bemerkt?“ Ohne eine Antwort legte Juli ihm den Zeigefinger auf den Mund und flüsterte nur „Geheimnis, später mehr.“ Dann lauter, „los komm, eine Runde reicht für heute, es wird schon ziemlich dunkel.“ Locker machten sie sich auf den Weg, da sie beide erfahrene Läufer waren, liefen sie den ersten Kilometer entspannt ein, um dann das Tempo stetig zu erhöhen. Sie harmonierten bei ihrem Lauftempo so, als ob sie schon immer zusammen trainiert hätten. Als sie nach der Runde wieder am Parkplatz ankamen, meinte Tim, „Mann das war ja echt entspannt, woll‘n wir noch eine Runde machen?“ Juli nickte und bedeutete ihm wortlos, ihm zu folgen. Sie begannen die Runde nun in der entgegengesetzten Richtung, als Julian nach etwa der Hälfte der Runde langsamer wurde und in Schritt verfiel. Er stoppte Tim und zog ihn schweigend seitlich ins Gebüsch. Zögerlich und mit fragendem Blick folgte Tim ihm in das Unterholz. Im Dunkel der Bäume nahm Tim nach einigen Metern wahr, dass Juli einem schmalen, kaum sichtbaren Pfad folgte. Nach etwa 20 Metern, der Seeweg war nur noch in ihrem Rücken zu erahnen, lichtete sich das Dickicht zu einer kleinen, kaum 10 Meter breiten Lichtung im Gebüsch, die von undurchsichtigem Unterholz umrahmt war. Am Rand der Lichtung lag ein alter dicker Baumstamm am Boden. Julian blieb stehen und drehte sich erwartungsvoll zu seinem Freund um. „Na was sagst du?“ Tim blieb staunend stehen, sah sich um und ahnte, wohin ihn Julian geführt hatte. „Dein geheimes Versteck?“, fragte er flüsternd. Juli nickte, genauso flüsternd antwortete er, „ja, meins und wenn du magst, ab jetzt auch deins…“ Er sah Tim gespannt an, der sich immer noch umschaute. Langsam drehte er sich zu Julian zurück und nickte stumm, „Sehr gern aber nur mit dir zusammen.“ Juli hatte sich inzwischen auf den Baumstamm gesetzt. Sein Freund ließ sich neben ihm nieder, gemeinsam blickten sie in den Himmel, wo einzelne erste kleine Sterne durch die Zweige matt schimmerten. Ganz undeutlich konnten sie den See erahnen, auf dem sich die Lichter der Häuser auf der anderen Seeseite spiegelten. Juli flüsterte „im Frühling und Sommer verbergen die Blätter den Blick auf den See komplett, dann bin ich…sind wir für alle unsichtbar.“ „Es ist schön hier“, flüsterte Tim zurück. Julian nickte, tief atmete er ein und seufzte. Tim sah ihn fragend an, „was gibt‘s Juli?“
„Timmi, ich hab Schiss, meinen Eltern zu sagen, dass, na ja dass ich in der letzten Nacht bei dir war, ich hab Angst, dass ich bei dir am Wochenende nicht übernachten darf.“ Er schluckte schwer, Tim sah in den Augen von Julian Tränen schimmern. „Wart’s ab, du konntest doch bisher immer Vertrauen zu deinen Ellis haben, stimmt’s? Was ich bei meinen Eltern schätze, mit Ehrlichkeit kannst du viel erreichen, na und meinen Vati hast du ja kennengelernt. Ich glaub, bei dem hast du einen großen Stein im Brett, nein einen ganzen Felsen.“ Julian lachte, unsicher „meinst du?“ „Ja klar, ich glaub er wird uns unterstützen, aber sagen musst du es deinen schon allein, du hast es ihm versprochen.“ Julians Lachen verschwand aus seinem Gesicht. Tim legte einen Arm um die Schultern von Juli, der wendete sich ihm zu und blickte seinem Freund tief in die Augen. Er umschloss die Schultern seines größeren Freundes mit beiden Armen und zog Tims Gesicht zu sich. Ein langer Kuss auf die Lippen verband in diesem Moment die beiden Freunde. Als sie sich voneinander lösten, flüsterte Juli, „Timmi, du bist so lieb.“ „Du auch.“ Tim gestand, „ich hab noch nie geküsst…und, und einen Jungen, also dich.“ Julian schmunzelte nur. „Ich auch nicht.“ Tims Handy schurrte, eine SMS seiner Mutti. „Timmi, wo bist du? In einer halben Stunde kommt Vati vom Dienst, wir möchten mit dir noch was besprechen für morgen. Kannst du bitte pünktlich sein, Küsschen.“ Er hielt Juli das Handy hin, „ich muss“, kommentierte er. „Hoffentlich schaff ich das noch zurück.“ Julian stand auf und zog seinen Freund hinter sich her, „komm“, meinte er bloß. Sicher folgte er einem undeutlichen Pfad durch das Unterholz in eine ganz andere Richtung, als sie hergekommen waren. Tim unsicher, „meinst du, das ist der richtige Weg?“ Julian nur, „Du vertraust mir doch, oder?“ Nach ein paar Minuten kamen sie an einen Zaun, Tim schlüpfte nach Julian durch das Loch im Zaun, er staunte, sie standen auf der Rückseite des Grundstücks von Julian Elternhaus. Zwei der Fenster im Haus waren in der zunehmenden Dunkelheit beleuchtet. „Wow, hier ist das“, kam aus seinem Mund. Juli sah ihn verständnislos an, „hä, was ist wo?“ „Ach das ist mir jetzt peinlich.“ „Was ist, haben wir uns Ehrlichkeit und Vertrauen versprochen?“ Julian klang etwas sauer. „Ähm, also, ich hm, ich hab dich neulich abends mal, also euer Haus angeschaut so fast im Dunkeln und da, da bist du auch über diese Wiese hier ins Haus gegangen...du warst bestimmt am See.“ „Du hast mich gesucht und beobachtet, du hast mich gestalkt?“ Er lachte laut auf. Tim nickte. „Ja, bitte sei mir nicht böse, Juli bitte, ich hatte, ich wollte…“, er schluckte. Julian aber dachte überhaupt nicht daran, er zog Tim spontan unter einen überhängenden Ast ins Dunkel, nahm ihn nochmal in die Arme und jetzt folgte ein langer Lippenkuss. Tim war überwältigt und erwiderte den Kuss heftig.
Julian fand als Erster die Sprache wieder, „los, Timmi, du musst, scheiße, wieder kein Handy dabei, Mist.“ „Na hast du deine Nummer denn nicht im Kopf?“, fragte Tim jetzt erstaunt. Julian nickte, „doch.“ „Na los, sag einfach, ich tipp sie ein und ruf dich an, dann hast du meine auch. Schnell tippte er die Handynummer, die Juli ihm nannte ein und drückte sofort die Ruftaste, er hörte das Rufzeichen am anderen Ende.
„Top, so jetzt muss ich aber los. Rufst du mich nachher nochmal an? Und frag, ob du morgen bei mir übernachten darfst, magst du überhaupt?“ „Jetzt verschwinde aber, bevor ich es mir anders überlege!“ Juli stupste seinen Freund gegen die Brust, „los hau ab.“ Vorsichtig öffnete er das Gartentor und Tim schlüpfte hindurch, ohne sich umzudrehen, rannte er los in die neue Siedlung.
Schweren Herzens sah Julian ihm nach, ihm stand noch eine schwierige Aufgabe bevor, musste er doch seinen Eltern noch den nächtlichen Ausflug zu Tim, d.h. zu Familie Wegner gestehen. Er schlich über die Terrasse ins Haus und wollte sich die Treppe zu seinem Zimmer hochschleichen aber seine Mama hatte ihn gehört, „oh Juli mein Schatz, warst du so lange laufen, es ist doch schon dunkel.“ Er nickte und berichtete kurz davon, dass er mit Tim, dem Sohn der Familie Wegner, also von der neuen Kollegin von Mama, die Seerunde gelaufen war und dass sie noch etwas gequatscht hatten. „Ach ja seine Mutti hat mir erzählt, dass ihr nebeneinander sitzt und euch ziemlich gut angefreundet habt, also das hat sie so erzählt.“ Juli nickte nur dazu. Mama stutzte! „Juli oder stimmt das nicht?“ „Doch Mama, sehr sogar, ich glaub, ich, ach später, ich geh mal duschen, was gibt’s Schönes zu essen?“ Mama schüttelte nur den Kopf, „lass dich überraschen mein Großer.“ Juli zog seine Sportsachen noch auf dem Flur vor seinem Bad aus und warf sie in sein Zimmer, er würde sie später in den Keller schaffen. Im Bad stellte er sich nackt vor den großen Spiegel. Er hatte Tim auch schon beim Duschen nackt gesehen, ein wenig war er neidisch auf den Größeren. Sein Lockenbusch um die Schwanzwurzel war richtig dicht, kräftig und dunkel. Ein wenig spielerisch wuschelte er mit den Fingern durch seinen kleinen blonden Haarwald. Ob Tim den albern findet? Beim Gedanken an Tims großartigen Pimmel und dessen schwarzen Busch richtete sich sein Schwanz halbsteif auf. Genüsslich schloss er die Augen und streichelte sich mit einer Hand die Hoden, während er mit der anderen Hand langsam begann, die Haut an seinem Glied zu reiben. Er schaute nun in den großen Spiegel, fasziniert beobachtete er den glasigen Schleimtropfen, der wieder auf der Spitze seiner Eichel erschien, schon hob sich sein Hodensack etwas an und auch das elektrisierende Summen im Glied wurde zunehmend stärker. Aber Julian beendete sein Spiel, er beherrschte sich, insgeheim nahm er sich vor, vielleicht mal mit Timmi zusammen…er erschrak, er hörte Schritte auf der Treppe. In seinem Gefühlsrausch hatte er alles um sich herum vergessen, die Badtür hatte er auch nicht verriegelt - Mist. In diesem Moment klopfte es an der Tür, „Juli, bist du noch drin?“, fragte Papa von draußen. Leichte Panik ergriff ihn, mit einem Kloß im Hals krächzte er „jaa, Papa ich bin gleich so weit.“ Kurze Stille vor der Badtür, „alles gut, Großer, wir wollten dann mit dem Abendessen anfangen, kommst du? Und außerdem hat dein Handy schon mehrfach geklingelt, eine unbekannte Nummer, immer wieder die gleiche. Wir warten noch einen Moment aber komm dann bitte runter.“
Juli atmete auf, sein Ständer war schlagartig schon wieder verschwunden, „ja Papa ich beeile mich.“ Huii, das war mal wieder knapp, eilig warf er den Bademantel über und band den Gürtel sorgfältig vor seinem nackten Körper zusammen, eigentlich hatte er kein Problem damit, sich nackt vor und seinen Eltern zu zeigen aber na ja, heute mal und so …
Unten am Abendbrottisch schaute Papa seinen Sohnemann, der im Bademantel Platz genommen hatte, erstaunt an, „hast du trocken geduscht?“ Julian erschrak und bekam einen roten Kopf, „nein Papa ich hab, ich bin, also, ach Mensch…“ „Okay, Juli, dann gehst du eben dann duschen“, hakte Mama jetzt ein. Und an Papa gewandt, „er wird schon seine Gründe haben, warum er das Duschen vergessen hat, lass man gut sein. Los meine Männer, essen, sonst werden die gefüllten Eierkuchen kalt und das Bier von Papa warm.“ So war Julis Mama, sie hatte ihre Männer im Griff. Beim Essen schielte Julian immer auf sein Handy, das etwas abseits am Fenster lag. Er kannte die angezeigte Nummer auch nicht, aber es konnte eigentlich nur Tims Nummer sein. Ungeduldig wollte er nach seinem Telefon greifen, aber Mama schüttelt nur den Kopf, „Juli, bitte warte mit dem Handy bis nach dem Essen.“ „Aber ich bin doch schon fast fertig“, maulte er, besann sich aber sofort. „Das ist bestimmt Timmi.“ „Wer?“, hakte Papa jetzt nach. „Na Timmi…“ „Das ist der Sohn meiner neuen Kollegin, die nach Weihnachten hierher gezogen sind. Ich hab dir doch davon erzählt, sie haben uns doch für morgen zum Kennenlernen eingeladen. Und Tim ist der Sohn von Wegners, er ist in Julis Klasse, ich glaub, sie sitzen sogar nebeneinander und haben sich schon angefreundet.“ Julian nickte nur stumm, holte tief Luft und fasste Mut. „Mama, Papa, ich, ich möchte, also Tim hat mich gefragt, ob ich eventuell von morgen zum Sonntag bei ihm übernachten möchte, wenn ihr es erlaubt, darf ich?“ Mama und Papa schauten sich überrascht an, „versteht ihr euch denn nach der kurzen Zeit schon so gut, dass ihr euch so sehr vertraut und wissen denn seine Eltern davon?“, fragte Papa jetzt vorsichtig. Spontan nickte Julian, „ja und sein Vati hat mich sogar…“, erschrocken biss er sich auf die Lippen und schwieg plötzlich. Papa zog fragend die Augenbauen hoch, „warum sprichst du nicht weiter Juli?“ Auch Mama sah ihn fragend an. „Also, ich, ich…ich glaube Tim hat schon mit seinem Vati geredet und, und…ich weiß nicht.“ Seine Eltern merkten gleich, dass ihr Sohn eigentlich etwas auf dem Herzen hatte und noch loswerden wollte, sie wechselten einen kurzen Blick und fragten im Moment nicht nach, sie ließen ihm Zeit.
Das Schweigen am Tisch wurde für Julian unerträglich, er rutschte auf seinem Platz auf der Sitzbank neben Mama hin und her, er hatte bisher immer Vertrauen zu seinen Eltern gehabt, warum fiel es ihm dieses Mal so schwer, er hatte doch nicht Böses gemacht. „Mama, Papa ich möchte euch was sagen, ich bin, ich hab, also nichts…Tim und ich, ach Mann“, er holte tief Luft, „wir sind schon richtige Freunde. So ganz doll, also wenn ihr versteht, so richtige Jungsfreunde, aber bitte nichts Falsches denken, ich mag ihn ganz sehr. Noch mehr als Markus und Basti, ist das…?“ Nochmal holte er tief Luft, „Ich, wir..sitzen zusammen, wir trainieren zusammen, wir lernen und dann…na ja da ist mehr. Ich kann es nicht erklären, ist das schlimm?“ Er konnte es nicht weiter erklären…
Julian hatte jetzt Tränen in den Augen und sah seine Eltern bittend an. Sie mussten ihn doch verstehen. Mama und Papa schwiegen eine Weile, so aufgelöst hatten sie ihren Jungen das letzte Mal nach dem Ereignis im Schwimmbad gesehen, aber dieses Mal hatte es ihn wohl ganz anders erwischt. Papa nahm als erster das Wort, „Juli, wir lieben dich, dein Vertrauen macht uns glücklich, wir können dir gar nicht sagen wie sehr wir dich lieben…“ Papa wischte sich über die Augen. Mama, die neben ihm saß, zog ihren großen Jungen einfach zu sich auf den Schoß. Sein Bademantel, der bis dahin seine Nacktheit bedeckt hatte, rutschte dabei auseinander. Aber das war ihm diesem Augenblick total egal, er war vollkommen glücklich über die Reaktion seiner Eltern. Er war einfach wieder ein kleiner Junge und kuschelte sich eng an seine Mama. Die warf einen kurzen Blick auf die entblößte Schamgegend ihres großen Jungen und zog den Bademantel sanft und diskret wieder zurecht. Sie flüsterte ihm halblaut ins Ohr, „lieber Schatz, du kennst unsere Haltung dazu- alles, was dir gut tut ist nicht schlimm, wenn Tim gut ist für dich, dann freuen wir uns mit dir.“ Papa trat hinter seine beiden Lieben, legte die Arme um sie und gab ihnen jeweils zärtliche Küsse auf die Köpfe. Er ergänzte, „aber wir könnten doch mit seinen Eltern über eure Idee sprechen, meinst du nicht auch?“ Ganz leicht nickte Julian dazu, dann „Mama, Papa, ich muss euch noch was sagen, ich hab es Herrn Wegner, also Timmis Vati versprochen. Und ich möchte auch diese Sache nicht vor euch geheim halten.“ Wieder atmete er tief ein. „Ich hab, ich war gestern Abend, als ihr schon im Bett wart, nochmal draußen.“ Mama drehte ihn zu sich um und sah ihm fragend ins Gesicht, unterbrach ihn aber nicht. „Ich war am Nachmittag mit Tim beim Training, dann haben wir noch eine Weile“, er unterbrach sich, „also dort gesessen und, na wirklich nur gequatscht. Ich hatte aber kein Handy mit und wir wollten doch unsere Nummern tauschen, da bin ich dann spät in der Nacht noch mal zu Wegners ans Haus, ich wollte, doch seine Nummer haben. Ich weiß selbst, dass das eine verrückte Idee war, aber ich wollte ihn unbedingt noch mal sehen…versteht ihr das?“ Um Verzeihung bittend sah er seine Mama an und ließ seinen Blick dann zu Papa wandern. „Na und, dabei hat mich, also hat uns sein Vati erwischt und ich musste mit ins Haus. Aber er hat nicht gemeckert, sondern…“ Nun war es raus und Juli erzählte seinen Eltern alle Erlebnisse der vergangenen Woche, die er mit Tim hatte, na gut, die Einzelheiten in der Umkleide, beim Duschen und im Wald ließ er aus, aber was man weglässt, das war ja dann nicht gelogen. Sie gingen auch nur die beiden Jungs etwas an, da war etwas, was beide wollten. Und er berichtete auch von der Einladung von Tims Vati, die ihn sehr stolz machte. Genau in diesem Augenblick meldete sich sein Telefon wieder. Fragend sah er seine Eltern an, Mama nickt schmunzelnd. Freudig griff er nach dem Handy, drückte die grüne Taste und horchte, „Ja, hallo, …. Timmi“, jubelte er, kurz hatte er überlegt, Tims Stimme auf der anderen Seite klang tiefer als gewohnt, fast so, wie die von Herrn Wegner. „Ja“, er unterbrach sich, hielt das Mikro zu und schaute seine Eltern fragend an, Papa nickte und machte eine Bewegung mit dem Kinn in Richtung Treppe, er flüsterte, „dann aber unbedingt duschen“ und hielt sich mit Daumen und Zeigefinger demonstrativ die Nase zu. Julian nickte, streckte seinem Papa ganz lieb die Zunge raus, sagte zu Tim im Telefon, „kleinen Moment, ich flitz nur schnell hoch.“ Dann warf er Mama und Papa ein liebes Luftküsschen zu und war aus der Küche verschwunden. Seine Eltern setzten sich wieder an den Tisch, „na den hat es aber erwischt“, meinte Papa ein wenig besorgt. „Ach Lars, denk doch mal daran, wie es bei dir war, als du 14 oder 15 warst, du hast ganz sicher auch einen solchen Freund gehabt, mit dem du alle Geheimnisse der Welt geteilt hast, auch die ersten Erfahrungen hast du bestimmt nicht gleich mit Mädchen gemacht. Und trotzdem hast du mich gefunden. Oder machst du dir Sorgen, weil es im Moment ein Junge ist, den er verehrt? Wenn es so ist oder bleibt, dann ist es so, Hauptsache er ist glücklich. Er bleibt unser Sohn, egal wen er später mal liebt.“ Sein Papa stimmte ihr sofort zu, „nee, da hast du Recht und dann, so ganz klein ist er ja auch nicht mehr, ich sag nur Bettwäsche zur Weihnachtszeit.“ Mama wusste sofort Bescheid und lachte laut auf, „na siehste.“ „Und ich vertraue auch dem Gespür unseres Jungen, der wird sich nicht an irgendeinen Dummkopf hängen. Ich bin jetzt direkt neugierig darauf, den Tim und seine Eltern morgen kennenzulernen.“ „Das ist ein gutes Stichwort, lass uns gleich mal überlegen, was wir als Gastgeschenk morgen mitnehmen…“ Julians Eltern berieten ihren Besuch für das Wochenende.
Schon auf der Treppe zu seinem Zimmer hatte Julian sich wieder bei Tim gemeldet, „ich hab dich gleich gar nicht erkannt, deine Stimme klingt so tief am Telefon, zuerst dachte ich das ist dein Vati. Ich hatte schon einen Schreck bekommen.“ Dann sprudelte es aus ihm raus, „Timmi, du glaubst es nicht, gerade habe ich meinen Eltern gestanden, dass ich letzte Nacht noch bei dir, ich mein bei euch war. Was meint du, wie sie reagiert haben?“ „Na so aufgekratzt, wie du scheinst, ist dein Kopf noch dran. Hab ich dir doch gesagt, dass du mit der Wahrheit am besten fährst.“ „Ja weiß ich ja, hab sie auch sonst eigentlich nie belogen, aber das war schon verrückt von mir, aber du bist es mir wert. Danke nochmal. Mein Papa war anfangs skeptisch. Tim, wer ist denn das und kennst du den richtig? Timmi, da hab ich ihm alles von unserer letzten Woche erzählt, dass wir zusammen sitzen, lernen und auch laufen und...“ Tim unterbrach ihn entsetzt, „bist du wahnsinnig, du kannst ihnen doch nicht von der Dusche erzählen und na ja, und dass wir uns, ich mein, dass wir uns geküsst haben…“ „Nee, das na klar nicht, aber so wie meine Ellis drauf waren, könnte ich ihnen wohl auch das erzählen. Ich freu mich so, du wirst sie morgen ja kennenlernen. Dein Vati hat uns doch auch gesagt, dass wir zusammenhalten sollen, ich glaube, der versteht uns auch.“ „Ja schon, aber ob ich dem so was erzählen würde…und darfst du?“ Julian überlegte kurz, unten im Haus klingelte das Festnetztelefon. Dann schnallte er, wonach Tim gefragt hatte. „Weiß nicht, meine Eltern wollen morgen erst noch mit deinen drüber reden.“ „Hm, hört sich nicht so gut an, also meine haben es mir sofort erlaubt, hast ja gehört, Vati hat gesagt, zu jeder Zeit und immer, so lange wir Freunde sind. Aber nur unter der Bedingung, dass deine es erlauben, dass wir morgen Vormittag alle Hausaufgaben bis Dienstag fertig machen und für später, dass Schule und Training nicht vernachlässigt werden. Aber das sollten wir doch hinkriegen, meinste nicht?“ Julian war jetzt etwas kleinlaut geworden, „na ja mal sehen, was meine sagen, ich weiß nicht…“ Die Jungs quatschten noch bestimmt eine ganze Stunde über Tod und Teufel, bis es gegen Zwanzig Uhr dreißig bei Julian an die Zimmertür klopfte und Papa die Tür einen kleinen Spalt weit öffnete. „Juli entschuldige bitte, aber es hängt kein Teddy draußen…“ Julian zuckte kurz auf, hatte er den Teddy vergessen? „Aber seit einer halben Stunde versuchen wir, dich auf dem Handy anzurufen, aber es ist immer besetzt.“ Julian hatte die Hand auf das Handymikro gelegt und schaute Papa schuldbewusst an, „sorry Papa…“ Der schmunzelte nur und formte mit dem Mund lautlos eine Frage, „Timmi?“ Julian nickte stumm zurück. Papa dann, „wenn du fertig bist, kommst du bitte runter, wir wollen etwas besprechen?“ Wieder nickte Julian. Papa hob den Daumen und schloss leise wieder die Tür. Juli nahm wieder die Hand vom Mikro und flüsterte „Timmi?“ „Ja, ich bin noch hier, aber ich muss Schluss machen, mein Vati hat mich gerade gebeten nach unten zu kommen.“ Julian stutze, „Hä, meiner war auch gerade hier, sie wollen was mit mir besprechen. Komisch, bei dir und mir gleichzeitig, die werden doch nicht…?“ Tim kicherte ins Telefon, „ich glaub doch, meinen wäre das zuzutrauen. Aber machen wir erstmal Schluss, wir können ja später nochmal quatschen, okay?“ Julian stimmte zu. So fand im Hause Kiefer wohl fast gleichzeitig ein ähnliches Gespräch statt, wie auch im Hause Wegner. Gespannt stieg Julian die Treppe zum Wohnzimmer hinunter, sein Handy hatte er diesmal aber mitgenommen, man wusste ja nie. Mama und Papa erwarteten ihren Sohn mit freundlichen Minen am Couchtisch, sie hatten sich ein Glas Rotwein eingeschenkt, für Juli stand ein Glas Orangensaft bereit. Entspannt setzte sich Julian dazu. „Ah, das ist schön Schatz, dass du dein Telefon dabeihast, schaltest du es aus und gibst es mir bitte?“, begann Papa das Gespräch. Julian war zwar etwas überrascht, gab Papa natürlich das Gerät, nachdem er es ausgeschaltet hatte. „Juli du hast jetzt bitte großes Vertrauen zu uns, ich werde dein Gerät bis morgen Nachmittag bei mir behalten.“ Verständnislos blickte der Junge von seinem Papa zu Mama, Tränen stiegen ihm in die Augen. Mit weinerlicher Stimme fragte er „ist das die Strafe dafür, dass ich ehrlich zu euch war und euch von Tim und mir erzählt habe?“ Enttäuscht von seinen Eltern wollte er aufspringen und das Zimmer verlassen. Mama legte ihm lieb und zärtlich die Hand auf den Arm und stoppte ihn sanft. „Juli, bleib bitte, kennst du uns so schlecht, traust du uns das zu? Bitte setz dich wieder und hör zu.“ Papa war auch sehr erschrocken von Julis spontaner Reaktion, „Juli, auch Tim hat in diesem Moment sein Handy seinem Vati gegeben und der wird es bis morgen auch verwahren. Sicher kannst du dir, nach dem du mit Tim gesprochen hast denken, dass wir mit Wegners telefoniert habe. Das heißt, sie haben uns angerufen und einen Vorschlag gemacht. Julian schüttelte den Kopf, zu überrascht war er in diesem Augenblick. „Es scheinen übrigens ganz tolle Menschen zu sein, kein Wunder, dass du und Tim ineinander vernarrt seid.“ Jetzt wurde Julian wieder aufmerksamer. „Es ist keine Strafe für euch, sondern eine Prüfung, ihr müsst es aushalten, dass ihr bis morgen Nachmittag keinen Kontakt mehr miteinander haben dürft. Ihr bekommt im Gegenteil noch drei Aufgaben, aber die gibt es erst morgen früh. Ihr wisst nicht voneinander, wer welche Prüfung zu bestehen hat und könnt euch nicht absprechen. Wenn ihr das schafft, dann ist eure Freundschaft echt.“ Julian blickte seine Eltern ungläubig an. „Und was sind das für Prüfungen?“, fragte er trotzig. „Gute Nacht lieber Schatz, Papa hat doch gesagt, morgen…“ „Oh, ihr seid so, das, das ist so gemein…“ „Das ist schon die erste Prüfung, Geduld und Vertrauen zu haben, mit sich und dem Freund, schaffst du es?“ Julian nickte mutig, „na klar, für Tim und für mich. Gute Nacht Mama, gute Nacht Papa.“
Mit einem seltsamen Gefühl verabschiedete sich Julian in sein Zimmer. Sein Duschen verlief im Schnelldurchgang, nachdenklich warf er sich auf sein Bett und grübelte über die möglichen Aufgaben nach, Geduld hatten sie als erstes gesagt. Ja er war manchmal etwas ungeduldig mit Tim in dieser Woche gewesen, mal hatte er ihn abgewiesen, angeschnauzt und auch mal überfordert. Aber konnten ihre Eltern das wissen? Über seine Grübelei schlief er ein. In einigen wirren Träumen sah er sich und Tim immer wieder gemeinsam beim Langstreckenlauf, dann wieder wie sie gemeinsam auf einen steilen Berg stiegen, Tim rutschte ab und rief laut nach ihm, mit letzter Kraft gelang es Julian ihn wieder heraufzuziehen. Er hatte gehört, wie Tim seinen Namen rief, er konnte ihm aber nicht antworten, wieder hörte er es, jetzt deutlicher, „Juli, Juliiiii!“
Er wachte auf, er lag verschwitzt auf dem Rücken auf seinem Bett und lauschte in die Dunkelheit. Da, wieder „Juliiii!“ Nein, es war kein Traum, jemand rief seinen Namen. Er blickte zur Uhr, null Uhr dreißig. Er stand leise auf und schaute durch das Fenster und traute seinen Augen nicht, unten stand Tim klappernd vor Kälte und schaute zu ihm herauf. Julian öffnete das Fenster, leise rief er hinunter, „bist du verrückt, was machst du denn hier, du darfst doch nicht hier sein.“ „Ich weiß, kannst du mal schnell rauskommen?“ So wie er war, nur in Schlafsachen schlich er die Treppe runter, weiter zur Haustür und drückte die Klinke. Er wunderte sich, dass die Haustür nicht verschlossen war, leise öffnete er sie. Tim stand direkt zähneklappernd davor. Julian zog ihn herein, leise schloss er die Tür. „Zieh die Schuhe aus, los komm mit hoch, aber leise“, flüsterte er. Gewohnheitsgemäß stellte er Tims Schuhe auf die Schuhablage neben seine eigenen. Oben zog er Tim in sein Zimmer, diesmal dachte er an den kleinen Teddy.... Tim klapperte immer noch vor Kälte, er musste schon eine ganze Weile draußen gestanden haben. Wortlos zog Juli ihm die Jacke aus und umarmte ihn. „Was machst du denn, wir dürfen doch bis Nachmittag …“ Tim schaute ihn bittend, „ich weiß aber…“, ein Schütteln durchfuhr ihn. „Ist dein Handy auch weg?“ Julian nickte. Juli zog seinen Freund jetzt so wie er war mit all seinen Klamotten zu sich unter die Bettdecke. Er kuschelte sich an ihn heran und versuchte ihn etwas aufzuwärmen. Langsam kam Tim zur Ruhe und fühle auch selbst, dass er wieder etwas wärmer wurde. „Sag mal, was machst du denn“, fragte der Kleinere jetzt, „wenn unsere Ellis das mitbekommen, dann, dann ich weiß gar nicht, ob wir dann morgen... Mann Timmi…“ Tim schluchzte, „ich musste dich sehen, ich hau auch gleich wieder ab.“ Julian kuschelte sich wieder dichter an Tim, „Du bist ja noch ganz kalt, du bleibst noch ein bisschen, keine Widerrede.“ Währenddessen öffnete sich im Erdgeschoss vorsichtig die Schlafzimmertür von Julis Eltern und sein Papa sah sich suchend im Hausflur um, sofort entdeckte er im dämmrigen Licht die fremden Schuhe und schmunzelte, er nickte. Auf Zehenspitzen schlich er nur ein paar Stufen die Treppe zum Jungszimmer hinauf, an der Klinke nahm er den kleinen Teddy wahr. Leise begab er sich wieder in das Schlafzimmer zurück und nickte seiner Frau, die im Schein der Nachttischlampe von einem Buch aufblickte, wissend zu, „er ist da. Prüfung bestanden.“ Seine Frau meinte, „eigentlich nicht, aber ihr habt es drauf angelegt, dass sie gegen die erste Regel verstoßen.“ „Na, es war uns doch klar, wenn sie so fest zueinander halten, dass einer von beiden heute Nacht noch wandern geht. Offensichtlich hat Tim es nicht ausgehalten und das hatten wir erwartet.“ „Und wie nun weiter, willst du sie stören?“ „Nein, ich vertraue darauf, dass sie selbst daran denken, welche Konsequenzen es hätte, wenn wir es bemerken. Warten wir ab, meckern würde doch nur das Vertrauen der Jungs zerstören.“ „Na wenn du meinst, komm schlafen, wir werden sehen.“ Der Papa hatte aber noch eine Idee, wie er den beiden Burschen ein Zeichen senden konnte, er schlich nochmal auf den Flur und band die Schnürsenkel der Schuhe der beiden Jungs zusammen… Julian und Tim lagen derweilen oben aneinander gekuschelt unter der Bettdecke. Tim hatte seine Hand unter das Schlafshirt von Juli geschoben und ließ sie langsam auf dem Rücken auf und ab wandern. Vom Hosenbund hinauf bis in den Nacken und wieder zurück, sein Gesicht hatte er in die Halsbeuge seines Freundes gelegt. Julian seinerseits hatte eine Hand unter den Pullover und das T-Shirt von Tim gesteckt und beantwortete die Berührungen zärtlich in gleicher Weise. Julian vernahm die tiefen Atemzüge von Tim. Bewundernd ließ er seinen Blick über das Gesicht von Tim wandern, über die Augenbrauen, die niedliche Nase und die geschwungenen Lippen. Tim war eingeschlafen. Erschrocken schaute Julian auf seine Armbanduhr, gleich halb zwei, schon über eine Stunde war Tim jetzt bei ihm. Sachte rüttelte er den Größeren, „Timmi, wach auf, du musst wieder zurück. Timmi.“ Der schmatzte genüsslich und wollte sich weiter an Julian herankuscheln, „Timmi du musst aufwachen.“ Keine große Reaktion. Er schob die Bettdecke von ihnen herunter und löste sich aus der Umarmung von Tim, jetzt murmelte dieser, „was‘n los?“ „Timmi, du musst wieder nach Hause, sonst gibt es Ärger.“ Augenblicklich war Tim wach, „oh Mann, Mist, oh, wie spät ist es?“ „Gleich halb zwei, du warst eingeschlafen.“ „Es ist so schön bei dir, ach Mensch…“ „Ja, aber du musst, sonst wird es morgen, nee heute, nichts.“ Bevor sie die Tür vom Jungszimmer öffneten, standen sich die beiden Freunde noch einmal gegenüber, Tim legte seine Stirn an die von Juli, dieser zog den Großen zu sich heran und gab ihm einen vorsichtig lieben Kuss auf die Stirn, „jetzt aber los.“ „Bringst du mich?“ „Klar.“ So leise wie möglich schlichen sie die Treppe hinab und im Halbdunkel des Flurs tastete Tim nach seinen Schuhen. Als er sie anhob, polterten die Schuhe von Julian laut hinterher. „Was machst du denn?“, zischte Julian ihn an. „Ich weiß nicht, warum sind unsere Schuhe zusammengebunden?“ „Hä, erzähl keinen Scheiß, ich hab sie doch vorhin einfach nur hingestellt“, erwiderte Juli flüsternd. „Na hier, guck doch, was soll der Scheiß Juli, Mann.“ Leise fluchend entknoteten sie gemeinsam die Schuhe, Tim schlüpfte in seine hinein, zog den Reißverschluss seiner Jacke zu und drehte sich zu Julian um. „Wer war das denn?“ Julian ahnte etwas, aber er zuckte nur mit den Schultern. Nur mit einem Abklatschen verabschiedete sich Tim und verließ das Haus. Julian stand noch einen Augenblick im Flur und überlegte, ob er die letzten zwei Stunden nur geträumt hatte, aber nein, er stand hier und seine Schuhe lagen einfach so im Hausflur herum. Ein Lichtschein in seinem Rücken ließ ihn aufschrecken, ruckartig fuhr er herum. Papa stand schmunzelnd vor ihm. „Äh“, Julian war total verwirrt, „Papa…was äh?“ Papa zog ihn zu sich heran, „erste Aufgabe, Geduld habt ihr zwar nicht gehabt, aber großes Vertrauen und Zusammenhalt.“ „Papa ich, ich, wir, ich wollte doch gar nicht, dass Tim kommt, ich hab das doch gar nicht gewusst.“ „Aber glücklich warst du doch, oder?“ Juli strahlte, „ja, es war schön, aber …“ Sofort verfinsterte sich sein Gesicht, „aber wir haben es versaut, stimmt’s?“ „Na ja, wie man es nimmt. Darf ich mit in dein Zimmer kommen und wir unterhalten uns nochmal ein wenig unter Männern?“ Etwas zögerlich nickte Julian und stieg vor Papa hoch und setzte sich zerknirscht auf sein Bett. Papa hängte den Teddy wieder ordentlich außen an die Klinke, schloss die Tür hinter sich und ließ sich neben seinem Sohnemann nieder.
Aus dem Gespräch der beiden klinken wir uns jetzt mal aus, nur so viel, dass Papa seinem Sohn klarmachte, dass sie und auch die Wegners damit spekuliert, nein gehofft hatten, dass Tim es heute Nacht nicht aushalten wird und zu Julian kommt. Sein Vati hatte es vorausgesagt. Das war seine erste Prüfung, er hatte sie bestanden. Julis erste Prüfung war, Tim nicht wegzuschicken, sondern sich zu ihm zu bekennen und ihn vor der Kälte zu beschützen, erste Prüfung auch bestanden. Ihre Freundschaft wird fester werden, sie vertrauen sich, stehen füreinander ein, haben die gleichen Ziele, Ideen und Interessen.
Der Junge fiel seinem Papa um den Hals. Juli hatte jetzt so viele Fragen, die er sich selbst immer schon gestellt hatte und die er jetzt mit Papa alle besprechen konnte. Ihr ahnt bestimmt, was er alles genauer wissen wollte. Zwischen Julian und seinem Papa war das Vertrauen noch tiefer und fester geworden. Juli gewann in dieser Nacht ein großes Stück an Sicherheit und Selbstvertrauen. Mit neuer Zuversicht für ihre Freundschaft legte er sich schlafen, gern hätte er Tim angerufen und ihm sein Glück berichtet aber die Handys waren weggeschlossen und er wusste, Tim und er, sie würden es schaffen.
Auf dem Weg zurück dachte Tim darüber nach, was das mit den verknoteten Schuhen auf sich haben konnte. Er war etwas sauer, als er Julian verließ, er hatte sich von ihm nur mit einem Abklatschen verabschiedet. Jetzt tat es ihm leid, dass er so grob zu Julian war, denn ihm fiel ein, dass der ja die ganze Zeit mit ihm zusammen war. Er konnte die Schuhe gar nicht verknotet haben und vor allem, warum sollte er das tun? Bei dem Gedanken, dass Julis Papa ihn dort im Haus bemerkt haben könnte, wurde ihm ganz schlecht. Vielleicht wollte er den Jungs damit klar machen, dass sie die erste Prüfung schon vergeigt hatten. Ein neuer Kälteschauer durchfuhr ihn. Jetzt rannte er die letzten Meter nach Hause, hoffentlich hatten die Eltern seinen Ausflug noch nicht bemerkt. Einige Schritte vor dem Haus blieb er entsetz stehen, im Wohnzimmer brannte das kleine Licht, es war fast zwei Uhr! Was nun? So leise wie nur möglich steckte er seinen Hausschlüssel ins Schloss, die Haustür wurde von innen geöffnet, sein Vati stand in der Tür und begrüßte ihn mit den Worten, „hallo Tim, mein Großer, ich hab dich schon erwartet...“ Er wäre am liebsten auf der Stelle im Boden versunken, aber Vati bat ihn herein. Ohne ein Wort, mit gesenktem Blick folgte er ihm ins Wohnzimmer. Dort hatte Vati den Kamin geheizt, für sich hatte er ein Bier auf den kleinen Tisch gestellt. Für Tim hatte er einen großen Becher Tee mit Honig vorbereitet. Tim bekam riesengroße Augen, was sollte er von all dem halten? „Setz dich noch ein wenig zu mir mein Sohn“, begann der Vati als Tim gerade mit einer Entschuldigung beginnen wollte. „Was möchtest du mir denn erzählen?“ „Ja also Vati, ich, ich bitte dich um Verzeihung, ich, ihr, ach es ist so gemein von euch, uns die Handys abzunehmen und überhaupt, ich mag Juli ganz sehr und ach Mensch, ich weiß auch nicht.“ Er schluchzte auf, „ja ich war bei Juli und bin bei ihm im…im Bett eingeschlafen. Aber es hat mir gut…“, er brach ab und sagte gar nichts mehr…
Sein Vati schmunzelte ihn an, „weißt du Timmi, Herr Kiefer und ich hatten euch als erste Prüfung die Trennung verordnet und wir waren uns sicher, dass du, ja du, die Trennung nicht ertragen wirst. Du hast unsere Erwartung erfüllt. Echte Freunde, die sich gernhaben und sich vertrauen, lassen sich durch nichts trennen. So wie du und Julian. Du hast also die erste Prüfung bestanden.“ Tim schaute seinen Vati ungläubig an, „ihr habt gewusst, dass ich zu Julian gehen werde?“ „Gewusst nicht, aber wenn du es nicht getan hättest, wäre ich zumindest enttäuscht.“ Jetzt strahlte Tim über das ganze Gesicht, er überlegte kurz, „aber ein wenig gemein war das schon und wie ist das mit Juli, was, wenn er auch abgehauen wäre?“ „Seine Aufgabe war es, dich zu beschützen in der kalten Nacht, das wusste er zwar nicht, aber scheinbar hat er es ganz gut gemacht, wenn du sogar in seinem Bett geschlafen hast…“
„Vati, da war nichts, nicht, was du denkst. Ich hatte doch meine Sachen an, und es war kalt, da hat Juli mich nur etwas gewärmt, wirklich Vati, bitte glaub mir…“ Tim bekam einen traurigen Ausdruck in den Augen, „Vati wir haben nur gekuschelt, nur ein bisschen, glaub mir doch bitte.“ Sein Vati lächelte ihn lieb an, „und warum denkst du von mir, dass ich das nicht verstehen kann? Wenn ihr Jungs euch gernhabt, euch das auch sagt und zeigt und euch gegenseitig bei allem, was ihr möchtet, achtet und fair verhaltet, dann finde ich das toll. Als echte Freunde darf man sich alles sagen und miteinander tun, wenn beide es möchten, Timmi alles aber ehrlich. Und wir Großen sind uns schon jetzt sicher, eure Freundschaft wird wachsen und fester werden, wenn ihr euch vertrauen könnt, ehrlich zueinander seid und euch gegenseitig achtet.“ Tim war jetzt ganz still geworden, er sah seinen Vati eine Weile stumm an, dann sprang der große Junge auf und fiel seinem Vati um den Hals, „danke Vati, danke. Du machst mir so viel Mut und verstehst mich und Juli so gut, ich hab dich dolle lieb“, ergänzte er leise und überwältigt. Sein Vati drückte ihn ganz lieb und hielt ihn lange in seinem Arm, der Große wollte gar nicht wieder loslassen. „Timmi, es ist gleich drei Uhr, komm, lass uns noch etwas schlafen, wir müssen fit sein, wir bekommen nämlich Besuch.“ Tim fiel jetzt noch was ein, „du Vati, wenn wir die anderen Prüfungen bestehen, darf Julian dann bei mir bis Sonntag übernachten, na ich mein, wenn seine Eltern das erlauben?“ „Sag mal, hörst du mir nicht zu, was hab ich letzte Nacht gesagt, als er hier war?“ „Für immer und so lange, wir…“ „Genau, aber jetzt gehen wir schlafen.“ Zufrieden, nein glücklich darüber, wie alles gelaufen war, kuschelte sich Tim jetzt in seinem Zimmer in die Bettdecke und war sofort eingeschlafen.
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