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Ich hab es mir nicht ausgesucht...

Wie alles begann...

Teil 10 - Chaos, Klartext und ein Schokoherz

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Informationen

Inhaltsverzeichnis

Chaos, Klartext und ein Schokoherz

Spanisch in der zweiten Etage. Mist, durch das Gelaber mit den beiden Blödmännern war ich wieder nicht ins Sekretariat gekommen, musste ich in der großen Pause dran denken. Ich betrat den Unterrichtsraum, mein Blick ging suchend zu unserem Platz, die Sachen von Julian lagen bereit, aber er stand bei Therese und beide sprachen mit hochroten Köpfen aufeinander ein. Als sie mich bemerkten, beendeten sie ihr Gespräch, Therese setzte sich abrupt auf ihren Platz und Julian schlenderte langsam heran. Ich hatte inzwischen ausgepackt und blätterte noch mal „interessiert“ in den spanischen Vokabeln. Wortlos nahm er neben mir Platz und brummte etwas, was sich anhörte, wie „morgen“, ich sah zu ihm rüber, er stierte in sein Heft, ich antwortete murmelnd „morgen“. Die Spanischlehrerin, Frau Möbius, begrüßte die Klasse „Hola, amigos!“ und hatte mich als neuen Schüler sofort bemerkt. „Un nievo estudiante, commo te llamas, cuatienes?“ Ich stand auf und antwortete ihr „Mi nombre es Tim, tengo 15 anos.“ „Oh,“ fuhr sie sichtlich überrascht auf Deutsch fort, „ein Schüler, der, ohne zu zögern auf spanisch antworten kann, wunderbar.“ Ich setzte mich, hatte ich mich schon wieder mal unbeliebt gemacht bei meiner neuen Klasse? Julian sah mich auch ein wenig überrascht an, zeigte mir aber dann unter dem Tisch mit seinem Daumen nach oben „gut gemacht.“ Hä, Lob von Julian, was war denn nun los, meinte er das ironisch? Ich wollte mich nicht provozieren lassen und reagierte nicht darauf. Soll er sich doch um sich selbst und seine Probleme mit Lukas und Franz oder mit wem auch immer kümmern. Aber Julian meinte es wohl doch nicht abwertend, kurz spürte ich seine Hand anerkennend auf meinen Oberschenkel klopfen, d.h. er wollte vielleicht den Oberschenkel treffen, da ich aber schon wieder mal neben Julian sitzend eine Latte in der Hose bekam, wollte ich mich nach dem Lob der Lehrerin zurücklehnen. So traf seine Hand genau meinen Sack und meinen Schwanz, beim dem sich, eben gerade voll steif, die Eichel in der Enge der Jeans aus der Vorhaut geschoben hatte. Er bemerkte es sofort, blitzartig war seine Hand wieder weg aber meine Reaktion folgte unwillkürlich. Vor Schmerz stöhnte ich halblaut auf, mein Oberkörper kam ruckartig nach vorn und ich knallte mit dem Brustkorb gegen die Tischkante. Gerade konnte ich noch zischen, „spinnst du, Idiot! Was soll das?“ dann blieb mir die Luft weg und Tränen schossen mir in die Augen. Es gab ein lautes Geräusch und meine Arbeitsmaterialien flogen vom Tisch. Julian blickte mich erschrocken mit hochrotem Kopf und stumm an. Ich musste erstmal tief durchatmen, der Schmerz war von den Hoden in den Bauchraum aufgestiegen. Scheinbar tröstend legte er mir eine Hand auf die Schulter, wollte er mich demütigen oder verarschen? Wütend fegte ich seine Hand weg.

Die halbe Klasse drehte sich zu uns um, Frau Möbius kam heran und meckerte los, „was ist denn bei euch los, Julian und Tim, nach der Stunde kommt ihr beide bitte noch mal zu mir.“ Julian nickte, ich konnte noch nicht antworten, „hast du mich verstanden, Tim?“ Ich nickte jetzt auch mit schmerzverzerrtem Gesicht. Therese blickte sich fragend zu ihrem Freund um, der aber sah nur beschämt zu Boden, aber er stand auf, ging um unseren Tisch herum und sammelte meine Sachen zusammen und legte sie wieder auf meinen Platz. Vom Fenster her war Lukas‘ Kommentar zu hören, „Schau an, mal wieder Juli und Tom.“ Frau Möbius reagierte ganz trocken, „Lukas, der junge Mann heißt Tim aber mal sehen, ob du dir die Vokabeln besser merken kannst, wärest du so nett und würdest zur Vokabelkontrolle an die Tafel kommen?“ Nun hatte Lukas die Lacher der Klasse für sich, mit erschrockenem Gesicht schlich er nach vorn, er blamierte sich fürchterlich und musste eine vier minus einstecken. Langsam wich der Schmerz aus meinen Hoden und dem Bauch, ich war echt sauer auf Julian, haut der mir im Unterricht eine in die Eier. Hatte der noch alle Tassen im Schrank, da hörte der Spaß auf. Ich beschloss, ihm aus dem Weg zu gehen.

In der Pause, bei Frau Möbius, wollte sie wissen, was los gewesen ist, ich antwortete, bevor Julian was sagen konnte, dass ich ungeschickt gewesen sei und vor Unachtsamkeit meine Bücher vom Tisch gestoßen hatte. „Und warum hast du Julian dann angebrüllt?“ Hatte ich gebrüllt? Fragend sah ich erst sie, dann ihn an, „nun?“ hakte die Lehrerin nach. „Ich hatte mich sicher erschreckt“, meinte ich.

Julian stand stumm daneben, ich war wieder enttäuscht, wenigstens hätte er auch was sagen können, der Feigling, irgendwas. „Tim, du bist zwar neu in der Klasse, aber wenn du den Unterricht wieder störst, werde ich wohl deine Eltern informieren müssen.“ Ich nickte und murmelte „Entschuldigen Sie bitte, soll nicht wieder vorkommen.“ „Na dann, ab mit euch.“ Ich drehte mich um und wollte auf den Pausenhof, auf dem Gang zur Treppe holte Julian mich ein und stellte sich vor mich hin, „Tim, ey, ähem, ich muss, ich will mit dir reden, ich muss dir was sagen.“ „Ja ich dir auch, lass mich gefälligst in Ruhe, hau ab du Arsch.“ Ich stieß ihn einfach zur Seite, fast wäre er gestürzt, das wollte ich eigentlich nicht. In diesem Moment kam Theres auf uns beide zu und motzte uns an, „sagt mal ihr Beiden hackts bei euch? Ihr beiden Idioten macht euch hier gegenseitig an, prügelt euch fast und die halbe Klasse feixt über euch, seid ihr bescheuert? Ich fass es nicht. Die beiden einzigen Kerle aus meiner Klasse, die…ach, geht doch zum Teufel …“

Sie verdrehte die Augen - „Jungs!!!“ Sie ließ uns stehen, Julian und ich standen wie erstarrt da, was sollte das jetzt? Ich drehte mich jetzt um und ließ ihn einfach stehen, das war mir alles zu doof. In den nächsten vier Stunden saßen Julian und ich wie Fremde nebeneinander im Unterricht, ich schaute ihn nicht an. Aber mir tat es seltsamerweise weh, ihn so zu ignorieren, ihn leiden zu sehen. Immer wieder spürte ich seinen suchenden Blick.

Aber ich blieb eisern. In der Englischstunde sollten wir die Dialoge neu erarbeiten, er wollte gerade fragen, ob wir wieder zusammenarbeiten wollen als Chantal auf mich zugestürzt kam und mich fragte, ob ich mit ihr den Dialog erarbeiten würde. Ausgerechnet die, aber sie kam mir in diesem Augenblick gerade recht, besser als mit Julian, dachte ich und stimmte zu. Ich glaube, er fühlte sich durch mich gekränkt, er starrte mich ungläubig an. Therese hatte sich Carsten als Partner für den neuen Dialog ausgesucht, diesen dicken pickligen Jungen, der immer stark nach Schweiß roch. Gestern noch hatte ich gehofft, dass Julian und ich echte Freude werden könnten, heute empfand ich das ganz anders. Neidisch beobachte er mich während meiner Zusammenarbeit mit Chantal, das Mädchen rückte mir richtig auf die Pelle und kam so eng an mich heran, dass mir mulmig wurde, was sollte das werden? Chantal drückte sich an mich ran, dass ich es zunächst als unangenehm empfand, aber eigenartigerweise füllte sich mein Glied rasch mit Blut. Ich wollte das eigentlich nicht, war aber in diesem Moment willenlos. Ich war überfordert, ihr Atem durchflutete mich seltsam erregend, ihre Brüste drückte gegen meine Brust und ihre Finger spielten zärtlich betörend an meinem Haaransatz im Nacken. Eine Gänsehaut erfasste mich, ich erschauerte, aber ich wollte Julian leiden sehen und so ertrug ich ihre schmachtende Blicke und die Berührungen. Kurz blickte ich zu Therese, sie schaute mich entsetzt an und zeigte mir einen Vogel. Mit dem Kinn lenkte sie meinen Blick hin zu Julian, ich sah demonstrativ weg. Auf dem Weg zur Cafeteria legte Chantal wieder einen Arm meine Hüfte und zog mich mit sich mit. Sie legte ihren Kopf demonstrativ an meinen Hals, fehlte nur noch, dass sie anfing zu knutschen. Das war mit dann aber doch unheimlich, ich wollte das nicht und schon gar nicht von Chantal, ich verabschiedete mich, ich müsse ins Sekretariat, endlich meinen Cloud- Zugang holen. Sie war sauer und zischte „kannst dir auch ne bessere Ausrede ausdenken, geh doch zu deinem Julian…oder bist du schwul, Blödmann.“ Als ich Frau Schneider verließ, begegnete mir Julian auf dem Gang. Ich bildete mir ein, dass er aufatmete, hatte er mich gesucht? Nonsens, oder doch? Er hatte am Schließfach sein Schulzeug offensichtlich gegen seine Trainingstasche getauscht, war heute etwa Lauftraining? Ich drehte mich von ihm weg, sein Gesicht zeigte seine Enttäuschung. Nach der Mittagspause, ich hatte ja immer noch kein Essen bestellt, schlendert ich noch über den Schulhof, der nächste Bus kam erst in einer Dreiviertelstunde. Von weitem sah ich Julian, ich hatte für mich beschlossen, ihm aus dem Weg zu gehe. Aber mit den Augen verfolgte ich ihn doch. Zielstrebig begab er sich in Richtung Laufhalle. Unbemerkt folgte ich ihm, konnte ich heimlich beim Training zusehen? Ich erschrak als Herr Kusche mich ansprach, er hatte mich entdeckt, „wo ist dein Sportzeug?“ Ich stammelte, „ich habe nicht gewusst, dass heute Training ist.“ „Redet ihr nicht miteinander, Kerle, ihr wart gestern beim Turnen beide schon so komisch drauf, was ist los mit euch? Also, am Dienstag und Donnerstag ist Training, donnerstags von 16:00 bis 17:30 Uhr Training auf der Bahn und zwar für euch beide, klar?“ Ich nickte. „Auf der Bahn?“, fragte ich nach. „Ja, warum, das hat der andere auch gefragt, seid ihr nun Läufer oder Warmduscher, Mann ey…!“ Ich schwieg, der andere! Herrn Kusche fiel nun was ein, er fragte „hast du denn heute noch Zeit?“ Ich bejahte, Mutti hatte ja Spätschicht, na und wann Vati nach Hause kommen würde, war sowieso ungewiss. Irgendwann würde schon ein Bus fahren, Julian musste ja auch nach Hause. Oh Schreck-Julian! „Magnus“, brüllte Herr Kusche nun in die Umkleidekabine, ein schlanker rotblonder Junge meiner Größe, ich schätzte ihn auf 15 bis 16 Jahre, mit muskulösen Oberschenkeln kam mit freiem Oberkörper und nur in Leggins heran. Mein Blick blieb kurz an seinem Sixpack hängen, schnell riskierte ich auch einen Blick auf die Beule in seiner Hose, Junge, Junge. Er grüßte mich mit einem kurzen Kopfnicken. „Magnus“, fragte Kusche nun etwas freundlicher, „du hast doch immer zweimal Sportklamotten dabei.“ Magnus nickte. Kusche weiter, „würdest du unserem Neuen, wie heißt du doch gleich?“ „Tim“, antwortete ich. „Also er braucht heute mal schnell ein Paar Laufklamotten.“ „Geht klar, Herr Kusche, aber ich bekomme sie bis Freitag gewaschen zurück, okay?“ Ich nickte, na klar. „Welche Schuhgröße hast du, wendete er sich weiter an mich.“ „Ne 43.“ „Okay, sollte passen, dann zieh ich heute mal nur die Spikes an. Los komm umziehen, ich zeig dir alles.“ Herr Kusche nickte zufrieden. Ich folgte Magnus in die Kabine und erschrak, mit dem Rücken zu mir war Julian gerade dabei seine Kurzleggins über seine Arschbacken hochzuziehen. Als er uns bemerkte drehte er sich mit freiem Oberkörper zu uns herum. Er bemerkte mich und bekam sofort einen roten Kopf. Ich glaube ich starrte einen Augenblick zu lange auf seine Brust und ließ meinen Blick abwärts wandern, denn Magnus hielt mir schon eine Weile die Sportklamotten hin. „Ey, was ist, gaff den nicht so an, zieh dich lieber um.“ Ich löste mich aus meiner Erstarrung und begann mich auszuziehen, ich hatte jetzt ein Problem, natürlich hatte ich nur ganz gewöhnliche Boxershorts an. Julian bemerkte die Ursache für mein Zögern und grinste mich an. Ich drehte ihm den Rücken zu und stieg rasch in die Klamotten von Magnus. Sie passten perfekt, auch die Laufshorts saß einigermaßen eng genug, so dass mein Glied ziemlich sicher verpackt war. Um irgendwas zu sagen, fragte ich Magnus „Läufst du auch die 5.000?“ „Bin ich wahnsinnig“, lachte er, „neee, alles weiter als 400 Meter, ist tödlich für mich, meine Spezies sind die 100 und 200.“ Jetzt war Julian aufmerksam geworden, „Tim, läufst du etwa 5.000?“ Ich nickte, „5.000 und 10.000, so wie du.“ Er schluckte, „woher weißt du…?“, und drehte sich weg. Ich war fertig umgezogen und verließ die Kabine, um nochmal pinkeln zu gehen. Ich hörte die Klotür, Julian hatte die gleiche Idee, sah kurz herüber und erleichterte sich auf der anderen Seite. Magnus war inzwischen in der Halle verschwunden. Her Kusche hatte uns 15 Minuten zum Erwärmen gegeben, dann rief er uns nach draußen. „Aufgabe, 5.000 Meter unter 25 Minuten, kein Wettkampf zwischen euch, sondern gleichmäßige Runden, verstanden meine Herren?“ Wir nickten synchron. „Uhren fertig?“, wieder nickten wir gleichzeitig. „Dann los 12 ein halb Runden und ab!“ Ich kannte mein Tempovermögen über diese Strecke, sie ist eigentlich meine Standardstrecke, die 10.000 war ich erst drei oder vier Mal gelaufen. 25 Minuten ist nicht gerade langsam, da hatte ich keine 2 Minuten pro Runde, aber mit gleichmäßigem Tempo sollte das machbar sein, auch nach der Weihnachtspause. Julian hatte offensichtlich keine Erfahrung mir den 5.000ern, er bummelte seine ersten 5, 6 Runden ziemlich rum. Dann, nach einem Blick auf seine Uhr, erkannte wohl, dass er sich falsch orientiert hatte. Er war doch kein Anfänger, wie konnte er sich so verschätzen. Jetzt drehte er richtig auf und zog relativ straff an mir vorbei, schon nach kurzer Zeit war er über eine halbe Runde vor mir, aber ich wusste, dass er, das nicht halten konnte. Und so kam es, ich hatte eine gute zeitliche Reserve für die letzten zwei ein halb Runden. Er wurde zusehends langsamer, er quälte sich. Seine Schritte wurden schleppender und immer kürzer. Eine Runde vor dem Ziel war ich zu ihm aufgelaufen, wir hatten noch 2:30 um die vorgegebene Zeit zu erreichen, er schlich nur noch. Ich verlangsamte und hängte mich unmittelbar vor ihn. „Komm 2:30, eine Runde, häng dich dran, ich nehm dich mit.“ Er schüttelte den Kopf, „lass mich, ich bin fertig, Scheiß 5.000.“ Ich, „los komm, seit wann gibst du so schnell auf, ich will, dass du mitkommst, los.“ Bei unserem Disput war wieder eine halbe Runde weg. Ich ließ mich auf seine Höhe fallen und legte ihm eine Hand an den Rücken, schob ein wenig, er ließ es zu. Gemeinsam liefen wir über die Linie, ich stoppte meine Uhr bei 23:28. Julian ließ sich unmittelbar nach der Ziellinie zu Boden fallen. Ich hockte mich neben ihn, legte beide Hände beruhigend auf seinen Bauch, sein Herz hämmerte und der Brustkorb hob und senkte sich in schnellem Rhythmus. Ich griff seinen Arm und stoppte seine Uhr auch, sie stand auf 23:52 Herr Kusche kam dazu und sprach uns an, „alles gut? Julian wie geht’s dir?“ Der nickte nur und winkte ab, ich half ihm auf. Er wehrte mich ab, „lass mich. Biste froh, dass du mich geschlagen hast? Hättest deinen Triumph ruhig genießen können.“ Er schob mich zur Seite und schleppte sich in die Umkleide. Ich blieb etwas ratlos zurück. Relativ schnell erholte er sich.

Magnus, der Sprinter hatte sein Training schon beendet, aus der Dusche hörte man das Rauschen. Ich hatte mich schon gewundert, dass Herr Kusche nur uns drei zum Training geholt hatte. Er hatte vorhin noch in die Umkleide gerufen, „Julian, wie immer, Licht aus und Tür zuziehen, klar? Ich mach schon mal los, tschüss!“ „Geht klar, Herr Kusche!“

Gerade kam Magnus nackt aus der Dusche, beide starrten wir auf seinen langen schmalen Schwengel, der weit über seinen Sack herabbaumelte. Ein dichter rotblonder Busch umrahmte seine Schwanzwurzel und ein feiner Streifen rötlicher Härchen zog sich bis zum Bauchnabel hoch. Er fragte, „was ist los, traut ihr euch nicht oder was ist mit euch beiden?“ Er lachte. Julian begann in Zeitlupe sich auszuziehen. Ich zögerte noch, was sollte ich jetzt machen, ich hatte ja kein Duschzeug mit, daran hatte ich vorhin nicht gedacht. Magnus war schnell fertig angezogen, sah noch mal zu uns herüber und schüttelte ungläubig den Kopf. „Wollt ihr hier übernachten? Julian, du weißt nachher Bescheid, ne?“ Weg war er. Julian war beinahe ausgezogen, als er nur noch seine Tights anhatte, merkte er, dass ich mich noch nicht ausgezogen hatte und schaute mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern, „hab doch kein Duschzeug mit…“ Kurz überlegte er, „ich beeil mich, kannst dann meins nehmen, das Badetuch reicht für uns beide.“ Er wartete gar nicht ab, drehte mir den Rücken zu und streifte seine eng anliegenden Leggins über die Arschbacken nach unten. Kurz konnte ich einen Blick auf seinen knackigen Hintern werfen. Wow! Schnell schlang er sich das große Duschtuch um seine Hüften und schlurfte in die Dusche. Ich war erstaunt über sein Angebot, hatte er mich doch vor 10 Minuten noch angefaucht. Schon rauschte die Dusche, zwar war ich neugierig, ihn mal ganz nackt zu sehen, aber ich blieb auf meiner Bank sitzen. Ich wünschte mir ja tief in meinem Herzen, ihn als meinen Freund zu gewinnen, auch wenn dies nach den letzten zwei Tagen ziemlich unwahrscheinlich geworden war. Kurz darauf kam er aus der Duschkabine, seine dunkelblonden Haare waren feucht, glänzend und total strubbelig. Er kam nackt in die Umkleide! Das Badetuch hatte er locker über der Schulter hängen und schmunzelte mich etwas verlegen an. Ich saß erstarrt da und konnte meinen Blick nicht von seinem Körper lösen, sein kleiner dunkelblonde Busch glänzte feucht um seinen beschnittenen Schwengel. Die feucht glänzende Eichel wackelte lustig an der Spitze. Aber schnell warf er mir das Handtuch zu, drehte sich wieder weg und zog eiligst seine Boxershorts an. „Mach fix, der Bus kommt in 20 Minuten oder willst du nach Hause laufen?“ Ich schüttelte verwirrt den Kopf, „nee, ich beeil mich.“ Die Dusche tat mir gut, denn ich hatte beim Anblick seines schönen Körpers bereits wieder einen Halbsteifen bekommen. Wie sollte ich sein Verhalten der letzten Minuten deuten, war das ein Freundschaftsangebot? Oder nur ein Test, damit er mich anschließend demütigen konnte. Ich beschloss vorsichtig zu sein, obwohl ich für mich schon wusste, was ich mir wünschen würde. Julian wartete angezogen im Umkleideraum und schaute mir interessiert entgegen. Ich hatte das Tuch um meinen Körper gewickelt, irgendwie musste ich es nun ja ablegen. Mutig geworden tat ich es ihm gleich, ließ das Tuch sinken und gönnte ihm einen kurzen Blick auf meinen immer noch leicht wippenden Schwanz, ich bemerkte seinen konzentrierten Blick auf meine Schamgegend und auch, dass er die Luft anhielt und dann ruckartig die Augen niederschlug. Treffer, aber genau wie er drehte ich mich weg und zog mich nun schnell an. Wortlos schlenderten wir dann gemeinsam zum Bus. Schweigend saßen wir nebeneinander auf der hinteren Sitzbank, jeder in seine Gedanken vertieft. Beim Aussteigen hob Julian die Hand und winkte in Richtung Busfahrer nach vorne, im Rückspiegel sah ich das Gesicht des Fahrers, der lächelnd zu uns blickte und den Daumen hob. Wir standen immer noch an der Haltestelle, als die Rücklichter des Busses schon in der Dunkelheit verschwanden. Ich holte Luft und wollte mich gerade mit einem „Tschüss“ verabschieden, als Julian kurz meinte, „danke Tim.“ Ich sah ihn fragend an, „ach vergiss es…“, er drehte sich um und stapfte in seine Richtung. Ich schaute ihm kurz nach, dann ging auch ich meinen Weg, schade, haben wir gerade eben einen Neustart verpasst, hätte ich mehr sagen sollen? Nee, ich wollte es von ihm hören…denn zur echten Freundschaft gehören zwei.

Julian

Tim, verdammt nochmal

Es war ein schöner Trainingsnachmittag. Ich war zwar überrascht, dass Tim auch da war und auch davon, dass Kusche uns beide über 5.000 Meter schickte, aber ich war mit Tim zusammen und es gab keinen Zoff zwischen uns. Ich musste mir eingestehen, dass ich mich über diese Distanz überschätzt und ihn unterschätzt hatte. Aber musste er mich dann am Schluss noch schieben? Das hätte er lassen können und mich nicht noch ärgern. Obwohl ich, am Boden liegend, seine Hände auf meinem Bauch als angenehm empfand. Trotzdem ätzte ich ihn an. Dass er mich dann in der Umkleide angestarrt hat und auch mein Angebot mit dem Duschtuch angenommen hat, fand ich wieder klasse. Mutig hatte ich mich dann getraut, nackt in die Umkleide zu gehen, ich fühlte seinen Blick an mir kleben, sofort hatte ich aber Zweifel, ob das gut war. Hatte ich richtig gesehen, als er dann aus der Dusche kam, hat er auch einfach so das Handtuch weggenommen, sein Schwengel schien mir ganz schön groß, eigentlich so, als ob er fast einen Ständer gehabt hatte. Vielleicht täuschte ich mich ja auch, er war ja etwas älter und größer als ich. Im Bus schwiegen wir uns an, doof. Zum Glück hatte er sich mit zu mir nach hinten gesetzt. Schweigend standen wir auch noch einen Augenblick an der Haltestelle, wie sage ich ihm, was ich für ihn empfinde. Lieber nicht, vielleicht sieht er das anders. Mühsam brachte ich ein „danke Tim“ heraus. Ich meinte damit nicht nur den heutigen Nachmittag, wir kannten uns erst zwei Tage und haben doch schon so viel Verschiedenes miteinander erlebt.

Fragend schaute er mich an, ich zuckte mit den Schultern und machte mich auf den Weg nach Hause. Nur nicht nochmal umdrehen. Ich weiß noch, es ging mir ziemlich mau an diesem Abend. Mama und Papa bekamen auch nicht viel aus mir heraus, ich gab vor, müde vom Training und dem Schultag zu sein und zog mich bald in mein Zimmer zurück. Mama fragte in ihrer besorgten Art, „Juli war es wieder…“ Etwas unwirsch fuhr ich ihr dazwischen, „nein Mama, es war nicht wieder der Wichs…, Mama entschuldige, aber lass es bitte.“

Ich schloss meine Tür. Der Teddy bewachte mich sicher. Zum Glück hatte ich keine weiteren Hausaufgaben, ich warf mich auf mein Bett und starrte an die Decke, was soll werden? Eine Weile lag ich unentschlossen da und grübelte hin- und hergerissen, was ich eigentlich wollte. Ich hatte Tim mehrfach vor den Kopf gestoßen, warum? Warum wehrte ich mich gegen ihn, hatte er mir doch zu verstehen gegeben, dass es ihm ähnlich geht wie mir. Dass wir als Freunde zusammengehören könnten. Entschlossen griff ich zum Handy und drückte die Wahlwiederholung. Besetzt, so ein Mist, mit wem kann man so spät noch quatschen? Etwa 10 Minuten später probierte ich es nochmal, auf der anderen Seite war der Rufton zu hören. „Hallo Juli, tschuldige, hab gesehen, dass du es versucht hattest, hab aber noch kurz mit Magnus telefoniert“, meldete sich die fröhliche Stimme von Therese.

Ich schluckte kurz, na klar Magnus, neuerdings ihr Superman. „Hallo Resi, bitte sei nicht bös, ich weiß, es ist schon spät, aber ich brauch dich, ich muss mal reden…“ Sie unterbrach mich „Juli, mein Lieber, das wurde aber auch Zeit. Wie geht es dir, wie geht es Tim?“ Ich stockte und schwieg einen Moment, dann „Du weißt von…?“ Sofort hakte sie ein. „Juli, erstens hat Magnus euch heute beim Training erlebt, er hat sich über euch beide gewundert. Na und, ich bin ja auch nicht blind, außerdem hab ich dich lieb, also leg los …“ Es wurde ein langes Telefonat.

Tim

Julian, verdammt nochmal

Zu Hause angekommen, war alles im Haus dunkel. Ach ja, Mutti hatte Spätschicht und Vati, ach Mann, ich würde niemals zur Polizei gehen. Kann der denn nicht einmal da sein, wenn ich ihn brauchte. Mit Mutti konnte ich alles bequatschen aber doch keine Jungssachen, nee, das war mir doch zu peinlich, mit Vati, na vielleicht. Aber dazu musste er da sein. Ich fluchte, was half es. Mein Essen aus dem Kühlschrank rührte ich heute nicht an, der Appetit war mir irgendwie vergangen. Ich nahm mir einen Orangensaft mit auf mein Zimmer, packte meinen Schulrucksack für morgen um und legte mich auf mein Bett, geduscht war ich ja schon. Auf meiner Haut roch ich Julis Duschgel. Ja, ich dachte an ihn, was würde werden?

Ich spürte eine Hand auf meinem Arm, jemand flüsterte leise „Timmi, willst du dich nicht ausziehen?“ Ich wachte schlaftrunken auf und sah in Muttis Gesicht. Sie wiederholte, „Timmi zieh dich doch um zum Schlafen, ich bin gerade gekommen und wollte nur noch mal nach dir schauen. Alles in Ordnung mein Großer? Du hast ja gar nicht gegessen?“ „Ja Mutti, alles klar, ich hab einfach keinen Appetit. Schlaf auch schön, ist Vati schon da?“ Sie schüttelte den Kopf, „gute Nacht.“ Rasch zog ich mich aus, kontrollierte nochmal mein Handy, nichts neues. Ich legte mich ohne Sachen auf die Decke, konnte aber nicht gleich wieder einschlafen. Wieder kam mir das Bild von Julian vor die Augen, wie er sich kurz nackig vor mir gezeigt hatte, das konnte doch….

Meine Hand streichelte über meinen Bauch, ich ertastete meinen steif gewordenen Penis und strich vorsichtig über die Eichel, das war immer ein besonders intensives Gefühl. Langsam begann ich die Haut an meinem Schaft auf- und abzuschieben, mein Atem beschleunigte sich, die aufsteigende Flut in meinen Hoden konnte ich nicht mehr lange zurückhalten. Rasant stieg der Schwall in meinem Schwengel auf und schoss mit großer Geschwindigkeit in hohem Bogen weit über meinen Bauch. Die ersten Spritzer trafen mein Kinn, einige landeten auf meiner Brust. Ich hatte ja schon öfter mal onaniert, aber so einen starken Samenerguss hatte ich noch nicht erlebt. Ich keuchte schwer und musste kurz die Augen schließen, so erschöpft war ich von diesem Erlebnis. Mir wurde in diesem Moment bewusst, das ich mit geschlossenen Augen nur den nackten Julian vor mir gesehen hatte. Ich gestand mir ein, dass es mir sehr gefallen hatte. Geschafft schlief ich in die Decke gekuschelt ein.

Tim hatte am nächsten Morgen mächtig zu tun, um aus dem Bett zu kommen. Zum einen hatte ihn das gestrige Training doch stärker gefordert, als er sich zunächst eingestehen wollte, zum anderen hatte er sehr schlecht geschlafen. Immer wieder war er im Schlaf aufgeschreckt, hatte wirres Zeug geträumt. Immer kam Julian in seinen Träumen vor, allerdings konnte er sich nicht an Genaueres erinnern. Müde stieg er zum Frühstück hinunter, seine Mutti schaute ihn sorgenvoll an, „Timmi geht’s dir nicht gut?“ „Ach Mutti, alles gut, ich bin ein bisschen kaputt vom Training gestern und dann ist alles noch etwas neu dort.“ „Gehst du jetzt immer in der Schule trainieren oder suchst du dir wieder einen Sportverein?“ Er wusste es noch nicht und sagte es ihr auch so. Er war etwas knapp dran und verabschiedete sich bald, wollte er doch rechtzeitig an der Haltestelle sein und wenigstens einige Minuten mit Julian allein sein, bevor im nächsten Dorf die anderen zustiegen. Von weitem sah er, dass außer ein paar jüngeren Schülern und einer älteren Frau, noch niemand auf den Bus wartete. Eigentlich hätte Julian schon da sein müssen, suchend lenkte er seinen Blick in die Richtung, aus der Julian kommen sollte. Die Wartezeit verging und als der Bus heranfuhr, war Julian immer noch nicht da. Seltsam betroffen stieg Tim ein, schaute noch mal zurück, vielleicht hatte er die Zeit verpasst? Der Busfahrer schloss die Türen, enttäuscht ließ Tim sich auf dem Platz hinter dem Fahrer nieder. Der sah ihn im Rückspiegel kurz fragend an, Tim hob die Schultern und sah aus dem Fenster. Wie üblich stiegen an der nächsten Haltestelle Lukas, Franz und Therese ein. Resi schaute kurz suchend durch den Bus, als sie Tim vorn beim Fahrer entdeckte, war ihr ein Aufatmen anzumerken. Lukas frotzelte sie an, „Was ist Therese, suchst du Julian oder den Neuen?“ Therese formulierte ein lautloses „Arsch“ in seine Richtung und setzte sich in Türnähe. „Oh, die Dame ist heute aber nicht gut drauf“, kommentierte Franz. Resi reagierte nicht darauf.

Julian hatte nach dem langen Telefonat mit Therese am vergangenen Abend dann doch Bedenken bekommen, ob er sich ihr nicht zu weit geöffnet hatte. Sie kannten sich zwar so lange, aber so weit hatte er sich ihr noch nie anvertraut. Klar, sie war seine beste Freundin und manchmal hatte sie ihm auch von ihren kleinen Problemen mit Magnus oder dem Zoff, den sie ab und zu mit ihren Eltern hatte, erzählt. Aber so tief wie in der letzten Nacht, hatte er sie noch nie in sich hineinschauen lassen.

Lange konnte er nicht einschlafen, er hatte er sich unruhig im Bett umher gewälzt. Er wachte sehr spät auf, er hatte vergessen, sein Handy zu laden, der Wecker hatte ihn nicht geweckt. Er flitzte durch das Bad, rannte die Treppe hinunter und verschlang sein Frühstück im Stehen. Seine Mama schaute ihn überrascht an, „Juli, setz dich doch hin, der Bus ist sowieso schon weg, ich nehm dich dann mit dem Wagen mit. Was ist nur los mit dir in den beiden letzten Tagen?“ Erleichtert ließ er sich auf dem Küchenstuhl nieder. „Ach Mami, so viel, das kann ich gar nicht alles erzählen“, antwortete er. „Aber du weißt Juli, dass Papa und ich…“ „Ja Mami, ich weiß, lass mir bitte Zeit, wann fahren wir?“ Seine Mama beließ es dabei, schaute auf die Uhr, „in 10 Minuten, reicht das?“ Julian nickte. Im Auto schwiegen beide, kurz vor Ankunft an der Schule fragte Julian überraschend, „Mama, wann ist das Treffen mit Ti.., äh ich mein mit deiner neuen Kollegin am Wochenende?“ Seine Mama schaute ihn fragend an, „na am Samstag zum Kaffeetrinken und dann vielleicht noch abends etwas erzählen, mal sehen, wie es läuft. Warum fragst du?“ Julian schluckte und sagte so gleichgültig wie möglich „Ach nur so.“ Seine Mama setzte ihn in einer Seitenstraße der Schulstrasse ab. Langsam schlenderte Julian zur Schule, an der Ecke vor der Bushaltestelle blieb er stehen und schaute von weitem zum Bus, der gerade in die Haltestelle einfuhr. Eine Gruppe jüngerer Schüler sprang zuerst heraus, etwas langsamer und ins Gespräch vertieft folgten Lukas und Franz, dann Therese. Ganz zum Schluss, sehr zögerlich und in Gedanken versunken folgte Tim. Er blieb am Bus stehen und schaute sich suchend um. Sein Blick wanderte auch zur Ecke, wo Julian stand, der aber hatte sich blitzartig hinter die Mauer zurückgezogen.

Unsicher, wie sie sich nun weiter zueinander verhalten sollten, stiegen sie jeder für sich die Treppen zur 3. Etage hinauf, beide schwiegen sich an, nicht mal ein gebrummtes „Morgen“ kam heute über die Lippen des einen oder des anderen. Sie versuchten sich nicht anzusehen, sich nicht zu berühren. In der Mathestunde arbeiteten beide hochkonzentriert, ging es doch um die Vorbereitung der morgigen Mathearbeit. Nacheinander wurden sie zur Tafel gerufen und lösten die ihnen gestellten Aufgaben sehr gut. Tim sollte dazu der Klasse auch noch seinen gewählten Lösungsweg erläutern. Julian wurde von Frau Winkler aufgefordert zu prüfen, ob man auch einen anderen Weg zur Lösung der Aufgabe nutzen könnte. Er hatte zwar den gleichen Gedanken gehabt wie Tim, konnte aber den zweiten Lösungsansatz genauso gut darstellen. Beide erhielten spontan für ihre Arbeit eine Note eins. Mit eisernem Gesicht setzte sich Julian dann wieder neben Tim. Keiner der beiden zeigte dem anderen seine Gefühle.

Therese sah von weitem mit traurigem Blick zu ihnen hinüber und schüttelte für sich den Kopf. Tief amtete sie aus, in diesem Moment fasste sie einen Entschluss…

Am Mittagstisch der 8c, der heute gut besetzt war, schwiegen beide zu den Gesprächen der anderen. Therese versuchte ihr Bestes, mal Julian, mal Tim in die Runde einzubeziehen, vergeblich. In den letzten beiden Unterrichtsstunden standen Chemie und Biologie auf dem Stundenplan. Hier unterschieden sich die Interessen und auch die Stärken der beiden Jungs. Bio war für Julian nur ein Muss, während Tim geradezu ein Biofan war, besonders interessant fand er die Zusammenhänge zu sportlichen Aspekten. Julians Ergebnisse in Bio waren ganz okay, aber er war nicht so sehr interessiert an diesem Fach. Eigentlich lagen ihre sonstigen Interessen gar nicht so weit auseinander, aber das wollten sie sich nicht eingestehen, noch nicht?

Der Nachmittagsbus sah die beiden Burschen wieder auf unterschiedlichen Plätzen, Tim hatte sich wieder vorn, gleich hinter dem Fahrersitz platziert, während Julian wie immer mit Franz und Lukas auf der hinteren Sitzbank saß. Er saß am Fenster und schaute beständig nach draußen. Seine Mitschüler versuchten nur kurz, ihn in ihr Lästern über alles mögliche einzubinden. Da er aber keine Reaktion zeigte, ließen sie ihn bald in Ruhe. Therese war nicht mit im Bus, sie hatte heute Arbeitsgemeinschaft und konnte erst später nach Hause fahren. Nachdem die beiden anderen Jungs ausgestiegen waren, richtete Julian seinen Blick für kurze Zeit nach vorn und sah aber nur den Rücken von Tim, dieser hatte seine AirPods in den Ohren und schaute auf sein Handy. Der Bus fuhr an die Haltestelle heran, diesmal sprang Julian als erster hastig aus dem Bus, ohne sich wie üblich vom Fahrer zu verabschieden. Der schaute fragend über den Rückspiegel in Tims Gesicht, der erwiderte den Blick und hob die Schultern. Als er ausgestiegen war, sah er noch, wie Julian mit straffem Schritt in Richtung seiner Straße unterwegs war. Er selbst trödelte in seine Richtung und beschloss sich zu Hause etwas auszuruhen, dann noch mal Mathe durchzugehen. Später wollte er dann noch eine Runde um den See laufen, den er letztens entdeckt hatte. Das würde seinen Kopf etwas auslüften.

Julian hatte sich vorgenommen, sich nicht weiter durch schwere Gedanken ablenken zu lassen, sondern sich gleich nochmal mit Mathe zu beschäftigen, später würde er vielleicht noch an den See gehen, um etwas abzuschalten. Beide Jungs wollten die Mathearbeit möglichst erfolgreich absolvieren und konzentrierten sich bei ihren Übungen sehr.

Es dämmert bereits ein wenig, als sich beide in Richtung See aufmachten. Julian schlenderte über die Wiese zum Zaun, stieg durch das Loch im Zaun und weiter zum Versteck am See. Tim war in seine Laufklamotten gestiegen und war auf der Seerunde unterwegs. Julian war am geheimen Platz am See angekommen und hatte sich auf seinen Baumstamm gesetzt, tief atmete er die Seeluft ein. Er hatte sich gestern bei Therese Luft gemacht und ließ den vergangenen Tag nochmal an sich vorbeiziehen, er war nicht glücklich darüber, wie alles so gelaufen war. Aber er hatte sich ja selbst gegenüber Tim abgeschottet, ach eigentlich war es ein Scheißtag, trotz der Mathe Eins. Er seufzte. Ein Geräusch in seinem Rücken ließ ihn aufhorchen, er drehte sich dem Geräusch zu und lauschte konzentriert. Er vernahm schnelle Laufschritte auf dem Kiesweg, der ungefähr 20 Meter hinter seinem Versteck verlief, allerdings verdeckt durch dichtes Unterholz. Er erhob sich und schob sich vorsichtig durch das Dickicht. Die Schritte verhallten schon in Richtung Parkplatz, als Julian den Weg erreichte. Sein Blick in diese Richtung zeigte ihm in einer Entfernung von ca. 100 Meter die Silhouette eines jugendlichen Läufers, Tim. sofort erkannte er die Gestalt und den Laufstil seines Banknachbarn. Erstaunt blieb er auf dem Weg stehen. Tims Augen wurden feucht. Schnell wendete er sich ab und begab sich auf den Rückweg.

Tim beschloss nach dem Abendbrot mit seinen Eltern, ja sein Vati war zu Hause (!), nicht so spät ins Bett zu gehen, damit morgen in Mathe alles gut laufen konnte. Frisch geduscht nach seiner Seerunde, die er locker und ohne Laufuhr absolviert hatte, legte er sich auf sein Bett und nahm sich sein Handy. Etwa gegen neunzehn Uhr klingelte es unten an der Haustür. Tim hörte, dass Mutti die Tür öffnete, er verstand nur „Guten Abend, ich…“ Seine Mutti rief von unten, „Tim kommst du bitte mal runter - Besuch für dich!“ Hä, Tim horchte auf, Besuch für ihn, um diese Zeit? Wer konnte das sein, eigentlich wusste doch bisher niemand, wo er wohnte? Schnell zog er sich eine Trainingshose über seine Boxer und ging nach unten. Erstarrt blieb er auf der untersten Stufe stehen, sein Mund blieb offen stehen. Er schluckte, alles hatte er erwartet, aber das nicht.

Therese stand im Flur und schaute ihn unsicher an. „Therese, du?“ „Hallo Tim, hast du mal Zeit für mich? Bitte, es ist wichtig für mich, für dich und für“, sie holte einmal tief Luft, „und für Julian.“ Sie ließ die Luft erleichtert ausströmen. Tim erschrak sehr und nickte, „na klar.“ Tims Mutti stand fragend daneben und meinte, „kommt doch bitte ins Wohnzimmer.“ Therese sah Tim bittend an und schüttelte leicht den Kopf. Er erkannte das Zeichen und meinte, „danke Mutti lass mal, ich glaub wir müssen erstmal für uns reden.“ An Resi gerichtet, „kommst mit hoch in mein Zimmer?“ Mutti etwas erschrocken „Aber Tim…“ Ohne sich weiter umzudrehen, folgte Resi ihm nach oben. Tim hatte sich gerade auf sein Bett gesetzt, er bot Therese den Schreibtischsessel an, als es an der Tür klopfte. Tim öffnete die Tür, „Mutti, bitteee.“ Seine Mutti entschuldigte sich, „ich bring euch nur etwas Orangensaft, ich werde nicht weiter stören aber denkt bitte an die Zeit.“ „Ja Frau Wegner, ich muss ja dann auch wieder heim, danke für den Saft.“ Tim setzte sich wieder und schaute das Mädchen erwartungsvoll an. „Ja also Timmi, äh ich darf Timmi sagen?“ Er nickte. „Ich bin hergekommen, weil ich dir was Wichtiges sagen und erzählen möchte. Ich habe seit der fünften Klasse einen ganz tollen, lieben und aufmerksamen Freund. Er war bisher ein liebenswerter und immer fröhlicher Junge, der gerne Sport macht und auch sehr gut in der Schule ist. Ja und eigentlich ein toller Mensch ist.“ Tim unterbrach sie etwas forsch, „Therese, ich will nichts von dir, also ich meine so zwischen uns, na du weißt schon, also ich brauch noch keine Freundin.“ Sie schüttelte den Kopf. „Tim, meinen Freund, den ich meine, kennst du auch, schon seit Montag.“ Ihm dämmerte, wen sie meinte. „Julian?“ Sie nickte, schluckte. „Ja und seit Montag ist er total verändert, er erscheint mir unglücklich. Ich beobachte euch doch schon seit Montag, ich seh doch, wie es euch beiden geht. Und ich weiß schon länger, dass er, also na ja….“ Sie ließ den Satz unvollendet. „Er hat mich gestern nach euerm Training angerufen, wir haben lange miteinander telefoniert, ich glaube, er hat sogar etwas geweint zwischendurch.“ Über Tims Stirn erschien jetzt eine Unmutsfalte, hatte Julian Therese etwa …? Tim jetzt, „warum erzählst du mir das, hat er dich zu mir geschickt?“ Hastig unterbrach sie ihn „nein, er hat mich nicht zu dir geschickt und er weiß auch gar nicht, dass ich hier bin. Aber er hat mir von eurem dummen Streit und auch sonst viel über dich erzählt.“ Tim holte tief Luft und wollte etwas erwidern. „Tim, bitte lass mich ausreden! Ich habe doch in den drei Tagen, die ich dich kenne, gemerkt, dass du genauso fühlst wie er, ihr gehört zusammen. Und auch ich finde dich toll, so wie du bist. Er sehnt sich nach deiner Freundschaft, nach deinem Vertrauen.“ Tim schaute sie ungläubig an. „Aber warum hat er mir dann in der Stunde mit der Hand in die, äh.. in die, na also die … so, dass ich fast….“ „Das weiß ich nicht, aber du weißt auch, dass das nicht absichtlich war und du hast ihm beim Turnen ja auch sehr interessiert in die Hose geschaut. Julian hat mir auch erzählt, dass ihr beide im Umkleideraum nach dem Duschen einander kurzzeitig sehr nah und vertraut wart.“

Julian wurde verlegen, „das hat er dir alles erzählt, ist der doof, einem Mädchen sowas zu erzählen oder was?“ Er holte wieder tief Luft…Therese schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab, „nein, er ist nicht doof aber…ich glaube, nein ich weiß es, er mag dich sehr.“ Sie schwieg, nickte und schaute ihm nur ins Gesicht. „Übrigens fällt das alles sogar Leuten auf, die dich erst kurz kennen. Du kennst Magnus aus der 9. Klasse?“ „Der Sprinter aus der Trainingsgruppe?“ „Ja, er ist mein, na ja mein Freund, wir sind seit kurzem zusammen. Er hat mir erzählt, wie er euch beim Training und danach erlebt hat. Er meinte auch, die passen als Freunde zusammen. Also, bitte denk nochmal ganz in Ruhe über dich und Juli nach, ihr habt euch gern, vielleicht sogar mehr als gern. Aber deswegen müsst ihr euch doch nicht schämen oder euch verleugnen. Übrigens, ich wünsche mir, dass mein langjährige lieber Freund dich als seinen Freund gewinnt und ich mit dir einen zweiten treuen Freund bekomme. Ja, ich kann mir sehr gut vorstellen, zwei liebe und tolle Jungs wie euch als Freunde zu haben.“

Tim war knallrot geworden, „Du meinst, ich…wir ..?“ Er bemerkte, dass sie kurz zögerte, „Ja, genau, gebt doch gegenseitig zu, dass ihr euch mögt. Versucht, euch zu vertrauen. Er möchte dir gern vertrauen, zeig ihm, dass er es kann.“

Tim sagte gar nichts mehr, er hatte Tränen in den Augen. „Resi, darf ich dich mal drücken?“ Sie nickte. „Danke, danke“, stammelte Tim. Kurz nahm er Therese in den Arm, wieder bekam er diese Gänsehaut, ein unbekanntes Gefühl der Nähe und Vertrautheit stieg in ihm auf. Ihr Brüste berührten seinen Bauch, erneut fühlte er dieses Kribbeln in sich aufsteigen. Unvermittelt löste sich Therese von ihm, „Timmi, ich muss dann los, denk über alles in Ruhe nach und tu, was dein Herz dir sagt.“

Tim brachte Therese nach unten, sie klopfte an die Wohnzimmertür, um sich zu verabschieden. Tims Eltern kamen auf den Flur, sein Vati fragte, „wie kommst du jetzt nach Hause?“ „Wenn ich mich spute, schaff ich noch den Bus.“ Tims Vati schüttelte den Kopf, „nichts da, ich fahr dich, wo musst du hin?“ „Ich wohne im Nachbardorf, das wäre ganz lieb, danke!“ Sie bedankte sich bei Tims Mutti, zog sich ihre Jacke an und drehte sich zu Tim, „also mein Timmi, bis morgen.“ Sie trat an ihn heran, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm ein freundschaftliches Küsschen auf die Wange. Tim stand immer noch verlegen mit rotem Kopf im Flur, als das Auto schon vom Hof rollte.

„Das ist aber ein nettes Mädchen, deine Freundin“, bemerkte jetzt seine Mutti lächelnd. „Sie ist nicht meine…ja, sie ist ein großartiges Mädchen, aber nicht so, wie du denkst. Gute Nacht Mutti.“ Tim stieg in sein Zimmer und schloss leise die Tür. Verdattert ließ er seine Mutti im Flur zurück. Lange, sehr lange konnte er nicht einschlafen, aber er nahm sich fest vor, so bald wie möglich, nein morgen schon, mit Julian zu reden.

Tim schlief in dieser Nacht zwar etwas kürzer, aber er hatte ganz gut geschlafen, denn er hatte einen für sich wichtigen Entschluss gefasst. Gut gelaunt frühstückten die drei, Mutti, Vati und er. Sein Vati, hatte sich den heutigen Tag frei geplant, Tims Mutti hatte heute kurze Schicht in der Bank. Beide hatten sich vorgenommen, am Nachmittag zum ersten Mal, seit sie hierhergezogen waren, gemeinsam in die Stadt zu fahren und etwas zu bummeln, vielleicht ein Café zu besuchen, mal sehen. Auf Tims Platz am Frühstückstisch lag ein großes, in roter Folie eingepacktes Schokoherz, mit dem Aufkleber „Viel Glück“. Tim schaute überrascht auf, „Alles Gute für deine erste große Mathearbeit heute!“ Sein Vati schmunzelte, „und wenn du magst, dann kannst du ja nach der Schule so gegen 16:00 Uhr im italienischen Eiscafé, dort bei euch in der Nähe der Schule, mal reinschauen, vielleicht triffst du uns dort und wir naschen einen schönen Eisbecher gemeinsam?“ Tim verzog das Gesicht, „oh das ist schade, aber donnerstags ist doch ab16 Uhr Lauftraining, das passt heute leider gar nicht, aber da macht ihr euch einfach einen schönen Nachmittag. Da komm ich heute nicht vor halb sieben nach Hause. So ich mach mich dann mal fertig.“ „Aber Tim“, schaltete sich nun seine Mutti ein, „ich kann dich doch mitnehmen.“ Tim überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf, „danke Mutti, aber ich möchte heute unbedingt meine Freunde im Bus treffen.“ „Aber die siehst du doch den ganzen Tag?“ Fragend schaute sie ihren Sohn an. „Schon Mutti, aber das ist nicht das Gleiche, danke trotzdem. So ich bin dann mal weg.“ Er sprang auf, schnappte sich seinen Rucksack und die Sporttasche, warf seinen Eltern ein Küsschen zu und war durch die Haustür verschwunden. Sein Vati meinte nur, „na der hat ja gute Laune, ob das an dem Besuch von Therese gestern Abend liegt?“ „Hat sie denn im Auto noch was erzählt, na du weißt schon?“ „Nee, eigentlich nicht viel, nur dass sie, Julian und Tim Freunde sind. Ich kenn Julian zwar nicht, aber sie war schwer beeindruckt von beiden Jungs.“ „Verliebt?“ „Ach Heidi nein, bestimmt nicht, sie hat betont dicke Freunde.“ Sein Vati lachte. Während seine Eltern noch rätselten, hatte sich Tim eilig zum Bus begeben. Schon von weitem sah Tim, dass Julian schon an der Haltestelle stand. Je näher er der Haltestelle kam, umso mehr verlangsamte er seinen Schritt. Julian stand mit dem Rücken zu ihm und hatte ihn noch nicht bemerkt. Aller Mut und Optimismus hatten Tim verlassen. Was, wenn Julian mit der Aktion von Therese gestern Abend gar nicht einverstanden war. Wenn sie sich das nur eingebildet hatte und er… Tim wagte nicht weiterzudenken. Vorsichtig trat er neben Julian und ließ ein leises „hi Julian“ hören, der drehte sich erschrocken zu ihm hin, unsicher flackerten seine Augen. „Hallo“, erwiderte er leise. Er sah Tim einen Augenblick lang unsicher in die Augen, schnell senkte er den Blick. „Der Bus kommt …“ Tim nickte, war das das Einzige, was Julian interessierte? Tim jetzt mutig, „Julian, kann ich...“ Aber der war schon an die Tür herangetreten, wie auf der Flucht sprang er in den Bus und eilte auf die Rücksitzbank. Tim zögerte, sollte er sich auch nach hinten setzen? Aber das waren die üblichen Plätze für Franz und Lukas. Die wollte er sich nicht antun, also wendete er sich wieder seinem Platz vorn hinter dem Fahrer zu. Der nickte ihm wieder im Rückspiegel zu, drehte sich zu ihm um und sprach ihn an. „Hey, Großer, du fährst jetzt schon ein paar Tage mit in meinem Bus zur Schule in die Stadt, seid ihr neu hierhergezogen? Und hast du auch einen Namen“ Überrascht sah Tim in die freundlichen Augen des Mannes, dann musste er lachen, er nickte, „na klar, ich heiße Tim, ja wir wohnen seit Weihnachten hier und ich gehe in der Stadt auf das Gymnasium.“ „Ah, auch in die Klasse von Julian?“ Jetzt verlor Tim kurz das Lachen aus seinem Gesicht, „ja in die gleiche Klasse, ich sitze neben ihm.“ „Hm,“ brummte der Fahrer nun, „er ist irgendwie anders, nicht mehr ganz so fröhlich, weißt du warum?“ Tim schluckte, er schüttelte den Kopf, „nein, ich kenne ihn ja kaum.“ „Na, dann wollen wir mal“, der Fahrer schloss die Türen und los gings. Tim rutschte in seinem Sitz zusammen und stopfte sich weder seine AirPods in die Ohren.

Julian hatte von hinten aufmerksam die Unterhaltung des Fahrers mit Tim beobachtet, aber natürlich kein Wort verstanden. Er grübelte, Tim war ihm vorhin an der Haltestelle fröhlich und zuversichtlich erschienen, hatte ihn trotz allem freundlich begrüßt. Was war passiert, wollte Tim ihm eine Brücke bauen? Eigentlich wollte Julian ihn ja gar nicht wegschicken, sondern nach dem langen Telefonat mit Resi war er zunächst mutig und hatte sich vorgenommen, Tim eine Chance zu lassen, wollte versuchen, ihm zu vertrauen. Das hatte Therese ihm auch als Bedingung aufgezeigt, wenn er Tim als Freund für sich gewinnen wollte, sie müssten aufeinander zugehen. Resi hatte gemeint, ihr beide wollt es, also geht aufeinander zu. Sagt euch, was ihr euch vom anderen wünscht. Was hatte Tim vorhin noch zu ihm sagen wollen?

Laut sagte Julian jetzt zu sich, „ich bin ein Idiot“, die Fünftklässler, die zwei Reihen weiter vor ihm saßen drehten sich amüsiert um und feixten. Julian erschrak, hatte er das wirklich laut gesagt? Der Bus fuhr im nächsten Dorf an die Haltestelle heran. Franz und Lukas tobten herein, zielstrebig gingen sie nach hinten, um sich auf ihre Stammplätze zu lümmeln. Auf dem Weg dorthin kam ihnen Julian entgegen, ohne sie zu beachten, zwängte er sich an ihnen vorbei und begab sich in den vorderen Teil des Busses. Die beiden Jungs gafften ihm sprachlos hinterher, „was hat der denn für‘n Problem?“ „Ach lass den doch.“ Sie pflanzen sich in ganzer Breite auf die hinteren Plätze. Julian war inzwischen bis ganz nach vorn gegangen, der Fahrer blickte ihm im Rückspiegel erwartungsvoll entgegen, Julian stellte sich neben Tim, der war ganz in seine Musik vertieft und bekam das nicht mit. Julian tippte ihm entschlossen auf die Schulter, Tim sah verwundert auf, Julian stand neben ihm und blickte ihm direkt in die Augen. Überrascht nahm Tim die AirPods aus den Ohren, „rutsch mal bitte,“ sagte Julian nur. Tim stutzte, grinste, ein Lächeln kam in sein Gesicht. „Gerne“, meinte er nur und rutschte auf den Fensterplatz. Julian ließ sich auf den Nebensitz fallen und rutschte ganz eng an Tim ran. Der presste glücklich seinen Oberschenkel an Julian Bein. Der Busfahrer hatte die Szene im Rückspiegel beobachtet, lächelte leicht und gab Gas. Therese, die nach den beiden anderen Jungs in den Bus gestiegen war setzte sich in Türnähe und schmunzelte in sich hinein. „Meine Jungs“, dachte sie so bei sich, „Mann hat das gedauert.“ Tim und Julian saßen schweigend nebeneinander und genossen ihre neue Vertrautheit. Der Bus hielt an der Schulhaltestelle, alle waren bereits ausgestiegen, langsam erhoben sich auch die beiden Jungs und begaben sich zum Ausgang. Therese war schon ins Mathezimmer verschwunden. In den ersten beiden Stunden war ja die Mathearbeit angesagt. Tim und Julian waren überrascht, bevor sie sich auf ihre Plätze setzen konnten, mussten sie bei Frau Winkler am Lehrertisch ein Los ziehen, denn die Lehrerin hatte festgelegt, dass die Sitzordnung zur Mathearbeit durch Zufall neu bestimmt wird. Der Sinn wurde allen schnell klar, wollte sie doch eine wirkliche Leistungsanalyse ihrer Schüler erstellen. Tim zog ein Los, das einen Platz weit hinten in der Ecke des Zimmers bedeutete, er hatte Tobi als Nachbarn erwischt. Er war nicht besonders glücklich darüber. Julian hatte aber auch nicht viel mehr Freude, seine Nachbarin für die nächsten zwei Stunden sollte Chantal werden. Therese hatte einen gemeinsamen Arbeitsplatz mit Lisa, sie schien ganz zufrieden. Alle Schüler wurden aufgefordert, ihre Materialien bereit zu legen und sich in zehn Minuten auf ihre Plätze zu begeben. Tim suchte durch den Raum den Blickkontakt zu Julian, das funktionierte heute auf Anhieb, denn der schien darauf gewartet zu haben. Mit den Augen und einer leichten Kinnbewegung bedeutete Tim seinem Freund, sich draußen nochmal zu treffen. Der verstand die Geste und verließ vor Tim den Raum. Vor der Tür zog der Größere den Freund ein paar Schritte abseits um eine Ecke. Er hatte das Schokoherz, das ihm seine Eltern heute Morgen als Glücksbringer geschenkt hatten, dabei. Er brach das Geschenk in der Mitte hindurch und gab Julis eine der Hälften, „viel Glück nachher Julian.“ Unsicher sah er ihn dabei an, fand der das doof? Julian nahm das halbe Schokoherz in die linke Hand. Mit der freien Hand packte er den Größeren im Nacken, zog ihn an sich und presste kurz seine Stirn an die Stirn von Tim. „Dir auch, danke“, flüsterte er. Selbst davon erschrocken ließ er sofort wieder los, schluckte und ging mit raschen Schritten wieder in den Klassenraum. Tim war gerührt von dieser Vertraulichkeit und folgte Julian mit Abstand. Pünktlich mit dem Schulgong teilte Frau Winkler die Aufgabenblätter aus, die noch dazu in zwei Gruppen vorbereitet waren, so dass die nebeneinandersitzenden Schüler verschiedene Aufgaben hatten, Pech für Tobi und Konsorten. Tim, Julian und Resi war das aber nur recht.

Bald herrschte im Klassenzimmer eine angespannte Stille, hin und wieder hörte man das Klappern einer Tastatur vom Taschenrechner, dann wieder ein unterdrücktes Fluchen oder Stöhnen. Tim hatte ganz zügig den ersten Teil der Aufgaben gelöst, kurze Pause, in der er die Lösungen noch mal checkte. Er richtete seinen Blick nach vorn, wo er den Rücken von Julian sah, der tief über seine Arbeit gebeugt, kurz am Stift kaute, dann aber zügig weiterschrieb. Tim schaute kurz nach rechts, dort saß Resi, auch sie arbeitete hoch konzentriert. Plötzlich stand Frau Winkler neben ihm, blickte kurz auf seine Arbeit und berührte ihn nur ganz kurz, wie zufällig an der Schulter. Erschrocken blickte er zu ihr auf, sie nickte ihm unauffällig aufmunternd zu. Er streckte einmal kurz seine langen Beine unter der Bank, dann konzentrierte er sich wieder und setzte seine Arbeit fort. Julian war auch gut vorangekommen, in einer kurzen Pause, die er sich gönnte, drehte er sich um, richtete seinen Blick nach hinten zum Platz von Tim. Der hatte gerade den Taschenrechner in der Hand, erkannte über das Display hinweg den Blick von Julian und zwinkerte ihm unmerklich zu. Aber beide hatten nicht mit der Aufmerksamkeit von Frau Winkler gerechnet, sofort donnerte sie „Julian, umdrehen, Tim, bitte!“ Innerlich musste sie schmunzeln, aber das bemerkten ihre Schüler natürlich nicht. Die Arbeitszeit verging gefühlt ziemlich schnell. Bei seinem heutigen Sitznachbarn Tobias bemerkte er etwa 15 Minute vor Abgabe eine zunehmende Unruhe und Hektik. Er selber hatte alle Aufgaben gelöst und war dabei, ein letztes Mal die Antwortsätze zu überprüfen. Entspannt lehnte er sich zurück und sah nun von hinten auf den Rücken von Julian, er hat ein ganz schön breites Kreuz, wie alt mag er sein? Ob er auch schon 15 ist? Er merkte, dass Julian vorsichtig nach Frau Winkler suchte, die aber war damit beschäftigt in der anderen Ecke der Klasse aufzupassen, dass nicht zum Schluss noch einige Schüler doch abguckten. Schnell drehte er sich zu Tim nach hinten und blinzelte ihn fragend an. Tim nickte ihm lächelnd zu und zog dann seine Augenbrauen fragend in die Höhe. Julian nickte leicht zurück und drehte sich wieder nach vorn. Tims Blick wanderte jetzt nach rechts, wo Therese saß, sie war gerade dabei, ihre Blätter zu sortieren. Sie bemerkte seinen Blick und schmunzelte ihn an. Ein fast unmerkliches Luftküsschen wanderte zu ihr hinüber, sie registrierte es mit einem Lächeln.

Als der Schulgong die Stunde beendete setzte bei einigen ein Gejammer und Gestöhne ein, die beiden Jungs gaben ihre Arbeitsblätter zügig vorn am Lehrertisch ab und warteten vor der Tür gemeinsam auf Resi. Sie hatte jedoch in der Pause keine Zeit, sie entschuldigte sich bei den ihnen, „sorry Jungs, aber ich bin mit Magnus verabredet. Der hat heute Nachmittag keine Zeit, da er hat Lauftraining mit zwei solchen Typen…“ Sie lachte laut und herzlich. „Ihr habt euch bestimmt erstmal auch ohne mich viel zu erzählen. Verpasst die Englischstunde nachher nicht.“ Ein Küsschen flog zu den beiden Jungs, die sich etwas verdattert anschauten und dann grinsten. „Los komm“, Julian zog Tim einfach mit sich…

Franz, der mit Lukas etwas abseits stand und die Szene beobachtet hatte, meinte abfällig „doch schwul, die beiden.“ „Nee“, antwortete Lukas, „haste nicht gesehen, die hat ihnen Küsse zugeworfen, vielleicht hat die es mit beiden?“ „Quatsch, das würde Magnus gar nicht gefallen.“ „Stimmt auch wieder, ach scheiß egal. Los komm, wir gehen zum alten Brunnen, eine paffen.“ Sie verzogen sich hinter die Sporthalle zur heimlichen Raucherecke.

Die beiden Freunde hatten sich in eine ruhige Ecke des großen Schulhofes verzogen und sich auf die niedrige Steinumfassung des Steingartens gesetzt. Sie waren aber noch lange nicht so weit, dass sie über die Erlebnisse, Wirrungen der letzten Tage und ihre Gefühle miteinander sprechen konnten. Sie genossen zunächst einmal, ohne groß zu reden, ihr Zusammensein. „Wie fandest du die Arbeit?“, fragte Tim nach einer Pause des Schweigens. „Ach die war machbar, der zweite Teil hat mich anfangs etwas verwirrt, die Konstante hatte ich zuerst übersehen. Aber hiermit hab ich es dann geschnallt.“ Fast gleichzeitig holten sie ihre halben Schokoherzen hervor und begannen die Folie abzuwickeln. Jetzt grinsten sie sich aber doch an, „hat geholfen, danke“, meinte Julian, bevor er sich das ganze Schokoladenstück auf einmal in den Mund schob. „Ey, du kleiner Fresssack, das ist ein Geschenk, das musst du genießen.“ Übertrieben vornehm knabberte er nun demonstrativ an seiner Schokolade. Julian konterte mutig, „nee, das ist ein Geschenk von meinem Freund, zum Vernaschen...“, er schaute Tim aufmerksam an. Tim überlegte kurz, was sein Freund gemeint haben könnte, dann grinste er, „was oder wen?“ Jetzt prusteten beide laut los, sie kriegten sich fast nicht mehr ein. „Haben deine Eltern schon über das kommende Wochenende und die Einladung meiner Eltern für euch was gesagt?“ Julian schüttelte den Kopf. „Ich glaub das ist in den letzten Tagen untergegangen.“ „Würdest du denn mitkommen?“, fragte Tim jetzt ziemlich unsicher. Gerade wollte Julian antworten, als sie feststellten, dass sich der Schulhof schon fast vollständig geleert hatte. Sie hatten den Schulgong überhört. Julian blieb Tim die Antwort schuldig, sie rannten die Treppen zur dritten Etage hinauf, ihre Rucksäcke hatten sie zum Glück schon zu Beginn der Pause ins Englischzimmer gebracht. Mr. Fox stand bereits im Eingang des Zimmers und wollte gerade die Tür schließen. „Na meine Herren, das war aber knapp…“ „Thanks Mr. Fox“ „Hurry up, boys.“ Mit dem Stundengong ließen sie sich auf ihrem Platz nieder. Die frotzelnde Bemerkung vom Fenster her, „schon wieder das Dreamteam…“, ließen sie an sich abprallen. Nico hätte es nicht tun sollen, schon in einer der letzten Stunden hatte Foxi ihn wortlos ermahnt, nun reichte es ihm offenbar, süffisant stellte er sich vor Nico und meinte, „Nico, du scheinst einer der coolsten Typen der Klasse zu sein, wie sieht es aus, ich möchte das anhand der neuen Vokabeln bestätigt wissen. Würdest du bitte die Güte haben und dich nach vorn begeben? Danke.“ „Ähm, Mr. Fox, das geht im Moment leider nicht, ich hab, äh ich bin…“, er stotterte und hatte jetzt erst recht die Aufmerksamkeit der Klasse auf sich gezogen. „What’s the matter with you?” Foxi blieb gnadenlos. „Come on boy!“ Mit knallrotem Kopf und leise fluchend erhob dieser sich und stellte sich mit seinem Gesicht zur Tafel. Mr. Fox bat ihn sich zur Klasse zu drehen, „wir wollen die Vokabeln doch verstehen…“ Zögernd folgte Nico der Aufforderung, schützend hielt er sich die Hände vor seinen Schritt. Spätestens jetzt erkannten die meisten der Jungs, welches Problem Nico gerade hatte. Deutlich zeichnete sich eine große, nach rechts liegende Banane in seiner Hose ab. Ein paar Jungs lachte hämisch auf, einige Mädchen kicherten verhalten. Julian stieß Tim unter der Bank mit dem Knie an und grinste zu ihm rüber. Tim zuckte nur kurz mit den Schultern, eigentlich tat Nico ihm in diesem Moment sogar ein bisschen leid, das hätte ihm auch passieren können. Zum Glück hatte Julian in den letzten Tagen scheinbar nie bemerkt, dass er auch immer mal eine mächtige Latte in der Hose hatte, besonders, wenn Julian nah ihn heran gerutscht war. Oder etwa doch? Er fragte sich, ob Julian das genauso ging? Mr. Fox lenkte aber alle ganz schnell von Nico ab, indem er den Auftrag erteilte, im Anschluss die Auswertung von Nicos Kontrolle durch die Mitschüler zu fordern. Ganz schnell beruhigte sich die Klasse und alle griffen zur ihren Stiften. Nico schlug sich dann ganz tapfer, scheinbar hatte er wirklich nur ein Problem mit seiner Latte, nicht mit den Vokabeln. Sein Ständer war durch die Konzentration auf seine Aufgabe sowieso innerhalb kürzester Zeit verschwunden gewesen.

In der Mittagspause trafen sich die meisten Schüler der 8c wie gewohnt am Klassentisch in der Cafeteria, Therese war wieder nicht dabei, sie hatte Julian noch kurz gewinkt und mit dem Mund stumm das Wort „Magnus“ formuliert und leicht errötend mit den Schultern gezuckt. Juli hatte lächelnd mit dem Kopf geschüttelt. Tim sah sich an der Essenausgabe suchend um, Julian, der hinter ihm stand, raunte ihm nur leise zu „Magnus.“ Tim drehte sich kurz um, hob die Augenbrauen und nickte verstehend.

Auf dem Weg zu ihrem Tisch meinte er dann, „also, wenn Magnus uns dauernd Resi ausspannt, dann müssen wir heute beim Training mal ein Wörtchen mit ihm reden.“ „Nee, lieber nicht. Das soll doch eigentlich keiner wissen, dass sie mit ihm zusammen ist. Das hat sie nur uns beiden anvertraut, also halt die Klappe. Und verquatsch dich nicht, auch Magnus gegenüber, klar?“ Tim holte kurz Luft und wollte gerade antworten, irgendwie verspürte er einen leichten Stich in seinem Herz. Julian blieb kurz stehen und blickte ihn eindringlich an. Tim nickte, hatte Therese ihm das doch auch unter vier Augen anvertraut, ihm wurde bewusst, wie viel er ihr als Freund bedeutete.

Am Tisch sah Tim die Riesenportion Nudeln, Tomatensoße und einen Berg Reibekäse darauf, die Julian sich geben lassen hatte, „ey, du bist doch‘n kleiner Fresssack“, raunte er ihm zu, „wir haben heute wieder fünftausend vor uns.“ Juli erschrak, „meinste das ernst?“ „Weiß nicht, kann sein.“

Die letzte Stunde heute war Geografie, eines der Lieblingsfächer der beiden Freunde. Auf der Treppe zum Geokabinett fiel Julian Tims Frage aus der großen Pause wieder ein, „du hattest gefragt, ob wir am Wochenende zu euch kommen, ich hab von meinen Ellis da noch nichts gehört, hat sich meine Mama denn noch nicht bei euch gemeldet? Ich würde schon gern zu dir, ich meine zu euch kommen.“ Er blieb auf dem obersten Treppenabsatz stehen. Tim blieb eine Stufe unterhalb stehen, drehte sich um, so dass seine Augen, mit denen von Julian auf einer Höhe war. Tim hatte den kleinen Aussetzer von Juli registriert. Der schaute sich suchend um, stellte fest, dass sie in diesem Augenblick allein auf der Treppe waren, griff Tim rasch mit einer Hand in den Nacken und zog dessen Stirn gegen seine eigene. Mit geschlossenen Augen verharrten beide Jungs kurz in dieser Position. Als sie sich lösten, meinte Julian, „das ist mein Freundschaftszeichen, das ich bisher eigentlich nur mit einem Jungen außer dir geteilt habe.“ Tim erstarrte, ein anderer Junge? Julian bemerkte das sofort und meinte schnell „Mit meinen Cousin Markus. Aber mach dir keine Gedanken, Markus ist wie ein Bruder für mich, du wirst ihn bestimmt mal kennenlernen. Er ist ein Klassetyp.“

„Wenn du magst, können wir unsere Eltern ja fragen, ob du am Wochenende bei mir übernachten darfst, magst du?“ Julian wollte gerade die Hand heben, um sie nochmal in den Nacken von Tim zu legen, als ein paar Mitschüler unten auf der Treppe zu hören waren. Er unterließ es, nickte und flüsterte „sehr gern.“ Sie flitzten ins Geokabinett und bereiteten sich auf die Stunde vor. Der Unterricht verlief ohne große Anstrengungen für die Freunde, sie mochten dieses Fach gern und es fiel ihnen daher auch nicht schwer zu folgen.

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