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Trost

Kapitel 1

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Kai starrte auf seine Reflexion im Spiegel und hielt den Rasierer locker zwischen zwei Fingern, das warme Wasser plätscherte ins Becken, er hörte es nicht. Vor seinen Augen lief ein kleiner Film ab, eine Vorahnung. Er stöhnte gepeinigt. 'Absoluter Horror!'

Sein Mitbewohner klopfte wild an die Tür und riss ihn aus dem Tagtraum. "Hey Kai! Du bist nicht der einzige, der auf eine Party geht!"

Kai fuhr zusammen, ließ den Rasierer fallen und fluchte leise. "Gleich!" brüllte er über das plärrende Radio zurück und starrte dann doch noch einen Moment auf sein Ebenbild. Er war nicht der einzige, aber er war der einzige Idiot, der wegen einer dummen und völlig hoffnungslosen Verliebtheit auf eine Party gehen würde, die man getrost jetzt schon Fiasko nennen durfte.

Seine blauen Augen starrten zurück auf ihn, lachten ihn aus, seine roten Wangen in dem sonst bleichen Gesicht verrieten, dass er sich bescheiden fühlen würde. Er klatschte sich kaltes Wasser ins Gesicht und griff nach dem T-Shirt.

Im letzten Moment erinnerte er sich an seine Haare und kramte zwischen Bürsten und Spraydosen herum. Er war mit Locken geschlagen. Eigentlich hübsch - an einem Mädchen. Mit einigem an chemischer Beihilfe brachte er die wildesten seiner Erzfeinde in eine gewisse Ordnung. Zudem waren seine Haare noch rot.

"Erdbeerblond", murmelte er ärgerlich. Das hatte er doch tatsächlich einmal gesagt! "Wenn das nicht schwul klingt, was dann?"

Er schloss auf und wurde von seinem Mitbewohner beinahe umgerannt. "Verdammt, verdammt! Frank kommt gleich und ich …"

"Schon gut, bin ja weg. Tschuldige, Lolli." Wie konnte man einen so blöden Spitznamen haben?! Er fragte es sich nicht zum ersten Mal. Aber eines musste man Lolli lassen. Wenn er sich auch für gewöhnlich für nur drei Dinge interessierte, nämlich für seinen Körper und dessen Pflege, für sein Gras, seine Hasch-Pflanzen, die in der Wohnung verteilt auf den besten Sonnenflecken standen und natürlich für Frank, seinen Lover, so hatte er doch auch ein kleines Plätzchen für seinen Mitbewohner reserviert, der ihm die Zeit im Bad so großzügig überließ.

Lolli stoppte abrupt, so dass sie sich in dem engen Türrahmen gegenüber standen und hielt Kai auf. "Maus, was ist los?"

Kai zuckte zusammen. "Nenn mich nicht so, bitte." gab er schwach zurück. Gegen seinen Mitbewohner verlorene Mühe, beleidigt konnte man bei ihm nie sein.

Lolli grinste und lehnte sich dichter. "So wie du jetzt aussiehst, so klein und ängstlich, sollte ich dich eigentlich 'Mäuschen' nennen." Er wuschelte Kai durch die Haare. "Das erspar ich dir natürlich."

Kai machte sich aus seinem inquisitorischen Blick frei und tappte den Flur runter. "Erspar es mir, danke", murmelte er leise, froh darüber, dass seinem Mitbewohner die Zeit zu neugierigen Fragen fehlte.

Wenn Lolli sich zwischen Kai trösten und Aufstylen für Frank entscheiden musste, dann schlug das Stylen Kai um einige Längen und wie erwartet hörte Kai hinter sich ein leises "Arme kleine Maus", bevor die Badezimmertür klappte. Kai seufzte und wurde von Lollis Stimme erschreckt, die noch einmal hinter ihm herrief "Nimm dir 'ne Tüte mit. Man kann sich jede Party schön kiffen!"

Kai sah nicht zurück, aber nickte und griff sich mechanisch einen der fertig gedrehten, großen Joints. Erleichtert, dass Lolli ihn in Frieden ließ, schloss er seine Zimmertür und sank auf sein Bett. "Du kannst das. Du gehst da jetzt hin. Wer weiß, vielleicht hast du ja mehr Glück als du verdienst und er ist, vielleicht wird er ja …" Kai vergrub sein Gesicht in den Händen. "Ja genau, und der Papst trägt rosa Spitzenhöschen! Er wird dich im allerschlimmsten Fall mit 'Hey Alter!' begrüßen. Wenn du Glück hast, ist er wenigstens allein da, ohne diese …"

Schnell, bevor er es sich anders überlegen konnte, zog Kai sich eine Jeans und ein anderes T-Shirt über, schnappte seine Lederjacke und schob den Joint in die Brusttasche. Er verschwand, während im Bad noch der Fön dröhnte.

Als er ankam, bestätigten sich seine schlimmsten Befürchtungen. Es war eine Party von fünf Jungs, die zusammengelegt hatten. Sie fand in einem Vereinshaus statt. Anscheinend war der Verein auch schon dort. Ein Fußballverein. Es gab Bier, Bier und Bier.

Kai fand eine Flasche O-Saft und kritzelte ein Smiley auf seinen Plastikbecher, im Hintergrund gab die Anlage gequälte Rückkopplungsgeräusche von sich. Er hatte den Filzstift noch in der Hand, als jemand ihm auf den Rücken schlug. "Hey Alter! Toll, dass du da bist!"

Kai biss die Zähne zusammen und malte aus Versehen seine Hand an. 'Scheiße! Scheiße! Scheiße! Schei …' Er schaffte es, das Wort fünfundzwanzig Mal zu denken, bevor er sich umgedreht hatte, um Jan gewinnend anzulächeln.

"Hallo, geht's gut?" War das seine Stimme?

Jan nickte, wedelte mit einer Bierflasche und erklärte gegen die mit einem Schlag einsetzende Musik "Bist früh dran, noch nicht viel los."

Kai starrte auf sein Gesicht, auf seinen Mund und nickte langsam. Ohne es zu merken trank er den Saft aus und schenkte sich nach. 'Verdammt, musst du so toll sein?' Kai hörte die Musik nicht mehr, achtete nicht auf die Gruppe von Jungs in Fußballtrikots, die an dem einzigen Tisch zu 'Meiern' begannen. Er stand direkt vor Jan, Jan sprach dicht an seinem Ohr, gegen die Musik konnte man eh kaum anschreien und er roch so verdammt gut! Jan besetzte alle seine Sinne. Nur den Geschmack nicht, aber das sollte gewiss ein ewiger Traum bleiben.

Wie immer war er ein Traum mit einem Schönheitsfehler, sein Interesse galt Mädchen, gern von der absolut schrecklichen Sorte. Diese Neue … Wie hieß sie noch mal? 'Scheiße, Name vergessen!' Verzweifelt lauschte Kai auf Jans Erzählung von den letzten Klausuren und starrte ihn so unauffällig wie möglich an. Verdammt, Jan war kein Superheld, aber wieso nur sah alles an ihm so perfekt aus für Kai, dieser Mund allein! Der Augenschnitt, der Jan immer so aussehen ließ, als lächelte er ein wenig. Die Augen selbst! Eigentlich waren sie schokoladenbraun, aber wenn Sonnenlicht hineinfiel, dann tanzten goldene Funken darin, schienen Kai für seine Schüchternheit auszulachen. Und schüchtern war Jan selber gewiss nicht, nie gewesen!

Seit Kai ihn kannte, schien es Jan jedoch zweimal zu geben. Einmal den Partytypen, der ständig von Mädchen und anderen Jungs umringt war und immer eine Antwort wusste, eine schlagfertige. Ein Intyp, der nicht selten durch Machosprüche unangenehm auffiel, was die Frauen ihm aus ungeklärten Gründen verziehen. Kai würde sich aber auch hüten, bei ihnen nachzufragen.

Dann gab es wie durch ein Wunder aber auch den anderen Jan, der still war, schweigsam. Er war unsicher, fragte sich, ob er sein Leben wirklich richtig lebte und wie es anderen dabei ging. Dieser kam jedoch nur zum Vorschein, wenn Kai und er allein waren. Diese Seite an seinem Freund war Kai alle Machosprüche wert, alle blöden Witze über Sex und auch der Fußballverein war erträglich, wenn Jan ihn nur für einen Moment hinter die schillernde Fassade auf den besorgten, warmen Schimmer blicken ließ, der ihn innerlich umgab.

Wie auch jetzt, als Jan sich kurz vorlehnte und leise, direkt an seinem Ohr, fragte "Soll ich die Musik wechseln? Leiser machen? Nervt dich das?" Er sah sich um und raunte "Die sind jetzt schon total betrunken. Manchmal denke ich, dass ihnen ohne Alkohol der Mut zum Fröhlichsein fehlt." Er grinste schief und hob seine Bierflasche. "Na, wer wohl im Glashaus sitzt!"

Kai lachte auf und wagte es, seine Schulter kurz zu berühren, als er zurückgab "Dafür weiß ich, dass du auch ohne Alkohol lustig sein kannst. Jedenfalls hab ich von der letzten Vorlesung noch einen Bauchkrampf vom Lachen." War das ein dankbarer Blick?

Jan fuhr sich durch die dunklen Haare, was sie in einige Richtungen abstehen ließ. Es verlieh ihm einen Schlafzimmerlook, der Kai den Verstand noch weiter raubte. Dann lächelte er, seine Augen blitzten und er sagte "Meine Freundin kommt auch gleich, dann könnt ihr euch mal kennenlernen! Ha, du kennst sie ja schon vom Sehen! Ist bei uns in Biochemie dabei!"

'Oh, Scheiße …' Kai dachte dieses Wort während der nächsten Stunden so oft, dass es für sein restliches Leben reichen musste. Die Musik war grauenhaft und die Atmosphäre entsprach seiner schlimmsten Vorahnung. Bereits nach zwei Stunden hatte jemand sich auf der Herrentoilette erbrochen, alle Männer mussten im Folgenden zum Pinkeln nach draußen. Kai fühlte sich ganz und gar nicht danach, in den Büschen mit einer Horde Fußballern zu pinkeln!

Was aber noch schlimmer war, er musste sich mit der Freundin von Jan unterhalten. Sie war genau der Typ Mädchen, die ihm immer ein ungutes Gefühl bescherten, wenn nicht sogar leise Furcht. Sie war recht groß, hatte einen Kurzhaarschnitt, mindestens vier Ohrringe und ein Bauchnabelpiercing, was sie durch ihr knappes Spaghettiträgertop deutlich zeigte. Sie wirkte immer ungeduldig, wenn Kai gezwungen war, mit ihr zu reden und ließ ihn stets spüren, dass sie ihn für einen Verlierer hielt. So kam es ihm jedenfalls in der Uni vor.

Dieses Mal redete sie, auf ihre hektische, ungeduldige Art, aber länger mit ihm. Ein quälendes Gespräch, bei dem Kai nur Jan zuliebe die Energie zum Lächeln aufbrachte. Kai wurde von ihr gnadenlos über ihr ganzes Leben unterrichtet, nach seinem ausgefragt. Sie schien ihn regelrecht auszuhorchen, was ihm noch mehr Unwohlsein bereitete.

Er konnte nur daran denken, dass sie das hatte, was er wollte. Sie war mit Jan zusammen, durfte ihn berühren, küssen, sie durfte … Er verbot sich die Gedanken an das, was er alles so gern täte. Sie jedenfalls stand quasi zwischen ihm und … halt! Wie konnte er nur so denken?!

Kai blendete ihre Erzählung von der letzten coolen Party aus und sah Jan zu, der mit zwei anderen Jungs ein Trinkspiel veranstaltete. Endlich verschwand das Mädchen zu einem anderen Typen. Zweifelsohne würde sie Jan nach der Party erzählen, dass sie Kai langweilig fand. Er hätte nichts erzählt und sei überhaupt so … verschlossen und abweisend.

Anscheinend hatte er ihre Hartnäckigkeit unterschätzt, denn einen Moment drauf sah sich Kai mit ihrer Freundin konfrontiert, die ihn recht aufdringlich zu einem Gespräch und dann auch noch zum Tanzen zwang. Grauenhaft! Allein ihre hohe Stimme, die in seinen Ohren schmerzte und ihr süßes Parfüm raubten ihm den letzten Nerv.

Er antwortete nicht auf ihre Fragen und ließ sich auch kein zweites Mal zur Tanzfläche bugsieren. Als sie an sein Ohr schrie, dass sie mal an die frische Luft gehen wolle, nickte er nur und sah ihr erleichtert beim Fortgehen zu. Kai begann nun ernsthaft schlechte Laune zu bekommen. Zu allem Übel war Jan mit einem Mal fort und so konnte er ihn nicht einmal anstarren.

Gequält dachte er daran zurück, wie er Jan vor einigen Monaten kennengelernt hatte. Er hatte an der Brüstung im Treppenflur der Uni gelehnt, es war ihr erster Tag und die erste Vorlesung war entmutigend gewesen. Der Professor für Chemie hatte ihnen gleich zu Beginn, vor dem 'Guten Morgen' noch, gesagt, dass er mit Sicherheit die Hälfte bei der ersten Klausur durchfallen lassen würde. Das hatte Kai die Lust auf die zweite Lesung bei diesem Professor verdorben, weswegen er stattdessen mit einem Plastikbecher voll Kaffee im Treppenflur gestanden und gedöst hatte.

Kai hatte zum ersten Stock hochgeblickt und sich ein wenig träumerisch gefragt, wie oft er hier wohl noch stehen würde, bevor das Examen geschafft war, als eine Stimme hinter ihm fröhlich krakeelt hatte "Hey, schaust du den Mädchen unter die Röcke?!"

Kai hatte den Mund verzogen, sich umgedreht und bei sich gedacht 'So ein Arschl …' im nächsten Moment hatte er in die schönsten braunen Augen geblickt, die er je gesehen hatte. Warm und fröhlich lachten sie ihn an. Nach und nach hatte der Rest vom Äußeren dieses Typen seinen Verstand erreicht und er wusste noch heute, wie blöd er sich gefühlt hatte, weil er statt einer schlagfertigen Antwort nur "Uhmhähm." hervorgewürgt hatte.

Und noch heute wusste er, dass er sich gleich dort verliebt hatte in ihn. In alles auf einmal verliebte er sich, genau wie in jede Einzelheit. In die wirren Haare, den Mund, das energische Kinn, die kräftigen Finger mit den ständig abgekauten Fingernägeln. In die Stimme verliebte er sich besonders. Er liebte es, die Augen zu schließen und auf die Stimme zu lauschen, der man jeden Ärger und jede Freude anhören konnte. Er liebte sogar diesen schrecklichen Starrsinn, der sie nicht selten in Diskussionen mit Professoren und damit in Schwierigkeiten brachte.

Von dem Tag an saßen Jan und er häufig zusammen in den Vorlesungen, schrieben sich gemeinsam in viele Kurse ein. Kai hatte so oft schon überlegt, ob er Jan von seinen Gefühlen erzählen sollte, aber jedes Mal, wenn die Gelegenheit günstig schien, war etwas dazwischen gekommen. Meistens hatte er sich gesagt, dass Jan ihn wenigstens als Freund um sich haben wollte.

'Das muss wirklich reichen! Deine Verliebtheit wird sich schon legen. Er steht auf Mädchen!' Aber auch wenn Kai es wusste, quälte es ihn schrecklich, wenn er Jan mit Mädchen reden sah, flirten, und auf einer Party beobachtete er voller Verzweiflung, wie Jan mit einem Mädchen zu knutschen anfing. Grauenhaft!

Es war zwei am Morgen, als Kai beschloss, dass er nach nur noch einem weiteren O-Saft von der Säure brechen würde. Er warf den Plastikbecher zu den anderen auf einen Haufen und sah sich nach Jan um, der schon länger nicht mehr in seinem Sichtfeld gewesen war. Er hatte nur einen Moment lang nicht auf sein Objekt geachtet, schon war er fort gewesen. Nun erschrak er, weil Jan mit einem Mal neben ihm auftauchte.

Jan war betrunken, seine braunen Augen wirkten schon ein wenig zu glänzend, und er war vom Tanzen verschwitzt, aber das war es nicht, was Kai irritierte. Es war der Gesichtsausdruck.

"Sie … sie ist einfach … mit ihrem Ex …" Kai blickte Jan ins gerötete und verschwitzte Gesicht und hörte im ersten Moment nicht, was dieser erzählte. Er sah ein wenig … eigenartig aus, als fühlte er sich nicht wohl. Voller Sorge betrachtete Kai das Gesicht, das ihm so sehr fehlte, wenn er nicht hineinsehen durfte. Das Gesicht, dessen Anblick ihn aber auch so quälte, weil er nur noch daran dachte, dass er ihn nie würde berühren können. Jan sah beinahe zu fertig aus, selbst für die Uhrzeit.

'Naja, so viel Bier wie er getrunken hat.' Kai runzelte die Stirn und verfolgte die Bewegungen der Lippen. Jan hatte am linken Mundwinkel eine feine, helle Linie, eine ehemalige Fußballverletzung. Kai kämpfte gegen das Verlangen, dieser Linie mit den Fingerspitzen zu folgen, den Mund und die Wange zu streicheln.

Jan redete leise und stockend auf ihn ein, er döste von der Nähe seines Schwarms überfordert in eine Traumwelt fort. Wie konnte jemand nur so herrlich riechen, wenn er verschwitzt war?

Die Musik wechselte und plärrte überraschend laut. Jan lehnte sich noch dichter und sprach nun direkt an sein Ohr. Es sendete kalte und heiße Schauer über Kais Rücken. Ein Schwarm Schmetterlinge machte Flugstunden in seinem Bauch und seine Beine drohten sich in eine fremde Substanz zu verwandeln, nicht mehr gemacht seinen Körper zu tragen. 'Verdammt, das ist doch nur O-Saft gewesen?!' Kai wurde klar, dass Jan Unsinn erzählte. Typisch betrunkenen Unsinn.

'Egal, erzähl ruhig, ich schau dich an.' dachte er, als ein Wort seine Aufmerksamkeit aus der Traumwelt herauskatapultierte. " …hat sie 'Schluss' gemacht!" Jan sah mit einem Mal den Tränen nahe aus und es war Reflex, dass Kai seinen Arm drückte. Im nächsten Moment presste sich der warme und ein wenig feuchte Körper der Länge nach gegen Kai. Seine Schulter wurde fast schmerzhaft fest umarmt. Kai riss die Augen auf, erstarrte vor Furcht. Sein Körper schaltete mit höhnischem Gelächter seinen Verstand aus und er spürte, wie seine Arme sich um den Oberkörper des anderen Jungen schlossen.

"Was war los, Jan?" vernahm er seine Stimme und hielt seine Hände mit Macht vom Streicheln auf dem Rücken ab. 'Gott, fühlst du dich gut an.' Jan berichtete stockend und sich allmählich befreiend, dass seine Freundin mit ihrem Ex geredet hätte, darüber war sie mit ihm in einen Streit geraten und dann hatte sie Schluss gemacht.

"Ach, sie wird doch bestimmt … ich meine … sie wird doch … und du …" Hilflos stellte Kai fest, dass ihm die Worte fehlten. Er dachte fieberhaft an sämtliche Filme, die er kannte. In einem mussten doch die richtigen Worte gefallen sein. Ein lautes Lachen aus einer Gruppe neben ihnen brachte Kai zum Aufwachen. "Lass uns doch vielleicht nach draußen gehen, zu laut hier." schlug er zaghaft vor und wurde von Jans leisem "Ja, danke." überrascht.

Vor der Tür fiel das Schweigen schwer auf sie nieder. 'Scheiße …' Kai sah zu Jan rüber und schluckte. Er konnte ihn doch unmöglich trösten, konnte ihm doch nicht raten, sich mit dieser – wie hieß sie noch mal? "Oh Mann! Wie kann Bianca mit dem Arsch …!" half Jan ihm aus. "Ich meine, sie hat so über ihn gemeckert, wie kann sie da jetzt …?" Er driftete ab und hockte sich auf den Bordstein, beide Hände um die Bierflasche geschlossen, wie um eine Rettungsleine.

Kai dachte prompt an Herberts bekannte "Alkohol"-Hymne und versteckte sein unpassendes Grinsen. Mit einem Mal fühlte er sich trunken. 'Es ist also wahr! Ich hab mich nicht verhört! Jetzt nichts Falsches tun! Was aber ist richtig?! Soll ich ihn einfach … nein, das ist idiotisch! Verdammt, hätte ich doch auch was getrunken, dann wäre alles leichter!' Die Straße vor ihm begann zu schwanken.

Er trank ja nicht so gern, hatte immer Angst, dass er sich betrunken vielleicht daneben benehmen könnte. Sich verraten. Auch jetzt hatte er diese Angst. 'Wenn ich mich neben ihn setze? Wie würde er es wohl auffassen?'

Kai setzte sich von allein, seine Beine nahmen die Befehle eines anderen entgegen, wie es schien. Jan erging sich, die Bierflasche weiterhin umfasst, in betrunkene Endlosjammereien, die durch das Thema, nämlich Bianca, begannen, auf Kais Nerven zu gehen. Er brauchte allerdings nichts weiter zu tun, als ab und zu "Hm." oder "Ah." zu äußern.

Jan verstummte nach und nach und in dem Moment, in dem Kai den Eindruck hatte, dass er gleich aufstehen und gehen wollte, fiel ihm der Joint ein. "Hey, ich weiß, dass es blöd klingt, aber wollen wir vielleicht eine rauchen?" Jan nickte, dann sah er die Tüte und grinste.

"Das hab ich noch nie. Ist von meinem Mitbewohner." entschuldigte Kai.

Jan grinste noch mehr. "Das wär' jetzt auch ein Schock gewesen." Kai blinzelte ihn ein wenig irritiert an und Jan fügte erklärend hinzu "Du bist immer so brav, nie einen Fehltritt."

"Stimmt gar nicht!" protestierte Kai instinktiv.

"Welche Leichen hast du wohl im Keller, hm?" stichelte Jan und lächelte ein wenig schief.

Kai errötete heftig, aber Jan bemerkte es nicht. Er ließ die Bierflasche fortrollen und murmelte "Ich will hier nicht bleiben. Ich hol meinen Rucksack." Er hievte sich hoch, musste sich bei Kai aufstützen und sagte noch zu ihm herabgebeugt "Fang nicht ohne mich an, klar?", dann war er ins Gebäude verschwunden.

Kai spürte, wie sich auf seiner Stirn Schweiß sammelte. "Nicht hier bleiben? Wo will er denn hin?"

Jan kam wieder und nickte die Straße runter. "Bianca ist mit ihrem Ex gefahren. Ich sollte ja eigentlich bei ihr pennen. Ich muss trampen, um nach Hause zu kommen."

Kai schüttelte den Kopf "Kannst gern auch bei mir …" der Rest des Satzes verebbte in Kais Kehle. Hastig begann er den Joint in Brand zu stecken und zog hustend daran, sehr bemüht, den letzten Ausrutscher wieder vergessen zu machen, aber Jan lächelte erfreut. "Oh, wäre das okay? Ich meine heute Nacht? Ich hab meinen Kram dabei." Er klopfte auf den Rucksack.

"Ja, ehm - klar!" 'Ja klar?! Idiot!' schrie sein Verstand. 'Du weißt doch genau, weswegen du ihn noch nie mit zu dir genommen hast!' Sein Verstand bekam in dem Moment allerdings einen Tritt und verstummte.

Kais Magen machte einen Überschlag, und das war noch nicht alles. "Also, du führst mich!" Jans Arm schlang sich um seine Schulter und seine Finger stahlen den Joint. "Lass mich mal ziehen."

Kai wurde an den warmen Körper von Jan gezogen und stellte einmal mehr fest, wie gut sie doch zueinander passen würden. Jan war eine Idee größer, gerade so, dass sie gut Arm in Arm gehen konnten. Er war sich jedenfalls nicht sicher, ob er noch Boden unter den Füßen hatte, jeder Schritt fühlte sich so leicht an, als ginge er auf Wolken. Hinzu kam die Wirkung des Joints, die er niemals so erwartet hätte.

Wie Sommersonne fühlte es sich an. Warm, weich und süß. Es machte ihn träge und zufrieden, genau wie die Mittagshitze im Sommer. Ein Seitenblick auf Jan bestätigte, dass dieser sich auch gut fühlte. Der war in Gedanken, blickte auf die Straße vor sich. 'Ich rede lieber nicht und mach die Stimmung kaputt.'

Sie gingen und rauchten schweigend. Jan ließ Kai nicht los und begann ihm nach einem Moment den Joint nicht mehr zu überlassen, sondern hielt ihn nur an seinen Mund, die Fingerrücken berührten seine Lippen. Kai ließ sich lächelnd Zeit beim Ziehen und genoss die Berührung so sehr er konnte. Genau wie das Gefühl des aufgeheizten Körpers an seinem.

Nach einem Moment bekam er einen kleinen Schreck. 'Wie ist mein Arm um seine Taille gekommen?!' Er konnte sich nicht mehr daran erinnern. Er schielte zu Jan rüber, der schien sich daran nicht zu stören. 'Nicht meine Schuld! Er hat angefangen!' stellte Kai zufrieden für sich fest und kuschelte sich noch näher.

Jan schien es wirklich ganz und gar nicht zu stören, er reichte Kai ein letztes Mal den Joint rüber und dieses Mal genoss Kai das Gefühl der Finger an seinen Lippen noch mehr. Sein schlechtes Gewissen löste sich auf gegen das Verlangen, das in ihm immer stärker wurde. Sie kamen am Haus an und Kai wand sich schweren Herzens aus Jans Arm, um die Tür aufzuschließen. "Im dritten Stock, komm."

Sie gingen schweigend bis zur Wohnung hoch und Kai schloss hinter ihnen erleichtert die Tür. Jetzt würde Jan seine Meinung nicht mehr ändern. "Ich fühl mich duselig", murmelte der und sah im kalten Licht des Flures auch wirklich nicht gut aus. Ein wenig zu blass. Besorgt schob Kai ihn zum Bad, wo sich Jan schwer auf den Toilettendeckel fallen ließ. Der schwache Schein vom Flur musste reichen. Er wollte sich und Jan das grelle Neonlicht ersparen.

Nach einem Blick auf Jans bleichen Wangen machte er einen Waschlappen mit kaltem Wasser nass und legte ihn bei Jan in den Nacken. "Oh verdammt! Ich hab zu viel gesoffen. Alles nur wegen dieser …"

Kai seufzte und Jan sah auf, als er sich gerade vorbeugte. Sie sahen sich in die Augen. "Du bist wirklich mein bester Freund, Kai", murmelte Jan und umfasste seinen Unterarm, als dieser aus Nervosität nach dem Waschlappen griff.

Kai stockte in der Bewegung und konnte den Blick nicht abwenden, sie starrten sich in die Augen. Kai fühlte sich von den Blicken gefangen. Es kam ihm beinahe so vor, als las Jan seine Gefühle für ihn ab. Wie lange sie so starrten, konnte Kai nicht sagen, er gab dem Drang jedoch endlich nach und vernichtete die geringe Distanz zwischen ihren Gesichtern, um Jan auf die Wange zu küssen. Fast schon auf den Mundwinkel. Eigentlich dippte er ihre Gesichter nur eben gerade zusammen, aber die Berührung war ausreichend, um ihn aufzuwecken. Er quiekte undeutlich, riss den Kopf zurück und ergriff die Flucht so hastig, dass er sich am Türrahmen den Ellenbogen stieß.

Er stürzte in sein Zimmer und stieß sich dann auch noch den Fuß am Bettpfosten. Kai fluchte verhalten und fuhr sich mit beiden Händen in die Haare. Er spürte den Schmerz kaum gegen sein Herzrasen, gegen die Angst, dass er mit dieser Idiotie alles kaputt gemacht hatte!

Jans Stimme ließ ihn herumfahren. "Und wo bitte soll ich schlafen? Ich bin total erledigt." Nichts in der etwas heiseren Stimme wies darauf hin, dass Jan beleidigt war, hatte er es nicht mitgeschnitten eben? Zu hoffen wäre es ja.

Kai blinzelte einige Male und murmelte "Ich bezieh die Wolldecke schnell. Ich schlaf auf dem Sofa. Wenn's dir nicht gut geht, dann sollst du das Bett haben."

"Was?!"

"Ist doch meine Schuld, ich hab den Joint angeschleppt."

Jan winkte ab. "Mach nicht so einen Umstand! Dein Bett ist groß genug, und ich bin zu betrunken, als dass es mich stören könnte! Es sei denn, dass du sooo empfindlich bist!" Kai drehte sich langsam um.

"Hast du vielleicht ein Handtuch für mich?" fragte Jan ihn, womit diese Diskussion bereits abgeschlossen war. Benommen gab Kai ein Handtuch heraus, Jan verschwand wieder im Bad und Kai zog sich hastig seine Shorts und ein T-Shirt zum Schlafen an.

Er lief schnell zum Zähneputzen fort, als Jan ins Zimmer kam. In seinem Kopf wirbelten so viele Gedanken gleichzeitig durcheinander, dass er keinen so recht greifen konnte. Erst als er in den Spiegel blickte, wurde er ruhiger. "Oh wow, du wirst mit Jan in einem Bett schlafen", flüsterte er und musste grinsen. Dann seufzte er. "Ich werde kein Auge zutun!"

Etwas anderes begann ihn ebenfalls zu irritieren. Seine steigende Erregung allein bei dem Gedanken an den warmen, wundervollen Körper neben sich im Bett. Er riss die Augen auf "Unter einer Decke?!" 'Scheiße!' Seine Libido lachte hämisch und begann zu singen, während er verzweifelt an verschiedene Klausurtermine dachte, um dessen Herr zu werden.

Als sich seine Atmung und der Herzschlag einigermaßen beruhigt hatten, ging er langsam wieder in sein Zimmer zurück und erstarrte im Türrahmen. Jan hüpfte nackt auf einem Bein und versuchte eine Shorts anzuziehen. In dem Augenblick, in dem Kai in das Zimmer trat, verlor er endgültig das Gleichgewicht und plumpste auf das Bett.

Mit einer hastigen Bewegung schloss Kai die Tür und fühlte wie seine Wangen erglühten, während er unweigerlich auf Jans nackten und so einladend drapierten Körper hinabsah. 'Scheiße!' Er konnte sich nicht vom Starren abhalten, während Jan im Liegen versuchte, sich anzuziehen, nicht mehr so recht fähig sich aufzusetzen.

Er lag auf dem Rücken und Kai starrte auf den Körper, von dem er so oft schon geträumt hatte, auf die sehnigen Beine, den Bauch, mit dem deutlichen Muskelrelief. Einige wenige, dunkle Haare verirrten sich bis an den Bauchnabel hoch. Oh Gott, konnte selbst ein Bauchnabel wundervoll sein?!

Kais Augen folgten den Verlauf der schrägen Bauchmuskeln unweigerlich bis zu dem Punkt, an dem sie V-förmig zusammenliefen. Mit einigem an schlechtem Gewissen und weiter errötend blickte er auf Jans schlaffes Glied, ließ seine Blicke darüber streichen, was ihn selbst noch mehr erregte. Dann bemerkte er die Narbe und zog eine Augenbraue hoch.

"Du starrst mich an!" Er zuckte zusammen und wollte eine Entschuldigung stottern, aber Jan lachte und richtete seinen Oberkörper, sich an dem Bettrahmen krallend, mühsam auf. "Ist das unfair, anstatt mir zu helfen!"

Er folgte Kais Blick, bevor dieser sich losreißen konnte und seufzte genervt. "Ich bin aus religiösen Gründen beschnitten. Die Familie meiner Mutter ist jüdisch. Der Arzt hat's versaut damals, schöne Scheiße", knurrte er unwillig und linste zu Kai hoch, der mit heißem Gesicht und bewegungsunfähig vor dem Bett stand. "Findest du das schlimm?"

"Ich?!" Kai riss die Augen auf. 'Was geht mich sein Schwanz an?! Ist das eine Fangfrage?! Jetzt bloß nichts falsches sagen! Oh mein Gott!'

Jan tätschelte das schlaffe Glied in seinem Schoß ein wenig und angelte erneut nach der Shorts "Ich … ich … meine … verdammt, hilf mir endlich mal!" fluchte er und ließ sich zurückfallen. Nach einem Moment fragte er leise und unsicher "Findest du es hässlich?!"

Kai bückte sich nach der Shorts, starrte betont auf den roten Stoff. Er hatte es gesagt, bevor sein Gehirn es verhindern konnte "Natürlich nicht, alles an dir ist schön!" Er kniff wütend die Augen zusammen und biss sich auf die Lippen.

Jan lachte weich und wuschelte seine Haare ein wenig. "Gar nicht! So ein Unsinn! Du hast viel schönere … Haare und Augen und uhm … so."

Kai zerrte die Shorts an den athletischen Beinen hoch, erlaubte es sich, sie zu berühren, bis er auf die Oberschenkel kam. Er hörte abrupt auf und schalt sich im Inneren. 'Hör endlich auf! Er ist betrunken und wird dich morgen skalpieren!'

Jan griff nach der Shorts und wand sich noch immer halb im Liegen hinein. Dies setzte seinen Körper in Bewegungen, die erotischer aussahen als alles, was Kai sonst je gesehen hatte. Jan kroch auf das Bett hoch und Kai folgte ihm betäubt, zog sich rasch die Decke über die Hüfte und sagte hastig "Ich mach schon mal das Licht aus."

"Oh, jetzt hast du mich angestarrt! Jetzt kann ich dich ja wohl auch anstarren. Nur fair!"

Kai brach der kalte Schweiß auf der Stirn aus und seine verräterische Erektion verhärtete sich dennoch nur weiter bei dem Gedanken, dass Jan ihn nackt sehen wollte. "Ehm, ich weiß nicht … das ist doch … hey, bist du verrückt?!"

Jan hatte seine kräftigen Finger in den Bund der Shorts gehakt und diese mit einem Ruck herabgezogen. "Au, lass los, du blöder!" Kai fasste das Handgelenk seines Freundes, kämpfte gegen seinen festen Griff an, aber Jan hatte es schon gesehen, bevor Kai es verhindern konnte. Vielleicht auch gefühlt.

Kai spürte sein Herz schlagen und wandte sich hastig von Jan weg. Mit einer knappen Bewegung knipste er das Licht aus und hielt die Luft an. 'Gleich kommt's. Gleich wird er es wissen und mich dann nie wieder ansehen.' Verzweiflung begann eben gerade zu siegen, als eine Hand nach Kais Hüfte griff.

Jans Stimme klang dunkel, heiser und verdammt erotisch, als er fragte "Mache ich dich an?" Der Griff wurde fester und Kai rollte auf den Rücken, gab nach. Er war zu schwach für eine Gegenwehr. Jetzt war es doch auch egal. Das Verstecken hatte sich nun eben gerade erübrigt.

"Macht mein Körper dich an?" fragte Jan noch einmal. In der Stimme lag Neugierde, nicht Verärgerung oder gar Ekel.

Verwirrt sah Kai zu ihm rüber, seine Konturen waren gerade gegen das Rollo auszumachen. Dann nickte Kai leicht und hauchte kraftlos "Ja."

Ein leises Glucksen war die Antwort und Jan rückte näher. "Du findest mich attraktiv?" Es klang ungläubig.

Kai begann dieses Spiel zu missfallen. "Ja", gestand er dennoch und erkannte seine Stimme nicht mehr wieder, so belegt und schwach klang sie.

Einen Moment drauf fragte Jan direkt an seinem Gesicht "Willst du mich noch mal küssen?"

'Noch mal?!' Er hatte es doch gemerkt! Kai schnappte nach Luft und drehte den Kopf noch ein wenig weiter, anscheinend war das Antwort genug. Feste, trockene Lippen pressten sich ungeschickt auf seine. Ihre Nasen gerieten aneinander und Kai musste das Gesicht erst etwas höher wenden, bevor es ein einigermaßen guter Kuss wurde. Als nächstes klackten ihre Zähne aneinander und Jan kicherte leise, bevor er sich erneut auf Kai stürzte, um es noch einmal zu versuchen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Kai ihn zu langsameren Bewegungen bringen konnte. Aber war ihm das vielleicht egal! Jan hatte ihn geküsst, wollte es sogar! Herrje, er war noch immer dabei! Seine Lippen waren fest auf Kais gepresst und der ergab sich dem Fordern nur zu gern. Er seufzte unbewusst an dem Mund seines Freundes auf und schlang einen Arm um seine Schultern.

Jan wurde nach dem ersten Moment der Unsicherheit geschickter und Kai spürte seine Zunge an den Lippen. Jan rollte herum, über ihn und drängte seine Zunge zur gleichen Zeit tiefer in Kais Mund.

Wie lange sie sich küssten, konnte Kai nicht sagen. Mit Begeisterung leckte er Jans Zunge entlang. Er versuchte seinerseits in den Mund des anderen zu gelangen, es geriet zum Kampf um die Vorherrschaft, den Jan nach einer Weile schwer atmend abbrach. "Wow, Kai!" ächzte er begeistert und stupste Kais Nase mit seiner an. "Du kannst gut küssen!"

Kai lächelte, nicht fähig zu reden. Ihre Nasen berührten sich noch immer, das schönste Gefühl auf der Welt! Und allein das hätte ihm schon gereicht. Von diesem einen Punkt in seinem Gesicht ging ein leises Kribbeln durch seinen Körper. Seine Libido tanzte mittlerweile Brigaduhn und das konnte er an einem Körperteil ganz besonders spüren. Und nicht nur er.

Jan rutschte lachend von ihm herunter und strich unter seinem T-Shirt auf der Brust entlang. Nach einem kleinen Zögern zog er ein wenig drängender am T-Shirt-Saum und bemerkte erklärend "Ich hab auch keins an."

Kai nickte nur, Gedanken konnte er nicht mehr so recht verfolgen, geschweige denn in Worte fassen. Folgsam hob er den Kopf, ließ sich ausziehen und blickte aufgeregt zu Jan hoch, der sich auf einen Ellenbogen aufstützte, direkt neben seinem Kopf. Unbewusst schmiegte Kai seine Wange gegen den Unterarm und fragte sich, wie weit Jan wohl gehen würde. 'Egal wie weit, ich gehe mit.'

"So, Gleichstand, nicht?" stellte Jan fest.

Kai sah ihm in die Augen. "So? Und jetzt?"

Jan redete nicht mehr, sondern griff gleich nach dem Gummiband der Shorts und zerrte sie erneut von Kais Hüften herunter. Währenddessen attackierte er seinen Mund erneut mit den Lippen, der Zunge und den Zähnen. Kai schnappte erschrocken nach Luft, als Jan seine Unterlippe mit den Zähnen fasste, um daran zu saugen.

Einen Augenblick später umfassten ihn Jans Finger erst tastend, dann jedoch mit sicherem Griff und er bog aufstöhnend den Rücken durch. Jan nahm das als Anzeichen, dass er das Richtige tat und begann Kai mit fast groben Strichen zu streicheln. Kai ächzte leise und tastete nach dem Handgelenk von Jan. "Bitte … du kannst …"

"Was kann ich?" wollte der wissen und senkte seine Lippen auf Kais Hals und Brust.

Kai schüttelte den Kopf, aber drängte sich gegen die Finger. 'Ich träume … genau, gleich wache ich auf und bin allein … gleich wache ich auf und …' Seine Gedanken verwischten, als Jans Hand begann, sich schneller zu bewegen und wurden ersetzt von einem ganz anderen Gedanken. 'Oh Gott! Gleich … komme ich!'

Jans Zunge fand seine linke Brustwarze und fuhr einmal darum, bevor er mit den Zähnen darauf entlang schabte.

Kai atmete zischend die angehaltene Luft aus und konnte sich nun nicht mehr davon abhalten, die Hüften gegen die Hand zu heben. Er hielt zu seiner Pein nicht lange durch. Es war einfach zu viel, zu gut. Er hatte es sich zu sehr gewünscht, schon seit so langer Zeit. "Oh, Jan, ich …!" Mit einem leisen Aufschrei kam er, Sterne drehten sich um ihn und er musste hustend nach Luft ringen, er hatte den Atem schon wieder angehalten!

'Verdammt, hab ich seinen Namen gerufen?' Er spürte die klebrige Feuchtigkeit auf seinem Bauch und rekelte sich ein wenig fort von dem anderen Körper. "Iie!" Hastig kramte Kai ein Taschentuch hervor und putzte seinen Bauch und Jans Hand ab, bevor dieser noch das Bettzeug dazu benutzte.

Dann erst überfielen ihn schlechtes Gewissen und Furcht. Seine Libido sank schnurrend in die Laken und murmelte ihm ein leises 'Na endlich' zu, bevor sie drohte, ihn mit in die bleierne Müdigkeit und in den Schlaf zu reißen, aber Kais Verstand setzte mit lautem Zischen wieder ein, und das war nicht gut!

'Oh, verdammter Mist!' Er linste zu seinem Freund, Jan grinste ihn schläfrig an und murmelte, die Lippen noch auf seiner Brust "Hm, du schmeckst lecker."

Kai lauschte auf sein Herz und kämpfte um Worte. "Äh, Jan?" wagte er nach einem Moment der Stille.

"Hm? Hat es dir gefallen?" Jan gähnte und streckte sich wie eine Katze, indem er die Hände auf das Kopfkissen stemmte. "Vermutlich. Wenn man so sieht, wie du reagiert hast." Ein leises Lachen ertönte, unterbrochen von einem weiteren Gähnen.

Kai lief rot an. Er hatte definitiv seinen Namen gerufen! Hastig rüttelte er an Jans Schulter. "Aber was ist mit dir?"

Jans Arm umschlang seine Brust und er vernahm ein schläfriges "Herrje, bin viel zu betrunken. Lass man gut sein."

Verwirrt starrte Kai in die Dunkelheit. Sollte er dagegenhalten, dass es nur fair war? Nein, niemals diesen Moment ruinieren! Er fühlte sich zudem viel zu gut, so zufrieden. 'Befriedigt?' höhnte seine schlummernde Libido. 'Ja’, dachte er und genoss das Gefühl von Jans Haaren, die seine Wange berührten. 'Definitiv befriedigt.'

Morgen würde er sich gewiss der Diskussion stellen müssen. Jan ließ nichts offen. Er diskutierte alles gnadenlos und starrköpfig aus. Jan gähnte und rollte sich ein wenig in die Decke ein, zog Kai mit sich und betäubte die Angst vor der Aussprache. Vorsichtig kuschelte sich Kai an den nackten Oberkörper. Er schob sein Gesicht an Jans Halsbeuge, atmete den Geruch ein, der seine Sinne betäubte. Langsam glitt er in die Traumwelt ab.

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