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Summer in Paradise - Band 2

Teil 3

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Informationen

David

Am nächsten Morgen stehe ich um acht mit den Zwillingen auf und lasse Jordan noch ein bisschen weiterschlafen. Er hat sich die halbe Nacht herumgewälzt. Meine Mum sitzt schon über der Zeitung. Dad ist noch nicht zu sehen.

„Guten Morgen.“

„Guten Morgen, ihr drei! Wer hat Lust auf Nutella-Brot?“

Wir heben alle die Hand und setzen uns schnell an den Tisch, um uns Brote streichen zu lassen. Leider klappt das nur bei den Zwillingen. Ich muss mein Brot selber streichen. Dafür bekomme ich Kaffee und die Zwillinge bloß Milch.

„Schläft Jordan noch?“

„Ja, der war gestern Abend ziemlich fertig ...“

„Das Konzert war wirklich wunderbar. Er kann sehr stolz auf sich sein.“

„Ja, es hat ihm auch Spaß gemacht, auf der Bühne zu stehen. Aber das ganze Drumherum war wohl sehr anstrengend.“

„Wenn er mein Sohn wäre, dann würde ich ihm raten, wieder mehr Musik zu machen. Bei seinem Talent und seinem Aussehen...“

„Mum, tu mir einen Gefallen. Sprich ihn da nicht mehr drauf an.“

„Aber … warum?“

„Er fühlt sich gerade ziemlich reduziert auf Oberflächlichkeiten. Ich meine, er macht grad seinen Doktortitel. Aber alle reden nur davon, wie heiß er aussieht. Er schreibt Reden, die vor tausenden Menschen gehalten werden, aber alle reden darüber, was er an hat. Er ist Vater von fünf Kindern, aber alle reden darüber, wie wenig er sich verändert hat seit Summerskin. Das auf der Bühne, das ist nur ein kleiner Teil von ihm. Und nicht mal der Beste. Der beste Teil von ihm ist er als Familienmensch. Zuhause, mit den Kindern, wie er sich in sie hineinversetzen kann. Wie er immer genau weiß, was sie gerade brauchen. Wie er nie die Geduld verliert, egal wie oft er ihnen was erklären muss. Wie er sie akzeptiert, wie sie sind, ohne sie ändern zu wollen. Wie er mich liebt, absolut bedingungslos. Das ist der beste Teil von Jordan.“

Meine Mum deutet hinter mich.

„Wie lange steht er schon hinter mir?“, frage ich.

Jordan umschlingt mich und küsst meinen Hals.

„Morgen“, schnurrt er. „Und danke … dafür, dass du mich siehst wie ich bin.“

„Konntest du nicht mehr schlafen?“

„Nein, ich war jetzt einfach wach. Ich muss demnächst im Paradies noch meine Wechselklamotten, meinen Stick, meine Notizen und vor allem meine Lederjacke holen. Kommst du mit?“

„Auf jeden Fall.“

„Aber erst mal Frühstück.“ Darauf besteht meine Mutter. „Setz dich, Jordan. Soll ich dir ein Brot streichen?“

„Hey, warum streichst du ihm ein Brot und mir nicht?“, motze ich.

„Weil ich ihn lieber hab als dich“, lacht meine Mutter und streicht ihm ein Brot mit extra viel Nutella.

„Danke Mona“, grinst Jordan, kann aber nicht so ganz verstecken, dass er davon wirklich gerührt ist.

Meine Mutter kneift kurz in seine Wange und lächelt ihn an.

„Schon gut ...“

„Kannst du auf die Kinder aufpassen während wir im Paradies sind?“

„Sicher. Wir machen den Spielplatz unsicher.“

Wir lassen uns noch ein bisschen Zeit mit den Kindern und kommen kurz vor zehn im Paradies an. Als wir aus dem Auto steigen, hören wir schon die Hosen mit „Ich will nicht ins Paradies, wenn der Weg dorthin so schwierig ist“.

„Ich glaub's nicht, die Regensburger sind wohl immer noch da!“, freut sich Jordan.

„Die Party geht weiter“, grinse ich. „Und dieses Mal kleb ich an dir wie eine Klette.“

Jordan nimmt meine Hand und grinst mich ein bisschen verwegen an. Okay. Er hat Bock auf Party. Im Garten sitzen um die zwanzig Leute auf Isomatten um ein kleines Feuer und unterhalten sich, während aus einer Box die Hosen dröhnen. Ich sehe ein paar der Punks von gestern und meine Schwester im Arm von einem von denen. Severin sitzt in eine Wolldecke gehüllt auch dabei. Und Paul, der Susa im Arm hat.

„Jordan!!!!“, freuen sich alle und irgendwer schmeißt ihm eine Dose Bier zu.

Ich winke meiner Schwester zu, die mir die Zunge rausstreckt. Gut, so erwachsen ist sie scheinbar doch noch nicht. Da bin ich ja beruhigt. Severin steht auf, um uns zu begrüßen. Er überlässt uns seine Isomatte und setzt sich zum Freiherrn, den ich jetzt erst erkenne, ohne Designeranzug und ziemlich verkatert.

„Ging wohl noch länger, gestern, hm?“, frage ich Paul und Susa.

„Joah … ich glaub um drei hab ich dann geschlafen ...“

„Wir wollten eigentlich nur kurz Jordans Sachen holen ...“

Jordan öffnet knackend die Bierdose.

„... aber scheinbar bleiben wir ne Weile hier.“

Jordan ist ziemlich schnell in ein Gespräch mit Leon vertieft, während ich mit Paul und Susa Geschichten aus der Schulzeit austausche. Jordan macht neben mir das zweite Bier auf. Überrascht schau ich ihn an:

„Du weißt, dass es grad mal 10 ist?“

„In Kalifornien ist es ein Uhr nachts“, grinst er und gibt mir einen Bier-Kuss.

„Urgs“, mache ich.

„Sorry“, säuselt er.

Schröder lacht Jordan aus:

„Du stehst voll unterm Pantoffel, hm?“, lacht er sich schlapp.

„Unter diesem Pantoffel steh ich gern“, schnurrt er und legt eine Decke um uns beide.

Dafür hat er sich einen Kuss verdient. Ich schaffe es, den Bierdunst weitestgehend zu ignorieren. Okay, gleich ist der Kuss nicht mehr jugendfrei, weil Jordan mich umknutscht und halb auf mir liegt, unter der Decke.

„Nehmt euch ein Zimmer“, motzt irgendwer, aber Jordan streckt seinen Mittelfinger aus und küsst mich unbeirrt weiter.

Erst ist mir das unangenehm, weil so viele Leute um uns rum sind. Aber dann kann ich an nichts anderes mehr denken, als dass dieser Kuss niemals aufhören soll. Erst als Jordan seine Hände unter mein Shirt steckt, wird es mir zu viel.

„Reißleine“, flüstere ich erstickt.

„Noch nicht“, sagt er gierig und küsst mich weiter.

Meine Lippen sind schon ganz wund. Aber eigentlich will ich nicht, dass er aufhört. Jordan drängt sich unter der Decke hart gegen mich.

„Du machst mich irre“, flüstert er. „Ich krieg nicht genug von dir.“

Er saugt sich an meinem Hals fest und umarmt mich außer Atem. Ich streiche ihm über den Rücken und warte ab, bis er sich hinsetzt und mich aufstehen lässt. Er schaut mich entschuldigend an.

„Sorry, ich war ein bisschen außer Kontrolle.“

„Also auf mir dürftest du ruhig auch mal außer Kontrolle geraten“, grinst der Freiherr.

„Alles meins“, entgegne ich und ziehe Jordan wieder zu mir, um ihn zu umarmen. Ich beschließe, nach einem neuen Architekturbüro für die Gaststätte zu suchen.

Severin verdreht die Augen: „Leon, also echt!“

„Was? Wenn du auch plötzlich treu sein willst ...“

„Nicht der richtige Ort, um das zu besprechen“, findet Severin.

„Severin ist jetzt monogam?“ fragt einer der Punks prompt.

„Bigam“, grinst Leon.

„Können wir das jetzt vielleicht lassen?“, fragt Severin.

„Warum? Christian ist nicht da“, grinst der Kerl, der auf der Isomatte neben Leon und Severin sitzt.

„Was sagt Milla dazu?“, will der Punk wissen.

„Hat sie immer noch was mit diesem Therapeuten?“, fragt der Kerl neben dem Freiherrn.

„Ja, Basti. Sie hat immer noch was mit Eugen … wann immer sie in München ist.“

„Ach, ist das der Therapeut, bei dem du die Tantra-Kurse gibst?“, fragt Schröder.

„Warst du da schon mal?“, will Leon von Schröder wissen.

„Äh, hast du meinen Freund kennengelernt?! Der würde da im Leben nicht hingehen.“

„Würde ihm aber nicht schaden. Der wirkt immer so … verkrampft“, findet Basti.

„Also im Bett ist er nicht verkrampft“, erklärt Schröder grinsend.

„Wo ist er eigentlich?“, fragt Jordan.

„Joggen. Wenn der seine 10 Kilometer morgens nicht laufen kann, ist er den ganzen Tag zickig.“

„Kenn ich“, grinse ich.

„Hey!“, macht Jordan.

„Ist doch wahr“, gebe ich zurück.

„Naja, kannst ja gern mal mit Ferdi durch die Gegend rennen.Vielleicht hilft's“, grinst Schröder.

„Ferdi ist dein Freund?“, frage ich überrascht.

„Meistens“, zuckt Schröder die Axeln.

„Wie passt das denn zusammen?“

„Frag ich mich bei euch beiden auch“, gibt Schröder zurück.

„Jordan ist ganz gut im Bett, deshalb hab ich ihn behalten, obwohl er eigentlich nicht mein Typ ist.“

Schröder lacht sich schlapp, Jordan hingegen beschwert sich:

„Du willst also auch bloß meinen Körper, ...“

„Was dachtest du denn?“, grinse ich und küsse ihn.

„Dir ist klar, dass das alles vergänglich ist, oder?“ fragt er und deutet auf sein Gesicht. „Ich sag's dir bloß, bevor du mich heiratest“, grinst er.

„Ihr wollt heiraten?“, fragt Paul.

Jordan grinst stolz:

„Spätestens nächstes Jahr darf ich mich Jordan Lenz nennen.

„Du nimmst unsere Namen an?“, fragt Klara.

„Ja, das ist der Plan.“

„Das wird unseren Opa freuen … und ich hab nicht mehr den Stress, dass ich irgendwann unbedingt Kinder in die Welt setzen muss, die dann gefälligst Lenz heißen müssen.“

„Boah, ihr macht ernst ...“, behauptet Leon etwas enttäuscht.

Ich zucke die Schultern:

„Naja, wir ziehen zusammen Kinder groß, da ist heiraten nicht mehr der große Schritt.“

„Du hast Kinder?“, fragt Schröder Jordan.

„Fünf“, nickt er. „Aber nur die kleinen beiden leben die ganze Zeit bei uns.“

„Krass.“

„Spießig“, findet Leon.

„Jajaja“, nörgelt Basti. „Wir wissen alle, wie cool, links und anders du bist.“

Leon zieht Basti zu sich und küsst ihn. Dann meint er:

„Sorry, aber du wusstest von Anfang an, dass Reihenhaus mit Garten mit mir keine Option ist.“

„Ich dachte, das verwächst sich.“

„Kannst dir ja wen anders suchen, für Haus und Plagen.“

„Und du spielst dann Sonntags den lustigen Onkel und bist für Quickies im Büro zuständig, oder wie?“

„Fänd ich geil“, zuckt Leon die Schultern.

„Fänd ich scheiße“, blökt Basti.

„Ihr solltet einen Termin bei Severin ausmachen“, findet Schröder. „Kann doch nicht ewig so weitergehen, bei euch. Ich meine, wie lang geht das jetzt schon? 10 Jahre?“

„Und, wie läuft's mit dem Fuchseder und seinen Eskapaden?“, gibt Leon zurück.

„Hey, er will halt noch ein Bisschen das Leben auskosten, bevor er mit mir alt und grau wird. Ist doch in Ordnung ...“

„Klar, deshalb säufst du auch so viel.“

„Weißt du was, Freiherr von LeckmichamArsch?!“, fragt Schröder und springt auf.

Leon springt ebenfalls auf:

„Willst du mich jetzt verkloppen, weil ich dir sag wie's ist?!“

Severin stellt sich zwischen die zwei.

„Ihr seid solche Idioten“, findet er, statt zu schlichten.

„Uh, Severin, der bigame kommt von seinem hohen Ross gestiegen, um uns zu beschimpfen“, krächzt Schröder.

„Wenn ich dich nicht mehr ficken darf, darfst du mir auch nicht mehr erzählen, wie ich mein Leben zu leben hab“, findet Leon.

„Das war jetzt echt unnötig“, findet Severin.

„Vielleicht solltest du langsam mal deinen Rausch ausschlafen gehen?“, fragt Basti.

„Ach, fickt euch doch alle!“, wünscht Leon und stapft davon.

„Wow, im Designeranzug in eurem schicken Büro hat er mir fast besser gefallen“, wirft Jordan ein.

„Der Kerl macht mich wahnsinnig!“, verkündet Basti.

„Bist du froh, dass ich euch damals verkuppelt hab?“, fragt Severin schief grinsend.

„Bester Tag meines Lebens“, erklärt Basti trocken.

„Ach, du bist Sebastian von Tiefenbach?“, dämmert es mir.

„Gebäude planen kann ich besser als Beziehungen.“

„Offensichtlich, ich mein, das hier alles, das hast du geplant, oder?“

„Christian hat mitgeholfen. Aber ja, letztendlich kommt es aus meiner Feder.“

„Echt gut geworden“, grinse ich. „Ich hoffe, Leon kriegt das bei uns auch so gut hin.“

„Seine größten Talente: Gebäude planen und mich in den Wahnsinn treiben.“

Ferdi joggt an uns vorbei.

„Ich geh duschen“, ruft er.

„Ich komm mit!“, ruft Schröder und rennt ihm schnell hinterher.

„Schoßhündchen!“, ruft Basti ihm nach.

„Liebe stinkt, hm?“, fragt Klara.

„Wenn das Liebe ist, verzicht ich lieber“, behauptet der Punk, der sie im Arm hat.

Ich kuschel mich an Jordan und lächle ihn an:

„Und du behauptest, DU seist verkorkst.“

Jordan macht sich noch ein Bier auf.

„Alles klar bei dir?“, fragt ihn Severin.

„Sicher.“

„Drei Bier in 15 Minuten … das ist schon krass.“

„Fängst du jetzt auch noch an?“

„Ich will eigentlich nur wissen, ob es dir gut geht …?“

„Blendend“, behauptet er und kippt die halbe Dose Bier runter.

„Sollen wir langsam heim fahren?“, frage ich

„Quatsch, ist doch schön hier.“

„Können wir vielleicht kurz mal irgendwo hingehen und reden?“, bitte ich ihn.

„Alles ist gut, David. Echt.“

„Okay . . .“

„Ich will mich heute nur mal ein bisschen entspannen, nach dem anstrengenden Wochenende.“

„Okay ...“

„Kannst du bitte aufhören, mich anzuschauen, also ob ich jeden Moment explodieren könnte oder so?“

„Tu ich doch gar nicht! Ich mach mir nur Sorgen ...“

„Lass es.“

„Das kann ich nicht einfach abstellen, Jordan.“

„Können wir heute einfach mal so tun als wäre alles gut und als wären wir hier einfach nur mit ein paar Leuten zusammen, um ein bisschen Musik zu hören und Bier zu trinken?“

„Wenn es das ist, was du grad brauchst?“

„Genau das mein ich, hör doch mal auf mit mir zu reden, als wäre ich ein Patient. Das gilt für dich übrigens auch“, sagt er in Severins Richtung.

Ich schnaube, Severin verdreht die Augen und Jordan springt auf, weil Pushed again aus den Boxen dröhnt. Und da ist er nicht der Einzige. So ziemlich alle Punks springen auf, inklusive Paul und Susa. Klara krabbelt zu mir und Severin rüber.

„Ich erzähl den Eltern, in welche Kreise du mich hier gebracht hast“, lacht sie.

„Hey! Du bist erwachsen, zumindest auf dem Papier.“

„Jordan auch und jetzt schau ihn dir an. Wie ein junger Hund springt er durch die Gegend.“

„Das Schlimme ist halt, dass er Recht hat, ich seh immer nur den drohenden Absturz und mach mir ständig Sorgen um ihn. Ich glaub ihm schon, dass ihn das nervt, aber was soll ich denn machen?“

„Was sagt dir dein Bauchgefühl?“, will Severin wissen.

„Dass er ein Ventil braucht, für den Stresse in der letzten Zeit. Und dass es vermutlich nicht schadet, wenn er sich mal locker macht, solange er dabei keine Drogen in die Finger bekommt.“

„Dann hör auf deinen Bauch und lass ihn mal machen“, findet Severin.

„Meinst du?“

„Was soll schon schief gehen?“, fragt Klara.

„Ach, da fällt mir einiges ein.“

Jordan scheint genau in seinem Element zu sein. Die Regensburger Punks hüpfen mit ihm durch die Gegend, grölen und pogen. Die Musik ist ziemlich laut, ich mach mir ein bisschen Sorgen wegen der Nachbarn... Schröder kommt wieder mit dazu und steigt sofort ein und auch Basti hat keine Lust mehr auf rumsitzen. Klara sowieso nicht. Nur Severin und ich sitzen nebeneinander und schauen dem Schauspiel zu.

„Die ändern sich wohl nie ...“, grinst er.

„Ihr kennt euch alle von früher, oder?“

„Ja, ich war ne Zeit lang in der Punk-Szene unterwegs. Und die Kerle bin ich dann nicht mehr losgeworden“, grinst er.

Es entsteht eine angespannte Stille. Mir fällt nicht wirklich was ein, worüber ich mit Severin reden könnte. Es steht einfach irgendwie zwischen uns, dass er sich mit Jordan so gut versteht …

„Wo ist eigentlich Christian?“, frage ich.

„Arbeiten. Wie alle anständigen Bürger gerade.“

„Stimmt, es ist ja Montag. Ich verliere hier schön langsam das Zeitgefühl ...“

„Wie lange seid ihr noch da?“

„Am 23. geht unser Flug.“

„Ich hab um elf einen Termin. Wie spät ist es eigentlich?“

„Zehn vor.“

„Dann hüpf ich noch schnell unter die Dusche.“

Damit lässt er mich alleine sitzen. Ich frag mich, was sein Problem mit mir ist … Ich wickle die Decke etwas fester um mich und schaue der Meute dabei zu, wie sie durch die Gegend hüpfen und sich gegenseitig schubsen und zerren.

Nach ein paar Minuten schlendert Max über das Gelände auf uns zu. Ich springe auf und winke ihm. Er schaut ein bisschen irritiert auf die hüpfenden Punks, sieht mich und fühlt sich offensichtlich sofort ziemlich unwohl in seiner Haut. Ich jogge zu ihm rüber:

„Hey ...“

„Hey, … ich … ich hab einen Termin mit Severin. Ich dachte nicht, dass du hier bist, sonst hätte ich dich vorgewarnt.“

„Besprecht ihr, ob deine Mutter hier einziehen kann?“

„Ich bekomm erst mal die Tour, dann reden wir... aber … wenn ich mir das hier so anschaue, dann … bekomme ich Zweifel.“

„Wegen denen?“, frage ich lapidar. „Die tun nix, die wollen nur spielen.“

„Geht's hier immer so zu? … Ich dachte, hier wohnen auch Familie ...“

„Das sind die Reste von dem Konzert gestern.. So geht es hier normalerweise an einem Montag Vormittag nicht ab ...“

„Ja, das Konzert, ich hab davon gehört. Gute Sache ...“

„Ja ...“

„David, wegen letztens … Ich wollte mich entschuldigen. Ich bin gerade nicht ganz zurechnungsfähig ...“

Jordan schlingt seine Arme plötzlich um mich und bringt mich dabei leicht aus dem Gleichgewicht.

„Alles klar, hier?“, fragt er und legt Macker-mäßig seinen Arm um mich.

Dabei geht ein starker Biergeruch von ihm aus.

„Ja, Schatz. Alles klar. Max und ich reden nur.“

„Also keine Heiratsanträge, bisher?“, lallt er.

Ich fasse es nicht, dass er das gerade gesagt hat.

„Geh wieder pogen, Jordan.“

Seine Augen funkeln angriffslustig. Oh-oh. Ich nehme seine Hand und schau ihm tief in die Augen:

„Jordan, du bist betrunken. Kannst du jetzt bitte die Klappe halten?“

Er holt tief Luft und ich seh ihm an, dass ihm eine gemeine Antwort auf der Zunge liegt. Zum Glück kommt Klara rübergehüpft und zerrt ihn mit:

„Komm, Schwager. Hüpfen!!!!“

Als Jordan außer Hörweite ist, meint Max:

„Tut gut zu sehen, dass er auch nicht perfekt ist.“

„Hat ja auch keiner behauptet.“

„Naja, so wie du schon immer von ihm geschwärmt hast ...“

„Stimmt, ich erinnere mich. Du warst damals schon immer eifersüchtig auf ihn ...“

„Zu Recht, wie sich gezeigt hat.“

„Das ist absoluter Quatsch. Wir waren damals bloß Freunde.“

„Ach bitte, wie soll man denn mit so einem Kerl bloß befreundet sein? Schau ihn dir an, da denkt doch keiner 'Oh, er ist sicher ein guter Kumpel'. Sondern: 'Wie krieg ich den Kerl ins Bett?'“

„Man könnte meinen, dass du mich überhaupt nicht kennst ...“

„Warum? Weil du so eine treue Seele bist, dass du mir niemals fremdgegangen wärst? Wie geht’s Noah?“, grinst er blöde.

„Ich würd dir jetzt echt am liebsten eine reinhauen, du Idiot“, knurre ich.

Severin tritt zwischen uns. Entweder ist er der schnellste Duscher der Welt oder er hat das nur behauptet um aus unserem Gespräch rauszukommen.

„Ist hier alles klar?“

„Klar. Das ist Max, dein 11 Uhr-Termin und mein Ex-Freund.“

„Oh … das ist … ehm … willst du trotzdem die Führung, oder ...“

„Ich geh lieber“, sagt er und dreht sich zum Gehen.

„Wegrennen kannst du.“

Er dreht sich wieder zu uns:

„Was willst du, David? Entscheid dich mal. Willst du Abstand? Willst du, dass ich bleibe? Willst du mir noch ein bisschen mehr reinwürgen, wie schrecklich unser Beziehung war und wie glücklich du jetzt bist? Oder vielleicht noch ein paar Sprüche dazu, wie wenig ich dich kenne und dass ich allein schuld bin an allem was passiert ist? Super Zeitpunkt hast du dir dafür ausgesucht. Kann ich grad voll brauchen!“

Jordan kommt dazu und legt wieder demonstrativ seinen Arm um mich. Ich schüttle ihn ab.

„Das geht echt nicht, Jordan. Willst du gleich noch deine Duftnote setzen?!“

Er rollt mit den Augen:

„Dann halt nicht .. kommst du tanzen, Severin?“

„Nein, ich geb Max jetzt die Führung.“

„Schön, dann sehen wir uns ab Herbst ja öfter, kann's kaum erwarten!“, blökt Jordan und hüpft davon.

„Ist das immer noch Stress-Ventil oder muss man sich Sorgen machen?“, fragt mich Severin.

„Was weiß ich. Der Kerl ist heute völlig abgedreht“, maule ich.

Max lacht hämisch: „Klar, sonst läuft er immer voll in der Spur...“

„Hey Max, willst du mich eigentlich absichtlich anpissen?!“

„Hey David, willst du eigentlich für immer das arme Opfer spielen?“

Ich trete einen Schritt auf ihn zu, Severin drängt sich noch mehr zwischen uns und hält uns auf Abstand.

„Also entweder, du gehst jetzt, Max. Oder du bleibst und wir drei klären das wie Erwachsene.“

„Packst du jetzt dein Therapeuten-Gehabe aus?“

„David, das Problem, das du mit mir hast, gehen wir später an. Jetzt ist erstmal Max dran.“

„Was schlägst du vor?“, fragt der.

„Wir setzen uns zusammen und reden. Wärt ihr dazu bereit?“

Max zuckt die Schultern: „Kann nicht schaden.“

„Von mir aus ...“

Severin checkt sein Handy.

„Der Ruheraum ist belegt, aber wir können ins Büro.“

Jordan schaut uns missmutig hinterher, wie wir davon trotten. Das wird nachher ein interessantes Gespräch mit ihm...

Severin setzt sich an einen Schreibtisch und bietet uns die beiden Plätze ihm gegenüber an. Wir legen unsere Jacken ab und setzen uns. Ich bin gespannt, was das wird …

„Also, Max und David … ihr beiden versteht euch gerade nicht gut …?“

„Das ist untertrieben“, finde ich. „Weißt du, Max hat mit mir auf ziemlich unschöne Art Schluss gemacht und ...“

„... und deshalb bin ich an allem Schuld, schon klar. Dass du mich fast für deinen besten Freund verlassen hättest, vergisst du aber zu erwähnen.“

„Das hatten wir geklärt. Wir hatten vereinbart, an unserer Beziehung zu arbeiten und es nochmal ernsthaft miteinander zu versuchen. Aber du musstest ja unbedingt diesen Muskelprotz vögeln ...“

„So nicht, David. Tu nicht so, als hätte ich bloß meinen Schwanz nicht im Griff gehabt. Ich bin nicht einfach Fremdgegangen. Ich hab mich verliebt und ich hab lange dagegen angekämpft ...“

„Mhm.“

„Solltest du doch eigentlich nachvollziehen können, oder? War doch die gleiche Geschichte mit dir und Noah.“

„Das ist doch ganz was anderes! Du hast mich total scheiße behandelt und er war für mich da.“

„Und du hast mich total unter Druck gesetzt und Gary war total entspannt... so haben wir beide uns was gesucht, was wir in unserer Beziehung nicht gefunden haben … Und jetzt mal ehrlich, dir geht es doch jetzt ohnehin besser als mit mir ...“

„Ja, aber … es hat trotzdem verdammt weh getan.“

„Ja … mir auch. Ich … ich hab dich sehr geliebt, aber ich wusste auch, dass wir ziemlich unterschiedlich ticken. Ich war aber so verliebt in dich, dass ich nicht auf meinen Kopf gehört habe. Und dann wurde es immer verzwickter. Ich hätte dir das ehrlich gerne erspart, dir so den Boden unter den Füßen wegzureißen. Ich hätte dich früher dazu bringen sollen, mehr dein eigenes Leben und deine eigenen Ziele zu verfolgen. Aber dafür war ich zu egoistisch. Ich wollte, dass du da bist, wenn ich heim komme. Ich wollte … ein Heimchen am Herd. Und als du das dann wurdest, war mir die Abhängigkeit zu viel. Ich weiß, das ist total unfair und irrational … aber so war es nun mal. Und jetzt wünsche ich mir wieder, dass du kommst und mein Leben in Ordnung bringst, statt dein eigenes zu leben. Ich bin wahnsinnig egoistisch, aber auch wahnsinnig verzweifelt. Mir fehlt deine Sorge um mich in meinem Leben. Mir fehlt mein Fels in der Brandung. Ich fühl mich grad so unendlich alleingelassen von allen ...“

Er redet nicht mehr weiter, sondern schaut Severin hilfesuchend an.

„Danke für deine Offenheit, Max.“

Ich seufze:

„Ich versteh dich. Aber bitte versteh auch, dass du mich in ein absolutes Gefühlschaos stürzt, wenn du solche Sachen sagst, wie dass du dir immer noch wünscht, dass ich dich heirate. Sowas kannst du nicht sagen, wenn wir Freunde werden sollen.“

„Ich weiß. Ich hab es in dem Moment bereut, in dem ich es ausgesprochen hatte ...“

„Max, ich kann grad nicht dein Fels in der Brandung sein. Ich brauch grad selbst so jemanden, nach allem, was war und mit allem, das ansteht …“

„Ich verstehe. Und ich seh auch, dass du wirklich zu kämpfen hast. Mir würde es nur so viel besser gehen, wenn ich mit dir gemeinsam kämpfen könnte. Als Freunde.“

„Und ich hab keine Lust mehr, wütend und verletzt zu sein. Ich weiß auch, dass ich selbst viel zu lange viel zu viel hingenommen habe und dann sauer auf dich war, statt selbst was zu ändern. Ich war nur wirklich so fest der Überzeugung, dass du der Eine bist und ich dich mit allen Mitteln halten muss und mein ganzen Leben nach dir ausrichten. Ich dachte, das macht man so, in einer Beziehung.“

„Wir waren einfach beide noch sehr jung und unerfahren ...“

„Und so verknallt ...“

„Ja, das waren wir“, seufzt er. „Du bist doch jetzt wirklich glücklicher oder?“

Ich nicke: „Ja, ich bin genau da, wo ich sein will. Ich würde nichts ändern wollen.“

„Gut. Und ich werde da auch irgendwann wieder hinkommen … wenn ich alles neu sortiert habe ...“

„Es tut mir Leid, Max. Ich hab dich nicht gut behandelt … und das, obwohl es dir ohnehin nicht gut geht ...“

„Wäre es also für dich okay, wenn meine Mutter hier leben würde?“

„Ich kann dir nicht versprechen, dass ich mich oft bei ihr sehenlassen kann, mit allem, was ansteht. Aber ich fände es schön, wenn sie hier in dieser Gemeinschaft leben könnte ...“

Severin lächelt uns an:

„Ich freu mich, dass ihr geredet habt. Ich glaube, ihr seid auf einem guten Weg, Freunde zu werden ...“

„Ja, danke für den Schubs in die richtige Richtung ...“, sagt Max. „Ich würde dann jetzt gern die Tour bekommen. Ich müsste nur noch kurz ...“

„Sicher, den Gang runter, die zweite Tür links.“

„Okay, bis gleich ...“

Severin und ich sitzen uns gegenüber. Er atmet hörbar ein.

„Okay, David, ich merke, dass du mir recht feindselig gegenüber bist ...“

„Wundert dich das? So nah, wie du Jordan gekommen bist? Er ist grad in einer sehr sensiblen Phase und du tust auf der einen Seite so, als wärst du sein Therapeut oder Guru oder sonst was, auf der anderen Seite hältst du aber absolut keine professionelle Distanz.“

„Ich weiß nicht genau, was Jordan dir erzählt hat ...“

„Alles hat er mir erzählt und es mir auch erklärt.“

„Dann hat er dir sicher auch gesagt, dass ich mich entschuldigt habe. Und dass ich – entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten - getrunken hatte und dass … dass das nie wieder vorkommt.“

„Moment, wir reden jetzt schon von eurem Tantra-Ausflug in die Berge oder?“, frage ich arglos.

Seine Gesichtszüge erstarren. Er wird blass.

„Severin, ist sonst noch irgendwas zwischen euch vorgefallen?“

„Ich … das … Jordan sollte dieses Gespräch mit dir führen. Ich hab schon viel zu viel gesagt.“

Er steht auf und verlässt den Raum. Ich sitze da wir vom Donner gerührt. Dann springe ich auf und gehe raus zur Musik, wo alle inzwischen wieder rumsitzen und Bier trinken. Severin kniet neben Jordan und redet auf ihn ein. Jordan schaut Severin wütend an, dann streckt er seine Hände beschwichtigend in meine Richtung.

„Schatz, es ist nicht so wie du denkst ...“

„So?!“, dröhne ich. „Wie ist es dann, hm? All das Gelaber von wegen dass dir nach dem Auftritt alle an die Wäsche wollten. Einer hat es wohl geschafft, oder?!“

„Oh geil, gleich kloppen die sich“, grölt jemand.

„Was ist passiert?“, will ich wissen.

„Können wir vielleicht ins Büro gehen, um das zu klären?“, fragt Severin.

„Nein, ich will das jetzt und hier hören.“

Meine Schwester und Paul stehen neben mir. Halb, um mich zu unterstützen, halb um mich zurückzuhalten.

„Was ging gestern Abend ab, zwischen euch?“

„Ich hab Jordan geküsst. Als er von der Bühne kam … ich war so begeistert von seinem Auftritt ...“

„Wo?“

„Warum ist das wichtig?“

„Wo?!“, frage ich noch mal.

„In meinem Zimmer, als er sich umgezogen hat.“

„Was hatte er an, als du ihn geküsst hast?“

„David, das bringt doch nichts ...“, fleht Jordan.

„Was hatte er an?“

„Unterwäsche …“

„War es nur ein kurzer Kuss? Oder habt ihr rumgemacht?“

„David …“, fleht Jordan.

„Ich will wissen, was genau ihr gemacht habt!“

„Wir haben uns geküsst … und dann hab ich Severin gesagt, dass das nicht geht.“

„Wie lange habt ihr euch geküsst? Wo genau? Im Stehen? Im Liegen?“

„Macht doch mal vor“, grölt jemand.

„David, nach einem Auftritt, da bin ich manchmal wie berauscht. Ich hab ein bisschen gebraucht, um wieder wirklich in der Realität anzukommen. Aber dann hab ich sofort die Bremse gezogen. Und Severin auch. Das war nur aus dem Affekt, wir … wollten das beide nicht wirklich ...“

„Ich glaub mir wird schlecht.“

„David, ich ...“

„Jordan, jetzt nicht. Ich muss jetzt weg.“

Max kommt hinter Jordan gerade aus dem Haus.

„Kannst du mich fahren?“, frage ich ihn.

„Wohin?“, fragt er.

„Nur weg.“

Er schaut irritiert zwischen Jordan und mir hin und her.

„David, bitte tu das nicht“, jammert Jordan.

„Ich kann dich jetzt nicht ertragen.“

Ich stürme davon. Max bleibt noch kurz zurück.

„Keine Sorge, Jordan. Ich werde nicht … ich ... ich pass auf ihn auf.“

Der Fünfer BMW von Max' Vater steht auf dem Parkplatz. Ich steuer direkt drauf zu. Max sperrt auf, ich knalle mich auf den Beifahrersitz:

„Fahr los.“

„Zum See?“

„Ja.“

„Was ist passiert?“

Ich nutze die Fahrt, um ihm zu erzählen, was ich rausgefunden habe und wie ich den Abend gestern erlebt habe.

Als wir parken, stellt er den Motor ab und sitzt erst mal still neben mir. Meine Gedanken rasen.

„Ich bin so wütend! Und so enttäuscht und so … verunsichert.“

„Verständlich. Lass uns erstmal eine Runde um den See gehen.“

Mein Handy vibriert die ganze Zeit. Drei Anrufe von Jordan, einer von Klara, einer von Paul.

„David?“

„Ja, … um den See gehen klingt gut.“

Wir steigen aus und setzen uns langsam in Bewegung.

„Du bist verunsichert, hast du gesagt?“

Ich verziehe das Gesicht:

„Es ist nur … was hab ich denn gedacht? Dass Jordan sich plötzlich total ändert und treu wird? Für mich? Obwohl da draußen so viele Kerle rumlaufen, die ihm an die Wäsche wollen? Da war ich wohl ganz schön naiv.“

„Glaubst du? … Ich verteidige Jordan wirklich nicht gern. Aber dass er total verliebt in dich ist, sieht man von weitem. Und wie er jetzt gerade reagiert hat, das hat auf mich schon so gewirkt, als … als wäre er irgendwie von der ganzen Sache überfahren worden. Als hätte er wirklich nicht vorgehabt, was mit Severin anzufangen. … Versteh mich nicht falsch, ich sage nicht, dass du jetzt heimfahren sollst und ihm einfach so vergeben. Ich finde es sehr nachvollziehbar, dass du wütend bist und genau wissen willst, was sich da abgespielt hat. Aber ich glaube nicht, dass du einen Grund hast, eure Beziehung so grundsätzlich in Frage zu stellen.“

Ich atme tief durch: „Du redest wie ein echter Freund.“

Klara schreibt:

„Sei ruhig wütend, aber bitte tu was, damit Jordan sich beruhigt. Ich glaub, der kippt uns hier gleich aus den Latschen. Der ist völlig fertig ...“

„Was soll ich tun, Max?“, frage ich, während ich ihm die Nachricht zeige.

„Du hast mir erzählt, wie labil er grad ist. Glaubst du, du kannst deine Wut kurz zur Seite schieben und ihn anrufen?“

„Was sag ich ihm?“

„Dass du Abstand brauchst, um dich abzuregen, bevor du weiter mit ihm reden kannst.“

„Okay.“

Ich rufe an.

„David“, schnauft Jordan schon nach dem ersten Klingeln. „David, es tut mir so Leid. Ich wollte nicht, ich …“

Er hört sich wirklich sehr schlecht an. Mein Herz sagt mir, was ich jetzt zu tun habe:

„Ich bin in 10 Minuten wieder bei dir.“

Ich lege auf und bitte Max, mich wieder zurückzufahren.

„Bist du sicher?“

„Er braucht mich. Ich kann ihn nicht so zurücklassen. Das schafft er grad nicht.“

„Okay.“

Zehn Minuten später kommen wir wieder am Parkplatz vom Paradies an. Jordan sitzt alleine dort auf einem Pfosten und warten offensichtlich schon dringend auf mich.

„Ich bleibe im Auto“, sagt Max, während ich aussteige.

Jordan hat eine Zigaretten in der Hand, die er schnell wegwirft und auf mich zugeht.

„David“, seufzt er und ist sichtlich erleichtert als ich meine Arme ausstrecke und ihn mich umarmen lasse.

„Es tut mir so Leid, dass ich dir das nicht selbst gesagt habe. Ich wusste nicht, wie. Ich hatte Angst, dass du … dass du dann gehst. Ich ...“

„Okay, atme erstmal durch, Schatz.“

„Ich konnte wirklich nichts dafür, ich hab sofort stopp gesagt. Es waren nur ein paar Sekunden. Ich hab dabei nichts empfunden, ich hab nur an dich gedacht und ich …“

„Jordan. Atmen. Ich glaube dir ja.“

„Ich bin so ein Idiot, ich hätte es dir einfach gleich erzählen sollen, dann wäre gar keine so große Sache draus geworden. Ich .. ich geh nicht mehr ins Fitnessstudio, ich ernähre mich schlecht, ich rasiere mir eine Glatze und lass mir einen Schnauzbart wachsen. Ich geh nie wieder auf eine Bühne und ich such uns ein anderes Zuhause, weit weg von Severin. Ich ...“

„Schatz. Hör auf. Ich will das alles doch gar nicht. Ich will nur, dass es dir gut geht und dass wir zusammen glücklich sein können, ohne Dramen.“

„Das wünsch ich mir doch auch.“

„Jordan, ich brauch zwei Sachen von dir.“

„Ja, alles!“

„Ich brauch das Versprechen, dass du absolut offen und ehrlich zu mir bist. Auch wenn du mal einen Fehler machst.“

„Versprochen. Was noch?“

„Ich will, dass du mich jetzt küsst.“

Überrascht schaut er mich an, zögert, dann küsst er mich aber. So dermaßen mit Hingabe, dass ich alles um mich herum vergesse.

„Ich liebe dich“, flüstere ich.

„Ich liebe dich über alles. Und ich brauch auch was von dir.“

„Alles“, lächle ich.

Er geht auf die Knie:

„David, heirate mich diesen September. Länger will ich nicht mehr warten.“

Ich ziehe ihn wieder zu mir hoch:

„Ja. … falls du so schnell eine Pferdekutsche organisieren kannst“, grinse ich.

„Du kriegst alles, was du dir wünscht.“

„Du bist alles, was ich mir wirklich wünsche, Jordan.“

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