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Isna'jin

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Vorwort

Seid gegrüßt liebe Leserinnen und Leser!

Seit einigen Wochen sausen mir Ideen für drei Geschichten durch den Kopf, die auf bestehenden Werken basieren. Zum einen das Onlinespiel „World of Warcraft“, zum anderen in der Welt von „Star Wars“.

Ich habe mich dazu entschieden, euch wählen zu lassen, ob ich weiterschreiben darf oder es lassen soll. Das heißt, dies hier ist nur der Anfangsteil der Geschichte. Ich erwarte mir ausreichend Feedback-Kommentare von euch. Die Entscheidung werdet ihr an einer Fortsetzung mit Ende oder an der Löschung der Geschichte merken.

Ansonsten hoffe ich, dass euch dieser Geschichtsteil gefallen wird.

 

Einsamkeit. Mehr ist in seinem Leben nicht. Einsam seit seiner Geburt. Einsam seit seiner Offenbarung. Einsam seit er hier ist. Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, geht der junge Troll durch die Ruinen der Heimat seiner Vorfahren. Die Steinmauern mit den trollischen Verzierungen ragen imposant in die Höhe und verdecken den Blick auf alles, was sich in ihrem Inneren abspielt.

Dunkelgrüne Tannen und ebenso grüne Wiesen sind in der Stadt verteilt und verleihen dem Ort die Ruhe der Natur. Ein Fluss, ein See und lehmiger Boden sind hier ebenso vorhanden. Durch diese schöne Landschaft zieht sich ein Weg aus Stein. Vom Haupttor bis zum Haupthaus und abzweigend zu den vier Tempeln der Tiergötter am Rand.

Zul'Aman... So heißt diese großartige Stadt und obwohl sie jetzt so leer und teilweise verfallen ist, ist ihre Größe immer noch zu spüren. Langsam trottet der junge Troll zum Zelt, welches er tief in der Stadt, nahe dem Tempel des Luchsgottes Halazzi, aufgestellt hat. Seine hellgrüne Haut zeichnet sich stark vom Dunkelgrün der Bäume und der Wiesen ab.

Das Zelt hat nicht viel zu bieten. Einen Kochtopf, einen kaputten Käfig, zwei Kisten und ein Korb. Den Korb hat der Troll hinter den Kisten versteckt, denn darin befindet sich alles, was er noch besitzt. „Nich viel...“, denkt sich der Troll jedes Mal, aber er weiß, dass es schlimmer hätte ausgehen können.

Leicht lächelnd denkt er immer wieder an die Zeit zurück, wo er bei seinem Stamm lebte. Der Stamm der Amani im Immersangwald. Schon von klein auf hat er die Bäume um sich herum geliebt. Sein Vater starb bei einem Versuch, die Elfen anzugreifen. Seine Mutter starb bei seiner Geburt. Eine andere Mutter hat ihn großgezogen, jedoch nie als ihren Sohn anerkannt.

Alleine hat er sich durchschlagen und beweisen müssen, aber dass er keine Familie hatte und somit nirgends einen Anstoß, erzeugte damals schon eine Leere in ihm. Früh merkte er, dass er anders ist. Während er heranwuchs hatten die anderen jungen Trolle ihre wilde Art ausgelebt. Den Berserkerrausch, den ein jeder Amani im Blut hat.

Er sollte helfen, gegen die Elfen vorzugehen. Nur spürte der Troll nie diese Wut. Im Gegenteil bewunderte er die Elfen sogar heimlich und stahl sich oft in die Wildnis, um sie zu beobachten oder die Natur zu genießen. Eine Ruhe, die seine innere Leere erträglicher machte. Je älter er wurde, desto mehr zog er sich von seinem Stamm zurück.

Und dann war der Tag an dem sich alles änderte... Er war gerade dabei, die Natur zu genießen, als sich eine innere Ruhe seiner plötzlich bemächtigte und er sich veränderte. Aus dem grünen Troll wurde plötzlich eine Raubkatze. Größer, als man sie je gesehen hat und mit einem leicht grünlichen Fell.

Oft passierte diese Verwandlung bei starken Emotionen. Wenn der Amani Angst hatte, sich der Natur hingab oder unter Druck geriet. Unsicher hat der junge Troll diese Gabe geheim gehalten, bis es zu jenem tragischen Missgeschick kam...

Ein junger Troll sollte als Berserker seinen Platz in den Reihen der Amani Platz einnehmen. Dafür wird ein Ritual abgehalten, wobei der Auserwählte gegen einen der Älteren und dann gegen einen der Jüngeren kämpft. Der Ältere fordert immer den Jüngeren heraus und den ersten Kampf gewann der Auserwählte.

Beim zweiten Kampf wurde er herausgefordert. Der Kampf dauerte lang und der junge Troll musste so einige Prellungen und Schnittwunden einstecken, ehe seine Instinkte die Überhand nahmen. Ohne es zu wollen, wandelte der Amani in die katzenartige Gestalt und rang den Auserwählten zu Boden. Geschockt und erstarrt versucht der Junge sich zu erklären, wurde aber unter Gebrüll und Verfluchungen aus dem Dorf verbannt.

Das Gesicht des grünen Trolls verzieht sich zu einer traurigen Fratze. Lange irrte er im Immersangwald herum. Hatte sich nicht getraut, den Fluss zu den Geisterlanden zu überqueren, bis der Hunger ihn trieb. Der junge Amani kann sich noch gut erinnern, dass der Vollmond stand, als er Zul'Aman betrat.

Auch damals war die Stadt leer. Doch hatte sie alles was er brauchte. Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr... der Troll hat aufgehört zu zählen seit er hier ist. „Wie lang bin ich schon hier?“, denkt er sich jedes Mal, sowie auch in diesem Moment. Aber mehr als ein resigniertes Seufzen bringt er nicht zustande. Er weiß es nicht.

Ein Knurren lässt den jungen Troll kurz hochschrecken, dabei war es nur sein Magen der seinen Hunger kundtut. Die Abenddämmerung setzt gerade ein und die Luft wird zunehmend kühler. Leicht beginnt der Troll zu zittern und schlingt die Arme um seinen Leib. Außer der grünen Lederhose, die ihm nur bis zu den Knien reicht, hat der Amani nichts an sich.

In der Kiste befindet sich eine zeremonielle Robe. Sein einziges Erinnerungsstück an seinen Stamm, auch wenn es mit jenem Abend verbunden ist, an dem er seine Gabe offenbart und sie ihn verjagt haben. Ein erneutes Knurren lässt den Troll aufstehen. Müde trottet er aus dem Zelt in Richtung Hauptstraße und von dort in Richtung Haupttor.

Hinter ihm befindet sich das Haupthaus. Ein Ort, den er noch nie besucht hat. Der junge Troll mag verbannt sein, aber er ist immer noch Amani. Immer noch hält er sich an die Bräuche und Rieten und hofft, wieder aufgenommen zu werden. Und einer der Bräuche ist es, ohne Erlaubnis der Ältesten darf das Haupthaus nie betreten werden.

Die vier Tempel besucht der Troll dafür umso häufiger. Wie oft hat er eine ganze Nacht beim Luchsgott oder eine beim Bärengott Nalorakk verbracht und gebetet, wieder in ihre Gunst kommen zu dürfen. Sie geben zwar keinen Ton von sich, erlauben dem jungen Amani aber in der Stadt zu verweilen.

Was war er damals froh, als der Hunger ihn zum Tempel des Adlergottes zog und er alte Lebensmittel entdeckte. Gierig schlang er sie hinunter und merkte zu spät, was er tat. Einen Tag und eine Nacht lang flehte der junge Troll um Vergebung, die ihm gewährt wurde. Weder waren die Götter erzürnt, noch kamen seine Stammesmitglieder ihn erneut jagen.

Seither ist der Troll darauf bedacht, nur so viel zu nehmen, wie er zum Leben braucht und zollt sonst jeden Tag seinen Göttern Respekt. Gedankenverloren geht er durchs Zentrum der Stadt. Eine Senke mit knöcheltiefem Wasser, in der Mitte ein Altar, der von einem Holzsteg umgeben und von Osten und Westen mit einer kleinen Holzbrücke erreichbar ist.

Nördlich und südlich sind hohe, mit trollischen Runen verzierte Mauern, von denen ein sanfter, stetiger Wasserfall fließt und sich im seichten Wasser in der Senke fängt. Ein wahres Meisterwerk. Der Wasserfall besteht aus wenig Wasser, aber immer noch ausreichend genug, dass er durchgehend fließt. Das Wasser in der Senke bleibt immer gleich. Weder trocknet es aus, noch geht es über.

Der junge Troll geht davon aus, dass der Altar in der Mitte die Ursache ist. Dass damals, als die Stadt gebaut wurde, große Baumeister, Hexendoktoren und Seher zuständig waren, um den Kreislauf zu wahren. Langsam überquert der Amani den Holzsteg und bleibt kurz stehen, ehe er ins Wasser schaut.

Ihm entgegen blickt ein harter, wilder Troll. Die grünen Haare wild zersaust und das Gesicht unter einer grün-weißen Tätowierung versteckt. Es ist Brauch unter den Amani, sich das Gesicht zu tätowieren, um dem Feind in Angst und Schrecken zu versetzen. Er wollte das nicht, doch wusste er, dass er musste.

Er hat lange überlegt und sich von der Natur inspirieren lassen und sich dann für diese Tätowierung über das ganze Gesicht entschieden. Mund, Nase, Wangen und Augen... dort ist die Haut weiß. Der Rand bei der Stirn, Schläfe, kurz vor den Ohren und kurz vorm Hals ist dunkelgrün.

Wenn immer der junge Amani nun sein Spiegelbild betrachtet, sieht er eine wilde Maske, die sein Gesicht verbirgt. Aber wenn er genau schaut, leuchten seine grasgrünen Augen ängstlich auf. Im Endeffekt ist der Troll froh über die Maske, sie hat ihm in der Wildnis schon ein paar Mal das Leben gerettet. Mit einem Seufzen dreht er sich um und geht eine steile Anhöhe nach oben, wo er rechts zum Tempel des Adlergottes abbiegt.

Kein Weg in der Stadt führt steiler nach oben als dieser. Verständlich. Adler sind in der Luft und um dorthin zu kommen, muss man steil hoch. Der Tempel ist eine einfache Holzplattform mit ein paar Käfigen für die Beute, ein paar Feuerbecken für Licht und vielen Runen und kleinen Götzen, um die Macht zu demonstrieren.

Ehrfürchtig kniet sich der grüne Troll am Treppenanfang hin und murmelt laut in der Sprache seines Stammes: „Großer Akil'zon. Ich erflehe erneut deine Gunst, um einen weiteren Tag überleben zu können.“ Schließlich erhebt sich der junge Troll und da stehen sie. Die Opfergaben.

Hin und wieder kommen Stammesmitglieder der Amani und bieten Lebensmittel und andere Gaben dar, um ihre Götter zu würdigen. Der junge Amani weiß, dass er ein Verbrechen nach dem anderen begeht. Aber er will nicht an Hunger sterben und die Götter scheinen kein Problem damit zu haben, dass er sich an ihren Gaben vergreift.

Gesättigt und lächelnd geht er den Weg wieder zurück, als ihm ein Geruch in die Nase steigt. Er riecht... lieblich. Nicht so stark und kräftig wie sein Stamm. Dieser Geruch streichelt seine Nase. Ein Geruch, den der junge Amani schon ewig nicht mehr gerochen hat. Gerade kommt er um die letzte Biegung, als er in seiner Bewegung erstarrt.

Zwei Elfen stehen vor ihm und schauen sich um. Eine weibliche mit hartem Gesicht, einer kleinen Narbe unter dem rechten Auge und zu einem kurzen Zopf gebundenen, blonden Haaren. Ihr zierlicher Körper steckt in einer schwer gepanzerten Rüstung, die in den roten und goldenen Farben des Elfen-Banners leuchtet. An ihrem Rücken steckt ein ebenso imposantes, goldenes Schwert. Der junge Troll fragt sich, warum sie bei dem Gewicht nicht zusammenbricht.

Der andere Elf ist der ersten ähnlich, nur männlich. Die blonden Haare fallen lang den Rücken hinunter und ein Teil hat er zu einem Zopf zusammengebunden. Sein Blick wirkt grimmig, böse, furchteinflößend. Einzig seine Kleidung passt nicht ganz zu ihm. Der Amani weiß nicht, ob das ein Kleid oder eine Robe ist, jedenfalls schaut sie irgendwie... mächtig aus. Eine braune Robe, die mit goldenen und grünen Mustern durchzogen ist.

Gebannt mustert der Troll die zwei Elfen, als diese sich umdrehen und ihn erblicken. Grimmigen Blickes zieht die Elfe ihr Schwert und hält es ihm entgegen, während der Elf die Hände kampfbereit erhoben hat. Der junge Amani hebt unschuldig die Hände und lässt sich sofort in die Hocke fallen. Beruhigend versucht er in der Sprache seines Stammes auf sie einzureden:

„Nicht Maaan. Ich tu euch nichts.“ Die Elfe knurrt etwas in ihrer Sprache und geht auf den jungen Troll zu. Der Robenträger hebt die Hände über den Kopf und beginnt irgendwas zu murmeln. Der Amani bekommt große Augen. Schnell durchsucht er seinen Kopf und versucht in der Sprache die er von den Elfen gehört hat: „Nich Maaan!“

Die Elfe in der Rüstung bleibt stehen und hebt eine Augenbraun, schaut den Troll skeptisch an und knurrt böse: „Woher kannst du Orcisch reden!“ „Zan'jin hat zug'hört... in Wald von Elfch'n...“ Der Elf mustert ihn kritisch und meint böse: „Ihr Amani seid zu dumm, um die Sprache der Horde lernen zu können!“

„Zan'jin kann. Hat aufg'passt.“ Der Elf knurrt, aber die Rüstungsträgerin hebt strafend die Hand. „Zügelt euch Isnamil! Wie kommt es, dass du hier hockst und versuchst mit uns zu reden, anstatt uns anzugreifen, Amani?“ „Zan'jin hat zug'hört wie Elfch'n red'n... will Elfch'n nich töt'n...“ Die zwei Elfen mustern den Amani skeptisch und die weibliche wendet sich dann wieder ihm zu.

„Wo sind die anderen Amani?“ Der Troll schaut verwirrt und meint daraufhin: „Zan'jin allein hia...“ „Das glaube ich dir nicht! Uns kamen Berichte zu, dass sich die Amani zunehmend wieder in Zul'Aman treffen. Also wo sind sie?“ Die Elfe geht bedrohlich näher auf den jungen Troll zu. Die Spitze ihrer Waffe kommt zunehmend näher.

„Zan'jin allein hia! Weiß nichs von and'r'n Amani hia!“ In dem Moment holt die Elfe aus. Das Schwert saust auf seinen Hals zu, als just in dem Moment der Troll in seine Katzengestalt wandelt und das Schwert der Elfe dicht über seinen Kopf fährt und einen Teil seiner Mähne abschneidet. Mit vor Schreck geweiteten Augen trottet Zan'jin langsam nach hinten, während die zwei Elfen ihn erschrocken und erstaunt anstarre.

„Du... du bist ein Druide?“, fragt der männliche Elf und der Troll legt den Kopf fragend schief. „Zan'jin weiß nich was taz is... Zan'jin hat Gabe schon imma g'habt...“ „Gibt es noch andere Amani die als Druide herumlaufen?“ Zan'jin schüttelt den Kopf. „Stamm hat Zan'jin verjagt, als erfahr'n hat, taz Zan'jin so and'rs is.“

„Ein Verbannter?“ Der grimmige Blick des Elfen ist der Verwirrung gewichen und er mustert die Katze ausgiebig. Zan'jin nickt langsam und schaut zwischen den zwei Elfen unsicher hin und her. Die Elfe in der Rüstung schnaubt auf und steckt ihre Waffe weg, ehe sie sich neben ihren Gefährten stellt und die Katze ebenso mustert.

„Nun gut... ich lasse dich am Leben. Du heißt also Zan'jin?“ Die Katze nickt und atmet hörbar erleichtert aus. Der Elf nickt ebenso und meint: „Ich bin Isnamil, das ist Lady Sindra. Anführerin einer kleinen Gruppe, die die Amani hier jagen wird.“ „Zan'jin auch jag'n...?“, fragt der junge Amani ängstlich und die Elfe schaut ihn kalt an.

„Solang du uns nicht in den Rücken fällst oder im Weg stehst.“ „Zan'jin wiad nich! Wiad helf'n. Aba geht auch Amani nua verjag'n? Nich töt'n.“ Der eisige Blick der Elfe lässt die Katze gen Ende immer leiser werden und schließlich zieht er sogar den Kopf zwischen die Schultern. „Wenn du helfen willst, dann halte die Augen offen und sag wo sie sind. Sonst halte dich von uns fern.“

Ohne ein weiteres Wort zu sagen dreht sie sich um und geht die Treppe Richtung Ausgang hoch. Isnamil starrt die Katze noch eine Weile an, ehe er seiner Vorgesetzten folgt. Zan'jin sitzt stillt und leise herum und wartet, bis er sie nicht mehr riechen kann. Langsam eine Pfote vor die andere setzend, geht er zurück zu seinem Zeltlager.

Sein Kopf schwirrt voller Gedanken, warum die Elfen wirklich hier sind? Ob wirklich die Amani hier wären und ob sie ihn nicht doch töten werden? Egal was es ist, er nimmt sich vor, sich morgen umzuschauen. Sollten die Amani wirklich hier sein, was er nicht glaubt, muss er sie warnen. Sie sind immer noch sein Stamm...

Zan'jin erwacht früh diesen Morgen. Nach einem kurzen Bad im See und einem kargen Frühstück aus getrockneten, leicht verfaultem Obst macht sich der junge Troll wieder in seiner normalen Gestalt auf, die Stadt zu durchsuchen. Es dauert den halben Tag und keine Spuren von Amani.

Glücklich, dass sie somit in Sicherheit sind, aber auch traurig, dass er immer noch alleine ist, geht er gerade den Weg vom Tempel des Bärengottes Nalorakk in Richtung Hauptstraße. Von Weitem sieht er die zwei Elfen wieder, die ihn diesmal ohne Angriff begrüßen. „Hallo Zan'jin, da bist du ja!“ „Ihr habt Zan'jin gesucht? Was kann Zan'jin füa Elfch'n tun?“

„Hör auf uns Elfchen zu nennen! Wir sind Blutelfen! Sin'Dorei!“, braust die weibliche Elfe auf, doch der Elf neben ihr grinst leicht. Zan'jin schaut zwischen beiden hin und her meint dann nur: „Klaaa Maaan. Elfch'n bleibt Elfch'n.“ Sindra schnaubt auf und dreht sich um, während Isnamil mit nun ausdrucksloser Miene spricht:

„Hast du dich umgeschaut Zan'jin?“ „Klaaa Maaan. Zan'jin hat and're Amani aba nich g'fund'n. Zan'jin is imma noch allein hia.“ „Nun wir werden sehen. Du wohnst hier?“ Der Troll nickt und schaut sich traurig um. „Stamm hat Zan'jin vea jagt. Zan'jin hat g'sucht und is hia hea 'komm'n.“

Die Augen des Elfen werden groß und starren den Troll ungläubig an. Zan'jin blickt etwas verlegen zu Boden, als sich die Elfe einmischt: „Zeig mal wo du hier schläfst.“ Der junge Amani schaut die zwei Elfen eine Weile an und nickt, führt sie dann über den Holzsteg zum Tempel des Luchsgottes Halazzi.

Wenn vor ihnen der Tempel ist, befindet sich rechter Hand der See und linker Hand das Zelt von Zan'jin. Die zwei Elfen schauen sich prüfend um, während der Troll etwas unsicher in der Ecke steht. „Wie lange lebst du schon allein Zan'jin?“, fragt der Robenträger plötzlich, woraufhin der grüne Troll nur mit den Schultern zuckt.

„Zan'jin hat nich g'zählt. Aba lang.“ „Was ist das für ein großes Gebäude da nebenan?“, will die Elfe wissen und geht direkt aus dem Zelt hinaus. Zan'jin und der Elf folgen ihr und der junge Amani stellt sich der Elfe in den Weg. Unsicher murmelt er: „Taz is Temp'l von Luchsgott Halazzi. Darf nich betret'n werd'n ohne Erlaubnis.“

Die grün leuchtenden Augen der Elfe funkeln den Troll herausfordernd an. „Die einzige Erlaubnis, die ich brauche, ist die vom Lord Regenten in Silbermond.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren schiebt sie sich an Zan'jin vorbei und tritt, gefolgt von Isnamil, in den Tempel ein.

Unsicher folgt Zan'jin den Beiden, die sich vorsichtig im Inneren umschauen. Das Tempelinnere ist groß. Am Rand stehen Säulen, die ein Dach festhalten, während in Mitte ein freier Blick auf den Himmel zu erhaschen ist. Gegenüber vom Tempeleingang ist ein Altar.

Ein Halbkreis aus Steinen ragt aus der Mauer. Kerzen stehen im jeweils gleichen Abstand auf dieser Steinmauer, während an der Wand ein Tiki hängt. Tikis sind Masken, die den Stamm präsentieren und mit Voodoomagie angehaucht sind. Dieses Tiki zeigt den Kopf eines Luchses. Zusätzlich sind Krallen links und rechts unten angemalt worden.

Das Becken ist leer und die zwei Elfen mustern den Altar ausgiebig. Zan'jin steht hinter ihnen und schaut sich immer wieder unsicher um. Isnamil will ihn gerade beruhigen, als ein unnatürlicher Windhauch vom Altar ausgeht. Nach und nach fangen die Kerzen zu brennen an und das Becken füllt sich mit Blut. Zan'jin fällt sofort auf ein Knie und beginnt in seiner Sprache zu beten.

Die Elfe hat ihr Schwert gezogen und gegen den Altar gerichtet und der Elf blickt sich nun unsicher um. Eine Weile passiert nichts, als plötzlich ein Knurren zu hören ist. Zan'jin schreckt auf und murmelt ängstlich: „Luchsgott böse...“ „Wer wagt es, meine Hallen ohne Erlaubnis zu betreten?!“, knurrt eine tiefe Stimme.

Die Stimme ist überall. Sowohl nah, als auch fern. Laut, wie auch leise. Außerhalb, sowie in ihrem Kopf. „Fremde... was tut ihr hier?!“ „Wir suchen die Amani, die die Eier unserer Drachenfalken gestohlen haben und sich hier versammelt halten!“, brüllt Sindra dem Altar entgegen.

Der Wind nimmt zu und heult laut in ihren Ohren. „Und was werdet ihr tun?! Wollt wieder töten, wie ihr es schon zweimal gemacht habt!“ „Was geht dich das an! Du bist schließlich ihr Gott! Rede, oder ich zerstöre deinen Altar!“ Zan'jin starrt die Elfe erschrocken an. „Neee Maaan! Nich Altar zerstör'n! Gott Halazzi is nich böse. Amani sind nich böse, woll'n nua leb'n.“

Mit einer schnellen Bewegung hat sich die Elfe umgedreht und dem Troll die Faust in die Brust gedonnert. Dieser keucht auf und geht zu Boden, während Isnamil seine Vorgesetzte erschrocken anstarrt. „Was soll das? Er hat uns doch geholfen!“ „Schweigt Isnamil!“ Murrend geht der Elf zum Troll und hilft ihm auf die Beine, während sich Sindra wieder dem Altar zuwendet.

„Nun? Ich warte nicht ewig!“ Der Wind hat aufgehört und nur noch eine leichte Luft umspielt die Haare der drei Lebenden. „Ein Gott... ins Leben gerufen durch Voodoomagie und mit Kraft eines Loa... Im Leben und im Tode ewig... doch im Tode frei von dem Voodoo... Vier Götter, vier Gefahren, vier Erlösungen, eine Verbindung... wenn ihr antworten sucht, geht zum Tempel von Jan'alai dem Drachenfalkengott... Und jetzt geht!“

Mit einem Mal nimmt der Wind zunehmend zu. Als wären sie Federn im Wind, werden die drei von den Füßen gehoben und aus dem Tempel geweht. Mit einem lauten Knall schließt sich die Tür und der Wind verschwindet genauso schnell, wie er gekommen ist. Wütend brüllt Sindra auf und steckt ihr Schwert weg. „Was beim Licht sollte das bedeuten!“

Zan'jin schaut sie unsicher an und murmelt: „Als Zan'jin noch klein und bei Stamm wa... Älteste hat imma von via Götta g'red't. Bär'ngott Nalorakk. Luchsgott Halazzi. Adl'rgott Akil'zon und Drach'nfalk'ngott Jan'alai. Ältesta sagt, taz früha Hex'ndoktor und Seha Loa und Voodoo kombiniert und Götta geschaff'n hab'n.“

„Ergibt mit den Worten Sinn, die dieser... Halazzi gerade sagte. Aber was meint er mit den 'Vier Götter, vier Gefahren, vier Erlösungen, eine Verbindung'?“, mischt sich nun auch der Elf mit ein und der junge Amani zuckt mit den Schultern. „Sind via Götta. Früha hab'n Elfch'n mit M'nsch'n Zul'Aman ang'riff'n und eaobat.“

„Stimmt. Der Krieg gegen die restlichen Amani unter der Führung Daakaras, nachdem Zul'jin besiegt wurde... Also haben wir die vier Götter damals 'erlöst' als wir sie töteten?“ „Wenn Halazzi so sagt“, stimmt Zan'jin nickend zu. „Na schön und was hat das jetzt bitte mit 'eine Verbindung' und unserem Auftrag zu tun!?“

Deutlich genervt schaut Sindra zwischen den beiden Kerlen hin und her, als die Miene des Elfen plötzlich erstarrt. „Eine Verbindung... Er sagte Drachenfalkengott. Sindra, ein Drachenfalkengott!“ Es dauert eine Weile, bis die Information in den Kopf der Elfe eindringt und die Botschaft verbreitet hat. Mit wütendem Blick schaut sie Zan'jin an.

„Dein Volk stiehlt unseren Drachenfalke die Eier. Verstecken sich wie du in der Stadt, die ihr zwei mal verloren habt. Und dann sagt dein Luchsgott wir sollen bei seinem Kollegen dem Drachenfalkengott nachschauen. Das ist doch alles geplant und eine Falle!“

Zan'jin zuckt zusammen und hockt sich wieder hin, hebt schützend die Hände vor den Kopf. „Zan'jin nich hau'n! Zan'jin weiß wirklich von nichs!“ Drohend geht die Elfe auf den Troll zu, doch Isnamil stellt sich dazwischen. „Er ist keine Bedrohung Sindra. Lass ihn in Ruhe.“ Die Rüstungsträgerin funkelt den Elfen wütend an und zischt: „Hoffe selber, dass du Recht behältst! Zan'jin! Führe uns zu diesem Tempel!“

Der grüne Troll nickt schnell und springt sofort auf die Beine. Schon fast rennend und mit dem Tempel des Luchsgottes im Rücken, nähern sie sich einer Treppe. Es ist ein Zugang zum Altar und der Aufstieg aus Stein. Da er aber zu rutschig ist, wurden Holzbretter als Stufen dazwischen geschoben. Aber nun stimmt da was nicht. Der Treppenanfang auf ihrer Seite ist zerstört.

Die Holzbretter wurden entfernt und liegen zersplittert herum, der steinerne Aufstieg hat ein Loch. Er wurde gesprengt. Die Elfe knurrt Zan'jin wütend und bedrohlich an, doch dieser hebt ängstlich die Hände. „Zan'jin weiß nichs davon! Treppe zum erst'n Mal kaputt!“ Isnamils Blick wird nun auch etwas unsicher, doch nickt er Zan'jin zu und fragt: „Gibt es noch einen anderen Weg?“

„Klaaa Maaan. Langa Weg, führt bei Temp'l von Nalorakk vorbei.“ „Führe uns.“ Die Stimme des Elfen ist ruhig, neutral. Zan'jin freut sich innerlich, dass er nicht so angriffslustig wie die Elfe ist. Irgendwie mag Zan'jin diesen blonden, langhaarigen Robenträger. So nickt er und führt die zwei schnellen Schrittes am zentralen Altar vorbei und dann links den Weg neben dem Tempel des Bärengottes entlang.

Erneut Treppen, aber diesmal intakte, führen sie zu einer Steinplattform. Links sind noch mal Treppen die zum Altar des Bärengottes führen, doch Zan'jin führt die zwei Elfen auf der anderen Seite hinunter in einen eher versteckten Weg zwischen dichten Büschen.

Leise murmelt der grüne Troll: „Hia hint'n Zan'jin wa nua einmal. Nalorakk und Jan'alai hab'n Zan'jin verbot'n, weita zu geh'n.“ Die Augen der Elfe formen sich zu Schlitzen, doch sie sagt nichts. Leise und langsam führt der junge Amani sie weiter, bis sie zu einer Gabelung kommen. Der Weg links führt zu einer Ansammlung von Zelten.

Rechts geht es zu einer Art Ruine, nur dass davon fast nichts mehr übrig ist. Steinerner Boden, eine Treppe mit Überdach und eine Mauer. Plötzlich schiebt sich Sindra an dem Troll vorbei und rennt zu dieser Ruine. Die zwei Kerle folgen ihr und durch einen Durchgang sehen sie es.

Der Steinboden ist mit fünf Strohnestern ausgelegt und pro Nest liegen vier Eier. „Hier haben sie die Eier versteckt! Also werden hier auch die Amani sein!“ Erfreut rennt die Elfe von einem Nest zum nächsten, doch Isnamil mustert die Eier skeptisch. „Und was haben sie damit vor?“

Ehe jemand Antworten kann, lacht jemand auf. Und zwar nicht irgendwer, sondern ein Troll. Sofort wirbeln die zwei Elfen zu Zan'jin, der jedoch still und mit großen Augen an die Mauer gelehnt steht. Der Blick der Elfen wandert nach oben, wo ein alter Troll in einer violetten Robe steht und sie schief angrinst.

„Ah, hat kleina Troll endlich Feind zu uns geführt. Endlich Elfch'n könn' seh'n, taz sie in Falle sind!“ Sofort funkelt Sindra Zan'jin an, der sich in eine Katze gewandelt hat und ängstlich an die Mauer drückt. „Maaan, bitte... Zan'jin hat nich...“ „Tötet ihn!“, brüllt der andere Troll dazwischen.

Sindra krampft sich plötzlich zusammen und steht dann still da. Dumpf starrt sie Zan'jin an und geht erhobenen Schwertes auf ihn zu. „Maaan bitte!“, fleht der Troll, flieht jedoch nicht. Das Lachen des älteren Trolles lässt Isnamil aufschauen und er merkt, dass er Magie wirkt. Und so wie sich seine Vorgesetzte verhält, kontrolliert er sie in ihrer Wut oder stachelt sie an.

Sindra hat Zan'jin schon fast erreicht. Geschlagen hat er sich auf den Boden gekauert und schaut ängstlich und mit feuchten Augen zum Elfen. Ein Blick, der sich in die Seele des Robenträgers brennt. Mit einer schnellen Bewegung streckt er die Hand aus und schleudert einen Feuerfunken auf den Troll in der Robe.

Ein Funke, nicht großartig da um Schaden zu machen. Aber ausreichend, um abzulenken. Und genau das passiert auch. Der Troll schlägt wild mit den Armen um sich. Sindra, die das Schwert schon erhoben hat, hält in der Bewegung inne. Ihr Blick klärt sich und erschrocken schaut sie auf Zan'jin herab, der nur traurig zurück schaut.

Den Moment nutzt der Sin'Dorei und schleudert dann einen Arkanblitz auf den älteren Troll. Dieser weicht aus und rennt auf der anderen Seite nach unten. Über die Schulter ruft er noch: „Folgt mia und sterbt! Oda verschwindet und kämpft!“ Die drei stehen immer noch ungerührt an Ort und Stelle.

Zan'jin kauert als Katze am Boden. Sindra mit immer noch erhobener Waffe über ihm und Isnamil etwas Abseits und starrt die Stelle an, wo der Troll vorhin noch stand. Langsam lässt die Elfe ihr Schwert fallen und dreht sich um. „Isnamil... ihr sollt doch keine Magie mehr wirken.“ „Soll ich lieber zuschauen, wie ihr euren Verstand verliert und einen Unschuldigen tötet? Selbst wenn er Amani ist?“

Daraufhin schweigt die Sin'Dorei und hebt ihr Schwert wieder auf, dabei murmelt sie: „Entschuldige Zan'jin...“ Der Troll regt sich noch immer nicht, aber Isnamil hat sich derweil umgedreht und kanalisiert einen Zauber. Zu spät bemerkt Sindra dies, als der Elf ein Machtwort ausspricht und die fünft Nester, mitsamt den Eiern, zu brennen beginnen.

„Isnamil!“ Doch der Ruf kommt zu spät und der Elf droht, das Bewusstsein zu verlieren und zu Boden zu fallen. Schon ist Zan'jin an seiner Seite und fängt ihn auf. Die Rüstungsträgerin hievt den nun ohnmächtigen Elfen auf Zan'jins Rücken und schweigend gehen sie den Weg zurück.

Ohne Worte trägt der Amani den Elfen auf seinem Rücken am Tempel des Bärengottes vorbei. Die Treppe zum Haupttor hinauf aus der Stadt zum Lager der Elfen, das sie seitlich vor der Trollstadt aufgebaut haben. Sämtlich, anwesende Blutelfen starren die Gruppe mit großen Augen an, doch eine Handbewegung Sindras reicht, um sie in Ruhe zu lassen.

In einem der Zelte lässt der Amani den Elfen vorsichtig von seinem Rücken rutschen und mustert ihn besorgt. „Was is mit Elfch'n?“ Sindra legt ihre Rüstung ab und zieht sich hinter einer Abdeckung was Leichteres an, ehe sie sich neben der Katze zu Boden fallen lässt und den Elfen leicht besorgt mustert.

„Isnamil war einst ein Lehrling eines Magisters in Silbermond. Ich weiß nicht wie sehr du mit unserer Kultur vertraut bist?“ „Gar nich Maaan.“ „Nicht schlimm. Also wir Blutelfen leben von der Magie. Unser Quell der Macht ist der Sonnenbrunnen. Die Geißel hat diesen eines Tages verdorben, vernichtet... viele wurden magiesüchtig und zu Fahlen... Vielleicht triffst du ja mal einen, der Anblick ist aber nicht sehr schön.“

Zan'jin nickt. Erst jetzt bemerkt er, dass sie das Fell an seiner Schulter streichelt, während sie weiter erzählt: „Nun, der Brunnen wurde gereinigt und ist nun ein Quell des Lichts. Licht und Magie bestimmen nun unser Leben. Jedenfalls werden Magieanwender, die zu viel Magie nutzten, süchtig nach mehr. Und entweder werden sie zu Fahlen oder sie zerreißen irgendwann vor lauter Macht. Tja... und Isnamil war so begabt und talentiert...“

Sindra seufzt einmal kurz auf. Zan'jin hat leise zu Schnurren begonnen. Ein kurzer Blick von ihrer Seite, ein leichtes Lächeln und sie streichelt ihn weiter. „Jedenfalls bekam er das Problem, was ich gerade erklärte. Er wollte immer mehr. Irgendwann hat man aus Sicherheitsgründen die weitere Ausbildung versagt. Das war ungefähr in dem Moment, wo dieser Kontinent Pandaria entdeckt wurde und das war gut so.“

„Warum war taz gut?“, fragt Zan'jin leise. „Aus Pandaria kamen die Pandaren. So dicke Bären, die aber erstaunlich gelenkig sind. Viele von ihnen sind Mönche. Mönche sind Meister der inneren Ruhe und der Gelassenheit. Einer von ihnen hat entschieden, Isnamil die Wege des Mönches zu lehren. Seither ist er da dabei und hat seine innere Ruhe wieder und ist nicht mehr süchtig.“

„Taz is gut.“ Sindra nickt, als plötzlich ein Troll mit blauer Haut das Zelt betritt. „Grüße Boss. Ihr braucht mich?“ „Ah, Tiriki, klar. Schau dir erst einmal Isnamil an.“ Und während der Troll das tut, berichtet die Anführerin vom Abenteuer in der Stadt. Zan'jin hat sich derweil wieder in einen Troll gewandelt und ist weit weg gerutscht und macht sich klein.

Der blauhäutige Troll ist ein Mitglied vom Stamm der Dunkelspeere. Der Stamm, der sich der Horde angeschlossen und den anderen Trollstämmen den Rücken gekehrt hat und somit ihre Feinde sind. Dieser aber grinst immer wieder zu Zan'jin rüber, während er erst den männlichen, dann den weiblichen Blutelfen untersucht.

„Gut Boss. Isnamil muss sich ausruh'n. Bei dir komm ich vor'm Schlaf'n mit nem Trank. Morg'n is aber dann alles gut.“ „Danke Tiriki.“ Der Troll nickt und mustert dann den Amani ausgiebig. „Wie heißt du Maaan?“ „Zan... Zan'jin.“ „Seit wann kann n' Amani n' Druide werd'n?“

„Er weiß nicht, was das ist Tikiti. Seit seiner Kindheit ist eine Gabe in ihm, hat er erzählt. Kann sich in eine Katze wandeln und fühlt sich der Natur näher hingezogen als dem wilden, barbarischen Lebensstil seines Stammes. Haben ihn verbannt“, erklärt die Sin'Dorei kurz und bündig und der ältere Troll in der braunen Robe nickt. „Taz'Dingo. Dann Tikiti kann Zan'jin ja alles erklär'n?“

Die Elfe schaut zum grünen Troll, der ein wenig unsicher den Blauen mustert. Schließlich meint sie: „Warte bis morgen. Wir sind heute alle ein wenig fertig.“ „Taz'Dingo Boss. Bis dann Zan'jin.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, dreht sich der Druide um und verlässt das Zelt. Immer noch unsicher fragt der junge Amani: „War taz... eua Heila?“

„Ja. Tikiti ist ein Druide, musst du wissen. Druiden sind... nun wie erkläre ich das... sie sind mit der Natur verbunden. Sind mit ihr im Einklang und hören oder fühlen, wie es der Natur geht. Manche von ihnen könne ihre Gestalt wandeln. In einen Bären, einen Hirsch, einen Vogel und eine Katze soviel ich weiß.“

„Zan'jin kann auch in Katze wand'ln!“, meint der Troll und hockt sich langsam neben Sindra. „Ja Zan'jin und du sagst, du fühlst dich zur Natur hingezogen.“ Der Troll nickt und schaut sie fragend an. Sie meint nur lächelnd: „Du hast die Gabe, ein Druide zu werden. Du kannst der Natur helfen, sie schützen, als Katze die Natur gegen Böses verteidigen.“

„Is Zan'jin desweg'n verbannt word'n und so and'r's?“ Die Elfe nickt und der Troll lässt traurig den Kopf fallen. „Aber wie du an Tikiti gesehen hast, kannst du deine Gabe verbessern.“ „Zan'jin will zu Stamm zurück.“ Die grasgrünen Augen leuchten die Anführerin wehleidig an, aber sie seufzt nur auf: „Ich fürchte, das wird unmöglich werden Zan'jin. Du kennst deinen Stamm. Denkst du wirklich, sie wollen dich haben, wo du doch so ein Baumschmuser bist?“

Traurig schüttelt der junge Amani den Kopf und lässt ihn fallen. „Nun... vielleicht sehen sie, was in dir steckt, wenn du deine Gabe zu kontrollieren kannst? Ich verstehe nicht viel von Druiden, ich vertraue meinem Schwert und meiner Rüstung. Aber wenn du dich bereit erklärst, ein Druide zu werden, können sie dich vielleicht wieder aufnehmen... Wenn sie nicht alle in der Stadt sind.“

Verwirrt und fragend schaut Zan'jin die Elfe an, die nur grimmig meint: „Wir werden angreifen. Morgen. Und sie töten.“ Der Blick des grünen Trolles wird traurig und schmerzhaft und er wendet sein Gesicht ab. Sindra kann ihn verstehen. Wie würde sie reagieren, wenn ihr jemand sagt, man tötet ihre Landsleute?

Behutsam legt sie ihm die Hand auf die nackte Schulter und meint: „Du bleibst hier und bewachst bitte Isnamil. Ich vertraue ihn dir an, verstanden? Du passt auf, dass ihm nichts passiert und sorgst dafür, dass es ihm gut geht und er sich erholen kann.“ Die Augen des Amani werden groß und dann nickt er kräftig. „Zan'jin wird gut auf Elfch'n aufpass'n.“

Sindra nickt und tut die Nachricht des Angriffs dann im Lager kund. Später kommt Tikiti zurück und überreicht der Elfe einen Trank, den sie in einem Zug zu sich nimmt und dann sofort einschläft. Der blaue Troll grinst und zwinkert Zan'jin einmal zu, ehe er sie allein lässt. Der grüne Troll bleibt noch eine Weile munter, ehe er sich in eine Katze wandelt und ans entfernteste Eck des Zeltes hinlegt und sofort einschläft.

Am nächsten Morgen wacht Zan'jin spät auf. Das erste was er realisiert ist, dass er nicht alleine ist. Irgendjemand hat sich an ihn gekuschelt und zwei sanfte Hände in sein Fell vergraben. In einem sanften, ruhigen Rhythmus streicheln die zwei Hände über sein Genick, seine Schultern, über den Rücken und die Flanke entlang.

Es dauert eine Weile, bis der Amani den Geruch des männlichen Elfen in der Nase hat und zunehmend beginnt es ihm zu gefallen. So dauert es nicht lange, als ein leises Schnurren seine Kehle verlässt, das zunehmend lauter wird. Plötzlich verschwinden die Hände aus seinem Fell und das Schnurren endet nach kurzer Zeit. Langsam dreht die Katze den Kopf und schaut in zwei verlegene, grün leuchtende Augen.

„Oh, Zan'jin... ehm... guten Morgen.“ „Wieso hast du aufg'hört Maaan?“ „Nun ehm... ich wollte nicht...“ „Zan'jin mag taz, wenn als Katze g'streich'lt wiad.“ Unsicher und zaghaft streckt der Sin'Dorei die Hand aus und beginnt, Zan'jins Fell zu streicheln. Dieser schließt die Augen und beginnt wieder zu schnurren. Zunehmend entspannt sich der Elf und streichelt nun mit beiden Händen wieder sanft und ausgiebig über das Fell.

„Weiß ja sonst nicht, was ich tun soll...“ „Ah... Elfch'n-Boss hat g'sagt, Zan'jin soll auf Elfch'n aufpass'n.“ „Ja ich weiß, hat sie mir auch gesagt. Die sind aber schon eine ganze Weile da drinnen...“ „Komm'n sicha noch.“ Murrend streichelt Isnamil die Katze weiter.

Schließlich steht Zan'jin auf, streckt sich und setzt sich vor den Elfen hin, der ihn erst unsicher anstarrt, dann aber über seine Brust streichelt. Mit geschlossenen Augen und genüsslich schnurrend merkt der Amani nicht, dass der Elf plötzlich aufsteht und ihm einen sanften Kuss auf die Nase drückt.

Schlagartig öffnet er die Augen und starrt den Elfen direkt in die Augen. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, aber nach wenigen Sekunden wendet sich der Elf ab und stürmt aus dem Zelt. Unsicher, aber mit einem warmen Kribbeln auf der Nase, sitzt Zan'jin an Ort und Stelle und starrt gerade aus.

„Hat taz Elfch'n g'rad...? Irg'ndwie is taz Elfch'n ja süß... Aber n' Küssch'n auf die Nase?“ Fragen über Fragen im Kopf des jungen Trolls, als plötzlich Tikiti das Zelt betritt. „Hey Maaan. Hast du n' Moment?“ Erschrocken aus seinen Gedanken gerissen und verwirrt nickt die Katze dem Troll zu. Dieser hockt sich in etwas Abstand vor ihm hin und mustert ihn ausgiebig.

„Wie ich seh, bist du in der Katz'ngestalt. Is die einfachste Form bei Druiden. Wird auch gern für lange Reis'n verwendet, weil man schnell is. Oder man fliegt als Vog'l.“ Und plötzlich sitzt der Katze mit dem grünen Fell, eine Katze mit schwarzem Fell gegenüber. Zan'jin macht die Augen weit auf und staunt. „Nicht so weit Maaan oder dir fall'n die Aug'n raus“, grinst die schwarze Katze den jungen Troll schief an.

„Elfch'n-Boss hat Zan'jin von Dr... Druid... Grrr... von Gabe erzählt.“ „Druide Junge. Dru...i...de. Versuch mal.“ „Dru...i...da.“ „E am Ende, nochmal.“ „Dru...i...da.“ Die schwarze Katze lacht kurz leise auf. „Nagut Maaan. Dann lern mal so. Orcisch musst du aber auch noch lern'. Sonst versteht dich keiner.“

Zan'jin legt verlegen die Ohren an, doch der ältere Troll wandelt zurück in seine wahre Gestalt. Zan'jin macht es ihm gleich und hockt sich ebenfalls hin. „Elfch'n-Boss sagt, du kannst Zan'jin lehr'n, Gabe zu kontrollia'n?“ „Ich kann dich die Grundprinzipi'n lehren Amani. Aber alles nicht. Du brauchst n' Lehrer, der dir mit der Katze hilft. Kenne da ne Taurin, die das kann.“

„Was is ne Tau... Taurin?“ „Das is so n' Huftier. Schaut aus wie ne Kuh, falls du die kennst? Nur auf zwei Bein' und red'n und könn' verdammt ungut werd'n, wenn sie wüt'nd sind.“ Zan'jin schaut unsicher und fragt: „Und taz Huftia will Zan'jin lehr'n?“ „Ich weiß nicht. Muss sie frag'n. Aber dann is es besser, wenn du mitkommst.“

Zan'jin überlegt eine Weile. Was hat er zu verlieren? Soll er weiterhin alleine täglich um sein Überleben kämpfen? Da er den Elfen geholfen und seinen Stamm verraten hat, wird Zul'Aman auch kein richtiges Zuhause mehr für ihn sein. Zan'jin nickt. „Zan'jin kommt mit.“

„Taz'Dingo! Dann lass uns aufbrech'n.“ Schon erhebt sich der blaue Troll und geht in Richtung Zeltausgang. „Jetzt?“ „Klaaa Maaan. War beim Angriff mit dabei, diese Gruppe Amani war verrückt, konnte aber besiegt werd'n. Tut mir Leid für dein Stamm, aber Amani dürf'n keine Gefahr sein für uns're Verbündet'n.“ Traurig nickt Zan'jin und erhebt sich. Draußen sind alle Blutelfen dabei, das Lager abzubauen.

Sindra steht in der Mitte und brüllt hin und wieder einen Befehl. Sie sieht müde aus, geschwächt, steht aber aufrecht und mit erhobener Haltung. Isnamil ist nirgends zu sehen. „Süßes Elfch'n...“, denkt sich Zan'jin, als Tikiti schon auf die Anführerin zugeht. „Grüße Boss. Hab mit Zan'jin geredet. Er will n' Druide werd'n. Ich nehm ihn mit.“ „Alles klar! Danke, dass du auf Isnamil aufgepasst hast Zan'jin!“

Die Sin'Dorei lächelt den Amani freundlich an, der sich umschaut. „Er ist nicht mehr hier. Hat draußen gewartet bis wir aus der Stadt kamen. Meint, ihm geht es gut und er hat eine kleine Eskorte zurück nach Silbermond erwünscht. Hat was dringendes zu erledigen. Ich richte ihm deine Grüße aus, wenn ich ihn wiedersehe.“

Zan'jin nickt und wendet sich an Tikiti, der lächelnd auf ihn wartet und sich in eine Katze wandelt. Zan'jin macht es ihm gleich und schon folgt eine Katze mit grünem Fell einer Katze mit schwarzem Fell. Die Stadt Zul'Aman immer weiter im Rücken verlierend.

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