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Kim & Louis

Teil 4

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„Meine Freundin ist im zweiten Monat schwanger.“

Der Satz sitzt wie ein Schlag in die Magengrube. Mir wird augenblicklich schlecht und ich würde mich gern übergeben. Gerade noch im Hoch der Gefühle und nun falle ich in ein unendlich tiefes Loch und warte auf das dumpfe Aufschlagen, welches ausbleibt. Mein Blick verschleiert sich und ehe ich mich versehen kann laufen mir die Tränen über die Wangen.

Matze steht noch immer in der Tür, nun seine gepackte Tasche in der Hand. Er rührt sich nicht, kommt nicht auf mich zu, nimmt mich nicht in den Arm.

Der Schmerz seiner Worte breitet sich immer weiter in mir aus und scheint mich verschlingen zu wollen. Völlig unter Schock brülle ich ihn an: „Raus!“

Matze schaut mich weiter an, bewegt sich aber nicht.

In mir brennt eine Sicherung durch und ich springe aus dem Bett, bin mit zwei Schritten bei ihm und kralle mich an seinem Shirt fest. Bevor Matze reagieren kann ziehe ich ihn schon Richtung meiner Wohnungstür.

„Kim, bitte warte kurz. Lass uns bitte reden….“, dringen seine Worte an mich heran, allerdings öffne ich bereits die Tür und stoße ihn grob nach draußen.

„Verschwinde“, stoppe ich seine Redebemühungen. „Ich will dich nie wieder sehen!“ Mit diesen Worten schlage ich meine Wohnungstür zu. Mit dem Rücken an der Tür stehend, breche ich erneut in Tränen aus und sinke langsam an ihr hinunter.

So sehr wurde ich noch nie von jemandem verletzt. Es hat seinen Grund, warum ich nie jemanden an mich herangelassen habe. Einen solchen Schmerz wie ich ihn gerade fühle wünsche ich nicht mal meinem schlimmsten Feind.


Matze ist weg.

Also schon seit ein paar Tagen.

In der Uni habe ich mich krankgemeldet und mein Telefon habe ich ausgeschaltet. Auch als Karsten spontan vor meiner Tür stand habe ich nicht aufgemacht. Ich brauche ein wenig Ruhe und versuche mich ganz auf mich zu konzentrieren. Im Moment sitze ich an meinem Esstisch, habe meinen Kopf in die Hände gestützt und unter meiner Nase steht eine duftende Tasse Kaffee.

Noch immer kann ich das Ganze nicht glauben. Angefangen bei dem Offensichtlichen, dass Matze eine schwangere Freundin hat, über die Tatsache, dass er sie wahrscheinlich nicht verlassen möchte, bis hin zu meinem wirren Gefühlsleben. Letzteres ist ziemlich durcheinander gekommen, da Matze der erste und bislang einzige Mensch in meinem Leben ist, mit dem ich mir wirklich eine Beziehung vorstellen kann…oder sollte ich sagen konnte?

Es war so einfach für mich gewesen an unsere gemeinsame Vergangenheit anzuknüpfen, über unseren verlorenen Kontakt hinwegzukommen und mich über dieses kurze Wochenende wieder in ihn zu verlieben.

Die Erkenntnis, dass ich mich tatsächlich in ihn verliebt habe, kam mir nach und nach. Aber wahrscheinlich hätte mich sonst sein Geständnis nicht derartig getroffen.

Heute ist Freitagabend und ich sitze hier alleine rum. Mir kommt der Gedanke, dass Ablenkung bekanntlich gut tut. Trotz Krankschreibung werde ich mich nun in meinen Stammclub begeben und versuchen auf andere Gedanken zu kommen. Schnell bin ich ausgehfertig und mache mich auf den Weg. Innerlich hoffe ich, dass keiner meiner Freunde dort sein wird und ich irgendwelche Erklärungen abgeben muss. Alleine ist auch einfacher, wenn man nur was für eine Nacht braucht und das ist heute absolut mein Ziel. Vielleicht hilft es ja über das Desaster mit Matze hinweg. Damit war ich auch vor unserem Wochenende sehr glücklich. Also, sage ich zu mir selbst, raffe dich auf und ab geht’s.

Als ich in der Wunderbar ankomme ist sie bereits gut gefüllt. Schnell verschaffe ich mir einen kurzen Überblick und bleibe dann an der Bar hängen. Gin Tonic ist das Getränk meiner Wahl.

Mit dem Rücken lehne ich mich an den Tresen und beobachte die Typen um mich herum. Die knutschenden Pärchen versuche ich zu ignorieren und konzentriere mich auf mein Ziel. Einen meiner Freunde kann ich nicht ausmachen. Glück gehabt. Auf der Tanzfläche entdecke ich allerdings sehr schnell ein interessantes Objekt. Schätzungsweise Anfang zwanzig, meine Größe, muskulöse bis athletische Figur, kurze schwarze Haare und ein sehr hübsches Gesicht. Er tanzt nur mit sich und ist total in die Musik vertieft. Sein Lächeln im Gesicht und die geschlossenen Augen lassen eine große Zufriedenheit erahnen. Diese gute Laune überträgt sich sofort auf mich, ich lasse mich davon anstecken und kann meinen Blick schon nicht mehr von ihm wenden.

Ich trinke meinen Gin Tonic aus und begebe mich ebenfalls auf die Tanzfläche. Langsam nähere ich mich ihm an, aber den ersten Kontakt herstellen fällt schwerer als gedacht. Noch immer hält er die Augen geschlossen und bewegt sich nur zu den Rhythmen der Musik. Nachdem ich mich neben ihn getanzt habe, versuche ich ihn weiter aus dem Augenwinkel zu beobachten. Er ist wirklich sehr hübsch, die kleine Nase im Gesicht und die vollen Lippen, gepaart mit den schmalen, dunklen Augenbrauen ergeben wirklich ein schönes Gesicht. Seine Bewegungen fließen wahrlich zu der Musik und er scheint förmlich eins mit ihr zu sein.

Offenbar war meine heimliche Beobachtungstaktik nicht sehr erfolgreich. Als ich meinen Blick wieder seinem Gesicht zuwende, ernte ich ein Funkeln aus seinen Augen, sowie ein amüsiertes Lächeln. Er scheint sich seiner Anziehungskraft auf mich sehr wohl bewusst zu sein.

Langsam beugt er sich zu mir rüber und fragt mich durch das Dröhnen der Musik: „Gefällt dir was du siehst?“

„Klar“, entgegne ich ebenfalls grinsend. Sein Blick wandert nun auch an mir hinab und sein Lächeln wird breiter.

Ohne ein weiteres Wort kommt er näher an mich herangetanzt und legt seine Arme um meine Hüfte. Der Rest geht wie von alleine. Wir tanzen uns in einen wahren Rausch und ich kann Matze tatsächlich für einen Moment vergessen. Mitunter hilft auch ein wenig der Alkohol, den wir in unseren Tanzpausen zu uns nehmen. Wie der Abend weiter verlaufen wird ist uns beiden klar und nur zu gern lasse ich mich darauf ein.


So geht es einige Tage und Nächte weiter, immer das gleiche Ritual. Ich schleppe einen Typen nach dem anderen ab und fühle mich, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, leerer als je zuvor.

Irgendwann fängt mich Karsten vor der Tür ab. Er steht an seinen Wagen gelehnt vor meiner Einfahrt und wartet.

„Krank schaust du nicht gerade aus“, überraschen mich seine Worte, denn ich hatte ihn überhaupt nicht gesehen. Nun war es zu spät und ich musste mit ihm sprechen.

„Geht langsam wieder besser“, werfe ich ihm entgegen, wohl wissend dass das nicht stimmte.

„Dann biste ja nicht mehr ansteckend und wir können nen Kaffee trinken gehen“.

Ich zucke nur mit den Schultern und ergebe mich meinem Schicksal. Ich kenne Karsten gut genug, um zu wissen, dass er mich nun nicht mehr gehen lassen wird. Im Grunde ist es sogar ein echt guter Nachmittag und ich mache meiner Seele endlich Luft. Leider geht es nicht ohne ein paar Tränen, denn als ich die Story mit Matze zu Ende erzähle, spüre ich sehr deutlich, dass ich noch nicht darüber hinweg bin.

„Und seit dem verkrümelst du dich und versteckst dich vor uns?“ fragt mich Karsten.

„Ich brauche einfach ein wenig Zeit für mich“, sage ich mehr trotzig als überzeugt.

„Gut, die hattest du ja jetzt. Ab morgen sehe ich dich wieder in der Uni. Die anderen machen sich übrigens auch schon Sorgen. Davon abgesehen, dass unser Urlaub näher rückt und spätestens da kommst du auf andere Gedanken. Mit nem Miesepeter möchte ich mir nicht mein Zimmer teilen“, grinst er mich schief an.

Das schlimme ist, er hat ja Recht. Ich nicke nur und wir trinken unseren Kaffee aus. Kurze Zeit später bin ich wieder daheim und denke über meinen Nachmittag nach. Es tut gut solche Freunde zu haben, die einem manchmal auch in den Hintern treten und zurück auf den rechten Weg bringen.

Entsprechend bin ich am nächsten Tag wieder in der Uni und merke mit Schrecken was ich alles verpasst habe. Mich nun mehr auf meine Lernerei konzentrierend zieht die restliche Woche weiter dahin. Matze rückt mehr und mehr in den Hintergrund und so langsam bedauere ich, dass ich ihn so rausgeworfen hatte. Mir dies alles zu sagen war mit Sicherheit auch nicht einfach. Aber mich bei ihm zu melden traue ich mich auch nicht.

Für Freitag habe ich mich mit Arthur und Steffen zum Abfeiern in der Wunderbar verabredet. Endlich ein wenig Abwechslung von der ganzen Büffelei und eine vorsichtige Ablenkung von meinem, noch immer wirren, Gefühlsleben. Und mit guten Freunden kann es ja nicht so schlimm werden, die passen ja auf mich auf.


Shit, ich bin eingepennt. Aber warum shit, ich bin eingepennt? Ich war doch nur mit Arthur und Steffen in der Wunderbar…und…shit, hab da mit diesem Typen auf heftigste rumgeknutscht…und hab verdammt viel getrunken, wie mir mein brummender Schädel gerade mitteilt - den ich besser nicht bewegt hätte. Oh Gott, ist mir schlecht. Langsam öffne ich eines meiner Augen und blinzle in das grelle Licht, welches durch das große Fenster ins Zimmer fällt.

Es dauert einen Moment bis ich die Umgebung richtig wahrnehme. Zu meiner Überraschung liege ich aber in meinem eigenen Bett. Wie jetzt? Denke ich kurz bei mir. Aber ich war doch gestern Abend mit Arthur und Steffen noch in der Wunderbar und hab da mit dem Typen….Ach du Scheiße, hab ich den etwa mit zu mir nach Hause genommen? Langsam strecke ich meine Hand nach der anderen Bettseite aus und fahre vorsichtig unter meiner Decke auf dem Leintuch entlang, versuchend mich dabei so wenig wie möglich zu bewegen.

Fühlen kann ich nach ungefähr dreißig Zentimetern noch nichts, also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich doch umzudrehen. In Zeitlupe und dabei versuchend kein unnötiges Geräusch zu machen, wende ich zuerst nur meinen Kopf und drehe schließlich, um besser sehen zu können, doch meinen Oberkörper mit.

Als ich meine andere Betthälfte betrachte, weiß ich nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein soll. Sie ist leer.

Mit dieser Erkenntnis setze ich mich erst mal auf und stecke mir mein Kissen in den Rücken. Meine Augen habe ich schon wieder geschlossen, denn die Sonne blendet mich ungeheuerlich und verstärkt meine mittlerweile pochenden Kopfschmerzen.

Ich versuche zu überlegen, wieso ich gerade mit dem Gefühl aufgewacht bin, wieder in nem fremdem Bett zu liegen. Was war denn gestern Abend bloß geschehen?

Schlagartig fällt mir alles wieder ein und wäre mir nicht schon schlecht, spätestens jetzt wäre es soweit. Also ich bin ja mit Arthur und Steffen in meine Stammdisco gegangen. Die Wunderbar ist irgendwie ein cooler Schuppen, winzig klein, d.h. ungefähr so groß wie ne Vier-Zimmer-Wohnung, ausgestattet mit zwei Bars, die je nach Betrieb geöffnet haben, ner kleinen Tanzfläche und ne Kuschelecke als Verbindung zwischen den Räumen. Das Ambiente ist sehr kitschig mit vielen Fotos und ner Menge Plüsch ausgestattet. Das Publikum ist bunt gemischt, einige der älteren Semester stehen oft am Tresen im ersten Raum, das tanzwütige Jungvolk ist dann eher im zweiten Raum zu finden oder wuselt durch das Gedränge, wenn der Laden brechend voll ist. Die Musik ist immer gut, der abendlich wechselnde Live-DJ gibt sich immer die größte Mühe den Geschmack aller zu treffen. Da sich der Laden mitten auf der Reeperbahn in ner kleinen Seitenstraße befindet, ist die Anreise mit der U-Bahn obligatorisch. Eh sinnvoll, wie mir mein brummender Schädel gerade bestätigt.

Steffen und Arthur waren bereits da und zappelten wild auf der Tanzfläche. Ich gesellte mich schnell zu ihnen und schon konnte der Abend beginnen. Nach den ersten Liedern habe ich mich um Getränke und sie sich um nen Stehplatz gekümmert. Die Kuschelecke war wie immer belagert, aber das war mir egal, schließlich war ich mit meinen beiden Freunden hier. Sollten doch andere heute ihren Spaß dort haben.

Mit drei Flaschen Astra bewaffnet, ging es zurück zu Steffen und Arthur.

„Du gehst aber heute ganz schön ab“, begrüßte mich Arthur.

„Klar, Freitagabend, was erwartest du?“ gab ich gespielt lachend zurück. Und nein, ich wollte ihnen noch nicht von meinem Treffen mit Karsten berichten. Offenbar legte sich bei diesen Gedanken ein leichter Schatten auf mein Gesicht, denn plötzlich wurde ich von Steffen angestoßen:

„Hey, was ist denn plötzlich mit dir los? Was guckst du denn so betrübt? Alles klar?“

Schnell legte ich wieder ein Lächeln auf und antwortete fröhlich: „Klar, was soll denn sein? Los, Mädels, lässt uns Spaß haben. Prost.“

Wenig später standen wir wieder auf der Tanzfläche und bewegten uns zu den Rhythmen. Das Schöne mit Steffen und Arthur ist, dass man sich in ihrer Gesellschaft nicht wie das dritte Rad am Wagen vorkommt. So tanzten wir hauptsächlich zu dritt.

Mein Blick steifte durch die Menge und blieb an einem Pärchen hängen, welches wild knutschen am Rand der Tanzfläche stand. Ich grinste und schubste Arthur an.

„Die beiden sollten sich lieber ein Zimmer nehmen“, raunte ich ihm durch die Musik zu. Er lachte.

„Biste eifersüchtig“, gab er grinsend zurück.

Just in dem Moment als ich ihm schnippisch antworten wollte, ließ das Pärchen voneinander ab und der Typ, welcher mit den Rücken zu mir stand, drehte kurz seinen Kopf. Mir wurde im gleichen Augenblick schlecht. „Louis“, schoss es mir durch den Kopf.

Offensichtlich wich mir auch alle Farbe aus dem Gesicht und ich hielt mitten in meiner Tanzbewegung inne. Arthur packte mich plötzlich am Arm und fragte, ob alles okay sei. Ich schaute ihn an und nickte stumm. Doch mein Schauspiel war nicht gut genug, denn sein skeptischer Blick blieb an mir haften.

„Was ist los?“ Fragte mich Arthur nun besorgt.

„Nichts“, wiederholte ich nur und nahm meine Tanzbewegungen wieder auf. Louis, den hatte ich über das Chaos mit Matze völlig vergessen. Langsam bewegte ich mich wieder in die Richtung in der ich Louis mit seinem Typen gesehen hatte. Wieder durchfuhr es mich, als ich die beiden innig miteinander beschäftigt sah.

„Ich hol was zu trinken“, schrie ich Arthur und Steffen entgegen und verschwand von der Tanzfläche. Warum kratze mich das so Louis mit nem anderen Typen knutschen zu sehen? Immerhin hatten wir seit dem Sauna-Wiedersehen keinen Kontakt mehr gehabt. Aber dann war ich ihm wohl doch nicht so viel wert, wie er mich denken lassen wollte. Egal, aber warum wurmt mich das gerade so?

Also bestellte ich drei Gin Tonic und verzog mich damit zu unserer Stehecke. Arthur und Steffen waren noch mit Tanzen beschäftigt und ehe ich mich versah waren die drei Gläser komplett geleert. Ups, wo waren die denn so schnell hin? Als ich mich suchend nach Arthur und Steffen umdrehte entdeckte ich wieder Louis und seinen Kerl, dieses Mal auf der Tanzfläche. „Ach scheiß drauf“, sagte ich zu mir selbst und wollte weiter nach Arthur und Steffen suchen, als ich plötzlich von hinten anstoßen wurde. Ich drehe meinen Kopf und wurde von zwei frechen grünen Augen verschmitzt angelächelt.

„Sorry, ich bin gerade etwas ins Wanken gerate“, giggelte mich der Typ an.

„Kein Ding, pass das nächste Mal einfach besser auf“, gab ich grob zurück.

„Wow, sorry, das hab ich doch nicht mit Absicht gemacht, das war ein Versehen und ich hab mich ja auch gleich bei dir entschuldigt“, kam motzig und auch erschrocken zurück.

„Ach schon gut, vergiss es einfach“, sagte ich schon im Umdrehen. Ich hatte gerade andere Gedanken als den kleinen Kerl vor mir.

„Hey, darf ich dich als Entschädigung vielleicht zu nem Drink einladen – so als kleine Wiedergutmachung“, hörte ich von hinten, worauf ich mich nochmals zu ihm umdrehte.

„Nein danke, lass mal“, versuchte ich ihn abzuwimmeln. Just in dem Moment liefen Arthur und Steffen an mir vorbei. „Wir sind kurz vor der Tür und schnappen ein wenig frische Luft“, rief mir Arthur entgegen. „Du bist ja gerade gut aufgehoben“, warf Steffen noch zwinkernd hinterher und schon waren beide verschwunden. „Na klasse“, schoss mir durch den Kopf und mein Gegenüber grinste breit.

„Siehste, dann bin ich gleich wieder da. Renn mir bloß nicht weg“, säuselte der Typ vor mir. Und siehe da, kurze Zeit später tauchte er auch schon wieder auf. Leider blieb es nicht bei dem einen Drink und nach denen, welche ich schon innehatte, nahm das Übel seinen Lauf. Arthur und Steffen ließen ganz schön auf sich warten oder sie wollten mir die Tour mit dem Kleinen nicht vermasseln…auf jeden Fall sah ich sie nicht mehr. Dafür Louis und seinen Typen umso öfter.

Irgendwann wurde mir deren Geturtel zu viel und ich schnappte den Kleinen vor mir und schob ihm meine Zunge in den Hals. Gegenwehr kam keine, im Gegenteil, er stieg fröhlich drauf ein. Nun ebenfalls wild knutschend, schaute ich immer wieder in Richtung Louis. Bekam er mit, dass ich nun auch nen Typen am Start hatte? Und irgendwann kam was kommen musste, unsere Blicke trafen sich. Was dann aber geschah überraschte mich. Louis verließ die Wunderbar, und zwar augenblicklich und ohne seinen Typen. Was war das denn gerade? Sein Typ rannte ihm nach und auch ich überlegte kurz, ob ich ihm hinterher sollte. Verwarf aber den Gedanken, was hätte ich ihm denn sagen sollen?

Aber noch während meines Gedankens war ich plötzlich in Bewegung und ging hinterher. Meinen Typen ließ ich verdattert stehen und drängte mich durch die Menge.

Endlich draußen sah ich Louis und seinen Typen auf der anderen Straßenseite miteinander diskutieren. Als Louis kurz seinen Blick von seinem Gegenüber abwand fiel sein Blick auf mich. Ohne zu zögern ließ er wieder von seinem Typen ab und kam direkt auf mich zu. Ich war noch immer nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen, war noch immer überrascht über mich selbst und ehe ich mich versah, spürte ich einen heftigen Schmerz. Völlig überrascht taumelte ich rückwärts und fiel der Länge nach hin. Louis kniet bereits über mir und holte gerade wieder aus. Ich konnte nur meine Hände nach oben reißen und versuchen seine Schläge abzufangen.

„Du Arschloch“, schrie er mich an. Endlich bekam ich seine Arme zu fassen und konnte diese festhalten. Louis wehrte sich noch immer und versuchte sich meinem Griff zu entwenden. Mit einer geschickten Bewegung brachte ich ihn aus dem Gleichgewicht und drehte mich unter ihm heraus. Schnell setzte ich mich auf ihn, so dass wir die Rollen tauschten. Nur dass ich nicht auf ihn einschlug, sondern seine Arme noch immer festhielt und sie neben seinem Kopf auf den Boden drückte.

„Sag mal, spinnst du?“ brüllte ich nun zurück. Noch immer starrte er mich mit aufgerissenen und funkelnden Augen an, aber seine Gegenwehr wurde weniger. Plötzlich lag er still unter mir und ich merkte, dass sich seine Augen mit Tränen füllten.

„Du Arschloch“, flüsterte er nun wieder, als er meinem Blick begegnet. „Lass mich endlich los“, fügte er noch hinzu, als ich mich noch immer nicht bewegte.

Wie zur Bestätigung seiner Worte klopfte mir jemand auf die Schulter. Als ich meinen Blick von ihm abwendete, sah ich seinen Typen neben mir stehen. Noch immer die Situation nicht begreifend, ließ ich Louis los und sein Freund half ihm wieder auf die Beine.

„Alles okay?“ fragte dieser Louis, welcher kurz nickte.

„Gut, wenn alles okay ist, dann gehe ich wohl besser, so wie das aussieht bin ich hier fehl am Platz“, hörte ich ihn sagen. Wie zur Bestätigung, trafen sich unsere Blicke, er nickt kurz und drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verschwand in Richtung Reeperbahn.

Louis stand wie ein begossener Pudel in der Straße. In diesem Moment sah er so hilflos und verloren aus. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen, wusste aber nicht, ob er dann gleich wieder ausrasten würde. Immerhin hatte ich sowohl sein Date als auch unseren beider Abend ruiniert.

Gerade als ich einen Schritt auf ihn zugehen wollte, wurde ich von hinten angestoßen.

„Hier treibst du dich rum“, vernahm ich die Stimme meiner Abendbekanntschaft. „Wo bist du denn so schnell hin?“

„Ich brauchte kurz frische Luft“, sagte ich und drehte mich zu ihm um.

Der junge Mann legt seine Hände an meinen Hals und sah mich prüfend an.

„Alles okay bei dir?“ frage er mich nochmals, dieses Mal mit sanfter Stimme und tief in die Augen blickend.

Mit Louis im Rücken spürte ich sehr deutlich, welchen Fehler ich hier gerade machte. Sowohl ihm gegenüber, aber auch mir gegenüber sowie diesem Typen vor mir.

„Es tut mir leid, aber das wird heute Abend nix mit uns. Mir ist nicht gut und ich werde gleich nach Hause gehen.“ Versuchte ich mich heraus zu flüchten und entwand mich seiner Umarmung.

„Wie jetzt, erst anmachen und dann fallen lassen? Was bist du denn für einer“, säuselte er mich an und versuchte mich wieder an sich ran zu ziehen. Unsanft schubste ich ihn von mir weg.

„Ich will nicht, okay?“ sagte ich nun bestimmter und schob ihn wieder von mir weg.

„Ist ja schon gut“, gab er angesäuert zurück. „Habs verstanden“. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verschwand zurück in den Club.

Ich wendete mich wieder Louis zu und stellte dabei überrascht fest, dass er weg war. „Scheiße“, entfuhr es mir, „jetzt ist der auch noch weg.“ Frustriert stand ich da. Auf der anderen Seite, was hätte ich auch sagen oder tun sollen? Wie hätte ich Louis die Situation erklären können?

Letztlich ging auch ich wieder in die Wunderbar und suchte nach Arthur und Steffen. Ich fand sie in der Kuschelecke, wo sie gemütlich saßen und die Köpfe aneinander gelehnt der Musik lauschten. Von dem ganzen trouble draußen vor der Tür hatten sie rein gar nichts mitbekommen. Mit einem Stöhnen ließ ich mich neben ihnen in die Kissen sinken. Arthur öffnete kurz eines seiner Augen, legte seinen Arm um mich und zog mich an sich heran. Wir blieben ne Weile so sitzen und lauschten der Musik. Ich versuchte dabei das gerade passierte zu verstehen und einzuordnen. Es gelang mir aber nicht.

Entweder ich war kurz eingepennt oder so tief in Gedanken, aber plötzlich wurde ich angestoßen. Steffen stand vor mir und hielt mir einen Gin Tonic unter die Nase. „Damit du wieder munter wirst“, fügte er grinsend hinzu.

Nach dem Gin Tonic ging es mir schon etwas besser und wir begannen wieder zu tanzen. Mein Typ von vorhin beachtete mich nicht weiter, was mir auch ganz recht war. Steffen und Arthur fragten nicht danach, sondern versorgten mich über den restlichen Abend weiter mit Drinks, welche ich nur zu gern annahm. Irgendwie musste ich ja auch über den Abend und das Erlebte hinwegkommen. Mit Steffen und Arthur darüber reden, nein, lieber nicht. Ich wollte nicht auch noch ihren Abend ruinieren und sie nicht mit meinen wirren Gedanken belasten. Zudem hätte ich mich dann Fragen stellen müssen, auf die ich selbst keine Antwort hätte. Zudem spürte ich auch schon die angenehme Taubheit des Alkohols in mir aufsteigen, welche immer weiter von mir Besitz ergriff. Irgendwann muss dann der Abend wohl zu Ende gegangen sein. Wann kann ich nicht mehr sagen, genauso wenig wie ich nach Hause gekommen bin. Ich werde wohl bei Gelegenheit mal fragen müssen.

Mit mir selbst wieder etwas mehr im Reinen bewege ich mich langsam aus dem Bett, immerhin weiß ich nun wieder was in der vergangenen Nacht los war.

Nach dem dritten Kaffee beschließe ich einen meiner Lieblingsorte in Hamburg aufzusuchen. Den Elbstrand in Blankenese. Dort bin ich gern, wenn ich nachdenken oder einfach nur meine Seele baumeln lassen möchte. Bei den Gedanken die Schiffe und den leichten Geräuschen des Wassers zuzuhören ist einfach herrlich.

Ich fahre mit meinem Wagen hin, halte kurz an meiner Lieblingskaffeerösterei in Blankenese an und hole mir einen Latte sowie ein Schoko-Croissant zum Mitnehmen.

Heute habe ich Glück, denn ich finde direkt vor dem Leuchtturm in der Strandstraße einen Parkplatz am Wasser. Somit brauche ich nicht die ganzen Treppen runter zu laufen. Grundsätzlich mache ich das auch sehr gern, aber heute ist mir der kurze Weg lieber.

Ich setze mich etwas Abseits in den warmen Sand und genieße die Sonne auf meiner Haut. Die wenigen Leute die unterwegs sind stören nicht weiter. Hin und wieder höre ich einen Hund bellen, aber auch das findet kaum einen Weg in meine Gedanken. Wesentlich mehr beschäftigt mich meine Erinnerung an den gestrigen Abend und Louis. Ich versuche noch immer seine Reaktion einzuordnen.

Ich meine, immerhin war er doch derjenige gewesen, der mit einem Typen dort aufkreuzte und mehr als heftig mit ihm knutschte. Oder hatte er das mit Absicht getan und wollte sehen, ob ich etwa eifersüchtig werde? Aber warum sollte er das tun? Wir haben uns seit dem Fitnessstudio nicht mehr gesehen und schon weitaus länger nicht mehr miteinander gesprochen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn er zwischenzeitlich jemand Neuen kennengelernt hätte. Aber dann seine merkwürdige Reaktion als ich mit dem Typen knutschte sowie die kleine Schlägerei auf der Straße danach.

Louis, was sollte das alles? Fragte ich mich selbst. Und mir dir drüber reden war ja auch nicht, du warst ja weg, als ich meinen Typen endlich losgeworden war. Aber gut, ich in seiner Situation wäre auch nicht stehengeblieben.

So sitze ich noch ungefähr weitere zwei Stunden am Strand, gehe immer wieder alle möglichen Szenarien durch und komme einfach nicht zu einem schlüssigen Ergebnis. Dennoch genieße ich meine Zeit hier am Wasser, das Rauschen der kleinen Wellen am Strand, das Brummen der großen Motoren und das leichte Vibrieren den Bodens, wenn die großen Schiffe an mir vorüber ziehen. Wohin die wohl unterwegs sind? Einfach mal einsteigen und mitfahren, die Welt auf eine andere Art und Weise sehen. Wünscht sich das nicht jeder manchmal? Alles hinter sich lassen und einfach komplett neu anfangen.

Ich beobachte während dieser Gedanken ein älteres Ehepaar, welches seinen kleinen Katamaran ins Wasser gleiten lässt. Das Segel ist bereits gesetzt, so dass sie alle Hände voll zu tun haben das Boot ruhig und in Strandnähe zu halten, bis sie alles vorbereitet haben und einsteigen können. Immer wieder zieht das Boot die beiden ein wenig raus in die Elbe und sie stehen hüfthoch im Wasser.

Wie schafft man es bloß so lange eine Beziehung miteinander zu führen? Den Anderen so anzunehmen wie er ist und ihm zu vertrauen? Wie kann man sich nur so auf einen Menschen einlassen?

Irgendwann haben sie es geschafft und ihre Vorbereitungen sind abgeschlossen. Langsam gleiten sie davon.

Auch ich nehme das zum Anlass aufzubrechen und fahre wieder nach Hause. Mit meinen Gedanken bin ich keinen Schritt weiter gekommen, aber immerhin hatte ich eine schöne Zeit an der Elbe.


Am nächsten Tag hat mich die Uni wieder fest im Griff. Vorlesung, büffeln und auf meine Klausuren vorbereiten. Das Semesterende rückt unaufhörlich weiter voran und ich muss zusehen, dass ich auf dem Laufenden bleibe. Aus diesem Grund gehe ich auch am Wochenende nicht mehr so oft weg. Deshalb und weil ich mich immer noch das Zusammentreffen mit Louis beschäftigt.

Hin und wieder trifft sich unsere Clique, wir hängen dann bei mir ab oder treffen uns bei einem von ihnen. Bisweilen ertappe ich mich dabei, dass ich in einem stillen Moment immer wieder an Matze und Louis denke.

Meist verdüstert sich dann meine Stimmung augenblicklich. Wobei bei Louis mehr Fragezeichen in meinem Kopf sind als bei Matze. Einige Male habe ich sogar daran gedacht Louis eine Nachricht zu schreiben, habe die Idee dann aber immer verworfen. Matze habe ich noch immer nicht verziehen, so dass sich die Frage bei ihm nicht stellt. Dennoch frage ich mich manchmal, ob er sich wie der rührende Vater um die werdende Mutter kümmert, brav Händchen hält und die verrückten Wünsche einer Schwangeren zu erfüllen versucht? Soll er ruhig machen, immerhin war er ja auch dran beteiligt…Aber ob er ihr irgendwann einmal die Wahrheit sagt? Über sich und auch über seinen Aufenthalt in Hamburg? Wohl kaum. Auch weiß ich nicht, ob sie ihn verstehen würde. Ob er sein Versteckspiel wohl ein Leben lauf aufrechterhalten wird? Wer weiß…

Na ja, heute ist ein super Tag, denn wir haben uns getroffen um unseren Urlaub weiter zu besprechen, Der rückt immer weiter in greifbare Nähe. Jedes Mal, wenn ich daran denke, ergreift mich eine gespannte Vorfreude, denn die Reise verspricht echt spannend zu werden.

„Habt ihr noch weitere Pläne für Manila?“ fragt Karsten in die Runde.

„Wir sollten die Tage nicht zu voll packen und uns auch ein wenig Zeit zum Entspannen und den Strand lassen. Gerade wenn wir in Oslob und Bohol sind, sollten wir dafür etwas mehr Zeit einplanen“, gibt Arthur zu bedenken.

„Auch nach unserem langen Flug nach Manila, der Zeitumstellung und unserem Programm in der Stadt sollten wir ein wenig Auszeit für uns einplanen.“ führt Michael seinen Gedanken weiter.

„Ja, das stimmt, aber wenn wir schon mal dort sind, sollten wir doch aber auch so viel wie möglich sehen“, werfe ich ein.

„Genau, ich will in Manila unbedingt noch in den Ocean Park. Das soll einer der schönsten der Welt sein. Gerade auch die Seelöwenshow und die riesige Wasserorgel“, stimmt Stefanie mir ganz aufgeregt zu.

„Ach komm, Wasserorgel? Ernsthaft? Die haben wir doch auch in Planten un Blomen Hamburg“, gibt Michael, ihr Freund, zurück.

„Das ist doch kein Vergleich, hast du dir die Bilder im Internet mal angesehen? Die sind echt der Hammer und das will ich unbedingt sehen“, kontert sie aufgebracht.

„Okay, okay. Setzen wir den Ocean Park Manila mit auf die Liste“, versucht Arthur die Situation zu entspannen und Stefanie grinst zufrieden.

„Noch was mehr?“ fragt Michael.

„Was wollen wir uns denn sonst noch in Manila ansehen, immerhin haben wir noch zwei weitere Tage geplant?“ fragt Steffen in die Runde.

„Ich würde gern noch eine Stadtbesichtigung machen. Im Internet habe ich die „Private Old and New Manila City Tour“ gefunden, mit welcher wir an allen wichtigen Orten vorbeikommen. Allerdings müssten wir hierfür auch zwölf Stunden einplanen, aber mir knapp unter vierzig Euro pro Person für die lange Zeit nicht zu teuer.“ Dieser Einwurf kam von Arthur.

„Wow, zwölf Stunden City Tour. Ist das nicht ein wenig lange?“ fragt Karsten skeptisch nach?

„Ja, wie sind wir denn da unterwegs? Laufen wir die ganze Zeit oder wie geht das von statten?“ hakt auch Michael nach.

“Also, das Ganze geht los mit einem Pickup am Hotel mit dem Auto. Von dort geht es in den berühmten Rizal Park und dem Besuch der Casa Manila und zeigt das Leben zu Manilas spanischer Kolonialzeit. Danach geht es weiter zum Intramuros, das ist ein Stadtteil von Manila, welcher ebenfalls aus der spanischen Kolonialzeit stammt und komplett von einer Mauer umgeben ist. Dort waren früher die Verwaltungsgebäude angesiedelt, wie zum Beispiel der Palacio del Gobernador, also der Gouverneurspalast, oder die Kathedrale von Manila. Aber auch das Colegio de San Juan de Letran, welches die älteste Hochschule des Landes ist.“

„Wow. Moment, Du willst uns zwölf Stunden mit Geschichte vollstopfen?“ wirft Michael entgeistert ein.

„Also ich finde den Plan nicht schlecht“, setze ich ihm entgegen, bevor Arthur Luftholen und gegen Michael antworten kann. „Lass mal hören, was sonst noch dabei ist“, füge ich schnell an und gebe einen warnenden Blick gegen Michael, welcher zwischenzeitlich auch schon von Stefanie einen Ellenbogen in die Rippen bekommen hat.

„Es gibt ja nicht nur Geschichte“, führt Arthur seine Beschreibung weiter. „Wir können dort in der Nähe auch gemütlich und lecker Essen gehen, gegebenenfalls finden wir auch was auf dem Seaside Market, welcher berühmt für seine Meeresfrüchte und Fische ist. Abschießend könnten wir im SM Mall of Asia, einem der größten Einkaufszentren in Manila, noch ein wenig Zeit verbringen und einen schönen Sonnenuntergang zum Abschluss in der Manila Bay ansehen. Danach würden wir zurück zum Hotel gebracht werden“, schließt Arthur seinen Bericht und schaut uns erwartungsvoll an.

„Das klingt nach einem anstrengenden, aber auch sehr lohnenden Tagesprogramm“, eröffnet Karsten die Diskussion.

„Wollen wir denn wirklich nen ganzen Tag durch Manila touren?“ setzt auch Michael wieder mit ein.

„Warum nicht? Ich finde die Idee sehr gut, mit der Tour haben wir die Möglichkeit vieles zu sehen, sind mit dem Auto und einem Guide sicher unterwegs und müssen nicht alles suchen. Das meiste der Tour wollte ich eh erkunden“, gebe ich zurück.

„Ja, ich möchte auch einiges sehen, denn wer weiß, wann ich wieder die Möglichkeit dazu bekomme. Zudem sind wir ja insgesamt drei Tage in Manila und haben ja auch noch die Zeit vor dem Rückflug dort.“ Unterstützt Stefanie den Gedanken.

„Wie wäre folgender Vorschlag: Wir landen bereits um 10:00 Uhr Ortszeit. Den ersten Tag verbringen wir damit in unser Hotel einzuziehen, was Leckeres zum Mittagessen zu finden und bummeln der Tag durch, auch um über den Jetlag hinwegzukommen. Den zweiten Tag in Manila machen wir die City-Tour und haben damit gleich ein gutes Programm. Den dritten Tag können wir gemeinsam verplanen oder geben uns die Möglichkeit individuelle Programmpunkte abzugehen. Am vierten Tag fliegen wir weiter nach Cebu.“ Erwartungsvoll schaut Steffen nach seiner Erklärung in die Runde. „Wie klingt das für Euch?“

„Aber was ist mit dem Ocean Park? Den hast du gerade vergessen.“ fragt Stefanie nach.

„Dann eben so“, versuche ich es nun. „Gleicher Plan wie von Steffen, nur dass wir am zweiten Tag in den Ocean Park gehen, am dritten machen wir gemeinsam die City Tour und fliegen am vierten weiter.“

„Das wird aber ganz schön stressig. Ich dachte wir machen Urlaub!?“ entgegnet Michael.

„Also ich finde die Idee nicht schlecht“, unterstützt mich Stefanie.

„Ich auch“, fügt Arthur hinzu. „Klar, es ist ein strammes Programm, aber mit dem Ocean Park können wir flexibel ab und zu geben, so dass wir unser Tempo selbst bestimmen können.“

„Gut, dann bin ich auch dabei“, sagte Michael. Auch Karsten nickt nun zustimmend.

„Also beschlossen“, fasst Steffen zusammen. „Weitere Aktivitäten und Punkte?“

„Strand und Sonne. Aber ich glaube da haben wir in Cebu-Oslob, Alona-Beach und Bohol ne Menge Zeit für“, grinste Michael und erhielt nen liebevollen Klaps von Stefanie. „Hey, ich wollte es ja nur erwähnt haben, es soll ja auch ein wenig Urlaub und Entspannung dabei sein“, gab er noch kleinlaut von sich.

„Das wirst du schon bekommen und mir hinterher die Ohren voll jammern, dass du nen Sonnenbrand bekommen hast“, witzelte nun Stefanie, woraufhin Michael ihr die Zunge raus streckte.

Ähnlich witzelnd ging es den restlichen Abend noch weiter, aber unsere Urlaubsplanung nahm weiter Formen an. Meine Freude auf den Urlaub stieg stetig an und ich konnte es kaum noch erwarten in den Flieger zu steigen und endlich das neue Land zu erkunden.


„Geschafft“, denke ich bei mir und klappe meine letzte Klausur zu. Ich bin sehr mit mir zufrieden, denn gefühlt sind alle Prüfungen wirklich gut gelaufen. Während ich meine Sachen zusammenpacke, lasse ich meinen Blick über meine Studienkollegen schweifen, welche größtenteils noch schwer denkend über ihren Aufgaben brühten. Gemütlich nehme ich nun meine Tasche auf und bewege mich zu dem Prüfer, welchem ich mit einem Nicken die Klausur übergebe und zum Ausgang schlendere. Vor der Tür wartet schon Stefanie auf mich, welche bereits gestern mit ihrer letzten Arbeit durch war.

„Arthur und Steffen schreiben noch“, empfängt sich mich. „Wie ist es bei dir gelaufen?“

„Ich denke ganz gut, zumindest sagt das mein Gefühl. Die Arbeit war machbar, wenn auch mit der ein oder anderen kniffligen Frage versehen, aber im Großen und Ganzen…“

„Wie immer sehr gut abgeschlossen“, knuffte mich Stefanie in die Seite. „Das ist echt so gemein, dass dir die Uni so leicht fällt…“

„Hey, ich kann da ja auch nichts für“, gebe ich gespielt aufgebracht zurück und ernte nur ein Kopfschütteln.

„Das ist echt gemein. Aber was solls…im Notfall bekomm ich eben einfach ein paar Kinder und werde Hausfrau und Mutter. Ich habe ja noch einen Mann, der für mich sorgen kann“, gibt sie lachend von sich. Nun ist es an mir den Kopf zu schütteln.

„Apropos Mann“, fängt sie sich wieder. „Ich habe dir noch gar nicht erzählt, dass ich da so einen super Süßen in der Mensa getroffen hatte. Der hätte dir auch gefallen.“

„Ahhh ja, und?“ frage ich knapp.

„Ja, wie – und?“

„Ja und weiter? Was gibt’s denn noch über den Typen zu sagen, oder war das schon alles?“ frage ich nach.

„Na ja, es blieb nicht bei dem einen Treffen.“

Unglaublich starre ich Stefanie an und sie fängt schallend an zu lachen.

„Nein, nicht so wie du denkst“, sagt sie noch immer lachend und gibt mir einen Klaps auf die Schulter. „Wir haben uns zwischenzeitlich sogar ein wenig angefreundet.“

„Wie lange triffst du den Unbekannten denn schon und verheimlichst nen Mann vor mir?“ frage ich nun doch neugierig werdend nach.

„Na ja, so vier Wochen…“ kommt schüchtern von ihr.

„Ahhh ja, und?“

„Und, na ja…wir haben uns halt gut verstanden.“

„Und was sagt Michael dazu? Er weiß doch darüber Bescheid, oder?

„Klar, weiß er das. Aber er braucht sich keine Sorgen zu machen. Der ist eh schwul.“

„Also verheimlichst du sogar nen schwulen Mann vor mir, so so.“

„Du nun wieder, aber vielleicht ist das ja wirklich der Grund. Vielleicht will ich einfach mal nen schwulen Mann nur für mich.“ Kontert sie geschickt und fängt an zu lachen.

„Pöh, also erstens hast du schon mit Michael einen Mann an deiner Seite und zweitens hast du mit mir schon einen schwulen Mann an deiner Seite.“

„Oho, ist da jemand eifersüchtig oder sieht seinen Stand in Gefahr?“ lacht sie mich weiterhin an.

„Nein, das nicht. Er kann eh nicht mit mir mithalten. Mich gibt es eben nur einmal.“

Stefanie lacht und hakt sich bei mir unter. „Du hast Recht, dich gibt es nur einmal. Das stimmt. Komm lass uns was Essen gehen, dann stelle ich ihn dir vor, wenn er auch in der Mensa ist.“

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