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Horch, was kommt von draußen rein

Weihnachtschallenge 2007

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Beitrag zur Weihnachtschallenge 2007

 

Brrr. Kalt. Zitternd schloss ich die Wohnungstür. Winter... einfach nicht meine Jahreszeit. Überall dieser Schnee, die hektischen Menschen in der Stadt, die panisch versuchen, ihre Weihnachtseinkäufe zu erledigen... und habe ich den Schnee und die Kälte erwähnt? Es war der 23.12., also quasi Fünf vor Zwölf...

So kam ich also von meinen Einkäufen aus dem Einkaufszentrum zurück, völlig entnervt und erledigt. Ich warf mein Schlüsselbund auf ein Bord im Flur, stapfte ins Wohnzimmer, trat auf den Fußbodenschalter des Deckenstrahlers und ließ mich erst einmal in meinen Lieblingssessel fallen, die Einkaufstüten dabei neben mir aus den Händen gleiten. Ganz klar fiel die Tüte mit den meisten kleinen Utensilien um und entleerte sich halb über den Fußboden. Ich legte den Kopf in den Nacken und hauchte den Stress der letzten Stunden der Decke entgegen, besann mich, ließ meine Atemfrequenz auf ein entspannteres Niveau kommen.

„Ich brauch jetzt Berieselung...“, ging es mir durch den Kopf und gleichzeitig entdeckten meine müden Augen die Fernbedienung der Glotze... ich drückte die Eins... Rauschen und Bildschirmschnee... Zwei... auch kein Empfang... Drei... das selbe Resultat. „JA TOLL... auch noch Schnee im Fernsehen...!“

Von der Störung genervt warf ich die Fernbedienung aufs Sofa. Als ich so deren Flugbahn nachschaute, fiel mir ein merkwürdiger und flackernder Lichtschein auf, der anscheinend von draußen durchs Fenster nervös über meine Tapete huschte. „Wassn das fürn Weihnachtszauber?“ fragte ich mich, stand auf, schlurfte zur Scheibe und blieb wie vom Donner gerührt und wie angewurzelt davor stehen. Ein merkwürdiges vieleckiges Gerät stand in meinem Garten, nebelnd im Schnee und in der Kälte dampfend, davor hopste eine kleine Gestalt herum und trat immer wieder mit einem Bein gegen das Ding, das ungefähr die Ausmaße eines größeren Vans hatte, allerdings in Form eines Heilbutts, dem man überall Ecken reingesägt hatte, wie in den bekannten Keks mit 52 Zähnen. So allmählich wurde mir ganz anders, dennoch öffnete ich die Balkontür und trat hinaus. Mit offenem Mund und wie paralysiert verfolgte ich, wie die aufgebrachte Gestalt dort laut und mir unverständlich mit hoher Stimme schimpfte; sie schien dieses Gerät dort zu untersuchen und gab diesem immer wieder erneut Tritte. „HEY“, rief ich Mut fassend, doch in diesem Moment puffte es laut und weiß-rötlich qualmte es aus dem Teil heraus. Ein nochmaliges Rufen konnte ich mir sparen, denn gegen das nun kontinuierliche Zischen wäre ich nicht angekommen. Wie sollte ich mich verständlich machen? Aufgeregt flitzte ich ins Wohnzimmer, sah mich suchend um und entdeckte die Schale mit Walnüssen auf dem Wohnzimmertisch. Ich ergiff ein paar daraus und rannte wieder auf den Balkon, zielte genauer als ich wollte in die Richtung der Gestalt, und traf sie prompt am Hinterkopf.

Blitzschnell drehte sie sich um und gaffte mich erschrocken aus der Entfernung an. Die kleine Gestalt suchte nun auf dem Boden herum, ergriff etwas und warf es mir so blitzschnell wie gekonnt genau an die Stirn. Es war meine Walnuss, wie ich während meines anschließenden ‚aaahhh....auaaaa‘-Schmerzensschrei erkennen konnte.

„Du spinnst wohl“, schrie ich. „Du spinnst wohl“ kam augenblicklich, nur viel heller klingend zurück. „Hast du ein Problem?“, rief ich sauer zurück. „Hast du ein Problem?“, kam es ebenso zurück, wobei die kleine Figur dort nun ein paar Schritte auf meinen Balkon zustapfte und für mich besser erkennbar wurde. Ein Junge, vielleicht zehn, zwölf Jahre alt mit kurzen weißen Haaren und fast übergroßen blauen Augen löste sich aus dem Qualm. Er hatte so etwas wie eine violette Samtuniform an mit großen silbernen Knöpfen, vom Schnitt her eine Mischung aus Peter Pan und Der kleine Lord. Er hatte sich mir bis auf etwa vier Meter genähert und ich fragte ihn in normaler Lautstärke und mit nicht abzuschaltender zitternder Nervosität: „Was ziehst DU denn hier ab?“

Der Junge trat noch einen Schritt näher heran und sagte, jetzt ganz vorsichtig und zaghaft : „Was ziehst Du... denn hier ab?“ Einen Moment lang dachte ich noch, ich müsse doch eigentlich meine Digicam zum Einsatz bringen, doch dann deutete der Junge auf eine kleine Antenne, ungefähr so groß wie eine Stecknadel, und dann mit seinem Zeigefinger abwechselnd auf seinen und meinen Mund. Ich begriff.... das musste so etwas wie ein Übersetzer oder sein Ohr sein. Ich schlüpfte mit dem rechten Fuß aus den Turnschuh, zupfte flink die Socke herunter, hielt sie ihm entgegen und erklärte : „Das hier ist eine Socke“ Der Junge grinste süß und wiederholte: „Socke“ Jetzt musste ich auch grinsen.

Nach einem Augenblick des Beguckens und Grinsens deutete der Junge wieder auf seine Antenne, dann stapfte er durch den Schnee ein Stück weiter nach links, wo Kinder aus den oberen Stockwerken einen Schneemann gebaut hatten. Ich lehnte mich über die Balkonbrüstung, um ihm zuzuschauen. Erklärend zeigte er nun auf den halbwegs runden Kopf des Schneemanns, dann wieder auf seine kleine Stecknadelantenne und schließlich auf sein dampfendes Gerät. Ich nickte begreifend, dass der Schneemannkopf etwas mit unserer Erde zu tun haben musste, die kleine Antenne damit, dass er etwas bei uns entdeckt oder von uns empfangen haben musste. Auf mein Nicken hin drückte er auf den obersten silbernen Knopf seiner Uniform, von dem sich plötzlich ein breitgefächerter Projektionsstrahl über den weißen Schnee entfaltete. Er flimmerte, wechselte die Farben und verdichtete sich dann zu einem zwei Meter breiten Schriftzug: „nickstories.de“

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