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Left outside alone

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Vorwort

Hi,

ich bin vor einiger Zeit auf Nickstories gestoßen und habe seitdem viele gute Storys gelesen. Nun habe ich mich auch mal an einer versucht und hoffe sie gefällt euch. Für Anregungen, Lob oder Kritik bin ich stets offen. Schreibt mir einfach.

Die Story habe ich exklusiv für Nickstories geschrieben, jegliches Urheberrecht liegt also bei mir. Anderweitige Veröffentlichung, Vervielfältigung o. ä. nur nach meiner Zustimmung.

Zur Handlung: Die Person »Tobi« gibt es wirklich, ich hab allerdings den Namen geändert ;-). Nur ... nichts was ich hier geschrieben habe ist wirklich passiert. Sollte er diese Story irgendwann mal lesen und sich wiedererkennen, möge er mir bitte vergeben, was ich mir da so ausgedacht habe. Allerdings ... wenn er tatsächlich mal auf sie stoßen sollte, würde das ja bedeuten, dass er auf »solchen Seiten« rumsurft und dann würde das ja bedeuten, dass er tatsächlich ... tz tz tz. Ich fang schon wieder an zu spinnen, ich sollte dieses Vorwort besser beenden.

Viel Spaß mit der Story!

Florian

 

Nur ein einziger Satz fegte immer wieder durch meinen Kopf »Still I wonder if you know, how it really feels, to be left outside alone« ...

Ich saß wie jeden Tag im Unterricht und versuchte ihm zumindest ein wenig zu folgen. Himmel, war das langweilig. Ich schaute auf die Uhr: Immer noch nicht später als vor zwei Minuten. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und ihn schließlich -wo auch sonst- auf Tobi landen.

Ich träumte so vor mich hin, als er mich plötzlich ansah. Ich erschrak, wandte schnell den Blick ab und bekam einen knallroten Kopf. Thomas, der neben mir saß, guckte mich etwas komisch an, sagte aber nichts. Warum musste ausgerechnet mir immer so etwas passieren? Ich ärgerte mich still in mich hinein.

Aber vielleicht sollte ich mich erst mal vorstellen: Also ich bin Marc. Ich bin 18 Jahre alt und mache gerade eine Ausbildung. Ich bin etwa 1,85 m groß und ... na ja, etwas füllig. Also ich gefiel mir überhaupt nicht. Ach so, und was vielleicht noch erwähnenswert ist: Ich bin schwul. Naja, zumindest irgendwie so. Und genau aus diesem Grund lief ich immer knallrot an, wenn Tobi mich ansah. Aber ich fange am Besten von vorne an:

In meiner Ausbildung ist die Berufsschule als Blockunterricht angelegt. Ich fuhr also am ersten Schultag zur Schule, fand auch gleich auf Anhieb meine Klasse und setzte mich. Es waren schon bis auf zwei alle anderen da. Da wir uns noch nicht kannten, gab es logischerweise kaum Gespräche. Ich hörte wie die Tür aufging und blickte mich um.

Was ich da sah, verschlug mir derart die Sprache, dass ich wahrscheinlich mit offenem Mund dasaß. Die letzten beiden Schüler waren angekommen.

Eine junge Frau (die aber nicht näher erwähnenswert ist) und ... tja, ich weiß nicht, wie ich ihn nennen soll. Denn »junger Mann« war einfach nicht das passende Wort für ihn. Er war einfach unbeschreiblich. Der süßeste Kerl, den ich je in meinem Leben gesehen hatte.

Groß, muskulös aber nicht durchtrainiert und dunkelblonde Haare. Und diese Augen ... große, unschuldig blickende, braune Augen die ... hm, ich weiß echt nicht, wie ich sie beschreiben soll. Diese Augen zogen einen einfach magisch an. Sobald er einen ansah, musste man diesen Blick erwidern, man konnte ihm nicht entfliehen (wollte man auch gar nicht).

Er ging durch die Klasse, setzte sich und wurde von dem Mädchen, neben das er sich gesetzt hatte, freundlich begrüßt. Die beiden kannten sich augenscheinlich. Das Mädchen lächelte ihn an und er lächelte zurück. Da war es um mich geschehen. Ich meine, er war ja schon so ganz süß, aber dieses Lächeln ... Mein Bauch fing an zu kribbeln, das Blut schoss in meinen Kopf, mein Körper produzierte so viel Adrenalin wie sonst nie und ich musste meine Hände unter dem Tisch verstecken, weil sie derart zitterten. Gott, ich würde sterben, wenn er mich einmal so anlächeln würde!

Naja und das war es dann auch schon mit Träumen, denn der Dozent kam herein und wir mussten anfangen. Als erstes kam die übliche Vorstellungsrunde. Ich vermied es tunlichst, während ich mich vorstellte, in seine Richtung zu blicken. Ich befürchtete nämlich, dass ich mich irgendwie verhaspeln würde oder schlimmeres passieren würde. Irgendwann war das dann auch überstanden und die Runde ging weiter. Als er an die Reihe kam und anfing zu reden konnte ich nicht mehr. ich musste ihn einfach anstarren. Was für eine Stimme! So unglaublich sanft ... Er hieß Tobias ! Oder Tobi oder wie auch immer. Und dann hörte er auch schon auf zu reden und die nächste kam dran. Er sagte den ganzen restlichen Vormittag eigentlich nichts mehr. Und als ich im Bus saß, träumte ich mal wieder vor mich hin. Ich stellte mir vor, dass ich jetzt die nächsten drei Monate jeden Tag mit ihm zusammen sein würde. Was für eine herrliche Vorstellung!

Was ich aber nicht bedacht hatte, war der Sportunterricht, den wir überflüssigerweise noch hatten. Da wir nicht viele Jungs in der Klasse waren, zogen wir uns immer gemeinsam um. Und das war nicht gut. Überhaupt nicht gut. Denn wenn ER begann sich auszuziehen ... muss ich das noch näher ausführen? Ich glaube nicht. Dieser Typ war heißer als ein Vulkan. Und das erzeugte dann logischerweise äußerst unerwünschte Reaktionen in mir. Nun ja ... Ich musste halt versuchen damit klar zu kommen. Solange ich mich hinsetzte und mich nur auf verstohlene Blicke ab und zu beschränkte, hielt es sich in Grenzen. Allerdings blieb auch das nicht lange unbeobachtet.

Es war mal nach einer verhassten Sportstunde und wir gingen uns umziehen. Als sich Tobi auszog musterte ich ihn wieder, wie ich dachte, unauffällig. Er dreht sich um und fragte:

»Sag mal, warum beobachtest du mich eigentlich immer?«

Oh Scheiße! Das war es. Ich konnte mich vor den nächsten Bus werfen. Was sollte ich denn darauf jetzt antworten ?? Ich entschloss mich für die Wahrheit. Allerdings wollte ich mich nicht vor den anderen outen.

»Ähm....Erklär ich dir gleich, wenn der Rest weg ist.«

Die andern guckten nur verständnislos, gingen dann aber. Ich machte die Tür zu und Tobi stellte sich vor mich hin. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich streng an.

»Nun ?«

Ok, auf geht's.

»Also, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, habe ich mich unsterblich in dich verliebt«

Hm, das ging einfacher als ich gedacht hatte.

»Und? Das hättest Du mir doch einfach sagen können.«

Ähhh, Moment, Stop. Was war das denn jetzt ?

»Hallo ? Es ist vielleicht nicht gerade einfach zu dir zu gehen und zu sagen: Hey, ich hab mich in dich verguckt. Bist du zufällig schwul ?«

Er lachte:

»Meinst du denn, du wärst der erste Kerl, der mir das gebeichtet hat? Ganz nebenbei; ich finde dich eigentlich ganz niedlich.«

...

Mein Mund klappte auf und ich brachte keinen Ton heraus. Das wäre das Letzte gewesen, mit dem ich gerechnet hätte. Er sah meine Sprachlosigkeit und fing an zu schmunzeln.

»Na los, komm her«

Sprachs und zog mich an meinem T-Shirt zu sich. Er umschloss mich mit seinen starken Armen und ich fühlte mich geborgen wie nie. Sein Gesicht näherte sich und seine Lippen berührten die meinigen. Ich glaubte zu explodieren. Diese sanften Lippen, ... dieser süßliche Geschmack ... Ich war im Himmel.

Seine Zunge wollte in meinen Mund eindringen, doch ich war erst ein wenig zurückhaltend. Schließlich war das mein erster Kuss und ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Lange konnte ich mich jedoch nicht wehren. Ich öffnete meine Lippen und ließ meinen Gefühlen freien Lauf.

Unsere Zungen fochten einen innigen Kampf aus, den seine schließlich gewann. Nach einiger Zeit, die mir wie Stunden vorkamen, ließ er von mir ab. Ich öffnete langsam die Augen, die ich während des ganzen Kusses geschlossen gehalten hatte und sah in sein, wie immer, grinsendes Gesicht.

»Ich stelle fest: Das hat dir gefallen.«

»Äh ........ Ich .......«

Mit einem leicht verlegenen Gesichtsausdruck sortierte ich noch einmal die Wörter und starte einen neuen Versuch.

»Also gefallen ist gar kein Ausdruck. Ich bin immer noch überwältigt.«

»Schön. Freut mich. Na dann kann ich ja gehen. Also bis morgen«

Sprachs und ging zur Tür hinaus. Ich blieb verwirrt zurück und musste erst einmal meine Gefühle sortieren. Sollte ich nun glücklich sein oder sauer, dass er mich so einfach geküsst hatte. Ich beschloss einfach glücklich zu sein.

Am nächsten Tag ging ich immer noch mit einem 360° Smilen in die Schule. Ich würde ja bald meinen Schatz wiedersehen. Also gut: Es haben sich zwar alle anderen gewundert, aber sie haben sich auch nichts weiter dabei gedacht. Und dann kam ER. Tobi kam die Treppe hinauf und steuerte geradewegs auf die Mädels aus unserer Klasse zu. Er lief an mir vorbei, warf mir einen eiskalten Blick zu und murmelte

»Lass mich bloß in Ruhe!«.

Als er bei den Mädels anhielt, um sie zu begrüßen realisierte ich erst, was da gerade passiert war. Ich merkte wie meine Gesichtszüge einschliefen und sich meine gute Laune langsam in Luft auflöste. Ich verstand die Welt nicht mehr.

Da stand er nun und quatschte mit dem Mädels, meinte ich solle ihn in Ruhe lassen und guckte mich an wie ... was weiß ich wie, das war mir eigentlich auch sch*egal. Vielen Dank fürs Mitspielen und Tschüss !

Ich war fertig. Mit mir, mit ihm und mit der Welt. Ich habe keine Ahnung, wie ich den Rest des Tages überstand, ohne mich irgendwie zu verletzen oder sonst irgendetwas Hirnrissiges zu tun. Ich erinnere mich nur noch, dass ich irgendwann mittags im Bus nach Hause saß, müde und mit leerem Kopf aus dem Fenster starrte.

Ich muss wohl eingeschlafen sein, weil mich plötzlich jemand an der Schulter rüttelte.

»Endstation, alles aussteigen«

Mist, ich hatte meine Haltestelle verpasst. Und nun saß ich in der Walachei fest. Klasse. Gaaaaaaanz klasse. Ich rief also zu Hause an, meine Mutter sagte jedoch, dass meine Schwester gerade mit dem Auto unterwegs war. Toll. Waren denn heute alle gegen mich? Mit blieb nichts anderes übrig, als loszumarschieren. Ich lief aus der Stadt heraus und weiter über die Felder in die Nachmittagssonne. Während ich so durchs Land lief zerbrach ich mir den Kopf, was heute morgen mit Tobi los was. Wollte er nicht mit mir gesehen werden?

Hatte ich am Ende das Ganze nur geträumt??? Quatsch. So real kann kein Traum sein. Naja, was sollte es. Ändern kann ich es sowieso nicht. Er wollte nichts von mir, ich sollte ihn in Ruhe lassen und das war es. Nein, ich konnte nicht mehr. Erst der Kuss und nun DAS. Schicht im Schacht. Irgendwann kam ich zu Hause an, rannte sofort nach oben in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir.

Ich sank gegen die Tür, rutschte an ihr herunter und blieb so sitzen. Eine Träne bahnte sich den Weg von meinem rechten Auge zu meinem Kinn und fiel zu Boden. Nur ein einziger Satz fegte immer wieder durch meinen Kopf »Still I wonder if you know, how it really feels, to be left outside alone« ...

Am nächsten Morgen wachte ich auf und wäre am liebsten gleich wieder eingeschlafen. Mir war verdammt heiß, kalter Schweiß stand auf meiner Stirn und in meinem Kopf veranstaltete der Petersdom das Osterkonzert. Kurz: Mir ging es echt besch***.

Irgendwann kam dann mal meine Mutter herein und kaum das sie mich gesehen hatte, rannte sie gleich wieder heraus um das Fieberthermometer zu holen. Ergebnis: 40°C Fieber. Na schönen Dank.

Das konnte ich mir gerade jetzt nicht leisten, da kurz vor den Sommerferien am laufenden Band Arbeiten anstanden. Aber was sollte ich machen, ich konnte es ja nicht ändern. So ergab ich mich meinem Schicksal, drehte mich auf die Seite schlief noch mal ein.

Drei Stunden später wachte ich auf und es ging mir schon etwas besser. Zumindest konnte ich aufstehen ... nein, schlechte Idee, gaaaaaanz schlechte Idee. Mein Zimmer drehte sich vor meinen Augen und ich legte mich lieber schnell wieder hin.

Meine Mutter kam dann rein und schaute mich mitfühlend an:

»Na wie geht's dir?«

»Naja, besser als vorhin, aber immer noch nicht so gut. Aufstehen klappt auch nicht«

»Tja, dann muss ich dir wohl das Frühstück ans Bett bringen, was?«

Sie ging hinaus. Ich drehte mich wieder herum und mein Blick fiel auf mein Handy. Oh wie schön, ich hatte Post.

»Wo bleibt denn heute mein Kleiner. Ich vermiss dich. Tobi.«

Wow. Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. Besonders nicht nach gestern. Ich schrieb gleich zurück:

»Ich liege mit 40°C Fieber und Kopfschmerzen im Bett. Soll ich mir da etwa das dumme Gequassel von den Lehrern anhören ???«

Ja, das klang gut. Er soll nur nicht denken, dass ich am Boden zerstört war. Ich legte mein Handy zur Seite, da meine Mutter hereinkam und mir das Frühstück brachte. Hm, es hatte doch Vorteile krank zu sein ;-))) Ich frühstückte gemütlich und legte mich dann wieder hin. Ich muss wohl eingeschlafen sein, da ich irgendwann hoch schreckte und fast aus dem Bett gefallen wäre, weil ich so nah am Rand lag. An meinen Traum konnte ich mich komischerweise aber nicht erinnern.

Meine Mutter kam herein und sah mich fragend an:

»Sag mal, was hast du eigentlich in deinen Träumen veranstaltet ? Du hast geredet wie ein Wasserfall«

Oh ... mein ... Gott! Mein Blut gefror in meinen Adern und ich bemühte mich harmlos zu fragen

»Was denn so alles ?«

»Hm, lass mich überlegen. Irgendwas von «am Boden zerstört» und «keines Blickes gewürdigt». Den Rest habe ich nicht verstanden, weil du in dein Kopfkissen geredet hast«

Man hörte förmlich den Felsbrocken von meinem Herzen fallen. Allerdings war das ganz schön knapp.

»Ich kann mich gar nicht an den Traum erinnern!«

»Komisch. Naja, ich geh dann erst mal Essen machen«

Essen machen ??? Ich blickte auf meinen Wecker. 11:30 Uhr. Ich hatte fast 2 Stunden geschlafen.

Das Mittagessen verlief dann wie das Frühstück: In meinem Bett. Danach schnappte ich mir mein Buch und begann zu lesen. Plötzlich klingelte es an der Haustür.

»Das wird der Postbote sein«

rief meine Mutter aus dem Flur. Ich hörte wie sie hinunterging, aufmachte und mit jemandem redete. Die Tür ging zu und mir war so, als hätte ich zwei Leute die Treppe heraufkommen gehört. Meine Mutter kam ins Zimmer:

»Marc, du hast Besuch.«

Sie trat zur Seite und hinter ihr stand - Tobi. Meine Mutter ging zur Tür hinaus und machte diese hinter sich zu. Mein Kinn hing immer noch auf Brusthöhe und Tobi grinste mal wieder.

»Na, überrascht ??«

»Das kannste wohl sagen. Was willst du hier?«

»Nu hör mal, kann ich meinen Kleinen nicht besuchen wenn er krank im Bett liegt«

»WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAS, jetzt sag nicht, das hast du meiner Mutter gesagt, dann schmeiß ich dich höchstpersönlich aus dem Fenster«

»Bleib ruhig, der offizielle Grund sind die Hausaufgaben. Irgendjemand muss sie dir ja vorbeibringen«

»Mensch jag mir doch nicht so einen Schrecken ein. Davon hatte ich heute schon genug. Aber setzt dich erst mal.«

Er nahm die Einladung an und kam schnurstracks auf mein Bett zu. Ich meinte zwar, er sollte sich auf den Schreibtischstuhl setzen, aber beschweren würde ich mich deshalb ganz bestimmt nicht ;-)

Er setzte sich auf den Rand.

»Wieso hattest du heute schon genug Schrecken ?«

»Ich habe die Angewohnheit im Schlaf zu reden. Und das ist in meiner Situation mehr als ungünstig, wenn du verstehst was ich meine.«

»Schon klar. Ich hätte mich auch fast mal verplappert, allerdings konnte ich mich gerade noch retten«

Ich weiß nicht, wie viele Stunden wir so dagesessen haben und über Gott und die Welt geredet haben. Irgendwann rückte Tobi dann auch mal mit einer Erklärung wegen seiner Bemerkung gestern Morgen raus. Es hätte da so Gerüchte gegeben ...

Eigentlich war es mir auch völlig egal, das Einzige was zählte war, das er jetzt hier bei mir war.

Am Nachmittag kam noch mal meine Mutter mit einer Tasse Tee und ein paar Keksen herein und Tobi musste schnell vom Bett springen und sich auf meine Schreibtischstuhl setzen. Das hätte sonst sicherlich einige Fragen aufgeworfen. Das war aber auch die einzige Unterbrechung. Es wurde schon langsam dunkel draußen als Tobi meinte:

»So, nun werde ich mal gehen. Erstens sollst du dich erholen und zweitens muss ich noch meine Freundin vom Sqash abholen.«

Ich glaubte nicht richtig zu hören.

»Freundin ??? Soll das ein Witz sein ?«

»Marc. Auch du müsstest inzwischen herausgefunden haben, wie wichtig Tarnung ist. Und eine Freundin ist die absolut beste Tarnung, die du haben kannst.«

Da hatte er Recht.

»Und was das Thema Sex betrifft hab ich ihr weisgemacht, dass ich nichts von vorehelichem Sex halte. Sie hat das geschluckt und nun ist Ruhe was das betrifft. Ich hoffe nur sie hat mich noch nicht in meiner Lieblingsbar gesehen. Das wäre schlecht ...«

Ich konnte es mir bildlich vorstellen.

»Na dann wünsche ich dir noch viel Spass mit deiner Freundin.«

»Haha, Scherzkeks. Erhol dich mal lieber gut. Ich hab keinen Bock andauernd ohne dich in der Schule rumzusitzen.«

Er drehte sich um und wollte hinausgehen. Vor der Tür drehte er sich noch mal um.

»Ach ja, das hatte ich fast vergessen. Noch eine kleine Entschädigung wegen gestern.«

Er kam zu mir zurück und zog einen Briefumschlag aus der Hosentasche.

»Aber erst aufmachen, wenn ich weg bin.«

»Ok, werd ich machen«

Er beugte sich vor und drückte mir ein Kuss mitten auf den Mund. Ich war, mal wieder, völlig geplättet und guckte ihn mit großen Augen an. Er grinste nur und ging zur Tür hinaus.

Nachdem ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte machte ich den Briefumschlag auf und sog hörbar die Luft ein. Zum Vorschein kam ein schwarz-weißes Portraitfoto von Tobi, welches in gestochener Schärfe jedes einzelne Detail seines Gesicht zeigte. Besonders seine Augen ... Er blickte so unglaublich unschuldig von unten in die Kamera ...

Wenn es überhaupt ging, hatte ich mich jetzt noch mehr in ihn verliebt. Nachdem ich es eingehend studiert hatte, legte ich es wieder zurück in den Umschlag und packte ihn in ein Geheimfach in meinem Schrank. Ich legte mich wieder ins Bett und dachte über die letzten Stunden nach. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass Tobi die ganze Zeit meine Hand gehalten hatte.

Den darauffolgenden Freitag blieb ich noch zu Hause und auch das Wochenende verlief recht ereignislos. Tobi konnte mich nicht besuchen, da er mit seiner »Freundin« unterwegs war. Am Montag musste ich dann notgedrungenerweise wieder zurück in die Schule.

Die ersten beiden Stunden waren ganz witzig, allerdings bekam ich davon kaum etwas mit, da ich Tobi immer wieder verstohlene Blicke zuwarf

Als es dann zur ersten Pause klingelte, ging Tobi ganz dicht hinter mit lang und merkte wie er mir einen Zettel neben meinen Stuhl warf. Ich ließ die anderen durchgehen und fischte ihn dann schnell vom Boden. Darauf stand: Komm heute Nachmittag um 16:00 Uhr zum Parkplatz hinter der Schule. Da warte ich auf dich. Tobi

Was wollte er denn heute Nachmittag mitten unter der Woche mit mir. Ich wurde schon nervös, wenn ich nur daran dachte. Schnell schob ich den Zettel in die Tasche und widmete mich wieder meinen Unterlagen.

Als die Pause um war und alle wieder hereinkamen, blickte ich Tobi lächelnd an und er lächelte (wieder mal zum sterben süß) zurück. Der Tag wollte und wollte nicht vorübergehen, weil ich natürlich mit meinen Gedanken schon beim Treffen mit Tobi war. Irgendwann klingelte es dann doch tatsächlich um eins und ich packte schnell zusammen.

Die eine Hälfte des Nachmittags verbrachte ich damit, mir auszumalen was Tobi wollte und die andere damit, mir auszusuchen, was ich denn anziehen sollte. Ich entschied mich dann für eine schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt und ein Hemd mit Tribalmuster. Damit sah ich zwar reichlich düster aus, aber es heißt ja nicht umsonst dass schwarz schlank macht :-)

Um kurz nach drei schnappte ich mir schließlich Geld, Handy, Autoschlüssel und fuhr los. Da ich mal wieder viel zu früh losgefahren war, kam ich schon um kurz nach halb vier am Parkplatz an. Als ich eingeparkt hatte, sah ich hinten auf dem Parkplatz in der Sonne ein schwarzes, neues Cabrio einer bekannten Firma stehen (Anmerkung: »Let the sunshine in« ;-)) . Ich stieg aus und schaute mich um.

Da ging die Tür auf und Tobi stieg aus dem Auto. Und was war das für ein Anblick:

Schwarze Bikerboots, eine hautenge Jeans und ein enges dunkelblaues T-Shirt, welches seine muskulösen Oberarme erst richtig zur Geltung brachte. Das, kombiniert mit einer Sonnenbrille und einem Drei-Tage-Bart um das Kinn herum, und ich musste mich am Auto festhalten um nicht zu schwanken. Er kam auf mich zu und begrüßte mich:

»Na mein Kleiner! Gefall ich dir?«

»Äh... also....«.

Wieder mal konnte ich nicht einen vernünftigen Satz herausbringen. Gott, wie ich das hasste! Also noch mal von vorne.

»Na klar gefällst du mir. Du würdest auch noch in den abgewracktesten Klamotten aussehen wie ein junger Gott!«

Ich fass es nicht: Hatte ich das tatsächlich gesagt? Naja, man muss sich auch mal blamieren können.

Aber ihn schien das gar nicht zu stören, er grinste nur. Gott, für dieses Lächeln würde ich sterben ! Er nahm mich in den Arm und schaute mir tief in die Augen:

»Das meinst du ernst, oder ?«

»Na klar meine ich das Ernst! Tobi, ich hab es dir doch schon gesagt. Als du das erste Mal vor zwei Jahren durch die Tür in die Klasse gekommen bist, habe ich mich unsterblich in dich verliebt. Das sollte dir inzwischen klar sein.«

Tobi sagte gar nichts, sondern schaute mich nur mit einem leicht verlegenen Gesichtsausdruck an.

»Wow.«

»Das ist das Einzige, was dir dazu einfällt? Wow ?«

fragte ich.

»Mir hat noch niemals jemand eine so schöne Liebeserklärung gemacht, wie du gerade eben. Das muss ich erst einmal verdauen.«

Ich antwortete ein wenig entrüstet

»Das ist ein Witz, oder? Du als süßester Typ ...«

aber er ließ mich nicht ausreden. Er zog mich zu sich heran und versiegelte meine Lippen mit einem langen Kuss. Ich ließ mich einfach gehen und genoss es, von ihm geküsst zu werden. Irgendwann ließ er dann wieder von mir ab und ich öffnete langsam die Augen.

»So, dass war meine.«

»Oh... Die ... also ... die ... die ... war auch nicht schlecht.«

stotterte ich. Er schmunzelte:

»Wenn du meinst. Na dann, lass uns mal fahren. Ich möchte dir unbedingt etwas zeigen«.

Wir setzten uns ins Auto und er fuhr los. Ein »Lass dich überraschen« war das einzige was ich, während der gut einstündigen Fahrt, aus ihm heraus bekam wenn ich fragte wohin wir denn fuhren.

Nach einiger Zeit, es war immer mehr in Richtung Küste gegangen, lenkte Tobi den Wagen von der Hauptstraße in einen Feldweg. Dieser stieg leicht an und nach kurzer Zeit war der Feldweg zu Ende und Tobi hielt an. Ich fragte:

»Wie? Das war es ? Du wolltest mir 'n Stück Wiese zeigen ???«

»Nun warte doch erst einmal ab bis wir da sind. Wir können nur nicht weiter mit dem Auto fahren«

antwortete er. Wir stiegen aus und er streckte mir die Hand hin.

»Na los, komm mit«

Ich nahm seine einladende Hand und wir gingen los. Nach kurzer Zeit drehte Tobi sich um und meinte:

»Sag mal, vertraust du mir?«

Hm, das war eine sehr gute Frage! Ich meine, eigentlich kannte ich ihn ja noch nicht soooo lange, aber ..

»Eigentlich schon !«

»Wunderbar. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dir jetzt gerne die Augen verbinden«

Oh shit. Das war eine Sache, die ich seit meiner frühestens Kindheit hasste, wie die Pest!!

»Hm ... ich weiß nicht ...«

»Ich könnte es auch lassen, aber es wirkt einfach besser.«

»Na gut, aber versprich mir, dass du keinen Scheiß mit mir machst, ja ?«

Er hob die rechte Hand.

»Ich schwöre es hoch und heilig«

»Ok, dann fang an.«

Tobi kam auf mich zu und nahm eine schwarze Augenbinde aus der Hosentasche. Er stellte sich hinter mich und verband mir die Augen. Er nahm meine Hand und führte mich noch ein ganzes Stück weiter.

Ich kann gar nicht sagen, wie lange wir noch so liefen. Irgendwann hielt er an und ich hörte wie er sich hinter mich stellte. Er fragte

»Bist du bereit«

Ich nickte nur und er begann die Binde aufzuknoten. Er hatte den Knoten auf und nahm mir die Binde ab. Was ich nun sah, verschlug mir einfach die Sprache.

Wir standen am Rande einer Klippe, unter der krachend das Meer an die Felsen schlug. Von dieser Klippe hatte man einen unglaublichen Blick auf den Leuchtturm, der vor der Küste im Wasser stand. Und nun wusste ich auch, warum Tobi gerade jetzt herkommen wollte.

Der Himmel glühte in einem Farbenspiel von Rot bis Blau und die Sonne versank neben dem Leuchtturm als glühender Feuerball im Meer. Ein Windstoß kam auf und wehte über die Klippe. Ich roch die Gischt und schmeckte den salzigen Geschmack des Meeres. Ich spürte wie sich zwei Arme sanft um meinen Oberkörper legten und ich lehnte mich gegen sie.

Wir standen einfach nur da und beobachteten die Sonne, die langsam im Meer versank.

Und das erste Mal in meinem Leben war ich einfach glücklich.


Still I wonder if you know

How it really feels

To be left outside alone

When it's cold out here

Well maybe you should know

Just how it feels

To be left outside alone

To be left outside alone

Anastacia

Left outside alone

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