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Liebe und andere Nachrichten

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Vorwort

Hallo Liebe Leser.

Dies ist zwar nicht mein erster Versuch, eine Story zu schreiben, aber der erste Versuch, den ich auf die Menschheit loslasse.

Vorweg sei gesagt: die Story ist frei erfunden, die Charaktere auch, Ähnlichkeiten mit bereits lebenden oder noch verstorbenen Personen sind rein zufällig und definitiv nicht beabsichtigt.Rückmeldungen, Kritik und Lob bitte an scrat@nickstories.de

Und jetzt viel Spaß beim Lesen

 

Fabian:

Panik...totale Panik bahnte sich ihren Weg durch meinen Körper. Vor mir blinkte die rote Digitalanzeige eines Countdowns.

...5...Angstschweiß

...4...was mache ich hier eigentlich?

...3...kalte Angst

...2...gleich ist es soweit

...1...jetzt ist alles zu spät

...0...na dann los.

»Es ist Donnerstag, der 9. Januar, 18:00 Uhr, hier sind die Nachrichten. Mein Name ist Fabian Westhof, mit mir im Studio, zuständig für den Sport, Markus Gregorius. Und das sind die Themen des Tages«

Die MAZ mit den Themen wurde abgespielt, zum Glück wird sie von einem anderen Sprecher aus der Sprecherkabine kommentiert, so hatte ich noch mal knapp 30 Sekunden mich moralisch auf die nächsten 15 Minuten vorzubereiten.

Als ich an diesem morgen in den Sender kam, war mir nicht klar, dass ich knapp 10 Stunden später im Anzug mit geliehener Krawatte auf diesem Stuhl sitzen würde. Der eigentliche Nachrichtensprecher hatte heute auf der Fahrt in den Sender einen Unfall auf schneeglatter Fahrbahn. Er wurde zwar nicht schwer verletzt, aber für nen kleinen Aufenthalt im Krankenhaus reichte es. Und da war mein Redaktionsleiter der Meinung, dass ich mich doch mal als Anchor versuchen sollte, nachdem ich bisher eigentlich nur als Sprecher gearbeitet hatte, also in einer kleinen Kabine saß und die Nachrichtenbeiträge vertonte, die uns von den Reportern überspielt wurden.

So saß ich nun da im hell ausgeleuchteten Studio und versuchte meine Panik in Grenzen zu halten...so eine Live-Moderation vor der Kamera ist doch etwas anderes als ein aufgezeichneter Beitrag, bei dem einem nur der Tontechniker zuhört.

Der Aufnahmeleiter winkte, das bedeutete, es ging gleich wieder los...ich sah die letzten Bilder der Themen-MAZ und schon erschien mein Gesicht auf dem Bildschirm.

18:15 Uhr

»Die nächsten Nachrichten gibt's um Mitternacht mit meiner Kollegin Susanne Bernhard. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend und hoffe, wir sehen uns morgen wieder um 18 Uhr«

Die Kamera zoomte zurück, so dass sie das komplette Studio einfing, die Lampen wurden etwas gedimmt und der Nachrichten-Jingle abgespielt. Gleichzeitig verschwand das Bild des Studios und wurde durch das Logo der Sendung ersetzt.

Erleichtert atmete ich aus...es war überstanden. Die wohl schlimmsten 15 Minuten meines bisherigen Lebens, wenn man von meiner mündlichen Abiturprüfung absah.Alex, der Aufnahmeleiter, trat ans Sprecherpult und grinste über beide Ohren. Markus, der Kollege aus der Sportredaktion war schon unterwegs in Richtung Maske um sich abschminken zu lassen.

»War doch nicht so schlimm, Kleiner. Ich wusste, mein Süßer wird das Kind schon schaukeln«

Ich grinste zurück. »Dein Süßer??? Hab ich was verpasst, seit wann spielst du in meiner Liga?«

»Tu ich nicht, heißt aber noch lange nicht, dass du nicht trotzdem mein Süßer sein kannst! Und jetzt geh ich dir an die Wäsche.«

Alex fummelte mir am Hemd rum und befreite mich von meinem Mikrofon.

»Hast du jetzt noch was zu tun? Oder kannst du mit deinem Süßen einen Kaffee trinken.« fragte ich Alex, der grade einige Notizen auf sein Klemmbrett schrieb und dann seinen Funkkopfhörer abnahm.

»Hmmm, klingt nett. Ich bring nur noch mein Zeug in die Regie und dann können wir rüber in die Cafeteria. Aber du zahlst!«

»Geizkragen« rief ich ihm hinterher als er in die Regie lief.

Nach 2 Minuten stand Alex wieder bei mir und wir machten uns auf den Weg zur Cafeteria.

Ich kannte ihn schon, seit ich im Sender angefangen hatte, also seit knapp 4 Jahren. Ich kam direkt nach dem Abi in die Redaktion und begann eine Ausbildung beim Sender. Mittlerweile gehörte ich fest zum Team der Nachrichten.

Alex war ein gutes Jahr älter als ich. Er war schon seit 5 Jahren beim Sender und hatte es letztes Jahr durch gute Arbeit zum Aufnahmeleiter der Nachrichten geschafft. Neben unserem Arbeitsverhältnis hatten wir beide uns schnell miteinander angefreundet, gingen zusammen aus und so weiter. Irgendwann, ich glaube so vor einem halben Jahr, als wir wieder mal in unserer Lieblings-Cocktailbar saßen und ein paar Drinks zu viel hatten, gestand ich ihm, dass ich schwul bin. Erst mal war er ruhig, dann lachte er und meinte, dass er es sich schon so halbwegs gedacht habe, da ich ja nie eine Frau ansprechen würde, wenn wir beide unterwegs waren, dafür aber mehr oder weniger unauffällig den Kerlen nachsah.

Er hatte kein Problem damit und versuchte sogar ein oder zweimal mich zu verkuppeln. Allerdings hatte er von meinem Geschmack in Bezug auf Jungs genau so viel Ahnung, wie eine Kuh vom Fußballspielen (und nein, die Kuh aus der Milch-Werbung zählt nicht).

Als wir in der Cafeteria ankamen, ging ich also den Kaffee bestellen und bezahlen, während Alex einen Tisch suchte. Er fand einen am Fenster und winkte mich zu sich, als ich mit den beiden Tassen suchend im Raum stand, wo er denn nun sitze.

Wir unterhielten uns etwas über die Sendung.

»Dafür, dass du sonst nur in der Sprecherkabine und nie vor der Kamera hockst, war das sehr gut heute Abend.« Er nippte an seinem Kaffee. »Nur du musst noch etwas sicherer werden.« Alex grinste und ich weiß genau, was er meinte.

Als die Regie nach einem Beitrag wieder zurück ins Studio schaltete, schaute ich in die falsche Kamera. Alex versuchte mich mit Gesten darauf aufmerksam zu machen, erreichte dadurch aber nur, dass ich unsicher wurde und mich verhaspelte. Naja, gab es jetzt in Deutschland halt ein buddhistisches Standesamt, anstelle des statistischen Bundesamtes, mir soll es recht sein. Das war aber auch die einzige Panne, die ich mir leistete. Ok, davon abgesehen, dass ich einen Namen vergessen habe...nämlich den unseres Wetterfrosches. Aber Udo würde mir das schon nicht übel nehmen, hoffe ich zumindest.

»Du glaubst gar nicht, wie nervös ich war. Hätte nie gedacht, dass ich mal auf diesem Stuhl sitzen würde...und dann auch gleich um 18 Uhr. Den Flash um 12 hätte ich ja verstanden, aber die Hauptnachrichten. Und vor allem, wieso haben sie nicht Andrea gerufen, schließlich spricht sie doch am Wochenende die 18 Uhr Nachrichten, wieso nicht auch mal unter der Woche?«

Alex grinste. »Andrea ist im Moment leicht unpässlich. Falls du nicht gemerkt hast, die gute ist in den Staaten...sie heiratet schließlich ihren Freund Jordan. Ich denke kaum, dass sie die 8000 Meilen von Dallas hier her fliegt, nur um kurz um 18 Uhr die Nachrichten zu sprechen.«

Treffer, versenkt...Andrea war ja gar nicht da. »Und wie sieht das jetzt am Wochenende aus...wenn Andrea nicht da ist, wer macht die Wochenendausgaben?« fragte ich Alex zwischen zwei Schlucken aus meiner Tasse.

»Nun, eigentlich sollte Peter die nächsten 2 Wochen, solange sie weg ist, die Wochenenden mitmachen. Aber der liegt ja jetzt erst mal im Krankenhaus, und selbst dann, mit Halskrause und einem eingegipsten Arm wird er sicher nicht so schnell wieder vor die Kamera kommen.« Alex kippte den letzten Schluck Kaffee hinunter. »Im Moment steht nicht fest, wer am Wochenende den Kopf herhalten muss, aber da ja nicht viele Alternativen bleiben, denke ich mal, du bist der Glückliche.«

Na toll, vor nicht mal 11 Stunden war ich ein kleiner Kommentator und jetzt wurde mir mein freies Wochenende gestrichen. Ich wollte mich grade bei Alex darüber aufregen, als mein Handy klingelte. Moment mal, das hatte ich doch nach der Sendung gar nicht eingeschaltet...OUPS! Ich griff in meine Hosentasche und zog das Telefon hervor.

»Fabian Westhof, Nachrichtenredaktion.« Meldete ich mich.

»Fabian, hier ist Müller, kommen sie doch bitte mal in mein Büro, wenn es geht, sofort.« Die Stimme gehörte Horst Müller, seines Zeichens Redaktionsleiter und damit mein Chef.

»Sicher, Herr Müller, ich bin schon unterwegs.« Bestätigte ich den ‚Befehl' des ‚Alten', wie er genannt wurde. Das war mit seinen 48 Jahren zwar auch leicht übertrieben, jedenfalls war er aber einer der ältesten in der Redaktion und definitiv älter als ich mit meinen 23 Jahren.

»Der Chef...ich soll in sein Büro, sofort. Also, es war schön dich kennen gelernt zu haben, ich vermach dir meine Stereoanlage und meine Kuschelrock-Sammlung.«

Alex schaute etwas komisch, und motzte dann rum:»Was soll ich mit deinen Röcken, dafür hab ich nicht die Beine«.

»Spinner. Ich geh dann mal zum Müller, mal sehen was er von mir will. Wahrscheinlich würde er mich wohl feuern...oder in irgendeine Lokalredaktion am A**** der Welt versetzen, wieso sollte ich sonst sofort zu ihm ins Büro?

Ich kämpfte mich durch die belebten Gänge der Redaktion zum Büro meines Chefs. Leicht nervös klopfte ich an und wartete auf eine Reaktion.

»HEREIN« brüllte Herr Müller durch die geschlossene Tür.

Immer noch leicht verunsichert öffnete ich diese und trat in das Büro.

»Ah, Fabian. Setzen Sie sich, ich muss mit Ihnen reden.«

Mein Gesicht musste mein Unwohlsein förmlich spiegeln und der Alte schien dies zu bemerken.

»Keine Angst, keine Angst. Es ist nichts Schlimmes. Ich wollte Ihnen gratulieren. Dafür, dass es ihr ‚erstes Mal' war, haben Sie sich ausgezeichnet geschlagen. Und das ist auch der Grund, warum Sie jetzt hier sind.« Er griff in seine Brusttasche und zog eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug heraus. Nachdem er sich eine Kippe angezündet hatte, sprach er weiter. »Wie Sie wissen, ist Frau Siewel momentan in den USA, wo sie sich ins Unglück stürzt,« er grinste »die Wochenendvertretung sollte ja Herr Trost übernehmen, doch der musste ja heute morgen einen auf Schumi machen und seinen Wagen auf dem Dach parken. Er ist zwar nicht sonderlich verletzt, aber eine Halskrause und ein Gipsarm machen sich nicht gut im Fernsehen.« Müller zog an seine Zigarette.

»Nun, langer Rede, kurzer Sinn. Sie sind momentan seine Vertretung und daher müssten Sie auch am Wochenende einspringen. Ich hoffe Sie hatten nichts vor.«

Selbst wenn ich etwas vorgehabt hätte, hätte ich meinem Chef hier nicht widersprochen.

»Nein, nein, ich habe nichts vor. Ich wollte eigentlich ein ruhiges Wochenende auf dem Sofa verbringen.«

Müller nickte.

»Gut, dann sind Sie ab sofort im Moderationsteam. Herzlichen Glückwunsch.« Er schüttelte mir die Hand. »Ach noch etwas, Fabian. Morgen kommt ein Praktikant zu uns. Er war bisher in der Unterhaltungsredaktion und möchte sich nun mal auch die ‚ernsten' Leute,« Müller grinste dabei leicht »bei der Arbeit beobachten. Ich werde ihn, falls Sie nichts dagegen haben, Ihnen zuteilen, damit er sich etwas wohler fühlt. Sie sind noch ungefähr in seinem Alter, ich denke, das ist angenehmer, als wenn ich den jungen Mann zu unserer ‚Rentner-Combo' stecke.«

Ich nickte. Ich war neben Alex der jüngste in der Redaktion. Und da der Praktikant wohl etwas über die Redaktionsarbeit und nicht über die Aufnahmeleitung lernen wollte, war Müllers Wahl eindeutig.

»Gerne, Herr Müller. Ich denke kaum, dass ich ihm die Windeln wechseln muss, also dürfte die Aufgabe nicht all zu schwer sein.«

Müller lächelte leicht.

»Gut, dann wäre das geklärt. Herr...« er blätterte in einigen Akten auf seinem Tisch »...Herr Wild wird sich dann morgen früh bei Ihnen melden. Das wäre dann alles, Guten Abend, Herr Westhof.«

Ich schüttelte meinem Chef kurz die Hand und verließ das Büro.

Ein Praktikant...ich wollte erst einmal Alex suchen und ihm die Neuigkeiten erzählen. Doch ich brauchte nicht lange suchen. Kaum war ich um die erste Ecke, klebte er quasi an mir. Ich war direkt mir ihm zusammengestoßen.

»Na das passt ja wie Faust auf Gretchen. Ich wollt grade zu dir.« Sagte ich zu ihm.

»Wie gefeuert siehst du aber nicht aus.« War seine Antwort.

»Im Gegenteil, mein Lieber, im Gegenteil. Der Alte hat mich quasi befördert. Ich gehör bis auf weiteres zum Moderationsteam. Und die Wochenendausgaben mach ich auch.«

Alex lächelte, »Dacht ich es mir. Na dann Glückwunsch.«

Er umarmte mich.

»Ach und noch was...ich bekomm einen Praktikanten. Ab morgen früh. Der kommt aus der Unterhaltung rüber und unser Chefchen hatte Mitleid mit dem jungen Kerl und wollte ihn nicht zu den Rentnern stecken. Daher bekomm ich ihn.«

Wieder grinste Alex. »Na dann Viel Glück.«

»Hm, was meinst du? Wozu Glück...ich werd doch wohl mit einem Praktikanten klar kommen.«

»Na das hoffe ich doch, mein Lieber. Und vielleicht wird ja was draus.« Er lachte.

»Och du Blödmann.« Ich verpasste ihm einen kleinen Stoß in die Rippen.

»Aua. Entschuldige dass ich versuche dich endlich unter die Haube zu bringen.« Alex hielt sich die Seite.

»Unter die Haube??? Alex spinnst du? Ich kenn den Typen noch nichtmal.«

»Och Fabian. Naja...egal, wer nicht will, der hat schon.« Brummelte Alex.

»Du bekommst gleich noch eine. Was machst du jetzt eigentlich noch? Solltest doch jetzt Feierabend haben?«

»Ja, ist gleich 19 Uhr, da hab ich gleich Schluss. Du doch auch, oder?«

Ich nickte. »Ja, ich hab jetzt auch frei. Gehen wir noch zusammen was essen? Ein wenig meine ‚Beförderung' feiern?«

Alex stimmte zu und wir gingen zu meinem Lieblings-Italiener, der nur ein paar Straßen vom Sender entfernt war. Wir aßen zusammen, tranken etwas Wein und machten uns dann auf den Heimweg. Ja, wir gingen zusammen heim, was daran lag, dass Alex und ich eine Wohnung im gleichen Haus hatten.

Daher fuhren wir auch meist zusammen, wenn wir den gleichen Dienst hatten, was meistens der Fall war.

Am nächsten morgen war ich dann um 8 Uhr wieder im Büro der Redaktion. Alex allerdings hatte heute Ausnahmsweise erst um 13 Uhr Dienstbeginn, da er für die heutige Mitternachtsausgabe die Aufnahmeleitung hatte.

Als ich zu meinem Schreibtisch kam, klingelte bereits mein Telefon und ich ging dran.

»Fabian Westhof, Nachrichtenredaktion.« Meldete ich mich wie immer.

»Guten Morgen, Fabian. Könnten Sie kurz in mein Büro kommen und Ihren Praktikanten abholen?« ertönte die Stimme von Herrn Müller aus dem Hörer.

»Selbstverständlich, ich bin schon unterwegs.« Erwiderte ich und machte mich direkt auf den Weg zum Büro. Dort angekommen klopfte ich an und wartete geduldig darauf, dass ich herein gebeten wurde.

Mit kräftiger Stimme (wie immer) rief Herr Müller »herein« und ich öffnete die Tür.

Was ich da sah verschlug mir den Atem. Herr Müller saß auf einem Ledersessel der kleinen Sitzgruppe und ihm gegenüber saß ER. Mein Praktikant. Mittellange, blonde Haare, blaue Augen und ein schüchternes, aber sehr süßes lächeln. Da er saß konnte ich nicht direkt sehen, wie groß er war, allerdings sollte er spielend mit meinen 1,85 mithalten können. Zudem war er sehr schlank, fast schon zu schlank, aber alles in allem ein Traum von einem Jungen.

Ich schloss die Tür und ging auf die Beiden zu.

Herr Müller erhob sich, eben so der süße Kerl, und stellte uns vor.

»Herr Westhof, darf ich ihnen Florian Wild vorstellen, Ihr Praktikant für die nächsten 4 Monate. Herr Wild, das ist Fabian Westhof, Mitarbeiter in unserer Nachrichtenredaktion und seit gestern auch vertretungsweise Anchorman der 18 Uhr Nachrichten.«

Ich schüttelte diesem Traum die Hand und stammelte ein leises »Hi...willkommen bei den Nachrichten« heraus und lächelte ihm verlegen zu.

Florian schien ebenso unsicher und brachte nur ein leises »Hi« heraus.

»Da sie sich ja anscheinend gut verstehen, meine Herren, kann ich sie ja direkt auf die Anderen loslassen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei uns in der Redaktion, Herr Wild, und hoffe, dass Ihnen Ihre Arbeit hier gefällt.« Er klopfte uns beiden kurz auf die Schulter. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, meine Herren, aber meine Arbeit ruft, und ich denke Ihre auch.«

Wir verließen das Büro und standen kurz auf dem Flur.

Florian setzte zum sprechen an. »Also dann, Herr Westhof...«

Ich hob direkt die Hand und unterbrach ihn:»MOOOMENT, bei Herr Westhof komme ich mir alt vor. Nennen Sie mich Fabian«.

»Ok, Fabian. Dann bin ich aber auch Florian für dich und nicht Herr Wild.« Er lächelte und wir schüttelten uns noch mal die Hände.

»Also dann, Fabian, auf gute Zusammenarbeit.« Er lächelte mich an.

»Auf gute Zusammenarbeit.« Wiederholte ich und lächelte.

Ich zeigte ihm an diesem Morgen etwas die Redaktionsräume, stellte ihm die einzelnen Mitarbeiter vor, mit denen er wohl in den nächsten Monaten zu tun haben würde.

Um halb eins zeigte ich ihm dann auch die Kantine, in der fast alle Mitarbeiter des Senders zu Mittag aßen. Auch Alex, wie ich feststellte, der früher gekommen war, um sich das kochen zu sparen.

Ich stellte die beiden also vor. Beim Essen erzählte Florian etwas über sich.

Er war noch 19, kam aus einem kleinen Ort in der Nähe und hatte im letzten Jahr sein Abi gemacht und sich dann erfolgreich vor Bundeswehr und Zivildienst gedrückt. Er hatte sich dann um die Stelle als Praktikant bei unserem Sender beworben und bekam diese dann auch. Die letzten beiden Monate verbrachte er in unserer Unterhaltungsredaktion, die unter anderen für diverser Boulevard-Magazine im Sender zuständig war.

Nun wollte er auch mal die Nachrichten-Welt kennenlernen.

Während der ganzen Zeit, die er erzählte, hing ich an seinen Lippen. Ich konnte meine Blick einfach nicht von ihm abwenden.

Irgendwann musste Florian dann auf die Toilette. Diese Gelegenheit nutzte Alex um mit mir unter vier Augen zu reden.

»Er gefällt dir, versuch nicht es zu leugnen. Ich kenn den Blick den du drauf hast. Ich hab den selbst immer, wenn ich Cora aus der EDV sehe. Du bist bis über beide Ohren verknallt.«

Ich starrte ihn an.

»Verknallt? Alex, ich kenn ihn grade mal seit knappen 5 Stunden...ich finde du übertreibst.« Tat er das? Oder hatte er recht? Kann man sich in jemanden verlieben den man grade erst kennengelernt hat?

Ich wollte grade noch etwas zu Alex sagen, als Florian wieder zu uns an den Tisch kam.

Nach dem Essen gingen wir zum Sichten der Agenturmeldungen wieder ins Büro. Die Redaktionssitzung für die 18 Uhr Sendung würde um 16:30 Uhr beginnen und bis dahin war noch einiges zu tun.

Es stellte sich heraus, dass Florian ein Naturtalent war. Er erfasste blitzschnell die Zusammenhänge in den Meldungen und war sofort in der Lage, die wichtigsten Punkte zusammen zu fassen.

Es würde also ein sehr angenehmes Arbeiten werden in den nächsten Monaten.

Kurz vor halb fünf machten wir uns gemeinsam auf den Weg zur Konferenz.

Als die Themen feststanden, machten sich die Redakteure daran, schnell verständliche Meldungen zu schreiben, die ich dann in der Sendung vorlesen sollte. Mein Weg führte mich in die Maske, und dann zum einleuchten ins Studio.

Florian blieb vorerst im Büro und half beim Schreiben der Meldungen.

»Du siehst bezaubernd aus, Darling« teilte mir mein allseits geliebter Aufnahmeleiter Alex mit, als ich zum bestimmt zwanzigsten mal meine Krawatte, die ich mir noch schnell nach der Mittagspause gekauft hatte, zurechtrückte.

»Na wenn du das sagst.« Ich versuchte zu lächeln, doch die Nervosität war stärker.

Mittlerweile war es 20 Minuten vor 18 Uhr, Markus vom Sport war mittlerweile auch eingetroffen und blätterte schon in seinen Meldungen, als Florian mir meine Nachrichten brachte. Und schon hörte ich den Regisseur auf meinem Ohrhörer.

»Also, Ablauf ist folgender: zuerst Ausland.....«

Wir gingen die Reihenfolge der Meldungen durch, Florian stand noch immer neben mir. Ich bemerkte nach meinem Gespräch mit dem Regisseur, dass er mich anstarrte...oder bildete ich mir das ein? Nein, das kann nicht sein, wieso sollte er mich anstarren.

»60 Sekunden, alles auf die Plätze, Schnucki, viel Glück« rief Alex. Florian schaute etwas verdutzt und verlies den Bereich vor der Kamera.

Die Digitaluhr über dem Kontrollmonitor blinkte.

30 Sekunden.

Ich sah Florian grade noch aus dem Studio huschen. Was war denn da los...eigentlich wollte er doch während der Sendung hier bleiben.

15 Sekunden.

Ich machte mir Gedanken um ihn, doch musste ich mich jetzt auf die Sendung konzentrieren. Ich nahm mir vor, direkt danach Florian zu suchen und zu fragen, was mit ihm los ist.

5 Sekunden.

Alex machte Handzeichen, ich suchte mir die Kamera und blickte hinein.

...4...

...3...

...2...

...1...

Der Jingle ertönte, das rote Licht über der Kamera flammte auf und ich begann mit dem Standardsatz.

»Es ist Freitag, der 10. Januar, 18:00 Uhr, hier sind die Nachrichten. Mein Name ist Fabian Westhof.....«

Nach der Sendung kabelte ich mich selbst vom Mikrofon ab, drückte es Alex in die Hand und sagte ihm, dass ich Florian suchen ginge, da er vorhin so überraschend verschwunden sei.

Alex guckte mich leicht verwundert an, nickte dann aber nur und ich lief zur Tür, durch die Florian vorhin verschwunden war.

Durch die Tür gelangte man in einen kleinen Flur, der zum einen hinaus in einen »Ruhebereich« führte (im Grunde eine Wiese mit 3 Bäumen und einigen Parkbänken), zum anderen nur zu den Toiletten.

Aber Florian war nirgends zu sehen. Ich ließ den Blick über die Wiese streifen, doch auch hier war er nicht. Wieso sollte er auch...es war tierisch kalt.

An diesem Abend tauchte er auch nicht mehr auf. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen noch zu bleiben und mit Alex zu tratschen. Aber der hatte zu tun, wegen der Spätausgabe und ich war doch etwas müde...und außerdem ging mir Florian nicht aus dem Kopf, daher fuhr ich direkt nach Hause.

In dieser Nacht schlief ich sehr unruhig.

***

Florian:

Boah, Freitag morgens um 8 Uhr musste ich bei Herrn Müller sein, dem Chefredakteur der Nachrichtenabteilung. Hier sollte ich nach bereits 2 Monaten Praktikum in der Unterhaltungsredaktion die nächsten 4 Monate verbringen.

Sicher würde ich bei einem alten Kerl landen, der mich den ganzen Tag Kaffee holen schickt.

Punkt 8 stand ich im Büro meines neuen Chefs, oder besser gesagt ‚saß', denn ich wurde aufgefordert, auf einem der Sessel platz zu nehmen. Der Chef begrüßte mich und meinte dann, er würde mal schnell den Mitarbeiter anrufen, dem ich zugeteilt wurde. Na toll, bin mal gespannt, was für ein Zombie da kommt.

»Guten Morgen, Fabian. Könnten Sie kurz in mein Büro kommen und ihren Praktikanten abholen?« quakte Herr Müller in den Hörer.

Viel abzusprechen am Telefon gab es nicht mehr und 2 Minuten später war es dann soweit. Es klopfte an der Tür.

»Herein« rief Müller und die Tür wurde geöffnet. Das war er also der Zom...Moment, was war das? Der Kerl, der da reinkam sieht keineswegs nach Altersheimbewohner aus. Eher nach schnuckligem Zivi.

Geschätzte 1,85m, also ungefähr so groß wie ich. Kurze, schwarze Haare, grüne Augen, recht schmal aber nicht zu dünn...kurz gesagt, ein Prachtexemplar von Mann.

Er schloss die Tür und kam auf uns zu.

Herr Müller erhob sich, was ich ihm gleich tat, und stellte uns vor.

»Herr Westhof, darf ich ihnen Florian Wild vorstellen, ihr Praktikant für die nächsten 4 Monate. Herr Wild, das ist Fabian Westhof, Mitarbeiter in unserer Nachrichtenredaktion und seit gestern auch vertretungsweise Anchorman der 18 Uhr Nachrichten.«

Ich lächelte ihn unsicher an.

»Hi...willkommen bei den Nachrichten« sagte er.

»Hi« mehr brachte ich nicht heraus. Wir schüttelten uns kurz die Hände, als Herr Müller sich meldete.

»Da Sie sich ja anscheinend gut verstehen, meine Herren, kann ich Sie ja direkt auf die Anderen loslassen. Ich wünsche ihnen viel Spaß bei uns in der Redaktion, Herr Wild, und hoffe, dass hnen Ihre Arbeit hier gefällt.« Er klopfte uns beiden kurz auf die Schulter. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, meine Herren, aber meine Arbeit ruft, und ich denke Ihre auch.«

Und ob mir die Arbeit gefallen wird, bei der netten Gesellschaft.

Wir traten auf den Flur vor das Büro.

»Also dann, Herr Westhof...«

Er hob direkt die Hand und unterbrach mich.

»MOOOMENT, bei Herr Westhof komme ich mir alt vor. Nennen Sie mich Fabian.«

»Ok, Fabian. Dann bin ich aber auch Florian für dich und nicht Herr Wild.« Entgegnete ich und lächelte. Wir schüttelten uns noch mal die Hände.

»Also dann, Fabian, auf gute Zusammenarbeit.« Er lächelte mich an.

»Auf gute Zusammenarbeit.« Wiederholte ich.

An diesem Vormittag zeigte mir Fabian die Redaktionsräume, stellte mir die Mitarbeiter vor, was man eben so an einem ersten Arbeitstag alles wissen muss.

Gegen Mittag gingen wir in die Kantine und trafen dort eine gewissen Alex. Der war, wie ich dann erfuhr, Aufnahmeleiter mit Spätdienst, gut befreundet mit Fabian und zu faul zum Kochen, daher war er schon etwas früher da um in der Kantine zu essen.

Ich verzog mich kurz auf die Toilette und als ich zurück kam, war mir so, als ob die beiden abrupt ein Gespräch beendeten. OK, mir soll's recht sein, ich bin ja nicht neugierig. Obwohl, eigentlich bin ich das schon, nur zu große Neugier am ersten Tag konnte extrem tödlich fürs Arbeitsklima sein.

Nach der Mittagspause war Fabian kurz verschwunden, um sich eine Krawatte zu kaufen. Durch die spontane Verpflichtung als Anchor war er wohl gestern schon gezwungen, sich eine zu leihen, wie er erzählte.

Als er wieder da war, gingen wir gemeinsam die Agenturmeldungen durch.

Um halb fünf ging's dann in meine erste Redaktionssitzung bei den Nachrichtenleuten. Als die Themen dann festgelegt waren, verzog ich mich in Büro um beim Tippen der Meldungen zu helfen, während mein Traum-Chef in die Maske verschwand.

Gegen 20 vor sechs brachte ich ihm die Meldungen ins Studio, wo er dann mit der Regie den Ablauf besprach. In der ganzen Zeit stand ich neben ihm und schaute ihm zu...besser gesagt, ich starrte ihn an. Hoffentlich merkt das keiner. Plötzlich vibrierte mein Handy und signalisierte so, dass ich eine SMS bekommen hatte. Ich las sie schnell.

Plötzlich schaute mich Fabian an.

»60 Sekunden, alles auf die Plätze, Schnucki, viel Glück« rief Alex.

Ich musste weg. Schnell... Ich durfte keine zeit verlieren.

Die SMS kam von meiner Mutter (übrigens bis heute für mich unverständlich, wie sie das geschafft hatte). Mein kleiner Bruder Max hatte einen Unfall mit dem Motorroller und wurde gerade mit Verletzungen, über die sie nichts genaueres wusste, ins Krankenhaus gebracht. Er musste auf der glatten Fahrbahn ins Schleudern gekommen sein und war gegen die Leitplanke geknallt.

Ich fuhr direkt ins Krankenhaus, wo mich meine Mutter aber schon wieder beruhigen konnte. Der Kleine war nicht schwer verletzt. Er hatte sich »nur« eine Rippe gebrochen, den rechten Arm ausgekugelt und die linke Hand angeknackst. Wenn man bedenkt, was hätte passieren können, war das noch eine recht gute Situation.

Nach einer knappen Stunde gründlicher Untersuchung und einigen Gipsbinden weniger im Medizinschrank des Krankenhauses, konnten wir auch schon wieder nach Hause.

Meine Mutter verabschiedete sich auf den Schreck direkt ins Bett und ich brachte Max in sein Zimmer, wo ich ihm dann noch half seine Klamotten auszuziehen.

»Was du wieder anstellst, Kleiner, nur damit du in der Schule nicht die Klassenarbeiten mitschreiben musst« witzelte ich, als ich ihm grade aus den Resten seines Hemdes half.

»HAHA, sehr witzig...und nenn mich nicht Kleiner. Ich bin 17 und falls du es noch nicht bemerkt hast, 1,93 ist größer als 1,84...KLEINER!«

Es regte ihn immer auf, wenn ich ihn Kleiner nannte. Aber ich konnte es mir nie verkneifen.

»Ist ja schon gut, Brüderchen.« Ich half ihm aus der Hose. Dabei fiel mein Blick unweigerlich auf seine Boxershorts.

»Hmm...mir fällt grade auf, dass du jetzt erst mal ne Zeitlang außer Gefecht bist. Linke Hand in Gips, den rechten Arm in der Schlinge...das wird nichts mit Spaß haben.« Treffer...er wurde knallrot.

»Flo, ich bitte dich...du weißt, dass mir das Thema unangenehm ist.« Stammelte er zurück.

»Och Bruderherz, was ist schon dabei, das tut doch jeder. Und wenn du es nicht mehr erträgst, kannst du zu mir kommen, ich helfe dir dann gerne.« Ich grinste ihn breit an.

»Na das war mir klar. Nicht mal vor deinem eigenen Bruder machst du halt...aber danke, ich komm drauf zurück« jetzt war er am Grinsen. Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet.

Ich half ihm noch in den Pyjama. Ins Bett wollte er noch nicht, war ja erst kurz vor 21 Uhr.

»Erzähl mal von deinem ersten Tag im Nachrichten Business« sagte er zu mir, als ich grade aus seinem Zimmer gehen wollte. Ich ging zu seinem Schreibtisch, setzte mich auf den Stuhl und drehte mich zu ihm, da er auf dem Bett saß.

»Naja, es war...nett. Es ist Stress, aber es macht Spaß. Ich hab den ganzen Tag was zu tun gehabt und hätte sich mein Herr Bruder nicht mit dem Roller um die Leitplanke gewickelt, hätte ich einem Traummann beim Moderieren zusehen können.« Erzählte ich Max.

»Soso, einem Traummann. Ist mein Brüderchen verliebt?? Los erzähl...« forderte Max mich auf.

»AAAAlso. Er ist so was wie mein Chef. Ich wurde ihm zugeteilt, weil er der jüngste ist in der Redaktion und der Chefredakteur war der Meinung, dass ich mich da wohler fühlen würde. Wenn der wüsste, wie wohl ich mich fühle!« wieder grinste ich Max an.

Ich erzählte meinem Bruderherz also die Geschehnisse des Tages.

»Ach so, ich glaube, der Aufnahmeleiter is auch schwul, zumindest sagt er zu Fabian immer Schnucki und Süßer und so.« schloss ich meine Erzählung.

Ich wünschte Max eine gute Nacht und süße Träume und verschwand in mein Zimmer, wo ich mich dann auch gleich ins Bett legte. Eigentlich wollte ich noch eine Runde lesen, aber irgendwie schaffte ich nur 2 Seiten bis mir das Buch auf die Nase fiel und ich einschlief.


Fabian:

Als ich samstags Morgens aufwachte, war ich wie gerädert. Die ganze Nacht hatte ich von Florian geträumt. Und es waren leider keine schönen Träume.

Ich betete, dass es ihm gut ging.

Ich verrichtete meine morgendliche Routine und fuhr dann zum Sender.

Nachwort

Das war er also, der erste Teil.

BIIIIIITTTTTEEEEEEEE!!!!! Schreibt mir Meinungen, Lob, Kritik, und eure ehrliche Meinung, ob ich weiter machen soll, oder es einfach bleiben lassen soll.

Mir schreiben ist ganz einfach, da jetzt ja dieses nette Feedback-Formular existiert...nur eine Bitte: wenn ihr eine Antwort erwartet, dann tragt auch eure richtige eMail Adresse ein.

Ein ganz großes Dankeschön möchte ich an dieser Stelle noch an den lieben Markus (K2) loswerden, der mir sowohl als Muse, als auch zum Korrekturlesen zur Seite stand. DANKE *knuddl*

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