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Liebe und andere Nachrichten

Teil 2

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Vorwort

Endlich ist er da, der zweite Teil meiner Story. Geplant war er zwar schon für Ende April, doch mir kam eine mittelgroße Schreibblockade dazwischen.

Mittlerweile habe ich die Blockade entblockt und das Ergebnis seht ihr jetzt hier.

Wie immer gilt: die Handlung ist frei erfunden, die Personen ebenso. Ähnlichkeiten zu lebenden Personen sind dieses Mal aber durchaus beabsichtigt.

Kurz ein Hinweis: die geschilderten Geschehnisse sind zwar erfunden, jedoch existiert das Biggs Air Field in El Paso tatsächlich und es ist auch die größte Luftwaffenbasis der amerikanischen Streitkräfte auf der nördlichen Hemisphäre.

So, das war's jetzt vorweg...

Viel Spaß beim lesen,

Euer Scrat

 

Fabian

Meine Hoffnungen auf eine schnelle Klärung, was gestern Abend passierte, wurden schnell zunichte gemacht, da mir einfiel, dass Florian heute ja nicht im Sender auftauchen würde.

Als Praktikant hatte er das Wochenende über frei, wie ich ja eigentlich auch, wenn Peter nicht den Unfall gebaut hätte.

Ich schleppte mich mehr schlecht als recht durch den Arbeitstag, war bei der Redaktionssitzung nicht wirklich bei der Sache und musste mich während der Sendung extrem darauf konzentrieren, nicht auszusehen wie sieben Tage Regenwetter. Zusätzlich musste ich auch noch darauf achten, meinen Text fehlerfrei herauszubringen. Das alles in Kombination war sehr schwer, doch es gelang mir relativ gut.

Da Alex heute wegen der gestrigen Spätschicht seine freien Tag hatte, musste ich mich mit einem Aufnahmeleiter herumschlagen, der keinen Sinn für Humor hatte und vom Alter her schon bei Sendungen von Goebbels dabei gewesen sein muss.

Ich fuhr direkt nach Feierabend nach Hause und klingelte bei Alex.

Wie sich herausstellte, hatte Alex noch nicht zu Abend gegessen und so beschlossen wir, uns eine Pizza zu bestellen und den Abend gemütlich vorm Fernseher zu verbringen.

»Mach dir doch keinen Kopf, Fabi. Es wird schon nichts sein« nuschelte mir Alex zu, während er sich gerade eine halbe Pizza quer in den Mund zu stecken versuchte. »Aber dass es dich so erwischt hat, hätte ich nicht gedacht. Der Junge muss dir ja tierisch den Kopf verdreht haben. Ich hab vorhin die Nachrichten gesehen. Du hast ja beinahe deinen Namen falsch gesagt.«

»Hat man mir das so angesehen? Ich hab mich doch versucht zusammenzureißen.« Ich kaute auf meinem Stück Pizza herum und merkte, wie ich dann doch meine Gesichtsfarbe stark ins Rötliche wechselte.

»Also ob es Tante Trude aussem 4ten Stock gemerkt hat, weiß ich nicht, die ist etwas kurzsichtig und das Hörgerät ist auch mehr Zierde, als dass es wirkt... aber ansonsten, ja, man merkte, dass du durch den Wind bist.« Alex hatte es mittlerweile geschafft, das Stück Pizza zu vernichten.

»Na Klasse, ich habe mich also zum Gespött der Nation gemacht. «Ich will nicht wissen, was mir der Alte am Montag dazu sagen wird...» Ich fühlte mich grade alles andere als Wohl in meiner Haut.

Nach dem Essen saßen Alex und ich noch etwas zusammen. Gegen halb 1 gingen wir dann ins Bett... Jeder in sein eigenes. Wir beide mussten am Sonntag spätestens um 12 Uhr in der Redaktion sein, was bedeutete, dass Alex wieder »meine« Sendung leiten würde.

Der Sonntag war eher ereignislos, wenn man von der Tasse Kaffee absah, die sich kurz vor der Sendung entschied, sich über meine Hose zu ergießen. Zum Glück sitzt bei uns der Sprecher und steht nicht frei im Studio, wie bei anderen Sendern. Trotzdem war das Moderieren in einer nassen Hose nicht gerade angenehm.

Am Abend saßen Alex und ich wieder zusammen, tranken etwas Wein und unterhielten uns. Morgen würde ich wieder auf Florian treffen, hoffte ich.

Kurz nach Mitternacht verabschiedete sich Alex und ging in seine Wohnung. Ich blieb noch ein wenig wach und hing einigen Gedanken nach. Irgendwann hatte ich mich dann ins Bett geschleppt und recht unruhig geschlafen.

Florian

Das Wochenende war für mich nicht gerade angenehm. Ich hatte zwar frei und musste nicht in die Redaktion... doch kleine Brüder, die mit ihren Händen nicht wirklich was tun können, sind sehr anstrengend. Unsere Mutter war am Wochenende arbeiten, daher war ich mit Max allein. Und diesem kleinen Invaliden musste ich ja kochen, ihn füttern und ihm natürlich auch helfen, aufs Klo zu gehen. Das war Max zwar anfänglich peinlich, aber er gewöhnte sich dann doch recht schnell daran. Falls jetzt aber wer denkt, da sei was gewesen, den muss ich enttäuschen. Mein Brüderchen war nur zum Pinkeln mit mir auf der Toilette.

»Sag mal, du hast doch gestern erwähnt, dass der Aufnahmeleiter wohl auch schwul ist...« Max lag auf der Couch vorm Fernseher und sah die Nachrichten, die grade von Florian vorgelesen wurden.

»Wieso?« brummte ich und räumte ein Hemd beiseite, dass ich gerade gebügelt hatte... ja ich bügele. Die moderne Tucke ist ja selbstständig.

»Naja... sieht er gut aus? Ich meine, stellst du mir bald meinen Schwager vor?«

Verletzt oder nicht... ich bombardierte meinen Bruder gerade mit allem, was der Wäschekorb noch hergab.

»Hey, hey! Was hab ich getan?« Max hatte sich halbwegs hinter dem Sofa in Deckung begeben und linste vorsichtig hervor.

»Was du getan hast? Du hast das SCHW-Wort gesagt... und das wo Mum jeden Moment heimkommen kann« zischte ich ihm zu.

»Schwager? Das darf ich also nicht sagen, wenn Mum heimkommen könnte?« Ein paar Socken flogen an seinem Ohr vorbei.

»Du weißt genau was ich meine. Wenn Mum erfährt, was ich bin, bricht sie zusammen... die Scheidung von Dad war schon schlimm genug.«

Ich hörte einen Schlüssel im Schloss umdrehen.

»Psst! Sie ist da... kein Wort« zischte ich.

»Nabend Kinder, ich bin daheim, wo ist mein Essen, ich bin total fertig. Ich brauche einen Kaffee und ein heißes Bad« brüllte meine Mutter schon aus dem Flur.

»Nabend Mum, wieder viel zu tun? Setz dich. Kaffee ist gleich fertig. Dein Essen auch und fürs Badewasser biste ja schon alt genug, das kannst du dir selbst einlassen« brüllte ich in gleicher Lautstärke zurück, während ich in die Küche trottete.

»Du bist ein Schatz! Die Frau, die dich mal abbekommt, hat einen guten Fang gemacht.«

BÄNG! Da war es wieder...das unterschwellige ‚wann stellst du mir meine Schwiegertochter vor'. Ich konnte das nicht ausstehen.

»Jaja, Mum... das Thema hatten wir schon oft genug. Setz dich, hier ist dein Kaffee.« Ich stellte die Tasse wohl etwas zu genervt vor meiner Mutter auf den Tisch, allerdings brachte es den gewünschten Erfolg: einen entschuldigenden Blick ihrerseits und das Ende des Themas.

Nach dem Essen verzog sich Mum ins Badezimmer und gönnte sich ein Schaumbad.

Viel passierte an diesem Wochenende nicht mehr. Mum verzog sich recht schnell ins Bett und gönnte sich einen freien Sonntag. Max nahm extrem rot meine »Dienste« in Anspruch, allerdings schien es ihm gefallen zu haben... danach meinte er, dass es sicher nicht das letzte Mal war.

Und ich verbrachte den Sonntag eigentlich damit, mir einige Geschichten auf nickstories.de zu Gemüte zu führen. Sonntags abends ging ich dann doch recht früh ins Bett, weil ich am Montag ja wieder ins Studio musste.

Fabian:

Montag morgen. Eigentlich hasste ich ihn. Dieses Mal nicht. Die Vorfreude überwog. Heute musste er ja wieder in den Sender kommen. Doch was ist, wenn er mich nicht mehr anschaut? Warum ist er plötzlich abgehauen? Diese Frage geisterte mir immer wieder durch den Kopf.

Ich wollte es heute herausfinden, das hatte ich mir fest vorgenommen. Ob ich dieses Vorhaben durchsetzen könnte, da war ich mir nicht so sicher... warum bin ich nur so schüchtern.

»Morgen Alex,« gähnte ich, als ich aus meiner Wohnungstür trat und fast in meinen Kollegen reinrannte. »Wer fährt? Du oder... du?«

»Na wenn du mir schon die Wahl lässt, Ich. Du siehst nicht grade so aus, als wärst du in der Lage, ein Auto auch nur 5 Meter weit zu fahren, ohne was zu rammen.« Alex war immer so ekelhaft fit am frühen Morgen.

Gegen halb 8 kamen wir im Sender an und ich schlurfte zu meinem Schreibtisch, nur um dort von einem Kollegen gesagt zu bekommen, dass der Chef mich erwarte und ich sofort bei ihm auf der Matte stehen sollte, wenn ich das Gebäude betrat.

Ich ließ den Alten nicht warten und ging direkt in sein Büro. Das heißt, angeklopft hab ich vorher schon noch.

»Guten Morgen, Fabian. Schön, dass Sie so schnell wie möglich hier auftauchen. Sie können auch sofort wieder gehen!« begrüßte mich der Chef.

Ziemlich ratlos schaute ich ihn an.

»Ääähm, Verzeihung, Herr Müller... aber... ähm, ja... Ich kann gehen? Bin ich entlassen?« stammelte ich kurz darauf.

Müller lachte... er LACHT!... Er feuert mich und lacht mich aus...

»Natürlich nicht! Sie fahren jetzt nach Hause und fangen an zu Packen. Um 10:25 Uhr geht Ihr Flieger. Tickets sind am Flughafen hinterlegt. Ein Visum brauchen Sie nicht, da wo Sie hin fliegen. Ach und Sie nehmen ihren Praktikanten mit... und jetzt, hopp hopp, Sie haben einen Flug zu bekommen.«

»Eine Frage noch, Herr Müller: Wo geht's hin, damit ich das Richtige einpacke und nicht mit Bermudashorts am Nordpol stehe.« Ich klang mittlerweile noch nervöser, hatte ich bereits erwähnt, dass ich Flugangst habe? Außerdem sagte mir der Alte ja auch grade, dass ich verreisen werde mit Florian, dem süßesten Kerl, den ich kenne.

»Ach so, ja, Sie fliegen nach Washington, vorerst. Wir haben einen Standplatz vor dem Weißen Haus bekommen. Bush hat wieder einiges vor. Aber Sie bleiben nur einen Tag in Washington. Danach fliegen Sie weiter.«

Ja Spitze, nicht nur, dass ich nen Transatlantischen Flug über mich ergehen lassen muss, auch noch einen Interkontinental Flug und die sind in den Staaten meistens Abenteuer pur, zumindest war's bisher immer so, wenn ich per Flugzeug in den USA unterwegs war.

Müller kramte in seinen Unterlagen. Irgendwo ziemlich weit unten zog er einen Zettel hervor.

»Ahja, da ist es ja. Sie fliegen dann weiter zum Biggs Air Field, wo auch immer das sein mag, aber die Fluggesellschaft sollte das wissen.«

Biggs Air Field. Ich war gerade entschädigt für die Flüge. Biggs Air Field, der Flughafen eines Militärstützpunktes in Texas. Genauer in El Paso, Texas. Woher ich das kannte? Ganz einfach, meine beste Freundin wohnte in El Paso. Und da ich sie jedes Jahr besuche, kenn ich natürlich auch den Stützpunkt, vor allem, da er quasi bei ihr vor der Tür liegt.

Ich erwähnte das nicht bei meinem Chef, sondern machte mich fix auf die Socken. Ich musste Alex finden, ihm das Auto abnehmen, nach Hause fahren, packen, Florian finden, ihn nach Hause schicken zum Packen... und dann musste ich noch zum Flughafen, kurz: Stress pur.

Als ich bei meinem Schreibtisch ankam, wo ich eigentlich vorhatte, Alex in seinem Büro anzurufen, stand Florian leicht gähnend in der Gegend herum. Ich war sofort wieder hin und weg von ihm und daher stotterte ich auch leicht, als ich ihm die Nachricht mitteilte.

»Morgen Florian. Schlechte Nachrichten... du musst nach Hause... keine Panik, nichts Schlimmes. Aber ich komm gerade vom Chef. Du brauchst Klamotten für ne Woche, Reisepass und, falls nötig, was gegen Flugkrankheit. Wir wurden gerade nach Washington geschickt, um da morgen nen Livebericht zu machen. Und du darfst mit. Also los, Beeilung, wir treffen uns um halb 9 wieder hier. Reicht dir eine dreiviertel Stunde?«

»Ähm, ja, äh, Morgen Fabian. Fliegen? ICH? Washington? Heute? Packen, sofort? Ähm ja klar. Kein Problem.« Er stammelte auch relativ überrascht durch die Gegend und verschwand dann direkt nach Hause.

Ich griff zum Hörer und wollte grade die Kurzwahltaste für Alex' Handy wählen, als er bei mir im Büro auftauchte.

»Huhu, Ich bin's... fahren wir packen?« plapperte er gleich los.

»Wir? Willst du mir helfen, oder was, damit es schneller geht?« fragte ich Alex leicht perplex.

»Ähm, Nein... Ich fliege mit. Ich bin doch dein Aufnahmeleiter. Und du machst eine Sendung. Also bin ich dabei, egal ob die Sendung in Deutschland oder in den Staaten stattfindet,« antwortete mir Alex, bereits ungeduldig mit dem Autoschlüssel winkend. »Können wir?«

Wir fuhren schnell nach Hause. Zum Glück war das Haus, in dem unsere Wohnungen waren, nur 15 Minuten vom Sender entfernt.

Und wie es immer ist: Ich hatte keine Ahnung, was ich einpacken sollte. Also checkte ich mal schnell im Internet die Wetterlage in Washington. Bei ca. 7°C waren wohl dickere Klamotten eindeutig Favoriten dieser Reise. Erfahrungsgemäß wusste ich, dass auch El Paso nicht viel wärmer war um diese Jahreszeit.

Ich packte also einen dicken, schwarzen Mantel ein, der vor der Kamera ein gutes Bild abgeben sollte.

Eine halbe Stunde später stand ich mit meinem Koffer und einem Rucksack mit allem wichtigen (Reisepass, Medikamente, Kugelschreiber, Notizblock, Lippenbalsam... halt das, was eine Tucke halt so in der Handtasche haben muss) vor Alex' Wohnung.

Er brauchte, wie immer, länger... und wieder einmal fragte ich mich, warum uns Schwulen nachgesagt wird, wir brauchen immer zu lange.

Wir schafften es nicht ganz, um halb 9 wieder im Sender zu sein, es war mittlerweile viertel vor 9... und wir mussten uns beeilen. Befolgt man die Anweisungen der Fluggesellschaften, sollten wir ja eigentlich seit 20 Minuten bereits am Flughafen sein. Hatte ich bisher noch nie geschafft und wurde trotzdem immer noch mitgenommen.

Alex raste über die Autobahn, ich studierte auf dem Beifahrersitz Unterlagen, die mir der Chef noch in die Hand gedrückt hatte und Florian saß etwas unruhig auf der Rückbank.

»Flugangst?« fragte ich, oder besser gesagt, brüllte ich nach hinten. Ein paar Worte zum Wagen von Alex: der Tacho stimmt nie wirklich... die aktuelle Geschwindigkeit entnahm man der Lautstärke und Anzahl der klappernden Teile.

»Ich bin bisher noch nie geflogen. Daher weiß ich nicht, ob ich Flugangst habe, aber unwohl ist mir bei dem Gedanken schon, in einer Blechkiste zu sitzen, die eigentlich rein physikalisch betrachtet nicht fliegen kann« antwortete Florian in ungefähr gleicher Lautstärke, um die Geräuschkulisse zu übertönen.

»Das is alles gar nicht so schlimm. Und wir haben es gut getroffen,« ich wedelte mit den Papieren »das hier sind die Buchungsbestätigungen, die mir unser Chef vorhin gegeben hat, damit wir der Fluggesellschaft auch beweisen können, dass wir die Tickets haben dürfen. Wir sind gebucht auf einen American Airlines Flug, und zwar Business Class. Der Sender lässt sich die Reise was kosten. OK, der Inlandsflug wird dann etwas schlimmer, aber lass dich überraschen. Landen in El Paso ist eine Erfahrung, die man gemacht haben muss.« Den letzten Satz hätte ich mir sparen sollen, denn so richtig beruhigend war er nicht, wie ich selbst feststellte.

»Aber wer den Fahrstil von dem da,« ich zeigte auf Alex, »übersteht, der braucht vorm Fliegen keine Angst zu haben« schob ich so breit grinsend wie möglich nach.

Mittlerweile waren wir im Parkhaus des Flughafens angekommen, Alex suchte sich einen freien Platz, wir schnappten unser Gepäck und rannten zum Terminal.

Dort angekommen, hörten wir gerade eine Ansage.

»Passagiere Meinel, Westhof und Wild, gebucht auf Flug AA71 nach Washington werden gebeten...«

»Sie suchen uns schon, sind wir so spät?« jappste ich, als wir im Laufschritt zum Check In Schalter eilten.

»Viertel vor 10. Also noch im grünen Bereich. Wir waren schon später dran« kam es von Alex.

Oh ja, wir waren schon später dran... im letzten Urlaub zum Beispiel. Alex und ich wollten zusammen nach Griechenland, 3 Wochen »Kulturschock«. Wir kamen dank eines Staus 10 Minuten vor geplanter Abflugzeit im Terminal an und mussten doch einiges an Überzeugungsarbeit leisten, dass wir doch noch mit durften.

Dieses Mal mussten wir keine Überzeugungsarbeit leisten, dass wir noch an Bord durften. Allerdings war die ältere Dame am Schalter nicht grade erfreut über unser spätes Eintreffen und machte dies auch recht deutlich.

Wir hetzten dann gleich zu dem uns genannten Gate, zeigten unsere Ausweise und Tickets und gingen an Bord. Nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten, stellten wir fest, dass wir nicht die einzigen Mitarbeiter des Senders auf diesem Flug waren. Eine Reihe hinter uns saßen noch eine Redaktionskollegin, einer unserer Kameramänner und ein Tontechniker.

Als wir diese begrüßt hatten, begann auch schon das übliche Gehampel der Stewardessen, oder »Saftschubsen«, wie ich sie nannte.

Alex und mir war es egal, wir kannten das ja alles schon von unseren früheren Flügen. Florian aber saß relativ angespannt in seinem Sitz und verfolgte die Sicherheitsanweisungen.

Kaum waren die Anweisungen fertig heruntergebetet, setzte sich der Flieger in Bewegung und rollte zur Startbahn. Diese Zeit nutzte unsere Stewardess, eher gesagt unser Steward... bei genauerem Nachdenken eigentlich unsere Stewardess, gefangen im Körper eines Stewards, um uns ein Glas Sekt und ein Schälchen Nüsse zu servieren und die Speisekarte da zu lassen. Wir wählten unser Essen (in der Business Class hat man zum Glück mehr Auswahl, als nur »Chicken or Beef«) und schon kam die Ansage des Captains.

»Attendants, please prepare for Take Off« und die emsigen Bienchen der Fluggesellschaft checkten, ob alle Passagiere angeschnallt waren und ihr Tischchen nach oben geklappt hatten. Pünktlich waren wir zwar nicht, aber wir hoben immerhin noch vor 11 Uhr ab.

Knappe 11 ½ Stunden Flug lagen nun vor uns. Um ca. 17 Uhr Ortszeit sollten wir in Washington landen. Ich stöpselte meine Kopfhörer ein und zappte mich durch das Bord-Unterhaltungsprogramm.

Florian:

Es war kurz nach halb 8, als ich im Sender ankam und mich in die Redaktion hochgeschleppt hatte. Etwas zu spät, aber egal, Fabian war noch nicht in seinem Büro. Ich sah mich etwas in dem Raum um und entdeckte einige Fotos an der Wand, die mir noch nie aufgefallen waren. Ok, ich war erst 2 Tage in diesem Büro und da noch nicht mal durchgehend, sondern meistens mit Fabian unterwegs im Gebäude oder im Großraumbüro, in dem die Sitzungen stattfanden.

Ich betrachtete mir die Bilder und sah zwei ausgelassene junge Männer, in einer wilden Parade. Eindeutig der CSD in Köln. Die beiden jungen Männer waren Fabian und der Aufnahmeleiter Alex. Ich lag wohl mit meiner Vermutung doch nicht so falsch.

Gerade als ich wieder gähnend am Schreibtisch stand, kam Fabian herein und stockte kurz, bevor er anfing zu sprechen.

»Morgen Florian. Schlechte Nachrichten... du musst nach Hause... keine Panik, nichts Schlimmes. Aber ich komm gerade vom Chef. Du brauchst Klamotten für ne Woche, Reisepass und, falls nötig, was gegen Flugkrankheit. Wir wurden gerade nach Washington geschickt um da morgen nen Livebericht zu machen. Und du darfst mit. Also los, Beeilung, wir treffen uns um halb 9 wieder hier. Reicht dir eine dreiviertel Stunde?«

»Ähm, ja, äh, Morgen Fabian. Fliegen? ICH? Washington? Heute? Packen, sofort? Ähm ja klar. Kein Problem.« Ich stammelte mir meine Antwort zurecht und war innerlich gerade am Sterben. Ich sollte fliegen. Und dann auch noch gleich über den großen Teich. Dass ich mit diesem Praktikum die Welt sehen würde, war mir klar. Nur rechnete ich damit, die Welt in Form von Filmbeiträgen in den Nachrichten zu sehen... und nicht live vor Ort.

Ich beeilte mich schnell nach Hause zu kommen und einen Koffer zu packen. Ich hatte ja nur eine dreiviertel Stunde.

Zu Hause angekommen stopfte ich einfach die erstbesten Klamotten, die mir in die Finger kamen in meine Reisetasche, organisierte mir meinen Reisepass, den ich zum Glück ja besaß, und plünderte meine Geldvorräte, denn schließlich braucht man im Ausland ja auch etwas Geld.

Durch den Lärm den ich veranstaltete, wurde meine Mutter wach. Sie hatte Spätschicht und wollte eigentlich ausschlafen.

»Was hast du denn vor? Oh Mein Gott, Junge! Gepackte Tasche? Du willst dich aussem Staub machen? Tu es nicht, Florian, du hast es doch so gut hier,« kreischte sie panisch, als sie mich mit der Reisetasche und meinen Papieren auf dem Flur sah.

»Nein, wo denkst du denn hin... Würdest du bitte aufhören, dir die Hände vors Gesicht zu schlagen und zu jammern? Ich will nicht abhauen. Ich hab nur heute morgen gesagt bekommen, dass ich mit den Nachrichtenleuten nach Washington muss. Ich wollte nur meine Sachen schnell ins Auto schaffen und dir dann noch alles erzählen. Aber ich hab so langsam keine Zeit mehr. Ich muss in den Sender zurück. Der Flug geht um halb 11 und ich will nicht der Grund sein, wenn wir den Flieger verpassen.« Ich drückte ihr einen Abschiedskuss auf die Wange und eilte, so schnell es mit der Tasche eben ging, die Treppen hinunter zu meinem Auto.

Kurz darauf parkte ich wieder vor dem Sender und rannte Richtung Haupteingang, als ich Alex und Fabian sah. Sie winkten mir zu, ich sollte zu ihnen ans Auto kommen. Ich wechselte die Richtung wie ein Hase auf der Flucht und kam etwas außer Atem bei den beiden an. Ich stopfte meine Tasche in den Kofferraum und quetschte mich auf die Rückbank des nicht gerade vertrauensvoll aussehenden Wagens.

Ich hatte mich noch nicht richtig angeschnallt (was daran lag, dass es etwas dauerte, bis ich den Gurt in diesem Auto gefunden hatte), da raste Alex schon die Autobahnauffahrt hinauf und wechselte direkt auf die linke Spur.

Sichtlich unwohl hockte ich wie ein Schuljunge, der zum Direktor musste, auf der Rückbank.

»Flugangst?« brüllte Fabian nach hinten, nur etwas lauter als die Klappergeräusche des Autos, und ich hatte fast Probleme, ihn zu verstehen.

»Ich bin bisher noch nie geflogen. Daher weiß ich nicht, ob ich Flugangst habe, aber unwohl ist mir bei dem Gedanken schon, in einer Blechkiste zu sitzen, die eigentlich rein physikalisch betrachtet nicht fliegen kann« antwortete ich in ungefähr gleicher Lautstärke, um gegen die Geräuschkulisse anzukommen.

»Das ist alles gar nicht so schlimm. Und wir haben es gut getroffen,« Fabian zeigte mir ein paar Papiere »das hier sind die Buchungsbestätigungen, die mir unser Chef vorhin gegeben hat, damit wir der Fluggesellschaft auch beweisen können, dass wir die Tickets haben dürfen. Wir sind gebucht auf einen American Airlines Flug, und zwar Business Class. Der Sender lässt sich die Reise was kosten. OK, der Inlandsflug wird dann etwas schlimmer, aber lass dich überraschen. Landen in El Paso ist eine Erfahrung, die man gemacht haben muss.« Wie beruhigend. Mein Herz sackte direkt ein Stockwerk tiefer und war jetzt ungefähr auf Höhe des Bodenblechs.

»Aber wer den Fahrstil von dem da übersteht, der brauch vorm Fliegen keine Angst zu haben« schob Fabian direkt hinterher, was mich dann auch nicht wirklich beruhigte.

Wir kamen endlich heil am Flughafen an, Alex fand einen Parkplatz und wir hetzten zum Check In Schalter. Ausgerufen wurden wir auch schon.

Nach kurzer Diskussion am Schalter erhielten wir unsere Bordkarten, drängelten uns durch die Sicherheitskontrolle und saßen dann im Flieger.

Angespannt lauschte ich den Sicherheitsanweisungen der Stewards und nahm den Sekt, der uns angeboten wurde, gerne an.

Als der Flieger dann plötzlich beschleunigte und sich vom Boden abhob, vergrub ich meine Finger tief in den Armlehnen meines Sitzes.

Meine Begleiter waren das alles schon gewohnt und saßen völlig entspannt, mit den Kopfhörern auf den Ohren in ihren Sitzen.

11 ½ Stunden Flug. Unruhig zappte ich durch die zur Verfügung stehenden Radiosender im Bordprogramm, da die Filme noch nicht zur Verfügung standen.

Fabian:

»Welcome aboard Flight AA71 from Frankfurt to Washington D.C. This is your Captain speaking…”

Ich hörte der Ansage nicht wirklich zu. Es war sowieso immer das selbe. Ein mir unbekannter Mann, dessen Gesicht ich nie sehen werde, nennt seinen Namen und erzählt mir wo ich hinfliege. Als ob ich das nicht wüsste. Flugdauer und Flughöhe waren auch nicht sonderlich interessant und dass wir kurz vor der Landung die nötigen Formulare, die zur Einreise in die USA gebraucht werden, erhalten, war auch von vorne herein klar. Anschnallen sollte man sich während des ganzen Fluges, auch wenn die Anschnallzeichen nicht angeschaltet sind. Ich löste meinen Sicherheitsgurt. Dass der Flug ein reiner Nichtraucherflug war, brauchte man eigentlich nicht sonderlich zu erwähnen. ALLE Flüge der amerikanischen Airlines waren mittlerweile Nichtraucherflüge. Interessanter war die Ansage, dass es gleich einen Begrüßungssnack geben wird und das Mittagessen in ca. 2 ½ Stunden angesetzt war, sollten keine Turbulenzen dazwischen kommen. So wie ich mein Glück kannte, kamen Turbulenzen dazwischen.

Das passierte immer, meistens dann, wenn ich gerade die Folie von meinem Tablett abgemacht hatte und eigentlich in Ruhe essen wollte.

Endlich endete die Ansprache, was bedeutete, dass in wenigen Minuten auch die Filme im Bordkino starten würden. Ich suchte mir einen Film aus. Welcher genau das war, keine Ahnung. Fest stand nur, dass es ein Film aus meinem Lieblingsgenre war. Also ein hirnloser Actionfilm in dem alle 5 Sekunde etwas ohne erkennbaren Grund explodiert.

Alex tat mittlerweile das, was er immer auf Flügen tat: schlafen. Aus irgend einem Grund brauchte dieser Typ nur ein Flugzeug zu betreten und war eigentlich schon am Schlafen, bevor er auf seinem Platz angekommen war.

Ich konnte auf Flügen nie schlafen.

Florian sah mittlerweile auch ruhiger aus und hatte sich ebenfalls einen Film ausgesucht, den er gebannt auf dem kleinen Monitor seines Sitzes verfolgte.

Unser Flugbegleiter stöckelte vorbei (in diesen Situationen frage ich mich immer, ob man es wirklich SO heraushängen lassen sollte, dass man schwul ist) und servierte uns den kleinen Snack. Dieser bestand aus Nüssen, was für mich in sofern perfekt war, da Alex allergisch auf Nüsse war und ich somit zwei Portionen hatte.

Florian futterte leicht abwesend sein Schüsselchen leer und nahm dabei kaum den Blick vom Bildschirm. Auch eine Art, sich von der Flugangst abzulenken.

Die Zeit bis zum Essen vertrieb ich mir mit gelangweiltem hin und her schalten zwischen den Programmen im Bord-TV, da mir der Actionfilm doch etwas zu hirnlos wurde.

Business Class hat im Bezug auf die Nahrung, die einem vorgesetzt wird, eindeutig Vorteile. Während man aus der »Holzklasse« die allseits beliebte Frage »Chicken or Beef« hörte, servierte unsere Saftschubse uns eine leckere Schweinelende auf Gemüse, diverse Beilagen und ein Mousse au Chocolat zum Dessert.

Die erwarteten Turbulenzen blieben dieses Mal zum Glück aus und dadurch auch meine Hose trocken.

Der weitere Flug war echt ereignislos, mit der Ausnahme, dass ich Alex davon abhalten musste auf dem Einreiseformular, welches man für die USA ausfüllen muss, die Frage »Sind Sie in einer terroristischen Vereinigung« mit Ja zu beantworten.

Circa 1 ½ Stunden vor der Landung meldete sich der Captain noch einmal um uns mitzuteilen, dass wir auf Grund guter Winde etwas früher als erwartet in Washington landen würden. Danach tat er seinen Job als Wetterfrosch und verkündete leichten Schneeregen bei mir eindeutig zu kalten 3 Grad.

Die Landung verlief relativ reibungslos, wir kamen recht schnell aus der Kiste heraus und reihten uns in die Schlange der Einreisewilligen ein. Ein relativ motivierter Beamter der Einwanderungsbehörde kontrollierte unsere Formulare, die gleichzeitig als Visa gelten und den Pass, stellte die obligatorischen Fragen nach Dauer und Grund des Aufenthaltes und drückte einen Stempel in den Reisepass, an dem man ablesen konnte, wie lange wir uns in den USA aufhalten durften.

Da die Prozedur der Einreise länger dauerte, weil zu viele Personen an zu wenigen Schaltern abgefertigt wurden, drehten unsere Koffer bereits fröhlich ihre Runden auf dem Laufband.

Nachdem wir alle Gepäckstücke zusammengesammelt hatten, ging es noch durch den Zoll (welcher eine vollständige Durchsuchung unserer Taschen und Kamerakoffer verlangte) und die Seuchenkontrolle (eine weitere Fragestunde zum Thema »Was darf mit in die USA«... mein Hanuta anscheinend nicht).

Aber auch diese Formalitäten gingen vorüber, Florian war mittlerweile wieder ziemlich locker, sein English war fast besser als meines und er strahlte fast wie ein kleines Kind.

Vor dem Ausgang unseres Flugsteiges wartete ein Fahrer auf uns, der ein Schild mit dem Senderlogo hochhielt und uns in die Washingtoner Redaktion bringen sollte.

Es war mittlerweile kurz vor 18 Uhr Ortszeit, also kurz vor Mitternacht in Deutschland. Wir meldeten uns also in der Redaktion, wo uns auch mitgeteilt wurde, wieso wir jetzt eigentlich mit 6 Mann nach Washington geflogen waren. Die USA planten die Verlegung einer nicht geringen Anzahl Kampfgeschwader nach Deutschland, um so näher am Irak zu sein. Dreh und Angelpunkt sollte die Militärbasis in Ramstein sein. Doch deswegen wurden wir nicht nach Washington geschickt. Präsident Bush plante für den kommenden Tag eine Pressekonferenz zu diesem Thema, gefolgt von einem exklusiven Interview für die Deutsche Presse, eben wegen der Truppenverlegung nach Deutschland. Wer von den anwesenden Journalisten dieses Interview führen sollte, wurde per Los entschieden.

Die Pressekonferenz war für den kommenden Tag, 9 Uhr, das Interview für 10:30 Uhr angesetzt. Auf Grund der Zeitverschiebung sollte unsere Nachrichtensendung live aus Washington um 12 Uhr stattfinden.

Nach einem kleinen Briefing durch den Redaktionschef fuhren wir ins Hotel, um uns von dem Flug etwas zu erholen.

Im Hotel erwartete uns dann allerdings noch eine Überraschung.

Wie sich herausstellte, beziehungsweise wussten wir das ja, hatten aber nicht wirklich daran gedacht, hieß die Kollegin aus der Redaktion ebenfalls Wild mit Nachnamen, wie Florian, und so hatte das Hotel fälschlicherweise angenommen, es handele sich um ein Paar und buchte die beiden auf ein Doppelzimmer. Und wie sollte es anders sein, alle anderen Zimmer waren ausgebucht.

Margot, also die Kollegin, war allgemein als Zicke in der Redaktion bekannt und bestand natürlich auf einem Einzelzimmer, um ihre Privatsphäre zu schützen. Ich nutzte meine Chance und bot ihr heldenhaft mein Einzelzimmer an, womit ich automatisch in das Zimmer von Florian wechselte. Also kein schlechter Deal. Im Innersten hoffte ich ja, so einen Blick auf ihn erhaschen zu können, wenn er etwas weniger anhat.

Als wir das Zimmer betraten, wurde ich leicht enttäuscht. Typisch amerikanisch stand in dem Doppelzimmer kein französisches Bett, sondern zwei einzelne, brav getrennt durch zwei Nachtschränkchen.

Allerdings ließ ich mir nichts anmerken.

Wir stellten unser Gepäck vor die Fußenden der Betten. Wir hatten beschlossen, nicht auszupacken, da wir morgen Nachmittag bereits wieder im Flieger Richtung El Paso sitzen würden.

Ich entschloss mich noch, duschen zu gehen und fischte mir daher alles Nötige aus meinem Koffer. Florian wollte etwas Ami-TV schauen. Er meinte, er würde mal durchschalten und hoffen, irgendwo die Jerry Springer Show zu finden. Ich gab ihm den Tipp, mal bei KFOX zu schauen. Ich als Jerry-Springer-Fan musste ja wissen, wo er läuft.

Ich ging ins Bad und genoss die heiße Dusche. Als ich eine halbe Stunde später wieder ins Schlafzimmer trat, sah ich Florian schon friedlich schlummernd in seinem Bett liegen. Leider.

Ich legte mich ebenfalls ins Bett, stellte den Wecker auf 7 Uhr und löschte das Licht. Dank des Jet Lags schlief ich schnell ein und träumte davon, wie es wäre, wenn die Betten nicht getrennt wären...

Florian:

»Welcome aboard Flight AA71 from Frankfurt to Washington D.C. This is your Captain speaking. My Name is Richard Johnson and Andrew Donalds will be the Co-Pilot on todays flight…”

Ich folgte der Ansage so gut ich konnte. Eigentlich sollte es mich ja beunruhigen, dass in einem solch modernen Transportmittel die Kommunikationsanlage eine dermaßen schlechte Qualität besitzt. Dies war allerdings unmöglich, denn beunruhigter als ich es bereits war, konnte ich es nicht werden.

Als die Ansage über Flugdauer, Flughöhe und alles sonstige, für den Flug wichtige, beendet war, lehnte ich mich in meinem Sitz zurück und starrte auf den Monitor. Ich hatte mir einen Film ausgesucht, der in Deutschland erst in einigen Monaten im Kino sein würde. Dass dieser daher nur auf englisch verfügbar war, störte mich nicht.

Die Nüsse, die als kleiner Snack serviert wurden, waren nur kurze Zeit eine willkommene Ablenkung von meiner doch sehr stark ausgeprägten Flugangst.

Nachdem das Essen serviert, vernichtet und die Reste von dem eindeutig schwulen Steward abgeräumt waren, versuchte ich etwas zu schlafen, was mir aber nicht sonderlich gelang. So kam es, dass ich dann doch wieder in den Programmen des Unterhaltungsangebots nach etwas Sinnvollem suchte. Ich fand eine interessante BBC-Dokumentation und blieb hängen.

Kurz vor der Landung meldete sich der Pilot noch einmal, um die letzten Infos zu Wetter und aktueller Tageszeit zu verkünden, und dann dauerte es auch schon nicht mehr lange, bis wir mit einem Rumpeln auf der Landebahn aufsetzten.

Nach Verlassen der Maschine unterzogen wir uns der Einreiseprozedur der Vereinigten Staaten, also Passkontrolle, Zollkontrolle und Seuchen-Kontrolle.

Vor unserem Flugsteig wartete ein Fahrer, der uns quer durch die Stadt zur Redaktion fuhr, wo uns dann der Grund unseres Aufenthaltes mitgeteilt wurde.

Nach dieser kurzen Einführung ging's auch gleich in unser Hotel. Dort angekommen, stellten wir das erste Mal auf dieser Reise fest, wie unsere drei weiteren Begleiter, oder in dem Falle die komische Redaktions-Tante, die mir schon den ganzen Flug über komisch vorkam, eigentlich hießen. Margot Wild. Auf Grund der Namensgleichheit buchte uns das Hotel fälschlicherweise auf ein Doppelzimmer. Und wie es in solchen Fällen immer ist, es waren keine 2 Einzelzimmer mehr frei. Margot bestand weiterhin auf einem Einzelzimmer, um ihre Intimsphäre zu wahren. Ihre »Intimsphäre« hätte ich noch nicht mal verletzt, wenn ich hetero gewesen wäre. Sie sah aus wie eine Mischung aus Angela Merkel und Uschi Glas nach einem Autounfall. Glücklicherweise stellte sich Fabian freiwillig zur Verfügung, mit ihr das Zimmer zu tauschen. Ich war mit einem Mal total happy. Ich sollte also die Nacht mit einem süßen Kerl in einem Zimmer und in einem Bett verbringen.

Im Zimmer allerdings war mir klar, dass die Erzählungen über die Prüderie der USA keine Übertreibungen waren. Es gab kein Doppelbett, sondern zwei getrennte, weit auseinander stehende Betten. Das war's also mit der Happyness. Blieb mir nur noch der Trost, dass ich Fabian mal vielleicht in Unterwäsche sehen würde.

Unsere Koffer stellten wir unausgepackt an die Fußenden der Betten und ich schaltete den Fernseher ein. Irgendwo musste sicher eine Episode der Jerry Springer Show laufen.

Fabian wollte noch schnell duschen. Meine Laune stieg schlagartig, als ich feststellte, dass er außer frischer Unterwäsche nichts aus dem Koffer nahm. Ich würde ihn also relativ unbekleidet zu sehen bekommen.

»Was suchst du denn? Du schaltest ja so schnell um, das man kaum erkennen kann, was da läuft« beschwerte sich Fabian im Vorbeigehen über meine Fernsehgewohnheiten.

»Ich such die Jerry Springer Show, vielleicht hab ich Glück. Und schreiende Typen, die mit Stühlen werfen, erkennt man auch bei dieser Geschwindigkeit.« Ich war mittlerweile schon auf Kanal 65.

»Versuch mal KFOX, dort läuft der meistens. Und Stühle fliegen schon lange nicht mehr, dafür anständig die Fäuste« lachte mir Fabian entgegen und verschwand im Bad.

Ich fand zwar den Sender KFOX, doch leider lief heute keine Jerry Springer Show. Ich putzte mir also im Vorraum des Badezimmers, in dem sich das Waschbecken befand, die Zähne und kuschelte mich dann ins Bett. Ich wollte noch etwas TV schauen und natürlich wach bleiben, bis Fabian in Unterwäsche an mir vorbei zu seinem Bett läuft. Doch daraus wurde nichts. Kaum lag ich im Bett, war ich auch schon eingeschlafen.

In dieser Nacht träumte ich davon, wie es wohl wäre, wenn die Betten zusammenstünden und ich mich an Fabian kuscheln könnte.

Fabian:

»Es ist Dienstag, der 14. Januar, 18:00 Uhr, hier sind die Nachrichten, diesmal live aus Washington D.C., mein Name ist Fabian Westhof und das sind die Themen des heutigen Tages.«

Die Pressekonferenz am Morgen war gut verlaufen, ich erhielt die Möglichkeit, eine Frage zu stellen, wie jeder Reporter und erhielt auch eine recht gute Antwort darauf, was nicht jeder Reporter von sich behaupten konnte.

Das Interview, für das ein Reporter ausgelost wurde, ging an unseren Konkurrenzsender. Ich kannte den Journalisten, den sie geschickt hatten. Und am liebsten hätte ich ihm sein selbstgefälliges Grinsen, mit welchem er an mir vorbeilief, wann immer ich ihm begegnete, aus dem Gesicht geprügelt.

Ich konnte mich allerdings zurückhalten und bereitete mich auf die Nachrichten vor, die ich gerade, live und dick in einen Wintermantel eingepackt, vor dem Weißen Haus sprach.

Nachdem die Sendung vorüber war, packten die Techniker ihre Sachen zusammen, während Alex, Florian und ich uns direkt absetzten, da wir noch etwas essen wollten, bevor wir zum Flughafen mussten.

Aus dem Hotel ausgecheckt hatten wir bereits am Morgen, unsere Koffer waren mit dem Fahrer unterwegs zum Flughafen, und wir mittlerweile in einem Restaurant, welches uns von einem Mitarbeiter des Weißen Hauses empfohlen wurde.

Nach einem kleinen Mittagessen holte uns unser Fahrer ab und brachte uns zum Flughafen, wo auch schon die 3 Anderen warteten. Wir bestiegen ein kleines, nicht gerade vertrauensvoll wirkendes, Flugzeug, dass gerade mal 80 Passagiere aufnehmen konnte. Es sollte uns ins ca. 2 Stunden entfernte El Paso bringen, direkt an der Grenze zu Mexiko. Dort befand sich die größte Luftwaffenbasis der nördlichen Hemisphäre. Ihr Areal erstreckt sich bis nach Arizona.

Wie ich es bereits auf der Autobahn in Deutschland prophezeit hatte, wurde der Flug alles andere als ruhig und die Landung in El Paso war wieder einmal eine Meisterleistung. Zeitweise sah es so aus, als ob die Tragfläche noch vor dem Fahrwerk den Boden berührt, aber das war normal, wenn man hier landete.

Wir verließen die Maschine, Florian war etwas weiß um die Nase, und holten unser Gepäck vom Laufband. Da unser Sender in El Paso keine Redaktion hatte und dadurch auch keine Fahrer beschäftigte, waren 2 Mietwagen für uns bereitgestellt.

Alex, Florian und ich teilten uns den einen Wagen, Margot und die Techniker den anderen.

Während die Drei ins Hotel fuhren, beschloss ich, schnell bei meiner besten Freundin vorbei zu fahren. Ich setzte mich also ans Steuer des Wagens und machte mich mit meinen beiden Begleitern auf den Weg in den östlichen Teil der Stadt, in dem Jutta wohnte. Ja, Jutta, ihr habt richtig gelesen. Jutta war keine Amerikanerin, sie war eine Deutsche, die vor einigen Jahren ausgewandert war und nun mit ihrem Mann George und den beiden Kindern hier ein Haus hatte.

Ich hatte sie nicht informiert, dass ich im Land sein würde. Nach 20 Minuten erreichten wir das Haus. Ich parkte den Wagen in der breiten Einfahrt und wir gingen zur Haustür.

Klingeln brauchten wir schon gar nicht mehr. Der Hund von Jutta hatte bereits in dem Moment angeschlagen, als ich in die Einfahrt fuhr.

Jutta öffnete die Tür und starrte mich ungläubig an. Sie kniff kurz die Augen zusammen und als sie diese Wieder öffnete, schrie sie vor Freude:

»FAAAAAAAAAAAAABIIIIIIIIIIIIAN! MEINE LIEBLINGSTUCKE! WAS MACHST DU DENN HIER?«

Ich umarmte sie und stellte ihr dann die beiden anderen vor.

»Nun, meine Liebe, ich bin dienstlich hier und hab gedacht, ich schau mal vorbei. Das hier sind Alex, mein Aufnahmeleiter und der kleine da ist Florian, er is Praktikant bei uns.«

Sie schüttelte Alex die Hand. Als sie das auch bei Florian machen wollte, stammelte der nur vor sich hin.

»Tu... Tu... Tucke? Fabian... du bist...?«

Nachwort

Das war er also, der zweite Teil meiner Story. Auch hier gilt wieder: Schreiben, schreiben, schreiben...nämlich in das Feedbackformular da unten. Und was? Natürlich eure Meinung, Lob, Kritik oder sonstige Drohungen ;)

Besonderer Dank gilt Stefan, der mir diesen Teil der Story Korrektur gelesen hat. VIELEN DANK *knuddl*

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