zur Desktop-Ansicht wechseln. zur mobilen Ansicht wechseln.

Schmuddelkind

Teil 6

Lesemodus deaktivieren (?)

Informationen

Inhaltsverzeichnis

Good friends

Mein Schädel schmerzt wie Hulle. Ich vertrage Wein irgendwie nicht. Armin hat die ganze Zeit gewusst, dass ich mit Chili schlafe. Wow, das hätte ich ihm nicht zugetraut. Klar, kam er mir manchmal sehr … äh … fixiert vor, aber ich hab halt gedacht … na ja, spielt jetzt keine Rolle mehr, was ich dachte. Trotzdem würde mich interessieren, wie lange und vor allem, warum Armin Bescheid wusste. Verliebte Blicke … das ist doch keine befriedigende Erklärung. Vielleicht hat er mich heimlich beschatten lassen. Würde zu ihm passen. Natürlich kann es auch sein, dass er mir was vorgemacht hat. Immerhin hab ich angefangen, aus dem Nähkästchen zu plaudern und er wollte mir vielleicht nicht den Gefallen tun und entsetzt sein, sondern seinem schwulen Ex-Kumpel noch einen Tritt verpassen, als der bereits am Boden lag. Auch das würde zu ihm passen. Dafür haue ich ihm auf alle Fälle noch auf die Fresse. Dafür, dass er Chili andauernd blöde angemacht hat auch. Und dafür, dass er mich dazu gebracht hat, über meinen Freund zu lästern, sowieso.

Eigentlich kann man Armin keinen Vorwurf machen. Er ist halt eine Assel. Aber so widerwärtig es auch ist, er hat recht. Ich hab mich erbärmlich verhalten. Doch das ist jetzt vorbei. Ich halte meinen Schädel unter kaltes Wasser, schlucke Aspirin, ziehe mir saubere Klamotten an und mache mich auf den Weg.

„Valentin, was willst du hier?“, fragt Chili wenig begeistert.

„Mit dir reden.“

Er macht sich nicht die Mühe, mich in die Wohnung zu lassen. Was soll’s?! Ich erzähle ihm, was passiert ist.

„Na ja, tut mir leid, dass dein Geheimnis jetzt doch rausgekommen ist.“

„Ist das alles?“, keife ich, was heftiges Kopfbollern zur Folge hat.

„Was erwartest du? Dass ich dir um den Hals falle, weil Armin gecheckt hat, dass wir zusammen waren?“

Na ja … äh, ja.

„Jetzt können wir …“

„Nein“, unterbricht er mich. „Ich hab deine Spielchen lange genug mitgemacht.“

„Aber wenn du mich nicht zurücknimmst, hat Armin gewonnen.“

„Das stimmt natürlich. Allerdings interessiert mich das einen Scheiß. Und dir ist der Typ ja wohl immer noch wichtiger als ich. So einen Freund brauche ich nicht, Valentin.“

„Also liebst du mich nicht mehr?“

Chili lächelt gequält. „Dir ist hoffentlich klar, dass es nicht darum geht.“

„Und ich kann die Zeit nicht zurückdrehen und mich anders verhalten.“

„Das ist der Punkt. Selbst wenn du’s könntest, glaube ich, dass es genauso laufen würde. Sei mal ehrlich, du würdest mich, ohne mit der Wimper zu zucken, bei der erstbesten Gelegenheit wieder in die Pfanne hauen.“

„Auf keinen Fall.“

„Doch, auf jeden Fall. Das Problem ist nicht Armin. Das Problem ist hier oben drin“, beschließt er und tippt mir gegen die Stirn. „Du sagst zwar, dass du voller Vorurteile steckst, aber richtig begriffen hast du das nicht. Du denkst heimlich immer noch genau das, was deine Freunde denken. Schwule wollen immer nur Sex. Und wenn du dich ficken lässt, bist du eine Trine, ein Waschlappen … einer, der sich unterwirft, oder so’n Scheiß. Die typische Klischeevorstellung von Heterokerlen, in einer schwulen Beziehung muss zwangsläufig einer der Schwächere sein und die Rolle der Frau übernehmen, das ist logischerweise totaler Bullshit. Überhaupt sollte es beim Sex nicht um Macht gehen … es sei denn, man hat sich vorher auf irgendwelche Spielregeln geeinigt … sondern darum, Spaß zu haben und sich miteinander gut zu fühlen.“

„Ich hatte immer Spaß mit dir“, murmele ich.

„Wenn ich grad in dir gesteckt habe. Aber kaum waren wir fertig, war’s dir peinlich. Hast überlegt, was deine Freunde sagen würden, wenn sie’s wüssten, und wie uncool sie das fänden. Rosenberg, der Weiberstecher, lässt sich in den Arsch ficken. Ist nichts, womit man angeben könnte, oder?“

„Und warum hab ich vor Armin dann genau das zugegeben?“

„Keine Ahnung. Flucht nach vorne, oder so. Vielleicht wolltest du deine Niederlage nachträglich in einen Sieg verwandeln. Wieso war schon wieder Sex das Thema? Wieso hast du ihm nicht einfach gesagt, dass du mich liebst?“

Der hat ja einen an der Waffel!

„Du konntest noch nicht mal mir sagen, dass du mich liebst.“

„Ich wollte nicht. Das ist ein Unterschied. Ich mag das nicht jemandem sagen, der es insgeheim scheiße findet, mit mir zusammen zu sein.“

„Also hab ich keine Chance mehr“, stelle ich fest. „Ich meine, du weißt anscheinend total, was in mir vorgeht, wie könnte ich dich überzeugen, dass du falsch liegst?“

Chili zuckt die Schultern.

„Vielleicht ist es wirklich besser so. Vielleicht hab ich es satt, dir andauernd irgendwas beweisen zu müssen. Möglicherweise läuft in deinem Kopf was nicht ganz richtig. Mal darüber nachgedacht?“

„Dafür hatte ich keine Zeit, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, herauszufinden, wie du tickst.“

„Na, das ist ja jetzt zum Glück vorbei“, entgegne ich wütend, weil mir sein selbstgefälliges Getue gerade tierisch auf den Sack geht. Leute die glauben, immer auf alles eine Antwort zu haben, sind zum Kotzen.


Von Chili krieg ich bloß noch mit, was Madita mir erzählt. Und das ist nicht viel. Armin hat sich überhaupt nicht mehr gemeldet und bei meinen Exfreunden hab ich mich nicht blicken lassen. Mit anderen Worten: die Ferien waren sehr, sehr einsam. Na ja, die letzten zwei Wochen war Zoe wieder da und wir haben uns dann einige Male getroffen. Aber sonst … ich hab alles verloren. Der einzige Gedanke, der mich wenigstens ein bisschen über Wasser hält, ist der, wie Armins Luxusfresse wohl aussehen mag, wenn ich mich darin ausgetobt habe. Ehrlich, ein blödes Wort, ein dämlicher Blick und er ist fällig. Der Gedanke Chili in der Schule zu sehen, macht mir unglaubliche Bauchschmerzen. Fünf Wochen reichten selbstverständlich nicht aus, ihn aus meinem Herzen zu verbannen. Oder mich auch nur ansatzweise mit der Tatsache abzufinden, ihn nie wieder zu küssen, zu umarmen. Ich vermisse ihn wie … das kann man gar nicht beschreiben. Nach der letzten „Aussprache“ hab ich ihn ungefähr hundertmal angerufen, bis er sagte, dass es für ihn auch total schwer sei und wenn ich noch mal anrufe oder ihm eine SMS schicke, schmeißt er das Handy weg. Seitdem herrscht Funkstille. Okay, ich bin ein paar Mal um sein Haus rumgeschlichen … gesehen hab ich ihn nie.

Dafür hab ich über seinen Vorwurf nachgedacht. Von wegen, ich fänd es scheiße, mit ihm zusammen zu sein und so. Ist schon irgendwie was dran. Nicht, dass ich ihn persönlich scheiße finde, aber, weiß nicht, er soll mir mal einen Typen zeigen, der sofort Luftsprünge macht, wenn er plötzlich anfängt, sich sexuell für einen anderen Typen zu interessieren. Außerdem war ich jahrelang Armin-geschädigt. Und Chili hatte beispielsweise viel mehr Zeit, sich an seine Homosexualität zu gewöhnen. Das muss man doch irgendwie berücksichtigen, oder? Leider stehe ich mit dieser Meinung ziemlich alleine da, was ich relativ unfair finde.

Chili sagt, er hat genug.

Madita sagt, dass alles meine Schuld ist.

Und Zoe behauptet, sie hätte an meiner Stelle früher reinen Tisch gemacht.

Offensichtlich interessiert es wieder mal keinen, wie ich mich fühle. Mit Vorwürfen, Schuldzuweisungen und Klugscheißertum sind sie alle immer schnell dabei. Versetzt euch doch mal bitte in meine Lage!

Am nächsten Morgen ziehe ich mich so unauffällig wie möglich an. Nicht, dass das irgendwen davon abhalten würde, über mich zu lästern, aber eine Schwuchtel zu sein, reicht ja wohl. Ich brauche nicht noch zusätzlich blöde Sprüche über mein Emo-Styling.

Als Chili an mir vorbeigeht, rebellieren meine sämtliche Organe. Verdammt, der sieht hübsch aus. Seine Haut ist leicht gebräunt … wie Karamellpudding … und er hat offenbar seine Haare gebleicht, die sind blond-orange mit rostroten Strähnen. Ich bin von der ersten Sekunde an wieder völlig verschossen. Was für eine Scheiße!

„Da kommt ja der kleine Schwanzlutscher“, behauptet Armin, der in der Pause mit einigen ehemaligen Freunden zusammensteht.

Die ehemaligen Freunde machen angewiderte Gesichter und wenden sich demonstrativ von mir ab. Schätze, das wird ein einsames Jahr für mich werden. Ich setze mich auf eine Bank und es dauert nicht lange, bis Armin sich vor mir aufbaut.

„Wo hast’n deinen schwulen Freund gelassen, Rosenberg?“

„Geh mir aus der Sonne.“

„Ist bestimmt nicht einfach, das neue Schuljahr gleich als Loser zu starten, was?“

Dass ich ihm keine Antwort gebe, macht ihn wütend. Armin kann es nicht haben, wenn man ihn ignoriert.

„Ich nehme an, dein Exfreund hat inzwischen mitgekriegt, was für eine Lusche er sich da angelacht hat. Wie war das eigentlich? Hast du für ihn auch Mädchenkleider getragen?“

„Nein, aber ich hab mir für ihn die Augen geschminkt. Zufrieden?“

„Du bist so abartig“, zischt er.

„Du nicht, oder? Ich hatte es wenigstens nie nötig, irgendwen besoffen oder mit anderen Drogen gefügig machen zu müssen, du Superflachleger.“

„Valentin, hey“, grüßt Zoe, gibt mir einen kurzen Kuss auf die Wange und setzt sich neben mich.

Armin lächelt böse. „Ach so, sie weiß es noch gar nicht, mh? Dein Freund bumst in seiner Freizeit mit Typen.“

Zoe zuckt die Schultern. „Und? Das mache ich in meiner Freizeit auch. Wir führen eine offene Beziehung. Nicht, dass dich das irgendwas angeht.“

„Pass nur auf, dass du dir bei ihm nichts wegholst“, rät er und verpisst sich.

„Hast du keine Angst, deinen Ruf zu ruinieren, wenn du mit mir sprichst?“, frage ich sie.

„Du bist immer noch mein Freund, oder? Ist es schlimm, ihn zu sehen?“

„Die Hölle.“

„Du überlebst es. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.“

„Wir sind schon ein tolles Paar“, lächele ich.

„Wenn du ein Mädchen wärst, wäre ich wahnsinnig verliebt in dich“, flüstert sie mir ins Ohr.

„Logisch, dann würde ich nämlich aussehen wie meine Schwester“, flüstere ich zurück.


Drei Wochen später hat Armin den Spaß daran verloren, mir bekloppte Sprüche reinzuwürgen. Ab und zu rempelt er mich an oder schubst mich ein bisschen gegen die Wand, wenn wir über den Flur gehen. Eigentlich wollte ich ihm aufs Maul hauen, aber ich finde es besser, damit zu warten, bis sich meine Aggression noch weiter aufgestaut hat. Schließlich soll es ja richtig weh tun.

Vorletztes Wochenende war ich in der Tanzkneipe und hab Chili getroffen. Das tat auch richtig weh. Ich weiß, dass er mich noch liebt. Das hat mir sein Blick gezeigt, als ich plötzlich vor ihm stand. Er hat ganz angestrengt geschluckt und seine Lippen haben gezittert. Für einen kurzen Moment sah es aus, als wollte er mich küssen, aber dann tauchte Len, die Arschgeige, auf und zerstörte den Moment. In der Schule versuche ich ihm aus dem Weg zu gehen … alles andere wäre Selbstmord auf Raten. Übrigens war er eh seit Tagen nicht mehr da. Vielleicht gelingt es mir, Madita nicht zu fragen, ob er krank ist, oder so was.

Als ich in die Küche runtergehe, um mir eine Flasche Saft zu holen, poltert meine Schwester herein. Heulend und schluchzend.

„Was ist passiert?“

„Chili … seine … Mutter …“, brabbelt sie und flennt dermaßen heftig, dass ich sie kaum verstehe.

„Ganz ruhig“, schlage ich vor und nehme sie in den Arm. „Was ist mit Chilis Mutter?“

„Tot.“

Au je!!

„Das ist schlimm. Aber wieso heulst du? Du kanntest sie doch gar nicht.“

„Ich … ich wollte …“, schnieft sie, „aber er hat … dabei braucht er …“

„Dita“, brülle ich und schüttele sie kurz.

„Ich wollte bei ihm sein, ihn trösten, aber er hat mich weggeschickt“, erklärt sie. „Seit Tagen liegt er völlig apathisch auf der Couch und will niemanden sehen. Das ist doch … ich will doch nur für ihn da sein, Valentin. Wieso schickt er mich weg?“

„Weil er seine Ruhe haben will möglicherweise. Vielleicht geht es gerade überhaupt nicht um dich und deine Befindlichkeit, Madita Roxana.“

„Was hast du vor“, fragt sie, während ich Schuhe und Jacke anziehe.

„Nach ihm sehen.“

„Ach so. Du darfst, ich nicht, oder was? Denkst du, wenn du ihn jetzt tröstest, nimmt er dich vor lauter Dankbarkeit zurück? Es ist echt schäbig, seine Trauer auszunutzen.“

Zum ersten Mal in meinem Leben verspüre ich den Drang, meiner Schwester ins Gesicht zu schlagen. Ich gebe ihm nicht nach, sondern lasse sie in ihrem Elend allein, um einem Freund zu helfen.

Keine Ahnung, ob er überhaupt die Tür aufmacht. Keine Ahnung, ob er sie mir gleich wieder vor der Nase zuknallt. Kann sein, dass er mich genauso wegschickt wie Madita. Egal. Ich versuche es.

Chili öffnet tatsächlich … nach dem zehnten Klingeln. Gott, sieht der kaputt aus. Verheult, verknittert und unglaublich müde. Er sagt kein Wort, schlurft ins Schlafzimmer, wohin ich ihm folge, wirft sich aufs Bett und bleibt regungslos auf der Seite liegen. Mann, das ist übel. Bloß nicht nachdenken, Rosenberg! Ich lege mich hinter ihn und meinen Arm um seinen Körper. Weiß nicht, wie viel Zeit vergeht. Es kommt mir vor, wie Stunden. Irgendwann tastet sein Finger ganz zaghaft nach meiner Hand und genauso zaghaft schiebe ich meine Hand in seine und streichele mit dem Daumen über seine Haut.

Noch eine Weile später dreht Chili sich zu mir um, kuschelt sich in meine Arme und schläft ein.

„Hey“, wispert Chili und lächelt matt.

„Bist du okay?“

Klasse, Rosenberg, eine dämlichere Frage ist dir wohl nicht eingefallen, was?

„Ich hab die letzten zwei Nächte nicht geschlafen. Und ich hab deine Schwester angebrüllt.“

„Sie wird’s verkraften.“

Er setzt sich halb auf und knautscht sich das Kissen in den Nacken.

„Kreislaufkollaps mit einem darauffolgenden Herzstillstand … hat der Arzt gesagt. Jahrelanger Alkohol- und Drogenmissbrauch blablabla. Im Bett hat sie gelegen, ihr Stecher hat sie erst am nächsten Tag gefunden.“

Mein spontaner Gedanke ist: ‚Sei froh, dass du sie nicht finden musstest!‘ Logischerweise spreche ich den nicht aus.

„Wann ist die Beerdigung?“

„Ende der Woche. Glaub bloß nicht, dass ihre ganzen Junkie- und Alkifreunde dahingehen werden.“

„Wirst du hingehen?“

„Einer sollte wohl an ihrem Grab stehen.“

„Chili … wenn du’s nicht alleine schaffst, also … ich könnte dich begleiten“, biete ich an.

„Ich pack das schon.“

Ende der Woche besuche ich Chili noch mal. Heute war die Beerdigung und sicher geht’s ihm nicht grad blendend.

„Ich hab’s überstanden“, verkündet er, setzt sich auf seine Couch und schlürft heißen Kakao, „wenn ich jetzt noch den verdammten Erde- und Blumengestank aus der Nase kriegen würde … phantastisch.“

„Du hättest das wirklich nicht alleine …“

„Ich war nicht allein“, unterbricht er mich. „Meine Großeltern waren da.“

Äh … solche Leute hat er nie erwähnt.

„Meine Mutter hat sich mit ihren Eltern nicht so gut verstanden“, erklärt er. „Als sie schwanger wurde, haben sie sie rausgeschmissen und mit mir wollten sie auch nie was zu tun haben. Na ja, immerhin haben sie die Beerdigung bezahlt … also wenigstens das Nötigste … sonst wäre meine Mutter verbrannt und mit wer weiß wie vielen zusammen verbuddelt worden. Anonyme Urnenbestattung heißt das dann. Machen die Ämter, weil’s billig ist. Ich denke, Herr und Frau Schaaf haben nur bezahlt, damit die Nachbarn und Bekannten nicht komisch reden.“

Oh Mann, was soll man auf so eine Sache antworten?

„Du siezt deine Großeltern?“

„Das sind fremde Menschen. Ich hab sie vielleicht dreimal in meinem Leben gesehen.“

„Haben die sich denn nie gekümmert?“

„Nein. Vermutlich denken die, dass aus dem Kind einer alkoholkranken Drogenschnepfe eh nichts Anständiges werden kann. Na ja, und so wie ich rumlaufe … ist doch völlig egal.“

„Und was ist mit deinem Vater?“

„Ich habe nicht die geringste Ahnung, wer mein Vater ist. Sag mal, warum bist du eigentlich hier?“

Ich blicke ihn etwas fassungslos an. „Was ist das für eine bescheuerte Frage? Du hattest eine schlimme Woche und ich will für dich da sein. Ist doch wohl normal.“

„Was wird’n das? So was wie Lass-uns-gute-Freunde-bleiben?“

„Ja, wieso nicht? Man muss sich doch nicht zwangsläufig hassen, nur weil es beziehungsmäßig nicht geklappt hat“, behaupte ich, obwohl ich genau weiß, dass reine Freundschaft kaum funktionieren wird, weil ich ihn immer noch viel zu sehr liebe.

„Außerdem hassen mich momentan genug Leute.“

„Ist mir aufgefallen. Kommst du damit klar?“

„Hab ich eine andere Wahl?“

„Also … Freunde, mh?“

„Einen Versuch ist es wert.“

„Stimmt“, lächelt er, „ich kann dich gut leiden, obwohl mir einige Dinge nicht gefallen. Ich hab meine Mutter auch irgendwie geliebt, trotz der ganzen Scheiße, die sie verzapft hat. Macht das Sinn?“

„Weiß nicht. Wahrscheinlich.“

„Spielt wohl keine Rolle mehr. Sie ist tot.“

Er sieht gefährlich nach heulen aus, also nehme ich ihn in den Arm und hoffe, das hilft ihm ein bisschen.


„Ist das nicht rührend? Das Schwuchtelpärchen wieder vereint“, faselt Armin, als ich mit Chili nach Schulschluss über den Pausenhof Richtung Tor gehe.

„Lass dich nicht provozieren“, rät Chili, aber ich koche innerlich vor Wut.

Außerdem kann Armin mal wieder nix alleine. Der hat sich extra Micha und drei (!) fremde Schlägertypen als Verstärkung mitgebracht. Und zusammen mit denen versperrt er uns den Weg. Allerdings machen die sofort Platz, was mich etwas irritiert.

„Und, Schmuddelfreak … wie geht’s der Familie? Alles wohlauf?“, fragt Armin und lacht sich gleich darauf mit den anderen lautstark kaputt.

Irgendwie packt mich der Irrsinn, denn ich stürme plötzlich zurück und packe Armin. Ich springe ihn förmlich an, sodass wir auf dem Boden landen. Jetzt kriegt er endlich alles, was er braucht. Denn wo er grad so günstig unter mir liegt, schlage ich auf ihn ein. Dass er sich wehrt und mindestens auch einmal mein Gesicht trifft, stört mich nicht. Ich spüre keinen Schmerz. Außerdem wehrt Armin sich tatsächlich wie ein kleines Mädchen. Meine Schläge sind gezielter. Armins Lippe platzt auf, aus seiner Nase läuft Blut.

„Macht ihn fertig, okay?“, brüllt er.

Ruppig werde ich von ihm weggezogen und festgehalten. Chili ist mit den beiden anderen Idioten zugange.

„Ihr feigen Schweine“, zische ich. „Warum lasst ihr ihn das nicht allein austragen?“

„Halt’s Maul, du Schwuchtel“, schreit Micha und rüttelt mich ordentlich durch.

Armin ist inzwischen wieder auf den Beinen und wischt sich im Gesicht herum. Dann stellt er sich dicht vor mich hin.

„Na los, starker Junge, hau mir schon eine rein, so eine Gelegenheit bekommst du vielleicht nie wieder.“

Armins Hand klatscht gegen meine Wange. Das entlockt mir allerdings bloß ein müdes Grinsen.

„Du bist ein Stück Scheiße, Armin. Alle wissen das. Und insgeheim hast du eine wahnsinnige Angst davor, dass sie recht haben.“

Diesmal schlägt er tiefer. Das heißt, er rammt mir seine Faust in den Magen, dass ich fast kotze. Micha und der fremde Schläger lassen mich auf den Boden fallen und treten noch mal nach.

Chili ist ebenfalls bedient. Zwei gegen einen ist halt ungünstig, obwohl die beiden Schläger auch lädiert aussehen.

„Du bist das Stück Scheiße“, behauptet Armin lahm und macht sich mit seinen Helfern vom Acker.

„Mann, den haben wir’s gegeben“, röchelt Chili, hustet und spuckt Blut auf den Boden.

„So schlecht waren wir nicht.“

„Ja, es waren halt zu viele und meine Hand konnte ich auch nicht vernünftig gebrauchen.“

„Der Drecksack hat die Schläger sicher extra angeheuert. Feige Ratte.“

„Man muss auch mal verlieren können“, lächelt er schief.

Sein Auge ist geschwollen und er hat eine hässliche Schramme auf dem linken Wangenknochen. Mir ist immer noch übel. Armins Faust war kräftiger als erwartet.

Irgendwie schaffen wir es, uns in Chilis Wohnung zu schleppen, wo wir uns erstmal gegenseitig verarzten. Ich pappe ihm ein Pflaster über die Schramme. Zittrig streicht er mir eine Ponysträhne aus den Augen. Mir ist so … ich küsse ihn. Und Chili küsst mich zurück. Halleluja!

Leider ist es viel zu schnell vorbei. Er seufzt leise, presst seine Stirn gegen meine und schiebt mich weg.

„Was?“, frage ich enttäuscht.

„Das ist keine gute Idee.“

„Es hat sich aber gut angefühlt.“

„Ich kann das nicht, okay? Diese Freundschaftssache funktioniert nicht.“

„Dann lass uns wieder zusammen sein.“

„Nein, das funktioniert doch auch nicht.“

„Hätte es, wenn ich nicht so’n Feigling gewesen wäre. Aber jetzt ist mir egal, was Armin oder sonst wer sagt.“

„Klar, deshalb hast du ihm ja auch aufs Maul gehauen.“

„Das hab ich deinetwegen.“

„Ich hatte dich nicht drum gebeten. Noch mal Valentin, der Typ geht mir am Arsch vorbei. Für dich ist es anscheinend immer noch super wichtig, gegen ihn zu gewinnen.“

„Du wolltest ihn doch auch die ganze Zeit verdreschen.“

„Ja, und inzwischen hab ich eingesehen, dass er es nicht wert ist. Also halte mich aus deinem Kleinkrieg raus.“

„Du bist verdammt noch mal der Grund für diesen Kleinkrieg“, rege ich mich auf. „Ich kann sein dämliches Gefasel eben nicht ignorieren. Besonders wenn … es dich verletzt.“

„Ich bin durchaus in der Lage, mich selbst zu wehren. Und was ein Drecksack wie Armin sagt, verletzt mich ungefähr so sehr, wie ein Wattebausch, mit dem man mich bewirft.“

„Verstehe. Ich kann bei dir gar nichts richtigmachen, oder? Du bist so ein blöder Sturkopf, Christopher Schaaf.“

„Du solltest jetzt gehen, Valentin.“

„Und du solltest mal überlegen, dass ich dich irgendwann vielleicht nicht mehr zurückhaben will. Glaub bloß nicht, dass ich dir für immer und ewig hinterherlaufe.“

Sieben Minuten

Höre momentan passend zur Stimmung Wizo. Laut und schnell und Punk. Mein Exfreund trug manchmal ein Wizo T-Shirt, sicher mag ich die deshalb. Spiele mit dem Gedanken, mir einen Sandsack zu kaufen, um daran meine Aggressionen auszulassen. Schließlich kann ich nicht jedes Mal, wenn mir danach ist, auf Armin losgehen. Vor allem nicht, wenn er bezahlte Schlägertypen im Schlepptau hat. Das könnte für mich mehr als ungesund werden.

Chili hat ja wohl komplett die Bodenhaftung verloren. Mal ehrlich, was will der denn?

Keine Freundschaft, keine Beziehung … soll ich mich in Luft auflösen? Wenn er aufgehört hätte, in mich verliebt zu sein, dann wäre alles klar, aber das ist doch offensichtlich nicht der Fall. Sonst hätte er mich nach der Schlägerei nicht geküsst. Warum muss der denn alles so verflucht kompliziert machen? Das einzige Problem zwischen uns war doch meine Heimlichtuerei. Die ist jetzt vorbei und er ist immer noch nicht zufrieden. Ist doch völlig egal, ob ich mich geoutet habe, oder ob Armin es anders rausgekriegt hat, dass zwischen Chili und mir was gelaufen ist.

Mir kommt es langsam so vor, als hätte Chili sich in irgendwas verrannt und er weiß selbst am Wenigsten in was eigentlich. Und wenn er das schon nicht weiß, wie zum Arsch soll ich das dann wissen und ihn überzeugen, dass er grad den absoluten Schwachsinn hat? Mir ist das echt zu anstrengend. Wenn er meint, dass es besser ist, getrennt zu bleiben … tja, dann hat er vielleicht recht. Möglicherweise schaffe ich es in hundert Jahren mal, ihn zu vergessen und mich neu zu verlieben. Beides kann ich mir im Augenblick zwar nicht vorstellen, aber sagt man nicht, dass die Zeit alle Wunden heilt? Da wir uns in der Schule öfters über den Weg laufen, wird das allerdings doppelt so lange dauern, nehme ich an.

Madita ist immer noch sauer, weil ich Chili trösten durfte und sie nicht. Logischerweise ist sie nur auf mich wütend. Für Chili hat sie total Verständnis. Natürlich schafft sie es genauso wenig wie ich, von ihm loszukommen.

Übrigens haben wir es aber geschafft, zwischenzeitlich Fahrstunden zu nehmen und sämtliche Führerscheinprüfungen zu bestehen. Jetzt fährt Dita fröhlich mit meinem Exfreund umher, während ich alleine im Auto sitze. Manchmal hasse ich alle Leute doch sehr!

„Hey, Valentin.“

Kaum denkt man an den Teufel, ist er auch schon da. Setzt sich in meinen Hängekorbsessel und zieht ein Gesicht wie Weltuntergang.

„Gibt’s irgendwas?“, frage ich unmotiviert.

„Chili hat einen neuen Freund.“

Mein Gehör funktioniert ganz plötzlich nicht mehr richtig. Oder Dita hält mich für vollkommen bescheuert.

„Pass mal auf, Roxy! Chili und ich sind getrennt. Er will mich nicht mehr und verbringt viel Zeit mit dir. Es ist also nicht wirklich nötig, dass du wieder Geschichten erfindest.“

„Ich hab mir das nicht ausgedacht. Chili hat einen neuen Freund.“

„Und wer soll das sein? Len?“

„Nee. Der Typ heißt Diego, jedenfalls nennt Chili ihn so, und … na ja, die scheinen sich arg toll zu finden. So toll, dass Chili alle anderen Leute um sich herum völlig vergisst.“

„Ah, wir sind eifersüchtig.“

„Ja“, zuckt sie die Schultern, „bin ich. Du etwa nicht?“

Komischerweise bin ich das tatsächlich nicht. Für mich bricht nur gerade die Welt zusammen.

„Du lügst mich nicht an?“

„Warum sollte ich einen Kerl namens Diego erfinden?“

„Der hat Nerven. Mein Herz ist ein Schrotthaufen und er vögelt lustig in der Gegend rum.“

„Eben nicht. Sieht aus, als wäre das was Festes.“

„Und wie sieht der Typ aus?“

„Na ja, so’n kleiner Punk halt. Abgerissen, tausend Ohrringe, gepierct, bunte Haare. Für meinen Geschmack ein bisschen drüber.“

„Hauptsache ihm gefällt es.“

„Mach hier nicht auf cool, ja?“

Ich wünschte, sie würde endlich verschwinden, damit ich mich kaputtflennen kann.

„Okay, ich wollte auch nur, dass du gewarnt bist. Damit du nicht aus allen Wolken fällst, wenn du die beiden zufällig irgendwo treffen solltest“, erklärt sie.

„Das mag dich vielleicht überraschen, aber Chili ist nicht die einzige Person auf der Welt, in die man sich verlieben kann. Beziehungsweise, er ist längst nicht so wundervoll, dass man es immer bleiben muss.“

„Jetzt lügst du aber, oder?“, fragt sie misstrauisch.

„Die Beziehung war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, das wussten wir beide.“

„Du redest irgendwie Müll“, findet sie. „Ihr habt getan, als wär’s die große Liebe und jetzt soll das alles nur so ’ne Sache auf Zeit gewesen sein? Wenn du mich fragst …“

„Das tue ich nicht.“

„Ihr benehmt euch beschissener als jede Soap. Langsam wird’s echt lächerlich.“

Als sie endlich gegangen ist, bleibt der befürchtete Heulanfall aus. Ich fühle mich wie betäubt.

Weil es endgültig ist. Die ganze Zeit über hatte ich die Hoffnung, Chili würde einsehen, dass wir zusammengehören. Leider scheint er aber nur eingesehen zu haben, dass er mit einem Punk-Diego besser dran ist. Ich hätte lieber ihm aufs Maul hauen sollen, anstatt Armin!

Wie kann der sich so ratzfatz neu verlieben, während ich total im Arsch bin und vor Sehnsucht fast umkomme?


„Schatziiiiiii“, krakeelen Nina und Rike gleichzeitig und viel lauter und fröhlicher, als es nötig wäre. „Wir haben dich ja ewig nicht gesehen“, fügt Rike hinzu.

Die beiden setzen sich sofort neben mich und bedecken mit ihren pompösen Tüllröckchen meine Schenkel.

„Mir war nicht nach ausgehen. Oder nach überhaupt irgendwas.“

„Hör mal, nur weil du nicht mehr mit Chili zusammen bist, heißt das nicht, dass wir dich auch scheiße finden.“

„Vielen Dank.“

„Was Rike meint ist, dass wir dich mögen, egal, wen du küsst“, lächelt Nina. „Du bist süß.“

„Ihr auch. Ich meine … ihr seid auch süß“, stammele ich mir einen ab.

„Und damit du nicht mehr so einfach abtauchst, kriegt jetzt mindestens eine von uns deine Nummer“, behauptet Nina und zückt ihr Handy.

Vielleicht ist das alles gar nicht so verkehrt. Ein paar Freunde könnte ich doch gebrauchen und mit den zwei Mädels hab ich mich immer gut verstanden.

Wir unterhalten uns eine Weile, dann passiert das Fürchterliche. Chili betritt die Kneipe. Hand in Hand mit einem abgerissenen Punk, der vermutlich Diego heißt. Mir wird schwindlig. Er begrüßt Nina und Rike kurz und verschwindet dann mitsamt seinem Freund nach hinten.

„Das ist nichts Ernstes“, behauptet Rike.

„Das interessiert mich nicht“, behaupte ich.

„Dafür kuckst du aber ziemlich bedröppelt aus der Wäsche.“

„Können wir bitte nicht über ihn reden?“

Nina schmeißt eine neue Runde Desperados. Wenn ich besoffen genug bin, glaube ich mir möglicherweise selber, dass mir Chili und der Punk nix mehr ausmachen. Oder ich bin bereit für diesen Schocktherapie-Scheiß, der bei Madita auch schon versagte. Ich schnappe mir nämlich meine Flasche und begebe mich in die hintere Räumlichkeit. Chili und der Punk stehen dicht zusammen an der Wand neben der Tanzfläche. Als sich der künstliche Nebel etwas verzieht und die Scheinwerfer helleres Licht machen, kriege ich den ersten Schock.

Der Punk wuselt Chili durch die Haare.

Schock Nummer zwei lässt nicht lange auf sich warten.

Chili grapscht seinem Punk am Halsband herum und knutscht ihn direkt auf den Mund.

Schock Nummer drei würde wohl so aussehen, dass die Frischverliebten gleich für einen Quickie aufs Klo gehen. Das muss ich nicht haben. Ich weiß, was ich wissen wollte: Chili und Schatzi … das ist Vergangenheit. Absolut endgültig gegessen.

„He, Schatzi, wohin …“

„Nach Hause, ich hab genug. Und ich heiße Valentin, verfluchte Scheiße“, erkläre ich der etwas verdutzten Rike.

Sonntagnachmittag bekomme ich gegen meinen Willen Besuch. Von Nina, Rike und Len, der alten Arschgeige. Was will der Typ hier? Warum haben die Mädels nicht gesagt, dass sie ihn mitschleppen, dann hätte ich gar nicht erst die Tür aufgemacht.

„Wollte mal sehen, wie die oberen Zehntausend so wohnen“, faselt er und latscht durchs Haus. „Nette Hütte.“

Zum Glück sind meine Eltern bei Bekannten. Die hätten sicher die Polizei gerufen. Na ja, oder sie hätten angenommen, dass das Freunde ihrer Tochter sind. Dita ist allerdings ebenfalls abwesend. Dafür klingelt’s erneut. Es ist Zoe. In relativ gammeligen Jeans und Nirvana-Shirt. Was’n mit der los?

„Was’n mit dir los?“

„Sehr charmant“, grummelt sie. „Muss ich andauernd aufgebrezelt bis zum Fuß rumlaufen? Ich bin kein blödes Püppchen.“

„Deine Freundin?“, fragt Len.

„Zoe … Len. Len … Zoe. Und das da sind Rike und Nina.“

„Ich wusste nicht … äh … soll ich später … oder ich ruf dich an“, brabbelt Zoe.

„Äh … nee … ja, oder …“

„Warum bietest du uns allen nicht etwas zu trinken in deinem Zimmer an?“, hilft mir Len auf die Sprünge.

So, da hocken wir also bei Cola, Orangensaft, Apfelschorle und verschiedenen Schokoladentafeln in meinem Zimmer.

„Stehst du auf Nirvana?“, will Len wissen.

„Geht so. Ich stand mal auf Hole, aber von denen hab ich kein T-Shirt. Dachte, Nirvana tut’s auch irgendwie“, lächelt sie.

„Ich glaube, dass Courtney was mit Kurts Tod zu tun hat.“

Alle außer Zoe und Len verdrehen die Augen.

„Len ist Verschwörungstheoretiker“, erklärt Rike.

„Verstehe. Und … steht die Sache mit Cobain als versteckter Code in der Bibel, so wie Nine-Eleven?“

Alle außer Len lachen sich kaputt.

„Ihr hab doch keine Ahnung. Wenn an dem ganzen Zeug nichts dran ist, warum beschäftigen sich dann so viele Leute damit?“

„Langeweile?“, schlage ich vor.

„Aber es gibt Leute, die mehr wissen als das normale Volk. Ich meine, Nachrichten und so … wer weiß schon, was da stimmt und was getürkt ist, um von anderen Sachen abzulenken?“

„Wollen wir einen erfundenen Krieg mit Albanien anzetteln?“, fragt Zoe strahlend in die Runde.

„Good old shoe … good old shoe“, trällern Nina und Rike.

„Ihr seid so doof“, grinst Len.

Läuft doch ganz gut, oder? Alle verstehen sich irgendwie und Zoe wurde soeben von Amor mit einem Pfeil beschossen … sie verschlingt Rike geradezu mit den Augen. Keine Ahnung, in welcher Liga Rike spielt, sie scheint relativ angetan von Zoe zu sein. Die zwei tuscheln und giggeln miteinander, als würden sie sich seit Jahren kennen.

„He, Valentin …“, Len stupst mir in die Seite, „Chili faselte was von einem Pool. Zeig uns den mal bitte, ja?“

„Oh, ja, bitteeeeeee“, quietscht Nina und macht Dackelaugen.

„Meinetwegen.“

„Ich hab keine Lust“, schüttelt Rike den Kopf.

„Ähem … ich hab den schon mehrmals gesehen“, sagt Zoe und wird ein bisschen rot im Gesicht.

Der Pool wird nur kurz besichtigt, danach setzen wir uns in die Küche.

„Meint ihr, die haben unseren Plan durchschaut?“

„Logisch“, nickt Len, „ich wette, die sind schon beim Knutschen.“

„Rike ist … äh …“

„Sexuell aufgeschlossen. Sie hat eine Schwäche für hübsche Mädchen. Und deine lesbische Alibifreundin ist eine absolute Traumfrau.“

„Gibt es auch irgendwas, das Chili euch nicht erzählt hat?“

„Bei irgendwem muss er sich doch ausheulen, wenn du mal wieder Mist baust. Nina, hör auf, unterm Tisch nach mir zu treten. Ich hab nichts Falsches gesagt.“

„Da besteht jetzt wohl keine Gefahr mehr.“

„Du bist ein Vollidiot.“

„Na und? Du kannst mich eh nicht leiden, also kann’s dir auch egal sein, ob ich ein Vollidiot bin.“

„Ich hab gar nichts gegen dich persönlich. Ich konnte nur nicht leiden, wie du Chili behandelt hast. Weißt du, im Grunde ist er ein totaler Softi … aber das zeigt er natürlich nicht. Oder nur selten. Dass du dich so beschissen verhalten hast, hat ihm mehr ausgemacht, als er zugeben wollte. Wenn du das alles mitgekriegt hättest, wärst du dann an meiner Stelle nett zu dir gewesen?“

„Vermutlich nicht“, gebe ich unglücklich zu.

„Eigentlich ist es sehr einfach … man muss Chili ganz doll viel streicheln.“

„Würde ich ja, aber er lässt mich doch nicht mehr.“

„Das wundert dich hoffentlich nicht. Also spar dir deine Tränchen, du bist selbst Schuld.“

„Die zwei waren lange genug allein. Wir sollten nachschauen, was die treiben“, bestimmt Nina.


Zoe und Rike sind verliebt. Ist das nicht süß?! Bin mal gespannt, ob Zoe sich daran hält, was sie so großspurig behauptete … also, dass sie sich nicht mehr versteckt, wenn sie die Richtige gefunden hat. Na ja, sie hat noch eine Woche Zeit, sich darauf vorzubereiten, weil gerade Herbstferien sind. Nina hat mich zu einer Party eingeladen, aber ich weiß nicht, ob ich hingehen soll. Chili wird wahrscheinlich auch da sein. Zusammen mit seinem Punk-Diego.

Allerdings hat Nina regelrecht gebettelt und schließlich will ich meine neuen Freunde nicht gleich verärgern. Also werde ich wohl aufkreuzen, eine halbe Stunde bleiben und mich danach diskret verpissen. Vielleicht hab ich ausnahmsweise mal Glück und Chili taucht erst auf, wenn ich weg bin. Ich kann ihn einfach nicht sehen, das tut immer noch viel zu weh. Ich meine, es tut schon weh, wenn ich an ihn denke. Wie lange sind wir getrennt? Drei Monate? Oder mehr? Völlig egal, denn es wird überhaupt nicht besser. Zoe sagt, dass es nicht besser werden kann, solange ich Chili zurückhaben will. Schätze, das stimmt. Hilft mir nur leider nicht. Zoe sagt weiterhin, ich würde jede Gelegenheit nutzen, um Chili zu sehen, obwohl ich genau wüsste, dass das nicht gut für mich ist. Das stimmt vermutlich auch … Ninas Party ist Beweis genug. Gott, was ist denn los mit mir, dass ich diesen verdammten Straßenköter nicht aus meinem Kopf kriege? Nicht mal jetzt, wo er seinen Punk-Diego vögelt.

Offensichtlich hat mich die Liebe zu Chili schwachsinnig gemacht. Irgendwelche wichtigen Bereiche meines Gehirns geschädigt. Irreparabel.

Eine andere Erklärung gibt’s für die Tatsache, dass ich bei der Klamottenwahl in erster Linie überlege, was Chili gefallen könnte, nicht. Jeans, Silbergürtel, schwarzweißes Ringelshirt, schwarze Kapuzenjacke, schwarze, fingerlose Handschuhe, Chuck’s (damit Len zufrieden ist) und Madita war so freundlich, mir die Fingernägel schwarz zu lackieren und Kajal um die Augen zu schmieren.

„Wen willst’n du aufreißen?“, fragt sie, während sie meine Wimpern tuscht.

„Keine Ahnung. Möglicherweise versuche ich es mal wieder mit einem Mädchen.“

„Alles klar“, grinst sie, „ich glaub dir jedes Wort.“

„Zoe hat eine Emofreundin und ist super glücklich. Wer weiß, ob mir so was nicht auch heute passiert.“

„Na, dann … scharf genug siehst du jedenfalls aus, Brüderchen.“

Schau mal einer an! Nina ist Akademikerkind, ihr Papa Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie mit eigener Praxis. Mh, ob der Chilis Bänderriss behandelt hat? Jedenfalls wohnt Nina in einer netten Gegend in einer hellblauen Jugendstilvilla. Hätte ich echt nicht erwartet. Ihre beiden Zimmer sind vollgestopft mit Freaks, in einem sind alle möglichen Getränke, Süßigkeiten und Knabbersachen aufgebaut, im anderen herrscht Schummerbeleuchtung und Kuschelatmosphäre. Ich schnappe mir eine Flasche Desperados und begrüße die Gastgeberin.

„Schat… Valentin, schön, dass du da bist“, lächelt sie.

„Sag mal, das hier ist doch keine Geburtstagsparty, oder?“

„Wieso? Kein Geschenk dabei?“

Ich schwitze ein bisschen peinlich vor mich hin.

„Keine Angst, mein Geburtstag ist erst in vier Monaten.“

„Oh, okay“, entgegne ich erleichtert.

„Len, Rike, Zoe und die anderen sind nebenan. Komm mit“, bestimmt sie und zieht mich in die Kuschelzone.

Ich wüsste gern, wo Chili steckt.

Blödsinn. Ist mir doch egal!

Zwei Stunden lang unterhalte ich mich mit Leuten, laufe zwischen den beiden Zimmern hin und her, betrinke mich und als ich mal wieder einen Blick in die Kuschelecke werfe, hockt mein Exfreund neben Len auf dem Teppichboden. Unnötig zu erwähnen, dass er seinen Punk-Diego mitgebracht hat. Todesmutig setze ich mich auf die Couch gegenüber. Rike hebt eine leere Flasche.

„Zeit für ein Spiel.“

Oh, no! Bitte nicht so was Dämliches. Wieso brauchen Teenager eigentlich immer dieses beschissene Flaschendrehen als Vorwand zum Knutschen? Ich hasse Partyspiele!!

„Wahrheit oder Pflicht …“, fragt sie in die Runde, wobei ihre Augen gefährlich blitzen, „oder wollen wir gleich sagen, der, den die Flasche trifft, muss irgendwen Zungenküssen?“

„Zungenküssen“, krakeelt Basti.

„Eine gute Entscheidung“, nickt Len.

„Dass du scharf darauf bist, war ja wohl klar“, schnauft Rike.

„Okay, also … Valentin, wo willst du hin, du kleiner Feigling?“

Eigentlich wollte ich mich grad diskret vom Acker machen, werde aber leider von Rike zurückgehalten. Na ja, schön, hier wissen alle Bescheid, also wird niemand von mir verlangen, Chili oder Punk-Diego zu knutschen. Und wenn doch, kann ich immer noch einen Amoklauf starten. Oder einfach nach Hause gehen.

„So, mal sehen … wer ist der Erste?“

Anscheinend hat Rike ihre ganz eigenen Regeln, die außer ihr niemand versteht, und ich darf Basti küssen. Nina darf Chili küssen, Rike (wen wundert’s?!) Zoe und Punk-Diego hat sich zwischendurch nach nebenan verpisst.

„Die nächste arme Sau muss Len küssen“, verkündet Rike, dreht die Flasche und … nein, dreh dich doch bitte weiter, du Mistding. Verdammt.

„Den küsse ich nicht“, grummele ich.

„Feiges Huhn. Los jetzt!“

„Ja, los jetzt, Süßer“, grinst Len und kraucht mit gespitzten Lippen auf mich zu.

„Meinetwegen.“

„Und wehe, du sabberst.“

„Arschgeige“, säusele ich und knutsche ihn auf den Mund.

Geplant war ein kurzer Kuss, allerdings … Lens Hand berührt meine Wange und seine Zunge teilt sehr sanft meine Lippen und schlängelt sich um meine Zunge. Wow, kann der gut küssen! Ich bin fast ein bisschen benommen, als es vorbei ist. Len lehnt sich zufrieden zurück, während Chili mich total kalt anstarrt.

„Neues Spiel“, fordert Nina.

„Sieben Minuten“, schlägt Len vor.

„Ohne mich“, erklärt Chili, „ich bin weder dreizehn, noch befinde ich mich in einer amerikanischen Teenie-Komödie.“

„Du bleibst verdammt noch mal auf deinem Arsch sitzen und spielst mit, Schaaf“, zischt Len und dreht die Flasche so, dass sie auf Chili zeigt. „Haha, so was … du darfst zuerst in den Schrank. Bin gespannt, mit wem?!“

Das ist doch hier eine abgekartete Sache. Ich weiß, auf wen die Flasche zeigen wird.

Welch Überraschung … auf mich!

„Vergesst es“, schüttelt Chili den Kopf.

„Ja, vergesst es“, stimme ich zu. „Ich hab Klaustrophobie, ich gehe in keinen Schrank.“

„Das ist nicht schlimm“, versucht Nina mich zu beruhigen, „viel Platz da drin. Ist mehr eine Kammer, also eigentlich schon fast ein kleines Zimmer. Und in der Tür sind Schlitze … keine Erstickungsgefahr.“

Ehe wir noch weiter protestieren können, werden wir auch schon eingeschlossen. Für sieben Minuten. Übrigens wäre tatsächlich ausreichend Platz, wenn Nina weniger Klamotten hätte. Chili und ich stehen ziemlich dicht gedrängt.

„Ich hasse Partyspiele. Auf solche Beknacktenideen kommen die nur, wenn die besoffen sind.“

„Wir müssen zwar eine Weile hier drin bleiben, aber wir müssen uns nicht unterhalten.“

„Du weißt, was die erwarten.“

„Nee, keinen Schimmer.“

„Dass mindestens einer von uns beiden mit ’nem fetten Knutschfleck rauskommt“, klärt er mich überflüssigerweise auf.

„Schätze, wir werden sie enttäuschen.“

„Allerdings.“

„Schließlich will ich nicht, dass dein Freund eifersüchtig wird.“

„Oder Len, der grad dabei ist, sich in dich zu verlieben. Seid wann versteht ihr euch eigentlich so gut?“

„Geht dich das was an?“

„Hast du wirklich Angst in engen Räumen?“

„Chili, halt einfach die Klappe, okay?“

Meine Güte, wie lange dauern denn sieben Minuten? Tausend Stunden??

Seufzend lehnt er sich gegen die Wand und schließt die Augen. Ich sehe, wie sich sein Kehlkopf beim Schlucken bewegt. Dass ihn sein Halsband gar nicht stört. Mir ist es schon unangenehm, wenn ich meinen Schal einen Hauch zu eng um den Hals gewickelt habe. Mann, ist der hübsch. Jede Faser meines Körpers schreit förmlich: Fass ihn an! Küss ihn!

Ich will Chili so sehr berühren, dass ich kaum atmen kann und sich vermutlich Schweißperlen auf meiner Stirn bilden, weil ich mich so wahnsinnig darauf konzentrieren muss, ihn nicht anzufassen.

Gefühlte dreißig Minuten später bollert es von außen gegen die Tür.

„Zieht eure Klamotten an, wir machen jetzt auf!“, höre ich Lens Stimme faseln.

„Endlich“, stöhnt Chili und ist schneller draußen, als ich kucken kann.

„Und, wie war’s?“

Meine Daumen zeigt nach unten.

„Ihr seid echt zu dämlich“, mault Len.

Du lieber Himmel, wann begreifen die, dass die Sache mit Chili zu Ende ist? Was glauben die? Dass sieben Minuten im Schrank ausreichen, um eine gescheiterte Beziehung zu kitten?

Traumtänzer!

Mit einer neuen Flasche Desperados setze ich mich auf die Couch. Wenn ich ausgetrunken hab, verschwinde ich von hier. So viel ist mal sicher.

Kaum von der Enge des Schranks erholt, bahnt sich die nächste Scheiße an. Chili steht plötzlich vor mir.

„Was?“, frage ich gereizt.

„Halt die Klappe, Valentin“, schnauft er und setzt sich auf meinen Schoß.

Äh … wie bitte?!?

Meine Hände können gar nicht anders, als über Chilis Schenkel zu streichen. Seine Hände griffeln an seinem Halsband, nehmen es ab und legen es um meinen Hals. Muss ich das verstehen? Chili hakt seinen Zeigefinger in den Ring am Halsband, zieht mich ein Stückchen zu sich heran, beugt sich ein Stückchen vor und unsere Lippen treffen aufeinander. Mir brennen sämtliche Sicherungen durch, ihm womöglich auch … wir knutschen wie verrückt.

Ewig.

Na ja, solange bis uns jemand stört.

„Ich fahre jetzt“, erklärt ein Typ, dessen Name ich mir immer nicht merken kann. „Willst du noch bleiben?“

Chili sieht mich an, sieht den Typen an, und wieder mich.

„Nee, ich … äh … ich komme mit.“

Hinter dem Typen wartet ungeduldig Punk-Diego. Chili wurschtelt sich von mir runter und geht einfach mit den beiden weg.

Also, mal ganz im Ernst … der hat doch einen Sockenschuss!!


Bin gestern wohl doch noch etwas länger bei Nina geblieben. Hab mich tierisch zugedröhnt und ungefähr jedem erzählt, dass Chili mit mir geknutscht hat. Oh … und offensichtlich hab ich Len mit nach Hause genommen. Der liegt nämlich neben mir im Bett und schläft. Vollständig bekleidet. Das bin ich übrigens auch.

„He, wach auf!“

Len räkelt sich träge.

„Mann, geht das nicht ’n bisschen zärtlicher?“

„Nein. Wieso bist du hier?“

Er gähnt ausgiebig. „Du warst dermaßen drüber, hab gedacht, es wäre besser, wenn jemand bei dir bleibt.“

„Aha. Sind wir auf einmal befreundet?“

„So’n Quatsch“, schüttelt er den Kopf. „Wie wär’s mit Frühstück?“

„Ich kann doch jetzt nichts essen“, rege ich mich auf.

„Ich schon.“

In der Küche schaue ich zu, wie Len genüsslich Schokoknuspermüsli in sich rein schaufelt.

„Interessanter Partyverlauf, mh? Ich nehme an, du weißt noch ungefähr, was passiert ist.“

„Chili und ich waren im Schrank eingesperrt und danach haben wir geknutscht.“

„Ey, fang bloß nicht schon wieder damit an.“

„Äh?“

„Du hattest nur noch diesen einen Satz drauf und bist so ziemlich allen auf den Sack

gegangen. Wie ’ne kaputte Schallplatte. Dabei hast du völlig unter den Tisch fallen lassen, das wir auch geknutscht haben.“

„Entschuldigung.“

„Nicht so wichtig. Also … was gedenkst du zu tun?“

„Wieso? Weswegen?“

„Chili.“

„Gar nix“, antworte ich finster.

Len stiert mich entgeistert an. „Du trägst sein Halsband.“

Jau, tatsächlich!

„Das bedeutet etwas.“

„Was denn?“

„Frag ihn das am besten selbst.“

„Nee, ich frage dich.“

Len schiebt die leere Müslischale von sich und leert das Glas Orangensaft in einem Zug.

„Okay, wenn dir ein Typ wie Chili sein Halsband schenkt, dann heißt das so viel wie … du gehörst mir.“

„Ich gehöre dir?“

„Nein, Blödmann. Ihm. Bist du auf den Kopf gefallen, oder was? Gib mir noch Saft.“

Während ich sein Glas erneut fülle, muss ich erstmal die ganzen merkwürdigen Informationen verarbeiten.

„Das mit dem Halsband“, beginne ich unsicher, „ist das so’n SM-Kram? Chili hat mir nie gesagt, dass er darauf abfährt. Und ich will auch nicht sein Sklave sein.“

„Wenn du das Halsband als eine Art … Verlobungsring siehst, wird’s verständlicher, ja? Er will dich zurückhaben. Ich schlage also vor, du fährst mich nach Hause und anschließend bei ihm vorbei. So langsam hab ich es nämlich satt, wie idiotisch ihr euch anstellt, verstehst du? Das nervt!“

„Okay, kann ich vorher kurz duschen?“

„Nein“, faucht er.

Nachdem ich Len abgesetzt habe, bleibe ich noch ungefähr eine halbe Stunde lang im Auto vor Chilis Haus hocken. Ich bin so nervös und weiß nicht, ob ich es verkrafte, wenn das hier wieder schiefgeht. Dass er mich geküsst und mir sein Halsband gegeben hat, bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass er mich wirklich zurücknimmt. Immerhin ist da noch Punk-Diego. Ultralangsam steige ich aus, klingele und schleppe mich die Treppen rauf.

„Hallo“, sage ich leise.

„Hey“, begrüßt er mich genauso leise.

„Darf ich rein?“

„Okay.“

Das glaub ich jetzt nicht! Wer lümmelt wohl im Wohnzimmer auf der hässlichen Pornocouch und mampft Pizza? Richtig geraten.

„Ist er das?“

„Yep“, antwortet Chili, der ebenfalls grad ins Wohnzimmer kommt.

Der gepiercte Punk wurschtelt sich vom Sofa. „Cool. Ich bin dann mal weg.“

„Das ist doch nicht nötig“, lächele ich zombieartig. „Ich wollte nämlich gar nicht lange stören. Bloß …“, angewidert entferne ich Chilis Halsband von meiner Haut und werfe es auf den Boden, „… das Teil da zurückgeben.“

Seufzend hebt Chili das Halsband auf. „Krieg dich wieder ein, Schatzi.“

Ich krieg gleich einen Anfall!!

„Du liebst mich, machst Schluss, ich prügele mich deinetwegen, du küsst mich, willst nichts mehr mit mir zu tun haben, tauchst mit dem da auf, schenkst mir dein beschissenes Halsband, knutschst mit mir, verbringst die Nacht mit dem da … und ich soll mich verflucht noch mal einkriegen?“, kreische ich ein bisschen hysterisch.

„Ja“, sagt er völlig ruhig, „krieg dich wieder ein.“

Piercing-Punk drängelt sich an mir vorbei und wenig später höre ich die Wohnungstür ins Schloss schnappen.

Wütend starre ich Chili an, der auf mich zukommt und … mir das beschissene Halsband umschnallt. Seine Arme bleiben auf meinen Schultern liegen und seine Hände streicheln meinen Nacken. Blöderweise macht mich das total wehrlos. In meinem Bauch kribbelt es, als hätte ich zwanzig Tüten Ahoj-Brause gefressen. Und ich bin so kurz davor, ihn zu küssen. Aber, ey, der kann doch nicht erst mit dem und dann mit mir … der spinnt wohl!

„Lass mich los, Scheißkerl.“

„So fest halte ich dich nicht“, lächelt er, „warum gehst du nicht einfach?“

„Ach ja?“, behaupte ich und verschränke meine Arme vor der Brust. „Vielleicht weil ich genau so ein Sturkopf bin wie du.“

„Oder du hast genauso viel Angst davor, den ersten Schritt zu machen, wie ich. Allerdings hab ich natürlich bereits mehrere Schritte gemacht, während du hier stehst, wie ein beleidigter kleiner Junge.“

„Ich hätte wahrscheinlich alle möglichen Schritte gemacht, wenn ich dich nicht zufällig mit deinem neuen Diego erwischt hätte.“

„Wir haben Pizza gegessen.“

„Ja, und ich hab gesehen, wie ihr in der Kneipe verliebt geturtelt und geknutscht habt.“

„Diego ist ein guter Freund, wir kennen uns schon ewig, es war nie irgendwas Ernstes zwischen uns, ich wollte mich ablenken und er wollte ein bisschen Spaß.“

„Du bist nicht verliebt?“

„Doch, und zwar in dich, du Idiot.“

Meine Arme schlängeln sich um seine Taille. „Ich mag nicht von dir getrennt sein. Das ist die Hölle.“

„Darf ich dich dann jetzt flachlegen?“, säuselt er mir ins Ohr.

„Was?“, frage ich belämmert.

Chili verdreht die Augen. „Ficken, Schatzi. Ins Bett gehen, mit dir schlafen, dich vö…“

Mein Kuss bringt ihn zum Schweigen.

Ja, na ja, es hätte alles ein wenig romantischer sein können. Aber irgendwie stand wohl grad die Dringlichkeit an erster Stelle. Wenigstens haben wir es ins Schlafzimmer geschafft. Chili hätte mich sicher auch auf der Couch vernascht, allerdings ist die hässlich und ein Bett für sexuelle Aktivitäten halt immer noch am bequemsten.

„Warum hast du mich nicht geküsst, als wir im Schrank waren?“, frage ich.

„Weiß nicht. Ich hatte Angst, dass … du mir wieder weh tust.“

„Ich hab dir nie absichtlich weh getan“, versuche ich mein schändliches Verhalten zu entschuldigen.

„Ja, das macht’s nicht besser, oder?“

„Len sagt, man muss dich ganz doll viel streicheln.“

Chili wird doch tatsächlich leicht rot im Wangenbereich. „Len ist eine Arschgeige“, murmelt er.

„Ich hätte dich viel mehr streicheln müssen.“

„Hast du.“

„Nicht, wenn es nötig war“, erkläre ich. „Als Armin gemeine Sachen gesagt hat … das mit deiner Mutter … alles … da hätte ich nicht auf ihn losgehen dürfen, sondern dich streicheln müssen.“

„Kannst du mal aufhören, andauernd dieses Wort zu benutzen? Ich bin doch keine Ziege im Zoo. Ansonsten hast du natürlich vollkommen recht.“

„Es tut mir leid. Ich hab irgendwie gedacht … weil du doch wusstest, dass ich bloß aus Feigheit mitgelästert habe … Mann, ich bin so ein Arschloch gewesen.“

„Klar, wusste ich das. Trotzdem. Du hast mich weich gemacht, Valentin. Es ist, als … als würdest du mein Herz in deiner Hand halten und ich kann immer nur hoffen, dass du nicht zu fest zudrückst. Klingt oberkitschig, oder? Aber so geht’s mir halt, seit du da bist.“

Wow! Ich muss ihn sofort umarmen. „Ab jetzt ist dein Herz total gut bei mir aufgehoben. Versprochen“, flüstere ich.

Happily ever after

„Könnt ihr Schwuliberte damit nicht warten, bis wir weg sind?“, schnauft Len, die Arschgeige.

„Nein“, antwortet Chili knapp und küsst mich.

„Ich halt’s im Kopf nicht aus … jetzt fangen die auch noch an.“

Mit „die“ meint Len selbstverständlich Rike und Zoe. Ich hab mich noch nicht so ganz dran gewöhnt, dass meine Traumfrau mit einem Mädchen schmust. Also, nicht dass ich’s eklig finde, nur seltsam eben. Wahrscheinlich denkt Zoe über mich und Chili ähnlich. Übrigens hat sie sich inzwischen bei ihren Freundinnen geoutet. Zwei von denen haben ihr diskret die Freundschaft gekündigt. Die anderen sind noch da und versuchen, damit klarzukommen.

Mir wird mehr und mehr bewusst, wie kackig das alles ist. Als wäre man plötzlich ein anderer Mensch, bloß weil man sich sexuell zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt. Ich meine, wieso müssen Freunde erst mit „so was“ klar kommen? Man hat ja schließlich nichts Schlimmes verbrochen, wie eine Bank überfallen, Geiseln genommen, jemanden umgebracht.

Na ja, ich bin aber tatsächlich ein anderer Mensch geworden, wofür ich sehr dankbar bin. Ohne Chili wäre ich jetzt Armin Rosenberg. Grauenhafte Vorstellung!

„Überhaupt“, faselt Len weiter, „finde ich, wir hätten ein bisschen was Exklusiveres verdient als Pizza. Immerhin haben wir euch wieder zusammengebracht.“

„Ihr habt uns in einen Schrank gesperrt“, bemerke ich.

„Ja, und? Kann ich was dafür, dass ihr zu dämlich gewesen seid, die Situation auszunutzen?“

Nina hält sich theatralisch die Augen zu. „Len, knips deinen Heiligenschein aus, bitte, ich werde sonst blind.“

„Sehr lustig, echt. Ist dir aufgefallen, dass heute anscheinend Pärchenabend ist und wir solo sind?“

„Wo ist denn deine Freundin?“

„Hat Schluss gemacht. Ich bin ihr zu anstrengend, zu chaotisch, zu durchgedreht … und als ich ihr sagte, dass ich zu fünfzig Prozent auf Jungs stehe, wollte sie mich nicht mehr sehen.“

„Du lügst doch“, grinst mein Freund. „Hat sie dich beim Knutschen erwischt?“

„Nicht direkt. Mein Mund war zwar im Spiel, aber da steckte nicht Alexejs Zunge drin.“

„Das ist ja ekelhaft“, schüttelt sich Nina.

„Genau das hat meine Ex auch gebrüllt“, entgegnet Len.

„Und wie konnte die dich beim Blasen erwischen? Hast du’s mal wieder in der Öffentlichkeit getrieben?“

„Nee, in ihrem Zimmer. Wir saßen da so rum und irgendwann ist Eva kurz raus, um zu telefonieren oder sonst was, jedenfalls blieb sie ewig lange weg und … na ja, da ist es halt passiert.“

„Wer zur Hölle ist Alexej?“, fragt Chili.

„Evas bester Freund … also jetzt wahrscheinlich nicht mehr, aber zu dem Zeitpunkt war er es noch.“

„Du hast auch echt überhaupt keine Skrupel.“

„Und du kennst Alexej nicht“, lächelt Len verträumt. „Außerdem sagt das der Richtige, oder? Du vögelst irgendwelche Diegos, obwohl du …“

Chilis Blick wird finster. Meiner ebenfalls.

„Ach, kommt schon, das war doch wohl kein Geheimnis.“

„Kannst du nicht einmal nachdenken, bevor du den Mund aufmachst?“, zischt Rike.

„Wenn er das tun würde, hätte er sicher noch seine Freundin“, stelle ich fest und muss mich selber kaputtlachen.

Nachdem alle gegangen sind, ist Chili etwas zerknirscht.

„Schatzi“, beginnt er, „wir waren getrennt und …“

„Ist okay. Ich würde nur gerne wissen, ob du alle deine Freunde irgendwann mal gebumst hast.“

„Nein“, antwortet er gedehnt, „nicht alle. Die Mädels hab ich nie und … und Basti auch nicht.“

„Wahrscheinlich hättest du, wenn er dich gelassen hätte.“

„Wahrscheinlich, ja.“

„Christopher!“

„Was? Ich hab nie behauptet, dass mir Sex mit wechselnden Partnern nicht gefällt.“

„Okay, aber wie passt das mit deinem Lieblingsspruch zusammen?“

„Hm?“

„Na, dass es Schwulen nicht nur um Sex geht.“

„Pass mal auf, Schatzi … ich hab bloß versucht, gegen deine Vorurteile anzugehen. Schwule Jungs sind nicht anders als Hetenjungs, ja? Einige stehen auf rumvögeln, andere verlieben sich, blablabla.“

„Das hab ich inzwischen verstanden. Allerdings sprachen wir gerade von dir und nicht von Schwulen und Heten allgemein.“

Chili stopft sich ein Stück Ritter Sport Joghurt in den Mund. „Dann solltest du mir vielleicht sagen, was du willst. Wissen, wie viele Typen ich vor dir hatte, oder was?“

„Keine Ahnung“, gebe ich zu. „Aber wenn du grundsätzlich mit guten Freunden ins Bett gehst …“

„Grundsätzlich schon mal gar nicht“, unterbricht er mich. „Wir waren schließlich vorher auch nicht befreundet. Das mit Len hat sich zufällig ergeben. Und das mit Diego hab ich dir erklärt. Außerdem hatte ich vermutlich weniger Typen, als du Weiber.“

„Erinnere mich bloß nicht an mein früheres Leben. Und hör auf zu essen, wenn ich über ernste Dinge reden will.“

Er verspeist das letzte Stück Schokolade und kuschelt sich an mich. „Mir ist egal, dass du früher ein Brechmittel gewesen bist. Und es interessiert mich auch nicht, mit wie vielen Weibern du geschlafen hast. Hauptsache, du weißt jetzt, dass du mir gehörst“, lächelt er und zieht kurz an meinem Halsband.

„Muss ich dich zukünftig etwa mit Herr oder Meister anreden?“

„Nur wenn ich den Rohrstock raushole“, zwinkert er.

„Stehst du drauf, Jungs zu erziehen?“

„Wieso? Möchtest du gerne, dass ich streng zu dir bin?“

„Nein.“ Ich möchte hören, dass er mich liebt, was er mir aber offensichtlich immer noch nicht sagen will.

„Wenn du’s dir anders überlegst, lass es mich wissen.“

„Okay“, stöhne ich genervt.

„Rike und Zoe“, sagt er plötzlich, „wer hätte das gedacht.“

„Ja, ich bestimmt nicht.“

„Valentin, was ist los? Du maulst rum. Was soll das?“

Ich zucke die Schultern.

Langsam schiebt er seine Hände unter meinen Pullover und küsst meinen Hals. „Gehen wir ins Bett?“

„Nee.“

„Nee?“, fragt er überrascht.

„Ich bin noch nicht müde.“

„Ich auch nicht.“

„Du schmeckst nach Joghurtschokolade“, stelle ich fest, nachdem er mich geküsst hat.

„Süß, mh?“

Mein Pullover wird mir ausgezogen und landet auf dem Fußboden.

„Christopher …“

„Ja?“

„Vergiss es.“


Samstagabend fallen mir fast die Augen aus dem Kopf. Und zwar als meine Ex-Alibi-Freundin mit ihrer neuen Freundin die Kneipe betritt. Zoe sieht aus wie … Mena Suvari im Teenage Dirtbag-Videoclip.

„Hey, Valentin“, begrüßt sie mich fröhlich.

„Wow.“

Rike greift nach ihrer Hand. „Tut mir leid, aber dieses Punk-Babe gehört mir. Du hast dein eigenes“, grinst sie und nickt in Chilis Richtung.

„Trauerst du ihr jetzt hinterher?“, fragt mein Punk-Babe.

„Quatsch. Es ist nur … wow.“

„Okay, wenn du noch weiter so begeistert bist, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich frustriert zu besaufen.“

„Rike ist mit Mena Suvari zusammen“, bemerkt Len irritiert. „Wieso kriegt die eigentlich immer die schönen Weiber?“

„Vielleicht weil du deine Weiber ständig mit schönen Jungs betrügst“, schlägt Chili vor.

„Ich bin halt kein Beziehungsmensch. Ich bin jung und will das auskosten. Was ist, Schatzi, spendierst du mir einen Drink?“

„Ist das für gewöhnlich dein Anmachspruch?“, frage ich.

„Nee, ich hab bloß Durst. Aber wenn du möchtest, dass ich dich anmache, sag Bescheid.“

Na, darauf kann die Arschgeige lange warten. Auch wenn er gut küsst. Chili küsst besser.

Nachdem ich Lens Bier bezahlt habe, verschwindet er nach hinten. Chili und ich gehen eine Runde Billard spielen. Ich verliere. Weil er mich ständig ablenkt. Weil ich mich auf gar nichts konzentrieren kann, wenn er so in der Gegend rumsteht und einfach nur wahnsinnig toll aussieht. Weil ich so glücklich bin, dass ich ihn wiederhabe. Weil ich ihn alle paar Minuten küsse.

Len hat inzwischen übrigens auch jemanden zum küssen gefunden. Ein Mädchen.

Rike und Zoe griffeln ein bisschen auf der Tanzfläche aneinander rum. Chili drückt mich gegen die Wand und griffelt ein bisschen an mir rum.

„Ich liebe dich“, flüstert er mir plötzlich ins Ohr.

Was?!

„Das ist jetzt der richtige Zeitpunkt? In einer lauten, verrauchten, vollen Kneipe fühlst du dich bereit, mir das zu sagen?“

„Ja“, strahlt er so abartig süß, dass meine Knie weich werden.

Na ja, er hat es schließlich auch fertig gebracht, an meinem Geburtstag auf einer Party mit mir Schluss zu machen, also von daher …

Leider macht er meine aufkeimende romantisch-kitschige Stimmung viel zu schnell zunichte.

„Ich hab Lust, dich zu ficken. Jetzt.“

„Christopher!“, brülle ich, worauf er schnaufend lacht.

„Wenn du Christopher sagst, weiß ich nie, ob du sauer bist oder flachgelegt werden willst.“

„Letzteres. Aber bitte erst, wenn wir zu Hause sind“, sage ich vorsichtshalber, weil er mich wirklich arg bedrängt.

„Dann lass uns verschwinden.“

In seinem Schlafzimmer im Bett ist der Fickreiz aber erstmal nicht mehr ganz so dringend.

Ich liege kuschelig in seinen Armen und bin damit echt schon total zufrieden.

„Du hast mir gefehlt“, seufzt Chili meinen Nacken kraulend. „Jeden verfluchten Tag.“

„Ja? Du mir nicht“, behaupte ich. „Hab die Trennung völlig locker weggesteckt. Dass ich mir tagelang im Dustern bei Cure-Musik Rotwein reingekübelt habe … das hatte nichts mit dir zu tun.“

„So schlimm?“

„Ich hatte leider keinen gepiercten Punk, um mich abzulenken.“

„Das hat eh nicht geklappt. Valentin, ich … hab mich nie bei dir bedankt.“

„Hä? Wofür auch?“

„Dass du nach dem Tod meiner Mutter für mich da gewesen bist. Ich hab dich echt gebraucht, weißt du?“

„Scheint so, als hätte ich wenigstens einmal was richtig gemacht.“

„Bist du eigentlich irgendwie nervös wegen Montag?“

„Wieso sollte ich?“

„Weil wir jetzt wieder zusammen sind und Armin wird bestimmt seine Fresse nicht halten. Wenn es dir lieber ist …“

„Ich hoffe, du schlägst mir nicht gerade vor, uns zurückzuhalten. Das hatten wir schon. Mir ist scheißegal, was irgendwer sagt, okay? Wenn ich mit dir Händchen halten will, dann werde ich das tun. Und wenn ich Lust habe, dich zu küssen, werde ich sicher keinen Gedanken an Leute verschwenden, die damit ein Problem haben. Ich will mich weder verstecken, noch irgendwas demonstrieren. Ich will einfach nur mit dir zusammen sein. Glaubst du, ich hätte überhaupt nichts begriffen?“

„Du solltest trotzdem vorsichtig sein“, grinst er, „nicht, dass dich jemand in eine dunkle Ecke zerrt und wer weiß was mit dir treibt.“

„Oder dich. Sag mal, brauchen wir so was?“

„Was?“

„Heimlich irgendwo rummachen und die Angst im Nacken, dass uns jemand erwischt.“

„Du fandst es nicht geil, als ich dir in der Schule völlig überraschend einen geblasen habe?“

„Klar, fand ich das geil. Ich meine nur … also ich muss nicht diesen zusätzlichen Kick haben. Du reichst mir.“

„Ahhhh … wie süß“, quietscht er, ist jedoch eine Sekunde später wieder ernst. „Ich will ja kein Spielverderber sein, aber was ist mit deinen Eltern?“

„Darüber denke ich nach, wenn es soweit ist. Erstmal geht’s die einen Dreck an, mit wem ich schlafe.“

„Die wären sicher so was von unbegeistert.“

„Davon kann man ausgehen. Ich muss das nicht in nächster Zeit mit ihnen besprechen, oder?“

„Nee. Ich finde, wir hatten vorerst genug Stress.“

„Schön, darf ich dich jetzt ficken?“

„Nein.“

„Oh … okay“, sage ich etwas enttäuscht.

„Aber vielleicht möchte ich ja süß und romantisch verführt werden.“

„Das krieg ich hin.“

Krieg ich tatsächlich und ich stelle dabei wieder mal fest, dass Sex mit Chili was ganz Besonderes ist. Überhaupt, dass der ganze Chili besonders ist. Und dass man ihn festhalten muss und küssen und knuddeln, weil man krepiert, wenn man es nicht tut. Und weil man, wenn man es tut, ein bisschen den Verstand verlieren will, so gut fühlt sich das an.

Menschen wie Armin werden so etwas niemals erleben, weil sich Menschen wie Armin nicht verlieben. Weil Menschen wie Armin nur sich selbst lieben.

ENDE

Vielen Dank, John Hughes!

Lesemodus deaktivieren (?)