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Das Zuckerwattenhaus

Teil 2

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Na bitte...hab ich's nicht gesagt?!

Danilo hat sich angesteckt. Jetzt liegt er mit Grippe flach und ich muß mich um ihn kümmern. Oh...selbstverständlich mache ich das gerne! Ich freue mich schon darauf, ihm in der Kehle brennenden Zitronensaft aufzudrängen...

Als ich die Treppen hinaufsteige bollert mir wahnsinniger Gitarrenlärm ans Ohr, der immer lauter wird, je näher ich der Wohnungstür komme.

»Hi«, ruft Maria und läßt mich herein. »Jeanne, hör mit dem verdammten Krach auf!«

»Ich...ich wollte zu...«

»Danilo, ich weiß«, lächelt sie, »JEANNE! Entschuldige...geh doch einfach rein...ich muß kurz den Wahnsinnigen erwürgen.«

Weg ist sie. Achzelzuckend mache ich mich mit Herzklopfen auf den Weg zu Danilo. Be- vor ich die Tür öffne stirbt die Gitarrenmusik, dafür sind laute, ärgerliche Stimmen zu hören. Naja, was kümmert's mich?! Ich will zu meinem Liebsten.

Ohhhh...der sitzt im Schneidersitz auf dem Bett, seinen Nickischal um den Hals, schwarzes Shirt, schwarze Schlabberhose, mehrfarbig geringelte Socken. Papiertaschentücher liegen verstreut am Boden, Hustensaftschachteln, Fläschchen, Nasenspray, Eukalyptusbonbons... »Hallo«, sage ich leise.

Er hebt den Kopf und niest, greift nach einem Taschentuch. »Hi...«, näselt er. Oh Gott...seine Augen tränen und sind ganz rot, seine Wangen glänzen fiebrig. Er ist trotz- dem hinreißend schön.

»Ich hab's dir gesagt.«

»Ja...MAMA«, grinst er und niest erneut. »Tschuldige, sieht ein bißchen unordentlich aus.«

»Würdest du bitte aufhören, dich andauernd zu entschuldigen«, lache ich und setze mich zu ihm aufs Bett...neben den kleinen Eisbären. Ich halt's nicht aus - er hat die gleiche Wärm-flasche!! Das ist sicher ein gutes Zeichen. Danilo ist definitiv der Mann meines Lebens!

»Wie geht's dir?«

»Bestens.«

»Heute schon deine Vitamine genommen?«

»Ja.«

»Deinen Hustensaft?«

»Ja.«

»Inhaliert?«

»Konstantin?«

»Ja?«

»Halt die Klappe, ok.«

»Leg dich hin.«

»Ich will mich nicht hinlegen«, antwortet er trotzig und schnieft. »Wenn man erstmal liegt ist man nämlich wirklich krank und...ich will nicht krank sein.«

Aus meinem Rucksack krame ich Moms Erkältunsglibsch. »Hier...meine Mama schwört darauf. Damit kannst du leichter atmen und du wirst ganz schnell wieder gesund«, erkläre ich kichernd.

Er greift sich an die Stirn. »Oh...bitte, laß mich mit dem Scheiß in Ruhe.«

»Komm schon, leg dich hin...man muß das auf die Brust reiben...das geht nicht im Sitzen.«

Einen Moment schaut er mich an, dann grinst er und legt sich auf den Rücken, atmet tief ein, wieder aus und hebt sein Shirt hoch.

Ahhh...mir wird ganz anders...er hat eine Tätowierung am Bauchnabel - so schwarze Flammen drumrum, wie eine Sonne. Das sieht SEHR schön aus. Unwillkürlich streckt sich mein Arm aus und meine Finger berühren die schwarzen Linien. Danilo zuckt zusammen, dann lächelt er.

»Du hast die Salbe vergessen, Konstantin.«

»Das...das ist cool«, sage ich total benommen und friemel noch immer an seinem Nabel rum.

»Danke...he, ich friere.«

»Oh...mh, entschuldige«, murmle ich verschämt. Ich liebe Danilos Bauch...der ist ganz weich und gar nicht muskulös, natürlich auch nicht schwabbelig oder sowas...ach einfach perfekt. Seine Haut wie Sahnekaramellcreme...ich möchte sie sofort abschlecken.

Ehrlich, ich habe keine Ahnung, warum ich plötzlich so mutig bin aber ich setze mich auf seine Schenkel, schraube die Tube auf, nehme etwas auf den Finger und streiche es vorsich-tig auf seine Brust.

»Scheiße...ist das kalt«, zischt er.

»Stell dich nicht so an«, entgegne ich streng und reibe mit der Hand die Paste auf seine göttliche Haut.

Ui...seine Brustwarzen werden ganz hart dabei...mh...fühlt sich gut an...seine Lider hängen auf halb acht, er atmet angestrengt. Ich glaube, meine Finger gefallen ihm auf seiner Haut. Mir wird komisch im Unterleib, ich rutsche etwas auf ihm herum, seine Hände legen sich auf meine Hüften, ich beuge mich zu ihm runter und küsse ihn.

Danilos Finger streichen unter meinem Shirt über meinen Rücken, ich kriege Herzrasen, muß noch etwas mehr rumrutschen, er stöhnt leise, was sich supersexy anhört. Seine Lippen schmecken nach Eukalyptusbonbons. Haha...wer ist hier nun der Koalabär...?!

Plötzlich fliegt die Tür auf.

»Danilo, hast du...Ach du Schande...was geht'n hier ab?« ruft jemand.

Total entsetzt blicke ich zur Tür und...OH MEIN GOTT!

»Ich wollte mir nur...scheiße, seid ihr...SCHWUL?«

Heimatland! Ich sitze auf Danilo, dessen Shirt gottweißwo hängt, seine Hände liegen auf meinen Hüften und da steht diese schwarzhaarige Lichtgestalt.

»Mann, kannst du nicht klopfen, wie jeder normale Mensch?« fragt Danilo genervt.

»Ich glaube nicht, daß ihr mich gehört hättet, bei dem, was ihr da gerade getrieben habt«, grinst er dreckig. Dann schlendert er auf uns zu und streckt mir seine Hand entgegen. »Hi, Jeanne.«

Ich drücke total von der Rolle seine Hand. »Konstantin«, bekomme ich heraus. Jeanne zieht blitzschnell seine Hand zurück und beäugt sie mit angewidertem Gesicht. Dann sieht er mich mit verengten Augen an. »Ist es das, wofür ich es halte? Ist das...SPERMA, oder was?«

Mein Kopf ist leer, ich hab vergessen, wie man spricht.

Danilo wurschelt sich unter mir weg. »Jeanne, das ist 'ne Erkältungssalbe. Ich bin KRANK! Was zum Henker willst du?«

Er schnüffelt an seiner Hand und scheint beruhigt. »Wieso hast du mir nie gesagt, daß du auf Jungs stehst?« fragt er beleidigt.

»Weil du nie gefragt hast.«

»Ach ja? Vielleicht hätte ich aber was mit dir angefangen.«

Danilo verdreht die Augen. »Ich mit dir sicher nicht. Also, was willst du?«

Jeanne schmollt. »Unwichtig. Ich fasse es nicht...du bist schwul und sagst keinen Ton.«

»Nun weißt du es ja. Also...verschwinde, ok.«

Jeanne denkt anscheinend gar nicht daran, mitten im Raum setzt er sich im Schneidersitz auf den Boden und schaut uns an, wie wir auf dem Bett hocken.

»Sag mal...weiß Maria, daß ihr hier...wolltet ihr gerade vögeln oder sowas?«

Danilo schnauft. »Ja, Maria weiß, daß ich auf Jungs stehe und alles andere geht dich einen verdammten Scheiß an, klar?«

Die Tür geht erneut auf und Maria schaut herein.

»Jeanne, was zum Arsch machst du hier? Wir wollten doch los.« Sie sieht verärgert aus oder besser gesagt, total genervt.

Jeanne springt auf. »Wieso hast du mir nicht gesagt, daß du mit einem Schwulen zusammen lebst?«

»Hä? Ach du Scheiße«, stöhnt sie augenverdrehend, »wir wohnen zusammen und...wieso interessierst du dich plötzlich für Danilos sexuelle Orientierung? Reichen dir die ganzen Mädchen etwa nicht mehr?«

Was er darauf antwortet höre ich nicht mehr, weil die beiden das Zimmer verlassen.

»Gott...«, seufzt Danilo, »dieser Typ ist echt die Härte.«

»Wer...wer war denn das überhaupt?«

»Jeanne ist sowas wie Marias Freund und bildet sich ein, hier zu wohnen.«

»Äh...sowas wie ihr Freund?« frage ich verständnislos.

»Naja, die zwei sind seit...keine Ahnung...zusammen, was ihn allerdings nicht davon abhält fröhlich durch die Gegend zu vögeln. Wahrscheinlich meint er, das gehört dazu, wenn man Rockstar ist.«

»Rockstar?«

»Hast du den Gitarrenlärm nicht mitbekommen? Jeanne hat eine Band und jede Menge Groupies.«

»Oh...ach so«, sage ich verträumt, was gar nicht beabsichtigt war.

Danilo sieht mich kritisch an. »Was ist los? Willst du dich vielleicht in die Endlosschlange einreihen?«

»Was? Ich? Nee, wieso denn?«

Scheiße, warum werde ich denn so rot??

»Dir hängt der Sabber ja schon aus den Mundwinkeln. Mach dir keine Hoffnungen, Jeanne ist hetero...jedenfalls war er das bis jetzt.«

Hä? War das eben ein leichtes Seufzen in seiner Stimme?

»Findest du das irgendwie schade?«

Danilo lächelt. »Nee, ich finde es schade, daß er uns unterbrochen hat.«

Ohhh...DAS finde ich allerdings auch und kuschel mich an seine Brust. Seine Finger wuseln mein Haar durcheinander. Meine Lider werden schwer, Danilo ist so warm und weich...eine bleierne Müdigkeit senkt sich auf mich herab...ich spüre seine Lippen auf meiner Stirn, schließe meine Augen und...

Ach du Kacke! Draußen ist es stockfinster. Danilo liegt neben mir und schläft. Ahhh...sieht der schön aus. Trotzdem, ich muß nach Hause, rüttel ihn ein bißchen, worauf er sich träge bewegt und die Augen öffnet.

»Was...was denn?« murmelt er und legt einen Arm um mich.

»Wir sind eingeschlafen...ich muß nach Hause«, sage ich leise, befreie mich aus seiner Umarmung und stehe auf.

»Sehen...wir...uns morgen?«

»Klar. Bis dann. Schlaf schön.« Ich hauche ihm einen Kuß auf die Lippen und verlasse leise sein Zimmer.

Verdammt ist das dunkel, ich kann überhaupt nichts sehen, stolpere durch die Wohnung und...rempel irgendwas an und zwar so, daß ich hinknalle.

»FUCK! Was...wer...AU!!« brüllt jemand.

Ich spüre tatstende Hände auf meinen Schenkeln, meiner Brust, in meinem Gesicht.

»Hey, was soll das?« zische ich in die Dunkelheit.

»Danilo?«

»Nee.« Ich rappel mich auf, suche den Lichtschalter, finde ihn und knipse das Licht an. Auf dem Boden hockt Jeanne, der sich die Augen reibt.

»Ahhh...scheiße, ist das hell.« Er sieht auf. »Ach...DU bist das. Wieso zum Teufel rennst du mich über den Haufen? Au, ich hab mir die Hand gebrochen. Ey, wenn ich mir deinet-wegen die Hand gebrochen habe und am Samstag nicht spielen kann...ich töte dich.« Langsam beuge ich mich zu ihm hinunter, befühle seine Hand und stelle fest, daß er sie ohne Schmerzen bewegen kann. So ein Weichei!

»Da ist nichts gebrochen«, sage ich.

»Ach ja...bist du vielleicht Arzt oder so'n Scheiß?«

»So lange du die Hand bewegen kannst ist nichts gebrochen.«

»Das tut aber verflucht weh«, brüllt er.

»Dann leg eine Kühlkompresse drauf und kauf dir eine anständige Salbe«, brülle ich zurück. Einen Augenblick schaut er mich verdutzt an, dann nickt er. »In Ordnung...hilfst du mir mal auf?«

Ich glaube, der ist irre, helfe ihm aber dennoch auf die Beine, indem ich meine Hand aus-strecke an der er sich theatralisch seufzend hochzieht.

Als er dicht vor mir steht, kann ich seine Augen sehen. Oh mein Gott...sie sind GRÜN! Und seine Haare sind SCHWARZ und er hat dieses GRÜBCHEN und ich bin gerade eben mit ihm...ZUSAMMENGESTOSSEN!!

Er sieht mich an, leckt sich kaum merklich die Lippen und grinst leicht. »Danke«, flüstert er.

»Ich...ich wollte gerade...gehen. Danilo ist...er ist eingeschlafen.«

»Schön und warum liegst du dann nicht neben ihm?«

»Ich muß nach Hause.«

»Ok, machs gut«, sagt er, klopft mir auf die Schulter und verschwindet in Marias Zimmer.

Gott...ich bin ganz verwirrt. Wer zum Henker ist denn nun der Mann meines Lebens?? Zusammengestoßen bin ich mit beiden.

Danilo hat weder schwarze Haare, noch grüne Augen, noch ein Grübchen aber er ist süß und lieb und er mag mich - warum auch immer.

Jeanne hat schwarze Haare, grüne Augen und ein Grübchen...allerdings ist der hetero und mit Maria zusammen.

Was soll ich denn jetzt machen?

Danilo ist anbetungswürdig, ich hätte ihn gerne als Freund aber, wenn wir doch gar nicht für einander bestimmt sind?! Das muß natürlich nicht zwangsläufig bedeuten, daß Jeanne für mich bestimmt ist. Wie kann denn auch ein Heterotyp für mich bestimmt sein?!

Außerdem will ich Danilo!

Ob ich ihn überreden kann, sich die Haare schwarz...schließlich ist das Schicksal dazu da, überlistet zu werden, oder?!

Ach herrje ist das alles kompliziert.

Ich werde mir nie wieder wünschen, mit jemandem zusammenzustoßen!


Nach der Schule hängt sich Saskia an meine Hacken und kommt ungefragt mit zu mir nach Hause. Pausenlos plappert sie vor sich hin, ich höre ihr gar nicht zu.

»Entschuldige aber...was willst du hier?« frage ich entgeistert, als sie sich auf mein Bett fallen läßt.

»Du wolltest mir noch von deinem neuen Bekannten erzählen.«

»Hä?« mache ich dumm.

»Na, dieser Schnuckel von neulich«, erklärt sie, als sei ich total bescheuert.

»Das ist Danilo. Ich kenne ihn noch nicht lange.«

»Aha. Und woher kennst du ihn?«

»Bin mit ihm zusammengestoßen. Ich hab jetzt keine Zeit mehr, würdest du also bitte ver-schwinden?«

Sie verzieht das Gesicht. »Gott...bist du unfreundlich. Hat dieser Danilo eine Freundin?«

»Nee...weiß ich nicht. Wieso? Willst du noch einen dritten Freund zum verarschen?«

»Arschloch«, zischt sie und steht auf. »Ich weiß gar nicht, warum ich mich noch mit dir abgebe. Ich weiß nicht, wieso sich überhaupt jemand mit dir abgibt. Und ich weiß nicht, warum ich dir das jetzt erzähle aber...Nina ist verknallt in dich. Natürlich sollst du das nicht wissen, weil es ihr ja peinlich ist, wenn du nix von ihr willst und so weiter...«

»Wieso erzählst du's denn dann? Ich dachte, Nina ist deine Freundin.«

»Klar ist sie das und wenn sie sich nach dir verzehrt...ich meine, sicherlich wäre es mir lieber sie hätte nicht so einen verkorksten Geschmack aber du bist es nun einmal. Also...wie findest du sie?«

Was ist das denn für eine schwachmatische Frage? Also, Nina ist bestimmt süß und nett und nicht dumm aber...sie ist ein Mädchen.

»Frag mich bloß noch, ob ich mit ihr gehen will«, antworte ich genervt.

»Naja, du könntest sie ja mal ins Kino einladen oder sowas...was weiß ich. Jedenfalls weißt du nun, daß du Vogel wenigstens eine Verehrerin hast...wir...«, ihre Augen leuchten plötzlich,

»wir könnten doch mal zu viert ausgehen.«

»Zu viert?«

»Ja«, ruft sie eifrig, »du, Nina, ich und...Danilo.«

Haha...NIX!!!

»Meinst du nicht, daß das zu anstrengend wird? Immerhin mußt du schon Martin und Phillip unter einen Hut kriegen.«

»Ach...das sind doch Kinder. Aber dieser Danilo...wow...das ist ein Mann.«

Jaha, ein SCHWULER Mann...hahaha!!!!

»Ok, ich frag ihn bei Gelegenheit«, lüge ich, um sie endlich loszuwerden.

»Weißt du was? Gib mir doch einfach seine Nummer...dann frag ich ihn.«

»Bist du bescheuert? Ich geb doch nicht einfach an jeden Hans und Kranz Nummern raus.«

»Ich bin nicht jeder«, sagt sie beleidigt.

»Jaja, wie auch immer...hab keine Zeit mehr. Also, bis morgen«, sage ich eilig und schiebe sie zur Tür, hinaus aus meinem Zimmer.

Nachdem ich mich vergewissert habe, daß sie auch tatsächlich weg ist, rufe ich erstmal Danilo an und verabrede mich mit ihm.

Ach...ich liebe dieses Zuckerwattehaus!

Stehe vor Danilos Tür mit Magenkribbeln und Pulsrasen und warte. Maria öffnet.

»Na du Chaosmensch«, ruft sie und zwinkert mir fröhlich zu.

Na Toll, nur weil mir beim ersten Besuch so schlimme Sachen passiert sind, drückt sie mir einen Stempel auf.

»Hi, ich wollte zu Danilo.«

»Ja, hab ich mir fast gedacht...der ist in seinem Zimmer, du kennst ja den Weg. Übrigens... paß auf, daß du Jeanne nicht in die Arme läufst.«

Das hab ich irgendwie auch gar nicht vor, glaube ich. Egal.

Danilo sitzt in Gammelklamotten auf seinem Bett und liest. Mann, macht der auch mal was anderes?? Als ich ins Zimmer komme, hellt sich sein Gesicht auf, es strahlt...heller als die Sonne. Sogleich überfällt mich ein schwächliches Gefühl in den Beinen. Muß mich ganz schnell hinsetzen, sonst falle ich.

»Na, was macht die Grippe?«

Er strahlt...puh, der soll damit aufhören, sonst verbrenne ich. Ich merke schon, wie ich ganz rot bin im Gesicht.

»Hab noch Husten«, erklärt er und kuckt mich dabei an...ich kann gar nicht beschreiben wie!

»Ich glaube, ich brauch noch mal deine Menthol-Salbe...damit ich am Wochenende gesund genug bin, um mit dir auszugehen.«

Schwups - da hat er sich auch schon hingelegt und friemelt an seinem Schlabbershirt.

»Wo willst du denn mit mir hingehen?«

»Jeannes Band spielt am Samstag im PULP...er ist sauer, wenn wir nicht hinkommen. Hast du Lust?«

LUST hab ich. Auf ausgehen, auf Jeanne sehen, auf Danilo anfassen...

»Ja, von mir aus.«

Er kichert. »Mann, der ist vielleicht zimperlich. Läuft schon seit zwei Tagen mit dickem Verband um den Arm rum. Angeblich hast du ihm das Handgelenk gebrochen und bist Schuld am Scheitern seiner wahnsinnigen Karriere. Was ist denn passiert?«

»Wir sind im Dunkeln zusammengestoßen. Alles halb so wild. Der soll sich nicht so an-stellen.«

»Sag mal...rennst du öfter hübsche Jungs über den Haufen?«

Ich muß grinsen. »So hübsche wie dich?«

Ahhhhh...jetzt wird er endlich mal rot. Gott ist das süß!!

Langsam zieht er mich in seine Arme. »Weißt du, die Erkältungssalbe war nur ein Vorwand, damit du mich anfaßt«, flüstert er weich.

So weich, daß ich fast wegschmelze.

»Weiß ich doch.«

Er küßt mich auf den Mund, leider stelle ich mich mal wieder so ungeschickt an, daß unsere Zähne zusammenstoßen.

»Entschuldige«, murmle ich verschämt.

»Laß es uns noch mal versuchen, mh?«

Ok, jetzt klappt es besser.

Das heißt, es könnte besser klappen aber wir werden unterbrochen. Die Tür wird aufgestoßen,

Jeanne kommt herein.

»Danilo, du mußt mir noch mal den Verband neu machen.«

Als er mich sieht rümpft er die Nase. »Du hast mir gerade noch gefehlt. Kuck dir mal an, was du angerichtet hast. Kann meine Hand kaum bewegen und übermorgen ist der Auftritt. Wie soll ich jetzt noch üben und überhaupt...ich hasse dich.«

Bin schon wieder so breiig im Schädel, daß ich nichts erwidern kann.

»Hey, laß meinen Freund in Ruhe sonst kannst du dir eine andere Krankenschwester suchen. Wieso macht Maria das eigentlich nicht?« fragt Danilo.

Ohhhh...der hat mich seinen FREUND genannt!!

»Einkaufen«, erklärt er knapp, während er den Verband abfriemelt und Danilo eine Salbe reicht.

Ich schaue mir seine Hand an...es ist absolut nichts zu sehen. Keine blauen Flecke, nicht die kleinste Schwellung. Jeanne ist eine verdammte kleine Suse.

»Zeig mal deine Hand«, sage ich doch Jeanne schüttelt beleidigt den Kopf.

»Nee, wer weiß, was du noch damit machst. Rühr mich bloß nicht an...ich hasse dich.«

Ich hasse ihn auch so langsam, greife nach seiner blöden Hand.

»Au...«, jault er total übertrieben, »Dani, hast du das gesehen? Wie kannst du zulassen, daß der mir weh tut?«

»Johannes...es reicht«, zischt Danilo.

»Nenn mich nicht so, Blödmann...und mach den Verband nicht so stramm wie beim letzten- mal.«

»Wie wäre es gleich mit einem Gips? Oder du gehst für eine Woche ins Krankenhaus, vielleicht muß der Arm abgenommen werden oder sowas«, schlage ich vor.

»Halt die Fresse...Dani, wieso darf der so gemeine Sachen sagen?«

»Wißt ihr was? Ich hab keinen Bock. Ich gehe jetzt in die Küche, koche mir einen Kakao und Konstantin kann deinen Verband wechseln.«

Schwups ist er auch schon weg.

Jeanne sieht mich einen Moment an, dann stößt er mir in die Seite und streckt mir seinen Arm entgegen. »Na mach schon.«

Mir bleibt ja wohl auch gar nichts erspart. Vorsichtig verreibe ich einen Klecks Salbe auf seinem Handgelenk.

»Nicht so fest«, brummelt er, »das muß man mit Gefühl machen, du Klotz.«

Ich überlege, ob ich ihm nachträglich die Hand breche, entscheide mich allerdings dagegen und schmiere die Salbe weiter auf seine Haut. Meine Güte...seine Haut ist ganz ganz weich und wie er mich ansieht...mir wird ganz anders.

Nein, wird mir nicht. Hallo...der Idiot erzählt andauernd, daß er mich haßt und ich finde seine Haut weich? Bin ich eigentlich bescheuert??

Scheiße, hat der grüne Augen. Chartreuse-Augen, wie Zillah aus Poppys LOST SOULS. Mir wird heiß. Zittrig wickle ich den Verband um Jeannes Handgelenk, wobei er mich an-stiert als gäbs kein morgen mehr. Was soll'n das?

Wow...diese Lippen und das Grübchen und der riecht so gut und...oh, mein Freund betritt das Zimmer.

»Schön, ihr habt euch ja am Leben gelassen«, scherzt er, während Jeanne mich immer noch anstarrt.

Der bescheuerte Verband sitzt längst, wieso kann ich seine Hand nicht loslassen? Wieso macht der auch keine Anstalten, meine loszulassen, denn ich merke gerade, daß er ebenfalls festhält. Mehr noch...er streicht mit dem Daumen über meine Finger und lächelt. Der LÄCHELT! Hat er den Verstand verloren?

»Johannes«, bollert Danilo, »spar dir deine Verführungskünste für die kleinen Mädchen. Ich warne dich.«

Jeanne springt auf. »Du sollst mich nicht so nennen und überhaupt...ihr seid doch beide total verblödet. Ich hasse euch.«

Damit verläßt er das Zimmer und knallt die Tür zu. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie mir zumute ist. Alles was ich weiß ist, daß ich irgendwie ein schlechtes Gewissen habe. Dabei ist ja nichts Schlimmes passiert. Schließlich hat Danilo uns nicht beim Knutschen erwischt oder sowas.

Ein peinliches Schweigen entsteht...so peinlich, daß ich anfange zu schwitzen und einfach nur weg will. Ich entscheide mich allerdings für etwas anderes. Ich meine, ich mag Danilo, zur Hölle mit Jeanne, oder?!

Langsam beuge ich mich zu ihm rüber, küsse ihn kurz auf den Mund und weiß plötzlich wieder ganz genau, was ich will.

Danilos Lippen sind so unglaublich weich und er ist so schön und ich habe endlich einen Freund. Einen Freund mit rotweißen Ringelsocken und einer Der-Kleine-Eisbär-Wärm-flasche! WOW...mhhh...er schmeckt nach Kakao, ganz vorsichtig teilt seine Zunge meine Lippen und tastet nach meiner. Mir wird schwindlig, in meinem Kopf sirrt es merkwürdig. »Ich glaube«, beginnt Danilo, »ich bin auf dem besten Weg, mich sehr in dich zu verlieben, Konstantin.«

Uiuiui...!!

Ich stehe inmitten kleiner Mädchen. Das heißt, klein sind die nicht aber, naja, ich nehme an, das sind Jeannes Groupies. Jedenfalls ein paar davon. Neben mir stehen mein Freund Danilo und Jeannes Freundin Maria, die ganz schön genervt aussieht.

Hier im Pulp war ich schon mehrfach, allerdings nie, wenn es Live-Musik gab. Ist ganz nett hier. Nicht zu groß, nicht zu klein, dunkel, verraucht, verrucht, Theke in der einen Ecke und überall stehen so alte zerschlissene Plüschsofas rum.

Plötzlich beginnt eines der Mädels zu kreischen. Ich denke schon, daß sie abgestochen wird oder ein Feuer ausgebrochen ist aber als ich dann Richtung Bühne schaue ist mir ebenfalls nach kreischen.

Jeanne latscht lässig mit Gitarre umhängend und Kippe im Mund auf den Microständer zu. Übrigens trägt er immer noch einen Verband, der vom Handgelenk bis kurz über den Ellen-bogen reicht.

Als Maria mein entsetztes Gesicht sieht, grinst sie. »Keine Sorge, das hat er nur gemacht, weil's dramatisch aussieht.«

»Oh«, sage ich nur und muß husten, weil meine Kehle ganz bemerkenswert trocken ist, ich aber gleichzeitig nicht weiß, wie ich den ganzen Speichel runtergeschluckt bekomme. Jeanne sieht wahnsinnig aus!

Enge schwarze Schnallenhose, Netzhemd, silberne Ketten um die schmalen Hüften ge-schlungen. Seine Augen sind dunkel-schmierig geschminkt, die schwarzen Haare stehen in alle Richtungen.

Als er anfängt zu singen bin ich einem Schwächeanfall nah. Seine Stimme klingt so nach SEX. Nee, nicht nach Sex...nach FICKEN! Ficken und nie wieder aufhören. Mal heiser und rauh, dann wieder ganz weich, samtig, flüsternd. Mal brüllt er ins Micro, dann wieder haucht und stöhnt er.

Die anderen Typen aus der Band sehe ich überhaupt gar nicht, das heißt, mir fällt auf, daß ein Mächen Bass spielt. Ein Mädchen, das aussieht wie Courtney Love. Hübsch, interessiert mich aber herzlich wenig.

Die Mädchen neben mir sehen aus, als wollten sie alle für Jeanne sterben. Ich will das auch, bis eine Hand nach meiner greift. Danilos Hand. Ach ja richtig...ich hab ja einen Freund und schon wieder ein schlechtes Gewissen.

»Der ist schon toll, oder?« bölkt er mir ins Ohr.

Ich werde rot, was aber nicht schlimm auffällt, weil es inzwischen total heiß geworden ist und alle anderen auch nicht besser im Gesicht aussehen.

Moment mal...was soll das überhaupt heißen? Danilo hat ja wohl mich toll zu finden und nicht den Göttlichen auf der Bühne. Immerhin ist Danilo in mich verliebt, der soll mir sofort sagen, daß ICH toll bin!

»Aber nicht so toll wie du«, säuselt er und knabbert dabei kurz an meinem Ohrläppchen. Scheiße, der kann meine Gedanken lesen.

Nach eineinhalb Stunden hat Jeanne sich total verausgabt, sein Netzhemd ausgezogen und der Lidschatten ist verlaufen, was atemberaubend aussieht. Die Mädels bekommen multiple Orgasmen und ich Magenbollern. Am Ende des letzten Liedes wirft er sein verschwitztes Netzhemd in die Menge, die Mädels kreischen und verprügeln sich fast, um das Schwitzeteil zu ergattern.

Maria schüttelt den Kopf. »Bah...was für ein kleiner Angeber.«

Ich finde, Jeanne ist ein kleiner Sexgott und Maria hat keinen Grund sich zu beschweren, schließlich darf sie ihn anfassen und küssen und...wow!

Jedenfalls ist die Band verschwunden, wir gehen an die Theke, um was zu trinken.

»Ich hätte nicht gedacht, daß die so gut sind«, erkläre ich beiläufig und nippe an meiner Cola-Light mit Zitronensaft.

»Ja«, entgegnet Danilo, »wenn man auf so düsteren Kram abfährt.«

Das tue ich...oh und wie ich das tue.

»Ich gehe mal nachschauen, ob Jeanne noch belagert wird«, sagt Maria und verschwindet irgendwohin.

»Der hat wirklich eine gute Stimme«, murmle ich etwas abwesend.

»Hm-hm«, macht Danilo nur und sieht etwas...angepißt aus.

Kacke, ist das meine Schuld? Hastig dränge ich mich an ihn und küsse seinen warmen, weichen Hals. Hier geht das. Hier kennt mich niemand.

Maria kommt zurück und sieht ebenfalls sehr angepißt aus.

»Wollt ihr mitfahren?«

»Du willst schon nach Hause?« fragt Danilo überrascht.

»Ja, ich wüßte nicht, wieso ich noch länger hier rumhängen sollte. Meinem Freund macht es anscheinend momentan mehr Spaß mit irgendeiner Göre zu knutschen. Verdammte kleine Schlampe. Und morgen kommt er wieder angekrochen und entschuldigt sich zähne-knirschend und ich bin so blöd und falle darauf rein«, seufzt sie. »Also, bis dann. Schönen Abend noch.«

»Sag mal...macht der das öfter?«

Danilo nickt. »Hab ich dir doch gesagt.«

»So ein Arschloch. Arme Maria.«

»Ave Maria«, kichert es plötzlich an meinem Ohr.

Ich drehe meinen Schädel und da steht ein strahlender, etwas verschwitzter, verschmierter, unglaublich schöner Jeanne. Mir wird etwas unwohl.

»So heilig ist meine Freundin gar nicht. Hat euch die Show gefallen? War ich nicht absolut FA-BEL-HAFT?«

Puh...der ist vielleicht von sich eingenommen. Sowas hab ich noch nicht erlebt.

Danilo beugt sich zu ihm rüber. »Also mir hat am Besten gefallen, daß du deine Texte ausnahmsweise mal nicht vergessen hast. Das passiert ihm nämlich sonst andauernd«, erklärt er, »weil er meist schon vor den Auftritten stockbesoffen ist. Einmal ist er sogar von der Bühne gefallen.«

»Mann, Dani, das war STAGEDIVING«, antwortet Jeanne augenverdrehend.

»Und wieso hat dich dann niemand aufgefangen?«

»Halt die Fresse und kauf mir einen Drink, klar«, mault er.

»Wieso sollte ich...du kriegst doch heute eh alles umsonst hier.«

Jeanne zupft mir am Shirt. »Hey, du...sag deinem Freund, daß er eine verdammte Kacknase ist.«

»Du hast echt eine tolle Stimme«, fällt mir nur ein.

»Ja«, nickt er, »finde ich auch. Krieg ich jetzt was zu trinken?«

Danilo bestellt ihm einen...Irgendwas...sieht komisch aus aber ihm scheint es zu schmecken. Während er trinkt faselt er ohne Punkt und Komma von seinem gelungenen Auftritt und wedelt mit Armen und Händen herum.

»Was macht'n dein Handgelenk?« frage ich.

Sogleich zieht er eine super saure Visage. »Willst du mir den Abend verderben? Wie du siehst hast du ganze Arbeit geleistet. Mußte mir vom Doch eine Spritze geben lassen, sonst hätte ich meinen Arm gar nicht bewegen können.«

Der ist doch irre. Was für eine Diva!

Plötzlich blickt er sich nach allen Seiten um. »Maria schon weg?«

Ich schnappe verstohlen nach Luft, Danilo sieht ganz gelassen aus.

»Die hatte wahrscheinlich keinen Bock mehr auf deinen Kindergarten hier.«

Wie aufs Stichwort kommen drei Mädchen an die Theke und giggeln verschämt, als sie ihm tausend Komplimente machen und sich...als Krönung sozusagen...auch noch mit ihm fotografieren lassen und danach eine langstielige Rose in durchsichtiger Knisterfolie in die Hand drücken.

Ich halt's im Kopf nicht aus!

»Laß uns abhauen«, flüstert mir Danilo ins Ohr.

Naja, will ich auch aber...ich will auch Jeanne weiter anschmachten.

Nein, will ich nicht.

Ich habe schließlich einen Freund, der mir zu verstehen gegeben hat, daß er mit mir allein sein möchte. Und Danilo ist schließlich viel süßer und lieber und netter als dieser blöde Möchtegern-Rockstar, der inzwischen einem Mädchen seine Unterschrift auf den Busenan- satz kritzelt.

»Hey...wollt ihr etwa schon gehen?« fragt er enttäuscht, als Danilo und ich Anstalten machen.

»Ich dachte, wir machen noch Party. Komm schon Konny«, er legt locker seinen Arm um meine Hüfte, »sag deinem Freund, daß er noch was trinken muß.«

Ich HASSE es, wenn mich jemand Konny nennt!! Außerdem soll der mich nicht so anfassen. Etwas hilflos schaue ich zu Danilo rüber, der seinen wunderhübschen Kopf schüttelt. Eigent- lich möchte ich ja doch ganz gerne noch bleiben, andererseits will ich Danilo küssen und zwar allein.

Scheiße, immer diese Entscheidungen!

»Hey, Konstantin.«

Was? Au weia...neben mir steht eine schrecklich strahlende SASKIA. Im Schlepptau Nina, die ebenso furchtbar grinst. Wenn die beiden keine Ohren hätten... Was zum Teufel machen die überhaupt hier? Das ist doch kein Zufall. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, daß ich in der Schule gesagt hätte, wo ich heute hingehe und ich kann mir auch nicht vorstellen, daß denen die Musik von Jeanne gefällt. Naja, Nina vielleicht, die ist manchmal ganz nett freakig aber Saskia ist eine Langweilerin vor dem Herrn.

»Hi, ich bin Saskia...wir haben uns kurz bei Konstantin getroffen. Du erinnerst dich, ja?«

Das klang nicht wie eine Frage. Saskia meint, daß jeder Typ scharf auf sie ist. In Erinnerung bleibt sie allerdings nur, weil sie so schrecklich penetrant ist.

Danilo wirft mir einen sehr unkomfortablen Blick zu, dann schenkt er ihr ein gefaktes Lächeln.

»Nee, leider nicht.«

Ich liebe Danilo.

»Ihr kommt total zu spät. Der Auftritt ist vorbei«, mault Jeanne, dem Saskia selbstverständlich nicht die geringste Beachtung schenkt.

»Genau«, sage ich, »wir wollten gerade los.«

»Wolltet ihr nicht. Ihr wolltet was mit mir trinken«, brüllt Jeanne.

Mann, der geht mir auf die Nerven.

»Tut mir leid, daß wir dich so überfallen«, murmelt Nina peinlich berührt.

Mein Freund wird derweil von Saskia in Beschlag genommen, die charmant lächelt, an ihm rumzupft, durch die Haare streicht und auf ihn einredet. Was die sagt kann ich nicht verstehen, weil die Musik ohrenbetäubend ist.

»Das hier war ihre Idee«, raunt Nina mir zu, »die ist ganz verschossen in deinen Bekannten.«

Jau, ist nicht zu übersehen.

»Willst du was trinken?« frage ich blöde, worauf sie schüchtern nickt.

Wieso kann ich nicht einfach cool sein und der Scheißkuh sagen, daß sie gerade meinen Freund anbaggert? Und wohin hat sich Jeanne verpißt? Ach so, der tanzt aufreizend zu Placebos »Pure Morning«.

Ich will echt weg von hier!

Danilo scheint sich plötzlich auffallend angeregt mit der Kotzkuh zu unterhalten und daß sie mit ihrem schäbigen Fittichen an ihm rumgrapscht scheint ihm auch nichts auszumachen. Was geht eigentlich ab?

»Ich möchte mal wissen, was Martin und Phillip dazu sagen würden.« Ninas Kopf deutet in Richtung Danilo und Kotzkuh, ich nicke. Jeder weiß, daß sie die beiden verarscht, nur die beiden nicht.

Jeanne zieht eine Live-Sex-Show ab, daß mir ganz schummrig wird. Ständig streicht der an sich rum, läßt sein Becken kreisen als gäb's kein morgen und reißt an seinem Shirt. Ein gelungener Abend, was?!

»Ist der Typ auch ein Freund von dir?« fragt Nina.

»Ja nee...so irgendwie. Der ist mit Danilos Mitbewohnerin zusammen.«

»Weiß das auch der da?«

Ich kollabiere. Zum tanzenden Jeanne hat sich ein Junge gesellt, der sich auf sehr unkeusche Art und Weise an ihn drängt.

»Vielleicht kriegen die Geld für ihre Tanzeinlage«, versuche ich zu scherzen.

Erwähnte ich, daß ich hier weg will? Und erwähnte Danilo nicht, daß Jeanne hetero ist? Sieht im Moment irgendwie anders aus, was aber natürlich nicht mein Bier ist. Die Kotzkuh lacht die ganze Zeit, als sei sie in einer Comedy-Show...wieso sagt der niemand, daß das total übertrieben wirkt? Wenn die ein Typ wär würde ich sie/ihn auf jeden Fall sofort für eine Tucke halten.

Als Saskia für einen Augenblick mit Nina in Richtung Klo verschwindet zieht Danilo mich an sich und küßt mich kurz auf den Mund.

»Jetzt oder nie...laß und ganz ganz schnell abhauen.«

Ich liebe Danilo, greife meine Jacke und renne mit ihm zum Ausgang.

Draußen rennen wir noch ein bißchen mehr bis ich Seitenstiche bekomme und schnaufend an eine Hauswand lehne.

»Ich glaube wir sind allen entkommen«, grinst Danilo, ebenfalls außer Atem. »Wollen wir zu mir? Ich brauche jetzt unbedingt Entspannung und die kriege ich nur, wenn du neben mir liegst und mich küßt.«

Zur Hölle mit Weibern und tanzenden Diven...ich weiß wieder genau, zu wem ich gehöre und nicke glücklich. Allerdings...au weia, eine ganze Nacht mit Danilo in einem Bett.

»Willst du noch einen Kakao oder irgendwas essen?« fragt er als wir in seinem Zimmer sitzen.

»Nee«, antworte ich räuspernd. Mann, meine Kehle ist vielleicht trocken, da wäre ein Getränk möglicherweise doch nicht unbedingt schlecht.

Danilo räkelt sich gähnend. »Gut, bin nämlich viel zu faul, um jetzt noch mal aufzustehen.«

Meine Müdigkeit ist plötzlich wie weggeblasen, wobei das Wörtchen blasen mir in dieser Sekunde zu schlüpfrig erscheint also sage ich lieber wie weggepustet. Gott, bin ich nervös. Sitze auf der Bettkante, verkrampfe meine Finger und wage nicht, einen Blick hinter mich zu werfen, weil da mein schöner Freund räkelt. Zur Beruhigung wippe ich ein wenig hin und her, Danilo fängt leise an zu lachen.

»Ich glaube, ich hab seit heute eine Freundin.«

Mein Kopf wirbelt herum. »WAS?«

»Saskia hat mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, daß sie scharf auf mich ist. Ich wollte ihr eigentlich sagen, daß ich scharf auf dich bin aber dann hab ich überlegt, daß du bestimmt nicht wild drauf bist, daß sie Bescheid weiß, oder?«

»Nein, auf gar keinen Fall«, entgegne ich hektisch.

»Naja, selbst wenn ich nicht schwul wär würde ich mit einem kleinen Schulmädchen wie ihr nichts anfangen.«

»Du hast was mit mir angefangen...ich bin genauso alt wie Saskia.«

Danilo setzt sich schwungvoll auf. »Scheiße...Pfui, Danilo, schäm dich. Immer nur denkst du daran, kleine, unschuldige Teenagerjungs zu verführen.« Er schüttelt übertrieben seinen Kopf und schlingt seine Arme um mich. »Es war seine Schuld, Euer Ehren...er war einfach ZU süß«, säuselt er und küßt meinen Hals, daß mir ganze Armeisenarmeen über die Haut wandern, »und außerdem...wollte er es auch«, fügt er hinzu, bevor er mir kurz in den Nacken beißt.

Jaja, sicher will ich aber...mann, Danilo hat doch bestimmt schon oft... Ich dagegen habe in irgendwelchen Geschichten gelesen, was Jungs miteinander treiben. Und das hier ist nunmal die Wirklichkeit. Hier hängt mir ein wunderschöner neunzehnjähriger Mann am Hals und erwartet, daß ich mit ihm Geschlechtsverkehr habe. Ui, mir wird schlecht. Nicht, weil Danilo eklig oder aufdringlich ist sondern weil ich ein gottverdammter kleiner Feigling bin. Allein der Gedanke an einen Schwanz, der nicht meiner ist, läßt mich schier in Panik ausbrechen. Ob es ihm wohl reicht, wenn wir einfach nur kuscheln? Bestimmt nicht, wir sind ja schließlich nicht im Kindergarten.

»Laß uns ins Bett gehen, mh?« flüstert er.

Au Backe...ich hab's doch gewußt.

Danilo zieht bereits sein Shirt aus, knöpft die Hose auf und...

»Ich muß aufs Klo«, stottere ich und renne aus dem Zimmer.

Ein bißchen verstört tapse ich durch den Flur ins Bad und lasse mich matt auf dem Wannenrand nieder. Ok, mal kurz in meinem Gedächtnis kramen, was ich so gelesen habe. Schwanz im Hintern tut immer erst fürchterlich weh...ob mit oder ohne Gleitmittel weiß ich jetzt nicht. Gleitmittel...um Himmelswillen! Also gut, das fällt heute schon mal aus, das will ich erstmal noch nicht.

Blasen! Blasen ist eine Möglichkeit, allerdings hab ich da aber doch auch keine Ahnung, wie genau man das machen muß. Wenn ich nun rumlutsche und es gefällt ihm nicht oder ich lutsche zu fest und tu ihm weh?!

Mann und da heißt es immer, Teenager seien dauergeil und denken nur an Sex. Sicher, ich habe auch eigentlich nichts anderes im Kopf, in meiner Phantasie gibt's kaum was, das ich noch nicht gemacht hab...die Realität sieht leider ganz anders aus wie ich feststellen muß. Irgendwie war es keine gute Idee bei Danilo zu übernachten. Ob ich einfach verschwinde... nee, dann ist der sauer und außerdem möchte ich ja bei ihm sein. Ich will ihn küssen, mich an ihn schmiegen und...ja, ich hol ihm einfach einen runter. DA weiß ich genau wie das geht, hab ich schließlich unzählige Male bei mir selbst probiert...HAHAHA.

So, mit einer neuen Portion Mut gehe ich in sein Zimmer zurück, Danilo liegt bereits unter der Decke.

»Dachte schon, du bist reingefallen«, grinst er. »Was hast'n so lange getrieben?«

Wie peinlich, der denkt sicher, ich hätte gekackt oder sowas. Mir ist immer unangenehm, wenn ich bei fremden Leuten aufs Klo muß. Verdammt, mir ist immer ALLES unangenehm. Dabei ist doch so etwas wie Darmentleerung ein vollkommen natürlicher Vorgang und nichts, wofür man sich schämen müßte. Allerdings habe ich meinen Darm nicht entleert, will ihm das jetzt aber auch nicht sagen.

Ich glaube, ich bin nicht mehr ganz dicht, daß ich mir über Derartiges den Kopf zerbreche, während Danilo mich mit Schlafzimmerblicken bombardiert.

»Du willst aber nicht die ganze Nacht da so stehen bleiben, oder?« fragt er lächelnd.

»Nein.«

»Gottseidank«, seufzt er.

Mit Schweißperlen auf der Stirn friemle ich meine Schuhbänder auf, kicke die Schuhe von meinen Füßen und überlege, ob ich mich lieber sitzend weiter ausziehen soll?! Wieso kuckt der mir denn auch dabei zu?

Na schön, das Shirt ist keine große Sache, jetzt kommt die Hose.

»Soll ich dir vielleicht helfen?« Seine Stimme klingt leicht amüsiert.

»Geht schon.«

In einer Bewegung reiße ich das blöde Teil runter, die Socken gleich mit, schlüpfe unter die Decke und ziehe sie bis zum Kinn hoch. Was für eine Aufregung, daß das mein Herz mitmacht...

»Konstantin...«

»Hm?«

Danilo zieht ein wenig an der Bettdecke. »Du, ich hab schon mal einen nackten Jungen gesehen...wenn auch keiner so hübsch war wie du.«

Mein Magen bollert. Seine Hand legt sich auf meine Brust. Sie fühlt sich tonnenschwer an. Langsam setzt sie sich in Bewegung, malt verschlungene Kreise auf meine Haut. Wenn ich nicht so nervös wäre könnte ich das bestimmt gut finden.

'Schwanz im Hintern' geistert's mir durch den Schädel.

»Ich will nicht mit dir schlafen«, rufe ich schrill.

Er sieht mich verdutzt an. »Au weia...nie?«

»Äh...«

Seufzend zieht er mich in seine Arme. »Alles was ich will ist, daß du dich entspannst, ok?«

»Entschuldige, ich bin so ein Idiot.«

Seine Finger wuseln durch mein Haar. »Ich widerspreche nicht. Denkst du eigentlich, es geht mir nur um Sex?«

»Nein aber ich dachte...«

»Ist küssen und kuscheln ok für dich?«

Ich liebe Danilo!! »Sehr.«

Und damit fällt der Startschuß. Seine Lippen lutschen und saugen an meinem Mund, seine Zunge spielt mit meiner...ich bin völlig weggetreten. Ohhhh, der ist so süß und ich hab fast keine Angst mehr. Traue mich, mit den Fingern seine Brustwarzen zu berühren, die unglaublich hart werden. Er schnurrt leise während er an meinem Ohrläppchen knabbert, seine Hände ganz weich über meine Haut streichen.

Als er gerade dabei ist, mir einen Knutschfleck zu verpassen fliegt die Tür auf.

Scheiße, ist das Licht grell.

»Verdammt...«, brüllt Danilo.

Ich ziehe mir die Decke wieder hoch und riskiere einen Blick.

Oh nein! JEANNE!! Was will der denn?

»Was willst du denn?« fragt Danilo genervt.

Er macht ein betretenes Gesicht und zupft an seinem Schlabbershirt. »Maria hat mich rausgeschmissen...kann...äh, kann ich vielleicht hier schlafen?«

Ist der irre?

»Bist du irre? Mann, Johannes...ich bin nicht allein, alles klar?«

»Oh...Konny«, antwortet Jeanne fragend. »Tschuldigung...hab ich euch gestört?«

»Ja, verflucht. Wieso pennst du nicht im Wohnzimmer auf der Couch?«

»Da kriege ich doch Rückenschmerzen. Echt...hast du mal eine Nacht auf dem Teil verbracht?«

Also auf der Ledercouch im gemeinsamen Wohnzimmer würde ich auch nicht nächtigen wollen. Die sieht zwar ultracool aus aber eben alles andere als bequem.

»Und jetzt? Sollen wir hier zu dritt im Bett schlafen oder wie hast du dir das vorgestellt?« Jeanne starrt auf seine nackten Füße und drückt sein Kissen an sich. »Naja, ich wußte doch nicht, daß...daß DER da ist. Komm schon, Dani...dein Bett ist doch groß genug. Ist doch auch nur für heute nacht.«

»Du spinnst wohl. Ist es vielleicht meine Schuld, daß Maria sauer ist, weil du andauernd mit irgendwelchen Mädchen rummachst?«

Ich raffe gerade so gar nicht, was hier abläuft. Das ist alles zu irrsinnig und bestimmt nur ein Traum. Die Hoffnung verfliegt aber sehr schnell als Jeanne sich tastend durch den Raum bewegt, aufs Bett setzt und mir in die Seite piekst.

»Rutsch mal 'n Stück.«

Sogleich breche ich in hysterisches Gelächter aus. »Danilo, der meint das ernst. Hast du keine Luftmatratze wie jeder normale Mensch?«

»Wenn ich eine hätte müßte ich nicht mit zwei Schwulen ins Bett, Trottel«, zischt Jeanne, drückt sein Kissen an meine Schulter, legt seinen Schädel darauf und zieht die Decke hoch.

»Gute Nacht«, seufzt er und...schmiegt sich ein wenig an mich.

Ich halts nicht aus. Ich halts nicht aus. Ich halts nicht aus.

Ich liege mit zwei Typen im Bett. Einer ist mein Freund, der andere schnarcht leise vor sich hin.

»Sag mal...macht der das öfter?« flüstere ich Danilo ins Ohr.

»Immer wenn er Streß mit Maria hat und nicht weiß, wo er sonst hin soll. Allerdings war er noch nie so unverschämt, sich dazuzulegen, wenn ich...äh...Besuch hatte. Scheiße, du mußt ja einen tollen Eindruck von mir haben. Soll ich vielleicht Maria wecken, damit sie dich nach Hause fährt? Dir ist das sicher zu strange.«

Ihn mit Jeanne allein lassen, der vor einiger Zeit noch so aufreizend mit einem Typen getanz hat? Vergiß es! Und überhaupt...das hier ist MEIN Platz. ICH bin Danilos Freund und so ein blöder kleiner Rockstar wird mich nicht vertreiben.

Jeannes Arm legt sich schläfrig über meine Brust. Sonst noch was?? Unsanft schiebe ich ihn weg, worauf er unverständliches Zeug murmelt. Danilo zieht mich näher an sich.

»Bleibt uns wohl nichts anderes übrig als auch zu schlafen und zu beten, daß der Spuk schnell vorüber geht, mh? Aber eines sage ich dir...sollte der Vollidiot dich anfassen, und wenn auch nur ausversehen, schmeiße ich ihn raus.«

Was für ein Abend. Noch mehr davon und ich bin in einer Woche reif fürs Sanatorium.

Verflucht...meine Arme sind gelähmt. Das heißt, ich weiß nicht einmal genau, ob ich noch Arme habe, da ist bemerkenswert kein Gefühl. Vorsichtig öffne ich meine Augen. Links neben mir liegt Danilo auf meinem einen Arm, rechts Jeanne auf dem anderen. Ich liege in der Mitte wie ein gekreuzigter Jesus und stöhne gequält auf, als ich mich versuche zu rühren. »Macht ihr gerade schwule Sachen?« murmelt Jeanne schläfrig und kuschelt sich an meine Schulter.

Der ist ja nicht mehr ganz dicht...aber er riecht gut und ist ganz weich. Ich muß meinen Zinken in sein Haar halten und schnüffeln...wenigstens für einige Sekunden. Dann laufen plötzlich Bilder durch mein Hirn, wie ich es mit beiden treibe. GOTT, was für eine Vor- stellung! Schön ruhig bleiben, Konstantin. Erinnere dich, du traust dich ja noch nicht einmal, es mit deinem Freund zu machen.

Der wacht übrigens gerade auf und blickt mich finster an.

»Liegt der etwa schon die ganze Zeit so?«

Hastig hole ich meinen Arm unter Jeannes Körper hervor und kuschel mich an Danilo. Er greift über mir an Jeannes Schulter und rüttelt ihn.

»Ey...es ist hell, verpiß dich jetzt, in Ordnung?!«

»Scheiß Morgenmuffel«, grummelt er, boxt mir leicht in die Rippen. »Mann hast du dich vielleicht breit gemacht.«

Angestrengt schnappe ich nach Luft.

»Dani, dein blöder Freund hat mir ständig die Decke weggezogen.«

»RAUS jetzt!« brüllt Danilo.

Brummelnd schleppt Jeanne sich zur Tür. »Ich...«

»Hasse euch«, unterbrechen wir ihn gleichzeitig.

»Dämliche Schwuchteln«, zischt er und knallt die Tür zu.

»Ich hab die ganze Nacht von dir geträumt«, schnurrt Danilo. Seine Lippen berühren meinen Hals, seine Hand streicht an meiner Brust rum.

Ich fühle mich sehr beengt in meiner Boxershorts, besonders als seine Finger sich zu meine harten Schwanz gesellen und da ziemlich nette Sachen mit ihm machen.

Darauf hab ich die ganze Zeit gewartet, das weiß ich jetzt. Ich weiß allerdings nicht so genau, was ich mit meinen Händen machen soll?

»Faß mich an, Konstantin«, stöhnt Danilo leise und küßt mich besinnungslos. Zum Glück ist mein Hirn ausgeschaltet...kein Platz für schlimme Befürchtungen. Zittrig friemle ich seine Boxershorts runter, umfasse seinen harten Schwanz und fange langsam an, ihm einen runterzuholen.

Seine Hand zwischen meinen Schenkeln, seine süßen Küsse, sein heißer Atem, der sich mit meinem vermischt...das alles reicht aus, daß ich augenblicklich komme.

WOW...also sowas hab ich bei meinen heimlichen Wichsereien noch nicht erlebt. Danilo braucht noch ein bißchen, worauf ich wieder im Reich meiner Ängste und Be- fürchtungen gelandet bin und mich frage, ob ich vielleicht was falsch mache?! Allerdings bewege ich meine Hand nicht anders als bei mir und da funktioniert es schließlich auch. Danilo hat die Augen geschlossen, beißt sich auf die Lippe, seufzt, atmet sehr geräuschvoll und meine Hand wird feucht.

Ahhh, sieht der schön aus. Unglaublich.

Ich küsse ihn, er küßt mich...ich schwebe auf einer Wolke und wische verstohlen meine Hand an seiner Bettdecke ab. Ist ja nicht gerade sehr appetitlich aber egal. Bettdecken kann man schließlich waschen.

Als meine wieder halbwegs trockenen Finger über seine Brust und seinen Bauch streichen kriege ich einen Peinlichkeitsschock. Ich glaube, ich weiß jetzt, warum sich die Jungs in den Internetgeschichten andauernd waschen. Hätte mir ja auch eigentlich klar sein können. Ich meine, Sperma löst sich ja nicht plötzlich in Luft auf.

»Ihhhh«, kreischt Danilo und schaut an sich runter, »Konstantin, du...du hast mich vollge- wichst.«

Mein Schädel verfärbt sich, Schweißperlen sammeln sich auf meiner Stirn. Kann ich bitte sofort sterben??

»Ich...äh...au je...«, stammel ich unglücklich, doch Danilo lacht sich halb tot.

»Tut mir leid...hahaha...du müßtest mal dein Gesicht sehen. Du siehst so süß aus, wenn du verlegen bist.« Er küßt mich auf die Nasenspitze. »Willst du zuerst duschen oder soll ich?«

Nach duschen und anziehen gehen wir frühstücken. Maria blickt von ihrer riesigen Teetasse auf. »Na...hattet ihr eine schöne Nacht?«

»Überdenke das nächstemal bitte, was du UNS damit antust, wenn du deinen Freund raus- schmeißt, ja? Wo ist die Diva eigentlich?«

»Liegt im Wohnzimmer. Soll das heißen...der hat bei euch gepennt?« fragt Maria und lacht sich krank. »Wow, die drei süßesten Jungs die ich kenne eng umschlungen zusammen im Bett. Schade, daß ich nicht mal einen kleinen Blick riskiert habe.«

»Sehr lustig«, grummelt Danilo.

»Tut mir leid aber ich konnte ihn gestern echt nicht ertragen.«

»Dann mach entweder Schluß mit ihm oder besorge eine Luftmatratze«, entgegnet er und stellt eine Tasse Kakao für mich auf den Tisch.

»Mann...ihr seid so laut.« Reichlich zerknautscht schlurft Jeanne in die Küche, blinzelt, läßt sich auf den letzten freien Stuhl fallen und greift nach meiner Tasse.

»Mhhh...Kakao.«

»Bitte, bedien dich doch«, zische ich.

»Ey, mein Rücken tut total weh. Alles nur, weil unsere beiden Loverboys hier unbedingt an sich rumspielen mußten.«

»Hättest du nicht mit dieser Göre gespielt sondern mit mir, müßtest du jetzt nicht so rumjammern«, erklärt Maria gelassen.

»Phh...mit dir rede ich überhaupt nicht. Mich einfach wie irgendeinen Blödi vor der Tür stehen zu lassen. Dabei ist gestern überhaupt nichts passiert. Die Kleine hat sich ins Hemd gemacht, weil ich sie bemerkt habe und wollte vor ihren Freundinnen ein bißchen angeben. Das hatte nichts mit uns zu tun. Ich bin nun einmal berühmt und habe Fans, damit mußt du leben.«

»Blablabla...wie oft willst du eigentlich noch mit diesen Kacksprüchen kommen? Laß dir mal was Neues einfallen.«

»Ach komm schon, Maria. Es tut mir wirklich leid, wenn es so aussah, als hätte mir diese Tussi was bedeutet.«, sagt Jeanne zerknirscht und stolpert ihr nach, weil sie aufgestanden und in ihr Zimmer gegangen ist.

Ich an ihrer Stelle würde ihn ja noch eine Weile zappeln lassen, ihn so richtig scharf machen aber erstmal nicht ranlassen. Und dann würde ich...Großer Gott...ich würde meinen Freund küssen und sagen, daß ich ihn schrecklich liebe. Ich finde, Danilo hat sowas wie mich irgendwie nicht verdient. Gerade eben noch klebte mein Sperma an ihm und ich sitze hier und überlege, wie ich Jeanne verführen würde. Au weia.

»Vertragen die sich jetzt wieder?«

Danilo leckt Marmelade von seinem Finger. »Ich denke schon. Jedenfalls ist es bis jetzt immer so gelaufen.«

»Komische Beziehung«, fällt mir da nur ein.

Er zuckt die Schultern. »Ich glaube, die wollen das gar nicht anders. Ist wahrscheinlich sonst zu langweilig oder so.«

»Ich hab's lieber langweilig und treu«, antworte ich und werde rot. Warum weiß ich auch nicht.

Danilo grinst. »Ich bin nur treu.«

Zur Abwechslung bricht mir mal wieder der Schweiß aus.

»Ich meinte nicht, äh...ich wollte nicht sagen, daß du langweilig bist.«

»So hab ich's auch nicht verstanden. Also hör sofort auf, nervös zu werden, ja?«

HAHA...ich lach mich mal eben tot.

»Was hast du eigentlich heute noch vor?« fragt er mit hochgezogener Braue, was irgendwie total unanständig rüberkommt.

Totgehen...sonst wohl nichts.

»Mh, ich...ich muß mal meine Hände waschen«, fasel ich mir einen ab und stürme ins Bad.

Leider ist im Badezimmer schon jemand und zwar Jeanne. Der steht vorm Spiegel, friemelt sich an den Augen rum und als er mich bemerkt wird er rot. Ich verstehe das nicht. Der wird nie rot und ich habe ihn schließlich nicht nackt beim Onanieren erwischt oder sowas. Wobei ich denke, daß dem DAS sicher nicht peinlich wäre.

»Kannst du nicht klopfen, verfluchte Scheiße?« zischt er böse.

»Entschuldigung.«

Er blickt sich nervös nach allen Seiten um und hängt schließlich seine Nase fast ins Waschbecken.

Der ist nicht ganz dicht, hab ich doch immer schon gesagt.

»Mach die Tür zu und komm her.«

»Was ist denn?«

Mit der Hand ans Waschbecken gestützt, dreht er sich zu mir und blinzelt und knispelt eigenartig mit den Augen.

»Wenn du das irgendwem erzählst schlage ich dich windelweich, hast du verstanden?«

Nee, hab ich nicht.

»Was denn?«

Ich weiß echt nicht, worüber der redet.

»Das ist alles nur deine Schuld.«

Aha. Und was genau??

Seine Finger gleiten durchs Waschbecken. »Siehst du sie?«

»Wen denn?«

»Jaja, bohr noch in der Wunde.«

Hä??

»Die LINSE du Arsch. Als du hier so reingestürmt kamst, ist sie runtergefallen. Finde sie gefälligst und zwar ein bißchen plötzlich.«

Ok, jetzt hab ich's begriffen. Ein angestrengter Blick...ja, da hängt sie. Vorsichtig lege ich sie auf seinen Finger.

»Ich wußte gar nicht, daß du Kontaktlinsen trägst.«

»Halt bloß dein blödes Maul«, zischt er, spült das Teil ab und flitscht sie in sein rechtes Auge, dann die zweite ins linke.

Ich glaube, ich muß mich kaputt lachen.

»Du willst nicht, daß jemand weiß...«

»Ich töte dich«, unterbricht er mich.

»Was ist denn so schlimm daran?« frage ich, bekomme jedoch keine Antwort.

Hastig fischt Jeanne Fläschchen und Linsenbehälter zusammen und geht.

Mann ist der vielleicht eitel...ich bin begeistert. Überhaupt hab ich ihn doch jetzt ziemlich in der Hand, überlege ich. Wenn der weiter so unverschämt zu mir ist, erzähle ich ALLEN, daß er blind ist wie ein Maulwurf.

Mh, ist ja eigentlich fast schon ein bißchen niedlich...oh und wie süß hilflos der da stand und nach seiner Linse geblinzelt hat. Man möchte ihn spontan küssen.

Verdammt, Konstantin, fang nicht schon wieder an! In der Küche sitzt dein Freund!!

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