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Der Bulle und der Pfleger

Teil 2

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Am nächsten Morgen wachten wir gegen 11 Uhr auf. Ich muss gestehen, ich bin kein Morgenmuffel – ich bin ein Aufwachmuffel! Egal wann ich aufstehe (beim Nachtdienst z.B. 16 Uhr), ich benötige meine 2 Stunden. Und wehe, es nervt mich jemand!!!

Seltsamerweise war jedoch an diesem Morgen meine 'Muffelphase' sehr eingeschränkt.


Ich bat Éthan in die Küche meiner Eltern hochzugehen und uns 2 Tassen Kaffee zu holen. (Der war nicht fit – der war hyperaktiv)

Plötzlich sah er mich so seltsam an. Ich dachte schon, was ist denn jetzt los?

„Éthan, alles ok?“

„Chassis, ooooh, hmmmm, wir waren etwas laut letzte Nacht. Das haben doch bestimmt deine Eltern gehört?“

„Ok Éthan, wir haben hier keine Wellblechhütte. Du holst jetzt den Kaffee und ich drehe mal meine Anlage hoch!“

(Ich veranstaltete oft meine private Goa-Session, da ich zu der Zeit in einer Basler Techno-Disse Vortänzer war und mit Sascha immer wieder neue Choreos erfand)

Éthan wackelte zu meinen Eltern hoch, während in meiner Wohnung in der Küche das Geschirr vibrierte.

Er kam zurück und war (vorerst) sehr zufrieden. Mich wunderte das nicht, da man oben trotz der Disse-Lautstärke nichts mitbekam.

Ich drehte die Musik wieder runter und vernahm plötzlich einen Schrei, den ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie vernommen hatte. So schrill, markerschütternd….

Ich stürzte zu Éthan … und da stand er … ohne Tassen … die lagen (natürlich zerdeppert) auf dem Boden und der Kaffee suchte sich auf dem Flur seine Wege.

„Éthan, was hast du? Was ist passiert?“

„d … da … da … das Licht?“

„Sage mal, bist du wirklich Bulle?“

„Natürlich“

„Aha, und da erschreckt dich ein Gelblicht?“

Ich hatte immer, wenn ich meine Ruhe haben wollte, die Türklingel deaktiviert.

Klingelte jemand an meiner Haustür, wurde ein Blaulicht (wie bei Polizei, Sanität, Feuerwehr) in Betrieb genommen.

Klingelten meine Eltern über die hausinterne Sprechanlage, wurde ein Gelblicht (wie bei ADAC etc.) in Betrieb genommen.

Irgendwas wollte meine Mutter – ergo flackerte das Gelblicht auf.

„Éthan, weißt du was? Ich denke mal Mutti hat auch noch Frühstück für uns abholbereit zur Verfügung gestellt. Aber keine Bange. ICH hol das + 2 neue Kaffee!!!“

„Aah, d'accord“

„Chapeau“

(Die 2 Rundumkennleuchten waren eine stolze Trophäe von mir. Das Blaulicht schraubte ich in einer Nacht in der Auto-Szene (Autonomen) an einem Basler Polizeifahrzeug ab und das Gelblicht fehlte eines Morgens an einem Abschlepp-LKW in Mulhouse)

Wir frühstückten und legten uns wieder in mein Auto. Und wir kuschelten, küssten uns, knuddelten, und streichelten uns.

„Chassis?“

„Ja Éthan?“

„Ich liebe dich. Bin ich wirklich dein erster Mann?“

„Éthan, ja, das bist du. Ich habe dir schon einmal gesagt dass du bitte Geduld mit mir haben musst. Diverse Praktiken kenne ich nur anhand 2er Pornos, die ich mir als 'Anschauungsmaterial' mal gekauft habe. Seit letzter Nacht weiß ich erst, dass auch Brustwarzen hart werden können. Und wie ein Knutschfleck funktioniert? Keine Ahnung. Ich weiß ja nicht inwiefern du mehr Erfahrung hast. Du bist ja 4 Jahre älter. (2006 – ich war 18, er 22) Also bitte: Dränge mich nicht. Ich will gerne lernen, und vieles mit dir ausprobieren. Aber ich mache das aus Liebe und nicht wegen meiner Geilheit!“

„Je t'aime“

Und er bewies es mir :)

Am Nachmittag fuhren wir noch nach Freiburg, gingen nach einem Stadtbummel noch etwas essen und besuchten am Abend noch Angie. Die war ja total hyper happy, dass wir nun DAS neue Traumpaar waren. Éthan fuhr dann weiter nach Strasbourg, während ich noch bei Angie blieb und später mit dem Zug zu mir heim fuhr.

„Na Cedi? Weißt du wie ich mich freue?“

„Naja Angie, nicht sooo arg wie ich! Und heute kann mir NIEMAND meine gute Laune nehmen!“

„Ach Cedi-Maus, du hast es verdient. Wann seht ihr euch wieder? Zieht ihr zusammen?“

„Angie, bleib mal bitte etwas gelassen. Wir sehen uns nächstes Wochenende bei ihm, da er Bereitschaftsdienst hat. Und mit dem Zusammenziehen warten wir mal lieber noch etwas. Gell?“

„Haltet ihr es 5 Tage aus, ohne euch zu sehen?“

„Angie, meine Teuerste: 1. bin ich kein Sex-Monster, so wie du! 2. 150km sind keine Weltreise 3. setze ich in einer Beziehung andere Prioritäten. Noch Fragen?“

„Hm … nö“

„Chapeau“

Éthan rief mich am Abend noch an und teilte mir mit, dass er gut bei sich zuhause angekommen wäre.

Wir telefonierten jeden Abend und erzählten uns allabendlich das jeweilige Geschehen vom Tage, wobei ich bei seinen dienstlichen Erzählungen (Sittendezernat, Kripo Strasbourg) immer wieder abblockte, was er natürlich irgendwann merkte, und somit Berichte über seine Arbeit mehr oder weniger gegen Null tendierten.

Das darauffolgende Wochenende fuhr ich zu ihm. Ein gewohntes familiäres Gebrüll zur Begrüßung und ein leidenschaftlicher Kuss von ihm … Kurz hallo gesagt, und mit ihm in sein Refugium gestürzt … und ein Wälzen auf seinem Bett, unsere Finger wuselten überall herum und irgendwann lagen wir ohne Klamotten in seinem Bett und wir waren nur noch eins.

4 Stunden später

„Chassis, alles ok?“

„Hm? Natürlich. Ich bin hyperglücklich. Ich habe einen geilen Freund. Einen wahnsinnig hübschen Freund. Ich habe jemanden, der mich liebt, der auf mich wartet. Was will ich mehr?“

„Ich habe in den Telefonaten gespürt, dass dich meine Arbeit belastet. C'est vrai?“

„Oh, ich glaube, dass du keine Details wissen möchtest?“

„Natürlich. Ich will alles wissen. Aber lass dir Zeit.“

„Éthan, ich war immer ein Typ, der sich gerne in Gesellschaft befand. Der sich engagierte und gerne mit Menschen zusammen war. Egal welcher Herkunft, egal ob arm oder reich. Ich war viele Jahre in unserer Pfarrei Ministrant und später in der KJG (Katholische Junge Gemeinde). Irgendwann war ich auch Jugendgruppenleiter. Ich hatte meine eigene Gruppe. Und in der waren auch Charly und Thommy. Wir bekamen einen neuen Kaplan. Aus Bayern. Irgendwas an diesem Typ war mir nicht geheuer. Und 7 Monate später spürte ich bei Thommy gravierende Veränderungen. Aus einem Zappelphilipp, aus einem Wirbelwind, war ein ruhiger, in sich geschlossener Teenie geworden. Es hat 8 Wochen gedauert, bis er sich mir offenbart hat. Er wurde von unserem Kaplan missbraucht. Es geschahen genau DIE Perversionen, die du in deinem Beruf tagtäglich erlebst. Liebling, ich bewundere dich wie du mit diesem ganzen Müll und Dreck umgehst. Was passierte mit Thommy? Er erzählte mir, dass auch Charly betroffen war. Und wir fuhren zum Personalreferent unserer Erzdiözese. Und was geschah in Konsequenz dieses Dramas? Der Kaplan wurde in die Nähe Mannheims versetzt; er wurde sogar zum Pfarrer befördert; er wurde sogar in seinem neuen Dekanat Jugendseelsorger. Und der Personalreferent? Der ist mittlerweile Erzbischof unserer Erzdiözese.

Liebling, ich habe sofort alle meine 'Ämter' niedergelegt. Und ich habe lange nachgedacht, ob ich mich nicht an die Presse wende.

Heute verachte ich mich selbst für meine Feigheit.

Warum?

Thommy hat sich 2 Jahre später vor einen Zug geschmissen. Und Charly torkelt irgendwo in der Frankfurter Drogenszene herum. Sofern er noch lebt. Ich weiß es nicht.

Ich weiß nur eines: Ich werde nie wieder in meinem Leben eine Kirche betreten. Und sollte jemand mir erzählen, dass er Priester sei, muss er damit rechnen von mir derart verprügelt zu werden, dass er mindestens einen Notarztwagen benötigt.

Ich habe, egal ob Katholiken, Evangelen, Buddhisten, Juden, Moslems, für die Institution 'Kirche' nur noch Verachtung übrig!!!

Und für diese perversen Schweine?

Es tut mir leid Liebling, aber ich akzeptiere in diesen Fällen keine medizinische Rechtfertigung. KEINE!

Und an diesem Standpunkt wird NIEMAND etwas ändern. Auch du nicht.“

Lange sprachen wir keinen Ton, lagen uns Brust an Brust gegenüber und hielten uns in den Armen.

Éthan hat mir seither nie mehr Details von seiner Arbeit erzählt. Nur noch allgemeines Blablabla betreffs seiner Kollegen, oder Ärger mit dem Chef etc.

Ostern 2006

Wir schwebten immer noch von Wolke zu Wolke. Und an Ostern hatten wir beide 1 Woche frei.

Wir hatten beschlossen, in das Ferienhaus seiner Eltern nach Carnac zu fahren. Ein herrlicher, überschaubarer Ort in der Bretagne, direkt am Atlantik gelegen.

Nach ca. 1000 km Fahrt kamen wir total übermüdet an, obwohl wir uns beim Fahren abgewechselt hatten.

Was ein tolles Haus. 6 Zimmer, Küche, 2 Bäder (wir benötigten nur eines *sfg*), Sauna und ein großer Garten; 200 Meter vom Atlantik entfernt.

All die Müdigkeit war plötzlich vergessen.

„Éthi, komm, wir gehen schwimmen. Nackt. Biiiiiiiiiiiiitteeeeeeeee“

„D'accord“

„Chapeau“

Wir zogen uns aus und stürmten splitterfasernackt in den Atlantik.

Ein unbeschreiblich geiles Gefühl.

Ich war nicht auf 180, ich war auf 360.

Wir tollten herum wie 2 Kinder, tauchten uns gegenseitig, machten letztendlich nur Blödsinn … und küssten uns. Und spürten die Erregung des anderen.

Und plötzlich zog ich, auf dem Rücken schwimmend, Éthan zu mir auf meinen Schoss. Er griff an meinen harten Schwanz und ich ahnte, was kam. Er setzte meinen Schwanz an sein Loch, griff an meine Pobacken, und drückte mich gegen sich. Ich drang langsam in ihn ein. Wir schrien unsere Geilheit Richtung offenes Meer, und als ich in ihm kam, waren von mir nur noch unartikulierbare Laute zu vernehmen. Diese Gefühle dabei konnte und kann ich nicht beschreiben.

Es waren herrliche 7 Tage. Wir fuhren in der Landschaft spazieren, besuchten historische Bauten, wanderten an diversen Stränden entlang, gingen abends in gemütliche Restaurants, … und liebten uns.

Die Arbeit rief, und bei uns stellte sich wieder der Alltagstrott ein. Was aber nun nicht negativ gemeint war. Wir freuten uns auf die abendliche Telefonate; erzählten uns alltägliche Dinge, familiäre Ereignisse – und manches Mal fuhr er spontan zu mir, oder ich zu ihm.

Überraschungsbesuche blieben jedoch ab dem Zeitpunkt aus, als wir tatsächlich uns mal gleichzeitig überraschen wollten.

Er stand plötzlich bei mir zuhause vor der Tür, während ich 5 Minuten später bei ihm daheim klingelte.

„Chassis, wo bist du?“

„Hm, … ich habe soeben vor deiner Haustür angehalten“

„Aaaaaaaaaaaaaaaaaaahh“

„Was ist passiert?“

„Na ja, ich stehe gerade vor deiner Haustür“

„Oooh, welch perfektes Timing. Ok, ich besuche dann mal Maman und Papa. Kommst du wieder zurück?“

„Natürlich. Bis gleich.“

„Chapeau“

Welch ein lustiger Abend.

Ich blieb bis zum nächsten Morgen bei ihm, da ich Spätdienst hatte.

„Chassis, warst du eigentlich in der Schule auch geoutet?“

„Oh je; jetzt hast du etwas angesprochen …“

„Hm?“

„Ich hatte eine Stammclique. Wir waren 4 Mädchen und 3 Kerle. Eigentlich gab es uns immer nur komplett. Mit Ausnahme wenn jemand krank war. Ansonsten unternahmen wir alles zusammen. Na ja, und im Gymnasium wurde ich, als ich in die 11. Klasse versetzt wurde zum Oberstufensprecher gewählt, da der bisherige sein Abitur gemacht hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt wussten es nur meine Leute aus der Clique. Sicherlich hat der Eine oder Andere vielleicht etwas geahnt. Aber ich wurde nie direkt darauf angesprochen. Es gab natürlich einige geile Jungs. Aber ich hatte wie gesagt kein Bock auf Aktionen für eine Nacht. Tja, und dann bin ich in die 9. Klasse einmarschiert. Die hatten Englisch beim größten Depp unter Deutschlands Lehrern: bei Triebe. Diesen Mann konnte man eigentlich gar nicht ernst nehmen.

Ich bin in seinen Unterricht einmarschiert und sagte zu ihm: 'Triebe, setz dich mal schön brav auf deinen Stuhl; ich habe etwas mit der Klasse zu klären. Der Direx weiß Bescheid'. Der wusste natürlich gar nichts davon.

Und dann offenbarte ich mich vor der Klasse. Aber wiiiiiiiiieee!

„Leute, ich habe eure Klasse ausgesucht, weil ich den Eindruck habe, dass der Anteil an BLÖD-Lesern bei euch überdurchschnittlich hoch ist. Damit ihr zukünftig mich nicht immer so geheimnisvoll und mysteriös anschauen müsst, möchte ich euch mitteilen, dass ich schwul bin.“

Und dann war erst mal Fassungslosigkeit angesagt.

Ich ließ die aber sich gar nicht erst erholen, und plapperte munter weiter.

„Ja ich weiß, manche von euch denken jetzt sofort an Schwanzlutscher, Bläser, Arschficker. Also … ihr habt ja Recht. Aber ich sag ja zu euch Weibern auch nicht Bläser und zu euch Jungs Muschilecker.

Das hätten wir doch soweit geklärt?“

Gut – weiter im Programm. Die konnten kaum Luft holen.

„Jetzt denken wahrscheinlich einige von euch, dass sie zukünftig in meiner Nähe mit dem Popo an der Wand entlang gehen müssen?

Ach wie armselig seid ihr.

Wenn ich mich hier so umschaue, kann ich keinen Knackarsch entdecken, der es wert wäre, von meinem Schwanz verwöhnt zu werden. Denkt immer schön daran: auch ICH habe Geschmack.

So, meine Lieben, in 5 Minuten ist ja große Pause. Also: husch husch, ins Höfchen und verkündet die Frohe Botschaft. Halleluja.

Triebe, du warst sehr artig. Danke. Und tschüss.“

So, Liebling, das war meine schulische Offenbarung.

In der Pause habe ich es meinen Leuten erzählt; die haben sich gebogen vor Lachen. Und dann ging es natürlich rund. Die Knallköpfe von der 9. haben natürlich alles brühwarm weiter erzählt und nach der großen Pause wusste letztendlich das gesamte Gym Bescheid. Und stell dir vor: mir war es scheißegal. Vereinzelt hörte ich blöde Sprüche. Aber es gab keine körperliche Gewalt oder ähnliches. Und diese dümmlichen Sprüche habe ich mit Ignoranz beantwortet. Joschi hat mich mal gefragt, warum ich nicht reagiere. Ich habe es ihm dann erklärt: Joschi, wenn mir ein Mensch etwas bedeutet, so wie ihr zum Beispiel, dann hake ich nach, frage nach, sage meine Meinung. Aber Menschen, die mir nichts bedeuten, die haben eine Antwort von mir gar nicht verdient. Also, warum soll ich dann reagieren?“

Stille

„Chassis?“

„Ja?“

„Du bist krass“

„Oh, stimmt“

„Ich liebe dich“

„Ich dich auch“

Sommer 2006

Noch 2 Tage: unser erster gemeinsamer Urlaub. 3 Wochen mit meinem Liebling. Wir hatten geplant, 2 Wochen durch Frankreich zu reisen und unter anderem auch einige Tage in Carnac zu verbringen.

Wir waren verliebt wie am ersten Tag und genossen unsere Zweisamkeit.

Der 2. Abend in Carnac

„Chassis?“

„Ja?“

„Wieso bist du eigentlich nicht eifersüchtig?“

„Wie? Hast du Fieber? Was soll denn diese Frage?“

„Na ja; unter der Woche sehen wir uns ja seltenst. Und nie höre ich ein böses oder skeptisches Wort von dir, wenn ich mal mit meinen Kollegen durch die Wirtshäuser ziehe …“

„STOP Liebling ! Gaaaaaaanz langsam für dich, zum Mitschreiben: ich habe dir zu Beginn gesagt, dass Vertrauen das A und O einer Beziehung ist. Und ich vertraue dir. Da ich dir vertraue, habe ich keinen Grund skeptisch zu sein. Wegen was denn? Und auf wen oder was soll ich denn eifersüchtig sein? Ich finde es sogar geil, wenn dir jemand hinterherschaut.“

„Wiiiiieee? Wieso?“

„Na ja, das beweist doch meinen guten Geschmack.“

„Oooohh“

Mehr konnte er dazu nicht mehr sagen, weil ich ihn küsste … zärtlich, sanft fordernd, und dann immer leidenschaftlicher.

Und dann wollte ich es … ich legte mich auf den Rücken, meine Beine auf seine Schultern, sah ihm in die Augen und er wusste Bescheid.

Er beugte sich zu mir herunter und unsere Zungen spielten ein sehr wildes Spiel. Dabei spürte ich, wie er langsam mit einem Finger in mich eindrang.

„Chassis, ich möchte dir nicht weh tun“

„Liebling, bitte“

„Ok“

Ich spürte eine kalte Substanz und dann plötzlich 2 Finger in mir.

Und während wir uns stürmisch küssten, spürte ich seine Eichel an meinem Loch. Und dann war sie in mir drin.

Es tat im ersten Moment sehr weh und ich krallte mich an ihm fest. Nachdem er spürte, dass ich wieder entspannt war, drang er cm für cm in mich ein. Und ich stöhnte vor Lust.

Bei jedem Stoß schrie ich vor Geilheit … und vor Glück.

Die Nacht wurde zum Tage!

Und wir beide waren die glücklichsten Menschen auf dieser Welt.

Weihnachten 2006

Wir hatten vereinbart, dass Éthan Heiligabend und 1. Weihnachtsfeiertag bei mir feierte, den 2. Weihnachtsfeiertag wollten wir bei seiner Familie verbringen, und Weihnachten 2007 das Ganze dann umgekehrt.

Es sollte 2006 jedoch zum letzten mal in dieser Form stattfinden.

Wieso?

Ich hatte nie verstanden warum am 1. Feiertag immer 20 – 30 Verwandte bei uns feierten.

Egal.

Heiligabend

Es änderte sich nichts an unserem bisherigen Ritual.

· Christmette

· anschl. Friedhofsbesuch

· anschl. Essen

· anschl. Bescherung

· anschl. Gemütliches Beisammensein.

Für Oppi hatte ich eine DVD-Sammlung über die Inkas gekauft, da er ein leidenschaftlicher Fan betreffs der Historie diverser Urvölker etc. war.

Mutti bekam, als bekennende Seiden-Fetischistin, eine Seidenstola.

Und Beli bekam eine Trommel !!! Jawoll: eine Trommel.

Wieso eine Trommel?

Beli entwickelte urplötzlich ein Faible für Gugge-Musik (ich beschreib mal die Gugge-Musik als eine Faschings-Musikkapelle. Die spielen z. T. Lieder so schräg und so falsch, dass man eben so noch den Titel erkennen kann). Und als kompetenten Fachberater schleifte sie mich in ein Musikfachgeschäft um alle mögliche Blasinstrumente auszusprobieren.

Ach, welch klägliche Versuche.

Irgendwann stand ich vor meinem allmonatlichen Tobsuchtsanfall.

„Beli-Schatz“

„Ja Knuddel?“

„Sag mal, bläst du Flocke seinen Schwanz auch so untalentiert wie diese Posaune?“

Muss ich erwähnen, dass ich brüllen musste, da sie an einem Ende des Ladens stand und ich am anderen Ende?

Nein.

Jedenfalls war dieser Einkaufsbummel in diesem Moment abrupt beendet.

Ja, und für meinen geliebten Bullen hatte ich in Zürich 2 identische Weissgold-Medaillons gekauft, in denen jeweils ein Bild von uns beiden eingearbeitet war (wir haben uns heulend die Ketten gegenseitig um den Hals gehangen).

Von Mutti und Oppi bekamen wir einen Gutschein für 1 Woche Flug, Hotel in Paris.

Beli schenkte mir eine Blockflöte *fg*. Ich konnte mir natürlich die Bemerkung nicht verkneifen …

„Beli, ICH kann blasen!“

„Chassis“

„Oui?“

„Joyeux Noel“

Er gab mir einen zärtlichen Kuss und ein Paket!

Oh. Wow.

Zum Vorschein kam ein vollgepackter Eastpak-Rucksack.

Ich öffnete ihn vorsichtig und zum Vorschein kamen ein Paar Buffalos-Schuhe, weiß.

„Chassis, für die Arbeit. Probier sie doch mal an.“

Na ja, ok. Warum nicht?

Nanu?

Da steckt doch was darin?

Ich fummelte im linken Schuh herum und holte eine kleine Schachtel heraus. In ihr befand sich ein funkelnder Weißgold-Ring.

Ich blickte in sein Gesicht, und … STOP, das war doch nicht alles?

(wir waren mittlerweile ein perfektes Team in non-verbaler Kommunikation. Unzählige Male haben wir uns in Restaurants, Kneipen, bei Angie stundenlang 'unterhalten', ohne ein Wort zu sagen)

Wo ist der rechte Schuh?

Da.

Gefummel – noch eine kleine Schachtel.

Wieder ein Weißgold-Ring.

2 Ringe?

Blick in die Augen von Éthan.

Oh, ich Armleuchter.

Ich nahm die Ringe und begutachtete sie näher.

In einem war 'Éthan 24.12.2006' eingraviert, im anderen 'Cedric 24.12.2006'.

Während wir uns die Ringe auf die Finger schoben, schauten wir uns überglücklich, verliebt, küssend an.

Gegen 23 Uhr verabschiedeten wir uns und gingen runter in meine Wohnung.

Um 5 Uhr schliefen wir ein: ausgelaugt, ausgepumpt, leer – aber überglücklich.

Nachdem um 11 Uhr die Heulboje erklang, badeten wir und gingen zu meinen Eltern hoch.

Gegen 13 Uhr war ja das (unnötige) große Fressen angesagt.

Es kamen 23 Verwandte, von denen ich 22 in die Kategorie unnötig einsortierte. Lediglich Tante Wally (eigentlich Großtante) genoss meine Achtung und meinen Respekt.

Diese Frau, 81 Jahre alt, war ein Unikum sondersgleichen. Und einfach nur durchgeknallt.

Einerseits distinguiert, dezent überheblich, mit einem Hauch Arroganz und das Ganze kombiniert mit einer höfischen Eleganz in ihrer Ausdrucksweise, dass man meinen könnte, sie wäre die letzte Überlebende der Zarenfamilie.

Aber WEHE, man stand auf ihrer Roten Liste! Und diese war sehr, sehr ausgeprägt.

Ich erinnerte mich an die erste Begegnung nach meiner 'sexuellen Offenbarung'.

„Cedric, bei deiner Ausstrahlung, bei deinem Aussehen, bei deinem Erscheinungsbild, bei deinem Charakter hast du nur Einen verdient …“

„Was meinst du Tante Wally?“

„Geduld, Geduld. Du verdienst jemanden, der DICH verdient. Der dich liebt. Der dich achtet …“

Pause

und dann mit immer lauter werdender Stimme

„… und wehe dieser Jemand fügt dir Schmerzen zu, und wehe dieser Jemand betrügt dich, und wehe dieser Jemand nutzt dich aus: Ich schwöre dir, ICH FINDE IHN.

Und dann lasse ich ihn am höchsten Baum im Schwarzwald an seinem Sack aufhängen. LEBEND. Und dann warte ich, bis er herunterfällt, und dann nehme ich seine Eier und verfüttere sie an den nächsten streunenden Strassenköter …“

Oh je, der arme Hund kann doch nichts dafür?

„… und wenn dieser Köter die Eier wieder herauskotzt, nehme ich die Kotze und schminke damit diesen Jemand!“

Kennt ihr Begriffe wie

· fahle Blässe

· gesättigte Röte?

Hatte ich doch schon mal erwähnt?

Ok.

„Hm, Tante Wally? Wo bleibt denn deine dir angeborene Contenance? Du siehst mich in Demut, garniert mit einer Nuance Erschütterung.“

Ich war sehr wohl in der Lage, ihre verbale, hochtrabende Akrobatik mitzuturnen.

„Cedric, pardon, ich echauffierte ein klein wenig. Ich benötige jetzt mein Sedativum.“

Tante Wally benötigte immer entweder einen Kreislaufbeschleuniger oder Sedativa. In beiden Fällen handelte es sich um einen 3fachen Southern Comfort.

Ach wie ordinär – aber mit Stil.

Éthan saß neben mir; irgendwann kam die unnötige Frage, wer denn der Herr neben mir wäre. Es war ja eigentlich in der gesamten Verwandtschaft bekannt, dass ich schwul bin. Ich hatte dann doch erklärt, dass Éthan mein Freund sei, und wenn jemand was dagegen hätte, solle er seine Schnauze halten und sich einfach verpissen.

„Chassis?“

„Oui?“

„Wer ist die Dame die mich so kritisch anstiert? Und wer ist dieses hämisch grinsende Arschloch?“

„Oh, Tante Wally begutachtet dich nur. Und es ist immer gut, wenn man auf ihrer Positiv-Liste steht. Das Arschloch ist Onkel Harold. Steht in meinem Verzeichnis in der Kategorie 'unnütz'. Der wird im Todesfall nicht auf einem normalen Friedhof beerdigt, weil er auf einer Sondermülldeponie entsorgt werden muss.“

„Ooooh, so kenne ich dich gar nicht?“

„Tja Liebling, auch ich kann garstig werden.“

Und dann wurden nach dem großen Fressen vereinzelt kleine Geschenke verteilt. Mit Ausnahme Tante Wally bekam von mir niemand etwas. Ihr schenkte ich eine Sonderausgabe Southern Comfort. Eine 3Liter-Flasche mit 6 passenden Gläsern dazu.

Éthan und ich bekamen von ihr einen Gutschein für einen Wochenendaufenthalt in Zürich.

Und plötzlich schob mir Onkel Harold einen Umschlag zu.

Wieso schenkt das Arschloch mir etwas? Was ist mit dem denn los?

Ich öffnete den Umschlag – und wachte im Krankenhaus wieder auf.

In dem Umschlag befand sich eine Weihnachtskarte - und ein Rosa Winkel (Nazi-Symbol für Homosexuelle).

Warum lag ich im Krankenhaus?

Mit 12 Jahren wurde bei mir eine Herzerkrankung diagnostiziert. Lapidar ausgedrückt: Nervös bedingte Herzrhythmusstörungen, welche im Extremfall zur Bewusstlosigkeit führen können.

Als ich wieder ansprechbar war, stellte ich fest, dass ich auf der Intensivstation lag, Éthan an meinem Bett saß und meine Hand streichelte.

„Liebling, was ist passiert?“

„Chassis, alles wird gut. Rege dich bitte nicht auf.“

Er erzählte mir, dass ich plötzlich bewusstlos vom Stuhl gefallen sei und mit dem NAW in die Klinik gefahren wurde. Nachdem Oppi das 'Geschenk' vom Arschloch begutachtet hatte, ist der im wahrsten Sinne des Wortes aus unserem Haus geflogen.

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