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On Tour

Teil 12

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Inhaltsverzeichnis

26. Kapitel

Im Hotel angekommen, fiel ich todmüde ins Bett. Es war Justin, der mich weckte. Schlaftrunken blickte ich ihn an. »Was denn?«, murmelte ich völlig erledigt. Mit seinen blauen Augen sah er mich entschuldigend an. »Dein Telefon!« Er hielt mir das kleine, lärmende Ding entgegen. Ich musterte es, hätte es am liebsten gegen die Wand gedonnert. Doch ich beherrschte mich.

»Jansen«, brummte ich.

»Hallo Herr Jansen, Markus Meltzer, Live-Magazin. Wir hatten heute Nachmittag gesprochen!«

Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen. »Ja, ich erinnere mich. Hallo!« Ich gähnte. »Entschuldigen Sie, es ist etwas anstrengend heute gewesen!«

»Kein Problem!«

»Was kann ich denn für Sie tun?«

»Ich würde gerne ein Interview mit *NSYNC führen und mit Ihnen«, erklärte der Reporter. »Ich möchte einen Artikel über die Tournee schreiben!«

»Ah ja! Und wo wollen Sie das Interview machen?«, fragte ich so ruhig als möglich.

»Am einfachsten wäre es in Köln, weil Sie da ja gerade sind und ich hier auch bin«, erklärte mir Herr Meltzer. Ich überlegte. Eigentlich würden wir nur morgen den Tag noch zur Verfügung haben und den wollte ich ungern für ein weiteres ungeplantes Interview nutzen. Damit hätte ich mir langsam aber sicher alle Sympathie bei den Jungs verspielt.

»In Köln wird es schwer, Sie in den Terminplan zu quetschen«, erklärte ich mit so viel Bedauern wie ich aufbringen konnte.

»Oh ...«, ich konnte die Enttäuschung von Herrn Meltzer hören.

»Lassen Sie mich mal einen Moment schauen, Herr Meltzer«, bat ich. Ich erhob mich. Justin reichte mir lächelnd meinen Laptop, den er bereits gestartet hatte. Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu.

»Also, übermorgen haben die Jungs einen Fototermin und dann die Interviews mit dem Fernsehen. Am Freitag ... mmh ...« Ich überlegte. »Hören Sie, am Freitagmittag, wäre das möglich?«

»Natürlich!« Herr Meltzer war begeistert. »Bei Ihnen im Hotel?«

»Das wäre das Beste. Sagen wir gegen 13.00 Uhr?«

»Das wäre wunderbar, Herr Jansen, vielen Dank!«

»Also gut, ich lasse Ihnen eine Bestätigung des Termins schicken«, erklärte ich, während ich einen entsprechenden Eintrag in meinem Kalender machte.

»Vielen Dank und einen schönen Abend noch!«

»Danke, Ihnen auch. Gute Nacht!« Damit beendete ich das Gespräch, ließ das Telefon sinken. Justin ließ mich nicht aus den Augen. Er lächelte mich an. »Hast du jetzt noch was vor?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, um ehrlich zu sein, ich könnte auch nix mehr tun!«

»Gar nichts?« Justin sah mich schelmisch an. Ich musste lächeln. »Kommt drauf an, wie überzeugend du bist!«

»Ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich muss!«, entgegnete mein Freund listig. Er hatte Recht damit. Allein sein Blick war unglaublich betörend.

»Hast du Hunger?«, fragte Justin mich leise.

»Ein wenig ...«

»Weißt du was, ich bestelle uns was und du gehst mal ins Bad und nimmst ne heiße Dusche!«

Ich seufzte. »Sollte ich wohl ...« Mit schweren Gliedern erhob ich mich. »Also gut!« Müde tapste ich mit schweren Schritten auf den schmalen Flur zu, der zum Badezimmer führte. Ich öffnete die Tür und dann blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich starrte fassungslos auf das sich mir bietende Bild. In einem Meer aus Kerzen dampfte in einer riesigen Badewanne ein heißes Schaumbad. Auf einem Servierwagen standen Champagnergläser, in denen es golden perlte. Unter silbernen Hauben befand sich Essen und duftete verführerisch. Warme Bademäntel hingen bereit, ebenso dicke, flauschige Handtücher. Sanft strich mir eine Hand durch das Haar. Justin war hinter mich getreten. Ich legte meinen Kopf zurück an seine Schulter, meinen Blick konnte ich nicht von diesem wundervollen Anblick vor mir wenden.

»Komm«, flüsterte Justin leise. Er schob mich sanft vor sich her ins Bad und schloss die Türe hinter uns. Liebevoll küsste er mich auf den Hals.

»Danke«, flüsterte ich leise. Justin drückte mich an sich. Er trat vor mich und half mir aus meinen Sachen. Seine Hände waren weich, er selber ungeheuer behutsam und liebevoll. Stück um Stück entledigte er mich meiner Kleidung, bis ich zuletzt nur noch meine Boxershorts trug. Trotz meiner Müdigkeit hatte mich Justin soweit, dass sich ein großes Zelt gebildet hatte. Doch mein Freund lächelte nur und befreite mich von dieser letzten Hülle, streichelte mich voller Gefühl.

Rasch hatte sich auch Justin aus seinen Sachen geschält. Nackt trat er zu mir, reichte mir die Hand und half mir in die Wanne. Das Wasser war warm, fast heiß, der Schaum knisterte leise. Von irgendwo im Dunkeln der Decke kam leise Musik. Justin und ich ließen uns in das Wasser sinken, er zog mich an seine Brust, mein Kopf lehnte an seiner Schulter. Seine Hände fanden meine Schultermuskeln und begannen sie zu massieren. Ich stöhnte auf. Es war unbeschreiblich. Seine Finger beschrieben ein wundervolles Spiel, kneteten, massierten, ich war im Himmel. Immer wieder spürte ich Küsse an meinem Hals, auf den Schultern. Ich schwebte in einer Wolke wohliger Zufriedenheit.

»Torsten?«

Schläfrig öffnete ich die Augen. Justin lächelte. Er hielt mir ein Champagnerglas entgegen. Ich nahm es müde, Justins Augen blitzten.

»Ich liebe dich«, flüsterte mein Geliebter und küsste mich. Seine Lippen auf meinen fühlten sich weich und fest zugleich an. Es war herrlich. Wir nahmen jeder einen Schluck des hervorragenden Champagners. »Hunger?«, fragte Justin. Ich nickte matt.

Die silbernen Hauben nahm er vom Wagen und ich sah, dass es lauter kleine Häppchen der unterschiedlichsten Art waren. Justin reichte mir das erste. Es war ungeheuer erotisch. Mein Herz war so voller Liebe für ihn. Ich setzte mich auf und gegenseitig fütterten wir uns, grinsten und lächelten um die Wette. Satt und zufrieden nahm ich einen Schluck Champagner und ließ mich gegen Justin sinken. »Ich liebe dich!«

Justins Augen funkelten verdächtig. »Ich dich auch!«

Ich weiß nicht, wie lange ich in diesem Wohlgefühl vor mich hindämmerte. Ich spürte Justins Hände, wie sie über meinen Körper wanderten, fühlte seinen nackten, warmen Körper. Er war wundervoll. Ich badete in einem Meer aus Schaum, Kerzenlicht und wundervollen Gefühlen. Die Wärme durchdrang mich, hüllte mich vollkommen ein. Nach einer kleinen Ewigkeit half mir Justin aus der Wanne. Mit einem warmen, flauschigen Badetuch trocknete er mich ab, was dazu führte, dass ich erneut zwar müde, doch durchaus erregt war. Justin grinste schelmisch, auch an ihm war das Abtrocknen nicht ohne Erregung vorübergegangen. Er hüllte mich und sich selbst in lange, dicke Bademäntel und führte mich aus dem Kerzenmeer in das Schlafzimmer. Das Licht machte er nicht an. Doch rasch hatte er Kerzen aus dem Bad geholt und sie im Schlafzimmer verteilt. Die bunten Lichter erfüllten das Zimmer mit einer wundervollen, zauberhaften Stimmung.

Justin sank neben mir auf das Bett. Ich blickte ihn an, dann schlang ich meine Arme um ihn und küsste ihn, stürmisch, heftig, sanft und voller Inbrunst. Unsere Lippen trafen sich wie heißes Feuer. Die Gürtel unserer Bademäntel lösten sich, unsere Körper pressten sich aneinander. Justins Lippen wanderten tiefer und ein unbeschreibliches Wohlgefühl breitete sich in mir aus. Eine Erregung, wie ich sie noch nie erlebt hatte, hielt mich in ihrem Griff. Justin erfüllte meinen Körper mit einer nie gekannten Lust. In einem unglaublichen Crescendo, einem stärker und stärker werdenden Gefühl der Ekstase, brach es und es war nicht von dieser Welt. Nicht nur die Lust sondern auch die Liebe, die ich für Justin fühlte, brach sich Bahn. Später lag ich in Justins Armen. Er küsste sanft meine Tränen weg und ich kuschelte mich an ihn. »Schlaf wohl, mein Liebster!«

Es dauerte eine Weile bis ich herausfand, dass es Justin war, der mich auf seine Art langsam weckte. Einen sanften Kuss nach dem anderen hauchte er mir auf den Hals. Ich öffnete langsam die Augen, drehte mich herum und blickte ihn an.

»Morgen!« Justin hauchte mir einen Kuss auf die Lippen.

»Morgen, schönster Mann der Welt!«, erwiderte ich. Justin kicherte.

»Joey hat gerade angerufen und gefragt, ob wir gemeinsam mit ihnen frühstücken wollen!«

»Wollen wir denn?«, fragte ich und ließ mich wieder in das Kissen sinken. Der Tag heute war frei! Frei! Ich konnte mein Glück noch gar nicht fassen. Breit grinste Justin. »Hast du eine bessere Idee?«

»Frühstück mit dir allein im Bett«, gab ich zurück.

»Besser nicht«, lachte Justin. »Wer weiß was der Roomservice dazu sagen würde, wenn er dich und mich hier finden würde!«

Ich war auf einmal hellwach. »Und ... gestern?«

Justin grinste breit. »Das Essen haben sie geliefert, bei allem anderen hat mir Josh geholfen!«

»Wow!«

Justin küsste mich sanft. »Ich habe Joey gesagt wir kommen in einer halben Stunde oder so rüber!«

Ich umarmte Justin. »Dann können wir noch eine Weile liegen bleiben?« Justin nickte zustimmend und ließ seinen Kopf an meine Brust sinken. Wir lagen gut fünf Minuten schweigend nebeneinander, genossen einfach nur die Ruhe, von der wir in den letzten Tagen so wenig gehabt hatten. Doch der Friede sollte nicht von Dauer sein. Ein lautes Klopfen an der Türe ließ uns beide unwirsch auf sehen. Wir blickten uns an. Ich seufzte und krabbelte aus dem Bett. »Ich gehe nachsehen wer es ist!« Justin nickte.

Ich schnappte mir einen der beiden Bademäntel, die neben dem Bett auf dem Boden lagen, warf ihn mir über und schloss den Gürtel während ich das Wohnzimmer durchquerte und zur Tür ging. Ich blickte durch den Spion und sah Justins Mutter vor der Tür. Ich seufzte innerlich, öffnete jedoch. »Morgen Lynn!«

Justins Mutter lächelte mich an. »Guten Morgen, Torsten! Darf ich reinkommen?«

Ich war gewillt Nein zu sagen, aber das konnte ich schlecht bei der Mutter meines Freundes. So nickte ich nur und öffnete die Türe weiter, um sie herein zu lassen.

»Justin, deine Mutter ist da!«, rief ich, um meinen Freund vorzuwarnen. Ich schloss die Türe hinter Lynn, die sich umsah. »Ich wollte nur vorbeikommen und euch zum Frühstück abholen«, erklärte sie. »Joey meinte, ihr würdet euch bei ihm treffen!«

Man hörte leises Fluchen aus dem Schlafzimmer, dann ertönte laute Musik, die rasch leiser gestellt wurde. »Blödes Radio!«, beschwerte sich Justin, als er aus dem Schlafzimmer kam. »Erst will es gar nicht, dann platzt einem das Trommelfell!« Er zuckte mit den Schultern. »Hi Mum!«

»Hi, Liebes! Gut geschlafen?«

Justin deutete mit dem Kopf auf mich. »Er gibt ein gutes Kopfkissen ab, weißt du!«

Ich wurde unweigerlich rot. Lynn blickte mich an, dann ihren Sohn. »Du solltest deinen Freund wirklich nicht so in Verlegenheit bringen!«

»Daran wird er sich gewöhnen müssen, fürchte ich«, gab Justin zurück. Er trat zu mir und küsste mich leicht. »Aber dafür sind die kommenden Jahre ja da!« Er ließ mich ein wenig verdattert stehen, als er sich abwandte. »Ich springe unter die Dusche und ziehe mir was an!« erklärte er, wandte sich noch mal zu mir um. »Du solltest das auch tun!«

Sprachlos war ich selten, aber diesmal blickte ich ihm nach als hätte mich ein Bus überfahren. Lynn lachte verhalten. »Offenbar hat er wirklich einen Narren an dir gefressen, Torsten!« Sie schüttelte den Kopf. »Sowas macht er nur mit Menschen, die er liebt!«

Ich räusperte mich. »Ich ... gehe mich umziehen!«

Lynn nickte. »Ich warte solange auf euch!«

Im Bad fand ich Justin unter der Dusche. Er lächelte mich an. »Hier ist noch Platz!« Nun, dem Angebot konnte ich nicht widerstehen. »Deine Mutter ist nebenan«, warnte ich noch. Justin grinste. »Ich werde doch wohl trotzdem noch mit meinem Freund duschen dürfen, oder?« Wie konnte ich ihm widersprechen? Ich trat unter die Dusche. Es gelang uns tatsächlich, schnell zu sein. Leise genug waren wir wohl auch. Anständig konnte man unser Verhalten jedoch nicht nennen. Aber das war uns beiden egal. Widerwillig verließen wir die Dusche, lächelten und grinsten jedoch, während wir uns abtrockneten. Ich konnte meinen Blick nicht von Justin nehmen. Er sah einfach zu gut aus.

»Gefällt dir, was du siehst?«

Ich grinste und nickte. »Sehr!«

»Alles für dich!«, erklärte Justin. »Millionen Menschen sind hinter meinem Körper her, aber er ist nur für dich!«

Ich schüttelte den Kopf. »Wie kann man mir gleichzeitig ein Kompliment machen und derart eingebildet sein!«

Justin grinste frech. »Tja ... mein Charme eben!«

Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. »Du bist unglaublich!«

»Danke!«

»Unglaublich doof!«

Justin verengte seinen Blick, musterte mich scheinbar finster, dann grinste er. »Perfekt! Ich liebe dich auch!«

Und damit zogen wir uns an. Noch immer kichernd und einander irre Blicke zuwerfend, verließen wir das Schlafzimmer. Lynn blickte uns fragend entgegen. »Geht es euch gut?«

»Ich glaube schon!«, brummte ich. »Aber wir sind noch nicht ganz sicher!«, schoss Justin hinterher. Lynn verdrehte die Augen. »Wenn er in dieser Stimmung ist, dann ist er meist nicht zu ertragen!« erklärte sie mir. Ich nickte verständnisvoll. »Ich schaffe das schon!«

Justin grinste, legte einen Arm um mich. »Verstehst du jetzt weshalb ich ihn mag?«, fragte er seine Mutter mit einem Grinsen. Diese schüttelte den Kopf. »Offenbar hast du wirklich Glück, Justin Randel Timberlake!«

Justin nickte. »Lass uns frühstücken gehen!«

Und das taten wir dann auch. Die Jungs erwarteten uns bereits und das Frühstück war besonders ausgiebig heute. Auch Bo und Garth hatten sich eingefunden und wurden ausgiebig zu ihrem unfreiwilligen Abenteuer befragt. Alles in allem war es wohl zwölf Uhr mittags als wir endlich aufhörten. Joey und Lance hatten sich durch die Zeitungen gearbeitet, während wir anderen Musik gehört hatten und ich versucht hatte, Justin im Kampf zu besiegen, auf der Playstation. Als es mir dann tatsächlich einmal gelang, waren mein Freund und ich beide dermaßen überrascht, dass wir einander verblüfft ansahen, dann grinste Justin. »Das wäre dann das erste Mal!«, erklärte er. Josh blickte von seinem Buch auf, starrte auf den Bildschirm. »Du hast Curly tatsächlich besiegt?«

Ich nickte zustimmend. Josh schüttelte den Kopf. »Kaum zu glauben!«

»Hättet ihr Lust heute Abend ins Kino zu gehen?«, fragte Joey plötzlich. Er ließ die Zeitung sinken. »Ich habe heute Morgen im Hotel nachgefragt. Es gibt ein Kino, das Filme in Englisch bringt!«

Bo und Garth blickten sich an und seufzten. »Sicherheitsrisiko!«

»Oh man, stellt euch nicht so an!« Joey sprang auf. »Wir müssen ja nicht in die Hauptvorstellung! Nehmen wir eben eine später!«

»Ich finde das ne gute Idee! Wir gehen ja auch zuhause ins Kino!«, stimmte Lance zu. »Wir wissen, wie wir nicht in der Öffentlichkeit auffallen!«

»Wir haben heute frei!« Chris erhob sich. »Dann lass uns heute Abend ein wenig Spaß haben!«

»Kommt, ganz ruhig!« beschwichtigte ich die Jungs. Ich blickte Garth an. »Kannst du rausfinden, ob es ein Kino gibt in dem wir nicht auffallen und das eine Spätvorstellung in Englisch hat?«

Garth runzelte die Stirn, dann nickte er. »Ich kann es versuchen, aber versprechen kann ich nichts!«

»Das ist okay«, erwiderte ich rasch, noch bevor Chris und Lance protestieren konnten. Die beiden blickten mich ein wenig säuerlich an, sagten aber nichts. Garth ging nach nebenan um zu telefonieren und ich erhob mich, blickte Bo an. »Wollen wir gerade noch mal in Ruhe den Plan für die nächsten Tage durchgehen? Dann wissen die Jungs auch, was Sache ist!«

Bo brummte seine Zustimmung und verschwand in seinem Zimmer um kurz darauf mit seinem Laptop wieder zu kommen. Ich ließ mich auf dem breiten Sofa nieder und Justin schmiss sich neben mich, den Kopf an mich gelehnt. Lynn schien uns zu beobachten, doch ich gab vor, mich auf meinen Laptop zu konzentrieren, was mir auch gelang. Bo ließ sich in einem Sessel nieder. »Dann wollen wir mal!« meinte er.

»Heute also faul sein!«, erklärte er und ich nickte bestätigend.

»Morgen haben wir dann den Fototermin! Hat Tim dir eigentlich gesagt, wo der stattfinden wird?« fragte ich.

»Hat er! Ich habe die Adresse. Kannst du den Fotografen anrufen und das bestätigen?« fragte Bo mich.

»Mache ich!« Ich runzelte die Stirn. »Und es wird auch ein Fernsehteam von MTV dabei sein«, erklärte ich halb Bo, halb den Jungs. »Wir haben uns gedacht, wenn schon, dann machen wir das auf einen Schlag. Zwischen den Einzelaufnahmen gibt es ja einiges an Leerlauf, da können wir die Interviews mit MTV machen!«

»Wissen wir, was sie fragen wollen?«, verlangte Lance zu wissen.

Bo winkte ab. »Das übliche, hat Tim gesagt. Wie läuft die Tour, was ist eure Lieblingsfarbe, was macht ihr in eurer Freizeit? Bla bla bla ...«

»Ich glaube, ich sollte mir überlegen, was ich ihnen sage, was ich so in meiner Freizeit mache ...«, meinte Justin und grinste mich an.

»Solange du gewisse Dinge auslässt, sollte es einfach sein!«

»Sag ihnen doch einfach, dass du, wenn du mal frei hast, die meiste Zeit im Bett verbringst«, schlug Chris vor.

»Du musst ja nicht auf die Details eingehen, mit wem!« fügte Joey hinzu. Justin wurde rot, dann streckte er seinen beiden Bandkollegen die Zunge raus und vergrub sein Gesicht an meiner Schulter.

»Justin«, rügte seine Mutter mit einem Lächeln.

»Was?« Ihr Sohn blickte sie an. »Sind sie doof oder nicht?«

»Dass sie doof sind, dafür können sie nichts, aber es ist unhöflich ihnen das zu sagen, weißt du!«

Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann begann Justin zu kichern. Er sprang auf, umarmte seine Mutter, dann verschwand er auf dem Klo.

»Vielen Dank auch, Lynn!«, brummte Chris. Lynn lachte. »Lege dich nicht mit den Timberlakes an!« Sie zwinkerte mir zu und irgendwie fühlte ich mich danach besser.

»Okay«, meinte Bo. »Nach diesem Interviewtag werden wir am nächsten Tag diesen Meltzer gegen Mittag treffen und sein Interview machen. Danach geht es mit dem Bus nach Frankfurt. Dann das Konzert dort am Abend. Da bleiben wir dann im Hotel und werden am nächsten Tag nach München fahren!«

Ich nickte bestätigend. »Und dann das Konzert und wer weiß was noch!«

Bo lachte auf. »Es wird sicherlich groß, wenn ich deinen Bruder richtig kenne!«

»Tim organisiert das alles?«, fragte ich etwas überrascht.

»Klar, oder kennst du jemand besseren?«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das nicht, aber dann wird es riesig!« Ich starrte auf meinen Bildschirm, als mir völlig unerwartet zwei kalte Hände an den Hals fassten. Mit einem Aufschrei fuhr ich hoch. Justin starrte mich mit unschuldigen, blauen Augen an. »Bist du wahnsinnig?«, fragte ich ihn, mein Herz raste noch immer. »Wenn du so weiter machst altere ich vorzeitig und du kannst einen alten, grauen Mann zum Freund haben!«

Justin grinste schief. »Ich besorge dir einen Rollstuhl wenn du willst!« Er ließ sich neben mich auf das Sofa fallen und zu seinem großen Glück rettete ihn Garth, der uns mit der Nachricht überraschte, er habe Karten für das Kino heute Abend reserviert.

»In Ordnung«, nickte Bo. »Ist auch ganz angenehm, mal wieder ein wenig Normalität!«

Garth nickte, wenn er auch nicht gerade glücklich schien. Doch Bo lächelte ihm aufmunternd zu. »Das wird schon, keine Sorge!«

»Ich werde mich dann wohl mal verabschieden«, meinte Lynn. »Ich fliege heute Nachmittag zurück nach Hause!«

Justin sprang auf. »Schon?«

Lynn nickte. »Die Arbeit wartet leider nicht. Ich habe heute Morgen einen Anruf bekommen. Einer meiner Künstler hat ein Vertragsangebot bekommen, also haben wir einen Verhandlungsmarathon vor uns!« Sie lächelte. »Wir sehen uns nach der Tour. Dann können wir ein paar Tage Urlaub machen!«

Justin umarmte seine Mutter. »Ich bin froh, dass du gekommen bist!«

Lynn umarmte ihren Sohn und drückte ihn. »Ich bin auch froh, Justin!« Sie lächelte, küsste ihn, wobei Justin das Gesicht verzog und ließ ihren Sohn dann los. »Pass gut auf ihn auf«, meinte Lynn zu mir als sie mich umarmte. »Und schau, dass du uns besuchen kommst, wenn du Zeit hast und diese Tour vorbei ist!« Sie lächelte.

»Danke«, stotterte ich leicht verlegen. Doch Justins Mutter lachte nur. »Macht es gut, Jungs!« Sie gab einem nach dem anderen eine Umarmung. »Vergesst nicht, eure Eltern mal anzurufen. Sie würden sich freuen!«

Die Jungs nickten und Lynn ließ sich von Garth mit ihrem Koffer helfen. Justin und ich begleiteten Lynn noch zum Aufzug, wo wir uns rasch verabschiedeten. Garth würde sie zum Flughafen bringen.

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit Nichtstun. Justin und ich ließen es uns nicht nehmen ein paar Stunden alleine zu verbringen. Die Jungs blickten uns grinsend nach, sie dachten sich wahrscheinlich ihren Teil, doch Justin und mir war das reichlich egal. In unserem Zimmer angekommen ließen Justin und ich uns aufs Bett sinken, Arm in Arm. Nachdem wir uns eine Weile lang mit Küssen und Kuscheln beschäftigt hatten, fragte mich Justin nachdenklich: »Was machst du eigentlich wenn die Ferien rum sind?«

»Ich gehe zur Schule, mache meinen Abschluss«, erklärte ich.

»Und danach?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht genau«, erklärte ich. »Darüber wollte ich mir das nächste Jahr Gedanken machen!«

Justin lächelte. »Nun, du könntest hier weiter machen, wenn du willst!« Er strich mir durch das Haar. Ich gab ihm einen Kuss.

»Weiß nicht«, gestand ich. »Es macht schon Spaß, aber es ist auch verdammt stressig!« Ich lehnte mich zurück. »Für eine Weile ist das okay, aber das zu meinem Beruf zu machen, ich glaube, das wäre mir zu anstrengend!« Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung wie Bo und Garth das aushalten!«

Justin nickte. »Stimmt, ist sicherlich nicht gerade der einfachste Job. Und die beiden haben nun wirklich kaum ein Privatleben!« Er blickte mich an. »Ich hätte dich eben nur gerne um mich!«

Ich gab ihm einen Kuss. »Kann ich nicht einfach dein Freund sein? Muss ich einen Job haben, um mit dir zusammen zu sein?«

Justin umarmte mich heftig. »Natürlich nicht!« Er küsste mich liebevoll. »Unsere Tour wird noch eine ganze Weile gehen«, brummte er versonnen. »So bis Ende des Jahres, mit Pausen dazwischen! Vielleicht schaffen wir es ja uns in den Pausen zu sehen!«

»Wäre schön«, nickte ich zustimmend. »Ansonsten, mal schauen, was wir hinbekommen. Spaß macht mir das alles bisher schon! Trotz des ganzen Chaos, das da manchmal passiert.«

»Mal ehrlich«, meinte Justin. »Klingt jetzt vielleicht blöd, aber ...«, er machte eine kleine Pause, ich blickte ihn fragend an. »Du kannst doch wirklich die Kontakte nutzen, die du hast, also mich, deinen Bruder und all die anderen!« Er zuckte mit den Schultern. »Macht doch jeder. Und ich wäre echt froh, wenn ich wüsste, dass du was machst, das dir gefällt und wobei du Spaß hast!«

Ich blickte Justin an und fühlte einmal mehr, was für ein unglaubliches Glück ich hatte. Justin war ein unglaublicher Mensch. Ein Freund, der sich um seine Freunde und seine Familie sorgte, während er seinen Weg suchte, mit dem Starruhm zurecht zu kommen und dabei normal zu bleiben. Ich umarmte ihn und gab ihm einen Kuss. »Ich komme drauf zurück«, erklärte ich ihm. »Aber erst mal muss ich meine Schule hinter mich bringen!«

Justin nickte. »Tu das!« Er blickte mich fragend an. »Wir ... wir bleiben doch ... zusammen?«

Ich starrte ihn an. »Verdammt, natürlich!« Mein Herz begann heftig zu pochen. »Justin, ich liebe dich!«

Justin blickte mich an, seine Augen schimmerten und wir verloren uns in einem tiefen Kuss. »Das ist gut«, brummte er leise. »Ich könnte es nämlich nicht ertragen, dich zu verlieren!« Er kuschelte sich an mich. »Ich habe mich in den Tagen so sehr an dich gewöhnt!« Mein Freund schüttelte versonnen den Kopf. Ich war ein wenig sprachlos und so tat ich das einzige was mir in diesem Moment einfiel, ich umarmte Justin, drückte ihn an mich und küsste ihn sanft.

Es war gegen acht Uhr abends, als es an unserer Tür klopfte und Garth fragte, ob wir fertig seien, das Kino würde bald anfangen. Justin und ich hatten uns frisch gemacht und freuten uns bereits auf den Film. Die Fahrt zum Kino war einfach. Peter fuhr den Minivan und ließ uns in der Nähe des Kinos raus. Bo ging vor um die Karten zu besorgen, während Garth sich ein wenig nervös umblickte, bis Josh ihn am Arm packte. »Jetzt hör doch endlich mal damit auf. Damit lenkst du mehr Aufmerksamkeit auf uns, als wir alle gemeinsam es tun!«

Garth blickte ihn einen Moment lang an, als wolle er etwas erwidern, dann nickte er. »Okay!«, brummte er.

Die Kinobesucher nahmen keine Notiz von uns. Manchmal ist Ignoranz ein Segen und wer erwartete *NSYNC schon in einem Kino zur Spätvorstellung? Wir teilten uns in zwei Gruppen und warteten auf Bo, der bald darauf mit den Karten kam.

Gemeinsam saßen wir im Kino, Garth blickte zwar immer wieder unruhig umher, doch erkannt hatte die Jungs noch keiner.

»Wo ist denn dein Angebeteter?«, fragte Joey und ließ sich in den Sitz neben mir fallen, eine große Tüte Popcorn in der Hand.

»Für kleine Angebetete!«, gab ich zurück und JC lachte auf. Da war Justin auch schon, gefolgt von Mike, der mit Argusaugen über ihn wachte.

»Ich glaube, wenn wir erkannt werden, dann deshalb, weil Mike sich anstellt wie eine Gouvernante!«, erklärte Justin grinsend und die anderen lachten auf. Justin musterte Joey. »Ähm?« Joey blickte auf, sah Justin an. Dieser sah seinen Bandkollegen an.

»Ups«, Joey grinste und erhob sich, rutschte einen Platz weiter. »Besser?«

»Viel besser!«, erklärte Justin und ließ sich neben mir nieder. »Gummitiere?« Er reichte mir eine Packung, die ich aufriss. Wir grinsten uns an.

»Bin ja mal gespannt!«, meinte JC. »Habe nur gutes gehört über den Film!«

»Hat gute Kritiken bekommen!«, bestätigte Nicky, der es sich neben Josh bequem gemacht hatte. Die beiden wirkten locker, nur hin und wieder warfen sie sich einen raschen Blick zu, der von mehr sprach. »Sogar für einen Oscar vorgeschlagen!«

»Klappe, es geht los!«, fauchte Chris leise.

»Als ob ihn der Film interessiert«, brummte Joey uns zu. »Er ist nur scharf darauf, Nicole Kidman zu sehen!«

Justin und ich kicherten beide, griffen gleichzeitig in die Tüte mit den Gummitieren und grinsten einander an. Während der Vorstellung waren wir beide vom Film gefangen. Einmal jedoch ließ mich der Streifen vom Haken und ich blickte zu meiner Rechten. Justin blickte gebannt auf die Leinwand. Doch beinahe als hätte er einen Sinn dafür, wandte er den Kopf, blickte mich an. Er lächelte, ich lächelte. Wir nahmen einander bei der Hand und drückten sie.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker unbarmherzig früh. Ich versuchte schlaftrunken das nervende Telefon abzuschalten, während mich Justin grummelnd anblickte.

»Wir sind beide wirklich keine Morgenmenschen«, brummte er. »Wieso fangen diese Termine dann immer so früh an?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Weiß ich nicht. Gehen wir duschen?«

Justin gähnte und nickte. »Okay, überredet!« Er krabbelte aus dem Bett und wir liefen zum Bad.

»Was muss ich denn heute Morgen tragen?«, fragte Justin. Ich winkte ab. »Was du willst, die haben alle Outfits ins Fotostudio geliefert. Und die Filmaufnahmen machen wir auch erst, wenn ihr alle passend gestylt seid!«

»Tun wir wieder so, als ob wir immer aussehen wie frisch aus der Maske?«, brummte Justin, während er den Wasserhahn aufdrehte. Ich küsste ihn sanft in den Nacken. »Soweit ich weiß, ja!«

Justin wandte sich um und umarmte mich. Wir traten unter das warme Wasser und ließen uns Zeit. In weiser Voraussicht hatte ich den Wecker ein wenig früher gestellt. Es musste ja nicht sein, dass wir die wenige Zeit, die wir miteinander alleine verbringen konnten, auch noch hetzen mussten. Justin nahm das Duschgel und begann mich einzuseifen. Ich fühlte mich wohl, unglaublich wohl. Seine Hände wanderten über meinen Körper und ich knabberte sanft an seiner Unterlippe. Justin grinste schief. Wir verbrachten unsere Zeit unter der Dusche, bis wir beide sauber und zufrieden waren. Justin rubbelte sich die Haare trocken und begann mit seiner ewigen Prozedur, seine Haare zu machen. Ich schüttelte den Kopf. »Was ist der Sinn darin, Süßer? Du gehst in einer Stunde in die Maske!«

Justin ließ die Hände sinken und blickte mich aus dem Spiegel heraus an. Er betrachtete seine Haare, zupfte ein wenig in ihnen herum, dann seufzte er. »Okay, du hast Recht«, brummelte er wenig begeistert. Er wusch sich die Hände und trocknete sie ab. »Bekommen wir Frühstück?«

»Im Studio!« erklärte ich.

»Praktisch, das ist dann das Argument für Chris, sich zu beeilen!«, frotzelte Justin, ich lachte nur.

Bo, Garth und sämtliche Mitglieder von *NSYNC warteten bereits auf uns zu unserem Erstaunen. Selbst Joey, der noch schwerer aus dem Bett kam als Justin, war wach, wenn auch nicht wirklich ansprechbar. Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle und wir wurden in das große Fotostudio geführt. Man hatte ein großes Frühstücksbuffet aufgebaut auf welches sich Chris gleich stürzen wollte, doch Bo hielt ihn zurück. »Nicht zu viel, denk dran!«

Chris verdrehte die Augen. »Schon klar, Mama!« Und damit häufte er sich den Teller voll. Lance beobachtete es mit einem Schmunzeln. Der Fotograf gesellte sich zu uns und stellte sich vor. Er erklärte uns, was geplant war für den Tag. Er würde drei verschiedene Sets von Aufnahmen machen, mit den Jungs in verschiedenen Outfits.

Wir hatten gerade Joey und Josh in die Maske geschickt, als die Fernsehcrew auftauchte. Ich überließ es Bo, sich mit ihnen abzusprechen – er hatte mit solchen Dingen mehr Erfahrung – und blieb bei den Jungs, um mich um ihre Belange zu kümmern. Justin hatte sich mit Lance neben mir auf ein hüfthohes Podest gesetzt und wir mampften gemeinsam an unserem Frühstück herum. Bo kam mit dem Redakteur von MTV und Justin und Lance begrüßten ihn professionell. Es war sehr interessant zu sehen, wie routiniert die beiden waren. Sie wirkten freundlich, offen, gut gelaunt und lustig. Und doch fiel mir auf, dass die beiden beinahe unwillkürlich in eine Rolle verfielen, die sie immer wieder spielten, wenn es darum ging, offiziell zu werden. Justin war aufgrund seines Alters der Jüngste und ihm kam die Rolle zu, süß und liebenswert zu wirken. Lance galt als der Besonnene, der die Gruppe zusammenhielt. Joey, der sich bald dazugesellte, war der Quatschkopf und machte den meisten Unsinn, während Chris der Ausgefallene war. JC war der Komponist und Musiker. Ihm stellte man die meisten Fragen über die Musik der Jungs.

Das übliche Theater wurde veranstaltet um eine „authentische“ Dokumentation des Fotoshootings zu drehen. Man setzte die Jungs in den Van und sie wurden vorgefahren, stiegen aus – gut gelaunt und witzelnd. Man filmte sie auf dem Weg ins Studio, wo sie vom Fotografen begrüßt wurden, der kurz erklärte was passieren würde. Nachdem wir das hinter uns hatten, begann das Shooting. Es war eine unglaublich mühsame und langweilige Angelegenheit. Ich kümmerte mich darum, dass genug Wasser und andere Getränke vorrätig waren, ansonsten tippte ich auf meinem Laptop rum, telefonierte mit meinem Bruder, um ein Update der nächsten Termine zu bekommen und las meine E-Mails. Bo und ich diskutierten mit Felix recht heftig die Interviewtermine in München und Berlin, was dazu führte, dass Bo mehr als einmal am liebsten das Telefon an die Wand geschmissen hätte. Auch ich war nicht gerade ruhig geblieben und als sich Josh in einer Pause neben mich setzte, reichte er mir schweigend eine Tasse Tee und meinte nach einer Weile: »Wenn du weiter so guckst, dann zerreißt es das Band, wenn die Kamera über Bo und dich schwenkt!«

Ich seufzte und blickte ihn finster an. »Felix ist einfach ein ...«, ich brach ab. Josh zwinkerte mir zu. »Ich weiß!« Er erhob sich. »Ich muss wieder, bis nachher!«

Gegen Mittag machten wir eine kurze Pause. Wir brachten die Jungs in einen Aufenthaltsraum mit einem großen Sofa, wo sie sich alle niederließen um ein kurzes, gemeinsames Interview für MTV zu geben, bevor sie zum Mittagessen durften. Garth, Bo und ich blieben hinter der Kamera, doch Garth wachte mit Argusaugen über die Jungs und Bo ließ den Redakteur nicht einen Moment aus den Augen.

Die Fragen waren banal, wie man sie eben so kennt. Routiniert beantworteten die Jungs sie. Von ihrem eigenen Musikgeschmack, der Tour, ihrer nächsten CD und was sie tun, wenn sie nicht einschlafen können. Justins Antwort kam locker, doch ich musste mir ein Lachen dabei verkneifen. Er grinste nur schief und meinte, er würde sich selber in den Schlaf singen. Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite. Ich lachte ebenfalls, doch mehr weil ich wusste, was er wirklich in den letzten Wochen getan hatte, wenn er nicht einschlafen konnte: er benutzte mich als Kissen! Justin vermied es mich anzublicken und ich versuchte ihn nicht auf mich aufmerksam zu machen, denn ich wusste, wir würden nicht an uns halten können, würden wir uns in die Augen blicken. Wahrscheinlich wären wir kichernd zusammengebrochen und man hätte uns für bekloppt gehalten, oder schlimmeres. Zum Glück war es Joey, der uns aus dieser Situation rettete und mit einem Witz rasch zur nächsten Frage überleitete. Alle lachten herzhaft und ich nutzte die Möglichkeit und verschwand mal eben aus dem Raum.

Zehn Minuten später war dann auch das Interview vorbei. Ich hatte inzwischen das Essen auftragen lassen und dafür gesorgt, dass die Jungs nach dem anstrengenden Vormittag ein wenig Energie tanken und sich erholen konnten. Dementsprechend dankbar waren die Jungs dann auch. In freundlicher Manier luden wir den Redakteur und seine Crew ebenfalls ein, immerhin gab es genug für alle. Das trug dazu bei, dass die Situation ein wenig entspannter wurde. Bo trat mit einem vollen Teller neben mich und grinste. »Na, hast du es überlebt?«

Ich nickte, während ich an einem Würstchen kaute, schluckte und meinte: »Ich dachte mir, ich gehe besser, bevor ich vor Lachen platze!« Bo grinste. »Ich habe mir auch meinen Teil gedacht!«

»Ich glaube, das ging jedem so«, brummte Josh, der hinter Bo erschienen war. Ich nickte ihm zu. »Wie geht es euch? Soweit okay?«

JC brummte zustimmend. »Gehört alles zum Job dazu!«

»Wie fandest du den Film gestern?«

»Soweit gut, ich fand diese Stelle, an der die beiden sich endlich gefunden hatten etwas übertrieben, aber sonst war er gut!« Ich nickte zustimmend. So war es mir auch ergangen.

Justin trat zu uns. »Wird wohl spät heute werden«, meinte er. »Wir sind gerade mal mit einem Set fertig geworden und haben noch zwei vor uns!«

»Wir können alle morgen ausschlafen, also zumindest bis zehn«, erwiderte ich. »Der Typ wegen des Interviews kommt erst um eins!«

»Das ist gut, dann macht es nicht so viel aus!«

»Und das nächste Konzert ist übermorgen erst, das reicht, um morgen in Ruhe nach Frankfurt zu kommen. Die Fahrt dauert nur ein paar Stunden!«

Justin nickte zustimmend. »Irgendwie schade, da reisen wir so viel rum und bekommen eigentlich kaum was zu sehen!« Er grinste. »Aber egal, gehört eben zum Job! Wir machen ja schließlich keinen Urlaub!«

»Nicht?« Ich blickte ihn fragend an.

»Nein, nur du!«, gab er lachend zurück. Bo und Josh lachten auf.

»Na danke auch!« Ich grinste, guckte an mir herab. »Braun werde ich in dem Urlaub jedenfalls nicht!«

»Nee, Scheinwerfer haben kein UV!«, meinte Josh.

»Außerdem steht er hinter der Bühne, nicht auf ihr!«, gab Bo zu bedenken.

»Ist auch besser so!«, gab ich zurück. »Ich finde es ja faszinierend zu sehen, wie die Massen ausrasten, aber der Grund dafür möchte ich nun wirklich nicht sein!«

Justin grinste. Er beugte sich verschwörerisch vor. »Es reicht einer in der Familie, der dafür sorgt! Und du kannst bei mir gerne ausrasten.«

Das Grinsen der drei war sicherlich ebenso auffällig wie mein roter Kopf. Ich war verlegen und das passierte mir nun wirklich nicht allzu oft, aber Justin gelang es mit einem einfachen Satz.

Der Rest des Tages verlief wie der Vormittag, nur dass die Fernsehcrew sich gegen drei verabschiedete und wir mit den Fotoaufnahmen alleine weitermachen konnten. Daraufhin konnten die Jungs sich ein wenig mehr entspannen, denn während die Kamera lief, blieben sie doch immer auf der Hut. Man wusste ja nie, was schließlich auf dem Band endete - und damit im Beitrag. Es war acht Uhr abends, als der Fotograf endlich verkündete, dass er die letzten Bilder geschossen hatte. Müde und geschafft ließen die Jungs sich abschminken und schleppten sich dann in den Van, der uns alle zurück zum Hotel brachte.

Für mich war der Tag auf ganz andere Art und Weise anstrengend gewesen. Es hatte Situationen gegeben, da war ich eine halbe Stunde lang im Stress, telefonierte, rannte und dachte, ich würde irre werden, dann wieder gab es Leerlauf ohne Ende, wo ich mich langweilte. Zu meinem großen Glück hatte Lance mir ein Buch geliehen und so hatte ich mich mit lesen beschäftigt. Bo und Garth war es ähnlich ergangen, nur dass sie mehr Erfahrung mit solchen Tagen hatten und das Ganze mit stoischer Ruhe durchgestanden hatten.

Im Hotel angekommen, hatte ich Hunger. Die Jungs, geschafft von ihrem Tageseinsatz, wollten jedoch nur noch ins Bett. Garth und Bo beschlossen jedoch, mich zu begleiten. So küsste ich Justin und er schlurfte mit den anderen davon, während ich mit meinen beiden Kollegen ins Hotelrestaurant schlenderte. Wir suchten uns einen Tisch aus und setzten uns. Ich gähnte ein wenig, mehr wegen des vielen Nichtstuns heute, als aus wirklicher Müdigkeit. Garth lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Die Kellnerin kam heran und fragte uns nach unseren Wünschen. Bo bestellte eine Flasche Rotwein und Wasser zum Essen dazu und so wurde dieser Abend noch ein wenig heiter. So wankte ich dann auch recht beschwingt in mein Zimmer. Ich versuchte so leise wie möglich zu sein, denn Justin schlief bereits, doch irgendwie war ich wohl nicht leise genug, denn Justin blinzelte als ich ins Bett krabbelte.

»Du hast getrunken«, murmelte er.

»Ein bisschen«, gestand ich.

»Na gut«, brummelte er, kuschelte sich an mich und war wieder eingeschlafen.

27. Kapitel

Am nächsten Tag nutzten wir die freie Zeit und schliefen lang. Um eins wurde uns dann Herr Meltzer angekündigt, der sich vielfach bei mir für den Interviewtermin bedankte. Die Jungs brachten das Interview ohne Probleme hinter sich, wirkten entspannt und ausgeschlafen, was zu einigen sehr guten Fotos führte und einer entspannten Stimmung. Es war nach dem Mittagessen, als Caro mich und die Jungs daran erinnerte, dass wir die letzten Tage keine Bewegung gehabt hatten. Damit hatte sie die Jungs ins Fitnessstudio des Hotels geschleppt und zu zwei Stunden Tanzübungen verdonnert. Womit ich nicht gerechnet hatte, war die Tatsache, dass Caro mich ebenfalls dabei haben wollte. Warum weiß ich nicht. Doch Caro hatte darauf bestanden. So saß ich in einem schmalen Plastikstuhl in einem kleinen Gymnastikraum des Hotels an der Wand und beobachtete *NSYNC und Caro.

»Also, das ging auch schon besser!«, rief Caro. »Lance, du fällst jedes Mal bei No Strings Attached aus dem Takt, an dieser Stelle bei „Even the good guys get burned“!« Caro begann mit Lance die Takte durchzugehen. »Ich weiß nicht wieso«, meinte Lance kopfschüttelnd. »Da passt einfach was nicht!«

»Bis vor ein paar Tagen lief es gut«, meinte Caro, doch Lance schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Es kommt nur mittlerweile raus!«

Caro legte den Kopf schief. »Justin, kannst du dir das mal bitte ansehen?«

Mein Freund jedoch schien geistig gerade ganz woanders zu sein. Er blickte konzentriert ins Nichts ohne ein Wort zu sagen, während er leise vor sich hin summte und einige kleine Schritte hin und her tanzte. Caro blickte irritiert zu ihm. »Justin?«

JC grinste breit. Er trat neben seinen Freund und tippte ihm auf die Schulter. Justins Kopf ruckte hoch. »Was?« Er blickte beinah erschrocken in die Runde. »Caro wollte dich bitten, einen Blick auf Lance Tanzschritte zu werfen!«

Justin wurde kurz rot, er blickte Caro entschuldigend an. »Ich ... ich war gerade ...«

Caro winkte ab. »Okay!« Sie nickte. »Okay, nochmal.« Sie tippte den CD Player an und aus dem kleinen Lautsprecher kam die Musik erneut. Justin blickte konzentriert. Wieder kam es zu besagter Stelle und wieder stolperte Lance durch die Schritte und kam aus dem Takt. Justin nickte versonnen. »Da passt was nicht ...«

»Soweit waren wir auch schon, Mr. Timberlake!«, brummte Caro. Justin wurde erneut rot. »Entschuldige!« Er blickte Lance an, dann Caro. »Kann ich die Stelle nochmal hören, bitte?«, bat er. Caro nickte und tippte den Player an. Die Jungs standen um Justin und Caro herum, neugierig, fragend. Justin lauschte intensiv, dann nickte er, machte einige Schritte, hielt an, überlegte. Er blieb stehen, sein Blick blieb an mir hängen. Wir beide blickten uns an und plötzlich lächelte er.

»Justin?« Caro wirkte ein wenig irritiert. Mein Freund wandte sich um, noch immer lächelnd. »Ganz einfach«, brummte er. »Torsten hat mich gerade auf die Lösung gebracht!«

Wie die anderen Jungs und Caro, so war auch ich überrascht. Justin jedoch lächelte nur. Er trat neben Lance. »Komm, gehen wir es zusammen durch!« Schritt für Schritt liefen sie durch die Choreographie. Plötzlich stoppte Lance. »Das ist aber nicht das, was ich bisher gemacht habe«, erklärte er Justin. Dieser nickte zustimmend. »Ich weiß, du hast hier den Schritt gemacht, aber es ist kein Schritt, es ist ein vor und zurück!« Justin machte es ihm vor. »Dann endest du auf dem linken, nicht auf dem rechten Bein!« Er grinste. »Deshalb hast du hier die falsche Balance und kommst raus!«

Lance nickte langsam. Er versuchte es erneut und folgte Justin Schritt für Schritt. »Okay!« Justin nickte. »Mit Musik!« Er nickte Caro zu.

Nachdem die beiden die Schritte zur Musik fehlerfrei und glatt durchgetanzt hatten, begannen die Jungs zu klatschen. Justin wurde rot.

»Gut gemacht, Kleiner!«, brummte Chris. Justin wehrte ab, dann blickte er Chris an. »Kleiner?«

Chris grinste. »Bist du doch!«

Justin seufzte. »Also gut, machen wir weiter!« Er nahm seine Position wieder ein. Rasch wanderte sein Blick zu mir. Ich blickte ihn lächelnd an und Justins Gesicht hellte sich auf.

»Okay!« Caro richtete sich auf. »Danke Justin. Und alle ...« Musik ertönte. »Und ... fünf, sechs, sieben, acht ...«

Nach einer Stunde harter Arbeit erlaubte Caro den Jungs eine Pause. Gierig tranken sie das klare Wasser, das ihnen Mike besorgt hatte. Justin wischte sich mit seinem Handtuch den Schweiß von der Stirn. Er trat neben mich. »Und, was meinst du?«

»Harte Arbeit«, erwiderte ich. Er nickte, lächelte mich an. »Gut, dass du da bist!«

Ich lächelte zurück und schon rief Caro die Jungs zum zweiten Teil der Probe. Mit Volldampf voraus ging es weiter. Konzentriert und ernsthaft, nur hin und wieder machten die Jungs auch ein paar Scherze, lockerten die Stimmung. Justin wirkte still, konzentriert, manchmal beinahe abwesend. Josh hingegen war sofort bereit, etwas Neues zu versuchen, wenn Caro es vorschlug. Chris und Joey waren diejenigen, die am meisten scherzten und sich damit abreagierten. Lance war ein ernsthafter Arbeiter, der sich unermüdlich durch seine Bewegungen tanzte. Jeder hatte so seine Eigenart, wie ich mehr und mehr erkannte. Caro kannte jedoch jede Macke der Jungs. Joey und Chris bekamen mehr als nur einmal einen Rüffel, doch immer mit einem lachenden Auge. Josh und Lance wurden von ihr mit einem aufmunternden Lächeln und Kopfnicken bedacht, während Justin ... bei ihm ignorierte Caro vieles. Es kam vor, dass mein Freund den Anfang nicht gleich mitbekam, dann wieder aus dem Rahmen fiel weil er etwas versucht hatte, das nicht passte. Doch Caro ignorierte Justins Eskapaden meist. Ich fand es bemerkenswert, doch es schien normal. Zum Schluss gingen die Jungs noch einmal drei ihrer Songs durch. Und während dieser drei Songs war Justin hochkonzentriert und tanzte fehlerfrei. Caro nickte zufrieden. »Okay Jungs, machen wir Schluss für heute!«

Erleichtert nickten die Jungs. Chris und Joey stürzten sich auf ihre Wasserflaschen, Josh und Lance veranstalteten ein Wettrennen zu den Duschen. Caro kam zu mir und zwinkerte mir zu. »Danke fürs mitkommen!«

»Kein Problem«, erwiderte ich. »Aber warum wolltest du unbedingt, dass ich dabei bin. Ich habe nix getan!«

Sie grinste schief. »Doch, hast du. Allein deine Anwesenheit hat gereicht!«

»Gereicht?« Ich blickte verwundert. »Wofür?«

»Dass sie mich heute nicht zu sehr aufgezogen haben«, erwiderte Justin ruhig und trat zu uns. Er blickte von Caro zu mir, dann lächelte er. Niemand sonst war zu sehen, als er mir rasch einen Kuss gab. Ich umarmte ihn und er schauderte. »Lass mich erst duschen, Torsten. Ich bin total verschwitzt!« Justin befreite sich aus meiner Umarmung.

»Wenn wir alleine sind, dann kommt es früher oder später zu ein paar dummen Kommentaren auf Justins Kosten«, erklärte Caro mir. »Heute blieben die aus!«

Justin nickte versonnen. Er legte den Kopf schief, trank einen Schluck Wasser, blickte mich an, dann Caro. »Du, Caro ...«, er runzelte die Stirn. »Bei „It’s gonna be me“ ... könnten wir da vielleicht ...« er blickte die Regisseurin und Choreographin fragend an. Diese lächelte Justin aufmunternd an. »Was denn?«

»Nun, also du kennst doch die Tanzfolge in der ich und JC uns abwechseln«, meinte Justin und begann die Abfolge der Schritte. Caro nickte zustimmend. »Nun, der Song wird hauptsächlich von Josh und mir gesungen, also haben wir hier schon ziemlich zu tun!« Justin seufzte. »Ehrlich gesagt, es kommt immer wieder vor, dass Josh und ich außer Atem sind während des Singens. Könnten wir nicht irgendwie die Choreographie ein wenig umbauen, damit wir es leichter haben, wenn wir unseren Einsatz haben? Es ist verdammt schwer, den richtigen Ton zu treffen, wenn man außer Atem ist!«

»Verständlich«, Caro nickte zustimmend. »Warum hast du nie was gesagt?«

Justin blickte zu Boden, dann zu mir. Ich stand auf, trat zu ihm. »Wegen den anderen und weil er eh schon immer geärgert wurde«, äußerte ich meine Vermutung. Justin starrte weiterhin auf den Boden, doch ich spürte, wie er meine Hand suchte, fand und drückte.

»Du hättest mir was sagen können, Justin!« erklärte Caro. »Ich hätte es schon für mich behalten!«

Justin blickte auf, er lächelte schief. »Ich kann mich doch nicht in deine Arbeit einmischen!«

Caro schüttelte den Kopf. »Justin, das ist doch Quatsch. Wenn du eine gute Idee hast, dann lass es mich wissen.« Die junge Frau löste ihr Haarband, schüttelte ihr Haar aus und band es wieder mit einem Gummiband zusammen. »Ich denke an die Gesamtwirkung und an das, was gut aussieht und gut ankommt. Aber ich kann nicht immer daran denken, was das praktischste für euch ist, wenn ihr es mir nicht sagt!«

»Mmh«, brummte Justin. »Okay ...«

»Jetzt wisst ihr es ja«, warf ich ein. »Vielleicht ein wenig spät, aber immerhin.« Ich sah Justin fragend an. »Hast du noch mehr so Ideen?« Justin nickte und murmelte ein leises Ja. Ich blickte auf die Uhr. »Wir haben jetzt fünf und wollen spätestens gegen sieben Uhr losfahren, damit wir vor Mitternacht in Frankfurt ankommen.« Ich überlegte. »Wir haben morgen Abend das Konzert, also können wir uns da auch nicht wirklich Zeit nehmen.«

»Wie kommst du nach Frankfurt?«, fragte ich Caro.

»Wie sonst auch, ich fahre mit Bo oder mit der Crew, warum?«

»Justin und du solltet euch unterhalten, deshalb«, entgegnete ich. »Bis nach Frankfurt sind es ein paar Stunden. Fahr doch einfach bei uns im Bus mit. Dann habt ihr beiden genug Zeit, Justins Ideen durchzusprechen.«

Caro nickte zustimmend. »Einverstanden!« Nur Justin wirkte nicht besonders begeistert.

»Was ist?« fragte ich ihn. »Nicht einverstanden?« Justin seufzte, sein Blick wanderte zu den Duschen wo seine Bandkollegen zu hören waren und ich verstand. »Weißt du, du musst dich echt nicht verstecken, nur weil du der Jüngste bist«, flüsterte ich ihm leise zu. »Aber wenn es dich beruhigt, dann werde ich jedem einzelnen in den Hintern treten, sollte ich auch nur einen dummen Spruch hören!«

Ein Lächeln zeichnete sich in Justins Augen ab. Er beugte sich vor und gab mir einen sanften Kuss auf den Nacken, wo er wusste, dass ich besonders empfänglich für seine Liebkosungen war. Eine Gänsehaut überzog meine Arme. Er lächelte mich an. »Danke ...«, flüsterte er. Caro hatte unsere Vorstellung amüsiert mit angesehen. Justin und ich wurden leicht rot. »Ich gehe duschen«, brummelte er und rannte davon. Unter den belustigten Blicken von Caro blieb ich zurück und blickte meinem Freund nach.

»Ich hätte nie erwartet, dass er so ...«, Caro verstummte.

»Ich würde wohl auch etwas verrückt sein, wenn ich als jüngster dabei wäre«, meinte ich. »Superstar, Sexobjekt – aber letztlich ist er eben auch nur so alt wie ich!«

»Ich frage mich, ob ich mit ihm tauschen wollen würde«, meinte Caro versonnen. »Allerdings ...«, sie lachte. »Er ist auch verdammt reich!«

»Okay, das hat schon was«, stimmte ich zu. »Aber das alleine ist auch nicht alles!«

»Stimmt schon!«

Ich blickte auf die Uhr. »Ich möchte in einer Stunde los, wenn möglich! Kannst du bis dahin fertig sein?«

Caro stimmte zu, ich zog mein Mobiltelefon aus der Tasche und rief Bo an, um mich mit ihm abzustimmen. Eine Stunde und fünfzehn Minuten später hatten wir die Jungs samt unserem Logiergast verladen und waren bereit zur Abfahrt.

»Okay, wir haben alle an Bord Peter, wir können los!« meinte ich. Unser Fahrer nickte mir zu, die Türen schlossen sich und wir saßen wieder einmal im Tourbus. Nächste Station: Frankfurt am Main. Fahrtdauer: vier Stunden ungefähr.

»Na, was ist mit dir passiert«, meinte Chris zu unserer Choreographin. »Wie kommt es, dass du in unserer illustren Runde dabei bist?«

Doch mit seinen Kommentaren war er bei Caro an der falschen Adresse. »Euer Tourmanager meinte, es wäre einfacher, einen Kindergarten mit zwei Leuten zu kontrollieren. Also hat er mich gebeten mitzufahren!«, schoss sie zurück.

Chris lachte auf, ließ sich in eines der Sofas sinken und schaltete den Fernseher an. Justin zeigte Caro, wo sie ihre Sachen verstauen konnte, dann ließen sich die beiden an dem kleinen Tisch mit den vier Sitzen nieder. Joshs Ohr klebte bereits seit einiger Zeit am Telefon und ich konnte mutmaßen, mit wem er telefonierte, nachdem er recht leise sprach. Lance und Joey ließen sich neben Chris auf dem Sofa nieder. Ich blickte mich unschlüssig um, doch dann sah ich Justin aufblicken. Er deutete auf den Sitz neben sich. Ich ließ mich neben meinem Freund nieder, zog ein Buch aus der Tasche und begann zu lesen. Ich hatte meine Beine angezogen und Justin lehnte dagegen, ganz entspannt. Leise unterhielt er sich mit Caro über die Tanznummern. Nach einer Weile zog unsere Regisseurin Block und Stift aus der Tasche und begann, sich Notizen zu machen. Gemeinsam malten Justin und Caro Schrittfolgen auf. Ich lächelte sanft.

»Na, was wird das, wenn es fertig ist?«, fragte Joey. Er hielt eine Packung Orangensaft in der Hand und blickte fragend zu Caro und Justin. »Eine bessere Choreographie«, gab Caro ruhig zurück.

»Besser?« Joey grinste. »Curly geht unter die Choreographen?«

Ich spürte sofort, wie sich mein Freund neben mir anspannte. Doch Joey grinste nur. »Na, dann viel Spaß!« Und damit verschwand er wieder aufs Sofa. Ich drückte Justins Hand sanft und wandte mich wieder meinem Buch zu. Justin blickte noch einen Moment lang nervös, dann nickte er Caro zu und die beiden vertieften sich wieder in ihre gemeinsame Arbeit.

Wir kamen gegen Mitternacht im Hotel in Frankfurt an und wurden dort bereits erwartet. Ohne uns um weiteres zu kümmern gingen wir zu Bett. Ich hatte bereits unterwegs meine Telefonate erledigt. Die Bühne war angekommen und morgen Vormittag würde sie wie geplant aufgebaut werden. Mittlerweile hatte sich die Routine eingestellt. Jeder wusste, wie so ein Konzerttag verlaufen würde. Bühnenaufbau, Checks, Aufwärmen und dann das Konzert. Abbau noch in derselben Nacht, verladen und weiter. Mittlerweile kannte die Crew ihre Bühne in- und auswendig. Kleineren Problemen wurde mit Professionalität begegnet. Nicky war ein Meister darin, die örtlichen Probleme zu lösen.

Justin und ich hatten sein Zimmer mit Beschlag belegt. Es war uns ziemlich egal, dass hier jeder ein Einzelzimmer bekommen hatte. Sollte mein Zimmer nehmen wer wollte, ich würde sicherlich nicht darauf verzichten, mit Justin das Bett zu teilen solange ich konnte. So ignorierten wir denn auch Mikes ernste Blicke. Justin kickte die Zimmertüre zu und wir ließen unsere Taschen fallen. Das Bett war nicht besonders groß. Es war ein Zwitter zwischen einem großen Einmannbett und einem kleinen Zweimann, sowas wie Queensize eben. Justin und mir war es egal. Es gab zwei Kissen und zwei Decken, das reichte uns. Wir gingen ins Bad, putzten uns nacheinander die Zähne und ich sprang schnell unter die Dusche. Im Gegensatz zu meinem Freund hatte ich das letzte Mal heute Morgen geduscht und fühlte mich nach der Fahrt unangenehm verschwitzt.

Justin lag bereits im Bett als ich aus dem Bad kam. Er blinzelte mich lächelnd müde an. »Danke!«

»Wofür?«, fragte ich, während ich mir die Haare trocknete.

»Heute, alles...«, Justins blaue Augen waren tief und ich konnte die Dankbarkeit in ihnen lesen. Ich wusste nicht wirklich, womit ich es verdient hatte. Immerhin war Justin mein Freund, da war es doch klar, dass ich zu ihm hielt, oder nicht? So lächelte ich nur zurück. »Danke!« Ich schmiss das Handtuch über den Rand der Badewanne, schaltete das Badezimmerlicht aus und krabbelte ins Bett.

»Du duftest gut«, murmelte Justin als er mich umarmte. Ich küsste ihn sanft auf den Hals, küsste tiefer und tiefer. Die kleinen Brustwarzen waren hart. Ich kuschelte mich an ihn und bemerkte zu meiner Erheiterung, dass Justin keine Unterhose mehr trug. Mein Geliebter war unter seiner Bettdecke komplett nackt. Justin blickte mich mit einem Ausdruck der Liebe an, bei dem mir heiß wurde.

»Du bist nicht müde, oder?«, fragte ich. Er schüttelte den Kopf. »Nicht so wirklich.« Er knabberte an meinem Hals und ich stöhnte auf. Justin hatte herausgefunden, wie sehr es mich anmachte, wenn er das tat. »Ich bin eher scharf ...«, flüsterte er mir ins Ohr. »Auf dich!« Seine Zunge fand wie durch Zauber seinen Weg zu meinem Ohr und ich keuchte heftig auf. Woher kannte dieser Junge nur all meine geheimsten und verwundbarsten Punkte? Doch ich war zu erregt um mir darüber Gedanken zu machen. Justins Zunge wanderte über meinen Körper und ich stöhnte auf. Mit funkelnden Augen blickte Justin auf mich nieder, ich war ihm hilflos ausgeliefert. Was auch immer, mein Geliebter konnte es haben. Und Justin nahm es sich! Es kam soweit, dass mir nichts anderes übrig blieb, als mein Stöhnen in einem Kissen zu ersticken, denn ansonsten hätte ich das Hotel zusammengeschrien. Justin blickte mich mit einem derart breiten Grinsen an, als ich erschöpft in seinen Armen lag, ich wurde ein wenig rot.

»Wer hätte gedacht, dass du so ... vokal bist!«, meinte er zu mir leise lachend. Und das Wunder geschah: nackt, in den Armen meines Geliebten, erschöpft und glücklich wurde ich nicht noch röter, nein, ich lachte entspannt, küsste ihn sanft auf seinen Oberkörper, an dem ich lehnte, und brummte nur zufrieden. Justin blickte auf die Sauerei, die ich veranstaltet hatte und grinste. »Deine Dusche war nicht gerade sehr hilfreich, fürchte ich!«

»Hast du deshalb gewartet?«

Justin grinste frech. »Lust mit mir zu duschen?« Er blickte an sich hinab und mein Blick folgte dem seinen. Ich wanderte mit meiner Hand tiefer und tiefer. Justins Atem ging schneller. Ja, er würde die Dusche bald brauchen. Ich stand auf. »Komm!« Ich lief ins Bad. Justin folgte mir und ich konnte nicht anders, als ihn zu bewundern. Er sah einfach unbeschreiblich geil aus. Unter dem warmen Wasser presste er sich an mich und ich spürte, wie erregt er war. Ich begann damit ihm die Haare zu waschen und Justin lehnte sich an mich dabei, vertraute mir völlig. Ich begann seinen Körper einzuseifen, wanderte über den kräftigen Oberkörper, den flachen, harten Bauch, tiefer, die Beine entlang. Justins Atem ging schnell und hart. Er stöhnte, ein tiefes Stöhnen kam aus seinem Inneren als ich mich an ihn drückte, umarmte und ihn packte. Es dauerte nicht lange, doch die Heftigkeit überraschte mich. Justin warf den Kopf in den Nacken und stöhnte laut.

Eine ganze Weile standen wir danach unter dem warmen Wasser. Er in meinen Armen. Sein Atem beruhigte sich langsam, sein Kopf lag an meiner Brust und er hatte die Augen geschlossen. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen wandte er sich um, öffnete die Augen und blickte mich an. Sanft küsste er mich. »Jetzt bin ich müde ...«, brummte er mit einem sanften Lächeln. Er drehte das Wasser ab und wir trockneten uns gegenseitig ab. Zurück im Bett hielten wir einander in den Armen bis wir eingeschlafen waren.

Ich wurde von einem sanften Kuss geweckt und fühlte mich unglaublich gut und entspannt. Langsam blinzelte ich und fand Justin, der sanft an meiner Unterlippe knabberte. Ich öffnete mehr und mehr meine Augen, schlang meine Arme um Justin und wir verloren uns in einem unendlich langen Kuss.

»Wollen wir die Stadt unsicher machen?«, fragte Justin mich abenteuerlustig. »Nur wir beide?«

Ich blickte ihn grinsend an. »Du meinst wir beide und Garth?«

Justin lachte. »Eins und eins macht drei!« Er schüttelte den Kopf. »Okay, schauen wir, ob wir Garth überreden können!« Er blickte mich lächelnd an. »Warst du schon mal in Frankfurt?«

Ich schüttelte den Kopf. »Keinen Plan!«

»Dann finden wir es raus!« Justin blickte auf die Uhr. »Aber ich glaube, wir haben noch etwas Zeit, ansonsten reißt uns Garth den Kopf ab!« Ich nahm mein Mobiltelefon auf, warf einen Blick auf die Zeitanzeige und nickte. »Du bist um sieben Uhr morgens wach?«

»Ich musste aufs Klo«, erklärte Justin. »Dann habe ich dich so liegen gesehen und konnte nicht widerstehen!« Ich schmunzelte. »Okay, geben wir uns noch mindestens ne Stunde oder zwei«, meinte ich. »Wo waren wir stehen geblieben?«

Wir fanden schnell zurück zu unserem anfänglichen Spiel und genossen die gemeinsame Zeit im Bett. Um halb neun duschten wir und fanden uns gegen neun im kleinen Frühstücksraum des Hotels, den man für uns reserviert hatte. Garth und Bo begrüßten uns. Bo lächelte. »Na ihr beiden, so früh schon wach?«

Justin nickte. »Torsten und ich würden gerne ein wenig die Stadt unsicher machen, wenn möglich?« Er blickte Garth fragend an. »Glaubst du, dass wir das machen können?«

Garth wirkte nicht besonders erfreut bei dem Gedanken. »Also, wenn es sein muss«, brummte er.

»Wir wollen einfach nur etwas rumlaufen«, erklärte Justin. »Vielleicht einen Kaffee irgendwo trinken oder so! Ich komme mir nur irgendwie ständig wie in einem Käfig vor!«

»Verstehe«, nickte Garth. »Also gut, nur ihr beiden?« Justin und ich nickten. »In Ordnung, ich sage Mike Bescheid, dann können wir los!«, brummte der Bodyguard.

»Haben wir es weit?«, fragte ich. Bo lachte und schüttelte den Kopf. »Wir sind mitten in der Innenstadt, Torsten! Du musst nur zur Türe raus und bist in fünf Minuten in der Einkaufsmeile!«

»Klingt gut«, meinte Justin erfreut. »Dann haben wir es auch im Notfall nicht weit zurück! Ist doch gut!«

»Seid einfach vorsichtig«, meinte Bo. »Ich will euch heil und gesund wiederhaben!« Er grinste. »Aber wenn ihr schon unterwegs seid, könntet ihr mir Lesestoff besorgen? Mir gehen die Bücher aus und ich brauche für die nächsten Reiseetappen Nachschub!«

»Klar«, Justin nickte. »Torsten findet sicherlich was Passendes!« Er grinste. »Ich helfe ihm dann bezahlen und tragen!«

Ich blickte Justin nur kopfschüttelnd an. »Ich dachte wir hätten das Thema bereits hinter uns!«

»Haben wir?« Justin lachte. »Dann ist ja gut!«

Garth hatte sein Telefonat mit Mike beendet und nickte. »Also gut Jungs. Justin, hast du deine Mütze dabei?« Der Angesprochene nickte. »Habe ich!« Er zog sie hervor und setzte sie auf, um damit seine bekannte Lockenpracht zu verdecken.

»Okay, das mit den Sonnenbrillen lassen wir mal bei diesem Wetter«, meinte Garth mit einem Blick aus dem Fenster. Es war zwar nicht schlecht, aber die Sonne schien auch nicht besonders stark. Garth seufzte. »Wir müssen natürlich ausgerechnet Samstag haben!« Er blickte uns an. »Und ihr wollt unbedingt heute einkaufen?«

Justin nickte. »Wann sonst?«

»Auch wieder wahr!« meinte Garth. »Also gut, gehen wir!«

Unser Ausflug nahm seinen Anfang ganz gelassen. Wir nahmen den einfachen Weg durch die Hotellobby. Noch hatten sich keine Fans eingefunden, offenbar war unsere Bleibe ein Geheimnis geblieben. Garth jedenfalls war zufrieden. »Merkt euch den Weg gut«, brummte er nur, doch er wirkte recht ruhig. Es war gegen zehn Uhr morgens und noch war nicht allzu viel Betrieb auf den Straßen. Zwei Stunden später sah es allerdings vollkommen anders aus. Justin und ich verließen mit unserem Schatten gerade eine Buchhandlung, als unser Blick über die Frankfurter Haupteinkaufsmeile wanderte. Offenbar war halb Frankfurt auf den Beinen, stellten wir fest.

»Lust auf einen Kaffee?«, fragte ich Garth, dieser nickte. »Solange wir uns nicht verlieren!« Justin grinste. »Komm, wir sind doch vorhin an so einem kleinen Cafe vorbeigelaufen. Finden wir das wieder?«

Garth nickte. »Doch, das finde ich!«, erklärte er. Und er sollte Recht behalten. Zehn Minuten später betraten wir ein kleines, modern eingerichtetes Cafe in einer ruhigen Seitenstraße. Wir nahmen einen Tisch im hinteren Teil des kleinen Raums und Justin schnappte sich die Karte, nur um sie mir dann grinsend zuzuschieben. »Latte, wenn sie das haben«, meinte er. Ich grinste. »Sollte machbar sein, willst du sie von mir oder wie?«

Justin blickte mich an und ich erklärte ihm den Witz, der in Englisch nicht so rübergekommen war. Garth schüttelte nur den Kopf, als Justin zu kichern begann. »In diesem Fall nehme ich keine Sahne«, kicherte Justin. »Später dann.«, flüsterte er mir zu. Garth schien am liebsten das Gesicht in den Händen vergraben zu wollen, doch da war auch schon der Kellner heran. Was mich irritierte, war die Tatsache, dass Garth den Kellner einen Moment lang irritiert anblickte, bevor er etwas lahm seine Bestellung aufgab. Okay, der Kellner war eindeutig schwul, aber nun wirklich kein Typ, den man hätte anstarren müssen.

»So toll sah er nun aber nicht aus«, meinte ich daher auch zu unserem Bodyguard. Der blickte sich jedoch nervös um und schluckte. »Warum muss das mir passieren?«, brummte er. »Das ist sowas von klar!« Er schüttelte den Kopf.

»Was denn?«, fragte Justin irritiert. »Kennst du den?«

Garth schüttelte den Kopf. »Nein, aber es hätte mir gleich auffallen sollen«, lautete die Antwort. »Wir sind in einem schwulen Cafe!«

Justin und ich blickten uns an, dann Garth, dann sahen wir uns um. Es waren nur wenige Gäste anwesend und die waren alle ... männlich. Ja, der Kellner war eindeutig schwul, das war klar. Und der Barkeeper, der unseren Kaffee gerade zubereitete auch. Die zwei Typen an dem kleinen Tisch nahe der Palme, nun, der eine schon, der andere wahrscheinlich. Justin und ich ließen den Blick durch das Cafe schweifen. Plötzlich begann Justin zu kichern. Ich kam nicht umhin, es ihm gleich zu tun. All die Zeit taten wir alles, um Justin davor zu bewahren mit dem Wort schwul auch nur in Zusammenhang gebracht zu werden und dann hatten wir zielgenau das wahrscheinlich einzig schwule Cafe in der Umgebung angesteuert.

Der Kellner servierte uns unseren Kaffee und blickte Justin fragend an, dem die Tränen vor Lachen runter liefen. Mein Freund nickte dem Kellner zu, gluckste jedoch noch einige Zeit weiter. Garths Blick war unbeschreiblich. Wären es Laserstrahlen gewesen, er hätte den Tisch versengt und wahrscheinlich das halbe Lokal mit ihm. Justin wischte sich die Tränen aus den Augen und widmete sich seinem Kaffee. Er trank ihn genüsslich, wischte sich den Milchschaum vom Mund, grinste mich an. »Ob es ihnen was ausmacht, wenn ich Torsten hier küsse?«, fragte er plötzlich.

Garths Miene verfinsterte sich und Justin grinste ihn breit an. »Entspann dich!« Er lachte. »Komm, die Situation ist doch komisch!«

»Weißt du was passiert, wenn dich hier einer erkennt?«, brummte Garth leise. »Am besten noch die Presse?«

Justin winkte ab. »Woher sollten die wissen, dass ich hier bin?« Er grinste. »Nicht mal ich wusste vor zehn Minuten, dass ich herkomme, also!« Ich konnte nicht anders als lachen. Garths Augen schienen mich durchbohren zu wollen.

»Ist ja gut«, meinte ich ruhig. »Wir trinken unsere Kaffee, dann gehen wir wieder. So einfach ist das!«

Justin nickte. »Torsten hat Recht!«

Ich nahm eine der Zeitungen auf, die auf dem Nachbartisch lagen und begann zu blättern. An einem Artikel blieb ich hängen, starrte auf das Foto der Boygroup. Justin stützte das Kinn in die rechte Hand und beugte sich zu mir hinüber. »Blödes Foto«, meinte er cool. »Gibt es bessere!«

Garth quollen beinah die Augen aus dem Kopf. »Seid ihr verrückt?«

Justin schüttelte den Kopf. »Wenn uns einer erkennt, dann weil du dich so aufführst. Also komm runter!« Justin nahm einen Schluck Kaffee. »Ach was«, brummte ich. »Uns erkennt sowieso keiner, höchstens dich und die Chancen sind minimal!«

Justin nickte. Er beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss. Garths Handknöchel traten weiß hervor, so fest umklammerte er seine Kaffeetasse. »Okay! Das reicht ...«, flüsterte er halblaut. »Wir gehen!«

Justin seufzte. »Keiner hat auch nur im Entferntesten reagiert, Garth! Du stellst dich an wie ein Hetero, der Angst hat, er könnte begrapscht werden!«

Garth wurde rot. »Das ist nicht lustig, Justin! Das kann mich meinen Job kosten, verdammt!«

Justin tätschelte ihm beruhigend die Hand. »Keine Sorge, wenn Felix dich rausschmeißt, dann stelle ich dich als meinen persönlichen Bodyguard wieder ein!« Er lächelte unserem Bewacher aufmunternd zu. »Komm, trinken wir aus und gehen!«

Ich winkte dem Kellner zu und bat um die Rechnung, die dieser auch rasch brachte. Garths Kreditkarte akzeptierte er ohne zu zögern und so verließen wir kurze Zeit später das Lokal. Garth wirkte sehr erleichtert, Justin und ich waren jedoch mehr als albern.

»Ich werde dein Gesicht nie vergessen!«, prophezeite Justin, legte den Arm um unseren Bodyguard und drückte ihn kurz. »Sollte ich jemals Kinder haben, davon werde ich ihnen erzählen!« Ich lachte. Justin grinste breit. »Kinder?«, fragte ich. »Wo willst du Kinder hernehmen?«

Justin grinste. »Keine Ahnung, vielleicht schaffe ich es ja schwanger zu werden, wenn wir weiter üben!« Ich lachte auf. »Du wärst eine tolle Mutter!«

»Na danke auch!«, meinte mein Freund schnippisch. Ich grinste schief. »Zickig genug bist du hin und wieder schon!«

Diesmal war es Garth, der loslachte. Er blickte Justin und mich nur kopfschüttelnd an. »Ihr spinnt total!«

Justin und ich blickten uns an, mein Lover zwinkerte mir zu, dann streckten wir beide Garth die Zunge heraus. Gut gelaunt kamen wir zum Hotel zurück. Und beinah hätte uns das Glück verlassen. Vor dem Eingang hatte sich eine Gruppe Fans eingefunden. Mindestens zwei Dutzend Mädchen drängten sich vor dem Hotel. Manche hatten Plakate und Transparente dabei, die sie schwenkten. »Da ist Joey! Oh mein Gott, das ist Joey!« stieß ein Mädchen einen schrillen Schrei aus. »Joey! Joey!« kreischte ein halbes Dutzend Mädchen. Garth, Justin und ich blickten uns an.

»Gibt es einen Hintereingang?« fragte ich. Garth nickte. »Ja, aber ich weiß nicht, wie wir da hinkommen!« Er schüttelte den Kopf. »Ich Idiot. Ich habe mir den Hinterausgang zeigen lassen, mir aber nicht die umliegende Straße angesehen!«

»Keine Panik!«, meinte Justin ruhig. »Die gehen ja alle davon aus, dass wir drin sind!« Er überlegte. »Kommt, Frechheit siegt!« Er grinste Garth an. »Wir müssen nur ins Foyer, dann sind wir sicher, oder?« Garth nickte.

»Okay«, Justin deutete auf eine der Eingangstüren. »Wir nehmen die Tür da!« Es war die äußerste der Türen und von den Mädchen nicht völlig blockiert.

»Ich weiß nicht«, Garth wirkte zweifelnd. Doch Justin grinste nur. »Wir haben Torsten dabei! Das wird schon!«

Garth zog sein Telefon aus der Tasche. »Einen Moment!« Rasch wählte er. »Mike, ja, hier ist Garth! – Ja, alles in Ordnung, noch! – Wir stehen etwas entfernt vom Eingang und sehen diese ganze Meute Fans! – Ja genau. Kannst du den Jungs sagen, dass wir zur äußersten linken Türe in fünf Minuten reinkommen? – Genau! Danke!«

Garth nickte. »Also gut! Ganz locker. Tut so, als würde es euch nicht betreffen und ihr nur ins Hotel wollen!«

Justin grinste aufgeregt und ich musste gestehen, dass auch mir nicht ganz wohl war. Garth blickte auf seine Uhr. »Okay, los! Torsten, du zuerst!«

Ich schluckte. Gemeinsam näherten wir uns dem Eingang. Die Mädchen ignorierten uns völlig. »Ich sehe Chris! Chriiiiiiiissssss!« Die Mädchen hüpften, schrien und winkten.

»Entschuldigung, darf ich mal!«, bat ich freundlich. Das Mädchen vor mir blickte mich an, dann wurde sie von ihrer Freundin am Ärmel gezupft. »Josh! Da!« Die beiden Mädchen waren beinah hysterisch, sodass ich sie schlichtweg beiseiteschob. Justin drängte sich direkt hinter mir vorbei, hinter uns Garth. Da hatten uns auch schon unsere Sicherheitsleute entdeckt und rissen die Türe auf. Ein ganzer Schwarm muskelbepackter Bodyguards schien der kleine Eingang auszuspucken und innerhalb von Sekunden waren wir umringt. Justin und ich hasteten ins Foyer und waren in Sicherheit. Josh, Chris und Joey blickten uns lachend entgegen. »Habt ihr es also geschafft!«

»Justiiiiiiiinn!«, kreischte es vor der Türe lautstark. Mein Freund verdrehte die Augen, setzte dann aber ein freundliches Lächeln auf, drehte sich um und winkte den Mädchen vor der Türe zu, bevor er gefolgt von Joey, Josh und Chris sowie mir zum Aufzug ging.

Als sich die Aufzugtüren hinter uns schlossen, nahm Justin seine Mütze ab und blickte seine Freunde an. »Ihr ratet nie, was uns passiert ist!«, erklärte er grinsend.

Der Rest des Nachmittags verging schnell. Bereits um zwei Uhr machten wir uns auf den Weg zur Konzerthalle, glücklicherweise unbehelligt. Die Tiefgarage führte in eine Seitenstraße hinaus. Bo erwartete uns gut gelaunt und Justin erklärte ihm, dass wir ihm die Bücher gekauft hätten, wie gewünscht. Unser Tour Manager nickte und meinte, er habe bereits von Garth von unserem Abenteuer erfahren. Justin und ich grinsten breit und Bo schüttelte nur den Kopf. »Das musste doch passieren, oder?«

Auch die Jungs hatten ihre Freude an Justins und meiner Geschichte gehabt. Frotzelnd und gut gelaunt machten wir eine Probe, die ganz ordentlich lief. Caro wirkte zufrieden und auch Licht und Ton hatten alles zur Zufriedenheit getestet. Das Essen wurde uns in die Halle geliefert und danach ruhten wir uns alle etwas aus. Justin und ich saßen faul mit den anderen auf Sofa und in Sesseln. Schließlich wurde es Zeit. Ich war bereits seit dem Eintreffen verkabelt und konnte somit pünktlich dafür sorgen, dass die letzten Vorbereitungen getroffen wurden. Die Halle wurde geöffnet, die Jungs wanderten in die Maske. Licht- und Tontechniker nahmen ihre Plätze ein und machten ihre letzten Checks. Wir waren ein eingespieltes Team und jeder kannte den Ablauf mittlerweile. Es war um kurz vor neun, als ich das Signal gab und vier Minuten später explodierte die Halle unter dem Jubel der Menge. Ich lehnte mich zufrieden gegen den Seitenaufgang, nickte dann. »Torsten für Nicky, bitte kommen!« sprach ich in mein Funkgerät.

»Nicky hört!«

»Ich gehe mit Bo mal den Plan durch. Wenn was besonderes ist, dann lass es mich wissen!«

»Alles klar Torsten. Wir laufen hier alle planmäßig, also kein Grund zur Sorge. Ich melde mich zur Halbzeit!«

»In Ordnung, danke und aus!« Damit warf ich einen letzten Blick auf die Bühne, lächelte, als ich die Jungs sah und machte mich auf den Weg zu den Garderoben. Caro winkte mir von hinter der Kulisse zu und ich hob die Hand zum Gruß.

In der Umkleide der Jungs fand ich Bo, der über seinen Laptop gebeugt dasaß und telefonierte. Er hob die Hand zum Gruß. »Bin gleich fertig!«, flüsterte er, dann beendete er sein Gespräch. Ich startete meinen Laptop und wir setzten uns hin, um unsere Pläne abzugleichen. »In München bekommen wir zusätzliche Sicherheitskräfte«, meinte Bo. »Tim hat dafür gesorgt, wegen der Feier!«, erklärte er. Ich grinste. »Noch mehr Kopfschmerzen für Garth?« Bo lachte. »Ihr habt den Armen heute aber auch ganz schön geschafft!«

»Ist es mein Problem, dass wir in einem Schwulencafe gelandet sind?«, gab ich zurück.

Bo schüttelte den Kopf. »Wenn ich mich richtig erinnere, hat es Justin ausgesucht!« Ich nickte zustimmend. »Siehst du!«

»Justin hat was?«, kam es von der Tür her und ich hätte mir in diesem Moment am liebsten den Kopf an der Wand eingeschlagen. Bo wirkte einen Moment lang sehr angespannt, dann, betont locker, lächelte er. »Hallo Felix, wie geht es dir?«

»Bis gerade ging es!«, erklärte der Produzent und schob sich durch die Türe herein. Er blickte Bo und mich ernst an. »Ihr wart mit Justin in einem schwulen Cafe?«

Ich wünschte mich in diesem Moment weg, weit weg, auf den Mond wäre vielleicht gerade richtig gewesen. Warum musste dieser Typ nur immer im falschen Moment auftauchen? Ich seufzte, auch wenn ich genau wusste, dass egal was ich sagen würde, es falsch sein würde, nickte ich und meinte: »Es war ein Zufall! Keiner von uns hat es bemerkt, bevor wir drin waren!«

Felix quollen beinah die Augen raus. »Ihr wart mit Justin in einem schwulen Cafe? Seid ihr denn total verrückt?!?«

»Ganz ruhig, Felix!« beschwichtigte Bo ihn. »Es ist nichts passiert. Sie wurden weder erkannt noch sonst irgendwas!«

Felix schüttelte den Kopf. »Könnt ihr euch eigentlich vorstellen, was für eine Katastrophe das wäre?« Er rang die Hände. »Das kann uns alle ruinieren! Ich versuche alles, damit das Image der Jungs sauber ist und ihr ...«, er verstummte. Dann schüttelte er den Kopf.

»So geht das nicht! Wir müssen dringend daran arbeiten, die Jungs richtig zu positionieren!« Er blickte mich an. »Ich glaube nicht, dass du hier sehr hilfreich bist!« Er wandte sich an Bo. »Es ist einfach unverantwortlich!«

Und das war der Moment, in dem ich ausrastete. Ganz genau wusste ich im Nachhinein nicht mehr weshalb, aber das war einfach zu viel. Nach all dem, was wir in den vergangenen Tagen durchgemacht hatten, nachdem Bo und ich immer wieder gute Miene zum bösen Spiel gemacht hatten, reichte es!

»Weißt du was, Felix? Mach deinen Scheiss doch einfach alleine! Ich muss mich um die Jungs kümmern und um unseren nächsten Auftritt!« Ich erhob mich. »Du kannst dir deine miese Tour sparen! Ich habe dich nicht gebeten, in Justins Raum zu platzen. Also hör endlich auf mir vorzuhalten, du würdest hier nur Justins Image schützen, denn die Masche zieht nicht mehr!« Ich klappte meinen Laptop zu. »Such dir einen anderen Idioten, aber mich kannst du mal! Kreuzweise!« Damit knallte ich die Tür hinter mir zu und ließ einen völlig erstarrten Felix und einen verdatterten Bo sitzen. Ich ballte wütend die Fäuste. Wahrscheinlich war ich jetzt meinen Job los! Aber das war mir sowas von egal. Dieses arrogante Arschloch hatte sich den Falschen für seine miese Tour ausgesucht. Mit finsterer Miene stampfte ich zur Bühne. Nicky sah mich mit großen Augen an. Offenbar konnte man meine Laune an meinem Gesicht ablesen. Stumm blickte er mich an, fragend.

»Ich glaube, ich habe mich gerade um meinen Job geredet!«, brummte ich. Nicky keuchte auf. »Wie?«

»Ich habe diesem Arschloch gesagt was ich von seiner miesen Tour halte!«, erklärte ich noch immer ziemlich angefressen.

»Felix?«

»Kennst du einen größeren Arsch?«

Nicky grinste schief. »Ich weiß nicht ...« Er blickte mich kopfschüttelnd an. Ich warf einen Blick auf die Bühne. Die Jungs waren kurz vor dem Ende. Noch die Zugaben und wir wären fertig für heute Nacht. Die Musik und der Gesang endeten und die Jungs rannten von der Bühne. Justin kam auf mich zu, stoppte und blickte mich fragend an. »Was ist los?«

»Felix!«, erklärte ich und Justins Miene wurde augenblicklich finster.

»Was?«

»Ich habe ihm gesagt was für ein Arschloch er ist und dass er sich einen anderen für seinen Scheiß suchen kann!« erklärte ich. Justin starrte mich an. Plötzlich traten Tränen in seine Augen. Er umarmte mich heftig. »Wag es nicht zu verschwinden!« Seine Stimme klang hart, doch ich spürte, wie er zitterte. Sanft strich ich ihm über den Rücken. »Es wird schon!«

»Curly?« Chris war zu uns getreten. »Kommst du?«

Ich löste mich aus Justins Umarmung. »Komm, du bist noch nicht fertig!«

Widerwillig ließ Justin von mir ab. Er seufzte. »Bleib genau hier, wo ich dich im Auge behalten kann!« Dann küsste er mich und rannte auf die Bühne, gefolgt von Chris, der mir noch einen fragenden Blick zuwarf. Die Jungs sangen ihre Zugabe, doch ich sah, wie Justin mehrfach kontrollierte, ob ich noch immer an der Seite der Bühne stand. Ich nickte ihm jedes Mal beruhigend zu. Auf dem Weg zurück zum Hotel waren die Jungs sehr schweigsam, doch ihre Unterstützung war eindeutig. Mehr als einer der Jungs klopfte mir aufmunternd auf die Schultern. Ich starrte aus dem Fenster, während Justin meine Hand hielt, den anderen Arm um mich gelegt.

Ein leises Vibrieren meines Handys ließ mich auf sehen. Ich aktivierte es und sah eine Textnachricht. Sie war von Nicky: „Kopf hoch! Sehen uns nachher gleich im Hotel. Abbau ist okay! Alles Liebe, Nicky!“ Ich musste unwillkürlich lächeln. Ich reichte Justin mein Handy und zeigte ihm die Nachricht. Er drückte mich und lächelte sanft.

Wir saßen gemeinsam in unserem Hotelzimmer. Justin hatte mich in die Arme genommen. Josh und Nicky saßen neben uns, während Chris, Lance und Joey sich das andere Sofa und den Sessel geschnappt hatten.

»Ist eigentlich klar, dass wir voll hinter dir stehen, Torsten!«, erklärte Lance. »Felix ist einfach zu weit gegangen, das muss er einsehen!«

»Er ist aber auch der Produzent«, gab Chris zu bedenken. »Macht es nicht einfacher ...«

In diesem Moment klingelte mein Telefon. Starr blickten die Freunde auf das Handy. Widerstrebend nahm ich es. »Jansen«, meldete ich mich.

»Hallo Torsten! David Schmidt-Felden hier!«

Ich schluckte. Der Boss persönlich, ich begann zu schwitzen. »David!« flüsterte ich den anderen zu, die mich mit großen Augen ansahen.

»Wie ich gehört habe, hast du Felix heute Abend ziemlich zur Sau gemacht!«, klang die Stimme von David durch das Telefon. Seine Stimme war ruhig und ich konnte an überhaupt nichts festmachen, was seine Meinung zu dieser Angelegenheit war. »Gehe ich recht in der Annahme, dass die Jungs da sind?« fragte er.

»Ja, sie sind alle hier!«

»Also gut, dann stell doch bitte mal den Lautsprecher an, dann müssen wir das nicht hier wiederholen!«

Ich schluckte. »In Ordnung!« Ich fummelte mit dem Gerät einen Moment rum. »So, bitte!«

»Hallo Jungs«, kam es aus dem kleinen Gerät ein wenig blechern, doch verständlich.

»Hi!«, hörte man es von den Jungs verhalten.

»Okay, Torsten hat euch also von seinem Gespräch mit Felix erzählt«, stellte David fest. »Ihr seid morgen in München, könnten wir uns treffen, sagen wir um zwei Uhr?«

»Das können wir gerne tun«, erklärte Lance ruhig und für alle. »Aber das ändert nichts daran, dass Torsten recht hatte mit dem was er gesagt hat!«

Man hörte ein Auflachen. »Regt euch ab! Ich habe nicht die Absicht, Torsten einen Kopf kürzer zu machen, weil er meinem Producer die Meinung gesagt hat. Aber ich möchte mit euch das weitere Vorgehen klären. Wir müssen uns überlegen, wie wir mit der Zeit, die wir haben, umgehen. Ich habe bereits mit Bo gesprochen und wir sind uns einig, dass wir hier wohl einiges klären sollten. Sonst wird das eine Horror-Tour, für euch und für uns. Das wollen wir auf jeden Fall vermeiden!«

»Torsten bleibt also?«, fragte Justin. Man hätte mit seiner Stimme Glas schneiden können.

»Ja, natürlich!« David Schmidt-Felden klang ruhig. »Wie gesagt, er hat seine Meinung gesagt – ein wenig heftig vielleicht – aber ich weiß auch, dass Felix nicht der einfachste ist. Wie die beiden künftig miteinander umgehen, müssen sie selber ausmachen. Aber ich erwarte, dass wir hier zusammenarbeiten und nicht gegeneinander. Das gilt für euch, aber genauso für Felix!«

»Dann sag ihm das!«, platzte es aus Josh heraus.

»Das habe ich bereits!«, erklärte David. »Warum glaubt ihr rufe ich erst jetzt an?« Er klang ernst. »Jungs, ich weiß, dass so eine Tournee anstrengend ist und eine ganze Menge Nerven kostet. Da kommt es eben auch zu Streit. Aber das soll uns nicht davon abhalten, unseren Job zu tun, klar?« Wir alle brummten irgendwie zustimmend. »In Ordnung. Wir sehen uns dann morgen um zwei Uhr in der Company. Torsten und Bo kennen ja den Weg!« David Schmidt-Felden klang ganz ruhig. »Bis morgen und gute Nacht!«

»Nacht!«, klang es von vielen Kehlen. Es gab ein Klicken und Knacken, dann war die Verbindung unterbrochen. Ich nahm das Handy und verstaute es wieder in meiner Tasche. Justin seufzte und lehnte sich an mich, sanft strich er mir durch das Haar.

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