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On Tour

Teil 11

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25. Kapitel

Wir erreichten Köln gegen Mittag und wurden im Hotel abgeliefert, wo wir bereits erwartet wurden. Die reservierten Räume waren bereits vorbereitet. Josh und Nicky blieben das Tagesgespräch unter den Jungs und mir, doch gegenüber allen anderen schwiegen wir eisern. Ich war mir anfänglich unsicher, ob ich nicht zumindest Bo informieren sollte, doch Josh hatte darauf bestanden, es nicht zu tun. Er hatte mir erklärt, es sei allein Nickys und seine Sache, wem er wann was erzähle und dieser Argumentation konnte ich nur zustimmen. Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn Felix an diesem verhängnisvollen Morgen nicht in unser Zimmer geplatzt wäre und Justin ging es ebenso.

Mein Telefon ließ mich, kaum waren wir angekommen, nicht mehr zur Ruhe kommen. Der Hotelmanager benötigte jemand, der unterschreiben konnte - ich tat ihm den Gefallen - dann meldete sich Conny und erklärte mir, dass sie mit der Bühne Probleme hätten und Bo leider immer noch nicht wieder da war. Ich informierte Mike, wenigstens war er mit ein paar Sicherheitskräften schon im Hotel, schnappte mir Nicky, bestellte ein Taxi und wir fuhren zur Konzerthalle.

Conny befand sich in einer ernsthaften Diskussion mit dem Hausmanager, einem Feuerwehrmann und dem Haustechniker, die zum Zeitpunkt unserer Ankunft bereits mit recht erhitzten Gemütern geführt wurde. Normalerweise kümmerte sich Bo um solche Angelegenheiten, aber er war noch nicht aufgetaucht. Wieso wusste keiner und der Versuch ihn über sein Mobiltelefon zu erreichen scheiterte schon mit der Mitteilung, dass der gewünschte Gesprächspartner zu Zeit nicht erreichbar sei.

So schob ich mich in die Schusslinie zwischen Conny und den drei Herren und gab mein Bestes. Nicky schickte ich los, er solle sich mit Neville und Ricky besprechen, um Ton- und Lichttests zu fahren, so gut es möglich war. Nachdem ich endlich die Probleme zwischen Conny und dem örtlichen Management hatte lösen können, scheuchte ich die Bühnenchefin los um endlich die letzten Aufbauarbeiten abzuschließen. Bis zur Öffnung der Halle waren es nur noch drei Stunden.

Dann klingelte mein Telefon, hoffnungsvoll blickte ich drauf - es war nicht Bo sondern Caro.

»Hallo Caro, was gibt es?«

»Hi Torsten, sag mal, hast du vergessen uns was von einem Interviewtermin zu sagen? Wir haben hier gerade einen Reporter von der Rock'n'Roll hier, der mit den Jungs ein Interview machen will!«

Mit wurde heiß und kalt, hatte ich wirklich einen Termin verschwitzt? »Gib mir einen Moment, hier ist gerade der Teufel los!« Ich zog meinen Laptop aus der Tasche, feuerte ihn an und wartete auf den Terminplaner, der mal wieder ewig brauchte. Dem nicht genug stand plötzlich Nicky hinter mir. »Ich habe Bo am Telefon!«, rief er und hielt mir sein Handy entgegen.

So vertröstete ich Caro einen Moment und schnappte mir Nickys Telefon. »Bo, hier Torsten!«

»Hi, sorry dass ich mich erst jetzt melde!«, kam es aus dem Hörer. »Wir sind in einen Autounfall geraten!«

»Ach du Scheiße.«, fluchte ich. »Seid ihr okay?«

»Ja, mit uns ist alles in Ordnung, so ein Idiot ist uns drauf gefahren! Das Problem ist, wir können hier nicht weg, die Polizei nimmt den Fall auf, aber wir sind noch in Frankreich!«

»Verdammt! Okay!« Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. »Wir bekommen das irgendwie hin! Braucht ihr Hilfe?«

»Nein, ich bin mit deinem Bruder schon in Verbindung, er kümmert sich darum dass wir Hilfe bekommen!«

»Okay, halt mich auf dem Laufenden!«

»Werde ich ... Bis später!« Damit war er weg. Ich gab Nicky sein Telefon zurück und nahm meines wieder auf. Der Laptop hatte inzwischen das Programm geladen.

»Caro?«

»Ja Torsten?«

Ich suchte hastig den heutigen Tag, fand aber keinerlei Eintrag. »Also ich finde hier absolut nichts von einem Interview!«

»Dann hat Felix das einfach so arrangiert!« Caros Stimme klang empört. »Das finde ich absolut unerhört!«

»Ich wüsste noch weit mehr dazu zu sagen!«, entgegnete ich. Langsam wurde ich wirklich sauer. »Ich habe hier das totale Chaos. Bo und Garth hatten einen Autounfall in Frankreich - ihnen geht es gut - aber wann sie ankommen ist fraglich!«

»Was für ein Mist! Kommst du zurecht?«, fragte Caro.

»Ja, hör zu, das Interview. Könnt ihr das machen? Geht das?«

»Die Jungs werden nicht begeistert sein, aber ja!«, gab Caro zurück.

»Sag ihnen, es täte mir sehr leid und ich werde mich drum kümmern, dass so was nicht mehr vorkommt!«, erklärte ich. »Sagt dem Reporter er hat eine Stunde, mehr nicht! Danach kommt ihr sofort her! Sag Mike, er soll den Mann schlimmstenfalls rausschmeißen! Ich lasse keine Entschuldigungen gelten!«

»Geht klar!« Caro klang zuversichtlich. »Wenn du Hilfe brauchst, ruf mich an! Ich kümmere mich um die Jungs, schau du, dass wir die Show abliefern können!«

»Geht klar, ich kümmere mich mit Nicky um alles! Grüß die Jungs, bis nachher!« Ich legte auf.

Nicky sah mich mit großen Augen an. »Chaos pur, wie?«

»Kannst du laut sagen!«

»Was soll ich übernehmen?«, fragte Nicky. Ich konnte ihn nur dankbar ansehen.

»Du bist der Beste!«

Er grinste mich an. »Ich tu was ich kann!«

Ich überlegte. »Was ist mit Neville und Ricky?«

»Sie starten sobald Conny klar ist, haben sie gesagt!«

»Okay, dann schau mal ob die Umkleiden soweit in Ordnung sind, ich gehe mich gerade mal verkabeln und komm dann mit deinem Headset nach!«

»Geht klar!«, meinte Nicky und verschwand.

Ich machte mich auf die Suche nach Neville, bei dem ich die Headsets in Verwahrung wusste. Am großen Mischpult stand er zusammen mit zwei seiner Leute. Ich nickte ihm zu und er deutete auf die schwarze Kiste in welchem unsere Headsets lagerten. Ich suchte meines hervor, Klebestreifen mit unseren Namen machten es leicht sie zu identifizieren, verkabelte mich und schaltete es ein.

Nachdem Neville dann auch die Batterie gewechselt hatte - warum musste so was immer an solchen Tagen passieren - konnte ich dann auch endlich allen einen kurzen Bericht geben und ihnen mitteilen, dass Nicky und ich heute Abend die Show alleine schmeißen würden, da Bo ausfiel.

Und damit hatte ich dann auch schon den Hausmanager an mir dran, der unbedingt wissen wollte wann er die Türen öffnen dürfe und mir dann noch mitteilte, dass es Probleme bei ein paar Toiletten gäbe.

Dann hörten wir auf einmal einen Schrei durch die Halle gellen. Er kam aus Richtung der Bühne. Aus allen Richtungen kamen die Leute gelaufen.

Neville scheuchte die Leute auseinander und wir sahen Ricky, der sich wimmernd den Fuß hielt. Zwei Bodenplatten waren offenbar lose gewesen und er war beim Lichteinrichten mit dem linken Bein zwischen die Platten gekommen. Conny fluchte hemmungslos, geschockt von dieser Schlamperei ihrer Crew. Neville tat das einzig richtige, er blieb ruhig, hielt Rickys Bein still und begutachtete es fachmännisch. Glücklicherweise war Neville ausgebildeter Ersthelfer.

»Brauchen wir Hilfe?«, fragte ich ihn, versuchte ruhig zu bleiben. Nicky erschien an meiner Seite, er sah Ricky besorgt an.

»Scheint nichts gebrochen«, erklärte Neville. »Aber Zerrungen sind meist schmerzhafter als Brüche! Wäre sicherlich sinnvoll, wenn Ricky es untersuchen ließe!«

»Ausgerechnet heute haben wir keinen Wagen da und können eigentlich niemanden entbehren«, brummte Nicky.

»Vielleicht sollten wir einen Krankenwagen rufen«, schlug ich vor.

»Na ja, so schlimm ist es auch nicht!« wehrte Ricky ab.

»Ich will aber nicht, dass wir hinterher Versicherungsprobleme oder so was bekommen«, gab Nicky zu bedenken. »Torsten hat schon Recht!«

»Ich rufe Tim an«, erklärte ich und griff mein Handy. Rasch hatte ich die Nummer rausgesucht und wählte.

»Jansen!«, bellte es aus dem Hörer.

»Hier auch!«

»Hallo Torsten, ist es dringend?«, fragte mein Bruder. Schon an seiner Stimme konnte ich hören, dass er sehr unter Anspannung stand.

»Leider ja!«, antwortete ich. »Ricky hat sich gerade das Bein verletzt, ob gebrochen oder nicht wissen wir nicht! Wir haben leider keinen Wagen hier und ich kann eigentlich nicht noch jemanden entbehren!«

»Warum immer alles auf einmal!«, stöhnte Tim. »Krankenwagen!«

»Okay!« antwortete ich.

»Sag Ricky, er soll im Krankenhaus sagen, dass sie mich anrufen sollen!«

»Mache ich! Ich muss dann wieder, bis später Tim!«

»Bis dann Bruderherz!«

Und damit war auch dieses Telefonat beendet. Nicky griff bereits nach seinem Handy. »Krankenwagen?«

Ich nickte zustimmend.

»Okay, kümmere mich drum, schau du nach ...« weiter kam er nicht, da klingelte mein Telefon erneut.

»Ja, Torsten hier!« Ich klang ein wenig genervt.

»Markus Meltzer, Live-Magazin. Herr Parker sagte mir, ich solle mich bei ihnen wegen eines Interviewtermins melden!«

Ich erstarrte. Wurde die Welt verrückt oder hatte ich was verpasst?

»Hallo, Herr Jansen?«, scholl es aus dem Hörer.

»Ja, entschuldigen Sie«, versuchte ich ruhig und höflich zu antworten. »Ich bin mitten in den Showvorbereitungen für heute Abend, Herr Meltzer. Ich habe im Moment leider keine Zeit. Könnten Sie später noch mal anrufen?«

»Wann wäre es Ihnen denn recht?«, fragte der Redakteur.

Ich überlegte hastig. »Heute Abend, nach der Show, sagen wir so gegen 22.00 Uhr?«

»Nun, okay, einverstanden! Bis dann Herr Jansen!«

»Danke, wiederhören!« Ich beendete das Gespräch und glaubte mich von allen guten Geistern verlassen.

Nicky ließ sein Handy sinken. »Der Krankenwagen ist gleich da!«

Ich nickte zustimmend. »Das ist hier das reinste Irrenhaus. Glaub es oder nicht, Felix hat einem Reporter meine Telefonnummer gegeben, damit dieser über mich einen Interviewtermin mit den Jungs vereinbaren kann!«

»Äh ... ja!« Nicky schüttelte den Kopf. »Der ist doch wohl total verblödet, oder wie?«

»Frag mich nicht!« Ich seufzte. »Okay, wo waren wir?« Ich sah Ricky am Boden liegen und schüttelte den Kopf. »Auch wenn es hart klingt, wer übernimmt für Ricky?«

»Das macht Lisa, sie ist eine der Beleuchter und kennt alles gut. Sie ist Rickys Vertretung für solche Fälle!«

»Okay!« Ich griff das Headset. »Lisa, könntest du mir bitte sagen wie lange du brauchen wirst um das Licht fertig einzurichten?«

Ich schnappte mir Conny, die immer noch hilflos neben Ricky stand. »Lass die Bühne noch mal prüfen. Ich lasse die Jungs nicht auftreten, bevor ich nicht sicher bin, dass die Bühne okay ist!«

Conny nickte zustimmend und hastete davon. Ich hörte sie kurz darauf hinter der Bühne laut rufen und fluchen.

»Okay, einer bleibt bei Ricky und kümmert sich um ihn!«, entschied ich. »Neville, ich brauche den Ton!«

Der Toningenieur sprang auf und nickte mir zu. »Geht klar, Torsten!«

»Torsten, kommen, hier Lisa!«

»Ja Lisa?«, antwortete ich.

»Gib mir eine halbe Stunde und wir sind soweit!«

»Verstanden!« Ich blickte auf die Uhr. Es war fünf. In zwei Stunden sollten die Türen aufgehen, um acht sollte die Show beginnen. Die Jungs erwartete ich jeden Moment. Schon klingelte mein Telefon wieder und ich ging ran.

»Hallo Torsten, hier ist Mike. Wir stehen vor dem Tor, kannst du uns bitte rein lassen?«

Also rannte ich los den Hausmanager zu finden, der mit einmal unauffindbar war. Nachdem ich ihn endlich entdeckt hatte, informierte er die Sicherheitsleute der Halle und das Tor wurde geöffnet. Eilig rannte ich zum Hintereingang.

Die Jungs waren recht guter Stimmung, zu meinem Glück. In der Umkleide angekommen entschuldigte ich mich bei ihnen für diesen ungeplanten Überfall, doch Josh unterbrach mich sofort.

»Lass mal Torsten, das hat Felix zu verantworten!« Die anderen nickten zustimmend.

Justin trat hinter mich und legte mir die Arme um. »Doofer Kerl eben!« Er grinste und gab mir einen Kuss.

Ich genoss die Umarmung, mein Kopf sank auf Justins Schulter für einen Moment. Das Headset knackte.

»Torsten, hier Nicky!«

Ich seufze. »Ja, hier Torsten!«

»Der Krankenwagen ist da, sie laden Ricky gerade ein!«

»Okay, danke!«

Ich ließ das Gerät sinken und schüttelte den Kopf. »Chaos pur!« Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war 17.30 Uhr, noch eineinhalb Stunden, dann würde man die Türen öffnen und der Licht- und Soundcheck war noch immer nicht beendet.

»Neville, hier Torsten!«

»Hier Neville!«, kam es aus dem Funkgerät zurück.

»Wie sieht es mit dem Soundcheck aus?«

»Wir sind in ca. zehn Minuten fertig, Torsten!«, ließ sich Neville vernehmen.

»Das ist doch mal eine gute Nachricht!«, gab ich zurück.

»Conny, kommen!«

»Ja Torsten?«

»Wie sieht es aus, kann ich die Bühne freigeben?«

»Ich prüfe noch die Verschraubungen fertig. Zwanzig Minuten!«

»Einverstanden!« Ich blickte auf die Uhr und rechnete. Dann sah ich Caro und die Jungs fragend an. »Könnt ihr euch hier warm machen und die Bühne in einer halben Stunde kurz checken?«

Die Jungs sahen von einem zum anderen, Josh nickte schließlich. »Machen wir!«

»Danke!«, gab ich zurück. »Dann mache ich mal wieder los!« Ich sah auf. »Habt ihr schon gegessen?«

Die Jungs schüttelten den Kopf. »Nee, durch das Interview war keine Zeit!«

Ich griff zum Funkgerät. »Nicky, bitte kommen!«

»Ja Torsten?«

»Hast du eine Ahnung ob wir hier irgendwo was zum Essen bekommen können?«

»Gute Frage!«, gab der Produktionsleiter zurück. »Ich gehe mal auf die Suche!«

»Gut, die Jungs brauchen was zu essen und ich könnte auch was vertragen!«

»Du meinst die haben nix gegessen bisher?«, fragte Nicky überrascht.

»Genau das! Das Interview, du verstehst ...?«

»Ja, verstanden!«, grummelte Nicky offenbar verärgert über diese Tatsache. »Ich kümmere mich darum!«

Justin drückte mich fest. »Du machst das Klasse!« Er grinste und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. Die Jungs und Caro grinsten. Ich gab Justin einen Kuss.

»Danke dir!« Ich sah Caro an. »Ich bringe dir gleich dein Headset mit wenn ich wiederkomme!«

»Geht klar, ich bleibe hier!«, erwiderte die Choreografin. »Ich pass schon auf deinen Liebsten und den Rest hier auf!«

Ich grinste. »Das ist schön!«

Justin schenkte mir einen Knuff zum Abschied und ich hastete davon. Etwas mehr als eine Stunde blieb mir noch bis die Türen geöffnet wurden. Ich überlegte fieberhaft, was ich noch zu erledigen hatte. Ich war nicht weit gekommen, da hielt mich Mike, unser Bodyguard schon auf.

»Torsten, sollen wir die Jungs nach dem Konzert mit dem Van wieder ins Hotel bringen?«

»Ja, wie sonst auch. Und lass bitte im Hotel dafür sorgen, dass sie den Jungs was zu essen bringen!«, bat ich den gutmütigen Muskelberg.

Mike grinste breit. »Wenn für mich was abfällt immer!«

Ich lachte. »Kein Problem! Ich werde hier wohl länger fest hängen. Bo und Garth hatten ja diesen Unfall!«

Davon wusste Mike noch gar nichts und so informierte ich ihn rasch.

Mike runzelte besorgt die Stirn. »Ich hoffe mal Garth und Bo können das rasch erledigen. Ohne die beiden ist es nicht ganz so einfach!«

»Wem sagst du das!« Ich blickte auf die Uhr. »Ich muss weiter Mike, in einer Stunde gehen die Türen auf!«

»Ist klar Torsten, wenn du Hilfe brauchst, gib mir Bescheid!«

»Geht klar, danke!« Und damit machte ich, dass ich weiter kam. Es wurde langsam Zeit.

Am Mischpult in der Halle angekommen sah ich Neville fragend entgegen, dieser nickte mir beruhigend zu. »Gerade fertig geworden!«

»Torsten, hier Lisa! Wir sind mit dem Licht durch, alles okay!«, quäkte es zeitgleich aus meinem Headset. Und keine Minute später gab auch Conny endlich die Bühne frei.

Ich schnappte mir Caros Headset und rannte zurück zu den Garderoben. Ich platze in den Raum und fand dort nicht nur die Jungs und Caro sondern auch Nicky, der gerade mit zwei Handys gleichzeitig zu telefonieren schien und bemüht war, Josh von sich zu halten, der durch seine Streicheleinheiten Nicky ziemlich abzulenken schien.

Ich reichte Caro ihr Headset. »Wir können jetzt eine Probe machen, wenn ihr wollt. Aber wir sollten uns beeilen. Wir haben noch eine Stunde, dann sollen die Türen aufgehen!«

Damit hatte ich die volle Aufmerksamkeit der Jungs. Caro scheuchte sie auf und trieb sie so schnell sie konnte zur Bühne.

»Achtung, an alle! Wir machen eine kurze Probe!«, informierte ich alle und rannte auch schon wieder los zur Bühne. Dort erwarteten uns bereits zwei von Nevilles Leuten, die die Jungs rasch mit ihren Mikrofonen ausstatteten.

»Achtung bitte! Alles auf Anfang, wir proben! Bitte Status!«

»Licht – ready!«, kam es von Lisa.

»Ton – ready!«

»Bühne – ready!«

Ich seufzte erleichtert und nickte den Jungs zu. »Also, dann los mit euch!«

Justin grinste, zeigte mir den erhobenen Daumen und die Jungs rannten auf die Bühne.

»Okay, alle zusammen. Probe los! Und: Fünf, Vier, Drei, Zwei, Eins, Action!«

Das Licht verlosch, die Musik ging an und das Licht blieb aus.

Ich konnte nicht glauben was ich da gerade erlebte.

»Alles Stopp!«, ließ ich sie durch das Headset wissen. Die Musik verstummte.

»Licht - was ist bei euch los?«, fragte ich nach.

»Sorry Torsten, hier scheint sich gerade eine Sicherung verabschiedet zu haben!«

»Eine Sicherung lässt die gesamte Lichttechnik ausfallen?«, fragte ich etwas angespannt zurück.

»Gib mir einen Moment, wir haben es gleich!«

Ich ballte die Hände zu Fäusten zusammen, versuchte ruhig zu bleiben. »Okay!« presste ich hervor. Angespannt wanderte ich hinter der Bühne auf und ab, als mich sanft jemand von hinten auf die Schulter tippte. Ich fuhr herum und sah Nicky hinter mir stehen. Er schenkte mir ein Lächeln und hielt mir eine Thermoskanne hin.

»Hier, zur Entspannung!«, sagte er und schraubte die Tasse ab. Ich nahm sie und Nicky schenkte mir einen heißen Tee ein. »Das Essen ist gleich da!« Er stellte die Kanne auf einem kleinen Tisch in meiner Nähe ab, strich mir einmal durch das Haar und war verschwunden. Verblüfft blickte ich ihm nach.

Ich nahm einen Schluck aus meiner Tasse, seufzte als mich die Wärme erfüllte.

»Torsten, hier Lisa. Jetzt sollte alles in Ordnung sein, sorry noch mal!«

Ich aktivierte meine Verbindung. »Okay, dann alles auf Anfang. Fertig zur Probe! Und Status bitte!«

»Licht - ready!«

»Ton - ready!«

»Bühne - ready!«

»*NSYNC - ready!«, kam es von Caro.

»Okay! Fünf, Vier, Drei, Zwei, Eins, Action!« zählte ich den Countdown wieder runter.

Das Licht ging aus und ich betete. Und dann ging das Licht an, die Musik startete und mir fiel ein Stein vom Herzen.

Die Probe verlief zu aller Zufriedenheit, auch wenn ich den Jungs nur zwanzig Minuten erlaubte. Dann scheuchte ich sie zurück in die Umkleide, wo das Essen bereits - Nicky sei Dank - auf sie wartete, wie auch der Maskenbildner. Sie wechselten durch, damit ein jeder noch etwas essen konnte. In fünfzehn Minuten wollte ich die Türen öffnen lassen und war sehr erleichtert, dass alles noch so gut geklappt hatte.

Wir hatten noch eine gute Stunde, dann würde die Show beginnen.

»Torsten?«

Ich wand mich um und sah Justin lächelnd hinter mir stehen. Er sah einfach liebenswert aus und blickte mich aus seinen blauen Augen liebevoll an. »Hier, damit du nicht umfällst!« Er reichte mir einen Teller mit kleinen Frühlingsrollen, Reis und asiatischer Gemüsepfanne, sowie eine Gabel.

»Setz dich mal einen Moment hin und entspann dich!«, bat er. Er stellte das Essen auf dem kleinen Tisch ab, auf dem Nicky schon die Teekanne abgestellt hatte, zog zwei Hocker heran und setzte sich. Ich ließ mich auf dem anderen nieder. Mein Magen knurrte vernehmlich bei dem Anblick des Essens. Justin grinste.

»Und du?«, fragte ich ihn.

»Ich habe gerade ein wenig gegessen«, erklärte er mir. »Das reicht bis nachher, sonst bin ich nicht mehr fit!«

Ich nickte zustimmend. »Ich habe Mike gebeten euch im Hotel gleich was zu essen zu besorgen, sobald ihr zurück seid!«

»Das klingt wunderbar!« Justin ergriff meine Hand und drückte sie. »Und heute Abend entspannen wir uns, nach dem ganzen Stress!«

»Und was stellst du dir so vor«?«, fragte ich neugierig.

Justin grinste frech. »Lass das mal meine Sorge sein. Das organisiere ich! Komm du einfach nur ins Hotel sobald du kannst!«

»Okay, versprochen!«

Mein über alles Geliebter erhob sich. »Dann will ich mir mal Paste ins Gesicht schmieren lassen«, meinte er grinsend. »Bis nachher!« Er trat zu mir, sah sich um, dann hauchte er mir einen Kuss auf und weg war er.

Ich sah ihm nach und konnte eine gewisse Vorfreude auf heute Abend nicht verhehlen. Beschwingt aß ich meinen Teller leer, dann erhob ich mich. Es war Zeit die Türen öffnen zu lassen und das Spektakel zu starten.

Kurz darauf brach der Run auf die erste Reihe aus. Mit einem Schlag füllte sich die gewaltige Halle. Welle um Welle brach sich an den Absperrungen und Mike und seine Leute hatten alle Hände voll zu tun, die Fans zurück zu halten. Unser erstes Konzert in Deutschland konnte beginnen.

Eine halbe Stunde später waren die Jungs soweit fertig und begannen sich einzusingen, die Halle war bereits zu zwei Dritteln gefüllt und noch immer drängten die Besucher nach. Wie die Sicherheitskräfte mir an den Türen über Mike mitteilten, würden wir später beginnen müssen, da noch immer Leute nachkamen. Ich entschied mich dafür um 20.15 Uhr zu beginnen, was ich allen über mein Headset mitteilte.

Die Stimmung in der Halle war gut. Immer wieder jubelte die Masse wenn einer unserer Crew über die Bühne lief um einige letzte Vorbereitungen abzuschließen. Alles lief bisher gut, die Pannen des Tages waren vergessen.

»Torsten, hier Mike! Es gibt gerade ein Problem. Hier sind einige Reporter, die Backstage wollen, aber davon weiß ich nichts! Sie haben zwar Pässe, aber ich habe dazu keine Infos!«

Das wurde unangenehm. Normalerweise kümmerte sich Bo um diese Angelegenheiten. Meine Aufgabe war die Show. Ob für diesen Abend ein Pressetermin geplant war wusste ich nicht. Aber ich bin sicher, dass Bo mich informiert hätte, wenn so etwas geplant gewesen wäre. Nach den Erlebnissen des heutigen Tages war ich mehr als nur ein wenig davon überzeugt, dass dieses wieder eines von Felix Manövern war, um mich ganz persönlich in den Wahnsinn zu treiben.

»Mike, sag ihnen wir haben jetzt keine Zeit dafür. Ich habe niemanden hier, den ich zur Betreuung abstellen könnte ...«

»Torsten, hier Nicky! Ich übernehme das!«, schaltete sich unser Produktionsleiter ein. »Kümmere du dich darum, dass die Show läuft, ich halte die Pressefuzzis aus allem Wichtigen raus! Starte die Show, ich lasse die Leute bei der ersten kleinen Pause einmal zur Bühne und dann scheuchen wir sie wieder weg!«

Ich schüttelte vor Verwunderung den Kopf. Nicky war unglaublich. Woher er diese Energie nahm? Plötzlich kam mir ein Gedanke und ich musste schmunzeln: Josh! Nicky war verliebt!

»Okay Nicky, vielen Dank, das ist perfekt!«, gab ich zurück.

»In Ordnung! Mike, ich bin auf dem Weg!«, gab Nicky noch durch, dann war wieder Ruhe. Doch nicht lange. Ein Blick auf meine Uhr gab mir Gewissheit, es wurde langsam Zeit.

»Caro, bitte kommen, hier Torsten!«

»Hier Caro!«

»Noch zehn Minuten!«

»Verstanden, wir kommen!«, gab unsere Regisseurin zurück, damit war es soweit.

»Achtung an alle. Noch zehn Minuten bis zum Start, bitte Statusmeldungen!«

»Licht - zehn Minuten, okay!«

»Ton - zehn Minuten, okay!«

»Bühne - zehn Minuten, okay!«

Und damit hatte ich meine Bestätigungen. Heute gehörte die Halle mir. Es war ein irres Gefühl. Ich setzte mich auf dem Tisch nahe der Bühne, beinebaumelnd und goss mir noch einen Tee ein, den mir Nicky so zuvorkommend gebracht hatte. Ich trank einen Schluck, lehnte mich gegen die Wand und schloss für einen Moment die Augen. Was würde morgen sein? Ich hatte keine Ahnung was als Nächstes kam. Ich würde während der Vorstellung meinen Computer auspacken und einen raschen Blick auf die Planung der kommenden Tage werfen.

Ich öffnete die Augen. Vor mir standen die Jungs, um mich herum im Kreis, Justin zu meiner Linken und er lächelte. Die Jungs musterten mich, Caro lächelte aufmunternd, nickte mir zu.

»Wir schaffen es!«, sagte Josh und umarmte mich. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Justin schloss mich ebenfalls in die Arme, er beließ es jedoch nicht bei einem Kuss.

»Okay, es ist Zeit«, meinte Lance lachend. »Kommt!«

Ich nickte zustimmend. »Dann wollen wir mal!« Ich nahm mein Headset und aktivierte es.

»Hallo zusammen, hier Torsten. Ich wünsche uns allen heute Abend eine gute Show, Hals- und Beinbruch! Bitte eure Statusmeldungen!«

Und während mir einer nach dem anderen sein Okay gab, standen die Jungs, Caro und ich wie jedes Mal im Kreis herum und reichten uns die Hände. »Eine gute Show!«

Und damit waren wir soweit und ich bekam kurz darauf von Caro das letzte Okay: »*NSYNC - ready!«

»Okay, wir sind soweit! Alles fertig und Achtung!« Ich machte eine kurze Pause, holte tief Luft. »Und in Fünf, Vier, Drei, Zwei, Eins - Action!«

Und damit verlosch das Licht. Ich betete und bangte. Die Musik startete und das Licht flammte auf. Unter donnerndem Jubel rannten die Jungs auf die Bühne. Die Show hatte begonnen. Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung fiel ich müde auf einen der Hocker.

Nachdem die Jungs ihr erstes Lied beendet hatten, nahm ich den Laptop aus meiner Umhängetasche, verband ihn mit meinem Handy und holte erst mal meine Mails ab. Ich starrte die immer größer werdende Zahl ungelesener Mails an und wusste nicht mehr was ich sagen sollte. Sprachlos stellte ich fest, dass ich mittlerweile über sechzig ungelesene Mails hatte, schlimmer noch, es schienen mit jeder Minute mehr zu werden.

So begann ich meine Mails zu lesen und wusste bald nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Felix, dieser Wahnsinnige hatte uns mit Terminanfragen und Vereinbarungen bombardiert. Mein Bruder hatte etwas über die Veranstaltung in München geschrieben, korrigiert und geschrieben und ich überblickte schon nach drei Mails die Änderungen nicht mehr.

Was auch immer mein Bruder vorhatte, ich würde ihn wohl anrufen müssen um es herauszufinden. Was mich jedoch beunruhigte waren die vielen Mails von Felix. Der Producer schien eindeutig den Verstand zu verlieren. Die Termine, die er uns aufhalsen wollte, würden Bo und ich niemals in den Plan einbauen können.

Wieder einmal startete ich den Terminplaner - was wäre ich nur ohne meinen Laptop und dieses Programm? Ich suchte mir die Daten aus Felix Mails heraus. Wie Tim mir ja bereits gesagt hatte, fiel das Konzert in Lyon aus. Das bedeutete, dass wir erst in fünf Tagen in Frankfurt sein mussten, wo das nächste Konzert stattfinden würde. Ich würde die Crew also mit allem Material losschicken können und ihnen dann zwei Tage frei geben. Die konnten alle gut gebrauchen, war ich der Meinung. Insbesondere Conny sah in letzter Zeit ziemlich fertig aus. Und Nicky ... Ja, ich würde dafür sorgen, dass Nicky hier bleiben würde um mit Josh ein wenig Zeit zu verbringen. Morgen, so beschloss ich, konnten die Jungs ausschlafen. Vielleicht wären dann Bo und Garth auch schon wieder bei uns. Die hätten sicherlich auch nichts gegen einen ruhigen Tag einzuwenden.

Ich überflog die Termine, die Felix geschickt hatte. In zwei Tagen hätten wir das Konzert in Lyon gehabt, anstelle dessen konnten wir wohl ohne Probleme ein Fotoshooting einschieben. Ja, da würde dann auch dieses Fernsehteam anrücken können. Sollen sie doch ruhig bei dem Termin dabei sein. Damit konnten wir die Jungs beschäftigen, wenn sie gerade nichts zu tun hatten und anschließend würden wir unsere Ruhe haben.

Den kommenden Tag würde ich mit Bo noch abklären. Entweder fuhren wir an diesem Tag mit dem Tourbus nach Frankfurt oder aber wir fuhren am Konzerttag. Ganz sicher war ich mir nicht. Beides hatte seine Vorteile. Einerseits würden wir bereits am Konzerttag vor Ort sein und keinen Stress mehr mit der Fahrerei, andererseits wäre der Tag gelaufen und am nächsten Tag würden wir den Vormittag wie so oft nur im Hotel verbringen und dann zum Konzert am Abend fahren.

Würden wir am Konzerttag fahren, hätten wir den Tag davor noch komplett frei. Ich wusste noch nicht wofür wir diesen Tag nutzen konnten, aber bei dem Gedanken, mit Justin einen ruhigen Tag zusammen zu verbringen, freute ich mich.

Ich blickte auf, mein Blick fiel durch den Seitenaufgang auf die Bühne. Die Jungs waren bereits bei der Hälfte der Show angekommen. Suchend blickte ich mich nach den Reportern um und dann sah ich sie. Nicky hatte sie strategisch praktisch am gegenüberliegenden Seitenaufgang platziert. Er hob die Hand zum Gruß als er sah, wie ich den Kopf hob. Ich winkte zurück. Justin und die Jungs kamen kurz von der Bühne, rannten zu Caro und ließen sich Handtücher reichen, sowie Wasserflaschen. Justin wand sich mir kurz zu. Ich hob warnend die Hand, doch er winkte mir nur zu, grinste und rannte zurück auf die Bühne. Auch er hatte die Reporter wohl gesehen.

Wie er versprochen hatte, führte Nicky die Reporter eine Weile nach der kleinen Pause wieder hinaus in den Pressebereich vor der Bühne, wo sich die VIP-Reporter wieder zu ihren Kollegen gesellen konnten. Ohne Unterbrechung oder Missgeschick ging es weiter. Die Show wurde ein voller Erfolg. Das Publikum tobte, während ich mich meinem Puzzle widmete. Immer wieder kontrollierte ich, ob alles so lief wie es sollte, doch die ruhigen Kommentare, die von der Crew über das Headset kamen, lieferten keinen Anlass zur Sorge.

Ich gab Nicky kurz Bescheid, dass ich mich für ein Telefonat in einen ruhigen Raum zurückziehen würde. Bewaffnet mit Laptop und Handy setzte ich mich in der Garderobe nieder und begann.

Zuerst war mein Bruder dran. Der nahm auch nach dem dritten Klingeln ab.

»Hallo Torsten!«, begrüßte er mich. Er klang müde.

»Hallo Tim, wie geht's dir?«

»Frag nicht«, brummte mein Bruder. »Ich könnte ins Bett fallen!« Er seufzte. »Aber das geht dir wohl auch nicht besser, denke ich, oder?«

»Nicht wirklich«, gab ich zu. »Ohne Garth und Bo ist es ein wenig stressig!«

»Glaube ich dir! Ich kann dich aber beruhigen. Wir konnten ihnen einen neuen Wagen organisieren und sie sind mittlerweile auf dem Weg nach Köln. Sie sind wahrscheinlich nachher schon im Hotel!«

»Das klingt gut!« Ich war wirklich erleichtert. »Was deine Mails angeht, könntest du mir mal erklären, was du jetzt gemeint hast?«, bat ich ihn.

»Können wir das morgen machen«, bat Tim. »Das ist nichts, was so wichtig wäre. Pass auf, ich mache folgendes. Ich schreibe das alles noch mal neu zusammen. An sich sollte der Plan heute Morgen schon stehen, aber dann kam dies noch und das, ich musste andauernd wieder etwas ändern. Ich dachte echt, ich werde irre!«

»Frag mich mal!«, gab ich zurück. »Ich habe deine Mails gelesen und wusste am Ende weniger als zuvor!«

Tim lachte matt. »Okay, ich schicke dir morgen eine Mail mit allen Infos und dann können wir telefonieren!«

»Danke!«

»Hey, kein Problem! Wie geht's dir sonst?«

»Keine Ahnung gerade! Ich würde Felix gerne erwürgen, ansonsten ist alles toll, wenn wir den Tag heute einfach vergessen!«

»Klingt begeistert!«, antwortete mein Bruder. »Und was ist mit dir und ...?« Er sprach nicht weiter.

»Schön! Einfach nur schön!« Ich seufzte. »Ein wenig mehr Ruhe wäre nett, aber du weißt ja wie es ist ...«

»Glaube ich dir sofort!« Tim seufzte ebenfalls. »Aber vielleicht wird es morgen ein wenig ruhiger!«

»Ich würde es mal wünschen! Ich ...« Es knackte in meinem Headset.

»Torsten, hier Nicky! Wir kommen zum Ende!«

»Tim, ich muss wieder, die Pflicht ruft, bis morgen mal!«

»Mach‘s gut, Bruderherz, bis bald!«

Und damit legte ich auf und ergriff das Funkgerät. »Nicky, hier Torsten! Bin auf dem Weg!« Und damit hastete ich zurück, nachdem ich Laptop und Handy rasch in meiner Tasche verstaut hatte.

Rechtzeitig zum letzten Lied stand ich wieder an der Bühne. Die Jungs trugen bereits Handtücher um den Hals und sahen ein wenig erschöpft aus, waren aber trotzdem noch wach und munter. Josh, der ganz links außen stand, schien mich aus dem Augenwinkel bemerkt zu haben. Er wand kurz den Kopf, sah mich an, dann trat er vor.

»Dieses letzte Lied widmen wir zwei lieben Freunden, die in letzter Zeit immer für uns da waren«, sprach Josh. »Die Tage waren ein wenig stressig, aber es kann nur besser werden!«

Und damit begannen sie zu singen. Nicky stand auf der einen Seite der Bühne, ich auf der anderen, ihm gegenüber, beide im Schatten verborgen. „I need love“ sangen die Jungs und sie sangen es für Nicky und mich, das war uns beiden klar. Und wahrscheinlich auch einigen anderen unserer Crew. Doch die Jungs sangen was das Zeug hielt. Ich schluckte schwer und konnte von meinem Standort aus sehen, dass auch Nicky nicht unberührt blieb.

Ich drückte mich tief in den Schatten, lauschte den Stimmen, den Worten, der Musik und sah immer wieder das strahlende, lachende Gesicht von Justin.

»... I need love!«

Damit verklang der Schlussakkord. Die Jungs rannten in die verschiedensten Richtungen davon und von der Bühne. Justin direkt auf mich zu. Er trat aus dem Rampenlicht in den Schatten, blieb vor mir stehen und lächelte.

»I found love!«, flüsterte er mir leise zu.

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