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Wiedersehen mit Peter
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Informationen
- Story: Wiedersehen mit Peter
- Autor: Achim
- Die Story gehört zu folgenden Genre: Kurzgefasst
Zwei Jahre. Eine lange Zeit. Zwei Jahre, in denen ich Peter nicht gesehen habe, in denen ich mich oft gefragt habe, was er wohl macht. Ob er sich verändert hat – und ob er vielleicht noch an mich denkt?
Jetzt ist der Moment endlich da. Peter will bei mir Urlaub machen. Mein Herz klopft schneller, als ich das Auto vor meinem Haus anhalten sehe. Ich trete ans Fenster, sehe ihn aussteigen, sein vertrautes Lächeln, das mich früher immer zum Schmelzen brachte.
Hat er sich verändert? Bin ich ihm noch wichtig? Liebt er mich vielleicht sogar noch?
Ich atme tief durch, öffne die Tür – und dann steht er vor mir. Ein Moment des Zögerns, ein unsicheres Lächeln. Dann nimmt er mich in die Arme und plötzlich fühlt es sich an, als wären keine zwei Jahre vergangen, sondern nur ein Wimpernschlag.
„Du hast dich nicht verändert“, sagt Peter schließlich und betrachtet mich mit diesem warmen Blick, der mich schon immer schwach gemacht hat.
„Du aber auch nicht“, erwidere ich mit einem nervösen Lachen. Doch das stimmt nicht ganz. Irgendetwas ist anders. Vielleicht ist es nur die Zeit, die zwischen uns liegt, oder, vielleicht…hat sich doch mehr verändert, als ich gehofft hatte.
Wir setzen uns ins Wohnzimmer, trinken Kaffee, reden über alte Zeiten. Über die Schule, gemeinsame Freunde, lustige Erlebnisse. Aber es gibt auch diese Momente der Stille, in denen unsere Blicke sich treffen und keiner von uns genau weiß, was er sagen soll.
Dann, nach einer dieser Pausen, stellt Peter die Frage, die mir selbst die ganze Zeit durch den Kopf geht:
„Warum hast du mich eigentlich nie besucht?“
Ich schlucke. „Ich dachte…ich wollte dir nicht im Weg stehen. Dein neues Leben, dein Job…“
Er lehnt sich zurück, seufzt. „Und ich dachte, du willst mich nicht mehr sehen.“
Ein Kribbeln breitet sich in mir aus. Habe ich all die Zeit umsonst gezweifelt?
Ich spüre, dass dies der Moment ist. Der Moment, in dem ich es sagen sollte. Die Wahrheit, die all die Jahre in mir brennt.
„Peter…ich…“
Er sieht mich gespannt an. Sein Blick ist weich, voller Erwartung. Doch genau in diesem Moment klingelt sein Handy.
Er entschuldigt sich, nimmt den Anruf an. Ich höre nur Wortfetzen, eine weibliche Stimme auf der anderen Seite.
Und plötzlich ist da eine neue Frage in meinem Kopf:
Gibt es vielleicht längst jemand anderen in seinem Leben?
Peter spricht leise, fast flüsternd, während ich auf das Muster meiner Kaffeetasse starre. Mein Herz schlägt schneller. Wer ist diese Frau? Seine Freundin? Seine Frau?
Ich will nicht lauschen, aber meine Gedanken überschlagen sich. Habe ich all die Jahre umsonst gehofft?
Nach einer gefühlten Ewigkeit legt er auf und sieht mich an. Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, doch er scheint meine Unruhe zu spüren.
„Alles in Ordnung?“, fragt er sanft.
Ich ringe mit mir. Soll ich direkt fragen oder lieber abwarten? Ich entscheide mich für eine vorsichtige Variante. „War das jemand Wichtiges?“
Er zögert kurz. „Ja…eine Kollegin. Sie wollte nur etwas wegen der Arbeit klären.“
Er lächelt, doch irgendetwas an seiner Mimik lässt mich zweifeln. Bin ich paranoid? Oder gibt es tatsächlich etwas, das er mir verschweigt?
Um das Thema zu wechseln, schlage ich vor, einen Spaziergang zu machen. Die frische Luft wird mir gut tun. Und vielleicht hilft es mir, meine Gedanken zu ordnen.
Draußen ist es kühl, aber angenehm. Wir laufen durch den Park, in dem wir früher so oft waren. Damals, als wir noch unzertrennlich waren.
„Weißt du noch?“, sagt Peter plötzlich und deutet auf eine alte Bank unter einer Kastanie. „Hier haben wir mal fast eine ganze Nacht durchgeredet.“
Ich lache leise. „Ja. Und am nächsten Tag mussten wir beide eine Mathearbeit schreiben.“
„Und sind beide durchgefallen“, ergänzt er grinsend.
Für einen Moment ist alles wie früher. Wir setzen uns auf die Bank und die Stille zwischen uns fühlt sich nicht mehr unangenehm an. Ich spüre seinen Blick auf mir und mein Herz beginnt schneller zu schlagen.
„Ich habe dich vermisst“, sagt er dann leise.
Ich halte den Atem an.
„Ich dich auch“, flüstere ich.
Er nimmt meine Hand. Sanft, aber bestimmt. Meine Finger zittern leicht, doch ich erwidere seinen Druck.
„Warum hast du mir nie gesagt, dass du mich liebst?“ Seine Stimme ist ruhig, aber ich höre das Bedauern darin.
Mir wird heiß. Mein Herz hämmert. Er wusste es? Die ganze Zeit?
Ich suche nach Worten, aber bevor ich antworten kann, spricht er weiter.
„Ich…ich hätte es auch tun sollen.“
Seine Augen suchen meine und in diesem Moment weiß ich: Es gibt keine Zweifel mehr.
Doch dann vibriert wieder sein Handy.
Und mit einem Mal ist die Magie des Moments verschwunden.
Er sieht auf das Display – und ich erkenne das Zögern in seinen Augen.
„Du kannst rangehen“, sage ich leise.
Er beißt sich auf die Lippe, steckt das Handy dann aber in die Tasche.
„Nein“, sagt er und sieht mich mit diesem Blick an, der mich seit unserer Schulzeit schwach macht. „Nicht jetzt. Ich will bei dir sein.“
Und in diesem Moment weiß ich: Vielleicht ist dies unser neuer Anfang.
Mein Herz rast. Ich spüre noch immer die Wärme seiner Hand auf meiner. Seine Worte hallen in mir nach: Ich will bei dir sein.
Doch da ist auch diese kleine Stimme in meinem Kopf, die mich warnt. Was, wenn er mir nicht die ganze Wahrheit sagt?
Ich sehe ihn an. „Peter…gibt es jemand anderen in deinem Leben?“
Er atmet tief durch. Für einen Moment habe ich Angst vor seiner Antwort.
„Nein“, sagt er schließlich. „Nicht so, wie du denkst.“
Nicht so, wie ich denke? Was soll das bedeuten?
Ich will nachhaken, doch er schaut mich so intensiv an, dass mir die Worte im Hals stecken bleiben.
„Weißt du“, beginnt er leise, „es gab jemanden. Aber…es war nie so wie mit dir.“
Mein Magen zieht sich zusammen. Er hatte also jemanden. Und doch sitzt er jetzt hier mit mir, hält meine Hand, schaut mich an, als wäre ich das Einzige, was zählt.
„Und jetzt?“, frage ich vorsichtig.
Er schüttelt den Kopf. „Jetzt bin ich hier. Und ich frage mich, ob es vielleicht doch nicht zu spät ist…für uns.“
Seine Worte treffen mich tief. Jahrelang habe ich mir gewünscht, dass er so etwas sagt. Dass er mich ansieht, wie er es jetzt tut.
Aber kann ich ihm glauben?
Die Vergangenheit war voller unausgesprochener Gefühle. Was, wenn es wieder so endet?
Doch dann hebt er meine Hand an seine Lippen, küsst sie sanft – und in diesem Moment verschwinden all meine Zweifel.
„Ich will es versuchen“, flüstere ich.
Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus und plötzlich sind wir wieder die Jugendlichen von damals – voller Hoffnung, voller Liebe. Wir schlafen gemeinsam in unserem großen Bett und genießen die Zweisamkeit. Mehr wird es nicht. Warum - so mache ich mir Gedanken.
Doch tief in mir bleibt ein kleiner Rest Unsicherheit.
Denn was, wenn die Vergangenheit uns doch noch einholt?
Die nächsten Tage mit Peter bei mir sind wie ein Traum. Wir lachen, erinnern uns an alte Zeiten und genießen jede Sekunde miteinander. Es fühlt sich fast so an, als hätten wir nie getrennte Wege eingeschlagen.
Doch diese eine Frage bleibt in meinem Kopf: Wer war sie? Die Frau, von der er sprach.
Ich will es nicht wissen – und doch kann ich nicht anders.
Eines Abends, während wir zusammen kochen, kommt der Moment, in dem ich es nicht mehr zurückhalten kann.
„Peter…du hast gesagt, es gab jemanden.“ Ich lege vorsichtig das Messer beiseite und sehe ihn an. „Wer war sie?“
Er hält inne. Sein Blick wird ernster.
„Sie hieß Anna“, sagt er schließlich. „Wir waren zusammen. Fast zwei Jahre.“
Zwei Jahre. Genau die Zeit, in der wir keinen Kontakt hatten.
„Warum habt ihr euch getrennt?“ Meine Stimme ist leise, fast ängstlich.
Peter seufzt. „Ich war nie ganz bei ihr. Nicht so, wie sie es verdient hätte.“ Dann sieht er mich an. „Weil mein Herz immer noch an jemand anderem hing.“
Mir bleibt die Luft weg.
„An mir?“, flüstere ich.
Er nickt. „Ja.“
Mein Herz sollte vor Freude hüpfen, aber da ist noch etwas Anderes.
„Und warum…warum hast du dann nie etwas gesagt?“
Er schaut zur Seite. „Weil ich dachte, du wärst längst über mich hinweg.“
-Stille.-
Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder verletzt sein soll. All die Jahre des Wartens, des Zweifelns – nur weil wir beide Angst hatten, die Wahrheit auszusprechen?
Dann höre ich es.
Ein leises Vibrieren. Sein Handy.
Ich sehe ihn an. Er sieht mich an.
Keiner bewegt sich.
Dann nimmt er es langsam aus der Tasche. Ein Name leuchtet auf.
Anna.
Mein Herz krampft sich zusammen.
„Warum ruft sie dich an?“, frage ich leise.
Peter sieht mich an, dann das Handy. Er drückt den Anruf weg.
„Es spielt keine Rolle mehr“, sagt er entschieden. „Ich bin hier. Bei dir.“
Doch die Unsicherheit bleibt.
Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, aber die nächsten Tage sind anders. Peter spürt es. Er versucht, mich mit kleinen Gesten aufzumuntern, doch da ist eine Distanz zwischen uns, die vorher nicht da war.
Dann passiert es.
Wir sitzen beim Frühstück, als sein Handy erneut vibriert. Diesmal nimmt er ab.
„Anna…bitte, ich habe dir alles gesagt. Nein, ich kann jetzt nicht…“.
Mein Körper wird eiskalt.
Er sieht mich an, seine Augen flehend. Doch ich stehe wortlos auf und verlasse den Raum.
Ich will nicht hören, was er zu sagen hat. Ich kann nicht.
In mir tobt ein Sturm. Ich liebe ihn. Ich habe ihn all die Jahre geliebt. Aber was, wenn ich nur eine Übergangslösung bin?
Ich verbringe den Tag allein. Laufe ziellos durch die Straßen, lasse den Wind meine Gedanken klären.
Am Abend stehe ich wieder vor meiner Haustür – und da sitzt er. Auf meiner Treppe. Im Regen.
„Ich habe gewartet“, sagt er leise, als er mich sieht.
Mein Herz bricht und heilt zugleich.
„Ich will keine Geheimnisse mehr“, sage ich. „Ich will nicht jemanden lieben, der mit einem Bein noch in der Vergangenheit steht.“
Er steht auf, kommt auf mich zu. „Dann lass mich dir beweisen, dass meine Vergangenheit keine Rolle mehr spielt.“
Seine Hände umfassen mein Gesicht, seine Stirn lehnt gegen meine.
„Es warst immer nur du“, flüstert er. „Und wenn du mir glaubst…dann gib mir diese eine Chance.“
Ich schließe die Augen. Mein Herz schlägt wild.
Und dann lasse ich es zu.
Lasse zu, dass wir endlich das sind, was wir immer sein sollten.
Zusammen.
Weitere Tage vergehen und mit jeder Stunde, die wir zusammen verbringen, fühlt sich alles richtiger an. Keine Zweifel mehr, keine Ängste. Nur wir Beide.
Peter hält sein Wort. Er spricht mit Anna, klärt alles – endgültig. Ich sehe die Erleichterung in seinen Augen, als er mir davon erzählt. „Es ist vorbei“, sagt er. „Und es war längst überfällig.“
Ich glaube ihm. Zum ersten Mal seit langem kann ich wirklich loslassen.
Am nächsten Tag sitzen wir wieder auf unserer alten Bank im Park. Die Blätter färben sich langsam bunt, der Herbst liegt in der Luft. Peter nimmt meine Hand, verschränkt seine Finger mit meinen.
„Glaubst du, wir haben unsere zweite Chance verdient?“, fragt er leise.
Ich sehe ihn an, lächle. „Ja. Und ich werde sie nicht mehr loslassen.“
Er beugt sich vor, seine Lippen treffen meine, sanft und voller Wärme. In diesem Moment gibt es nur uns, keine Vergangenheit, keine Zweifel.
Nur Liebe.
Und während die Blätter langsam von den Bäumen fallen, weiß ich:
Dies ist nicht das Ende.
Es ist unser neuer Anfang.
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