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Herz in Flammen

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Alles fing damit an, dass er mich verlassen hatte. Die große Liebe meines Lebens, so dachte ich zumindest. So plötzlich und unerwartet. »Es ist vorbei.« Die Worte brannten sich in mein Herz, auf meine Seele wie ein heißes Schwert sich in die Haut.

Das Leben schien keinen Sinn mehr zu haben ohne ihn an meiner Seite. Was hatte ich nur falsch gemacht? Diese Frage quälte mich Stunde um Stunde, Tag um Tag, Jahr um Jahr. Ich weiß schon nicht mehr wie viele, zuviel. Da ich mir dachte es muss doch irgendwie weitergehen, versuchte ich eine neue Liebe zu finden. Doch diese Versuche endeten alle im verkrampften Chaos von Selbstzerstörung und der Unmöglichkeit, Nähe zuzulassen. Was ich so suchte fand ich nie.

Eines Tages, ich hatte schon längst den Glauben an Liebe verloren, schien die trostlose Zeit vorbei zu sein. Es war, als wäre mir ein Engel erschienen. Die Glut in meinem Herzen, die ich längst erloschen glaubte, wurde entfacht. Mehr noch, es entbrannte ein ungeahntes Feuer in mir an dem jeder Pyromane seine wahre Freude gehabt hätte. Mein Pulsschlag stieg in ungeahnte Höhen. Der Verstand setzte vollkommen aus und ich konnte den Blick nicht abwenden. Nie vorher war mir so etwas passiert.

Es war meine erste Begegnung mit Simone. Sie wurde mir als neue Arbeitskollegin vorgestellt und ich konnte gerade so meinem Namen herausstammeln, so dass sie denken musste »Oh Gott, wo bin ich denn hier gelandet.«

Seitdem kreuzten sich unsere Wege nun fast täglich und jedes Mal, wenn ich ihr begegnete entfachte sich das Feuer in meinem Herz von neuem. Ich hatte Angst, denn solche Empfindungen kannte ich bis dato noch nicht. Dass mir so etwas ausgerechnet bei einer Frau passieren würde, hätte ich in meinen kühnsten Träumen niemals geahnt. Und doch war es geschehen.

Sie war wirklich wunderschön, obgleich schon um einiges älter als ich. Ihr halblanges Haar, das eine leicht rötliche Tönung auf dem eigentlichen braunen zeigte, strich sie oft hinters Ohr, was ihr wunderbares Antlitz noch mehr zum Vorschein brachte. Die kleinen Krähenfüßchen an den braunen Augen und die süßen Lachfalten rechts und links ihrer Mundwinkel brachten mich fast um den Verstand.

Manchmal in sonst schier endlos scheinenden Sitzungen, in denen ich mich daran erfreute ihren Anblick genießen zu dürfen und die darum nun immer viel zu kurz waren, setzte sie ihre Lesebrille auf. Ich denke sie war damit ein wenig eitel, da sie dies nicht oft tat und lieber die Augen ein wenig zusammenkniff, um alles sehen zu können.

Aber ich fand sie auch damit einfach umwerfend. Umso mehr ich mich für Simone begeisterte, desto mehr warf mich dann auch die Tatsache um, dass sie bereits seit zehn Jahren eine Beziehung zu einem Mann hatte. Eigentlich hätte ich mir denken können, dass solch eine Frau nicht alleine ist. Und dann war sie jetzt auch noch mit ihm zusammengezogen, nach so langer Beziehung erst.

Ein Zeichen, dass sie nicht leicht zu haben war, aber sich nun scheinbar festgelegt hatte.

Doch es sollte noch schlimmer kommen. Auf einer Betriebsfeier lernte ich ihren Freund kennen. Und verdammt, er war nett, gutaussehend, charmant, höflich, lustig, ein echter Traummann eben. Liebevoll nannte sie ihn »Muck«, während ich vor Eifersucht fast zerbarst. Ein gutes hatte der Abend dennoch. Das erste Mal sah ich Simone tanzen. Und mit dem Blick der Liebenden verfolgte ich jede ihrer elfengleichen Bewegungen. Stets darauf bedacht, dass die Kollegen nichts merkten und ich glaube, dass gelang mir ganz gut.

Denn es durfte doch niemand erfahren wie es in meinem Innersten aussah. Lange hatte ich schon mit mir gerungen, bis ich mir die Liebe zu Simone endlich eingestand. »Nein, das geht nicht, sie ist doch eine Frau.« versuchte ich sie mir aus dem Kopf zu schlagen. Jedoch gelang mir dies nicht.

Erzählen konnte ich auch niemandem davon. Nicht meiner Familie, noch meiner besten Freundin. Ich bin fest überzeugt, dass sie dies toleriert und vielleicht sogar Verständnis gehabt hätten. Aber irgendetwas in mir sträubte sich dagegen, ich wusste nicht was es war.

Vielleicht das Gefühl als nicht »normal« zu gelten, die Angst vor Unverständnis, vor Moralpredigten, vor Sprüchen wie » das ist nur eine Phase, wart mal ab du findest schon den richtigen Mann« oder ähnlichem.

Auf jeden Fall konnte ich mich niemandem anvertrauen. Und Simone meine Gefühle zu gestehen war für mich vollkommen abwegig. Niemals hätte ich mich ihr eröffnen können, weil ich die Antwort doch längst kannte »Nein, niemals.«

Diese Liebe wird niemals Erfüllung finden, dessen bin ich mir leider schmerzhaft bewusst und doch wird sie bleiben und nicht mehr gehen.

Und wenn mich einmal jemand fragt werde ich sagen können: »Ja, ich habe geliebt.« Obwohl ein »Ja, ich wurde geliebt« doch alles ist, worin meine ganze Hoffnung liegt.

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